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Sinn gesucht – Gott erfahren 3 stellt die klassische Jugendgruppenarbeit, die Arbeit mit Konfirmanden und Firmlingen sowie den Religionsunterricht in den Mittelpunkt, deren Form meist zeitlich und räumlich begrenzt ist. Auch in 45-Minuten-Einheiten können wichtige Erfahrungen vermittelt werden – nah dran an der Lebenswelt und den Lebensthemen junger Menschen. Durch diese Form der erlebnispädagogischen Übungen kommen Lernprozesse in Gang, die über den zeitlich und räumlich begrenzten Rahmen hinausgehen. Sie bieten die Chance, den oftmals eintönigen, reizarmen und körperlich wenig herausfordernden Alltag zu durchbrechen. So werden Erfahrungen in realen Zusammenhängen ermöglicht, die neu motivieren, ganzheitlich zu denken und zu lernen. Sinn gesucht – Gott erfahren 3 schließt an den Erfolg der ersten beiden Bände an und geht mit seinen Übungen einen Schritt weiter: hin zu neuen Herausforderungen und Chancen der klassischen Gruppenarbeit. "Erlebnispädagogik in 45 Minuten?! Was eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit ist, gelingt den Autoren in hervorragender Weise: Sie liefern fundierte Impulse, Theorien und Methoden für eine Erlebnispädagogik in zeitbegrenzten Räumen – die in der Praxis auch wirklich funktionieren!" Stefan Westhauser, CVJM-Hochschule, Leitung Institut für Erlebnispädagogik
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Seitenzahl: 252
Veröffentlichungsjahr: 2019
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© 2. aktualisierte Auflage 2019 buch+musik ejw-service gmbh, Stuttgart 2018All rights reserved.
ISBN Buch 978-3-86687-206-6 ISBN E-Book 978-3-86687-207-3
Lektorat: buch+musik – Claudia Siebert, Kassel Umschlaggestaltung: buch+musik – Heidi Frank, Stuttgart Satzprogrammierung: X1-Publishing OHG, Walddorfhäslach Satz Downloads: buch+musik – Daniela Buess, Stuttgart Bildrechte Umschlag: iStock, Martin Barraud Illustrationen: Simone Struve – Grafik + Illustration, Renningen Bildrechte Autorenfotos: bei den Autoren
www.ejw-buch.de
Titel
Impressum
Vorwort
Bibelstellenverzeichnis
Übersicht der Übungen
Einführung: Erlebnispädagogik in zeitbegrenzten Räumen
Erlebnispädagogik im christlichen Kontext der Jugendarbeit
Erlebnispädagogik im christlichen Kontext der Konfirmandenarbeit und Firmarbeit
Erlebnispädagogik im christlichen Kontext des Religionsunterrichts
Erlebnispädagogik in zeitbegrenzten Räumen – Zumutung oder Chance
Erlebnispädagogik in zeitbegrenzten Räumen – praktische Tipps
Übungen: Ich bin-Worte
Einführung Ich bin-Worte
Ich bin das Brot des Lebens
Ich bin das Licht der Welt
Ich bin die Tür
Ich bin der gute Hirte
Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben
Ich bin der Weinstock
Übungen: Orientierung
Einführung Orientierung
My way to go
Wo geht’s lang?
Schrittweise vertrauen
Chaos
Lebensbahn
Übungen: dynamisch und inspirierend
Das Schöpfungsbild
Das Weihnachtsfestessen
Beten ist wie
Vom richtigen Bitten
Kuli-Klick
Ganz schön steinig
M & M
Sandy Land
Voll eingeschenkt
Turm der Verständigung
Begrenzt, aber voller Power
Brücken zueinander bauen
Schritt ins Ungewisse
Ein Leib, viele Glieder
Was ist gewinnen wert?
Wer ist der Größte?
Sturmstillung
nah und fern
Abel und Kain
Fühlkabinett mit Werten
Anhang
Die Herausgeber
Die Autorinnen und Autoren
Zu diesem Buch können zusätzlich benötigte Vorlagen unter www.ejw-verlag.de/download als digitale Daten heruntergeladen werden. Der Kauf des Buches berechtigt zum Downloaden, Ausdrucken, Kopieren und Verwenden dieser Daten, sofern sie zur Vorbereitung und Durchführung der Inhalte dieses Buches verwendet werden. Eine Vervielfältigung, Verwendung oder Weitergabe darüber hinaus ist ohne Erlaubnis ausdrücklich nicht gestattet.
Erlebnispädagogik braucht Freiraum
Ausreichend Zeit und geeignete Räume sind wesentliche Faktoren für die Erlebnispädagogik. Darum findet sie in der Jugendarbeit in jeder Art von Freizeitarbeit ein ideales Einsatzgebiet. Dagegen ist die klassische Gruppenarbeit oft zeitlich und räumlich begrenzt. Im dritten Band von „Sinn gesucht – Gott erfahren“ stehen aus diesem Grund die Jugendgruppenarbeit, die Konfirmandenarbeit und Firmarbeit sowie der Religionsunterricht im Mittelpunkt.
Erlebnispädagogik in 45 Minuten
Unter diesem Arbeitstitel haben sich die Autorinnen und Autoren auf den Weg gemacht, um die besonderen zeitlichen und räumlichen Herausforderungen im Setting der Gruppenarbeit und des Schulunterrichts in den Blick zu nehmen. Das Ergebnis sind neue Ansätze und Modelle, die überraschende Lösungen liefern. Durch die Art der erlebnispädagogischen Übungen kommen Lernprozesse in Gang, die über den zeitlich und räumlich begrenzten Horizont hinausgehen. Sie wirken weiter und können an anderer Stelle neu aufgenommen werden. Lernprozesse beginnen, Brüche werden erlebt, an Erfahrungen wird angeknüpft und bereits gemachte Entdeckungen werden weitergeführt.
Erlebnispädagogik in Grenzgebieten
Gemeinsam sind die Autorinnen und Autoren losgegangen – in ein Land voller Herausforderungen. Sie loten die Möglichkeiten aus, die Erlebnispädagogik in der Jugendarbeit, in der Schule und im Konfirmanden- sowie Firmunterricht hat und stoßen hier und da auch auf Grenzen. Die Chancen, die sich bieten, sind aber weit verheißungsvoller. Dabei spielen der Konfirmanden-, Firm- und Religionsunterricht eine besondere Rolle. Hier kann Erlebnispädagogik Hilfen anbieten, sich mit Glauben praktisch auseinanderzusetzen. Dabei machen sich Gruppen gemeinsam auf den Weg, um dem Evangelium nachzuspüren und es im Blick der Gegenwart zu entdecken.
Eine Erfolgsgeschichte
Mit den ersten beiden Bänden von „Sinn gesucht – Gott erfahren“ liegen bereits zwei fundierte Praxisbücher vor. Während mit dem ersten Band ein Grundlagenwerk für die Erlebnispädagogik im christlichen Kontext geschaffen wurde, lieferte der zweite Band vor allem Praxisentwürfe für den In- und Outdoorbereich. Die dafür entwickelten erlebnispädagogischen Tagesaktionen und der Einsatz von GPS haben mittlerweile in breiter Form Einzug in den Alltag der Freizeit- und Jugendarbeit gefunden. Mit diesem neuen Band wagt sich nun ein kompetentes Team von Erlebnispädagoginnen und Erlebnispädagogen weiter. Sie betreten einen Raum der Erlebnispädagogik, der aktueller denn je ist.
Dieter Braun Fachlicher Leiter des Ev. Jugendwerks in Württemberg
Bibelstelle
Übung
1. Mose 1,26-27
nah und fern
1. Mose 2,15
Das Schöpfungsbild
1. Mose 4,1-16
Abel und Kain
1. Mose 11,1-9
Turm der Verständigung
2. Mose 13,17-22
My way to go
2. Mose 20,2-17
Fühlkabinett mit Werten
Psalm 17,6
Kuli-Klick
Psalm 19,15
Kuli-Klick
Psalm 23
Voll eingeschenkt
Psalm 32,8
Wo geht’s lang?
Psalm 118,21-22
Ganz schön steinig
Matthäus 5 – 7
Fühlkabinett mit Werten
Matthäus 7,7
Vom richtigen Bitten
Matthäus 7,24-25
Ganz schön steinig
Matthäus 7,24-27
Sandy Land
Matthäus 8,23-27
Schritt ins Ungewisse
Matthäus 16,26
Was ist gewinnen wert?
Markus 4,37-41
Schritt ins Ungewisse
Markus 12,29-31
Fühlkabinett mit Werten
Lukas 2,1-20
Das Weihnachtsfestessen
Lukas 8,22-25
Schritt ins Ungewisse
Lukas 8,22-25
Sturmstillung
Lukas 10
Schrittweise vertrauen
Lukas 10,38-42
M & M
Lukas 11,1
Beten ist wie
Lukas 11,9
Vom richtigen Bitten
Lukas 22,24-27
Wer ist der Größte?
Johannes 6,35
Ich bin das Brot des Lebens
Johannes 8,12
Ich bin das Licht der Welt
Johannes 10
Chaos
Johannes 10,9
Ich bin die Tür
Johannes 10,11.14
Ich bin der gute Hirte
Johannes 14,6
Brücken zueinander bauen
Johannes 14,6
Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben
Johannes 15,1-8
Ich bin der Weinstock
Römer 12
Voll eingeschenkt
1. Korinther 12
Voll eingeschenkt
1. Korinther 12,4-7.12-27
Ein Leib, viele Glieder
1. Korinther 12,12-31
Begrenzt, aber voller Power
Epheser 2,20
Ganz schön steinig
Jakobus 4,8
Lebensbahn
Übung
Art der Übung
Personen
Dauer in Minuten
Gelände
Abel und Kain
Problemlösung
Wahrnehmung
6 bis 12
30
drinnen
Begrenzt, aber voller Power
Kommunikation
Kooperation
6 bis 30
45 bis 60
Halle
Wald
Beten ist wie
Kooperation
Vertrauen
Wahrnehmung
6 bis 30
60 bis 90
Halle
ebene Freifläche
Brücken zueinander bauen
Kommunikation
Kooperation
Problemlösung
6 bis 12
30 bis 45
ebene Freifläche
Chaos
Kooperation
Orientierung
Problemlösung
Vertrauen
Wahrnehmung
6 bis 20
30 bis 45
Halle
ebene Freifläche
Das Schöpfungsbild
Naturwahrnehmung
6 bis 30
30 bis 45
draußen
Das Weihnachtsfestessen
Wahrnehmung
6 bis 20
90
drinnen
Ein Leib, viele Glieder
Kooperation
Koordination
Wahrnehmung
6 bis 12
45 bis 90
Halle
Wald
ebene Freifläche
Fühlkabinett mit Werten
Kooperation
Wahrnehmung
6 bis 12
45
drinnen
Ganz schön steinig
Wahrnehmung
6 bis 20
30 bis 45
drinnen
draußen
Ich bin das Brot des Lebens
Wahrnehmung
6 bis 30
30
drinnen
draußen
Ich bin das Licht der Welt
Kooperation
Problemlösung
Vertrauen
Wahrnehmung
6 bis 20
45
Halle
Ich bin der gute Hirte
Kooperation
Vertrauen
Wahrnehmung
6 bis 30
30
drinnen
draußen
Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben
Kommunikation
Kooperation
6 bis 12
45
drinnen
draußen
Ich bin der Weinstock
Kooperation
Problemlösung
8 bis 20
45
drinnen
draußen
Ich bin die Tür
Problemlösung
Wahrnehmung
6 bis 30
30
Halle
Kuli-Klick
Kommunikation
Kooperation
Problemlösung
Wahrnehmung
6 bis 30
45
drinnen
draußen
Lebensbahn
Kooperation
Metaphorik
Problemlösung
6 bis 20
45
drinnen
draußen
M & M
Kooperation
8 bis 20
30
drinnen
draußen
My way to go
Kooperation
Orientierung
Wahrnehmung
6 bis 30
45
Halle
ebene Freifläche
nah und fern
Solo
Wahrnehmung
8 bis 12
120
Wald
Wiese mit Bäumen
ebene Freifläche
Sandy Land
Wahrnehmung
6 bis 20
30 bis 45
ebene Freifläche
Schritt ins Ungewisse
Vertrauen
6 bis 20
45 bis 60
drinnen
zwei Räume
Schrittweise vertrauen
Kooperation
Vertrauen
Wahrnehmung
6 bis 30
90
drinnen
ebene Freifläche
Sturmstillung
Wahrnehmung
8 bis 30
30
Halle
Klassenzimmer
ebene Freifläche
Turm der Verständigung
Problemlösung
Kooperation
6 bis 12
45
Halle
ebene Freifläche
Voll eingeschenkt
Kooperation
Kommunikation
Koordination
Problemlösung
6 bis 20
45
draußen
Vom richtigen Bitten
Problemlösung
Wahrnehmung
6 bis 20
30
drinnen draußen
Was ist gewinnen wert?
Problemlösung
6
30 bis 45
drinnen
Wer ist der Größte?
Kooperation
Problemlösung
6 bis 8
30
drinnen
draußen
Wo geht’s lang?
Orientierung
Vertrauen
Wahrnehmung
8 bis 30
30
Halle
ebene Freifläche
Jugendarbeit zeigt sich heute in vielfältiger Weise. Es geht im Kern um die Begleitung von Jugendlichen auf ihrem Lebensweg. Ein grundlegendes Merkmal ist die Freiwilligkeit, mit der sich die offene und verbandliche Jugendarbeit von der verbindlichen Schule unterscheidet. Gesetzliche Grundlage der Jugendarbeit ist das Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG), in dem die Jugendarbeit aber von der Jugend(sozial)hilfe unterschieden wird.1 Wichtige Akteure in der Jugendarbeit sind insbesondere Sportverbände und Rettungsdienste sowie politische und musikalische Vereinigungen. Ebenso ist die kirchliche Jugendarbeit zu nennen.
Die Ziele der Jugendarbeit sind vielfältig. Bei der Betrachtung ist zwischen den spezifischen Interessen eines Anbieters und der gesetzlichen Grundlage zu unterscheiden. In §11 KJHG wird die Förderung der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen als oberstes Ziel formuliert. Demnach sind ihnen die „erforderlichen Angebote der Jugendarbeit zur Verfügung zu stellen“, die der Förderung ihrer Entwicklung dienlich sind. „Die Angebote sollen an den Interessen junger Menschen anknüpfen und von ihnen mitbestimmt und mitgestaltet werden, sie zur Selbstbestimmung befähigen und zu gesellschaftlicher Mitverantwortung und zu sozialem Engagement anregen und hinführen“ (§11 Abs. 1 KJHG).
Durch verschiedenste Anbieter ergeben sich vielfältige Schwerpunkte und Formen. Es geht um die Begleitung, Förderung und Befähigung von Jugendlichen. Dabei ist die außerschulische Bildung (allgemein, politisch, sozial, gesundheitlich, kulturell, naturkundlich und technisch) ein zentrales Thema. Auch die sportlichen, musikalischen und sozialen Kompetenzen werden gefördert; Angebote mit Erholungscharakter wie Sommerfreizeiten oder gemeinsame Wochenenden sind ebenfalls zu nennen (§11 Abs. 3 KJHG). Jugendliche werden in Lebensfragen beraten und in ihrer Resilienz, der Fähigkeit Lebensübergänge und Umbrüche zu gestalten, gestärkt. Sinnstiftende Orientierung stellt insbesondere bei christlichen Anbietern einen wesentlichen Aspekt dar.
Die christliche Jugendarbeit ist vielfältig und tritt in ganz unterschiedlicher Gestalt auf. Eine gemeinsame Mitte ist dabei immer das Bekenntnis zu Jesus Christus. Es umfasst die Verkündigung des Evangeliums in Wort und Tat und dessen praktische Umsetzung. Die aej, der Dachverband der Evangelischen Jugend in Deutschland mit 41 Mitgliedern, hat folgende zentrale Schwerpunkte und Angebote der Evangelischen Kinder- und Jugendarbeit benannt:2
Die Gruppenarbeit als zentrale und traditionelle Arbeitsform. Die Gruppen sind dabei immer als Peergroups, also als Zusammenschluss Gleichaltriger mit ähnlicher Lebenswelt, und gleichzeitig als pädagogische Gruppen zu verstehen. Auf der einen Seite lässt dies den Mitgliedern die Freiheit, ihre Interessen selbst zu verwirklichen und die Gruppenarbeit aktiv mitzugestalten. Auf der anderen Seite dient die Gruppenarbeit auch dazu, inhaltliche Schwerpunkte bei den Jugendlichen zu setzen, zum Beispiel im Bereich Persönlichkeitsentwicklung, Lebens- und Glaubensschule und nicht zuletzt der Verkündigung des Evangeliums.
Die Freizeitarbeit. Sie ergänzt die anderen Angebote, indem sie ein kurzzeitiges und begrenztes, aber dafür sehr intensives Programm bietet, das ähnliche Schwerpunkte und Ziele hat wie die Gruppenarbeit. Oftmals findet gerade in dieser Form ein Erstzugang zu Aktivitäten der Jugendarbeit statt. Für viele Jugendliche sind solche Freizeiten ein Höhepunkt des Jahres.
Großveranstaltungen wie Festivals und Events. Sie sind ähnliche Höhepunkte im Jahr. Jugendliche werden hier mit religiösen und sozialen Inhalten, einem prägenden Zugehörigkeitsgefühl und vielen Gruppenprozessen konfrontiert. Sie haben somit in sehr komprimierter Zeit und mit vielen Erlebnissen ein optimales Lernumfeld, um im Glauben und Leben vorwärts zu kommen.
Die Projektarbeit. Sie ist eine spezielle Form der Gruppenarbeit, die auf ein konkretes Ziel ausgerichtet ist. Sie ist inhaltlich und zeitlich begrenzt. Projekte sind niederschwellige Angebote mit hohem Aufforderungscharakter, stehen aber vor der Herausforderung, in die regelmäßigen Formen vor allem der Gruppenarbeit überleiten zu wollen.
Die offene Jugendarbeit. Ziel ist es, Jugendliche zu erreichen, die mit den vorher genannten Angeboten nicht erreicht werden können, weshalb die Arbeit in der Regel niederschwellig und sozialraumorientiert stattfindet. Dennoch haben Bildungsangebote, verbindliche Veranstaltungen oder Freizeitmaßnahmen häufig einen festen Platz.
Da die Jugendarbeit aus einem Zusammenspiel von Haupt- und Ehrenamtlichen besteht und zu großen Teilen durch Ehrenamtliche getragen und umgesetzt wird, sind auch Ausbildung, Schulung und Fortbildung der Mitarbeitenden wichtige Kernbereiche der Jugendarbeit. Hier werden rechtliche, pädagogische und inhaltliche Grundkenntnisse vermittelt, um die Qualität und die Standards der Jugendarbeit gemäß der Anbieter und des Gesetzgebers zu gewährleisten.
Die Überlegung, in der Jugendarbeit auch – aber nicht nur – erlebnispädagogisch zu arbeiten, scheint aufgrund der enormen Lernmöglichkeiten und Entwicklungsfelder durch die Erlebnispädagogik mehr als geeignet. Folgende Aspekte der Erlebnispädagogik sind hierbei besonders wertvoll für die Jugendarbeit:
Der Großteil der Jugendarbeit findet mit Gruppen statt, wobei sich diese in Größe und Konstanz sehr unterscheiden. Bei der Mehrheit erlebnispädagogischer Aktivitäten werden die Gruppe und ihre Prozesse in den Mittelpunkt des Lernens gestellt, weshalb die Erlebnispädagogik gut für die Gruppenarbeit geeignet ist. Mit den Schwerpunkten Förderung von Gemeinschaft, soziales Lernen, Kommunikation und Konfliktmanagement bietet die Erlebnispädagogik viele Themenfelder und Möglichkeiten, diese Gruppenprozesse pädagogisch zu begleiten. Demnach eignen sich beispielsweise Problemlösungsaufgaben, um die Kommunikationsmuster innerhalb einer bestehenden Gruppe herauszuarbeiten und zu verändern. Das Konfliktmanagement wird durch die herausfordernden und ungewohnten Aufgaben verbessert. Bestehende Rollen können in diesen Settings verdeutlicht und neue Rollen ausprobiert werden. Gerade zu Beginn von zeitlich begrenzten Angeboten, wie etwa Jugendfreizeiten, kann mit erlebnispädagogischen Methoden die Gruppenbildung gezielt gefördert werden. Hierfür sind insbesondere kooperative Übungen geeignet, zu deren Bewältigung die ganze Gruppe einbezogen werden muss.
In der Erlebnispädagogik geht es jedoch keineswegs nur um die Gruppe als Ganzes. Immer wieder steht die/der Einzelne im Mittelpunkt, mal als Teil einer Gruppe, mal in Form einer Solo-Übung. Meist geht es dabei um die eigene Persönlichkeit, das individuelle Verhalten, die persönliche Lebensweise und die individuellen Werte. Die Erlebnispädagogik bietet die Möglichkeit, diese Entwicklung durch Grenz- und Lernerfahrungen zu begleiten und zu einer tieferen Wahrnehmung und Reflexion des eigenen Ichs zu verhelfen. Dies kann bei jungen Menschen Mut, Selbstvertrauen, Resilienz, das eigene Rollen- und Selbstverständnis sowie sinnstiftende Lebensentwürfe fördern und stärken.
Erlebnispädagogische Aktivitäten können darüber hinaus im christlichen Kontext reflektiert werden. In der Dimension der christlichen Glaubenserfahrung3 werden Menschen auf ihrem Glaubensweg begleitet. Die Erlebnispädagogik kann Fragen und Themen aufwerfen, für die der christliche Glaube, im Kern das Evangelium, sinnstiftende Antworten hat. Es geht um Anregungen zur Sinnstiftung, um eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben und/oder dem persönlichen Gottesbild. So lassen sich beispielsweise zwischen dem Klettern und dem Glauben viele Parallelen finden und entsprechend reflektieren. Bei Solo-Übungen in der Natur können Teilnehmende auf Visionssuche gehen und haben die Gelegenheit, eigene Glaubensfragen zu entdecken oder zu beantworten. Eine weitere Möglichkeit von Erlebnispädagogik im christlichen Kontext liegt darin, biblische Geschichten und Glaubensinhalte erfahrbar, fühlbar und alltagsrelevant zugänglich zu machen. Dazu wird eine hohe Affinität zwischen erlebnispädagogischer Übung und Bibeltext bzw. Erfahrungen biblischer Personen angestrebt, sodass die Teilnehmenden der Übung die biblische Situation selbst erleben können. Im Transfer wird dann überlegt, wie sich das Erlebte auf das persönliche Leben und den Glauben auswirken kann und es werden Schritte zum gelingenden Transfer entwickelt.
Spannend ist in diesem Zusammenhang die Überzeugung, dass Glaube nicht selbst „gemacht“ werden kann, sondern von Gott geschenkt wird. Wir können mit der Erlebnispädagogik allerdings einen Raum schaffen, in dem Gott wirken kann.
Erlebnispädagogik in der Jugendarbeit begleitet Jugendliche auf ihrem Lebensweg. Erlebnispädagogik im christlichen Kontext geht weiter und begleitet sie auf ihrem Lebens- und Glaubensweg.
Lukas Ulmer, Simon Wöhrbach
Sinn gesucht – Gott erfahren. Erlebnispädagogik im christlichen Kontext, Band 1, buch+musik, Stuttgart
4
2019
Sinn gesucht – Gott erfahren. Erlebnispädagogik im christlichen Kontext, Band 2, buch+musik, Stuttgart
3
2019
1. Vgl. Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG) im SGB VIII.
2. Vgl. www.evangelische-jugend.de/jugendarbeit/grundformen (letzter Zugriff am 03.04.2019).
3. Vgl. Roth, Karin: Drei Erfahrungsdimensionen in der Erlebnispädagogik. In: Sinn gesucht – Gott erfahren. Erlebnispädagogik im christlichen Kontext, Band 1, buch+musik, 42019, S. 40.
Der klassische Unterricht hat einen breiten Transformationsprozess hinter sich.4 Die jahrhundertelange kognitive Engführung, von der das viel zu lang im Vordergrund stehende Auswendiglernen nur die Spitze des Eisbergs war, ist zumindest theoretisch längst überwunden. Im Rahmen der Übernahme erfolgreicher Arbeitsformen aus der Jugendarbeit und der engeren Kooperation z. B. bei Konfi-Camps, haben sich viele kleine und große erlebnispädagogische Elemente etabliert; besonders dort, wo Hauptamtliche und Ehrenamtliche aus der Jugendarbeit verantwortlich mitwirken.
Konfirmanden- und Firmarbeit ist eine besonders anspruchsvolle Form von Gruppenarbeit. So bereitet z. B. der Konfirmandenunterricht auf die einzige echte Gruppenkasualie der evangelischen Kirche vor. Diese Gruppen sind allerdings auch besonders heterogen. Die Jugendlichen kommen aus verschiedenen Schularten und haben sehr unterschiedliche Motivationen, sich auf die Konfirmation bzw. Firmung vorzubereiten. Ohne eine laufende Gruppe läuft in der Konfirmanden- und Firmarbeit nichts oder alles gegen die Leitung. Hier braucht es ein gutes Instrumentarium, zu dem Spiele genauso gehören wie erlebnispädagogische Übungen. Positive Gruppenerfahrungen sind gerade in der Pubertät besonders wichtig, wo die Bestätigung stärker als in der Kindheit vorwiegend bei den Peers, den Gleichaltrigen, gesucht wird. Gemeinsam bewältigte Herausforderungen können eine solche Bestätigung sein. Auch der Segen, der bei der Konfirmation und Firmung sehr persönlich zugesprochen wird, ist eine solche sinnlich spürbare Bestätigung und der Zuspruch, dass Gott den Weg der/des Jugendlichen schützend und stärkend begleiten wird. Die Zeit des Konfirmanden- und Firmunterrichts dient dazu, sich persönlich mit Glaubensfragen zu beschäftigen, aber auch dazu, Kirche konkret kennenzulernen. Deshalb ist die Kultur des Umgangs miteinander in der Gruppe für viele Jahre prägend für das eigene Bild von Kirche. Sie bildet nicht zuletzt auch selbst so etwas wie „Gemeinde auf Zeit“.
Konfis, Firmlinge und mit ihnen auch alle anderen Jugendlichen leben heute in einer digitalisierten und dadurch erstaunlich erlebnisarm gewordenen Welt. Während in Actionfilmen ständig größte Gefahren inszeniert und überwunden werden, kommt dies im Alltag kaum vor. Viele heutige Gefahren wie Cybermobbing oder Misserfolg in der Schule sind merkwürdig abstrakt und irreal. Unsere psychische Ausstattung stammt aus einer Zeit, in der Weglaufen bei Gefahren noch half. Deshalb braucht auch der moderne Mensch archaische Erlebnisse, die ihm Adrenalin in die Adern pumpen und ihn echte Kooperation erfahren lassen. Wir leben heute so radikal anders als zu früheren Zeiten, dass wir besondere, extra arrangierte Erlebnisse brauchen, um Anschluss zu finden an den Erfahrungsschatz früherer Generationen. Überlebensangst und Vertrauen sind solche Themen. Die Angstreaktion mit dem Impuls zum Weglaufen passt bei der Begegnung mit einem Tiger; wenn man auf WhatsApp einen dummen Kommentar abbekommt, ist sie eher dysfunktional. David wusste noch, was Angst vor einem Löwen ist und hat Vertrauenspsalmen sicher anders gebetet und verstanden als wir heute. Deshalb hilft es, solche Erfahrungen einmal selbst zu machen und sie dann reflexiv auf Situationen unseres Alltags zu übertragen.
Zwei Phänomene, die in jeder Gruppe auftreten, lassen sich mit Hilfe von Erlebnispädagogik besonders gut erleben und reflektieren: Risikoschub und Anpassungsdruck. Eine Gruppe ist gemeinsam mutiger, geht riskantere Aufgaben eher an als die Summe aus Einzelpersonen. Gleichzeitig gibt es in Gruppen einen hohen Anpassungsdruck. Wer gelernt hat, diesen bei speziellen Übungen zu spüren, mit ihm umzugehen und auch einmal Nein zu sagen, kann auch im echten Leben besser damit umgehen. Auch in Glaubensfragen gibt es diese Erfahrung: Es stärkt den Glauben, andere neben sich zu haben, die ebenfalls glauben. Aber es gibt auch Situationen, in denen man spürt: Das ist nicht die eigene Art zu glauben, da gehört man nicht hin, da will man lieber Abstand haben. Für solche Situationen braucht es Mut zur Neuorientierung.
Lange Zeit war die Konfirmanden- und Firmarbeit ähnlich wie die Schule von einer kognitiven Didaktik geprägt. Der zentrale Stoff – ideal zusammengefasst im jeweiligen Katechismus der Evangelischen bzw. der Katholischen Kirche – sollte vermittelt werden. Dies geschah über Texte, Schreibaufgaben und Gespräche. Besonders benachteiligt sind bei solchen Arbeitsformen lernschwache Jugendliche. Wenn man hingegen erlebnispädagogisch arbeitet oder Elemente daraus aufgreift, wird meist ein größerer Teil der Gruppe angesprochen und die Kompetenzen sind oft völlig anders verteilt als in unserer stark selektiven Wissensgesellschaft üblich.
Leider findet man immer noch häufig das klassische Bild, dass eine Pfarrerin oder ein Pfarrer einer Gruppe gegenübersteht. Das ist keine gute Ausgangslage für Erlebnispädagogik. Viele Übungen brauchen Vorbereitung, gute Absicherung und jemanden, die/der schon weiß, wie das Ganze funktioniert. Konfi- und Firmarbeit mit Teamerinnen und Teamern ist eine erhebliche Verbesserung des traditionellen Unterrichts, weil die Jugendlichen am Modell der Teamerinnen/Teamer viel flexibler lernen können, weil diese in der Regel vom Alter und der Lebenswelt her sehr viel näher dran sind und oft auch selbst gute Ideen einbringen können. Erlebnispädagogische Übungen führen nicht automatisch dazu, dass sich das Gruppenklima bessert und es weniger Disziplinprobleme gibt. Oft ist – zumindest wenn die Gruppenleitung selbst noch nicht so erfahren ist – eher das Gegenteil der Fall. Deshalb sollte man bestimmte Übungen auf keinen Fall ohne Team durchführen, das auch beim Feedback wertvolle Hinweise geben kann, warum etwas nicht wie gedacht geklappt hat und was man beim nächsten Mal besser machen kann. Falls man keine Teamerinnen/Teamer hat, kann man sich die Experten auch holen. Viele Gruppen machen gute Erfahrungen mit einem erlebnispädagogischen Tag, der oft auch für mehrere Gruppen gemeinsam organisiert wird.
Gerade wenn erlebnispädagogische Übungen kürzer sind als üblich und weniger materialaufwendig, stellt sich die Frage: Was unterscheidet sie dann noch von einem Spiel oder einem Warm-up? Sicherlich gibt es viele Überschneidungen und Grenzfälle. Auf jeden Fall ist aber klar, dass Erlebnispädagogik einen inhaltlichen Anspruch hat, zu dem ausdrückliches Reflektieren gehört. Ein Spiel steht für sich, macht einfach Spaß, muss keinen tieferen Sinn haben. Eine erlebnispädagogische Übung hingegen muss pädagogisch passen, inhaltlich etwas austragen, muss in ihren Erlebnissen und Ergebnissen durch Reflexion so ins Bewusstsein gehoben werden, dass sie weiter im Gespräch und Thema bleibt. Von daher ist sie wesentlich nachhaltiger als ein Spiel.
Erlebnispädagogische Übungen, besonders wenn sie lang und intensiv sind, können Glaubenserfahrungen anstoßen und diese stimulieren. Sie dürfen aber nie mit der Glaubenserfahrung selbst verwechselt werden, diese ist unverfügbar und allein Sache Gottes, dessen Geist wirkt, wann und wo er will. Der Glaube muss sich außerdem im Alltag bewähren; nicht alle Sondererlebnisse sind da unmittelbar übertragbar. Oft braucht es Reflexionsarbeit, manchmal gelingt die Übertragung auch gar nicht. Der Glaube ist unverfügbar, er ist ein Geschenk Gottes und nicht jedermanns Ding. Intensive Erlebnisse in der Erlebnispädagogik sind analogiefähig, aber nicht die Sache selbst. Eberhard Jüngel beschreibt den Glauben als eine besondere „Erfahrung mit der Erfahrung“5. Diese Formulierung finde ich sehr hilfreich.
Die Frage ist auch, wo bestimmte Übungen am besten passen. Im christlichen Glauben gibt es zwei zentrale Richtungen: die horizontale und die vertikale, Nächstenliebe und Gottesliebe. Nächstenliebe konkretisiert sich – wie Jesus das im Gleichnis vom barmherzigen Samariter anschaulich erklärt hat – in unmittelbarer Hilfe und Not wendender Kooperation. Viele Kooperationsübungen bieten hier gute Anregungen. Wir leben heute immer mehr als Einzelkämpfer und erziehen unsere Kinder zu Individualisten. Unser Wohlstand erlaubt es uns, Dinge und Dienstleistungen zu kaufen, statt andere um Hilfe zu bitten. Hier kann eine Erlebnispädagogik, die gelingende Kooperationserfahrungen ermöglicht, ein wichtiges Korrektiv sein. Schwieriger ist es hingegen, die vertikale Ebene erlebnispädagogisch zu inszenieren. Erfahrungen mit dem Gebet liegen nahe, wirklich gefährliche Situationen sollten allerdings nicht heraufbeschworen werden, das wäre fahrlässig. Leichter ist es vermutlich, im Rahmen von Andachten, Stilleübungen und performativen Elementen das Hören auf die Stimme Gottes einzuüben.
Dr. Thomas Ebinger
4. Für die Konfirmandenarbeit vgl. Ebinger, Thomas: Vom Konfirmandenunterricht zur Konfirmandenarbeit. In: Mutschler, Bernhard / Hess, Gerhard (Hg.): Gemeindepädagogik. Grundlagen, Herausforderungen und Handlungsfelder der Gegenwart, Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2014, S. 161-175.
5. Jüngel, Eberhard: Gott als Geheimnis der Welt. Zur Begründung der Theologie des Gekreuzigten im Streit zwischen Theismus und Atheismus, Mohr Siebeck, Tübingen 82010, S. XI.
„Waren wir nicht alle kleine Hiobse?“ stand auf dem Zettel. Meine 9. Klasse hatte eine besondere Einführung in das biblische Buch Hiob hinter sich. Stück für Stück wurde der Bibeltext vorgelesen, dann aber geschahen die Dinge wirklich – natürlich in sehr abgeschwächter Form, aber spürbar. Zunächst saßen alle unter einer Plane im Klassenzimmer und vor uns war ein orientalisches Mahl aufgebaut. Alle freuten sich. Aber nach dem ersten Text verschwanden die leckersten Speisen, nach dem zweiten wurden alle eingeladen, einen persönlichen Gegenstand für eine Woche abzugeben, und schließlich brach die Plane über der Klasse zusammen. Wie können wir damit umgehen, wenn uns unvermittelt schöne und wichtige Dinge weggenommen werden? Wie ist Hiob mit Grunderfahrungen6 wie Angst, Unsicherheit und Trauer umgegangen und warum konnten seine Freunde ihm nicht helfen? In einem Schreibgespräch wurden diese Fragen diskutiert. Viele sagten am Ende, dass es ihnen geholfen hat, den Verlust selbst zu erleben.
Das Konzept der „Erlebnispädagogik im christlichen Kontext“ ist bei den Religionslehrkräften unserer Landeskirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz im Vergleich zu anderen Konzepten7 auf Interesse gestoßen. Die Bände 1 und 2 von „Sinn gesucht – Gott erfahren“ enthalten praxisnahe Impulse, die die Lehrkräfte vom Schwierigkeitsgrad und vom Zeitrahmen her gesehen auch im Religionsunterricht durchführen können und die drei Erfahrungsdimensionen sind offen genug, um konfessionslose Jugendliche einbeziehen zu können.8
Da es nicht möglich ist, für jede Zielgruppe spezielle Übungen anzubieten, lädt Mitautor Oliver Pum im ersten Band „Sinn gesucht – Gott erfahren“ dazu ein, „sich bei der Vorbereitung eines erlebnispädagogischen Angebots zunächst einmal intensiv mit „seiner“ Zielgruppe auseinanderzusetzen.“9
Meine Zielgruppe ist die Schule. Mich interessieren weniger freiwillige Arbeitsgemeinschaften, Pausenangebote, Projekttage oder Klassenfahrten. Ich möchte erlebnispädagogische Elemente im Religionsunterricht einsetzen – im Rahmen eines Nebenfachs, das zwar als einziges im Grundgesetz verankert ist (Art. 7 Abs. 2f GG i. V. m. Art. 141 GG), heute aber bundesweit um Akzeptanz bei Eltern, Schulleitungen, der Schülerschaft und anderen Lehrkräften ringen muss. Oft findet der Religionsunterricht in Randstunden statt und die Schülerinnen und Schüler sehnen sich nach Bewegung. Diesen Wunsch können Religionslehrkräfte mit erlebnispädagogischer Expertise nicht nur oberflächlich und spaßorientiert aufnehmen, sondern mit einem ganzheitlichen Lernen bei ihrer Sache bleiben. Wie mein Eingangsbeispiel zeigt, können durch das körperliche Erleben und die notwendige Reflexion religiöse Einsichten, Erkenntnisse und Erfahrungen entstehen.
Um einen seriösen, themenorientierten und langfristigen Unterrichtsansatz zu entwickeln, in dem die erlebnispädagogischen Ideen immer wieder einen angemessenen Platz finden, brauchen wir Religionslehrkräfte, die bereit sind, eine spezielle erlebnispädagogische Expertise für ihren Unterricht zu entwickeln. Für sie möchte ich sieben Thesen formulieren, die genügend Ermutigung enthalten:
1. Eine Expertise für erlebnispädagogische Elemente zu entwickeln, bringt immer auch einen Gewinn für die Religionslehrkräfte.
Wer etwas anleitet, hat es schon selbst ausprobiert und den Wechsel der Perspektive, die körperliche Herausforderung und das damit verbundene Erleben lieben gelernt. Dann gelingt es, statt einer defizitorientierten eine wachstumsorientierte Perspektive auf das eigene Lehren und Lernen und auf das der Schülerinnen und Schüler einzunehmen. Und wer erlebnispädagogische Elemente so lieben gelernt hat, sollte sie auch im Unterricht immer wieder sinnvoll einsetzen. Religionslehrkraft sein „heißt zeigen, was man liebt“10. Es wäre wirklich schade, wenn jemand die eigene Begeisterung für das zeitweise Verlassen der Komfortzone an der Tür zur Schule zurücklassen müsste, denn dann wäre man immer abhängig von externen Expertinnen und Experten.
2. Wer in seinem Religionsunterricht Elemente der klassischen Erlebnispädagogik einsetzen möchte, muss nicht den ganzen Unterricht umstellen.
Sie lassen sich problemlos in den bisherigen Unterricht integrieren. Man braucht die Werkzeuge, mit denen man bisher gearbeitet hat, nicht beiseite zu legen; man bekommt einige weitere dazu, mit denen man das Repertoire des eigenen Unterrichts erweitern kann. Schaut man sich die Phasen des Lernprozesses im Einzelnen an11, finden sich viele Möglichkeiten zur Verwendung erlebnispädagogischer Elemente. Die Religionslehrkräfte sind Regisseure. Sie bestimmen die Dramaturgie des Unterrichts und können den Einsatz in verschiedenen Unterrichtsphasen selbst bestimmen. Indem die Lehrkraft in der Lage ist, den Schülerinnen und Schülern im Vorfeld zwei Varianten zur Wahl zu stellen, ein erlebnispädagogisches Element und eine andere Methode, lässt sich das erlebnispädagogische Prinzip der Freiwilligkeit im Schulunterricht wahren.
3. Erlebnispädagogische Elemente steigern die Sozial- und Selbstkompetenz der Schülerinnen und Schüler.
Jule Hildmann hat sich als erste Vertreterin der klassischen Erlebnispädagogik in den normalen Schulunterricht gewagt. In ihrer Doktorarbeit konnte sie belegen, dass der Einsatz erlebnispädagogischer Elemente im regulären Fachunterricht bei den Schülerinnen und Schülern eine Steigerung sozialer und personaler Kompetenzen bewirkt.12
4. Erlebnispädagogische Elemente helfen den Schülerinnen und Schülern beim Lernen.
Dass dieses Vorgehen im religionspädagogischen Bereich zu weiteren Ergebnissen führt, zeigte Elisabeth Buck mit ihrem „Symbolspiel“ zur Berufung des Mose (2. Mose 3,1-18). Die Teilnehmenden hören zuerst die Geschichte von Mose, der als Mörder fliehen musste und dann am Berg Horeb die Schafe hütet. Im ersten Teil des erlebnispädagogischen Elements stampfen die Teilnehmenden zu Trommelklängen durch den Raum, um den gewalttätigen und aufrührerischen Mose zu zeigen. Im zweiten Teil ziehen sie, sobald die Trommel verstummt, ihre Schuhe und Strümpfe aus und kommen schweigend zu einem Tuch, unter dem verschiedene Gegenstände verborgen sind. Diese werden dann beim ruhigen Gehen über das Tuch behutsam mit den Füßen ertastet und zumeist auch mit verbundenen Augen erkannt. Eine Reflexion zu den unterschiedlichen Wahrnehmungen schließt sich an: Was bedeutet es, wenn Mose in dieser Haltung – barfuß und tastend – vor Gott steht? Erst dann wird die Geschichte 2. Mose 3,1-18 mit der Botschaft, die Mose erhält, zu Ende erzählt.13 In ihrer Pilotstudie zum leiblichen Lernen im Religionsunterricht fanden die Professoren Michael Fricke und Ulrich Riegel heraus, dass diese Übung wesentlichen Einfluss auf die richtige Beantwortung der Frage hatte, was der Gottesname Jahwe bedeutet. Die Teilnehmenden der Übung konnten diese Frage zu 81% richtig beantworten. Diejenigen, die die Dornbusch-Geschichte mit der Methode einer Fantasiereise kennengelernt hatten, konnten nur zu 69% die richtige Antwort geben.14
5. Das metaphorische Modell der Erlebnispädagogik passt zu einer schülerzentrierten Religionspädagogik.