Hooked - Emily McIntire - E-Book
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Hooked E-Book

Emily McIntire

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Beschreibung

Dark Romance meets Retelling: Er will Rache, aber er will sie mehr ... James hatte immer nur ein Ziel: seinen Feind, Peter Michaels, zu vernichten. Als Peters zwanzigjährige Tochter Wendy in James' Bar auftaucht, sieht er seine Chance gekommen. Er will Wendy verführen und für seine Rache benutzen. Es ist der perfekte Plan, bis die Dinge in James' Organisation zu bröckeln beginnen. Plötzlich muss er den Verräter in ihrer Mitte finden. Und er beginnt, in Wendy mehr als nur eine Schachfigur in seinem Spiel zu sehen. Wendy wurde die meiste Zeit ihres Lebens von ihrem reichen, kalten Vater abgeschirmt. Als sie sich eines abends mit Freunden wegstiehlt, um in einem Club zu feiern, lernt sie den dunklen und geheimnisvollen James kennen. Wendy weiß, dass James gefährlich ist, fühlt sich aber trotzdem zu ihm hingezogen. Während ihre Beziehung immer inniger wird und sie mehr über die Welt erfährt, in der er sich bewegt, kann sie nicht mehr sagen, ob sie sich in den Mann namens James oder das Monster namens Hook verliebt hat. Hooked ist ein düsterer Liebesroman und der erste, unabhängig lesbare, Teil der Never-After-Serie: einer Sammlung von gebrochenen Märchen, in denen die Bösewichte die Helden sind. Es handelt sich nicht um eine Nacherzählung und nicht um Fantasy. Hooked enthält Themen und Inhalte, die möglicherweise nicht für alle Leser:innen geeignet sind. Alle Warnhinweise zum Inhalt findet ihr auf der Webseite der Autorin. GÜNSTIGER EINFÜHRUNGSPREIS NUR FÜR KURZE ZEIT!

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© Piper Verlag GmbH, München 2024

Redaktion: Victoria Anagour

Konvertierung auf Grundlage eines CSS-Layouts von digital publishing competence (München) mit abavo vlow (Buchloe)

Covergestaltung: zero-media.net, München, nach einem Entwurf von TRC Designs

Covermotiv: depositphotos (nejron; AntonMatyukha; Rastan; ksena32); shutterstock (Cassandra Madsen; Kelifamily)

Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

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This translation of HOOKED ist published by Piper

© Emily McIntire, 2022

Inhalt

Inhaltsübersicht

Cover & Impressum

Playlist

Widmung

Zitat

Anmerkung der Autorin

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Kapitel 46

Kapitel 47

Epilog

Erweiterter Epilog

Charaktere

James Andrew »Hook« Barrie

Wendy Michaels

Werde Mitglied bei McIncult!

Danksagung

Buchnavigation

Inhaltsübersicht

Cover

Textanfang

Impressum

Playlist

Lost Boy – Ruth B.

Control – Halsey

Bad Romance – Lady Gaga

bury a friend – Billy Eilish

Blood//Water – grandson

In the Shadows – Amy Stroup

Look What You Made Me do – Taylor Swift

ocean eyes – Billy Eilish

Lifetime – Justin Bieber

Für jeden, der schon einmal der Schurke im Leben eines anderen war.

Du kannst im Leben alles haben, wenn du dafür alles andere opferst.

J. M. Barrie, Peter Pan

Anmerkung der Autorin

Hooked ist ein düsterer, zeitgenössischer Liebesroman. Ein gebrochenes Märchen für Erwachsene.

Der Roman ist weder Fantasy noch eine Nacherzählung.

Die Hauptfigur ist ein Schurke. Wenn du auf der Suche nach einer sicheren Lektüre mit Erlösung bist und einem Bösewicht, der zum Helden wird, wirst du das auf diesen Seiten nicht finden.

*

Hooked enthält sexuell explizite Szenen, die anschaulich beschrieben werden und nicht für alle Zielgruppen geeignet sind. Die Leser:innen werden zur Diskretion aufgefordert.

Ich fände es besser, wenn du dich blind darauf einlassen würdest, aber wenn du eine Liste mit detaillierten Triggern möchtest, findest du sie auf EmilyMcIntire.com

Prolog

Es war einmal

Es fühlt sich anders an, als ich erwartet habe.

Ihn zu töten.

Meine Fingerknöchel spannen sich an und ich verdrehe mein Handgelenk. Als sich seine Augen weiten, Blut aus seinem Hals spritzt und die Haut an meinem Unterarm benetzt, durchströmt mich ein Gefühl von Genugtuung darüber, dass ich ihm meine Klinge in die Halsschlagader gerammt habe. Heftig genug, um seinen Tod zu garantieren, aber langsam genug, damit ich genüsslich dabei zusehen kann, wie die letzten Sekunden seines elenden Lebens vergehen und seine erbärmliche Seele mit sich reißen.

Ich wusste, dass es nur wenige Sekunden dauern würde, bis er das Bewusstsein verliert, aber mehr brauchte ich nicht.

Ein paar Sekunden.

Gerade lange genug, damit er mir in die Augen sehen kann und erkennt, dass ich das Monster bin, das er mit erschaffen hat. Die lebendige Verkörperung seiner Sünden, die zurückkommt, um Gerechtigkeit zu säen.

Aber ich hatte gehofft, er würde betteln. Wenigstens ein bisschen.

Lange nachdem der Höhepunkt des Blutvergießens vorbei ist, bleibe ich auf ihm hocken, die schwielige Handfläche um seinen Hals gelegt, während ich mit der anderen die Scheide der Klinge umklammere und warte – auf irgendwas. Aber mich überkommt nur ein Frösteln, als sein Blut auf meiner Haut abkühlt und das Wissen, dass es nicht sein Tod ist, der mir Frieden bringen wird.

Erst als das Handy in meiner Tasche vibriert, lasse ich ihn los, und während sein Leichnam aus meinen Armen zu Boden rutscht, fällt die Last seiner Kontrolle von mir ab.

»Hallo Roofus.«

»Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du mich nicht so nennen sollst?«, schnauzt er.

Ich grinse. »Mindestens noch einmal.«

»Ist es erledigt?«

Ich durchquere das Büro und gehe ins angrenzende Bad, drehe das Wasser auf, warte, bis es lauwarm ist, stelle das Telefon auf Lautsprecher und spüle mir die Blutspritzer von den Armen. »Natürlich.«

Ru grunzt. »Wie fühlt es sich an?«

Ich umfasse den Waschbeckenrand und beuge mich vor, um mich im Spiegel zu betrachten.

Wie fühlt es sich an?

Mein Herz schlägt nicht schneller. Durch meine Adern strömt kein Feuer. Ich fühle mich nicht kräftiger als sonst.

»Eher enttäuschend, fürchte ich.« Ich schnappe mir ein Handtuch vom Wandhaken, trockne mich ab, gehe zurück ins Büro und greife nach meinem Anzug.

»Tja, das überrascht mich nicht. James Barrie, der am schwersten zufriedenzustellende Bursche im ganzen Scheißuniversum.«

Grinsend knöpfe ich mir die Anzugjacke zu, rücke die Manschettenknöpfe zurecht und stelle mich über meinen Onkel. Ich blicke auf ihn hinab, seine schwarzen Augen starren blicklos an die Decke, sein Mund ist geöffnet und schlaff – fast in derselben Haltung, in die er meinen immer gezwungen hat.

Schon komisch.

Aber meine Unschuld wurde mir schon lange vor ihm gestohlen.

Ich trete sein Bein aus dem Weg und seine hässlichen Krokodillederstiefel verspritzen das Blut, das sich unter seinem Leichnam gesammelt hatte.

Seufzend kneife ich mir in den Nasenrücken. »Es ist ein wenig … chaotisch geworden.«

»Ich kümmere mich darum.« Ru lacht. »Entspann dich, Bursche. Das hast du gut gemacht. Treffen wir uns im Jolly Roger? Wir haben was zu feiern.«

Ich lege auf, ohne zu antworten, und lasse auf mich wirken, dass dies der letzte Augenblick ist, den ich mit einem Verwandten verbringen werde. Ich schließe die Augen, atme tief durch und suche nach einem Hauch von Bedauern.

Doch da ist nichts.

Tick.

Tick.

Tick.

Das Geräusch durchbricht die Stille und zerrt an meinen Eingeweiden. Ich knirsche mit den Zähnen, als ich die Augen aufreiße und lausche, woher das unaufhörliche Ticken kommt. Ich hocke mich hin, ziehe das Taschentuch aus meiner Brusttasche, greife meinem Onkel in die Jeans und hole seine goldene Taschenuhr heraus.

Tick.

Tick.

Tick.

Vor Wut krampft sich mein Bauch zusammen, und ich knalle die Uhr auf den Boden. Mein Herz rast, als ich aufstehe und mit dem Fuß immer wieder auf das abscheuliche Objekt stampfe, bis mir der Schweiß über die Stirn läuft, mir die Wange hinunterrinnt und auf den Boden tropft. Erst als ich wirklich sicher bin, dass sie still ist, kann ich mich entspannen.

Ich richte mich auf, atme geräuschvoll aus, streiche mir die Haare zurück und lasse meinen Nacken knacken.

So. Schon besser.

»Auf Nimmerwiedersehen, Onkel.«

Ich stecke das Taschentuch in meine Anzugjacke zurück und verlasse den Mann, den ich am liebsten nie kennengelernt hätte.

Jetzt bin ich demjenigen, der für alles verantwortlich ist, einen Schritt nähergekommen. Und dieses Mal wird er nicht davonfliegen können.

Kapitel 1

Wendy

Ich war noch nie in Massachusetts, aber ich habe gehört, dass es dort nicht besonders warm sein soll. Deshalb ist der Temperaturunterschied zu Florida zwar nicht völlig unerwartet, aber trotzdem ein Schock. Doch während ich in meinem Tank-Top zittere und mir die leichte Brise über die Arme streicht, wünsche ich mir, ich wäre dortgeblieben, anstatt meiner Familie in ihr neues Zuhause in Bloomsburg zu folgen.

Aber ich könnte es nicht ertragen, mehr als einen Anruf entfernt zu sein, wenn sie mich brauchen. Mein Vater ist ein Workaholic – nach dem Tod meiner Mutter sogar noch mehr – und ohne mich wäre mein sechzehnjähriger Bruder Jonathan ganz allein.

Die Bindung zu meinem Vater war schon immer besonders eng, auch wenn er es mir nicht leicht macht. Ich hatte gehofft, nach dem Umzug würde er es etwas ruhiger angehen lassen. Sich mehr Zeit für die Familie nehmen, anstatt ständig auf der Suche nach der nächsten großen Sache zu sein, in die er sich verbeißen kann. Aber Peter Michaels wird wohl nie sesshaft werden. Seine Gier nach neuen Geschäftsgelegenheiten ist stärker als seine Sehnsucht nach Familienanschluss. Und dass er zum fünften Mal in Folge von Forbes zum Top-Geschäftsmann ernannt wurde, bietet ihm in dieser Hinsicht ziemlich viele Möglichkeiten. Als Eigentümer der größten Fluggesellschaft in der westlichen Hemisphäre stehen ihm dafür außerdem ausreichend Mittel zur Verfügung.

NevAirLand. Wenn Sie davon träumen können, können wir Sie hinfliegen.

»Lass uns heute Abend ausgehen«, sagt meine Freundin Angie, während sie im Vanilla Bean, dem Café, in dem wir arbeiten, den Tresen abwischt.

»Um was zu tun?«, frage ich. Ehrlich gesagt wollte ich einfach nach Hause gehen und mich entspannen. Ich bin erst seit etwas über einem Monat hier und habe so viel gearbeitet, dass ich bisher noch keinen Abend mit Jonathan verbracht habe. Obwohl er in der Teenagerphase ist, nichts und niemanden braucht und mich vielleicht sowieso nicht um sich haben will.

Sie zuckt mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ein paar der Mädels meinten, sie wollten ins Jolly Roger.«

Ich ziehe die Nase kraus. Sowohl bei ihrer Verwendung von »Mädels« als auch beim Namen der Bar.

»Ach, komm, Wendy. Du bist schon fast zwei Monate hier und wir sind noch kein einziges Mal ausgegangen.« Sie schiebt die Unterlippe vor, ihre Hände sind wie zum Gebet gefaltet.

Ich seufze kopfschüttelnd. »Ich glaube, deine Freundinnen mögen mich nicht.«

»Das stimmt nicht«, beharrt sie. »Sie kennen dich bloß noch nicht. Dafür müsstest du tatsächlich mal mitkommen.«

»Ich weiß nicht, Angie.« Meine Zähne bohren sich in meine Unterlippe. »Mein Vater ist nicht in der Stadt, und er mag es nicht, wenn ich ausgehe und Aufmerksamkeit errege.«

Sie verdreht die Augen. »Du bist zwanzig, Süße. Du solltest dich langsam mal abnabeln.«

Ich lächle sie halbherzig an. Wie die meisten Menschen kann sie nicht nachvollziehen, wie es ist, die Tochter von Peter Michaels zu sein. Selbst wenn ich wollte, könnte ich mich nicht von ihm abnabeln. Seine Macht und sein Einfluss reichen bis in den letzten Winkel des Universums, und niemand kann sich seiner Kontrolle entziehen. Und falls doch, habe ich ihn noch nicht kennengelernt.

Die Glocke über der Eingangstür läutet, Angies Freundin Maria kommt herein und während sie auf uns zu schlendert, glänzen ihre langen schwarzen Haare unter dem Oberlicht.

Mit hochgezogenen Augenbrauen sehe ich erst sie und dann wieder Angie an. »Und welcher Laden lässt überhaupt eine Zwanzigjährige rein?«

»Hast du keinen gefälschten Ausweis?«, fragt Maria, als sie bei der Theke ankommt.

»Definitiv nicht.« Ich habe mich noch nie in eine Bar oder einen Club geschmuggelt. »Ich habe in ein paar Wochen Geburtstag. Dann komm ich einfach nächstes Mal mit.« Ich winke ab.

Maria mustert mich von oben bis unten. »Angie, hast du nicht den Ausweis deiner Schwester? Sie sehen sich … ähnlich.« Sie streckt die Hand aus und berührt meine braunen Haare. »Zeig einfach ein bisschen Haut, dann gucken sie gar nicht aufs Gesicht.«

Lachend tue ich ihre Worte ab, aber in mir zieht sich alles zusammen, Hitze strömt durch meine Adern und lässt meine Wangen glühen. Ich bin keine Regelbrecherin. War ich noch nie. Aber der Gedanke, heute Abend mitzugehen, etwas Verbotenes zu tun, schickte mir einen Schauer über den Rücken.

Maria ist eins der »Mädels« und bisher alles andere als freundlich. Aber als sie sich grinsend mit den Fingern durch die Haare fährt, frage ich mich, ob Angie doch recht hat. Vielleicht bilde ich mir das alles nur ein und habe ihr bisher einfach keine Chance gegeben. Ich war noch nie Teil einer Mädelsclique, weiß also nicht, wie so was läuft.

»Mir doch egal, ob du mitkommen willst.« Angie schmollt und wirft einen feuchten Lappen nach mir. »Ich treffe hier die Entscheidungen.«

Ich lache kopfschüttelnd, während ich für morgen die Becher auffülle.

»Hmm.« Maria lässt lautstark ihre Kaugummiblase platzen, ihre dunklen Augen mustern mein Profil. »Hast du keine Lust?«

Ich zucke mit den Schultern. »Daran liegt es nicht. Ich will nur …«

»Ist vielleicht auch besser«, unterbricht sie mich. »Dass JR ist wahrscheinlich eh nicht dein Laden.«

Meine Wirbelsäule kribbelt und ich richte mich auf. »Was soll das denn heißen?«

Sie grinst. »Das ist kein Laden für Kinder.«

»Komm schon, Maria. Sei nicht so zickig«, mischt Angie sie ein.

Maria lacht. »Bin ich doch gar nicht. Ich mein ja nur. Was, wenn er da ist? Kannst du dir das vorstellen? Nur mit ihm im selben Gebäude zu sein, würde ihr den Schreck ihres Lebens verpassen, und sie würde sofort nach Hause rennen und es ihrem Daddy erzählen.«

Ich hebe mein Kinn. »Mein Dad ist gar nicht in der Stadt.«

Sie legt den Kopf schief, die Lippen aufeinandergepresst. »Dann eben deinem Kindermädchen.«

Ich werde sauer und das Bedürfnis, ihr das Gegenteil zu beweisen, zwingt mich zu einer Entscheidung, die mir die Worte aus dem Mund nimmt. Ich sehe Angie an. »Ich bin dabei.«

»Ja!« Angie klatscht in die Hände.

Marias Augen funkeln. »Ich hoffe, du kommst damit klar.«

»Hör auf, Maria. Sie wird’s überleben. Das ist eine Bar und kein Sexclub.« Angie schnaubt und wendet sich dann an mich. »Hör nicht auf sie. Außerdem gehen wir eh nur hin, weil sie unbedingt die Aufmerksamkeit ihres geheimnisvollen Typen erregen will.«

»Das werde ich auch.«

Angie legt den Kopf schief. »Süße, er weiß nicht mal, dass es dich gibt.«

»Irgendwann werde ich schon Glück haben und das Schicksal wird sich wenden.« Maria zuckt mit den Schultern.

Verwirrt ziehe ich die Augenbrauen hoch. »Von wem redet ihr überhaupt?«

Langsam breitet sich ein Lächeln auf Marias Gesicht aus und Angie schaut vielsagend.

»Hook.«

Kapitel 2

James

»Es liegt ein neues Angebot auf dem Tisch.«

Ich gieße zwei Finger Basil Hayden in den Kristalltumbler, füge einen Eiswürfel hinzu und genieße das Aroma, bevor ich mich Ru zuwende. »Mir war nicht bewusst, dass wir neue Angebote annehmen.«

Er zuckt mit den Schultern, zündet sich eine Zigarre an und pafft. »Machen wir auch nicht. Aber ich bin Geschäftsmann und das hier hat Riesenpotenzial.« Er nuschelt, wenn er mit Zigarre im Mund spricht, doch da ich jahrelang seine Worte aufgesogen habe wie das Evangelium, verstehe ich ihn trotzdem.

Roofus – bekannt als Ru – ist der einzige Mensch in meinem Leben, der mein Vertrauen verdient. Er hat mich aus der Hölle gerettet, eine Schuld, die ich nie werde begleichen können. Aber diese Ehre erweise ich nur ihm, weshalb es schwierig wird, wenn er beschließt, neue Leute in unser Unternehmen zu holen.

Mit dem Alter ist er leichtsinnig geworden.

»Deine Unfähigkeit, Potenzial abzulehnen, wird dich eines Tages noch umbringen«, sage ich.

Er verengt die Augen. »Ich habe nicht die Absicht zu sterben und mein Vermächtnis einem Briten zu hinterlassen.«

Ich grinse. Das alles gehört sowieso mir, er spricht es bloß ungern laut aus. Er will nicht zugeben, dass der Schüler den Meister übertroffen hat, dass er die Zügel nur noch in der Hand hält, weil ich es ihm erlaube. Das ist die Wahrheit, seit ich vor acht Jahren eigenhändig das Blut meines Onkels vergossen habe – an meinem achtzehnten Geburtstag. Ich habe ihn ausgeweidet wie einen wertlosen Fisch, und beim Abendessen mit derselben Klinge mein Steak angeschnitten, und alle herausgefordert, mich auf meine blutverschmierten Finger anzusprechen.

Ru ist vielleicht dem Titel nach der Chef, aber derjenige, den alle fürchten, bin ich.

Ich stelle mein Glas auf die Schreibtischkante und setze mich in einen der Ohrensessel. »Ich scherze nicht gern über deine Sterblichkeit.«

Manchmal glaube ich wirklich, Ru denkt, er sei unbesiegbar. Das macht ihn nachlässig. Er vertraut zu leicht. Lässt Menschen zu nah an sich heran. Zum Glück hat er mich, ich werde jedem, der es versucht, mein Messer tief in den Bauch rammen und mich daran erfreuen, wie das Leben aus seinen Augen weicht, während sein Blut in meine Hände tropft.

Wenn man so etwas erlebt hat wie ich, lernt man wahrscheinlich schnell, dass Unsterblichkeit nur durch Erinnerung möglich ist.

Ru beugt sich vor und legt seine Zigarre in den kunstvollen Aschenbecher auf dem Schreibtisch. »Dann pass mal auf. Jemand interessiert sich dafür, unser Partner zu werden.« Ru grinst. »Will unseren Vertrieb ausweiten. Unseren Feenstaub in neue Ecken des Universums bringen.«

»Faszinierend.« Ich pflücke mir einen Fussel von der Anzugjacke. »Wer denn?«, frage ich, nur um ihn zu beruhigen. Ich habe kein Interesse daran, jemand Neues einzustellen. Wir arbeiten seit drei Jahren mit unserem derzeitigen Drogenkurier, und ich habe ihn persönlich überprüft. Habe selbst beobachtet, wie er seine Klamotten durchgeschwitzt hat, während er dabei zusah, wie unser Feenstaub versteckt in Kisten voller Hummer ins Flugzeug geladen wurde. Saß den ganzen Flug über neben ihm im Cockpit und ließ mein Hakenmesser durch die Finger gleiten, während er sich vor lauter Nervosität fast in die Hose machte.

Wenn man sich der Loyalität eines Menschen versichern will, muss man dafür sorgen, dass er versteht, warum man sie verdient. Und ich habe dafür gesorgt, dass die Menschen verstehen, dass eine scharfe Klinge noch mehr schmerzt, wenn die Person, die sie führt, anderen gerne wehtut.

Ru wischt sich über den Mund. »Hast du von NevAirLand gehört?«

Ich erstarre und mir gefriert das Blut in den Adern. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich den Namen noch nie erwähnt habe, schon gar nicht gegenüber Ru.

»Das kann ich nicht behaupten.« Mein Kiefer zittert.

»Na dann bist du bestimmt der Einzige.« Ru lacht. »Der Besitzer, Peter Michaels, ist gerade hergezogen.«

Mein Herz hämmert gegen meine Rippen. Wie konnte ich das übersehen? »Ach ja?«

Ru nickt. »Er sucht nach einem neuen Abenteuer.« Er lächelt, seine leicht schiefen Zähne glänzen. »Es ist nur fair, dass wir ihn gebührend willkommen heißen und ihm erklären, wie die Dinge hier laufen.«

Meine Hände zucken vor Wut, die in mir aufsteigt, wenn ich den Namen Peter Michaels höre. Ich greife nach dem Tumbler und umklammere ihn fest, während Vorfreude in meiner Brust aufkeimt. Was für ein Glück, dass der Mann, den ich töten möchte, sich mir auf einem Silbertablett serviert.

»Für mich klingt das nach einer wunderbaren Gelegenheit.« Ich lächle.

Ru nimmt seine Zigarre. »Ich habe dich nicht um Erlaubnis gebeten, Bursche, aber ich freue mich, dass du dabei bist.«

»Wann treffen wir uns mit ihm?« Ich nippe an meinem Drink und bemühe mich, meinen schnellen Herzschlag zu beruhigen.

»Ich treffe mich heute Abend mit ihm. Allein.« Er verengt die Augen.

Mein Magen krampft sich zusammen. »Lass mich mitkommen, Roofus. Du solltest nicht allein hingehen.«

Ru seufzt und fährt sich durch seine lächerlich knallroten Haare. »Du bist zu einschüchternd, Bursche. Das Treffen soll freundlich ablaufen.«

Da kann ich ihm nicht widersprechen.

»Dann nimm wenigstens einen der Jungs mit.« Der Gedanke, dass Ru mit Peter Michaels allein ist, jagt mir einen Schauer über den Rücken.

Ru bläst einen Rauchring in die Luft.

Ich beuge mich vor und stütze mich mit den Fingerknöcheln auf die Tischplatte. »Roofus. Versprich mir, dass du nicht allein gehst. Sei nicht leichtsinnig.«

»Und du vergisst besser nicht deinen Platz«, schnauzt er. »Ich habe hier das Sagen, nicht du. Du bist mir Rechenschaft schuldig. Wie wäre es mit ein bisschen Dankbarkeit und wenn du wenigstens einmal tust, was man von dir verlangt?«

Bei seinem Ton knirsche ich mit den Zähnen, denn jedem anderen würde ich für die Erinnerung danken und ihm danach die Zunge rausschneiden. Aber Ru kommt mit Sachen durch, die sich sonst niemand traut.

Ich habe Ru zum ersten Mal mit dreizehn gesehen – zwei Jahre nachdem ich zu meinem Onkel nach Amerika geschickt worden war. Während ich in der Bibliothek las, hörte ich ein Geräusch auf dem Flur und wurde neugierig. Ich spähte durch einen Spalt in der Bürotür und beobachtete fasziniert, wie ein großer Mann mit olivfarbenem Teint und rot gefärbten Haaren sich über den Schreibtisch meines Onkels beugte, ihm eine Pistole an die Schläfe drückte und ihn mit einem deutlichen Bostoner Akzent mit dem Tod drohte. Es war ehrfurchtgebietend, ehrlich. Ich hatte noch nie erlebt, dass jemand meinem Onkel die Hölle heiß machte. Andere zu tyrannisieren war normalerweise seine Lieblingsbeschäftigung.

Da er Politiker war, passierte das öffentlich ziemlich häufig.

Da er außerdem voller Wut und Perversion steckte, geschah es privat sogar noch öfter.

Deshalb fesselte mich dieser geheimnisvolle Mann und als er ging, folgte ich ihm, weil ich hoffte, etwas von seiner Macht nachahmen zu können. Man könnte es wohl Besessenheit nennen, aber ich hatte noch nie jemanden wie ihn kennengelernt. Hatte noch nie jemanden erlebt, der Gehorsam von einem Mann einforderte, der die Welt regierte.

Das wollte ich auch können.

Aber mit dreizehn beherrschte ich noch nicht die Kunst, mich unsichtbar zu machen, und Ru bekam mit, dass ich ihn die ganze Zeit verfolgte. Er nahm mich auf und lehrte mich alles, was er wusste. Er führte mich in das Leben auf den Straßen von Bloomsburg ein und hielt mich während der Albträume, die mich im Schlaf plagten, bei Verstand.

Deshalb füge ich mich seinem Willen, denn es gibt niemanden auf diesem Planeten, der sich so gut um mich gekümmert hat wie er.

So jemanden gab es mal, aber das ist lange her. In einem anderen Leben.

»Du hast recht«, sage ich. »Ich vertraue deinem Urteil. Ich traue nur den anderen nicht.«

Ru lacht und will etwas erwidern, aber ein Klopfen an der Tür unterbricht ihn.

»Herein«, knurrt Ru.

Starkey, einer unserer jüngeren Mitarbeiter, steckt den Kopf herein. »Tut mir leid, dass ich störe, Boss.« Seine Augen wandern zu mir und weiten sich, bevor er schnell wegschaut. »Ein paar Mädchen wollen mit gefälschten Ausweisen rein. Sie halten uns da unten ganz schön auf Trab.«

»Du kommst hoch, um uns mit so einem Scheiß zu belästigen?«, schnauzt Ru. »Wofür bezahlen wir dich eigentlich?«

Ich grinse wegen Rus Laune, gehe zu den Überwachungsbildschirmen und blicke auf jenen, der das Bild der Kamera über dem Eingang zeigt. Wie Starkey gesagt hat, stehen dort drei junge Frauen, von denen eine gerade den Türsteher anschreit. Erbärmlich. Ich beobachte sie weiter und meine Augen bleiben an der Schönheit hängen, die etwas abseitssteht.

Als mein Blick an ihrem Körper in dem engen blauen Kleid entlangwandert, zieht sich mir der Magen zusammen. Sie hat die Arme um die Taille geschlungen, ihre Augen huschen zwischen dem Türsteher und den Taxis am Straßenrand hin und her.

Da ich sie nicht so deutlich sehen kann, wie ich es gerne hätte, verziehe ich verärgert das Gesicht. Allerdings sehe ich sie deutlich genug, um zu erkennen, wie unangenehm ihr die Situation ist. Unschuldig. Sie gehört definitiv nicht in einen Laden wie diesen. Und aus irgendeinem Grund macht mich das an, mein Schwanz wird steif und pulsiert, während ich mir vorstelle, auf welche Art die Bar sie verderben könnte. Nicht viele Menschen rufen eine Reaktion bei mir hervor. Ein Leben des Nicht-Reagierens hat sich in meine Haut eingebrannt und sie zu einem undurchdringlichen Schild verhärtet, der nichts rein- oder rauslässt. Nur eine leere Hülle mit einem einzigen Zweck.

Die Tatsache, dass dieses Mädchen mein Interesse auch nur ein klein wenig geweckt hat, macht mich neugierig. »Lasst sie rein«, unterbreche ich, die Augen immer noch auf die dunkelhaarige Schönheit gerichtet.

Starkey hört auf zu reden, sein Blick streift mich, dann sieht er wieder Ru an. »Bist du sicher? Ich …«

»Habe ich gestottert?«, frage ich und drehe mich zu ihm um. »Oder ist mein Akzent so schwer zu verstehen?«

»N-nein, es ist nur …«

»Es ist nur«, unterbreche ich. »Offensichtlich brauchst du Unterstützung, um mit dieser Situation umzugehen. Oder habe ich missverstanden, warum du uns auf diese triviale Angelegenheit aufmerksam gemacht hast?«

Ru grinst und lehnt sich zurück.

»Nein, Hook. Das hast du nicht falsch verstanden.«

»Hmm. Dann ist es auf jeden Fall ein Problem.« Ich nicke. »Meinst du nicht auch, dass wir denjenigen an der Tür feuern sollten?«

»Äh, ich weiß nicht …«, setzt Starkey an.

»Wenn er nicht mal mit einer Gruppe Frauen klarkommt, wie können wir dann sicher sein, dass er mit allem anderen fertig wird?« Ich lege den Kopf schief.

Starkey schluckt, sein Adamsapfel hüpft auf und ab. »Ich … sie sind …«

»Siehst du«, fahre ich fort, ziehe das Hakenmesser aus der Tasche und lasse es aufschnappen. »Bei der Unterwerfung einer Frau geht es nur um Kontrolle.« Ich gehe auf ihn zu und drehe den rostfreien Stahl zwischen den Fingern und das verschnörkelte braune Muster des Griffs gleitet über meine Haut. »Ein feines Machtgeflecht. Ein Geben und Nehmen, wenn man so will. Sie mit dem absoluten Vergnügen der eigenen Dominanz zu versorgen.« Ich bleibe vor ihm stehen und umschließe das Messer mit der Handfläche. »Der Türsteher da unten ist eindeutig viel zu unterwürfig.« Mit der freien Hand richte ich seine Krawatte. »Es ist sicher schwierig, denselben Charakterzug bei sich selbst zu erkennen.« Ich beuge mich nah zu ihm und lasse die Spitze der Klinge an seiner Kehle ruhen. »Sei ein guter Junge, Starkey, und: Lass. Sie. Rein.«

»Ja, Sir«, murmelt er.

Ich klopfe ihm auf die Schulter, woraufhin er herumwirbelt und hinausstürmt.

Ru zeigt mit der Zigarre auf mich, seine Augen strahlen belustigt. »Und das ist der Grund, warum du nicht zu dem Treffen mitkommst.«

Lächelnd richte ich meine Jackenärmel. »Das ist fair. Ich bin sowieso auf dem Weg in die Bar. Ich muss einen Türsteher verschwinden lassen und habe plötzlich Lust auf etwas Schönes.«

Ru lacht leise. »Versichere dich bloß, dass sie volljährig sind.«

Die Hand am Türgriff halte ich inne. »Ru?«

Er knurrt. »Sag Peter, dass ich mich sehr darauf freue, ihn persönlich kennenzulernen.«

Kapitel 3

Wendy

Vor einer Stunde hätte ich geschworen, dass wir gleich verhaftet würden, und jetzt sitze ich im VIP-Bereich einer protzigen Bar und nippe an überteuertem Champagner, den »ein Verehrer« spendiert hat.

Offenbar verstehen sie das gesetzliche Mindestalter für Alkoholkonsum hier eher als Vorschlag denn als Vorschrift. Es ist mir peinlich, wie viele Leute draußen mitbekommen haben, dass Maria rumgebrüllt hat, weil der Türsteher nicht auf meinen gefälschten Ausweis reingefallen ist. Das wundert mich nicht. Angies Schwester und ich sehen uns überhaupt nicht ähnlich. Ich war kurz davor, in das nächste Taxi zu steigen und zu verschwinden, aber dann kam ein blonder Typ in einem maßgeschneiderten Anzug heraus und hat dem Türsteher etwas ins Ohr geflüstert. Sofort danach wurden wir in einen VIP-Bereich gebracht.

Ich komme mir extrem deplatziert vor, aber so viel Spaß hatte ich seit Jahren nicht mehr. Ziemlich erbärmlich, wenn man bedenkt, dass wir nur etwas tranken und Leute beobachteten.

Oder genauer gesagt, eine Person.

Hook.

Ich verdrehe bei dem Namen die Augen, und trotzdem macht er mich irgendwie neugierig. Offensichtlich ist er der Grund, warum sie immer hierherkommen und nicht woandershin gehen. Nur weil sie hoffen, ihn wiederzusehen.

Maria schwört, dass er ihr Seelenverwandter ist, und so taucht sie jedes Wochenende wieder auf, mit großen Augen und halb geöffneten Beinen, in der Hoffnung, dass er von seinem Elfenbeinturm herunterkommt, um sie zu entführen.

»Erzähl mir von deinem Schwarm«, sage ich zu Maria, während ich an meinem Champagner nippe und mich umsehe.

Angie stöhnt. »Uh, frag besser nicht.«

Marias Gesicht verzieht sich zu einem Grinsen. »Vor ungefähr einem Monat habe ich an der Bar gestanden, um eine Runde zu holen, und ich schwöre, die Menge hat sich geteilt und da war er. Hat wie ein verdammter Gott in der hintersten Nische gesessen, eingehüllt in Zigarrenrauch.«

»Hast du mit ihm gesprochen?«, frage ich.

Angie lacht. »Ja, klar. Dafür müsste sie erst mal an seinen Lakaien vorbeikommen.«

Ich lege den Kopf schief. »Seinen Lakaien?«

Sie zieht eine Schulter hoch. »Er ist immer von irgendwelchen Typen umgeben.«

Meine Augenbrauen wandern bis zu meinem Haaransatz. »Vielleicht ist er schwul.«

Angie gackert, aber Maria sieht mich finster an. »Da war etwas zwischen uns.«

»Ja, und es war so stark, dass er danach nie wieder nach ihr gesucht hat«, schnaubt Angie.

»Er hat offensichtlich ziemlich viel zu tun«, blafft Maria und streicht sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Aber deshalb sind wir jetzt hier. Irgendwann wird er nach mir suchen.«

»Und dann bringt er dich in sein Bett und nimmt dich mit seinem Monsterschwanz auseinander.« Angie macht große Augen und hält die Hände schulterbreit voneinander weg.

Kichernd reibe ich mir das Gesicht. »Das klingt ja sehr realistisch.«

Maria schürzt die Lippen. »Süße, warum bist du überhaupt mitgekommen, wenn du nur Scheiße laberst? Du hättest auch zu Hause bleiben und uns den ganzen Ärger ersparen können.«

Ich sacke zusammen, mein Magen brennt vor schlechtem Gewissen. »Tut mir leid. Ich glaube dir. Ehrlich.« Ich knete meine Finger im Schoß. »Das klingt nur alles so … mysteriös.«

Sie verdreht die Augen. »Er ist schließlich kein Hirngespinst, Wendy. Er ist Geschäftsmann. Ihm gehört die Scheißbar!« Sie klopft mit beiden Händen auf das Sitzkissen.

Ich ziehe eine Augenbraue hoch. »Ach ja?«

»Glaub schon. Er ist nicht jeden Abend hier, aber wenn er da ist, kommt er von hinten und setzt sich immer an dieselbe Stelle.« Maria deutet auf die Nische hinten in der Ecke – ein leerer Platz in einem ansonsten überfüllten Raum. Sie nimmt einen Schluck von ihrem Drink. »Jedenfalls ist das Glück auf meiner Seite. Ich kann es spüren.« Sie tippt sich mit ihrem langen roten Fingernagel an die Schläfe.

Ich beuge mich vor, stoße meinen Champagnerkelch an ihren, um die Brücke zu reparieren, die ich wohl abgebrochen habe, bevor sie überhaupt fertig war. »Wahrscheinlich hast du recht. Es fühlt sich heute Abend wirklich gut an.«

Maria grinst – das erste echte Lächeln, das sie mir je geschenkt hat – und in meiner Brust breitet sich Zufriedenheit aus. Vielleicht bin ich bei diesem Freundinnen-Ding doch nicht so schlecht.

Plötzlich wird mein Nacken heiß, und ich drehe mich um, weil ich das unangenehme Gefühl habe, beobachtet zu werden. Aber da ist nichts.

Seltsam.

Ich trinke mein Glas leer, stehe auf und beuge mich zu den Mädels. »Hey, bin gleich wieder da. Muss kurz auf die Toilette.«

»Hey«, ruft Angie, als ich den Raum schon fast durchquert habe. »Die hier unten ist immer voll. Nimm den Flur rechts neben der Bar. Die wird nicht so oft benutzt.«

Nickend präge ich mir die Anweisungen ein, schlängele mich durch die Menge und gehe hinaus. Durch den Champagner ist meine Sicht ein wenig getrübt und ich stolpere und stoße mit jemandem zusammen.

»Scheiße, tut mir leid.« Instinktiv strecke ich die Hände aus, die auf einer festen Muskelwand landen. Raue Handflächen umschließen meine Schultern und die Hitze der Berührung des Fremden verursacht mir eine Gänsehaut.

»Was für ein schmutziges Wort aus einem so hübschen Mund.«

Die tiefe, akzentbehaftete Stimme gleitet wie Seide über meine Haut, umhüllt mich und mir läuft ein Schauer den Rücken hinunter. Er verstärkt den Griff, seine Handflächen bewegen sich und streifen meine Oberarme. Meine Hände liegen immer noch auf seiner Brust, der weiche Anzugstoff spürbar unter meinen Fingerspitzen. Mir stockt der Atem, als er mich mit seinem Blick verzehrt, seine Augen sind himmelblau, wunderschön aber mit einer fast gespenstischen Kühle.

Als seine Worte endlich bei mir ankommen, unterbreche ich unseren Blickkontakt. »Bitte was?«

Er grinst und ich betrachte seine hohen Wangenknochen, ein natürliches Highlight, das die scharfen Kanten betont und in hartem Kontrast zu seinen tiefschwarzen Augenbrauen und den zerzausten Haaren steht. Der Mann ist so attraktiv, dass sich mir der Magen zusammenzieht.

Sein Mund senkt sich zu meinem Ohr, sein Atem kitzelt in meinem Nacken und Hitze steigt in mir auf. »Ich sagte …«

»Ja, das habe ich verstanden«, unterbreche ich. »Die Frage war rhetorisch.«

Er lehnt sich zurück und langsam breitet sich ein Lächeln auf seinen Lippen aus, seine Daumen reiben rhythmisch über meine nackte Haut. »Ach ja?«

Ich nicke. »Ja.«

Mir wird eng um die Brust, als ich mich umschaue und unsere Umgebung in Augenschein nehme. Dutzende Menschen, und doch kommt es mir fast so vor, als wäre er der Einzige im Raum. Seine Energie ist geradezu ertastbar, sie umgibt ihn wie ein Magnetfeld. Er strahlt eine derartige Macht aus, und für den Bruchteil einer Sekunde frage ich mich, wie es wohl wäre, in sein Leben einzutauchen. Sich nur für eine Weile an keine Regeln zu halten.

Lächerlich.

Ich schüttele den Kopf und trete einen Schritt zurück, wobei sich meine Zähne in meine Unterlippe bohren. »Okay, also das war …«

»Ein Vergnügen«, raunt er. Wieder kommt er mir sehr nah, nimmt meine Handfläche, führt sie an seine Lippen und haucht einen Kuss darauf.

Mein Herz setzt kurz aus. »Ich wollte sagen seltsam, aber klar … ein Vergnügen.«

Als ich meine Hand wegziehe, krampft sich mir der Magen zusammen. Von ihm wegzugehen, macht mich fast unglücklich, und dieses Gefühl ist beunruhigend. Ich will an ihm vorbeigehen, doch er hält mich am Arm fest und zieht mich zurück, bis ich jede harte Linie seines Körpers an meinen weichen Rundungen spüre. Ich schnappe nach Luft und erstarre. Dieser Mann – dieser Fremde – berührt mich, als hätte er das Recht dazu. Als gehörte ich ihm.

»Willst du mir nicht deinen Namen verraten?« Seine Stimme vibriert an meinem Hals. Sein dunkles Timbre bringt mich dazu, die Beine zusammenzupressen.

Noch nie ist jemand so mit mir umgegangen wie er. Noch nie hat mir jemand auf diese Art seine Aufmerksamkeit geschenkt. Es ist gleichzeitig ärgerlich und berauschend, die seltsame Mischung an Gefühlen lässt die Nerven unter meiner Haut vibrieren.

Ich atme aus und bemühe mich, das Zittern in meiner Stimme zu unterdrücken. Vielleicht liegt es am Champagner, vielleicht auch an ihm, aber der Drang, eine andere Wendy zu sein, lockert meine Zunge, bevor ich es verhindern kann. »Nein. Ich glaube nicht, dass du ihn dir verdient hast.« Ich winde meinen Arm aus seinem Griff. »Und nur fürs Protokoll: diese hübschen Lippen sagen, was immer sie verdammt noch mal wollen.«

Seine Augen weiten sich und sein Mundwinkel zuckt, aber er erwidert nichts mehr. Er steckt nur die Hände in die Taschen seines Dreiteilers und wippt auf seinen Absätzen. Als ich herumwirbele und gehe, spüre ich seinen sengenden Blick in meinem Rücken.

Kapitel 4

James

Mein Herz hämmert gegen meine Rippen.

Wendy Michaels.

Natürlich kenne ich sie. Die Tochter des Mannes, dessen Weg ich seit meinem elften Lebensjahr verfolge. Jetzt wo sie älter ist, versteckt ihr Vater sie im Dunkeln, wahrscheinlich, um sie vor den unappetitlichen Seiten seines Geschäfts zu schützen. Aber wenn man jahrelang das Leben eines Mannes verfolgt hat, lernt man alles über ihn, bis hin zur Form seiner Schatten.

Deshalb frage ich mich, wie mir entgehen konnte, dass er hergezogen ist.

Trotzdem, den Nachkommen habe ich die Sünden ihres Vaters nie verübelt. Wir alle sind Geschöpfe des Bösen, einige von uns wurden hineingeboren, andere durch die Umstände dazu gemacht. Aber wenn das Universum sie mir anvertraut, muss ich sie wenigstens richtig behandeln.

Mein Schwanz zuckt bei der Vorstellung, in sie einzudringen, bis sie bricht, und ihr Wunden zuzufügen, die sie daran erinnern, dass ich da war. Ihr die Unschuld zu nehmen und sie dann ihrem Vater vor die Füße zu werfen, eine entweihte Version des Mädchens, das er aufgezogen hat.

Köstlich.

Ich habe sie von dem Augenblick an beobachtet, als sie meine Bar betrat, und das Wiedererkennen hat mir den Atem geraubt, eine Klarheit, die mir das körnige Bild der Sicherheitskamera nicht erlaubt hat.

Auf dem Weg zurück ins Büro schleicht sich ein Lächeln auf meine Lippen, von dort werde ich sie weiter auf den Sicherheitskameras verfolgen. Der Nervenkitzel der Jagd pulsiert in meinen Adern, die Vorfreude, sie zu erlegen, breitet sich in mir aus.

Tatsächlich war mir in letzter Zeit ein bisschen langweilig. Ich sehne mich nach etwas Neuem, an dem ich mich festbeißen kann, und Wendy Michaels ist das perfekte Projekt. Mir wird ganz schwindelig bei dem Gedanken, sie zu zähmen, bis sie schnurrt, und sie dann mit einem neuen Gebieter, der ihre Leine kontrolliert, zurückzuschicken – eine wohlklingende Harmonie in der Symphonie von Peters Zerstörung, die ich dirigiere.

Ich knöpfe mir die Anzugjacke auf, lasse mich in den Ledersessel hinter dem Tisch sinken, gebe Wendys Namen ein und die Artikel erscheinen auf meinem Bildschirm. Als ich von Peters Liebe zu seiner Tochter lese, zieht sich mir vor Aufregung der Magen zusammen.

Sein kleiner Schatten.

Ein passender Spitzname, denke ich. Schließlich kann man seinen Schatten nicht hinter sich lassen, ohne ihn am Ende zu vermissen.

Die grausige Vorstellung, wie ich auf seinen Überresten in sie stoße und mein Sperma zwischen ihren Schenkeln herunterläuft und sich mit der Blutlache unter uns vermischt, lässt meinen Schwanz heftig zucken. Und als ich meine schmerzende Erektion umfasse, stöhne ich unwillkürlich.

Das wird nicht reichen.

Ich hole mein Handy hervor und schicke Moira, die heute Abend hier kellnert, eine Nachricht, dass sie alles stehen und liegen lassen und zu mir kommen soll. Sofort.

Ich schließe die Artikel und rufe den Sicherheits-Feed auf. Als ich Wendy am Champagner nippen sehe und wie sie sich bemüht, dazuzugehören, steigt Zufriedenheit in mir auf.

Sie gehört nicht dazu.

Sie gehört nicht hierher und schon gar nicht zu den erbärmlichen Mädchen, mit denen sie zusammen ist. Ihre Unschuld strahlt wie ein Leuchtfeuer – ein funkelndes Juwel inmitten von Dreck, als wäre sie ein Köder für meine Dunkelheit, die sie ganz und gar ersticken wird.

Die Tür öffnet und schließt sich klickend, und die große, spärlich bekleidete Moira schlendert mit einem Grinsen auf den rubinroten Lippen auf mich zu.

»Hook«, haucht sie und kommt um den Eichentisch herum. »Ich habe dich vermisst.«

Ich lasse ein sanftes Lächeln über meine Lippen huschen und ignoriere, wie ihre Stimme an meinen Nerven sägt. Ich streiche ihr eine schwarze Haarsträhne von der Schulter, umfasse ihren Nacken und ziehe, bis sie nur noch Zentimeter von mir entfernt ist und ihr feuchter Atem über meine Haut streicht.

Ihr Kopf ruckt zurück. »Sorry, neues Tattoo. Tut noch ein bisschen weh.«

»Auf die Knie.«

Gehorsam lässt sie sich fallen, ihre manikürte Hand reibt über meinen Schaft, ihr Mund drückt Küsse auf den Stoff. Ich beiße die Zähne zusammen und ärgere mich über ihren armseligen Versuch eines Vorspiels.

Ich umfasse ihren Hinterkopf, greife in ihre Haare und ziehe ihr Gesicht nach oben. Mit der freien Hand drücke ich gegen ihren Kiefer, bis ich ihre Zähne durch die Haut spüre und mein Daumen ihr die rote Farbe von den Lippen wischt.

Sie zuckt zusammen, als ich ihr Gesicht packe und ihre Wangen zusammenquetsche, was mir einen Schauer der Freude über den Rücken jagt. »Der Anzug ist aus Kaschmir, Schätzchen. Versaue ihn nicht mit Drei-Dollar-Dreck, verstanden?«

Sie schluckt und nickt.

»Braves Mädchen.« Ich streichele ihre Wange, dann drücke ich ihren Kopf zurück in meinen Schoß.

Mein Blick wandert zum Computer, um das wahre Objekt meiner Begierde zu beobachten. Und als Moiras heißer Mund meinen Schwanz umschließt, am Schaft entlanggleitet und mich ganz in sich aufnimmt, bleiben meine Augen auf die Kameras gerichtet und stellen sich den Tag vor, an dem Wendy an Moiras Stelle sitzen wird.

Und ich werde sie dazu bringen, sich an etwas wirklich Schmutzigem zu verschlucken.

*

»Aha, du lebst also noch«, sage ich ausdruckslos, als Ru durch die Bürotür antanzt.

»Lebendig und nie besser.« Er grinst, geht zu dem braunen Globus mit seinem Brandy und schenkt sich ein Glas ein.

»Heißt das, das Treffen ist gut verlaufen?« Meine Augenbrauen wandern nach oben, als mir die Uhrzeit auffällt. Er war kaum ein paar Stunden weg. Während ich auf ihn gewartet habe, ist meine innere Unruhe immer größer geworden. Ungeachtet des blitzsauberen Images von Peter Michaels weiß ich, dass er ein gefährlicher Mann ist. Ich weiß außerdem, dass Ru sich manchmal von seinem Temperament hinreißen lässt, und auch wenn ich dankbar bin, dass nichts Schlimmes passiert ist, wünschte ich trotzdem, er hätte mich mitkommen lassen, und sei es nur, um seine Sicherheit zu gewährleisten.

Ich habe die Kunst des guten Benehmens nicht gemeistert, nur um beim Anblick von Peter die Fassung zu verlieren. Ich wäre ruhig geblieben, hätte ihm die Hand geschüttelt, ihm in die Augen gesehen und mir dabei ausgemalt, wie ich ihm einen qualvollen Tod bereiten würde.

Ru seufzt, lässt sich auf die schwarze Couch an der Wand sinken, nippt an seinem Glas und schnappt sich eine Zigarre. »Der Arsch ist gar nicht aufgetaucht. Hat irgendeinen Typen geschickt, um für ihn die Drecksarbeit zu machen, als würde ich alles für einen miesen Penner aufs Spiel setzen.«

Ein seltsames Gefühl der Erleichterung durchflutet mich. »Absurd.«

»Respektlos«, blafft Ru.

»Heißt das, du hast deine Meinung hinsichtlich der Zusammenarbeit geändert?« Ich lege den Kopf schief.

Ich hoffe, er sagt Ja, denn wenn Peter bei uns einsteigt, könnte es schwierig werden, sein Leben zu beenden. Nicht unmöglich, aber kompliziert.

Ru zuckt mit den Schultern und starrt auf die Zigarre, die er zwischen den Fingern dreht. »Ich habe dem Jungen gesagt, er soll Mr. Michaels eine Nachricht schicken. Er soll wissen, wie wir hier vorgehen. Ich hoffe, er kapiert, dass es scheißegal ist, wie viel Geld er hat, wenn er meinen verdammten Namen nicht respektiert.« Rus Griff verstärkt sich und die Zigarre zerbröselt unter seinen Fingern. »Ich glaube, ich habe meine Meinung geändert, Bursche. Wenn er sich treffen will, ist es nur fair, dass er uns beide kennenlernt.«

Aufregung durchströmt meinen Magen. »Ausgezeichnete Neuigkeiten.« Mein Blick wandert zum Computerbildschirm und ich sehe, dass Wendy und ihre Freundinnen gehen. Ich stehe auf und knöpfe mir die Anzugjacke zu. »Wenn du mich entschuldigen würdest, ich muss unbedingt noch etwas erledigen.«

Ru winkt ab und trinkt einen Schluck Brandy.

Ich mache mich auf den Weg und verlasse den Club über die Hintertreppe, um nicht gesehen zu werden. Ich schleiche seitlich um die Ecke und beobachte, wie Wendy ihre Freundinnen zum Abschied umarmt und in ein gelbes Taxi steigt. Ihr Leichtsinn und dass ihre Freundinnen sich überhaupt nicht um ihre Sicherheit sorgen, macht mich wütend.

Ihr Vater hat Geld, spendiert ihr aber keinen Fahrer? Irgendeinen Schutz?

Ich steige in meinen Aston und fahre auf die belebte Straße, um ihr zu folgen und sicherzustellen, dass sie gut nach Hause kommt. Ich habe kein Interesse daran, etwas zu besitzen, dass beschädigt ist, nicht mal vorübergehend.

Und bis ich mich anders entscheide, gehört Wendy Michaels mir.