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Studienarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Russistik / Slavistik, Note: 1,0, Humboldt-Universität zu Berlin (Institut für Slawistik), Sprache: Deutsch, Abstract: In den beiden deutschsprachigen Staaten Österreich und Deutschland leben insgesamt fünf autochthone slawische Minderheiten – Burgenlandkroaten, Kärntner Slowenen, Tschechen und Slowaken in erstgenanntem, die westslawischen Sorben in den deutschen Bundesländern Sachsen und Brandenburg. Die genannten Volksgruppen unterscheiden sich im Hinblick auf ihre Geschichte teils erheblich, so sind die einen bereits vor der deutschsprachigen Bevölkerung dort ansässig gewesen, wo sie bis heute leben, andere kamen in den Wirren der Türkenkriege in ihre jetzigen Siedlungsgebiete, wieder andere erst im 18. und 19. Jahrhundert. Was sie verbindet, ist ihr gegenwärtiger Status als ethnische Minderheit in einem zentraleuropäischen Nationalstaat. Im Folgenden sollen einige Aspekte der aktuellen Situation von Burgenlandkroaten und Sorben und auf diese Weise auch die Minderheitenpolitik ihrer Heimatländer dargestellt und – so möglich – verglichen werden. Die beiden Gruppen sind sowohl ihrer Anzahl als auch des Charakters ihrer Siedlungsgebiete nach vergleichbar; bei beiden sorgen diverse interne Trennlinien für Schwierigkeiten bei der Gruppenidentifikation als „Volk“. Beide wurden in der Geschichte in verschiedenen Epochen marginalisiert und benachteiligt, teilweise wurde ihre bloße Existenz verleugnet. Sowohl die burgenländischen Kroaten als auch die Sorben verfügen erst seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts über verbriefte Gruppenrechte, bei deren Umsetzung es teils erhebliche und vor allem sehr ähnliche Probleme gibt.
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Veröffentlichungsjahr: 2011
Page 1
Minderheiten und Identität im Grenzraum Österreich, Ungarn und Slowakei
Sommersemester 2010
Slawische Volksgruppen in deutschen Staaten
Page 3
In den beiden deutschsprachigen Staaten Österreich und Deutschland leben insgesamt fünf autochthone slawische Minderheiten - Burgenlandkroaten, Kärntner Slowenen, Tschechen und Slowaken in erstgenanntem, die westslawischen Sorben in den deutschen Bundesländern Sachsen und Brandenburg. Die genannten Volksgruppen unterscheiden sich im Hinblick auf ihre Geschichte teils erheblich, so sind die einen bereits vor der deutschsprachigen Bevölkerung dort ansässig gewesen, wo sie bis heute leben, andere kamen in den Wirren der Türkenkriege in ihre jetzigen Siedlungsgebiete, wieder andere erst im 18. und 19. Jahrhundert. Was sie verbindet, ist ihr gegenwärtiger Status als ethnische Minderheit in einem zentraleuropäischen Nationalstaat.
Im Folgenden sollen einige Aspekte der aktuellen Situation von Burgenlandkroaten und Sorben und auf diese Weise auch die Minderheitenpolitik ihrer Heimatländer dargestellt und - so möglich - verglichen werden. Die beiden Gruppen sind sowohl ihrer Anzahl als auch des Charakters ihrer Siedlungsgebiete nach vergleichbar; bei beiden sorgen diverse interne Trennlinien für Schwierigkeiten bei der Gruppenidentifikation als „Volk“. Beide wurden in der Geschichte in verschiedenen Epochen marginalisiert und benachteiligt, teilweise wurde ihre bloße Existenz verleugnet. Sowohl die burgenländischen Kroaten als auch die Sorben verfügen erst seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts über verbriefte Gruppenrechte, bei deren Umsetzung es teils erhebliche und vor allem sehr ähnliche Probleme gibt.
In dieser Arbeit habe ich - neben der angeführten Literatur - auf eigene Erfahrungen aus meiner Heimat, der zweisprachigen Lausitz, sowie auf Eindrücke einer Studienreise durch das Burgenland zurückgreifen können. Ein Vergleich der Situation beider Völker schien naheliegend und bietet die Möglichkeit, ähnliche Tendenzen in der Minderheitenpolitik beider Staaten sowie in der den Volksgruppen innewohnenden Eigendynamik zu erkennen, aber auch die Chance, voneinander zu lernen. Was in der gebotenen Kürze nicht erfolgen kann und wird, ist eine Antwort auf die Frage, ob denn Kroaten und Sorben durch ihr Dasein als Slawen in deutschsprachigen Nationalstaaten eine andere Behandlung erfahren und erfahren haben, als es bei nichtslawischen Minderheiten - wie Friesen und Dänen in Deutschland oder Ungarn in Österreich - der Fall war.