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Seltsame, verstörende und ungewöhnliche Geschichten- oft auch mit überraschendem Ende. Achtung: manchmal wird es richtig butig!
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Seitenzahl: 34
Veröffentlichungsjahr: 2021
ANNAS NACHT
UNTERWEGS
DER TAG DES GEORG VOLLTNER
DER SPAZIERGANG DES ALTEN MANNES
DER MANN DER VON SICH SELBST GETÖTET WURDE
Anna erwachte und sah auf den Wecker. 18 Uhr, die beste Zeit um aufzustehen. Seit Anna ihren Job als Verkäuferin in der Fleischabteilung des örtlichen Supermarktes verloren hatte war auch ihr Tagesablauf ein anderer. Tagsüber schlief sie, nachts genoss sie das Leben in den Clubs und Bars, immer bereit sich einem Schwärmer der Nacht hinzugeben- oder auch einer Schwärmerin. Anna war da nicht heikel.
Sie wuchtete sich aus dem Bett und sah sich kurz in ihrer kleinen Wohnung um die aus einem Zimmer mit Kochnische und der Dusche mit WC bestand. Mehr brauchte sie nicht und hatte sie nie gebraucht, außer früher einmal als sie noch mit Mike verheiratet war. Damals lebten sie in dem von Mikes Eltern geerbten Haus am Stadtrand, fast im Grünen und mit reichlich Platz für eine große Familie. Zu Familienzuwachs kam es nicht nachdem sich nach Jahren des Versuchens herausgestellt hat dass Anna unfruchtbar ist. Mike konnte das nicht verkraften und zeugte mit der Nachbarin ein Kind, was sowohl Anna als auch dem Mann der Nachbarin missfiel- das war das Ende zweier Ehen und das Ende von Annas sorglosem Leben.
Während der Zeit mit Mike musste sie nicht arbeiten, denn Mike war ein erfolgreicher Werbefuzzi der rasch die Karriereleiter erklommen und sich ein ansehnliches Jahresgehalt gesichert hatte. Nach der Scheidung war der Spaß vorbei und das Haus wurde gegen die Kleinwohnung getauscht, die unbegrenzte Freizeit mit Shopping und Wellness gegen den Job im Supermarkt. Die Umstellung war hart, doch Anna kam damit schneller zurecht als sie dachte. Schon nach wenigen Monaten hatte sie sich ihr neues Leben organisiert und blühte richtiggehend auf. Zwar musste sie sich ihre Haare nun selbst färben und hatte auch ein paar Kilo zugelegt, doch das störte sie nicht. Vielmehr versuchte sie sich selbst zu beweisen dass sie immer noch, mit über dreißig und einigen Kilo zuviel auf den Rippen eine begehrenswerte Frau war. Der Versuch gelang immer besser und die Liste von Männern die eine oder auch mehrere Nächte mit ihr verbringen durften wurde immer länger.
Zwei Schritte vom Bett zum Tisch, zwei weitere Schritte um den Pizzakarton vom Tisch in den Abfalleimer zu verfrachten. Drei Schritte ins Bad, pissen, duschen und Make Up auflegen. Parfum musste natürlich auch sein, nicht zu aufdringlich, leicht süßlich, intensiv. Zurück ins Zimmer, die rote Unterwäsche und Jeans samt T-Shirt anziehen. Kurze Kontrolle im Spiegel, ja, der Ausschnitt zeigte genug von dem was Anna vorweisen konnte, die Jeans kaschierten genug von dem was man nicht gleich sehen sollte.
Ab auf die Piste. Die erste Station war Annas Lieblingsbar, klein, gemütlich und mit Peter hinter der Theke. Peter, der schon mehrere Male Anna nach Hause begleiten durfte. Manchmal weil sie geil aber erfolglos war, manchmal weil sie stockbetrunken war. In beiden Fällen durfte Peter im wörtlichen Sinne seinen Mann stehen und nach dem Frühstückskaffee wieder verschwinden.
Anna bestellte einen Vodka und ein Glas Wasser, stürzte den Vodka hinunter und spülte mit dem Wasser nach. Seit ihrem Leben als Nachtvogel griff sie gerne zu härteren Getränken um sich in Schwung zu bringen. Schuld daran war der stellvertretende Marktleiter des Supermarktes in dem sie gearbeitet hatte. Nach ihrer Schicht bat er sie meist in sein Büro, bot ihr Hochprozentiges an und Anna nahm gerne an, den Hochprozentigen und die Einladung zu einem Quickie am Schreibtisch. Eines Tages wurden Sie vom Marktleiter überrascht der sein Telefon vergessen hatte. Anna war den Job los und der stellvertretende Marktleiter war am nächsten Tag zum Ware einschlichten abkommandiert bevor er nach einigen Wochen selbst kündigte.
Nach dem zweiten Vodka ließ Anna ihre Blicke im Lokal herumschweifen, aber sie konnte keine lohnende Jagdbeute entdecken. Sie bezahlte und verließ die Bar nach einem Augenzwinkern für Peter. Nächste Station war ein Club gleich in der