- Shutdown - (Tales of Ascendreya - Buch 3) - Steven Graß - E-Book

- Shutdown - (Tales of Ascendreya - Buch 3) E-Book

Steven Grass

0,0
7,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Die Jagd auf die grüne Bruderschaft ist eröffnet! Die Königin selbst hat ein Kopfgeld auf jedes Gildenmitglied ausgesetzt. Doch Charly denkt nicht einmal daran, die ausgeschriebenen Feinde zu jagen. Viel lieber begleitet er seine neu gewonnene Freundin Fiona auf ihrer Reise in die gefährlichen Grenzlande. Quests, Harpyien, PVP und alles, was zu einem guten MMORPG dazugehört, sind natürlich auch mit von der Partie. - Shutdown - ist das packende Finale der beliebten Tales of Ascendreya-Reihe. Begleite Charly auf seinen letzten Schritten epischen VR-Abenteuer aus dem Hause Silverdoor Studios. Aber irgendetwas stimmt da draußen, in der realen Welt, nicht.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.


Ähnliche


Steven Graß

- Shutdown -

Tales of Ascendreya

Buch 3

Ein LitRPG Roman

Für Athos

unsere treue Fellnase

2014 - 2025

Inhaltsverzeichnis

Widmung

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Epilog

Bonus

Nachwort

- 1 -

Achtung Achtung, an alle Bewohner Uposias. Der Kriegszustand wurde ausgerufen. Böse Mächte haben sich gegen die Krone und gegen Uposia verschworen. Der Verrat erstreckt sich bis in unsere eigenen Reihen. Verräter, die einst Teil unseres Landes und unserer Gemeinschaft waren, haben sich mit unseren Feinden verbündet, um mich zu stürzen. Unsere Freiheit, unsere Sicherheit und unsere Zukunft sind in Gefahr. Daher rufe ich heute alle Bürger und Bürgerinnen auf, gemeinsam mit mir, Königin Celestia von Uposia, gegen diese Verräter vorzugehen und sie ihrer gerechten Strafe zuzuführen.

Weltweite Quest erhalten:

Nieder mit der Bruderschaft: Die Gilde ›die grüne Bruderschaft‹ hat sich dem Verrat schuldig gemacht und muss bestraft werden. Jedes Mitglied dieser Bruderschaft muss gefunden und gefangen werden. - Belohnung: 5 Gold pro Mitglied, 50 Gold für den Anführer der Gilde.

Je länger ich darüber nachdachte, desto verrückter wurde das alles. Meine Intuition hatte mich nicht im Stich gelassen – der Dorfvorsteher hatte eine ordentliche Portion Dreck am Stecken. Doch irgendwie fühlte es sich nicht wie ein Sieg an. Vielleicht, weil ich wusste, dass diese Systemmeldung ein Höllenfeuer entfachen würde, das uns alle verschlingen könnte. Oder war ich einfach zu paranoid?

»Charly, hast du das auch gelesen?«, schrieb Thomas im Gildenchat.

»Ja! Fiona und ich haben es gerade der Königin erzählt und das war ihre Reaktion darauf.«

»Du weißt schon, dass wir jetzt alles stehen und liegen lassen, um uns die Kerle zu schnappen?«

»Ja, aber ich bin raus. Mit meinem Level kann ich da noch nicht viel reißen. Außerdem muss ich jetzt erst mal ein heftiges Wiedersehen mit Facy feiern. Aber sollte mir einer der Kerle über den Weg laufen, trete ich denen gehörig in den Hintern!«, sagte ich und ballte dabei die Fäuste.

»Okay, mach das. Wenn du Hilfe brauchst, melde dich einfach.«

Anscheinend muss ich etwas geistesabwesend geschaut haben, denn die Königin und Fiona schauten mich beide mit einem großen Fragezeichen im Gesicht an.

»Alles okay bei dir?«, fragte mich Fiona anschließend.

»Ja, alles gut. Ich habe nur gerade mit Thomas, meinem Gildenleiter, geschrieben. Sie stellen gerade einen Jagdtrupp zusammen, um die Bruderschaft zu bekämpfen.«

»Boa, ich wäre so gern dabei, um diesen Mistkerlen zu zeigen, dass sie sich mit der Falschen angelegt haben. Aber ich habe keine Lust, wieder in diesen stinkenden Kerker geworfen zu werden. Ich schwöre, der Mief hängt mir immer noch in der Nase.«

Sie schüttelte sich, als würde sie den Geruch loswerden wollen.

»Meine beiden Freunde, seid mir nicht böse, aber ich muss euch jetzt hinausbitten. Ich muss mich umziehen und umgehend zurück nach Weißwacht. Auch wenn es ›die grüne Bruderschaft‹ jetzt nicht mehr so leicht haben wird, gegen mich vorzugehen, so rechne ich doch fest mit Angriffen. Und wer weiß, vielleicht wurden bereits einige Adlige korrumpiert. Ich muss dem jetzt dringend nachgehen«, sprach die Königin im ernsten Tonfall zu uns.

»Selbst verständlich«, sprachen Fiona und ich gleichzeitig und verbeugten uns rasch.

»Einen Augenblick noch«, rief die Königin uns hinterher, als wir bereits dabei waren zu gehen.

»Hier nehmt das als Zeichen meiner Dankbarkeit – und als Beweis, dass ihr meiner Krone würdig seid.«

Sie öffnete eine kleine Schatulle und zog zwei Medaillons hervor. Das matte Silber war mit filigranen Mustern graviert, die wie die Wurzeln eines uralten Baums aussahen. Die lederne Schnur wirkte schlicht, doch die Gravur machte deutlich, dass dieser Gegenstand etwas ganz Besonderes war.

Talisman des ewigen Waldes - Dieser Talisman trägt das persönliche Siegel der Königin von Uposia und weist dich als engen Freund der Krone aus. - benötigt Level 1 - Haltbarkeit unzerstörbar.

»Tragt diese Medaillons mit Stolz. Jede Wache in Uposia wird euch unterstützen, und die Tore des Palastes stehen euch jederzeit offen. Aber bedenkt: Es gibt auch Solche, die dieses Zeichen verabscheuen. Seid vorsichtig.«

»Vielen Dank, verehrte Königin. Doch eine Frage habe ich noch an euch: Wann kann ich in die Grenzlande aufbrechen?«, fragte Fiona.

Die Königin schluckte merklich ob ihres Versprechens, aber antwortete dann rasch: »Auch wenn ich mein Versprechen, dich sicher in die Grenzlande zu bringen, am liebsten sofort einlösen würde, so muss ich erst meine Vorbereitungen abschließen. Ich werde dir allerdings zeitnah Bescheid geben.«

Wir nickten beide als Zeichen, dass wir verstanden hatten, und verließen daraufhin das Zimmer der Königin.

»Schade, ich hatte mich schon auf die Grenzlande gefreut…«, sprach Fiona etwas niedergeschlagen.

»Ach, das wird schneller gehen, als du denkst. Los, lass uns schnell zum Gildenhaus gehen. Ich möchte dich noch allen vorstellen, bevor sie in die Schlacht ziehen.«

***

Achtung: Die Server werden in wenigen Minuten neugestartet. Grund hierfür ist ein kleiner Patch an der System-KI. Ihr werdet hierfür nicht ausgeloggt. Weitere Infos findet Ihr auf unserer Webseite und im Forum. Wir bitten, diese Unannehmlichkeit zu entschuldigen. Euer Silverdoor Studios.

»Was zum Geier? Fiona, hast du das auch bekommen?«, fragte ich verwirrt.

»Ja. Von was für einem Patch sprechen die da? Was machen wir jetzt?«

Ich schlug vor, uns erst mal nicht groß von der Stelle zu rühren. Vor dem Baumhaus gab es eine Bank, auf die Fiona und ich uns kurzerhand draufsetzten. Der Neustart kam ziemlich plötzlich. Eine Sekunde zuvor hatte ich noch Fionas genervtes Seufzen gehört, dann – absolute Dunkelheit. Kein Wind, keine Geräusche, keine Bewegung. Mein Herz schlug schneller. Ich konnte sogar meinen Atem hören.

»Fiona?«, flüsterte ich, als ob ich die Stille nicht stören wollte.

»Charly? Bist du noch da?«, ihre Stimme klang klein, fast erstickt.

Plötzlich flammte vor meinen Augen ein weiß-blendender Text auf. Ich blinzelte, unsicher, ob ich lachen oder schreien sollte.

Liebe Spielerinnen und Spieler,

mit dem neuesten Update bringen wir euch eine Reihe von Verbesserungen, die eure Spielerfahrung noch intensiver und reibungsloser gestalten sollen! Dank eures kontinuierlichen Feedbacks konnten wir zentrale Aspekte des Spiels überarbeiten.

1. Natürlichere KI-Stimme

Die KI-Sprachausgabe wurde überarbeitet, um den Spielfluss und das Eintauchen in die Welt noch lebendiger zu gestalten. Die Stimmen klingen jetzt deutlich natürlicher, mit mehr Variation und emotionalem Ausdruck, um eine realistischere und fesselnde Interaktion zu ermöglichen.

2. Stabilitätsanpassungen in den Grenzlanden

Wir haben an den Performance-Optimierungen gearbeitet und die Stabilität rund um Kämpfe in den Grenzregionen verbessert. Dies führt zu einer flüssigeren Spielerfahrung, insbesondere bei intensiven Gefechten mit mehreren Gegnern, ohne plötzliche Ruckler oder Framedrops.

3. Verbesserungen im PvP-Matchmaking

Um den Spaß und die Herausforderung im PvP-Modus weiter zu steigern, wurde das Matchmaking-System überarbeitet. Spieler werden jetzt auf Basis ihrer Fähigkeiten und ihres Levels präziser gegeneinander gematcht, um fairere und spannendere Duelle zu ermöglichen. Zudem wurde die Wartezeit für Matches verkürzt und die Balance für Belohnungen angepasst, damit eure Siege noch mehr Anerkennung finden. Sprecht hierzu mit dem Arena-Leiter in jeder größeren Stadt.

Wir danken euch für euer Feedback und freuen uns auf weitere spannende Schlachten!

Nachdem diese neue Stimme, von der in Punkt 1 gesprochen wurde, geendet hatte, befand ich mich plötzlich wieder auf der Bank und blickte mich verwirrt um.

»Fiona? Bist du da?«, fragte ich, während ich blindlings nach ihrer Hand griff.

»Bin ich. Walkyre sei Dank, ich dachte schon, die haben uns gelöscht!«, keuchte sie.

»Keine Sorge. Du bist immer noch der freundlichste grüne Koloss, den ich kenne«, ich grinste, was sie natürlich nicht sehen konnte. »Hast du die neue Stimme gehört? Klingt irgendwie wie ein Märchenonkel.«

»Besser als die monotone Sytemstimme, aber irgendwie hatte ich mich schon daran gewöhnt. Ich werde sie bestimmt vermissen.«

Nachdem wir noch gute fünf Minuten sitzen geblieben waren, machten wir uns auf zum Gildenhaus.

***

Kaum hatten wir die Tür des Gildenhauses geöffnet, schlug uns eine Welle aus Lärm und Chaos entgegen. Überall lagen leere Krüge, zerknüllte Notizen und aus irgendeinem Grund ein halber Käse auf dem Boden. Und dann – das Gebrüll:

»Wo ist diese beschissene Truhe?!«

»Was weiß ich, du bist doch der Schatzmeister!«

»Ja, und? Ich hatte sie gestern hier abgestellt, und jetzt ist sie weg!«

Es polterte laut, und plötzlich rollte etwas Kleines, Rundes und Zeterndes die Treppe herunter. Fiona wich mit einem überraschten ›Was zum…?!‹ einen Schritt zurück, während Facy drohend knurrte. Ich erkannte den ›Ball‹, als er sich aufrichtete und sein zerzaustes Bartgesicht zeigte: Thomas, unser Zwerg und Gildenleiter.

»Eure verdammte Truhe steht genau oben an der Treppenkante, ihr Idioten!«, brüllte er nach oben, bevor er seinen Helm zurechtrückte und leicht hinkend einen Heiltrank zu sich nahm.

»Ähm geht es dir gut?«, fragte ich und beobachtete ihn, wie er das leere Fläschchen verstaute.

»Ja, jetzt ja. Eins muss ich Jaque lassen. Die Tränke, die er braut, werden immer besser. Nun Charly, wie ich sehe, hast du Besuch dabei?«

»Thomas, das hier ist Fiona. Fiona, das ist Thomas, unser unermüdlicher Gildenleiter – und Bowlingkugel in Personalunion.«

»Unermüdlich, was?«, murrte Thomas, bevor er Fiona musterte.

»Und du bist also die legendäre Orkin, die die Königin so beeindruckt hat? Willkommen im Schickimickipalast von ›wir sind Nummer 5‹. Jetzt kommt endlich rein.«

Fiona hob eine Augenbraue. »Legendär, hm? Ich hoffe, dass ihr hier wenigstens vernünftigen Kaffee habt«, kicherte sie und wir traten ein.

»Kaffee?«, Thomas lachte rau. »Wir arbeiten mit Bier und blankem Willen.«

Wir gingen zielgerichtet in den Essbereich, welcher sich als inoffizieller Versammlungsraum herauskristallisiert hatte.

»Sag mal, was treibt ihr da oben eigentlich?«, fragte ich, mehr um die Stille zu überbrücken, als dass ich es nicht schon selber erahnen könnte.

»Wir stellen alles für unseren Bruderschaftsraid zusammen. Was denkst du denn?«, antwortete Thomas eher schnippisch.

»Seid ihr immer so verpeilt? Oder ist das heute nur die Sondervorstellung?«, fragte Fiona trocken und versetzte Thomas einen leichten Schulterstoß.

»Hey, das hier ist perfekt geplante Anarchie, ich schwöre!«, konterte Thomas mit gespielter Entrüstung.

»Na ja, meistens. Harry hat die Schatzkammer umgebaut, und jetzt findet er selbst kaum noch was wieder. Vielleicht muss ich ihm eine Schulung in ›Unordnung ist das halbe Leben und der Rest ist bei dir zu Hause‹ verpassen.«

»Was ich dich fragen wollte. Kann Fiona für eine Zeit lang hierbleiben? Eigentlich hatte ihr die Königin versprochen, sie in die Heimat der Orks zu geleiten, aber noch haben wir keinen konkreten Zeitplan dafür.«

»Klar, oben sind noch Zimmer frei, du kannst dir gern eins aussuchen«, antwortete Thomas und kramte eine Art Schlüssel aus seiner Tasche.

Fiona drehte den Schlüssel langsam in der Hand, als wäre er aus purem Gold.

»Ein Gästewohnungsschlüssel?«, murmelte sie, fast ungläubig.

Thomas nickte stolz. »Nur enge Freunde der Gilde bekommen einen. Damit kannst du jederzeit hierher teleportieren und dich in einer sicheren Zone ausloggen.«

Für einen Moment sah Fiona aus, als wollte sie etwas sagen, doch dann nickte sie nur und lächelte schief.

»Danke!«, rief Fiona und zog Thomas in eine Umarmung, die aussah, als würde ein Baum einen Zwerg verschlingen.

Thomas' Gesicht verschwand fast vollständig in ihrer grünen Rüstung, und seine Arme wedelten hilflos in der Luft. Ich biss mir auf die Lippe, um nicht laut loszuprusten. Eigentlich hätte ich jetzt einen Screenshot machen müssen – wenn das kein perfektes Meme ist, weiß ich auch nicht. Ich grinste bei dem Gedanken und träumte bereits von Bergen von Kryptowährung durch den Verkauf der NFTs, als mich Thomas wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholte.

»Charly, aufwachen. Ich weiß, du hast gesagt, dass du dich nicht an den Kämpfen beteiligen kannst, aber hilf uns wenigstens bei der Vorbereitung. Die beiden Idioten da oben bringen sich sonst noch gegenseitig um. Außerdem kennst du den Dorfvorsteher schon etwas länger und kannst uns vielleicht noch ein Briefing mit auf den Weg geben.«

Er wartete erst gar nicht auf eine Antwort von mir, sondern war bereits dabei, die Treppe hochzueilen.

»Anscheinend habe ich keine Wahl«, flüsterte ich zu Fiona und folgte Thomas hinterher.

Oben angekommen sah ich das Chaos mit eigenen Augen und begriff schnell, was hier los war.

»Hey, stehen geblieben«, brüllte ich Harry und Markus entgegen. Von Udo war weit und breit nichts zu sehen.

Wie in einem Zeichentrickfilm bremsten beide abrupt und wirbelten noch mehr Staub vom Boden auf. Der Anblick war echt zum Brüllen, aber ich musste jetzt Tacheles reden. Auch wenn ich nicht direkt mit in den Kampf ziehen konnte, so musste ich wenigstens meine Gildenkameraden vernünftig briefen.

»Erstens: Was zur Hölle ist hier passiert? Wurde das hier von einer Horde Wildschweine auf der Flucht durchwühlt? Nein, wartet, ich will es gar nicht wissen. Zweitens: Hört mir jetzt zu, bevor ihr euch noch gegenseitig mit irgendwelchem Gerümpel bewerft.«

Und so gab ich ein ausführliches Briefing über alle mir bekannten Informationen heraus. Auch Fiona steuerte ihre Geschichte der Gefangenschaft und den von ihr mitgehörten Informationen bei.

»Oha«, schnaufte Markus.

»Jetzt wird mir auch klar, wie die in Grünberg es geschafft haben, so präsent zu sein. Nur dieser Dorfvorsteher, aka Kronprinz kommt mir jetzt noch suspekter vor. Ist das jetzt ein NPC oder ein Spieler?«, fragte Harry.

»Ehrlich gesagt habe ich keine hundertprozentigen Beweise, aber alles deutet darauf hin, dass es ein NPC ist. Jedenfalls sagt mir das mein Bauchgefühl. Doch wie er dann eine eigene Gilde leiten kann, ist mir ein Rätsel«, sprach ich aus, was ich dachte.

Anschließend halfen Fiona und ich dabei, die obere Etage wieder aufzuräumen. Sämtliche Schubladen waren aus den Schränken genommen worden. Der Inhalt lag überall verteilt und auch so sah es echt nach einem frischen Einbruch aus. Doch das Chaos war schnell beseitigt und die Vorbereitungen für den Gildenraid schnell abgeschlossen.

»Charly? Kannst du mir zeigen, wo die Zimmer sind?«, fragte mich Fiona und trat dabei etwas schüchtern auf.

Ich wusste zwar nicht, wieso, aber hinterfragte es auch nicht.

»Klar, folge mir einfach.«

Wir gingen zusammen in den Korridor, wo auch mein Zimmer war. Ich wusste, dass noch mindestens zwei weitere Räume unbesetzt waren, aber bei der Vielzahl an neuen Mitgliedern hatte ich ehrlich gesagt den Überblick verloren.

»So, da wären wir. Das hier links ist mein Zimmer. Dahinter sind die von Thomas, Udo, Markus und natürlich Jenny. Wenn ich mich recht erinnere, dann sind die beiden gegenüber noch frei. Such dir einfach eins aus.«

»Ähm, ich weiß nicht so recht. Kann ich wirklich jedes Zimmer haben?«, fragte sie und tippte sich dabei mit dem Zeigefinger an die Lippe.

»Ja klar, das hat Thomas doch gerade gesagt.«

Okay, gut. Dann nehme ich das direkt gegenüber. Dann habe ich einen Orientierungspunkt, wenn ich dich mal suchen muss.«

»Mach das«, sagte ich und zuckte mit den Schultern.

»Wenn nichts dagegen spricht, würde ich mich jetzt gern dringend einmal frisch machen und was richtiges essen. Dadurch, dass ich mich in dem Gefängnis nicht ausloggen konnte, blinkt meine Bedürfnis-Anzeige schon die ganze Zeit…«

»Ja los, worauf wartest du noch? Rein ins Zimmer, Bindungspunkt setzen und dann logg dich aus. Schreib mich einfach an, wenn du wieder da bist«, befahl ich ihr förmlich und schickte ihr eine Freundschaftseinladung.

Auch wenn sie ein Ork war und damit vom System als Feind betrachtet wurde, war die Option für mich verfügbar. Gut zu wissen. Sollte es wirklich zu einem ausartenden Krieg kommen, könnten wir so Spione einschleusen.

Sie ging schnurstracks auf die Tür zu und stocherte mit dem Schlüssel unbeholfen im Schlüsselloch umher. Fühlte sie sich von mir beobachtet? Ich schüttelte einfach den Kopf und ging ebenfalls in mein Zimmer. Draußen wartet eine gewisse Fellnase auf mich, doch ich kann nicht ohne die deponierten Leckerchen bei ihr auftauchen.

***

Ich hatte gerade die Taschen mit Schleckereien vollgestopft – Firebird hatte sich natürlich schon ein paar Stücke Trockenfleisch geklaut – da ließ ein plötzlicher Schrei draußen alles in mir gefrieren. Metallisches Klirren, aufgeregtes Gebell und eine donnernde Stimme hallten durch die Luft.

»Alarm! Der Feind kommt! Alarm!«

Das Geräusch erinnerte an ein Schlachtfeld, nicht an die sichere Zone eines Gildenhauses.

Ohne nachzudenken, riss ich die Tür auf und stürmte die Treppe hinunter. Meine Schritte hallten laut auf den Holzstufen, und ich hörte hinter mir das Fluchen von Thomas: »Verdammt, warum sind diese Treppen immer so rutschig?«

Ich konnte nur denken: Bitte lass es keinen echten Angriff sein. Nicht jetzt.

»Alter, so früh hab ich nicht mit denen gerechnet«, schnaufte mir Thomas von hinten zu.

»Bestimmt die Vorhut, die uns ausspionieren soll, oder so«, antwortete ich.

Als ich die Szene draußen sah, blieb ich abrupt stehen – und brach im nächsten Moment in schallendes Gelächter aus. Der ›Feind‹ war nicht die erdrückende Übermacht, die ich befürchtet hatte, sondern zwei einfache Atlanter, die bäuchlings auf dem Boden lagen. Einer stöhnte leise, während der andere sich nicht mal zu rühren wagte – kein Wunder, mit Facys knurrender Schnauze so nah an seinem Allerwertesten.

»Freunde, ihr könnt euch entspannen. Ich kenne die beiden«, sagte ich und trat näher.

Sybille sah mich mit einem skeptischen Blick an, ihre Hand noch immer auf dem Heft ihres Dolches. »Du kennst die? Das sind definitiv Mitglieder der grünen Bruderschaft.«

»Wir… wir ergeben uns!«, stammelte einer der Atlanter, und sein Kopf sackte so tief wie möglich gegen den Boden.

Der andere schluckte hörbar, was ihn mit Facys Zähnen in Reichweite auch nicht besonders mutig wirken ließ. Ich beeilte mich schnell, die Hintergrundstory zu erzählen. Immerhin kannte ich sie wirklich aus dem letzten Dungeonrun. Was sie allerdings hier wollten, war mir ein Rätsel, würde sich aber hoffentlich gleich herausstellen.

»Arion und Calypso, was macht ihr denn hier? Wollt ihr euch freiwillig als Belohnung übergeben? Das Gold, welches auf eure Köpfe ausgesetzt ist, wird aber nicht geteilt«, sprach ich die beiden Atlanter an.

Mittlerweile hat Sybille ihren Griff gelockert und auch Facy kam an meine Seite. Selbst wenn die beiden jetzt noch was vorhatten, gegen die ihnen gegenüberstehende Übermacht, hatten sie nicht die leiseste Chance.

Ich kraulte mein Mädchen hinter den Ohren und flüsterte ihr ins Ohr, dass sie trotzdem die Umgebung im Auge behalten soll. Zum Zeichen der Bestätigung rieb sie ihre Schnauze an meinem Oberschenkel.

»BeeAy, gut, dass du hier bist. Wir wussten nicht, wo wir hinsollten. Die Systemmeldung… Wir wollten nie…«

»Schon gut«, sagte ich und versuchte Calypso zu beruhigen.

»Ihr seid vorerst sicher, keiner wird euch was tun. Aber los, raus mit der Sprache, was wollt ihr hier?«, ergänzte ich.

»Ähm… okay… also…«, stotterte Calypso weiter und ging mir so langsam auf die Nerven.

»Noch mal, ihr seid in Sicherheit… Arion, vielleicht hast du die Eier in der Hose und rückst endlich mal mit Informationen raus.«

»Ähm… okay… Ja! Also pass auf. Wir sind doch wegen unserer Freundin nach Grünberg gegangen und der Gilde ›die grüne Bruderschaft‹ beigetreten.«

»Ja, das weiß ich noch sehr genau…«, unterbrach ich ihn und erinnerte mich daran zurück, dass wir aufgrund der beiden fast den Dungeonrun in der Kanalisation aufgeben mussten.

»Kaum waren wir in der Gilde, hielt der Gildenleiter diese seltsame Rede – ihr wisst schon, ›Ende von Weißwacht, ich bin der rechtmäßige König‹ und so weiter.«

Die Rede war mir noch gut im Gedächtnis geblieben.

»Kenn ich. Wir waren live dabei.«

Calypso nickte eifrig. »Genau! Unsere Freundin wusste auch nichts davon, und als dann die Systemmeldung auftauchte, sind wir abgehauen. Wir wollen doch nur Monster dreschen, keine Weltherrschaftspläne schmieden. Es war nie unsere Absicht, irgendjemandem irgendetwas Böses zu wollen. Arion meinte daraufhin, dass du uns vielleicht helfen könntest. Immerhin waren wir mit deiner Gruppe bisher am längsten zusammen«, beendete Calypso dann die Story.

»Ich verstehe… und was ist jetzt mit eurer Freundin? Wo ist die?«, fragte ich mit gerunzelter Stirn. Noch hatte ich ein ungutes Gefühl in der Magengegend.

»Die ist in Grünberg geblieben und hält sich versteckt. Sie kennt sonst keinen, außer ein paar Gildenkollegen. Wenn wir vielleicht bei euch unterkommen könnten, würde sie bestimmt nachkommen.«

Ich schaute Thomas tief in die Augen, und er nickte nur zur Bestätigung. Anscheinend glaubte er den beiden.

»Sybille, was meinst du?«, fragte ich noch den einzigen, unabhängigen NPC hier in der Nähe.

»BeeAy mein Lieber, bisher waren die beiden jungen Männer nicht aggressiv mir gegenüber und haben sich direkt ergeben. Wenn du sagst, du kennst sie, dann vertraue ich dir bei der Angelegenheit.«

Eigentlich musste ich auch nicht lang überlegen. Die beiden waren im Dungeon echt in Ordnung und waren auch damagemäßig gut unterwegs. Auch wenn meine Raidgruppe jetzt voll war, so könnten sie bestimmt als Back-up einspringen.

»Wisst ihr, wie man eine Gilde verlässt?«, fragte Thomas, und ich muss gestehen, ich wusste es selbst nicht.

»Ja. Im Gildenmenü ist eine Option, wenn man sagt: ›Gilde verlassen‹.«

»Genau. Also, dann verlasst jetzt ›die grüne Bruderschaft‹, ich lade euch dann ein.

Kurz darauf verschwand das Logo neben ihrem Namen und ich wählte die Option, sie in die Gilde einzuladen.

Achtung: Du versucht, den Spieler Calypso in deine Gilde einzuladen. Der Spieler Calypso hat erst vor Kurzem eine Gilde verlassen und kann daher für die nächsten 24 Stunden keiner neuen Gilde beitreten.

»Tolle Wurst«, dachte ich mir und berichtete den anderen von der Systemmeldung.

»Na gut, da kann man nichts machen. Wenigstens rennen wir jetzt nicht mehr mit einem Fadenkreuz auf der Stirn durch die Gegend«, kommentierte Calypso die Lage.

»Na ja, ich wette, die Sektenanhänger vom Dorfvorsteher haben euch jetzt auf dem Kieker. Wenn ihr wollt, könnt ihr bei uns im Gildenhaus bleiben. Da solltet ihr in Sicherheit sein«, sprach Thomas und reichte den beiden einen ähnlichen Schlüssel wie Fiona.

»D… Danke!«, sprach Arion mit zitternder Stimme und nahm den Schlüssel entgegen.

»Gut, jetzt wo das geklärt ist, lasst uns was trinken, bevor wir in die Schlacht ziehen«, verkündete Thomas und schritt bereits Richtung Gasthaus.

»Thomas, ich bin raus. Ich habe hier eine Wolfshündin, die sich eine Tonne Leckerchen verdient hat, und außerdem muss ich gleich mal ausloggen. Das waren vielleicht ein paar verrückte Stunden, sag ich dir.«

»Alles klar, dann bis später. Wenn was ist, meld dich einfach. Wir brechen in genau einer Stunde auf und dann kann diese Bruderschaft was erleben. Die Einnahmen wandern übrigens zu 50 % direkt in die Gildenkasse und mit dem Rest könnt ihr machen, was ihr wollt.«

»Alles für die Gilde, alles für den Club, oder was?«, scherzte ich, doch keiner hat meine Anspielung geschnallt.

»Gut, dann eben nicht… Bis später.«

Ich gab Facy das Kommando, mir zu folgen, und ging in Richtung Schneiderei. Immerhin waren zwei der drei Wohnungen im oberen Stock immer noch quasi unbenutzt. Wird Zeit, dass ich hier ein paar Möbel besorge und sie zur Vermietung freigebe. Wenn das so weitergeht, ist selbst im Gildenhaus kein Platz mehr.«

- 3 -

Das Adrenalin rauschte noch immer, als sich langsam der Deckel der Kapsel schloss.

Starte Verbindung zum Mainframe … erfolgreich.

Initiiere Elektroenzephalografie … erfolgreich.

Starte Welt: 34 % … 100 %

Tipp: Haben Sie heute schon gefrühstückt? Jetzt neu – Saigenkracher – das Müsli.

Schon wieder Werbung… ich fragte die Hilfe laut, ob man das vielleicht deaktivieren konnte.

Sie können die Tipp-Funktion beim Log-in-Vorgang deaktivieren, indem sie einfach laut sagen: »Tipp-Funktion deaktivieren.« Allerdings verlieren Sie dabei sämtliche Hinweise, die Ihnen das System über diesen Kanal mitteilen kann. Silverdoor Studios empfiehlt daher, die Tipp-Funktion immer aktiviert zu lassen. Nur so erhalten Sie die neuesten Informationen direkt zum Systemstart.

Verdammt seist du, Brutus! Du mit deiner beschissenen Idee, Werbung einzuschleusen. Die Tipps waren in der Vergangenheit echt gut gewesen, daher entschied ich mich, die Funktion bestehen zu lassen. Halt noch eine Werbung, die es zu ignorieren galt.

Ich wachte wieder in meiner Wohnung über der Schneiderei auf. Kaum hatte ich die Augen aufgemacht und einen tiefen Atemzug von Ascendreya genommen, wurde ich auch schon direkt von Facy und Firebird begrüßt.

»Ja, ich hab euch auch vermisst, aber so lange war ich doch gar nicht weg.«

Außerdem wusste ich ja, dass sie ebenfalls aus der Welt verschwanden und nicht ewig auf mich warten mussten. Ob sie in der Zeit einfach einfroren oder vielleicht sogar mit Walkyre zwischen den Bits und Bytes spielten, wusste ich nicht. Vielleicht sollte ich die KI das nächste Mal fragen, sollte ich ihr noch einmal über den Weg laufen.

Als ich es dann endlich geschafft hatte, vom Bett aufzustehen, blinkte auch schon mein Posteingang. Fiona schrieb mich direkt über den Gruppenchat an, als sie gesehen hatte, dass ich on gekommen bin.

»Hello, Charly! Endlich bist du wieder da. Ich habe eine Nachricht von der Königin bekommen, dass meine Reise in die Heimat jetzt endlich losgehen kann. Sie bittet mich, in die Stadt zu kommen, aber ich kenne mich da doch null aus. Hast du Lust, mich zu begleiten?«

»Die Königin? Cool. Ja, auf jeden Fall kann ich dich begleiten. Wir treffen uns in einer Viertelstunde im Gasthaus. Ich wollte noch fix bei der Schneiderei nach dem Rechten schauen«, antwortete ich und ging bereits in Gedanken meinen Plan für die nächsten Stunden durch.

Weil, wenn ich schon nach Weißwacht latschen durfte, dann konnte das Ganze wenigstens noch mit etwas Nützlichem verbinden. Zwar war unser Taschengeschäft noch relativ frisch angelaufen, aber ich war gespannt darauf, was die Umsatzzahlen machten.

»Hallöchen, Conrad, bist du da?«, rief ich in das noch dunkle Geschäft hinein.

»Ja, Moment, ich bin gleich da«, kam es gedämpft von oben.

Anscheinend war Conrad in seiner Wohnung und ich hätte einfach nur zu klopfen brauchen. Die drei Wohnungen waren quasi direkt über dem Geschäft und über das kleine Treppenhaus direkt verbunden. So aber blieb ich einfach am Fuß der Treppe stehen und wartete darauf, dass Conrad herunterkam.

Facy an meiner Seite war ganz unruhig und knurrte leicht. Ich versuchte sie zu beruhigen, denn es war ja alles in Ordnung. Erst als sie Conrad dann endlich sah, wich die Anspannung und sie wedelte freudig mit der Rute. Wer weiß, was sie für Geister gerade gesehen hatte…

»BeeAy, welche Freude dich zu sehen.«

Ich erwiderte die Begrüßung und wir drückten gegenseitig den Arm als Zeichen besonderer Beziehungen.

»Ich wollte mal nach dem Rechten schauen. Wieso ist denn der Laden nicht besetzt? Ist alles in Ordnung?«, fragte ich etwas besorgt.

»Ja, alles ist bestens. Ich war vorhin erst noch in Weißwacht und wollte heute etwas später aufmachen. Dazu dann noch das Chaos mit der Königin. Ich war sogar am Überlegen, ob ich den Laden für die nächsten Tage ganz schließe, aber andererseits ist das ja eine gute Chance, die vorbeikommenden Unsterblichen mit neuer Ausrüstung zu versorgen.«

Daran hatte ich gar nicht gedacht, der Aufruf der Königin galt ja nicht nur für uns. Quasi alle Spieler hatten jetzt ein Ziel vor Augen, so schnell wie möglich, so viele Mitglieder der Gilde ›die grüne Bruderschaft‹ über den Jordan zu schicken, um ordentlich Geld einzusacken. Und Fernholz lag nun mal genau zwischen Weißwacht und Grünberg.

»Gute Idee. Apropos gute Chance. Wie sieht es denn mit den Taschenverkäufen aus? Das Auktionshaus müsste ja bereits eröffnet worden sein?«

Conrad sagte kein Wort und deutete mir an, ihm zu folgen, aber an seinem Gesichtsausdruck sah ich, dass irgendwas in der Luft lag.

»Hier, schau dir die Verkaufszahlen an«, sagte er und zeigte auf ein großes Buch mit unzähligen, handgeschriebenen Einträgen. Was für eine Sauklaue. Ich konnte fast gar nichts entziffern. Zum Glück fasste die KI aber alles für mich schön bequem zusammen.

Verkauf von Produkten:

22 Seidentaschen - 136 Gold 90 Silber

45 Leinentaschen - 75 Gold 15 Silber

103 Baumwolltaschen - 64 Gold 79 Silber

Einkauf von Materialien:

50 Ballen Seide - 65 Gold

50 Meter Seidenfaden - 10 Gold

75 Ballen Leinen - 22 Gold 50 Silber

75 Meter Leinenfaden - 7 Gold 50 Silber

150 Ballen Baumwolltuch - 18 Gold

150 Meter Baumwollfaden - 4 Gold 50 Silber

Anfangskapital: 120 Gold

Umsatz: 276 Gold 84 Silber

Materialeinsatz: 127 Gold 50 Silber

Auktionsgebühr: 1 Gold 81 Silber 90 Kupfer

Gewinn: 149 Gold 34 Silber

Als ich das las, konnte ich meinen Augen kaum trauen. Nach Abzug aller Kosten durch das Material hatten wir neben dem Kredit von 120 Gold, bereits über 29 Gold extra eingesammelt.

»Alter Schwede läuft das so gut?«, fragte ich.

»Ich komme mit dem Produzieren kaum hinterher. Leider gibt es hier in Fernholz keine Poststation, sodass ich die Taschen immer selbst nach Weißwacht liefern muss. Aber du hattest da echt einen guten Riecher gehabt. Ich danke dir für dein Vertrauen.«

»Du glaubst gar nicht, wie happy ich bin, dass dein Laden endlich läuft. Wie wollen wir das jetzt mit dem Gold machen? Wir hatten damals ja von 25 % Beteiligung gesprochen.«

So richtig klar war mir das nicht. Meine eigentliche Intention mit der Schneiderei war es, dass ich damit gar nichts zu tun hatte und lediglich 25 % für die Pacht bekam. Aber jetzt hatte ich ja 120 Gold vorgestreckt und die Summe auch noch als Kredit bei der High-Sky Bank aufgenommen.

»Mach dir da mal keine Sorgen. Da es in letzter Zeit so schlecht lief und ich dir gar nichts bezahlen konnte, möchte ich, dass du vorerst den ganzen Gewinn einbehältst. Material habe ich zwar noch, aber es wäre gut, wenn du ein bisschen Kapitel auf dem Konto lassen würdest. Ich habe das Gefühl, dass die Nachfrage nach Seidentaschen demnächst durch die Decke geht. Die letzten 15 Stück habe ich innerhalb von zwei Tagen verkauft.«

»Hammer! Ja, auf jeden Fall lasse ich dir genug Budget zur Verfügung. Ich habe auch etwas gespart, um den Kredit eh bald ablösen zu können. Schulden haben, kann ich gar nicht leiden. Aber Conrad, wir brauchen dringend einen Lieferdienst. Du kannst nicht ewig zwischen Weißwacht und Fernholz hin- und herrennen.«

»Und wie willst du das lösen?«

»Ganz einfach: Schwarzes Brett. Wir schreiben eine Quest aus… ›Dringend gesucht: Lieferheld mit schneller Reisezeit. Belohnung: Gold und Ruhm!‹ glaub mir, die Spieler werden sich drum reißen.«

Conrad lachte. »Gold und Ruhm klingt besser als ›Besorge 10 Rollen feines Baumwollgarn im Schneidereidistrikt‹. Aber probiers aus. Ich bleibe hier und nähe meine Finger wund. Ich habe bereits ein paar Taschen fertig, die kannst du direkt mitnehmen. Das Material reicht zwar noch für ein paar Taschen, aber ich würde lieber etwas mehr auf Vorrat kaufen. Hier, nimm diesen Zettel, damit bekommst auch du meine günstigen Preise im Schneidereidistrikt.«

Gegenstand erhalten:

Handelsvollmacht von Conrad Bernard für BeeAy.

Wir verabschiedeten uns, Conrad schrieb mir außerdem noch auf, was ich für ihn besorgen sollte, und ich stopfte die fertigen Taschen in meinen Inventargegenstand.

Gegenstand erhalten:

Seidentasche 10

Gegenstand erhalten:

Leinentasche 30

Gegenstand erhalten:

Baumwolltasche 30

Gedanklich rieb ich mir schon die Hände. Jede dieser Taschen bedeutet pures Gold auf meinem Konto und sicherte mir auf kurz oder lang nicht nur hier im Spiel ein passives Einkommen, sondern dank des neuen Währungsumtauschs auch die Möglichkeit, mit Ascendreya meinen echten Lebensunterhalt zu bestreiten. So schön dieser 1 zu 1 Umtauschkurs, der im letzten Patch angekündigt wurde, auch war, es wurde mit keiner Silbe erwähnt, dass man satte 30 % Gebühr dabei abdrücken durfte. Aber auch wenn das ein bitterer Beigeschmack war, so entsprach 1 Goldstück hier im Spiel immer noch 70 Cent IRL. Also, ein Döner für 10 Gold? Ein Schnäppchen. Meine Lieblingspizza für 15? Ein kleiner Luxus. Und wenn ich genug Taschen verkaufte, vielleicht irgendwann eine Jacht. Oder zumindest ein virtueller Schlittenhund. Man muss ja träumen dürfen.

Auf dem Weg in Richtung Gasthaus kicherte ich über meinen verrückten Vergleich, aber so bekam man wenigstens ein Gefühl für den Wert.

Anders als abgesprochen, wartete Fiona nicht im Gasthaus auf mich, sondern stand bereits mit gepacktem Reiserucksack davor und hüpfte ganz aufgeregt, als sie mich sah.

»Charly! Es geht los, ich freue mich so. Endlich kann ich Ascendreya richtig genießen. Los, wir müssen uns beeilen! Ich kann doch die Königin nicht warten lassen«, brüllte sie mir aufgeregt entgegen und wäre am liebsten direkt in Richtung Weißwacht losgesprintet.