Sizilianischer Liebeszauber - Adriana Mandione - E-Book

Sizilianischer Liebeszauber E-Book

Adriana Mandione

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Beschreibung

Nach 15Jahren geht die Beziehung von Bianca und Alex in die Brüche. Zum Glück kann sich Bianca auf ihre Freundin Stella verlassen, bei der sie nach der Trennung auch unterkommt. Die durchaus attraktive Sizilianerin kann sich kaum wieder für den Alltag aufrappeln. Zu gross ist die Enttäuschung. Zu gross ist der Schmerz. Doch als sie über den grössten Schmerz hinweg ist, trifft sie eine Entscheidung. Bianca gibt ihr Leben in der Schweiz auf und geht nach Sizilien. Dorthin, wo ihre Wurzeln sind. In Palermo will sie einen Neuanfang wagen. Alleine! Denn sie ist davon überzeugt, sich nie mehr verlieben zu können. Bis sie in Palermo Giulio begegnet.

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Seitenzahl: 205

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Adriana Mandione

Sizilianischer Liebeszauber

Roman

Adriana Mandione

Impressum

Texte:  

© 2023 Adriana Mandione

Coverdesign und Umschlaggestaltung:

© 2023 Florin Sayer-Gabor

www.100covers4you.com

Prolog

Bianca Felice ist gar nicht so glücklich, wie es ihr Name scheinen lässt. Nach einer gescheiterten Beziehung steht sie an einem Wendepunkt in ihrem Leben.

Die Beziehung mit Alex hielt knapp fünfzehn Jahre. Gewiss ist das für eine Jugendliebe eine lange Zeit. Für Bianca war er die Liebe ihres Lebens und sie war immer davon überzeugt, dies für ihn auch zu sein. Doch Alex kam immer weniger mit Biancas Temperament zurecht. Während sie auch mit dem älter werden, nie ruhiger wurde, sehnte er sich immer mehr nach einem ruhigeren Leben. Etwas Ruhe und Besinnlichkeit. Diese Sehnsucht wurde immer grösser.

Auf einer Geburtstagfeier machte Alex eine sehr angenehme Bekanntschaft. Sehr schnell merkte er, dass Britta ganz anders als Bianca ist. Zurückhaltend, fast schon etwas schüchtern. Ruhig und wenn sie spricht, dann tut sie das sehr sachlich und in angenehmer Art und Weise. Das Gegenteil von Bianca stand plötzlich vor ihm. Genau das, was er sich wünschte. Und es kam, wie es kommen musste. Alex verliebte sich Hals über Kopf in sie.

In dieses Leben, das er sich für die Zukunft wünscht, passt Bianca nicht mehr. So sah er keine andere Möglichkeit mehr, als sie nach all den gemeinsamen Jahren zu verlassen.

Bianca, die quirlige und wahrhaftig temperamentvolle Sizilianerin spricht gerne auch einfach mal grade heraus, ohne sich vorher irgendwelche Gedanken darüber zu machen. Sie muss immer etwas tun und wenn immer möglich auch in Bewegung sein. Und wenn sie doch einmal Zeiten ganz nach ‚Dolce Vita‘ hat, läuft das Mundwerk dafür noch mehr als es das sonst schon tut.

Nach der Trennung

Bianca, von allen immer nur liebevoll „Bibi“ genannt, ist am Boden zerstört. Sie kann die Welt nicht mehr verstehen und findet keine Antwort darauf, weshalb ihr das Leben so mitspielt.

Nachdem Alex die Beziehung beendete, kann sie nun vorübergehend bei Stella wohnen. Bereits seit der Schulzeit sind sie beste Freundinnen und immer füreinander da. Obwohl die Freundschaft schon so viele Jahre dauert, ist es für Stella eine neue Erfahrung, Bianca so deprimiert zu sehen. So hat sie das sonst so aufgeweckte Energiebündel noch nie erlebt. Stella versucht alles, um Bianca ein wenig aufzumuntern. Allerdings ist dies ein sehr schwieriges Unterfangen.

Selbst den Alltag vernünftig zu bewältigen, scheint im Moment eine grosse Herausforderung und unmöglich zu sein. Schon seit einigen Tagen liegt sie nur im Bett und vergeht in ihrem Trennungsschmerz und Selbstmitleid.

Ihr eigenes Geschäft hat Bianca vorübergehend geschlossen. Ein Schild an dessen Tür mit der Aufschrift, Wegen Trauerfall geschlossen, soll die Kundschaft auf den Grund aufmerksam machen.

Bianca ist mit Herz und Seele Floristin. Bereits im Alter von zwanzig Jahren erfüllte sie sich den Herzenswunsch vom eigenen Geschäft, welches sie mit viel Fleiss und Mühe aufgebaut hat. Mittlerweile kann sie ganz gut davon leben.

Stella kann diesen traurigen Anblick ihrer Freundin nicht mehr ertragen.

„Du musst dem Ganzen endlich ein Ende machen, Bibi. So kann es doch nicht mehr weitergehen! Wenn etwas vorbei ist, dann ist es eben vorbei. Punkt!“, ruft Stella mit bestimmtem Ton.

Natürlich ist auch Bianca klar, dass es so nicht mehr weitergehen kann. Und sie kann auch Stella’s Worte verstehen, die gerade etwas hart bei ihr angekommen sind.

Obwohl… Irgendwie, kann das Stella gar nicht richtig verstehen, glaubt sie. Ist sie doch eine überzeugte Singlefrau und möchte, ganz anders als Bianca, nie eine feste Beziehung haben. In solchen Dingen ist Stella sehr kühl und äusserst pragmatisch unterwegs. Zuviel Gefühlsduseleien gehen ihr ziemlich schnell auf die Nerven. Auch dann, wenn diese von ihrer besten Freundin kommen.

„Ja, ich weiss, dass es so nicht mehr weitergehen kann“, kommt endlich eine Reaktion von Bianca.

„Du hast ja recht. Aber Alex ist nun einfach mal die Liebe meines Lebens und all die gemeinsamen Jahre kann ich auch nicht einfach so vergessen oder aus meinem Leben streichen. Ich weiss auch, dass ich den Laden wieder einmal öffnen muss. Ich weiss, ich weiss…“

Ein tiefer Seufzer unterstreicht ihre Worte und soll deutlich machen, wie schwer ihr im Moment alles fällt.

Langsam räkelt sie sich und bemüht sich endlich einmal aus dem Bett. Gerade spürt sie, wie gut ihr die kleinsten Bewegungen tun.

Stella ist enorm erleichtert und froh über Biancas Einsicht.

„Was meinst du? Wollen wir heute Abend essen gehen? Endlich wieder einmal etwas anderes sehen als die Wände hier, würde dir bestimmt guttun.“

Ein Lächeln huscht über Stellas Gesicht, nachdem Bianca diesem Vorschlag zustimmte. Endlich! Endlich bewegt sich Bianca wieder ein wenig.

„Ich werde jetzt ins Bad gehen damit ich wieder mal, wie ein Mensch aussehe. Ich sehe ja ganz furchtbar aus. Mensch Stella… warum muss auch dieser blöde Spiegel da hängen. Ist ja schrecklich… Danach mache ich Bestellungen, damit ich morgen Ware erhalte und wieder arbeiten kann.“

„Ja, mach‘ das. Das ist eine gute Idee. Da werden sich viele freuen, wenn du den Laden wieder öffnest.“

Mit Vorfreude auf den Abend ruft Stella im Lokal an, das längst schon zu Biancas und ihrem Lieblingslokal wurde und reserviert die Plätze.

Es vergeht viel Zeit, bis Bianca alles erledigt hat um am nächsten Tag das Geschäft wieder öffnen und arbeiten zu können. Doch es scheint, als würde sie es geniessen. Sie ist sichtlich zufrieden, wieder auf etwas andere Gedanken zu kommen.

Während sie sich am frühen Abend zurecht machen, ist die Stimmung recht ausgelassen. Die Freude darüber, endlich wieder etwas zusammen zu unternehmen ist bei beiden gross.

Es ist ein milder Frühlingsabend, der dazu einlädt, auf dem Fussweg zum geplanten Abendessen zu gehen. Gemütlich schlendern sie am Ufer der Limmat entlang in Richtung See, in dessen Nähe sich das Lokal befindet. Die Frühlingsluft scheint langsam Biancas Lebensgeister zu wecken. Doch an der Quai-Brücke bleibt sie ruckartig stehen. Ihr Lächeln verschwindet sofort und der Gesichtsausdruck wandelt sich von fröhlich zu traurig.

Hier an der Quai-Brücke hängen viele kleine Schlösser, die verliebte Paare angehängt haben. Meist sind sie auch mit Namen und einem Datum versehen. Irgendwo, zwischen all diesen Schlössern hängt auch eines von Bianca und Alex. Der Moment, in dem sie das Schloss gemeinsam befestigten… damals… Wie ein Film geht Bianca gerade dieser Tag durch den Kopf, an dem sie das Schloss dort befestigt haben. Wie glücklich sie damals doch waren. Und jetzt soll das alles vorbei sein?

„Komm‘, Bibi. Lass gut sein. Irgendwann wirst du hier vorbei gehen und dir keine Gedanken mehr darüber machen. Vielleicht sogar nicht einmal mehr daran denken.“

Bianca atmet tief ein und genaus so tief wieder aus, bevor sie Stella entgegnet:

„Ja, wahrscheinlich hast du recht. Es braucht halt einfach seine Zeit. Aber glaube mir, Stella… Ich werde mich nie wieder verlieben können. Das kann ich nicht mehr. Jetzt bin ich schon fünfunddreissig und es ist vorprogrammiert, dass ich den Rest meines Lebens alleine sein werde. Das ist doch irgendwie tragisch. Oder? Das ist doch einfach nicht gerecht! Warum, das frage ich mich, kann er plötzlich mein angebliches Temperament nicht mehr ertragen? Ich bin doch mit den Jahren viel ruhiger geworden… ich kann das nicht verstehen!“

Nach den Worten ‚Ich bin doch mit den Jahren viel ruhiger geworden‘ kann sich Stella ein Schmunzeln nicht mehr verkneifen. Und ausgerechnet Bianca soll sich nie mehr verlieben können? Da wird es wohl viel eher schwarzen Schnee geben als für lange Zeit eine Bianca in nicht verliebten Zustand. Das ist sicher! Doch ist es auch verständlich, dass es sich im Moment für die durchaus attraktive Sizilianerin so anfühlen muss.

„Ach, komm schon“, will die ewige Singlefrau etwas aufheiternd wirken, „dann flirtest du halt eben nur. Das reicht doch eigentlich sowieso!“

Nach diesen doch sehr trocken gesprochenen Worten müssen beide einfach nur lachen. Was für eine einfältige Unterhaltung. Und Worte wie ‚dann flirtest du halt eben nur‘, können ja wirklich nur von Stella kommen! Trotzdem tut sich Bianca sehr schwer mit der Situation und meint:

„Ich glaube, ich werde ihm aber noch einen Brief schreiben. Ich will einfach, dass er weiss, wie sehr er mich verletzt hat. Ich glaube nämlich, dass ihm das gar nicht so bewusst ist. Und ich finde, er soll das durchaus wissen.“

„Jetzt mach aber mal einen Punkt, Bibi. Du wirst ihm ganz bestimmt keinen Brief schreiben. Die Zeit, die du dafür aufwenden würdest, kannst du viel besser für irgendetwas Sinnvolleres brauchen. Ich hab’s doch schon mal gesagt – was vorbei ist, ist vorbei!“

„Si, lo so. (Ja, ich weiss.)“, murmelt Bianca und beschliesst, nichts mehr zu sagen. Zumindest nicht über oder wegen Alex. Zum einen hat es keinen Sinn und zum anderen möchte sie jetzt auch den Abend nicht verderben.

Diese Erkenntnis kommt gerade, als sie beim Lokal ankommen. Und sie weiss auch selbst, wie schlecht sie oftmals ihre Gefühlslage im Griff hat. Ist sie doch auch ein sehr emotionaler Mensch. Hin und wieder sprudeln die Gefühle einfach aus ihr raus, was in gewissen Situationen sehr unangenehm sein kann. Aber so, ist sie einfach nun mal!

Sie geniessen den Abend sichtlich und auch Bianca hat inzwischen ein anderes Gesprächsthema gefunden als Alex. Dabei eröffnet sie Stella ihre Überlegungen, nach Sizilien zu gehen und sich dort ein neues Leben aufzubauen. Ihre Eltern sind bereits vor einigen Jahren wieder nach Sizilien zurückgekehrt. Als Bianca sechs Jahre alt war, kam die Familie in die Schweiz. So wuchs die kleine Bibi in Zürich auf und entwickelte sich zu einer gutaussehenden, attraktiven Frau. Doch mit ganzem Herzen zu Hause ist sie immer nur in Sizilien. Stella, die eine ähnliche Geschichte hat und deren Eltern mittlerweile ebenfalls wieder nach Sizilien gingen, kann das gut verstehen.

„Ich kann das gut verstehen, Bibi“, beteuert Stella,

„vielleicht sind wir ja irgendwann beide wieder in Sizilien. Das wäre doch irgendwie auch schön, nicht wahr? Wir werden sehen, was die Zeit noch alles bringen wird.“

„Oh ja, das wäre es, Stella. Das wäre in der Tat schön!“

Es ist diese innere Sehnsucht, tief im Herzen, die oft die Seele schreien lässt. Die Sehnsucht nach Heimat, die Bianca in der Schweiz nie richtig gefunden hat.

„Jetzt freue ich mich doch richtig auf Morgen und auf meinen Laden. Danke, Stella! Du bist die beste Freundin, die man haben kann. Was würde ich nur ohne dich machen?“

„Ach Bibi. Du bist doch auch immer für mich da. Das macht doch so eine tolle Freundschaft auch aus. Zudem bin ich froh, dass du morgen wieder arbeitest. Diese Ablenkung wird bestimmt auch gut sein.“

Der nächste Tag beginnt für Bianca sehr früh und mit etwas Besorgnis. Hat sie doch auf dem Schild die Schliessung mit

Trauerfall begründet. Was sagt sie, wenn jemand nachfragt? Sie hat keine Lust, ihre Geschichte von der Trennung zu erzählen. Sie muss sich noch etwas einfallen lassen.

Der Alltag hat Bianca schnell wieder zurück. Trotzdem vergeht kein Tag, an dem sie nicht an Alex und die gemeinsame Zeit denkt. Und es vergeht immer noch kein Tag, an dem sie nicht heimlich Tränen vergiesst.

Es fällt ihr schwer, die Situation zu akzeptieren. Und sie kann ihn einfach nicht verstehen.

Trotzdem weiss sie, dass ihr keine andere Möglichkeit bleibt, als sich damit abzufinden und ihr Leben neu zu ordnen.

Wie soll es weitergehen?

Bianca sitzt in der Küche. Tief, in Gedanken versunken. Vor ihr steht ein Espresso, der längst schon seine Wärme verloren hat. Ihr Blick ist starr gegen die Wand gerichtet und ihre Gedanken drehen sich im Kreis.

Mittlerweile sind bereits sechs Monate seit der Trennung ins Land gegangen. Und Bianca wohnt immer noch bei Stella. Über die Trennung ist sie immer noch nicht so recht hinweg und zweifelt, ob sie überhaupt je wieder einmal glücklich sein wird.

Wäre es vielleicht doch nicht besser, wenn sie weg gehen würde? Weg, von allem hier?

Ein Neuanfang in Sizilien, zurück zu den Wurzeln. Mittlerweile scheint ihr dies die einzige Möglichkeit zu sein, um mit der Trennung abschliessen zu können. Auch wäre sie dann ihren Eltern wieder näher und könnte sie wieder etwas mehr sehen. Obwohl sie sich nicht an diesem Ort niederlassen würde, wo ihre Eltern sind. Denn dort gäbe es für sie auch, oder gerade beruflich keine Zukunft.

Sie würde nach Palermo gehen. So viel steht schon mal fest. Dort hätte sie auch die Möglichkeit, mit einem neuen Blumenladen Erfolg zu haben. Davon ist sie überzeugt.

Wie aus der Starre erwacht, nimmt sie plötzlich etwas hastig das Handy, das vor ihr auf dem Tisch liegt und wählt eine Nummer.

„Ciao mamma. Come stai? (Tschau Mama. Wie geht es dir?)“, begrüsst sie ihre Mutter, die sich sichtlich freut, ihre Tochter wieder einmal zu hören. Bianca möchte wissen, ob sie einige Tage zu ihnen gehen kann. Als Vorwand gibt sie an, einen Kurzurlaub zu brauchen, um etwas ausspannen zu können. Auch wenn die Beziehung mit Alex schon eine ganze Weile vorbei ist, wissen ihre Eltern noch immer nichts davon. Doch langsam ist es an der Zeit, dass sie es erfahren. Allerdings mag es Bianca nicht am Telefon mitteilen. Vor allem ihrer Mutter nicht, die Alex auch sehr mag. Für sie gehört er einfach an Biancas Seite. Diese Nachricht wird ihr das Herz brechen.

Doch die Entscheidung, ob sie wirklich einen Neuanfang in Sizilien wagt, ist noch offen. Davon will sie ihren Eltern noch nichts erzählen.

Vielleicht aber streckt sie trotzdem schon mal die Fühler nach einer Wohnung und Geschäftsräumen aus, wenn sie dort ist. Das wird sich zeigen. Sich schlau zu machen kann ja nicht schaden.

„Ciao Bibi“, hört sie Stella laut durch die Wohnung rufen, „ich bin zu Hause.“ Bianca aber, ruft nicht zurück. In Gedanken ist sie immer noch in Sizilien und überlegt, wie sie die Trennung ihren Eltern am besten mitteilen kann. Das wird nicht einfach werden.

„Na? Alles gut? Was machst du?“, möchte Stella wissen.

„Ach ja. Alles gut. Ich habe gerade mit meiner Mutter gesprochen. Ich werde ein paar Tage Urlaub machen und sie besuchen. So langsam sollten sie etwas über die Trennung erfahren. Doch ich mag es nicht am Telefon sagen. Sag mir, was ich dir aus dem schönen Sizilien mitbringen soll. Oder kommst du mit? Ja, komm doch mit. Du hast auch schon lange keinen Urlaub mehr gemacht. So ein paar Tage würden dir bestimmt auch guttun. Was meinst du?“

Stella ist gerade dabei, sich mit einer eigenen Werbeagentur selbständig zu machen. Da bleibt keine Zeit für einen Urlaub. Zumindest noch nicht.

„Das ist lieb, Bibi. Grazie mille. Aber das liegt grade nicht drin. Du weisst ja… die Arbeit.“

Aber Bianca wäre nicht Bianca, wenn es ihr nicht gelingen würde, Stella davon zu überzeugen, dass ein paar Tage abschalten, wertvoller, als Geld und Gold sind.

„Doch Stella, du kommst bitte mit. Du bist sowieso schon am Anschlag und so ein paar Tage kannst auch du ganz gut gebrauchen. Ok? Ich sehe dir doch an, dass du beinahe auf dem Zahnfleisch läufst. Die Selbständigkeit bringt dir nichts, wenn du irgendwann einfach zusammenklappst. Ich mache mir schon etwas Sorgen um dich.“

Natürlich weiss Stella, dass sie gegen Bianca so gut wie keine Chance hat. Und ausserdem… Bianca hat nicht ganz unrecht. Das ist Stella sehr wohl bewusst. Bianca quasselt immer noch vor sich her – oder auf Stella ein – bis diese endlich nachgibt.

„Ok, ok. Ich komme mit. Aber nicht zu lange. Nur ein paar Tage. Nicht, dass wir hängen bleiben und vier Wochen weg sind. Verstanden?“

Die Mundecken ihres Gegenübers ziehen sich weit nach oben. Bianca freut sich wie ein Honigkuchenpferd.

„Aber ja doch. Nur ein paar Tage. Ich muss ja auch wieder arbeiten. Und weisst du was? Morgen werde ich für uns kochen. Und jetzt, nehmen wir erst mal ein Schlückchen Champagner.“

Ein wenig hat Bianca schon ein schlechtes Gewissen, weil sie Stella überredet hat sie zu begleiten. Schliesslich weiss sie genau wie es ist, sich eine Selbständigkeit aufzubauen. Trotzdem ist sie der Meinung, dass diese paar Tage auch für Stella gut sein werden.

Am nächsten Tag steht Bianca wie versprochen in der Küche und zaubert allerlei Leckereien zu. Die Arancini sind längst fertig, weshalb Stella immer wieder in die Küche huscht und mit einem solchen gefüllten Reisbällchen genauso schnell wieder verschwindet. Sie hatte schon lange keine so leckeren Arancini mehr von Bianca. Sie selbst bekommt diese nicht so hin. Aber sie kocht auch nicht so gerne wie ihre Freundin. Und bei der Menge, die Bianca immer kocht, spielt es keine Rolle, wenn vorweg schon etwas verschwindet. Denn sie brauchen bestimmt drei Tage, bis das alles weg ist.

Das Klingeln an der Haustür ruft plötzliches Erstaunen hervor. Bis sich Stella an den Kopf fasst und völlig entsetzt von sich selbst ist.

“Oh nein. Ich habe dir vergessen zu sagen, dass Tom und Antonio noch vorbeikommen. Sie wollen mir bei einem Auftrag helfen. Und das wollten wir heute Abend besprechen. Ach, bin ich ein Depp.“

Die Hand liegt immer noch auf ihrer Stirn, während sie nicht glauben kann, diese Verabredung wirklich vergessen zu haben.

„Mamma mia, Stella. Mach kein Drama draus“, kommt locker von Bianca daher.

„Das ist doch egal. Die können gleich mitessen. Es ist doch mehr als genug da. Nun mach schon die Tür auf und lass sie nicht so lange warten.“

Stellas Begrüssung „Habt ihr Hunger?“, lässt Tom und Antonio förmlich dem Geruch nach in die Küche gehen, wo Bianca freudestrahlend in den Kochtöpfen rührt. Einmal in diesem… dann wieder im anderen…

„Ciao Bibi“, wird sie von beiden kurz und knapp mit Küsschen links und Küsschen rechts begrüsst.

„Kochst du etwa extra für uns? Mensch, wie das lecker duftet.“

„Nein, nein… nicht extra für euch. Bildet euch ja nichts darauf ein. Aber wenn ihr schon da seid, könnt ihr gerne mitessen. Ihr seht ja, es ist genug da. Also, natürlich nur, wenn ihr wollt und Hunger habt.“

Die Freude der beiden ist gross. Längst schon ist ein Essen von Biancas Kochkünsten überfällig. Und Hunger haben Tom und Antonio immer.

Nach und nach wird alles aufgetischt. Bei Gesprächen, Diskussionen und Gelächter vergeht der Abend wie im Fluge. Nur über die gemeinsame Schulzeit wurde nicht viel gesprochen. Wohl, weil man sonst auch auf Alex zu sprechen gekommen wäre und damit wollte niemand die Stimmung kaputt machen. An arbeiten ist da nicht mehr zu denken. Doch das ist Stella mittlerweile egal. So ein ausgelassener und lustiger Abend gab es schon lange nicht mehr. Und auch Bianca ist äusserst gut drauf. Das ist wichtiger, als die Arbeit.

„Mensch, Bibi. Das Essen ist einfach fabelhaft. Und die Pasta alla Norma… ein Traum.“

Antonio kann nicht genug davon essen, obwohl er eigentlich längst schon rappelsatt ist.

Rezept: Gefüllte Auberginen

4 mittelgrosse Auberginen

300gr. Hackfleisch (Rind)

100gr. Provola-Käse

2 Eier

3 EL geriebener Parmesan

1dl Olivenöl

Salz und Pfeffer

Zubereitung

Beim Provola-Käse die Rinde abschneiden und den Käse in kleine Würfel schneiden.

Die Auberginen waschen und längs halbieren. Das innere Fruchtfleisch rausnehmen und in kleine Stücke schneiden.

2EL Öl in eine Pfanne geben und die Auberginenstücke goldbraun braten. Anschliessend auf Küchenpapier abtropfen lassen.

In der gleichen Pfanne 2EL Öl erhitzen und das Hackfleisch anbraten. Das Hackfleisch anschliessend in eine Schüssel geben. Die Auberginenstücke, die Eier, 2EL Parmesan und den Provola-Käse zum Fleisch in die Schüssel geben. Mit Salz und Pfeffer würzen und die Zutaten gut vermischen.

Die Masse in die ausgehöhlten Auberginen füllen und mit dem restlichen Parmesan bestreuen.

Die Auberginen in eine mit Öl ausgestrichenen feuerfeste Form legen und im vorgeheizten Backofen bei 160° ca. 20 Minuten garen lassen.

Bei den Eltern

Tagelang freuen sich Biancas Eltern ihre Tochter endlich wieder einmal zu sehen und sie in die Arme nehmen zu können. Bianca hat nicht erwähnt, dass Stella sie begleiten wird. Es sollte eine Überraschung werden, die ihr wirklich sehr gelungen ist. Stella gehört praktisch zur Familie und in Stellas Familie ist es mit Bianca genauso. Schweisst doch so eine Freundschaft von Kindesbeinen an, auch die Familien zusammen.

Gemütlich sitzen sie am Küchentisch. Während Antonella, Biancas Mutter, in ausgelassener Freude die Espressi serviert, erzählt Bianca schnell, dass die Beziehung mit Alex vorbei ist. Sie ist ungemein erleichtert, dass sie endlich damit rausgerückt ist.  Antonella lässt bei dieser Botschaft beinahe die Tassen fallen. Nur Francesco, sieht als Vater die Sache etwas gelassener.

„Seien wir mal ehrlich. Er hat doch sowieso nie so richtig zu dir gepasst. Nicht zu meinem Mädchen.“

Schnell hebt er die Hand hoch, damit Bianca und vor allem aber auch Antonella noch weiterhin zuhören.

“Ich weiss, er war deine grosse Liebe. Aber er hatte doch immer etwas Mühe mit deiner sehr offenen Art und aber auch mit deinem Temperament. Mamma mia, siamo Siciliani! (Mamma mia, wir sind Sizilianer!) Das hat er nie ganz begriffen!“

„Ah, papà! (Ach, Papa!) Hör auf damit. Wir wissen alle, dass du Alex nie besonders mochtest. Trotzdem ist… war er meine bisher einzige wahre und grosse Liebe.“ 

Biancas Ton ist sehr bestimmt. Sie findet es ganz und gar nicht nötig, dass er jetzt auch noch Salz in die offenen Wunden streut.

„Ich bin so froh, dass ich Stella habe. Ihr könnt mir glauben, sie hatte sehr viel Geduld mit mir in dieser Zeit.“

Während dem Sprechen, legt Bianca den Arm um Stellas Schulter und verleiht damit ihren Worten noch mehr Nachdruck und Dankbarkeit.

„Auch wir sind dir sehr dankbar, Stella“, sagt Antonella. „Ich glaube, deine Eltern und wir, wären nie zurück nach Sizilien gegangen, hätten wir nicht gewusst, dass ihr euch vollkommen auf eure Freundschaft verlassen könnt. Es ist doch so wichtig zu wissen, dass jemand da ist, wenn man jemanden braucht. Das ist doch im ganzen Leben so. Egal bei was. Nicht wahr?“ Ein allgemeines Kopfnicken am Tisch gibt ihr recht.

Erstaunlicherweise ist der erste Schock der Hiobsbotschaft über die Trennung bei Antonella rasch verschwunden. Zu gross ist bei ihr einfach die Freude darüber, Bianca und Stella bei sich zu haben. Sei es auch nur für eine sehr kurze Zeit. Denn in zwei Tagen wollen sie bereits wieder zurück. Umso mehr, soll diese Zeit gemeinsam genossen werden.

Diese Tage machen sie noch einen Abstecher zu Stellas Eltern, die im gleichen Ort wohnen und die sich genauso freuen ihre Tochter und Bianca wieder einmal zu sehen.

Rezept: Hühnerbrust mit Orange

2 Stk. Hühnerbrust (ca. 600gr.)

80 gr. Speck (in sehr dünne Scheiben geschnitten)

Sauce:

25 gr. Butter

25 gr. Mehl

¼ l Brühe (fettfreie Hühnerbrühe)

1 Orange

Salz

Zubereitung

Backofen auf 180° vorheizen. In einer feuerfesten Form einige Scheiben Speck auslegen. Das Fleisch in die Form und Speck darüberlegen.

Ca. eine halbe Stunde im Ofen garen.

In der Zwischenzeit die Brühe erwärmen. Die Orange waschen und auspressen. Die Schale aufbewahren.

Butter in einem kleinen Topf schmelzen und das Mehl einrühren. Sobald die Butter schäumt unter ständigem Rühren die Brühe dazugeben und bei mässiger Hitze ca. 5 Minuten kochen. Vom Herd nehmen, salzen und den Orangensaft einrühren.

Die Hühnerbrust quer aufschneiden und auf vorgewärmte Teller anrichten. Mit der heissen Sauce übergiessen. Die Orangenschale reiben und darüber streuen.

Zurück in der Schweiz

Der Gedanke, für immer nach Sizilien zu gehen festigt sich bei Bianca. Nach und nach fühlt sie immer mehr, dass dies der richtige Schritt wäre. Vielleicht sogar, der einzig richtige für sie. Doch was wird dann aus Stella? Sie, die immer da war und Bianca nie hängen liess. Deren Eltern auch in Sizilien sind. Lässt sie dann ihre Freundin nicht einfach im Stich und allein?

Es führt kein Weg daran vorbei. Sie muss unbedingt mit Stella sprechen. Bevor sie das schlechte Gewissen, das sie schon nur bei den Gedanken an Sizilien hat, ganz mürbe macht. Bianca will sich ein Herz fassen und dies am Abend tun. Vielleicht am besten bei einem Spaziergang am See.

„Sag mal Stella“, beginnt Bianca ganz zögerlich, während sie langsam und gemütlich dem Seeufer entlang schlendern.

„Was würdest du dazu sagen, wenn ich für immer nach Sizilien gehen würde? Wärst du mir böse? Oder könntest du dir das sogar für dich selbst auch vorstellen?“