Shadow of Desire - Chrissy Zane - E-Book

Shadow of Desire E-Book

Chrissy Zane

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Beschreibung

Klappentext: Er ist kalt, präzise und unaufhaltsam. Ein Schatten, der seine Opfer ohne Spur zurücklässt. Sie ist seine letzte Schwäche, das einzige Licht in seiner Dunkelheit. Doch sie ahnt nicht, dass sie längst Teil eines perfiden Plans geworden ist. ein tödlicher Tanz beginnt, der nur ein Ende kennt: Entweder sie entkommt dem Schatten, oder sie wird Teil von ihm.

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Seitenzahl: 278

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Triggerwarnung

Dieses Buch enthält explizite und sensible Themen, die für manche Leser:innen verstörend oder belastend sein können.

Es werden detaillierte Darstellungen von Gewalt, Mord, Verstümmelung und Folter geschildert. Psychische Manipulation und toxische Beziehungen spielen eine zentrale Rolle, ebenso wie Stalking und obsessive Kontrolle. Zudem beinhaltet die Handlung sexuelle Gewalt, emotionale Abhängigkeit und tiefgehende Traumata. Themen wie Trauer, Verlust und Tod sind ebenfalls präsent und können starke emotionale Reaktionen auslösen.

Dieses Buch ist düster, intensiv und nichts für schwache Nerven. Bitte sei dir der genannten Inhalte bewusst und entscheide selbst, ob du mit diesen Themen umgehen kannst.

Lies auf eigene Verantwortung

Für alle, die sich in der Dunkelheit verlieren, aber den Weg zurückfinden.

Für die, die kämpfen, wenn die Hoffnung schwindet, und die lieben, selbst wenn es weh tut.

Diese Geschichte gehört euch.

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Kapitel 46

Kapitel 47

Kapitel 48

Kapitel 49

Kapitel 50

Kapitel 51

Kapitel 52

Kapitel 53

Kapitel 54

Kapitel 55

Kapitel 56

Kapitel 57

Kapitel 58

Kapitel 59

Kapitel 60

Kapitel 61

Kapitel 62

Kapitel 63

Epilog

Prolog

Manchmal endet eine Geschichte nicht dort, wo andere sie enden sehen wollen. Sie endet nicht in einem endgültigen Triumph, nicht mit einem klaren Abschluss, nicht einmal mit einem Hauch von Frieden. Sie hinterlässt Narben, tiefe, unsichtbare Risse, die niemals vollständig heilen. Aber für jemanden wie mich, den Vollstrecker, endet eine Geschichte nie wirklich. Sie verändert sich, nimmt neue Formen an, wird dunkler und vielschichtiger.

Ich dachte immer, ich wäre unantastbar. Kalt. Berechnend. Ein Mann, der sich von nichts und niemandem berühren lässt. Doch dann trat Emma in mein Leben oder vielmehr Cassie, denn so sah ich sie. Sie war das unvollkommene Abbild einer Vorstellung, die ich nie ganz zu fassen bekam. Und dennoch entfachte sie etwas in mir, das ich nicht erwartet hatte. Etwas, das nicht existieren sollte. Gefühle.

Es begann nicht wie ein gewöhnliches Spiel um Kontrolle. Nein, mit ihr war es anders. Sie brachte eine seltsame Ruhe in das Chaos, das mich sonst antreibt. Es war, als hätte ich für einen flüchtigen Moment einen Blick auf ein Leben geworfen, welches nicht nur von Hass und Rache gezeichnet war. Ein Weihnachtsfest ohne Angst, ein Silvesterabend ohne Gewalt, nur sie und ich. Für kurze Augenblicke fühlte es sich an, als wäre ich nicht das Monster, als könnte es einen anderen Weg geben.

Doch wie bei jeder Illusion hielt der Frieden nicht an. Er war zerbrechlich, kaum mehr als eine vergängliche Erscheinung, die in dem Moment zerbrach, als sie mich fallen lies. Mit ihrem Verrat kehrte die Dunkelheit zurück. Erbarmungslos und lodernd, wie ein Feuer, das alles verschlingen sollte. Die Wut kehrte zurück. .

Der unstillbare Drang nach Vergeltung. Und doch war nun etwas anders. Es war, als hätte ihr Verrat ein noch tieferes Loch in mir hinterlassen. Es war, als hätte ihr Verrat mir ein tiefes Loch in die Brust gerissen, welches durch nichts je wieder ausgefüllt werden konnte. … nicht wirklich.

Ich hatte erkannt, dass ich nicht mehr allein sein wollte. Dass die Kälte, die stets mein treuer Begleiter war, nicht länger genug war. Doch ebenso wusste ich tief in meinem Inneren, dass Emma niemals die Frau sein könnte, die es schaffen würde an meiner Seite, zu existieren. Sie war schwach. Sie gehört in die Welt, die ich verachte. Sie und ich, das war ein Irrtum. Ein fehlgeschlagener Versuch.

In den Monaten danach habe ich über all die Geschehnisse nachgedacht.. Habe geplant. Gewartet. Ausgeharrt Die Dunkelheit formte sich neu in mir und meine Obsession nahm eine andere Gestalt an. Ich wusste nun wer die Frau sein musste, die mich vervollständigen würde.. Die mich heilen und meine dunklen Triebe im Zaum halten könnte.

Die wahrhaftige Cassie. Diejenige, die nicht zerbricht. Diejenige, die das Chaos nicht fürchtet, sondern es mit mir teilt.

Ich sehe sie vor mir, in meinen Gedanken, stark, furchtlos und bereit in die Dunkelheit zu treten, ohne auch nur einen Moment zu zögern. Sie wird mich sehen, wie ich bin, und sie wird an meiner Seite bleiben. Sie wird sich nicht vor der Dunkelheit verstecken, sondern sie mit offenen Armen willkommen heißen. Cassie wird anders sein. Vollkommen. Perfekt.

Und während ich meine neuen Schritte vorbereite, spüre ich, wie die Vorfreude wächst. Der Gedanke an sie treibt mich voran. Denn ich bin der Vollstrecker. Stillstand gibt es für mich nicht. Keine Erlösung. Kein Licht. Nur das nächste Kapitel. Das nächste Ziel. Die nächste Besessenheit. Emma ist Vergangenheit. Ein Kapitel, das geschlossen wurde, ohne, dass es etwas verändert hatte. Aber Cassie? Cassie ist meine Zukunft. Sie ist das, was mich weitermachen lässt. Sie ist das, worauf mein ganzen Leben ausgerichtet ist. All meine Handlungen, die Guten wie die Schlechten, wobei die schlechten wohl eher überwiegen. All meine Entscheidungen haben mich letzten Endes zu ihr geführt.

Meine Geschichte endet noch nicht. Sie beginnt nun erst richtig. Dunkler, intensiver, gefährlicher als zuvor.

Denn in meiner Welt gibt es keine Erlösung. Es wird immer nur dunkel wabernde Schatten und heißes, bedingungsloses Verlangen geben.

Kapitel 1

VOLLSTRECKER

Meine Geduld hat ihr Ende erreicht. Vier Monate des Rückzugs, des Wartens, der Einsamkeit. Vier Monate, in denen ich im Schatten lebte, doch nie stillhielt.

Während die Welt schlief, hinterließ ich Spuren aus Blut und Schrecken. Wahllos, zufällig. Ein Mann, der mir auf dem Parkplatz zu lange in die Augen sah. Jemand, der mir in einer verregneten Gasse den Weg versperrte. Eine Ratte, deren Lachen meine Nerven zersägte. Ich habe sie beseitigt. Keine dieser Taten trägt meine Handschrift. Die Welt sieht sie als alltägliche Opfer. Ein Überfall hier, ein Brand dort, ein Messerstich in der Dunkelheit. Ein Flüstern von Chaos ohne Ursprung.

Doch für mich war es mehr. Es war der Beweis, dass ich immer noch der bin, der ich sein muss. Ein Mörder.

Jeder Atemzug in dieser selbst auferlegten Dunkelheit hat mich daran erinnert, dass ich nicht für das Versteckspiel geschaffen bin, und doch musste ich es ertragen, jeden quälenden Moment davon. Der Drang, aus dem Schatten zu treten, wuchs mit jeder Stunde, doch zugleich nagte die Angst an mir, die Kontrolle zu verlieren. Es war ein schmaler Grat zwischen Geduld und Wahnsinn. Und ich fühlte, wie jeder Atemzug mich ein Stück näher an den Abgrund trieb. Ich bin nicht dazu gemacht, mich zu verstecken. Ich bin der Mann, der handelt, wenn andere versagen.

Doch ich hätte handeln müssen, als es noch möglich war. Emma hätte sterben sollen.

Ich spüre, wie sich meine Hände zu Fäusten ballen, die Nägel graben sich tief in meine Handflächen. Diese verfluchten Cops haben sie gerettet. Haben sie aus meiner Kiste gezogen, sie zurück ins Leben gebracht, während ich in den Schatten gezwungen wurde. Ich kann immer noch hören, wie ihr Atem langsam schwand, wie ihr Körper aufgab, genau nach Plan – und dann? Dann kam Cooper. Der verdammte Held, der Retter, der mir alles genommen hat.

Aber es gibt Schicksale, die schlimmer sind als der Tod.

Und genau das wird Emma jetzt erleben.

Ich musste mich neu erfinden, jede Spur meines alten Ichs auslöschen. Mein Spiegelbild ist jetzt ein Fremder. Mein dunkles Haar ist verschwunden, ersetzt durch silberblonde Strähnen, die im Licht unscheinbar wirken. Mein Gesicht ist bedeckt von einem Bart, der nicht nur meine Züge verändert, sondern auch meine Vergangenheit verdeckt. Und meine Augen, die Fenster zu meiner Seele, verberge ich hinter blau-grauen Kontaktlinsen. Es ist eine neue Identität, so lückenlos, dass ich Emma direkt gegenüberstehen könnte – und sie würde mich nicht erkennen.

Heute wird sie wissen, dass ich zurück bin.

Es ist ihr erster Tag zurück im Revier. Der perfekte Moment für eine Botschaft. Ich habe alles vorbereitet. Ein Strauß roter Rosen, jede einzelne Blüte makellos, ein Symbol für die Intensität unserer vergangenen Zeit. Er wird anonym geliefert, ohne Karte, ohne Namen. Aber Emma wird wissen, dass er von mir ist.

Sie wird es fühlen.

Die Erinnerungen an unsere gemeinsame Zeit werden sie verfolgen. Sie werden ihre Gedanken durchbohren wie Dornen. Nicht, weil sie mir noch etwas bedeutet, sondern weil es mich amüsiert. Ich stelle mir vor, wie sie erstarrt, wenn sie den Strauß sieht, wie sich ihr Herzschlag beschleunigt, wenn sie versteht, dass es niemals vorbei sein wird.

Doch Emma ist nur noch ein Schatten der Vergangenheit. Seit Wochen habe ich jemand anderen im Auge. Cassie.

Cassie ist der Schlüssel zu meinem neuen Leben. Die Antwort auf die Leere, die Emma hinterlassen hat. Sie ist nicht wie die anderen. Cassie ist rein. Ich will sie nicht als Trophäe, nicht als Teil eines Spiels. Ich will sie an meiner Seite.

Doch bevor ich mich Cassie nähern konnte, war da diese unerträgliche Dringlichkeit in mir, der Welt eine Botschaft zu senden. Ein skrupelloser Killer ist unterwegs. Nicht durch einen direkten Schlag, sondern durch ein Flüstern in der Dunkelheit. Und sie werden mich spüren. In anderen Städten, fernab von meinem eigentlichen Ziel, gibt es bereits Opfer. Ein Raubüberfall in einer stillen Seitenstraße, der in einem Blutbad endet. Ein Obdachloser, brutal zugerichtet, seine Leiche achtlos in einem Park zurückgelassen.

Ein Feuer in einem leerstehenden Gebäude, das so plötzlich ausbrach, dass niemand die Ursache erahnen kann. Zufällige Gewalt.

Kein direkter Zusammenhang.

Doch es wird Unruhe stiften, Angst schüren, die Polizei ablenken. Und während sie verzweifelt nach einem Phantom suchen, werde ich mich Cassie nähern.

Heute werde ich sie sehen. Endlich.

Sie arbeitet in einem kleinen Café am Rande der Stadt. Ich habe sie beobachtet, wie sie die Tische abwischt, wie sie mit ihrem strahlenden Lächeln die Gäste begrüßt. Sie ahnt nicht einmal, dass ich da bin. Sie weiß nicht, dass ich jede ihrer Bewegungen studiert habe, jeden Moment ihrer Routine auswendig kenne.

Doch das ändert sich heute. Die Verwandlung, die ich durchgemacht habe, gibt mir die Freiheit, wieder offen durch die Straßen zu gehen. Niemand wird mich erkennen.

Ich bin ein Geist, ein Schatten unter den Menschen. Während sie in ihrem Alltag gefangen sind, bin ich da, unsichtbar und doch allgegenwärtig.

Cassie wird mich kennenlernen. Und ich werde sie in mein Leben holen.

Sie ist anders als Emma. Keine zerbrochene Seele, die im Dunkeln taumelt, sondern jemand, der leuchtet, ohne zu wissen, dass dieses Strahlen bis in die tiefsten Abgründe meiner Gedanken reicht. Ihre Bewegungen. Ihr Lächeln. Die Art, wie sie mit einer fast schon unbewussten Grazie durch das Café gleitet. All das hat mich in den Bann gezogen.

Sie ist keine Ablenkung. Sie ist das, was ich gesucht habe, ohne es zu wissen. Und sie wird meine sein. Sie wird mich verstehen – anders als Emma. Und wer auch immer sich zwischen uns stellt, wird lernen, was es heißt, den Vollstrecker herauszufordern. Ich ziehe meine Jacke über und werfe einen letzten Blick in den Spiegel.

Ein Kunstwerk, das ich selbst geschaffen habe. Die Jagd beginnt. Nicht nur auf Emma, sondern auf Cassie. Die eine ist meine Vergangenheit, die andere meine Zukunft.

Und ich werde alles tun, um meine Zukunft zu sichern.

Kapitel 2

Cooper

Vier Monate. Vier endlose Monate, in denen ich gelernt habe, was es bedeutet, zu kämpfen. Nicht mit Fäusten, sondern mit Geduld, Hoffnung und dem ständigen Gefühl der Angst im Nacken.

Heute ist ein entscheidender Tag für Emma – für uns beide. Sie kehrt zurück zur Arbeit, ein Schritt in Richtung Normalität. Für sie ein mutiges Zeichen, dass sie sich den Ängsten nicht geschlagen gibt. Für mich ein Moment, der zeigt, wie weit wir gekommen sind – und wie weit wir noch gehen müssen.

Ja, ich erinnere mich an diesen Tag. An den Moment, als ich dachte, ich hätte sie verloren.

Ich habe in meinem Leben schon viele schlimme Dinge gesehen. Dinge, die einem nachts den Schlaf rauben, die sich in die Haut fressen wie Gift. Doch nichts – gar nichts – hat mich so zerstört wie der Moment, als wir Emma fanden.

Sie lag dort, gefangen in dieser verdammten Holzkiste, begraben in der feuchten Erde. Ihr Körper war regungslos, ihre Haut totenblass. Ich weiß noch, wie ich auf die Knie fiel, mit bloßen Händen nach ihr grub, während mein Herz gegen meine Rippen schlug, als wollte es mir den Brustkorb zerreißen.

Ich rief ihren Namen, wieder und wieder, doch keine Reaktion.

Meine Hände fanden ihren Puls – oder versuchten es zumindest.

Nichts.

Scheiße.

Mein Verstand schrie, dass es nicht sein konnte, dass sie nicht weg sein durfte. Ich fühlte, wie die Panik in mir hochkroch, mich mit eiskalten Fingern packte.

»Nein, verdammt, Emma! Bleib bei mir!«

Die Minuten bis zum Eintreffen des Rettungswagens fühlten sich an wie eine Ewigkeit. Ich weiß nicht mehr, wie oft ich geschrien habe, wie oft ich gefleht habe, dass sie ihre Augen öffnet, dass sie atmet, dass sie lebt.

Doch nichts geschah. Verzweifelt begann ich mit der Wiederbelebung – Herzdruckmassage, Beatmung – alles, was ich konnte, alles, was mir einfiel. Ich wusste, dass jede Sekunde zählte, dass das Gehirn nur wenige Minuten ohne Sauerstoff überleben kann, bevor es zu Schäden kommt. Mein Puls raste, meine Hände zitterten, aber ich drückte weiter, immer wieder. Eins, zwei, drei… Bitte wach auf!

Doch keine Reaktion. Ich schrie weiter, kämpfte weiter – bis endlich die Sirenen in der Ferne erklangen.

Als die Sanitäter endlich kamen, konnte ich mich kaum von ihr lösen. Ich stand nur da, starrte auf ihren reglosen Körper, während sie versuchten, sie zurückzuholen. Ich wollte helfen, wollte irgendetwas tun, aber ich konnte nichts. Ich war nutzlos.

Dann – ein Hauch von Bewegung, ein Ruck durch ihren Körper. Der Monitor piepte.

Ein schwacher Puls. Mein Herz setzte aus, bevor es mit doppelter Wucht weiterschlug.

Sie kam zurück. Sie hat gekämpft und ist zurückgekommen, gegen jede Erwartung.

Die Zeit im Krankenhaus war die Hölle.

Zwei Wochen des Wartens, der Ungewissheit. Zwei Wochen, in denen mein Leben sich nur noch darum drehte, ob Emma jemals wieder die Augen öffnen würde.

Die Ärzte hatten entschieden, dass es das Beste wäre, sie in ein künstliches Koma zu versetzen – ihr Körper war zu geschwächt, zu ausgezehrt, um allein zu kämpfen. Sie war dehydriert, unterkühlt, ihr Kreislauf instabil. Ich hatte keine Ahnung, was er ihr angetan hatte, was sie durchmachen musste, bevor wir sie gefunden haben. Aber ich wusste, dass es sie verändert hatte.

Tom und ich wechselten uns ab. Einer von uns war immer bei ihr, während der andere zur Arbeit ging. Nicht, dass ich wirklich arbeiten konnte. Mein Kopf war nicht bei den Fällen, nicht bei den Ermittlungen – nur bei ihr.

Ich erinnere mich an die Stunden, die ich einfach nur an ihrem Bett saß, ihre kalte Hand in meiner hielt, ihr Gesicht ansah und versuchte, mir vorzustellen, dass sie einfach nur schlief. Dass sie jederzeit ihre Augen öffnen und mich mit diesem typischen Emma-Blick mustern würde, als wäre ich ein Idiot, weil ich mir zu viele Sorgen machte.

Aber sie tat es nicht. Jeden Tag sprach ich mit ihr, auch wenn ich nicht wusste, ob sie mich hören konnte. Ich erzählte ihr von den Dingen im Revier, von Toms nervigen Witzen, von den Fortschritten, die wir in der Suche nach dem Vollstrecker machten. Ich erzählte ihr, dass sie nicht allein war. Dass ich hier war.

Dass sie zurückkommen musste.

Doch es gab auch Nächte, in denen ich einfach nur dastand und ihr beim Atmen zusah.

Und da waren die Zweifel. Dachte ich wirklich, dass wir es schaffen konnten? Dass ich sie noch erreichen konnte? Es gab Nächte, in denen ich aufgeben wollte. Nächte, in denen ich mir einreden wollte, dass ich nichts ändern konnte, dass es keine Rolle spielte, was ich tat. Dass sie vielleicht nicht mehr aufwachen würde.

Es war Tom, der mich aus diesem Strudel herauszog.

»Sie ist eine Kämpferin, Coop,« sagte er, als er mich dabei erwischte, wie ich eine weitere schlaflose Nacht an ihrem Bett verbrachte. »Emma wird sich durchbeißen. Das tut sie immer.«

Ich wollte ihm glauben. Verdammt, ich wollte es so sehr. Aber ich wusste, dass es nicht nur darum ging, ob sie überlebte.

Selbst wenn sie aufwachte – würde sie wirklich zurückkommen? Würde sie jemals wieder die Emma sein, die wir kannten?

Ich habe in diesen Nächten mehr gelernt als in meinem ganzen Leben davor. Geduld und Hoffnung, zwei Worte, die früher keinen Platz in meinem Leben hatten. Doch selbst in dieser Stille habe ich verstanden, dass ich Emma nicht verlieren würde. Dass sie stärker war, als ich jemals gedacht hätte.

Und dann, an diesem grauen Morgen, kam der Anruf.

Toms Stimme, zittrig vor Erleichterung.

»Cooper, sie ist wach!« Die Welt schien für einen Moment stillzustehen, während ich alles stehen und liegen ließ und zum Krankenhaus raste. Als ich in ihr Zimmer trat und sie meinen Namen flüsterte, wusste ich, dass nichts mehr so sein würde wie zuvor.

Sie lebte. Das war alles, was zählte.

Seitdem hat sich vieles verändert. Ja, wir leben mit den Schatten, und es gibt diese Nächte, in denen sie schreit, in denen sie den Schmerz erneut durchlebt. Aber wir haben gelernt, dass die Dunkelheit nicht das Ende ist.

Dass man auch nach ihr weiterleben kann.

Ich habe versucht, ihr eine sichere Welt zu geben.

Meine Wohnung wurde unser Zufluchtsort, ein Ort, an dem wir versuchten, die Vergangenheit hinter uns zu lassen. Doch selbst dort blieben die seelischen Narben ein leiser Begleiter.

Heute steht sie an der Tür, bereit, diesen nächsten Schritt zu wagen. Ich sehe ihre Anspannung, die Entschlossenheit, die sie ausstrahlt, und es macht mich stolz.

Nicht nur auf sie, sondern auch darauf, dass wir es bis hierhin geschafft haben. Die Angst, die mich innerlich zerreißt, zeige ich ihr nicht.

Sie braucht jetzt keinen Mann, der sich von seinen Ängsten beherrschen lässt. Sie braucht jemanden, der ihr sagt, dass sie das schaffen kann. »Pass auf dich auf, Emma,« sage ich ruhig. Kein Zittern in meiner Stimme, keine Unsicherheit. »Ich schaffe das, Cooper. Ich muss es schaffen.«

Ihr Blick ist entschlossen, und diesmal glaube ich ihr. Sie ist nicht mehr dieselbe Frau wie damals. Sie ist stärker – wir beide sind es.

Ich werfe ihr ab und zu einen Blick zu, als wir zum Revier fahren. »Es wird alles gut, Cooper,« sagt sie schließlich. Ihre Stimme klingt fest, und diesmal brauche ich keine Zweifel zu suchen. Sie ist bereit.

Wir sind bereit.

Egal, was kommt – wir werden es überstehen.

Kapitel 3

Emma

Heute ist der Tag gekommen. Vier Monate sind vergangen. Vier verdammte Monate, in denen ich mich geweigert habe, aufzugeben. Vier Monate, in denen ich gelernt habe, dass ich stärker bin, als ich es jemals für möglich gehalten hätte.

Heute gehe ich den ersten Schritt zurück in mein Leben – nicht in mein altes, denn das existiert nicht mehr. Ein neues Leben, eines, in dem ich die Kontrolle zurückgewinne.

Ich stehe vor dem Spiegel in Coopers Wohnung und mustere mein eigenes Spiegelbild. Es ist, als würde ich mich selbst zum ersten Mal wiedersehen.

Meine Haare sind nicht mehr blond. Das war das Erste, was ich nach meiner Entlassung aus dem Krankenhaus getan habe. Ich konnte es nicht mehr ertragen, in den Spiegel zu sehen und die Person zu sehen, die in dieser Kiste gelegen hat. Die schwache, gebrochene Frau, die darauf gewartet hat, dass jemand sie rettet. Ich wollte sie auslöschen, also habe ich die Farbe ausgewaschen. Jetzt ist mein Haar wieder braun, so wie früher – so wie es immer sein sollte.

Ein kleines, aber bedeutendes Symbol dafür, dass ich mich wieder in die Person verwandle, die ich einmal war. Oder zumindest in eine Version davon.

Mein Blick wandert zu meiner alten Lederjacke, die auf dem Stuhl liegt. Früher war sie nur ein Kleidungsstück. Heute ist sie ein Teil meiner Rüstung. Ich greife danach, ziehe sie mir über und spüre sofort die vertraute Schwere auf meinen Schultern. Als könnte sie mich beschützen.

Cooper steht in der Tür, beobachtet mich mit diesem typischen Blick – besorgt, aber mit einem Hauch von Hoffnung. Er sieht mich, wirklich mich.

»Bist du bereit?« Seine Stimme ist ruhig, aber ich spüre die unterschwellige Anspannung.

Ich hebe das Kinn, schiebe die Schultern zurück und nicke. »Ja. Ich bin bereit.«

Er tritt näher, seine warmen Hände legen sich auf meine Schultern, seine Augen suchen meine.

»Ich liebe dich.«

Ich blinzle. Die Worte treffen mich, dringen durch die Risse, die der Vollstrecker in mir hinterlassen hat. Ich weiß, dass er Angst hat, mich zu verlieren – und das nicht nur physisch.

Ich atme tief durch. »Ich liebe dich auch.« Und ich tue es wirklich. Aber Liebe allein reicht nicht, um das alles hinter mir zu lassen.

Die Fahrt zum Revier verbringen wir schweigend. Eine seltsame, fast erdrückende Stille, die sich zwischen uns ausbreitet. Aber ich bin dankbar dafür. Ich brauche keine beruhigenden Worte. Die Dunkelheit, die an mir nagt, kenne ich gut genug, um zu wissen, dass sie mich nicht besiegen wird.

Ich starre aus dem Fenster, lasse die vertrauten Straßen an mir vorbeiziehen. Jede Ecke, jeder Platz ist mit Erinnerungen gefüllt. Die Momente vor meiner Entführung, als mein größtes Problem noch eine offene Akte auf meinem Schreibtisch war. Wie naiv ich doch war.

»Es wird alles gut, Cooper« sage ich plötzlich, mehr zu mir selbst als zu Cooper.

Er greift nach meiner Hand, drückt sie sanft. Diese kleine Geste gibt mir mehr Kraft, als er vermutlich ahnt.

Als wir ankommen, bleibe ich kurz sitzen. Mein Herz rast, als wäre ich auf dem Weg in einen Kampf. Vielleicht bin ich das auch. Ich atme tief durch, dann öffne ich die Tür. Die kalte Luft schlägt mir entgegen, beißt sich in meine Haut, aber ich trotze ihr.

Jeder Schritt fällt mir schwer, aber ich kämpfe mich voran. Die Tür des Reviers rückt näher. Ein vertrauter Ort, der sich plötzlich fremd anfühlt.

Ich will nicht, dass die Erinnerungen mich einholen. Die Enge. Die Dunkelheit. Das Gefühl, machtlos zu sein.

Ich werde das nicht zulassen.

Im Revier werde ich von meinen Kollegen begrüßt. Sie lächeln, manche klopfen mir auf die Schulter, andere umarmen mich. Ihre Worte sind nett, aber das unausgesprochene Mitleid ist trotzdem in ihren Augen. Ich hasse es.

Ich will nicht, dass sie mich bemitleiden.

Ich will nicht, dass sie mich als die sehen, die zerbrochen zurückgekehrt ist. Ich will, dass sie sehen, dass ich stärker zurückgekommen bin, als sie es je erwartet hätten.

An meinem Schreibtisch angekommen, lasse ich mich in den Stuhl sinken. Er ist genauso unbequem wie damals, die gleichen alten Aktenstapel, die gleiche Kaffeetasse. Aber ich bin nicht mehr dieselbe. Mein Blick fällt auf einen Strauß roter Rosen, der auf meinem Schreibtisch steht. Frisch. Makellos. Mein Magen zieht sich zusammen. Rot. Blutrot.

Für einen Moment krallen sich meine Finger in den Stuhl. Mein Atem stockt. Nein.

Die Dunkelheit droht mich wieder einzuholen, doch ich lasse es nicht zu. Nie wieder. »Hey, Chris!« Meine Stimme klingt fester, als ich mich fühle. Er bleibt stehen, runzelt die Stirn. »Ja, Emma?« Ich deute auf die Rosen.

»Nimm die mit. Finde heraus, wer sie geschickt hat. Ich will alles wissen – woher sie kommen, wer sie gekauft hat, jede verdammte Kleinigkeit.« Chris nickt, nimmt den Strauß und verschwindet. Ich sehe ihm nach, atme tief durch und richte meinen Blick auf den Computer vor mir. Meine Finger fliegen über die Tastatur, als ich eine alte Akte aufrufe. Der Vollstrecker. Das Monster, das mir das hier angetan hat. Ich lasse die Datenbank hoch- und runterlaufen, scanne jedes Bild, jede Datei. Heute finde ich nichts. Aber das ist egal. Ich habe Zeit. Der Vollstrecker hat mir etwas genommen. Etwas, das ich mir zurückholen werde – die Kontrolle über mein Leben. Ich lehne mich zurück, schließe für einen Moment die Augen und lasse meinen Atem zur Ruhe kommen.

Ja, ich habe Angst.

Ja, ich habe Narben – außen und innen.

Aber ich bin nicht länger das Opfer.

Ich bin Emma.

Eine Überlebende.

Eine Kämpferin.

Und ich werde niemals wieder so machtlos sein

wie damals.

Denn ich werde für mich kämpfen.

Für mein Leben.

Kapitel 4

VOLLSTRECKER

Die Stadt liegt vor mir, lebendig und flackernd wie ein rastloses Herz. Unruhig, getrieben – genau wie ich. Ich parke in einer dunklen Seitenstraße und beobachte die Menschen, die achtlos aneinander vorbeihasten. Heute ist der Tag. Der Tag, an dem ich Cassie endlich direkt in die Augen schauen werde.

Eine fremde Vorfreude steigt in mir auf, beinahe etwas Befremdliches. Cassie ist… besonders. Rein. Unberührt von der Fäulnis, die alles andere in dieser Welt durchdrungen hat. Sie ist das Einzige, was in meinem Kopf keine Schatten hinterlässt. Sie ist mein Licht, wie die ersten Sonnenstrahlen, die durch die dunkle Morgendämmerung brechen.

Das Café ist klein und unscheinbar, aber stets gut besucht. Ich öffne die Tür, und das sanfte Klingeln der Glocke hallt durch den Raum. Mein Herz schlägt schneller, als ich sie hinter dem Tresen erblicke. Cassie. So nah und doch noch so fern. Sie bewegt sich mit fließender Leichtigkeit, als würde sie in einer eigenen, heilen Welt leben. Ihr Lächeln – strahlend und ehrlich – lässt mich für einen Augenblick fast friedlich werden. Fast.

Ich suche mir einen Tisch am Fenster aus, nicht zu nah, nicht zu weit entfernt. Perfekt, um sie zu beobachten, jeden Moment in mich aufzusaugen. Die Karte in meinen Händen ist nur eine Ablenkung. Mein Blick wandert immer wieder zu ihr: Wie sie ein Tablett hält, wie sie mit den Gästen spricht, wie sie atmet. Sie ist makellos. Sie gehört mir, auch wenn sie es noch nicht weiß.

Nach ein paar Minuten nähert sie sich meinem Tisch. Ihr Duft – süß und fruchtig – weht zu mir herüber. Ich sehe auf und blicke direkt in ihre Augen. Sie sind blau, so intensiv, dass man aufpassen muss, nicht darin zu ertrinken. Für einen Moment vergesse ich alles andere. Ihre Stimme klingt wie ein Lied, das nur für mich gespielt wird.

»Was darf ich Ihnen bringen?« Ihre Worte sind höflich, aber bedeutungslos. Ich will mehr als Worte. Ich will ihre Nähe.

Ich zwinge mich zu einem Lächeln und bemühe mich, normal zu wirken. »Was können Sie mir empfehlen?«

Sie denkt kurz nach, neigt den Kopf. »Die Erdbeertorte ist wirklich gut, sie wurde gerade frisch gebacken.«

»Dann nehme ich ein Stück davon. Und einen schwarzen Kaffee.«

Sie lächelt, nickt und dreht sich um. Ich beobachte jeden ihrer Schritte. Ihre Bewegungen sind anmutig, beinahe tänzerisch. Sie liebt ihren Job, das sieht man ihr an. Dieses kleine Café ist ihre Welt, ihr sicherer Hafen. Doch bald wird sie begreifen, dass Sicherheit nur eine Illusion ist… außer bei mir.

Als sie zurückkommt, stellt sie mir den Teller und die Tasse hin und wünscht mir einen guten Appetit. Ihr Lächeln, als sich unsere Blicke kurz treffen, brennt sich in meinen Kopf, lässt die Dunkelheit für einen Moment weichen.

Ich koste die Torte. Süß, aber unwichtig. Was zählt, ist dieser Augenblick, in dem sie sich kurz mit mir unterhält, etwas Belangloses, Oberflächliches. Sie antwortet freundlich, höflich. Ich weiß, dass ich für sie nur ein Gast bin – noch. Das wird sich ändern.

Nachdem sie sich ihren anderen Gästen gewidmet hat, nutze ich die Zeit aus, um meinen strahlenden Stern weiter zu beobachten. Ihr Lächeln, ihr unbeschwerter Gang – alles zieht mich in ihren Bann. Ich gebe mich meiner Obsession hin, vergesse für einen Augenblick die Welt um mich herum. Doch ich kann nicht den ganzen Tag hier verbringen. Irgendwann muss ich weiterziehen, mich vorbereiten. Also warte ich, bis sie wieder in meiner Nähe ist, und bestelle die Rechnung. Als sie kommt, lächele ich leicht und lege mehr Geld auf den Tisch, als nötig wäre. Ein großzügiges Trinkgeld – ein Zeichen, dass ich sie sehe, dass sie mir wichtig ist, auch wenn sie es noch nicht ahnt.

Dann verlasse ich das kleine Café, ohne mich noch einmal umzudrehen. Draußen im Wagen lehne ich mich zurück und warte. Geduld war schon immer meine Stärke. Ich habe alle Zeit der Welt, um zu beobachten, was sie nach der Arbeit tut, wohin sie geht, mit wem sie spricht. Ich muss alles wissen.

Die Stunden vergehen, und irgendwann sehe ich sie endlich das Café verlassen. Mein Puls beschleunigt sich, doch die Ruhe bleibt. Sie läuft die Straße hinunter, und dann taucht er auf: ein Mann, groß, jung, mit einem überheblichen Lächeln, das mich sofort anwidert. Er wartet auf sie. Cassie geht direkt auf ihn zu, mein Atem stockt, als er sie in die Arme nimmt. Sie lachen, wirken vertraut. Zu vertraut. Und dann… der Kuss.

Ich starre die Szene an, unfähig, den Blick abzuwenden. Meine Finger umklammern das Lenkrad so fest, dass meine Knöchel weiß hervortreten. Wer ist dieser Mann? Ein Freund? Ihr Freund? Nein. Das darf nicht sein.

Cassie gehört nicht ihm, sondern mir.

In meinem Kopf breitet sich eine eisige Kälte aus, klar und gnadenlos. Er ist ein Hindernis in einem sonst perfekten Bild. Fehler müssen korrigiert werden. Meine Gedanken werden dunkler, präziser. Er weiß nicht, was ihn erwartet. Aber bald wird er es erfahren.

Denn heute war nur der Anfang von etwas Großem. Der erste Schritt eines Plans, der Cassie unwiderruflich an meine Seite bringen wird, für immer. Und dieser Fremde wird lernen, was es bedeutet, sich zwischen mich und mein Licht zu stellen.

Kapitel 5

Cooper

Ich werde ihn finden, koste es, was es wolle. Es gibt keine andere Option. Der Vollstrecker hat Emma mehr genommen, als ich je zugeben könnte. Er hat nicht nur versucht, ihr das Leben zu nehmen – er hat etwas zerstört, das viel tiefer geht.

Ihre Sicherheit, ihre Unbeschwertheit, das Gefühl, frei zu sein. Jetzt liegt ein Schatten über unserem Leben, dunkel und unnachgiebig. Und diese Rosen … was soll das bedeuten? Ein Gruß? Eine Botschaft? Oder einfach nur seine verdrehte Art, Macht zu demonstrieren? Was auch immer es ist, es endet hier.

Ich sitze im Wagen, die Hände fest um das Lenkrad geschlossen, und denke an nichts anderes als an meinen nächsten Schritt. Ich kann es nicht riskieren, sie ungeschützt zu lassen, nicht jetzt und auch niemals wieder. Solange dieser Wahnsinnige frei herumläuft, bleibt jede Sekunde ohne Schutz ein Spiel mit ihrem Leben. Ich werde meine Schichten so legen, dass wir immer zusammenarbeiten. Wenn ich nicht bei ihr sein kann, wird Tom da sein – selbst wenn er heute nicht mit ihr zusammen im Büro war, hat er immer nach ihr gesehen, und sich erkundigt. Emma wird nie wieder allein sein.

Denn Emma ist mein Anker. Ohne sie würde ich in diesem Meer aus Chaos versinken. Sie ist das Licht, das mich durch die Dunkelheit führt, meine einzige Konstante in einer Welt, die aus den Fugen geraten ist. Und ich werde sie um jeden Preis beschützen. Sie ist mehr als nur mein Halt, sie ist mein Grund zu kämpfen.

Nach ihrem ersten Tag im Revier will ich sie irgendwie von ihren Gedanken ablenken. Ein ruhiger Abend zu Hause, etwas, das die Spannung für einen Moment auflöst. Ich beschließe, Tom einzuladen – er ist für uns beide stets eine gute Stütze – und werde ein paar harmlose Filme ausleihen. Nichts, das schwere Gedanken hervorruft. Nur etwas, das Emma zum Lächeln bringt.

Ich warte bereits vor dem Revier, als sie Feierabend hat. Sie kommt die Treppen herunter, ihr Gang ist fest und entschlossen. Sie hat den Tag überstanden, ohne sich etwas anmerken zu lassen, doch ich kenne sie gut genug, um die Erschöpfung in ihren Augen zu sehen. Ich steige aus und trete ihr entgegen. »Hey, wie war dein Tag?« frage ich, auch wenn ich genau weiß, was sie belastet.

»Es war okay,« sagt sie, ihre Stimme ruhig, fast zu ruhig. Aber ich höre den Kampf in ihr. »Bis auf … du weißt schon.«

»Die Rosen.« Mein Magen verkrampft sich, als ich das Wort ausspreche.

Sie nickt, ihr Blick gleitet kurz zu Boden. »Ich will ihm nicht die Macht geben, mich einzuschüchtern. Aber es … es lässt mich nicht los.«

Ich lege meine Hand auf ihre Schulter und versuche, meine eigene Anspannung zu verbergen. Das wird er nicht. Wir werden ihn finden, Emma. Ich verspreche es dir.« Und diesmal werde ich sicherstellen, dass er nicht entkommt.

Tom kommt gerade aus dem Gebäude und nickt uns freundlich zu. »Guter erster Tag, Emma,« sagt er mit dieser ruhigen Zuversicht, die ihn auszeichnet. Obwohl Tom heute in derselben Schicht war, arbeitete er in einem anderen Abteilung des Reviers.

Zwischendurch hatte er immer mal wieder bei Emma vorbeigeschaut oder Kollegen gebeten, ein Auge auf sie zu haben, und wir telefonierten, damit er mich auf dem Laufenden hielt. Dabei erzählte er mir auch von den Rosen, die Emma erhalten hatte. So wusste ich genau, wie gut sie sich geschlagen hatte.

»Danke, Tom,« erwidert sie, und ich merke, wie seine Worte ihr einen Hauch von Erleichterung verschaffen.