Sinnliche Versuchung in Dallas - Sara Orwig - E-Book

Sinnliche Versuchung in Dallas E-Book

Sara Orwig

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Beschreibung

Vivian ist wunderschön und begehrenswert, aber sie ist auch sein Boss! Mike hat sich geschworen, die Finger von der Millionenerbin zu lassen. Eine Affäre mit ihr wäre gegen seine männliche Ehre. Doch dann bittet Vivian ihn, mit ihr essen zu gehen - und dabei heiß mit ihr zu flirten. So soll ihr aufdringlicher Nachbar entmutigt werden. Aber kaum beginnt das falsche Spiel zwischen ihnen, hat Mike ein echtes Problem: Sein Verlangen nach Vivian wird übermächtig. Er will sie lieben und darf es nicht …

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Seitenzahl: 206

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IMPRESSUM

BACCARA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Ralf MarkmeierLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2017 by Sara Orwig Originaltitel: „Expecting a Lone Star Heir“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto in der Reihe: DESIRE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARABand 2083 - 2019 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Susann Rauhaus

Abbildungen: Dan Couto Photography Inc. / Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 05/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733725235

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

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PROLOG

Afghanistan, November

Was könnte sonst noch schiefgehen?

In dunkler, sternenloser Nacht waren sie mit ihrem Geländewagen in einen Hinterhalt geraten. Festgenagelt in einem Feuergefecht, mit nichts als einer zerbröckelnden Felswand zwischen sich und dem Feind, würden sie nicht mehr lange durchhalten. Hilfe würde nicht so bald kommen.

Mike Moretti war einer der Glücklichen – er hatte nur ein paar Schrammen abbekommen. Auch seine beiden engen Freunde Noah Grant und Jake Ralston hatten keine lebensgefährlichen Verletzungen erlitten. Aber das andere Mitglied auf dieser Mission der US Rangers, Captain Thane Warner, hatte nicht so viel Glück gehabt. Er war schwer verletzt, hatte Wunden an Brust und Kopf, ein verletztes Bein und tiefe Schnittwunden von herumfliegenden Granatsplittern am ganzen Körper. Mike versuchte, Druck auf die beiden größten Wunden auszuüben, und hoffte, dass sein Captain und Freund es so lange schaffen würde, bis Hilfe eintraf. Der letzte Funkkontakt war unterbrochen worden, aber zuvor hatte man ihm noch mitgeteilt, dass ein Helikopter unterwegs sei.

Thane griff nach seinem Arm, und Mike beugte sich zu ihm hinunter, um ihn im Lärm des Feuergefechts hören zu können. Thanes Stimme war rau, und er atmete flach, während er unter starken Schmerzen zu sprechen versuchte. „Mike, bitte versprich mir, dass du wenigstens drei Monate lang den Job auf der Ranch machst. Versprich mir, für Vivian zu arbeiten. Ich möchte, dass sich jemand um sie kümmert, wenn ich nicht mehr da bin.“ Ein schwerer Hustenanfall schüttelte ihn, und er verzog das Gesicht. „Versprich es mir!“

„Ich verspreche es“, sagte Mike, ohne darüber nachzudenken. Er konzentrierte sich weiterhin darauf, Druck auf die Wunden auszuüben.

Thane packte seinen Arm mit einer Kraft, die Mike überraschte, und zog ihn näher zu sich. „Der Schlüssel … ist in meiner Tasche … nimm ihn dir.“

Mike hörte die Verzweiflung in der Stimme des Captains und spürte sie auch in seinem Griff. Aber er musste weiter auf die Wunden drücken. Thane würde sonst verbluten. Als Thane sich bewegte, um den Schlüssel selbst hervorzuholen, lief Blut über Mikes Hand.

„Halt still. Ich hol mir den verdammten Schlüssel ja“, sagte Mike. Es gelang ihm auch. „Ich hab ihn“, sagte er zu seinem Freund.

Thane schloss die Augen und stieß einen zittrigen Seufzer aus. Als er die Augen wieder öffnete, waren Dankbarkeit und Angst deutlich darin zu lesen. „Unten in meiner Kiste … sind Pakete für Vivian, und auch für dich.“ Er verzog das Gesicht, als die Schmerzen heftiger wurden. Doch er ließ sich nicht beirren. „Hol Noah … ich brauche ihn.“

Mike schüttelte den Kopf. „Wenn ich dich jetzt allein lasse, verblutest du.“

In diesem Moment gab es eine Explosion, keine zwanzig Meter von ihnen entfernt, die einen Blitzstrahl in den Himmel jagte. Thane legte seine Hand auf die Jacke, die Mike auf die blutende Wunde an Thanes Brust gedrückt hielt. „Hol ihn mir, verdammt noch mal.“

Laut fluchend wandte Mike sich an den Mann neben ihm und boxte gegen seine Schulter, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Es hatte keinen Zweck, ihn zu rufen, dafür war der Gefechtslärm viel zu laut.

Als Noah Grant seine Waffe senkte, rief Mike ihm zu: „Lass uns die Plätze tauschen. Drück weiter auf seine Wunden. Er will mit dir sprechen.“

Ohne zu zögern, rutschte Noah an die Seite des Captains, und Mike hob seine Waffe, um den Kampf gegen den Feind wiederaufzunehmen. Die ganze Zeit hielt er an der unwahrscheinlichen Hoffnung fest, dass sie den verletzten Mann noch rechtzeitig zum Hubschrauber bringen konnten. Thane Warner war nicht nur sein Vorgesetzter, sondern auch ein guter Freund. Verzweifelt sah Mike hoch zum dunklen Himmel. Wo blieb dieser verdammte Hubschrauber nur?

Er blickte über seine Schulter und sah, dass Noah ihm zuwinkte.

„Er verliert immer wieder das Bewusstsein“, sagte Noah und schüttelte den Kopf. „Aber er will Jake sprechen.“

Noch bevor Mike ihren Freund holen konnte, hörte er es – das unverwechselbare Geräusch eines nahenden Hubschraubers. Er hielt seinen Zeigefinger hoch. „Hör mal. Ein Heli.“ Aber insgeheim fragte er sich, ob es ihnen gelingen würde, ihren Captain rechtzeitig aus der Gefahrenzone zu bringen.

Wenn nicht, hatte er Captain Thane Warner ein Versprechen gegeben. Und er hatte fest vor, es zu halten.

1. KAPITEL

April

Nachdem er meilenweit an ausgetrockneten Bächen, Mesquitebäumen und Kakteen vorbeigefahren war, hielt Mike vor einem hohen schmiedeeisernen Tor. Sobald er den Code eingab, den man ihm gegeben hatte, öffnete es sich. Er fuhr durch einen hohen verzierten eisernen Bogen hindurch, auf dem „Tumbling T Ranch“ stand.

Acht Meilen von der Bundesstraße entfernt sah er vor sich ein eingezäuntes Gelände. Umgeben von Bäumen, Teichen und weißen Zäunen stand etwas, das wie eine winzige Stadt aussah, mit Häusern, Scheunen und Nebengebäuden, dominiert von einem großen Herrenhaus. Das Anwesen erinnerte Mike daran, dass Thane Warner Millionär gewesen war und dass auch seine Frau aus einem sehr reichen Hause stammte.

Bald endete die lange Fahrt vor dem weitläufigen dreistöckigen Gebäude mit dem Schieferdach, das einen Ost- und einen Westflügel hatte.

Mike fluchte leise. Eigentlich wollte er diesen Job gar nicht. Thanes Angebot, mit ihm gemeinsam auf der Ranch zu arbeiten, nachdem sie beide aus der Armee entlassen worden waren, war etwas ganz anderes gewesen, als eine Ranch für eine Witwe zu führen, die er nicht kannte und die nichts von Landwirtschaft verstand.

Erst im letzten Jahr hatte Thane ihn gefragt, ob er sich vorstellen könne, auf der Tumbling T Ranch zu arbeiten. Der Vorarbeiter hatte wegen Rückenproblemen beschlossen, in Rente zu gehen. Er hatte Thane jedoch versprochen, so lange zu warten, bis er wieder zu Hause war und einen neuen Vorarbeiter gefunden hatte. Mike hatte sowieso geplant, sich eine Arbeit auf einer Ranch zu suchen. Warum also nicht für einen Mann, den er mochte und bewunderte? Von dem guten Gehalt ganz abgesehen.

Aber Thane hatte es nicht zurück nach Hause geschafft.

Mike betrachtete die weitläufige Ranch, während er noch einmal an die Tage nach dem Tod seines Freundes dachte. Er war Thanes Bitte nachgekommen und hatte den Schlüssel benutzt, den dieser ihm gegeben hatte, um eine Kiste zu öffnen, die in ihrem improvisierten Camp verstaut gewesen war. Neben Thanes Baumwoll-T-Shirts und Socken hatte er darin alle möglichen Sachen gefunden. Auf dem Boden der Kiste lagen drei dicke Pakete, eingewickelt in braunes Packpapier und mit einem Bindfaden verschnürt. Eins war an ihn adressiert, das andere an Noah und eins an Jake. Als er den Umschlag mit seinem Namen geöffnet hatte, war darin ein Zettel mit einer Notiz gewesen. Mike, bitte gib das Vivian. Er sah seine Freunde an, während er den anderen Umschlag herausnahm. „Das soll ich seiner Frau geben.“

Noah kratzte sich am Kinn. „Ich soll einen seiner Schwester bringen.“

Noah und Mike sahen Jake an, der seinen braunen Umschlag hochhielt. „Und der hier ist für jemanden, der für seinen Dad arbeitet.“ Die drei sahen sich an, und Mike hatte den Eindruck, dass seine Freunde dasselbe empfanden wie er.

„Thane war der Beste“, sagte er. „Wir müssen tun, was er uns aufgetragen hat.“

Die anderen nickten und packten die Umschläge sorgfältig weg. Mike wusste, dass er der Einzige war, der eine weitere Notiz bekommen hatte. Darauf stand, dass es noch ein Paket für ihn gab, versteckt unter Thanes anderen Sachen. Schließlich fand er es, es war in eine dicken Socke eingewickelt. Als er es auspackte, lag darin ein handgeschriebener Zettel.

Mike, du bist der Einzige, der dies bekommt. Es gehört jetzt dir. Du wirst es dir verdienen. Bitte gib Vivian das andere Paket.

Mike wickelte das Päckchen aus und fand darin einen dicken Stapel Geldscheine. Schockiert starrte er darauf, dann betrachtete er die Scheine genauer und stellte fest, dass es sich um Tausend-Dollar-Noten handelte. Er hatte noch nie zuvor einen Tausender gesehen. Insgesamt waren es fünfundzwanzigtausend Dollar.

Warum hatte Thane ihm dieses eigenartige Geschenk gemacht? Vielleicht, weil er gewusst hatte, dass Mike als Einziger der vier Freunde kein Millionär war? Nein, dazu war Thane viel zu pragmatisch gewesen. Doch immer wieder dachte Mike daran, wie viel lieber er seinen Freund zurückhätte statt des Geldes.

Mike würde das Versprechen halten, das er Thane gegeben hatte, und die Stelle als Vorarbeiter antreten.

Plötzlich fiel ihm ein, was Thane ihm über seine Frau erzählt hatte. Vivian war Künstlerin und außerdem die Tochter eines Hotelmagnaten aus Dallas. Die beiden waren erst ein paar Monate verheiratet gewesen, als Thane nach Afghanistan musste. Sie hatte keine Ahnung, wie man eine Ranch führte, was ihrem Mann große Sorgen bereitet hatte. Er hatte immer befürchtet, dass sie die Ranch verkaufen und nach Dallas zurückkehren würde, falls ihm etwas zustieß.

Mike stieg aus dem Wagen und zog seine blaue Westernjacke an. Staunend betrachtete er das graue steinerne Anwesen, das besser in einen exklusiven Vorort von Dallas als in die Prärie gepasst hätte. Blumenbeete umgaben das Gebäude, gesäumt von einem grünen Rasen, der bestimmt jeden Tag gewässert werden musste, um in der trockenen Hitze von Texas zu bestehen.

Er strich durch sein gewelltes braunes Haar und setzte seinen schwarzen Stetson auf, ehe er auf die Eingangstür zuging. Im Minenfeld von Afghanistan war ihm fast wohler gewesen als jetzt. Er stieg die Stufen zur Veranda hoch, ging vorbei an den Blumentöpfen und den Möbeln aus Glas und Stahl. Nachdem er zweimal geklingelt hatte, wurde die Tür geöffnet, und vor ihm stand tatsächlich ein Butler. Mike räusperte sich.

„Ich bin Mike Moretti und habe einen Termin mit Mrs. Warner.“

„Natürlich, Sir. Wir haben Sie schon erwartet. Kommen Sie doch herein. Ich bin Henry, Sir!“

Mike betrat eine weiträumige Lobby mit einem Kronleuchter an der Decke, der einen Springbrunnen mit lila- und pinkfarbenen Wasserlilien beleuchtete. Es fiel Mike schwer, sich den bodenständigen, toughen Ranger Thane Warner in diesem eleganten Haus vorzustellen.

„Bitte warten Sie einen Moment, Sir. Ich werde Mrs. Warner sagen, dass Sie eingetroffen sind.“

„Vielen Dank.“ Mike nickte und sah dem Butler nach, der durch eine Seitentür verschwand. Henry trug ein weißes Hemd mit einer schwarzen Krawatte, dazu schwarze Hosen. Doch er hatte auch Stiefel an, und als er Mike hereingelassen hatte, hatte Mike die Schwielen an Henrys Händen gesehen. Außerdem hatte er breite Schultern und wirkte durchtrainiert.

Wenige Minuten später erschien er wieder. „Wenn Sie mir folgen wollen, Sir. Mrs. Warner wartet im Arbeitszimmer auf Sie.“

Sie gingen den Flur entlang, dann blieb Henry vor einer offenen Tür stehen. „Mrs. Warner, das hier ist Mike Moretti.“

„Kommen Sie doch herein, Mr. Moretti“, sagte eine helle weibliche Stimme.

Er betrat den Raum mit den Bücherregalen, die bis zur Decke reichten. Nach einem kurzen Blick vergaß er jedoch seine Umgebung und konzentrierte sich nur auf die Frau, die auf ihn zukam.

Mike hatte Fotos von Thanes Frau gesehen, daher wusste er, dass sie hübsch war. Doch diese Fotos wurden ihr nicht gerecht, denn im wahren Leben war Vivian Warner eine echte Schönheit. Sie hatte große blaue Augen, schulterlanges blondes Haar, eine Pfirsichhaut und volle rosige Lippen. Der voluminöse braune Pullover und die Hose, die sie trug, konnten ihre weiblichen Kurven und langen Beine nicht verbergen.

Worauf hatte er sich nur eingelassen? Einen Moment lang war Mike versucht, sein Versprechen zurückzunehmen. Aber nie im Leben würde er die letzten Stunden mit seinem Freund und Vorgesetzten vergessen. Er wusste, dass er gar keine andere Wahl hatte, als sein Versprechen zu halten. Seine einzige Hoffnung war, dass Thanes Witwe gar nicht wollte, dass er für sie arbeitete.

„Mr. Moretti, ich freue mich, Sie kennenzulernen. Thane hat mir viel von Ihnen erzählt!“

„Ich bin Mike“, erwiderte er und ergriff ihre zarte Hand. Sofort spürte er ein Kribbeln in seinem Arm.

„Und ich bin Vivian“, erwiderte sie. Ihre Blicke trafen sich, und Mike hatte sofort das Gefühl, in ein Katastrophengebiet zu marschieren. Es verschlug ihm den Atem. Einen Moment lang verspürte er nichts anderes als das heiße Bewusstsein von ihr als einer Frau. Einer sehr begehrenswerten Frau. Und wenn er ihre Reaktion richtig einschätzte, erging es ihr mit ihm genauso.

Sein Blick fiel auf ihre vollen Lippen, und er schluckte. Als ihm klar wurde, dass sie einander anstarrten und sich viel zu nahe standen, ließ er ihre Hand los. Vivian trat einen Schritt zurück, als wäre auch ihr die Begegnung ein bisschen unangenehm.

„Ihr Verlust tut mir sehr leid“, sagte er. „Ihr Mann war ein guter Freund von mir. Ich werde ihn vermissen.“

Sie nickte. „Danke. Ja, Thane war ein ganz besonderer Mann. Bitte setzen Sie sich doch!“ Sie zeigte auf eine kleine Sitzgruppe und wandte sich um. Als er ihr folgte, konnte Mike den Blick nicht von ihren Hüften abwenden.

Verdammt, das kam ihm jetzt alles andere als gelegen. Mehr denn je wünschte er sich, nicht für Vivian Warner arbeiten zu müssen.

Sie wartete, bis er sich in dem großen Ohrensessel niedergelassen hatte, und setzte sich dann weiter als nötig von ihm weg.

Plötzlich begriff Mike, dass sie in einer ähnlichen Lage war wie er. Thane hatte ihm den Job als Vorarbeiter angeboten, und Vivian wollte Thanes letzten Wunsch erfüllen, genau wie Mike.

„Danke, dass Sie gekommen sind und hier arbeiten wollen. Thane hat mir vor seinem Tod einen langen Brief geschrieben, in dem er Sie über den grünen Klee gelobt und gesagt hat, dass Sie die Ranch genau so führen würden, wie er es getan hätte. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr mich das freut. Das heißt … Sie nehmen den Job doch an, oder?“

Er zögerte kurz und nickte dann. „Ja. Ich habe Thane versprochen, dass ich es drei Monate lang probiere. Um zu sehen, ob es passt oder nicht.“

„Das heißt, Sie sind hier nur auf Probe?“, fragte sie, und ihr Lächeln verschwand. „Thane hatte großes Vertrauen in Sie. Daher hoffe ich, dass es Ihnen bei uns gefallen wird. Slade Jackson, unser Vorarbeiter, will in den Ruhestand gehen, und ich selbst habe keine Ahnung von Landwirtschaft.“

„Ja, das hat Thane mir erzählt“, erwiderte Mike. Er fragte sich, wie oft er Vivian sehen würde, sobald er mit der Arbeit begonnen hatte. Wahrscheinlich musste er ihr einen wöchentlichen Bericht abliefern. Aber das ging schließlich auch per E-Mail.

„Es gibt ein Haus auf dem Gelände, wo Sie wohnen können“, fuhr sie fort. „Tatsächlich wohnen die meisten Männer, die für uns arbeiten, hier auf der Ranch.“ Sie schlug die Beine übereinander und lehnte sich zurück. „Was mich betrifft, ich bin Malerin. Ich besitze eine Galerie in Dallas, wo ich meine Bilder ausstelle. Sie werden aber auch noch in drei anderen Galerien in Houston, Austin und Santa Fe gezeigt. Wie Sie sich bestimmt vorstellen können, beansprucht das viel von meiner Zeit. Wir haben auch noch einen Buchhalter mit einem Assistenten auf der Ranch, der sich um die Rechnungen kümmert. Außerdem gehören noch ein paar Cowboys zur Belegschaft, die hin und wieder als meine Fahrer einspringen. Vielleicht haben Sie ja die Limousine in der Garage gesehen. Oder die Landebahn für unsere zwei kleinen Flugzeuge. Drei von unseren Cowboys sind Piloten. Ich habe in Ihrem Lebenslauf gelesen, dass Sie auch eine Fluglizenz haben?“

„Ja, das ist korrekt.“

Sie nickte zufrieden. „Wir haben eine eigene Köchin, Francie Ellison. Sie kommt an fünf Tagen in der Woche und manchmal an den Wochenenden für spezielle Gelegenheiten. Sie hat ein kleines Apartment im dritten Stock. Genau wie Heather, unsere Haushälterin und Waldo, ihr Mann, der bei uns als Gärtner arbeitet. Wie Sie sehen, lebe ich nicht allein hier im Haus, Mr. Moretti.“

„Bitte nennen Sie mich Mike!“

Vivian nickte und verschränkte ihre Finger ineinander. „Sie sollten wissen, dass ich ein paar Probleme auf der Ranch habe. Allerdings hoffe ich, dass sie sich mit Ihrem Erscheinen in Luft auflösen werden. Da ich hier ziemlich isoliert lebe und jeder in der näheren Umgebung weiß, dass ich Witwe bin, gibt es zwei Männer, die mir nachstellen. Ich habe keine Angst vor Ihnen, das Ganze ist nur ziemlich lästig. Übrigens habe ich auch einen Bodyguard, weil ich aufgrund meines Vermögens natürlich ein Ziel für Kidnapper bin. Mein Vater hat damals darauf bestanden, und Thane war gleich damit einverstanden.“

„Henry ist Ihr Bodyguard, richtig?“

Sie nickte erstaunt. „Ja, das stimmt. Woher wissen Sie das?“

Er lächelte. „Nun ja, er wirkte auf mich nicht gerade wie ein typischer Butler.“

„Sie sind offensichtlich ein scharfer Beobachter, Mike. Henry Paine und seine Frau Millie wohnen hier im Haus, ebenfalls im dritten Stock. Ich hielt es für richtig, dass er immer in meiner Nähe ist.“

„Auf jeden Fall.“

Sie lächelte. „Millie ist meine Assistentin und hilft mir bei der Organisation meiner Arbeit. Von den Problemen, die ich hier habe, hat Thane nichts gewusst, denn ich wollte ihn in Afghanistan nicht mit meinen Sorgen belasten. Und jetzt, wo Sie hier sind, hoffe ich wie gesagt, dass eins meiner Probleme, und zwar das kleinere, sich in Luft auflösen wird. Es betrifft einen meiner Angestellten.“ Sie seufzte und strich sich durch das blonde Haar. „Thane hat immer gesagt, dass Leon Major besser mit Pferden umgehen kann als jeder andere Cowboy. Deshalb würde ich ihn eigentlich gern behalten. Außerdem ist er nicht gefährlich, er ist einfach nur ein bisschen lästig. Seit Thanes Tod hat er mich ein paarmal aufgesucht. Zuerst dachte ich, dass der Grund für diese Besuche die Ranch oder das Geschäft wären.“

„Aber so war es nicht“, sagte Mike, und sie nickte.

„Ich habe ihm gesagt, dass er nicht ins Haus kommen soll. Er kann mit Slade sprechen, unserem Vorarbeiter. Bis jetzt hat Leon auch kooperiert, und ich denke, wenn Sie den Job annehmen, wird sich das Problem erledigen.“

„Und was ist das andere?“

„Das ist leider sehr viel größer. Mein Nachbar Clint Woodson weiß, dass ich Witwe bin und nichts von Landwirtschaft verstehe. Er ist geschieden und möchte, dass ich mit ihm ausgehe. Ich weiß auch, dass er scharf auf die Ranch ist.“

„Sind Sie denn daran interessiert zu verkaufen?“

„Im Augenblick nicht. Vielleicht in Zukunft einmal, aber ich möchte nichts übereilen. Außerdem hoffe ich natürlich, dass er aufhören wird mich zu belästigen, sobald er das weiß. Keiner der beiden Männer hat bisher eine Anstandsgrenze überschritten, deshalb musste Henry noch nicht einschreiten. Sie müssen wissen, Mr. Moretti, dass ich mit keinem anderen Mann außer Thane je ausgegangen bin und das auch nicht vorhabe. Natürlich gibt es noch andere Männer in meinem Leben, aber sie sind einfach nur gute Freunde. Clint hat öfters angefragt, ob er mich ausführen darf, doch ich bin nie darauf eingegangen. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, ich habe keine Angst vor ihm oder sowas. Er geht mir einfach nur auf die Nerven, und ich habe keine Lust, auf seine Avancen einzugehen.“ Sie lachte. „Ein- oder zweimal hat er mir auch Geschenke gemacht, aber ich habe sie alle zurückgewiesen. Irgendwie scheint er nicht zu kapieren, dass ich nicht an ihm interessiert bin und auch nicht vorhabe, die Ranch an ihn zu verkaufen.“

Mike nickte. „Sobald ich hier die Verantwortung habe, werden wir ihn aufhalten, wenn er auch nur einen Fuß auf das Anwesen setzt. Ich kann auch gern mit dem Sheriff sprechen, damit es von Anfang an keine Missverständnisse gibt.“

„Gute Idee“, erwiderte Vivian zustimmend. „Ich habe sogar schon daran gedacht, den Code zu ändern, aber bei den vielen Menschen, die hier leben und arbeiten, könnte er ihn leicht bekommen. Außerdem lassen wir das Tor meistens offen.“

„Wir könnten vorübergehend einen Wachmann engagieren“, schlug Mike vor.

„Ja, mal sehen.“ Dann fuhr sie fort, ihm von Clint zu erzählen. „Sobald Thane eingezogen wurde, hat Clint sich mit meinem Vater angefreundet. Die beiden haben gemeinsame geschäftliche Interessen. Wie dem auch sei, ich wollte nur, dass Sie darüber Bescheid wissen. Auf meinen Vater kann ich schon selbst aufpassen.“

„Bestimmt wird Ihr Nachbar bald kapieren, was Sache ist.“

Sie lehnte sich zurück und stieß einen erleichterten Seufzer aus. „Thane hat mir in einem langen Brief geschrieben, wie sehr er Ihnen vertraut. Und dass auch ich Ihnen vertrauen kann.“

Mike sah in ihre wunderschönen Augen und fragte sich im Stillen, wie oft er sich wohl Thanes Vertrauen in Erinnerung rufen musste. „Er war mein Freund, und es tut mir unglaublich leid, dass er es nicht nach Hause geschafft hat.“

Sie nickte, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Sie können sich nicht vorstellen, wie sehr er mir fehlt.“

Es herrschte eine Weile Schweigen, dann sagte Vivian: „Wie schnell können Sie mit der Arbeit anfangen?“

„Gleich morgen, wenn Sie es wünschen. Beim Militär habe ich gelernt, mit wenig Gepäck zu reisen. Deshalb kann ich auch sofort einziehen.“

„Das ist wunderbar. Solange Slade noch hier ist, können Sie das Gästehaus benutzen. Nach seinem Abschied müssen wir das Haus des Vorarbeiters erst einmal renovieren. Sie können dabei gern mitbestimmen, und danach ist es dann Ihr Heim.“

„Klingt gut“, erwiderte er zustimmend und wartete ab, ob das schon alles war.

„Ich … es … es gibt noch etwas, worum ich Sie bitten wollte“, setzte sie stockend hinzu.

„Schießen Sie los!“

„Wenn Sie sich hier eingewöhnt haben, könnten wir dann vielleicht ein paarmal miteinander ausgehen? Zum Essen, meine ich, in einem Restaurant, wo die Leute uns sehen?“ Sie holte tief Luft. „Nur, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Aber ich bin mir ganz sicher, dass das meine beiden Verehrer abschrecken wird und sie mich danach bestimmt nicht mehr belästigen werden. Wir könnten zum Beispiel in einen Country Club in Dallas fahren. Selbstverständlich würde ich Sie einladen.“ Ihre Wangen röteten sich. „Das ist natürlich kein Muss, bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Und wenn es eine Frau in ihrem Leben gibt …“

„Bitte entspannen Sie sich, Mrs. Warner. Natürlich kann ich Sie zum Essen ausführen.“ Er hoffte nur, dass sie recht hatte und dass das die anderen Männer wirklich abschrecken würde. Was ihn selbst anging, war er sich jedoch nicht sicher, ob das eine gute Idee war. Aber er ließ es sich nicht anmerken. „Sagen Sie mir einfach Bescheid, wann und wo. Schließlich kennen Sie sich hier besser aus als ich.“

Sie nickte, und er betrachtete sie nachdenklich. Er fühlte sich stark zu ihr hingezogen, doch gleichzeitig wusste er natürlich, dass er die Hände von ihr lassen musste. Schließlich war sie Thanes Frau. Auch wenn es leicht wäre, sich in ihren großen Augen zu verlieren.

„Wie gesagt, ich bin mir sicher, dass es die gewünschte Wirkung haben wird“, wiederholte sie. „Aber wenn Sie Nein sagen, verstehe ich das voll und ganz.“

„Mrs. Warner, es macht mir wirklich nichts aus, mit Ihnen essen zu gehen.“

„Vivian, bitte.“

„Also, ich fände es besser, Sie bis zu unserem Dinner Mrs. Warner zu nennen. Danach wechsle ich zu Vivian.“

„Gut, wie Sie möchten. Dann leite ich die Sache mit dem Abendessen in die Wege. Bitte merken Sie sich, dass es übernächstes Wochenende stattfinden wird. Ich habe Tickets für eine Wohltätigkeitsveranstaltung. Es wird ein Dinner mit Tanz im Country Club in Dallas geben. Sie werden auch einen Smoking brauchen.“

„Kein Problem, das kriege ich hin“, erwiderte er lächelnd.

„Gut. Clint ist auch Mitglied dort, es kann also gut sein, dass er da sein wird.“ Sie zuckte die Schultern. „Es ist ein bisschen unheimlich, aber er scheint immer zu wissen, was ich vorhabe, und taucht dann auch dort auf.“

„Haben Sie vielleicht gesehen, ob Ihnen jemand folgt, wenn Sie die Ranch verlassen? Vielleicht hat er ja einen Privatdetektiv engagiert.“

„Nein, mir ist nichts aufgefallen. Aber ich habe auch nicht darauf geachtet.“ Sie lächelte. „Und wenn Sie es genau wissen wollen, verlasse ich die Ranch nicht sehr oft, denn schließlich male ich die ganze Zeit. Diesen Monat habe ich eine neue Ausstellung, die ich noch vorbereiten muss.“

„Also, bitte machen Sie sich wegen Clint keine Sorgen. Ich bin mir sicher, dass wir ihn loswerden.“

„Vielen Dank, Mike. Das ist wirklich eine große Erleichterung für mich.“