Silver - Alea Endres - E-Book

Silver E-Book

Alea Endres

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Beschreibung

EIN KURZWEILIGER ROMAN FÜR KATZENBESITZER UND SOLCHE, DIE ES WERDEN WOLLEN Kater Silver ist zwölf Wochen alt, als er das bislang größte Abenteuer seines noch jungen Katzenlebens erlebt: er zieht um. Neugierig erkundet er das neue Zuhause und lernt seine menschlichen Mitbewohner kennen. Nach und nach finden Mensch und Tier die gegenseitigen Vorlieben und Abneigungen heraus und testen die Grenzen für ein gemeinsames Zusammenleben aus. Dabei stimmen ihre Vorstellungen selten miteinander überein. Schon bald werden Vorbereitungen für Silvers ersten Freigang getroffen. Er besucht den Tierarzt und die elektronische Katzenklappe wird auf ihn abgestimmt. Währenddessen wartet der junge Kater sehnsüchtig darauf, die große, weite Welt zu entdecken. Schließlich ist es so weit und Silver erkundet interessiert die Umgebung. Zunächst zurückhaltend, dann immer selbstbewusster, entfernt er sich von seinem Zuhause. Dabei begegnet er einschüchternden Kraftfahrzeugen und vorwitzigen Hunden. Brenzlig wird die Lage, als er eines Tages auf den ranghöchsten Kater im Revier trifft.

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EPUB
MOBI

Seitenzahl: 248

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Über die Autorin

Die Autorin lebt mit ihrem Mann, den beiden gemeinsamen Töchtern und dem Familien-Kater im Rhein-Main-Gebiet. Das Schreiben liebt sie seit ihrer Kindheit. Im Hauptberuf ist sie Rechtsanwältin und Lektorin. „Silver und seine ersten Abenteuer“ ist ihr Debüt.

Inspiriert vom eigenen Kater, begann die Autorin, ein Tagebuch seines ersten Lebensjahres zu schreiben. Viele der im Roman geschilderten Abenteuer und Erlebnisse beruhen auf tatsächlichen Begebenheiten oder haben zumindest einen wahren Kern. Dennoch handelt es sich um eine fiktive Erzählung. Übereinstimmungen mit lebenden Tieren oder Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Besuche die Autorin auf Instagram und Facebook oder schreibe ihr eine E-Mail an [email protected].

Für meine Familie.

Über das Buch

Das Auto beschleunigt. Silver sitzt ängstlich zusammengekauert in seiner Transportkiste. Die Landschaft zieht rasend schnell vorbei. Immer weiter und weiter entfernt sich der kleine Kater von seinen Eltern und Geschwistern. Ihm ist schwindelig und sein Kopf brummt. Angst schnürt ihm die Brust zu. Alles ist eigenartig und ungewohnt für ihn. 1000 Fragen schwirren ihm durch den Kopf. Wird er sich je wieder zum Schlafen an seine Eltern kuscheln und arglos mit seinen Geschwistern herumtollen können? Wo wird die ungewisse Fahrt enden? Und wird er sich den Herausforderungen mutig stellen und sein neues Zuhause erobern? Für Silver beginnt eine aufregende Zeit …

© 2023 Alea Endres

ISBN Softcover: 978-3-347-90638-9

ISBN Hardcover: 978-3-347-90639-6

ISBN E-Book: 978-3-347-90645-7

Druck und Distribution im Auftrag der Autorin:

tredition GmbH, An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist die Autorin verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne ihre Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag der Autorin, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Deutschland.

Alea Endres

Silver

und seine ersten Abenteuer

Inhalt

Cover

Widmung

Urheberrechte

Titelblatt

Samstag, 25. Juli

Abschied und Neubeginn

Sonntag, 26. Juli

Müde vom Spielen

Montag, 27. Juli

Geht doch

Mittwoch, 29. Juli

Sooooo viele Regeln

Donnerstag, 30. Juli

König des Kratzbaumes

Freitag, 31. Juli

Heidelbeeren – wer braucht denn so etwas?

Samstag, 1. August

Mir dröhnt jetzt noch der Schädel!

Sonntag, 2. August

Was für eine Nacht!

Montag, 3. August

Äußerst entspannend

Dienstag, 4. August

Nennt mich Super-Jäger

Mittwoch, 5. August

Blutbad

Freitag, 7. August

Erfolgreich im Kampf um die Stühle!

Sonntag, 9. August

Duschen mit Blumen

Montag, 10. August

Bauchbaden!

Mittwoch, 12. August

Lieblingsbeschäftigung

Donnerstag, 13. August

Kochen mit Milena

Samstag, 15. August

Sturmfreie Bude

Montag, 17. August

Viktorias 1. Schultag nach den Ferien

Dienstag, 18. August

Lucys Einschulung

Freitag, 21. August

Routine

Samstag, 22. August

Fellpflege

Dienstag, 25. August

Bäääääh!

Donnerstag, 27. August

Wie im Zoo!

Freitag, 28. August

Kampf mit dem Besen

Samstag, 29. August

Geschirr

Montag, 31. August

Gut oder schlecht?

Samstag, 5. September

Nase im Wind

Freitag, 11. September

Silver allein zu Haus

Sonntag, 13. September

Juhu – meine Familie ist wieder da!

Montag, 14. September

Wasserspiele

Mittwoch, 16. September

Ausguck

Sonntag, 20. September

Blöder Köter!

Mittwoch, 23. September

Leckerlis

Sonntag, 4. - Donnerstag, 15. Oktober

Herbstferien

Freitag, 16. Oktober

Endlich wieder zu Hause

Samstag, 17. Oktober

Wäscheberge

Sonntag, 18. Oktober

Letzter Tag der Herbstferien

Mittwoch, 21. Oktober

Routine

Freitag, 23. Oktober

Meine Augen

Montag, 26. Oktober

Puh, was für ein Gestank!

Samstag, 31. Oktober

Halloween

Montag, 9. November

Hunger!!!

Dienstag, 10. November

Immer noch belämmert!

Freitag, 13. November

Bettenburg

Sonntag, 15. November

Katzenklappe

Montag, 16. November

Was ist denn nun?

Dienstag, 17. November

Mir doch egal!

Mittwoch, 18. November

Zecken- und Flohschutz

Freitag, 20. November

Ein ganz besonderer Tag!

Mittwoch, 25. November

Erkundung der Umgebung

Donnerstag, 26. November

Patrouillengänge

Freitag, 27. November

Husch-Puscheli

Montag, 30. November

Puh, war das knapp!

Dienstag, 1. Dezember

Erster Schnee

Freitag, 5. Dezember

Große, weite Welt

Montag, 8. Dezember

El Jefe

Dienstag, 9. Dezember

Aua!

Freitag, 12. Dezember

Was gibt es Neues?

Dienstag, 15. Dezember

Monsteralarm

Donnerstag, 17. Dezember

Klettermaxe

Samstag, 19. Dezember

Rote Zora

Montag, 21. Dezember

Weihnachtsbaumkugeln

Donnerstag, 24. Dezember

Weihnachten

Montag, 28. Dezember

Schneekatze

Donnerstag, 31. Dezember - Freitag, 1. Januar

Schreck, lass nach!

Donnerstag, 7. Januar

In flagranti

Montag, 11. Januar

Nichts wie rein!

Freitag, 15. Januar

Ein Kissen nur für mich!

Sonntag, 17. Januar

Triumph?

Donnerstag, 21. Januar

Katzenstärke kontra Pferdestärke

Montag, 25. Januar

Schussel

Dienstag, 26. Januar

Fellpflege

Mittwoch, 27. Januar

Rette mich, wer kann!

Freitag, 29. Januar

Nennt mich Supercat!

Montag, 1. Februar

Mistwetter

Mittwoch, 3. Februar

Fette Beute

Samstag, 6. Februar

Ich schau dir in die Augen, Kleines!

Mittwoch, 10. Februar

Routinierter Mäusefänger

Donnerstag, 11. Februar

Da ist sie ja!

Aschermittwoch, 17. Februar

Uuäähh ist mir schlecht!

Donnerstag, 18. Februar

Om

Samstag, 20. Februar

Macht das Spaß!

Montag, 1. März

Schlachtfeld

Dienstag, 9. März

Chefkater

Donnerstag, 11. März

Meine schöne Maus!

Freitag, 12. März

Guter Vorsatz

Dienstag, 16. März

Wo ist die Maus?

Mittwoch, 17. März

Kein Anzeichen von der Maus!

Donnerstag, 18. März

Überraschende Beute

Samstag, 20. März

Angriff im Morgengrauen!

Montag, 22. März

Wieder startklar!

Donnerstag, 25. März

Überfall im Garten!

Sonntag, 28. März

Wenige Tage bis Ostern

Gründonnerstag, 1. April

Ist das heiß!

Karfreitag, 2. April

Bunte Eier!

Ostersamstag, 3. April

Aufregung um Hühner, Hasen und Lämmer

Ostersonntag, 4. April

Osterkatze

Freitag, 9. April

Ab in den Urlaub

Samstag, 17. April

Ade, Katzenhotel!

Montag, 19. April

Erster Schultag

Donnerstag, 22. April

Lieblingsplatz

Freitag, 23. April

Gestank

Dienstag, 24. April

Traute Zweisamkeit?

Dienstag, 4. Mai

Geburtstagwünsche

Silver

Cover

Widmung

Urheberrechte

Titelblatt

Samstag, 25. Juli

Dienstag, 4. Mai

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Samstag, 25. Juli

Abschied und Neubeginn

Schon beim Augen-Aufschlagen wusste ich, dass heute etwas Besonderes passieren würde. In den letzten Tagen hatte ich vermehrt Anzeichen dafür wahrgenommen. Nun waren meine Sinne geschärft und mein Instinkt bereit für das unmittelbar bevorstehende, einschneidende Ereignis, auch wenn ich immer noch nicht wusste, um was es sich dabei handelte.

Das flaue Gefühl in meinem Magen war also bestimmt nicht dem Hunger geschuldet, obwohl ich nach der morgendlichen Yogaeinheit und der üblichen Katzenwäsche ein herzhaftes Frühstück gut vertragen konnte. Mein menschlicher Dosenöffner servierte es mir, wie jeden Morgen. Aber war das eine kleine Träne in ihrem Augenwinkel? Und warum schaute sie mich heute so wehmütig an?

Ich beschloss, nicht länger darüber nachzugrübeln und zunächst einmal mein Essen zu genießen. Mit jedem Bissen leckeren Katzenfutters verblasste das dumpfe Gefühl ein klein wenig mehr. Das Spiel mit meinen Geschwistern ließ es dann gänzlich in den Hintergrund treten. Ich tobte mit meinem Bruder durch die Zimmer und spielte mit meinen Schwestern Verstecken. Wie immer gewann ich das Wettrennen, konnte die Mädels aber nirgendwo entdecken. Ich stellte die gesamte Wohnung auf den Kopf, schlich mich sogar auf den Flur hinaus und in die Küche. Nirgendwo war auch nur eine Nasenspitze von den beiden zu sehen.

Dafür stolperte ich irgendwann über mein Mittagessen und beschloss, die Suche aufzugeben. Als ich feststellte, dass mein absolutes Lieblingsgericht im Napf auf mich wartete, erwachte mein Argwohn erneut. Ich begann zu grübeln: Was konnte das alles bedeuten? Was genau würde bald passieren? Warum war heute ein besonderer Tag? Meine Überlegungen führten dazu, dass ich meine leckere Mahlzeit nicht im üblichen Maße würdigen konnte. Antworten auf meine Fragen fand ich dennoch keine.

Kurze Zeit später wurde das Rätsel jedoch gelöst. Es klingelte an der Tür und herein kamen eine Frau und zwei Mädchen. Schwach konnte ich mich daran erinnern, diese Drei schon einmal gesehen zu haben. Vor einigen Wochen hatten wir ein paar gemeinsame Stunden verbracht und ich war mit ihnen durch mein kleines Reich getobt. Aber das war für mich schon eine Ewigkeit her. Ich hatte es fast vergessen. Warum kamen sie ausgerechnet heute wieder zu uns? Was hatten sie vor? Wollten sie noch einmal mit mir spielen? Ich war zurückhaltend und misstrauisch. Eng an meine Mutter gekuschelt, wartete ich ängstlich ab, was nun passieren würde.

Erst zwölf Wochen zuvor hatte ich das Licht der Welt erblickt. Ich war immer noch ganz schön sauer auf meine Schwester, die sich dreist vorgedrängelt und mich so um das Erstgeburtsrecht gebracht hatte. Ein paar Tage später war ich durch einen Blick in den Spiegel allerdings damit versöhnt worden, nicht der Älteste des Wurfes zu sein, denn das, was ich sah, gefiel mir ausgesprochen gut.

Mein Aussehen war so besonders, wie das meiner älteren Schwester gewöhnlich war. Während sie wie eine herkömmliche Europäische Kurzhaarkatze aussah, und damit im Aussehen nach meiner Mutter schlug (Versteh mich bitte nicht falsch Mama, ich liebe dich, so wie du bist! Aber Papa hat eindeutig das schönere Fell.), kam ich äußerlich nach meinem Vater. Während mein milchweißes Brustfell dicke, schwarze Tigerstreifen aufweist, sind mein silbergraues Rückenfell und mein heller Bauch auffällig schwarz getupft. Ich habe einen grazilen, dennoch athletischen Körperbau und blicke durch wunderschöne, mandelförmige, stachelbeergrüne Augen auf einem keilförmigen Kopf in die Welt.

Mein Äußeres hatte ich also eindeutig von meinem Vater geerbt. Er gehört zur Rasse der Ägyptischen Mau. Sein Stammbaum lässt sich bis in die Pharaonenzeit zurückverfolgen. Bereits vor 3.000 Jahren hatten die alten Ägypter mit meinen Vorfahren in geschätzter Wohngemeinschaft zusammengelebt. Gerne hatten meine Ahnen gegen leckeres Essen und Streicheleinheiten die Getreidevorräte von Mäusen freigehalten. Die Ägypter hatten ihre Katzen sehr verehrt, was die antiken Wandmalereien heute noch bestätigen. Ich war stolz, dass sich in meinem Aussehen, diese kultivierte Herkunft niederschlug.

Unvermittelt wurde ich aus meinen Träumereien gerissen und die Ereignisse überschlugen sich. Ich wurde hochgehoben, in eine Transportkiste gesetzt und in ein mir unbekanntes Auto getragen. Das alles ging so schnell, dass ich nicht einmal miauen oder Blickkontakt mit meinen Eltern oder meinen Geschwistern aufbauen konnte. Nachdem meine vorübergehende Behausung fest verzurrt war, konnte ich gerade noch einen kurzen Blick rundum werfen, bevor sich die Autotür endgültig hinter mir schloss.

Ängstlich schaute ich mich um. Alles war neu für mich. Und es roch auch ganz ungewohnt. Die Mutter der Mädchen setzte sich ans Steuer und fuhr los. Die beiden hatten es sich auf dem Rücksitz gemütlich gemacht. Sie hatten unterdessen Kopfhörer aufgesetzt und schauten gebannt auf zwei kleine Mattscheiben, die an den Vordersitzen befestigt waren. Das Auto bog um mehrere Kurven und beschleunigte. Ich grübelte. Wohin sollte die Fahrt gehen? Was hatten die Drei mit mir vor?

Die Landschaft zog rasend schnell an mir vorbei. Ich war ganz benommen. Mir war schwindelig und mein Kopf brummte. Die Welt stand Kopf! Bäume rasten an den Autofenstern vorbei. Wie konnte das sein? Ich hatte bereits Fichten und einen Walnussbaum aus dem Fenster meines Zuhauses gesehen. Aber die hatten sich nie bewegt. Höchstens hatten sich die Baumkronen bei ganz starkem Wind ein wenig zur Seite geneigt. Aber ansonsten hatten sie still und reglos dagestanden. Vielleicht war diese fliegende Baumart etwas ganz Besonderes? Ich musste bei Gelegenheit Mama danach fragen.

Schlagartig fiel mir ein, dass ich so ganz alleine in dieser Kiste saß. Hieß das, meine Eltern und meine Geschwister begleiteten mich nicht auf meiner Reise? Würde ich meine Lieben jemals wiedersehen? Oder musste ich von nun an alleine klarkommen? Ein lauter Klagelaut entrang sich meiner Kehle und erschrocken darüber zuckte ich zusammen. Fieberhaft überlegte ich, wie ich mit der Situation umgehen sollte. Eigentlich, so dachte ich, war ich schon ein großer Kater. Aber bei dem Gedanken an meine Mutter, meinen Vater, meinen Bruder und meine beiden Schwestern wurde ich doch wieder traurig. Mein Herz wurde mir schwer und in meinem Bauch breitete sich ein mulmiges Gefühl aus. Ich musste schwer schlucken und noch einmal kläglich maunzen.

Ich hatte einen Entschluss gefasst. Und so rief ich laut und deutlich: „Hallo gute Frau, ich will hier nicht sein. Ich möchte zu meinen Verwandten zurück. Dreh um. Bitte. Miau!“ Und um meiner Aufforderung Nachdruck zu verleihen, biss und kratzte ich an der Verkleidung herum. Leider passierte überhaupt nichts. Ich fand nicht einmal Halt mit meinen Krallen. Daher gab ich nach einiger Zeit enttäuscht und frustriert wieder auf.

Immerhin rief meine Tat eine Reaktion bei der Fahrerin hervor. „Silver“, sagte sie, „du musst keine Angst haben. Wir sind bald da.“ Diese Aussage fand ich nicht gerade tröstlich. Wo genau sollte „da“ sein? Und würden am Ende der Autofahrt meine Eltern und meine Geschwister auf mich warten? Mittlerweile war ich überzeugt davon, dass ich sie nie wiedersehen würde.

Ich maunzte noch einmal, laut und lang gezogen, und legte mich schließlich entmutigt hin. Wenn ich schon nichts machen konnte, dann wenigstens ein kleines Nickerchen. Ich musste Kräfte sparen. Wer wusste schon, was heute noch alles passieren würde.

Gerade als ich mich damit abgefunden hatte, dass die Fahrt nie zu Ende gehen würde, verringerte das Auto seine Geschwindigkeit. Wir fuhren durch einige Kurven. Die Fliehkraft ließ mich nach links und rechts rutschen. Alles festhalten brachte nichts. Mir hob sich der Magen. Aber zum Glück war ich nicht so zartbesaitet wie mein Bruder. Der hatte bei der kurzen Autofahrt zum Tierarzt seinen gesamten Mageninhalt in die Transportkiste entleert. Wie peinlich war das denn? Ich konnte den Geruch heute noch riechen, wenn ich daran zurückdachte. Igitt! Bloß nicht. Sonst würde es mir doch noch ähnlich ergehen.

Wir bogen auf einen Parkplatz ab und hielten an. Anscheinend waren wir angekommen. Aber wo? Wohnte die Familie in diesem großen Haus? War sie jetzt vielleicht meine neue Familie? Ich musste mich noch ein wenig gedulden, um das herauszufinden.

Die Transportkiste und ich wurden hochgehoben, durch den Hauseingang getragen und in einem hellen Raum abgestellt. „Das wurde aber auch Zeit!“, maunzte ich. „Nichts wie raus aus der Kiste!“ Ich schaute durch die Gitterstäbe und sah die Finger der Frau daran herumbasteln. „Schneller! Los jetzt!“, drängte ich lautstark. Das Öffnen der Tür dauerte mir entschieden zu lange. Ich wollte mich endlich verstecken und an einem ruhigen Ort meine aktuelle Lage analysieren. Endlich schwang die Tür der Transportbox zur Seite und ich hechtete nach draußen. Nach einer kurzen Erkundungsrunde verkroch ich mich unter dem Schrank. „Hier komme ich nie wieder raus“, maunzte ich entrüstet.

Eine Stunde später wurde ich doch schwach. Mein Magen knurrte, ich hatte Durst und man hatte mir Futter- und Wasserschälchen direkt vor den Schrank gestellt. Eigentlich hasste ich Bestechungsversuche. Aber es war doch sinnlos, sich länger zu quälen, oder? Der Klügere gibt nach, dachte ich, und bediente mich großzügig. Es schmeckte gar nicht schlecht.

Ein wenig milder gestimmt machte ich eine ausführliche Erkundungstour durch das für mich neue Zimmer. Die Tür war geschlossen, das Fenster auch. Ich inspizierte jede Ecke, jede Ritze. Zunächst einmal ebenerdig, dreidimensional ging auch später noch. Aha, eine Katzentoilette. Die konnte ich bei Gelegenheit einmal ausprobieren, zurzeit war es noch nicht so dringend. Auch die Transportkiste stand noch da, dieses Mal war sie geöffnet. Ob ich wieder zurückgebracht wurde, wenn ich hineinging? Leider nein. Nicht einmal die Tür schloss sich.

Ich drehte weiter meine Runde. Immer engere Kreise zog ich um die Autofahrerin. Sie hieß Milena, zumindest hatte sie bei unserer Ankunft der Mann so genannt, der nicht mit im Auto gesessen hatte. Die Frau saß ganz still und sah eigentlich ganz nett aus. Sie hatte dunkelblondes, zu einem kurzen Bob geschnittenes Haar, der Pony fiel ihr in die Stirn. Ihren grünen Augen entging nichts. Dennoch fühlte es sich für mich nicht unangenehm an, wenn sie mich verstohlen beobachtete. Vermutlich lag es daran, dass sie in einem Buch las und nur hin und wieder zu mir aufschaute.

Gelegentlich sprach sie auch zu mir. Sie nannte mich Silver. Der Name gefiel mir. Da Milena sehr zurückhaltend war und nicht versuchte, mich anzufassen oder zu streicheln, fühlte ich mich wohl und sicher in ihrer Gegenwart und ging weiter auf Entdeckungstour. Jede Ritze und Ecke in dem ungewohnten Zimmer galt es zu erforschen. Ich war der große Abenteurer Silver! Eigentlich war mein neuer Name gar nicht so schlecht gewählt. Er passte zu meinem wunderschönen Fell und irgendwie war er auch griffig. Ich musste zugeben, meine neue Familie – das war sie ja wohl – hatte sich Gedanken gemacht. Und anscheinend schätzte sie mein besonderes Aussehen. Wir hatten also etwas gemeinsam. Das war kein schlechter Anfang.

Unerwartet nahm ich aus dem Augenwinkel eine zuckende Bewegung wahr. Ich ging ein wenig näher an Milena heran, schaute sie an und legte den Kopf schief. Eine kleine Marotte, wenn ich sehr interessiert war. Denn ich hatte entdeckt, dass sie nun einen Stiel mit einem Federpuschel in der Hand hielt. Und ja, der Puschel konnte sich genauso schön bewegen, wie ich es gewohnt war. Mein Jagdinstinkt war geweckt und ich konnte gar nicht anders als mitzuspielen. Vielleicht wendete sich der Tag doch noch zum Guten.

Einige Stunden später war ich müde. Es war Abend geworden. Alle Mitglieder meiner neuen Familie hatten mich nacheinander in meinem Ankunftsraum begrüßt. Sie hatten sich sehr um mich bemüht, mir Zeit gelassen, anzukommen und mich heimeliger zu fühlen.

Ich hatte ausgiebig mit der achtjährigen Viktoria und der sechsjährigen Lucy gespielt. Die beiden sahen sich sehr ähnlich mit ihrem dunkelblonden, langen Haar, das sie zu einem Pferdeschwanz gebunden trugen. Selbst die braune Augenfarbe war ihnen gemeinsam. Nur in der Größe unterschieden sie sich aufgrund des Alters deutlich. Außerdem ging Viktoria bereits sehr souverän mit mir um, während Lucy hin und wieder ängstlich zurückschreckte. Wir verstanden einander anscheinend noch nicht ausreichend und mussten uns erst noch besser kennen lernen. Mit der Zeit würden wir sicherlich die Eigenheiten des jeweils anderen herausfinden und besser aufeinander eingehen können.

Trystan, den Vater der beiden Mädchen, hatte ich ebenfalls kennengelernt. Er war ein gutes Stück größer als seine Frau, hatte dunkelbraune, kurze Haare und schokoladenfarbige Augen. Im Umgang mit mir ist er der zurückhaltendste und skeptischste der Vier. Mal sehen, ob ich ihn noch davon überzeugen kann, dass wir Männer bei all der Frauenpower zusammenhalten müssen.

Satt und müde rollte ich mich schließlich in Milenas Nähe zusammen. Sie streichelte mich, bis mir die Augen zufielen. Jetzt musste ich schlafen. Bevor ich wegdämmerte, wurde mir bewusst, dass der Tag zwar einen traurigen Abschied von meiner Katzenfamilie gebracht hatte, aber auch einen zuversichtlichen und hoffnungsvollen Neubeginn mit meiner neuen Familie.

Sonntag, 26. Juli

Müde vom Spielen

Die erste Nacht in meinem neuen Zuhause war trotz allem erholsam. Meine neue Familie hatte ein Duftkissen mitnehmen dürfen, das so wunderbar nach meinen Eltern und meinen Geschwistern roch. Es hatte in meinem neuen Katzenkörbchen gelegen und mich tief und fest schlafen lassen. Meine neue Familie hatte mir gestern Abend Gute Nacht gesagt und die Tür zu meinem Schlafzimmer hinter sich geschlossen. In der neuen, doch bereits erkundeten Umgebung hatte ich mich ungestört und sicher gefühlt. Der Drang, den Rest der Wohnung zu erkunden, war einer tiefen Schläfrigkeit gewichen, und so hatte ich mich in meinem Körbchen zusammengerollt und war fast unmittelbar eingeschlafen.

Am Morgen klopfte es zaghaft an die Tür und die beiden Mädchen kamen – schon fertig angezogen – herein. Sie wollten mit mir spielen, was mich sehr freute! Darüber vergaß ich sogar für kurze Zeit meinen Hunger. Sobald Milena allerdings mit dem Futternapf und einem Päckchen Nassfutter hereinkam, war ich nicht mehr zu stoppen. „Her mit meinem Frühstück!“, maunzte ich. Ich war wie der Blitz zwischen ihren Beinen und schneller hinter dem Napf her, als sie die Packung öffnen konnte. Am Ende wurde mein Schälchen in der Luft befüllt, da ich einfach nicht warten konnte. „Das muss aber morgen besser klappen“, miaute ich und ließ es mir dann schmecken.

Nach meinem Frühstück erkundete ich den Rest der Wohnung. Ich erkletterte Treppen und lief um Möbel. Ich krabbelte unter Schränke und Truhen und sprang auf den Kratzbaum. Meine Erkundungsgänge kommentierte ich, wie es sich für richtige Abenteurer gehört. Meine neue Familie war gebannt von dem, was ich so alles zu erzählen hatte. (Auch wenn mich die dumpfe Vermutung beschlich, dass sie nichts davon verstand.) Zwischendurch gab es einen menschlichen Einwurf von der Seite, auf den ich in Katzensprache antwortete. Im Großen und Ganzen – wie ich fand – ein ziemlich gelungenes Spektakel.

Die Gesamtschau meines neuen Zuhauses konnte sich sehen lassen. Im größten Teil der Wohnung war Parkett verlegt. Das hatte ich bereits in meinem bisherigen Zuhause schätzen gelernt, weil ich mit ein wenig Schwung wunderbare Schlitterpartien machen konnte. Auch ein kurzer Sprint um die Ecken war auf einem Holzfußboden kein Problem. Und wenn man sich hinlegte, war der Boden wunderbar warm und glatt. Da Küche und Bad gefliest waren, merkte ich mir diese Böden für heiße Tage vor. Ich hätte es durchaus schlechter treffen können, dachte ich bei mir.

Nach meinem Erkundungsgang war ich zum Toben und Spielen aufgelegt. Zunächst musste ich mich noch einmal mit Trystan bekannt machen. Wir Männer und so …, nicht? Er ruhte sich gerade lang gestreckt auf der Couch aus, als ich die Wohnzimmertour machte, und sah mindestens so müde aus, wie ich wach war. „Hallo Kumpel“, miaute ich, „vielleicht solltest du nachts mehr schlafen? Dann könntest du mir tagsüber Gesellschaft leisten.“ Keine Reaktion von seiner Seite. Naja, kurzes Nase-an-Nase musste jetzt genügen.

Ich überließ ihn seinen süßen Träumen und trollte mich zu Viktoria und Lucy, die schon wach genug waren, allerdings auch noch sehr zurückhaltend. Schade, denn ich liebte wilde Spiele, in denen ich meine Krallen ausfahren und meine Zähnchen in ein wenig weiches Zwei-Beiner-Fleisch schlagen konnte. Spaß beiseite! Die Mädchen hatte ich anscheinend mit meinen ausgefahrenen Krallen verschreckt. Ich würde mich zukünftig ein wenig zurückhalten und Geduld mit ihnen haben müssen.

Gemeinsam beschlossen wir, uns auf ruhigere Spiele zu verlegen und probierten das gesamte Spielzeugarsenal durch. Ich fing Puschel, jagte Bällen und Spielmäusen hinterher, brachte mit meinen Vorderpfoten Glöckchen zum Klingen und sprang nach Federn. Die Spielschiene mit ihrem blinkenden Ball weihten wir ebenfalls gemeinsam ein. Schon bald nahte die Mittagszeit und es gab Futter und Wasser. Auch ein Toilettengang und eine klitzekleine Pause für mich mussten sein.

Dann ging es weiter mit dem Spielen. Viktoria, Lucy und ich konnten gar nicht genug bekommen. Ab und zu bestand ich auf einer kurzen Streicheleinheit von Milena und dann ging es wieder weiter.

Nach der Kaffeezeit übermannte mich schlagartig die Müdigkeit. Da hatte ich doch vor lauter Action total vergessen, mich auch einmal länger auszuruhen. Das machte sich jetzt bemerkbar. Ich war total müde und konnte mich nur kurz zum Abendessen aufraffen. Den Rest des Tages verschlief ich.

Montag, 27. Juli

Geht doch

Nachdem Lucy mir heute Morgen mein Frühstück kredenzt hatte, verschwand sie und kam mehrere Stunden lang nicht wieder. Milena sagte im Gehen zu Trystan, sie bringe Lucy in den Kindergarten. Keine Ahnung, was das ist. Jedenfalls kam Milena kurze Zeit später alleine wieder. Muss also irgendetwas sein, wo man Kinder zwischenparken kann. Vielleicht so eine Art Pension. Meine Mama war einmal für zwei Wochen in einer Katzenpension gewesen, weil ihre Familie ohne sie in Urlaub fahren wollte und in dieser Zeit keiner ersatzweise die Dosen hatte öffnen können. Sie hatte es schrecklich gefunden! In kurzen Worten zusammengefasst: mittelmäßiges Essen, unkultivierte – um nicht zu sagen – gewöhnliche Gesellschaft und oberflächliche Kommunikation. Mal sehen, was Lucy sagt, wenn sie wieder kommt.

In der Zwischenzeit wärmte ich mich mit Viktoria auf. Erst kamen die leichten Übungen dran: Ball nachjagen, Federpuschel fangen, anschleichen und erlegen des Korkens. Und natürlich zur Abwechslung ein paar Streicheleinheiten. Und dann – endlich – starteten die wilderen Spiele. Wie ich die liebe! Luftsprünge, den Kratzbaum hinauf- und hinabjagen, Sprints durch die Wohnung und schliddern um die Kurven. Viktoria schlug sich dabei tapfer. Ich glaube, wir werden ein gutes Team!

Nur Milena und Trystan waren Spielverderber. Sie mochten es gar nicht, wenn ich hinter ihnen herlief und abwechselnd in ihre Flip Flops oder in ihre Hacken biss. Warum, ist mir schleierhaft. Ich finde diese wilden Verfolgungsjagden mit Bocksprüngen und ausgefahrenen Krallen sehr amüsant. Und umso höher die Geschwindigkeit, umso größer der Spaß! Ich schwöre, dass ich gar nicht fest zubeiße; nur so, wie ich es auch immer im Spiel mit meinen Geschwistern getan hatte. Die hatten sich jedenfalls nicht so zimperlich angestellt. „Au!“ hier und „Silver, lass das sein!“ da. Vielleicht kann ich meine neue Familie noch davon überzeugen, dass dieses Spiel auch Spaß machen kann.

Mittwoch, 29. Juli

Sooooo viele Regeln

Mein neues Zuhause hatte ich nun schon richtig kennen und auch ein wenig Lieben gelernt. In jedem Raum gab es mindestens einen schönen Rückzugsort für mich: Im Flur war es mein heißgeliebter Kratzbaum mit Versteck- und Spieltonnen und drei Liegeflächen! In der Küche befand sich mein Lieblingsplatz zwischen dem Getränkeständer und dem Kinderhochstuhl (warum auch immer meine Familie den noch brauchte, immerhin waren die beiden Mädchen doch schon groß). In der Waschküche gab es diverse Verstecke; unter den Schränken, hinter der Waschmaschine und unter dem Schuhregal. Letzteres liebte ich ganz besonders, da ich dort nicht nur relaxen, sondern auch nach Herzenslust an den Schuhen herumknabbern und an den Schnürsenkeln ziehen konnte. Im Arbeitszimmer war es zwischen Druckerschrank und Wand ganz heimelig. Besser gefiel mir aber der Platz unter dem Schreibtisch. Für mich war das wie ein Miniatur-Spielplatz. Lauter Kabel, die in verschiedenen Farben und auf unterschiedlicher Höhe herunterhingen und zum Anstupsen und Reinbeißen einluden.

Schade nur, dass ich nicht immer so schalten und walten konnte, wie ich wollte. Zum Beispiel fand ich den Fernseher (so nennt jedenfalls meine Familie den großen, flachen Gegenstand an der Wand im Wohnzimmer) ganz besonders interessant. Ich versuche immer noch zu ergründen, wie die vielen fremden Menschen und Tiere in dieses kleine Ding reinpassen. Dazu war ich auch schon einige Male an dem Stoff des Phonoracks hochgeklettert. Wenn ich das tat, flippte Trystan jedes Mal aus, stürzte auf mich zu und hob mich wieder herunter. Warum stellte er sich so an? Es konnte doch nicht jeder von der Couch aus alles Interessante mitbekommen. Es war doch viel besser, direkt vor dem Bildschirm zu sitzen, oder etwa nicht!?!