Seit iech e Ruheständler bie - Uwe Schneider - E-Book

Seit iech e Ruheständler bie E-Book

Uwe Schneider

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Beschreibung

Als im Jahre 2001 der ehemalige Bürgermeister Uwe Schneider seine Kindheitserinnerungen, mit dem "Lausgung" zur Geburt verhalf, war die Resonanz unter den Freunden der erzgebirgischen Mundart so groß, dass in den Jahren bis 2008 fünf weitere Bücher in mehreren Auflagen, erscheinen konnten. Vom "Halbstarken", "Aufsteiger", "Staatsfeind", "Stillem Wasser" und "Bürgermeister" führt nun der Weg seiner Lebenserinnerungen folgerichtig zum "Ruheständler". Damit liegt erstmalig in unserer Region eine vollständige Lebenserinnerung in Mundart vor. Wie schon in den vorausgegangenen Büchern lässt Uwe Schneider wieder den Leser an seinem turbulenten Leben teilnehmen, übersprühend von Witz, Ironie und Satire. Es darf gelacht werden und nicht zu knapp. Doch wie immer spart der Autor nicht mit Kritik, besonders wenn es um die Entwicklung unserer Gesellschaft in den letzten zehn Jahren geht. Uwe Schneiders kleine Geschichten, heiteren und nachdenklichen Inhalts, sind ein historisches Zeugnis über das Leben im Erzgebirge von der Mitte des 20. Jahrhunderts bis zur Gegenwart.

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Seitenzahl: 127

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Früh übt sich… (2020)

Blutsbrüder (2010)

Per Anhalter ins Chaos (2008)

De ausgefallne Brautnacht (1998)

Liebe Pur in dr Natur (2008)

Vom Kanoneboot, dos of nr Klippe soß (2008)

Der Gitarren-Tschän kennt kaa Zuhaus (1998)

Vürsicht am Steuer, dr Karl kimmt (2003)

Dr Bürgermaaster spielt Old Shatterhand (2020)

Unner Neinerlaa kimmt in dr Glotze (2020)

Seit iech e Ruheständler bie (2020)

Harald Schindler:

De Leich uhne Kopp (1995)

Mei Bekanntschaft mit‘n sozialistisch`n Militär (2020)

Zu den Autoren

Vorwort

Liebe Leser, liebe Freunde der erzgebirgischen Mundart, wer meine in acht kleinen Büchern veröffentlichten Erinnerungen kennt, weiß, dass er in diesen viele Geschichten findet, die neben heiteren Erlebnissen auch nachdenklich stimmende Episoden zum Inhalt haben. Schließlich scheint nicht jeden Tag die Sonne, nicht selten verhüllen auch Regenwolken den Himmel. So ist es im Leben und ich möchte im Nachhinein auch die dunklen Stunden nicht missen. Waren sie doch die sichersten Wegweiser in meinem Leben.

Wenn ich rückblickend auf viel Sonnenschein blicken kann, so ist das Gottes Gnade zu danken. Doch dass mir von Kindesbeinen an viele lustige Begebenheiten vor die Füße purzelten, gehört wohl auch zum eigenen Verdienst. Wer so wie ich im Kreise erzgebirgischer „Kaffaaten“ aufgewachsen ist, zählt wohl über kurz und lang selbst dazu, ganz gleich, in welchen Lebenslagen er sich gerade befindet. So haben mich die heiteren Erlebnisse geradezu verfolgt: an der Schul- und Werkbank, im Studium und Zeitungsberuf, am Stammtisch. Selbst im Bürgermeisteramt sind mir eine Menge Schnorken begegnet. So darf man sich auch nicht wundern, wenn einem im Ruhestand fröhliche Erinnerungen die Zeit versüßen.

Alle meine bisherigen Mundartgeschichten geben auch einen Einblick in meine Gedanken über Gott und die Welt, zeigen Erkenntnisse und Irrtümer in den vergangenen 80 Jahren. Im Jahre 1990, im Jahr der Wiedervereinigung unseres Vaterlandes, glaubte ich, dass mein mühsam erworbenes Weltbild mit der neuen Zeit einträchtig einhergehen würde. Dem ist leider nicht so. Die Zeiten veränderten sich, der Mensch Uwe Schneider gottseidank auch. Deshalb müssen, wenn mir noch einige Lebensjahre gegönnt werden, meine Gedanken aus der Zeit des Ruhestandes, nicht der letzte Schluss meiner Weisheit sein.

Zwei Tage vor dem Heiligen Abend im Jahre 2020 starb mein treuer Freund und Mittstreiter, Harald Schindler, im 68. Jahr seines Lebens, ein großer Verlust für alle Heimatfreunde. Wenige Wochen zuvor gab er mir zwei selbst erlebte Geschichten in Mundart zur Überarbeitung bezüglich der Schreibweise mit der Bitte, sie dem von mir geplanten Büchlein anzufügen. Dem habe ich mich gern unterzogen. Da ich mir sicher bin, dass seine Erlebnisse eine breite Aufmerksamkeit finden, habe ich diese lustigen Episoden zusammen mit meinen Erinnerungen in diesem Büchlein auf die Reise geschickt, sozusagen als ein kleiner Sonnenstrahl für trübe Tage.

Glück Auf!

Uwe Schneider

Früh übt sich…

Is war im 51er Gahr, als de Gundi vom Zwäntzer Stadtgut un iech in Gefahr gerieten, ewing frühreif ze sei. Dodrbei hatt‘ zemindest iech mit meine siehmehalb Gahrn noch de Eierscholn hinner de Ohrn. De Mär vom Klapperstorch un vom Salz streie tat iech fei schu längst net meh glaabn, doch wie de Babys nei in dan Bauch von gunge Weibsen kumme, kunnt iech mir noch immer net drklärn. De Gundi vom Stadtgut, die e Gahr günger war, wusst wuhl besser Bescheid, dä die sog ja fast jeden Tog, wie dos bei Schweine, Pfaar un Küh su vür sich ging. Doch aans muss iech glei mol festhalten: In darer Zeit, wu mei Geschicht spielet, labten mir Beede im Paradies dr Uschuld.

Drüm fang‘ iech lieber ganz von vorne a, un zwar im Winter vom 51er Gahr. Do hatt‘n mr nämlich, wie dozemol noch ieblich, enn ganzen Haufen Schnee un aah de richtige Kält drzu. De Schneepflüg tat‘n vierspännig fahrn, gestreit wur, un aah blus mit Asch un Sand, när im Stadtel. Noochn Ortsschild ober war dr Schnee festgefahrn un schie glatt. Sette salzluse Zeitn war‘n e Paradies fer uns Kinner, dä fer wos braucht mr dä enn Schlieten, wenn net zen ruscheln? Iech saah mich noch immer, wie iech mit‘n Nastler-Peet un menn Bob de Geyrische Stroß nauf bis zer Königstann getippelt bie, när üm mit damischen Zaah fast zwee Kilometer runner ze saußen. Un dos glei zweemol an enn Tog, dä jeder wollt mol ans Steier. Sugar ne Taschenlamp hatt‘n mr vorne nagebundn, schu waagn de Autos, die of uns zukumme könne. E Rücklicht fer hinten brauchets net, dä schneller wie unner Gefährt, kunnt dozemol of glatten Geläuf kaans fahrn. Gefahrlich wur‘s ober, wenn‘s dr Hartensteiner runner ging, un zwar waagn de Bahnschranken, die dozemol meh geschlossen, als geöffnet war‘n. Immer, wenn mr de Kurf rachts zen Güterbahnhuf trotz agezugner Handbrams net schaffen tat‘n, kugelten de Rennfahrer of dr Stroß rüm un dr Bob log auf uns drauf.

Mei Geschicht beginnt mit nr Schlietenfahrt. De Pfaar mit dan eleganten Schlieten stellet is Stadtgut, mit’n Bauer dan Kutscher un mit dessen Fraa Käthe un ihren zwee Maad, wos de Heidi un de Gundi war‘n, drei Fahrgäst. Miet drbei war aah iech, mei gunge Mutter un ihr Freind, dr Onkel Walter, dar als „reicher“ Kapitalist Gald fer Assen un Trinken in de Kneipen berappen musst. Als bezohlter Musikant war der Xafer-Franz engagiert. När halb mietzähln, tat dr Gehr, e Gung von üm de 14 Gahrn, dar in seiner Freizeit sich im Gut paar Groschen verdiene wollt‘. Er soß mit’n Schmidt Paul of’n Kutschersitz un war agehalten, ben Eikehrn in de Kneipen de Pfaar ze hüten. Eh iech’s vergaß, sollt ihr wissen, doss sich waagn dr Enge im Schlieten, mei Onkel un aah dr Musikant hinten of den aasitzigen Bock owachselten musstn.

Mit Gittarnklänge, Hüh un Hott, ging’s an enn Sunntig vürmittig üm zaahne zum Stadtel naus. De Sonn tat scheine un is war aah gar net su kalt. An dr „Wartburg“, ben Bierkoch, wur kurz mit dr Kuhglock gebimmelt, doch uhne azehlalten ging‘s wetter bis ins Burgstädtel, wu noochn steilen Astieg unnre Pfaar e Verschnaufen, dr Korona ober e steifer Grog gegönnt wur. Üm de Sach ewing ozekürzen, erspar iech mir de Schilderung aller Statione, is war‘n fei daamisch viele, agefange von dr „Singer Hilde“, ieber dr „Sonne“ am Alterliner Markt, dr „Finkenburg“ mit Mittagstisch, „Gachtschänk“, „Ratskaller“ Geyer bis hie zer Kamilla vom „Waldhaus“. Ieberall ging’s mit Gebläk vom Grog ze Bier un Schnaps, bei de Weibsen ze Wein und Likör. Mir sei ball de Aangn rausgefalln, als iech saah musst, unner welch daamischen Durscht de Grußen litten. Uns drei Kinnern hing fei dr viele Muckefuck ober aah de Limo zen Hals raus. Dar Deebs in jeder Kneip war do schu nooch menn Geschmack, dä lautes Singe zen Klavier oder zer Gitarr machet mir viel Gaudi, aah wenn iech dan Inhalt manischer net ganz astraaner Texte verpassen tat. Un wenn e Witz gar ze saftig war, wurn mir von meiner Mutter de Ohrn zugehalten. Mietgelacht ober hob iech trotzdam. De Grußen, die schu ewing benaabelt war‘n, hielten dos fer e Zeichen von besonderer Intelligenz. Hätt‘n se meine Zensuren gesaah, wärn se mit ihrn Lob ewing vürsichtiger gewaasen.

Ze meh reign meine Erinnerunge net. Aufgewacht aus enn Schlummer un rausgeschält aus Decken un Fellen bie iech erscht bei dr Kamilla aus’n „Waldhaus“ wieder ze Verstand kumme. Iech hob miech nämlich höllisch gefärchtet vor dar Alten, die enn Teifel zen Freind hobn sollt. Meine gute Mutter war sugar aamol bei ihr zen Wahrsogn, su mit Hilfe von Skatkarten, Fotos un aus dr Hand laasen. Dr Teifel sollt ihr verroten, wann mei Voter aus dr Gefangeschaft wieder ham käm. Nooch dr Kamilla ihrn Wahrspruch war dozemol Weihnachten 1948 e sicherer Tipp un mei Mutter war fruh un hatt‘ glei wieder Hoffning. War ober net kam, war mei Voter, aah iebers Gahr net. Is muss fei e dummer Teifel gewaasen sei, dar settn Stuß dr Kamilla ins Ohr geblosen hatt‘. Doch aah e dummer Belzebub ka gefahrlich war‘n. Drüm hob iech miech in setter dusteren Gaststub in nr Eck of enn Stuhl verkrochen, wollt kenn Muckefuck un kaane Limo aus dr Hand von dar Hex anamme. Alles musst mr mei Mutter hiestelln un sugar de Bockwurscht hob iech mit Angst un Vürsicht gegassen, wall se emende vergiftet sei kunnt. Dan Hansel un seiner Gretel im Pfefferkugnhaus werd’s ähnlich gange sei.

Aus menn Brüten wur iech ober durch enn Pläkerts gerissen. Er kam vom Xafer-Franz un schlug ei wie e Bomb. „Unner Gung do draußen bei de Pfaar, dar rührt sich fei nimmeh. Mit dan hot’s wos!“ Wie of‘s Kommando is de Mannschaft, iech ze allererscht, aufgesprunge un nausgestürzt. Viel ze saah gob’s afangs net. Dr Gehr war vom Kutschersitz runner gestiegn, hatt‘ sich unner Felln un Decken e warmes Nast gemacht un log nu, inzwischen aufgedeckt, im Schlieten, tat sich ober net rührn. „Wie iech ne sei Bockwurscht bringe wollt, tat‘r kenn Zuckers meh machen“, drkläret dr Franz senn Alarm. „Iech kunnt machen, wos iech woll!“

„Emende is dar arme Kerl drfrorn“, schluchzet mei Mutter. De Heidi, elf Gahr alt, hielt sich glei de Händ vür‘n Gesicht un heilet: „Mei armer Gehrhard. Bestimmt is’r tut.“

„Altes Gelapp!“ soget ihr Voter, packet dan Gung mit beed‘n Händ a un zug ne an sei Gesicht na. „Ha, hob iech mir’s doch glei gedacht. Dar Rotzlöffel is besoffen! Riecht när mol.“ Doss sich itze of aamol alles in Lachen auflösen tat, könnt ihr eich denken.

„Wenn iech bluß wüsst, von was?“ froget mei Onkel Walter arglos, bekam ober von dr Bäuerin glei enn Dämpfer: „Dos ka iech Dir sogn: Waar hot dä dan arme Gung bei jeden Halt enn Grog spendiert, su waagn dr Wärm von inne?“ Wie itze ober a Wort is annre gob, waagn Schuld un Uschuld, un wos ze tu wär, do kam Labn nei in Gehr, ober aah Labn wieder raus. Speie tat dr arme Gung, welch e Malör. Fix hatt‘ ne dr Paul aus’n Schlieten gezugn un iebern Schnee gehalten. Gesaah hob iech net viel, wall‘s doch schu sehr duster war. De Käthe ober hatt‘ bessre Aagn: „Dos Zeich is galb wie Eiter!“ Während de Heidi glei aufschluchzet, schwenket mei Onkel ne leere Flasch in dr Hand un rief: Von waagn Eiter. Eierlikör speit dr Knabe, guckt har, de Flasch von de Weibsen is laar.“ Un itze häret iech vom Stadtgut-Paul dan schänn Satz: Früh übt sich …

Kurze Rede, langer Sinn: Der Gehr wur waagn dan Geruch bei dr Kamilla in e Fremdenzimmer gesteckt un, da er weder Miff noch Maff soget, weß niemand, ob ne dos su racht gewaasen war. De Heidi ober fing glei wieder ze fleschen a, emende hätt‘ de Hex oder dr Teifel ihrn haamlichen Schatz wos atue könne. När gut, doss es nooch dan Dehmeneh un en guten Schluck ball wieder in Richtung Haamit ging. Mit Schellengeläut un Karacho flitzten de Pfaar, die wuhl ihrn Stall rochen, itze dr Geyrischen nei. Doch kurz nooch dr letzten Kurv, hinnern „Förster-Christel“, gob’s enn plötzlichen Stopp. Schuld war dr Onkel Walter. War dar doch bei dan Tempo vom Bock geflugn un in enn tiefen Hang zwischen de Baam gelandet. Is tat aah ne Weil‘ dauern, bis dr Franz dan Schneemaa in darer Dunkelhaat gefunden hatt‘. Wie se menn Onkel in dan Schlieten ze uns nei gezugn hatt‘n un er ganz sehr nooch Schnaps rieng tat, soget mei besorgte Mutter: „Hoffentlich hot er sich nischt geta.“ „Dos glaab iech net“, lachet dr Paul vom Kutschbock runner. „Enn klenn Treffer mog dr Walter zwar ogekriegt hobn, när Kinner un Besoffene, sette mit gahrelanger Übung, hobn meest Glück.“

Emende wär mei Geschicht itze ze End, wenn net de Gesellschaft ben Bierkoch, dr Wirt von dr „Wartburg“ hieß nämlich Koch, dan Sack noch zubinden wollt‘n. Unner grußen Deebs huppten alle frisch un munter aus‘n Schlieten, när dr Onkel Walter rutzschet drbei aus, wur ober ball aufgefange un nei in die Kneip geschleppt. Von dan feichtfröhlichen Finale war dr Noochwuchs zen Glück ausgeschlossen, dä dr Paul fuhr de bettschwaar‘n Kinner ins när 200 Meter entfernte Stadtgut zen Obndassen un Schloofen. Un wall de Heidi waagn ihrn veruglückten Gehr un dar uhaamlichen Kamilla vom „Waldhaus“ noch immer in Angst un Schrecken war, aah deswaagn in dr Männel-Christine ihre Kammer schloofen wollt, kam iech in dos frei gewurne Bett in dr Maadenkammer. När zwee Meter drva entfernt legte dr Paul sei klaane Tochter zu Ruh. Bis zen Gute-Nacht-Kuss vom Bauer reicht mei Erinnerung, drnooch hatt‘ iech enn Filmriss.

Wie iech am annern Tog aufgewacht bie, saah iech mei Mutter mit dr Käthe aufgereegt vür menn Bett stieh. Wos haaßt hier mei Bett? In dr Gundi ihrn Nast log iech, un wie mr mei Mutter später versichern tat, hatt‘n wir uns su richtig anenanner gekuschelt. Kaaner von uns beedn wusst, wie dos alles passiert war. Hot miech de Gundi gerufen, war‘s ihr‘s ebber ze kalt, hatt‘ se sich allaa gefärchtet oder war’s emende grod ümgekehrt? Den aanzig richtgen Schluss zog dr Stadtgut-Paul zen Frühstück: „Waar aah immer. Früh übt sich …“

Blutsbrüder

Doss dr Pranzer ze menn Freinden zählet, weß jeder, dar mei Buch vom Lausgung gelaasen hot. Dort hatt‘ iech aah verroten, doss dr Bernd, su hieß dr Pranzer, un iech e ganz ugleiches Paar war‘n. Net vom Alter har un aah net von dr Statur, dan Unnerschied – dr Pranzer war e Schulgahr älter, drfür ober enn halben Kopp klenner – kunnt mr vergassen. Un doch tat schu dos Äußere von uns Gunge schlacht zammpassen. Of’n Foto sticht’s mir’s noch heit in de Aagn. Do sieht mr enn Gung in enn militärisch geschneiderten sandfarbnen Hemm, in aaner superkurzen Huus mit enn Fahrtenmasser an dr rachten Seit am Gürtel. De blonden Haar, kurz geschnieten ober mit Scheitel, de Baa, braun von de Socken bis zen Hinnern. Quex, tat ne sei Voter nenne, un erscht viel später is mr aufgange, doss dar Spitzname von enn Hitlergung aus enn Film geliehen war. Doss de Eltern vom Pranzer ihrn Gung ze enn „Herrenmenschen“ erziehen wollt‘n, hatt‘ sei Mutter meiner verroten. Wos dos ober richtig sei sollt, wusst iech dozemol net. När doss su ne Ausbildung daamisch astrengend war, is mir aufgange. Sich frieh bei jeden Watter mit kalten Wasser waschen, drzu ne Runde üm‘s Haus renne, zaah Klimmzüge un Liegestütze an jeden Tog: Naa, dos war net mei Walt. Dä fer miech war’s schu quälend, frieh aus’n warme Bett ze müssen, üm in de Schul ze gieh.

Wenn ben Pranzer of dan Foto Außen un Inne zammpassen tat‘n, su war dos in menn Fall när de halbe Wahrhaat. Genau wie bei menn Freind war dos Aziehzeig e Ausdruck mütterlichen Willens. Mei Pulli war von dr Oma handgestrickt un die altmodische dunkelblaue Huus, die mir bis ze de Knie ging, war e Ieberbleibsel von enn Sommermantel vom Opa, dan mir Maaster Keitzel of’n Leib schneidern musst. De Huusentrager gehärten genauesu drzu, wie de langen Strümp. När gut, doss kaaner dos Leibchen saah kunnt, dos se am Baa festhalten musstn. Doss mir su ne verordnete Kittellasche of’n Keks ging, iech lieber in dr äußeren Haut vom Pranzer stecken wür, könnt ihr mir glaabn. Un iech wett aah zaah ze aans, doss ball nooch dan Fotografiern, fern von Mutters besorgten Aagn, de Strümp runner gerollt wurn.