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Magisch - Überraschungen - Spannung bis zum Schluss Nachdem die Visionär die Anschläge auf Europa stoppen konnten, wird es notwendig den Kopf dieser Terroristen zu suchen. Die Reise führt den Geheimagenten Reto Horn mit seinem Team nach Baghdad. Er besucht seine damaligen Informanten, um den Kopf zu finden. Die Visionäre leisten mit ihren Fähigkeiten eine vollkommene Hilfe. Auf eine spektakuläre Art werden die Urheber gefunden.
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Seitenzahl: 642
Veröffentlichungsjahr: 2016
www.tredition.de
Alexa Olivier
Neben ihrer beruflichen Tätigkeit bildete sie ihre spirituellen Fähigkeiten in verschiedenen Kursen weiter. Mit den Erfahrungen als Numerologin kann sie die verschiedenen Charaktere von den entsprechenden Personen in der Geschichte entwickeln. Ihren Impulsen gibt sie ungebremst nach, um ihre inneren Bilder und Vorstellungen in die Geschichte umzusetzen. Damit erhalten ihre Romane einen Hauch von Spiritualität. Sie setzt sich intuitiv mit der Umwelt und der Zukunft der Menschheit auseinander. Sie wählt weltbewegende Themen für ihre Bücher. Geb. 1944 in Bülach
Im Gedenken an Christine Bliem.
Diese Geschichte ist frei erfunden. Alle Figuren, Organisationen und Ereignisse, die im Roman geschildert werden, entspringen der Fantasie der Autorin.
Orte der Handlungen
Italien Hinterland – Rimini - Region Bergamo
Berlin
Bhutan
Zürich
Städtchen in Bayern - Cottbus
Altenrhein – Flugplatz Fricktal
Baghdad – Irak
Alexa Olivier
Silverman 2
Der Kopf
Spiritueller Krimi – Roman
Lektorat und Korrektur: Eleonore Jopp
www.tredition.de
© 2015 Alexa Olivier
Verlag: tredition GmbH, Hamburg
ISBN
Paperback:
978-3-7323-7258-4
Hardcover:
978-3-7323-7259-1
e-Book:
978-3-7323-7260-7
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Inhalt
25. Italien – London
1. Die alte Krämerin
2. Der dritte Mann
3. Das Foto
4. Hotel ohne Blick aufs Meer
5. Sputnik in den Gassen
6. Vinzent
7. Franco
26. Das Glashaus – Berlin
1. Die Bankfrau
2. Flug wohin?
3. Im Untergrund von Berlin
27. Das Netz
1. Franco in Zürich
2. Neuer Standort
3. Italienische Agenten
4. Der Lord
5. Sputniks Flucht
6. In den Katakomben der Kathedrale
7. Wiedersehen in Hochburg
28. Endspurt
1. Der Profiler
2. Rückkehr in die Villa Bianchi
3. Dem Zirkel auf der Spur
4. Interpol und Europol ermitteln
5. Die Tafel
6. Auftrag an Reto
7. Fahrt an die polnische Grenze
8. Reise Berlin – Baghdad
9. Altenrhein
10. Der Iraner
11. Irak und Berlin
12. Aufräumen im Geheimdienst
13. Pressekonferenz
25. Italien – London
1. Die alte Krämerin
Im Dorf nahe von Rimini wo Antoinette aufgewachsen ist
Immer mit einer Hoffnung, Gian dort hinter den zusammengefallenen Mauern der Fabrik zu finden, sitzen Mutter und Tochter in ihrem Versteck des zusammen gefallenen Portierhäuschens. Schließlich geben sie es auf, vor der alten Fabrik wache zu halten. „Wenn Papa hinter der ganzen Entführung steckt?“ Fragend und zugleich verwirrt sieht die Mutter ihre Tochter an. Antoinettes Gedanken kreisen um die heutige Situation herum: ‚Wie kann Angela so etwas von ihrem Vater denken. Das Vertrauen zu ihrem Mann Franco ist in den letzten Tagen auch dahingeschmolzen. Sie kann es nicht glauben, dass sie sich derart in ihrem Mann getäuscht hat. Aber, es hat sich herausgestellt, dass er eine Geliebte hat. Nie ahnte sie etwas, für sie ist eine Welt zusammen gebrochen. Die stellvertretende Filialleiterin ihrer Bank, die ist nicht mehr so jung. Jene war es, die ihm geholfen hat, das Geld von ihrem gemeinsamen Konto und dem Firmenkonto auf sein neues Konto zu überweisen. Nicht einmal die Revisoren haben das Bemerkt. Was hat ihr Vater gewusst? Warum hat er sie vor ein paar Wochen gewarnt, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugeht? Sie muss ihren alten Vater anrufen, sobald sie wieder im Hotel sind.’ Im Dorf begegnen sie einer alten Frau. Diese erkennt nach genauerem Hinsehen die Gesichtszüge von Antoinette, und fragt sich, warum die Fabrikanten Tochter hierher zurückgekehrt ist. Antoinette sucht im Gesicht der sehr alten Frau, wen sie darin erkennen kann. „Du bist das kleine Mädchen der Fabrikantenfamilie. Bist immer zu mir in den Laden gekommen um Brot oder Käse zu kaufen.“ Jetzt erinnert sich Antoinette daran, aber nicht an die Frau. „Nach so langer Zeit verändern wir uns. Ich bin mit deiner Mutter zur Schule gegangen. … Ja, ich weiß, sie ist bald nach eurem Umzug in die Villa im Tal gestorben. Du hast sie früh verloren.“ Die alte Krämerin erzählt weiter: „Weißt du noch, bei jedem Dorffest warst du dabei. Es war immer ein junger Mann dabei, der hat nur mit dir getanzt. Ein eleganter Kerl, er bewegte sich wie eine Schlange.“ Angela horcht auf: „Wie hat dieser Kerl geheißen?“ Die Alte sieht Antoinette prüfend an: „Das weiß ich nicht mehr. – Aber sie, junge Dame haben dasselbe Kinn und den wunderschönen Mund.“ Jetzt ist ihr bewusst, dieser Kerl war ihr Vater Franco. Angela sieht zu ihrer Mutter, die senkt den Kopf und wird sehr verlegen. Die Alte erinnert sich und erzählt weiter: „Vor ein paar Tagen habe ich ihn hier im Dorf gesehen. Ein sonderbarer, eher gefährlicher Mann war bei ihm. Er hat kein italienisch verstanden. Als wir miteinander gesprochen haben mit deinem damaligen Tänzer, hat der andere uns sehr böse angeschaut. Er fragte nach Michele, aber der ist inzwischen gestorben. Sein Sohn lebt da oben mit seinem jüngsten Sohn. … Aber wenn ihr mich fragt, Micheles Sohn hat immer für Ärger gesorgt. Zweifelhafte Geschäfte, keine Krämer wie wir es waren.“ Immer mehr Nervosität steigt in Angela auf, sie will wissen wie der andere ausgesehen hat. Die alte Krämerin überlegt: „Sehr schlank, eher ein magerer Kerl. Nicht von hier, wahrscheinlich aus Spanien oder Portugal. Dort gibt es doch solche dunkle, brutale Kerle. Die schlagen die Frauen, das sieht man diesen Männern an. Sie halten den Kopf höher als er sein soll. Er hat etwas in einer anderen Sprache zu deinem Tänzer gesagt und ihn weiter von mir weggeschoben. Als sie zu Micheles Haus gingen, hat der andere heftig auf deinen Tänzer eingeredet. Dieser war nicht begeistert und versuchte den anderen zum Schweigen zu bringen.“ Antoinette atmet tief durch, steckt der Alten eine Euro Note in die Hände und bedankt sich für ihre Auskunft. Im Auto wird Angela noch nervöser, was wenn sie auf ihren Vater stoßen. „Im Hotel muss ich Marianne anrufen und ihr diese Information weiter geben. Ich glaube doch, dass dein Franco die Hände in der ganzen Entführung hat.“ Antoinette ärgert sich: „Franco ist dein Vater. Rede nicht so negativ von ihm!“
„Leider, trotzdem hat er das Leben meines Mannes auf dem Gewissen. Was du nicht weißt, ich erhielt einen Anruf von unserem Produktionschef, Herrn Egger und vom Finanzchef. Beide haben mir dasselbe erzählt. Sie haben den Verdacht, dass Franco zusammen mit einem ihnen unbekannten Mann in unserer Fabrik nach Feierabend Steuerungselemente verschiedenster Art produziert hat. Das könnte unser damalige Entwickler gewesen sein, den kennst du. Papa hat Material bestellt, welches nie für unsere Modelle verwendet wurde. Der Finanzchef Alfons Bär suchte nach Rechnungen an Kunden welche Apparate bestellt haben, wofür diese Produkte verwendet werden, er hat aber nichts gefunden. Es sind keine Exportpapiere auffindbar. Beide haben leider nicht miteinander oder mit mir geredet, da sie Angst vor Papa hatten. Gian muss etwas in den alten Unterlagen seines Vorgängers gefunden haben und er hat nachgeforscht. Damit er nichts sagen kann, ließ ihn mein Vater, dein Mann, ihn entführen.“ Antoinette ist entrüstet: „Warum hast du mir nichts davon erzählt? Um wie viel Geld geht es?“ Angela wird wütend, sie muss aufpassen, dass sie den Wagen nicht über den Abgrund lenkt. „Mama, du denkst wieder ans Geld, es geht aber um meinen Mann. Dein Franco hat sich damals bei dir eingeschlichen, obwohl er dich gar nie geliebt hat. Ihm ging es nur ums Geld, die Tochter des reichen Fabrikanten.“ Antoinette beginnt zu schluchzen: „Sag nicht so was.“ Angela hat noch Hoffnung, dass Franco ihren Mann nicht getötet hat. „Jetzt müssen wir uns überlegen, wo Franco meinen Gian versteckt halten könnte. Hotels kommen nicht in Frage. Vielleicht in einem leerstehenden Haus, in einer alten Villa, nicht in der Fabrik wie, Henry glaubt.“
Im kleinen Hotel in einem Städtchen in den Hügel unweit vom Meer haben sich Angela und Antoinette einquartiert. Auf der Fahrt zum Hotel ist Angela Umwege gefahren, falls Franco in der Nähe ist, er soll sie nicht sehen. Den Mercedes kennt er. Antoinette ist müde und sehr enttäuscht, gerade hat ihr Leben einen bösen Rumpler bekommen. Viel, viel zu viel hat sie sich von Franco gefallen lassen. Angelas Großvater hat immer wieder auf sie eingeredet, sich scheiden zu lassen. ‚Das Geld gehört dir und die Fabrik wie auch die Villa. Das ist alles dein Vermögen. Franco hat seinen Lohn für die geleistete Arbeit bekommen.’ Antoinette hat sich von ihrer Tochter auf ihr Zimmer begleiten lassen, um sich auf ihr Bett zu legen. „Mein Papa hatte Recht. Er wollte immer, dass wir uns scheiden lassen. Damit hätten wir das Arbeitsverhältnis mit Franco als Geschäftsführer der Med-tec auflösen können.“ Angela schaut auf ihre Mutter, sie liegt halb weinend im Bett. „Am besten ist, du versuchst zu schlafen. Ich telefoniere jetzt mit Marianne, dann sehen wir weiter.“
In den Räumen von Stone & Wood in London
Marianne sitzt nervös vor ihrem Computer, das Konferenzgespräch soll bald stattfinden. Nick und Claudio haben sich immer noch nicht eingeloggt. Angela ist am Telefon und erzählt ihr kurz, was sie auf ihrer Suche im Dorf von der alten Krämerin gehört haben. Dass Franco mit seinem früheren Entwicklungsingenieur Ganzenmüller Steuerungselemente produziert hat. „Sei vorsichtig, damit Franco. Ich frage Henry, wer dieser eigenartige Typ sein könnte welcher mit Franco unterwegs ist. Nick hat uns noch gemeldet, dass sie von einem dunkelblauen BMW wie ein Schatten verfolgt wurden. Es könnte ein Mietwagen sein, welchen Franco oder Sputnik fahren. Wenn Franco vor ein paar Tagen dort im Dorf gesehen wurde, kann er nicht der Verfolger von Nick und Claudio sein. … Moment, gerade kommt eine Meldung herein.“ Angela wartet ungeduldig, Marianne hat sie stumm geschaltet, sie kann die Diskussionen nicht hören. Es dauert eine Ewigkeit bis sich Marianne wieder meldet: „Angela ich habe den Namen von demjenigen, welcher den BMW mit Münchner Kennzeichen gemietet hat. Hier ist die Nummer, falls er bei euch auftaucht.“ Angela sucht nach Papier und Kugelschreiber und notiert. „Ist dir der Name Siegfried Ganzenmüller bekannt?“ Angela verneint: „Mama hast du den Namen Siegfried Ganzenmüller schon einmal gehört?“ Antoinette setzt sich auf sucht in ihrem Gedächtnis, da ist doch irgendwo etwas vorhanden. „Sigi Ganz oder Müller. Das habe ich ab und zu von Franco gehört. …ja, jetzt erinnere ich mich, das könnte der Vorgänger von Gian sein.“ Angela stoppt ihre Mutter. „Jetzt ist mir der Zusammenhang klar. Hast du gehört Marianne? Der hat die Steuerungselemente entwickelt.“ Marianne atmet auf, die Puzzleteile beginnen die Löcher zu schließen. Das Bild wird erst vollständig sein, sobald Gian gefunden wird. Also ist es doch so, er hat zu viel gesehen und wahrscheinlich Franco gefragt, was das ist. Er sollte ganz einfach seinen Mund halten. Das Forschergen von seinem Vater hat ihn in die kritische Situation geführt. Man hat geglaubt, dass Sharif seine Männer aus den Gefängnissen in Deutschland befreien wollte. Dem ist aber nicht so, denn dieser Chef-Terrorist kann sich genug andere Männer aus seinem Land holen. Nach diesen Informationen ist Marianne sicher, dass die Anschläge von Sharif Kaime organisiert wurden. Nur, Franco kann nicht hinter diesen stecken. Dazu reicht eine Million EURO nicht aus. Da stecken Männer von Regierungen vermutlich aus dem Osten dahinter, aber aus welchem Land und welche Leute wollen Europa in die Knie zwingen? Eine Gruppe von Islamisten wird in letzter Zeit zu einem größeren Problem für den Westen. Sharif sollte den Papst und damit den Vatikan vernichten, was der Anschlag bestätigt. Die Christen sollten den islamistischen Glauben annehmen. Dass es nur einen Gott oder Allah oder Jehova oder wie er in den verschiedenen Religionen heißt, ist diesen Fanatischen nicht klar. Es gibt nur einen Herrscher über das Universum. „Angela, bleibt jetzt im Hotel, telefoniere nur mit deinem Handy, damit niemand nachvollziehen kann, wo ihr seid. Ich rufe dich nach der Konferenz an und teile dir mit, wie wir vorgehen wollen. Henry hat alle Hände voll zu tun in London und Paris. …Kopf hoch, wir werden Gian finden, bis später.“ Marianne legt ihr Handy beiseite und kontrolliert einmal mehr, ob Nick und Claudio sich einloggen konnten. Sie weiß nicht wo sich die beiden Agenten jetzt aufhalten.
2. Der dritte Mann
In London, Büro Stone & Wood
Im großen Sitzungszimmer von Stone & Wood haben sich alle, welche in London sind und am Konferenzgespräch teilnehmen, versammelt. Stone mit Haller an seiner Seite am Kopf des Tisches, rechts Roy bedient das Schaltpult, neben ihm sitzt der Sprengstoffexperte vom ATT. Links von Stone hat sich Rachel mit allen notwendigen Unterlagen niedergelassen. Sie wird ihrem Chef alles hervorzaubern, was er für das Gespräch braucht. Neben Roy wartet Marianne gespannt auf die Köpfe der Teilnehmer auf ihrem Bildschirm erscheinen sollen. Roy erstellt die Schaltung zu den einzelnen Teilnehmern, jeder kann das Brustbild erkennen. Im Büro des SIS sitzt Peter, einer der drei Männer, welche damals mit Stone & Wood den Vertrag unterzeichnet haben, er wartet auf das Zeichen, dass die Schaltung erfolgt. Die grauen Haare erscheinen, seine Aufmerksamkeit richtet er auf jemanden neben sich. Jetzt hört er das Zeichen der Schaltung, schaut in die Kamera und winkt. „Hi alle zusammen, Hi Marianne, hast du ein schöneres Büro gefunden?“ Marianne lacht ihm zu und will antworten, aber Roy ist schneller und drückt ihn wieder weg. Enttäuscht meint Marianne, jemand anderer soll das Schaltpult bedienen. Roy ruft Berlin auf und John Paul erscheint. Roy fragt ihn nach seinem angemeldeten Assistenten. „Er wird bald kommen. Etwas hat er noch abzuklären.“ Stone will wissen was. „Das hat er mir nicht gesagt, es ist sein Arbeitsgebiet.“ Mit einem Kopfnicken gibt Henry seinem Partner das Zeichen um die nächsten aufzuschalten. Das nächste Portrait erscheint, es ist James Wilson, der Chefermittler von Interpol in Berlin. Er spricht mit jemandem, Roy stellt das Zoom auf die Weite und Diana erscheint neben dem Chef-Befrager. Marianne wird ganz aufgeregt ihre Tochter auf dem Bildschirm zu sehen. „Hi Diana, schön dich wieder einmal zu sehen.“ Keine Antwort, enttäuscht setzt sich Marianne in ihrem Stuhl zurück. „Du kannst noch nichts hören, die Begrüßungen kommen erst, wenn alle aufgeschaltet sind.“ Versucht Roy sie zu beruhigen. In Berlin sitzt auch der Europol Chef der Befrager, Yves La Roux. Der Franzose, charmant wie man es erwartet, lächelt in die Kamera. Zwar weiß er noch nicht, dass man ihn soeben aufgeschaltet hat. „Wie lange sitzt der schon mit dem charmanten Lächeln da? Bald friert sein Gesicht ein.“ Spottet Rachel über den Mann. „Bei den Befragungen kann er durchaus ein anderes Gesicht aufsetzen.“ Haller kennt ihn und hat ihn bei den Untersuchungen erlebt. „So, die Berliner sind alle hier. In Genf rufen wir Aisha in der UNO auf. Die Ägypterin ist mit ihren Unterlagen beschäftigt und wartet auf das Zeichen in ihrem Ohr. Jetzt schaut sie auf und sendet ihr schönstes Lächeln. Roy bestätigt, dass sie wunderbar im Bild erscheint. „Ich rufe jetzt Luxemburg zu André, ebenfalls einer unserer Auftraggeber.“ André, ebenfalls ein Franzose, aber längst nicht so charmant wie Yves La Roux. André ist ein älterer Herr mit vielen Erfahrungen. Er winkt nach dem Signal kurz in die Kamera, wartet auf die ersten Fragen und darauf, bis er endlich seine Fragen loswerden kann. Nach einer kurzen Bestätigung schaltet Roy nach Brüssel zu Johannes dem Österreicher. Das Signal ertönt in seinem Ohr und sofort antwortet er: „Servus alle zusammen. Schön, endlich persönlich von euch zu hören.“ Die Nervosität steigt in Roy, er schaut fragend zu Marianne. Sie zuckt mit den Schultern, bis jetzt hat sie kein Mail von Nick und Claudio erhalten. Sie hat Roy informiert, dass Nick das Programm auf seinem Laptop hat. „Wir haben schon öfters Schaltungen erstellt, um die Telefonkosten zu sparen.“
„Schon, aber er muss wissen, wie er die Konferenz-schaltung erstellen muss.“ Ein Seufzer von Roy geht durch den Raum, er drückt auf den Knopf und wartet. Er ruft ins Mikrofon. „Nick, Claudio seid ihr am Platz?“ Wieder warten. „Marianne versuche es du über deinen Skype.“ Sie schaltet das andere Programm auf und sieht, Claudio vor dem Bildschirm. „Hi Marianne, wann geht es los? Wir warten.“
„Du hast das falsche Programm aufgeschaltet. Wir sind im Konferenzmodus. Du siehst den Balken ganz unten, dort musst du anklicken.“ Claudio drückt, das Bild ist weg, es wird schwarz. „Wie lange dauert es, bis der gedrückt hat?“ Marianne sieht vorwurfsvoll Roy an. „Er muss sein Programm runterfahren und neu starten damit er den Konferenzmodus anklicken kann. ich habe mich vom Einzelmodus ausgeschaltet. So ist er nicht mehr mit mir verbunden.“ Roy ärgert sich über die verlorene Zeit. „Alle sind bereit nur die beiden nicht. Bist du mit Angela verbunden?“ Marianne erklärt, dass sie nur via Handy sprechen kann. Sie hat keinen Konferenzmodus in ihrem Laptop. Roy drückt wieder und atmet auf: „Endlich, seid ihr jetzt bereit?“
„Schon lange, nur sollte man uns sagen um was es geht. Diese Geheimnistuerei kosten immer viel Zeit“ schimpft Nick. „Gut, ich gebe Stone jetzt das Wort.“ Auf dem Bildschirm wird die gesamt Runde sichtbar. Die kleinen Bilder der Teilnehmer und Teilnehmerinnen kann man kaum voneinander unterscheiden. Die Sektoren geben an, woher die einzelnen Personen sprechen. Roy schaltet auf Stone und dieser meldet, was bisher geschehen ist. Er versucht so knapp wie möglich alles zu erklären. „Hier in London suchen Taucher immer noch nach Wasserbomben an den Brückenpfeilern der fünfzehn Brücken über die Themse. Diese sind viel größer als die Bombenkäfer, sind aber nicht auf Funkzündung oder Zeitzündung ausgerichtet. Sie reagieren auf Druck. Die Tower Bridge und alle besonders wichtigen Übergänge sind geräumt von Bomben. Jetzt erfolgen die kleineren Brücken und wir hoffen, dass die Zeit reicht.“ Haller meldet sich und schaut in die Kamera neben Stone: „Wir haben ganz London nach möglichen Attentäter abgesucht und Ausschau gehalten. Keinen möglichen Mann aus Sharifs Truppe haben wir gefunden. Wir glauben, dass sie schon längst in Paris sind.“
„Ihr Wort in Gottes Ohr.“ Roy schaltet schnell zu John Paul als er seine Stimme erkennt. „Und, was geschieht, wenn doch noch die eine oder andere Brücke in die Luft geht?“ Haller hat sich auf diese Frage vorbereitet. „Diejenigen Brücken die noch nicht frei sind, können nicht allzu großen Schaden anrichten. Die Steinbrocken müssen aus der Themse geholt werden. …… Es könnte die Menschen treffen, welche zu jenem Zeitpunkt auf der Brücke sind.“
„Warum sperrt man jene Brücken nicht?“ Haller sieht Stone an und er gibt die Antwort sofort weiter: „Weder die Polizei noch die Regierung will alle noch nicht befreiten Brücken sperren. Es würde viel zu viel Unruhe auftreten. Die Medienleute würden sich wie die Fliegen auf einen Kuhfladen darauf werfen. Sie wollen Ruhe bewahren. Sie glauben an ihre Leute, die Taucher und die Spezialisten. Es sind zusätzlich Taucher vom Kanal nach London geflogen worden. Somit können gleichzeitig an allen Brücken die Arbeiten ausgeführt werden.“ Stone schaut auf seine Uhr. „Es ist möglich, dass ich bald die Meldung erhalte, dass sie alle Bomben gefunden haben. Viel wichtiger ist, dass wir unser Augenmerk auf Paris lenken. Dort erwarte ich den Anschlag aus der Luft. Die Polizei und die entsprechenden Beamten habe ich informiert. Sie überwachen mit Hubschraubern den Luftraum und achten am Boden und in der Luft darauf, wo eine Rakete abgefeuert werden könnte.“ Johann in Brüssel will wissen, wie weit diese Raketen fliegen. „Könnten diese auch bis nach Brüssel oder Luxemburg fliegen und alles vernichten?“
„Das haben wir abgeklärt. Es gibt keine Anzeichen dafür, denn die Raketen sind auf den Élysée-Palast und den Eiffelturm gerichtet. Vielleicht auch auf Versailles.“
„Warum das denn?“ Roy meldet sich: „Tourismus ist eine wichtige Einkommensquelle für Paris. In Versailles gibt es viele Touristen, Ausländer.“ Eine kurze Zeit ist es still, jeder überlegt, welche Auswirkung ein Anschlag auf den Elisée Palast hat. „Die wollen Europa vernichten.“ Aisha in Genf glaubt schon lange daran, dass der Islam versucht, Europa zu destabilisieren. Mit Marianne hat sie darüber gesprochen. John Paul wird ungeduldig, er will mit Nick und Claudio sprechen. Roy öffnet wieder das gesamte Bild mit allen Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Hotelzimmer in Italien- die Konferenzteilnehmer
Nick trägt den Kopfhörer mit dem Mikrophon. „Da bin ich, Sputnik haben wir noch nicht gefunden. Aber nach Mariannes Angaben soll er in Italien gesehen worden sein. Deshalb sind wir auf dem schnellsten Weg hierher gefahren.“
„Bleibt dran, der darf uns nicht entkommen.“ Roy schaltet vom Gesamtbild auf das Bild der beiden Agenten in Italien. Alle Konferenzteilnehmer hören in ihren Kopfhörern ein poltern. Sofort fragt Roy nach: „Was ist da in eurem Hotelzimmer los?“ Nick steht sofort auf und geht aus dem Bild, aber Roy ist sehr schnell und schaltet auf Wide Screen. Eine dunkel gekleidete Gestalt steht hinter Claudio. Das Gesicht des Eindringlings ist mit Tüchern abgedeckt. Roy schreit auf: „Das ist Sputnik!“ und sendet Henry eine unsichtbare Meldung. Claudio sieht in seinem Bildschirm nicht sein Zimmer, sondern das Gesamtbild des virtuellen runden Tisches. Er schaut geschockt auf den Platz wo er sich befindet. Die Gestalt nimmt ein Seil zur Hand und legt dieses von hinten um den Hals von Claudio. In diesem Augenblick erscheint wieder Nick und reißt der Gestalt die Tücher vom Kopf, gleichzeitig schießt er mit seiner Pistole auf irgendwen im Hintergrund. Diese Person ist außerhalb des Blickwinkels der Kamera. Das Gesicht der dunklen Gestalt wird sichtbar. Marianne macht schnell ein Print Screen von dem Mann, welchen sie als Sputnik kennen und jetzt endlich ohne Verhüllung zu erkennen ist. Sie hat Sputnik nur einmal ganz kurz gesehen, erkennt aber diesen Mann nicht. Vielleicht hat Angela diesen Mann irgendwann einmal gesehen. Schnell erstellt Marianne das E-Mail und sendet das Bild per Mail an Angela. Gleich darauf ruft sie an, damit Angela oder Antoinette den Mann identifizieren kann. Alle rund um den virtuellen Tisch sind geschockt. Ausrufe und Fragen schwirren in den Kopfhörern durcheinander. Niemand ist sich wirklich bewusst, was geschehen ist. Sie sehen Claudio, wie er sich gegen den Druck des Seils kämpft. Sein Gesicht wird rot bis zu einem dunklen rot. Niemand aus der Runde kann helfen, sie sind machtlos, müssen zusehen wie dieser junge Agent ermordet wird. Was tut Nick? Der soll ihm helfen. „Erschieße den Kerl!“ schreit John Paul in sein Mikrofon. Er ist verzweifelt und machtlos, er muss zusehen wie einer seiner Agenten ermordet wird. In seinen Gedanken erscheinen die Bilder von den Trainings, welche seine Leute vor einem Einsatz absolvieren müssen. Rachel geht zum Schaltpult und wechselt wieder auf das Hotelzimmer. Claudio löst eine Hand, welche er zwischen dem Hals und dem Seil einklemmt. Mit großen Schmerzen an den Fingern kann er sich auf der Stuhllehne abstützen und aus dem Stuhl hebeln. Sofort dreht er sich zu seinem Peiniger und stößt ihn mit seinem Kopf zurück. John Paul atmet auf: ‚Endlich, also doch!’ Dass Henry und Roy verschwunden sind, ist nur Rachel aufgefallen. Alle anderen sind damit beschäftig, mit der Hoteldirektion und der Polizei Kontakt aufzunehmen. Das lässt sich Sputnik nicht gefallen und super flink versucht er das Seil wieder um den Hals von Claudio zu legen. Wieder kämpft er diesmal stehend gegen den Druck des Seiles. Nick erscheint im Bild und versucht dem Mann die Arme weg zu reißen. Diese Kraft hat man von Sputnik nie erwartet. Dieser versetzt Nick einen Schlag ins Gesicht, er erlebt ein Flimmern mit Sternen. Bald darauf werden Henry und Roy sichtbar. Alle am runden Tisch, welche die Fähigkeiten von den beiden nicht kennen, sind erstaunt. Vorab James Wilson und Yves La Roux freuen sich, über diese Aktion. Plötzlich wird Sputnik statuenhaft reglos. Henry kann ungehindert das Seil aus den Händen von Sputnik lösen. Claudio versucht zu atmen, hält seinen Hals, steht auf, dreht sich um und haut seinem beinahe Mörder derart eine ins Gesicht und dieser fällt wie ein Klotz zu Boden. Kurz nach dem Fall erwacht dieser wieder zum Leben und er will aufstehen, aber Roy ist schneller und hält ihn mit beiden Händen über ihm ohne Berührung am Boden fest. Henry hat sich inzwischen den anderen Mann geholt und vor die Kamera geschleppt. „Kennt ihr diesen?“ Staunen und Entsetzen macht sich in der Runde breit. John Paul ist der erste, der sich wieder gefangen hat. „Der Partner von Reto. Bis gerade eben gingen wir davon aus, dass er im Lager von der Polizei festgenommen wurde.“ Roy nimmt das Mikrofon und meldet: „Bis vor ein paar Tagen gingen wir auch davon aus. Die Polizei hat uns nicht mitgeteilt, dass Steve im Lager nicht gefunden wurde. Für sie war die Angelegenheit erledigt.“ John Paul ärgert sich über das Verhalten der Schweizer Polizei. ‚Die sind einfach gleichgültig. Nur nicht mehr tun und nicht weiter denken als bis zur Nasenspitze.’ „Ich denke, Nick und Claudio, ihr kommt jetzt endgültig nach Berlin zurück.“ Nick ist nicht einverstanden: „Wir haben Gian noch nicht gefunden. Die Berichte kann ich auch von hier machen. Wer weiß, wer auch noch dahinter steckt. Dieser Steve und Sputnik sind doch nur Marionetten. Wo ist Franco? Und, wer ist der dritte Mann vom falschen Hallerteam?“ Jetzt schaltet sich wieder James Wilson ein: „Du hast recht, erst wenn alle Handlanger beseitigt sind, kann der Kopf hoffentlich gefunden werden. Bis der wieder genügend Leute hat, kann er nicht mehr angreifen.“ Rachel lacht: „Der hat noch genug Soldaten, welche die Drecksarbeit machen.“ Der Sprengstoffexperte meinte: „Es ist zu bedenken, die Bomben aller Art können Jahre im Voraus produziert werden. Er braucht keine Spezialisten mehr, nur noch Soldaten, welche diese an den vorgesehen Stellen platzieren. Und dann Bum.“ Rachel schaltet zu John Paul, um die Antwort abzuwarten. Jemand setzt sich daneben, sein Assistent, sie stellt auf Wide ein und ein braun gebranntes Gesicht erscheint. „Das ist mein Assistent“ erklärt John Paul. Aus Marianne kommt ein lautes Quietschen: „Das ist ja mein Chef!“ Dieser lächelt in die Kamera und meinte Hi, Marianne. „Ich hatte noch viel Wichtiges zu tun.“ Sein Tischnachbar sieht ihn erstaunt an. „Was hattest du zu tun? Du musst in Berlin bleiben und dich nicht an irgendeinem Strand braun brennen lassen.“ Der andere hebt seine Augenbrauen, seine Frage oder Antwort lässt er bleiben. Aber für John Paul ist es noch nicht erledigt: „Weißt du wo Gian festgehalten wird? Und bist du dir ganz sicher, dass Reto tot ist? Und … und … und.“ Der andere lacht nur und meint: „Das wird sich noch zeigen.“ Das Handy von Marianne meldet sich, sie sieht auf dem Display, es ist Angela. „Ja Angela, hast du oder deine Mutter ihn irgendwann einmal gesehen? ……… Bist du dir sicher? Was meint deine Mutter?“ Angela guckt zu ihrer Mutter. „Sie erinnert sich, diesen einmal mit Franco gesehen zu haben. Übrigens, die Herren Bär und Egger haben ihn auf dem Bild erkannt. Ich habe auf Grund ihrer Meldung dein Mail sofort weiter geleitet. Vor allem Egger, unser Produktionschef, hat ihn öfters zusammen mit Franco gesehen.“ Marianne kann sich ein besseres Bild machen. Weil vermutlich Gian seine Pläne entdeckt hat und daraus schließen kann, was damit angestellt wird. Die Luft bleibt in Mariannes Lungen stecken und denkt: ‚Dieser Sputnik hat die Entführung von Gian organisiert, weil er wahrscheinlich seine Entdeckung an Angela weiter gegeben hat. Das musste verhindert werden.’
„Wenn das stimmt, dass dieser Sputnik der Freischaffende Ingenieur ist, welcher für deinen Vater gearbeitet hat, dann hat er die Kidnapper bezahlt.“ Angela versteht nicht ganz, alles ist zu kompliziert. „Wir sehen uns später und klären alles auf. Claudio muss noch eine Nacht im Spital bleiben und dann kommen beide zu euch. Sie helfen euch Gian zu suchen. … Wir alle hoffen, dass er noch lebt.“
„Claudio Spital? Warum? Zweifelst du daran, dass Gian noch lebt?“ Marianne versucht ihre Schwiegertochter zu beruhigen. „Alles später. Wartet einfach, bis Nick und Claudio bei euch sind. Reserviert ihnen ein Zimmer. Ich freue mich, dich wieder zu sehen.“ Marianne klappt ihr Handy zu und schaut auf den Bildschirm, was soeben besprochen wird. Henry und Roy sind inzwischen wieder an ihren Plätzen. Stone ist jetzt am Mikrophon: „Brechen wir die Konferenz hier ab. Wir wissen wieder mehr, sogar sehr viel mehr als ich mir erhofft habe. Roy, Michael Haller und ich müssen uns um Paris kümmern. Und, meine Damen und Herren, sobald jemand nur eine klitzekleine Meldung bekommt, dann meldet euch bei mir oder bei Rachel oder auch Marianne. Das Rad dreht sich immer schneller. Wir müssen uns beeilen, um den nächsten Katastrophen entgegen zu wirken.
3. Das Foto
Berlin im Geheimdienst
In Berlin betrachten die Ermittler von Interpol, James Wilson und von Europol Yves La Roux das Foto, welches Marianne ihnen per Mail zugesandt hat. Sie vermuten dass dies Sputnik sein soll. Der Übersetzer Ethan für Europol und Diana von Interpol bereiten sich auf ihre Befragungen vor. Auf dem Foto soll Sputnik sichtbar sein, welches den Augenblick zeigt, als Nick ihm die ganze Kopf- und Gesichtsbedeckung abzieht. „Wir legen dieses Foto den beiden Gefangenen von der Fähre vor und wir wollen wissen, ob das der dritte Mann ist.“ James Wilson ist glücklich in dieser Angelegenheit einen großen Schritt weiter zu kommen. Der Befrager von Europol ist seiner Meinung. „Ihr beide müsst den Gefangenen sehr gut beobachten, sobald wir das Foto vor sie hinlegen. Keiner wird ein Wort sagen und versuchen ihre Miene nicht zu verziehen. Sie wollen ihn nicht verraten.“ Diana sieht sich das Gesicht auf dem Foto an: „Die beiden hoffen, dass dieser Mann sie aus dem Gefängnis befreit.“ Wilson stimmt ihr zu: „Gut, holen wir uns diese Gesellen und klären die Sache ab.“
Steif wie eine Statue sitzt der erste Gefangen des falschen Haller Teams auf seinem Stuhl im Verhörzimmer. Nicht einmal die Bewegung des Atems ist sichtbar. Sein Gesicht ist starr ohne irgendwelche Regung. Dem Gefangenen ist bewusst, etwas will dieser Typ aus ihm herauspressen. Auf gar keinen Fall wird er irgendetwas sagen, egal was sie mit ihm anstellen. Sharif hat sie trainiert, jeden Schmerz zu ertragen. Diana sitzt ebenfalls regungslos auf ihrem Stuhl. Sie erinnert sich an die Zeit im Haus in den Bergen. Immer wenn die Motorräder der Lederboys vorbei rasten, musste sie mit ihrer Mutter in der Küche oder im Wohnzimmer ausharren, bis diese wieder hinunter ins Tal fuhren. Sie durften kein Licht machen, damit niemand feststellen kann, dass jemand im scheinbar verlassenen Haus lebt. Ihre Mutter durfte erst wieder in die Dachstube um die Antennen aus zu fahren, sobald alles ruhig war. Wilson war als Soldat in verschiedenen Kriegen, um die Bevölkerung zu schützen. Viele Stunden musste er in einem Versteck ausharren, er durfte keinen Laut von sich geben, sich nicht bewegen. Erst wenn ein Gegner vor ihm stand, war seine Bewegung blitzschnell um diesen zu erschießen. Jetzt kommt eine solche Bewegung, diesmal schiebt Wilson das Foto des dritten Mannes vor den Gefangenen. Dieser beachtet das Bild gar nicht. Dianas Augen gehen von Wilson zu seinem Gegenüber. Weder seine Position noch seine Gesichtszüge haben sich verändert. „Du kennst diesen Mann!“ der scharfe Ton von Wilson erschreckt Diana, aber sie hat sich blitzschnell wieder unter Kontrolle. Wieder heißt es warten, warten auf irgendeine Bewegung. Totale Stille, eine Stille welche die Seele erdrückt. Nur ein sehr, sehr leises Surren der Kamera mit dem Mikrofon ist hörbar. Diana wagt nur die Augen zu bewegen um einen schnellen Blick auf Wilson zu werfen. Dieser schaut sein Gegenüber mit starrem Blick an. Die Augäpfel fallen beinahe aus den Augenhöhlen. Nur der Teufel kann einen Menschen derart fürchterlich ansehen. Schnell gehen ihre Augen zurück auf das Gesicht des Gefangenen. Hat sie sich geirrt? Sind ein paar Muskeln weicher geworden? Die Falten neben seinem Mund werden flacher, die Stirne ist nicht mehr angespannt. Er lässt nach, keiner kann über lange Zeit unbeweglich bleiben. Auch wenn er sich nicht bewegt, aber in seinem Inneren rumort es. Diana gibt Wilson ein vereinbartes Zeichen. Er weiß jetzt, dass auch sie die Veränderung gesehen hat. Wilson setzt sich nach hinten in den Stuhl, er entspannt sich und formuliert die nächste Aussage. Diana konzentriert sich wieder sehr intensiv auf seine Gesichtszüge, vor allem um den Mund. „Das ist der dritte Mann eurer Gruppe. Dieser sitzt in Italien im Gefängnis. ……… Er wird nach Deutschland ausgeliefert.“ Ein Schock und Angst schießt in den ganzen Körper und ins Gesicht, die Augen weiten sich, der Mund steht offen, ein Zittern wirft ihn beinahe vom Stuhl. Diana springt auf, um ihn zu halten. Damit hat der Gefangene nicht gerechnet. Er hat versagt, man hat ihn aus der Fassung gebracht. Sharif wird ihn nie mehr einsetzen. Seine Familie ist in Gefahr. „Du lügst!!!“ schreit er auf Wilson zu. Dieser schüttelt ganz langsam mit dem Kopf. „Auch Steve wurde gefasst und nach Deutschland ausgeliefert.“ Der Gefangene weint bitterlich, er denkt an seine Familie. „Sharif tötet meine Frau und Kinder.“ Wilson hat es sich beinahe gedacht, dass so was dahinter steckt. „Wenn du uns sagst, wo sie leben, können wir sie beschützen. Du wirst für ein paar Jahre ins Gefängnis gehen. Wir werden herausfinden, welche Straftaten auf dein Konto gehen. Das gilt auch für deinen Kumpel.“ Diana übersetzt ins Hebräische. Wilson beobachtet den dunkelhäutigen Mann, langsam steht er auf und verlässt den Raum. Er will sich bei seinem Kollegen erkundigen, ob auch Yves zu einem Resultat gekommen ist. Kaum ist er draußen, steht der Gefangen auf und greift Diana an. Das Verteidigungs-Training in den letzten Tagen hat sich ausbezahlt. Mit einem gekonnten Griff schmeißt sie den kräftigen und großen Mann auf den Boden. Sofort stellt sie einen Fuß auf seinen Bauch, welchen sie immer stärker belastet. Der versucht sie beim anderen Bein zu packen, aber sofort bekommt er einen harten Schlag mit ihrer Waffe auf die Hände. Ein Aufschrei und schon steht Wilson im Raum. Er lacht und freut sich über die gute Reaktion von Diana.
Das spezielle Telefon des Kontaktmannes in Europa klingelt. Der neue Mann in Europa kommt zurück von der Kontrolle seines Bootes.
„Meine Quelle teilt mir mit, dass alle Agenten zu dir nach Italien reisen. Verhindere, dass niemand unsere Zentrale findet. Den dritten Mann, welcher der Entwickler ist, wurde von der Polizei festgenommen. Der wollte einen jungen Agenten erwürgen.“
„Und dabei wurde er ertappt. Der hätte sich besser versteckt und wäre in den Osten gereist. Mit dem Geld von Franco hätte er lange in eurem Land leben können.“
„Sofern niemand ihm das
Geld wieder abgenommen hat. Du weißt ja, Franco ist immer noch bei dir in der Nähe. Er kennt den Entwickler. Franco ist sehr schlau.“
4. Hotel ohne Blick aufs Meer
Ankunft in Rimini
Endlich können Nick Keller und Claudio Frey die schrecklichen Erlebnisse während dem Konferenzgespräch hinter sich lassen. Claudio konnte nach einer Nacht im Spital mit Nick nach Rimini weiter fahren. Der Angriff des Eindringlings wurde glücklicherweise von Henry Stone aufgehalten. Die Jagd nach den Entführern von Gian geht weiter. Bis heute sind sie sich immer noch nicht einig, wer hinter dieser teuflischen Tat steckt. Für Gian und Angela trifft die Aussage zu ‚Den Himmel gibt es nur im Doppelpack mit der Hölle.’ Anstelle der Hochzeitsreise, ist die Reise durch Deutschland und jetzt nach Italien erfolgt, um den entführten Gian zu suchen. Claudio schlendert in die kleine Hotellobby, wo Angela für sie ein Hotelzimmer reserviert hat. Ihm fällt auf den ersten Blick die Dame in eleganten Kleidern, mit den langen Beinen auf. Sie räkelt sich ein einem Sessel mit einem Glas Wein vor sich und gibt vor in einer Modezeitschrift zu blättern. Es scheint, dass sie sich langweilt und nach Gesellschaft Ausschau hält. Der junge Agent lächelt ihr zu und sie erwidert mit einem eher spöttischen Lächeln seine Aufmerksamkeit. Nick kommt hinter seinem Partner mit viel Gepäck nach, sein Blick geht in die gleiche Richtung wie Claudios und erschreckt sich sofort. Seine Reaktion ist sehr schnell, er stellt sein Gepäck ab und verlässt die Hotellobby sofort wieder. ‚Wir sind auf der richtigen Spur.’ Denkt er sich. Ob die Sekretärin von Franco sich noch an ihn erinnert? Mit Sicherheit kennt weder Claudio diese Dame noch kennt sie ihn. Demzufolge muss er verhindern, dass sie ihn und Claudio zusammen sieht. So kann er sich an sie heranmachen und herausfinden wo Franco steckt. Allerdings weiß Franco wer Claudio ist. Nick muss verhindern, dass Franco sie beide sieht. Sie müssen verdeckt suchen und vielleicht führt er sie zu Gian. Sobald Franco weiß, dass Angela seine Tochter und Antoinette seine Frau auch hier sind, wird er sich aus dem Staub machen. Claudio steht bei der Rezeption, er hat sich eingetragen und nimmt den Zimmerschlüssel entgegen. Er schaut zur Eingangstüre und sucht nach Nick. Dieser gibt ihm hinter einer verdeckten Ecke ein Zeichen, damit Claudio sofort zu seinem Zimmer hoch geht. Erst wenn Claudio fort ist, kann er sich um sein Zimmer kümmern. Immer darauf achtend, sein Gesicht von der Dame in der Sitzgruppe abzuwenden, schreibt er sich ein und nimmt den Zimmerschlüssel verdeckt entgegen. Vielleicht hat Claudio sich um die Nummer von Angela gekümmert. Nick schließt seine Zimmertüre auf und lässt den Koffer und seine Tasche mit dem Laptop auf den Boden sinken. Er tritt durch die Verbindungstüre zu Claudios Zimmer um sich sofort mit ihm abzusprechen. Dieser liegt erschöpft auf seinem Bett. Gerade jetzt erlebt er nochmals, wie ihm der Strick um den Hals gelegt wird. Er beginnt schwer zu atmen, Schweiß treibt aus all seinen Poren, sein Gesicht ist weiß und in den Augen steckt der blanke Schrecken. Sofort holt Nick ein Glas Wasser. Die Tabletten hat er immer griffbereit. Er hebt den Kopf von Claudio hoch steckt die Tablette in seinen Mund und hält das Glas an seine Lippen. „Trink und schluck diese runter. Bald ist es vorbei.“ Claudios Körper zittert, er hat keine Kraft mehr, aber er hat realisiert, dass das Gesicht vor seinen Augen dasjenige von Nick ist. Der Arzt hat ihn darauf vorbereitet, dass sich dieses Erlebnis noch etliche Male wiederholen kann. „Ruh dich aus. Schlafe ein bisschen. Ich kümmere mich um Angela.“ Claudio lächelt wieder: „Hast du diese tolle Frau gesehen?“ Nick verwundert sich, dass Claudio so sehr beeindruckt ist von einer schönen Frau. „Du hast schon oft schöne Frauen gesehen und bist noch nie beeindruckt gewesen. – Übrigens, ich habe diese Frau auch in Hochburg gesehen.“ Claudio reißt seine Augen auf, er weiß nicht, ob das positiv oder negativ zu werten ist. „Du hast sie offenbar noch nie gesehen, obwohl du öfters in der Fabrik bei Angela warst. Sie ist oder sie war die Sekretärin von Franco. Was schließt du daraus?“ „Scheisse, muss das sein? ……… Dann ist Franco…?“ Nick bejaht: „Ich vermute es. Deshalb müssen wir so schnell wie möglich mit Angela reden. Kennst du ihre Zimmernummer?“ Claudio nickt, er steht vom Bette auf und fällt sofort wieder zurück. „Sie ist im Zimmer gegenüber.“
„Gut, du bleibst noch etwas liegen, bis sich dein Körper erholt hat. Dein Kopf wird länger brauchen. Ich gehe jetzt zu Angela und berate mich mit ihr, wie wir vorgehen wollen.“ Claudio will sich wieder erheben. „Du bleibst liegen, das ist ein Befehl!“ Nick verlässt das Zimmer und Claudio.
Im Hotelzimmer von Angela
Angela öffnet nur einen kleinen Spalt ihrer Türe, um nachzusehen wer davor steht. Nachdem sie das Gesicht von Nick entdeckt, reißt sie voller Freude die Türe auf. „Komm rein in die gute Stube. … Wo ist Claudio? Wie geht es ihm? Marianne hat mir alles berichtet.“ Nick erzählt ihr von Claudios Albträumen. „Jetzt sollte er schlafen. Ich habe ihm eine Tablette gegeben.“ Angela will genau wissen, was Nick über die Suche nach Gian weiß. „Wir wissen immer noch nicht genau, ob Gian wirklich in Italien ist. Unten in der Lobby habe ich Francos Sekretärin gesehen.“
„Die Drachenfrau ist hier?“ tönt es aus dem anderen Zimmer. Antoinette kommt zu den beiden, um am Gespräch teilzunehmen. Für Nick ist es logisch, dass auch Franco hier ist. „Da wäre ich mir nicht so sicher. Er war in meinem Dorf, das heißt nicht, dass er geblieben ist. Ich vermute, dass er sie hier her gerufen hat um allein weiter zu fahren. Nun wartet sie wahrscheinlich auf ihn, so kann er sicher sein, dass sie ihm nicht folgt.“ Angela und Nick sehen sie mit offenem Mund an. „Glaubt mir, ich kenne Franco gut. Er hat sie ganz einfach für seine Vorhaben benutzt und ihr Avancen gemacht. Jetzt braucht er sie nicht mehr. Er hat erreicht was er wollte, nämlich Geld, viel Geld. Wahrscheinlich von den Irakern oder Iranern für diese Steuerungselemente. Das haben wir samt den vielen Ordnern und Unterlagen, welche wir durchsucht haben, nicht herausgefunden.“ Angela nickt: „Das war sehr enttäuschend. Die eigentlichen Dokumente hat er damals bereits mitgenommen, als er angeblich nach Indien fliegen wollte. Was er nicht getan hat. Warum seine Sekretärin all diese Ordner und Dokument mitnehmen wollte, ist uns nicht klar. Heute glaube ich, dass sie Franco damit erpressen wollte. Geld hat er ihr bestimmt gegeben, aber wie viel? Damit kann sie vermutlich ihren Lebensunterhalt nur für ein paar Jahre bestreiten.“ Das Bild ist immer noch nicht klar, es fehlen immer noch ein paar Puzzle Teile. „Was ist mit der stellvertretenden Bankfilialleiterin? Habt ihr diese gesehen?“ Antoinette lacht höhnisch: „Wahrscheinlich hat er diese schon früher wieder abgesetzt.“ Angela weiß, dass auch diese Dame ein Flugticket nach New Delhi hatte, aber ob sie abgeflogen ist? „Vermutlich wartet sie in Indien auf Franco. Wer weiß, vielleicht hat Papa sein Flugticket umgebucht und wird erst später von Mailand nach New Delhi fliegen.“ Antoinette stöhnt und meint, dass man ihn nie mehr erwischt, um das gestohlene Geld zurück zu erobern. Nick wendet beruhigend ein: „Warten wir ab, was die Befragungen von Ganzenmüller und Steve ergeben.“
„Steve lebt? Ich dachte …“ entsetzt schaut Angela zu Nick und dieser erklärt: „Glaubt ja nicht, dass sich dieser Gauner in die Karten gucken lässt!“ Nick lächelt und denkt, dass sie die Methoden von James Wilson nicht kennt. Leise klopft es an der Türe, alle sehen sich verwundert an. „Vielleicht ist Claudio erwacht. Ich gehe nachsehen.“ Er öffnet und Claudio stößt die Türe auf, tritt ein und meint: „Mich lässt ihr einfach hinten stehen!“ Nick hält entschuldigend die Hände hoch. Angela führt Claudio zu einem Sessel und fragt ihn, ob er etwas trinken möchte. Nick mischt sich ein: „Keinen Wein oder Bier, denn sein Kopf funktioniert noch nicht richtig.“ Mit einem bösen Blick stoppt Claudio die spöttischen Worte von Nick. Dieser wendet sich schnell wieder zu seinen Recherchen, diese will er Angela erklären. Angela und Antoinette sollen weiter nach Gian suchen. Die Aufgabe der Agenten ist Sputnik zu finden. Die Polizei hat gemeldet, dass dieser Ganzenmüller, welchen sie im Hotelzimmer in Como festgenommen haben, der dritte Mann im Team des falschen Haller ist. „Wir haben ihm ein paar Fragen gestellt, welche nur Sputnik richtig beantworten könnte. Danach mussten wir feststellen, dass wir auf der falschen Fährte sind. Ihr müsst weiter nach diesem Sputnik suchen.“
„Marianne hat Verbindungen nach Indien. Sie kann herausfinden, ob Franco dort angekommen ist. Sicher ist, dass Franco den Auftrag gegeben hat Gian zu beseitigen. Sharif ist ein Diener für alle, die ihm Geld geben, genug Geld geben. Dass Sharif auch noch den Auftrag hat, Europa zu destabilisieren, glauben wir nicht. Die Agenten der verschiedenen Geheimdienste suchen nach Männern, welche in der Politik oder Wirtschaft nicht berücksichtigt wurden. Sie wollen nicht mehr in den hinteren Reihen stehen bleiben. Diese Männer aus ganz Europa wollen die neue Macht in Brüssel werden.“ Angela kann es nicht glauben: „Ich vermute, dass Papa die Steuerungselemente an Sharif ausliefern musste. Somit ist der Kontakt gemacht. Er hat wahrscheinlich realisiert, dass Gian von der Entwicklung erfahren hat, damit ist er eine Gefahr für Papa geworden. Irgendwer hat für ihn die Verbindung zu Sharif erstellt.“ Antoinette schüttelt ihren Kopf: „Ich kann es einfach nicht glauben, er hatte ein schönes Leben. Ich habe ihm viel zu viele Freiheiten gegeben. Wie viel hat er für diese Geräte erhalten?“ Angela streichelt ihrer Mutter über die Schultern und sagt, dass es so viel Geld ist, wie sie sich gar nicht vorstellen kann. „Dieser Sharif und seine Sekretärin, die Drachenfrau und die Bankfrau haben viel Geld gekostet. Falls er sich nach Indien abgesetzt hat, braucht er auch dort Geld. Wobei man in Indien mit sehr viel weniger Aufwand im großen Luxus leben kann. Übrigens, die beiden Herren Bär und Egger haben mir bestätigt, dass sie eine Ahnung hatten, aber nichts Genaues wussten. Sie wollten unabhängig voneinander die Geschäftsleitung, also mich und Mama und meinen Großvater informieren. Nur, sie hatten Angst, dass sie den Job verlieren, sobald sie uns etwas erzählen. Sie hätten sich auch täuschen können. Nur Gian, er hat alles dokumentiert und wollte mich auf der Hochzeitsreise informieren. Leider war es zu spät.“ Nick geht unruhig durch das Zimmer ans Fenster und stellt fest: „Man sieht das Meer nicht.“ Antoinette kennt die Lage des Hotels, da sie früher öfters mit Franco hier war. „Das Hotel liegt mehr als zwanzig Kilometer vom Meer entfernt. Und dazwischen ist noch ein Hügel. Dafür ist es nicht so teuer und von hier aus sind wir schnell bei den alten Fabriken.“ Angela bestätigt: „Ich habe mehrere unbewohnte, beinahe runter gekommenen Villen gesehen. Die Besitzer sind entweder verarmt oder an einen Ort mit Meersicht umgezogen. Verkaufen kann man hier keine Immobilien, es gibt keine Interessenten.“ Plötzlich wird Claudio wieder aktiv: „Wir sollten diese Villen untersuchen. Genau wie in diesem Steinkasten, ist Gian vielleicht auch versteckt worden.“ Nick zweifelt: „Ja, genau. Und du Claudio hältst uns diese Ex-Sekretärin vom Hals. Du hast sie begutachtet, die langen Beine, welche dich verzaubert haben.“ Mit einem skeptischen Blick schaut er seinen Partner an: „Na ja, vielleicht waren die Beine doch nicht so toll. Sie ist gar nicht mehr jung genug für mich.“ Spöttisch sagt Nick: „Vielleicht waren sie nur in deinem Kopf toll. Der reagiert seit dem …“ Angela stoppt Nick. „Ich finde die Idee von Claudio gut. Wir brauchen Zeit und vor allem Claudio, die Drachenfrau darf uns auf gar keinen Fall sehen.“ Etwas leiser und vor sich sagend: „Vielleicht hat sie uns bereits gesehen, aber wir sie nicht. Wir müssen in Zukunft besser aufpassen, wer uns folgt.“ Ihre Mutter erinnert sich: „Du hast doch noch gesagt, dass uns seit Hochburg ein Auto gefolgt ist.“ Angela schüttelt den Kopf, sie glaubte es, aber es waren immer wieder andere Autos hinter ihr. Alle melden Hunger. Zuvor muss Claudio hinunter gehen, um nachzusehen, ob diese Frau mit den langen Beinen immer noch in der Lobby oder im Restaurant steckt. Sobald die Luft rein ist, soll er sich melden. „Wir müssen erfahren, welche Villen in dieser Region leer sind.“ Antoinette erinnert sich: „Michele hat hier irgendwo noch ein Haus. Angela, diese alte Krämerin hat uns gesagt, dass Franco zu Michele wollte.“ Ein Leuchten erscheint auf ihrem Gesicht: „Gute Idee Mama. Vielleicht wissen die hier, wo diese Villa ist.“
Das spezielle Telefon des Kontaktmannes in Europa klingelt. Der neue Mann in Europa schaut aus dem Fenster zum Hotel, ob sich die Agenten inzwischen einquartiert haben. Bis drei Uhr früh war er in der Stadt unterwegs, hat die Lokale aufgesucht und nach Franco Ausschau gehalten.
„Von meiner Quelle habe ich gehört, das ATT mit dem Kommandanten Haller ist in Paris. Die haben alle unsere Raketen gefunden und unschädlich gemacht. Wieder dieser Visionär!“ Ein schauerlicher Fluch geht durch die Leitung.
„Ich habe dir schon mal gesagt, dass ich von hier aus nichts unternehmen kann. Es sei denn ich lasse meinen Gefangenen einfach frei. Dann aber muss ich ganz schnell mit meinem Boot flüchten. Ob ich mich dann zeigen darf, um mich nach diesem Visionär umzusehen. Ich kenne ihn gar nicht. Wie sieht der aus?“
„Sharif hat ihn in London gesehen, nur konnte er ihn nicht mitten unter Leuten töten. Wir haben noch einen Trumpf. In Berlin hält Sharif Ausschau nach ihm und dann mein Lieber, dann ist Ende und mein nächster Schlag wird funktionieren.“
5. Sputnik in den Gassen
Rückblick auf die Rettung Gians aus dem Abbruchhotel
Im letzten Augenblick konnte Sputnik das Entführungsopfer Gian aus dem Abbruchhotel retten. Den Konvoi mit Sharif und seinen Männern hat er auf seinem Motorrad überholt. Alles musste schnell gehen, sein Vermittler in Berlin erklärte ihm, wo die Agenten das Hotel suchen. Auf gutes Glück raste er durch die Dörfer und oben am Hang sah er den Steinkasten. Gian kannte seinen möglichen Retter nicht, also musste er gute Argumente bringen, damit dieser junge Mann mit ihm flüchtet. Die Tore standen offen, somit konnte er durch die große Türe in die Lobby. Die Treppe hoch an den verschiedenen Türen vorbei, wo er hinter einer der Türen Stimmen hörte. Die Türe war ein Spalt weit geöffnet, ein Blick hinein zeigte ihm die Küche, wo zwei ungepflegte Typen saßen. Schnell sucht er nach einer geschlossenen Türe wo möglicherweise Gian versteckt war. Da war eine verschlossene Türe. Dieses Schloss machte ihm keine Sorgen, er ist gut geübt im Schlösser knacken. Alles ging sehr schnell, der junge Mann sitzt am Tisch. Ein Schock durchzuckte Gian, als er den Mann im Lederkombi mit Helm sah. Sputnik streckte ihm den zweiten Helm mit einem Lederkombi entgegen. „Da zieh dich ganz schnell an. Die Sharif Männer sind auf dem Weg hier her.“ Gian war verwirrt, trotzdem machte er schnell und Sputnik wollte ihn durch die Tür hinaus lotsen. Gian zog ihn zurück: „Meinen Koffer mit den Kleidern, mein Pass und Handy.“ Sputnik schüttelte den Kopf: „Wir haben keine Zeit. Wir müssen weg sein, bevor die anderen kommen.“
Italien Onkel Vinzent
Auf dem Motorrad fahren die beiden Männer, umrunden den Hügel, um nicht dem Sharif Tross zu begegnen. Über Umwege gelangen sie wieder durch die Dörfer bis zu einer Tankstelle, wo ein Kleintransporter parkiert ist. Das Motorrad wird eingeladen, Gian setzt sich auf Befehl von Sputnik in die Fahrerkabine. „Niemand darf dich sehen.“ Sputnik holt Sandwichs und zwei Flaschen Wasser. „Hier ist dein Pass.“ Sputnik gibt Gian einen Schweizerpass mit seinem alten Namen. Dieser schaut irritiert den Pass an. „Ich bin nicht Schweizer und das ist mein alter Name.“ Sputnik verzieht seinen Mund: „Hauptsache wir bringen dich durch die beiden Grenzen. Das Auto hat ein Schweizer Nummernschild und wir beide haben auch einen Schweizerpass. So kommen wir problemlos von Deutschland in die Schweiz und dann nach Italien.“ Gian will noch mehr wissen, aber Sputnik schweigt. Gian wird zum Onkel von Angela, Vinzent Bianchi gebracht. Er gibt ihm Geld, um Kleider und Toilettenartikel zu kaufen. „Hier hast du ein Handy. Die Nummer von Angela, Nick und meine sind bei mir gespeichert. Rufe nur im aller äußersten Moment an. Wir werden abgehört und dann finden sie dich und alle anderen.“ Gian sieht sich das neue Gerät an, ziemlich alt ist es. Nur zum telefonieren und SMS. Er wird versuchen, Angela ein SMS zu senden.
Sputnik verlässt Gian und Vinzent, er muss sich um Reto kümmern. Der junge Mann ist auf sich selber angewiesen. Vinzent ist nicht einverstanden, den Schwiegersohn seines Bruders Franco bei sich zu beherbergen. Er überlässt ihn seinem Schicksal. Ob Gian eine Flucht überlebt?
Reto im neuen Quartier in Italien
Reto hat wertvolle Hinweise gefunden, welche zu den Saboteuren dieser Attentate auf die verschiedenen Städte Europas führen. Bis heute hat Reto nur unklare Namen herausgefunden, welche in einem Zirkel vereint sind. Von verschiedenen ihm bekannten Männer sind ihm sogar die Nationalitäten bekannt. Mit seinem damaligen Partner, welcher aus dem Geheimdienst ausgeschieden ist, hat er an einem Fall zusammen gearbeitet. Die beiden haben sich vertraut. Alles hat er in seinem Heft aufgeschrieben und nun hoffentlich gut genug versteckt vor Sputnik. Der Verbindungsmann in Berlin ist der damalige Chef von Reto, dieser kennt den richtigen Namen von Sputnik, welcher sich als Diplomat ausgibt. Der Chef von Reto hat nach dem Attentat auf Reto im Haus angeordnet, dass man seinen Agenten für tot erklärt. Somit kann er nach seiner Genesung die Ermittlung mit der Unterstützung von seinen Verbindungsleuten weiter führen. Nur, dass er Sputnik nicht vertrauen kann, war ihm nicht bewusst. Sein ‚Retter’ hat ihm nicht gesagt, wer er wirklich ist. Jetzt steckt er in der Falle.
In Rimini
Inzwischen ist es ein Uhr nachts, Sputnik steht am offenen Fenster der spartanisch eingerichteten Wohnung in Rimini und lauscht in die Nacht. Reto tritt neben Sputnik: „Was hast du vor?“ Der dreht sich um zum Agenten, welcher zum scheinbaren Freund geworden ist. „Ich soll jemanden treffen. Aber ich weiß nicht, wie er aussieht, wer er ist, wohin er kommt und und und …“
„Wer hat dir dieses Treffen vorgeschlagen? Kannst du nicht bestimmen ob du es willst oder nicht?“ Sputnik schüttelt den Kopf. „Mein Vorgesetzter hat es geregelt.“ Für Reto wird es immer klarer, es geht auf das Ziel zu, die Drahtzieher der Anschläge zu finden. Wenn er nur fit genug wäre, er hätte das Versteck dieser Männer schon längst gefunden. Tröstend streicht Sputnik über den Rücken von Reto. „Bald ist der ganze Spuk vorbei; sobald alle Hintermänner gefasst sind. Hast du dein Handy griffbereit? Ich gehe jetzt hinaus und falls etwas ist, rufe ich dich sofort an. Sollte ich bis morgen früh sechs Uhr nicht zurück sein, rufe den Polizeichef an. Sie sollen nach mir suchen.“ Das gefällt Reto nicht, er hat immer mehr Angst, er fürchtet, dass es zu einer noch größeren Katastrophe kommen wird. Immer wenn Reto weiß, dass Sputnik aus der Wohnung ist, holt er seinen Laptop aus dem Versteck, um im Netz des Geheimdienstes nach den neuesten Informationen zu suchen. Sein damaliger Chef konnte ihn ausfindig machen. Trotzdem hat er Reto nicht befreit. Sie sind sich immer noch nicht sicher, welche Rolle Sputnik oder wie er sich nennt, Julius Hertz in der Attentatswelle auf Europa spielt. Eines ist sicher, er will Reto nicht frei geben, denn dieser könnte zu viel erfahren haben. Reto hat aus seiner Tätigkeit in Berlin Verbindungsleute in der ganzen Welt, von welchen er laufend den neuesten Stand über die grauenhaften Entwicklungen in Europa erhält. Ein Agent im asiatischen Raum kennt einige Details. ‚Es gibt einige europäische Politiker und Wirtschaftsmanager, welche Hilfe den Araber und den Moslem angeboten haben, den christlichen Glauben auszurotten.‘ schreibt er an Reto. Den Sinn haben Reto und sein ehemaliger Chef bis heute nicht verstanden. Anschließend wollen sie ganz Europa destabilisieren, um eine einheitliche Regierung zu bilden. Reto bittet alle Agenten in allen europäischen Ländern um Unterstützung. Sie können und müssen das verhindern. Sein asiatischer Freund hat herausgefunden, dass das Zentrum des Zirkels in Italien ist. ‚Dort wo du das Haus durchsuchen solltest, musst du weiter nach dem Kopf des Zirkels suchen. Man wollte dich eliminieren, weil du den richtigen Leuten auf der Spur warst. Denke an die Mafia in Italien. Sobald diese Leute im Zirkel aufgenommen sind, wird die Rettung noch schwieriger. Steve hat dich damals verraten, dafür hat er viel Geld bekommen. Du hast mir von deinem Retter erzählt. Kennt er die Leute im Zirkel? Wenn nicht, dann kannst du ihm vertrauen und mit ihm gemeinsam dasNest ausräuchern. Denke an die elektronischen Übermittlungen. Internet, Mail, Handy und alles, was durch den Draht läuft. Schreibe mir, wenn du etwas gefunden hast, auch wenn es so wenig erscheint. Ich informiere dich laufend über die neuesten Entwicklungen. Auch über alle undefinierbaren Männer und Frauen, welche in diesem Zirkel eine Rolle spielen könnten. Bis später und sehr viel Glück aber auch Mut diese Zirkelleute fest zu nehmen. Dein Freund ABC.“ Reto denkt über dieses Mail nach. Also kann er Sputnik nicht vertrauen.
Die kugelsichere Jacke liegt vor Sputnik, er überlegt ob er diese überziehen soll. Mit welchen Waffen die Unbekannten auf ihn schießen ist eine große Frage. Sputnik wird es bewusst, wenn er jetzt hier hinausgeht, kommt er eventuell nicht mehr zurück. Er greift zur schweren Jacke und meint: „Frieren werde ich bestimmt nicht damit.“ Seine übliche Verkleidung mit Hut und Tuch um die untere Gesichtshälfte mit Sonnenbrille darf er nicht vergessen. Er geht zur Türe, winkt Reto kurz zu und dieser wünscht ihm viel Glück. Leise schleicht Sputnik durch die Gassen in Richtung Hotel, sieht sich um, ob jemand vom Stone-Team lauert und Ausschau nach den Zirkelleuten hält. Er, Sputnik kennt diese Männer vom Untergrund bei der Kathedrale. Beim Lieferanteneingang kontrolliert er, ob die Türe geschlossen ist. Keine Chance, hier kann er nicht hinein. Seine UZI Maschinenpistole hält er verdeckt unter dem Mantel, die leuchtstarke Stablampe hängt auf der rechten Seite an einem Gurt. Langsam geht er durch die Gasse weiter. Seine Augen müssen sich an die Dunkelheit gewöhnen. Bevor er auf die Querstraße tritt, schaut er um die eine Ecke ob die Straße leer ist. Dann auf die andere Seite, aber dort bewegt sich etwas. Er hebt sein Nachtsichtglas vor die Augen. Was er dort sieht, überrascht ihn nicht wenig. Ein Mann in einem weiten farbigen Mantel kommt daher. Er stützt einen anderen Mann, welcher scheinbar verletzt ist. Es flimmert vor seinen Augen, die beiden Männer sind ganz plötzlich verschwunden. Jetzt sehe ich auch schon Geister.’ Wieder schaut er auf die andere Seite der Straße, wieder flimmert es vor seinen Augen. Nochmals holt Sputnik sein Nachtsichtglas vor die Augen, aber da ist nichts. ‚lch muss zurück in die Wohnung, sonst werde ich noch mehr verwirrt.’ Er dreht sich um in die Richtung zum Hauseingang. Wieder sieht er den Mann im farbigen, weiten Mantel, er stützt einen jungen Mann. Sputnik nimmt seinen ganzen Mut zusammen und flüstert fragend: „Wer bist du?“ Die Gestalt winkt Sputnik zu sich. Vorsichtig geht Sputnik auf die beiden Männer zu. Er hätte den Helm ebenfalls aufsetzen sollen, falls dieser auf seinen Kopf zielt. Yab Yanur hat sich auf die Suche nach Sputnik gemacht, Henry hat ihn darum gebeten. Nur wissen er und Roy nicht, dass Sputnik so nahe bei ihnen ist. Der Mönch kann seine Gedanken auffangen und sendet ihm positive Gedanken zu. „Keine Angst, du bist sicher. Ich übergebe dir den Sohn von Reto. Bring ihn hoch in deine Wohnung. Er braucht medizinische Pflege, organisiere das. Ich muss wieder zurück. Stone und Roy sind in meinem Kloster. Ich muss sie für den nächsten Einsatz trainieren.“ Sputnik greift den jungen Mann unter seinen Armen und bedankt sich bei Yab Yanur. Der junge Mann sinkt zusammen, er kann sich nicht mehr auf den Beinen halten. Yab bemerkt, dass es für den zwar kräftigen Mann nicht so einfach ist, den geschwächten Jüngling die Treppen hoch zu bringen. Er hält seinen Arm um die Taille des Jünglings, hebt ihn wenige Zentimeter vom Boden hoch und nimmt ihn durch die Haustüre die Treppen hoch bis zur Wohnungstüre mit. Noch nie hat Sputnik einen solchen Trick gesehen. In der Wohnung hebt er den geschwächten Mann hoch und legt ihn auf ein Bett in einem der Zimmer. „Gib ihm zu Trinken. Und suche etwas zum Essen, er hat seit einigen Tagen nichts mehr gehabt. Also vorsichtig.“ Und Yab verschwindet einfach so durch die geschlossene Türe. Reto kommt ins Zimmer und staunt über den Gast auf dem Bett. Mit langen Schritten tritt er ans Bett und schaut ungläubig auf den jungen Mann. „Marc?“ Es sind zehn Jahre her, seit dem er seinen Sohn zum letzten Mal gesehen hat. Er staunt, warum sein Sohn nicht bei seiner Mutter Marianne ist. „Reto, er heißt jetzt Gian und ist studierter Maschineningenieur. Und er hat vor kurzer Zeit geheiratet, Angela heißt sie.“ Sputnik hält dem Gast eine Flasche Wasser an den Mund, gierig trinkt er. Aber Sputnik hält ihn an, er darf nicht so schnell trinken. „Angela, wo ist sie?“ Sputnik will die Familie noch nicht zusammen führen, solange der Auftrag nicht erledigt ist. Er muss verhindern, dass der Zirkel ausfindig gemacht wird. „Später, erst wenn du wieder gesund bist. Dein Vater und ich müssen noch einiges erledigen. Du bist hier ziemlich sicher, trotzdem seid ihr beide in Gefahr. Ihr könnt miteinander eure Erlebnisse austauschen. Ich suche etwas zum Essen.“ Sputnik geht wieder auf die Straße, denn er glaubt, noch zwei Männer gesehen zu haben. Vater und Sohn haben sich viel zu erzählen und freuen sich, dass sie wieder beisammen sind.