Septem - Hubert Walser - E-Book

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Hubert Walser

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Beschreibung

Noch ehe Sarah und ihre Freunde nach dem Abschluss ihres Studiums den wohlverdienten Urlaub genießen können, wird Daniel Kermar, ein Mitglied ihrer Clique auf grauenvolle Weise ermordet. Trotz rätselhafter Umstände, welche zum Tod von Daniel geführt haben, gelingt es der Polizei in Windeseile den Fall zu lösen. Nur Monika Stern, eine junge Polizistin, will nicht so recht daran glauben, dass dieser Mord so schnell aufgeklärt werden konnte. Jedoch sind ihr die Hände gebunden, weil ihr Chef die Akte schließt. Sieben Jahre ziehen in das Land, als Sarah aus beruflichen Gründen zurück an jenen Ort des Grauens muss. Dort angekommen erlebt sie schon bald ein Déjà-vu, welches ihr zum Verhängnis zu werden droht.

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Seitenzahl: 362

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhaltsverzeichnis

Prolog

Erstes Kapitel

Freitag 15.07. 06:45

Samstag 16.07. 04:50

Samstag 16.07. 05:15

Samstag 16.07. 10:30

Etwa zur selben Zeit auf dem Campingplatz

Samstag 16.07. 13:00

Samstag 16.07. 13:45

Samstag 16.07. 18:30

Samstag 16.07. 20:45

Samstag 16.07. 23:15

Sonntag 17.07. 11:00

Montag 18.07. 08:10

Kurz darauf auf dem Weg zur Tiefgarage.

Etwas später auf der Fahrt zum Fundort

Etwas später am Parkplatz des Nationalparks

Eine Stunde Später

Dienstag 19.07. 07:45

Dienstag 19.07. 15:30

Mittwoch 20.07. 09:30

Mittwoch 20.07. 10:45

Etwas später im Polizeihauptquartier

Donnerstag 21.07. 08:30

Freitag 22.07. 16:45

Freitag 22.07. 17:45

Freitag 22.07. 22:30

Samstag 23.07. 09:30

Etwas später, so gegen halb elf Uhr

Sonntag 24.07. 10:00

Montag 25.07. 05:30

Etwas später auf dem Parkplatz des Nationalparks

Dienstag 26.07. 09:00

Dienstag 26.07. 19:00

Mittwoch 27.07. 06:30

Zwei Stunden später

Donnerstag 28.07. 07:30

Donnerstag 28.07. 13:30

Freitag 05.08. 08:30

Zwei Stunden später

Freitag 05.08. 12:45

Eine halbe Stunde später

Samstag 06.08. 09:00

Zur selben Zeit im Coffee-Trip

Sonntag 07.08. 13:30

Montag 08.08. 08:25

Dienstag 09.08. 10:00

Mittwoch 10.08. 17:10

Mittwoch 10.08. 17:45

Eine gefühlte Ewigkeit später

Donnerstag 11.08. 10:15

Donnerstag 11.08. 10:55

Samstag 13.08. 19:00

Erstes Intermezzo

Zweites Kapitel

Mittwoch 14.09. 17:15

Donnerstag 15.09. 08:15

Eine Minute vor neun Uhr

Freitag 16.09. 16:30

Zweites Intermezzo

Was unterdessen in Ulk geschah

Drittes Kapitel

Montag 06.08. 07:25

Etwa zur selben Zeit an der Uni von Riverto

Folgeerscheinung für Ulk

Montag 13.08. 14:45

Montag 13.08. 15:30

Montag 13.08. 18:45

Eine Stunde später

Vor vier Tagen, Donnerstag 09.08. 5:45

Einige Stunden später

Zurück zum Montag 13.08. 21:35

Eine halbe Stunde später

Derweilen im Taxi

Mittwoch 15.08. 7:45

Donnerstag 16.08. 15:00

Freitag 17.08. 12:45

Zwei Stunden später auf dem Empfang

Freitag 17.08. 19:45

Samstag 18.08. 01:45

Samstag 18.08. 09:30

Samstag 18.08. 19:00

Sonntag 19.08. 09:30

Eine halbe Stunde später

Etwa zur selben Zeit in einem düsteren Keller

Mehrere Stunden später

Am nächsten Morgen

Derweil im Kellerabteil nebenan

Zurück bei Anita

Montag 20.08. 8:35

Montag 20.08. 14:35

Gut eine Stunde später

Dienstag 21.08. irgendwann am Morgen

Dienstag 21.08. 08:30

Eine Stunde Später

Diensttag 21.08. 15:45

Zur selben Zeit in einem düsteren Keller

Dienstag 21.08. 18:35

Kurz zuvor

Nur ein paar Schritte weit davon entfernt

Epilog

Prolog

Nach dem Ende eines schweren Semesters stehen endlich die wohlverdienten Ferien an. Für Sarah und ihre Freunde war es das letzte Semester, das sie gemeinsam an der Universität von Meretos verbringen durften. Alle aus ihrem Jahrgang haben die Prüfungen bestanden. Manch einer mit Glück, andere wiederum, so wie Sarah, durch Fleiß und Strebsamkeit. Etwas Wehmut konnten diese Studienabgänger jedoch schon während der letzten Tage ihrer Prüfungen spüren, weil jedem bewusst wurde, dass sich in Kürze ihre Wege trennen werden. Bestehen bleibt nur noch das Versprechen, sich einmal im Jahr zu treffen. Doch wie jeder weiß, wird dieses Zugeständnis wohl kaum jemand einhalten. Zu viele Überraschungen hält das Leben bereit, sodass niemand vorherzusagen vermag, welchen Lebensweg das Schicksal für jeden von ihnen bereithält. Im nächsten, dem letzten Teil ihres Studiums haben die zukünftigen Forscher, Wissenschaftler und Gelehrten die Verpflichtung, sich an einer anderen Hochschule oder Universität eine markante Prägung zu geben. Das heißt, nebst strengen Auflagen müssen die angehenden Frischlinge ihr erlerntes Wissen unter Beweis stellen. Dabei wird ihnen die zweifelhafte Ehre zuteil, unter Aufsicht der dort unterrichtenden Professoren die Erstsemestrigen zu unterrichten. Dennoch ist das ein großer Schritt für die meisten von ihnen, weil sie zum ersten Mal ein Gehalt für ihre Tätigkeit bekommen. In diesem Jahr müssen sie allerdings auch ihre Abschlussarbeit schreiben, um sich nach erfolgreicher Begutachtung einer strengen Expertenkommission, Magister ersten Grades nennen zu dürfen. Dies ist somit die Erste von drei Stufen, um den begehrten Titel eines Professors zu erlangen. Selbiges wird jedoch nur den Strebsamsten unter ihnen gelingen und viele Jahre der Beflissenheit verlangen. An welcher Uni die größtenteils noch naiv behafteten Studienabgänger letztlich einen, wenn auch nur befristeten Arbeitsvertrag bekommen, weiß keiner von ihnen. Dies ist von alters her schon immer an den Professoren gelegen. Aus diesem Grund übersendet jeder Studienabgänger an mehrere Universitäten seine Referenzen, in der Hoffnung an irgendeiner Hochschule aufgenommen zu werden. Doch noch ist es nicht so weit. Jetzt stehen erst einmal die Ferien an. Eigentlich wollte Sarah diese mit ihrer besten Freundin Martina bei ihren Eltern in Nastor verbringen. Sarahs Freund Markus konnte sie allerdings dazu überreden, zuvor noch mit ihm nach Ulk zu fahren. Es sei ja nur für vierzehn Tage, hat Markus gesagt. Im Anschluss daran könne sie noch immer den Rest ihrer Ferien bei ihren Eltern verbringen. Also hat sich Sarah dazu überreden lassen, an dieser Reise teilzunehmen.

Daniel Kermar, Reisebuschauffeur und Martinas Freund konnte es sich so einrichten, dass er als Fahrer dieser Gruppe zugeteilt wurde. Eigentlich hat er damit nur seinem Kumpel und Arbeitskollegen Ulrich Schön einen Gefallen getan, da dieser von seinem Chef, dem Busunternehmer Koller, für diese Reise als Chauffeur eingeteilt wurde. Ulrich wollte aber seine Frau so kurz nach der Geburt ihres ersten Kindes nicht für die Dauer von mehr als einer Woche verlassen. Fünf Tage nach Ferienbeginn soll diese Reise nach Ulk starten. Ulk ist der letzte Ort an der Straße zum Nationalpark Heiße Quellen. Von dort aus werden täglich Führungen durch dieses geschützte Gebiet angeboten, weil ein unerlaubtes Betreten des Nationalparks aus Gründen der Sicherheit strengstens verboten ist. Nicht zuletzt, weil es in den vergangenen Jahren immer wieder zu tödlichen Unfällen bei den Heißen Quellen gekommen ist. So manch mutiger Abenteurer hat schließlich das Wagnis, dieses Gebiet aus eigenem Antrieb zu erkunden, bitter bereuen müssen. Ulk hingegen wird nicht zu Unrecht als die Stadt mit dem umfangreichsten Freizeitangebot bezeichnet. So gibt es dort den größten Vergnügungspark des Landes mit den spektakulärsten Attraktionen. Darüber hinaus existiert neben unzähligen Discos die weit über der Stadt hinaus bekannte Salsabar. In dieser kann rund um die Uhr getanzt und gefeiert werden. Für all jene, die ihr Glück an einem Spielautomaten oder einem Spieltisch suchen, hält diese Stadt ebenfalls so manche Überraschung bereit. Aber auch für jene, die Ruhe und Erholung suchen, bietet Ulk etwas abseits dieser Vergnügungen ein umfassendes Angebot an Wellnesshotels. Auf diese Weise lockt die Stadt jedes Jahr Hunderttausende Vergnügungssüchtige an. Aber nicht nur für redliche Menschen, die nur etwas Entspannung oder eine kurze Auszeit von ihrem Alltagsleben suchen, wirkt Ulk wie ein Magnet. Nein, auch das Böse sowie das Verruchte hat dort längst Einzug gehalten. Doch dieses Kapitel wird geschickt von den Nutznießern dieser Maschinerie unter Verschluss gehalten.

Erstes Kapitel

Freitag 15.07. 06:45

Es ist früh am Morgen, so etwa gegen sieben Uhr als Markus Bilder froh gelaunt seine Freundin Sarah Gros am Bahnhof von Meretos abholt.

„Hallo Sarah, ich freue mich so sehr, dich wiederzusehen“, empfängt sie Markus mit einem vor Freude strahlenden Lächeln, ehe er sie in die Arme nimmt, um seiner geliebten Freundin einen Kuss zur Begrüßung zu geben.

„Wie war deine Reise? Ich hoffe, du hast die wunderschöne Zugfahrt genossen?“, fragt Markus, wohl wissend, dass Sarah während der Fahrt kaum etwas anderes gesehen hat als die Seiten eines Buches. Zudem musste sie bereits vor Mitternacht von Nastor nach Kadella fahren, um den dortigen Nachtzug nach Meretos nehmen zu können.

„Ich weiß noch immer nicht, ob ich diese Reise überhaupt machen will. Ich würde viel lieber zuhause bleiben, um einen Sommer lang die besten Bücher zu genießen. In Nastor haben sie jetzt eine neue Bibliothek bekommen und ich habe nicht einmal Zeit gehabt, um nur den wissenschaftlichen Teil zu durchforsten, geschweige dem eines der Bücher zu lesen. Meine Eltern hätten bestimmt nichts dagegen, wenn du diesen Sommer bei uns wohnen würdest. Nur du und ich alleine in unserem kleinen Gästehaus. Wäre das nicht viel schöner, als in einem Bus zu sitzen, um noch einmal zehn oder elf Stunden irgendwo hinzufahren, wo vor ein paar Jahren noch Analphabetismus geherrscht hat. Außerdem hat Martina mich wissen lassen, dass sie, warum auch immer, erst in gut zwei Wochen zu uns nach Nastor kommen kann. Etwas Wichtiges ist ihr dazwischengekommen. Also hätten wir diese Zeit für uns ganz alleine.“

„Ulk wird dir sicherlich gefallen, mein Schatz. Ich habe in Erfahrung gebracht, dass es dort auch Ausgrabungen geben soll. Das muss dich doch interessieren“, meint Markus etwas besorgt, weil er Sarah zutraut, dass sie ihre Reise noch im letzten Moment stornieren könnte. Etwas wehmütig sieht Sarah daraufhin Markus an, ehe sie mit einer gehörigen Portion Sarkasmus sagt: „Was du nicht sagst. Ausgrabungen in Ulk? Das ist ja ganz was Neues.“

„Nein, nicht in Ulk. Bei den Heißen Quellen. Du selbst hast mir erzählt, dass deine Cousine Betty immer wieder für das Magazin Historya recherchiert. Stell dir vor, sie ist diesen Sommer auch in Ulk, um die Ausgrabungen zu dokumentieren“, erzählt Markus mit Begeisterung.

„Und was nützt uns das? Die Heißen Quellen werden besser bewacht als das Regierungsviertel von Meretos. Dorthin kann man nicht einfach einen Ausflug machen. Außerdem werde ich diesen Sommer nicht einmal Zeit für mein Hobby haben. Ich muss nämlich meine Abschlussarbeit noch einmal überarbeiten oder hast du das schon vergessen? Also Markus, lass uns bitte nach Nastor fahren und dort die Ferien verbringen“, fleht Sarah noch einmal.

„Okay, wenn es sein muss, dann verzichten wir eben auf diesen wahnsinnig geilen Urlaub. Betty wird zwar enttäuscht sein, weil sie eigens für uns eine Ausnahmegenehmigung erhalten hat, damit wir sie zu den Heißen Quellen begleiten dürfen, wo du sogar einige Fotos schießen könntest. Aber was soll's. Die Eintrittskarten für das Sor Blues Rockkonzert kann ich sicher weiterverkaufen. Ich weiß ja nicht einmal, ob dir diese Musik überhaupt gefällt. Im Übrigen haben sie nicht so viel gekostet. Also mein Schatz, wann geht der nächste Zug nach Nastor?“, fragt Markus, wohl wissend, dass Sarah angesichts dieser Neuigkeiten am liebsten schon in Ulk wäre.

„Was! Du hast Karten für Sor Blues? Das Konzert ist doch schon seit Monaten ausverkauft? Das glaube ich dir nicht“, erwidert Sarah ungläubig.

„Im Grunde genommen wären die Karten mein Geburtstagsgeschenk für dich gewesen. Aber mir wird schon noch rechtzeitig etwas anderes einfallen. Also wann geht der nächste Zug nach Nastor?“, fragt Markus noch einmal.

„In vierzehn Tagen um halb fünf Uhr nachmittags.“

„Und was machen wir so lange bis dorthin?“, fragt Markus mit naivem Blick, geradeso, als wüsste er nicht, dass Sarah ihre Meinung längst schon geändert hat.

„Was du zu tun gedenkst, weiß ich nicht. Ich hingegen werde mir die Ausgrabungen bei den Heißen Quellen ansehen und am Abend zum Sor Blues Konzert gehen, du verdammter Mistkerl. Das hast du sicherlich schon längst geplant. Gib’s zu“, schimpft Sarah und versucht dabei zu schmollen, was ihr jedoch nicht so recht gelingen will und es ihr Markus auch nicht abnehmen würde.

„Was soll ich gewusst haben? Dass du morgen Geburtstag hast? Das weiß ich seit dreieinhalb Jahren, obwohl ich zugeben muss, dass ich deinen Geburtstag fast vergessen hätte. Ob dir aber auch der Sound von Sor Blues gefällt, wage, ich zu bezweifeln, weil ich weiß, wie wenig du dir aus Musik machst. Aber du wirst es schon überleben“, neckt sie Markus, obwohl Sarah schon seit ihrer Jugend für den blusigen Sound von Sor Blues schwärmt.

„Ohne mich mein Lieber würdest du dir noch immer die Gemütsfetzen von Alma und ihren Burschen anhören, du Musikbanause. Also wann fährt unser Bus?“, möchte nun Sarah wissen, weil sie es nicht mehr erwarten kann, nach Ulk zu kommen.

„Martina hat gesagt, dass wenn wir um acht Uhr am Parkplatz vom Busunternehmer Koller sind, wir gerade rechtzeitig da sein werden. Also bleibt uns noch genügend Zeit, um eine heiße Schokolade zu trinken, oder ist das für eine Rockröhre zu schnulzig?“

„Warum Martina? Woher will Martina wissen, wann unser Bus abfährt?“, fragt Sarah verwundert.

„Weil Martina ... Sie weiß es eben?“, sagt Markus kurzerhand, um nicht noch mehr davon zu verraten, dass Sarahs beste Freundin zu derer Überraschung ebenfalls diese Reise mitmachen wird.

„Wie mir scheint, sind wir entweder viel zu früh oder schon zu spät“, meint Sarah etwas enttäuscht, als sie zum Busparkplatz kommen und dort niemand antreffen. Doch es dauert nicht lange, da finden sich weitere Fahrgäste auf dem Vorplatz des Busunternehmens ein. Auch ihr Bus fährt jetzt vor. Zusammengehörige Gruppen bilden sich und schon bald zeichnet sich die Unterschiedlichkeit dieser Gesellschaft ab. Doch das interessiert Sarah nicht mehr, als sie Martina kommen sieht.

„Och, das ist aber lieb von dir, dass du dich von mir verabschieden kommst“, meint Sarah, als sie ihre Freundin, wie üblich, mit einer Umarmung begrüßt.

„Hey Süße, wieso verabschieden? Wo denkst du hin? Glaubst du etwa, ich lasse dich mit Markus alleine nach Ulk fahren? Nein meine Liebe, so etwas wie diese Stadt lasse ich mir nicht entgehen. Denk nur an all die heißen Discos, den Vergnügungspark und das Sor Blues Konzert. Außerdem sind auch noch unsere Jungs mit dabei. Sarah, das wird der schönste Urlaub, den wir je erleben werden. Im Übrigen soll es dort das geilste Autodrom geben. Du weißt ja, wie sehr ich diese Art von Vergnügung liebe.“

„Was du und Daniel, ihr kommt auch mit? Nein, das glaube ich nicht. Ich dachte mir, dass du einen unaufschiebbaren Termin hast. Abgesehen davon hast du mir erzählt, dass Daniel jetzt zur Reisezeit keinen Urlaub bekommt?“, fragt Sarah verdutzt.

„Stell dir vor, Daniel ist unser Chauffeur und somit auch von der Partie“, erzählt Martina begeistert und umarmt Sarah gleich noch einmal. Dabei flüstert sie ihr ins Ohr:

„Schau mal Süße, wer dort hinten noch kommt, um mit uns nach Ulk zu fahren.“

„Ophelia“, ruft Sarah begeistert, als sie sich umdreht und auch noch diese erblickt.

„Ich kann es kaum glauben. Du fährst wirklich mit uns nach Ulk?“, ruft Sarah vor Begeisterung und umarmt nun auch noch diese Studienkollegin.

„Ja so ähnlich. Ich werde dich doch deinen dreiundzwanzigsten Geburtstag nicht alleine feiern lassen. Außerdem lasse ich mir das Konzert von Sor Blues nicht entgehen. Leider habe ich heute noch einen wichtigen Termin, den ich nicht canceln kann. Aber ich komme morgen mit dem Zug nach. Versprochen. Ich bin nur einen halben Tag später bei euch“, verspricht Ophelia, der solcher Art von Missgeschick immer wieder passiert.

Bis sich letztlich aber alle Fahrgäste eingefunden haben, vergehen noch zwei Stunden, die für Sarah allerdings wie im Flug vergehen. Ester Matt und ihr Freund John Merki sind dann die Letzten und rufen mit ihrer Entschuldigung, nicht rechtzeitig aus dem Bett gekommen zu sein, bei einigen Fahrgästen Empörung hervor. Vielleicht aber auch wegen ihres Aussehens. Ester trägt zwölf Zentimeter hohe Pumps, einen Minirock und ein T-Shirt, welches deutlich erkennen lässt, dass sie darunter keinen BH trägt. Ihr Freund John hingegen kommt barfuß, mit zerrissenen Jeans, einem Ledergilet und seiner Gitarre. Ansonsten hat er kein weiteres Reisegepäck. Neun Stunden soll die Busfahrt nun dauern, doch schon, als sich Mona Moll als ihre Reiseleiterin vorstellt, gibt es erste Reibereien zwischen Elfriede Kleinmann und Ester Matt. Und das nur, weil sich Elfriede in ihrer Eitelkeit gekränkt fühlt, behauptet sie doch, Esters Parfüm sei zu vulgär, worauf John ein nicht weniger anrüchiges Lied zu singen beginnt. Für die Darbietung seiner Interpretation des Songs brennende Liebe von der Gruppe Sternenstaub erntet John allerdings von den meisten der Businsassen Beifall. Sarah, ihre Freunde sowie Ester und John haben es sich inzwischen ganz hinten im Bus gemütlich gemacht, während Elfriede Kleinmann darauf bestanden hat, ganz vorne sitzen zu dürfen. Ohne weitere Reibereien erreichen sie nach mehr als neun Stunden etwas verspätet ihr erstes Reiseziel, wo all jene Reisenden den Bus verlassen, welche die Annehmlichkeiten der Wellnessresorts in Anspruch nehmen. Elfriede allerdings gehört nicht zu diesen. Nein, sie verlässt zum Erstaunen aller den Bus erst bei seinem letzten Ziel. Einen Campingplatz, der bereits aufgestellte Zelte und kleine Bungalows vermietet. So vergeht selbst für Sarah diese Reise wie im Flug, ohne dass sie auch nur eine einzige Seite aus ihrem Buch lesen konnte. Mittlerweile hat allerdings nach einem heftigen Gewitter mit wolkenbruchartigen Niederschlägen am Nachmittag ein Dauerregen eingesetzt, der den Boden des Campingplatzes in einen kleinen Morastplatz verwandelt. Trotz des miesen Wetters werden sie von Eduard Möll dem Campingplatzwart auf eine Art empfangen, die Sarah an ihre Ferien im Pfadfinderlager erinnert. Die Zelte, welche ihnen kurz darauf zugewiesen werden, erweisen sich dann zu ihrer Überraschung als höchst komfortabel. So gibt es neben einem eigens abgetrennten Schlafbereich mit Luftpolsterbetten einen Wohnbereich mit einem kleinen Fernseher und sogar einem Kühlschrank. Das Vorzelt gleicht nun wieder den typischen Standards eines gehobenen Campingplatzes, mit Klappsesseln, einem Klapptisch und einem kleinen Gasgrill. Belehrend weist Eduard Möll jedem seine neue Unterkunft zu, bis schließlich nur noch Ester, John und Elfriede übrig sind. Sie haben sich nämlich einen Bungalow genehmigt. Während sich Ester um ihre neuen Schuhe sorgt, beklagt sich Elfriede fortwährend, weil in ihrem Prospekt nichts von einem Campingplatz zu lesen war. Eduard Möll allerdings schenkt den Beschwerden von Elfriede nicht die geringste Bedeutung, als er sie zu ihren kleinen Häuschen führt. Besorgt blickt Markus etwas später zu den wolkenverhangenen Bergen und meint: „Hoffentlich bessert sich das Wetter bis morgen, sonst stehen wir beim Konzert im Regen.“

Sarah hingegen macht sich Sorgen um ihre Bücher, die sie während ihres Urlaubes unbedingt lesen möchte, weil der Regen ihren Schätzen, etwas anhaben könnte. Mit der beginnenden Dämmerung macht sich allerdings die lange Busfahrt bemerkbar, sodass sich jeder gerne in seine neue Unterkunft zurückzieht.

Samstag 16.07. 04:50

Im Schutz der weichenden Dämmerung schleicht eine männliche Gestalt bei den erst gestern angekommenen Bussen von einem zum anderen, um vielleicht in einen dieser zu gelangen. Abgesehen hat es der Mann aber nicht auf Wertgegenstände, sondern auf das Reisegepäck, das so mancher Feriengast erst bei Gebrauch sich aus dem Bus holen will. Ein Umstand, der durchaus logisch erscheint, zumal in den Zelten nicht der Platz dafür besteht, um die schicke Abendgarderobe, die bei einem Besuch eines der Casinos zwingend vorgeschrieben ist, zu verwahren. Dass diesem Eindringling hauptsächlich nur jene Koffer interessieren, die den weiblichen Feriengästen gehören, steigert seinen Drang nach seiner Perversität. In seiner Fantasie hofft er sogar, dass er bei seinem Vorhaben von einer Frau erwischt werden könnte. Jede Kleinigkeit einer solchen Begegnung hat er bis ins letzte Detail geplant. Ein in Äther getauchter Wattebausch soll sein Opfer zuallererst wehrlos machen. Eine weitere Komponente ist der offenstehende Kofferraum seines Wagens, um sein Opfer schnellstmöglich verschwinden zu lassen. Ja selbst die Todesart, mit der er sein Opfer nach qualvollen Stunden erlösen wird, weiß er bereits jetzt schon, weil er darin ein wahrer Meister zu sein glaubt. Jetzt fehlt ihm nur noch sein Opfer, das sich, wie er hofft, zu wehren getraut. Nicht so wie die Prostituierten, die ja zu allen Zeiten freiwillig mit ihm gingen.

Samstag 16.07. 05:15

„Schlaf ruhig weiter, mein Schatz. Ich muss heute leider noch den Bus sauber machen und betanken“, flüstert Daniel seiner Freundin Martina ins Ohr.

„Muss das sein? Lass uns noch ein wenig kuscheln, es ist doch noch so früh.“

„Das geht dummerweise nicht. Die Fahrt in den Nationalpark soll schon um acht Uhr losgehen. Ich hole mir zuvor noch schnell einen Kaffee, damit mir die Arbeit leichter von der Hand geht. In einer Stunde bin ich wieder zurück“, vertröstet Daniel seine Freundin.

„Okay geh schon voraus, ich komme gleich nach und helfe dir. Zu zweit schaffen wir das im Handumdrehen“, sagt Martina. Dabei tut sie so, als würde sie sich nochmals unter ihre Decke kuscheln. Das Gewitter von gestern hat sich verzogen und so kündigt sich ein schöner Sommertag mit strahlend blauem Himmel an, als Daniel froh gelaunt ein Lied pfeifend auf seinen Bus zugeht, diesen aufsperrt und: „Hey! Was soll das? Was machen Sie in meinem Bus? Das darf doch nicht wahr sein! Scher dich zum Teufel, du verdammter Penner oder ich hole die Polizei“, schimpft Daniel, als er plötzlich in seinem Bus einem Mann gegenübersteht. Als er aber einen Schritt auf diesen zumacht, um ihn aus seinem Bus zu befördern, zieht dieser plötzlich eine Pistole mit Schalldämpfer, richtet sie auf Daniels Kopf und drückt dreimal ab. Im selben Moment kommt auch Martina in den Bus. Dabei muss sie mit ansehen, wie Daniels Körper leblos zusammensackt. Noch hat sie nicht realisiert, was hier vor sich geht. Erst als die Blutlache ausgehend von Daniels Kopf immer größer wird, begreift sie, dass ihrem Freund etwas zugestoßen sein muss. Unfähig sich auch nur einen Fingerbreit zu rühren, starrt sie vor Schreck jenen Mann an, der ihr auf einmal gegenübersteht. Der Schlag, der sie im nächsten Moment bewusstlos werden lässt, kommt so überraschend, dass sie nicht einmal einen einzigen Laut von sich geben kann.

Etwa zur selben Zeit macht sich Ester nach einer wilden Liebesnacht mit John auf den Weg, um im Bus nach einem von ihr verlorenen Ohrring zu suchen. Auch Elfriede ist schon wach und widmet sich ihrer Morgengymnastik auf der kleinen Veranda ihres Bungalows. Dabei erblickt sie Ester, wie diese mit zerzaustem Haar und nur mit einem Badetuch bekleidet auf ihren Zehenspitzen ohne Umweg, auf den nicht weit entfernt abgestellten Bus zustelzt.

„Schamloses Ding“, schimpft Elfriede und wünscht sich, dass Ester schon beim nächsten Schritt stolpern möge. Ester hingegen winkt ihr freundlich zu, ehe sie zwischen zwei Zelten aus Elfriedes Blickfeld verschwindet. Gerade als Ester ihren Bus erblickt, huscht hinter ihr eine Gestalt vorbei, um im nächsten Augenblick auch schon wieder zu verschwinden. Dass diese Gestalt so etwas wie einen großen Sack über seinen Schultern trägt, bemerkt sie zwar, glaubt aber, dass der Mann nur damit beschäftigt ist, den Müll vom Vortag beiseite zu räumen. In ihrer Gutgläubigkeit wünscht sie diesem auch noch einen guten Morgen, ehe sie versucht, die hintere Tür ihres Busses aufzubekommen. Doch diese ist, wie sollte es auch anders sein, verschlossen. Also begibt sie sich zu der Vorderen und siehe da, diese lässt sich leichter als erwartet öffnen. Dabei kommt es Ester sogar vor, als ob jemand von innen gegen die Tür drücken würde. Was sie im Anschluss daraufhin vorfindet, ist allerdings nicht ihr Ohrring, nachdem sie eigentlich suchen wollte. Es ist ein menschlicher Körper mit einem blutverschmierten Gesicht, welcher ihr durch das Öffnen der Tür entgegenkommt. Erschrocken macht Ester daraufhin einen Schritt zurück, ehe sie realisiert, welches Szenario sich vor ihr aufgetan hat. Kopfüber hängt durch das Öffnen der Tür eine Leiche zur Hälfte aus dem Bus. Starr vor Schreck blickt Ester den Toten an, ehe sich ihr Magen entleert. Ihre Beine aber scheinen wie von unsichtbaren Händen festgehalten zu werden und so vermag sie sich keinen Zentimeter von diesem Ort des Grauens fortzubewegen. Dafür stößt sie schrille Schreie aus, die sogar den schläfrigsten aus seinen Träumen zu reißen vermögen. Elfriede hingegen überkommt ein wohliges Gefühl, glaubt sie doch, ihr Wunsch sei bereits in Erfüllung gegangen. Auch Sarah und Markus vernehmen diese Schreie zu so früher Morgenstunde. Während Markus die Neugier plagt, meint Sarah, dass sie nicht an irgendwelchen Missgeschicken anderer Menschen interessiert sei. Also beugt sie sich lächelnd über ihren Freund, bis sich ihre Lippen berühren, um ihn mit einem zärtlichen Kuss von den Geschehnissen abseits ihres Zeltes abzulenken.

Längst schon hat sich vor dem Bus eine Menschentraube versammelt, wobei einige jeglichen Respekt vor dem vor ihnen liegenden Toten verloren haben. Manche finden es sogar als amüsant und machen auch schon Fotos mit ihren Handys. Als Erinnerung an einen außergewöhnlichen Urlaub. Gleich einem Schiedsrichter kommt nun auch Eduard Möll, um fluchend zu meinen, dass sich schon wieder irgendeine hysterische Alte vor einer Spinne in die Hose macht. Als er aber die letzten schaulustigen Gaffer vor sich zur Seite schiebt, ergeht es ihm nicht anders als Ester, nur dass sein Magen auch noch ein üppiges Frühstück von sich gibt. Im Moment sind Richard Holler und Bianka Faustmann wohl die Einzigen, welche mit dieser Situation umzugehen wissen, gehört es doch zu ihrem Berufsalltag, auch mit so schrecklichen Bildern zurechtzukommen. Während Richard sofort darauf achtet, dass dem Tatort niemand zu nahe kommt, wählt Bianka den Notruf, um mit Professionalität den Grund ihres Anrufes zu begründen. Angetrieben von Neugier begibt sich auch Elfriede zum Bus, weil es ihr nicht entgangen ist, dass es dort etwas Seltsames zu sehen gibt. Allerdings glaubt sie eher an eine Peinlichkeit, welche sich Ester geleistet haben könnte. Also drängt sie sich mit Beharrlichkeit bis zur vordersten Reihe der Schaulustigen vor.

„Was ist hier passiert?“, fragt sie etwas enttäuscht, hatte sie doch erwartet, dass sich Ester entweder im Schlamm wälzt oder gar ihre Brüste zur Schau stellt. Der Anblick des Toten kann Elfriede allerdings nicht sonderlich erschüttern. Ja, sie kann es sich trotz der Tragik dieses Verbrechens nicht verkneifen, eine erste Schuldzuweisung zu machen. Für sie steht der Mörder nämlich jetzt schon fest und so scheut sie auch nicht davor zurück, John Merki zu beschuldigen. Zehn Minuten später ertönt bereits die Sirene von Kriminalhauptkommissar Sewerins privatem Dienstfahrzeug, bevor der bullige Pick-up durch die Einfahrt zum Campingplatz kommt, um direkt auf das Busterminal zuzurasen. Ein letztes Mal noch heult die Sirene, ehe sich die Fahrzeugtür öffnet und KHK Sewerin aussteigt, sich die Hose zurechtrückt und mit großen Schritten auf die Menge zuschreitet. Mit etwas Verspätung kommen noch vier weitere Dienstfahrzeuge der Polizei, um sich standesgemäß zu beiden Seiten von Sewerins Wagen zu positionieren. Auf halbem Weg zum Tatort kommt dem Kriminalhauptkommissar Eduard Möll entgegen, um diesem einen ersten Lagebericht zu geben. Es scheint auch so, als ob sich die beiden besser kennen würden. Nach diesem Gespräch befinden sich jetzt auch die Polizeibeamten bei Sewerin, um dessen erste Anweisungen entgegenzunehmen. Aber auch Sarah und Markus sind letztlich nach einer anregenden Diskussion auf dem Weg zur Menschenmenge, ohne zu ahnen, was diesen Auflauf hervorgerufen haben könnte. Als sie aber erfahren, dass in einem der Busse ein Toter gefunden wurde, verzichten sie darauf, sich dieses Szenario anzusehen. Also beschließen sie vorerst einmal zu Martinas und Daniels Zelt zu gehen.

„Was denkst du? Schlafen die beiden noch oder sind sie doch bei der Ansammlung von Schaulustigen?“, fragt Markus, als sie vor dem verschlossenen Zelt stehen.

„Martina würde sich so etwas nie im Leben ansehen. Erinnere dich nur daran, als wir uns im Kino den Schlächter angesehen haben. Dabei war dieser Film wirklich nicht sonderlich grausam“, meint Sarah dazu.

„Und wer hat sich so fest in meine Arme verkrallt, dass ich noch vier Tage später blaue Flecken hatte? Ihr beide habt euch bei diesem Film so sehr in die Hose gemacht, dass sie jetzt den ganzen Kinosaal renovieren müssen“, neckt sie Markus.

„Du bist gemein und das auch noch an meinem Geburtstag! Außerdem wem ist am nächsten Tag beim Anblick von meinem Steak in der Kantine mulmig geworden, sodass du lieber eine Mehlspeise haben wolltest. Von wegen, in die Hose gemacht! Und was ich von Martina erfahren habe, ist es Daniel auch nicht anders ergangen. Aber lass uns jetzt nicht streiten, sondern die Ferien genießen oder noch besser, gib mir lieber einen Kuss, ehe wir die beiden wecken“, lenkt Sarah ein.

„Hey ihr beiden Turteltäubchen! Aufwachen! Der Tag ist viel zu schade, um ihn zu verschlafen“, ruft Sarah, als sie sich vor Martinas Zelt aus Markus' Umarmung löst. Doch aus dem Inneren des Zeltes ist nicht der geringste Laut zu vernehmen.

„Hallo ihr da drinnen, wir kommen jetzt rein!“, ruft nun Markus. Doch auch auf diese Ansage ist weder von Martina noch von Daniel etwas zu hören. Langsam und in Erwartung, dass sie einer von den beiden im nächsten Moment zu erschrecken versucht, öffnet Sarah den Reißverschluss des Vorzeltes. Doch weder von Daniel noch von Martina ist etwas zu sehen.

„Hallo Martina!“, ruft Sarah noch einmal. Doch nichts ist zu hören. Also öffnet sie langsam den Vorhang zum Schlafbereich. Martina und Daniel sind aber auch hier nicht anzutreffen.

„Wo sind die beiden nur? Verstehst du das? Markus, ich habe ein ganz ungutes Gefühl. Glaub mir, hier stimmt etwas nicht.“

„Was soll hier nicht stimmen. Wenn sie nicht beim Bus sind, dann vielleicht bei den Sanitäranlagen, um ihre Morgentoilette zu machen, oder sie sind joggen gegangen.“

„Daniel und Sport? Das glaubst du wohl selbst nicht.“

„Ruf sie an und du wirst sehen, dass deine Sorge umsonst ist“, sagt daraufhin Markus, um seine Freundin zu beruhigen.

„Sie hebt nicht ab, ich versuche es bei Daniel“, meint Sarah nach drei erfolglosen Versuchen.

„Kriminalhauptkommissar Sewerin“, ertönt es aus Sarahs Handy, worauf diese erschrocken das Gespräch beendet und Markus mit zitternden Händen das Telefon hinhält.

„Was ist los?“, will dieser wissen, ehe er das Handy nimmt und noch einmal Daniels Nummer wählt.

„Hallo!“, hört nun auch Markus eine ihm völlig fremde Stimme sagen.

„Wer sind Sie? Wo ist Daniel und was machen Sie mit seinem Handy?“, möchte Markus erstaunt wissen.

„Mein Name ist Kriminalhauptkommissar Sewerin. Legen Sie nicht auf. Wo befinden Sie sich? Sind Sie ein Verwandter oder Bekannter vom Besitzer dieses Handys? Hallo, sind Sie noch dran? Hallo? Bitte legen Sie nicht auf. Sagen Sie mir ihren Namen. Hallo sind Sie noch dran?“

„Ja ich bin noch hier, wo aber verdammt noch mal befinden sich Daniel und Martina?“

„Ich stelle hier die Fragen. Also frage ich Sie noch einmal. Wie lautet Ihr Name und von wo aus rufen Sie an?“, will Sewerin bereits genervt wissen. Dabei klingt seine Stimme nicht gerade freundlich.

„Sewerin verdammt noch einmal!“, brüllt eine andere Stimme, welche Kriminalhauptkommissar Johannes Sewerin nur allzu gut kennt. Mit seinem ausgestrecktem Arm versucht er daraufhin jenen Mann, zu dem diese Stimme gehört, um noch etwas Geduld zu bitten, um sein Gespräch zu beenden. Markus aber hat bereits aufgelegt.

„Verdammte Scheiße!“, flucht Sewerin, ehe er sich dem Mann zuwendet und gleichzeitig seine Assistentin, Kriminalinspektor Monika Stern, zu sich winkt, um ihr das bei dem Toten gefundene Telefon zu überreichen.

„Stern! Finden Sie heraus, von wem und von wo der letzte Anruf herkam“, befiehlt Sewerin missmutig seiner Assistentin, ehe er endgültig jenem Mann seine Aufmerksamkeit schenkt, der ihn nur mit seinem Nachnamen gerufen hat.

„Bürgermeister Schwarzer, Inu mi dun lati ri yin!“, 1 sind im Anschluss daran Sewerins wenige Worte, um diesen zu begrüßen und um zu zeigen, dass er einer alten, längst nicht mehr gesprochenen Sprache mächtig ist.

„Schöne Krawatte, Herr Bürgermeister“, meint hingegen Monika Stern mit einem amüsanten Lächeln. Dabei weiß man allerdings nicht, geschieht diese Geste aus Freundlichkeit oder aus Respekt vor dem Bürgermeister der Stadt. Oder war es doch nur, die völlig unpassende rote Krawatte mit dem viel zu großen Knoten, welche sie zu dieser Geste veranlasst hat. Schwarzer hingegen würdigt Monika Stern nicht eines einzigen Blickes.

„Aufgeblasenes Arschloch“, denkt sich Monika, als das Handy in ihrer Hand erneut klingelt.

„Kriminalinspektor Monika Stern. Mit wem spreche ich? Sind Sie Sarah?“, fragt Monika, da sie diesen Namen vom Display des Handys ablesen konnte.

„Wo sind Daniel und Martina? Was ist hier eigentlich los?“, will Sarah mit energischem Ton wissen, nachdem sie Markus das Telefon aus der Hand genommen hat, um selbst noch einmal anzurufen.

„Sarah, gib mir noch einmal dein Handy“, hört Monika Stern eine Männerstimme hinter sich sagen. Gleichzeitig vernimmt sie diese Worte aber auch aus dem Telefon, sodass sie weiß, dass sich ihr Gesprächspartner in unmittelbarer Nähe befinden muss. Also wendet sie sich um, um sich nach diesem umzusehen.

„Entschuldigung, sind Sie Sarah?“, fragt Monika Stern nach ein paar Schritten die Frau vor ihr, welche offensichtlich mit irgendjemand telefoniert.

„Was geht hier vor sich und woher haben Sie Daniels Handy? Außerdem, wo ist Martina?“, fragt Sarah voller Verzweiflung und gleichzeitig in der Hoffnung, eine beruhigende Erklärung für all ihre Sorgen zu bekommen. Anders als Sewerin versteht es Monika Stern allerdings mit Taktgefühl, ihrem Visavis gegenüberzutreten.

„Mein Name ist Monika Stern. Ich bin Kriminalinspektorin und Kriminalhauptkommissar Sewerins Assistentin. Verraten Sie mir jetzt auch ihren Namen oder darf ich Sie, wie ich vom Display dieses Handys entnehmen konnte, Sarah nennen?“, fragt Monika freundlich.

Sarah nickt vorerst nur, ehe sie ihren Nachnamen sagt.

„Und wer sind Sie?“, möchte Monika im Anschluss daran von Markus wissen.

„Markus Bilder. Ich bin Sarahs Freund. Was geht hier eigentlich vor?“

„Sie haben also noch nichts davon gehört, was letzte Nacht hier geschehen ist?“

„Nein?“, antworten Sarah und Markus zugleich.

„In einem der Reisebusse wurde ein toter Mann gefunden. In seiner Jackentasche war lediglich dieses Mobiltelefon. Wer aber der Tote ist, können wir noch nicht sagen, da dieser außer dem Handy und einem Portemonnaie keine weitere Legitimation bei sich hatte.“

„Was erzählen Sie da?“, fragt Markus ungläubig, weil ihm die absurde Vorstellung, dass es sich bei dem Toten um seinen Freund Daniel handeln könnte, nicht in den Kopf will. Erschrocken und mit einer seltsamen Vorahnung, dass etwas Schlimmes passiert sein könnte, möchte daraufhin Sarah wissen: „Und was ist mit Martina? Ist sie auch ...?“

„Martina? Nein, von einer Martina ist uns nichts bekannt. Wie gesagt, wir wissen noch nicht einmal, um wen es sich bei dem Ermordeten handelt, zumal er weder Papiere noch sonst einen Ausweis bei sich hatte. Die Frau, welche den Toten gefunden hat, ist bedauerlicherweise noch nicht vernehmungsfähig. Ob es sich dabei um die von Ihnen erwähnte Person handelt, kann ich leider noch nicht sagen“, erklärt ihnen Monika Stern, ehe sie noch weitere Fragen an Sarah und Markus richtet. Im Anschluss daran zeigt sie Sarah noch ein Bild aus der Brieftasche des Ermordeten und sagt: „Dieses Portemonnaie mit dem Foto einer jungen Frau haben wir bei dem Toten gefunden. Kennen Sie diese Frau? Ist das jene, von der Sie gesprochen haben?“

„Ja, das ist Martina. Wo ist sie? Kann ich zu ihr? Martina braucht jetzt bestimmt jemand, der sie tröstet. Sie haben doch gesagt, dass sie noch nicht vernehmungsfähig ist“, fleht Sarah in der Annahme, dass jene Frau, die den Toten gefunden hat, ihre Freundin Martina ist.

„Ich muss Sie bedauerlicherweise enttäuschen. Die Frau, welche den Toten gefunden hat und die wir beim Bus angetroffen haben, ist mit Sicherheit nicht jene auf dem Foto. Da Sie aber offensichtlich zum näheren Bekanntenkreis des Besitzers dieses Handys gehören, muss ich Sie bitten, uns weiterhin zur Verfügung zu stehen. Sie werden sicherlich verstehen, dass wir zu diesem Zweck ihre Personalien festhalten müssen. Also begeben Sie sich bitte zum Gastgarten des Restaurants. Dort wird einer meiner Kollegen ihre Daten aufnehmen.“

Während des Gesprächs zwischen Monika Stern, Sarah und Markus muss Kriminalhauptkommissar Sewerin, Mondrian Schwarzer, dem Bürgermeister von Ulk Rede und Antwort stehen. Und das missfällt Sewerin mehr als alles andere. Trotzdem kommt er nicht darüber hinweg, weil Schwarzer als Bürgermeister auch sein Vorgesetzter ist. Woher Schwarzer allerdings erfahren hat, dass es hier einen Toten geben soll, kann sich Sewerin im Moment nicht erklären, zumal die Mordkommission erst vor etwas mehr als einer halben Stunde davon informiert wurde.

„Wie mir zu Ohren gekommen ist, soll es schon wieder einen Mord gegeben haben. Dabei habe ich mir gedacht, Sie hätten dieses Schwein im Sommer vor zwei Jahren geschnappt. Sewerin, wir können nicht noch so eine Schmutzkampagne wie damals gebrauchen. Fassen Sie dieses Monster oder Sie finden sich in der finstersten Schreibstube wieder. Ich muss morgen eine Pressekonferenz geben und da wird diese Schweinerei sicherlich zu einigen unangenehmen Fragen führen. Also sputen Sie sich, ich will bis morgen ein Ergebnis oder noch besser gesagt, ich will verkünden, dass der Täter bereits hinter Schloss und Riegel sitzt. Haben Sie das verstanden, Sewerin?“, brüllt Schwarzer voll Zorn. Dabei scheint sein Kopf bei jedem seiner Worte mehr und mehr zu glühen.

„Ich bin kein Zauberer, der einfach nur einen Verdächtigen aus dem Ärmel ziehen kann. Bei allem Respekt Herr Bürgermeister, wir haben mit den Ermittlungen erst begonnen. Außerdem steht noch lange nicht fest, dass die Morde der vergangenen Jahre mit diesem auf irgendeine Weise in Zusammenhang stehen. Mir fehlt einfach das Personal, um effizient zu arbeiten. Wenn ich mich aber recht erinnere, haben nicht Sie verhindert, dass mein Kontingent aufgestockt wird. Anstatt mehr fähige Polizisten bekomme ich eine Assistentin, welche jede meiner Entscheidungen infrage stellt. Und das habe ich nur Ihnen zu verdanken. Jawohl Ihnen Herr Bürgermeister. Oder waren nicht Sie es, der dem Abgeordneten Klein einen Gefallen erweisen wollte. Nur, weil dieser ein Auge auf Stern geworfen hat. Dabei bin ich mir nicht einmal sicher, ob diese Zicke nicht lesbisch ist. Abgesehen davon hegt sie große Sympathie für Hellermann. Politisch gesehen natürlich. Wenn man also die Sache genau betrachtet, haben Sie sich einen richtigen Spion in meine Abteilung gesetzt. Aber das soll nicht mein Problem sein. Genauso wie Ihre Pressekonferenz. Die ist mir so etwas von wurscht! Und jetzt entschuldigen Sie mich, ich habe, falls es Ihnen entgangen sein sollte, einen Fall zu lösen. Nitorina mase gba ona mi, Herr Bürgermeister“, kontert Sewerin plötzlich, ehe er sich mit einem nichtssagenden Lächeln von Schwarzer abwendet.

„Sewerin ich verlange von Ihnen, dass Sie mir bis morgen früh Ergebnisse liefern. Außerdem verbiete ich ihnen diese nichtssagenden Sprüche, deren Sinn und Bedeutung, weder Sie noch sonst wer versteht! Haben Sie mich verstanden?“, ruft ihm Schwarzer nach.

„Herr Bürgermeister darf ich Sie über den neuesten Stand der Dinge informieren?“, fragt nun Eduard Möll, welcher den Konflikt zwischen Schwarzer und Sewerin aus einiger Entfernung mit anhören konnte.

„Trägt die Polizei seit Neuestem Kniehosen, T-Shirts und ausgelatschte Turnschuhe? Wer sind Sie, dass Sie in der Lage wären, mich in Kenntnis zu setzen?“, fragt Schwarzer sein Gegenüber mit einem verachtenden Blick.

„Eduard Möll ist mein Name, Herr Bürgermeister. Ich bin der Wart dieser Campinganlage. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass die Polizei mit ihren Erkenntnissen ziemlich sparsam umgeht. Wenn Sie mir einen Augenblick zuhören, dann kann ich ihnen ...“

„Gehen Sie mir aus dem Weg, ich habe für Ihre Belanglosigkeiten keine Zeit. Ich habe diese verdammte Stadt zu regieren und einen Wahlkampf zu führen“, fertigt Schwarzer den Campingplatzwart ab, ehe er ihn zur Seite drängt und mit großen Schritten seinem Dienstfahrzeug entgegenstrebt.

„Verdammte Scheiße! Warum muss das ausgerechnet mir passieren? Drei Jahre vor meinem Ruhestand. Drei beschissene Jahre. Danach kann sich von mir aus die halbe Stadt den Schädel einschlagen“, schimpft Sewerin, sodass seinen Unmut jeder in der näheren Umgebung mit anhören kann.

„Ah! Frau Doktor. Der erste wohltuende Anblick an diesem fürchterlichen Morgen. Ich hoffe, dass wenigstens Sie mir etwas Erfreuliches berichten können, wenngleich Ihr Erscheinen bereits einen Lichtblick in meinem tristen Polizeialltag darstellt. Meine Mitarbeiter scheinen an diesem Morgen wieder einmal mit offenen Augen zu schlafen“, schimpft Sewerin, als er beim Tatort ankommt und dort die Gerichtsmedizinerin Dr. Anita Serin-Tara mit ihrem Team antrifft.

„Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich Ihnen nur so viel sagen, dass der Fundort der Leiche mit Wahrscheinlichkeit auch der Tatort ist. Dem Opfer wurde aus kurzer Distanz mehrmals in den Kopf geschossen. Todeszeitpunkt: vor etwas mehr als einer Stunde. Mehr erfahren Sie dann nach der Obduktion“, erklärt die Gerichtsmedizinerin mit zurückhaltenden Worten.

„Gleich mehrere Schüsse in den Kopf? Da wollte wohl jemand ganz sichergehen“, meint Sewerin zu dieser Erklärung. Dr. Serin-Tara schenkt ihm nach dieser ersten Analyse allerdings nur ein mehr oder weniger verächtliches Lächeln, ehe sie nach einigen weiteren Anweisungen an ihre Assistenten den Tatort auch schon wieder verlässt.

„Rattenscharf dieser A... Stern haben Sie herausgefunden, von wo diese Anrufe herkamen?“, fragt Sewerin, um seine Bemerkung zu Dr. Serin-Taras Gesäß zu kaschieren, weil er nicht bemerkt hat, dass Monika Stern schon eine geraume Zeit lang hinter ihm stand und somit seine unpassende Bemerkung mit anhören konnte.

„Der neue Assistent von Dr. Serin Tara? Ja, da muss ich Ihnen recht geben, Herr Kriminalhauptkommissar. Dieser Mann ist wahrlich eine Augenweide. Nur schade, dass er schon verheiratet ist. Aber ich wusste nicht, dass Sie auf so etwas stehen. Genau genommen war ich der Meinung, dass Sie und Ihre Verlobte … na ja, Sie wissen schon …“, hänselt Monika Stern ihren Vorgesetzten, ehe er ihr ins Wort fällt.

„Stern, Sie wurden mir nicht zugeteilt, um mir Ihre Fantasien mitzuteilen. Also was haben Sie in Erfahrung bringen können? Konnten Sie den Anruf zurückverfolgen?“, will Sewerin wissen, worauf er von seiner Assistentin einen ersten mündlichen aber nicht weniger ausführlichen Bericht erhält.

Unweit des Tatortes sitzt Ester völlig aufgelöst und am ganzen Körper zitternd in der Ecke des Restaurants als Sarah sie erblickt. Obwohl ihre Sorge in erster Linie Martina gilt, kümmert sie sich auch um Ester. Von ihr erfährt sie etwas später, dass der Tote womöglich ihr Buschauffeur sein könnte. Erkannt hat sie Daniel an seinem auffallenden Ohrring. Einem geweiteten schwarzen Ring. Dies wiederum ist eine Information, die Sarah erneut wie ein Schlag mitten ins Gesicht trifft.

„Halt! Wo wollen sie hin? Sie können jetzt nicht gehen. Nicht ehe unser Kriminalhauptkommissar Sewerin mit ihnen gesprochen hat“, echauffiert sich Inspektor Mantas, als Sarah und Markus mit Ester das Restaurant verlassen möchten.

„Warum? Sind wir verhaftet? Komm Sarah, wir gehen. Niemand kann uns hier festhalten“, sagt Markus, ehe er sich noch einmal an Mantas wendet, es aber bei einem mehr oder weniger nichtssagenden Blick belässt.

„Dem kann ich nur zustimmen. Tut mir leid Herr Inspektor, so ist nun mal unser Gesetz. Andernfalls würden Sie sich der Freiheitsberaubung schuldig machen. Sie haben unsere Personalien, also können wir gehen. Oder wollen Sie mit mir über den Paragrafen 178-33 des neuen Strafgesetzbuches aus dem Jahr 97 diskutieren“, sagt Bianka Faustmann mit Überzeugung, worauf ihr Mantas stotternd recht geben muss. Ester bittet er, dennoch zu bleiben, weil er noch einige weitere Fragen an sie hat.

„Entschuldigung! Sind Sie auch bei der Polizei?“, fragt Sarah schüchtern, als sie und Markus gemeinsam mit Bianka Faustmann und Richard Holler den Gastgarten des Restaurants verlassen. Sarah hat zwar Bianka und Richard im Bus gesehen, aber es ergab sich keine Konversation, zumal die beiden vorne in der zweiten Reihe saßen.

„Ja, wir beide sind Polizisten. Eigentlich wollten wir während unseres Urlaubs den Polizeialltag hinter uns lassen. Aber es scheint, als ob uns unser Schicksal nicht einmal diese Auszeit während der Ferien gönnen will. Ich heiße übrigens Bianka und das ist mein Lebensgefährte Richard.“

„Ich bin Sarah. War nett, euch kennenzulernen, und danke für den Beistand. Also dann bis später“, sagt Sarah, die eigentlich um Hilfe oder einen Rat bezüglich Martina bitten wollte. Weil aber Bianka mehr oder weniger erwähnte, dass sie in ihrem Urlaub etwas Abstand vom Berufsalltag möchten, getraut sich Sarah nicht mehr ihre Sorge um ihre Freundin zu äußern. Biankas Feingefühl aber sagt ihr, dass sie diese junge Frau nicht nur aus Höflichkeit angesprochen hat.

„Sarah kann ich dich noch etwas fragen? Ich darf doch du zu dir sagen?“, fragt Bianka höflich.

„Ja natürlich“, antwortet Sarah mit einem gezwungenen, aber ehrlichen Lächeln.

„Du scheinst noch etwas auf dem Herzen zu haben. Ich weiß, du kennst uns nicht und ich respektiere natürlich, wenn du dich uns nicht anvertrauen möchtest. Aber mein Spürsinn sagt mir, dass dich etwas bedrückt. Wenn ihr wollt, können wir ja gemeinsam zu unseren Unterkünften gehen. Ihr scheint ja eine ziemlich nette Clique zu sein, welche die wohlverdienten Ferien miteinander verbringen möchte. Es ist nur schade, dass diese Urlaubsreise auf so tragische Weise begonnen hat. Habt ihr eigentlich unseren Buschauffeur besser gekannt?“

„Ja, wir sind befreundet. Außerdem befürchte ich, dass unserer Freundin Martina ebenfalls etwas zugestoßen sein könnte“, erzählt Sarah.

„Martina? War das jene junge Frau mit der schicken Hornbrille?“, fragt nun Richard.

„Wir beide kennen uns schon seit der Grundschule. Deshalb weiß ich auch, dass sie nie verschwinden würde, ohne etwas zu sagen“, gesteht Sarah.

„Warum bist du dir so sicher, dass Martina verschwunden ist? Könnte es nicht sein, dass sie vielleicht einen Morgenspaziergang macht oder schwimmen gegangen ist?“, fragt Bianka.