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Es geht um die Schwiegermütter... Also um fiktive, lebende, noch lebende oder sogar lange lebende Mütter, die manchmal auch noch - zum Teil widerwillig - Schwiegermütter sind. Reizend, liebenswürdig und charmant können sie nie gewesen sein, solange man sich an die Realitäten hält... Natürlich hat jeder so seine eigene Realität. Deshalb gibt es ja die Relativitätstheorie, die eben gewisse Realitäten relativiert. Das ist das große Vermächtnis von Albert Einstein, wenn ich es richtig verstanden habe.
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Seitenzahl: 51
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Schwiegermutter
Eine halbherzige Geschichte
Ähnlichkeiten mit toten oder noch lebenden, lange lebenden Personen wären rein zufällig
Eigentlich habe ich keine Lust. Keine Lust, alles wiederzukäuen, weil ich keine Kuh bin. Kühe verdauen ihre Nahrung in mehreren Schritten. Ich musste viele Brocken gleich als Großpackung verdauen, weil mir die Zeit, immer wieder, für mehrtägiges Verdauen fehlte. Es musste immer gleich mit dem nächsten großen Brocken gerechnet werden. Also fehlte mir die Zeit, eine Kuh zu sein. Sie lesen also die Geschichten eines Menschen, eines Stiefmenschen. Von mir, dem Stiefsohn. Einem Aussätzigen, der stört, der verhindert, der weg muss und der am Besten nie ins Rampenlicht stiefmütterlicher Nächstenliebe getreten wäre. Am Liebsten nie. Natürlich werde ich den Humor bedienen, um der schwachen Natur heutiger Empfindlichkeitsmenschen zu begegnen. Ich selber durfte mir Empfindlichkeiten jedenfalls nicht anmerken lassen, was hoheitliche Begegnungen mit der Schwiegermutter betraf oder vielleicht betrifft. Das wäre eine Feierlichkeit zugunsten der Hausmacht, der Übermacht gewesen. Nun wollte ich aber nicht Teil und Grund eines solches Festes sein. Also lernte ich, groß zu verdauen und schnell abzuhaken. Jedoch heißt es doch so schön: „Ich bin nicht nachtragend, aber ich vergesse auch nichts.“
Mein Pech ist, im Leben immer die schönsten Frauen, die schlauesten Schönheiten, kennengelernt zu haben und ich wollte schlussendlich diese und mich nicht unter dem Geschützfeuer einer halbherzigen Schwiegermutter aufgeben. So standen und stehen diese wunderbaren Frauen, diese Königinnen der Genetik, oft unter dem besonderen Schutz ihrer Mütter, die ihrerseits über besondere genetische Anlagen, zum Beispiel die des Grabenkampfes, der Strategie und Taktik subversiver Zerstörungswut oder des Eifers des Schlechtredens zu verfügen scheinen. Ich bin nun kein Schriftsteller, kein Rechtsanwalt und kein Besserwisser, sondern ein Erfahrener des angedeuteten Themas. Wer bereits jetzt unzufrieden ist, der gehe nach Hause und lebe in Frieden weiter. Ich schreibe für Menschen, die interessiert sind und sich selbst kennen. Vielleicht auch für Menschen, die ähnliche Erfahrungen haben. Das ist meine Zielgruppe. Ihnen will ich etwas schreiben. Es sind nun einige Erfahrungen über die Jahrzehnte, angefangen im jungen Erwachsenenalter mit einigen Kenntnissen verschiedener Familien bis in die reiferen Jahre hin. Lange und bis heute erfolgreich verheiratet, durfte ich den Segnungen der bezeichneten Spezies besonders intensiv ausgesetzt sein. Doch verdeutlichen werde ich dies in allen nachfolgenden Seiten. Ich wünsche Ihnen viel Glück. Lachen Sie aber nicht zu laut, denn Sie könnten einen schlafenden Drachen wecken. Dann schreiben Sie aber die Fortsetzung.
1. Begegnung der unheimlichen Art
Eines Tages nun, ich war jung und da lernte ich eine dieser wunderbaren Schönheiten kennen. Da ward ich nun auch ihrer Mutter vorgestellt, und so kam es zur ersten Begegnung meines Lebens, die ich als eine Begegnung der unheimlichen Art bezeichnen will. Der besseren Verständigung halber ließ mich meine Freundin auch gleich mit dieser Schwiegermutter in Aussicht alleine. Ich bin ein Innenstadtkind und als dieses ist man einiges gewöhnt. Da kloppen sich auch schon mal zwei 80-jährige Männer oder zwei 70-jährige Frauen kriegen sich im Supermarkt in die Haare. Wüste Beschimpfungen bis hinab in den Keller hat man zigmal gehört.
Dennoch ist eine Begegnung mit einer zukünftigen Schwiegermutter eine herausragende Situation. Man möchte zunächst mal das beste Bild für sich abgeben, auch im eigenen Interesse und im Interesse der beginnenden, sich erwachsenen Partnerschaft zu seiner Freundin. Es würde schlicht keinen Sinn machen, die neue Schwiegermutter irgendwie abzulehnen, denn das wäre eine sehr große Belastung für die Freundschaft zur jungen Geliebten.
Mitunter müsste man sich dann gleich eine neue Freundin suchen oder zunächst einmal innehalten. Es ist in jungen Jahren ja so, dass das Ganze, auch Neuanfänge, sehr schnell gehen können. Manchmal dauert es aber auch eine Weile, wie auch immer. Tiefere Eindrücke entwickeln sich oft erst im späteren Jahren. Die Zeit macht die Liebe, wie die Liebe auch die gemeinsame Zeit macht.
Doch zurück zum Anfang.
Ich habe nach einer umfangreichen Testung einen ziemlich hohen EQ und kann Gesichter, Stimmungen und Gefühle blitzschnell erkennen. Zum Teil haben die Person selbst noch nicht begriffen, welche Stimmung sie haben, als ich es schon erkannt habe.
Nun sitze ich also einem Gesicht gegenüber, das vor Ablehnung, Abscheu und Ekel Mühe hat, sich zu beherrschen.
Ich kenne das gar nicht. Ich habe viele Freunde, viele Menschen, die mich auch mal ansatzweise kennengelernt haben, die finden mich eigentlich ganz nett. Ich bin auch ein netter Typ, zwar von Schrot und Korn, aber im Grunde eigentlich ein ganz ordentlicher Mensch, den diese Welt hier sieht.
Als meine Schwiegermutter in Aussicht mich nun fragt, welche Schule ich besuche, antworte ich wahrheitsgemäß und verweise auf mein Sportgymnasium. So freundlich wie die Schwiegermutter dreinschaut, so freundlich antwortet sie auch und erklärt, dass sich auf diesem Gymnasium nur Schläger befinden würden. Okay, das ist ein Gymnasium mit Hochleistungsseglern, Volleyballern und Leichtathleten z.B. Ich selbst bin Segler und kann mich nicht daran erinnern, jemals ein Schläger gewesen zu sein. Natürlich sind wir starke Burschen und können uns behaupten. Das wissen auch die Boxer an unserer Schule, wo ich einen, der mit einer Nadel auf uns einstach, mit einem Schlag in die Bewusstlosigkeit beförderte. Aber das hat weniger mit der Schule, als eher mit meiner Sozialisation zu tun. Meine Schwester ist ein Jahr jünger als ich und schon ab meiner ersten Klasse lauerten auf dem Schulweg einige Räuber unserer Grundschule, die Ranzen durchsuchten und das Butterbrot klauten sowie nach Spielsachen Ausschau hielten. Als meine Schwester nun mit mir zur Schule ging, da kloppte ich die Diebe und Räuber zur Seite. Ich bemerkte, dass ich ganz schön schnell war. Immer zu schnell und vor allem angstfrei. Irgendwie wusste ich, dass ich der bessere Kämpfer war. Beinahe alle Kinder waren in einem Sportverein und so trainierte ich seit meiner ersten Klasse Judo, was ich ziemlich erfolgreich bis zur sechsten Klasse betrieb und nach einer Verletzung aufgeben musste. Danach ging es im Eiltempo zum Segelverein und zum Sportgymnasium. An vielen vorbei, die auch anstanden. Jedenfalls war ich kein Schläger und auch keiner der anderen Schüler und Sportler war es. Dieses Gespräch mit der angehenden Schwiegermutter ist also schwierig.
