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11.000 km, 5 Wochen und jede Menge Natur und nordische Landschaft. Die Flüsse, Seen und Wälder, die Wildnis Schwedens ist einfach grandios. Viele haben uns prophezeit, dass die Strecke bis zum Nordkap sowas von langweilig ist, dass wir schon ins Grübeln kamen. Wir konnten es jedenfalls überhaupt nicht langweilig finden. Klar, die Strecke zieht sich, aber es gibt so viel zu entdecken, wenn man die Augen offen hält. Südschweden, wo die Temperaturen noch angenehm sind, hat unter Anderem steinzeitliche Relikte, das Glasreich und große Seen zu bieten. Stockholm, die Hauptstadt Schwedens, und das Schloss Skokloster lohnen auf jeden Fall einen Besuch. Mittelschweden lockt mit unendlichen Wäldern und Wasserfällen, wie z.B. dem Toten Wasserfall oder dem Tännforsen. Wenn man Glück hat, trifft man vielleicht auf einen Elch, auf jeden Fall aber auf Rentiere. Je weiter man in den Norden kommt, umso mehr werden die Ureinwohner Skandinaviens, die Sami, zum Thema. Wilhelmina und Arvidsjaur wurden von den Missionaren gebaut. Noch weiter im Norden leben die Sami in lockeren Ansammlungen von Häusern oder in verstreuten Lagern. Endlich steuerten wir unser eigentliches Ziel, das Nordkap, an. Den ganzen Aufwand haben wir betrieben, um hier oben zu sein, am Ende Europas. Wir wollten einmal am Nordkap stehen, auf das Wasser schauen und sehen, dass es hier nichts mehr zu sehen gibt. Irgendwann, am anderen Ende dieses Wasser ragt dann nur noch das ewige Eis der Arktis empor. Hier oben spürt man, dass die Kälte des Nordens das Zepter in der Hand hält. Es wächst kaum noch ein Baum, die Sträucher werden immer seltener. Die Atmosphäre lässt die Nähe der Arktis spüren. Norwegens Highlights sind seine Fjorde, Hochebenen, Gletscher und Felszeichnungen. Ein grandioses Naturschauspiel bietet der Saltstraumen, der größte Gezeitenstrom der Erde. Der Trollstieg bei Andelsnes führt am Ende eines Tales in elf Serpentinen an einer fast senkrechten Felswand nach oben. Dabei kreuzt die Straße mehrere Wasserfälle. Alles, was man dazu sagen kann, ist: Wahnsinn. Eine Welt, so richtig nach dem Gefallen der Trolle. Jetzt wissen wir, dass es die Troll-Geschichten nicht von ungefähr gibt. Man braucht nur einen Abstecher in die unendlichen Wälder zu machen und sich diesem Wald öffnen, dann wird man sofort von einer gewissen Mystik umgeben. Super, Klasse, Wahnsinn, nichts kann wirklich beschreiben, was die Natur Skandinaviens hier zu bieten hat.
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Seitenzahl: 164
Veröffentlichungsjahr: 2015
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Wir, A+K Weltenbummler, mit Namen Angela und Klaus, verreisen für unser Lebengern und haben in den letzten 30 Jahren viel gesehen und erlebt, haben Länder undMenschen kennengelernt. Dabei bereisten wir von der Karibik bis zu den Philippinenund vom Nordkap bis nach Kenia unsere schöne Erde. Je nach Erreichbarkeit erlebtenwir die besuchten Länder im Rahmen einer Pauschalreise, per Wohnmobil oderindividuell organisiert. In unseren Reiseberichten sind unsere Erlebnisse, Abenteuerund Entdeckungen mit vielen Bildern und in kurzweiliger Form niedergeschrieben.Sie können für die eigene Reiseplanung herangezogen werden oder einfach nur infremde Länder entführen.
Endlich konnten wir die seit Jahren geplante Rundreise durch Schweden und Norwegen antreten. Wir mieteten einen Wohnwagen, den wir an unseren Geländewagen mit Dachzelt anhängten, und fuhren zusammen mit meiner Mutter und Thomas in diesen Urlaub. Es bedurfte einer sehr langen Vorbereitungszeit betreffs der Reiseroute. Da ich schon seit Jahren Zeit zum Materialsammeln hatte, war die Ausbeute groß. Entsprechend gründlich konnte ich die Route zusammenstellen. Zuletzt rechnete ich ein paar Termine aus, zu denen wir an bestimmten Orten sein sollten. Das war nur gut so, denn wir stellten fest, dass sich die Zahl der zu fahrenden Kilometer nicht nur viel anhört, sondern dass auch eine ganze Menge Zeit benötigt wird, um diese Kilometer zu schaffen. Dadurch hatten wir zwar immer einen bestimmten Druck im Nacken, doch wir mussten nie sagen: um Gottes Willen, so kommen wir nie an. Manchmal fuhren wir sogar einige Zeit heraus, weil es entweder den ganzen Tag regnete und ein Aufenthalt deswegen irgendwo nicht lohnend war, oder es lagen keine Sehenswürdigkeiten an der Strecke, so dass wir mehr Kilometer schafften.
Landschaftlich sind Schweden wie Norwegen einfach einmalig. Schweden ist mehr lieblich, hügelig und es gibt Wälder ohne Ende. Norwegen dagegen ist rau, bergig, hat herrliche Fjordlandschaften, schneebedeckte Hochebenen und Kurven ohne Ende. Das Wetter dagegen ließ einiges zu wünschen übrig. Es regnete fast jeden Tag. In den viereinhalb Wochen, in denen wir unterwegs waren, waren uns gerade vier halbwegs trockene Tage vergönnt. Nur gut, dass wir den Wohnwagen bei uns hatten, so saßen wir wenigstens trocken und warm. Die Temperaturen gaben auch nicht gerade Grund zum Jubeln. Unterhalb des Polarkreises lag die Durchschnittstemperatur bei 15 °C, oberhalb sogar nur bei 9 °C. Es blieb also kaum Gelegenheit, unsere Abende an frischer Luft zu verbringen. Entweder regnete es oder es war zu kalt, oder die Mücken fraßen einen auf. Ganz schlimm waren die Kriebelmücken, die nicht größer als eineinhalb Millimeter sind. Die kamen in Scharen, schlüpften überall durch und hinterließen Stiche, die tagelang wie verrückt juckten. Die Pusteln hielten sich wochenlang. Wir sahen aus wie die Streuselkuchen. Gegen diese Viecher ist kein Kraut gewachsen, dagegen sind die normalen Mücken richtig harmlos.
Ja, und die Menschen in diesen beiden Ländern sind so verschieden, wie die beiden Länder selbst. Die Schweden sind supernett und superfreundlich, das Land ist sauber und man fühlt sich willkommen. Die Norweger dagegen sind etwas distanzierter. Manchmal stießen wir sogar auf Ablehnung, weil wir Deutsche sind. Die Geschichte des zweiten Weltkrieges wirkt immer noch nach. Norwegen hat durch Deutschland viel Leid erfahren und das lassen viele Menschen dort die Deutschen auch spüren.
In Schweden und Norwegen begegneten wir vielen Tieren. Das kennen wir von zu Hause gar nicht. Wir trafen zwei Elche, Unmengen von Rentieren, einen Fuchs mit Beute, viele Küstenvögel, Kanada- und Graugänse und eine ganze Schar Kraniche. Und dann soll es da ja auch noch die Trolle geben. Jetzt wissen wir, dass es diese Geschichten nicht von ungefähr gibt. Man braucht nur manchmal einen Abstecher in die unendlichen Wälder zu machen und sich diesem Wald öffnen. Er ist wild, urwüchsig, überall liegen Felsbrocken am Boden verstreut und es gibt ominöse Löcher im Boden, immer direkt an einem Baum oder an einem dieser Felsbrocken. Die Stimmung dort ist recht mysteriös. Unseren Augen blieben die Trolle verborgen, doch sie beobachteten uns ganz sicher. Es sollen recht nette Gesellen sein, doch wehe, wenn man ihnen Schlechtes nachsagt oder sie sogar beleidigt. Dann muss man ihre Rache fürchten.
Nun genug der Vorrede, jetzt beginnt die Geschichte.
Wir waren in Anklam, kurz vor der Insel Usedom, wo die Rundreise starten sollte, und standen schon um 6.30 Uhr auf. Mutti und Thomas wollten zum Mittag hier sein, damit wir pünktlich abfahren konnten. Gleich nach dem Frühstück fuhren Klaus und ich nach Greifswald, wo wir Klaus´ Vater im Krankenhaus besuchten. Ihm ging es nicht gut und er freute sich über unseren unverhofften Besuch.
Ein Stück weiter liegt Hinrichshagen. Dort hatten wir den Wohnanhänger für den Urlaub bestellt. Damit sparten wir uns die lästige Zieherei über die tausend Kilometer von zu Hause in Rheinland-Pfalz nach Anklam und zurück.
Über eine Stunde dauerte die Übergabe des Wohnanhängers, wovon nur eine knappe halbe Stunde auf uns entfiel. Den Rest der Zeit vertelefonierte unser Ansprechpartner, oder er kümmerte sich um die restliche Kundschaft. Jedenfalls war er ständig weg. Das ärgerte uns erheblich, denn wir standen unter Zeitdruck. Eigentlich war nichts vorbereitet. Beim Erklären des Wohnwagens, also wo und wie wir zu Wasser kommen, wie die Toilette funktioniert und so weiter, stellte man fest, dass wir ein falsches Ersatzrad dabei hatten, die Außenspiegel fehlten, unsere Steckdose mit der des Hängers nicht kompatibel war und die Befestigung für den Frischwassertank defekt war. Na, das fängt ja gut an. Dann musste auch noch der ganze Papierkram erledigt werden. Die Zeit rannte davon. Mutti stand bestimmt schon vor der Tür und wartete.
Abholung des Wohnwagens
Um 11 Uhr trafen wir wieder in Anklam ein. Mutti und Thomas waren schon seit einer Stunde da. Nur gut, dass ich vorsichtshalber einen Zettel an die Tür gehängt hatte. Während ich auf die Schnelle ein Mittagessen zauberte, brachte Klaus Thomas´ Auto zu seinem Bruder, damit es in der Zwischenzeit von der Bildfläche verschwand. Nach dem Mittag packten wir unsere Sachen in den Wohnwagen um. Mann, was hatten wir da bloß mitgeschleppt. Wir wurden gar nicht fertig mit Packen. Den meisten Platz brauchten die Nahrungsmittel, die wir auf Vorrat mitnehmen mussten. In den skandinavischen Ländern ist alles teuer, besonders in Norwegen. Man riet uns dringend an, so viel wie möglich von zu Hause mitzunehmen. Wie nötig das war, erfuhren wir erst vor Ort.
Mit einer halben Stunde Verspätung konnte es endlich losgehen. Gleich in Anklam tankten wir noch und checkten den Luftdruck in den Reifen.
schon das erste Problem: Adapter für Anhängersteckdose kaputt
Da folgte schon das nächste Problem. Der Adapter, den uns die Leute von der Vermietung an die Steckdose angebaut hatten, war kaputt. Klaus muss wohl irgendwo zu scharf um eine Ecke gebogen sein. Das Ding hing jedenfalls lose in der Gegend herum. Mit einer Rolle Pflaster und Kabelbinder behalf sich Klaus. Hoffentlich hält das. Es wurde immer später und die Abfahrt der Fähre rückte immer näher. Die wartet bestimmt nicht auf uns.
Gegen 14.30 Uhr brachen wir endlich nach Saßnitz auf. Wenn wir erst einmal auf der Fähre sind, können wir die Sache ruhiger angehen lassen. Inzwischen hatten wir schon eine dreiviertel Stunde Verspätung. Wenn jetzt noch etwas auf der Strecke passiert, ist die Fähre weg.
Auf dem Weg dorthin kauften wir an einem Stand direkt an der Straße frische Kirschen, zu einem vernünftigen Preis. Wir hatten schon ewig keine Kirschen mehr gegessen, der Preise wegen.
In Saßnitz fuhren wir den Schildern zur Fähre hinterher. Ich hatte die Buchungsbestätigung aus dem Internet, nun brauchten wir noch die Tickets. Nach etwas durchfragen hatten wir sie bald in der Hand. Wir fuhren der angegebenen Spur nach und reihten uns in die Masse der wartenden Fahrzeuge ein. Selbst die Fähre fuhr mit einer Stunde Verspätung los. Der offizielle Ankunftstermin in Schweden war für 22.30 Uhr festgelegt, der sich nun um eine Stunde verschob. Wir würden nichts mehr sehen, wenn wir drüben sind. Wie sollten wir bloß im Dunkeln einen Schlafplatz finden?
Es war warm und die Autos wurden immer mehr, die auf die Fähre wollten. Dann ging es los. Nur langsam leerte sich der Platz, wir kamen fast zuletzt dran. Über eine Brücke fuhren wir auf die Fähre und stellten das Auto auf dem uns zugewiesenen Platz ab. Wir stiegen aus, denn ein Aufenthalt während der Fahrt auf den Parkdecks ist verboten. Es ist eh viel schöner, wenn man sich an der frischen Luft aufhalten und die riesige Fähre erkunden kann.
an der Fährstation in Saßnitz
Wir suchten uns einen ruhigen Fleck auf dem überdachten Oberdeck und tranken einen Kaffee. Den hatte ich allerdings sehr nötig, nach dem Tag heute!
Langsam wurde es zu kühl zum draußen sitzen. Auf dem Weg ins Innere des Schiffes entdeckten wir die Kreidefelsen von Rügen, dann gingen wir ins Restaurant. Es war laut und warm dort, und die Zeit vergeht nicht, wenn man nichts zu tun hat. Deshalb machten wir uns grüppchenweise auf den Weg, immer zwei von uns, um nicht unseren kostbaren Tisch nicht verlieren. Wir stöberten im Shop, in dem man Alkohol zollfrei einkaufen kann. Billig gibt es hier jedoch nichts, trotzdem liefen die vielen Leute mit Taschen voller Bier durch die Gegend. Manch einer schleppte das Zeug sackkarrenweise weg. Trotz der Kosten für die Überfahrt muss sich das Geschäft doch rechnen, staunten wir. Für uns rechnete sich nur etwas Süßes, Nervennahrung bis zum Einlaufen in Trelleborg.
In diesem Restaurant gefiel es uns dann doch nicht mehr und Klaus und Thomas gingen auf die Suche nach etwas Besserem. Bald kam Thomas zurück und meinte, wir sollten ihm folgen. Sie hatten einen schönen Platz im ruhigen Panoramarestaurant gefunden, mit gepflegtem Ambiente. Auf dem Tisch lag eine Speisekarte und wir bekamen Appetit. Seit dem Mittag hatten wir nichts mehr gegessen, Heidelbeer-Eierkuchen mit Vanilleeis und Schlagsahne kamen da gerade recht.
Langsam kam Schweden in Sicht. Kurz bevor wir nach dreieinhalb Stunden Überfahrt anlegten, leuchtete ein großes Feuerwerk über Trelleborg auf. Auf so eine Begrüßung hatten wir nicht zu hoffen gewagt. Nein, extra ein Feuerwerk zu unserer Ankunft, das muss doch wirklich nicht sein.
Nachdem wir uns aus dem Chaos des Hafens gekämpft hatten, fuhren wir nur noch ein paar Kilometer Richtung Osten weiter, um einen Platz für die Nacht zu finden. Es war schon halb dunkel, als wir einen großen Parkplatz an der Straße fanden. Da stand kein Mensch und wir richteten uns so gut es ging ein. Klaus baute das Dachzelt auf, wir Frauen machten Abendbrot. Leider hatten wir kein Wasser. Die Pumpe des Wohnwagens arbeitet nicht ohne Strom und der Adapter, den man uns mitgegeben hat, sorgt nur für Strom in den Blink- und Rückleuchten des Anhängers, nicht aber für Strom im Bordnetz. Der Wasserkanister, den wir dabei hatten, war noch leer, dummerweise.
Ich konnte nicht einschlafen, war einfach übermüdet. Außerdem war es laut an der Straße und meine verstopfte Nase ließ mich auch nicht schlafen. Den anderen ging es nicht besser. Um 7 Uhr war ich munter. Klaus war schon vor mir aufgestanden und hatte den Strand erkundet. Da wollte ich jetzt auch hin, als Mutti aus dem Wagen stieg. So gingen wir gemeinsam los. Erst fanden wir den richtigen Weg nicht und wir spazierten durch ein schönes ruhiges Einfamilienhausviertel. Hier könnten wir auch wohnen, alles so gepflegt und die hübschen Häuschen, wunderschön.
Dann standen wir am Strand. So sieht also die Ostsee von der anderen Seite aus. Der einzige Unterschied: es waren keine Leute da. Es sah auch nicht so aus, als wäre das irgendwann anders. Der ganze lange Sandstrand gehörte uns und ich musste auch gleich nachsehen, was das Wasser hier so interessantes an den Strand gespült hat. Gleich beim zweiten Griff hielt ich einen großen Hühnergott in der Hand. Meinen Glücksbringer für diesen Urlaub hatte ich nun.
Nach dem Frühstück fiel uns auf, dass wir über kein schwedisches Geld verfügten. Eine Wechselstube war nicht zu finden, doch ohne Geld können wir hier nichts anfangen. Würde man in der Nähe des Fähranlegers Euros akzeptieren?
Wir versuchten unser Glück auf dem ersten Campingplatz, den wir fanden. Geld konnten wir dort nicht tauschen, das sollten wir in Ystad versuchen. Unser Pech: heute ist Sonntag. Die Kanister konnten wir jedoch mit Wasser füllen. Na, wenigstens etwas.
Wasser holen
Auf dem Weg nach Ystad fuhren wir immer am Wasser entlang. An einer günstigen Stelle hielten wir und sahen uns noch einmal den Strand an. Ist das herrlich hier. Das Wasser glitzert blau, weißer Strand soweit man gucken kann und kein Mensch drauf. Nur ein paar Spaziergänger genossen die frische Seeluft. Wenn das Wasser nicht so kalt gewesen wäre, hätten wir doch gleich ein Bad genommen.
endloser weißer Sandstrand an der schwedischen Ostsee
In Ystad suchten wir uns einen Parkplatz und dann einen Geldautomaten. Wir fragten nach dem Weg und wurden von einem Ende zum anderen geschickt, bis wir dann doch eine richtige Auskunft bekamen. Schon hier sollten wir feststellen, dass kein Mensch deutsch spricht, nicht einmal in dieser touristischen Region, so dass ich doch wieder meine ziemlich leidlichen Englischkenntnisse auskramen musste.
Ystad besitzt einen polnischen Fährhafen. Dort wurden wir fündig. Wir tauschten unsere Euros in Schwedische Kronen um und waren nun flüssig. Jetzt konnten wir unser erstes Ziel ansteuern. Es hieß Ales stenar und ist eine Stätte, auf der Monolithen aus der Wikingerzeit oder früher stehen. Achtundfünfzig Steine stehen im Boden und bilden die Form eines Schiffes. Es ist die größte Monolithensammlung auf skandinavischem Boden, direkt an der Steilküste, einem luftigen Ort. Deren Bedeutung konnte bis heute nicht geklärt werden.
Ales stenar - Die Steine von Ale
Auf dem Weg dorthin, es ist ein schöner Spaziergang über hohe Dünen, sahen wir unseren ersten Austernfischer. Es ist ein hübscher Küstenvogel mit seinem roten Schnabel, den roten Beinen und dem schwarz-weißen Gefieder.
Da wir nicht unbedingt den gleichen Weg zurück zum Auto nehmen wollten, versuchten wir einen anderen. Der führte uns direkt zum Hafen des Ortes Käseberga. Ein schönes Stückchen Erde, so ruhig gelegen, zu dem nur eine Straße führt.
Fischgeschäfte reihen sich aneinander, im Wechsel mit Souvenirläden und Imbissbuden. Der Geruch nach leckerem, geräuchertem Fisch steigt in die Nase. Das Angebot ist so groß, dass wir uns nicht für etwas Bestimmtes entscheiden konnten. Dann nahmen wir doch zwei geräucherte Lachsfilets mit.
Jetzt hatten wir Appetit auf ein schönes Eis. Das war sowieso die bessere Idee unter der brennenden Sonne. Wir suchten uns jeder unsere Sorten heraus. Ich wollte drei Kugeln haben und zählte auf, was es sein sollte. Die junge Dame ging zur Kühltruhe und positionierte eine nach der anderen Kugel in die Waffeltüte. Sie hörte gar nicht wieder auf zu schaufeln. Am Ende hatte ich neun Kugeln Eis in der Hand. Oh je, das war eine Menge. Der Preis war der gleiche, ich bezahlte nur für drei Kugeln. Den anderen dreien ging es nicht anders. Für die Zukunft sollten wir also in Sachen Eis kaufen etwas vorsichtiger sein. Es schmeckte hervorragend und wir setzten uns an den Strand, wo wir das Eis in aller Ruhe genießen konnten. Inzwischen kam ein fetziger, aufs höchste polierter Oldtimer an uns vorbei gefahren. Wir bekamen vor Staunen den Mund nicht mehr zu. Es war ein Ami-Schlitten, Cabrio und himmelblau-metallic mit viel Chrom. Die Marke konnten wir nicht erkennen.
Als wir die Straße zum Parkplatz zurückliefen, kam uns schon der nächste „Schlitten“ entgegen. Vielleicht hatten sie irgendwo in der Nähe ein Treffen? Auf unserer weiteren Fahrt durch Schweden sahen wir noch viele Oldtimer, alle auf das Beste gepflegt. Die Schweden lieben sie wohl.
Schweden, das Land der Oldtimer
Unser nächstes Ziel hieß nun Kivik, wo ein Königsgrab aus der Steinzeit zu besichtigen ist. Das hatten wir auf einer der ausgestellten Tafeln in Ales stenar erfahren. Diese Monolithen sowie das Königsgrab und ein Ort in der Linie der beiden standen wohl in fernen Zeiten in Zusammenhang. Genauere Angaben können die Wissenschaftler anscheinend nicht dazu machen, da zu wenige Informationen vorhanden sind.
Das Königsgrab in Kivik ist ein riesiger, leicht kuppelartig aufgeschichteter Steinhaufen. Ein Gang durch diesen Haufen in seine Mitte führt zu einer Tür.
Dahinter finden sich diffuses Licht und eine Wand, um die man herum gehen muss, um das Grab zu erreichen. Es ist von aufrecht stehenden Steinplatten umgeben, die mit steinzeitlichen Malereien versehen sind. Der Innenraum ist nicht viel größer als das Grab selbst.
Königsgrab aus der Bronzezeit
Eingang
im Inneren des Grabes
Steinplatten mit Petroglyphen
Es ist früher Nachmittag und bevor wir nach Älmhult fahren, um unsere Nachbarn zu besuchen, steuerten wir ein weiteres Ziel an, die Tykarpsgrottan bei Hässleholm, eine riesige Kalksteingrotte. Um 16 Uhr sollte die nächste Führung stattfinden. Bis dahin hatten wir noch Zeit. Solange setzten wir uns bei einem schönen Kaffee und herrlichem Sonnenschein draußen ins Grüne. Zu Hause hatte uns die Sonne in diesem Jahr noch nicht so verwöhnt. Das war eine echte Wohltat.
Dann ging es los. Wir bekamen jeder eine Karbidlampe in die Hand und tauchten damit in die unterirdische Welt aus Stein ab. Unsere Lampen hatten jedoch nur Alibifunktion. Die einzige Lampe, die etwas Licht in das Dunkel brachte, war die Lampe unserer Führerin, sonst gibt es keine Beleuchtung. Als einzige Gäste bei dieser Führung tasteten wir uns durch die dunkle Welt voller Hohlräume und Pfeiler. Hier sollen siebzehn Fledermausarten leben. Im Moment sind aber alle ausgeflogen, nicht eine einzige Fledermaus bekamen wir zu Gesicht.
Inzwischen befanden wir uns zwölf Meter tief unter der Erde. Bis vor kurzem wurde hier Kalkstein abgebaut, bis etwa 1880 unterirdisch, was schwerste Arbeit war, später im Tagebau. Es heißt: zwei Jahre unter der Erde entsprechen zwei Tagen über der Erde, sprich im Tagebau. Die Männer bauten das Gestein ab und die Frauen brachten die Blöcke, die zwei- bis dreihundert Kilogramm schwer waren, mit Hilfe von Ochsenkarren an die Oberfläche. Heute veranstaltet man in der Grotte dann und wann wegen der ausgezeichneten Akustik Konzerte. Die Beleuchtung erfolgt dabei nur durch Kerzen und Teelichter.
Leicht verkühlt, da unten herrscht nur eine Temperatur von 8 °C, sahen wir nach einer halben Stunde das Tageslicht wieder.
Jetzt fuhren wir unseren Übernachtungsort an. Auf dem Campingplatz in Älmhult verbringen unsere Nachbarn jedes Jahr zwei Monate lang ihren Urlaub. Sie hatten immer schon gefragt, wann wir denn einmal kommen würden. Jetzt war es soweit. Der Campingplatz ist leicht zu finden. Wir waren schon fast da, als sich ein Auto mit bekannter Nummer vor uns setzte. So ein Zufall, es waren die Nachbarn. Sie fuhren vor uns her und zeigten uns den Weg. Das Hallo war groß, auch sie waren erst gestern angekommen. Sie wollten gerade zum Einkaufen fahren, als sie unser Auto erkannten und umdrehten. Nachdem sie uns unseren Platz gezeigt hatten, fuhren sie noch einmal los. Inzwischen verstauten wir die vorerst provisorisch verpackten Sachen in den Fächern und Schränken des Wohnwagens, so dass wir alles ohne größere Suche wiederfinden konnten.
Als unsere Nachbarn zurück waren, bewirteten sie uns erst einmal mit einem Begrüßungs-Eis. Anschließend meldeten wir uns bei der Rezeption an, gingen duschen und machten Abendbrot. Jetzt war es an der Zeit, den See zu besichtigen, an dem der Campingplatz liegt. Die Sonne war gerade im Begriff unterzugehen, aber was war das? Immer hörten wir, wie klar und sauber Schwedens Seen seien. Dieser hier hatte schwarzes Wasser. Die schwarze Wasserfarbe kannten wir nur von Urwaldflüssen aus dem Fernsehen. Es mag ja sein, dass dieses Wasser hier sauber ist, doch zum Tauchen taugt es nicht. Schon nach ein paar Zentimetern hat sich die Sichtweite erschöpft. Je dunkler es nun wurde, umso schwärzer schien das Wasser. Im Dunkeln würde ich nicht mal mehr zum Baden hinein steigen. Das ist ja unheimlich.
am See des Campingplatzes bei Älmhult
Jetzt kamen auch lästige kleine Fliegen heran und umschwirrten unsere Köpfe. Mit draußen sitzen wird wohl nun nichts mehr. Unsere Nachbarn luden uns in ihr Vorzelt ein. Sie meinten, diese „Fliegen“ wären ganz gemein. Später wussten wir, was sie damit andeuten wollten. So verbrachten wir den Abend bei Wein und selbstgemachtem