Sexy, unwiderstehlich – und verboten - Jules Bennett - E-Book

Sexy, unwiderstehlich – und verboten E-Book

Jules Bennett

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Beschreibung

Ryker Barrett, der für ihren Vater arbeitet, ist der perfekte Mann für sie. Das weiß Laney genau. Doch für ihn ist sie wie eine kleine Schwester, denn sie sind zusammen aufgewachsen. Eines Nachts jedoch kann er ihren Verführungskünsten nicht mehr widerstehen. Das hat Folgen …

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Seitenzahl: 194

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IMPRESSUM

Sexy, unwiderstehlich – und verboten erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2016 by Jules Bennett Originaltitel: „Holiday Baby Scandal“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe COLLECTION BACCARABand 387 - 2017 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Ursula Drukarczyk

Umschlagsmotive: GettyImages_LightFieldStudios

Veröffentlicht im ePub Format in 04/2020 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733716721

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

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1. KAPITEL

Laney holte tief Luft und nahm all ihren Mut zusammen. Mit einer Hand umklammerte sie die vergessenen Manschettenknöpfe, die andere hielt sie auf ihren noch flachen Bauch gepresst.

Sie war eine O’Shea, verdammt noch mal. Sie kannte keine Angst. Angst war nichts anderes als eine Lüge. Eine faustdicke Lüge, von der sich die meisten Menschen bezwingen ließen. Doch zu denen gehörte Laney nicht.

Nun brauchte sie nur noch zu klopfen … um dann einem Mann ein Geständnis zu machen, das ihr Leben verändern würde. Einem Mann, in den sie verliebt war, seit sie sich für Jungs interessierte. Dass er zehn Jahre älter war als sie, war ihr einerlei.

Ihre Gefühle drohten sie zu übermannen, und der dicke Kloß in ihrer Kehle schien immer größer zu werden. Wie auch immer er reagieren würde, sie schuldete ihm die Wahrheit.

Entschlossen schob Laney ihre Emotionen beiseite und klopfte an Ryker Barretts Tür.

Jetzt gab es kein Zurück mehr.

Seit ihrer Kindheit hatte Ryker zu ihrem Leben gehört. Er hatte für ihren Vater gearbeitet und war der beste Freund ihrer Brüder. Ihre Familie hatte ihn aufgenommen. Er war geheimnisvoll und faszinierend.

Und während der letzten fünf Wochen hatte er so getan, als ob nichts passiert wäre. Nicht die geringste Andeutung, dass er sich daran erinnerte, wie er ihr das Chanel-Kleid vom Körper gerissen und sie anschließend gegen die Wand des Hotelzimmers gepresst hatte.

Nichts. Alles war wie immer. Wenn sie ihm per Mail oder SMS Informationen zu O’Shea-Auktionen schickte, machte er nie auch nur die geringste Anspielung darauf, dass ihre einzige gemeinsame Nacht überhaupt stattgefunden hatte. War er emotional so abgebrüht?

Die Tür schwang auf, und all ihre sorgsam eingeübten Worte waren wie weggeblasen. Ryker stand vor ihr, nur in einer Shorts, mit tätowiertem Oberkörper und einem großartigen Muskeltonus.

Sie hatte ihn nie zuvor so gesehen. Dieser Mann, der in Designer-Anzügen um die Welt jettete und gelegentlich auch mal eine Lederjacke zu zerrissenen Jeans trug, hatte sich ihr noch nie in seiner natürlichen Schönheit gezeigt. Schade eigentlich.

Lässig stützte er sich mit dem Unterarm an der Türkante ab und zog fragend eine Augenbraue hoch, als käme sie ungelegen. Okay, er verdiente es, die Wahrheit zu erfahren. Seit Jahren kämpfte sie gegen ihre Gefühle für ihn.

Und nun wallte Zorn in ihr auf, als sie ihm seine Manschettenknöpfe vor die nackte Brust knallte und sich an ihm vorbeischob. In all den Jahren, die sie ihn kannte, hatte Laney ihn noch nie in seinem Haus in Boston aufgesucht. Ihre Treffen fanden immer auf neutralem Boden statt, meistens im Haus der Familie O’Shea, in dem ihr Bruder Braden inzwischen lebte.

So erbost sie über Ryker auch war, so war Laney doch die Erste, die zugeben musste, dass ihre Familie ohne ihn auseinanderbrechen würde. Möglicherweise war er der „Mann fürs Grobe“, der Typ, der sie vor allem Unbill beschützte, aber er könnte jederzeit auch alle Brücken hinter sich abbrechen und verschwinden. Trotz seiner Milliarden warf er nie mit dem Geld um sich wie die meisten Männer, die sie kannte. Loyalität bedeutete für Ryker mehr als alles Geld der Welt … einer der Gründe, aus denen sie sich zu ihm hingezogen fühlte.

Die Tür fiel hinter ihr ins Schloss. Laney schloss kurz die Augen und versuchte, die Intensität ihres komplizierten Verhältnisses und die Art und Weise, wie ihr Körper augenblicklich auf ihn reagierte, zu ignorieren. Sie war nur aus einem einzigen Grund hier. Und die Tatsache, dass er für ihre Familie arbeitete, ja quasi Teil ihrer Familie war, machte das kommende Geständnis nicht leichter.

„Wenn es um dieses Gemälde in L.A. geht, ich habe schon …“

Laney wirbelte herum. „Ich bin nicht beruflich hier.“

Ryker verschränkte die Arme vor seiner breiten Brust, riss die Augen auf und nickte dann kurz. „Es hat lange gedauert, dass du zu mir kommst.“

Laneys Herz tat einen Sprung. Dann wusste er also, dass sie wegen jener Nacht hier war, und er hatte … was? Auf sie gewartet? Mistkerl. Gefühlloser, dummer, sexy Mistkerl. Warum zog er sich nicht ein Hemd über? Sie versuchte, ihren Zorn am Kochen zu halten, aber das verdammte Verlangen nach ihm mischte sich dazwischen.

„Du hättest auch zu mir kommen können“, gab sie zurück. „Oder wenigstens das Gespräch mit mir suchen.“

Die Familie O’Shea war eine Macht für sich, bekannt auf der ganzen Welt wegen ihrer angesehenen Auktionshäuser. Ihr Leben lang hatte Laney die geflüsterten Mafiagerüchte ignoriert. Sie wusste sehr gut, wofür ihre Familie stand, und sie war stolz, dazuzugehören. Sie standen heute auf der richtigen Seite des Gesetzes dank der Beziehungen, die ihr verstorbener Vater geknüpft hatte. Diesen Weg verfolgten auch ihr Bruder Braden, der die Firma leitete, und Mac, ihr anderer Bruder.

Und Ryker Barrett war als rechte Hand der Familie zuständig für ihre Sicherheit und alle anderen Jobs, für die man ihn brauchte. Er erledigte die schmutzige Arbeit und hielt sich im Hintergrund.

Laney wartete darauf, dass er irgendetwas sagen würde, doch er stand nur da und starrte sie an, was sie mehr und mehr nervös machte. Wieso hatte er nur so viel Macht über sie? Sie war eine O’Shea, Herrgott noch mal, und er stand einfach nur da.

Halbnackt, sexy und vollkommen.

Konzentriere dich, Laney.

Ryker hielt die Manschettenknöpfe hoch. „War das alles?“

Laney kniff die Augen zusammen. „Störe ich?“

Sie hatte keinen Gedanken daran verschwendet, dass er womöglich nicht allein war. Ein Gefühl des Unbehagens breitete sich in ihrem Magen aus, und sie hasste den Stich von Eifersucht, den sie schmerzlich spürte.

„Ja, ich bin beim morgendlichen Training mit der Boxbirne.“

Was diese perfekt modellierten Arme, Schultern und Bauchmuskeln erklärte, obwohl Laney vermutete, dass er die Boxbirne eher zum Abreagieren seiner Gefühle benutzte, als um in Form zu bleiben. Ryker war die Zurückhaltung in Person und ließ niemanden nahe an sich heran. Was sagte das also aus über die Nacht, die sie gemeinsam verbracht hatten? Ganz offensichtlich hatte er alle seine Regeln über Bord geworfen, denn sie waren einander so nah gewesen, wie zwei Menschen es nur sein konnten.

Übelkeit stieg in ihr auf und verdrängte ihre Sorgen und Ängste. Sie schloss die Augen und überlegte, ob sie ins Badezimmer flüchten oder sich nur setzen und abwarten sollte, bis die Welle vorüberging. Dies war nicht der richtige Augenblick, Schwäche zu zeigen.

„Du möchtest anscheinend über das sprechen, was geschehen ist“, begann er, ohne ihren Zustand zu bemerken. „Ich nehme alle Schuld auf mich. Ich hätte dir nicht auf dein Zimmer folgen und …“

„Mir die Kleider vom Leib reißen dürfen?“, beendete sie seinen Satz und presste eine Hand auf ihren Magen. „Ich bereue nicht, was geschehen ist. Ich habe lange darauf gewartet, dass du bemerkst, dass ich nicht nur Macs und Bradens kleine Schwester bin. Ich habe davon geträumt, dass du mir die Kleider vom Leib reißt, und es interessiert mich nicht die Bohne, dass du mir mein Lieblingskleid ruiniert hast. Also, es tut mir überhaupt nicht leid. Ich bin nur traurig darüber, wie du mich danach behandelt hast.“

Abgesehen von einem leichten Zucken um seinen Kiefer zeigte Ryker keinerlei Reaktion.

„Das war nicht irgendein One-Night-Stand“, argumentierte sie.

„Doch, das war es.“

Okay. Das tat weh – die Wahrheit tat oft weh –, aber dennoch.

„Wie kannst du es wagen, so zu tun, als sei ich irgendeine Zufallsbekanntschaft?“, rief sie empört. „Wir kennen uns fast mein ganzes Leben lang. Du denkst also, es sei in Ordnung, mit mir Sex zu haben und …“

Ryker bemerkte endlich ihre Fassungslosigkeit, trat zu ihr, fasste sie an den Schultern und zog sie an seinen nackten Oberkörper. „Nein, das dachte ich nicht. Verflixt, Laney.“

Dann ließ er sie plötzlich los, als hätte er sich verbrannt, und trat einen Schritt zurück. „Ich konnte nicht aufhören“, flüsterte er.

Sie musste verschwinden. Als sie das letzte Mal allein gewesen waren, hatte er die Kontrolle verloren, und jetzt hing sie auch nur noch an einem seidenen Faden, hier in seinem Wohnzimmer, auf seinem Terrain.

Seit jenem One-Night-Stand hatte er sie absichtlich gemieden und nur schriftlich mit ihr wegen geschäftlicher Dinge verkehrt. Sie arbeiteten seit mehreren Jahren zusammen. Er musste zugeben, dass sein Job um einiges leichter geworden war, seit sie mit an Bord war. Sie war schlicht unersetzlich. Laneys Geschick im Computer-Hacking war geradezu beängstigend. Denn falls sie mit den falschen Leuten arbeitete, konnte sie gefährlich sein. Gut, manche behaupteten, die O’Sheas standen auf der falschen Seite, aber wie auch immer. Er konnte seinen Job nicht ohne sie machen, also war es keine Option, ihr völlig aus dem Weg zu gehen.

Wenn er frei hatte, verschanzte er sich üblicherweise in seinem Haus in London oder reiste irgendwohin. Wenn er in Boston blieb, geriet er zu sehr in Versuchung, dem Verlangen nach der kleinen Schwester seiner besten Freunde und Chefs nachzugeben.

Als Laney die Hand nach ihm ausstreckte, wehrte Ryker sie ab. „Nein.“ Wenn sie ihn berührte, wäre es vorbei mit der Distanz. Er hatte schon mit dem Feuer gespielt, als er sie gerade an sich gezogen hatte … und sie hatte sich so unglaublich gut angefühlt.

Diese Geschichte musste aufhören. Das war er ihrer Familie schuldig, die ihn aus der Hölle auf Erden gerettet hatte. Seit Jahren verzehrte er sich nach ihr, hatte aus der Ferne beobachtet, wie sie sich zu einer atemberaubenden Frau entwickelte, der es gelang, seine Schutzmauern zu durchdringen. Wenn sie mit anderen Männern ausging, brachte ihn das fast um den Verstand, aber welches Recht hatte er, es ihr zu verwehren?

Sie war die Mafia-Prinzessin, und er gehörte zur Familie … Er war in eine Menge zwielichtiger Geschäfte verwickelt gewesen, bevor ihr Vater starb und die Familiengeschäfte an Braden übergingen. Inzwischen waren sie auf dem Weg in die Legalität. Doch das änderte nichts an dem, was er in der Vergangenheit getan hatte. Und auch nichts an der Tatsache, dass er Laney nicht verdiente. Nicht nur weil sie die Tochter eines der mächtigsten Männer Bostons war, sondern weil sie nie ein Geheimnis daraus gemacht hatte, dass sie sich eine große Familie mit Kindern und Haustieren wünschte. Er dagegen zog es vor, Geliebte in anderen Staaten und Ländern zu haben − ohne emotionale Verpflichtungen.

Um es einfach auszudrücken, sie befanden sich an den entgegengesetzten Polen dieser Erde. Seit Patricks Tod vor einigen Monaten beschützten Braden, Mac und er Laney vor der harten, täglichen Wirklichkeit.

Nicht, dass er das Geld oder den Job gebraucht hätte. Aber er schuldete es den O’Sheas. Was immer sie von ihm verlangten, er würde es tun oder beim Versuch, es zu tun, sein Leben geben.

Er stieß den Atem aus und schüttelte den Kopf dabei. Doch als er sie ansah, erstarrte er. Laney war einen Schritt zurückgetreten und lehnte mit geschlossenen Augen an der Wand. Ihr Atem ging stoßweise.

„Laney?“ Er war so nah, dass er sie hätte berühren können, doch er tat es lieber nicht. Na also. Er konnte es also doch.

Mit unsicheren Fingern strich er ihr das Haar aus dem Gesicht. Ihre Lider flatterten, und ein dünner Schweißfilm bedeckte ihre Stirn. Was war nur los mit ihr?

„Ich weiß, du willst mich hier nicht haben, aber ich muss dir etwas sagen.“

Sie stieß sich von der Wand ab, wobei sie leicht schwankte.

Jetzt konnte er nicht mehr anders. Ryker fasste sie um die Taille und hielt sie fest. „Alles in Ordnung mit dir?“

„Lass mich los.“

Ihre strahlenden grünen Augen begegneten seinen. Wie aus dem Nichts überwältigte ihn die Erinnerung an jene Nacht, als er sie mit seinem Körper an die Wand gepresst hatte. Sie hatte seinen Namen gekeucht, während sie sich an seinem Rücken festklammerte. Nie zuvor hatte er etwas so … Perfektes erlebt. Dabei verdiente er keine Sekunde ihrer Zuneigung. Wenn Mac und Braden davon wüssten, würden sie ihm die Hölle heißmachen. Zumindest würden sie es versuchen. In einem Kampf würde er sich zu beweisen wissen, aber er verdiente einen Faustschlag ins Gesicht dafür, dass er Laney verführt hatte. Sie war nicht wie andere Frauen, das musste er sich immer wieder vor Augen halten.

Ryker ließ seine Hände sinken, blieb aber direkt vor ihr stehen. Sie wirkte wie eine Droge auf ihn. Sie waren aus zu vielen Gründen nicht gut füreinander … und dennoch sehnte er sich nach mehr.

„Ich bin schwanger.“

Ryker erstarrte. Hatte sie gerade …

Wie bitte? Er musste sie falsch verstanden haben. Unmöglich. Bei ihrem Aufenthalt in Miami hatte er nicht vorgehabt, mit ihr zu schlafen, doch sie hatte ihm versichert, die Pille zu nehmen. Also nein. Er musste sich verhört haben.

Aber Laney starrte ihn noch immer an, während er darauf wartete, dass sie irgendetwas anderes sagen würde, denn es war völlig ausgeschlossen …

„Es tut mir leid.“ Laney lehnte den Kopf wieder an die Wand und schloss die Augen. „Ich wusste nicht, wie ich es sagen soll. Ich meine, es gibt wirklich keine gute Einleitung für eine solche Nachricht.“

Schwanger. Ein Kind. Ihr Kind.

Ryker wandte sich ab, während Furcht in ihm emporkroch. Wie hatte er nur zulassen können, dass so etwas geschehen konnte? Ein Kind war mit Sicherheit nichts, was er sich je für sein Leben vorgestellt hatte. Auf keinen Fall wollte er bewusst ein unschuldiges Baby in seine Welt bringen. In seine dunkle Welt.

„Du hast gesagt, du nimmst die Pille.“

Er wollte sie mit seinen Worten nicht anklagen, aber er war verwirrt, verflixt noch mal. Und wütend. Wütend auf sich selbst, denn wenn er die Kontrolle über sich nicht verloren hätte, könnte Laney jetzt nicht diese Bombe platzen lassen.

„Habe ich auch.“ Sie holte tief Luft und straffte die Schultern. „Ich musste die Pille wechseln und begann mit einer neuen eine Woche vor Miami. Keine Ahnung, ob es deshalb passiert ist. Ich weiß nicht …“

Er erinnerte sich in allen Einzelheiten, wie sie ihm das Hemd über den Kopf gezogen und gesagt hatte, dass sie die Pille nahm und gerade beim Arzt gewesen und gesund war. Er selbst wusste genau, dass er längere Zeit mit keiner Frau zusammen gewesen war, und er hatte nie ungeschützten Verkehr gehabt. In ihrer Raserei hatten sie sich also gerade mal zwei Sekunden über Verhütung ausgetauscht.

Und jetzt standen sie hier. Laney erwartete sein Kind, und er war … geliefert. Im wahrsten Sinne des Wortes.

All die Jahre hatte er sich aus Respekt vor der Familie, die ihn aufgenommen hatte, von Laney ferngehalten. Bis Miami. Wie sollte er ihnen je wieder unter die Augen treten?

Patrick hatte Ryker in die Familie geholt, nachdem der damals Elfjährige Mac und Braden auf dem Sportplatz verteidigt hatte und die Jungen beste Freunde geworden waren. Ryker hatte sich der Familie sofort zugehörig gefühlt, nur in Laney hatte er nie so etwas wie eine Schwester gesehen. Er hatte sie damals überhaupt nicht beachtet, weil sie so viel jünger gewesen war. Nachdem sie dann ihren Highschool-Abschluss gemacht hatte, war Ryker bereits tief in die Familiengeschäfte verstrickt und sich überaus bewusst, dass seine schmutzigen Hände nie die kultivierte Laney O’Shea berühren durften.

Dann aber, als ihre grandiosen Fähigkeiten im Hacken von Computern erkennbar wurden, wusste Ryker, dass sie ein absoluter Hauptgewinn war. Doch er hatte nicht geahnt, wie schwierig die Zusammenarbeit mit ihr sein würde. Er hätte es sich leisten können, die besten Hacker der Welt anzuheuern, doch er vertraute nur ihr.

Braden und Mac würden ihn umbringen. Sie würden ihn umbringen und begraben, und niemand würde je davon erfahren … und er verdiente es nicht anders.

Verdammt. Ryker stieß den Atem aus. So dankte er es der Familie, die ihm vertraute.

„Es ist nicht deine Schuld.“

Ihre leise Stimme drang an sein Ohr, und er lachte kurz auf. „Ach, nein? Habe ich mich in dein Zimmer gedrängt, dir das Kleid vom Leib gerissen und dir befohlen, deine Beine um mich schlingen? Oder war das ein anderer Mann?“

Er warf Laney einen Seitenblick zu und bemerkte, wie sie zusammenzuckte. Er benahm sich wirklich unmöglich. Alles war ganz allein seine Schuld. Laney verdiente seine Wut nicht. Sie war so unschuldig wie das Kind.

Sein Blick senkte sich auf ihren flachen Bauch, und wieder überwältigte ihn die Angst. Bilder seines leiblichen Vaters stiegen in ihm empor, und Ryker gelobte sich in dieser Sekunde, nie so zu werden wie dieser Mann. Nie würde er Hand an sein Kind legen oder sich lieber den nächsten Schuss setzen, als für Essen auf dem Tisch zu sorgen.

Seine traurige Kindheit erfüllte jedes Klischee, aber so war das Leben. Allzu oft sahen die Erwachsenen weg, wenn Kinder misshandelt wurden.

Er blickte auf seine Hände. Narben bedeckten seine Handgelenke und Unterarme. Sein Leben bestand fast nur aus Hässlichkeit, und trotzdem stand diese wunderschöne Frau vor ihm und bot ihm etwas so Wertvolles, und alles was er tun wollte, war …

Zum Teufel. Was wollte er tun? Er wollte auf keinen Fall, dass Braden und Mac von der Nacht erfuhren, die er mit ihrer kleinen Schwester verbracht hatte. Nicht, weil er sich vor ihnen fürchtete. Er wurde mit allem fertig, was auf ihn zukam … mit fast allem.

Sie vertrauten Ryker, dass er alle Bedrohungen von der Familie fernhielt. Hatte er nicht genau deshalb den Auftrag erhalten, Laney an jenem Abend in ihr Hotel zu folgen? Weil es eine Drohung gegen sie gab?

Jahrelang hatte er Verrückte von ihr ferngehalten. Vor wenigen Monaten erst hatte er körperliche Gewalt anwenden müssen, um ihren Ex endgültig aus ihrem Leben zu vertreiben. Dieser Mann hatte begonnen, Laney massiv zu belästigen. Ryker hatte ihr nicht erzählt, was geschehen war, und würde es auch nicht tun, aber er wusste, dass sie sich Fragen stellte.

Ryker stieß sich vom Tisch ab und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Er hatte nicht die geringste Ahnung, was er als Nächstes tun sollte. Nie zuvor war ihm etwas widerfahren, das sein komplettes Leben umkrempeln würde.

„Ich erwarte nichts von dir.“ Laney ging es anscheinend besser, denn sie stand jetzt aufrecht da und hatte wieder etwas Farbe im Gesicht. „Aber ich wollte es nicht für mich behalten. Ich weiß, du willst nichts mit mir zu tun haben …“

„Hör auf damit“, knurrte er. „Du hast keine Ahnung, was ich möchte.“

Sie hob den Kopf und zog eine Augenbraue in die Höhe. „Dann klär mich auf.“

Wenn das nur so einfach wäre. Wenn ihre Beziehung doch nur rein sexuell wäre. „Wenn nur“ war die Geschichte seines verkorksten Lebens.

„Ich werde für dieses Kind da sein und Verantwortung für euch beide übernehmen“, erklärte er ihr und wandte sich ihr zu. „Ich werde auf dich und das Baby aufpassen.“

„Das machst du schon seit Jahren.“

Er tat einen Schritt auf sie zu. „Nicht so. Wenn du meinst, dass ich bisher dein Beschützer war, dann warte mal ab, was jetzt kommt.“

Laney verdrehte die Augen. „Tu das nicht. Sei nicht so dominant. Wenn ich nicht schwanger geworden wäre, hättest du mich weiter ignoriert. Unsere gemeinsame Nacht hätte es vielleicht nicht geben dürfen, aber irgendwie war sie auch unausweichlich.“

Er hasste es, wenn sie recht hatte. Und noch mehr hasste er es, dass jede Nacht Fantasien in seinem Kopf kreisten, weil er ihr nie wieder so nah sein würde. Keine andere Frau würde bei ihm je wieder eine Chance haben.

„Ich kann sehr gut auf das Baby und auf mich selbst aufpassen“, erwiderte sie. „Aber ich möchte nicht, dass meine Brüder jetzt schon davon erfahren. Ich bin noch nicht bereit dafür.“

Damit war Ryker vollkommen einverstanden. Braden und Mac würden es früh genug herausfinden. Erst einmal mussten Laney und er diese Neuigkeiten selbst verdauen.

Ryker kam näher heran. „Lass uns eines gleich jetzt klarstellen. Ich werde mich um dich und um das Baby kümmern. Wenn du etwas brauchst, ich bin da. Du wirst mich nicht außen vor lassen. Und wenn ich dich in mein Haus nach London schleppen muss, um dich persönlich zu betreuen, dann werde ich es tun.“

Laney stieß verächtlich den Atem aus. „Wirklich? Du würdest mich hineinlassen?“

„Ich habe keine andere Wahl.“

Und vielleicht hatte er nie eine gehabt … nicht, wenn es um Laney ging.

Nur wie zum Teufel sollte es ihm gelingen, seine Hände von Laney zu lassen, wenn er ihr nun zwangsläufig näher wäre als je zuvor?

Ryker Barrett hatte einige schwere Zeiten hinter sich, doch nun hatte er das Gefühl, eine neue Vorhölle zu betreten.

2. KAPITEL

Wie süß er war. Bildete sich tatsächlich ein, er könnte sie behüten. Der Arme. Er vergaß schlicht, dass er es mit einer O’Shea zu tun hatte. Sie mochte vielleicht die kleine Schwester sein, die jeder gerne vollkommen sicher hinter ihrem PC sitzen sah, doch sie wusste mehr, als alle dachten. Sie war weder naiv noch blind.

Und nach London gehen? Das war keine Option. Sie arbeitete gerade an einer Sache genau hier in Boston, die ihr sehr am Herzen lag. Schwanger oder nicht, sie würde die Verwirklichung dieses Projekts begleiten.

Nachdem sie vorhin Rykers Haus verlassen hatte, war sie nach Hause gefahren, hatte sich umgezogen und war joggen gegangen. Ihr Arzt hatte ihr bestätigt, dass es nur von Vorteil war, ihr tägliches Training beizubehalten. Sie musste unbedingt Dampf ablassen.

Warum bloß fühlte sie sich zu einem derart sturen, frustrierenden Mann hingezogen? Warum spürte sie selbst jetzt noch, Wochen nach ihrem Zusammensein, wie faszinierend er war? Die Erinnerung an jene Nacht würde für immer in ihr sein. Laney hatte sich oft gefragt, ob der reale Liebesakt mit Ryker es mit ihren Fantasien aufnehmen könnte … es war noch viel besser gewesen. So viel besser als alles, was sie sich je hätte erträumen können.

Aber jetzt war sie schwanger, und sie würde das Kind nicht als Ausrede dafür benutzen, ihm näher zu kommen. Sie war keine arme, verzweifelte Frau. Auch wenn sie Ryker schon liebte, seit sie denken konnte, so würde sie doch nie ein unschuldiges Kind benutzen, um einen Mann an sich zu binden.