Sex to go - Alexa Sturm - E-Book

Sex to go E-Book

Alexa Sturm

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Beschreibung

Trennungen tun weh und nehmen einem den Halt. Diese Erfahrung macht jeder junge Mensch. Doch wie geht man damit um? Eine Möglichkeit ist, sich in sexuelle Abenteuer zu stürzen und den Schmerz zu überspielen. Während diese Strategie für Männer längst gang und gäbe ist, haben sich Frauen bisher meist nur bei einer Freundin ausgeheult. Doch die Zeiten ändern sich: Auch das weibliche Geschlecht will sich heute schnellstmöglich ablenken und neu ausprobieren. So auch Geraldine, eine junge, hübsche Studentin aus Berlin, die sich mehr oder weniger unbewusst für den sexuellen Weg der Frustbekämpfung entscheidet, wobei bereits ein erotisches Spiel die Trennung von ihrem Freund Tom einleitet. Dass sie Sex benutzt wie andere ihren Kaffeebecher, nimmt Geraldine dabei nur als nebensächlich wahr, und springt von einem Liebesabenteuer zum nächsten. Klar, dass das nicht ohne Folgen bleibt. Kann eine Frau auch auf dem Bauch gut masturbieren? Sind mehr als vierzig Liebhaber zu viel? Warum erleben Frauen einen Orgasmus? Und wozu haben Männer eigentlich Brustwarzen? Mit diesen und anderen bewegenden Fragen beschäftigt sich die 22-jährige Psychologiestudentin Geraldine intensiv. In ihrem Buch erzählt Alexa Sturm, wie ihr Alter Ego Geraldine nach der schmerzlichen Trennung von ihrem Freund im sündigen Berlin nach Antworten sucht und dabei so manche Überraschungen erlebt, die sie oft an ihre Grenzen bringen, körperlich und seelisch. Unzählige Liebhaber und Liebhaberinnen pflastern Geraldines Weg, den sie recht leichtfüßig nimmt. Von der erfüllten Liebesbeziehung, die nichts mit Sex zu tun hat, entfernt sie sich dabei jedoch immer mehr. Je ausschweifender sie ihr Sexleben führt, desto mehr verschließt sie ihr Herz - bis sie eine erstaunliche Erfahrung macht.

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Seitenzahl: 372

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Alexa Sturm

SEX TO GO

Heiß und anregend

WIE ALLES ANFING

Wenn man keine Beziehung will, bekommt man eine. Das war zumindest meine Erfahrung, als ich mit 20 nach einigen Bettgeschichten und Versuchsfreunden in Berlin Tom kennenlernte.

Ich hatte gerade den lang ersehnten Studienplatz im Fach Psychologie an der Uni erhalten und wollte mich erst einmal orientieren, bevor ich mich den schönen Seiten des Studentenlebens widmete. Mein Flirt-Radar war sozusagen nicht in Aktion, als ich ihn zum ersten Mal sah: groß gewachsen, muskulös, mit einem selbstbewussten Lächeln und einem durchdringenden Blick. Der fixierte mich während einer Gastvorlesung, die er als PR-Manager zum Thema Werbepsychologie hielt, so intensiv und durchdringend, dass ich rot anlief und beschämt auf mein Pult blickte. Dieser Typ hatte was, so viel stand für mich augenblicklich fest. Schließlich war Scham nicht unbedingt eine Eigenschaft, die ich mir selbst zuschreiben würde. Im Gegenteil.

Doch Tom, so entnahm ich meinen Uni-Unterlagen, war nicht nur Chef einer renommierten Werbeagentur, er war auch unerwartet direkt. Als wir uns nach seiner Vorlesung noch kurz und von meiner Seite aus unbeabsichtigt über den Weg liefen, versah er mich mit einem, wie ich fand, recht frechen Grinsen und einem »Bis zur nächsten Vorlesung, hoffe ich!«. Ich nickte überrumpelt und blickte auf den Boden. Verdammt, was war nur mit mir los? Es musste an den vielen gut aussehenden Kommilitoninnen gelegen haben, die mit mir ihr Psychologiestudium begonnen hatten, anders konnte ich mir mein Verhalten nicht erklären. Ich bin definitiv nicht hässlich und habe ein gesundes Selbstbewusstsein, aber ich war bei Weitem nicht so aufgebrezelt und flirtoffensiv wie manch eine der anwesenden Damen. Schließlich wollte ich ernsthaft studieren, um später mit meinem akademischen Titel gutes Geld zu verdienen. Vorerst lebte ich jedoch von der minimalen Unterstützung meiner Eltern, von den Aerobic-Stunden, die ich in einem Fitnessstudio gab, und von meiner Arbeit als Messehostess. Die Jobs nahmen zusammen mit dem Studium den Hauptteil meiner Zeit ein, sodass ich an einem festen Freund eigentlich kein Interesse hatte. Wozu auch, an Sex kam ich schließlich auch ohne.

Doch zurück zu Tom. Wie der Zufall, der liebe Gott oder wer auch immer es wollte, traf ich ihn noch am selben Tag in der Uni-Cafeteria wieder.

Ich stand gerade unschlüssig vor dem Dessert-Angebot, als er plötzlich an meiner Seite auftauchte und fragte: »Kann ich Sie zu etwas Süßem einladen und mir damit Ihre Teilnahme an meiner nächsten Vorlesung sichern?«

Ich musste lachen und sah ihm zum ersten Mal in die Augen. Was für ein strahlendes Blau sie hatten! Meinen faszinierten Blick musste Tom als Zustimmung gedeutet haben, zumindest nahm er mir den ausgewählten Pudding aus der Hand und bezahlte ihn zusammen mit seinem Sandwich an der Kasse. Ich war noch immer nicht in der Lage zu sprechen, geschweige denn zu widersprechen. Ich folgte ihm wortlos an einen Tisch und fand im Sitzen endlich mein Ego wieder.

»Vielen Dank für den Pudding. Aber glauben Sie wirklich, dass Sie mich mit ihm in Ihre Vorlesung bekommen?«, wollte ich mit zurückgewonnener Selbstsicherheit wissen. Käuflich war ich schließlich nicht. Tom grinste: »Ich wollte es zumindest probieren und Ihnen einen Anreiz schaffen.«

Ich musste schlucken. Warum war ihm meine Anwesenheit in der Vorlesung nur so wichtig? Er kannte mich nicht, und ich hatte ihn nicht mal angeflirtet! Ich versuchte, Tom mit ein paar Fragen zu seiner Agentur abzulenken, doch als Kommunikationsprofi war er nicht zu schlagen. Am Ende unserer Mittagspause hatte der Schlawiner nicht nur meine Lebensdaten, sondern auch meine Telefonnummer, um mich, wie er so schön formulierte, »im Fall des Nichterscheinens anrufen und tadeln zu können«. Ich war baff – und schwer verknallt in meinen ersten gut aussehenden Uni-Verehrer.

Bereits einen Tag später rief Tom überraschend an und lud mich zu einer Studenten-Party ein, die von seiner Agentur veranstaltet wurde. Vor Ort hatten wir wenig Zeit zum Reden, beobachteten uns aber inmitten der Feierwütigen gegenseitig. Er auf seine Art direkt und offen, ich eher verhalten und skeptisch. Noch wusste ich nicht so recht, was ich von ihm halten sollte. Und was ich selbst von mir wollte. Was also tun?

Tom nahm mir die Entscheidung umgehend ab, indem er darauf bestand, mich am Ende des feucht-fröhlichen Abends nach Hause zu fahren. Leider war ich, im Gegensatz zu ihm, nicht nüchtern geblieben, was unter anderem auch dazu führte, dass ich mich mit einem sehr innigen Kuss von ihm verabschiedete. Er erwiderte ihn nur kurz mit einem Lächeln, aber mit der Bitte um ein baldiges Wiedersehen. Ich stimmte, soweit ich mich erinnern kann, erfreut zu und versuchte, mit Würde aus seinem Auto zu steigen. Leider kann ich mich heute weder an die Qualität des Kusses noch an meinen genauen Abgang erinnern. Tom grinst auch nur, wenn ich ihn danach frage. So viel zu unserem ersten »Date«.

Beim zweiten und dritten war ich stocknüchtern, hatte aber dennoch Mühe, meine selbst auferlegte Kontrolle zu bewahren. Tom war, während er mich beide Male zum Essen ausführte, witzig, charmant, aufmerksam, neugierig und ungemein sexy. Und dann noch diese Augen … Ich hatte mich komplett in sie verliebt, und auch der Rest seines athletischen Körpers machte es mir schwer, ihn nicht ständig anzuschauen. Tom schien im Gegenzug ebenso von mir angetan zu sein, zumindest hofierte er mich wie eine Prinzessin und suchte meine Nähe, wo und wie es nur ging. Dass er sich dabei redlich bemühte, nicht allzu aufdringlich zu sein, rechnete ich ihm hoch an.

Beim vierten Date im Kino hielt ich es dann selbst nicht mehr aus und legte meine Hand auf sein Knie, wo sie in Sekundenschnelle von seiner gehalten und auch nicht mehr losgelassen wurde. Die Wärme, die Tom ausstrahlte, das spürbar schnelle Klopfen seines Herzens – oder war es meines? – und sein tiefes Ein- und Ausatmen trieben mich fast in den Wahnsinn. Meine eigene Erregung war kaum noch zu verbergen, sodass ich verzweifelt versuchte, mich auf den Film zu konzentrieren.

Irgendwie funktionierte es. Ich hatte vorsichtshalber eine Komödie ausgewählt, denn ein Actionfilm hätte zu Aufregung geführt, und die wird, das besagten meine ersten wissenschaftlich belegten Psychologie-Kenntnisse, von Männern gern als Erregung fehlinterpretiert. Zum Abspann des Films war meine beziehungsweise unsere Erregung allerdings nicht mehr voneinander zu unterscheiden.

Tom drehte sich zu mir und erlöste uns von unserem Leiden, indem er mich leidenschaftlich küsste. Ich erwiderte seine appetitlichen Berührungen und schmolz in seinen Armen dahin, was leider auch dazu führte, dass ich die Kontrolle über mein Tun am Ende komplett verlor. Tom küsste so leidenschaftlich und zärtlich zugleich, dass ich sein Spiel mit der Zunge immer stärker herausforderte und dabei meine Hand langsam in seinen Schritt gleiten ließ. Er drückte sie fest auf seinen Schwanz und ich spürte dessen angenehme Größe und Härte, die mir den letzten Widerstand nahm. Ich hätte mich am liebsten an Ort und Stelle auf Tom gesetzt, war mir aber der anderen Zuschauer noch bewusst und lotste uns irgendwie aus dem Kino.

Unser Anblick war sicher an Eindeutigkeit nicht zu überbieten, so sehr hingen wir mit unseren Mündern und Händen aneinander. Selbst als Tom sein Auto zu seiner Wohnung steuerte, konnten wir nicht voneinander lassen. Ich ermahnte mich zwar immer wieder, es langsam anzugehen, aber Tom machte alle Vorsätze zunichte.

Er drängte mich in seine Wohnung, pellte mich aus den Klamotten und ließ sich von mir bereitwillig ebenso entkleiden. An Einzelheiten kann ich mich nicht mehr erinnern, denn auch bei mir sackt das Blut in manchen Situationen gern aus dem Gehirn in andere Regionen. Ich weiß jedoch noch, als wäre es gestern, dass sich Toms Körper fantastisch anfühlte, seine Lippen und seine Hände ja sowieso, und sein Schwanz erst …

Ich kam recht schnell, dafür aber mehrmals hintereinander, sodass Tom auch etwas davon hatte. An ein Kondom hatten wir leider nicht gedacht, was ich unserer geistigen Umnachtung zuschiebe, aber es sollte zum Glück auch nicht zum Problem werden. Tom streichelte mich nach unserer Schäferstündchen-Premiere noch stundenlang, knabberte an meinem Hals und schlief irgendwann in Löffelchenstellung mit mir ein. Der Beginn meiner ersten ernsthaften Liebesbeziehung – die jedoch bald zu einem verzweifelten Sex-Dilemma für mich werden sollte …

1

LUST AUF MEHR

Inzwischen bin ich seit über einem Jahr mit Tom zusammen und habe zwei Semester an der Uni erfolgreich überstanden. Im Sommer verbrachten wir unseren ersten gemeinsamen Urlaub an der Ostsee und poppten da noch wie zwei Frischverliebte, die es mit dem gesamten Wellnesshotel aufnehmen wollten. Alles war gut, zumindest fühlte es sich so an. Zusammenziehen kam für mich vorerst allerdings nicht infrage, da unsere Arbeitszeiten nicht zusammenpassten und ich nicht wollte, dass wir über Geld diskutieren. Tom verdiente bedeutend mehr als ich und hätte sicher eine Luxuswohnung gewollt, die ich mir nicht mal zur Hälfte hätte leisten können. Klar war er spendabel und lud mich oft ein, aber ich hasste es, von jemandem abhängig zu sein. Soweit ich mich erinnern kann, war das so, und es bezog sich eigentlich auf alles in meinem Leben.

Inzwischen frage ich mich auch, warum man in einer gesellschaftlich anerkannten Liebesbeziehung auch sexuell abhängig, sprich monogam, sein muss. Und wie man es kann. Ich begehre Tom noch immer und fühle mich bei ihm geborgen und aufgehoben, doch ich habe erste Zweifel an meiner Bereitschaft, ihm auf ewig treu zu sein beziehungsweise sein zu können. Warum sonst schiele ich denn immer wieder nach anderen attraktiven Männern und stelle mir vor, ich hätte eine heiße Nacht mit ihnen? Warum fühlt sich der Sex mit Tom so gewöhnlich an, auch wenn wir uns beide redlich Mühe geben, etwas Abwechslung in die Laken zu bringen? Und warum bin ich generell mit unserer Beziehung so unzufrieden?

All diese Fragen kann ich bis heute nicht ausreichend beantworten. Mein Psychologie-Studium befindet sich gerade erst in den Anfängen, und auch wenn ich mich immer wieder mit Büchern und Artikeln beschäftige, die das Thema Liebe und Sex beinhalten, komme ich doch zu keiner überzeugenden Erkenntnis. Stattdessen fühle ich mich unbefriedigt, was mein Bedürfnis nach Abwechslung angeht, und ertappe mich immer wieder, wie ich den gut aussehenden Studenten an der Uni hinterherblicke. Gut, ich war vor Tom kein Kind von Traurigkeit gewesen und hatte so einige Liebschaften auf sexueller Basis, aber die waren meist durchschnittlich und wenig experimentell. Jetzt dagegen dürstet es mich nach einer neuen Verspieltheit, die alles beinhaltet, was ich noch nicht probiert habe. Sadomaso-Fantasien, lustvolle Dreier, Sex mit Frauen, Sex mit einem oder einer Farbigen, Sex an der Uni und so richtiger Dirty Talk – all das schwirrt in meinen Fantasien herum und lenkt mich zunehmend vom Alltag ab.

Mit Tom kann ich leider nicht wirklich über meine feuchten Träume und Wünsche sprechen. Allein schon das Wort »Analverkehr« löst bei ihm Unbehagen aus. Ich hatte es mal beiläufig während des Fummelns ins Spiel gebracht, denn ich hatte früher wenige, aber gute Erfahrungen mit dem Thema gemacht. Tom versuchte es daraufhin mit mir, allerdings im wahrsten Sinne des Wortes so lustlos, dass es nicht funktionierte, nicht funktionieren konnte. Es sei eben nicht sein Ding, kommentierte er das Ganze trocken.

Als ich ihn ein anderes Mal während einer unserer Standardnummern bat, mir den Popo zu versohlen, schaute er mich nur verständnislos an. »Ich war ein böses Mädchen«, wagte ich mit unterwürfigem Blick den Versuch eines Rollenspiels. Doch er lächelte nur und meinte: »Das ist so gut wie unmöglich, Prinzessin.« Als ich ihn dann kurz vorm Kommen mit »Dann fick mich wenigstens härter, verdammt!« anmotzte, machte er irritiert und, wie er zugab, schwer beleidigt schlapp.

Schon zu diesem Zeitpunkt spürte ich, dass sich in mir mehr denn je der Widerwillen regte, es dabei zu belassen. Gut, Tom war einfühlsam, zärtlich, konnte wunderbar küssen und streicheln, aber sollte das alles sein? Warum leckte er mich so selten, obwohl das Blasen für ihn wiederum zum standardmäßigen Vorspiel gehörte? Und wieso Prinzessin? Ich bin keine und will auch keine sein! Ich hatte zudem schon versauten Sex mit seinen Vorgängern, warum also nicht auch mit Tom? Sollte ich jetzt für immer darauf verzichten? Nein!

Da meine Freunde eher gemäßigt zugange sind, was das Thema Sex angeht, hält sich der Gedankenaustausch mit ihnen leider in Grenzen. Nur wenige Freundinnen weihe ich in meine Unzufriedenheit ein, immer darauf bedacht, nicht zu indiskret zu sein. Schließlich hat Tom schlechtes Gerede über seine Bettqualitäten nicht verdient. Nur die Tatsache, dass er nicht auf meine Anregungen eingeht, schmälert meinen Willen zur Rücksichtnahme ein wenig. Er muss doch auch ein Interesse an gutem Sex haben!

Eines Abends spreche ich ihn im Bett – bei der Wahl des Ortes für eine Diskussion ein Fehler, ich weiß – endlich darauf an. Wir haben uns gerade aneinandergekuschelt und hatten – mal wieder – keinen Sex, sodass ich ihn frage: »Sag mal, hast du eigentlich gar nichts an unserem Liebesleben auszusetzen? Ich finde es langweilig, ganz ehrlich.« Tom schaut mich irritiert an, antwortet aber nicht. Ich lege meine Hand auf seinen Arm und versuche es versöhnlich. »Wir können doch darüber reden, oder? Dass ich manchmal mehr will als du, hast du sicherlich gemerkt …« Stille.

»Begehrst du mich denn überhaupt noch?«, wage ich einen letzten, verzweifelten Versuch. »Natürlich!«, antwortet er nun verärgert. »Aber mit deiner Unzufriedenheit, die ich in letzter Zeit ständig präsentiert bekomme, setzt du mich unter Druck, und du weißt genau, das kann ich nicht leiden.« Ich schlucke. »Also, kann deiner Meinung nach alles so bleiben, wie es ist?«, frage ich Tom ungläubig. »Ja, das kann es!«, gibt er barsch zurück und dreht sich von mir weg, um in null Komma nichts – typisch Mann eben – einzuschlafen. Mir ist zum Heulen zumute, aber ich unterdrücke es krampfhaft. Er soll ja nicht denken, dass ich seinetwegen Tränen vergieße.

Am nächsten Morgen schmeckt Toms täglicher Abschiedskuss am Bett irgendwie bitter, doch er tut so, als sei nichts gewesen. Er streicht mir übers Haar, lächelt und macht sich mit einem »Ich freu mich auf heute Abend« auf den Weg zur Agentur. Ich selbst muss heute nur im Fitnessstudio arbeiten, was mir diesmal keine Freude bereitet, geschweige denn mich ablenkt. Alles erscheint mir irgendwie sinnlos, und ich frage mich zum ersten Mal, wozu ich eigentlich so auf meine Figur achte, wo es doch offensichtlich keine Rolle spielt, ob ich nun schlank oder fett bin. Würde Tom denn sonst so teilnahmslos reagieren, wenn ich nackt durch die Wohnung springe und gern auch mal so vor ihm tanze? Sicher nicht.

Am Abend haben Tom und ich dann Versöhnungssex, wobei der Begriff nicht wirklich passt, denn er ist weder leidenschaftlich noch stürmisch noch sonst irgendwas. Meine Hoffnung, wenigstens in der letzten Nacht vor Toms Skiurlaub auf meine Kosten zu kommen, platzt am nächsten Abend wie eine dämliche Seifenblase. Wir schlafen zwar miteinander, aber wie fast immer nach altbekanntem Muster. Ich kann mir nur mit Mühe ein vorwurfsvolles Gähnen verkneifen, damit unser Abschied nicht im Streit endet.

Doch eines steht fest: Nichts ist mehr, wie es mal war. Tom hat meine Illusion einer leidenschaftlichen Liebe zerstört, und ich fühle mich plötzlich nur noch leer, als ich ihn anschaue und an unsere gemeinsame Zukunft denke. Er lächelt, als er meinen Blick bemerkt, doch mein Herz pocht träge weiter. Dabei wünsche ich mir nichts sehnlicher, als noch einmal diese Aufregung und dieses Kribbeln wie früher zu verspüren, wenn ich ihn sehe! Vielleicht kommt es ja nach seinem Skiurlaub wieder? Ich seufze, denn ich erahne die Antwort bereits. Mal schauen, wie die Woche ohne Tom so wird …

2

DER ANFANG VOM ENDE

Es ist kalt. Dicke, fette Schneeflocken lassen sich auf dem Fenster nieder und jubeln mir zu. Ja, ich weiß, es ist Winter, und ich sollte sie auf meiner Nasenspitze tanzen lassen. Sie würden jedoch nicht schmelzen, Eisblock wie ich bin. Bloß keine Emotionen, sage ich mir seit zehn Minuten.

Der ganze Tag war ein Dilemma: Am Morgen hatte ich statt Bücher an der Uni in einem Wartezimmer zwei Stunden lang Bild der Frau gelesen, nur damit ich von meinem Zahnarzt »Bitte etwas weiter den Mund auf« zu hören bekam. Männer!, dachte ich noch, ehe mein Schluckreflex reagierte. Anschließend parkte ich das Auto von Tom vor der Unibibliothek mit Kontakt zu dem vor mir stehenden Fahrzeug ein, während selbiger während seines Skiurlaubs in den Alpen todsicher mit einem Skihäschen schäkerte.

Nach fünf zähen und verzweifelten Stunden – unter anderem mit der Autoversicherung von Tom – führten mich schließlich schlimme Eifersuchtsfantasien gepaart mit einem unangenehmen Schuldbewusstsein in den verschneiten Stadtpark auf der Suche nach einem muskulösen Yeti, der mein geknicktes Ego wieder aufrichten sollte. Im Park ließ sich jedoch nur die Gattung »Vater mit Sohn« oder »unvermittelbarer Single« sehen, sodass ich grollend nach Hause stapfte.

Zurück in der Wohnung, strafen mich nun meine Uni-Bücher mit ihrer nicht zu übersehenden Anwesenheit. Aber nein, heute hatte ich Besseres verdient. Ein Bad, dazu heiße Schokolade und ein bisschen Sex. Nur mit wem? Oder womit? Vielleicht sollte ich es mit mir allein versuchen. Mein Vibrator im Nachttisch dürfte schon ganz verstaubt sein, der Arme. Kein Wunder: Meine Erfahrungen, was Sexspielzeug betrifft, waren bisher einfach allesamt unbefriedigend und gipfelten im Gebrauch einer widerspenstigen Deko-Banane, die bei ihrem ersten multifunktionalen Einsatz auch schon zerbrach.

Mit einem Grinsen im Gesicht lasse ich das Badewasser ein und steige mit einer Tasse heißer Schokolade in das verlockende Meer aus Schaum. Ja, ja, die Banane … Angeblich kann eine Vagina ja vieles vertragen, lese ich immer wieder. Von Gurken, Möhren, gar Auberginen ist die Rede. Ich selbst bevorzuge das Original des Mannes. Es hält länger, und ich verliere nicht den Respekt vor Nahrungsmitteln. Nicht auszudenken, was bei einer Verwechslung passieren würde: Huch, Schatz, das tut mir leid, ich dachte, es wäre eine Gurke. Allein Toms Blick, als hätte ich von einem Spreewaldgürkchen gesprochen …

Ich finde ja, man beziehungsweise frau sollte auf Vergleiche mit diversem Obst und Gemüse generell verzichten. »Brüste wie Melonen«, meinte neulich ein Freund von mir, als er seine neue Flamme beschrieb. »Ja, dann stich mal rein und lass das Silikon spritzen«, empfahl ich. Worauf er meine »Äpfel« mit einem mitleidigen Blick bedachte. Dabei bin ich nicht busenneidisch, Ehrenwort. Mit 14 nannte man mich in der Schule zwar noch BMW, und ich begriff, dass damit nicht etwa ein heißes Profil, sondern ein »Brett mit Brustwarzen« gemeint war. Glücklicherweise verschwanden die Männer in meiner Blütezeit – 17 Jahr, blondes Haar – schließlich reihenweise in meinem Dekolleté. Alles eine Frage der Präsentation.

Tom staunt immer wieder über die Mogelpackungen namens Push-ups, die Berge wachsen lassen, wo normalerweise Hügelchen die Landschaft zieren. Warum sollen wir Frauen nicht dem Ideal näher kommen, das mit prallen, vollen Brüsten durch feuchte Männerfantasien geistert? Beim Hintern ist es da schon ein bisschen problematischer, denn während Push-ups und Wonderbras gesellschaftlich anerkannt sind, führen ausgestopfte Unterhöschen eher ein Schattendasein. Obwohl: Wo kein Wald ist, kann auch kein Schatten sein. Es lebe die nackte Scham!

Zufrieden schaue ich an meinem von Schaum umhüllten Körper herab. Warum ich mich ausgerechnet heute penibel rasiert habe, brauche ich mich nicht zu fragen. Es gibt eben Frauen, die tun das nur für sich.

Früher verfolgte ich natürlich schon die ein oder andere Intention, aber als ich in der Sauna vereinzelt Wälder ohne Ende sah, wusste ich, was es bei mir nie, nie, nie zu sehen geben würde: Schamhaar-Gestrüpp. Schon allein der Gedanke: Ich werde in einen Unfall verwickelt, abtransportiert, und im Emergency Room öffnet mir ein Typ, der dem jungen George Clooney zum Verwechseln ähnlich sieht, die Hose, um …, na was auch immer. Auf alle Fälle möchte ich immer rasiert versorgt werden.

Ich nippe gedankenverloren an meiner heißen Schokolade. Irgendwann hatte ich doch die Schamhaare rot getönt, nur warum? Dann fällt es mir mit einem peinlichen Schauer der Erinnerung wieder ein: Ein Ex liebte rote Haare, und ja, ich war bereit, vieles zu tun, aber mein goldenes Haupthaar sollte so bleiben, wie es war. Also probierte ich es mit der Hexentönung einer Freundin und – tara – überraschte ihn am nächsten Abend. Die Reaktion kam unerwartet. Er stockte auf dem Weg ins Paradies und fragte entsetzt: »Verdammt, hast du etwa deine Tage?«, woraufhin mein Kopf dieselbe Farbe annahm wie das verhexte Haar. Die Eroberung wurde abgeblasen. Nichtsdestotrotz hatten wir später einen Mordsspaß, als ich ihm erlaubte, die »blutgetränkten« Störobjekte zu entfernen. So sah ich zumindest aus wie zu Zeiten, als der Begriff »Monatsblutung« für mich noch in weiter Ferne lag.

Ja, ja, lang ist’s her. Ich angle mir die Rückenbürste, und gerade als ich anfangen will, mir genüsslich die Füße zu schrubben – auch sie haben Liebe verdient –, klingelt das Handy. Shit. Talken im Wasser ist auch so eine Sache, der ich nicht vertraue, aber es könnte der Anfang eines spannenderen Abends sein, also gehe ich ran. »Hallo meine Süße, wieso bist du um diese Zeit daheim?« Alex. »Bild dir einfach ein, ich wäre der Anrufbeantworter, dann hast du zwei Minuten«, entgegne ich. Wenn Männer unsensible Fragen stellen, macht mich das wahnsinnig. Allerdings ist Alex kein richtiger Mann, eher so eine Art Busenfreundin, würde ich sagen, weshalb ich ihn gern auch weiblich betitel.

Unser erstes Treffen bestand aus einer Dekolleté-Präsentation meinerseits und der Ignoranz dieser seinerseits, was nur zwei Schlüsse zuließ: Entweder er stand nicht auf 75-B-Brüste oder er war schwul. Letzteres stimmte und so wurde aus einem Bekannten eine innige Vertraute. Er darf demzufolge viel, auch anrufen und intime Fragen stellen.

»Stör ich oder erzählst du mir von deinen Problemen?«, fragt er gerade. Was für ein Mann! »Weißt du, ich liege gerade in der Badewanne und beobachte den Welkprozess eines schwammigen Körpers, das erfordert jegliche Konzentration. Aber wenn ich mich recht erinnere, wolltest du jetzt im Skiurlaub sein wie der Rest der Welt auch. Also: Wo ist dein Problem?«

Pause. Ein schlechtes Zeichen, also bohre ich gnadenlos weiter. »Hat Flynn dich sitzen gelassen, der olle Macho?« Wieder Pause, ein noch schlechteres Zeichen. »Es ist alles nicht so dramatisch, er trifft sich nur gerade mit Uwe.« – »Der Uwe?« Ich ahne Schlimmes. Vor drei Jahren war Flynn mit Uwe zusammen gewesen und seither mischte Uwe in allen neuen Beziehungen mit.

»Was soll ich machen?«, kam es vom anderen Ende der Leitung. »Wenn ich es ihm verbiete, verlässt er mich, außerdem geht es doch nur um Sex.« Ach so, nur um Sex. Man könnte eine Szene machen, muss man aber nicht. Die warmen Brüder sind eben erstaunlich teilfreudig. Trotzdem hake ich nach: »Macht es dir denn gar nichts aus, dass Flynns Liebessaft außer Haus angeboten wird?« Alex überlegt kurz. »Hm, vielleicht. Ich glaube, deshalb will ich heute Abend auch nicht allein sein.« Ein Argument immerhin, wenn auch kein überzeugendes.

Ich weiß, was nun zu tun ist. »Hör mal, mein Schnuckelchen, in einer Stunde bin ich bei dir, und dann machen wir sie fertig, die Männer!« Ich spüre, wie sich mein gelangweiltes, rachesüchtiges Ich an die Oberfläche drängt. Ohne auf eine Antwort zu warten, schmeiße ich das Handy in den Wäschekorb und bereite mich vor auf einen Abend ganz nach meinem Geschmack.

3

WARUM HOMOS ANDERS SIND ALS HETEROS. ODER DIE FRAGE:SIND SIE ES WIRKLICH?

Auf dem Weg zu Alex halte ich schon mal drei grundsätzliche Dinge fest. Erstens: In Absatzschuhen durch den Schnee zu stapfen ist eine akrobatische Höchstleistung mit hohem Peinlichkeits-Faktor. Irgendwie bleibt das weiße Etwas einfach kleben und summiert sich mit jedem Schritt zu einem Riesenklumpen, der dem Fuß die gewisse Ähnlichkeit mit einem Behindertenschuh verleiht. Da ich diese nie trage, ist meine Laufsicherheit bereits nach wenigen Metern derart eingeschränkt, dass ich wünschte, ich läge noch in der Badewanne. Aber ich habe ein Ziel, und das werde ich auch erreichen!

Zweitens: Da ich betrunken noch behinderter laufen werde als gerade eben, gibt es drei Varianten für den Schluss des Dramas: Ich schlafe bei Alex, ich schlafe bei jemand anders oder dieser Jemand bestellt mir ein Taxi. Was den Abend durchaus spannend macht.

Drittens: Ich habe Hunger. Alex, meine adoptierte Zwillingsschwester, ist dieser Tatsache bereits entgegengekommen und begutachtet eine Pizza im Backofen. »Warum bist du nicht mein Freund?«, maule ich im Türrahmen seiner Einraumwohnung. »Weil ich nicht mit dir schlafen und Kinder haben werde«, ruft Madame aus der Küchenecke zurück. Ich beruhige mich ein wenig. »Willst du denn nicht auch mal welche haben?«, frage ich dennoch beim Ausziehen meiner Elefantentreter. »Nein.« – »Und was ist, wenn du mal im Schaukelstuhl sitzt, ohne Mann – weil verstorben – und ohne Enkelchen, die dir die Pantoffeln ans Bett bringen?« Ein feuerroter Kopf erscheint vor mir, und ich grinse herausfordernd.

»Meine Liebe, reize mich nicht an einem Samstagabend«, versucht Alex, mich einzuschüchtern. »Wenn du eine Liebesschaukel meinst, dann gehe ich noch mit, aber ich bin bereits älter als Flynn und außerdem ist der Pantoffel-Scheiß egoistisch!«

»Okay, lass uns die Pizza essen«, lenke ich ein, inzwischen nur noch das eine Runde im Kopf. Er aber will sich in sein Lieblingsthema verbeißen. »Mal ehrlich, du willst Kinder, weil du später nicht alleine sein willst, du willst einen Mann, weil du regelmäßig Knete und Sex willst, und schon der Gedanke, dass ein anderes Weibchen dir diese Güter wegnehmen könnte, macht dich rasend. Egoistisch ist da wohl noch untertrieben!« Tara, das Kampfhorn wurde geblasen. Ich patze zurück: »Das redest du dir nur ein, um die Tatsache, dass Flynn mit Uwe Sex haben könnte, zu verdrängen. Natürlich würde es dich nicht stören, Teilen ist ja so sozial und Eifersucht ist heterosexuell.«

Alex zielt, und zwar verdammt schnell und unverkennbar in meine Richtung. Noch während des Wurfes erkenne ich das Flugobjekt und mein Magen krampft sich zusammen. Ich kann es immer noch nicht glauben und trete in Alex’ multifunktionales Schlafgemach. Ja, sie ist es! Klein und verletzt liegt die Pizza in der Ecke, ein Peperoni-Stückchen versuchte noch, sich an der Wand zu retten. »Wie konntest du nur, verdammt, du bist doch ein Mann!«, zische ich erbost, dann sinke ich auf das Bett des Täters. Alex zeigt keine Spur der Reue. »Die Frau in mir«, grinst er, »außerdem liebst du doch emotionale Szenen.« Ich antworte nicht, gedenke der Pizza und überlege, wer nun eigentlich wen getroffen hat.

Irgendwie bin ich schon neidisch auf Alex’ Gelassenheit, die Dinge – und Männer – zu nehmen, wie sie sind. »Sag mal«, versuche ich frauentechnisch, die Kommunikation wieder herzustellen, »was ist eigentlich dran an dem Klischee, ihr Homos könntet Sex besser von der Liebe trennen als wir Heteros? Weil zwei Schwänze Geilheit auf ein Maß katapultieren, das Sex über die Liebe dominieren lässt?«

Bei Alex lohnt es sich nicht, zarte Worte zu gebrauchen, zumal er die Meinung vertritt, ich wäre eh vom Gürtel abwärts ein Mann.

»Nein, ich denke, es ist die Tatsache, dass wir einfach nicht dieses Familienidyll vergöttern, das euch so besitzergreifend werden lässt. Du denkst doch, dein Geld und der Sex und meinetwegen auch das Knutschen wären mit der ersten Fremdliebelei verloren, während bei einem Seitensprung deinerseits der Mann seine Gebärmutter davonrennen sieht. Und dann geht die Beziehungsarbeit wieder von vorne los, und du wirst auch nicht jünger.«

Ach, mein Alex, er ist ein Schatz. Sensibel und warmherzig versucht er immer wieder, mir hilfreich das Leben zu erklären. Glücklicherweise studiere ich Psychologie, haha, und könnte, wenn ich nur will, alles richtigstellen. Aber ich will eigentlich nur eines, nämlich essen, also besinne ich mich.

»Nachdem also der Urmensch zur Demonstration seiner Männlichkeit die erbeutete Nahrung an die Höhlenwand geschmissen hatte, kochte sein devotes Weibchen ein neues Mahl und lauste ihm das Fell? Oder sprang sie zum nächsten Jäger, der ihrem Wunsch nach Versorgung grunzend entgegenkam?«

Alex hat einen bedeutenden Vorteil: Er nimmt Dinge nicht immer gleich persönlich und ist kompromissbereit. »Lass uns zum Italiener gehen, der ist süß, du hast was zum Gucken und ich hab meine Ruhe.« Na dann.

4

ITALIENER SIND DIE BESTEN

»Ist schon krass, wie wir mutieren, sobald wir uns verlassen fühlen«, sagt Alex gerade in die Winterkälte. Ich kann nichts erwidern, lasse mich von meinen Behindertenschuhen einfach nur noch tragen und fühle mich auch so. Warum habe ich heute eigentlich noch nichts gegessen?, frage ich mich zum tausendsten Male. Der Yeti-Gedanke hatte mich nur kurz meiner Sinne beraubt, der Unfall etwas länger, und beim Zahnarzt ist mir auch kein Leid zugefügt worden.

Vielleicht weil ich vergessen hatte zu kochen, alleine wie ich war? Schon das Wort »Kochen« behagt mir nicht. Bisher hatte ich den Gute-Hausfrauen-Reflex ignoriert, ihn verhöhnt und alle meine Freunde – besonders den einen – wissen lassen, ich sei eine emanzipierte Frau. Irgendwann nach den ersten Monaten, als der Alltag die Kommunikation zwischen uns erschwerte, beschloss ich, das Abendbrot zum Mittelpunkt meiner Beziehung zu Tom werden zu lassen. Er hatte natürlich nichts einzuwenden, vergaß auch automatisch, den Tisch abzuräumen. Mein Schicksal war besiegelt. Niemand konnte mich mehr retten. Bis ich eines Morgens die BILD-Zeitung aufschlug und las: »Mann hielt Ehefrau wie eine Sklavin – Penisrache!« Ob ich zu solchen Taten fähig wäre, hilflos und verzweifelt? Okay, verzweifelt bin noch lange nicht, hilflos vielleicht?

Nein, bleiben wir beim Thema Penisrache. Müsste ich mich selbst beschreiben, würde ich ja behaupten: Ich bin die Mutter der Emotionen! Ich bin sensibel, leidenschaftlich, feurig, traurig, lustvoll, extrovertiert, mal himmelhoch jauchzend, dann wieder zu Tode betrübt, am Ende, glaube ich, sogar neurotisch. Was heißen soll: Sollte mich Tom irgendwann mal schlecht behandeln, würde ich ihm die Eier zerquetschen wie nasse Tennisbälle. Und sollte er mich zum Kochen zwingen, würde ich mit der Bratpfanne …

Ich glaube, Tom weiß das inzwischen irgendwie. Zumindest muss ich nicht an den Herd. Er kann sich dazu auch nicht überreden, und deshalb bin ich jetzt auch halb verhungert, weil mich keiner ernährt. Außer Alex natürlich.

Der Arme muss schon eine Weile auf mich eingeredet haben, sonst würde er jetzt nicht vor mir stehen und »Haaaaaalllllloooooo, jemand zu Hause?« brüllen. Ich lecke mit der Zunge über meine ausgetrockneten Lippen und hauche nur noch ein zartes »Bring mich zum Italiener«. Er grinst, öffnet mir die nächste erreichbare Tür, und schon sind wir da. Waren wir wahrscheinlich schon an der Stelle der Penisrache. Irgendein Engel nimmt mir den schweren Wintermantel von den Schultern, rückt mir einen Stuhl zurecht und fragt nach meinen Wünschen. »Prosecco, zweimal auf Eis, dazu Pizza-Brötchen mit Kräuterbutter«, nimmt Alex mir die erste Entscheidung ab.

Ach, mir geht es gleich viel besser! Kälte und Hunger sind einfach nicht gemeinsam zu ertragen. Ich nippe am Prosecco, Wärme schießt mir ins Gesicht. Na bitte! Voll neuer Energie sehe ich mich in der kleinen Pizzeria um. Alex zuckt dabei die ganze Zeit mit dem Kopf, als hätte er einen Anfall, und verdreht die Augen, bis mir ganz schwindelig wird vom Zuschauen. »Verdammt, du stehst heute aber auf der Leitung«, krächzt er. »Ich versuche, dir den süßesten aller Italiener zu zeigen. Jetzt hält er mich wahrscheinlich für total bekloppt.«

Ah, ich verstehe. Ich soll mal wieder das Lockvögelchen spielen, damit Madame freien Blick auf einen Männerhintern bekommt. Normalerweise tue ich ihm den Gefallen und brauche etwa 30 Minuten für meine Bestellung beim Ober unserer Wahl. Heute kann ich das Objekt der Begierde aber nirgends entdecken. Oder meint Alex den Gigolo, der mir inzwischen zuzwinkert, als hätte er eine Kiste Sandkörner in den Augen? Ich schaue durch ihn durch und lasse meinen Blick ohne Unterbrechung weiterschweifen. Wen meint Alex nur?

Irritiert schaue ich zu Alex, der inzwischen verdeckt wird von einem Männerpopo. 30 Minuten, bettle ich, gib mir auch mal 30 Minuten, aber da dreht sich der Knackarsch, Verzeihung, das Hinterteil auch schon um, und ich sehe einen wollüstigen Mund, der mit den Lippen ein verlockendes »Pizza-Brötchen für die hungrige Dame« formt. Entsetzt über meine unkontrollierten Gedankengänge greife ich zu und beiße in zwei leckere Pizza-Brötchenhälften backen. Alex ist kurz vorm Zerbersten, der Schuft. Als der Kellner endlich außer Hörweite ist, prustet er los wie so ein Weib. »Oh Mann, du hättest dich sehen sollen«, lacht er. Keine Ahnung, was er heute hat.

»Sag mal, was ist nun eigentlich mit Flynn?«, frage ich wie eine Spielverderberin. Immerhin ist Alex meine Freundin, da geht es um mehr als Fußball. Alex verdreht die Augen. »Uwe ist im Lande, wozu da in den Urlaub fahren? Flynn meint, ein bisschen Abstand in unserer Beziehung könne nicht schaden, immerhin wären wir schon ein Jahr zusammen.« Ich verschlucke mich augenblicklich am Pizza-Brötchen. Ist bei etwa einem Jahr Beziehung der Abstand Deutschland–Österreich ein schlechtes Zeichen? Bedeutet Urlaub vielleicht sogar automatisch: Schatz, ich brauche Abstand zu dir, um näher an andere Frauen heranzukommen? Sollte ich vielleicht doch den Italiener vernaschen, um der eigenen Empörung zu entgehen, ungerecht behandelt worden zu sein? Schließlich bin ich treu, zumindest bis jetzt.

Alex sieht mich fragend an. »Na, was denkt dein Blondinenköpfchen gerade?«, stichelt er, selbst blond bis zu den Zehennägeln. Ich nippe am Prosecco-Glas, schaue mir unseren Wahl-Ober noch einmal an und entscheide mich für die Standardantwort. »Nichts.« Wenn ich jetzt wieder mit dem Knautsch-Thema Treue anfange, versacken wir in einer Endlos-Grundsatzdiskussion, und dafür ist der Abend einfach zu schade. Immerhin habe ich noch eine ganze Woche mit mir allein, und die will gefüllt werden mit absurden Gedankengängen.

Alex hat durch unsichtbare Hände inzwischen seine Pizza erhalten und verschlingt sie, ohne dabei den Italiano aus den Augen zu lassen. Es ist durchaus denkbar, dass unser gemeinsames Begierde-Objekt – ich warte ja immer noch auf meine Pizza, sabbere also genauso – annimmt, Alex agiere in meinem Auftrag, und dann hätte ich den Salat. Womit ich schon beim nächsten Thema wäre …

5

DER VERHEISSUNGSVOLLE SALAT

Wenn ich nach irgendetwas giere, dann sind meine Sensoren auf Stufe »hochgradig sensibel« gestellt. In diesem Falle hörte ich, wie sich unser Ober der Wünsche näherte, roch aber nichts. Was bei der Erwartung einer saftigen, fett belegten Pizza frisch aus dem Ofen Verwunderung in mein Gesicht platzierte. »Madame, ihr kleiner gemischter Salat« höre ich noch, ehe meine Kinnlade fällt. »Alex, du Schuft, wie konntest du mir ein lausiges Salatblatt bestellen, nachdem du meine Pizza an die Wand geschmissen hast?«, frage ich fassungslos. »Meine Liebe, erstens war es nicht deine, sondern unsere Pizza, und zweitens kann ich nicht zulassen, dass du während der Abwesenheit deines Mackers Frust-Pfunde zulegst!« Ich hatte keine Ahnung, wovon er sprach. »Wieso Frust? Sehe ich aus, als hätte ich Frust?«

Ich lächle boshaft. »Wer hat den denn heute nicht, hm?« Dann wird mir klar, dass Alex schlimmer dran ist als ich. Immerhin weiß er, dass sein Flynn heute im Schoße eines anderen versinken wird, während ich nicht weiß, ob Tom … Ich hoffe es zumindest nicht. Und selbst wenn – so richtig gut fühlt es sich nicht mehr an mit dieser Monogamie. »Sag mal«, fange ich dann also doch an, »wie oft springt ihr eigentlich in die Kiste, Flynn und du? Nach einem Jahr wahrscheinlich dreimal die Woche, nehme ich an.« Der Neid in meiner Stimme hallt durch die Pizzeria. Ich beuge mich zu Alex und beiße bei der Gelegenheit in seine verlockende Pizza. »Komm, nach dem Salatgequatsche kannst du es mir jetzt voll geben«, biete ich ihm flüsternd an. Warum werde ich eigentlich immer so zynisch, wenn mir Dinge an die Nieren gehen? Alex, meine kleine Hellseherin, nimmt mir die Antwort bereitwillig ab. »Du bist unbefriedigt, man sieht es dir an, und es ist auch nicht zu überhören, zu übersehen ja so und so nicht.« Verlegen schaue ich durch mein Dekolletee zum freiliegenden Bauchnabel hinab.

»Glaubst du im Ernst, dein Süßer geht nur deshalb mit dir so selten freiwillig schlafen, weil er eine andere hat? Du machst ihm Angst mit deiner unnatürlichen Lust, das ist es, und außerdem arbeitet der Gute ja auch noch.« Mir schwillt der Kamm. »Ich auch! Und es gibt doch so was wie eheliche Pflichten! Außerdem finde ich es merkwürdig, dass jeder Mann mich immer sofort flachlegen will, nur er nicht«, höre ich mich tönen. Und bereue es schon im nächsten Augenblick, denn Alex schaut beleidigt aus.

»Ich will dich nicht flachlegen, aber ich bin ja auch kein Mann, oder?«, mosert er. »Mensch, ihr seid schon eine Weile zusammen, da kann man nicht ständig Lust aufeinander haben. Irgendwo habe ich sogar gelesen, dass die Hormone während des Verliebtseins nur deshalb so springen, weil der potenzielle Familiengründer heiß gemacht werden soll. Hängt er einem dann sicher an der Backe, erübrigt sich die Leidenschaft, die Energie ist raus – puff.«

Ich sitze mit offenem Mund da, ein Salatblatt hängt vergessen an meinem Kinn. Wow! Es ist alles eine Frage der Perspektive, da hat mein warmer Bruder recht, denke ich, von einer Woge glücklicher Erkenntnis erfasst. Alex grinst. »Du siehst, auch ich lese schlaue Bücher.« Stand garantiert in der neuen Men’s Health, um den Männern das Migräne-Prinzip zu erklären, aber ich bin dennoch beeindruckt. »Und ist dieser Puff-Effekt dann das Ende der Beziehung, das große Gähnen sozusagen?«, frage ich ernüchtert. Alex hebt resigniert die Augenbrauen und antwortet nur »Wer weiß das schon«. Dann zupft er mir das Salatblatt vom Kinn und stellt trocken fest: »Zeit, tanzen zu gehen.«

6

NIGHT FEVER

Kalte Luft schlägt uns entgegen, als wir aus der Pizzeria treten. Alex schaut noch einmal sehnsüchtig zu unserem Latino zurück, ich winke sogar. Der Arme, einen von uns beiden glaubte er garantiert schon in seinen italienischen Matratzen. Aber irgendwie ist es besser so.

Auf dem Weg ins Maschinenhaus, einer angesagt Szene-Disco, hakt sich Alex bei mir unter. Ich spüre seinen muskulösen Arm, denke an Tom. Ob er auch an mich denkt? Wahrscheinlich nicht, er liegt garantiert … Na ja, im Bett sicher, seinem eigenen. Warum ist Vertrauen auch nur so schwierig? Weil ich es bin?

»Ja«, sagt Alex und grinst – ich habe also mal wieder vor mich hin gesprochen. Eine wirklich peinliche Angewohnheit von mir, die ich mir irgendwann als Lernstrategie angeeignet habe. Ich bin mit meinen Uni-Büchern durch den Park gelaufen und habe dabei mit meinen Füßen geredet, die ohne Unterbrechung zuhörten. Ich bilde mir schon ein, dass es hilft, aber eben mit Nebenwirkungen.

Inzwischen sind Alex und ich am Maschinenhaus angekommen, tauschen Bussis mit dem Türsteher, einem Ex von mir, legen die Klamotten ab und rein geht es ins Getümmel. Alex hat sofort einen Mann im Visier, der aussieht wie Jean Paul Gaultier. Garantiert fragt er ihn gleich nach seiner Unterhosen-Kollektion, denke ich amüsiert, seile mich zur Bar ab und bestelle erst mal einen Orgasmus. Den bekommt man hier so schnell wie nirgendwo, leider aber oft begleitet von schleimigen Kommentaren der anwesenden Bar-Schmarotzer.

Ich lasse meinen Blick gleichgültig über sie hinweggleiten, suche nach schöneren Blickfängen – und bleibe hängen. An einem Hals. Wunderschön grazil, eindeutig weiblich und freigelegt von weichem, glänzendem Haar, das lose nach oben gesteckt ist.

Gedankenverloren nippe ich an meinem Orgasmus und beobachte die Frau intensiver. Auch wenn ich nur ihre obere Rückseite sehe, so sieht sie doch sehr verführerisch aus in ihrem engen Top, das ihre Schultern betont, sexy und irgendwie einladend. Wie gern würde ich jetzt ihren zarten Hals küssen, an den Ohrläppchen knabbern, saugen und wer weiß was noch alles. Es wäre sicher auch kein Problem für mein Gewissen, denn Frau ist Frau und Tom findet schon allein die Vorstellung »ich und eine andere« sexy. Er ist nicht da, also geht es heute nur um mich!

Ich stelle mein inzwischen leeres Glas auf der Bar ab und gehe angeheitert dem wunderschönen Hals entgegen. Beim Näherkommen sehe ich, wie attraktiv der gesamte Körper der Frau ist – rund, knackig verpackt und unglaublich feminin. Ob sie auf mich steht? Vielleicht bin ich ja gar nicht ihr Typ. Oder sie hasst es, angemacht zu werden.

Ehe ich es mir anders überlege – das passiert oft genug –, bin ich an die Schöne herangetreten, gleiten meine Hände von hinten über den fremden Po, die Hüften, finden meine Lippen ihren Weg. Weich und warm schmeckt ihr Hals. Ohne Widerstand nimmt die Unbekannte meine Berührungen entgegen. Ihre zarten Hände gleiten über meine, ihr Körper presst sich an mich. Ohne die neugierigen Blicke der anderen zu beachten, küsse ich den Hals immer wieder, knabbere am Ohr und bemerke einen sinnlichen Duft, der mich fast wahnsinnig macht.

Plötzlich dreht sie sich um, und wir schauen uns zum ersten Mal in die Augen. Groß und braun sind ihre, offen strahlen sie mich an. »Wie heißt du eigentlich?«, fragt sie mich, aber ich verschließe ihr mit meinen Lippen den Mund. Wozu reden? Ich will nur schmecken, will begehrt werden. Tom schmeckte so selten nach sinnlicher Lust, ging immer gleich aufs Ganze. Typisch Mann eben.

Wie aufs Stichwort erscheint plötzlich ein dunkelhaariger, bäriger Typ, umfasst meinen Engel von hinten und zieht ihn barsch von mir weg. Die Unbekannte schaut erschrocken, dreht sich aber wortlos zu dem Spielverderber um und lässt mich stehen. Ich bin sprachlos, registriere zum ersten Mal die vielen Gaffer, die wahrscheinlich auf eine Lesben-Show gewartet haben und nun genauso enttäuscht sind wie ich.

»Na, wieder mal für Aufsehen gesorgt, meine Liebe?«, höre ich Alex’ Stimme hinter mir. Ich kann nicht antworten, bin immer noch benebelt von meinem offensiven Vorstoß. Alex zieht mich an die Bar und reicht mir einen Prosecco. Pah, was will ich denn mit so einem? Ich will lieber eine Frau!

»Madame schmollt wegen einer anderen Madame, na so was«, amüsiert sich Alex. »Wie bist du eigentlich an sie rangekommen?«, will er weiter wissen. »Weiß nicht, sie stand einfach da, und ich fand sie wunderschön«, gebe ich resigniert zurück. Irgendwie scheint es schon gar nicht mehr real zu sein, fast wie ein Traum, an den nur noch der Geschmack auf meinen Lippen erinnert. »Und warum ist sie verschwunden?«, will Alex unbarmherzig wissen. »Na wegen einem Mann, warum sonst?«, fauche ich zurück. Ich will sie wiederhaben! Jetzt!

Ohne mich von Alex zu verabschieden, durchquere ich das Maschinenhaus, nur sie vor Augen. Ob sie gegangen ist mit ihrem Bodyguard? Ob sie zusammen sind? Was mir letztendlich aber auch egal wäre, denn auf einen Dreier würde ich mich nur mit Tom einlassen.

Draußen an der frischen Luft atme ich erst einmal durch und grinse über meine Nippel, die die Kälte willkommen heißen. »Na, könnt ihr sie orten?«, will ich wissen, da umfassen mich zwei Arme sanft von hinten. Jetzt komme ich mir wirklich vor wie in einem Film, Magic Love oder so. Ich drehe mich langsam um, und da sind sie wieder, diese Augen. Sie lachen mich an, dazu ein einladender Schmollmund – verdammt, was soll ich machen? Ich schließe die Augen und küsse diese Traumfee. Sie schmeckt süß, schmeckt nach mehr. Meine Zunge trifft ihre, und wir versinken in ein minutenlanges Erkundungsspiel.

Irgendwann höre ich mich nach ihrem Namen fragen, und ob sie mit zu mir nach Hause will. Mein Gott, habe ich das wirklich gefragt? War vielleicht irgendetwas in meinem Orgasmus drin? Natalie, so heißt die Schöne, haucht ein widerstandsloses »Ja«. Ich bestelle, immer noch nicht ganz bei mir selbst angekommen, per Handy ein Taxi. Während wir warten, fange ich erneut an, Natalie mit den Lippen zu liebkosen. Ich küsse wahnsinnig gerne, bin bei einem speziellen Freund dabei sogar schon zum Höhepunkt gekommen, und bei dieser Frau … Dass Tom nur widerwillig länger als fünf Minuten züngelt, brauche ich hier sicher nicht zu erwähnen.

Im Taxi fange ich an, mich wie ein Mann zu benehmen. Ich fahre mit der Hand über ihren Busen, fühle zwei knackige Rundungen. Das Top war bereits sehr verheißungsvoll, aber da wir Frauen gerne mogeln, bin ich auf alles vorbereitet. Im Prinzip kann ich ja nicht mal sagen, auf was ich bei einer Frau stehe, habe nie wirklich drüber nachgedacht. Auf dunkelhaarige Schneewittchen vielleicht, mit einem roten Kussmund, der küsst und küsst und küsst.

Ich muss grinsen. Natalie sieht eher aus wie eine Italienerin, braun gebrannt und inzwischen gänzlich ohne Lippenstift. Aber soweit ich mich erinnern kann, habe ich bei Männern auch nie einen bestimmten Typen favorisiert. Ob sie auf mich steht? Irgendwie habe ich den Eindruck, als wäre sie nicht unerfahren auf dem Gebiet, auf dem wir uns bewegen.

»Sag mal, hattest du schon mal was mit einer Frau?«, frage ich neugierig. Der Taxifahrer schaut hellhörig geworden in den Rückspiegel. Mistkerl. Natalie flüstert mir ein leises »Nein« ins Ohr, was mich nicht wirklich beruhigt. So richtig weiß ich leider nicht, was es bedeutet, wenn Frauen miteinander schlafen, schließlich habe ich bisher nur mit Frauen geknutscht. Vorstellen kann ich es mir natürlich schon. Immerhin weiß ich als Frau gut genug, wie man als solche zum Höhepunkt kommt.

Zu Hause angekommen, sinken wir auf mein Bett und schälen uns aus den Klamotten. Ich fühle mich ein wenig unbeholfen, was auch an der nachlassenden Wirkung des Alkohols liegen kann. Natalie versteht es jedoch, mir sanft jede Hemmung zu nehmen. Sie drückt mich aufs Laken und legt sich neben mich. Dann gehen ihre Hände auf Wanderschaft, behutsam und zärtlich. Sie fahren über meine Nippel, über meinen Bauchnabel hinab zu meinen Schenkeln und dann wieder zurück zu dem Spalt zwischen ihnen. Ich schließe erwartungsvoll und schwer atmend die Augen.