Passende Wellen - Ben Griessler - E-Book

Passende Wellen E-Book

Ben Griessler

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Beschreibung

Benno, ein introvertierter Mann, kämpft auf seiner Suche nach der wahren Liebe mit zahlreichen Rückschlägen, dabei gerät er auf einen dunklen Pfad. Er lernt zwar viele Frauen kennen, doch der oberflächliche Sex lässt ihn einsam und unerfüllt zurück. Unter anderem ist Benno auch ein Surfer, er teilt seine Leidenschaft mit seinen Freunden Taj und Kyra. In einem aufregenden Surfcup stellt sich Benno gemeinsam mit seiner Crew einer gewalt-bereiten Surfergang gegenüber.

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Seitenzahl: 186

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Zuvor Surfende Liebe & Surfende Liebe 2

©2021

1. Auflage 2023

© 2023 Alle Rechte vorbehalten.

Erstellt von Ben Griessler

Cover: PAGE19 -Team

PAGE19 PUBLISHING HOUSE

& STORE

Volksbankplatz 1

8230 Hartberg

[email protected]

www.page19.eu

Die Playlist:

Happy Now von Kygo

Perfect Strangers von Jonas Blue.

Making Breakfast von Twin Peaks

Closer von Chainsmokers

Lovers on the Sun von David Guetta

Levitating von Dua Lipa

Summertime Sadness von Lana Del Rey

When Will I Be Loved von Linda Ronstadt

Baila Me von Gipsy Kings

Safari von J Balvin

Glorious von Macklemore

Summer Days von Martin Garrix

Easy von Justin Starling

Toca Toca von Fly Project

Calm Down von Rema

La La Land von Bryce Vine

Passende Wellen

Ben Griessler

Ein ereignisvoller Abend

„Yo, Benno, wetten wir doch, wenn du die krasse Welle da hinten packst, dann gebe ich heute einen aus!“

„Deal! Safe ohne Wipe Out!“ Rief Benno seinem Freund Taj zu. Benno surfte schon einige Riesenwellen, jedoch birgt jede ein neues Risiko und einen riesigen Adrenalinschub, wenn man die Welle surft.

Benno legte sich auf sein Surfbrett und paddelte rasch zu einer schnell nähernden Welle. Mit einem gekonnten Sprung stand er genau in der richtigen Sekunde auf der Riesenwelle. Er vollführte einige Turns und ließ sich dann gemütlich und mit einem Shakagruß an Land schieben. Aus seinen braunen Locken tropfte frisches Meereswasser, er schüttelte sie leicht ab, bevor er sein Board schnappte und zu Taj ging.

„Respekt, Bro! Echt Nice!“ Taj klopfte den jungen Halbhawaiianer auf die Schulter und zupfte ihm ein Algenblatt vom Rücken.

Benno wickelte seine Leash auf und ging mit seinem besten Freund zum Wagen. Er hatte selbst nur eine Brixton, eine BX500 in Silber. Wenn die Freunde jedoch zum Strand fuhren, nahmen sie meist den grauen Suzuki von Taj. Nachdem sie ihre Boardbags im Geländewagen verstaut hatten, gingen die jungen Surfer auch schon zur chilligsten Bar in ganz Kalifornien.

Die Landlord-Bar hatte rund um die Uhr geöffnet und war in der Gegend sowohl bei Surfer als auch bei weiblichen Fitnessmodels beliebt. Die chillige Musik und das Geräusch der brechenden Wellen im Hintergrund erzeugten ein typisch tropisches Flair. Benno und Taj waren so gut wie jeden Tag dort, so eine Art zweites Zuhause. Taj hatte nie ein Problem, mit Frauen ins Gespräch zu kommen, mit seinem Auftreten und den schwarzen Haaren in Kombination mit den smaragdgrünen Augen hatte er bei jedem weiblichen Model leichtes Spiel. Dies galt jedoch nicht für Benno, er hatte nie wirklich Freunde bis auf Taj. Er war schon immer schüchtern und hatte enorme Probleme mit anderen Menschen ein einfaches Gespräch zu beginnen. Also schaute er jeden Abend den anderen Surfern zu, wie sie haufenweise Girls verführten. Zum derzeitigen Zeitpunkt wollte der junge Surfer nur eines, endlich die Frau fürs Leben zu finden.

„Aloha, krass wie du eben die Monsterwelle gesurft bist. Übrigens, ich bin Kyra!“ Benno realisierte zunächst gar nicht, dass das braunhaarige Mädchen, das neben ihm stand, mit ihm redete und nicht mit dem Bodybuilder hinter ihm. Sie streckte ihm die Hand entgegen und stellte sich vor. „Kyra White, nett dich kennenzulernen!“

Benno musterte leicht verwirrt die junge Dame, ihre braunen Haare ragten ihr bis zur Hüfte und schmiegten sich fast perfekt an ihrem wohlbetonten Körper, doch was Benno die meiste Aufmerksamkeit raubte, war nicht ihre Figur, sondern ihre Augen. Diese waren fast honigfarben trotz des gedämpften Lichtes „ungewöhnlich“ dachte er sich und nahm ihre Hand.

„Das eben …? Ehm, das war doch ein Kinderspiel. Ich heiße Benno!" Nach einer kurzen Stille, in der Benno verzweifelt versuchte, einen weiteren Satz rauszuwürgen, jedoch sprach Kyra schon weiter.

„Ich bin neu hier, treffen wir uns doch am Abend wieder hier. Ich muss jetzt leider weiter zu einem Fotoshooting.“

„Gern, sagen wir doch so gegen acht?“

„Passt, bis später!“, sagte Kyra und winkte ihm, Benno verabschiedete sich und ging zu Taj und erzählte ihm von seiner neuen Bekanntschaft. Nachdem er die Story kurz schilderte, dachte Taj kurz nach und sagte:

„Das hört sich ja spitze an, was hast du denn jetzt vor?“

„Keine Ahnung Bro, ich will es langsam angehen, immerhin will ich sie ja nicht gleich verjagen.“

„Warte aber nicht zu lange, hier dein verdientes Bier!“ Taj reichte ihm ein bereits geöffnetes Corona und stieß mit ihm auf eine legendäre Nacht an. Den restlichen Tag konnte Benno kaum zur Ruhe kommen.

„Was, wenn sie gar nicht auftaucht? Was wenn ich sie irgendwie verjage? Wie kann ich mich nur mit ihr unterhalten und über was?“ All diese Fragen gingen den jungen Surfer nicht mehr aus dem Kopf. Andauernd richtete er seine schulterlangen lockigen Haare und überlegte sich diverse Gesprächsthemen. Als er das letzte Mal zu aufdringlich war, meldete sich sein Date nie wieder. So etwas hinterlässt Narben gleich beim ersten Date so etwas. Benno wusste aber: „Ich muss was ändern, es könne ja schließlich nicht ewig so weiter gehen!“

Es waren nur noch wenige Stunden, bis die Sonne unterging. Benno hatte vor langer Zeit einmal etwas von einem Dating-Coach im Internet gehört. Auf einer Videoplattform lud dieser Coach regelmäßig Videos zum Thema Dating, Frauenerfolg und Selbstfindung hoch.

„Yo Benno, genieß doch den Sonnenuntergang, was schaust du ins Handy?“ Wollte Taj wissen. Benno erzählte ihm vom Dating-Coach und hoffte insgeheim noch einen letzten Rat von Taj zu bekommen.

„Was soll ich jetzt tun? Wie soll ich sie überhaupt begrüßen?“ Taj lachte kurz und sagte zu ihm:

„Mit einem Knicks und einem Handkuss natürlich. Ne Spaß, eine einfache Umarmung tut es auch“. Anschließend wünschte Taj seinen Freund alles Gute und verschwand im hinteren Bereich der Bar. Taj arbeitete dort seit gut einem Jahr als Barkeeper und kam so noch leichter mit den Frauen ins Gespräch.

Kurz bevor Kyra auftauchen sollte, zupfte sich Benno noch sein hellblaues Hemd, dieses Mal kein Hawaiihemd zurecht und strich seine verwuschelten Haare glatt. Nervös schaute er auf seine Armbanduhr.

Nach zehn weiteren Minuten vergeblichen Wartens, gerade als der junge Surfer wieder nach Hause gehen wollte, erblickte er schon die völlig außer Puste nähernden Kyra.

„Sorry für die Verspätung ... bei meinem Fahrradreifen war die Luft raus, also musste ich hierherlaufen.“

„Kein Ding, immerhin bist du ja jetzt da, was willst du denn trinken?“

„Nichts Besonderes, bestell mir bitte ein Corona.“ Er nickte und bestellte zwei Corona beim Barkeeper, dann suchte er rasch eine freie Sitzecke und ging mit Kyra zu einem weißen Stoffsofa mit dunkelbraunem Flechtgestell.

„Surfst du auch?“ Wollte Benno wissen.

„Würde ich gern, eigentlich bin ich aus London hierhergezogen, da ist es eher regnerisch und kalt, surfen steht leider auch nicht auf der Tagesordnung.“

„Oh ... Kennst du denn jemanden in Kalifornien?“ Fragte Benno. Kyra verneinte und trank einen Schluck vom Bier.

„Oh doch, ganz vergessen, mein Onkel wohnt auch in L.A..

„Und du arbeitest hier in Los Angeles als Model?“

„Nope, wie kommst du drauf?“

„Oh dachte nur, weil du vorhin Fotoshooting gesagt hast.“

„Yup, da war ich auch eben nur nicht als Model, sondern als Fotografin. In England habe ich eine professionelle Ausbildung zur Fotografin absolviert und versuche jetzt in L.A. davon zu leben.“

„Interessant ...“, meinte Benno und rutschte so gut es ging, ein Stückchen näher an Kyra heran. Unbeirrt dessen redete Kyra weiter. Nach einer Weile war Benno wieder am Wort und erzählte von seinem Job.

„Zurzeit arbeite ich in einer Fischbude in der Nähe vom Hafen. Jedoch macht mir das Ganze keinen Spaß. Die Leute, die da essen gehen, sind meistens schlecht gelaunt und geben nie Trinkgeld. Ich mein ein Lächeln bringt doch keinen um, oder?“

Kyra nickte und setzte ein überzeichnetes Lächeln auf. Nun musste auch Benno grinsen. Der junge Surfer schaute Kyra tief in ihre magisch anziehenden Augen und lehnte sich vorsichtig vor. Er nahm all seinen Mut zusammen und küsste sie zärtlich.

„Oh mein Gott … warte, warte, warte!“

„Was ist?“ Hackte Benno nach.

„Ich habe wohl vergessen dir zu sagen, dass ich einen Freund habe, er studiert noch in London.“

„Ups, das wusste ich nicht, sorry, sonst hätte ich ja niemals!“

„Eigentlich such ich nur neue Freunde hier in Los Angeles, ich hoffe du verstehst das.“

„Klar, ich mein dagegen habe ich ja auch nichts, außer Taj habe ich eh keine richtigen Freunde.“

„Das heißt wir werden Freunde?“, fragte Kyra. Benno dachte kurz nach und umarmte Kyra und nickte.

„Auf neue Freunde!“, die beiden erhoben ihr Bier und stießen an. Taj beobachtete den missglückten Kussversuch und die Umarmung. Der Barkeeper wartete einen Moment und ging dann zu seinem Freund und Kyra.

„Darf ich euch noch was bringen?“

„Taj! Gut, dass du da bist, Taj das ist Kyra. Kyra, das ist mein Freund Taj!“

„Sehr erfreut.“ Sagte Kyra und umarmte den Barkeeper. Taj nahm sich einen Stuhl vom Nebentisch und setzte sich zu den beiden dazu. Kyra erzählte nochmals ihre Story und schloss auch Taj sofort in ihr Herz.

„Und du surfst auch?“

„Ja, schon seit meiner Kindheit.“

„Nice, könntet ihr mir das vielleicht morgen beibringen?“ Gleichzeitig riefen die beiden Jungs:

„Klar!“

Sie beschlossen, sich am nächsten Morgen in der Früh unten am Strand zu treffen, jedoch eben erst morgen, also holte Taj ein gekühlte Flasche Wodka mit Orangensaft. Er goss jeden einen Drink ins Glas und gab den DJ die Anweisung nun etwas Peppiges aufzulegen. Der DJ ging den Wunsch seines Kollegen und Freundes nach und spielte in der nächsten Minute etwas von Martin Garrix.

Die restlichen Gäste befürworteten den feierlichen Aufschwung und einige Teenager begannen auf der Terrasse zu tanzen. Von der hervorragenden Stimmung mitgerissen, gingen auch die drei neuen Freunde auf die Tanzfläche und begannen zu shuffeln. Durch das viele getanze wurden die drei durstig und begannen einen Drink nach dem anderen zu leeren. Das Salz vom Tequila war hierbei nicht gerade förderlich. Für die Bar allerdings war das spontane Partyevent enorm gewinnbringend.

Nach gut einer Stunde waren sie zu erschöpft, um noch zu einem weiteren Song von Avicii oder Kygo zu tanzen und gingen zu einem nahen gelegenen Pier. Dort setzten sie sich auf die Kante und ließen ihre Beine baumeln. Im Hintergrund hörten sie die dumpfe Musik der Party.

Benno mit seinen eins dreiundneunzig saß in der Mitte, Taj und Kyra lehnten freundschaftlich ihren Kopf an seine Schulter und genossen zunächst das Brechen der Wellen. Nach einiger Zeit erkannten sie langsam die aufgehende Sonne am Horizont. Immer noch alkoholisiert blickte Benno verdutzt auf seine Uhr und stellte fest, dass in zwei Minuten seine Schicht in der Fischbude begann.

„Das schaff ich nie, und mit dem Bike kann ich auch nicht fahren.“ Er setzte sich rasch auf, zog sich seine schwarzen Vans an und spurtete über den Strand in Richtung des Hafens. Nach einem rekordverdächtigen Sprint kam er fast eine Viertelstunde später beim Restaurant völlig außer Puste an. Dort wartete schon ungeduldig sein Chef.

„Du kannst gleich wieder umdrehen, so ein Verhalten dulde ich hier nicht!“

„Sorry, es wird safe nicht mehr vorkommen!“

„Ja das stimmt, du bist gefeuert, ciao!“

Betrübt und niedergeschlagen drehte sich Benno um und ging wieder zur Landlord-Bar. Mittlerweile ist die Sonne schon fast komplett aufgegangen und erwärmte den Sand. Taj und Kyra hatten sich in der Zwischenzeit bereit für die Surfstunde gemacht. Taj holte das Ersatzboard vom Wagen und fing an, Kyra die Basics zu erklären.

Die Surfstunde

Beim Surfspot angekommen, erblickte er zuerst Kyra. Diese schaute ihm verwundert an.

„Musst du nicht arbeiten?“ Benno blieb einige Meter entfernt und schüttelte den Kopf.

„Nö ... Wurde gefeuert!“ Empathisch wie Kyra war, umarmte sie ihm sofort, nun erkannte auch Taj den Ernst der Lage und tröstete seinen Freund.

Taj war nicht sehr sentimental oder sensibel, jedoch wusste er, was er selbst in dieser gerne Situation haben würde. Also ging er zum Geländewagen und holte drei Coronaflaschen aus einer Kühltasche. Mit einer lässigen Bewegung öffnete er jedes Bier nacheinander mit dem Haken der Seilwinde. Kyra und Benno nahmen das kühle Getränk dankend entgegen.

„Was wirst du jetzt tun?“ Fragte Taj.

„Weiß ich noch nicht, hoffentlich find ich schnell einen neuen Job, sonst muss ich das Strandhaus verkaufen.“

„Du hast ein Haus?“ Wollte Kyra wissen.

„Yeah, wurde mir von meinen Eltern vererbt, dennoch muss ich monatlich Essen und Strom bezahlen.“

Kyra dachte kurz nach, gefolgt von einem Geistesblitz zückte sie ihr Handy aus ihrem Billabong-Hoodie und tippte eine Nummer ein. Währenddessen die Verbindung aufgebaut wurde, entfernte sie sich langsam, sodass die anderen nichts vom Telefonat mithören konnten. Nach einigen Minuten kam sie wieder zu den Jungs zurück.

„Also ich hätte da einen Job für dich, jedoch musst du davor noch etwas machen.“

„Okay, was muss ich denn tun?“

„Nichts besonders, wir surfen jetzt einige Wellen und dann fahren wir zu meiner einzigen Bekanntschaft in Kalifornien, meinem Onkel Gustav, jedoch will er lieber G-Dawg genannt werden.“

„Spitze, worauf warten wir also, lass uns surfen!“

In der Zwischenzeit montierte Taj bereits die Finnen und die Leash auf dem Ersatzboard. Die drei legten ihre Boards nebeneinander auf den Sand und gingen synchron die Grundlagen und einige Balanceübungen durch. Sobald die beiden jungen Surfer das Gefühl hatten, dass Kyra die Basics halbwegs beherrschte, wurde es ernst.

Die Freunde zogen sich ihre Wetsuits an und gingen ins Meer. Die knöchelhohen Wellen gaben schon ein ungefähres Gefühl, wie kalt dieser Surfausflug werden würde. Die Wellen waren um einiges niedriger als am Vortag, jedoch ging um einiges mehr Wind, was dazu führte, dass die Wellen rauer und unberechenbarer wurden. Nachdem sie ein wenig in den Ozean gegangen waren, legten die Surfer sich aufs Surfbrett und begannen zu paddeln. So schnell konnte Kyra gar nicht schauen, da stand Taj schon am Board und surfte auf einer Welle wieder zum Strand.

„So die Nächste gehört dir!“ Rief Benno ihr zu. Die junge Engländerin nickte und atmete tief ein, ehe sie nach einer geeigneten Welle Ausschau hielt.

Einen Moment später erblickte sie auch schon eine scheinbar geeignete Welle. Kyra paddelte hin und machte sich bereit. Als die Welle unter ihr war, sprang Kyra schnell aufs Brett und surfte einige Meter mit, ehe sie wegen ein plötzlichen Turnmanöver vom Board ins Wasser flog. Da Kyra nicht sofort zu sehen war, schwamm Benno rasant zu ihr hin und wollte ihr helfen. Doch noch bevor er zur Unglücksstelle ankam, tauchte sie schon putzmunter auf.

„Kyra, gehts dir eh gut?“

„Ja, nichts passiert!“, antwortete die nun getaufte Surferin.

Nun kam auch schon die nächste Welle groß genug, um von beiden gesurft zu werden. Die zwei erkannten die Welle zeitgleich und so konnten sie sich rechtzeitig bereit machen. So schnell konnte Kyra gar nicht denken, da stand sie schon reflexartig auf der Welle. Nun musste sie nur noch das Gleichgewicht halten. Mit einigen Metern Abstand bewegte sich Benno neben Kyra auf der großen Welle. Langsam schrumpfte die Welle wieder, jedoch näherten sie sich dem Strand immer schneller. Am Strand wartete bereits Taj und schaute den beiden zu. Taj surfte gut und gerne, doch er wollte mehr, er träumte seit Jahren schon davon, bei der Surfweltmeisterschaft mitzumachen. Jedoch hatte er bis dato noch keine Gelegenheit, sein Können zu beweisen. Am Strand angekommen nahmen Benno und Kyra ihr Board unter den Arm und gingen zu ihren Freund Taj.

„Yo, jetzt bist du dran, auf gehts fahren wir zu G-Dawg!“, sagte Benno zu Kyra, währenddessen er die Leash und den Wetsuit auszog.

„Genau, am Abend surfen wir aber schon noch mal, oder?“ Taj und Benno schauten sich kurz an und meinten:

„Da kann jemand nicht genug bekommen, aber safe!“ Da der Suzuki von Taj nur Platz für zwei Personen hatte, musste einer zurückbleiben.

„Ich muss eh gleich arbeiten, fahrt ruhig ohne mich.“ Meinte Taj und warf Benno die Autoschlüssel zu. Benno bedankte sich und machte für Kyra die Beifahrertür auf, der Halbhawaiianer wollte so häufig es ging, ein wahrer Gentleman sein.

Sowie die junge Frau eingestiegen war, schloss er die Tür sanft und ging zur Fahrerseite, dann startete er den Motor und winkte seinen Freund zum Abschied. Nachdem sie kurz auf der Straße fuhren, bog Benno in eine unbefestigte Straße außerhalb der Stadt ein und wirbelte hinter sich eine kleine Staubschicht auf. Nach dem etwa zweihundert Meter langen Weg blieben sie vor einem großen silbernen Eisentor stehen. Es dauerte einen kurzen Moment, ehe ein gelbes Licht zu blinken begann und das Tor sich in Bewegung setzte. Benno rollte danach langsam auf den Hof und folgte den Anweisungen von Kyra, welche ihm zum Büro dirigierte.

Vor der blau-weißen Bürotür stand bereits G-Dawg und rauchte einen Joint. Jedoch dämpfte er ihm sofort aus als er Kyra sah und steckte sich den Joint in die Hosentasche.

„Kyra, wie haben uns ja ewig nicht mehr gesehen!“

„Yup, fast zwei Wochen, ich habe da wem für dich mitgebracht.“ Sagte Kyra und schritt zur Seite, sodass sich Benno persönlich vorstellen konnte.

G-Dawg und Benno verstanden sich auf Anhieb. Kyras Onkel machte ihr einen Kaffee, bevor er Benno den Hof und die Maschinen zeigte. Nach einem lustigen Bewerbungsgespräch wurde es ernst. G-Dawg setzte sich mit Benno auf ein kleines Holzpaket und redete jetzt Tacheles.

„Willst du denn hier arbeiten?“ Fragte der Firmenchef. Nach einem kurzen Moment der Stille antwortete Benno leise.

„Ja gern, also wenn das für dich passt, ich werde auch fleißig sein und niemals zu spät kommen.“

„Perfekt, dann soll es so sein. Wenn du aber mal verkatert vom Vortag sein solltest, ruf einfach an, immerhin war ich ja auch mal jung“, sagte G-Dawg und zwinkerte den jungen Surfer zu. Nun gesellte sich auch Kyra wieder zu den Männern auf die provisorische Couch und feierte mit ihnen den neuen Job.

„G-Dawg, sag, wann kann ich eigentlich anfangen?“

„Fang doch gleich morgen an, jedoch würde ich sagen, wir gehen vorher noch in eure Stammbar!“ Benno und Kyra mussten sofort grinsen.

„Ich muss hier noch was erledigen, treffen wir uns doch nachher am Strand! Benno, zeig meiner Nichte doch ein wenig die Stadt.“ Der Surfer nickte mit einem zufriedenen Lächeln und verabschiedete sich vorerst von G-Dawg.

„Bevor ich dir die Stadt zeig, muss ich mich noch umziehen. Und das Beste kommt noch, du lernst endlich Josi kennen.“

„Josi? Na, da bin ich mal gespannt!“, meinte Kyra neugierig.

Kurze Zeit später kamen sie auch schon bei Bennos Strandhaus an. Das Haus wurde fast ausschließlich nur mit Holz gebaut. Damit man vor eventuellen Unwetterkatastrophen geschützt war, befand sich der eigentliche Wohnbereich auf Stelzen und war nur mit einer Holzstiege zu erreichen. Benno parkte den Suzuki von Taj neben seinem Motorrad unter dem Strandhaus.

„Komm, aber du darfst dich nicht erschrecken.“ Vorsichtig ging sie hinter Benno die Stiegen rauf. Noch bevor er die Glastüre komplett aufschließen konnte, erschien auch schon Josi.

Josi war ein weißer Retrievermischling mit einem schwarzen Fleck auf dem linken Auge. Ihr Fell war durch den ganzen Sand und dem Salzwasser nicht gerade das flauschigste. Doch ihrer zutraulichen Art konnte keiner lange standhalten. Während sich Benno umzog, streichelte Kyra den liebenswerten Hund. Ein paar Minuten später kam der Halbhawaiianer mit zwei Helmen zurück.

„Auf gehts, wenn wir es noch vor Sonnenuntergang schaffen wollen, müssen wir uns sputen!“

Die Engländerin streichelte Josi zum Abschluss noch einmal und ging dann zur Brixton. Sie setzte sich hinter Benno hin und legte ihre Arme um seinen Körper. Die beiden verließen die Küstengegend und fuhren auf einem Highway in die Stadt hinein.

Nachdem sie gute zwei Stunden durch Los Angeles cruisten, beschloss Benno noch Kyra etwas ganz Besonderes zu zeigen. Den atemberaubenden Sonnenuntergang von einer Aussichtsplattform in den Hills. Nach einer kurzen Fahrt in den Hills kamen die beiden gerade rechtzeitig an. Der junge Surfer stellte die Maschine ab und ging mit Kyra zur Absturzsicherung und setzte sich dort mit ihr hin. Schulter an Schulter genossen sie den unbezahlbaren Augenblick. Kyra drehte sich kurz und schaute Benno von der Seite an, dabei verspürte sie eine leichte Wärme. Doch als Benno auch begann, sich zu ihr zu drehen, reagierte Kyra schnell und schaute sich wieder den Sonnenuntergang an.

„Es wird schon gleich dunkel, wir sollten uns auf den Weg zur Bar machen!“ Meinte Benno.

Kyra schwieg noch einen Moment, ehe sie aufstand und sich bei Benno für den Ausflug bedankte. Beide konnten den angenehm kühlen Wind, welcher durch ihre Haare glitt, spüren und genossen die letzten Sonnenstrahlen auf dem Weg zur Bar.

„Und, du bist dir ganz sicher, dass du einen Freund hast?“, sagte Benno spaßhalber zu Kyra. Diese musste sofort lachen.

„Ja bin ich, heißt aber nicht, dass wir keine schöne Freundschaft haben können!“ Am Strandparkplatz angekommen, bedankte sich der junge Surfer nochmals für den Job, und bot ihr an, ein Getränk auszugeben.

„Wenn ich nicht wüsste, dass du sowieso fast alle Getränke dort kostenlos bekommst, wäre ich ja fast geschmeichelt.“, meinte Kyra und zwinkerte ihm zu.

„Erwischt!“ Entgegnete Benno, während er ihr die Tür zur Bar aufhielt.

Eine unvergessliche Nacht

Hinter dem Tresen mixte Taj gerade einen Mai Tai, und servierte den Cocktail anschließend einer hübschen Brünetten. Kyra und Benno setzten sich neben der Brünetten und bestellten je einen Blue Lagoon. Benno drehte seinen Kopf kurz zur brünetten Schönheit um, diese entgegnete ihm mit einem sympathischen Lächeln. Der Halbhawaiianer räusperte sich kurz und sagte zu ihr:

„Ich glaub, wir kennen uns noch nicht, hey, ich bin Benno!“ Sichtlich beeindruckt antwortete die Brünette:

„Oh, nein noch nicht, ich heiße Michelle, mir gefallen deine Haare!“ Seine Wangen röteten sich leicht. Dieser versuchte jedoch, sich nichts anmerken zu lassen und nahm einen ausgedehnten Schluck von seinem Drink.

„Was treibt dich denn ganz allein zu einer Strandbar außerhalb der üblichen Touristengegend?“

„Das ist einfach zu beantworten. Ich wohne schon immer in L.A., jedoch bin ich erst seit Kurzem einundzwanzig und darf daher auch Alkohol trinken, außerdem wollte ich mal ganz für mich sein, mein Freund hat nämlich gestern erst Schluss gemacht.“

„Also betrinkst du dich jetzt ganz allein?“

„Bis eben ja, nun hoffe ich aber mit dir und deinen Freunden mitzufeiern. Was feiert ihr?“ Nun kam auch Kyra wieder zu Wort, leicht eifersüchtig konterte sie:

„Unser Freund Benno hier hat soeben einen neuen Job bekommen!“ Sichtlich begeistert hob Michelle ihr Cocktailglas und stieß mit den anderen drei auf eine legendäre Nacht an.

Nachdem die jungen Erwachsenen die erste Runde getrunken hatten, kam auch G-Dawg dazu. Der Unternehmer und Skater zahlte großzügig die nächste Runde. Nachdem Benno noch ein paar wichtige berufliche Sachen geklärt hatte, konnte er sich wieder Michelle widmen.

„Lust ein wenig am Strand spazieren zu gehen?“, fragte er sie vorsichtig.

„Logisch, ich trink nur eben noch meinen Cocktail aus. Die Eiswürfel sind eh schon geschmolzen!“