Schwerter im Kosmos - H. B. R. Atlas - E-Book

Schwerter im Kosmos E-Book

H. B. R. Atlas

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Beschreibung

Das fünfte Jahrtausend nach Christus, die Erdbevölkerung ist bereits zu fernen Welten aufgebrochen. Doch die Zukunft sieht anders aus als erwartet. Die Technologie dominiert uns nicht mehr, Aufklärung und Einfachheit sind der Pfad der Erdkultur. Doch die Geißel der Menschheit - Die Facetten der Gier, verfolgen uns bis an das Ende unserer Tage. Der Planet Lithoria - Planet der Lichter, ist die neue Heimatwelt der Menschen. Alte und neue Feinde begegnen uns auf unserem Weg, eine wahrlich weise Spezies zu werden. Doch die Probleme der Menschen sind nicht nur global oder gar galaktisch, auch die kleinen Heldentaten sind manchmal mehr Wert als große Schlachten. Im Falle dieses Buches geht es um das Feuer einer Gemeinschaft, welches das Eis des hohen Nordens zum Schmelzen bringt, um eine gute Person vor einem grauenhaften Schicksal zu bewahren. Die Illustrationen, dieses Buches, kommen von der hervorragenden Künstlerin "Sin von sinelenis", welche drei der einheimischen, lithorischen Spezien zeichnerisches Leben eingehaucht hat.

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Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Prolog

Der Mensch und die ErdeDer dunkle WandererEine neue HeimatDas Erbe der MenschheitTeuteland

Band 1

Das Feuer der Gemeinschaft

Kontinentalkarte

Antigras

Kapitel 1 Ein geteilter Kontinent

Kapitel 2 Die Hoheit des Westwallgebirges

Kapitel 3 Das Gewebe der Zeit

Kapitel 4 Nostalgie

Kapitel 5 Monarchie

Kapitel 6 Verbundenheit

Kapitel 7 Eine Reise ins Ungewisse

Kapitel 8 Der Ring der Drera

Kapitel 9 Die endlose Steppe

Kapitel 10 Königswürde

Kapitel 11 Wurzeln der Freundschaft

Kapitel 12 Der ewige Prinz und die Wut des Winters

Kapitel 13 Das Ende des Krieges

Kapitel 14 Heimkehr

Lexaris Lithorianum

Vorwort

Was treibt das Leben an? Warum sind wir hier? Es sind bekannte Fragen, welche viele Menschen jedoch seit Anbeginn ihrer Zeit beschäftigen. Aufgrund der Komplexität dieser Fragen, werden wir jene Geheimnisse nicht so schnell enthüllen können, welche noch in der Dunkelheit des Kosmos versteckt liegen. Doch wir versuchen es weiter und nutzen dafür jedes Licht, welches im Dunkeln der Unwissenheit zur Verfügung steht. Alle Antworten liegen bei den Sternen.

Doch machen wir es nicht so kompliziert. Die unendlichen Weiten des Universums, das Mysterium des Kosmos oder das Rätsel des Ichbewusstseins, hin oder her, das Leben eines Menschen beginnt ganz einfach. Ein jeder von uns fängt klein an und das ist gut so. Seit dem Jahre 2012 wächst und wächst meine Erzählung, während ich sie erzähle. Während meiner Berufsausbildung, begann ich mich zu fragen, ob ich wirklich für den Rest meines Lebens arbeiten ausüben würde, bei denen ich den Sinn überhaupt nicht wirklich begreife.

Damit meine ich nicht den Inhalt und weltlichen Sinn meiner Tätigkeit, sondern den tieferen Sinn. Ich denke jeder von euch, hat sich eine ähnliche Frage schon einmal gestellt. Doch in dieser Welt werden solche Fragen irgendwann hinfällig oder mit Argwohn betrachtet. Es ist der Neid der Fantasielosen der uns versucht aufzuhalten. Wir alle haben eine Aufgabe in dieser Welt und einen Teil zur Gesellschaft beizutragen, doch Jemandem das Recht auf Fantasie und Träume zu verbieten oder es als nutzlos zu bewerten, ist nicht nur ungerecht, sondern hemmt auch den weltlichen Fortschritt.

Wonach soll ein rationaler Mathematiker streben, wenn kein Philosoph weit entfernte Ziele setzt?

In meinem Fall waren es Geschichten vergangener Tage, sowohl Märchengeschichten, als auch Geschichten des wahren Lebens, welche mich zum Nachdenken bewegt haben. Doch sich eine Geschichte auszudenken oder niederzuschreiben, sind zwei verschiedene Dinge. Eine blühende Fantasie allein, reicht hierbei nicht aus, weltliche Disziplin ist demnach auch sehr wichtig.

Nun fragte ich mich über was ich schreiben möchte, immerhin gibt es Tausende großartige Autoren, welche sich einst dieselben Fragen stellten und später wunderbare Geschichten erzählten. Ich interessiere mich für viele Dinge und das ist gut, denn so entstanden Visionen über viele Szenarien, doch irgendwann musste ich mich entscheiden. Die endlosen Perspektiven des Kosmos und die Frage über die Zukunft von uns Menschen, faszinierten mich hierbei am meisten. Diskussionen über den Aufbruch der Menschheit zu anderen Welten und Erfindungen der Menschheit dies zu erreichen, faszinieren mich bis heute. Denn dies ist eine wunderbare Mischung aus Realität und Träumerei.

Doch wie sehen diese Welten aus, auf denen wir Leben werden?

Werden sie bewohnt sein und falls ja, von wem? Obwohl ich ebenso wenig in die Zukunft blicken kann wie ihr, bin ich mir sicher, dass eine dieser wunderbaren Welten der Planet Lithoria sein wird. Dieser Planet befindet sich im Sternbild des Orion und wird der nächste Planet sein, den wir Menschen besiedeln werden. Lithoria ist wunderschön und schimmert wie die Erde, im lieblichen blau und grün. Doch das Zeitalter und der Grund, warum wir Menschen aufbrechen müssen ist durchzogen mit großen Herausforderungen.

Das Abenteuer wartet auf uns alle.

Prolog

1 Der Mensch und die Erde

Der Kosmos, dunkel und mysteriös, Unendlichkeit voller Rätsel und Wunder, eben jene Eigenschaften faszinieren und verängstigen uns zugleich. Die vereinte Menschheit befindet sich im Jahre 51, nach der Gründung der Panganischen Allianz, einer Allianz der Menschen des Planeten Erde und eine Zeitrechnung aller Menschen. Während jeder großen Veränderung in der Geschichte der Menschheit gibt es jedoch jene, die Veränderungen nicht so einfach akzeptieren können, so gibt es viele, die das Jahr 51 NGPA noch als Jahre 2131 nach Christus bezeichnen. Wie auch immer man dieses Jahr bezeichnet, es ist ein verhängnisvolles Jahr der Erdgeschichte. Wohl wissend das die Menschen der Erde ihre Herausforderungen nur gemeinsam bewältigen können, legten sie vergangene Streitigkeiten beiseite und lösten viele Probleme. Durch das Regulieren des Klimawandels, konnte der Welthunger bekämpft werden und durch die Bekämpfung des Welthungers wurde der Nährboden für Versklavungen des Geistes, wie jene durch institutionelle Religionen oder Autokratie vernichtet. Doch trotz des enormen technischen und sozialen Fortschrittes gibt es dennoch Geißeln der Menschheit, welche wohl niemals besiegt werden können. Die Gier. In diesem Fall die Gier nach Rohstoffen, welche schlussendlich zum Sargnagel des Planeten Erde wurde. Die Beschränkung von extrahierbaren Rohstoffen wie Holz, Gase und Erze, hinderte Industrien nicht daran, ihre Gier nach Profiten zu befriedigen. Unternehmen welche jene Beschränkungen und Verbote umgehen wollten, richteten ihre gierigen Blicke auf Rohstoffe anderer Planeten im System des Sternes Sonne. Besonders Wasserstoff und Helium befand sich im Zentrum des Interesses und wurde nunmehr ungehindert aus den vier Gasriesen extrahiert.

Forscher warnten davor, dass die Veränderung der Masse jener schützenden Planeten Veränderungen in der Gravitation und somit auch der Stabilität des Sonnensystems führen würden, doch Gesetzeslücken und blanke Ignoranz obsiegten dieser Tage, sodass die Totenglocke des Planeten Erde laut ertönte.

2 Der dunkle Wanderer

Einige Kolonien der Menschen auf anderen Planeten und Monden bemerkten es zuerst, der tiefen Dunkelheit des Kosmos entstieg ein pechschwarzer, sternloser Planet empor, welcher unaufhaltsam in Richtung der Erde schwebte, um ihren Platz im Sonnensystem einzunehmen. Dieses entsetzliche Ereignis war nur möglich da sich das Gravitationsfeld des Sonnensystems durch das Verschlingen der vier Gasriesen, durch die Bestie Mensch, massiv verändert hatte.

Doch für Reue war es zu spät. Die Menschen versuchten mit aller Macht, den aus einem unbekannten, schwarzen Metall bestehenden Planeten zu vernichten oder vom Kurs abzubringen, doch es war den Menschen trotz ihrer fortgeschrittenen Technologie nicht möglich ihren Untergang zu verhindern. Während die menschliche Kolonie auf dem Jupitermond Titan hilflos mit ansehen musste, wie der kosmische Wanderer an ihnen vorbeiflog und Kurs auf die Erde nahm, brach auf dem Heimatplaneten der Menschheit Panik aus. Die Erde, die heilige Mutter, welche die Menschheit Jahrtausende lang liebend umsorgt hatte und ihnen viele Fehler verziehen hatte, wurde schlussendlich durch ihre eigenen Kinder betrogen. Die meisten Menschen verließen die Erde und siedelten auf anderen Planeten und Monden, unter ihnen die Prim-Nalore, die erste und einzige Generation von Menschen, welche durch hoch moderne Technologie mit ewiger Jugend und Vitalität gesegnet wurden. Jene Menschen, wie dem friedlichen, religiösen Kult der Mutter Erde, welche fliehen, ihre Heimat jedoch nicht verlassen wollten, gingen im Einklang mit ihrer Mutter unter. Die Erde wurde zerstört, verschlungen in einem Meer aus Feuer und Fels, welche das liebliche grün und blau der Erde für immer vernichtete. Viele Überlebende Menschen, welche dem Kataklysmus entgingen, verfielen in Depressionen. Selbst jene Menschen welche einen starken Charakter besaßen, überkam die Scham und die Verzweiflung. Viel Wut entlud sich an Industriellen und Politikern, welche für das Unheil verantwortlich gemacht wurden. Für viele war es so als wäre, durch die Vernichtung der Erde, ein Teil ihrer Seele gestorben. Erst jetzt, wo es zu spät war, spürten die Menschen welche ureigene Verbundenheit sie mit der Erde hatten, welche sie zuvor als selbstverständlich sahen.

Heimatlos reisten viele der Menschen durch den Kosmos auf der Suche nach einer neuen Heimat. Jene Menschen welche in Sternschiffen flüchten konnten, schlossen sich innerhalb einer dreißig Jahre andauernden Periode der Zerstreuung, zu Gemeinschaften zusammen und aus jenen Menschen sollte sich ein Bund aus zwölf Individuen formen, den sogenannten Dodekan.

Sechs von ihnen waren Prim-Nalore, gesegnet mit ewiger Jugend und einem langen Leben und der Gelassenheit weit in die Zukunft zu blicken. Die anderen sechs waren normale Menschen, konfrontiert mit der Endlichkeit und zielstrebig der Zerstreuung ein baldiges Ende zu bereiten.

3 Eine neue Heimat

Gemeinsam entdeckten sie einen Planeten, welcher bereits vor einigen Dekaden von den Menschen entdeckt wurde. Da er erdähnlich war, wurde er zuvor von Wissenschaftlern erforscht und auf seine Tauglichkeit getestet. Doch jene Ergebnisse wurden aus unbekannten Gründen niemals veröffentlicht und der Planet für eine Besiedelung niemals freigegeben. Aller Kontroversen zum Trotz entschieden sich die zwölf Dodekan, den Planeten Lithoria zur neuen Heimatwelt der Menschen zu erheben. Als die Menschen den Planeten erreichten und seinen lieblichen, grünen Glanz und den friedlichen, blauen Schimmer vernahmen, begannen viele zu weinen, Tränen der Erinnerung, der Hoffnung und der Freude vermischten sich und alle schworen bei der Liebe zur heiligen Mutter Erde, den Planeten Lithoria zu ehren und die Verbrechen der Menschheit niemals zu wiederholen. Ein neues Leben begann und Hoffnung keimte auf.

Die Menschen landeten auf dem Planeten und debattierten nun miteinander, welcher Weg des Lebens wohl der beste sei. Der Wunsch nach Einigkeit war groß, ein geeintes Lithoria, eine geeinte Menschheit war stets das angestrebte Ziel. Doch es herrschte Uneinigkeit, vor allem in Fragen von moderner Technologie. Viele Menschen dachten über das Geschehene nach und waren der Meinung das der Untergang der menschlichen Kultur durch den enormen Fokus auf Technologie eingeleitet wurde, welche allzu oft ein Werkzeug der Gier war. Andere wiederum wollten auf die Technologie nicht verzichten, denn nicht die Maschinen waren schuld am Untergang der Erde, sondern ihr Missbrauch.

Schlussendlich entstanden zwei Wege. Die Mehrheit der Menschen legte das Erbe der hohen Technologie ab und wollten ein einfaches Leben führen, sie gründeten das Reich Pantonia auf dem fruchtbaren Kontinent Antigra, welches nun das soziale Erbe der Menschheit bildete. Die restlichen Menschen, welche die Macht und andere Vorzüge des technischen Fortschritts nicht aufgeben wollten, gründeten das Reich Cetacea, welches isoliert am Nordpol des Planeten lag und nun das technologische Erbe der Menschen bildete.

Die Menschheit war entzweit. Doch trotz der unterschiedlichen Philosophien, sollte es kein Zwist zwischen beiden Reichen geben, lange Zeit hielt der Kontakt, besonders zwischen den Prim-Nalore.

4 Das Erbe der Menschheit

Unter der weisen Führung der ersten Menschen, blühte Pantonia auf. Sie erhoben eine neue Zeitrechnung, die nach der Gründung Pantonias ihren Anfang nahm. Da Lithoria eine ähnliche Größe wie die Erde hat und ihren Stern, welcher Tanih genannt wird, im gleichen Abstand umkreist, wie die Erde damals die Sonne, hatte ein Jahr auf Lithoria Dreihundertundsechzig Tage. Das Jahr wurde nach den acht großen Sternbildern, in acht Zyklen aufgeteilt. Viele Generationen bauten das Reich langsam aber stetig auf, doch nach Hunderten Jahren des Friedens und des Wohlstandes, begannen die einfachen Menschen zu vergessen welch Glück sie besaßen. Doch nicht die Prim-Nalore, welche niemals vergessen würden, was einst geschah. Stets lehrten sie den neuen Generationen welch Glück sie besaßen und bewahrten Demut und Respekt gegenüber den Gaben Lithorias. Die Menschen lebten in Glückseligkeit, Frieden und im Einklang mit der Natur Lithorias.

Das Schicksal Cetaceas jedoch, sollte ein anderes sein. Auch die Menschen des Polarreichs erinnerten sich stets an ihre Vergangenheit und taten alles um die Menschheit vor einer erneuten Katastrophe zu bewahren. Der eigentliche Unterschied zwischen Pantonia und Cetacea lag jedoch nicht in Ansichten der Technologie, sondern darin das die Menschen Cetaceas die Vergangenheit nicht akzeptieren wollten. Ihr großer Traum, den Glanz der Menschheit, mit harter Arbeit wieder zu beleben, war nach Jahrhunderten immer noch präsent. Doch ihre Manie das Geschehene ungeschehen zu machen, beschwor großes Übel herauf. Einige Experimente zur Gewinnung von Energie, lösten Naturkatastrophen aus, welche die nördliche Hemisphäre, insbesondere den nördlichsten Kontinent Thorran massiven Schaden zufügte. Viele der einheimischen, lithorischen Spezies, den sogenannten Thrykern, fielen diesen Veränderungen zum Opfer, waren jedoch machtlos angesichts der Macht der Menschen. Die Menschen Cetaceas bemerkten ihre Fehler, stellten ihre Experimente ein und versuchten den voran gegangenen Schaden zu beheben.

Doch auch wenn die Experimente eingestellt wurden, sollte die Abrechnung rasch folgen. Der hohe technologische Fortschritt der Menschen von Cetacea, war wie das Leuchtfeuer eines Leuchtturms, inmitten des dunklen Kosmos und zog einen wohl bekannten, grausamen Feind der Menschheit an. Diese Spezies befand sich seit einem Jahrhundert mit den Menschen und ihren einstigen Verbündeten im Krieg und zeigte keine Gnade mit den Menschen Cetaceas. In einer letzten gewaltigen Weltraumschlacht wurden die Menschen des nördlichen Reiches Cetacea ausgelöscht. Vor der kompletten Vernichtung des Reiches, konnten jedoch viele Menschen fliehen. Trotzdem wurde mit dem großen Polarreich Cetacea, der Traum von der Wiedergeburt der alten Erdkultur ausgelöscht. Die feindliche Spezies betrachtete die restlichen Kreaturen des Planeten Lithoria als primitiv, da keine Zeichen von fortgeschrittener Technologie zu erkennen waren und verzichtete deshalb auf eine planetare Auslöschung. Die Menschen Pantonias und die Lithorier blieben verschont, waren jedoch gewarnt. Obgleich die Menschen, den Lithoriern niemals bewusst schaden wollten, hatten sie es getan und dies sollte zu einem großen, globalen Konflikt führen.

5 Teuteland

Das Jahr 1549 nach der Gründung Pantonias (NGP). Die Vernichtung Cetaceas und die Verwüstung des hohen Nordens, lagen bereits lange zurück, war jedoch nicht vergessen. Die Prim-Nalore versuchten die Menschen vor dem Unheil jenseits ihrer Grenzen zu schützen, doch die vergangenen Veränderungen waren unumkehrbar. Obwohl Pantonia ein großes und wunderbares Reich der Menschheit ist und viele Werte der Altvorderen hütet und ehrt, isolierten sie sich zunehmend und das ehrbare Reich der Menschen auf Lithoria, mündete irgendwann in Stagnation. So wie die Wünsche der Menschen nach Geborgenheit und Frieden, Teil ihres Seins sind, ist es auch der Wunsch nach Wandel und Entwicklung. Pantonia ist groß, von der ehemaligen Region Südpantonia, welche am warmen, tropischen Ozean liegt, bis zu den nördlichsten, sternklaren Gewässern der Region von Farore, liegen dreitausend Kilometer. Von der stolzen Stadt Siegfurt, im Westen, welche im Schatten des mächtigen Sternberg liegt, bis zum vergessenen Ostland, jenseits des gewaltigen Westwallgebirges, liegen zweitausend Kilometer.

In der Tat fällt die Region Ostland aus dem Rahmen der restlichen, strahlenden Regionen Pantonias. Es war abgeschieden, karg und gefährlich, abgesehen von einigen wenigen Leuten, wollte Niemand dort leben. Pantonia war dort quasi nicht präsent. Doch das Land sollte einen großen Wandel erleben. Ein ehrgeiziger Mann namens Nordan Teutonius, nutzte die vermeintliche Verwahrlosung und Unwichtigkeit dieser Region und führte unter dem Vorwand einer Expedition, eine große Gruppe nordrowerischer Krieger in das wilde, beinahe unberührte Land. Doch seine Pläne waren finster, anstatt die dort lebende Bevölkerung in ihrem Kampf gegen die dortigen Gefahren zu unterstützen, beanspruchte er das Land für sich. Die dort lebende Bevölkerung mit Gewalt gefügig zu machen, war jedoch nicht notwendig. Die Ostländer, waren anders als der Rest der Pantonier, rau und stark und weniger weise. Sie respektierten Nordan und seine Krieger und waren bereit sich zu fügen, wenn er sie von den Gefahren dieses gefährlichen Landes beschützen würde. Da er Untergebene brauchte, welche ihm dienen, willigte er ein und zähmte das Land letztendlich, mit Feuer und Stahl.

Nahe des fruchtbaren Rotkammfeldes, fernab der zivilisierten Welt, gründete er sein eigenes Reich, welches er Teuteland taufte und die erste Stadt des Landes, welche er Nordan taufte, auf dass sein Name niemals vergessen werden würde. Da Nordan Teutonius niemals zurückkehrte, vergasen ihn die Pantonier westlich des Gebirges schnell und zum ersten Mal, seit etlichen Jahrhunderten, veränderte sich etwas in Pantonia, jedoch ungesehen und weit entfernt.

Das Jahr 2141 nach der Gründung Pantonias (NGP). Teuteland bestand mittlerweile seit knapp sechs Jahrhunderten. Doch bereits nach dem ersten Jahrhundert, hatte Teuteland nur noch wenig mit ihren Vorvätern gemeinsam. Die kulturellen Wurzeln und die Sprache blieben zwar erhalten, doch politische Ansichten und Ziele standen meist im Kontrast zu Pantonia, welches die mutigen Siedler, östlich des Gebirges erst sehr spät wieder entdeckten. Während die Regierungsform des zerfallenen Polarreichs Cetacea eine Räterepublik war und Pantonia eine konstitutionelle Monarchie auf demokratischer Grundlage geworden ist, dachte Nordan nicht daran das Volk, in irgendeiner Form entscheiden zu lassen, er gründete eine absolute Monarchie, in der alle Macht von ihm ausging. Da die teutischen Könige stark und mächtig waren, überdauerte diese Staatsform, die Jahrhunderte, wenn gleich auch mit einigen Hindernissen. Da Teuteland, politisch gesehen, jedoch immer noch ein Teil Pantonias war und innerhalb weniger Dekaden zu einem aufstrebenden Reich wurde, wollten die Altvorderen Pantonias, ihre ehrgeizigen Siedler an ihre Zugehörigkeit erinnern. Zur Überraschung der Bewohner westlich des Gebirges, wollten die Teuteländer jedoch keinen gehorsam leisten und riskierten damit einen Konflikt mit dem mächtigsten Reich des Planeten. Während die Menschen in Pantonia ein ruhiges Leben, ohne viel Veränderungen über alles schätzten, war Teuteland ein Schmelztiegel der Veränderungen und ihre Bewohner hielten sich nicht mehr an geltendes pantonische Recht. So ertönten irgendwann Rufe eines gewaltsamen Eingliederns des abtrünnigen Reiches, doch die Weisheit der Prim-Nalore verhinderte solch drastische Maßnahmen und sie ließen die Menschen in Teuteland nach ihrer Façon selig werden. Sie boten den Teuteländern eine Sonderstellung im pantonischen Reich an, wenn sich das stolze Volk der Teuteländer erneut zum Reich bekennen würde. Es war eine Einigung mit der alle zufrieden waren, die Diplomatie obsiegte.

Doch die ungestüme Abenteuerlust der Teuteländer sollte etwas in Gang setzen, was, seit vielen Jahrhunderten brodelte. Die Thryker hatten, trotz der vergangenen Jahrhunderte, die Verbrechen an ihrem Volk nicht vergessen. Eine teutische Abenteurerin, reiste in die sagenumwobenen Länder der Mil-o-Lynn, genauer gesagt in eine Region, welche von einer aquatischen, lithorischen Spezies namens Tundarier bewohnt wurde. An einem großen See entfesselte Sie versehentlich und unter Einsatz übernatürlicher Kräfte, eine Katastrophe, welche zwei Kontinente, Antigra und Thorran in einen grauenhaften Krieg stürzen würde. Gewaltige Erdbeben und Eruptionen zerrissen den Erdboden, Flutwellen und Feuerbälle zerstörten ganze Städte und töteten viele Kreaturen auf beiden Kontinenten. Die Thryker, abermals am Rand der Vernichtung und die Tundarier, vertrieben aus ihren Gewässern, griffen die Menschen erbarmungslos an, um die Plage von ihrem Planeten zu vertreiben.

Das Jahr 2150 nach der Gründung Pantonias (NGP). Der Krieg zwischen den Menschen Antigras und den Thrykern und Tundariern, dauerte nunmehr neun Jahre an. Die Thryker waren stark und intelligent, sie kopierten die menschliche Kriegsführung und Organisation und ohne die Weisheit und Stärke der Prim-Nalore, wären auch die Menschen des zweiten großen Reiches ausgelöscht worden. Trotz vergangener Differenzen kämpften Pantonia und Teuteland, tapfer Seite an Seite und ehrten damit den alten Pakt der Treue zwischen den Menschen beider Nationen.

Am 34.08.2150 sollte es zu einer großen Schlacht kommen. Es war ein kalter Spätwintertag, einem Tag an dem kein Mensch das Westwallgebirge überqueren könnte. Einer der mächtigsten, thrykischen Anführer, der rachsüchtige Thryker Vaz-Kavar, führte eine Armee aus fünftausend Thrykern über das gefrorene Westwallgebirge. Die Thryker Thorrans, geboren im ewigen Eis des Nordens, waren immun gegen Kälte und erwischten die vom Krieg erschöpften Teuteländer auf dem falschen Fuß. Aufgrund der horrenden Verluste der teutischen Armee während des Krieges, war der edle König Adalher Teutonius gezwungen viele Bauern und auch Minderjährige einzuziehen, um die drohende Auslöschung seines Volkes zu verhindern. So marschierte Adalher mit einer Armee, welche aus Zwanzigtausend Milizen bestand, von der teutischen Hauptstadt Nordan, im Zentrum des Landes, gen Westen zum Westwallgebirge, genauer gesagt zur berühmten Lentorenburg, um die Thryker in einer entscheidenden Schlacht endgültig zu besiegen.

Doch die Thryker griffen die Burg bereits an, welche von Prinz Herkon, dem Neffen des Königs, von Artjom von Kaltenburg und fünfhundert teutischen Veteranen, erbittert verteidigt wurde. Das Eintreffen von König Adalher und seinem Sohn Kronprinz Kynan, hob die Moral aller. Doch als die Schlacht begann stellte sich schnell heraus das die zahlenmäßige Überlegenheit der Menschen, der kalten Wut und der bestialischen Kraft der Thryker keinen Einhalt gebieten konnte. Die Niederlage der Menschen stand kurz bevor. Zusätzlich zur drohenden Niederlage, zog ein eisiger Wind herauf, welcher die Winterluft noch grausamer peitschen ließ, gefolgt von einem großen Schatten welcher sich schnell über das Schlachtfeld bewegte. Alle erzitterten, als sie ein riesiges, fliegendes Ungetüm am Himmel vernahmen, welches in die Schlacht eingriff. Es handelte sich um ein Wyrotera, eine Bestie der nördlichen Hemisphäre, ein Ungetüm unvergleichlicher Macht und Wildheit. Zur Überraschung aller saß ein Thryker auf dem Rücken der Bestie und beherrschte sie. Die Moral der Menschen schien nun endgültig zu brechen und alles schien verloren. Doch das Glück war den Menschen gewogen, denn glücklicherweise war dieser Thryker kein Feind der Menschen. Es gab auch jene Thryker, welche die Schuld der vorangegangenen Katastrophen nicht bei den Menschen der Gegenwart sahen und sie vor blinder Rache schützen wollten. Der Name jenes Thrykers war Firon-Leen, der aufgrund seiner schneeweißen Haut auch weißer Prinz genannt wird. Der kalte Nebel und der eisige Wind trugen sein treues Wyrotera, welches den Namen Pharonix trägt, durch die Lüfte, um den Menschen in dieser Stunde der Not beizustehen. Viele der Menschen erkannten ihn nun und riefen voller Stolz und Freude seinen Namen, ihre Moral stieg in ungeahnte Höhen und sie kämpften alle wie Helden. Der mutige Prinz Herkon und der zumeist mürrische Artjom, durchbrachen unterdessen den Belagerungsring und riskierten einen Ausfall aus der Burg. Mit kräftigen Pferden stürmten sie hinaus, um dem König zur Hilfe zu eilen. Doch bevor sie den König erreichten, traf Adalher auf den thrykischen Anführer Vaz-Kavar und verwickelte ihn in einen tödlichen Zweikampf. Wie alle Thryker verfügte Vaz-Kavar über gewaltige Körperkraft, welche jener von drei kräftigen Männern glich, doch Adalher war ein teutischer Adeliger und ein geschickter Schwertkämpfer und konnte mit seinem königlichen Schwert das steinerne Schwert des Thrykers zerbersten und ihm mit einem mächtigen Streich seines Schwertes eine klaffende Wunde zufügen, welche einen Menschen getötet hätte.

Vaz-Kavar war jedoch kein Mensch und auch kein gewöhnlicher Thryker, sondern ein Kel-Tóres, unter den Menschen auch als Hexenmeister bekannt. Als Vaz-Kavar den drohenden Tod ins Auge schaute, streckte er seine Hand in Richtung Adalher aus und beschwor einen weißen Blitz, welcher Adalher traf und tötete. Sein Sohn Kynan war geschockt über den Anblick seines sterbenden Vaters, er eilte zu ihm, doch es war zu spät. Vaz-Kavar wollte die Gelegenheit nutzen um auch Kronprinz Kynan zu töten, welcher nunmehr blind vor Trauer war und alles um sich herum vergaß.

Gerade streckte er erneut seine Hand aus, um einen weiteren Schemenblitz herauf zu beschwören, doch Kynans Rettung nahte.

Aus dem Getümmel sprang Herkon hervor und trennte Vaz-Kavar, mit einem gewaltigen Hieb seines Schwertes, den kompletten Arm ab. Der Thryker schrie vor Schmerz und Herkon führte den Kampf für seinen gefallenen Onkel weiter. Vaz-Kavars eiskalte Seele und die kalte Wut des Winters, konnten Herkons lodernden Mut keinen Einhalt gebieten. Wie entfesselt schlug er auf den Thryker ein, fügte ihm mehrere, schwere Wunden zu und streckte ihn schlussendlich mit einem gewaltigen Aufwärtshieb nieder. Der Tod des thrykischen Anführers gab den Menschen nochmals einen moralischen Aufschwung und sie trieben die restlichen Thryker ins Westwallgebirge zurück.

Die Menschen Teutelands hatten gesiegt, doch der Preis dafür war hoch. Als Herkon zu Kynan lief, war der Anblick seines toten Onkels schwer zu ertragen, Adalher war ein guter König und hinterließ ein großes Erbe, welches sein Sohn nun fortführen musste, doch Kynan war jung und unerfahren und benötigte jede Hilfe um die kommenden Probleme des Landes zu bewältigen. So endete das neunte Jahr des Krieges und auch die edle Regentschaft Adalhers.

Das zehnte Jahr des Krieges, zwischen den Menschen Antigras und den Thrykern Thorrans begann. Es soll ein wichtiges Jahr sein, ein Jahr voller Ereignisse und Entscheidungen. Der Fokus dieses Buches soll sich hierbei auf Teuteland, seine Bewohner und das Feuer einer Gemeinschaft richten, welches das Eis des Krieges schmelzen wird.

Band 1

Das Feuer der Gemeinschaft

von H.B.R. Atlas

Mit Illustrationen von Sin Lenis

Kapitel 1

Ein geteilter Kontinent

Nach jedem harten Winter kommt ein schöner Frühling, so sagen die Teuteländer. Der erste Tag des neuen Jahres in Teuteland, steht daher für Hoffnung und Neubeginn. Einen hoffnungsvollen Neubeginn braucht ein Land, nachdem es einen guten König verloren und viele Probleme dazu gewonnen hat. Adalher Teutonius, der große König Teutelands, war gefallen. Geliebt von Adel und Volk zugleich, ist sein Ableben ein schwerer Schlag für alle, besonders jedoch für die Mitglieder seiner Familie, welche nun vor großen Herausforderungen standen. Obwohl Adalhers Opfer edel war, nahm der Krieg immer noch kein Ende. Da Teuteland eine absolute Monarchie ist, fallen die Aufgaben nun an seine Nachfahren weiter. Drei mögliche Erben standen nun direkt an Adalhers Grab, hierbei handelte es sich um Kynan, Herkon und Sirea. Alle Drei sind Teil der königlichen Familie Teutonius. Doch ihre Verbundenheit beruht nicht nur auf dem gemeinsamen Blut, sondern auch auf tiefer, gegenseitiger Zuneigung, welche bis in ihre frühste Kindheit reicht.

Herkon ist der Stolz zweier großer Familien, der Familie Teutonius und dem Kaltenburg Klan und somit der Vetter von Kynan und Sirea.

Er ist ein Krieger und trotz seiner siebenundzwanzig Jahre, bereits ein Veteran vieler Schlachten. Er ist groß und kräftig, hat lange, rotblonde Haare und trägt zumeist einen, kurzen, gepflegten Bart.

Aufgrund seiner Herkunft, seiner Reputation und seines Aussehens, wirkt er hart und unnahbar. Doch trotz des Krieges hatte er sich stets seinen guten Kern bewahren können und ist demnach gegenüber seinen Liebsten stets mitfühlend und treu.

Sirea ist die Tochter und das älteste Kind Adalhers. Sie ist eine wahre Prinzessin, schön, anmutig, schlau und emphatisch. Gerne trug Sie edle Kleidung, welche ihr große, schlanke Figur und ihr, langes, blondes, welliges Haar betonten. Der Tod ihres Vaters traf Sie tief, doch aufgrund ihrer einunddreißig Jahre, war Sie bereits sehr erfahren und innerlich gefestigt, sodass Sie damit sehr gut umgehen konnte. Aufgrund einer Reform, welche Adalher während seiner Regentschaft einführte, war Sie, als ältestes Kind des Königs, die rechtmäßige Erbin des teutischen Throns. Doch diese mutige Reform, welche Mann und Frau gleichstellen sollte, hatte die Herzen der Mehrheit des einfachen Volkes und des Adels bislang noch nicht erreicht. Um die Stabilität Teutelands nicht zu gefährden, verzichtete Sie daher auf ihr Anrecht auf den Thron und unterstützt nun ihren Bruder beim Erreichen dieser Würde.

Kynan ist jung, das einundzwanzigste Lebensjahr würde er bald erreichen. Er ist das jüngste Kind von Adalher und ähnelte seinen Vater in vielen Belangen. Äußerlich wirkt er eher unauffällig, zwar trägt er passend zu seiner Herkunft, meist edle Gewänder, doch er legt keinen besonderen Wert auf königliche Extravaganz. Er ist von durchschnittlicher Statur und trägt kurze, blonde Haare. Er wirkt zumeist ruhig, sanftmütig und sehr häuslich. Hetze und Abenteuer waren ihn zuwider. Er wuchs sehr behütet auf und das Grauen seiner ersten Schlacht, jene bei Westwallheim und der gewaltsame Tod seines Vaters, hatten ihn zutiefst schockiert. Er verabscheute Krieg und wünschte sich sehnlichst ein Ende der Gewalt. Da er außerdem sehr demütig ist, wendete er sich oft bereitwillig an Sirea und Herkon, welchen ihn mit Rat und Tat zur Seite standen. Er war sich seiner Verantwortung stets bewusst.

Der Sitz des Königs und Ort der königlichen Beerdigung, ist die teutische Hauptstadt Nordan, genauer gesagt die Teuteburg. Nordan ist eine der ältesten Städte Teutelands und wurde direkt an das Rotkammgebirge gebaut, einem Felsmassiv welches sich durch einen erheblichen Teil des Landes erstreckt. Innerhalb der Stadt befindet sich die Teuteburg, welche bereits in das Gebirge hineingebaut wurde. Diese mächtige Gipfelburg liegt etwa fünfhundert Meter über dem Boden und thront sprichwörtlich über der Landschaft, welche eine raue Schönheit besitzt. Es ist Sitte das der oder die Erbin als erstes von seinem Vorgänger Abschied nimmt, doch zur Überraschung der restlichen Beteiligten, allen voran dem teutischen Hochadel, standen Kynan, Sirea und Herkon gemeinsam, auf gleicher Höhe am Grab und nahmen Abschied. Doch nicht nur die Erben haben ein Recht auf einen würdevollen Abschied, das ganze Land durfte am Tag der Beerdigung am Grab des Königs vorbeigehen und ein letztes Mal Abschied nehmen. Der königliche Friedhof lag unter freien Himmel und das Wetter an diesem Tag war zwar kalt aber sonnig. Kynan blickte von der Teuteburg herunter und zunächst streichelte frische Luft durch sein Gesicht, sodass er die Augen schloss. Als er die Augen wieder öffnete war er erstaunt, denn Abertausende Menschen warteten sowohl in, als auch vor der Stadt Nordan auf ihre Gelegenheit von König Adalher Abschied zu nehmen. Die Sitte, dass das Volk vom König Abschied nehmen darf, reichte bis in die Gründungsjahre zurück. Doch zu dieser Zeit hatte Teuteland nur einige Tausend Bewohner. Sechshundert Jahre später war die Bevölkerung auf sechs Millionen Menschen angewachsen.

Um Gedrängel und mögliche Verletzungen zu vermeiden, wurde der Trauertag daher auf eine Trauerwoche erhöht, eine Maßnahme welche bei Adalher auch dringend notwendig war. So verließen die drei Erben die Beerdigung und versuchten nach vorne zu blicken.

Die Blutlinie der Teutonen, reicht zurück bis hin zum Kriegsherren Nordan Teutonius und wird lediglich durch sechs Reichsfürsten und viele kleinere Grafschaften verwaltet, welche den König beraten und seinen Willen im Königreich durchsetzen. Zu Beginn des Jahres werden alle Fürsten zum König gerufen, um gemeinsam zu tagen und wichtige Entscheidungen zu treffen. Durch den Tod des großen König Adalher Teutonius, wurde der Rat nun das erste Mal von Kynan einberufen, welcher nun offiziell als Kronprinz galt. Diese Zusammenkunft fand am Tag nach der Beerdigung statt.

Im Thronsaal wurde für diesen wichtigen, jährlichen Anlass eine große Tafel aufgebaut. Sieben verzierte Stühle symbolisieren die Reichsfürsten und den König, jedoch wurden an diesem Tag zwei weitere Stühle neben den des Königs aufgestellt. Zwei Hofbedienstete öffneten die Türen und alle Fürsten betraten den Raum.

Die ersten beiden waren klein, stämmig und trugen große Pelzmäntel. Fürst Helmut und sein jüngerer Bruder Fürst Haegar, auch als die Eisenwald-Brüder bekannt, teilen sich die große Eisenwald Region im Westen Teutelands. Beide sind für ihre Impulsivität während hitziger Debatten berühmt und berüchtigt.

Trotz ihrer zumeist aufbrausenden Art gelten sie als stets loyal und zuverlässig gegenüber der königlichen Familie.

Hinter den beiden ragte ein großer, kräftiger Mann mit kurzen, schwarzen Haaren hervor. Seine lädierte Rüstung und sein ernster Gesichtsausdruck passten zu seiner Reputation, es handelt sich um Artjom, der Sohn von Fürst Vladaris, vom legendären Klan Kaltenburg. Artjom ist zumeist mürrisch und sehr argwöhnisch, jedoch ein mächtiger Krieger und nach dem König selbst, der zweite Heerführer Teutelands. Obwohl er seinen Vater in dieser wichtigen Sitzung nur vertrat, hat seine Meinung einen hohen Stellenwert.

Aus dem Schatten von Artjom trat Fürst Marian von Solaren hervor.

Sein elegantes und charmantes Auftreten, dass durch sein langes, blondes Haar, sein schönes Gesicht und seiner glänzenden Rüstung noch weiter betont wurden, lenken von der Tatsache ab das er ein Kriegsheld ist. Marians überragende Fähigkeiten im Kampf und seine Führungskraft sind eine Abschreckung für jeden Feind und eine Inspiration für jeden Freund.

Als nächstes betrat Fürst Kalvis von Lordaringen den Saal.

'Prunkvoll' war das Wort welches den fülligen Mann aus dem Nordosten Teutelands am besten bezeichnete. An jedem Finger trug er mit Edelsteinen besetzte Ringe, die er regelmäßig durch andere ersetzt, falls er ihrer überdrüssig geworden ist. Obgleich dem wohl reichsten Mannes Teutelands oftmals Gier und Unersättlichkeit vorgeworfen wird, hat er seinen Reichtum bei vielen Gelegenheiten zugunsten des Volkes und des Königs eingesetzt und wird demnach sehr geachtet.

Zu guter Letzt betrat Fürst Taron der Weise vom Rotkammfeld den Raum. Äußerlich wirkt er eher unauffällig, denn er war sehr alt und gebrechlich. Seine Erfahrung, Weisheit und Weitsicht hingegen, wurden seit je her zutiefst geschätzt, weshalb er bereits ein Gefolgsmann von König Adalher Teutonius und dessen Vater König Reyk war. Als sich alle Edelmänner zu ihren Plätzen begaben, traten Kynan, Herkon und Sirea durch einen Vorhang hindurch und setzten sich ebenfalls auf ihre Plätze. Kynan setzte sich als Kronprinz in die Mitte, flankiert von Sirea und Herkon. Diese Sitzordnung war für die Fürsten ein deutliches Zeichen.

Alle Bediensteten verließen nun den Raum und die Türen wurden geschlossen.

>>Verehrte Fürsten Teutelands.<< Sagte Kynan und eröffnete damit die Debatte. >>Es freut uns sehr, dass ihr unserem Ruf gefolgt und wohlbehalten angekommen seid. Wir alle sind uns über den Ernst der Lage im Klaren und wissen, dass wir an diesem Tage viele Entscheidungen treffen müssen, welche die Zukunft unseres Landes betreffen. << Die Fürsten stimmten zu.

>>Einige sehr wichtige Entscheidungen haben wir jedoch bereits getroffen. << Sagte Sirea.

>>Bitte präzisiert dies. << Sagte Fürst Marian und zog skeptisch die Augenbraue hoch. >>Wen meint ihr, wenn ihr 'wir' sagt? <<

>>Damit sind Prinzessin Sirea, Kronprinz Kynan und ich gemeint.

<< Sagte Herkon.

>>Kronprinz Kynan, euer rechtmäßiger Titel in der Tat, jedoch nur für kurze Zeit nehme ich an? << Sagte Fürst Helmut.

>>Dazu kommen wir gleich Fürst Helmut. << Sagte Kynan und wirkte bereits bemüht sich gegen die Fragen der erfahrenen Edelmänner zu Wehr zu setzen. >>Doch zunächst etwas zu unserer Geschichte. Im Jahre 1549, nach pantonischer Zeitrechnung, wurde dieses Land von unserem Vorfahren Nordan Teutonius gegründet. In den folgenden sechshundertundzwei Jahren haben wir uns gegen viele Bedrohungen behauptet, auch ohne die Unterstützung von Pantonia.<<

>>Wohl wahr! << Sagte Fürst Haegar lautstark, schlug mit der Faust auf den Tisch, sodass die Gläser wackelten und unterbrach somit Kynans Rede abrupt. >>Es ist unser Land und unser Blut welches auf den Schlachtfeldern vergossen wird! <<

>>Unsere Beziehungen zu Pantonia sind sehr gut. << Sagte Sirea und fuhr für Kynan die Aussage fort. >>Dies soll selbstverständlich so bleiben. Auch wenn sie uns bei der Verteidigung Teutelands nicht zur Hilfe geeilt sind, sollten wir ihre Hilfe während der Gefechte in Arlwarin nicht vergessen. <<

>>Ich teile eure Auffassung von Hilfe nicht. << Sagte Artjom mit einem ernsten Gesicht. >>Arlwarin gehört zum pantonischen Großreich. Unsere Kolonien befanden sich an ihrer Grenze, sie haben nur ihre eigenen Interessen vertreten. <<

>>Teuteland und Pantonia haben Seite an Seite gekämpft Onkel.

>>Sagte Herkon zum Bruder seines Vaters. >>Wir beide waren dort, wir sollten es besser wissen. <<

>>Ja, wir haben dort gekämpft! << Sagte Artjom verärgert. >>Doch wir beide wissen auch das Pantonia mehr Truppen hätte versenden müssen, um dort einen Sieg zu erringen. Sie haben uns als Schutzschild benutzt. Wir haben jener Tage zu viele Krieger verloren, was uns an der Schlacht am Westwall beinahe ausgelöscht hätte! <<

>>Beinahe. << Sagte Fürst Taron und obwohl seine Worte nicht mehr so lautstark wie einst sind, hatten sie ein enormes Gewicht.

>>Wollt ihr etwa unseren Aderlass leugnen!?<< Fragte Artjom mit Wut in der Stimme.

>>Nein, dafür habe ich in den letzten Jahren zu viele Leichen gesehen. << Sagte Fürst Taron und schüttelte traurig den Kopf. >>Ich kann euren Ärger in Bezug auf unsere Verluste nachvollziehen und teilen ihn. Eure Aussagen in Bezug auf Pantonia hingegen sind pure Spekulation. Fakt ist das sie uns geholfen haben und dass sie ebenfalls im Krieg stehen. Ohne ein starkes Pantonia wären wir bereits ausgelöscht. Betrachtet man es also anders herum, sind sie unser Schutzschild. Doch auch eure Sicht ist nicht falsch, im Großen und Ganzen brauchen wir uns gegenseitig und sollten keine Schuld bei Freunden suchen während wir von Feinden umgeben sind. <<

>>Sehr weitsichtig von euch Fürst Taron! << Sagte Sirea beinahe erleichtert, denn der alte Taron hatte mit kühlen Kopf und ruhigen Worten die erhitzten Gemüter vorerst abkühlen können. >>Doch wir wollen auf etwas anderes hinaus. Wir haben uns selber und der Welt bewiesen, dass wir eine eigenständige und selbstbestimmte Macht auf der Welt sind. Unsere gemeinsamen, kulturellen Wurzeln, unsere Sprache und vergangene Kriege als Verbündete hinterlassen eine historische Freundschaft, welche hoffentlich ewig bestehen bleibt.

Doch seit der Gründung durch König Nordan, bis zum Tag an dem unser geliebter Vater und verehrter König Adalher, in der Schlacht am Westwallgebirge sein Leben gab, besteht der Traum der absoluten Unabhängigkeit. In Gedenken an die Toten und der Bedeutung der Schlacht am Westwallgebirge, werden wir ab sofort die Zeitrechnung Pantonias niederlegen und hiermit das erste Zeitalter Teutelands ausrufen, das Jahre Null nach der Schlacht am Westwallgebirge. << Von allen Seiten kam große Zustimmung.

>>Ein mutiger und richtiger Schritt! << Sagte Fürst Helmut erfreut und schlug mit der Faust auf den Tisch, sodass bereits das erste Glas zerschellte. << Jedoch beschäftigt mich die Frage nach der Königswürde sehr. Eine zeitnahe Krönung wäre ein starkes Zeichen an unser Volk und unsere Feinde. << Einen Moment lang herrschte Schweigen und alle Blicke richteten sich zu Kynan.

>>Ihr habt in der Tat geduldig gewartet. << Sagte Kynan mit zitternder Stimme. >>Jedoch es wird in naher Zukunft keine Krönung geben. <<

>>Ist die Erbfolge nicht geklärt? << Fragte Fürst Helmut ganz direkt und blickte auf Herkon und Sirea. Herkon wendete sich nun zu Helmut.

>>Die Erbfolge stand niemals in Frage. << Sagte Herkon entschlossen. >>Kronprinz Kynan wird der nächste König werden, jedoch halte ich es nicht für klug, Kynan durch eine zu frühe Krönung zur Zielscheibe für feindliche Attentäter zu machen. Mein verehrter Onkel König Adalher war ein starker und weiser Herrscher allerdings in permanenter Gefahr. Eine zeitnahe Krönung wäre einerseits ein starkes Zeichen an unser Volk, doch stellt euch vor, der neu gekrönte König würde einem Attentat zum Opfer fallen, die Konsequenzen wären in jeder Hinsicht katastrophal. <<

>>Das ist inakzeptabel! << Rief Artjom und stand auf. >>So etwas hat es noch niemals gegeben. Das Königreich Teuteland ohne König?! Undenkbar! <<

>>So beruhigt euch doch! << Sagte Fürst Taron und versuchte erneut beruhigend einzuwirken. >>Überblickt doch erst einmal das komplette Bild. In diesem Vorgehen liegt große Weisheit. <<

>>Eure Unterwürfigkeit widert mich an! << Rief Fürst Haeger zu Fürst Taron und schlug, wie sein Bruder mit der Faust auf den Tisch.

>>Nun gut. << Sagte Fürst Kalivs, der sich von der Unruhe der Debatte in keinster Weise gestört fühlte und seine wunderbaren Ringe bestaunte. >>Lasst uns noch eine Weile mit der Krönung warten. <<

>>Wir haben es fast vergessen. << Sagte Fürst Helmut und blickte Kalvis giftig an. >>Was bedeutet schon Eile im Leben des reichsten Mannes der Welt? << Kalvis Kopf wurde rot, sodass seine goldene Kette noch besser zur Geltung kam, sein Blick füllte sich mit Wut und er wendete sich zu Fürst Helmut.

>>Stellt ihr etwa meine Betroffenheit in Frage!?<< Fauchte Fürst Kalvis zurück.

Eine hitzige Diskussion entflammte. Gegenseitige Schuldzuweisungen und Unterstellungen wurden durch den Raum geworfen. Sirea versuchte die Situation zu beruhigen, jedoch ohne Erfolg.

>>Da siehst du es Kynan.<< Sagte Herkon mit einem fast amüsierten Gesichtsausdruck zu seinem Vetter. >>Deswegen ist es besser solche Dinge erst im teutischen Hochadel bekannt zu geben, statt in der Öffentlichkeit. Anhand ihrer Reaktion kann man erahnen wie das Volk reagieren würde. <<

>>Mag sein, doch was machen wir nun? << Fragte Kynan besorgt.

>>Lass Sie streiten. << Sagte Herkon und versuchte Kynan damit zu beruhigen. >>So hat es dein Vater auch immer gemacht. Sie tragen keine Waffen, also kann nichts passieren. Irgendwann werden Sie aufhören. <<

Genauso passierte es. Innerhalb einer geschlagenen, halben Stunde entlud sich die aufgestaute Aggression in Form von bösen Worten und giftigen Blicken. Zwar zerschellten weitere Gläser auf dem Boden, doch körperliche Gewalt gab es keine. Da keiner von ihnen nachgeben oder Schwäche zeigen wollte, verließ Niemand den Raum, sie setzten sich einfach wieder auf ihre Stühle und schwiegen sich an. Herkon lächelte Kynan an und nickte ihm zu.

>>Verehrte Fürsten. << Sagte Kynan, welcher nun keinen Widerstand mehr befürchten musste. >>Bevor wir den diesjährigen Etat bekannt geben, möchten wir noch ein paar weitere Dinge hinzufügen. Ihre bisherigen Privilegien und Pflichten bleiben unverändert, da glücklicherweise Niemand von euch verstorben ist, wird keine Veränderung nötig sein. Bis zum Tage meiner Krönung werden die Regierungsgeschäfte auf Prinz Herkon, Prinzessin Sirea und mich aufgeteilt. Da ich bereits fundierte Erfahrungen in Wirtschaft und Verwaltung habe, werde ich diesen Bereich bereits komplett übernehmen. Die Repräsentation des Königshaus nach innen und außen wird Prinzessin Sirea verkörpern. Prinz Herkon wird der Oberbefehlshaber der Truppen zu Land und Freiherr der Lentorenfestung und der freien Stadt Westwallheim.

Oberbefehlshaber unserer Seeflotte und somit Herr der Fluten, ist und bleibt Admiral Niwil, welcher aufgrund einer wichtigen Mission leider heute nicht hier sein kann. Bezüglich unserer Unabhängigkeit werden wir drei mit einer Selektion erfahrener Abenteurer nach Pantonia reisen. Nach der Erklärung unserer Unabhängigkeit, werden wir unser Bündnis mit ihnen erneuern und eine permanente und sichere Route zwischen Teuteland und Pantonia errichten. Dieses Bauprojekt soll nach meiner Rückkehr beginnen. Alle wichtigen Informationen bezüglich des diesjährigen Etats haben wir schriftlich zusammengefasst und werden den verehrten Fürsten nachgereicht.

Gibt es noch Fragen? << Die Fürsten wirkten durch die vorangegangene Debatte und den Streit sichtlich erschöpft und verneinten dies mithilfe von Gesten und Grummeln. Die Sitzung wurde beendet und die Fürsten verließen den Raum.

Als die Fürsten den Raum verlassen hatten, schloss Herkon wieder die Tür und die drei setzten sich nochmals zusammen.

>>Sind die Sitzungen jedes Jahr so? << Fragte Kynan, welcher immer noch sichtlich aufgebracht war, angesichts der leidenschaftlichen Streitereien der Fürsten.

>>Sie sind jedes Jahr so wunderbar. << Sagte Herkon und lachte.

>>Ich teile deine Auffassung von wunderbar nicht. Ich dachte sie würden sich gegenseitig prügeln oder gar erwürgen. << Sagte Kynan.

>>Je stärker der Hochadel, desto stärker wird ein König sein. Der teutische Hochadel mag temperamentvoll und streitlustig sein, doch er ist auch tapfer und loyal, wenn ein König ebenfalls Mut und Stärke beweist. << Sagte Sirea.

>>Dann wird meine Krönung wohl noch eine ganze Weile dauern.

<< Sagte Kynan etwas entmutigt.

>>Kopf hoch Kynan! Wenn du diesen sechs, starken, Männern gleich zu Beginn Paroli bieten könntest, könnten Sirea und ich bereits jetzt zurücktreten. Du hast gut gesprochen! << Sagte Herkon.

>>Heri hat Recht! Du hast gut gesprochen, sehr ruhig und kontrolliert. Eine laute Stimme hat kein Gewicht, wenn sich keine Weisheit in ihr befindet. Nehme dir Fürst Taron als Beispiel, er muss niemals schreien um gehört zu werden. << Sagte Sirea.

>>Ich verstehe, also Geduld und Weisheit. Vielen Dank für eure Hilfe, alleine hätte ich das nicht bewältigt. Dann lasst uns die Vorbereitungen für die Abreise abschließen. << Sagte Kynan.

So verließen auch sie den Besprechungsraum und bereiteten sich auf ihre große Reise nach Pantonia vor.

'Kein Streit währt ewig.'

-Adalher zu Herkon

Am Abend, nachdem bereits viele Vorbereitungen für die Abreise getroffen wurden, stand Kynan erschöpft auf dem Balkon seines Zimmers und betrachtete fasziniert das Firmament. Die acht großen Sternenbilder, an deren Konstellation die Menschen Antigras ihr Jahr einteilten, waren klar zu erkennen, besonders das Bild der beiden Schwerter leuchtete hell. Leise sprach er zu sich selbst:

>>Sie sind so klein und scheinen so weit weg zu sein aber sie üben solch eine Anziehungskraft aus. Ich würde zu gerne wissen ob es Jemanden auf der anderen Seite des Himmels gibt und sich dieselbe Frage stellt. << Gerade als Kynan aufhörte mit sich selbst zu sprechen, antwortete eine Stimme:

>>Wahrscheinlich schon, der Kosmos ist sehr groß. << Kynan zuckte zusammen und blickte nach rechts, von wo die Stimme ertönte und erblickte einen großen, in einem Mantel gehüllten Lithorier, welcher ihn anschaute. Vor Schreck stolperte Kynan nach hinten und warf eine Vase um, welche auf dem Boden zerschellte.

>>Wer bist du!? Wie bist du hierhergekommen? << Stotterte Kynan voller Angst.

Einen Moment lang herrschte Stille und der Lithorier betrachtete Kynan, welcher beinahe in eine Art Schockstarre verfallen war.

>>Ich bin Elian-Selar und zu erklären wie ich hier her gekommen bin, ist komplizierter als es auf den ersten Blick erscheinen mag. << Sagte der Lithorier.

Nachdem er bemerkte das der Lithorier offenbar keine bösen Absichten hatte, stand Kynan vorsichtig auf.

>>Was willst du von mir? Willst du mich etwa töten? << Fragte Kynan immer noch ein wenig verängstigt.

>>Töten? Warum sollte ich das tun? << Sagte Elian-Selar.

Kynans Angst wich nun langsam Verwirrung.

>>Nun, du bist doch ein Lithorier, ein Thryker wenn ich es richtig erkenne. Ich dachte ihr mögt uns Menschen nicht. << Sagte Kynan.

>>Es ist traurig das ihr so denkt junger Mensch. << Sagte Elian-Selar und wirkte nun sehr traurig. >>Dennoch kann ich es euch nicht verübeln, Krieg hat diesen Effekt auf alle Lebewesen, egal auf welcher Seite des Firmaments. << Elian-Selar legten nun seinen Mantel ab. >>Ich bin kein Thryker mehr. << Fuhr Elian-Selar fort.

>>Dennoch bewege ich mich trotz all dieser Äonen immer noch gerne in meiner ursprünglichen Gestalt. Ihr könnt mich gerne in Ruhe mustern. Mit neuen Erfahrungen schwinden die Ängste vor dem Unbekannten. <<

Kynan tat wie ihm angeboten wurde und musterte Elian-Selar eingehend. Wie die meisten Thryker war er groß, größer als die meisten Menschen. Über zwei Meter ragte er über dem Boden. Alles in Allem war seine Anatomie ähnlich wie beim Menschen. Er hatte einen Kopf, Hals, Torso, zwei Arme und zwei Beine. Bei seinen Beinen war das Knie jedoch nach hinten gerichtet, statt nach vorne und sein Fuß hatte einen großen, Krallen besetzten Zeh in der Mitte und zwei kleinere an den Seiten. Bei den Armen war es ähnlich.

Seine Hände hatten nur je einen großen Finger und je zwei Daumen, einen an der linken und einen an der rechten Seite der Hand. Elian-Selar hatte kein Geschlecht oder andere Geschlechtsmerkmale. Die hintere Seite seines Körpers war von der Schädeldecke bis zu den Oberschenkeln mit etwa Faust großen, stabilen Hornschuppen bedeckt, welche ähnlich wie Stalagmiten spitz zulaufen und nach unten hin kleiner wurden, bis sie schließlich auf Höhe des Oberschenkels nur noch flache Schuppen waren. Am Vorderkörper waren diese noch kleiner und im Gesicht sehr fein, sodass sie wie die Haut eines gewöhnlichen Menschen wirkte. Die Färbung seiner Schuppen wirken teils rot wie Lava teils weiß wie Schnee, wie nie erkaltende Lava die auf unschmelzbaren Schnee traf und im Licht des lithorischen Mond Karih schimmerten.

Sein Kopf wies die größten Unterschiede zum Menschen auf. Er hatte zwei große, blaue Augen aber weder Nase, Mund noch Ohren.

An den Seiten seines Schädels waren je zwei schlanke Schlitze durch die er tiefe, menschenähnliche Laute erzeugen konnte. Hören konnte er durch die dünne, empfindliche Haut um jene Sprachorgane herum.

Atmen konnte er durch Kontraktion von drei, quer verlaufende Kerben auf der Schädeldecke. Allerdings konnten Sie weder schmecken noch riechen, da sie sich nicht wie Menschen ernähren und diese Sinne daher nicht benötigen. Als Kynan Elian-Selar eingehend betrachtet hatte, fühlte er sich wesentlich sicherer.

>>Ich verstehe nun was ihr meint. << Sagte Kynan nun wesentlich entspannter. >>Ich habe euch nun in Ruhe mustern können und fühle mich sehr viel sicherer. Doch was wollt ihr von mir? <<

>>Das freut mich. << Sagte Elian-Selar und seine großen Augen nahmen freundliche Züge an. >>Wenn Angst den Geist beherrscht, kann man nicht in Ruhe reden und reden ist das was ich möchte. <<

>>Über was wollt ihr reden? << Fragte Kynan

>>Über eure Reise nach Pantonia.<< Sagte Elian-Selar nun wieder angespannter. >>Die Reise welche alles verändern wird. <<

>>Woher wisst ihr davon? << Fragte Kynan.

>>Wie ich bereits meinte, ich bin mehr als das was ihr gerade seht.

Ich möchte euch auf eurer Reise begleiten, da ich dort eine sehr wichtige Person treffen werde. << Sagte Elian-Selar.

>>Welche Person meint ihr? << Fragte Kynan.

>>Das kann ich euch leider nicht sagen. << Sagte Elian-Selar.

>>Ihr verlangt von mir Vertrauen, erwidert dies jedoch nicht. << Sagte Kynan verärgert.

>>Bitte verzeiht meine Geheimniskrämerei, doch ihr müsst mir Vertrauen, das Schicksal des Planeten hängt davon ab. << Sagte Elian-Selar.

Kynan war sprachlos. Wieso sollte er Vertrauen zeigen? Nicht nur das, aus heiterem Himmel plötzlich ein Lithorier auf seinen Balkon auftauchte, er sprach auch von merkwürdigen Dingen wie der Rettung der Welt und konnte offenbar Gedanken lesen. Kynan wendete sich von Elian-Selar ab und schaute erneut den Sternenhimmel an. Er dachte über das Gesprochene nach, dann wendete er sich wieder zu Elian-Selar, doch der Lithorier war spurlos verschwunden.

Am Morgen des nächsten Tages, als es bereits hell wurde, wachte Kynan auf. Langsam öffnete er seine Augen und blickte in das liebliche Licht des Sterns Tanih, um den Lithoria kreiste. Um dem blendenden Licht auszuweichen, drehte er den Kopf zur Seite. Dort erblickte er eine Gestalt die vom Licht verhüllt war. Obwohl er nicht erkennen konnte welche Person es war, empfand er keine Furcht, als könnte er spüren wer die Person war.

>>Guten Morgen Schwester. << Sagte er.

Nun trat die Person langsam aus dem Licht hervor

>>Guten Morgen Bruder. << Erwiderte sie freundlich.

>>Wie lange bist du schon hier? << Fragte er.

>>Seit einiger Zeit. << Sagte sie.

>>Warum hast du mich nicht geweckt? << Fragte er.

>>Du hast so friedlich geschlafen. << Sagte sie.

Kynan richtete seinen Oberkörper auf und setzte sich auf die Bettkante.

>>Ich glaube ich habe schlecht geträumt. << Sagte er.

>>Um was ging es denn in deinem Traum? << Fragte sie.

>>Um einen Lithorier namens Elian-Selar. << Sagte er.

>>Einem Lithorier namens Elian-Selar? << Fragte sie ein wenig verdutzt, denn sie wusste nicht was er meinen könnte. >>Nun, jetzt bist du wieder in der Realität und diese ist, dass wir heute nach Westwallheim aufbrechen. Wir ziehen los so wie du fertig bist. Wir treffen uns spätestens in einer Stunde vor dem Hauptgebäude. <<

>>In Ordnung. << Sagte Kynan.

Sirea lächelte und kurz bevor sie den Raum verließ drehte sie sich nochmals um.

>>Bevor ich es vergesse. << Sagte sie in einem bestimmenden Ton.

>>Ich halte es für das Beste, wenn wir die königlichen Insignien vorerst voneinander trennen. Die Krone bleibt hier in Nordan, der Siegelring bleibt bei Herkon und das Schwert bekommst du. << Dann verließ Sirea den Raum.

Kynan machte sich sofort daran die letzten Vorbereitungen zu treffen.

Er legte seine Reisebekleidung an und wollte sich von einer wichtigen Person verabschieden, welche ebenfalls in der Teuteburg lebte. Daher ging er den Flur innerhalb der Burg entlang und klopfte an einer Holztür.

>>Herein! << Erwiderte eine Stimme und Kynan trat herein. In dem Raum befand sich eine ältere Frau, gekleidet in edlen Gewändern, welche etwas orientierungslos aus dem Fenster schaute, als würde sie etwas suchen, jedoch nicht wissen was sie sucht. Es handelte sich um die Herrin Aretha Teutonius. Als sie sich zu Kynan wendete und ihn erblickte, schien sie nicht zu wissen wer er war.

>>Guten Morgen. << Sagte die Frau ein wenig überrascht aber im höflichen Ton. >>Kann ich euch behilflich sein? << Diese Worte verletzten Kynan sehr, doch er versuchte die Fassung zu bewahren.

>>Guten Morgen Mutter. << Sagte er ebenfalls im höflichen Ton.

>>Wir brechen nun auf nach Pantonia. Es könnte eine Weile dauern bis wir wieder heimkehren, doch mache dir keine Sorgen, denn die fähigsten Abenteurer begleiten uns. << Die Frau wirkte verwirrt und Kynan empfand die Situation nunmehr als unerträglich, doch bevor er ging suchte er Nähe in Form einer Umarmung von ihr. Da er aufgewühlt war, kam diese Geste von ihm sehr spontan und Aretha wirkte verschreckt und überrumpelt. Da sie nicht wusste wer er war, empfand sie es als unsittliche Geste. Sie rief daher um Hilfe. Kynan ließ sie los und verließ den Raum. Auf dem Flur sah er zwei Wachsoldaten, welche geradezu Arethas Zimmer liefen, doch als sie Kronprinz Kynan erblickten, wie er das Zimmer verließ, wussten sie bereits was geschehen war und gingen zurück auf ihre Posten, um weitere Unannehmlichkeiten zu verhindern.

Vor dem Hauptgebäude wartete bereits Herkon, in voller Kampfmontur. Seine bevorzugte Ausrüstung war ein teutischer Anderthalbhänder, eine beschlagene Lederrüstung, stählerne Beinschienen mit Kniekacheln, Lederhandschuhe welche mit eisernen Nieten beschlagen waren und ein Stahlhelm. Er stand neben seinem Pferd, einem Schimmel namens Pax und streichelte es sanft.

Pax ist eine stolze Stute und überraschenderweise nicht für den Krieg gezüchtet worden. Sie war ein Geschenk von Fürst Marian an Herkon, der sein erstes Pferd Bellum, dem feurigen Hengst, in der Schlacht am Westwall verlor. Bellum war sehr mutig und stark und fürchtete keinen Feind, nicht einmal den stärksten Thryker oder wildesten Lentoren scheute er. Seine feuerrote Mähne und sein schwarzes Fell wirkten bedrohlich auf Freund und Feind. Sirea, welche das Hauptgebäude gerade verließ, ging auf ihn zu.

>>Schön das du schon da bist Heri. << Sagte Sirea erfreut und umarmte ihn herzlich.

>>Ich kann euch doch nicht einfach alleine Abenteuer bestehen lassen. << Erwiderte er.

>>Das ist also Pax. << Sagte Sirea voller Bewunderung. >>Ein wunderschönes Pferd. Marian hat einen guten Geschmack. <<

>>Ja, beides stimmt. << Sagte Herkon, doch er wirkte ein wenig niedergeschlagen. >>Ich vermisse Bellum, der Schmerz über seinen Verlust sitzt noch tief. <<

>>Bellum war dein erstes Pferd und eine Dekade lang dein treuer Begleiter. << Sagte Sirea verständnisvoll. >>Jedoch muss ich zugeben dass ich mich vor Bellum stets gefürchtet habe. <<

>>Eine gute Eigenschaft für ein Schlachtross und eine gewisse Sicherheit für einen Reiter. << Sagte Herkon.

>>Hoffentlich kommen die anderen. << Sagte Sirea und wechselte das Thema.

>>Sie werden kommen. << Sagte er Gerade als Herkon dies aussprach, näherte sich eine Reiterin. Ihr Gesicht war unter einer Kapuze verdeckt, nur lange, ungepflegte, dunkelblonde Haare waren zu sehen. Als das Pferd hielt, stieg sie ab und enthüllte ihr Haupt. Sie war eine große, sehnige Frau und wirkte sehr fit, allerdings verrieten Ihre Hände und ihr Gesicht, dass Sie ihre Vierziger bald passieren musste. Mit sich führte sie einen Bogen, aus einem, schwarzem Holz, welcher im Licht Tanihs merkwürdig schimmerte.

>>Herga! << Rief Herkon erfreut.

Sie schaute ihn nüchtern an und ging auf ihn zu.

>>Wer bist du? << Entgegnete sie.

Herkon war sichtlich enttäuscht.

>>Erkennst du mich nicht? Ich bin Herkon. Du hast mich ausgebildet als ich ein kleiner Junge war. << Sagte er.

>>Das muss ewig her sein. Ich erinnere mich nicht. << Sagte sie.

>>Es ist fast zwanzig Jahre her. Damals war ich noch ein kleiner Junge. Für mich war die Zeit etwas Besonderes und ich werde sie niemals vergessen. Wie auch immer, es ist eine große Ehre für mich, dass du heute hier erscheinst. << Sagte er.

Herga nickte.

In diesem Moment kamen zwei weitere Personen aus dem Hauptgebäude heraus. Ein Mann und eine Frau. Die Frau, welche den Namen Lucia trug, war so alt wie Sirea, hatte lange, pechschwarze Haare, hellbraune Haut und grüne Augen. Offiziell ist sie eine Hofbedienstete der königlichen Familie, doch viel wichtiger ist, dass sie und Sirea beste Freundinnen sind.

Der Mann, der Thol genannt wird, ist vierzig Jahre alt, hatte lange, braune Haare und braune Augen, welche in seinem wettergegerbten Gesicht saßen. Dazu kam das er ein Hüne ist. Er war beinahe zwei Köpfe größer als die Frau und hatte eine kräftige Statur. Über seinen Schultern ragten die Knäufe zweier Schwerter und der Schaft einer Axt hervor. Er trug eine für ihn eigens angefertigte, leichte Rüstung, auf welcher das Wappen der königlichen Familie, ein Berg, der durch ein Schwert in Zwei geteilt wird, abgebildet war. Seine Ausstrahlung, Statur und Ausrüstung verrieten das er ein Kämpfer war, genauer gesagt Sireas loyaler Leibwächter.

>>Meine liebe Lucia! Verehrter Thol! Es ist schön das ihr da seid.

<< Sagte Sirea.

Lucia ging als erstes zu Sirea, umarmte sie herzlich.

>>Jetzt geht es los. Ich bin so aufgeregt! << Sagte Lucia erfreut.

>>Guten Morgen Prinzessin Sirea und Prinz Herkon. << Sagte Thol und verbeugte sich. >>Lucia und ich haben wie gewünscht alle Aufgaben erledigt. Wir sind für die Abreise bereit. <<

>>Danke Thol! << Sagte Sirea und verneigte sich. >>Du bist zuverlässig wie immer. <<

>>Mein Prinz, vorhin haben wir vor den Toren eine zwielichtige Gestalt aufgegriffen, welche behauptet euch zu kennen. Er sagt er sei ein Söldner aus den Mil-o-Lynn und bietet seine Dienste an. << Sagte Thol.

>>Ihr könnt ihn hineinlassen. << Sagte Herkon mit einem Lächeln.

Als Herkon seinen Satz beendete trat der besagte Söldner aus einer Seitenstraße hervor und ging auf die Gruppe zu. Er ist ein Mann durchschnittlicher Körpergröße aber von sehniger Statur, mit kurzen, dunklen Haaren und dunkelbraunen Augen und scharfen Gesichtszügen. An seinem Gürtel sah man ein gekrümmtes Kurzschwert und einen Dolch. Über seinen Schultern ragte ein Köcher mit Pfeilen heraus, sowie ein Kurzbogen und ein Holzschild.

Er trug eine Lederrüstung die scheinbar mehrmals repariert wurde.

Thol wirkte überrascht das der Söldner die Wachen offenbar austricksen konnte und zog nun seine beiden Schwerter, doch Herkon hielt ihn von einem Angriff ab. Er ging dem Söldner entgegen, welcher ziemlich verärgert wirkte. Als sich beide gegenüber standen wirkte Herkon amüsiert.

>>Du bist langsam geworden Lao. << Sagte Herkon und lachte.

>>Früher hättest du unsere Wachen schneller überlistet. <<

>>Du verwöhntes Prinzchen! << Sagte Lao, doch sein Ärger wich schnell und er lachte über Herkons überheblichen Spruch.

>>Schön dich zu sehen Lao. << Sagte Herkon und sie reichten sich die Hände. >>Hast du den Schock durch den Kampf mit dem sechs armigen Lennuck gut verkraftet? <<

>>Ich kann es kaum erwarten nochmal durch die Luft geschleudert zu werden. << Entgegnete Lao.

Beide lachten herzlich und erzählten sich alte Kriegsgeschichten die sie zusammen erlebt hatten. Beide pflegten eine Freundschaft, welche auf dem Schlachtfeld ihre Anfänge nahm und nach kurzer Zeit waren sie sich einig das Lao sie, gegen einen stattlichen Obolus versteht sich, auf ihrer gefährlichen Reise begleiten würde.

Eine weitere Person betrat die Bildfläche. Es war ein Lithorier, genauer gesagt ein Tundarier. Dies konnte man an der azurblauen, glänzenden Färbung seiner feinen, glatten Schuppen erkennen, welche auf die aquatische Natur der Tundarier hinwies. Des Weiteren besaß er Schwimmhäute zwischen Fingern und Zehen, welche Sie erwartungsgemäß zu fantastischen Schwimmern machte. Zwar waren die Tundarier nicht so groß wie die Thryker, jedoch erreichte ihre Körpergröße nicht selten zwei Meter. Herkons Gesicht verzog sich in Wut als er den Tundarier sah und er wollte gerade sein Schwert ziehen, doch dieses Mal war es Sirea die ihn daran hinderte.

>>Er ist auf mein Bitten hergekommen. << Sagte Sirea zu Herkon und ging danach dem Tundarier entgegen >>Es ist schön dass ihr trotz aller Widrigkeiten an unserer Mission teilnehmt Raga-nar.<<

>>Du paktierst mit diesem Monster!?<< Sagte Herkon empört.

>>Seine bloße Anwesenheit an diesem Ort, entehrt alle gefallenen und Überlebenden zugleich. Wie kannst du nur!?<<

>>So wie wir sein Volk töteten. << Entgegnete sie entschlossen.

>>Wenn wir Erfolg haben wollen, müssen wir Frieden schließen. Wir haben einen gemeinsamen Feind, die Thryker. << Herkon schüttelte ungläubig den Kopf.

>>Du bist zu gutgläubig Sirea! << Sagte er und wandte sich ab, wohl wissend dass sie die Befugnisse für eine solche Entscheidung inne hielt.

Drei weitere Personen stießen zur Gruppe dazu. Ein Mann, eine Frau und ein weiterer Lithorier.

Der Mann, der den Namen Helanius trägt, ist ein stattlicher Mann mit dunkelbrauner Haut, dunkelbraunen Haaren- und Augen. Eine glänzende Rüstung und ein edles Schwert untermauerten seinen aufrechten Gang und seine noble Ausstrahlung. Sein Umhang war in den Nationalfarben Teutelands, einem kräftigen rot als Untergrund, und silbernen Motiven, in denen auch das teutische Wappen zu erkennen war, gefärbt. Sein junges Gesicht, welches dem Alter von Herkon entspricht, verbarg jedoch ein offenes Geheimnis, welches nicht alle Personen um ihn herum wussten. Seinem Auftreten entsprechend war er kein gewöhnlicher Gefolgsmann, sondern ein sogenannter Adera, ein Ritter der neuen Welt.

Die Frau, bereits im gehobenen Alter, trug hochgestecktes, blondes Haar, welches bereits stark ergraut war. Ihr Gesichtsausdruck wirkte streng und sie war von kleiner Statur. Sie trug ein dunkelblaues Gewand mit edlen Stickereien, einer goldenen Brosche, goldenen Knöpfen und einem Amulett das einen fünf zackigen, goldenen Stern darstellt, innerhalb dieses Sterns war ein goldener Baum abgebildet.

Annecke Kürschner heißt Sie, Hohepriesterin von Ferritan, der Schutzgöttin der Menschen auf Antigra und eine begabte Heilerin.

Der Lithorier war weder ein Tundarier noch ein Thryker, sondern ein Liro. Liros unterschieden sich deutlich von den anderen Lithoriern.

Sie waren zumeist ein wenig kleiner als ein erwachsener Mann und liefen ein wenig gebückt, denn sie hatten keinen Hals. Ihre Schuppenbedeckte Haut war weder so massiv und einschüchternd wie die der Thryker, noch so elegant und glänzend wie die der Tundarier, sondern je nach Umgebung unauffällig grün bis grau gefärbt. Trotz ihrer geringeren Körpergröße waren sie sehr gedrungen, mutig und gesegnet mit abnormer Körperkraft, welche der von drei erwachsenen Männern, manchmal sogar mehr, gleichkam. Aufgrund ihrer intensiven Verbundenheit mit der Natur, kann man bei vielen Liros körperliche Merkmale wie Gräser, Pilze, Kräuter oder Steine erkennen, welche, aus ihren Körpern herauswuchsen. In der Regel waren sie friedlich und tolerant, doch wehe denen die Sie verärgern. Jener Liro welche zur Gruppe gestoßen war, trug eine Art Vlies das wie ein Umhang von seinen kräftigen Schultern hinunter hing und auf dem viele Pflanzen und Kräuter wuchsen, welche einen angenehmen Duft verströmten. Ulgo ist der Name des Liros, Sohn des Westwallgebirges.

>>Herkon, Bruder! << Sagte Ulgo in gebrochener, menschlicher Sprache.

>>Ulgo! Es ist schön dich zu sehen. << Entgegnete Herkon erfreut.

Beide umarmten sich. Begleitet wurde die Umarmung des Liros und des kräftigen Mannes, von dem knirschenden Geräusch einer menschlichen Rüstung und dem tiefen Durchatmen jenes Mannes nachdem er die gut gemeinte Umarmung wohl überstanden hatte.

Nachdem Herkon wieder zu Atem gekommen war, stellte er Ulgo auch Lao vor. Nach guter, menschlicher Sitte reichte der Liro dem Söldner die Hand, doch Lao, welcher zuvor sah wie Herkon vor Freude fast erdrückt wurde, entschied sich für eine höfliche Verbeugung, welche Ulgo erwiderte.