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Ein verboten verführerischer CEO
Hotelerbin Brooke Porter stellt entsetzt fest, dass ihr Zachary Moore, CEO des Wellnessresorts Seventh Heaven, reihenweise die Kunden wegschnappt. Dieser Kerl ist einfach viel zu reich, arrogant, aber leider auch unheimlich sexy. Trotzdem ist für Brooke klar: Sie muss ihm irgendwie das Handwerk legen. Dafür checkt sie unter falschem Namen in Zacharys Hotel ein - und merkt, dass hier so manches nicht mit rechten Dingen zugeht. Doch ihr sorgsam ausgeheckter Plan gerät immer mehr in Vergessenheit, je näher sie Zachary kommt. Denn er versucht sie auf jede erdenkliche Weise zu verführen und spielt dabei nach ziemlich ungewöhnlichen Regeln ...
Eine knisternde CEO Romance für heiße Lesestunden.
Der Roman ist früher schon einmal unter dem Titel "Seventh Heaven - Himmlischer Mistkerl" erschienen.
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Seitenzahl: 399
Veröffentlichungsjahr: 2023
Cover
Grußwort des Verlags
Über dieses Buch
Titel
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
27. Kapitel
28. Kapitel
29. Kapitel
30. Kapitel
31. Kapitel
32. Kapitel
33. Kapitel
34. Kapitel
35. Kapitel
Über die Autorin
Weitere Titel der Autorin
Impressum
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Hotelerbin Brooke Porter stellt entsetzt fest, dass ihr Zachary Moore, CEO des Wellnessresorts Seventh Heaven, reihenweise die Kunden wegschnappt. Dieser Kerl ist einfach viel zu reich, arrogant, aber leider auch unheimlich sexy. Trotzdem ist für Brooke klar: Sie muss ihm irgendwie das Handwerk legen. Dafür checkt sie unter falschem Namen in Zacharys Hotel ein – und merkt, dass hier so manches nicht mit rechten Dingen zugeht. Doch ihr sorgsam ausgeheckter Plan gerät immer mehr in Vergessenheit, je näher sie Zachary kommt. Denn er versucht sie auf jede erdenkliche Weise zu verführen und spielt dabei nach ziemlich ungewöhnlichen Regeln ...
Kate Lynn Mason
Seventh Heaven – Verführerischer Mistkerl
Brooke
»Oh mein Gott, Lauren, ich glaube, ich bin gestorben und im Himmel gelandet«, verkündete ich. Das Leben war perfekt. Nun ja, fast. Wenn man die eine oder andere Sache ausblendete. Und das tat ich an diesem beinah perfekten Frühsommertag.
Meine beste Freundin Lauren und ich trieben lässig ausgestreckt auf zwei Liegesesseln im Privatpool des Harbor Suites, dem Hotel meiner Familie, auf dem aquamarinblauen Wasser dahin. Es duftete nach Sonnenmilch, exotischen Blüten und frisch gemähtem Gras. Ich nahm den Strohhalm, der aus meiner Virgin Colada ragte, zwischen meine Zähne und rückte meine Versace-Sonnenbrille zurecht, um ungehindert sowie schamlos unseren neuen Poolboy Alessandro durch die dunklen Gläser zu mustern. Von mir aus könnte das Leben immer so weitergehen wie in diesem Augenblick. Zumindest für eine Weile. Lauren und ich hatten vor Kurzem unsere jeweiligen Studiengänge in den Fächern Wirtschafts- und Hotelmanagement sowie Business erfolgreich abgeschlossen und gönnten uns nun eine kleine Auszeit, bevor wir uns in die Arbeitswelt stürzen würden. Lauren plante, irgendwann das Maklerbüro ihrer Eltern zu übernehmen, und ich freute mich darauf, endlich Seite an Seite mit Dad in unserem Hotel zu arbeiten.
»Definitiv im Paradies«, pflichtete sie mir bei, wobei sie Lauren-typisch eine Strähne ihrer langen blonden Haare zwischen die Zähne steckte und eine Kopfbewegung in Alessandros Richtung machte. Der junge Mann, der am anderen Ende des l-förmigen Schwimmbeckens mit einem Kescher das Wasser von Blättern und Insekten befreite, war mit seinem nackten Oberkörper, dessen Muskeln von harter, körperlicher Arbeit zeugten, und diesen verboten tief sitzenden Boardshorts der Inbegriff des südländischen Hotties. Vor dem Hintergrund der üppig an der Hauswand unseres Privattrakts emporkletternden, blühenden, pinken Bougainvillea wirkte er wie einem Werbeclip für einen Urlaub an weißen, mit Palmen bewachsenen Stränden entsprungen. Im Geist fächelte ich mir kühle Luft zu, denn irgendwie schien bei Alessandros Anblick die Temperatur um etliche Grad gestiegen zu sein. Aber im Ernst, ich konnte Lauren gut verstehen. Vom ersten Moment an, da sie ihn gesehen hatte, hatte sie ein Auge auf Alessandro geworfen, was sie jedoch vor ihren Eltern, die zu den Top-Maklern unserer Gegend, den East Hamptons, zählten, geheim hielt. Laurens alte Herrschaften waren Snobs, wie sie im Buche standen. Im Prinzip genau wie meine, nur dass meine viel zu sehr damit beschäftigt waren, unseren Familienbetrieb auf Trab zu halten, um Zeit für meine Belange aufbringen zu können. Wobei diese Aussage nicht ganz der Wahrheit entsprach. Es war lediglich Dads Aufmerksamkeit, die unserem alt eingesessenen Familienbetrieb galt. Mom war derzeit mit ganz anderen Dingen beschäftigt – und diese waren leider alles andere als erfreulich. Energisch schob ich ihr Bild beiseite. Ich hatte keine Lust, mir diesen herrlichen Tag – oder diesen sexy Anblick – durch trübe Gedanken verderben zu lassen. Jedenfalls hoffte Lauren, die sich anders als ich nicht auf der Suche nach ihrem Traumprinzen – inklusive Hund, Füßchengetrappel und obligatorischem weißem Gartenzaun – befand, auf einen heißen, unverbindlichen One-Night-Stand mit unserem Poolboy.
Lauren und ich diskutierten gerade Alessandros offensichtliche und nicht übersehbare optische Vorzüge, als die Schiebetür am Haus zur Seite glitt. Kurz darauf erklang das hektische Geklapper von Absätzen auf den polierten Granitplatten, die den Poolbereich umgaben.
Ich musste mich erst gar nicht umdrehen, um zu wissen, dass es Dads persönliche Assistentin Tiffany war, die es in unseren Garten verschlagen hatte und nun unser interessantes Gespräch unterbrechen würde. Ihren typischen Trippelschritt à la Sprich-mich-nicht-an-denn-ich-bin-ultrawichtig-und-unheimlich-beschäftigt würde ich sogar auf zehn Meilen Entfernung erkennen. Ich liebte diese Frau ungefähr so sehr wie Haferschleim. Allerdings war es ungewöhnlich, dass sie hier am Pool auftauchte, dazu noch samstags.
»Shit«, murmelte ich in Laurens Richtung mit einem Augenrollen, bevor ich mich umdrehte und mir ein gequältes Lächeln abrang. Immerhin hatte ich eine gute Erziehung genossen.
»Tiffany, hey. Was führt dich zu uns?«
Tiffany, wie immer top gestylt mit ihrer kurzärmeligen hellblauen Bluse und dem grauen Minirock, der ihre langen dunkelbraunen Beine bestens zur Geltung brachte, erwiderte mein Lächeln nicht. Ich wusste, dass mein Vater eine Schwäche für sie hegte, denn leider war sie nicht nur übereifrig, sondern auch ziemlich hübsch. Ich mochte die Assistentin meines Dads trotzdem oder vielleicht gerade deswegen nicht, weil sie stets alles tat, um seine Aufmerksamkeit zu erhaschen. Sie las ihm förmlich jeden Wunsch von den Lippen ab, bevor er den Mund überhaupt aufgemacht hatte. Angefangen hatte der ganze Zirkus, als Mom krank geworden war, was ich Tiffany besonders übel nahm. Sie hatte die Gunst der Stunde genutzt, um sich zwischen meine Eltern zu drängen.
Sie klemmte sich den Hefter, den sie in den Händen hielt, unter den Arm und schob sich ihre ebenholzfarbenen Locken aus der Stirn. »Dein Dad möchte dich in seinem Büro sprechen, Brooke. Umgehend.« Ihre Miene ließ keine Regung erkennen, als sie ihren Blick abschätzig über meinen winzigen Bikini wandern ließ.
Ich hätte schwören können, dass die Temperatur gerade um mehrere Grad gesunken war, denn trotz der wärmenden Sonnenstrahlen fühlte ich den Hauch eines Fröstelns über meine Haut streifen. Was für eine Bitch Tiffany doch war. Das Einzige, was einer Affäre zwischen ihr und Dad im Weg stand, war ich, und das wusste Tiffany nur allzu gut. Betont gleichmütig tauchte ich meine freie Hand ins Wasser und dirigierte meine Liege Richtung Beckenrand.
»Um was geht es denn?« Typisch, dass Dad auch am Samstagnachmittag bei strahlendem Sonnenschein arbeitete. Aber so war er eben. Unser Familienbetrieb, den er von seinen Eltern übernommen hatte, ging ihm über alles. Und Tiffany war anscheinend willens genug, ihm auch am Wochenende zur Hand zu gehen. Aber man musste ihm zugestehen, dass er mit seiner Arbeitsmoral das Harbor Suites nach der Hochzeit mit Mom als Geschäftsführer zur unangefochtenen Nummer eins auf der Insel gemacht hatte.
»Das soll dir Mark selbst sagen«, erwiderte Tiffany überheblich und verfolgte, wie ich meinen Drink am Beckenrand abstellte, bevor ich ins Wasser glitt und mich an der Ausstiegsleiter hochzog. Erwähnte ich schon, dass ich sie für eine Bitch hielt?
»Danke, Tiffany«, entgegnete ich und legte einen winzig kleinen, aber unverkennbaren Hauch Sarkasmus in meine Stimme, bevor ich nach meinem bunten Handtuch auf der Sonnenliege griff, um mich abzutrocknen. Ich war sonst nicht so eine Zicke, aber wenn jemand drohte, in die Ehe meiner Eltern einzubrechen, mochte sie auch gerade unter einem noch so ungünstigen Stern stehen, wurde ich fuchsteufelswild. »Sonst noch etwas? Wenn nicht, richte doch bitte meinem Vater aus, dass ich mich kurz umziehe, bevor ich zu ihm ins Büro komme.« Ich bedachte sie mit einem zuckersüßen Lächeln, das in krassem Gegensatz zu meinem eisigen Blick stand und prompt die gewünschte Wirkung zeigte.
Mit säuerlicher Miene wandte sich Tiffany ab und stöckelte durch die offen stehende Schiebetür ins Gebäude zurück.
»Was in aller Welt war das denn?« Lauren betrachtete mich stirnrunzelnd vom Pool aus, während ich mich weiter abtrocknete. »Die tut ja gerade so, als sei sie die Hotelchefin höchstpersönlich.«
Ich stieß einen Seufzer aus und warf das nasse Handtuch auf die Sonnenliege zurück, bevor ich anschließend in meinen weißen Frotteebademantel schlüpfte und den Gürtel auf Höhe der Taille verknotete.
»Davon träumt sie wohl. Diese Ziege baggert Dad an, als sei er der letzte Mann auf dem gesamten Planeten.« Und das Schlimme war, dass es ihm zu schmeicheln schien. Klar, welcher Mann Ende vierzig fand es nicht toll, wenn eine halb so alte, dazu noch hübsche Frau ihn so offensichtlich anhimmelte? Wobei ich vermutete, dass Tiffany plante, sich ins gemachte Nest zu setzen. Dad war ein attraktiver Fang für junge Frauen wie sie, insbesondere für ein Mädchen wie Tiffany, die ihre Wurzeln in Brooklyn Hights, New York, hatte. »Tut mir leid, Süße«, sagte ich bedauernd zu Lauren. »Ich muss dich dann mal allein lassen. Kommst du klar?«
Laurens Blick schweifte kurz hinüber zu Alessandro. »Ich komme so was von klar, Baby«, meinte sie breit grinsend. »Lass dir ruhig Zeit.« Sie legte sich auf ihrem Wassersessel zurück und drückte das Kreuz durch, damit Alessandro auch nicht ihre beeindruckende Oberweite übersehen konnte, falls er einen Blick riskieren sollte. Was er nicht selten tat, denn so, wie ich die Sache interpretierte, hatte er ebenfalls Feuer gefangen. Aber warum auch nicht? Lauren mit ihren Wahnsinnskurven, dem langen Haar und ihrem strahlenden Lächeln war die Art von Blondine, der die Kerle gern hinterherschmachteten.
»Viel Erfolg, Lauren.« Grinsend schob ich meine Sonnenbrille hoch auf mein Haar und schlüpfte in meine pinken Flip-Flops. »Bis später dann. Wenn du irgendwas brauchst ...«
»... finde ich es in deinem Apartment. Danke, Süße!« Lauren warf mir ein Luftküsschen zu und hielt dabei ihren Blick auf Alessandro geheftet, als wollte sie ihn mit ihrer Gedankenkraft beschwören, endlich mal etwas länger hinzusehen.
Durch die Schiebetür ging ich zurück in den Privattrakt unseres Hotels, in dem sich mein eigenes ebenerdiges Apartment sowie eine Reihe von Gästesuiten für Familienangehörige und enge Freunde befanden. Dad hatte mir die schicke Dreizimmerwohnung zum Uniabschluss eingerichtet und sie fungierte als eine Art zweites Zuhause für Lauren. Während ich mit meinen Flip-Flops über den marmorierten Steinboden lief, drückte ich ihr im Geist die Daumen, dass Alessandro seine Schüchternheit endlich überwand und einen Schritt auf sie zu machte. Lauren war die Schwester, die ich nie gehabt und mir immer gewünscht hatte. Wir hatten uns als Sophomores während der Highschool kennengelernt, wo wir uns beide für das Cheerleaderteam beworben und kläglich versagt hatten. Irgendwie hatte uns dieses traumatische Ereignis zusammengeschweißt und seitdem waren wir unzertrennlich, auch wenn ich meinen Collegeabschluss an der Columbia und sie ihren an der NYU gemacht hatte. Meine Freundin war nicht nur superklug – sie bestand mit Auszeichnung –, sondern auch witzig und warmherzig. Sie war die Sanftere und Verspieltere von uns beiden, während ich rationaler veranlagt war. Obwohl ich natürlich auch meine kleinen, geheimen, romantischen Träume besaß – zumindest was das Happily-Ever-After betraf.
Ich steuerte die zweiflügelige, aus hellem Holz bestehende Tür an und legte meinen Zeigefinger auf den Scanner, um sie zu öffnen. Mit einem leisen Surren glitt sie auf und ich trat in den quadratischen Eingangsbereich. Stille Freude und ein gewisser Stolz erfüllten mich, als ich meine Wohnung betrat, die mit Möbeln im skandinavischen Stil und dunkelgrauem Echtholzparkett ausgestattet war. Ich liebte meinen Rückzugsort und konnte mir keinen schöneren Platz auf der Welt vorstellen. Ich hatte mir schon immer gewünscht, mein eigenes Apartment auf dem Gelände des Harbor Suites zu haben. Früher hatte ich eine kleine Suite in meinem Elternhaus, dem van Deeks Manor, bewohnt. Da sich das Haus in nur fünf Gehminuten Entfernung ebenfalls auf dem Hotelgelände befand, konnte ich jederzeit unkompliziert bei Mom und Dad vorbeischauen, wann immer mir der Sinn danach stand.
Gut gelaunt suchte ich mein Schlafzimmer auf, das von einem mit unzähligen Patchwork-Kissen geschmückten Queensize-Bett dominiert wurde, und stöberte im begehbaren Wandschrank nach einem Outfit. Ich entschied mich für einen eher legeren Look, nämlich einen kurzen weißen Jeansmini, ein hellrosafarbenes Trägertop und flache Ballerinas. Schließlich hatten wir Wochenende, da konnte mein Kostüm getrost im Schrank hängen bleiben, zumal ich noch nicht offiziell für die Firma arbeitete. Im Bad kämmte ich mir schnell mein schulterlanges, leicht gelocktes Haar, von dem Dad immer behauptete, es erinnerte ihn an dunklen Honig. Für mich war es einfach nur ein unscheinbares Braun, das ich regelmäßig mit blonden Highlights aufpeppte. Ich rückte ein wenig näher an den Spiegel heran, um zu prüfen, ob sich zu den fünf Sommersprossen auf meiner Nase welche hinzugesellt hatten, und atmete auf, als ich keine weiteren Pünktchen entdecken konnte. Einigermaßen zufrieden mit mir, verließ ich mein Apartment, um Dad aufzusuchen.
Dads Arbeitszimmer befand sich im Hauptgebäude unseres Hotels im ersten Stock neben dem Konferenzraum. Da das Vorzimmer nicht besetzt war, klopfte ich an die schwere Nussbaumtür, die zum Büro führte. Auf mein Klopfen erhielt ich keine Antwort, deshalb öffnete ich, um hineinzuspähen, und trat ein. Dad bemerkte mich nicht. Mit dem Rücken zur Tür und dem Smartphone am Ohr stand er an einem der Sprossenfenster, das sich zu dem begrünten Innenhof hin öffnete. Ich blieb im Eingang stehen und während ich den vertrauten Zigarrengeruch einatmete, ließ ich meinen Blick durch den beeindruckenden Raum schweifen, ein Inbegriff männlicher Eleganz und Macht. Die Bankerlampe aus Messing warf ein behaglich goldenes Licht in den Raum, der wegen der dunklen Wandvertäfelung und wuchtigen Möbel stets etwas düster wirkte.
Dad drehte sich zu mir um und die Andeutung eines Lächelns huschte über sein Gesicht. Er gab mir ein Zeichen, näher zu kommen, bevor er sich mit zusammengezogenen Brauen wieder seinem Gesprächspartner widmete. »Sicher, Tom. Ich werde mich darum kümmern. Machen Sie sich keine Gedanken, ich gehe der Sache nach.«
Dicke Orientteppiche dämpften meine Schritte auf dem Echtholzparkett, als ich zum Mahagonischreibtisch ging, um mich in einem der beiden Besuchersessel niederzulassen. Ich schlug die Beine übereinander und betrachtete meinen Vater. Selbst als seine Tochter musste ich zugeben, dass er mit seiner schlanken, hohen Statur und den grau melierten Haaren ein äußerst gut aussehender Mann war. Freunde und Verwandte behaupteten, ich hätte sein energisches Kinn geerbt und seinen trockenen Sinn für Humor. Aber im Ernst, kein Wunder, dass die Frauen auf Mark van Deeks fliegen, überlegte ich, als er das Gespräch beendete und das Smartphone sorgfältig auf dem Schreibtisch ablegte. Er machte eine wirklich gute Figur in seinem maßgeschneiderten grauen Einreiher von Hugo Boss, und das entging leider auch Frauen wie Tiffany nicht. Wo war sie eigentlich? Üblicherweise klebte sie an Dad wie ein Stück Kaugummi, stets darauf bedacht, ihm jedes Steinchen aus dem Weg zu räumen.
»Honey.« Dads Stimme riss mich aus meinen Überlegungen. Er neigte sich zu mir hinab, um mir zur Begrüßung einen Kuss auf die Wange zu geben, und ich stellte zufrieden fest, dass er wie immer nach seinem herben, leicht holzigen Aftershave duftete. Ein Geruch, den ich über alles liebte. Genau wie ihn selbst.
»Tiffany sagte mir, dass du mich sprechen wolltest?«
»Richtig.« Dads Lächeln verschwand, als er sich mir gegenüber in seinem ausladenden kaffeebraunen Ledersessel niederließ. Vielleicht irrte ich mich, aber mir kam es vor, als hätten sich neben seinen Mundwinkeln zwei Linien eingegraben.
In meiner Mitte formte sich ein Knoten, ein vertrautes Gefühl. »Geht es um Mom?« In den letzten Wochen hatte es ein paar unschöne Situationen gegeben, aus denen wir meine Mutter hatten herausholen müssen.
Dad schüttelte den Kopf, legte die Fingerspitzen aneinander und lehnte sich in seinem Sessel zurück, der daraufhin schwingend nachgab. »Nein. Deine Mutter befindet sich – soweit mir bekannt ist – gerade im van Deeks Manor und schläft.«
... ihren Rausch aus, ergänzte ich stumm und konnte am Flackern in Dads grauen Augen ablesen, dass er ähnliche Gedanken hegte.
»Nein, Honey, es geht um Folgendes. Ich habe dich rufen lassen, weil das Harbor Suites ein Problem hat. Weil wir ein Problem haben. Da du ja in Kürze ins Geschäft einsteigen wirst, halte ich es für wichtig, dich darüber zu informieren. Auch möchte ich dich um deine Hilfe bitten.«
Ein kalter Schauer lief über meine Wirbelsäule. Das hörte sich nicht gut an. Erneut überkreuzte ich meine Beine. »Okay, Dad«, erwiderte ich zögernd. »Natürlich werde ich helfen, wenn ich kann.« In den letzten Monaten war unsere Familie mehr als genug mit Negativschlagzeilen in der Presse vertreten gewesen. Wenn es so weiterging, würden Moms Eskapaden uns irgendwann das Genick brechen. Ich hoffte sehr, dass sie sich Dr. Hershbergers Worte zu Herzen nahm und endlich über eine Therapie nachdenken würde.
»Die Sache ist die.« Dad hielt kurz inne und ich sah, wie seine Kiefermuskeln arbeiteten. »Seit es dieses neue Wellnessresort an der Nordküste gibt, sind unsere Umsätze massiv eingebrochen.«
»Oh.« Zuerst fühlte ich gar nichts. Die Erleichterung, die ich empfunden hatte, weil unser Problem diesmal nicht mit Mom zu tun hatte, wandelte sich angesichts Dads tiefer Sorgenfalten in Anspannung. »Du meinst das Seventh Heaven?« Mir war in den Clubs schon so einiges über das neue, angeblich so tolle Luxusresort zu Ohren gekommen, das seit einem knappen halben Jahr auf der anderen Seite der Inselspitze für Furore sorgte.
»Genau. Ich habe den Verdacht, dass unsere sinkenden Umsätze etwas mit der Eröffnung des Seventh Heaven zu tun haben. Und wir sprechen hier nicht von einem zu verschmerzenden Rückgang, sondern von einem erheblichen Verlust. Unsere Investoren sowie Aktionäre werden langsam unruhig und ich möchte wissen, was dort drüben vor sich geht, Brooke.« Solang ich denken konnte, war unser Hotel stets die unangefochtene Nummer eins vor Ort gewesen. Es war mir nicht bewusst gewesen, dass sich dies geändert hatte. Interessiert
lehnte ich mich vor. »Okay, Dad. Was hast du vor?«
»Ich weiß, dass wir geplant haben, dass du erst nach dem Sommer ins Geschäft einsteigst, Honey. Aber jetzt möchte ich dich trotzdem um einen Gefallen bitten.«
»Alles, was du willst, Dad.« Ich drehte mich um, weil sich die Tür in meinem Rücken öffnete, und erspähte Tiffany, die mit einem Tablett voller Kaffeegeschirr ins Zimmer trat.
Dad erhob sich, um es ihr abzunehmen. »Ich habe Tiffany gebeten, uns einen Kaffee und etwas Gebäck zu bringen. Danke, Tiffany, Sie sind ein Schatz.«
Ich verdrehte innerlich die Augen, als ich sah, wie diese ihm lächelnd einen verführerischen Blick unter ihren getuschten Fake-Wimpern hervor schenkte. »Das mache ich doch gern, Mark.« Sie wandte sich ab und schritt mit wiegenden Hüften zurück zum Ausgang, als würde sie den Laufsteg von America's Next Topmodel entlangschreiten. Wobei sie mich mit Nichtachtung strafte. Natürlich.
Diese Frau war unmöglich. Vielleicht sollte ich mit Dad über sie sprechen. Offen meine Gedanken äußern. Denn wenn ich bald Seite an Seite mit ihm arbeiten sollte, mussten wir eine Alternative zu Tiffany Myers finden. Ich würde definitiv nicht in der Lage sein, jeden Tag ihr falsches Lächeln zu ertragen. Ich traute dieser Frau keinen Millimeter über den Weg, seitdem ich sie mal dabei ertappt hatte, während Dads Abwesenheit in dessen Unterlagen herumzuschnüffeln. Es würde mich nicht wundern, wenn sie unseren Konkurrenten brisante Informationen zuspielen würde. Gegen eine entsprechende Entlohnung natürlich. Aber vielleicht sah ich auch einfach zu viele Soaps.
»Also, Dad«, begann ich, nachdem er uns Kaffee eingeschenkt und mir den Plätzchenteller hingehalten hatte, bei dem ich beherzt zugriff, weil ich zu meiner Schande süßen Leckereien einfach nicht widerstehen konnte. Dabei musste ich höllisch aufpassen, um kein Hüftgold anzusetzen. Diese ungünstige Veranlagung hatte ich Mom zu verdanken, die sich seit Jahren mit strengen Diäten in Form hielt. Ich hatte ihre Kurven geerbt, zusammen mit dem brünetten, leicht gewellten Haar und den Augen, die sich irgendwie nicht zwischen Hellbraun und Grün entscheiden konnten. »Was kann ich für dich tun?«
Dad nahm rasch einen Schluck von seinem Kaffee, bevor er ihn abstellte und mir einen bunten Hotelprospekt aus seiner Ablage reichte. »Brooke, Honey, ich möchte, dass du inkognito ins Seventh Heaven eincheckst und dem Inhaber mal auf den Zahn fühlst. Finde für mich heraus, was an diesem Hotel so einzigartig ist, dass uns unsere langjährigen Gäste untreu werden.« Neugierig blätterte ich durch die Hochglanzseiten und blieb an einem Bild hängen, das die imposante Vorderfront des Seventh Heaven zeigte. Die hölzerne Fassade im Ostküsten-Beach-Look mit den verzierten Holzbalkonen, den umlaufenden Veranden und dem grauen verwinkelten Schindeldach besaß einen besonderen Charme. Rechts vom Eingang, der von zwei Säulen flankiert wurde, plätscherte Wasser in einem Springbrunnen. Die geteilten Fenster waren in lindgrüner Farbe abgesetzt, die sich an den Ecken und Fensterläden wiederholte. Ein wirklich hübsches Haus, stellte ich fest, mit dem aber unser Hotel, ein gemauertes, großzügiges Gebäude mit Fachwerk im oberen Drittel, optisch durchaus mithalten konnte. Ich ließ meine Finger weiter durch die Seiten fliegen, bis ich das Ende der Broschüre erreicht hatte. Ich hielt Dad die letzte Seite entgegen, um ihm das Foto eines dunkelhaarigen Mannes, der gegen ein nachtblaues Jaguar-Cabrio gelehnt dastand, zu zeigen. »Ist das der Hotelbesitzer?«
»Jepp.« Dad stellte seine Tasse, an der er gerade genippt hatte, auf den Unterteller zurück. »Das ist Zachary Moore, der älteste von insgesamt drei Brüdern. Er ist der CEO des Hotels, siebenundzwanzig, Single und hat einen Abschluss von der Yale. Mit ihm zusammen im Betrieb arbeiten seine jüngeren Brüder Kyle und Nash. Es wird erzählt, dass Zachary Moore das Geschäft eisern führt und die Zügel gern selbst in der Hand hält, obwohl er es eigentlich nicht nötig hätte. Die Moores sind unverschämt reich.«
Ich blickte kurz vom Prospekt auf. »Ein stinkreicher Single also.«
Dad nickte. »Laut der Klatschpresse gilt Zachary Moore als der begehrteste Junggeselle der Insel. Und man munkelt, dass er diesen Status durchaus genießt. Der Mann lässt anscheinend nichts anbrennen.«
Ich betrachtete das Bild ein wenig genauer. Dieser Mr Moore war ein ziemlich attraktiver Kerl. Wie er so mit vor der Brust verschränkten Armen lässig gegen seinen Wagen lehnte, wirkte er in seinem auf Figur geschnittenen Anzug elegant und sportlich zugleich. Breite Schultern, ein muskulöser Oberkörper, schmale Hüften und lange Beine. Das perfekte V, das den Frauen weiche Knie bescherte. Die Sonnenbrille verbarg die Augen in einem kantigen Gesicht und sein um einen Tick zu langes Haar lockte sich leicht, dort, wo es an den Hemdskragen stieß. Um seinen linken Mundwinkel, der zu einem Paar sinnlicher Lippen gehörte, tanzte die Andeutung eines Lächelns. Er sah aus wie ein Player.
Oh ja, Mr Moore-ich-weiß-wie-man-einen-Anzug-ausfüllt, ich werde dein Geheimnis ergründen. Mach dich darauf gefasst.
Zachary
Wie jeden Morgen, bevor ich meine Suite verließ, blieb ich vor dem Wandspiegel gegenüber meines Kingsize-Betts stehen, um mein Aussehen noch mal zu überprüfen. Die maßgeschneiderte anthrazitfarbene Anzughose von Armani saß wie angegossen, stellte ich zufrieden fest, als ich mit nacktem Oberkörper in das kurzärmelige schneeweiße Hemd schlüpfte, das sich wie eine zweite Haut an mich schmiegte, die Knöpfe schloss und es in die Hose steckte. Ich sollte Allison, meiner persönlichen Assistentin, bei Gelegenheit mal wieder eine kleine Anerkennung zukommen lassen. Sie sorgte dafür, dass ich stets frisch gewaschene sowie gebügelte Wäsche in meinem Schrank vorfand, und sie wusste genau, welche Art Kleidung ich bevorzugte, weshalb ich sie mit der Auswahl meiner Garderobe betraut hatte. Angesichts der schweißtreibenden Temperaturen draußen verzichtete ich auf das Jackett, auch wenn im Gebäude dank der Klimaanlage angenehm temperierte zwanzig Grad herrschten, hatte ich doch nicht nur innerhalb des Hotelkomplexes zu tun, sondern auch im Außenbereich. Ich nahm die nachtblaue Satinkrawatte mit dem goldfarbenen Emblem des Seventh Heaven vom Kleiderständer und band sie mir um. Anschließend ließ ich das Blackberry in meine Brusttasche gleiten und fuhr mir noch mal mit der rechten Hand durch die dunklen Haare, um diese eine widerspenstige Locke zu bändigen, die mir sogleich wieder in die Stirn fiel. Vergebene Liebesmühe. Es störte mich dennoch nicht. Abgesehen von einem leichten Druck in meiner Schläfengegend, der vermutlich den paar Drinks zu viel gestern Abend bei einer Privatparty geschuldet war, fühlte ich mich gut, energiegeladen und ausgeruht.
Meine Schritte hallten auf dem schwarzen Marmor wider, als ich den Aufzug im obersten Stock des Hotels ansteuerte. Zu dieser Etage hatten Gäste keinen Zutritt. Ich bewohnte die insgesamt zweihundertfünfzig Quadratmeter zusammen mit meinen beiden Brüdern, wobei jeder von uns eine Suite mit Loggia und Ausblick auf den hoteleigenen Strand sowie den Atlantik besaß.
Der Lift kam, ich trat in die verspiegelte Kabine und schmunzelte, als ich die Musik hörte, die gespielt wurde. I love my life. Der Song passte wie die Faust aufs Auge. Ich musste zugeben, mein Leben war in der Tat nahezu perfekt, seitdem Nash, Kyle und ich vor einem halben Jahr das Seventh Heaven eröffnet hatten, auch wenn ich niemals geglaubt hätte, dass mich diese neue Aufgabe mit derart tiefer Befriedigung erfüllen würde. In Wahrheit vermisste ich es nicht, für zwei der angesagtesten und exklusivsten Tanzclubs in New Haven verantwortlich zu sein. Die Geschäfte hatte ich Jace, meinem langjährigen Freund und Studienkollegen, zu treuen Händen übergeben und den Bilanzen nach zu urteilen, machte er seine Sache ausgesprochen gut. Davon abgesehen, war ich ebenfalls Teilhaber vom Icecube, einem Promi-Nachtclub in Montauk, das ich zusammen mit Joshua Montana, einem Einheimischen, führte. Dort konnte ich mich nach Lust und Laune einbringen, wenn mir der Sinn danach stand. Josh hatte ich bei einem meiner Besuche im Nachtclub kennengelernt. Wir hatten uns auf Anhieb verstanden, schienen Brüder im Geiste zu sein, und da Josh gerade einen Investor gesucht hatte und ich mir eine Teilhaberschaft sehr gut hatte vorstellen können, hatte er mir spontan angeboten, bei ihm einzusteigen. Alles in allem war ich mit meinem Leben mehr als zufrieden. Ich war Single, besaß genug Vermögen, um mir so manches Vergnügen zu finanzieren. Meine Brüder und ich konnten sorgenfrei leben und ich wusste, dass Mom es sich genau so für uns erhofft hatte. Dennoch wünschte ich mir jeden Tag, sie wäre noch da.
In wenigen Sekunden war ich im Erdgeschoss angekommen. Die Lifttüren öffneten sich mit einem kaum hörbaren Surren, als ich in die lichtdurchflutete Lobby trat, eine exquisite Kombination aus weißem Holz, Naturstein und Glas, gestaltet nach einem Entwurf eines auf der Insel ansässigen Top-Architekten.
»Guten Morgen, Sandra. Wie geht es Ihnen heute?« Ich schenkte der langbeinigen Blondine hinter dem Empfangstresen, die ihre knapp sitzende nachtblaue Bluse, ebenfalls mit dem goldfarbenen Hotelemblem verziert, ganz nach meinem Geschmack ausfüllte, ein strahlendes Lächeln. »Sie sehen wieder umwerfend aus.«
»Guten Morgen, Mr Moore«, erwiderte sie und errötete sanft, wobei sie sich verlegen auf die Unterlippe biss. Irgendwie niedlich, dass meine Komplimente sie nach fünf Monaten noch immer verunsicherten. Mir war klar, dass sie eine Schwäche für mich hatte. Das Credo der Moore-Brüder, an das wir drei uns strikt hielten, lautete jedoch, uns niemals auf Affären mit Angestellten einzulassen. Professionalität stand bei uns an allererster Stelle. Nun, was mich betraf zumindest. Bei Kyle und Nash war ich mir in dieser Beziehung nicht so sicher. Besonders bei meinem Bruder Kyle nicht.
»Zachary bitte«, erinnerte ich Sandra. Nicht zum ersten Mal.
»Irgendwas Wichtiges?«, wollte ich von ihr wissen, als ich durch die Mappe mit Unterlagen blätterte, die sie mir über die Theke gereicht hatte.
»Wir haben eine Buchung für die Honeymoon-Suite für das übernächste Wochenende hereinbekommen. Die Clarks aus Huntington. Trent Clark junior heiratet am Samstag.«
»Senator Clarks Jüngster?« Sandra nickte.
Wow. Ja, man könnte sagen, die Reputation unseres Hotels stieg stündlich. Die Geschäfte liefen in der Tat hervorragend. Wenn die Presse Wind davon bekam, dass Trent Clark seine Flitterwochen hier bei uns im Seventh Heaven auf Long Island verbringen würde, würde es in Kürze Anfragen von Stars und Sternchen hageln. Ich hatte nichts dagegen. Es war mein erklärtes Ziel, das Seventh Heaven zur Nummer eins der Insel zu machen. »Sehr schön, Sandra. Geben Sie Maria Bescheid, dass sie sich darum kümmert, dass diese Suite zum entsprechenden Termin blitzt und funkelt wie das Diadem der Queen höchstpersönlich.«
Wieder nickte sie und ihre Wangenröte vertiefte sich. Scheiße, diese Kleine musste dringend an ihrem Selbstbewusstsein arbeiten. Ich wollte hier am Empfang nur Leute stehen haben, die Selbstsicherheit und Kompetenz ausstrahlten. Kein schüchternes, verlegenes Mäuschen, mochte sie noch so sexy und effizient sein. Vielleicht sollte ich Sandra doch einen anderen Arbeitsplatz zuteilen, an dem sie nicht so sehr in der Öffentlichkeit stand. Ich machte mir eine mentale Notiz, später darüber zu entscheiden. »Was gibt es sonst noch, Sandra?«
Sie senkte den Kopf und durchstöberte den Papierstapel auf dem Tresen vor sich. »Mal sehen, der Raumausstatter für die Zimmer im Südtrakt hat sich für heute Nachmittag angekündigt. Emilio würde gern mit Ihnen die Vorschläge für die veganen Menüs durchgehen und um zehn Uhr haben Sie einen Termin mit einem neuen Bewerber für den Poolservice. Ach ja, und Mr Molino hat um Rückruf gebeten. Es sei dringend.« Ich fing ihren Blick auf und sie verstummte. »Oh Gott, es tut mir leid, Sie gleich am Morgen so zu überfallen, Mr Moore.«
»Zachary«, wiederholte ich gebetsmühlenartig. »Und es muss Ihnen nicht leidtun.« Das meinte ich ernst. Es bereitete mir Vergnügen, immer und überall erreichbar und in alle Angelegenheiten des Hotelbetriebs involviert zu sein, denn das gab mir das Gefühl, dass ich die Kontrolle behielt. Unter den Angestellten genoss ich den Ruf eines Workaholics, denn ich hatte deutlich gemacht, dass ich es für meine Aufgabe hielt, Ansprechpartner für alle Belange zu sein. Niemand kam an mir vorbei, und das wussten sowohl meine jüngeren Brüder als auch die Belegschaft. Doch ich wollte erfahren, was in meinem Betrieb passierte und stets informiert sein. Nur so war ich in der Lage, auf etwaige Probleme zeitnah zu reagieren. Wobei ich Probleme vielmehr als Herausforderung betrachtete. Meine Vergangenheit hatte mich gelehrt, mich den Stürmen des Lebens zu stellen und die Wellen zu reiten, anstatt dagegen anzukämpfen. Wenn ich mir unsere kleine Familie, die seit Moms Tod vor acht Monaten leider nur noch aus uns drei Moore-Brüdern bestand (meinen Vater hatten wir schon lang von der Liste gestrichen, er existierte für uns nicht), so ansah, hatte ich keinen allzu schlechten Job gemacht.
Ich neigte mich meiner Empfangsdame entgegen und senkte meine Stimme zu einem leisen Murmeln. »Sie sollten sich unbedingt etwas selbstbewusster geben, Sandra. Das würde Ihnen gut zu Gesicht stehen, glauben Sie mir.« Ich zwinkerte ihr zu und wandte mich ab, um ihr die Gelegenheit zu geben, meine Worte zu verdauen. Vielleicht fielen sie auf fruchtbaren Boden. Ich würde Sandra ungern vom Empfang abziehen, denn sie machte rein optisch eine fantastische Figur.
Im Wartebereich der Lobby ließ ich mich in einen der mit weißem Leder bezogenen Sessel sinken und zog das Blackberry aus meiner Brusttasche, um Mr Molino, den Stadtrat unseres Bezirks, anzurufen, als mich etwas dazu veranlasste, meinen Blick zum Eingang zu lenken, wo just in diesem Moment eine junge Frau mit einem dunkelblauen Louis-Vuitton-Trolley durch die Tür trat. Was an sich nichts Besonderes war, denn solche Damen gingen im Seventh Heaven täglich ein und aus. An manchen Tagen glich das verdammte Hotel regelrecht einem Bienenstock. Aber irgendwas an dieser Brünetten fesselte meine Aufmerksamkeit. Irgendwas hatte sie an sich, das tief in meiner Magengrube ein seltsames Flattern hervorrief. Dabei war sie nicht mal umwerfend schön, jedenfalls nicht auf den ersten Blick. Ich verfolgte, wie sie mit wiegenden Hüften den Tresen anstrebte und mit einem freundlichen Lächeln von Sandra begrüßt wurde. Unwillkürlich glitt mein Blick an ihrer zierlichen Figur hinab, als sie mir den Rücken zuwandte. Zur Hölle, was für ein verflucht netter Arsch!
Wow.
Dieser Hintern war einfach perfekt. Andere Frauen würden für eine solche Rückansicht töten. Durch meinen Unterleib fuhr ein verlangender Schauer. Sehr hübsch. Geradezu fantastisch. Ich hatte eine Schwäche für sexy Pos. Und dieser hier war definitiv einer, bei dem sich ein näheres Hinsehen lohnte. Scheiße. Wie sich ihre Kurven in dem engen Rock bewegten, als sie jetzt ihr Gewicht verlagerte. Sie trug mörderisch hohe High Heels und ihre leicht gelockten Haare offen. Sie berührten gerade mal so ihre Schultern, als würden sie sie bei jeder Bewegung streicheln. Vor meinem inneren Auge startete ein nicht ganz jugendfreies Filmchen und ich fühlte, wie sich etwas in meiner Hose zu regen begann. Falscher Zeitpunkt, sich solchen Fantasien hinzugeben, Kumpel. Ich hatte zu tun. Ein Gespräch zu erledigen. Ich bewegte meinen Kopf hin und her, um meine Nackenmuskeln zu lockern, und wählte Mr Molinos Nummer. Dabei behielt ich jedoch die Unbekannte fest im Blick.
»Mr Molino? Zachary Moore hier, vom Seventh Heaven. Richtig. Guten Morgen. Sie hatten um Rückruf gebeten?«
Ich ließ Molinos umständliche Erklärungen über mich ergehen. Es ging um eine erweiterte Baulizenz, die uns die Stadt für die Eröffnung eines zweiten Hotelrestaurants bewilligen sollte, eigentlich eine reine Formsache. Leider bestand Molino darauf, dass wir die Einzelheiten beim Lunch besprachen. Zähneknirschend stimmte ich zu. Ein Geschäftsessen mit dem stämmigen, ständig schwitzenden Vito Molino war nicht unbedingt eine Sache, der ich erwartungsvoll entgegenblickte. Meiner Meinung nach hätte man die Details auch telefonisch klären können. Aber was tat man nicht alles, um seinen Stadtrat bei Laune zu halten.
»Prima«, erwiderte ich innerlich augenrollend. »Wir treffen uns am kommenden Donnerstag im Blue Delphin in Bridgehampton, Mr Molino. Elf Uhr. Genau. Bis dann.« Den Blick noch immer auf den verlängerten Rücken der attraktiven Brünetten geheftet, beendete ich das Gespräch und ließ das Smartphone zurück in meine Brusttasche gleiten.
Mit einem Nicken händigte Sandra am Tresen Miss Knackarsch gerade die Schlüsselkarte aus, bevor diese sich umdrehte und mit ihrem Trolley den Lift ansteuerte. Jetzt hatte ich noch mal Gelegenheit, sie ausführlich zu studieren. Und musste meinen ersten Eindruck korrigieren. Die Kleine war umwerfend. Vielleicht nicht auf Anhieb, aber bei näherer Betrachtung definitiv ein Hingucker. Sie hatte etwas sehr Anziehendes an sich. Etwas, das meine männlichen Hormone in Aufruhr versetzte und meine Gedanken in eine ziemlich verdorbene Richtung leitete. Ihre Kurven kamen sexy rüber, obwohl sie mit ihrer kleinen Oberweite eigentlich nicht meinem üblichen Beuteschema entsprach. Vielleicht lag es an der Art, wie sie ihre Hüften beim Gehen schwang, oder an der Weise, wie sie sich generell bewegte. Vielleicht auch daran, wie sich ihre eine Spur zu breiten Lippen kräuselten, als sie mich mit einem Blick aus hellbraunen, grauen oder grünen Augen streifte. Ihre Augenfarbe war auf die Schnelle nicht auszumachen, was mein Interesse an ihr weiter anfachte. Mein Schwanz zuckte erwartungsvoll. Zur Hölle, diese sexy Frau hatte es geschafft, nicht nur mein Interesse zu wecken, sondern auch den drängenden Wunsch, sie flachzulegen. Irgendwas an dieser Lady kam mir verflucht bekannt vor, doch ich konnte meinen Finger nicht darauflegen. Ich wartete, bis sie den Lift betreten hatte und sich die Türen hinter ihr sowie einem weiteren Hotelgast geschlossen hatten, bevor ich an den Empfang zurückkehrte.
Sandra bedachte mich mit einem selbstsicheren Lächeln, als sie mich bemerkte, was ich mit Befriedigung feststellte. »Zachary. Was kann ich für Sie tun?«
Beiläufig lehnte ich mich gegen den Tresen. »Sagen Sie, Sandra, die brünette Dame, die hier soeben eingecheckt hat, wie lautet ihr Name?«
»Das war eine Miss Porter, Zachary.« Sandra scrollte sich mit der Maus durch eine Liste, während sie ihren Blick auf den Bildschirm gerichtet hielt. »Miss Brooke Porter. Ich habe ihr ein Einzelzimmer auf der zweiten Etage gegeben. Mit Sicht auf den Pool im Innenhof.« Sie sah mich fragend an. »Ist etwas nicht in Ordnung?«
Ich klopfte mit den Fingerknöcheln auf die weiß schimmernde Marmoroberfläche des Empfangstresens. »Alles bestens, Sandra, machen Sie sich keine Sorgen. Ich hatte nur das Gefühl, die Dame zu kennen ... Ich habe mich wohl geirrt. Danke Ihnen.« Ich schenkte ihr noch ein Zwinkern, bevor ich mich abwandte. Brooke Porter. Der Name sagte mir absolut nichts. Dennoch wurde ich das nagende Gefühl nicht los, die Kleine schon mal irgendwo gesehen zu haben. Ja, ich war mir sicher.
Wenn ich sie nur einordnen könnte. Sie gefiel mir. Ich hatte eine gewisse Herausforderung in ihren Augen funkeln sehen und die energische Linie ihres Kinns registriert, als sie die Lobby durchquert hatte. Sie schien jemand zu sein, der genau wusste, was er wollte. Und auf welche Art er es wollte. Grinsend machte ich mich auf den Weg zur Küche, um mit Emilio, meinem Chefkoch, die vegane Menüplanung durchzugehen.
Etwa zweieinhalb Stunden später, nach einem konstruktiven Austausch mit Emilio und einem zähen Gespräch mit dem hoffnungsvollen, aber leider nicht geeigneten Bewerber für den Poolservice, donnerte ein Güterzug mit vollem Karacho durch meinen Schädel. Ich hasste es, Menschen zu enttäuschen, besonders wenn ich wusste, dass sie den Job eigentlich dringend brauchten. Doch ich stellte nur jemanden ein, wenn ich davon überzeugt war, dass er ins Konzept des Seventh Heaven passte und ich mir diese Person als Teil der inzwischen perfekt funktionierenden Belegschaft vorstellen konnte, wo jeder Einzelne ein unverzichtbares Rädchen im System darstellte. Wenn mir ein Bewerber nicht hundertprozentig geeignet erschien, lehnte ich ihn ab, mochte er mir noch so sympathisch sein. In der Regel blieb ich meinen Prinzipien treu und machte so gut wie nie eine Ausnahme. Nur so hatte ich das Gefühl, alles unter Kontrolle zu behalten.
Jetzt brauchte ich unbedingt eine Pause. Musste abschalten. Und wenn es nur für ein paar Minuten war. Kurz entschlossen suchte ich unsere Bar in der Lounge auf. Das gedämpfte Licht und die relaxte Klaviermusik, die in angenehmer Lautstärke aus den im Raum verteilten Lautsprechern drang, empfand ich als herrlich wohltuend.
Ich schob meinen Hintern auf einen der Barhocker an der Theke in etwas Abstand zu einer Rothaarigen, die mich beim Hereinkommen interessiert gemustert hatte. Mit diesen akut hämmernden Schmerzen hinter meinen Schläfen war mir jedoch gewiss nicht nach Geplänkel und schon gar nicht nach einem Flirt, deshalb wandte ich der Fremden demonstrativ den Rücken zu, lockerte meine Krawatte und winkte unsere Bardame zu mir.
»Karen, Schatz, machst du mir bitte einen doppelten Espresso?«
Die üppige Dunkelhaarige legte ihren Lockenkopf schief.
»Harten Vormittag gehabt, Boss?«
»Eigentlich nicht, aber mein Schädel ist da wohl anderer Meinung.« Ich erwähnte nicht, dass ich ganz sicher ein paar Drinks zu viel erwischt hatte und jetzt dringend eine ordentliche Portion Koffein benötigte, um meinen Restalkoholpegel auf unter null zu senken.
»Alles klar, der Doppelte kommt sofort.« Mit geübten Handgriffen machte sich Karen an dem schwarz glänzenden Kaffeevollautomaten zu schaffen. Sie gehörte von Anfang an zur Belegschaft und war die perfekte Bardame. Sie hatte stets ein offenes Ohr für Angestellte und Gäste, dazu war sie verschwiegen und diskret – unschätzbare Fähigkeiten für diesen Job. Ich würde Karen nur ungern wieder hergeben, daher zahlte ich ihr ein gutes Gehalt und sie dankte es mir mit ungebrochener Loyalität. »Brandy dazu?«, wollte sie nun mit einem Blick über ihre Schulter wissen.
»Eher nicht«, wehrte ich grinsend ab. Karen kannte meine kleinen Eigenheiten mittlerweile und wusste so ziemlich genau, wie sie mich zu nehmen hatte. Eine Eigenschaft, die Sandra noch zu lernen hatte. Ich schätzte Karen sehr als fähige und fixe Mitarbeiterin. Sicher würde sie sich über einen dicken Bonus freuen, überlegte ich, als ich verfolgte, wie sie geschickt meinen Kaffee zubereitete. Karen lebte als Single mit ihrer an MS erkrankten Schwester zusammen und ich unterstützte sie hin und wieder ein wenig, weil ich wusste, dass die beiden Frauen astronomisch hohe Arztkosten zu bewältigen hatten. Natürlich äußerst diskret. »Danke, Karen, du bist ein Schatz.« Ich nahm das Getränk entgegen und riss das beiliegende Zuckertütchen mit den Zähnen auf.
»Keinen Zucker, Boss.«
»Schon gut, ich weiß. Aber heute brauche ich meinen Espresso ausnahmsweise mal heiß und süß«, sagte ich mit einem Zwinkern, legte den Silberlöffel beiseite und setzte die kleine Tasse an meine Lippen.
Karen erwiderte mein Lächeln, bevor sie sich einen Schwung Getränkekarten unter den Arm klemmte, um ein paar neu eingetroffene Gäste anzusteuern.
Ich nippte an meinem Espresso und verfolgte beiläufig irgendeine auf stumm geschaltete VIP-Sendung auf dem Flatscreen an der Wand, die mit mehr oder weniger pikanten Bildern der Stars und Sternchen Long Islands aufwartete. Gott, wie langweilig. Wer sah sich so einen Scheiß bitte schön an? Vielleicht sollte ich mich doch der Rothaarigen widmen, deren Blick ich noch immer in meinem Rücken spürte. Im Prinzip hatte ich nie etwas gegen ein unverfängliches Gespräch mit unseren Gästen zwischendurch einzuwenden, denn das diente der Kundenbindung und lockerte die Atmosphäre auf. Ich wollte mich gerade dezente umdrehen, als die Großaufnahme eines Gesichts auf dem Bildschirm erschien. Eines Gesichts, das mir irgendwie ... ja, zur Hölle! Langsam setzte ich meine Tasse ab. Das war sie! Brooke Porter, die junge Dame, die vorhin ins Seventh Heaven eingecheckt und mir im Vorbeigehen einen herausfordernden Blick zugeworfen hatte. Allerdings lautete der Name, der gerade im Bild eingeblendet wurde, nicht Brooke Porter, sondern Brooke van Deeks. Brooke von Deeks. Die Rädchen in meinem Hirn ratterten laut und vernehmlich. Ich wartete, bis Karen wieder in Reichweite kam, um ihr zu verstehen zu geben, dass ich sie noch mal sprechen wollte.
Karen ließ die Flasche Martini stehen, die sie gerade von einem Regal organisieren wollte und kam zu mir. »Boss?«
»Sei doch so nett und stell das da mal eben lauter, ja?« Ich machte eine Kopfbewegung zum Fernseher hin.
Karen tat mir den Gefallen und ich fixierte den jungen, bärtigen Reporter, der sich vor dem imposanten Gebäude des Harbor Suites positioniert hatte.
»Wie wir aus zuverlässigen Quellen erfahren haben, soll Brooke van Deeks, die einzige Tochter und Erbin des Hotelmagnaten Mark van Deeks, ein Auge auf ihren neuen und zugegebenermaßen ziemlich heißen Poolboy geworfen haben. Bahnt sich da etwa eine Liebelei an? Seit Jahren hat man die schöne Brünette nicht mehr in Begleitung eines Mannes gesehen. Und was wird Mark van Deeks dazu sagen, dass seine Tochter mit einem seiner Angestellten anbandelt? Sicherlich dürfte Mark wenig erfreut über diese Neuigkeit sein, zumal ja seine Frau schon seit einiger Zeit für Negativschlagzeilen sorgt.«
Ich schüttelte leicht den Kopf, als die Nahaufnahme eines gewissen Alessandro beim Arbeiten an einem Außenpool eingeblendet wurde. Schrecklich, diese hohlen Fernsehformate, die das Privatleben von in der Öffentlichkeit stehenden Menschen ausschlachteten. Und mal abgesehen davon, wen interessierte es, für welchen Kerl das Herz von Brooke van Deeks schlug?
»So, liebe Leute, das war's mal wieder mit dem Klatsch und Tratsch über die Stars und Sternchen unseres wunderschönen Long Islands. Passt auf euch auf, wir sehen uns nächste Woche wieder!« Der Bärtige lachte in die Kamera und tippte sich zum Abschied an eine imaginäre Kappe.
Ich rieb mir mit der Faust übers Kinn. Die Kleine war also die Tochter unseres größten Konkurrenten hier am Ort. Jeder auf der Insel kannte Mark van Deeks alteingesessenes Hotel, das Harbor Suites, und natürlich ebenso sein Gesicht sowie das seiner Tochter. Interessant war jedoch, dass Brooke bei uns im Hotel aufgetaucht war. Warum hatte sie im Seventh Heaven eingecheckt? Dazu noch inkognito? Dafür gab es eigentlich nur einen Grund. Und der gefiel mir ganz und gar nicht. Ich leerte meinen Espresso und entschied, dass ich alles daransetzen würde, um Brooke davon abzuhalten. Denn eins war sicher. Für einen Kurzurlaub hatte die hübsche Brünette hier sicher kein Zimmer gebucht.
Brooke
Das Zimmer, zu dem Sandra vom Empfang mir die Schlüsselkarte ausgehändigt hatte, war hübsch und hell, eingerichtet mit modernen Möbeln, einem sandfarbenen Hochflorteppich auf edlem Holzboden, dazu Bettwäsche, Kissen und Vorhänge in mediterranen Farben und einem steinernen Kamin gegenüber dem breiten Messingbett. Komplettiert wurde der Raum von einem Sekretär, einer Minibar sowie einem großzügigen Flatscreen an der Wand. Ein ansprechendes, luxuriöses Zimmer, aber nichts, was mich die Luft anhalten ließe oder nicht mit unseren eigenen Gästezimmern mithalten könnte.
Ich stellte meinen Trolley an der Garderobe ab und ging zum Fenster, um die zweiflügelige Balkontür zu öffnen. Wow. Okay. Der Ausblick auf den mit Palmen und tropisch blühenden Pflanzen begrünten Innenhof, dessen Mitte ein quadratischer Pool mit leuchtend blauem Wasser schmückte, war wirklich umwerfend. Allerdings immer noch keine Erklärung, weshalb Gäste diese Unterkunft unserer vorziehen sollten. Ich würde mich später bei einem Spaziergang am Meer einmal am hoteleigenen Strand umsehen. Jedenfalls besaß das Harbor Suites ebenfalls Räumlichkeiten mit Blick auf den Atlantik. Und auch wenn mir das Seventh Heaven mit seiner lichtdurchfluteten, modern gestalteten Lobby bisher gut gefiel, konnte ich nicht erkennen, was an diesem Hotel so einzigartig sein sollte.
Ich trat ans Geländer und stützte mich mit den Armen ab, um hinunter in den Innenhof zu spähen. Die je mit einem Sonnenschirm und einer dicken Polsterauflage versehenen Sonnenliegen rund um das Wasser wirkten so verlockend, dass ich spontan beschloss, es mir erst mal unten gemütlich zu machen. Ich packte die paar Habseligkeiten aus, die ich mitgebracht hatte, testete bei der Gelegenheit die Matratze auf dem breiten Messingbett und schickte Dad eine kurze Sprachnachricht, um ihn wissen zu lassen, dass ich eingecheckt hatte.
Wenig später lag ich in meinem brandneuen apfelgrünen Bikini, den ich kürzlich bei einem Shoppingtrip mit Lauren in der Mall erstanden hatte, am Pool, nippte an einer eisgekühlten Coke und sonnte mich. Nach einer Weile wurde mir langweilig und ich fischte mein Smartphone aus meiner Tasche, um meiner Freundin zu schreiben.
Ich: Hey. Hab im Seventh Heaven eingecheckt. Was machst du?
Laurens Antwort kam prompt. Als hätte sie auf eine Nachricht von mir gewartet.
Lauren: Mich ohne dich zu Hause langweilen.
Ihr Geständnis entlockte mir ein Grinsen. Nach dem Gespräch mit Dad hatte ich ihr von meiner Mission erzählt und sie beim Leben ihres Hamsters Fox Mulder (unschwer zu erkennen, dass Lauren ein eingefleischter Akte-X-Fan war) schwören lassen, dichtzuhalten. Doch eigentlich musste ich mir keine Sorgen machen, dass meine beste Freundin etwas ausplaudern könnte. Ich vertraute ihr blind. Lauren war also zu sich nach Hause gefahren, ein paar Meilen landeinwärts, wo ihre Eltern ein Anwesen besaßen. Sie hätte bei uns bleiben können, denn Lauren war bei meiner Familie ein gern gesehener Gast, aber ich vermutete, dass sie zu schüchtern war, ohne mich im Schlepptau mit Alessandro zu flirten. Sie war heiß auf ihn und er auf sie, aber offensichtlich konnte sich keiner von beiden überwinden, die Initiative zu ergreifen.
Ich: Wir treffen uns bald wieder. Versprochen. Und dann tüfteln wir einen Plan aus, wie du Alessandro endlich dazu bringst, mit dir auszugehen.
Lauren: Ha, ha! Okay :-P Wie ist es so dort drüben im Feindesland?!
Ich: Nicht übel bis jetzt.
Ich ließ kurz meinen Blick über die jungen Männer schweifen, die hier am Pool bedienten. Mit ihren durchtrainierten Bodys und den knapp sitzenden dunkelblauen Shorts, die an der Seite das Emblem des Seventh Heaven trugen, waren sie allesamt ein Augenschmaus und ihr überaus sexy Anblick verursachte leichtes Bauchkribbeln bei mir.
Ich: Jede Menge Eye-Candy, Lauren. Es hätte mich schlimmer treffen können.
Okay. Das war definitiv ein Punkt für den Konkurrenten. Mit so vielen attraktiven Männern konnte unser Hotel nicht aufwarten. Andererseits war der Anteil an leicht bekleideten Frauen jeglichen Alters hier am Pool ebenfalls auffällig.
Lauren: Kerle???
Ich: Jepp.
Lauren: Oh, ich beneide dich.
Ich: Musst du nicht. Ich bin ja nicht zum Spaß hier, wie du weißt.
Lauren: Klar. Komm schnell zurück, okay? Und mach mal heimlich ein paar Bilder von den heißen Typen ;-)
Ich: Hey, hey, ganz ruhig, Brauner. Du hast doch deinen Alessandro. Bis später, Süße. XOXO