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Alistair MacDougall

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Beschreibung

"Skizzen aus Schottland" führt Leserin und Leser in eine Zeitreise nach Schottland. Die wunderbaren, einfühlsamen Geschichten begleiten Sie ein ganzes Jahr durch das Schottland von vor mehr als 100 Jahren. Von der römischen Straße geht es auf das Feld von Culloden, werden die Veränderungen in einem Weber-Dorf erzählt, berichtet St. Giles in Edinburgh über den Schatten der Vergangenheit, weiter zu einem Tulpen-Garten am Rande des Marktflecken, dorthin, wo die Clans fielen, wir erleben Tam O´Shanters wilden Ritt, die Heide, Galloway, Kilt und Plaid am Ben Ledi, Cadzow Forrest, Fischer, einen Sonntag am Seeufer, spazieren zum Tal des Schicksals, nach Bute, rufen Erinnerungen an Schultage auf, tanzen einen Hochland-Reel, wandern nach Arran, durch den Firth, veranstalten Picknick auf einer Insel, erfahren einen Morgen im Hochland, eine Wald-Hochzeit, schlittern über Eis auf Loch Lomond, feiern Heiligabend und Hogmanay. Eine einzigartige Zeitreise in ein wunderbares Land. Neu übersetzt und herausgegeben von Michael Pick.

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Skizzen aus Schottland
Alastair MacDougall
Copyright © 2022 Michael Pick
All rights reservedThe characters and events portrayed in this book are fictitious. Any similarity to real persons, living or dead, is coincidental and not intended by the author.No part of this book may be reproduced, or stored in a retrieval system, or transmitted in any form or by any means, electronic, mechanical, photocopying, recording, or otherwise, without express written permission of the publisher.CopyrightMichael PickImkenrade 15g23898 [email protected]
Skizzen aus Schottland
Begebenheiten aus einem ganzen Jahr im alten Schottland
Eine römische Straße
Ruhig und sanft, mit dem milden Glanz des frühen Frühlings, legt sich die Nachmittagssonne auf das reiche Land. Auf Moor und Wald und Wiese, die sich nach Süden zur Grenze hin erstrecken. Die Spitze eines halb zerstörten Turms erhebt sich grau in der Ferne, inmitten der schattigen Wälder. Ein Fluss schlängelt sich in blauen Windungen durch das rostrote Tal, während der Rauch einer alten Grenzstadt in der Ferne wie ein bernsteinfarbener Dunst über dem Land schwebt.
Nach Norden geht der Blick über das reiche Weideland eines anderen Flusstals. Die roten Dächer von mehr als einem friedlichen Weiler schimmern dort warm zwischen den Alleen mit alten Bäumen. Und weit entfernt am Fuße des purpurnen Berges im Westen liegt die graue abgelegene Abtei des Bruce. Nördlich und südlich dieser reichen Landschaft markiert die Geschichte mit einem purpurroten Mal das Feld so mancher Schlacht; und obwohl Frieden und Stille heute im Sonnenschein schlummern, ist kaum ein Weiler oder eine Wiese in Sicht, deren Name nicht an irgendeinen Kampf vergangener Tage erinnert.
Über diese Hügel führte einst Prinz Charles Edward den letzten Raid (Feldzug) der Clans. Vor seiner Zeit waren es die Schlachtfelder von Douglas und Percy, von Cumberland und Liddesdale.
Hier, entlang des Kamms der Wasserscheide, die das Land meilenweit zu beiden Seiten beherrscht, verläuft noch immer die alte Landstraße des kaiserlichen Roms. Vom goldenen Meilenstein des Augustus im Kapitol, in einer Linie, die kaum von den blauen Meerengen unterbrochen wurde, strebt der Pfad der antiken Macht bis an diese Stelle. Hier pulsierte einst das eiserne Blut des starken Herzens, das weit entfernt im Süden schlug. Von den bewaldeten Tälern blickten die ehrfürchtigen Bewohner zweifellos vor langer Zeit auf und wunderten sich, als die dunklen Massen der Legionen diese Hügel hinabrollten.
Flut um Flut, wie das ansteigende Meer, rollten sie, um an der Barriere des Grampian-Gebirges zu brechen. Hier ritt Agricola, sein Gesicht auf die dunklen und nebelverhangenen Berge jenseits des Forth gerichtet, begierig darauf, durch Eroberung das Wort „Britannicus“ an seinen Namen zu heften. An seiner Seite wahrscheinlich der Tacitus, sein Schwiegersohn, um künftigen Generationen das Schottland jener Zeit zu beschreiben, das, wie er es kannte, „von den Wogen eines gewaltigen Meeres gepeitscht“ wurde.
Nach Süden eilten die schnellen Kuriere, die Rom die Nachricht von jener großen Schlacht bei Mons Grampus brachten. Wieder südlich, entlang dieser Straße, kam ein römischer Kaiser höchstpersönlich vorbei. Im Jahr 211 wurde der Kaiser Severus, krank und wütend, fünfzigtausend Tote in den unbezwungenen Bergen des Nordens zurücklassend, von den Überresten seiner Armee aus Schottland gebracht, um schließlich vor Verdruss in York zu sterben. Und hier, vor langer Zeit, bei seinem flackernden Wachfeuer in der Nacht, hat vielleicht der römische Wächter seine Gedanken traurig zu seiner zweitausend Meilen entfernten Heimat am gelben Tiber wandern lassen. Zu der mit Weinreben bewachsenen Pritsche, wo die kleine Livia oder Tessa reifte wie die Oliven, ohne dass sich jemand um sie kümmerte und beschützte.
Vor 1500 Jahren jedoch waren die letzten blonden Gefangenen nach Süden gebracht worden, um das Staunen der Bevölkerung über den Triumph eines römischen Feldherrn zu erregen. Vor 1500 Jahren begann die Macht der Kaiserstadt zu schwinden und die Flut ihrer Eroberung verebbte entlang dieser Hügel. Die Adler des Imperiums zogen nach Süden, um ihren eigenen Horst auf dem Palatin zu verteidigen. Hier, entlang der Straßen, die sie gebaut hatten, starben die Nachzügler der abziehenden Legionen. Die Gezeiten späterer Kriege sind freilich über die Grenze geflossen und verebbt. Sachsen und Normannen richteten ihre Gesichter nach Norden.
Doch jetzt liegt sie einsam und verlassen, unbetreten, unbenutzt. Beschädigt vom Regen aus fünfzehn Jahrhunderten und von Pflanzen überwuchert. Von Staub aus tausend Jahren bedeckt. Die Straße, über die einst die Hufe der Reiter Agricolas donnerten, wird heute von ängstlichen Hasen heimgesucht. Über ihr, wo sich einst die Sonne auf den goldenen Adlern der Legionen spiegelte, flattern graue Waldtauben zwischen den Bäumen. Doch die moosbewachsenen Wälle zeugen noch immer von der Macht seiner Schöpfer, ein römischer Trotz gegen die Zeit.
Die Römer brachten den von ihnen eroberten Ländern größere Vorzüge als Steinstraßen. Der Gleichschritt der siegreichen Legionen war es, der Europa aus einem dunklen Schlummer erweckte. Rom hat zwar sein Reich mit dem Schwert gepflügt, aber in die Furchen hat es die Saat seiner eigenen Größe gesät. Diese Samen sind seitdem zu manch stattlichem Baum herangewachsen. Gefallen ist vielleicht die Pracht der „Stadt auf sieben Hügeln“; aber östlich, nördlich und westlich von ihr erhoben sich die jüngeren Reiche ihrer Söhne. Augustus, von seinem vergoldeten Kapitol, regiert nicht länger die Welt. Der Glanz der Legionen blitzt nicht mehr auf diese alten, verlassenen Straßen zwischen den Hügeln; aber die Erde lauscht noch immer gebannt den Klängen der Leier.
Heute, mit dem Frühlingsanfang in der Luft, finden sich ausreichend Symbole der großen Vergangenheit. Der Stamm der Riesenbuche hat freilich schon lange aufgehört, Blätter zu treiben. Aber aus seiner Kraft empor springend, verbreiten hundert Zweige die Verheißung des aufkeimenden Jahres. Die trockenen braunen Fingerhutspitzen, die sechs Fuß hoch im Unterholz in der Nähe stehen, haben vor Monaten ihren purpurnen Glanz verloren; aber dicht um ihre Wurzeln drängen sich schon die grünen Büschel ihrer Sämlinge durch die warme Laubwehen des vergangenen Herbstes, um den Ort bald mit zehnfacher Herrlichkeit zu erfüllen. An den knorrigen Wurzeln der uralten Dornenhecke hängt mancher gelbe Zopf aus verwelktem Farn; doch das Leben der abgefallenen Wedel regt sich schon jetzt unter der Erde und aus den braunen Ästen wird sich bald das neue Grün erheben.
Ein angenehmer Ort zum Verweilen, selbst an diesem frühen Frühlingstag, denn die Sonne fällt warm in die moosbewachsene Mulde der Straße. Wall und Dickicht über ihnen bieten Schutz vor dem Wind. Auf dem trockenen Ast einer umgestürzten Kiefer ruhend, kann man nach Süden über die Landschaft blicken, die auch die Römer sahen; und wenn man durch ein Taschenbuch eines alten augusteischen Sängers blättert, ist es möglich, etwas von dem eisernen Gedanken zu erkennen, der sie dazu bewegte, die Herren der Welt zu werden.
Die Schwarzen Douglas
Unter dem großen östlichen Erker von Melrose, wo sich einst der Hochaltar der Abtei befand, liegt das Herz von König Robert the Bruce begraben. An anderer Stelle, weit entfernt in Dunfermline, in Fife, wurde der Leichnam des schottischen Königs begraben. Als vor etwa siebzig Jahren Arbeiter in dieser alten schottischen Hauptstadt die Kirche reparierten, stießen sie auf ein fast zerstörtes Marmordenkmal. Sie gruben weiter und entdeckten das Skelett eines großen Mannes. Goldgewebe lag in Fetzen über den Knochen und das Brustbein war durchgesägt. An diesen Zeichen erkannten die Arbeiter, dass sie die Ruhestätte des Königs gefunden hatten. Hier wurde also, wie einer der Anwesenden treffend sagte, nach der Stille und Dunkelheit von fünf Jahrhunderten der Kopf entdeckt, der die Geschicke Schottlands geplant und verändert hatte; Dort lag der trockene Knochen des Arms, der am Vorabend von Bannockburn mit einem Schlag den wilden De Bohun getötet hatte. Aber das Herz von Bruce, einbalsamiert und in Silber gehüllt, das seine eigene seltsame romantische Geschichte trägt, liegt abseits in der Abtei in den Borders. Um diesen Ort seiner Ruhe befindet sich der Stammsitz der Familie, die ihr Wappen aus dem Herzen entnommen hat – die Herren des großen Hauses Douglas.
Heiß und leidenschaftlich war das Douglas-Blut und kaum ein Schlachtfeld jener Zeit in Schottland war nicht mit dem seiner Besten befleckt. Niemand konnte genau sagen, wie die Familie entstanden war und es wurde zum Brauch, dass das Haus damit prahlte, die Familie zu sein, die nicht auf ihren ersten gemeinen Mann verweisen konnte. Es gibt einen Turm in Yarrow am Douglas (dhu glas gleich bedeutend mit schwarzem Wassern), von dem gesagt wird, dass er die Festung des „guten Lord James“ war. Inmitten der Festungen von Cairntable in Lanark existiert ein weiteres Douglas Water und Douglas Castle. Von einem dieser Quellen hat die Familie zweifellos nach altschottischer Art ihren Namen erhalten; aber wann das passierte und wie die Geschichte der ersten von ihnen war, bleibt unerzählt.
Die Größe des Hauses begann mit dem Aufstieg von Robert the Bruce und von diesem Zeitpunkt an markierten die Taten der Douglas jede Seite der schottischen Geschichte. Die Macht und Größe der Lords der schottischen Grenze im Osten und Westen waren manchmal stärker als die des Königs. Einst konnte ein Douglas mit zwanzigtausend Speeren ins Feld reiten. Der Galopp der Douglas-Rosse war auf dem Damm von Edinburgh und auf den Marschlanden von Northumberland gleichermaßen schrecklich anzuhören. Douglas Grafen und Ritter kämpften als Anführer in allen Kriegen von David Bruce. Ein toter Douglas gewann 1388 den berühmten Kampf mit Hotspur auf dem mondbeschienenen Feld von Otterbourne. In Shrewsbury, in den Tagen von Robert III., stand Heinrich IV. von England selbst kurz davor, vom Grafen von Douglas getötet zu werden; und für seine Tapferkeit auf den Schlachtfeldern Frankreichs wurde dieser große Graf vom französischen König mit dem Herzogtum Touraine belohnt.
Der Ruhm der schottischen Ritterlichkeit wurde dreihundert Jahre lang unter dem Namen Douglas ins Ausland exportiert; Höflichkeiten und Schläge wurden von den Douglas auf vielen Schlachtfeldern ausgetauscht. Nicht, dass es in ihrer Geschichte an dunklen Taten gefehlt hätte. Ihr Heldentum war auch nicht nur auf Schwert und Speer oder auf ein Geschlecht beschränkt. Das Beste, was von der Familie notiert wurde, vollführte eine Frau. In jener dunklen Februarnacht des Jahres 1437, als James I. in der Blackfriars Abbey in Perth ermordet wurde, als der Lärm und das Klirren von gerüsteten Männern zu hören war und die Fackeln der herannahenden Attentäter im Garten Lichtblitze vor die Fenster des Königsgemachs warfen, war es Catherine Douglas, die mangels Riegel ihren eigenen schönen Arm in die Griffe der Tür rammte?
Die Geschicke der Familie kulminierten in der Regierungszeit von James II. In dieser Regierungszeit erlangte die Familie eine einzigartige Bedeutung, die mit keiner anderen irgendeines Untertanen davor oder danach vergleichbar ist. Die Grafen von Douglas und Wigton, Herren von Bothwell, Galloway und Annandale, Herzöge der Touraine, Herrn von Longueville und Marschalls von Frankreich waren mehr als einmal mit dem schottischen Königshaus verheiratet. Mitglieder der Familie hielten auch die Grafschaften von Angus, Ormond und Moray. Was Wunder, dass sie hochmütig wurden und begannen, sich selbst für Könige zu halten? Und der Stuart-König entschied sich zum Verrat und beging die dunkelste Tat, die jemals den Namen Stuart beschmutzt hat.
Bereits in der Kindheit von James waren ein jugendlicher Graf von Douglas und sein Bruder von den Beratern des Königs verraten und ermordet worden. An dieser Handlung war der König jedoch in keiner Weise Schuld. Der junge Graf war sein Gast im Schloss von Edinburgh und als bei dem verräterischen Festmahl der schwarze Stierkopf, das Zeichen des Todes, auf den Tisch gelegt wurde, hatte James geweint und inständig um das Leben seiner Freunde gebettelt. Später, als ein anderer Graf Herr der Grenze war, machte der König den Mord zu seiner Ressource. Es muss angemerkt werden, dass James im Vorfeld der Tat provoziert worden war. Er hatte Douglas zum Generalleutnant des Königreichs ernannt und ihn überaus geehrt. Douglas hatte diese Ehre missbraucht. Er hatte die Autorität des Königs missachtet und die Freunde des Königs ermordet. Nachdem ihm befohlen worden war, die Person eines von ihm zu Unrecht eingesperrten Untertanen an James Vertreter auszuliefern, tötete er diesen und schickte Seiner Majestät den abgeschlagenen Kopf. Schließlich war er mit zwei großen Grafen des Nordens in eine offene Rebellion gegen den König eingetreten. All dies kann jedoch die Tat des Königs nicht beschwichtigen, kann die tragische Szene in dem kleinen Saal im Schloss von Stirling nicht entschuldigen. Dort befand sich der große Graf unter dem Schutz der Gastfreundschaft des Königs, als James, der über seine Sticheleien und seine Weigerung, den verräterischen Pakt aufzugeben, in Wut ausbrach, plötzlich rief: „Beim Himmel, mein Herr, wenn Ihr die Liga nicht brechen wollt, dann nehmt das!" und zog seinen Dolch und stach Douglas ins Herz.
Diese Tat brachte die Erregung der Familie auf den Höhepunkt. Drei Jahre lang wurde Schottland von wütenden Douglas-Kriegen heimgesucht. Von Berwick bis Inverness wurde das Land von den Kämpfen der Partisanen verwüstet. Stirling und Elgin wurden niedergebrannt und inmitten von Hungersnot und Pest schienen die düsteren Schatten der Edward-Kriege erneut über Schottland hereingebrochen zu sein: So groß war die Macht dieser Border-Lords angewachsen. Schließlich standen sich der König und der Graf gegenüber. Jeder führte eine Armee von vierzigtausend Mann an und nur der kleine Fluss Carron trennte sie. Das Ergebnis dieser Schlacht, so schien es, würde entscheiden, ob James Stuart oder James Douglas die schottische Krone tragen sollte. Aber die Verbündeten des Grafen versagten und als er am nächsten Morgen erwachte, fand er sein Lager verlassen vor. Von seiner ganzen Schar blieben nicht mehr als hundert Gefolgsleute übrig. Douglas konnte nur noch fliehen; er kehrte seinem Land den Rücken, wie es ein Douglas noch nie zuvor getan hatte und machte sich auf den Weg nach England. Zwanzig Jahre später, nachdem er von einem seiner eigenen Vasallen bei einem kleinen Gefecht an der Grenze gefangen genommen worden war, wurde er in die Abtei von Lindores in Fifeshire geschickt, um seine Tage als Mönch zu beenden.
So endete die große Linie der Grafen von Douglas, einer Familie, deren Geschichte dreihundert Jahre lang die Geschichte Schottlands gewesen war und deren Fuß mindestens zweimal auf der Stufe des Königsthrons stand. Nach den turbulenten letzten Tagen des Hauses macht es Freude, in die früheren Jahre zurückzublicken, als der gute Lord James am Sattelbogen vom Bruce ritt und sich der Patriotismus des leidenden Schottlands um die Namen Douglas und des Königs sammelte. Keine spätere Tat kann den Glanz dieser Jahre trüben und nichts in der Geschichte kann die letzte Szene im Leben des Ritters überstrahlen, der sich bemühte, das Herz des Bruce ins Heilige Land zu tragen. Selbst von den Mauren in dieser spanischen Ebene eingekesselt, soll der Graf in seinem Versuch, einem Freund zu helfen, die Urne mit dem Herzen des Königs von seinem Hals genommen haben. „Geh du zuerst,“ rief er. „Douglas wird dir folgen oder sterben!“ Dann warf er den Behälter weit unter die Feinde, eilte zu der Stelle, wo er fiel und getötet wurde. Gut wäre es für die Douglas-Familie gewesen, wenn sie wie ihre Vorfahren dem Dienst ihres Königs treu geblieben wären!
Im Schatten von St. Giles
Nacht in Edinburgh! Der Reisende hat vielleicht den Sonnenuntergang über den Lagunen von Venedig gesehen; vielleicht hat er den Mondaufgang hinter der Akropolis von Athen beobachtet; aber er hat nichts Schöneres gesehen, wenn die frostigen Sterne in dieser grauen Metropole Schottlands funkeln. Vom Pflaster der Princes Street, diesem unvergleichlichen Boulevard der modernen Stadt, wenn er über den dunklen Abgrund blickt, wo einst die Wasser des North Loch strömten, sieht er die Silhouette der Altstadt vom Holyrood Palace tief in den östlichen Wiesen aufsteigen zu dem Felsen, hoch am westlichen Ende. Eine dunkle Masse vor dem Südhimmel. Gelbe Lichtlinien markieren die modernen Brücken, die sich über den Abgrund spannen, und noch leuchtende Fenster – schwache Schlupflöcher in den gefährlich hohen alten Häusern dahinter – zeugen von den Bewohnern, die noch nicht alle schlafen. Aber diese werden im Zauber des Anblicks vergessen, wenn sich die Wolken teilen und das silberne Sternenlicht auf die alte Stadt herabfällt; wenn hinter dem von Dächern und Giebeln gebrochenen Horizont der klare Mond aufgeht und als glänzendes Juwel zwischen den Zinnen von St. Giles steht.
Es ist auch nicht nur der Zauber des Anblicks, der das Blut gefrieren lässt. Steht man nachts im römischen Kolosseum, scheint man noch majestätische Echos einer alten Welt zu hören. Doch der Schotte im Schatten von "High Dunedin" wird wie nirgendwo sonst von Erinnerungen an alten Ruhm und altes Leid bewegt. Hier kehrt zu einem schottischen Herzen die Vergangenheit zurück. Hier seufzte die tödliche Süße von Rizzios Laute. Hier erklang die wilde Clan-Musik von Montrose. Unter diesen alten Gemäuern ist jedoch mehr zu erinnern als die Taten von großem Ruhm. Es ist wahr, immer wieder wird inmitten der Düsternis halb vergessener Jahrhunderte der Glanz eines historischen Festzugs eingefangen. Aus der Stille um die Kathedrale scheint man das Glockenspiel duftender Weihrauchfässer und das Murmeln von Krönungslitaneien zu hören, vielleicht mit den klangvollen Akzenten eines Gavin Douglas, Dichter-Bischof von Dunkeld; und man ist erneut begeistert, den Donner der Schloss-Kanone zu hören, während James IV. galant in seinen Tod reitet.
Aber hinter all dem berührt ein zarteres Interesse das Herz. Was ist mit dem wirklichen Innenleben vergangener Jahrhunderte – den Lieben und Sorgen, die einst brannten und so ergreifend waren wie unsere heutigen? Die im Laufe der Jahre aus dem Blickfeld verschwunden und vergessen worden sind? Über einige von ihnen hat Sir Walter Scott mit feuriger Feder auf den dunklen Vorhang der Vergangenheit geschrieben. Aber für zahllose andere gibt es nicht einmal den schwachen Trost eines aufgezeichneten Namens. Gelegentlich taucht jedoch inmitten des brodelnden Geschichtsgeschehens oder in einem halbwegs erinnerten alten Lied ein Name auf und ein allzu kurzer Einblick in eine zarte und traurige Geschichte wird gewährt. Und so sieht man, dass hinter dem Glanz einer Stuart-Ritterlichkeit, von tapferen und großartigen Taten vor der Welt, manchmal ein Schatten lag, der Seufzer eines gebrochenen Herzens, der Fleck vergeblicher Tränen.
Wer kennt die Vorgeschichte dieser Lady von Loch Leven, der Mutter des Regenten Murray? Grimmig genug wird sie von Scott in ihrem hohen Alter als Hüterin von Queen Mary gemalt. Doch sicherlich war sie einmal schön und jung und hatte Herzklopfen, als sie dem Flüstern ihres königlichen Liebhabers lauschte, diesem allzu galanten James V. Wie war ihr Abschied, als die Trennung kam? Gab es die letzte Berührung bedauernder Hände, eine reuige Liebkosung der königlichen Lippen, einen leidenschaftlichen Kuss? Oder war es nur die grausame Nachricht aus fremden Mündern, dass ihr Platz von einer anderen eingenommen wurde, dass sie verlassen worden war? Das kann uns jetzt niemand sagen.
Was ist mit Lady Anne Campbell von Argyle, die einst mit Charles II. verlobt war? Der junge Prinz, zwanzig Jahre alt, war in Scone nach der alten Art der schottischen Könige prächtig gekrönt worden. Aber König war er nur dem Namen nach, da England immer noch unter der eisernen Herrschaft von Cromwell stand und sich nur eine Fraktion in Schottland seiner Sache anschloss. Sein Schicksal lag vollständig in den Händen des schottischen Führers, des listigen, bündniswilligen Marquis von Argyle. Seinen Ehrgeiz immer höher strebend und geblendet von der seltsamen Vision der Rasse von MacCallum More, die den königlichen Thron bestieg, schlug Argyle vor, dass Charles seine Tochter heiraten sollte. Bedürftig, rücksichtslos und bestrebt, Argyle durch die goldenen Bänder der Hoffnung an die Sache der Royalisten zu binden, gab der König seine Zustimmung. Weh für die Lady Anne! Welches Mädchen könnte ihr Herz ruhig halten, wenn es von einem so königlichen Liebhaber umworben wird? Denn es muss Werben gegeben haben, um den Schein der Verlobung aufrechtzuerhalten und woher sollte das Mädchen wissen, dass diese Worte und Blicke und möglicherweise diese wärmeren Liebkosungen nichts weiter als Diplomatie waren? Und als der Absturz kam, mit der Niederlage der Bundesarmee bei Dunbar und der Enthüllung, dass sie alles aufgegeben hatte und getäuscht worden war, wie bitter, wie grausam muss die Entdeckung gewesen sein! Der Zeitgenosse Kirkton berichtet nebenbei, dass „die Enttäuschung für die junge Dame, einer galanten jungen Dame, so schmerzlich war, dass sie ihren Mut verlor“.
„Dann gibt es da noch ein kleines Lied, ungedruckt und fast vergessen, das zu einer zitternden, erbärmlichen alten Melodie gesungen wird und in seltsamer Balladenart etwas von der Geschichte einer gewissen Jeanie Cameron erzählt, einer Anhängerin von Prinz Charles Edward während der Rebellion von 1745. Es erzählt, wie dem Mädchen, das krank geworden war, nicht ohne den Verdacht, dass es die Herzkrankheit war und alle Blutegelheilungen fehlschlugen, „ae bricht blink o' the Young Pretender“ verschrieben wurde. Also schrieb sie dem Prinzen „einen sehr langen Brief, in dem sie mitteilte, wer seine Freunde und wer seine Feinde seien“. Diesen Brief hatte sie beendet und war gerade dabei, „mit einem Ring zu versiegeln“; als, wie es in Balladengeschichten üblich war, „die Tür aufflog, und ihr König herein kam.“ Arme junge Dame! -
Sie betete zu den Heiligen und Engeln,
Und versank in den Arme des jungen Prätendenten.
Arme, oh, arme Bonnie Jeanie Cameron!
Diese hübsche Romanze ist auch nicht nur eine Erfindung des Dichtergehirns. Einer aus der Familie, die der das Lied aufbewahrt hatte, kaufte anscheinend Ende des letzten Jahrhunderts in einem Geschäft in Edinburgh Schnupftabak, als ein Bettler hereinkam. Vor dem Fremden wird nichts berichtet; aber der Krämer reichte dem Bettler, als wäre es eine gewöhnliche Almosengabe, eine Münze. Später, als Antwort auf eine Bemerkung seines Kunden über die Zartheit der Hand des Bettlers, der die Münze erhalten hatte, enthüllte der Ladenbesitzer die Tatsache, dass der Empfänger seiner Almosen kein Mann, sondern eine Frau und keine andere als Jeanie Cameron war, eine Anhängerin des Chevaliers. Ihre Geschichte war, soweit er sie kannte, traurig genug. Sie war dem Prinzen nach Frankreich gefolgt und hatte zweifellos gehofft, die Ärmste, dort wieder den Platz einzunehmen, der seinen Zuneigungen an sie entsprach. Ach, nur um sich selbst, wie so viele andere, zu vergessen, zu verlassen, eine Belastung für einen gebrochenen Mann zu sein. Und dann, wer kann sagen, welch schweren Herzens, machte sie sich auf den Weg nach Hause, nur um festzustellen, dass ihre Familie die Tür hinter ihr verschlossen hatte. Und so war sie seither einsam und allein, unterstützt von ein paar wohltätigen Bürgern, in den Straßen von Edinburgh umhergeirrt – sie, die auf den Tag zurückblicken konnte, an dem sie einen Stuart-Prinzen geliebt hatte.
Das sind einige der Geschichten, die keinen Platz in der Geschichte fanden, deren Bewusstsein aber ein tragisches und zärtliches Interesse an dieser grauen alten Hauptstadt des Nordens weckt. Wer wird sagen, dass sie nicht ebenso beachtenswert sind wie das Trompeten der Herolde und das Klirren der Waffen?
Ein Weber-Dorf
Abseits, in einem stillen Tal in den Ayrshire-Hügel, existiert noch etwas von dem Leben von vor hundert Jahren. Woanders mag die Dampfmaschine die Arbeit mit der Hand ersetzt haben, hier aber ist an den langen Sommertagen das Klicken der Webstühle von morgens bis abends zu hören und in jedem zweiten Fenster auf der ganzen Länge der Dorfstraße sieht man die staubigen Rahmen, die sich im Takt regelmäßig hin und her bewegen. Töpfe mit Geranien und Fuchsien stehen manchmal in diesen Fenstern und durch die schmalen Türen kann man die sorgsam gepflegten Bauerngärten dahinter sehen, die gerade jetzt mit Mauerblümchen und Stiefmütterchen erstrahlen.
Leider ist im Ort von seinem einstigen Wohlstand nicht mehr viel zu spüren. Wenig Verkehr konsultiert die breite Straße. Der Wagen des Spediteurs wird wie ein Wunder begafft, wenn er auftaucht. Der Bäckerwagen ist vielleicht das einzige Fahrzeug am Nachmittag; und zweimal in der Woche kommt der Karren des Fleischers. Metzgerfleisch, so muss man befürchten, sieht man nur selten auf einigen der Dorftische; und wenn die Aufträge besonders knapp sind, müssen sich viele mit „Musselinbrühe“ abfinden. Hier und da kündet eine dachlose Ruine, die die regelmäßige Hausreihe durchbricht, von Zerfall und Ruin. In der sonnigen Tür des Gasthauses an der Spitze des Dorfes kann sich der braune Retriever einmal am Nachmittag aufraffen, um die Zeugnisse eines herumstreunenden Terriers zu inspizieren; und ohne das leise Klick-Klack der Webstühle und das Erscheinen einer Frau mit einem Paar Eimer, um am Dorfbrunnen Wasser zu schöpfen, könnte der Ort verschlafen und einsam erscheinen.
Doch einst florierte an Ort und Stelle ein reger Handel. Jedes Haus hatte seinen Webstuhl, manchmal zwei; und Arbeit gab es immer genug. Weberfrauen konnten damals in schwarzbestickten Häubchen und geblümten Paisley-Tüchern zur Kirche gehen und der Pfarrer der Kirche bekam sein Gehalt von achtzig Pfund im Jahr immer ausbezahlt. Damals hatte der Fuhrmann jeden Tag im Dorf sein Geschäft; Kaufleute aus Glasgow boten eilfertig ihre Dienste an; und es ist bekannt, dass der Weber vier Söhne gleichzeitig auf dem College hatte.
Das waren die Zeiten, als das Dorf die religiösen und politischen Bewegungen des Landes wachsam beobachtete. Bevor die Druckereisteuer der Zeitungen abgeschafft wurde, trugen sich die Weber in Clubs ein und holten sich dort ihr Wochenblatt heraus, reichten es von Geschäft zu Geschäft weiter, lasen es und debattierten es vor der Haustür gründlich mit einer Gruppe von Nachbarn. Auf diese Weise wurde das große Reformgesetz ausführlich diskutiert und beschlossen, lange bevor es das Unterhaus passierte; und die fesselnde Frage der Freikirche, wurde sorgsam besprochen und in ihren Vorzügen durchdacht.
---ENDE DER LESEPROBE---