Seravinos Abenteuer - Meine Reisen zum Vilarus - Elke Schindel - E-Book

Seravinos Abenteuer - Meine Reisen zum Vilarus E-Book

Elke Schindel

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Beschreibung

Kennst du einen Ort, an dem Blumen sprechen und musizieren, jeder Gedanke sofort Wirklichkeit wird, man fliegen und sich in Luft auflösen kann, aus Regentropfen Mädchen werden, es möglich ist, in die Vergangenheit zu reisen und in die Zukunft zu schauen? Nein? Dann solltest du Seravino unbedingt auf seinen Abenteuerreisen zum Vilarus begleiten!

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Gewidmet

meiner Großmutter Elisabeth und

meinem nie gekannten Großvater,

meiner geliebten Oma Dora und meinem Opa Helmut,

meiner herzallerliebsten Mama,

die als Co-Autorin und Lektorin mitwirkte,

meiner Tochter Anja und meinem Enkel Eric,

meinem Papa Dieter und meiner Oma Hilde,

meinem Vati Hans-Jürgen und meinem lieben Ilschen

sowie allen meinen Freundinnen und Freunden,

die nach meinem Unfall 2015 immer an meiner Seite

standen, mich unterstützten und mich durch diese

schwere Zeit getragen haben.

Inhaltsverzeichnis

Mein Herzenswunsch

Die Blumen-Samanta

Himbeermarmelade

Pflanzenexperimente

Wunschdenken

Der Krankenbesuch

Rollentausch

Das lernende Wasser

Besuch bei Oma

Die Spiel-mit-mir-Gemeinschaft

Gedankenlesen mit Anja

Die Zukunftsreise

Glücklicher Tommy

Ein ereignisreicher Tag

Geben und Nehmen

Umarmung der Bäume

Der Liebesdiamant

1. Mein Herzenswunsch

Lange schon liege ich wach und kann nicht mehr schlafen. In meinem Kinderzimmer ist es stockdunkel. Nur durch die Fenstervorhänge fällt ein winziger Lichtschimmer von der Laterne vor unserem Haus und zeichnet ein schmales Dreieck an die Decke.

Ich stehe auf, öffne das Fenster und blicke hinaus.Es ist eine tiefschwarze, laue Sommernacht, die Sterne am Himmelszelt funkeln wie viele kleine Taschenlampen. Der Mond ist kugelrund. Er schimmert durch die Äste unserer sehr alten, fast verdorrten Eiche und taucht alles in ein gedämpftes milchiges Licht.

Wie schon so oft grüße ich still meine Freunde in der Ferne, die ich bereits einige Male besucht hatte. Mich erfasste eine tiefe Sehnsucht nach ihnen.

Vor über einem Jahr, zum elften Geburtstag, bekam ich von meinen Eltern einen Sternenatlas geschenkt.

Fasziniert saß ich stundenlang vor den Karten, um mir die Namen der Planeten, Sternbilder und Fixsterne einzuprägen. Besonders hatte es mir der Stern Vilarus angetan. Er ist umgeben von einem wundersamen Ring einer riesigen Sternengruppe, die Philitaurus heißt.

Viele Nächte beobachtete ich mit meinem Fernglas den Himmel und träumte vor mich hin. Mein größter Wunsch war, einmal zum Vilarus zu reisen. Meine Familie, meine Klassenkameraden, ja sogar meine beste Freundin Theresa lächelten bloß müde, wenn ich davon erzählte. Nur Oma hatte ein offenes Ohr. Ihr Leitspruch ist: „Seravino – alles, was du dir von ganzem Herzen wünschst, wird in Erfüllung gehen!“

Und deshalb habe ich gewünscht und gewünscht und gewünscht – von ganzem Herzen.

Lange passierte gar nichts. Ich wurde von Woche zu Woche trauriger. Aber da mich meine Oma noch nie belogen hatte, glaubte ich weiter an ihre Worte.

Jeden Abend, wenn ich in meinem Bett lag, rief ich ihn – den Vilarus – und sprach mit ihm, nur so in Gedanken.

Alles erzählte ich ihm: meinen Kummer mit den Erwachsenen, die mich nicht verstanden und dass sie meinen Wunsch, einen Stern zu besuchen, für unnormal hielten. Sie meinten, solche Phantasien hat ein Junge in meinem Alter nicht mehr zu haben.

Ich sollte doch vernünftig sein und mir nicht solchen Quatsch zusammenreimen.

Doch immer, wenn ich zum Himmel sah, wusste ich in meinem tiefsten Inneren, dass dort etwas ist, was mich magisch anzieht. Darum wünschte ich weiter, tagaus, tagein.

Meine Oma sollte Recht behalten.

Eines Nachts träumte ich, ich ginge durch einen Wald. Ich wusste, dass ich träumte. Aber irgendwie war ich auch wach. Seltsam, wo ich doch in meinem Bett lag und schlief.

Das war komisch. Alle Dinge erschienen mir völlig klar, wie in der Wirklichkeit. Ich konnte sehen, hören, riechen, schmecken, fühlen und laufen.

Der Wald war stark bewachsen mit Pflanzen, die ich nicht kannte. Riesige Blumen, so groß wie unsere Bäume, standen zwischen bunt schillernden Steingebilden. Diese waren mit strahlenden Diamanten besetzt, aus denen ständig Funken sprühten. Sie erinnerten mich an Wunderkerzen, wie jene, die wir immer zu Silvester anzündeten.

Solch eine Blütenpracht hatte ich in meinem Leben noch nicht gesehen. Die mit Knospen und Blättern geschmückten Stängel der Blumen wechselten ständig ihre Farben. Aus ihnen strömten herrliche Düfte – Lavendel, Zimt und Vanille.

Die Pflanzen gaben eine leise Musik von sich, wie die Spieluhr, die ich als kleiner Junge besaß. Glöckchen ertönten leise und zart, jedoch wiederum so hell und hoch, wie ich es noch nie vernommen hatte. Der Klang war so wunder-wunderschön, dass ich gar nicht genug davon bekommen konnte.

Immer, wenn ein neues Lied begann, wechselte auch der Duft. Jetzt roch es nach Rosen und die Melodie erinnerte mich an ein Geigenspiel.

Um die Stängel kreisten winzige durchsichtige Flöckchen, ähnlich unseren Schneeflocken, nur wesentlich kleiner. Das gesamte Farbspektrum spiegelte sich in ihnen wider. Sie schwebten auf und nieder, kamen auf mich zu und tanzten um meinen Körper, als wollten sie mich umringen.

Es gab keinen Weg. Aber wo immer ich ging, machten mir die Pflanzen Platz und bogen sich wippend zur Seite. Es schien, als neigten sie ihre Blüten zu mir, um mich zu begrüßen. Ich wusste gar nicht, wo ich zuerst hinschauen sollte bei all dieser Schönheit.

Nach einiger Zeit kam ich an eine kleine Lichtung. Auf dieser wurde eine in der Luft schwebende goldene Kugel sichtbar. Sie strahlte im Licht der Sonne so sehr, dass es mir fast in den Augen schmerzte.

Ich stellte mir die Frage, ob dies wohl eine Art Haus sei, denn die Kugel glich ein wenig einem Iglu. Aber weshalb gibt es keinen Eingang?

Und siehe da: Just in diesem Moment wurde ein kleiner Kreis sichtbar, zuerst knopfgroß, dann aber wurde er allmählich immer größer und größer, bis sich schließlich eine türähnliche ovale Öffnung formte.

Ich war total verwundert und stand wie angewurzelt. Ob das mit dem Verschließen wohl genauso geht? Kaum hatte ich den Gedanken zu Ende gedacht, begann die Öffnung kleiner zu werden, bis die Kugel wieder vollständig geschlossen war.

Jetzt begriff ich – ich selber hatte sie alleine mit meinen Gedanken geöffnet und geschlossen. Super! Hoffentlich konnte ich mich beim Erwachen noch an all das Wundersame erinnern.

Plötzlich fand ich mich in meinem Bett wieder und schlug die Augen auf. Ich war ziemlich sauer auf mich. Den Traum hatte ich wohl durch den Gedanken an das Erwachen zerstört. Na ja, Traum kann man ja eigentlich nicht sagen, denn es war mir wirklich passiert!

Aber wie sollte ich dieses Ereignis nennen? Ausflug, Reise, Wachtraum oder Phantasieabenteuer?

2. Die Blumen-Samanta

Von diesem ersten Erlebnis erzählte ich niemandem. Es blieb lange Zeit mein Geheimnis. Mit wem hätte ich auch darüber sprechen sollen? Vermutlich würden die Anderen glauben, es sei erlogen und mich einen Spinner nennen.

Da es aber so einmalig schön gewesen war und mir so real erschien wie das Leben selber, bat ich vor jedem Einschlafen darum, erneut an diesen Traumplatz zu gelangen.

Doch ich sollte noch ein wenig darauf warten müssen. Nach einigen Tagen erwachte ich im Traum und stand wieder vor der goldenen Kugel, die diesmal direkt auf dem Boden lag. Ich überlegte, ob ich näher herangehen sollte, um sie zu berühren. Mein Wunsch wurde sofort wahr, obwohl ich zuvor einige Meter abseits von ihr stand. Wie ich diese Entfernung zurücklegte, war mir ein Rätsel. Aber dann erinnerte ich mich an mein erstes Wachtraumerlebnis, in dem ich mit meinen Gedanken die Kugel geöffnet und geschlossen hatte.

Nun fiel es mir wieder ein. Ich brauchte ja nur an etwas zu denken, und schon passierte es. Genial. Was wohl meine Freundin Theresa dazu sagen würde?

Kaum hatte ich an Theresa gedacht, befand ich mich in ihrem Kinderzimmer. Sie lag im Bett und schlief. Obwohl es mitten in der Nacht war, erschien mir das Zimmer taghell. Ich sah mich ein wenig um, kam mir aber wie ein Schnüffler vor und wünschte mich zurück zur Kugel.

Gedacht, getan. Ich war augenblicklich dort. Es war so, als hätte jemand den Fernsehkanal gewechselt. Von einer Sekunde zur nächsten, weilte ich in einer anderen Szene. Verrücktes Spiel.

Erst jetzt sah ich, dass die Kugel aus einem Material bestand, welches unserer Aluminiumfolie ähnelte, nur nicht silbern, sondern golden. Als ich sie berührte, fühlte sie sich zu meinem Erstaunen angenehm weich und warm an.

Sie war blitzblank, so dass ich mich darin sah. Verdutzt bemerkte ich, dass hier nicht nur eine Sonne schien, sondern viele. Ihr Licht reflektierte so stark, dass ich mein Spiegelbild nicht lange betrachten konnte und sich meine Augen zu kleinen Schlitzen verengten.

„Etwas weniger Licht wäre ja auch nicht schlecht“, sagte ich zu mir. Im selben Moment wurde es dämmrig. Ungefähr wie an einem trüben Novembertag, wenn sich die Sonne hinter den Wolken versteckt.

Langsam fand ich Gefallen an diesem Spiel. „Sonne bitte!“ rief ich aus. Und schon erstrahlte es um mich herum. Ich sah auf den Boden und suchte nach meinem Schatten. Wo er wohl war? Kaum gedacht, konnte ich allmählich meine Umrisse vor mir wahrnehmen. „Verschwinde!“ Der Schatten löste sich auf, so als ob Nebelschwaden im Licht der Sonne verdampfen.

Ich war neugierig auf die Umgebung und bat darum, alles von oben sehen zu können. „Aber bitte so, dass mir nicht schwindlig wird, wie sonst beim Karussellfahren. Immer schön langsam.“

Allmählich schwebte ich aufwärts. Ich brauchte meinen Körper nicht zu bewegen. Es ging ganz von alleine. In meinen bisherigen Träumen konnte ich auch fliegen. Allerdings musste ich dann meine Arme und Beine wie beim Schwimmen bewegen. Und es war manchmal ziemlich anstrengend, vom Boden abzuheben. Diesmal überhaupt nicht.

„Schnell, runter!“ rief ich und sauste im gleichen Moment mit großer Geschwindigkeit wieder hinab. So einfach ist das also! Na dann, gleich noch einmal bitte.

„Ich möchte auf den höchsten Punkt der Kugel, sofort!“ Schwupps – und schon war ich dort. Vom Fliegen hatte ich nichts bemerkt. Von einem Augenblick zum folgenden stand ich oben. Ich hätte den Wunsch wohl anders aussprechen müssen.

In dieser Traumwelt funktionierte wirklich nur das, was ich sagte oder dachte. Ganz schön kompliziert. Aber Übung macht ja bekanntlich den Meister.

Als ich mich umdrehte, erblickte ich in der Ferne ein Wellenmeer, wie ich es selbst an der Nordsee noch niemals zuvor gesehen hatte.

Es sah aus, als stapelten sich die Wellen übereinander. Ihre Farben reichten von Gelb, Weiß bis zu einem kräftigen Orange. Ab und zu blinkten kleine Kugeln auf, die dem Takt der Wogen folgten.

Die Aussicht war überwältigend. In der anderen Richtung sah ich weit und breit ein riesiges buntes Blumenmeer, in dem jetzt viele goldene Kugeln sichtbar wurden, große und kleine. Die Funken der Diamanten schwirrten durch die Luft und schienen bis zum Horizont zu sausen. Einige langsam, andere sehr schnell, viele schossen im hohen Bogen davon, andere im Zickzack und wieder andere in Schlangenlinien.

Angezogen vom Farbenspiel der Blumen beschloss ich, mir eine Knospe näher anzusehen. „Ich möchte auf einen Sprung zu der großen gelbrotblauen Pflanze dort drüben!“

Ich ging in die Knie. Wie eine Sprungfeder schnellte ich blitzartig durch die Luft und landete mit einem Satz auf einem der vielen Blütenstempel der Pflanze. Blütenstaub rieselte aus den Staubgefäßen und reizte mich zum Niesen.

Samtig weich war es unter meinen Füßen, so dass ich den Wunsch verspürte, mich hinzulegen und auszuruhen. Sogleich lag ich lang und fühlte mich, als sei ich auf Watte gebettet.

Die Blütenblätter umschlossen mich wie ein Mantel. „Kommt doch näher, ihr Lieben“, flüsterte ich. Langsam neigten sich die Blätter bis zur Mitte des Stempels und bildeten ein hellgelbes Dach.

Wie in einer Höhle lag ich nun vollkommen eingeschlossen. Mir war wohlig warm, so als hätte man mich in eine Decke eingewickelt. Träge blinzelte ich in das matte Licht, das im Blüteninnern herrschte.

So ist es wohl im siebten Himmel. Den Satz sagt meine Mutter immer, wenn es ihr besonders gut geht. Eine angenehme Müdigkeit kam in mir auf. Ich schloss meine Augen und war in wenigen Minuten eingenickt. Ich träumte, dass die Blume, in der ich ruhte, sich mit mir unterhält. Vor Schreck wurde ich wach.

Kaum hatte ich die Augen wieder aufgeschlagen, durchfuhr es mich siedend heiß. Hier in dieser Welt funktionierte ja so manches völlig anders. Warum sollten dann nicht auch die Blumen hören und sprechen können. „Kannst du mich hören?“ fragte ich zögerlich, eher zweifelnd, dass mir jemand antworten würde.

„Ja, Seravino, sehr wohl“, antwortete ein zartes Stimmchen. „Ich kann dich hören, wann immer ich will. Dazu musst du nicht in meiner Nähe sein. Es reicht, wenn du in Gedanken mit mir sprichst. Auch du verfügst über diese Eigenschaft, solange du hier bei uns weilst und dies möchtest.“

Ich rührte mich nicht und hielt den Atem an. Wie kann das denn sein, fragte ich mich. Noch ehe ich jedoch die Frage laut stellen konnte, kam die Erklärung:

„Wir können uns allein durch unsere Gedanken verständigen. Alles was wir denken, ist auch für die anderen wahrnehmbar, wenn wir und sie es möchten. Bei uns gibt es keine Geheimnisse. Jeder weiß alles von jedem. So können alle Lebewesen jederzeit miteinander sprechen.

Dazu müssen sie sich nicht von ihrem jeweiligen Platz weg bewegen, lange Reisen machen oder telefonieren, wie bei euch. Wenn sie es allerdings wünschen, den anderen nicht nur in Gedanken zu hören, sondern auch zu sehen, kann dies sofort passieren. Aber du hast ja schon selber erfahren, dass du dich in Sekundenschnelle von einem Ort zum nächsten begeben kannst.“

„Ja, aber weshalb konnte ich dich bisher nicht hören?“ fragte ich.