Seelen der Erde - Nina R. Night - E-Book

Seelen der Erde E-Book

Nina R. Night

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Beschreibung

Die Seelen der Erde wurde vom Mittelpunkt getrennt. In Buch 1 muss eine der Seelen bereits ihren Weg zurück an ihren Ursprung antreten, der viele Gefahren birgt. Ganz ungeschützt ist sie aber nicht, denn zwei Begleiter helfen ihr, am Ende ihr Ziel zu erreichen.

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Seitenzahl: 270

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhaltsverzeichnis

Prolog

1. Enya

2. Valerian

3. Dario

4. Enya

5. Valerian

6. Enya

7. Dario

8. Enya

9. Dario

10. Valerian

11. Enya

12. Valerian

13. Enya

14. Dario

15. Enya

16. Valerian

17. Enya

18. Valerian

19. Enya

20. Dario

21. Enya

22. Dario

23. Erzähler/ Enya

24. Valerian

25. Enya

26. Dario

27. Valerian

28. Dario

29. Enya

30. Valerian

31. Enya

31. Enya

Prolog

Halt! Stopp!

Nicht einfach weiterblättern. Gebt mir einen Moment eurer Aufmerksamkeit, um euch diese Geschichte und ihre Charaktere ein wenig vorzustellen.

Es geht um die Essenz der Erde. Etwas, ohne das sie nicht existieren könnte.

Die Seelen der Erde. Feuer, Wasser, Luft, Erde und Geist.

Sicherlich habt ihr schon einmal davon gehört.

Die Elemente sind bekannt und es gibt viele Geschichten zu ihnen. Was genau sie sind, erfahrt ihr aber im Detail von den Charakteren selbst. Zwei davon stelle ich euch hier kurz vor.

Das wären zum einen: Enya. Ein junges Mädchen, kurz vor ihrem 16.

Geburtstag. Ihr Leben verlief bisher normal, ihre Eltern liebevolle Menschen, die ihr jeden Wunsch von den Augen ablesen. Das ist auch schon das Auffälligste an Enya, denn ihre Augen sind Rot.

Und ihr Beschützer - Valerian.

Ein Beschützerlicht, der beauftragt wurde, Enya vor jeglichem Unheil zu bewahren und sie in ihre Aufgabe einzuweisen, sollte die Zeit dafür reif sein. Enya sollte bis zu diesem Zeitpunkt damit nicht belastet werden.

Ihr fragt euch jetzt sicher, wieso braucht ein normaler Mensch einen Beschützer?

Gute Frage.

Doch was ist, wenn Enya nicht so normal ist, wie es scheint?

Wenn sie etwas Besonderes wäre? Etwas von so unschätzbarem Wert für die gesamte Welt, dass sie definitiv beschützt werden muss?

Nur was könnte solch einen Aufwand wert sein?

So viele Fragen und keine Antworten. Halt, das stimmt nicht ganz. Die Antworten dazu findet ihr in der Geschichte.

Somit verabschiede ich mich, wünsche euch viel Spaß beim Lesen und freue mich darauf, euch im nächsten Buch wieder begrüßen zu dürfen.

Euer Erzähler.

1. Enya

„Enya!"

Die laute Stimme meiner Mutter ließ mich mit einem Grummeln aus dem Schlaf gleiten, doch an Aufstehen war noch gar nicht zu denken.

Schnell griff ich nach meiner Decke, zog sie mir über den Kopf und schloss mit einem erneuten Grummeln wieder die Augen. Der Begriff Morgenmensch traf so absolut nicht auf mich zu, wenn es nach mir ginge, würde ich bis mittags in den Federn liegen und dann vielleicht, wenn ich Lust und Laune hätte, langsam in den Tag starten. Meine Mutter hingegen, fand das nicht so toll. Aber nicht nur sie, auch die Schule machte für mich keine Extrawurst, was den Unterrichtsstart anging, also musste ich aufstehen, ob ich wollte oder nicht.

„Enya! Zwing mich nicht, hochzukommen!"

Mit diesen Worten hatte sie mich, denn das bedeuteten, eine eiskalte Dusche im Bett, wenn sie wirklich nach oben kommen musste. Da ich oft nicht bereit war aufzustehen, bewaffnete meine Mutter sich seit einer ganzen Weile jeden Morgen mit einem Kübel eiskaltem Wasser, den sie mir über den Kopf kippte, wenn ich absolut nicht aufstehen wollte. Also warf ich die Decke von mir, setzte mich auf und fuhr mir mit den Händen über das noch müde Gesicht, als plötzlich die Tür aufsprang und meine Mutter mit dem Kübel Eiswasser im Zimmer auftauchte.

„Echt jetzt? Du wartest nach dem zweiten Rufen nicht einmal mehr ab?"

„Nein", entgegnete sie.

„Warum? Ich bin doch wach", murrte ich und sah sie verärgert an.

„Weil ich dich kenne. Also raus jetzt aus dem Bett, oder ich schütte dir den Kübel trotzdem über den Kopf, ob du wach bist oder nicht", antwortete sie forsch und kam auch direkt einen Schritt näher.

„Ist ja gut." Die Hände abwehrend nach oben gehalten, kletterte ich direkt aus dem Bett und wandte mich ihr wieder zu. „Zufrieden?"

Dass sie den Kübel sinken ließ, war ein gutes Zeichen und ließ mich aufatmen, den Blick noch immer auf meine Mutter gerichtet.

„Warum ich immer zu solchen Maßnahmen greifen muss. Ich weiß echt nicht, woher du das hast. Von mir und deinem Vater sicher nicht", meckerte meine Mutter noch, bevor sie dann auch mein Zimmer verließ und ich ihre Schritte über die Treppe poltern hören konnte. Nicht umsonst nannte ich sie gerne Dino, denn genau so trampelte sie oft.

Man mochte es nicht glauben, doch es war jeden Tag dasselbe. Auch am Wochenende war Ausschlafen einfach nicht möglich, da meine Mutter der Meinung war, dass ich sonst etwas im Leben verpassen würde. Was das jedoch seinsollte, wusste ich bisher noch nicht. So aufregend war mein Leben nicht, dass ich dafür noch mehr Stunden Zeit am Tag bräuchte.

Mit einem letzten Blick zur Tür wandte ich mich ab und lief in mein angrenzendes Bad.

Gekonnt stellte ich die Dusche beim Vorbeigehen an, schnappte mir ein frisches Handtuch aus dem Schrank, dass ich über die Glasfront hängte, bevor ich mir die Schlafklamotten vom Körper streifte und sie achtlos zu Boden zu warf. Kaum benetzte das heiße Nass meine Haut, schloss ich die Augen und gab ein genüssliches Seufzen von mir. Eine heiße Dusche am Morgen war einfach das Beste, was es gab.

Daher war es wohl kein Wunder, dass ich erst gefühlt eine halbe Ewigkeit später das Wasser ausstellte, nach dem Handtuch griff und mich weitestgehend abtrocknete. Vor dem Waschbecken blieb ich stehen, betrachtete mein Spiegelbild für eine kleine Sekunde und griff dann auch nach meiner Zahnbürste. Von Schminken und solchen Dingen hielt ich nicht besonders viel, daher wurden nur schnell die Zähne geputzt, die nassen Haare gekämmt, die an der Luft trocknen würden, bevor ich zurück in mein Zimmer lief.

Wo wir auch schon beim nächsten Problem wären. Was für Klamotten würden es heute wieder werden?

Es war ein Tag wie jeder andere und von Mode hielt ich genauso wenig, wie von Make-up. Oft verbrachte ich viel zu viel Zeit vor dem Schrank,dessen Inhalt sich hauptsächlich auf schwarze Klamotten beschränkte.

Einmal war es vorgekommen, dass ich im Schlafanzug zur Schule musste, da ich zu spät aufgestanden war und daher zu wenig Zeit gehabt hatte. Meine Mutter meinte, es wäre meine Strafe und verdammt, es war eine Strafe.

Schon oft hatten andere sich über mich lustig gemacht, jedoch noch nie so schlimm, wie an diesem einen Tag. Hätte ich meinen besten Freund Valerian nicht gehabt, wäre der Tag die Hölle auf Erden geworden.

Valerian war mein bester Freund, seit ich denken konnte, und darüber war ich mehr als nur froh. Einen besseren Freund als ihn konnte man sich nicht wünschen. Er stand immer an meiner Seite, ganz gleich, was war oder wie peinlich ich mich mal wieder benahm. Auch als ich im Schlafanzug in der Schule saß, hatte er mich vor den ganzen blöden Sprüchen beschützt und nicht einmal gelacht, obwohl es lächerlicher nicht mehr hätte gehen können.

„Valerian ist da."

Das erneute Rufen meiner Mutter riss mich aus meinen Gedanken und ich sah zur Tür.

„Verdammt", murrte ich, griff in den Schrank und holte das Übliche heraus.

Schnell zog ich mir die Klamotten an, griff nach den Schulsachen, die verteilt im Zimmer lagen, und stopfte sie allesamt in meinen Rucksack.

Diesen schulterte ich, griff noch nach meinem Handy und verließ auch schon mein Zimmer.

Am Treppenabsatz konnte ich Valerian schon breit grinsend stehen sehen.

„Manchmal frage ich mich ehrlich, ob du kein eigenes Zuhause hast", sagte ich zur Begrüßung und lächelte ihn frech an.

„Du weißt doch, ich bin am liebsten da, wo du bist", entgegnete er zuckersüß.

Ein würgendes Geräusch meinerseits war die Antwort, dabei verzog ich noch ordentlich das Gesicht, als Valerian zur Seite trat und mich nach unten ließ.

„Du solltest weniger schleimen. Nicht das du noch irgendwann auf deiner Schleimspur ausrutscht und dir das Genick brichst", gab ich zu bedenken und stellte meine Tasche im Flur ab.

„Wie immer zu freundlich. Gab es heute wieder eine kalte Dusche im Bett, oder warum bist du so biestig?", fragte Valerian, lehnte sich dabei an das Geländer der Treppe und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Nein, heute nicht. Aber stell dir vor, sie wartet nicht einmal das zweite Rufen mehr ab. Sie stand schon kurz danach mit einem Kübel bewaffnet in meinem Zimmer. Und das obwohl ich schon wach war", erzählte ich ihm, worauf er nur ein entsetztes Gesicht machte, dann aber zu lachen begann.

„Liegt vielleicht daran, dass sie dich fast täglich so wecken muss. Wie kann man auch so viel schlafen?"

Mit einem leichten Schulterzucken zog ich mir meine Schuhe an und linste durch die Tür zur Küche hinein.

„Wie ist die Stimmung? Ist der Hausdrachen schon am Tisch?", fragte ich Valerian und meinte damit meine Schwester.

Valerian lachte. „Nein, deine Schwester ist noch nicht am Tisch, also solltest du dich beeilen."

Da nahm ich ihn beim Wort. Sofort eilte ich in die Küche, wo meine Eltern bereits am Tisch saßen. Mein Vater hatte die Zeitung in der Hand, während meine Mutter gerade ihr Brötchen mit Butter bestrich.

Mit einem gemurmelten „Morgen", drückte ich mich zwischen die beiden, griff mir eine Scheibe Toast, die ich mir zwischen die Lippen schob und sie so festhielt. Mit nun wieder freien Händen füllte ich zwei To-Go-Becher mit Kaffee und Milch, packte die Deckel darauf und wollte auch direkt wieder verschwinden, jedoch hatten meine Eltern da etwas dagegen.

„Enya, kannst du dich nicht einmal, mit an den Tisch setzten?", fragte mein Vater.

„Heute nicht, wir sind spät dran", antwortete ich eher gebrochen, da es mit der Scheibe Toast zwischen den Lippen etwas schwer zu sprechen war.

„Vielleicht solltest du dann früher aufstehen", stichelte meine Mutter direkt.

„Noch früher? Dann laufe ich herum wie eine Untote, das geht doch nicht", entgegnete ich und griff mit zwei Fingern nach der Scheibe Toast.

Schnell beugte ich mich zu meiner Mutter, drückte ihr einen Kuss auf die Wange, das Gleiche wiederholte ich bei meinem Vater. „Ich hab euch Heb, wir sehen uns heute Nachmittag", sagte ich noch, wandte mich ab und verschwand dann auch schon aus der Küche. Valerian empfing mich bereits mit meiner Jacke und Rucksack in der Hand, was mich direkt grinsen ließ. Und als hätte es nicht besser laufen können, hörte man genau in diesem Moment im oberen Stockwerk eine Tür aufgehen. Valerian und ich tauschten einen bedeutenden Blick aus und hatten es plötzlich sehr eilig. Sofort stürmten wir aus dem Haus, rannten sogar ein gutes Stück, bis wir um die Ecke bogen und lachend stehen blieben.

Ich stellte die zwei Kaffeebecher auf eine der kleinen Mauern, griff nach der gereichten Jacke und zog sie mir über. Auch den Rucksack warf ich über die Schultern, bevor ich nach meinem Becher mit Kaffee griff und einen kräftigen Schluck daraus trank.

„Das war knapp. Meine Eltern haben Recht, ich sollte früher aufstehen, dann kann ich dem Hausdrachen besser entkommen", sagte ich und lachte dabei etwas.

„So schlimm ist deine Schwester doch gar nicht", antwortete Valerian, der ebenfalls nach seinem Becher griff. Bei seiner Stimmlage und seinem Blick konnte man direkt sehen, dass er diese Worte nicht so ernst rüberbringen konnte, wie er es gerne gewollt hätte.

„Du bist ein schlechter Lügner", antwortete ich darauf nur noch, bevor wir den Weg zur Schule antraten.

Auf dem gesamten Weg zum Schulgelände gab es nur ein einziges Thema: Meinen morgigen Geburtstag. Für mich war das keine große Sache, da passierte doch nichts Großartiges, jedoch bestand Valerian darauf, dass wir etwas tolles Unternehmen sollten, immerhin war es doch mein Geburtstag. Es machte fast den Anschein, als wäre er aufgeregter als ich selbst.

„Du kannst deinen Geburtstag nicht wie jeden anderen Tag verbringen", warf Valerian ein und wirkte dabei völlig ernst.

„Warum nicht? Es ändert sich doch nichts, außer der einen kleinen Zahl. Aus einer Fünf wird eine Sechs, mehr ist das doch nicht", versuchte ich mich zu verteidigen, doch Valerian bestand darauf, dass wir irgendwas Schönes gemeinsam machen sollten.

Für mich war es ein Tag wie jeder andere, wie sehr ich mich dabei täuschen sollte, würde ich erst später herausfinden.

Mit einem geschlagenen Seufzen stimmte ich nach fast 20 Minuten zu, was Valerian ein breites Grinsen aufs Gesicht zauberte. Schön, dass zumindest er sich darüber freute.

„Aber wehe wir machen etwas Peinliches, oder Blödes, dann drehe ich direkt um und gehe wieder. Du weißt, ich mache das wirklich", warnte ich ihn also direkt vor und legte eine ernste Miene auf. Immerhin kannte ich meinen besten Freund zu genüge. Ich wusste, dass ihm immer irgendwas Blödes einfallen würde, so auch sicherlich morgen.

„Als ob ich jemals etwas Peinliches oder Blödes für dich planen würde", entgegnete er grinsend, als wir dann auch schon auf dem Schulgelände ankamen.

Ab hier ging dann auch das Schmachten der Schülerinnen los, die beim bloßen Anblick Valerians zu sabbern begannen, und das nicht nur aus dem Mund.

Im Gegensatz zu mir war Valerian absolut behebt, vor allem bei den Damen. Aber wen wunderte das schon. Valerian war groß, gut gebaut und trainiert. Er hatte etwas längeres blondes welliges Haar, stechend blaue Augen und sein Lächeln war absolut ansteckend. Einzig ich allein, konnte seinem Charme widerstehen.

Für mich war er wie ein großer Bruder und mehr würde da auch niemals sein.

Ich hingegen war absoluter Durchschnitt.

Dunkle Haare, blasse Haut, normale Figur, absolut keinen Klamottenstil, das Einzige, was an mir auffiel, waren meine stechend roten Augen, für die niemand jemals eine Antwort gefunden hatte. Und meine Eltern hatten mich zu vielen Ärzten geschleift.

Das Valerian und ich wie Geschwister waren, wusste die gesamte Schule und doch war es den Mädels hier ein Dorn im Auge, dass wir so viel Zeit zusammen verbrachten. Nicht, dass es mich stören würde, im Gegenteil.

„Ich ziehe meine Worte von zuvor zurück. Du wirst nicht auf deiner Schleimspur ausrutschen, sondern auf den Sabberspuren der ganzen Weiber hier, die schon das Triefen anfangen, wenn du nur das Schulgelände betrittst", spuckte ich angewidert aus, den Blick auf die Mädels gerichtet, welche Valerian mit ihren Blicken regelrecht auszogen.

Natürlich lachte Valerian dabei kopfschüttelnd, als wir auch schon an meinem Klassenzimmer ankamen. Leider hatten wir beide nicht denselben Stundenplan, daher mussten wir uns bis zur Mittagspause verabschieden. Mit einer kurzen Umarmung lief Valerian dann auch schon den Gang entlang zu seinem Klassenzimmer, bevor ich meines betrat und den Platz ganz hinten am Fenster einnahm. Mein Stammplatz. Dort hatte ich meine Ruhe, fiel nicht auf und konnte bei Langeweile auch mal etwas geistesabwesend aus dem Fenster sehen, oder sogar ein klein wenig schlafen.

In letzter Zeit war diese Müdigkeit schlimm geworden. Es fühlte sich so an, als würde ich gar nicht mehr zu Kräften kommen, als wäre ich dauermüde und dazu kamen dann noch diese ständigen Hitzewellen, die meinen Körper regelrecht von innen heraus verbrannten. Auch heute wieder, was dazu führte, dass ich das Fenster aufriss und mir den kühlen Wind um die Nase wehen ließ.

Zum Glück hatte ich keine Probleme mit dem Lernen, meine Noten litten nicht darunter, dass ich gefühlt nie aktiv am Unterricht teilnahm.

„Fenster zu", riefen nach kurzer Zeit auch schon die ersten Klassenkameraden. „Es zieht."

Murrend und etwas genervt davon schloss ich das Fenster wieder und lehnte mich in meinem Stuhl müde zurück.

> Es war ein ruhiges und wunderschönes Fleckchen Erde. Alles war eingehüllt in hellem gleißenden Licht.

Die Sonne spiegelte sich auf dem ruhigen Wasser des Sees wider und dabei verhängte keine einzige Wolke den Himmel. Alles hier wirkte, als wäre man in einer anderen Welt. Eine friedliche und ruhige kleine Welt, weit ab von der normalen. Die Blumen hier gedeihen prächtig, während große Bäume sanfte Schatten auf das dichte grüne Gras warfen. Über dieses Gras huschten immer wieder kleine Schatten. Kleine farbige Schatten, die eher wie durchsichtige Wolken wirkten.

Doch es schien fast so, als wären sie lebendig, als könnten sie fühlen und sich verständigen. Ein roter, blauer, braun-grüner, weißer und violetter Schatten, die sich wie kleine Kinder beim Fangen über das dichte grüne Gras jagten. Wenn man genau hinhörte, konnte man ein Lachen hören und plötzlich gab es einen lauten Knall ... <

„Enya!"

2. Valerian

Mein schallendes Lachen hallte von den Wänden der Cafeteria wider und zog somit sämtliche Blicke auf uns. Ich versuchte, mich zu beruhigen, es gelang mir aber nicht. Was wohl auch der Grund war, warum Enya den Kopf auf ihre Arme gelegt und sich so versteckt hatte. Sie gab ein Seufzen von sich, während ich einfach nicht aufhören konnte zu lachen.

„Also ... du hast ja schon vieles geschafft ...", prustete er los und wischte mir mit den Händen einige Lachtränen aus den Augenwinkeln,"...

doch dann auch noch vom Stuhl zu fallen und dir den Kopf an der Wand hinter dir anzuschlagen, war noch nicht dabei", vollendete ich meinen Satz und beruhigte mich langsam wieder.

„Mr. Brandon hat mit der Hand auf den Tisch geschlagen, ich bin so erschrocken hochgefahren, dass ich nach hinten gekippt und umgefallen bin", jammerte Enya und ich begann erneut zu lachen, was mir einen bösen Blick bescherte.

„Tut die Beule weh?", fragte ich, hob dabei eine Hand und tippte Enya mit dem Finger auf den Hinterkopf. Schnell bereute ich mein Handeln, denn gleich darauf holte sie aus und schlug mir mit der Hand mitten auf die Brust, was ein „Uff", meinerseits mit sich zog. Ich rieb mir die schmerzende Stelle, konnte aber ein blödes Grinsen dabei nicht unterlassen.

„Das ist nicht witzig, Valerian", murrte Enya, dabei einen strafenden Blick auf mich gerichtet.

„Ach komm, du weißt, ich lache nicht über dich, sondern einfach nur über die Situation an sich." Ein weiterer strafender Blick, welcher mir dann auch das Grinsen aus dem Gesicht wischte.

„Ist ja gut, ist ja gut. Ich höre schon auf zu lachen. Aber sag, warum bist du denn zurzeit immer so müde? Du schläfst fast tägliche im Unterricht ein", fragte ich nach, immerhin fiel das nicht nur mir auf. War ich doch aber der Einzige, der wusste, woher es kam. Leider konnte ich es Enya noch nicht sagen und selbst wenn, ohne Beweise, würde sie mir so oder so nicht glauben.

„Keine Ahnung, vielleicht werde ich krank. Ich bin ständig müde, mir ist immer wieder so extrem heiß, dazu noch diese komischen Träume..."

Hellhörig wandte ich mich ihr mehr zu. „Was denn für komische Träume?"

Enya lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und sah zu mir. „Es ist fast so, als wäre ich dort in einer anderen Welt. Ich bin auf einer Wiese, die Sonne scheint hell und warm, alles wirkt so friedlich und fünf so komische farbige Schatten schweben durch die Luft," erzählte sie von ihrem Traum und schüttelte dabei leicht den Kopf.

Stirnrunzelnd musterte ich sie. Es war das erste Mal, dass so etwas passierte und sie von solch einem Traum erzählte. Zeigte sich so schon das Erwachen in ihr? Ganz konnte ich das nicht sagen, immerhin kannte ich mich damit ebenfalls nicht aus. Es war das erste Mal, dass man solche Seelen in menschliche Körper gepackt hatte, daher konnte auch keiner genau sagen, wie sich das Erwachen äußerte.

„Hast du wieder heimlich Glücksbärchies geschaut, oder was haben diese farbigen Schatten zu bedeuten?" Erneut bekam ich eine gegen die Brust geknallt, dieses Mal etwas stärker, sodass ich kurz zusammenzuckte und das Gesicht verzog. „Au verdammt, das tat weh".

„Na das hoffe ich doch", murrte Enya und seufzte. „Und keine Ahnung was dieser Traum zu bedeuten hat. Aber irgendwie fühlte ich mich dort so geborgen, als würde ich dort hingehören, wo auch immer das sein soll ...", sie brach ab und senke den Blick, welcher eigenartig leer wurde.

„Enya?"

Sie reagierte nicht. Besorgt darüber setzte ich mich etwas auf und beugte mich vor, um ihr ins Gesicht sehen zu können. Dabei hob ich eine Hand und griff an ihre Schulter. Enya zuckte zusammen und sah mich fragend an.

„Was ist los?", wollte sie verwirrt wissen.

„Du warst kurz weggetreten", und sah sie genauso besorgt an, wie ich es war.

Ich nahm mir vor später, wenn ich Enya nach Hause gebracht hatte, zu meinen Auftraggebern zu reisen und mich mit ihnen kurzzuschließen.

Denn wenn ich ehrlich war, machte ich mir langsam doch Sorgen um Enya. In den letzten Wochen hatte sie vor allem diese Aussetzer immer häufiger, ohne es zu bemerken. Dann noch die Sache mit der Müdigkeit und der ständigen Hitze. Jetzt kamen noch diese Träume dazu ... Nicht dass ihr Schutz deswegen schon fiel und ich nichts davon mitbekam, das wäre verehrend.

Als das Läuten der Pausenglocke ertönte, erhoben wir uns von unseren Plätzen und ich begleitete Enya noch zu ihrer Klasse. Erneut verabschiedeten wir uns, dieses Mal bis zum Ende des Unterrichts. Ein letztes Lächeln schenkte ich ihr noch, bevor ich den Schulflur entlang zu meinem Klassenzimmer lief und mich dort auf meinen Platz setzte. Innerlich seufzte ich schwer, denn eigentlich gab es Wichtigeres als hier in diesem blöden Klassenzimmer zu sitzen und nicht am Unterricht teilzunehmen. Meine Gedanken waren die meiste Zeit so oder so bei Enya und ihren Symptomen, welche mir ordentlich Kopfschmerzen bereiteten.

Man hatte mir von klein auf beigebracht, mich nicht zu sehr an meine Schützlinge zu binden, doch nach 16 Jahren war es gar nicht möglich, sich nicht irgendwie an seinen Schützling zu binden. Enya war mir über die Jahre wichtig geworden, sehr wichtig, sie war wie eine kleine Schwester für mich und daher war meine Sorge größer, als sie sein sollte. Sie war anders, als die Sorge um jemanden, den man nur beschützen sollte, weil es der Auftrag war. Es war dumm mich so an sie zu binden, immerhin musste ich sie bald wieder verlassen, doch was sollte ich gegen diese Gefühle schon tun? Sie waren da und würde auch nicht verschwinden, egal wie oft ich mir sagte, dass ich diese Gefühle vergessen musste.

Dem Unterricht folgte ich natürlich nicht, wieso auch? Ich brauchte das alles nicht, zudem war es nicht mein erstes Mal an einer Schule, vieles kannte ich daher schon, was ein Aufpassen und Lernen eher unnötig machte. Den Lehrern passte das natürlich absolut nicht, sie mochten mich nicht, weil mir augenscheinlich alles zuflog, ohne dass ich mich groß anstrengen musste. Ich war eben der Überflieger der Schule, obwohl ich es nicht darauf angelegt hatte.

Am Schulende holte ich Enya von ihrer Klasse ab und schaltete da meinen Kopf wieder an, denn sie bekam meine volle Aufmerksamkeit, immer. Der Weg zu ihrem Elternhaus war sehr ruhig. Enya wirkte in Gedanken und erneut äußerst müde, auch die Aussicht auf einen Abend mit ihrer nervigen kleinen Schwester heiterte ihre Stimmung nicht besonders auf.

„Komm schon, so schlimm wird der Abend schon nicht werden", sagte ich vorsichtig und versuchte sie so etwas aufzuheitern, was mir allerdings nur bedingt gelang.

„Kannst du nicht hierbleiben?", fragte sie.

Daraufhin musste ich doch etwas lachen und schüttelte bedauernd den Kopf. „Leider nein, ich muss auch nach Hause", antwortete ich also, auch wenn es sie nicht zufriedenstellte.

„Immerhin warst du es doch, die heute Morgen noch meinte, ob ich denn überhaupt ein eigenes Zuhause hätte", scherzte ich und schaffte es zumindest, sie kurz zum Lachen zu bringen.

Den restlichen Weg Hefen wir dann wieder schweigend, bis es ans Verabschieden vor ihrer Haustür ging. Am nächsten Tag würden wir uns erst später treffen, immerhin war Samstag, da sollte Enya wenigstens einmal ausschlafen können, vorausgesetzt ihre Mutter ließ dies zu.

„Denk dran, morgen ist dein Geburtstag und wir beide Unternehmen etwas Schönes", erinnerte ich sie grinsend, bevor ich sie kurz umarmte. Enya erwiderte die Umarmung und als ich mich löste, pikte ich ihr noch grinsend in den Bauch und lief auch schon davon.

Um kein Aufsehen zu erregen, lief ich zweit Straßen weit, bevor ich in einer kleinen Seitengasse verschwand und mich gleich darauf auch schon in einem bläulichen Licht auflöste.

Ein paar Sekunden später tauchte ich auf einer Lichtung wieder auf und sah mich um, als ich auch schon meinen Namen hörte.

„Valerian."

Ich drehte mich zu der Stimme um und sah in das Gesicht meines Vaters.

„Vater", grüßte ich ihn.

„Was führt dich her? Solltest du nicht bei deinem Schützling sein?"

„Enya ist bei ihrer Familie zu Hause. Ich mache mir etwas Sorgen", gestand ich.

„Warum denn Sorgen?"

„Sie ist seit Wochen müde und schläft immer ein. Ihr ist immer wieder extrem heiß und jetzt träumt sie von ihrer Heimat, dem Mittelpunkt", erklärte ich meine Sorgen, und mein Vater nickte.

„Es ist nicht ungewöhnlich, dass sie solche Symptome aufweist, immerhin wird sie morgen 16. Wenn alles gut geht, sollten bereits heute um Mitternacht ihre Kräfte in ihr erwachen. Das bedeutet aber auch, dass ihr Schutz ab diesem Moment fällt. Du darfst sie danach keine Sekunde mehr aus den Augen lassen, die Späher werden sie sonst sofort ausfindig machen."

Mit einem schweren Seufzen nickte ich. Am liebsten wäre es mir ja, wenn Enya ihre Kräfte nicht bekommen würde, damit wäre sie nämlich sicher. Leider ging das nicht. Ihre Seele musste in ihr erwachen, damit sie ihren Platz am Mittelpunkt der Erde bald wieder einnehmen konnte, um das Überleben der Welt zu sichern.

Ob ihr das so gefallen würde? Oft fragte ich mich, wie ihre Reaktion ausfallen würde, doch so wie ich sie kannte, würde es heftig werden.

„Sie ist dir wichtig geworden in den ganzen Jahren, oder?", fragte mein Vater und ich nickte.

„Ja ... Ich weiß, das sollte nicht passieren, aber es sind 16 Jahre, wie soll man da nicht etwas für seinen Schützling empfinden?"

Ein wissendes Nicken vonseiten meines Vaters, doch mehr kam von ihm nicht. Mein Vater selbst hatte das nie erlebt, daher konnte er nicht mitsprechen. Klar, unter meinesgleichen zeigten wir durchaus Gefühle, wir liebten einander, doch außerhalb dessen war dem nicht so. Schon gar nicht, wenn es um unsere Schützlinge ging.

Gefühle machten eben vieles schwieriger, zumal die Sicht auf bestimmte Dinge getrübt werden konnte.

Eine kleine Weile blieb ich noch bei meiner Familie, immerhin sah ich sie nicht besonders oft und auch wenn ich das nicht so zeigte, vermisste ich sie alle. Nach ein paar Stunden kehrte ich dann zu Enyas Haus zurück, verwandelte mich in eine weiß-grau getigerte Katze, denn die hatte sie am liebsten. So legte ich mich ihrem Zimmerfenster gegenüber auf eine Mauer und beobachtete ab da nur noch. Sollte etwas sein, konnte ich jederzeit sofort eingreifen.

Die Stunden vergingen. Langsam wurde es dunkel und die Nacht brach herein. Es war ruhig um mich herum. Keine Autos fuhren, keine Menschen waren mehr unterwegs. Lediglich ein paar Tieren waren hier und da zu sehen. Das war dann auch immer die Zeit, in der ich mich zurückverwandelte und mich als Mensch auf der Mauer niederließ, den Blick noch immer auf Enyas Zimmer gerichtet.

Kurz vor Mitternacht passierte etwas. Die Luft um mich herum war von solch einer Magie getränkt, so etwas hatte ich zuvor noch nie verspürt und all das kam aus Enyas Haus. Als die Uhr dann Mitternacht schlug, wurde ihr Zimmer plötzlich von einem gleißend roten Licht erfüllt. Es war so hell, dass ich die Augen zukneifen musste, bis es sich langsam ins Innere zurückzog und schließlich komplett darin verschwand. Nun war es so weit. Enyas Seele war erwacht, der Schutz war gefallen.

Wie lange würde es dauern, bis sie sie fanden?

3. Dario

Ein breites Grinsen zog sich über meine Lippen, als die Uhr Mitternacht schlug und keine Sekunde später die Macht zu spüren war. Der Schutzzauber war gefallen, jetzt konnte die Jagd beginnen.

„Kannst du es spüren?", fragte ich.

„Diese Macht, all diese Macht", säuselte mein Begleiter.

Es war 16 Jahre her, dass man mir und meinesgleichen die Aufgabe erteilt hatte, die fünf Seelen der Erde zu fassen. Sie sollten einem Wesen übergeben werden, welches schon sehr lange nach diesen Kräften lechzten. Nun war es endlich so weit, die Mächte der Seelen waren erwacht und der Schutzzauber war gefallen.

Die Zeit des Wartens war schier unerträglich gewesen, doch so mächtig wie diese Seelen waren, hatte es sich gelohnt. Ein paar Mal war es uns gelungen, einen der Beschützer zu finden, doch die Fährten hatten sich immer schnell wieder im Sande verlaufen, denn diese Beschützer waren nicht ohne.

Einen davon kannte ich ziemlich gut. Er war mein Halbbruder und hatte den Auftrag bekommen, eine der Seelen zu beschützen.

Soweit ich wusste, handelte es sich um Feuer, eines der stärksten Elemente. Ich selbst war ein Krafträuber und zur Hälfte ein Beschützergeist, auch wenn die gute Seite in mir nicht besonders zum Vorschein kam. Das war auch der Grund, warum mein Bruder und ich uns nie gut verstanden hatten. Es wäre mir eine Freude, ihm seine Seele zu entreißen.

Unter meinesgleichen gab es Familienbande nicht. Wir wurden gezeugt, erzogen und trainiert, mehr war da nicht. Dem war auch gut so, denn Gefühle trübten einfach alles, daher ließen die meisten von uns sie gar nicht erst zu.

Meine Mutter war zwar ein Beschützergeist, und auch diese Seite war in mir verankert, jedoch nicht sonderlich ausgeprägt. Wie sollte sie das auch sein, immerhin hatte mein Vater mich nach meiner Geburt direkt zu sich geholt und mich somit dem Gefühlsgedusel meiner Mutter entrissen. Nur ein einziges Mal hatte ich sie getroffen, als sie versuchte, mich meinem Vater wieder wegzunehmen. Natürlich hatte dieser das nicht zugelassen, zum Glück.

„Sollen wir los?", fragte mein Begleiter und riss mich so aus meinen Gedanken.

Erneut bildete sich ein fieses Grinsen auf meinen Lippen, als mein Blick auf meine Begleiter fiel und ich nickte.

„Findet die Seelen! Alle", rief ich aus.

Sofort verschwanden meine Begleiter und auch ich selbst machte mich auf den Weg. Eine der Seelen war nicht weit, das konnte ich spüren.

Wir alle hatten kleine Seelenpartikel vom Mittelpunkt als Hilfe bekommen, meine war von der Feuerseele. Ein Umstand, der mich sehr erfreute, immerhin war es genau die Seele, die mein Bruder beschützte.

Ich kam in einer kleinen Stadt nahe Salem wieder heraus. In einer Hand hielt ich ein kleines Gefäß mit der Essenz der Seele. Darüber nahm ich jede kleinste Energiestruktur in der Nähe auf und konnte die Seele somit orten. Doch nicht nur sie war in der Nähe, auch meinen Bruder konnte ich jetzt ganz deutlich spüren. Auf das dumme Gesicht Valerians freute ich mich am meisten, wenn ich nicht einmal ein paar Minuten nach Erwachen der Seele auch schon bei ihm stand.

Um besser hineinfühlen zu können, schloss ich meine Augen und nahm alles um mich herum wahr. Meinen Bruder und auch die Seele konnte ich dicht beieinander spüren, also portete ich dorthin und tauchte direkt hinter meinem Bruder auf.

„Hallo Bruderherz", säuselte ich grinsend.

Valerian sprang sofort von der Mauer und sah mich feindselig an. Meine Lippen hingegen zierten weiterhin ein breites Grinsen, den Blick fest auf meinen Bruder gerichtet.

„Dario, was machst du hier?", fragte Valerian.

„Ich habe dich so vermisst, Bruderherz", antwortete ich zuckersüß.

„Red keinen Scheiß, bist du einer der Jäger?"

Sofort legte ich eine Unschuldsmiene auf und zuckte etwas mit den Schultern, als wüsste ich nicht, wovon Valerian da gerade sprach.

„Ich nehme das als „Ja" an. Du wirst sie nicht bekommen, hörst du."

„Und wer will mich davon abhalten, sie einfach jetzt gleich aus ihrem Bett zu reißen?" Kurze Stille. „Du etwa? Ich war schon immer stärker als du, Bruder", presste ich gehässig hervor und das Grinsen kehrte auf meine Lippen zurück.

„Damals waren wir Kinder, auch ich bin stärker geworden, Dario", antwortete Valerian.

Ein Lachen kam über mich, das mich dazu brachte, mir kurz darauf auch schon den Bauch zu halten, fast so, als hätte ich Schmerzen vor Lachen, weil Valerian einen Witz gerissen hatte.

„Val, kleiner süßer Val. Du überschätzt dich schon wieder. Aber ich kann dich beruhigen, da ich auch ein bisschen meinen Spaß haben will, werde ich dir die Kleine nicht einfach entreißen.

Ich werde erst ein bisschen mit euch beiden spielen." Mein Blick ging zum Fenster, aus dem man deutlich die Macht spüren konnte. „Ein Mädchen also, wie passend, ich mag Mädchen", säuselte ich noch einmal und verschwand genau in der Sekunde, als Valerian versuchte mich anzugreifen. Hinter ihm kam ich erneut heraus und lachte wieder.

„Ich werde nicht zulassen, dass du ihr etwas antust", fauchte mein Bruder.

„Aber aber, Bruder. Ich bin es nicht, der ihr etwas antun wird. Ich bin nur der Bote, der sie holen und dann abliefern soll. Gut, vielleicht kann ich mir ein bisschen ihrer Macht aneignen, das fällt bestimmt gar nicht auf."

„Dario", sagte Valerian bedrohlich.