Schwarze Perlen - Ein Fall für Klara und Ernst - Annette-Josefine Fischer - E-Book

Schwarze Perlen - Ein Fall für Klara und Ernst E-Book

Annette-Josefine Fischer

4,3

Beschreibung

Endlich Urlaub und dann noch auf einem der größten Kreuzfahrtschiffe der Welt. Mit ihrem Freund Ernst Ostenhof begibt sich Klara auf große Fahrt. Sie ist fasziniert von der "Golden Suleika", die wie ein riesiger Wolkenkratzer in den azurblauen Himmel ragt. Orientalisches Flair, Himmelbetten mit purpurnen Vorhängen und kulinarische Oasen wie in Tausendundeiner Nacht verzaubern mit ihrem Charme. Aber ist auf diesem Schiff wirklich alles so himmlisch schön? Ja, aber nur wenn man nicht Klara Wellinghaus heißt und mysteriöse Umstände regelrecht anzieht. Wo sie auch ist, wird sie in Fälle verwickelt - sehr zum Leidwesen ihres Freundes Ernst. Als Hobby-Detektivin und von Grund auf neugierige Person ist es für sie eine Selbstverständlichkeit sich des Problems anzunehmen. Zunächst verschwindet die Assistentin des Schiffsarztes unter mysteriösen Umständen. Ihr Noch-Ehemann, der sich ebenfalls auf dem Schiff befindet, wird beschuldigt sie über Bord geworfen zu haben. Doch dieser kann sich an nichts erinnern und Augenzeugen gibt es auch nicht. Die Lage spitzt sich zu, als Klara von der jungen Servicekraft Mey Ling erfährt, dass sie vom schmierigen Fotografen Larry Clark belästigt und bedroht wird und ein Aktenkoffer voller Geld aus der Kabine der ungleichen Barthausen-Zwillinge entwendet wird. Kurze Zeit später wird dann auch noch eine Frau tot im Kühlhaus aufgefunden. Was geht hier vor sich? Die Crew steht vor einem Rätsel, doch während diese beinahe an ihren Nerven scheitert, behält Klara einen kühlen Kopf und kombiniert geschickt alles, was ihr auf dem Schiff eigenartig vorkam und findet eine heiße Spur. Jetzt gilt es nur noch die mutmaßlichen Täter in eine Falle zu locken.

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Schwarze Perlen

Ein Fall für Klara und Ernst

Fischer, Annette-Josefine: Schwarze Perlen. Ein Fall für Klara und Ernst, Hamburg, ACABUS Verlag 2010

1. Auflage

ISBN: 978-3-941404-19-9

Die Buch-Ausgabe dieses Titels trägt die ISBN 978-3-941404-18-2 und kann über den Handel oder

den Verlag bezogen werden.

Lektorat: Merle Klein, ACABUS Verlag

Umschlaggestaltung: Merle Klein, ACABUS Verlag

Umschlagsmotiv: © Yves Damin - Fotolia.com

Der ACABUS Verlag ist ein Imprint der Diplomica Verlag

GmbH, Hermannstal 119k, 22119 Hamburg.

Bibliografische Information der Deutschen

Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese

Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© ACABUS Verlag, Hamburg 2010

Alle Rechte vorbehalten.

http://www.acabus-verlag.de

eBook-Herstellung und Auslieferung: readbox publishing, Dortmundwww.readbox.net

Für meine geliebte Suleika, die mit fast 20 Jahren

über die Regenbogenbrücke ging, und ein herzlicher

Dank an meine Kollegen Kathleen Schwarzwald

und Frank Spiller.

Endlich Urlaub

Die Golden Suleika

Märchen aus Tausendundeiner Nacht

Captain’s Criminal Dinner

Im Morgengrauen

Ungereimtheiten

Eiskalt erwischt

Schwarze Perlen

Im Kreuzverhör

Ein abgekartetes Spiel

Ein Streif am Horizont …

Lady in red

Endstation Palermo

Nach Hause geht’s noch lange nicht …

Endlich Urlaub

Ernst Ostenhof verließ die Reisebüro-Filiale in den neu entstandenen Braunschweiger Schloss-Arkaden, einem unglaublichen Erlebnis-Mittelpunkt direkt im Herzen der Stadt. Über drei Etagen reihten sich moderne Geschäfte unterschiedlichster Art aneinander.

Ernst hatte den Eindruck, dass es den Braunschweigern gefiel, hier einzukaufen und gleichzeitig die Eleganz des Schlosses zu genießen. Warum sonst sah er so viele flanierende Menschentrauben?

Glücklich steckte Ernst die Schiffsausweise in seine Manteltasche und schlenderte an den Geschäften des Einkaufszentrums vorbei. Er lachte leise vor sich hin und stellte befriedigt fest, dass alles genau nach seinem Plan verlaufen war.

Seine große, schlanke Erscheinung mit dem anziehenden Strahlen in seinen Augen machte ihn sofort sympathisch und ließ ihn um Jahre jünger erscheinen. Die Tatsache, dass er als Sechzigjähriger immer noch sehr gut aussah, war ihm wohl bewusst und kam ihm sehr gelegen.

Seit vielen Jahren verband ihn mit Klara Wellinghaus eine interessante Freundschaft, die aus einer gesunden Mischung aus Nähe und Distanz bestand.

Von der letzten gemeinsamen Reise hatte er zwar noch immer einen bitteren Nachgeschmack, doch diesmal sollte alles perfekt werden.

„Eine Mittelmeer-Kreuzfahrt“, flüsterte er gedankenverloren und es folgte ein tiefer Seufzer. Schon als kleiner Junge hatte er davon geträumt und jetzt sollte es sich erfüllen. Ein wunderbarer Anfang für einen Urlaub, dachte sich Ernst, und betrat die Rolltreppe im ersten Obergeschoss. Während er hinab fuhr, spürte er schon die Unruhe in seinen Gliedern, die ihn immer überfiel, wenn er eine Reise antreten wollte.

Er schlenderte durch das große Foyer im Erdgeschoss, welches auch als idealer Platz für Events genutzt wurde. Besorgt fasste sich Ernst an die Brusttasche seines Mantels, um sicherzugehen, dass die Schiffsausweise auch noch da waren. Man konnte ja nie wissen. Schließlich setzte er sich in einen braunen Ledersessel neben dem Flügel und dem kleinen Brunnen. Dabei betrachtete er die vielen vorbeiströmenden Menschen. Es war schon erstaunlich, wie schnell dieses wunderschöne Residenzschloss wieder aufgebaut wurde. Seiner Ansicht nach war es eine großartige Leistung, die Originalteile wieder in die Schlossfassade einzubauen. Wenn er darüber nachdachte, empfand er diese einzigartige Rekonstruktion als besonders bewegend. Schließlich beendete Ernst Ostenhof seine Pause und setzte seinen Heimweg fort. Er durchquerte das Schlossportal und drehte sich auf dem Schlossplatz in Höhe der Reiterstandbilder noch einmal um. Mit einem gewissen Stolz betrachtete er den imposanten Portikus und die eindrucksvolle Quadriga.

Plötzlich wurde er durch einen schrillen Schrei aus seinen Gedanken gerissen. Eine blonde junge Frau, die sich ganz in seiner Nähe befand, stolperte und fiel auf das regennasse Pflaster. Der gesamte Inhalt ihrer Handtasche offenbarte sich vor ihren Füßen. Fluchend stand die junge Frau wieder auf und blickte sich hilfesuchend um. Sie war zweifellos eine attraktive Erscheinung und so war es Ernst natürlich nicht unangenehm, ihr fürsorglich unter die Arme zu greifen.

„Warten Sie, ich helfe Ihnen. Haben Sie sich verletzt?“, fragte er und betrachtete sie mitfühlend.

„Nein, nein, alles in Ordnung. Ich hab’ es so eilig und dann passiert mir so was!“

Giftgrüne Augen blickten Ernst aus einem makellosen Gesicht an. Blonde schulterlange Haare fielen locker auf ihren grünen Blazer. Ernst spürte ihre große Nervosität.

„Sie machen mich neugierig! Warum haben Sie es so eilig?“

 Er griff nach einigen Kontoauszügen und zerknüllten Briefen, aber die junge Frau kam ihm zuvor und bemühte sich, alles so schnell wie möglich zu verstauen. Sie wirkte wie ein gehetztes Tier.

„Was geht Sie das an?“, fragte sie in einem gereizten Ton und fuhr abrupt in die Höhe. Sie fixierte Ernst mit einem stechenden Blick und riss ihm die restlichen Unterlagen geradezu aus der Hand. Ehe er etwas dazu sagen konnte, verschwand sie eiligen Schrittes in Richtung Bohlweg.

„Merkwürdig“, murmelte Ernst vor sich hin und setzte seinen Heimweg nachdenklich fort.

Laura Hustert sprang in die Straßenbahn Richtung Hauptbahnhof und setzte sich erschöpft an einen Fensterplatz. Ärgerlich betrachtete sie ihre schmutzigen Knie und öffnete hektisch ihre Handtasche.

„Scheint alles drin zu sein“, sagte sie zu sich selbst und lehnte sich mit einem tiefen Seufzer in ihren Sitz zurück. Verwirrt betrachtete sie die wartenden Menschen an der Haltestelle. Verschiedenste Empfindungen durchfuhren sie. Sie schaute hinaus.

Die Sonne schien und trieb die letzten Quellwolken auseinander. Laura hoffte nur, er würde sie nie wieder finden. Der Job, den sie Hals über Kopf angenommen hatte, war für sie die einzige Chance, all dem zu entrinnen.

Quietschend fuhr die Straßenbahn auf den Bahnhofsvorplatz. Laura erhob sich eilig von ihrem Sitz und drückte den roten Knopf. Die Tür sprang scheppernd auf und Laura beeilte sich, die Bahn zu verlassen. Sie hetzte zum Fahrkartenschalter in die Halle und blickte mit einem gequälten Gesichtsausdruck auf die große Uhr. Ihr Zug ging in einer halben Stunde. Das müsste zu schaffen sein, dachte sie sich und stellte mit Erleichterung fest, dass die Warteschlange vor dem Schalter nicht sehr lang war.

Währenddessen stand Klara Wellinghaus im Schlafzimmer ihrer kleinen Wohnung in der Wilhelmstraße und betrachtete die vielen Kleider und Schuhe, die sie zum Einpacken vorbereitet hatte. Mit lebhaft geröteten Wangen ging sie die Liste vom Reisebüro mit den Tipps zum Kofferpacken noch mal durch. Klara konnte sich nach ihrem Geburtstag nun auch in die Sechziger einreihen und es machte ihr gar nichts aus. Sie stand nun vor ihrem Koffer und zupfte sich ihren roten Kimono zurecht, den sie immer trug, wenn sie allein zu Hause war. Sie seufzte und fragte sich, was man an Bord wohl unter lockerer, einfacher Eleganz verstand. Mit leichtem Schrecken sah sie aber auch den Hinweis, dass die Kabinen über wenig Schrankplatz verfügten.

„Treffen Sie bitte eine sorgfältige Auswahl“, stand dort geschrieben. Sie beruhigte sich mit dem Gedanken, dass es an Bord ja auch mehrere Wäschereien und selbst zu bedienende Waschmaschinen gab.

Klara war durchaus praktisch veranlagt, aber es war für sie eine ziemliche Herausforderung, mit Ernst eine Kreuzfahrt zu machen. Für einen kurzen Moment flackerte etwas Angst in ihren Augen auf. Sie fragte sich, ob sie für diese Reise nicht schon zu alt wäre oder ob man an Bord Ansprüche stellte, denen sie nicht gerecht werden könnte. Das würde sie Ernst natürlich nicht zumuten wollen.

Eigentlich hätte sie sein üppiges Geburtstagsgeschenk gar nicht annehmen dürfen. Aber er bestand darauf und sie hatte schließlich durchsetzen können, dass sie wenigstens für die nicht unerheblichen Nebenkosten der Reise aufkommen würde. Insgeheim musste sie sich aber eingestehen, dass es für sie das schönste Geburtstagsgeschenk gewesen war, dass sie bisher bekommen hatte. Sie hoffte nur, dass es eine unkomplizierte und erholsame Reise werden würde. Ganz in Gedanken setzte sie sich in ihren Ohrensessel an den Kamin und nahm sich noch einmal die Reiseunterlagen zur Hand. Ein leises Lächeln erschien auf ihrem Gesicht und ihre meerblauen Augen leuchteten.

„Erster und zweiter Tag ist also Seetag. Ja, und dann ist Palermo der nächste Hafen. Schön“, sagte sie vor sich hin, „dann geht es weiter über Neapel, Tunis, Malta und Sharm El Sheikh.“

Klara fühlte sich noch immer wie eine Schlafwandlerin, die noch nicht aus ihrem Dämmerzustand erwacht war.

„Es muss überall traumhaft schön sein“, flüsterte sie und dachte an die Unterwasserwelt des Roten Meeres, an das türkisblaue Meer mit den malerischen Buchten, an die Kultur und die Schätze der Phönizier, Griechen und Römer, die sie dann mit Ernst bewundern konnte. Es war eine ganz andere Welt, als die, die sie hier in Braunschweig erlebte. Sie hatte das Gefühl, sie könnte als Touristin viel unbekümmerter leben, ohne die zahlreichen heiklen Situationen, in denen sie mit ihren detektivischen Fähigkeiten gefordert wurde.

Klara konnte es sich auch nicht erklären, aber sie hatte schon immer das unglaubliche Talent gehabt, plötzlich und unerwartet in einen komplizierten Fall verstrickt zu werden. Bisher hatte sie ihn jedoch jedes Mal mit Ernsts und Kommissar Bulletins Hilfe lösen können. Es war ihr immer wieder eine große Freude, unschuldigen Menschen zu helfen und die Wahrheit ans Licht zu bringen. Durch ihre ruhige und Vertrauen erweckende Art, aber insbesondere mit Hilfe ihres scharfen Verstandes konnte sie jede noch so harte Nuss knacken und der Polizei den Täter ausliefern. Kommissar Bullentin hatte es ihr bisher glücklicherweise noch nie übel genommen, dass sie die Antworten meistens besser kannte als er – zumindest hatte er es sich nicht anmerken lassen. Plötzlich läutete das Telefon und riss sie aus ihren Gedanken. Sie legte ihre Unterlagen wieder zur Seite und schlurfte mit ihren Plüschpantoffeln zum Telefon.

„Ernst, wie schön, deine Stimme zu hören!“ Klara setzte sich wieder in ihren roten Ohrensessel am Kamin und lauschte interessiert Ernsts Bericht über seinen ereignisreichen Stadtbummel.

Die Golden Suleika

„Aua, Sie tun mir weh!“ Empört drehte sich Klara Wellinghaus um und betrachtete den jungen Mann, der sie fortwährend von hinten schubste.

„Ich wäre beinahe gestürzt“, fuhr sie mit scharfem Ton fort und blickte hilfesuchend zu ihrem Freund Ernst, der neben ihr in der Warteschlange stand.

Toni Hustert verdrehte die Augen und wandte seinen Blick demonstrativ ab. Seine Lippen verzogen sich zu einem arroganten Grinsen und er hielt es nicht für nötig, Klara zu antworten.

Verärgert betrachtete Ernst den großen, kernigen Mann mit dem kantigen Gesicht und sagte: „Ich denke, wir sind ja wohl alle disziplinierte und gebildete Menschen. Ihre Reservierung ist Ihnen doch sicher! Warten Sie bitte, bis Sie an der Reihe sind!“

„Komm, es geht weiter“, lenkte Klara ein und bemerkte, dass ihre Füße inzwischen anfingen zu schmerzen, immerhin war sie schon seit vier Uhr morgens auf den Beinen und ein Streit, bevor die Reise überhaupt erst begonnen hatte, war nun wirklich nicht in ihrem Sinne. Besorgt blickte sie auf die Menschenmenge, die sich auf die Gangway drängelte.

„Weißt du, wenn ich mir diese Schlange so anschaue, habe ich wirklich Bedenken. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass so viele Menschen auf diesem Schiff Platz finden. Hoffentlich ist es nicht überbucht!“

Sie seufzte, während sie – wie immer, wenn sie sich Sorgen machte – Ernsts Arm suchte, um sich einzuhaken.

„Aber nein, Klara, das machen die doch nicht zum ersten Mal“, sagte Ernst und lächelte nachsichtig.

„Huch, jetzt wird’s aber wackelig!“ Klara betrat die Gangway und hatte das Gefühl, von der mächtigen Silhouette des Ozeanriesen erschlagen zu werden. Die Golden Suleika hatte etwas Beeindruckendes an sich: wie ein riesiger Wolkenkratzer ragte sie in den azurblauen Himmel, schneeweiß und mit goldenen Lettern auf dem Bug. Die Respekt einflößende Galionsfigur, die an die Katzengöttin Bastet erinnerte, blickte mit anmutig schönen Zügen in die wartende Menge.

„Tja, so eine Kreuzfahrt hat schon ihre Vorteile. Nur einmal Koffer packen und dann immer wieder ein neues, tolles Reiseziel ansteuern, nicht wahr?“

„Stimmt“, antwortete Klara und lachte. „Da hast du recht. Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht!“

„Ich bin schon so aufgeregt. Hoffentlich habe ich nichts vergessen. Du weißt ja, das kann ich gut“, sagte Ernst besorgt und ging mit Klara wieder einige Schritte vorwärts.

Während sie der Reling ein gutes Stück näher kamen, ließ Klara ihren Gedanken freien Lauf und lauschte den Klängen der Bordkapelle. Die Golden Suleika war ein großes, schwimmendes Hotel, das jeglichen Komfort bot, den man sich nur wünschen konnte. Ein Erlebnisurlaub pur, ein Vergnügen besonderer Art.

„Herzlich willkommen an Bord, Frau Wellinghaus, Herr Ostenhof!“

Ein großer, smarter Mann, mit grau meliertem Haar und sonnengebräuntem Gesicht, stand in einer weißen Uniform und mit weißen Handschuhen an der Reling und begrüßte sie.

„Mein Name ist Kapitän Helge Brunswiek und ich wünsche Ihnen eine wunderschöne Reise auf der Golden Suleika.“

In diesem Augenblick blitzte es von der Seite. Ein kleiner Mann mit einer riesigen Sonnenbrille und einem Pferdeschwanz aus strähnigen, dünnen Haaren tänzelte um Klara und Ernst herum.

„Schauen Sie zu mir, jetzt, toll, toll, toll! Schauen Sie in die Kamera, genau, gut!“

Mit einem verwegenen Grinsen lugte er hinter seiner Kamera hervor und reichte ihnen einen Zettel.

„Fragen Sie nach Larry, äh, Sie können die Fotos morgen in der Lobby abholen!“

Klara nickte verwirrt, während Ernst diesen seltsamen Typen mit dem englischen Akzent komplett ignorierte.

„Besten Dank, Kapitän Brunswiek, wir freuen uns sehr auf unseren Urlaub!“ Ernst lächelte und Klara nahm dem eigenwilligen Fotografen die Gutscheine ab. Nachdem sie ein Glas Sekt im Foyer getrunken hatten, wurde zunächst Ernst und dann Klara von einem Steward in ihre Kabinen geführt.

Märchen aus Tausendundeiner Nacht

Toni Hustert warf sein Sakko in den Sessel und ließ sich auf sein Bett fallen. Er blickte auf einen beleuchteten Sternenhimmel, auf lange purpurne Vorhänge und auf kunstvolle Wandbilder aus Mosaik.

Die Einrichtungsgegenstände entsprachen alter orientalischer Kunst, mühevoll nachgebildet. Trotzdem hatte er in seiner Kabine das Gefühl, in einem Tingeltangel-Laden zu sein: Das war überhaupt nicht seine Welt. Aber was tut man nicht alles für eine Frau, für seine Frau! Inzwischen war er sich sicher, dass diese Ehe der größte Fehler in seinem Leben gewesen war. Mit eisiger Verachtung, betrachtete er das Bild von Laura, das er sich auf den Nachttisch gestellt hatte. Dann streifte er seine Schuhe von den Füßen und schleuderte sie quer durch die Kabine. Er hatte einen Plan, ja, einen guten Plan. So einfach würde sie ihm nicht davonkommen. Frauen – was sind das doch manchmal für einfältige, leicht zu durchschauende Geschöpfe! Er musste damals mit Blindheit geschlagen gewesen sein. Nein, niemals wieder in seinem Leben würde ihm so ein Fehler unterlaufen. Toni Hustert raffte sich auf und ging ins Bad, um sich frisch zu machen.

Währenddessen betrat Klara Wellinghaus ihre Kabine und drückte dem Steward ein Geldstück in die Hand, nachdem er das Gepäck abgestellt hatte.

„Danke sehr! Es ist ja traumhaft schön hier.“ Klara ließ ihren Blick über das Mobiliar schweifen und hielt inne.

„Nein, da steht ein Himmelbett! Oh und die Kabine ist viel größer, als ich dachte“, sprudelte es aus ihr heraus.

„Dann wünsche ich Ihnen einen angenehmen Aufenthalt und schauen Sie sich auch das Bord-Programm an, ich bin mir sicher, es ist auch etwas für Sie dabei.“

Der Steward lächelte und deutete mit einer leichten Handbewegung auf den kleinen Sekretär, der neben dem Bett stand. Klara betrachtete den netten, jungen Mann mit dem dunklen Haar, welches adrett gescheitelt war.

„Wenn Sie noch Fragen haben oder ein Problem auftaucht, mein Name ist Marc. Sie können mich jederzeit gerne ansprechen.“

Klara nickte dankbar. Ihr fiel das kleine Grübchen auf seinem Kinn ins Auge, was ihn ihr sehr sympathisch machte.

„Danke, Marc, wie freundlich von Ihnen! Aber sagen Sie, was ist das hier für eine Tür hinter dem Vorhang?“

Klara hatte ihre Frage noch nicht ganz ausgesprochen, da drückte sie auch schon energisch die Türklinke hinunter und ehe der Steward antworten konnte, stand sie bereits in der benachbarten Kabine. Peinlich berührt blickte sie auf einen ihr wohlbekannten Mann, der gerade dabei war, seine Koffer auszupacken.

„Ernst! Ja aber was machst du denn hier?“

Etwas verlegen stand sie auf der Schwelle und wusste nicht, ob sie jetzt laut lachen oder mit Ernst schimpfen sollte.