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Kennt ihr Italien? Ein wirklich schönes Land. Dort scheint sehr oft die Sonne, es gibt schöne Wälder und Berge und obendrein liegt es am Mittelmeer. Da, in einem schönen alten Haus, machen Michael und seine große Schwester Emma Urlaub. Natürlich nicht allein, sondern mit ihren Eltern. Denn Michael ist erst fünf und Emma acht Jahre alt. Von diesem Urlaub in Italien gibt es viel zu erzählen. Vielleicht fragt ihr euch jetzt, was daran so spannend sein soll. Dann wartet ab, denn eines wisst ihr noch nicht: In Italien scheint nicht nur oft die Sonne, es gibt dort auch Gespenster. Und Elfen. Die Familie aus Deutschland wohnt in La Ghiandaia, einem alten Bauernhof oben in den Bergen, der Teresa und ihrem Mann gehört. Bei dem alten Ehepaar ist auch ihre Enkelin Cristina zu Besuch. Cristina zeigt den Kindern aus Deutschland im Wald eine Höhle, in der es fliegende Mäuse und eine kleine Elfe geben soll. Obwohl Emma und Michael Angst haben, gehen sie mit und lernen tatsächlich eine Elfe kennen, die in der Höhle lebt. Cristina behauptet anschließend, dass auch ein Gespenst auf dem Berg leben würde. Michael will das Gespenst sofort sehen, aber Emma glaubt nicht, was Cristina erzählt. Es kommt zum Streit. Nachts suchen sie das Gespenst, das sich aber vor ihnen versteckt hält, weil es selbst Angst vor Menschen hat. Schuhuu – so sein Name – ist unglücklich, weil es kein schreckliches Schreckgespenst ist. Tatsächlich haben auch die Kinder keine Angst vor Schuhuu. Aber ein Gespenst, vor dem nicht einmal Kinder Angst haben, ist natürlich kein richtiges Gespenst. Wie können die Kinder Schuhuu helfen? Cristina hat die zündende Idee: Vielleicht kann die kleine Elfe nicht nur Menschen Gutes tun, sondern auch unglücklichen Gespenstern. Sie schmieden einen Plan, wie sie Schuhuu endlich helfen können. Doch dann gibt es eine große Überraschung - nicht nur für die Kinder, sondern auch für alle Erwachsenen.
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Seitenzahl: 124
Veröffentlichungsjahr: 2014
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Kennt ihr das Land der Sonne und der Gespenster?
Willkommen in La Ghiandaia
Das kleine Mädchen Cristina
Eine Maus kann doch nicht fliegen
Die kleine Elfe in der Höhle
Ein Ausflug in vergangene Zeit
Ein kleines Gespenst, das nicht klappt
Warum kippt der Turm nicht um?
Besuch in der Höhle
Ein kleines Gespenst macht großen Ärger
Teresa lädt ein
Ein widerspenstiges Gespenst
Die Nachtwanderung
Schuhuu, die kleine Elfe
Der letzte Tag in La Ghiandaia
Ein gespenstischer Abend
Auf Wiedersehen La Ghiandaia
Kennt ihr Italien? Ein wirklich schönes Land. Dort scheint sehr oft die Sonne, es gibt schöne Wälder und Berge und obendrein liegt es am Mittelmeer. Wenn ihr nicht genau wisst, wo Italien ist, müsst ihr auf eine Landkarte gucken. Italien ist das Land, das wie ein Stiefel aussieht. Da, in einem schönen alten Haus, haben Michael und seine große Schwester Emma Urlaub gemacht. Natürlich nicht allein, sondern mit ihren Eltern. Denn Michael ist erst fünf und Emma acht Jahre alt.
Von diesem Urlaub in Italien will ich euch erzählen. Vielleicht fragt ihr euch jetzt, was daran so spannend oder lustig sein soll. Dann wartet ab, denn eines habe ich euch noch nicht verraten: In Italien scheint nicht nur oft die Sonne, es gibt dort auch Gespenster. Und Elfen. Und wenn jemand die Geschichte, die ich jetzt erzähle, nicht glauben will, dem sage ich: Es gibt auch Menschen, die glauben, dass es den Nikolaus und das Christkind nicht gibt! Aber das ist natürlich Unsinn. Also ihr könnt sicher sein: Meine Geschichte von Schuhuu, dem kleinen Gespenst, das nicht klappt, ist genauso passiert, wie ich sie euch jetzt erzähle.
Das Auto bog links in das Tal ein. Die schmale Straße schlängelte sich durch das dichte Grün, rechts und links nichts als Bäume und Büsche. Inzwischen war es wirklich warm geworden. Die Sonne schien strahlend – das würde hoffentlich die nächsten Tage so bleiben. Schließlich gehört schönes Wetter zum Urlaub. Mama saß auf dem Beifahrersitz und genoss es, bald am Ziel ihrer Reise zu sein. Und dann nichts als Ruhe, einfach nur abschalten und Erholung, eine Woche weg vom Rummel der Großstadt. Hier in der Toskana war es einfach nur wunderschön. Die Hügel, das satte Grün des Hochsommers, keinen Gedanken würde sie mehr an die Heimat verschwenden, bis es wieder im Auto zurück über die Alpen nach Hause ging.
„Wann sind wir denn endlich da?“
„Ja, wie lange dauert es denn noch?“
Papa verdrehte die Augen und fuhr weiter. Wie oft hatte er diese Fragen von Michael und Emma in den letzten zwölf Stunden schon gehört, wenn die Kinder nicht geschlafen hatten? Leider hatten sie viel zu wenig geschlafen.
„Lasst euch überraschen, aber die Hälfte der Strecke haben wir bestimmt schon!“, antwortete Papa und lächelte.
„Du bist gemein“, raunte Mama. Beide wussten, in spätestens fünf Minuten würden sie die Endstation erreicht haben. Die Kinder auf den Rückbank schrien laut los.
„Das glaube ich nicht, ich will wieder nach Hause, mir ist heiß“, rief Emma.
Michael quäkte: „Wollt ihr den ganzen Urlaub mit uns im Auto verbringen? Bald fängt die Schule wieder an und wir sind nur rumgefahren!“
Mama drehte sich um: „Bis du in die Schule kommst, dauert es noch eine ganzes Jahr. Ich versprech´ dir, bis dahin sind wir wieder zurück!“ Sie lachte.
Eingeschnappt ließen sich Emma und Michael wieder in ihre Kindersitze fallen.
„Bekomme ich noch Wasser, sonst verdurste ich“, nörgelte Michael. Er war erst fünf. Aber er würde sein ganzes Leben lang versuchen, das letzte Wort zu haben, dachte Mama und reichte ihm die Trinkflasche nach hinten. Der Kleine nahm einen Schluck. Ohne sich zu bedanken, gab er die Flasche zurück, senkte den Kopf, verschränkte die Arme und knurrte vor sich hin. Willkommen in der Toskana, dachte Mama ...
Das Auto wurde langsamer, Papa nahm den Fuß vom Gas und bremste. Sie waren die ganze Zeit durch das schmale, aber sonnige Tal gefahren. Jetzt blieb das Auto an einer Kreuzung stehen, an der rechts eine kleine Schotterstraße steil den Berg hinaufführte.
„Das glaube ich nicht, hier müssen wir hoch?“, fragte Mama. Tatsächlich, da stand ein hölzernes Hinweisschild mit einem Vogel darauf. „La Ghiandaia“ – das musste es sein, die Wegbeschreibung stimmte.
„Da kommst du nie hoch, wie soll das denn gehen?“, fragte Mama ungläubig. „Hier muss es doch irgendwo eine richtige Straße geben.“ Papa bog ein und stoppte erneut. Vor ihnen ging es den kurvigen Schotterweg hinauf.
„Wieso? Du wolltest doch etwas richtig Abgelegenes und Einsames, oder? Also beklag‘ dich jetzt nicht. Obwohl ...“ Auch Papa hatte Zweifel. Mit dem vielen Gepäck und vier Personen war das Auto voll bepackt. Und wenn ihnen auf dem Schotterweg ein anderes Auto begegnen würde, könnte Papa nicht ausweichen.
„Was soll´s, willst du den Rest zu Fuß gehen und das Gepäck den Berg hochschleppen?“, fragte er nicht ganz ernst gemeint.
„Witzig“, gab Mama zurück.
Die Kinder waren wieder hellwach. „Ich wusste doch, dass du uns nicht die Wahrheit gesagt hast, Papa“, sagte Emma.
„Sind wir also endlich da?“, fragte Michael.
„Ja, wenn wir das hier irgendwie schaffen, sind wir da.“ Papa gab vorsichtig Gas, der Schotter unter den Rädern spritzte von unten gegen das Auto, sie bewegten sich den Berg hinauf.
Es wurde noch steiler, das hatte man ihnen im Reisebüro verschwiegen. Aber jetzt gab es kein Zurück mehr. Die Räder drehten durch, nur sehr mühsam schleppte sich das Auto den Berg hinauf.
„Mutter Gottes“, flüsterte Mama.
Michael hörte das: „Wieso Mutter Gottes? Ich denke, Oma ist deine Mama.“
„Ja, ja, jetzt sei mal eine Sekunde ruhig bitte“, kam es von vorn zurück.
Mamas Nerven lagen blank. Ihr Gesicht hatte etwa die gleiche Farbe wie der aschgraue Staub, den das Auto aufwirbelte. Emma schwieg und hielt ihre Puppe fest umklammert. Papa drehte derweil verzweifelt am Lenkrad und versuchte, eine steile, enge Kurve zu meistern. Er hatte Schweiß auf der Stirn stehen.
„Sag mal, was machst du eigentlich, wenn dir jetzt ein Auto entgegenkommt?“, fragte Michael. Die Räder verloren jetzt jeglichen Halt, sie drehten voll durch, der Motor heulte auf.
„Kann der endlich mal die Klappe halten“, blaffte Papa.
Ungerührt setzte Michael nach: „War doch nur so ´ne Frage ...“
„Ja wirklich, eine verdammt gute Frage. Und jetzt Ruhe, sonst schaff´ ich das nie!“
Aber inzwischen hatte der Kombi wieder festen Boden unter den Rädern und krabbelte weiter den Berghang hinauf. Kurve folgte auf Kurve, sie kamen in einen Wald, es wurde flacher, aber die Schlaglöcher wurden allmählich zu großen Kratern.
„Wenn wir da oben lebend ankommen sind, fahre ich erst wieder runter, wenn unser Urlaub zu Ende ist“, versprach Mama, die inzwischen wieder etwas Farbe im Gesicht hatte.
„Wenn wir am Bauernhof sind, dann können wir uns erstmal ein neues Auto kaufen“, sagte Papa.
Offenbar war die Urlaubslaune der Eltern von einer Sekunde auf die andere gänzlich verflogen. Nur Michael gefiel die Fahrt sehr gut. Könnte er schon Auto fahren, würde er das alles leicht meistern, glaubte er. Schlagartig änderte Michael seinen künftigen Berufswunsch von Feuerwehrmann in Rallye-Weltmeister. Das versprach allerhand Spaß, ohne Zweifel.
Nach drei Kilometern kamen sie an eine Gabelung. Dort war wieder ein hölzernes Hinweisschild, das nach links den Weg hinauf wies. Es ging immer noch bergauf.
„Wir haben vergessen, die Skier einzupacken“, sagte Papa. Alle vier lachten, die gute Laune kehrte langsam zurück. Da, plötzlich lichtete sich der düstere Wald. Es ging eine lange Rechtskurve hindurch, dann links herum und wieder leicht bergab. Sie waren auf dem Bergkamm angekommen und vor ihnen ...
„Oh, das ist ja wunderschön.“
Alle Münder standen sperrangelweit auf, Papa hielt einfach an, er hatte das Fahren vergessen: Traumhaft öffnete sich der Blick auf das Tal, der Himmel strahlte tiefblau, grüne Wiesen und bunte Blumenbeete hießen sie willkommen. An den Berg gelehnt lag – La Ghiandaia. Emma und Michael erschien das Anwesen wie eine alte Ritterburg. Es war aus schweren Natursteinen gebaut und sah ein bisschen unheimlich aus. Früher, im Mittelalter, war La Ghiandaia tatsächlich als Wehranlage gebaut worden, hoch in den Bergen. Erst später wurden weitere Gebäude errichtet, und es entstand ein großer Bauernhof. Aber das Haus sah immer noch aus wie eine Festung.
Mächtig ragten die Mauern hinauf. Das Haus war verwinkelt und hatte sogar einen Turm an der Seite, die dem Tal zugewandt war. Fast alle Fenster und Türen waren fest verschlossen. Trotzdem sah das große Haus einladend aus. Vielleicht lag das an den schönen Blumen ringsherum.
Die Strapazen der langen Reise hatten sich gelohnt. Die grausame Schotterpiste – vergessen. Alle vier wussten sofort, dass sie hier einen wunderschönen Urlaub verbringen würden. Papa fuhr langsam mit dem Auto weiter. Die schmale Straße endete vor dem Haus, danach ging es nicht mehr weiter. Hier würde nie ein fremdes Auto vorbeikommen.
„Du hast Unsinn erzählt, Papa“, platzte es aus Michael heraus. „Wir sind ja schon da! Man soll nicht lügen, hat Mama gesagt!“
„Nun krieg dich mal wieder ein. Das war doch nur ein Spaß, als ich gesagt habe, wir hätten jetzt die Hälfte hinter uns. Gefällt´s dir etwa nicht?“
„Ich muss mal“, meldete sich Emma zu Wort, die bisher geschwiegen hatte.
„Eine Sekunde wirst du doch noch durchhalten“, sagte Papa und parkte das Auto auf einem etwas abgelegenen Platz unterhalb der Schotterpiste. Die letzten einhundert Meter ging es zu Fuß vorbei an gepflegten Rosenbeeten. Bei der Hitze müssen die jeden Abend ausgiebig gegossen werden, dachte Mama. Was für eine Arbeit. Das gesamte Anwesen war riesig, es reichte den Berg hinab bis zum Wald. Aber den größten Teil konnten die vier Gäste aus Deutschland noch gar nicht sehen. Er lag hinter dem Haus auf der anderen Seite.
„Buon giorno, Signor Bianchi“, flüsterte Mama vor sich hin.
Niemand sollte hören, dass sie ein paar Brocken Italienisch übte, die man zur Begrüßung braucht. Aber es war kein Mensch zu sehen. Die vier hatten sich an die Hände genommen und näherten sich langsam dem Haus.
Sie gingen den Weg weiter, aber Emma wurde langsam sehr unruhig.
„Mama, ich muss jetzt wirklich, sonst mach‘ ich mir in die Hose.“
„Ja warte, wir klingeln hier, irgendjemand wird doch wohl da sein. Wir sind doch pünktlich angekommen.“
Doch bevor sie die Holztür erreicht hatten, ging diese auf.
„Willkommen in La Ghiandaia“, schallte es ihnen freundlich entgegen. Lächelnd breitete eine ältere Frau ihre Arme aus. Sie hatte ein Arbeitskleid an, darüber eine einfache Schürze. Die bequemen Schuhe sahen alt aus. Eine Bäuerin, wie sie im Buche stand, die offenbar gutes Essen nicht verachtete. Nicht dick, aber kräftig und mit gesundem, rotem Gesicht und pechschwarzen Haaren. Das musste Frau Bianchi sein.
„Herzlich willkommen in unserem Haus“, sagte Signora Bianchi nochmals, als sie keine Antwort bekam.
„Äh ... ja, guten Tag. Danke“, stotterten Papa und Mama überrascht. Frau Bianchi sprach fließend Deutsch.
„Warum sprichst du so gut Deutsch?“ Michael konnte den Mund nicht halten. Signora Bianchi ging nicht darauf ein.
„Nun, Sie müssen durstig sein und sich erst einmal ausruhen wollen. Wie lange waren Sie unterwegs? Du siehst ja ganz unglücklich aus“, sagte sie zu Emma gewandt.
„Ich muss mal“, sagte Emma schüchtern. Sie hatte die Beine fest zusammengekniffen, damit kein Unglück passierte.
Signora Bianchi lächelte. „Na, fließendes Wasser und eine Toilette haben wir hier schon. Wenn auch erst seit gestern.“ Sie lachte wieder. „Komm mit.“ Sie verschwand mit Emma im Haus.
Kurze Zeit später waren die beiden wieder zurück.
„Dann will ich Ihnen mal Ihre Wohnung zeigen. Hier entlang.“
Signora Bianchi ging voraus, die anderen folgten. Sie kamen zu einer schweren Eisentür, die geschlossen war. Signora Bianchi öffnete sie knarrend. Dahinter war eine zweite Tür aus Holz.
„Hast du Angst vor Dieben?“, fragte Michael.
„Nein, das ist wegen der großen Hitze. Deshalb sind auch alle Fensterläden zu. Tagsüber ist das besser. Dann bleibt die Hitze draußen und drinnen ist es angenehm kühl.“
Tatsächlich. Im Inneren des Hauses war es wunderbar kühl. Die schweren, dicken Mauern trotzten der heißen Glut, die draußen herrschte. Sie betraten den Wohnraum, in dem auch zwei breite Betten standen. Der Raum war riesig. Links stand ein gewaltiger Schrank aus Eichenholz. So einen großen Schrank hatten die Kinder noch nie gesehen. Rechts neben der Tür hatte eine Kommode mit Marmorplatte und einem Spiegel ihren Platz. Der Boden des Zimmers bestand aus kühlen Steinplatten.
„Und wir bauen für tausende von Euro teure Klimaanlagen ein, damit es nicht zu warm wird“, sagte Papa.
„Bei uns haben wir als Klimaanlage die Natur. Das ist billiger und gesünder“, sagte Signora Bianchi. „Also, hier links geht es zur Küche und dahinter ist das Badezimmer. Handtücher finden Sie dort, die Betten sind frisch bezogen. Zum Ausladen können Sie das Auto bis vor das Haus fahren. Ich lasse Sie jetzt erst einmal allein. Ach, noch etwas. Ich heiße Teresa.“ Lächelnd drehte sie sich um und ging hinaus.
„Dürfen wir raus, ich will das Schwimmbad suchen!“, rief Emma. Michael war schon rausgestolpert. Die drei Treppenstufen am Eingang waren fast noch etwas zu hoch für ihn.
„Pass auf, dass du nicht fällst. Halt dich am Geländer fest! Emma, pass auf deinen kleinen Bruder auf.“ Aber Emma hörte Mamas Rufen schon fast nicht mehr. Die beiden Kinder waren schon um die Ecke, den Berg hinunter hinters Haus.
Mama atmete tief durch. Was für eine Stille. Hier hörte man absolut nichts. Keine Autos, keinen Straßenlärm. Papa drehte sich um und nahm Mama in den Arm.
„Das ist ja ein Traum“, sagte er leise.
„Ja.“ Mehr konnte Mama nicht sagen.
Sie gingen auf die Terrasse und blickten über das Tal. Niemand war zu sehen, nichts zu hören. Die Hügel zogen sich bis zum Horizont. Sie konnten die Straße im Tal, fünfhundert Meter unter ihnen, nur im Dunst der Mittagssonne erahnen. Dahinter ging es wieder hinauf, endlose Hügel mit Wald.
„Komm, lass uns den Wagen auspacken.“
Michael und Emma hatten das Schwimmbad schnell gefunden. Darunter lag eine große Wiese, auf der Fußballtore standen. Ringsum war Wald. Überall Wald. Michael hatte so viele Bäume auf einmal noch nicht gesehen. Woher auch? In ihrer Straße in Köln gab es Bäume nur in der Mitte, dazwischen parkten immer Autos. Und bei seinem Spielplatz standen auch nur einige Bäume zusammen. Höchstens zehn auf einmal. Emma kannte den Wald auch nur aus dem Urlaub. Einmal war sie mit Mama und Papa im Schwarzwald gewesen.
Aber der Wald interessierte die Kinder jetzt nicht. Michael stand schon am Rand des Schwimmbeckens. Noch eine Sekunde und er würde sich hineinstürzen.
„Weg da“, schrie Emma. „Du kannst kaum schwimmen, das weißt du doch! Außerdem hast du keine Badesachen an!“
„Nicht schlimm“, sagte Michael und war schon halb ausgezogen. „Du passt doch auf mich auf!“ Emma hielt ihren kleinen Bruder nur mit Mühe zurück. Michael war sehr wendig. Sie war der Verzweiflung nahe. Schon stand Michael wieder am Wasser.