Sommer der Pusteblumen - Erica James - E-Book
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Erica James

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Beschreibung

Zwei Paare, zwei Epochen und immer die Liebe.

Saskia ist mit ihrem beschaulichen Leben als Buchrestauratorin in einem kleinen Dörfchen in Suffolk zufrieden. Ihr Vater und ihre Opas, mit denen sie nach einem Schicksalsschlag zusammenwohnt, wollen allerdings, dass sie endlich die Welt entdeckt. Saskia lässt sich davon nicht beirren. Vor allem nicht, als sie einen interessanten Auftrag erhält: die Veräußerung einer wertvollen Bibliothek. Dabei findet sie nicht nur ein geheimnisvolles Notizbuch, sondern trifft auch den charmanten Matthew ...

Dieser Roman erschien auf Deutsch bereits unter dem Titel Wenn das Glück dich sucht.

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Seitenzahl: 759

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhalt

Cover

Grußwort des Verlags

Über dieses Buch

Titel

Widmung

Zitate

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Kapitel 46

Kapitel 47

Kapitel 48

Kapitel 49

Kapitel 50

Kapitel 51

Kapitel 52

Kapitel 54

Kapitel 55

Kapitel 56

Kapitel 57

Kapitel 58

Kapitel 59

Kapitel 60

Kapitel 61

Kapitel 62

Kapitel 63

Danksagungen

Über die Autorin

Weiterer Titel der Autorin

Impressum

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Über dieses Buch

Saskia ist mit ihrem beschaulichen Leben als Buchrestauratorin in einem kleinen Dörfchen in Suffolk zufrieden. Ihr Vater und ihre Opas, mit denen sie nach einem Schicksalsschlag zusammenwohnt, wollen allerdings, dass sie endlich die Welt entdeckt. Saskia lässt sich davon nicht beirren. Vor allem nicht, als sie einen interessanten Auftrag erhält: die Veräußerung einer wertvollen Bibliothek. Dabei findet sie nicht nur ein geheimnisvolles Notizbuch, sondern trifft auch den charmanten Matthew …

Erica James

Sommer der Pusteblumen

Aus dem Englischen von Ulrike Moreno

Dieses Buch ist meinen leidgeprüften Söhnen Edward und Samuel und ihren Partnerinnen Ally und Rebecca gewidmet.Und selbstverständlich auch meinem Enkel,der immer hübscher wird.

Ergreife die Momente des Glücks;liebe und empfange Liebe!Das ist die einzige Wirklichkeit auf der Welt –alles andere ist Narretei.

LEO TOLSTOI

Die Welt ist in der Tat voller Gefahren,und es gibt viele dunkle Orte;doch noch immer gibt ist da viel, das schön ist;und obwohl in allen Landen Liebe nun mit Leid vermischt ist,wächst sie vielleicht noch umso stärker.

J. R. R. TOLKIEN

Kapitel 1

Heute war Saskias Geburtstag.

Sie war zweiunddreißig Jahre alt, und es wäre nicht übertrieben zu sagen, dass sie ganz und gar nicht wie die meisten Zweiunddreißigjährigen war. Ebenso zutreffend könnte man sagen, dass dies zum Teil eine unvermeidliche Folge des Umstands war, dass sie noch zu Hause bei ihrem Vater und zwei alten Großvätern lebte. Doch obwohl diese Gegebenheiten vielen Leuten seltsam und gewiss nicht ideal erscheinen mochten, verspürte Saskia niemals das Bedürfnis, ihre Lebensumstände zu verteidigen oder zu rechtfertigen. Außerdem bestand ihre häusliche Gemeinschaft schon so lange, dass es heute schwer vorstellbar war, auf irgendeine andere Art zu leben. Es war nun einmal, wie es war.

Von dem gepolsterten Lehnstuhl am Fenster ihres Schlafzimmers beobachtete Saskia Grandpa O., der – mit einem Weidenkorb in der Hand und einem alten Gärtnerkittel über dem Schlafanzug – mit bedächtigen Schritten den frostigen Garten hinunterging. Seines erst kürzlich ausgetauschten Kniegelenks wegen waren seine Schritte heute bedächtiger, doch ansonsten war es ein vertrauter Anblick: Bis auf ein paar Wochen im vergangenen November, als er wegen der Behandlung seines arthritischen Knies im Krankenhaus gewesen war, suchte er wie jeden Morgen den Hühnerstall auf, um die Hennen um ihre Eier zu erleichtern. Wieder in der Küche, stellte er seine Beute auf die Arbeitsfläche neben dem Aga-Herd, was Grandpa Harvey jedes Mal zu ein paar ärgerlichen Bemerkungen und der Frage veranlasste, warum Oliver den Korb immer im Weg stehen lassen müsse. Doch sowie er seine Beschwerden vorgebracht hatte, nahm Grandpa Harvey sich aus dem Korb, was er brauchte, um das Frühstück zuzubereiten. Rühreier oder pochierte Eier auf Toast waren ihrer aller Lieblingsessen, um den Tag zu beginnen, auch wenn Saskia und ihr Vater, die mehr auf ihre Cholesterinwerte achteten, hin und wieder davon abwichen, indem sie sich für Porridge oder Müsli entschieden. Die Küche war der Bereich, in dem Grandpa Harvey ebenso uneingeschränkt regierte, wie Oliver es im Garten tat. Jeder hatte seinen Herrschaftsbereich, jeder seine wohlüberlegte Routine. So war es nun einmal.

Während Saskia ein wachsames Auge auf die hochgewachsene, aber leicht gebeugte Gestalt ihres sechsundachtzigjähren Großvaters hatte, der nun wieder durch den Garten auf das Haus zukam, sah sie an den weißen Wölkchen, die sein Atem in der kalten Februarluft bildete, dass es wieder einer jener zauberhaften, bitterkalten Tage werden würde, an denen der frostig-weiße Boden hart wie Stein unter den Füßen war und die tief stehende Sonne zwar schwach von einem blassen Himmel schien, aber keine Wärme abgab. Auch die Felder hinter dem Garten waren frostbedeckt, und von einer der nahen Eichen erhoben sich laut krächzend zwei Saatkrähen in die Luft.

Als ihr Großvater aus Saskias Sicht verschwunden war und sie wusste, dass er wieder wohlbehalten im Haus war, verließ sie ihren Platz am Fenster und zog sich weiter an.

Der Tag mochte begonnen haben wie jeder andere, doch er war ein besonderer, und das nicht nur, weil heute Saskias Geburtstag war. Heute jährte sich auch der Tag des tragischen Unfalls, der ihrer aller Leben durcheinandergeworfen und sie hierher nach Ashcombe geführt hatte. Heute vor zweiundzwanzig Jahren waren ihre Mutter und ihre beiden Großmütter zusammen einkaufen gefahren und nie wieder zurückgekehrt, weil ein schrecklicher Autounfall ihrem Leben ein grausames Ende gesetzt hatte.

Saskia war damals zehn gewesen und alt genug, um todunglücklich zu sein, aber nicht reif genug, um mit dem Trauma eines solch schweren Verlustes umgehen zu können. Es dauerte Wochen, bevor sie ihren Vater aus dem Haus gehen lassen konnte, ohne hysterisch zu werden vor Angst, dass er nicht mehr zurückkehren würde.

Es war Harvey, der Vater ihrer Mutter, gewesen, der damals den Vorschlag machte, dass es ihnen allen eine Hilfe wäre, wenn sie zusammenzögen, dass ihr Vater nicht mit allem allein gelassen werden sollte und dass eigentlich sogar keiner von ihnen in dieser Situation gezwungen sein sollte, allein zurechtzukommen. Und tatsächlich hatten sie innerhalb von acht Monaten ihre Mittel zusammengelegt und waren hierher gezogen.

Saskia hatte sich vom ersten Moment an in Ashcombe verliebt. Es war das schönste Haus, das sie je gesehen hatte, ein weitläufiges Landhaus mit Suffolks traditionellem pinkfarbenem Anstrich, das am Rand der kleinen Ortschaft Melbury Green lag und von weiten Feldern, dem River Stour, der hinter dem großen Garten verlief, und einer Nebenstraße umgeben war, die sich in sanften Kurven durch die leicht hügelige Landschaft schlängelte. In westlicher Richtung führte die Straße nach Cambridge, in östlicher zu den Stränden von Southwold und von Aldeburgh. Mit seinem makellosen Strohdach und dem hübsch verzierten First, den mit Kletterrosen bedeckten pinkfarbenen Mauern und einem Obstgarten voller Apfel-, Birn- und Pflaumenbäumen war es schön wie aus einem Märchen und ein in jeder Hinsicht vollkommenes Heim. Vom Tag ihres Einzugs an begeisterte das Haus sie alle und wurde zu ihrem Zufluchtsort, einer bezaubernden, abgelegenen Oase, in der der Heilungsprozess nach und nach beginnen konnte.

»Da bist du ja!«, begrüßte Saskias Vater Ralph sie, als sie die Tür zur Küche aufstieß und ihr die angenehme Wärme des Aga-Herdes entgegenschlug. »Wir wollten schon einen Suchtrupp losschicken, um dich zu finden. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!«

»Ja, mein liebes Mädchen, alles Gute zum Geburtstag!«, stimmte Grandpa O. ein, während er sie am Arm nahm und mit ihr auf den Tisch zusteuerte, wo ein kleiner Stapel Geschenke und Glückwunschkarten vor ihrem gewohnten Platz bereitgelegt worden waren.

»Zweiunddreißig«, sagte Grandpa Harvey leise lachend und küsste sie auf die Wange. »Das hört sich wie ein richtiges Erwachsenenalter für mich an.«

»Und für mich beunruhigend alt«, sagte Saskia und verzog das Gesicht.

»Was für ein Unsinn! Und jetzt setz dich, damit wir uns all deinen Geburtstagswünschen und -launen widmen können. Was darf ich dir zum Frühstück machen?«

»Weißt du, ich glaube, ich werde heute Morgen mal ein bisschen Rührei riskieren.«

»Eine gute Wahl, wenn ich so sagen darf. Möchtest du es auf Toast? Vielleicht mit ein, zwei Scheibchen Speck dazu? Halt dich ran, Oliver, und steh nicht bloß im Weg herum! Schenk dem Mädchen lieber ein!«

»Schon gut, schon gut«, sagte Grandpa O. und verdrehte die Augen. »Du brauchst nicht schon wieder auf mir herumzuhacken.«

Saskia lächelte die beiden liebevoll an, als sie in ihren Schlafanzügen und Morgenmänteln ihre, wie sie es nannte, Laurel-und-Hardy-Nummer aufführten, geschäftig um sie herumwuselten und sich dabei zankten. Sie übertrieben ihre Vorstellung heute ein wenig, weil sie wohl hofften, es würde sie von dem unvermeidlichen Schatten ablenken, der noch immer über diesem Tag lag. Trotz ihrer eigenen Verluste – ihrer jeweiligen Ehefrauen und einer Tochter – hatten sie immer ihr Bestes getan, um dafür zu sorgen, dass Saskias Geburtstag nicht in der Melancholie ihres gemeinsamen Kummers unterging. Auch wenn ihr Geburtstag in Wahrheit gar nichts anderes sein konnte als ein Datum, das sie zwang, zurückzublicken und sich zu erinnern.

Für Saskia war das Verstreichen eines weiteren Jahres jedoch mehr eine Ermahnung, dass die Zukunft für sie noch beunruhigender war als die Vergangenheit. Ihre Großväter wurden trotz ihres relativ guten Gesundheitszustandes nicht jünger, und der Gedanke, sie eines Tages zu verlieren, erfüllte sie mit grenzenloser Traurigkeit. Sie sah ihren Vater an und konnte an Ralphs Gesichtsausdruck erkennen, dass er wusste, was sie dachte – wie er es fast immer wusste.

Als sie vor Jahren für ihr Abitur lernte, hatte sie eines Samstags, als sie in dem familienbetriebenen antiquarischen Buchladen ausgeholfen hatte, die Ankündigung gemacht, sie habe kein Interesse daran, zur Universität zu gehen. »Drei Jahre sinnlosen Studierens würden mich zu Tode langweilen«, hatte sie gesagt.

»Und was willst du stattdessen tun?«, hatte ihr Vater gefragt, ohne auch nur den Blick von dem Katalog zu heben, den er ausarbeitete.

»Ich werde natürlich hier bei dir arbeiten«, hatte sie erwidert. »Und wenn nicht, werde ich lernen, Bücher zu restaurieren, damit du nicht mehr die unverschämten Honorare zahlen musst, die dir Franklin Reed dafür berechnet.«

Erst das hatte ihr seine volle Aufmerksamkeit eingebracht. »Und wie lange hast du das schon ausgebrütet?«

»Lange genug, um zu wissen, dass es das ist, was ich tun will. Und zwing mich bitte nicht, Dad, nur um des Studierens willen zur Universität zu gehen! Ich würde mich dort nicht einfügen und wäre nur todunglücklich. Darüber hinaus wäre es auch eine fürchterliche Geldverschwendung.«

Rückblickend war es für ihren Vater gar nicht so schwer gewesen zu erraten, was sie am meisten beschäftigte – schließlich hatte sie nie viel darauf gegeben, irgendwo hinzupassen seit dem Unfall, der ihre halbe Familie ausgelöscht hatte.

Der unmittelbare Schock nach den Geschehnissen jenes Wintertages, an dem ein Lkw-Fahrer am Steuer seines Fahrzeugs eingeschlafen und in den Wagen ihrer Mutter hineingerast war, hatte Saskia in solche Angst versetzt, dass sie nicht einmal mehr zur Schule hatte gehen wollen. Über Nacht war sie wie gelähmt vor Angst und der irrationalen Überzeugung, dass während ihrer Abwesenheit von zu Hause dem Rest ihrer Familie etwas Schreckliches zustoßen könnte, weil sie ja auch zur Zeit der ersten Katastrophe in der Schule gewesen war. Um das Problem mit der Fortsetzung ihrer Ausbildung zu lösen, hatten ihre Großväter es übernommen, sie zu Hause zu unterrichten, doch als es auf das Abitur zuging, fühlten sie sich überfordert, und Saskia willigte widerstrebend ein, für den Rest der Zeit das örtliche Oberstufengymnasium zu besuchen. Es hatte ihr mehr Spaß gemacht als erwartet, doch andererseits hatte sie auch eingesehen, dass sie dort eigentlich nicht hinpasste und eine Außenseiterin blieb, weil sie zu verschlossen und introvertiert war, um irgendeine Art von Eindruck auf ihre Mitschüler zu machen.

»Dann hat das also nichts mit deiner Sorge zu tun, wie deine Großväter und ich zurechtkommen werden, wenn du nicht mehr hier bist?«, hatte Ralph gefragt, als sie ihm von ihren Plänen erzählt hatte, Buchrestauratorin zu werden. Er war sofort zum Kern der Sache gekommen, weil ihm nur allzu gut bewusst war, was Saskia beschäftigte. Natürlich hatte sie es abgestritten.

In den darauffolgenden Tagen hatte er sie bedrängt, es sich noch einmal zu überlegen, und gesagt, sie dürfe nicht den Fehler machen, ihr Leben auf ihn, Oliver und Harvey einzustellen oder, was noch schlimmer wäre, ihre Zukunft für sie zu opfern. »Du bist ein eigenständiger Mensch mit einem eigenen Leben«, hatte er gesagt. »Wir würden es uns nie verzeihen, wenn wir glauben müssten, wir hätten dir die Chance verwehrt, dein eigenes Leben zu leben und zu genießen.« Und um ihr seinen Standpunkt unmissverständlich klarzumachen, hatte er zum Schluss hinzugefügt: »Du bist nicht für uns verantwortlich, Saskia. Das ist es nicht, was deine Mutter gewollt oder von dir erwartet hätte.«

Saskia hatte jedoch nichts mehr überdenken müssen, nicht einmal eine Sekunde lang. Ohne ein Wort darüber zu verlieren, dass es undenkbar für sie war, ihre Familie zu verlassen, nachdem sie so bemüht gewesen war, ihr eine liebevolle und behütete Kindheit zuteilwerden zu lassen, hatte sie sich von ihrem kleinen Freundeskreis verabschiedet, als sie alle in jenem Herbst zu den Universitäten ihrer Wahl aufbrachen. Sie freute sich, von ihnen zu hören, nachdem sie ihr Studium begonnen hatten, aber sie beneidete sie nicht und bereute auch nicht ihre Entscheidung, daheim geblieben zu sein. Sie war genau dort, wo sie sein wollte, und tat genau das, was sie tun wollte. Ashcombe war der Ort, an den sie gehörte, und Bücher wiederherzustellen war das, was sie als ihre Bestimmung ansah.

Weil alte und seltene Bücher nämlich nicht nur für ihren Vater zu einer Leidenschaft geworden waren, sondern auch für sie. Sie liebte es, ein solches Buch in der Hand zu halten und den verstaubten Geruch des Alters an ihm wahrzunehmen, durch ihre Finger einen Eindruck seiner Geschichte zu erhalten und sich in das Leben des Buches hineinzuversetzen. Wie viele Leute vor ihr mochten seine Seiten umgeblättert und sich in dem Wunder seiner Worte und Bilder verloren haben? Wie mochte das Leben dieser Menschen gewesen sein? Welche glücklichen Momente oder Betrübnisse hatten sie erfahren?

Meistens zog sie die Gesellschaft eines Raumes voller Bücher der eines Raumes voller Menschen vor. Bücher waren stille und beständige Gefährten, die nichts als Trost und Aufmunterung boten. Am allerliebsten jedoch war ihr die Gesellschaft eines Buches, das sie restaurierte und liebevoll ins Leben zurückbrachte. Und niemand brauchte sie erst darauf hinzuweisen, dass einer solchen Berufung nachzugehen – denn sie hielt es tatsächlich für eine Berufung – eine Art Metapher dafür war, dass sie ihre Mutter und Großmütter nicht ins Leben zurückbringen konnte.

Es war etwas, das ihr ihr Exfreund Anfang letzten Monats vorgeworfen hatte, als er eines Abends nach der Arbeit ganz unerwartet vorbeigekommen war, um ihr die gute Nachricht von seiner Beförderung zu überbringen. »Es gab noch fünfzehn andere Bewerber, und ich war es, für den sie sich entschieden!«, hatte er stolz gesagt. »Ein fabelhafter Start ins neue Jahr, findest du nicht?«

Saskia hatte sich aufrichtig für ihn gefreut, doch als Philip dazugesagt hatte, dass seine neue Aufgabe in der Softwarefirma einen Umzug nach Newcastle bedeute und er wolle, dass Saskia mitkam, weil sie sich dann eine eigene Wohnung suchen und zusammenleben könnten, hatte das Gespräch eine dramatische Wende zum Schlechteren genommen.

Bestürzt darüber, dass er all das schon heimlich geplant hatte, ohne ihr ein Wort davon zu sagen, hatte sie entgegnet: »Aber Philip, Newcastle ist Hunderte von Kilometern entfernt, und du weißt, dass ich meine Familie nicht verlassen kann. Ich könnte nicht so weit entfernt von ihnen leben. Tut mir leid, aber das kommt nicht infrage.«

»Du könntest wenigstens darüber nachdenken«, hatte er enttäuscht gesagt. »Ich dachte, du würdest dich freuen und es als Fluchtmöglichkeit sehen.«

»Fluchtmöglichkeit?«, hatte sie verblüfft erwidert. »Warum um Himmels willen sollte ich fliehen wollen?«

»Vielleicht ist ›Flucht‹ der falsche Ausdruck«, hatte er sich schnell verbessert und sich plötzlich interessiert in ihrer Werkstatt umgesehen, um ihren Blick nicht erwidern zu müssen. »Ich meinte nur, dass es für dich … für uns … eine Chance wäre, richtig zusammen zu sein.«

In dem Bewusstsein, dass sie ihm seine Überraschung – um nicht zu sagen seinen Triumph – gründlich verdorben hatte, versuchte sie, ihn zu beschwichtigen. »Ich freue mich wirklich sehr für dich, Philip, doch du musst verstehen, dass es für mich aus heiterem Himmel kam.« Aber die Worte waren noch nicht ganz über ihre Lippen, als sich ihr schon der Gedanke aufdrängte, dass er in den acht Monaten ihres Zusammenseins doch eigentlich hätte erkennen müssen, was ihr das Leben auf Ashcombe bedeutete.

»Du weißt doch, wie es ist«, fuhr sie fort, um ihn zu besänftigen, und überlegte, ob eine Fernbeziehung nicht vielleicht sogar das Beste wäre. Eine solche böte ihr alle Vorteile eines festen Freundes, würde sie aber vor der Unannehmlichkeit bewahren, ihr Leben verändern zu müssen. »Ich kann nicht von heute auf morgen alles hinschmeißen«, erklärte sie, »und Dad mit Oliver und Harvey allein lassen, die beide wahrscheinlich bald jemanden brauchen werden … Ach, du verstehst schon, denke ich.«

Das war zu viel gewesen für Philip. »Deine verdammte Familie!«, hatte er sie angefaucht. »Sie ist das Einzige, woran du denkst! Ich dachte, wir wären …« Doch dann unterbrach er sich abrupt und presste die Lippen zu einem hässlichen schmalen Strich zusammen.

»Du dachtest, wir wären was?«, drängte Saskia ihn, nun auch plötzlich sehr irritiert. Ihre verdammte Familie? War es das, was Dad und ihre Großväter für ihn waren? Und das, nachdem sie ihn so gut behandelt hatten. Was erlaubte er sich?!

»Ich dachte, wir wären ein Paar«, sagte er verdrossen. »Ein Paar, das gemeinsam Dinge unternimmt und gemeinsam Dinge plant.«

»Ist es das, was du getan hast, als du dich um einen Job in Newcastle beworben hast?«, versetzte sie scharf. Sie war mit ihrer Geduld am Ende. »Oder dachtest du, du könntest mich einfach vor vollendete Tatsachen stellen und von mir erwarten, dass ich mitkommen oder dir hinterherziehen würde?«

»Ich dachte, du würdest einsehen, dass es für dich an der Zeit ist, erwachsen zu werden und dein Zuhause zu verlassen, um in die wahre Welt hinauszugehen. Du bist einunddreißig, Saskia, keine einundzwanzig!«

Und ab heute sogar zweiunddreißig, dachte Saskia bei der Erinnerung an das kindische Gefasel düster, mit dem Philip seine Wut und Enttäuschung noch viel deutlicher zum Ausdruck gebracht hatte, bevor er aus ihrer Werkstatt gestürmt war. Er hatte die Tür so fest hinter sich zugeknallt, dass sie wieder aufgesprungen war und Saskia einen Blick auf ihn ermöglicht hatte, als er den Weg zu seinem Wagen hinuntergestapft und dann mit einem unnötigen Aufheulen des Motors losgebraust war.

Wie erstarrt hatte sie dagestanden und darüber nachgedacht, wie leicht das Leben sich doch verändern konnte, und dabei war eisig kalte Luft durch die offene Tür in ihre Werkstatt gedrungen und hatte sie heftig frösteln lassen.

Seitdem hatte er sich nicht wieder bei ihr gemeldet. Wahrscheinlich war er jetzt entweder voll und ganz mit der Planung seines neuen Lebens in Newcastle beschäftigt, oder er genoss es schon. Doch wie dem auch sei, Saskia war realistisch genug, um zu bezweifeln, dass an ihrer Beziehung noch etwas zu retten war. Außerdem hatte Philip in letzter Zeit besorgniserregende Anzeichen dafür erkennen lassen, dass er nicht akzeptieren konnte, dass bestimmte Bedingungen mit Saskia einhergingen. Bedingungen, die ebenso gut in Steintafeln gemeißelt und von Moses selbst vom Berg herabgebracht worden sein könnten.

»Nun komm schon, Saskia! Warum liest du nicht deine Geburtstagskarten?«

Die Stimme ihres Vaters setzte ihren unerfreulichen Gedanken ein Ende und brachte sie in die Küche und zu den Menschen zurück, die ihr die liebsten waren auf der Welt.

Als sie zu ihrem Vater aufblickte, sah sie, dass er sie mit einem für ihn so typischen wissenden Lächeln ansah. Sie erwiderte es und lächelte auch ihre Großväter an, denen so viel daran gelegen war, dass sie Freude an ihrem Geburtstag hatte.

Kapitel 2

Später an jenem Tag stand Ralph in der Warteschlange im Postamt und starrte aus dem Fenster auf den vorbeiziehenden Verkehr hinaus. Autoscheinwerfer glühten in dem verblassenden Licht des Nachmittags, und mit Mänteln, Handschuhen, Mützen und Schals vermummte Menschen hasteten in der Kälte draußen vorbei.

Als er einen Schritt nach rechts tat und den Hals ein wenig reckte, erlangte er klare Sicht auf die Kirche und Grangers Buch-Antiquariat auf der anderen Straßenseite. Während er das dreistöckige Gebäude aus diesem Blickwinkel betrachtete, ermahnte er sich, dass er im kommenden Frühling, der hoffentlich etwas wärmeres und trockeneres Wetter bringen würde, wirklich dafür sorgen musste, dass Will Swinton herkam, um die Ladenfront zu renovieren. Es wäre nicht gut, die Dinge schleifen zu lassen, wo die Stadt doch einen solch glänzenden Ruf zu bewahren hatte. Chelstead war nicht nur eine der kleinsten und hübschesten Städte Suffolks, sondern schaffte es auch häufig auf die Liste der begehrenswertesten Wohnorte in der Grafschaft. Die historische Wollstadt am Südufer des River Stour zog einen stetigen Strom von Touristen an mit ihren malerischen, pinkfarben getünchten oder aus Fachwerk bestehenden Häusern, der beeindruckenden mittelalterlichen Kirche, die sich zwar zugegebenermaßen nicht mit den Kirchen von Long Melford oder Lavenham messen konnte, aber perfekt mit der Größe und dem Charakter des Ortes harmonierte.

Die Frau am Anfang der Warteschlange trat beiseite, als sie abgefertigt war, und mit den drei anderen Kunden vor ihm rückte Ralph vor und wechselte die gefütterte Versandtasche von der rechten in die linke Hand. Sie enthielt eine Erstausgabe von G. K. Chestertons Pater Brown Geschichten, die er an einen seiner Online-Stammkunden versandte. Das Internet hatte die Natur seines Geschäfts verändert, und die Online-Verkäufe machten heute einen hohen Prozentsatz seiner Einnahmen aus. Mit der Zeit würde er den Laden vielleicht sogar schließen können, doch noch war es nicht so weit. Im Moment verschaffte ihm die Lage an der Marktstraße einen ausgezeichneten Kundenzulauf unter Einheimischen und Touristen gleichermaßen, und als Eigentümer der Räumlichkeiten brauchte er sich auch keine Sorgen darüber zu machen, dass die Miete durch einen gierigen Vermieter in stratosphärische Höhen steigen würde, wie es heutzutage leider nur allzu oft der Fall war.

Der Mann, der direkt vor ihm stand, hatte sich darauf verlegt, sich die Wartezeit mit einem aufdringlich lauten Gespräch auf seinem Handy zu vertreiben. Ralph versuchte, nicht zuzuhören, doch es war unmöglich, nicht in den einseitigen Austausch hineingezogen zu werden, der sich um ein morgiges Meeting in der Zentralverwaltung drehte, auf das sich anscheinend niemand freute. Es war unglaublich, wie hemmungslos die Leute mit diesem kleinen Gerät am Ohr sein konnten.

Die Uhr an der Wand hinter dem Schalter informierte Ralph beflissen, dass er bisher schon vierzehn Minuten hier gefangen gehalten wurde. Während er dem großen Zeiger dabei zusah, wie er auf dem Zifferblatt unerbittlich weiterwanderte, schien der ihm zu sagen: »Ich spüre deine Qual, aber hier ist eine weitere Minute deines Lebens, die für immer dahingegangen ist.« Ob die Postämter wohl ganz bewusst mit einer Uhr versehen wurden, um ihre Kunden zu verhöhnen?

Wie jeder andere, der Besseres zu tun hatte, hasste Ralph es, warten zu müssen, doch an den Tagen, an denen Pat, seine langjährige Teilzeithilfe, nicht erschien, blieb ihm gar nichts anderes übrig, als ein Bin gleich zurück-Schild an die Ladentür zu hängen und geduldig abzuwarten, dass er an die Reihe kam. Zum Glück halfen auch Oliver und Harvey regelmäßig im Laden aus und sprangen immer noch genauso gern ein wie Saskia, wenn sie die Zeit dazu erübrigen konnte.

Ralph scharrte mit den Füßen, um etwas zu tun zu haben, und rief sich Saskias Freude über ihre Geburtstagsgeschenke an diesem Morgen in Erinnerung. Er war sehr froh und erleichtert gewesen, dass ihr die graublaue Strickjacke, die er ihr geschenkt hatte, so gut gefallen hatte. Als er sie vor ein paar Wochen im Schaufenster eines neuen Bekleidungsladens in Long Melford gesehen hatte, war er verblüfft gewesen, wie ähnlich ihre Farbe der von Saskias Augen war. Sie hatte die gleiche Augenfarbe, die ihre Mutter gehabt hatte, doch während Evies nur allzu oft geradezu gesprüht hatten vor Heiterkeit und Schalk, neigten Saskias mehr zu einem Ernst, der in völligem Widerspruch zu ihrem Alter stand. Abgesehen von diesem kleinen Unterschied war sie jedoch eindeutig die Tochter ihrer Mutter mit ihren hohen Wangenknochen und dem gleichen, oft herausfordernd erhobenen Kinn, das ihm dann unmissverständlich zu verstehen gab, sie in Ruhe zu lassen, und dem gleichen dunklen Haar, das sich lockte, wenn es feucht war. Sie war ein wenig größer, als ihre Mutter es gewesen war, doch ansonsten ebenso schlank und langbeinig, und sie schien wie Evie nie auch nur ein Pfund zuzulegen.

Wann immer Ralph an diese Ähnlichkeiten dachte, erfasste ihn schmerzliches Bedauern darüber, dass Evie ihre Tochter nie als erwachsene Frau gesehen hatte.

Sofort hatte er das Bild seiner Frau vor Augen, die ihm mit dem Finger drohte. »Ralph«, hörte er sie in Gedanken sagen, »hör auf damit! Bedaure nichts und lebe nicht in der Vergangenheit, weil das die sicherere Wahl ist! Du warst früher nie so. Früher nahmst du die Sache selbst in die Hand und bewegtest Dinge!«

Ob es nun Evies strenge Stimme war, die ihn tadelte, oder nur die Stimme seines Unterbewusstseins, er wusste jedenfalls ohne jeden Zweifel, wie gerechtfertigt die Kritik war. Aber es war eben einfach so, dass er nicht mehr derselbe Mann war, der er einst gewesen war. So klischeehaft es auch klingen mochte, aber mit Evies Tod war auch ein Teil von ihm gestorben.

Sie hatten sich auf klassische Art und Weise kennengelernt, auf einer Party in London, die in dem Apartment unter seinem in Wandsworth stattgefunden hatte. Damals war Evie mit jemandem namens Magnus verlobt gewesen, doch bevor Ralph davon erfahren und nachdem er sich ihr als Nachbar ihres Gastgebers vorgestellt hatte, glaubte er sich schon mehr oder weniger am Ziel bei ihr. Mit einer Geschichte über einen katastrophalen Fauxpas, der ihm bei der Arbeit unterlaufen war, hatte er sie zum Lachen gebracht. Als er sie dann jedoch fragte, ob sie es riskieren würde, einmal abends mit ihm auszugehen, sagte sie, dass Magnus, ihr Verlobter, davon sicher nicht begeistert wäre. Durch den Raum hindurch deutete sie auf den besagten Verlobten, der in ein Gespräch mit drei Männern vertieft war, die alle gekleidet waren, als wären sie gerade aus dem Büro zu der Party gekommen.

»Was stimmt also nicht mit Ihrem Verlobten?«, fragte Ralph Evie ein paar Minuten später, als sie ein wenig mehr ins Detail gegangen war über den Mann, der ihm gerade eben den Abend verdorben hatte.

»Was wollen Sie damit sagen, dass mit ihm etwas nicht stimmt?«, erwiderte sie stirnrunzelnd und mit deutlich vorgeschobenem Kinn.

»Sie haben mir gerade erzählt, dass Sie schon zwei Jahre zusammen sind und noch keinen Termin für die Hochzeit festgesetzt haben, obwohl Sie schon verlobt sind«, antwortete Ralph.

Evies Stirnrunzeln vertiefte sich. »Und darin sehen Sie ein Problem? Was ist mit dem alten Sprichwort ›Heiraten in Eile bereut man mit Weile‹?«

»Wenn er Sie wirklich lieben würde, wäre er längst mit Ihnen vor den Altar getreten und hätte Sie für sich beansprucht, bevor jemand Besseres vorbeikommt.« Dann zeigte er auf den Ring an ihrem Finger. »Außerdem hätte er Ihnen einen anständigen Verlobungsring geschenkt und Sie nicht mit einem schäbigen kleinen Ding abgespeist, das er aus einem Kaugummi-Automaten hat.«

Ihre Augen weiteten sich noch mehr. »Oha! Sie haben aber wirklich Nerven, was?«

»Davon gehe ich mal aus, ja. Und Sie? Oder sind Sie der Typ, der sich mit dem Zweitbesten zufriedengibt, weil Sie nicht den Mut haben, etwas Besseres zu erwarten? Denn meiner Meinung nach verdienen Sie definitiv etwas Besseres.«

Hochrot vor Empörung starrte ihn an. »Ich werde Ihnen sagen, was für ein Typ ich bin! Ich bin der Typ Frau, die ihren Atem nicht an einen Spinner wie Sie verschwendet. Ein schönes Leben wünsche ich Ihnen noch. Und viel Glück dabei, jemanden zu finden, der verrückt genug ist, es mit Ihnen und Ihrem kolossalen Ego aufzunehmen! Vielleicht wird dieser Jemand Ihnen ja sogar Manieren beibringen können!«

Ralph hatte zugeben müssen, dass er ihre Beschreibung voll und ganz verdiente; er hatte sich wie ein aufgeblasener Spinner aufgeführt. Aber aus irgendeinem bizarren Grund war irgendetwas in ihn gefahren. Eifersucht vielleicht. Das Bedürfnis, ihr zu imponieren. Der Wunsch, sie im Sturm zu erobern. Was immer es auch war, es war eine neue Erfahrung für ihn, die ihm noch lange, nachdem sie mit ihrem Verlobten schon gegangen war, ein Rätsel war.

Eine Woche später erfuhr er von seinem Nachbarn, dem Gastgeber der Party, dass dessen alter Schulfreund Magnus von seiner langjährigen Freundin verlassen worden war. Was Ralph vor ein Dilemma stellte – wie konnte er die notwendigen Informationen von seinem Nachbarn bekommen, um mit Evie Kontakt aufzunehmen, ohne unsensibel zu erscheinen?

Am Ende war das gar nicht nötig, weil sie sich bei ihm meldete. Als er eines Abends von der Arbeit heimkam, hockte sie zusammengekauert auf den Stufen vor seiner Haustür. Es war mitten im Winter, und sie sah schon halb erfroren aus.

»Du hattest recht mit Magnus«, sagte sie einfach nur und verzichtete sogar auf das förmliche Sie. »Ich habe mit ihm Schluss gemacht.«

»Das tut mir leid«, erwiderte Ralph und setzte sich zu ihr auf die Treppenstufen.

Sie wandte den Kopf. »Wirklich?«

»Nein, nicht wirklich. Du warst zu gut für ihn. Und du bist zweifellos auch viel zu gut für mich, aber ich würde mir trotzdem die Gelegenheit wünschen herauszufinden, ob ich mich bessern kann.«

Sie lächelte. »Ich glaube nicht, dass irgendjemand schon mal so etwas wie du bei mir bewirkt hat.«

»Dass dich jemand so verärgert hat, meinst du? Tut mir leid, dass ich so ein anmaßendes Großmaul war, das lernen sollte, sich zu benehmen.«

»Nein, ich meinte jemanden, der die gleichen Gefühle in mir erweckt hätte wie du. Ich habe seit jener Party ständig an dich denken müssen.«

»Dann sind wir schon zwei. Ich habe nur noch darüber nachgedacht, wie ich dich erreichen könnte.« Er streifte seine Handschuhe ab und streckte ihr die Hand hin. »Wie wär’s also, wenn wir noch einmal von vorn beginnen und so tun, als begegneten wir uns zum ersten Mal?«

Ihr Lächeln wurde noch wärmer, und sie zog ihren wollenen Fäustling aus. »Evie Milner. Freut mich, Sie kennenzulernen.«

Ralph legte seine warme Hand um ihre schlanken, kalten Finger. »Ralph Granger«, sagte er und hatte das Gefühl, als spränge er von einer Klippe geradewegs ins Ungewisse. »Ich bin außerordentlich erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen. Doch bevor Sie hier erfrieren, kommen Sie doch lieber herein, um sich aufzuwärmen, und dann können Sie mir alles über sich erzählen.«

»Nein«, sagte sie, »lass uns lieber ein Stückchen gehen! Wohin, ist mir egal.«

Und so war es bei Evie immer. Sie fand stets noch einen besseren Weg, etwas zu tun. Hand in Hand spazierten sie durch die dunklen Straßen und waren sich ihrer Umgebung dabei kaum bewusst. Ralph fand heraus, dass sie genau im selben Alter war wie er und dass ihre Geburtstage nur eine Woche auseinanderlagen.

»Ich habe noch nie eine Stilistin gekannt«, sagte er, als sie ihm von ihrem Beruf erzählte. »Was genau tut sie eigentlich?«

»Im Wesentlichen helfe ich den Leuten, das Beste aus sich zu machen.«

»Könntest du das nicht auch bei mir versuchen?«, fragte er.

Daraufhin trat sie zurück, legte den Kopf zur Seite und kniff die Lippen zusammen, während sie ihn mit alarmierender Genauigkeit von Kopf bis Fuß einer langsamen Musterung unterzog. Es machte ihn verlegen, wie sie den neuen Anzug betrachtete, den er sich in der Woche zuvor geleistet hatte und von dem er glaubte, er verliehe ihm zusammen mit dem Wollmantel, den seine Eltern ihm vergangenes Jahr zu Weihnachten geschenkt hatten, eine reifere und gemessenere Note als Wirtschaftsprüfer. »Hm … ich glaube, mir gefällst du so, wie du bist«, meinte Evie schließlich.

»Wirklich?«

»Überrascht dich das?«

»Meiner Erfahrung nach wollen Frauen immer irgendwas an einem Mann verändern.«

»Dann hattest du Umgang mit der falschen Art von Frauen.«

Wie sich herausstellte, war ihre Arbeit als Stilistin viel komplizierter und spezieller, als sie angedeutet hatte, was ihn doppelt so besorgt um seine Erscheinung machte, wenn sie zusammen waren. Ihre Kundinnen waren keine Hausfrauen mittleren Alters, die einer Rundumerneuerung bedurften, wie er gedacht hatte, sondern schlossen auch einen aufstrebenden Popstar und eine TV-Moderatorin mit ein. Ihre wahre Leidenschaft war das Entwerfen von Kleidern, doch vor allem stellte sie Outfits für Fotoshootings für Zeitschriften und für Fernsehauftritte zusammen.

Fünf Monate, nachdem Ralph ihr begegnet war, gab er seine gesamten Ersparnisse für den größten Diamanten aus, den er sich leisten konnte.

Evie war sehr aufgebracht darüber, dass er sich in solche Unkosten gestürzt hatte. »Was versuchst du, damit zu beweisen?«, hatte sie gefragt.

»Nur, wie sehr ich dich liebe«, hatte er erwidert und ihr den Ring übergestreift.

Drei Monate später heirateten sie – genau eine Woche vor der Hochzeit von Prinz Charles und Lady Diana, doch im Gegensatz zu der aufwendigen Trauung, die in der St. Paul’s Cathedral stattfand, gaben Ralph und Evie sich ohne großen Aufwand oder viel Drumherum das Jawort in der Kirche, in der Evie schon getauft worden war, im Kreise ihrer engsten Angehörigen und einiger sehr guter Freunde. Im Jahr darauf waren sie wieder in derselben Kirche, doch diesmal war es Saskias Taufe, zu der sie sich dort eingefunden hatten.

Bis zum heutigen Tag konnte Ralph nicht sagen, was genau ihn dazu gebracht hatte, sich in Evie zu verlieben. Es könnte ihre eindringliche Art gewesen sein, ihn anzusehen. Oder die natürliche Art und Weise, in der sie sich aneinanderfügten wie zwei Hälften eines Ganzen, ob sie nun zusammen auf der Couch faulenzten oder im Bett lagen. Vielleicht war es auch ihr Lachen gewesen, das auf wundersame Weise einen Schalter in ihm umlegen konnte und ihm das Gefühl gab, als könnte nichts anderes ihm je wieder mehr bedeuten, als diesen heiteren, glücklichen Laut zu hören. Doch was auch immer der Grund gewesen sein mochte, das Ergebnis war jedenfalls, dass er Evie leidenschaftlich und von ganzem Herzen liebte und wusste, dass er durch einen unglaublichen Glücksfall den einen Menschen auf der Welt gefunden hatte, der ihm vom Schicksal zugedacht war.

Das war also der Mann, der er einmal gewesen war. Ein Mann, der etwas sah, was er wollte, und sein Äußerstes gab, um es zu bekommen. Auch wenn Evie ihn an jenem Abend nicht vor seiner Tür erwartet hätte, hätte er sie gefunden, und wenn er dazu ganz London nach ihr hätte durchkämmen müssen.

Heute war er fast sechzig, ein Mann, der sein Leben damit verbracht hatte, den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen, ein Mann, der oft kapitulierte und im Postamt mit den anderen in der Warteschlange stand und geduldig abwartete, bis er an der Reihe war.

Endlich war die Warterei vorbei, und er hatte es bis an den Anfang der Schlange geschafft, wo er ein paar höfliche Worte mit der Frau am Schalter wechselte, einer Frau, die erst vor ein paar Wochen hier zu arbeiten begonnen hatte und ständig eine rote, laufende Nase zu haben schien. Nachdem er sein Päckchen aufgegeben hatte, eilte er auf die Straße hinaus und überquerte sie.

Sein Handy klingelte, als er gerade sein Geschäft betrat.

»Hi, Gil«, sagte er, während er die Tür hinter sich zuzog und die Nachricht entfernte, die er darangeklebt hatte, bevor er in Chelsteads Gegenstück zum Fegefeuer festgesessen hatte. »Was kann ich für dich tun?«

»Die Frage ist wie immer, was ich für dich tun kann, alter Junge. Ich habe einen weiteren Haufen Bücher, den du vielleicht gern durchstöbern würdest.«

Ralph zog seinen Mantel aus. Gilbert Ross’ Metier waren Haushaltsauflösungen und Räumungen, und er gab Ralph oft Gelegenheit, als Erster einen Blick auf die Bücher zu werfen, die er in den Gebäuden vorfand. »Du meinst, du hast mal wieder eine Tonne Bücher, mit denen du nichts anfangen kannst?«, sagte er.

»Sei nicht so, Ralph – ich war sehr gut zu dir im Lauf der Jahre, und durch mich bist du an eine Menge Bücher herangekommen, die ganz schön was eingebracht haben.«

Das stimmte, und im Gegenzug dazu hatte Ralph Gil immer einen Anteil von allem gegeben, das sich als wirklich wertvoll herausstellte. »Das Problem ist, dass mir der Platz fehlt«, sagte er. Auch das war wahr. Ralph hinkte ziemlich hinterher mit der Durchsicht von Gils kostbaren Lieferungen. Sehr zu Saskias Missfallen, da er nach einer kleinen Überschwemmung durch ein undichtes Rohr im Keller einige Bücher in ihrer Werkstatt hatte unterbringen müssen. Wobei »einige« sogar noch reichlich untertrieben war. Es standen etwa zwanzig Kisten mit Büchern bei ihr herum, die durchgesehen werden mussten.

»Du weißt, was du brauchst«, sagte Gil. »Einen Lagerraum zum Unterstellen.«

»Den brauche ich wie ein Loch im Kopf«, versetzte Ralph.

»Also, was sagst du – Ja oder Nein?«

Wie immer konnte Ralph nicht Nein sagen, solange die Chance bestand, dass zwischen dem Profanen diese eine, schwer zu erlangende Rarität sein könnte, die ihm die Art von freudiger Erregung bescheren würde, die er vor all den Jahren als Wirtschaftsprüfer nie erfahren hatte. Er war ein großer Anhänger der Theorie, dass Bücher, vor allem die besonderen, in den meisten Fällen ihren Weg zu ernsthaften Buchliebhabern fanden.

Einen antiquarischen Buchladen zu eröffnen war in seiner Teenagerzeit ein geheimer Wunsch von ihm gewesen, doch wie nicht anders zu erwarten, bot seine Schule diesen Bildungsweg nicht an. Evie war der erste Mensch, dem er diesen geheimen Wunsch gestand – er hatte ihr sehr viele Dinge anvertraut, über die er mit niemandem sonst sprach –, und ihre Reaktion war, nicht weiter darüber nachzudenken, sondern es zu tun. »Was, ich soll einfach so meinen Job hinschmeißen?«, hatte er schockiert erwidert.

»Warum nicht?«, hatte sie geantwortet.

»Erstens des Geldes wegen, der finanziellen Sicherheit, der guten Rente und zweitens …«

»Alles bloß Ausreden, die dich davon abhalten, etwas Aufregendes zu wagen.«

»Wäre es aufregend, wenn wir nicht genug Geld hätten, um etwas zu essen auf den Tisch zu bringen?«

»Sei doch nicht so spießig!«, hatte sie gespöttelt. »Und falls es dir entfallen sein sollte, verdiene ich auch ganz ordentlich. Komm schon, wo ist dieser großspurige Mann geblieben, der mir bei unserer ersten Begegnung vorwarf, ich gäbe mich mit dem Zweitbesten zufrieden?«

Ralph war schon fast überzeugt gewesen, dass er ihren Rat befolgen sollte, als sie entdeckten, dass sie schwanger war. Sie hatten durchaus daran gedacht, irgendwann Kinder zu haben, nur eben nicht sofort. Natürlich ließ die ungeplante Schwangerschaft den Wirtschaftsprüfer in ihm zwangsläufig wieder in den Vordergrund treten und erinnerte ihn nachdrücklich daran, dass Geld, Stabilität und eine gute Rente jetzt sogar noch von größerer Bedeutung waren. Und ohne einen Blick zurück wurden alle Gedanken an das neue Leben, das er sich vorzustellen begonnen hatte, hinweggefegt von ihrer gemeinsamen Aufregung und Beklommenheit darüber, Eltern zu werden.

Seine Liebe zu Büchern – besonders zu alten Büchern – rührte von den Eltern seiner Mutter her, die in den Cotswolds gelebt hatten und früher genau die Art von Antiquariat besessen hatten, das Ralph sich so sehr wünschte. Der Buchladen war ein zweites Zuhause für ihn gewesen, und er hatte nichts mehr geliebt, als die Schulferien bei seinen Großeltern zu verbringen und die vielen Regale zu durchstöbern, die planlos und ungeordnet mit allen Arten von Büchern vollgepackt waren. Mithilfe dieser verstaubten alten Bücher bereiste er die Welt und füllte seinen Kopf mit Träumen und Abenteuern. Er reiste mit Archäologen nach Ägypten, um Gräber und Pyramiden zu entdecken; er lebte mit Revolutionären in Russland und bekämpfte im Trojanischen Krieg im alten Anatolien die Griechen – und all das, ohne je den bequemen Sessel in einer Ecke des Ladens zu verlassen. Aber dann setzten seine Großeltern sich zur Ruhe und verkauften das Geschäft, um fortan in Devon an der See zu leben.

Der Laden mochte nicht mehr da sein, doch sein Geruch nach alten Büchern und allem, wofür sie standen, hatte sich in Ralph festgesetzt und ruhte dort und harrte aus, bis er sich nicht länger ignorieren ließ.

Evies Tod hatte ihn viel gelehrt, vor allem, dass er nie wieder jemanden so lieben könnte, wie er sie geliebt hatte, aber auch, der Tatsache ins Auge zu sehen, dass die Arbeit in der Londoner City für ein großes Wirtschaftsprüfungsunternehmen ihn nie zufriedenstellen würde. Sie würde ihm und seiner Tochter zwar finanzielle Sicherheit verschaffen, doch aufgrund der langen Arbeitszeiten, die von ihm erwartet wurden, würde er Saskia nur selten sehen, und sie würde in der ständigen Obhut eines Kindermädchens sein. Dann hatte Harvey vorgeschlagen, sich zusammenzutun und ein Haus zu kaufen, das groß genug war für sie alle, und somit auf ein Kindermädchen verzichten zu können. Es öffnete ihnen die Augen für eine radikale Veränderung in ihrer aller Lebensstil, und nach sorgfältiger Überlegung beschlossen sie, dass sie in Suffolk mehr für ihr Geld bekommen würden – tatsächlich war es sogar die einzige Grafschaft, auf die die drei sich als Heimat für ihr zukünftiges Leben einigen konnten. Und so zog Oliver von Bishop’s Stortford herüber, Harvey aus Chelmsford, und Ralph und Saskia kamen aus London hoch. Es war ein Sich-Näher-Kommen von vier tieftraurigen Menschen, die dringend Unterstützung und einen neuen Anfang brauchten.

Eine Stunde später schloss Ralph seinen Laden und machte sich auf den Heimweg. Als er Ashcombe erreichte, war es schon dunkel, aber in Saskias Werkstatt brannte noch Licht, wie er sehen konnte. Dieses Atelier war ursprünglich eine Ansammlung von baufälligen Außengebäuden gewesen, die er zu einem einzigen großen hellen Raum hatte umbauen lassen, der Saskia nun als Werkstatt diente.

Mit Rücksicht darauf, dass dies ihr privater Bereich war, klopfte Ralph an die Tür und wartete ihre Erlaubnis einzutreten ab. Als er eine etwas undeutliche Antwort hörte, drückte er die Türklinke herunter.

»Dad ist gerade hereingekommen«, sagte Saskia zu dem Bildschirm ihres Laptops und winkte Ralph herüber. »Möchtest du mit ihm sprechen?«

»Na klar, Geburtstagskind! Gib ihn mir!«

Ralph brauchte nicht zu fragen, mit wem Saskia sprach: Die Stimme seiner Schwester war so laut und unverkennbar, dass sie auch ohne die Hilfe von Skype oder FaceTime den weiten Weg von Calgary in Kanada, wo sie und ihr Ehemann Bob seit fast dreißig Jahren lebten, zu ihnen überwinden könnte.

»Hi, Jo«, sagte Ralph und blickte das etwas seltsam aussehende Abbild seiner Schwester auf dem Bildschirm an. »Was macht die Kunst?«

»Wir frieren uns hier sonst was ab. Wir haben über einen Meter Schnee und sind dazu übergegangen, Entfroster zu trinken, um uns warm zu halten. Was glaubst du also, wie es mir geht?«

Ralph lachte. Jo war und blieb dieselbe. Komme, was da wolle, sie änderte sich nie. Das war eines der Dinge, die er an ihr liebte. Das und die Tatsache, dass sie zwar Tausende von Kilometern entfernt lebte, aber ihre Familie oder Saskias Geburtstag nie vergaß.

Kapitel 3

Harvey hängte sich das Küchenhandtuch über die Schulter, gönnte sich einen seiner Meinung nach wohlverdienten Schluck Wein und blickte sich zufrieden um: Alles ging sehr gut voran.

Mit der gedämpften Beleuchtung, den hübsch angerichteten Tellern mit Räucherlachs-Blini, die teilweise mit gehacktem Schnittlauch, teilweise mit Dill bestreut waren, war der Tisch bereit. Das Hauptgericht, eine Lammkeulen-Schmorpfanne, stand im Backofen, wo es schon den größten Teil des Nachmittags gestanden hatte, und erfüllte das Haus mit dem aromatischen Duft von Rosmarin und Knoblauch. Nachtisch konnte es heute nur einen geben, nämlich Saskias Lieblings-Schokoladentorte, die Harvey zu jedem ihrer Geburtstage backte, und immer nur unter größter Geheimhaltung – er ließ nie verlauten, dass er die Torte selbst machte, und Saskia wiederum ließ sich nie anmerken, dass sie wusste, dass er sie für sie gebacken hatte.

Harvey stellte sich gern vor, dass seine Frau zu ihm herabblickte, im Stillen lächelte und vielleicht sogar stolz auf ihn war. »Wer hätte das gedacht?«, sagte Ester dann in seiner Fantasie. »Harvey Milner kennt sich in einer Küche aus? Ist das denn die Möglichkeit!«

Ja, wer hätte das gedacht? Es gab eine Zeit, da hatte Ester ihm höchstens zugetraut, beim Abwasch zu helfen, und selbst dabei hatte er sich dumm angestellt und die Küchenutensilien noch falsch eingeräumt. Es war eine andere Zeit gewesen damals, besonders als sie frisch verheiratet und ihre Rollen sehr klar in seine und ihre umrissen gewesen waren: Er ging arbeiten und verdiente das Geld, und sie blieb zu Hause; so war das damals nun einmal. Heute ist es besser, dachte er, gerechter, wenn auch nicht unbedingt bequemer.

Ihre Ehe war eine gute gewesen, grundsolide und mit einer starken, liebevollen Bindung zwischen ihnen. Es war diese Bindung, die ihnen über ziemlich schwere Zeiten hinweggeholfen hatte – eine Reihe von Fehlgeburten, bevor Evie zur Welt gekommen war, und eine weitere zwei Jahre später. Danach hatten sie sich damit abgefunden, dass sie keine weiteren Kinder haben würden. Und wie nicht anders zu erwarten war, wurde ihr einziges kostbares Kind zum Mittelpunkt ihrer Ehe und ihrer Liebe zueinander.

Hatten sie Evie zu sehr verwöhnt? Vielleicht hatten sie das. Und wennschon! Sie wuchs auf jeden Fall zu einer wundervollen jungen Frau heran, die lebhaft und humorvoll war, zu einer liebevollen Tochter und einer hingebungsvollen Ehefrau und Mutter. Und wie sehr sie ihm noch immer fehlte! Ester auch. Er holte tief Luft und ließ den Atem langsam wieder entweichen. Zweiundzwanzig Jahre später, und er konnte immer noch den Schmerz über den Verlust seiner Frau und seiner Tochter spüren.

Da war es wohl kaum überraschend, dass er ausgerechnet heute, an einem Tag, der die traurigen Erinnerungen noch viel deutlicher hervortreten ließ, noch anfälliger als gewöhnlich für diesen Verlust war. Es war einer dieser erst kurz vorher verabredeten Stadtbesuche gewesen, die Ester, Nell und Evie so oft gemeinsam unternommen hatten – um zusammen zu Mittag zu essen oder, in diesem Fall, ein paar letzte Kleinigkeiten für Saskias Geburtstagsparty am Wochenende einzukaufen. Ester war mit dem Zug nach London gefahren, wo sie sich mit Evie getroffen hatte, die dann mit ihr nach Hertford gefahren war, um Nell abzuholen. Doch zu ihrem Lunch waren sie nie gekommen. Ralph hatte als Erster die furchtbaren Nachrichten erfahren, und der arme Teufel war es auch gewesen, der Harvey und Oliver davon unterrichten musste. Das waren zwei Anrufe gewesen, die niemand je zu tätigen haben sollte.

Harvey wählte ein Messer aus dem hölzernen Block aus und machte sich daran, die Karotten zu schneiden, die er gerade geschält hatte. Keine sentimentalen Gedanken mehr!, sagte er sich streng. Nicht heute Abend. Nicht bei Saskias Geburtstagsessen.

Eigentlich müsste sie ausgehen und mit Freunden feiern, aber sie sagte immer, sie wolle diesen Abend auf keine andere Art verbringen. Es bereitete ihm Kummer, dass ihr kleiner Freundeskreis in den letzten Jahren so auseinandergedriftet war. Die jungen Leute waren entweder weggezogen, oder sie hatten geheiratet und waren nun mit den Anforderungen kleiner Kinder beschäftigt. Kurz gesagt, ihr Leben war weitergegangen und Saskias bedauerlicherweise nicht. Was bedeutete, wie es wohl jeder in der gleichen Situation erlebte, dass es mit zusehends weniger Gemeinsamkeiten auch immer schwieriger wurde, Freundschaften aufrechtzuerhalten.

Harvey wusste aus persönlicher Erfahrung, wie leicht das passieren konnte. Nach dem Unfall wussten einige Leute, die er zu seinen Freunden gezählt hatte, plötzlich nicht mehr, wie sie sich in seiner Gegenwart verhalten sollten, und es dauerte nicht lange, bis sie aufhörten, anzurufen oder zu Besuch zu kommen. Er konnte ihre Unlust, mit ihm zusammen zu sein, sogar verstehen, denn worüber konnte man mit einem Mann schon reden, der so viel verloren hatte?

Noch zwei Minuten, und er würde alle zum Abendessen rufen. Vor einer Weile hatte er Ralphs Wagen gehört, doch da er nicht ins Haus gekommen war, nahm Harvey an, dass sein Schwiegersohn bei Saskia in der Werkstatt war. Oliver hatte er zuletzt vor einer Stunde gesehen, als er nach seiner üblichen fünfzehnminütigen Runde durch den Garten, wo er die Hühner zusammentrieb und für die Nacht in ihren Stall brachte, hinaufgegangen war, um ein Bad zu nehmen.

Routine. Alles drehte sich auf Ashcombe um Routine und Tradition. So war es schon von dem Tag ihres Einzugs an gewesen. Zu wissen, was alle zu einer bestimmten Zeit am Tage taten, hatte Stabilität bedeutet, nicht nur für Saskia, sondern auch für die anderen. Es war eine Möglichkeit, mit ihrem neuen Leben zurechtzukommen, ein Mittel, um sich durch das Minenfeld der Trauer hindurchzukämpfen.

Freunde hatten es sehr mutig von ihm gefunden, ein Zusammenleben vorzuschlagen – mutig, weil sich alle fragten, wie es weitergehen würde, falls der Plan ganz furchtbar scheiterte. Doch eigentlich war es nur Eigennutz und Feigheit seinerseits gewesen, was ihn überhaupt erst auf die Idee gebracht hatte. Er hatte es einfach nicht ertragen können, allein in dem Haus zu sein, in dem Ester und er die letzten achtundzwanzig Jahre gelebt hatten. In einem Haus, das vollgepackt gewesen war mit Erinnerungen an ihr gemeinsames Leben. Harvey hatte sich so sehr gewünscht, dass es ihm ein Trost sein möge, von der Vertrautheit ihres Heims umgeben zu sein, doch das Gegenteil war der Fall gewesen. Wohin er auch blickte – er wurde immer nur an alles erinnert, was verloren war, und die schreckliche Stille und Leere erfüllten ihn mit unerbittlichem und nie nachlassendem Kummer.

Vielleicht wäre er besser klargekommen, wenn der Unfall nicht mit seiner noch nicht lange zurückliegenden Pensionierung zusammengefallen wäre. Aber so hatte er nichts, um sich abzulenken, und mit der zunehmenden Erkenntnis, dass Ralph in einer noch schlechteren Verfassung war als er, begann er, eine Möglichkeit zu sehen, sich nützlich zu machen und gebraucht zu werden.

Nach seiner Zeit als Regionalleiter einer Baugesellschaft mit einem Dutzend Zweigstellen, die er geführt hatte, musste er sich auf Ashcombe an eine neue Rolle, nämlich die eines Hauswirtschafters, gewöhnen und ging mit viel Elan an diese Aufgabe heran. Der Gipfel seines Lernprozesses war das Kochen, doch schließlich meisterte er auch das und stellte fest, dass diese Arbeit ihm sogar Erleichterung verschaffte. Das Schneiden, Mahlen, Kneten, Vermischen, Umrühren – all das bot ihm die Möglichkeit, in Trab zu bleiben und seine Liebe in die Betreuung des Restes seiner zerbrochenen Familie zu investieren. »Zusammen sind wir stark«, murmelte er oft vor sich hin, wenn er am Spülbecken stand und durch das Fenster Oliver im Gemüsegarten arbeiten sah.

Nachdem die Karotten geschnitten waren, wurde es Zeit, die Truppe zum Abendessen herbeizurufen. Zuerst rief er an der Treppe nach Oliver und ging dann zu der Hintertür, wo draußen unter der Veranda eine Schiffsglocke aus Messing hing. Er zog ein paar Mal kräftig daran und spähte in die Dunkelheit, um in dem hell erleuchteten Atelier, wo er Ralph und Saskia miteinander reden sehen konnte, nach einer Reaktion zu suchen. Sie drehten sich im selben Moment um und gaben ihm durch ein Winken zu verstehen, dass sie die Glocke gehört hatten.

Wieder in der warmen Küche, deckte er die Teller mit den Räucherlachs-Blini ab und nahm eine Flasche Champagner aus dem Kühlschrank. Nachdem er den Korken entfernt hatte, füllte er sorgfältig vier Flöten. Dies war eine weitere, auf Ashcombe entstandene Tradition, an der sie strikt festhielten. Saskia war sechzehn gewesen, als sie vorgeschlagen hatte, dass sie an ihrem Geburtstag auf Evie, Ester und Nell anstoßen sollten und dass es Champagner sein müsse, mit dem sie es taten. Es war eines der vielen Dinge, die Harvey an seiner Enkelin liebte, ihr unfehlbares Gespür für das, was zählte und was für sie als Familie wichtig war. Einige Leute wollten vergessen, aber sie nicht. Sie wollten sich erinnern.

Kapitel 4

Eine Woche nach dem Geburtstag seiner Enkelin, als der März bereits mit großen Schritten näher rückte, freute Oliver sich schon darauf, endlich wieder mit der Gartenarbeit loszulegen. Vorher half er Saskia jedoch beim Durchsehen der Bücher in der Werkstatt. Sie waren schon seit über zwei Stunden dabei, und abgesehen von zwei in gut erhaltenem Leinen gebundenen Werken von Sir Arthur Conan Doyle hatten sie wenig wirklich Interessantes gefunden. Die von ihnen verworfenen Kartons waren größtenteils mit Taschenbüchern und der allgegenwärtigen Sammlung von Reader’s Digest-Anthologien gefüllt.

Es war eine Aufgabe, die seit Langem überfällig war, und eine, von der Oliver wusste, dass Saskia sie unbedingt in Angriff nehmen wollte, da sie jetzt ein wenig Freizeit hatte. Seit Dezember war sie mit der mühevollen Aufgabe befasst gewesen, eine Sammlung wertvoller, in Leder gebundener Atlanten aus der Zeit von Mitte des achtzehnten Jahrhunderts bis zum neunzehnten zu restaurieren. Einige der Bücher hatten nur kleinere Reparaturarbeiten wie das Instandsetzen gebrochener Buchrücken oder das Wiederbefestigen des Einbanddeckels erfordert, doch andere hatten eine sehr viel fachgerechtere Behandlung benötigt. Der Kunde, ein ernsthafter Sammler, hatte die Atlanten bei einer Auktion erworben, und als er am Vortag gekommen war, um sie abzuholen, war er so begeistert von dem Wunder gewesen, das Saskia vollbracht hatte, dass er eine Stunde später mit einem großen Blumenstrauß für sie zurückgekehrt war.

Oliver wusste nicht, wie Saskia die Geduld für ihre Arbeit aufbrachte, doch andererseits, wie Ralph immer nur allzu schnell zu bedenken gab, hatte das Zusammenleben mit »ihren drei Männern« sie gelehrt, nicht nur die Geduld einer Heiligen, sondern die einer ganzen Armee von ihnen aufzubringen.

Während Oliver Kaffee in zwei Becher löffelte und darauf wartete, dass das Wasser kochte, dachte er, dass es immer öfter Tage gab, an denen er das Gefühl hatte, selbst ein bisschen Instandsetzung gebrauchen zu können. Ein neues Knie zu haben war nur der Beginn, vermutete er. Andererseits jedoch, in seinem Alter und verglichen mit vielen anderen Leuten, konnte er von Glück sagen, mit nur einem arthritischen Knie davongekommen zu sein. Es war schon erstaunlich, was die Quacksalber heutzutage vollbringen konnten. Auch wenn sie gegen eine ganz gewöhnliche Erkältung noch immer machtlos waren.

»In der Dose sind Kekse, falls du welche möchtest«, sagte Saskia zu ihm, als er sich in dem beengten Raum mit ächzenden Knochen bückte, um in dem kleinen Kühlschrank die Milch zu suchen.

»Gute Idee«, erwiderte er. Er hielt sich gern bei Saskia in der Werkstatt auf; er mochte das Gefühl der Abgeschiedenheit, das sie vermittelte. Und er hatte den Eindruck, dass Saskia das auch liebte; dieser Raum war ihr privater Bereich, ihre kleine Oase außerhalb des Hauses. Auf ihre eigene Weise hatten sie alle ihren speziellen Platz – Ralph hatte den Laden, Harvey die Küche, er den Garten und Saskia ihre Werkstatt.

Gleich von Anfang an waren sie sich einig gewesen, dass ihr Zusammenleben auf Ashcombe nur funktionieren konnte, wenn sie wussten, wann sie einander aus dem Weg gehen mussten, und jeder etwas hatte, wo er allein sein konnte. Oliver wäre der Erste, der zugäbe, dass er hin und wieder das Alleinsein brauchte, da er ein wirklich schlimmer alter Griesgram sein konnte, wenn ihn die Stimmung überkam, im Gegensatz zu Harvey, der von Natur aus eine heitere Persönlichkeit besaß. Harvey war der ewige Optimist in ihrer Familie, und bei ihm konnte man sich stets darauf verlassen, dass er das Positive an einer Situation sah. Im Gegensatz dazu neigte Oliver weit mehr zum Pessimismus. Seine Tochter sagte, sein Problem sei weniger, dass er dachte, sein Glas sei nur halb voll, als vielmehr der Glaube, dass es ihm aus der Hand gleiten und in gefährlich scharfe Scherben zerspringen würde.

Jo steckte voller prägnanter Bemerkungen wie dieser. Sie war einer jener Menschen, die ihre Meinung immer laut und deutlich aussprachen, egal, was sie auch dachten. Bei Jo war man nie im Zweifel, woran man bei ihr war. Und man wusste auch, dass man sich in einer Krise hundertprozentig auf sie verlassen konnte. Oliver war niemals stolzer auf sie gewesen als vor zweiundzwanzig Jahren, als sie nach der Nachricht von dem Unfall und dem Tod ihrer Mutter unverzüglich von Kanada herübergeflogen war. Irgendwie hatte sie es geschafft, ihren eigenen Schmerz beiseitezuschieben, um die Kontrolle über die Situation zu übernehmen und alles in die Wege zu leiten, was erledigt werden musste. Während der Rest von ihnen fast wie erstarrt vor Schock gewesen war, war sie ein Fels in der Brandung und ein absolutes Geschenk des Himmels gewesen. Einige Wochen später, als sie wieder in Kanada war, hatte Oliver sie bezüglich Harveys Vorschlag, dass sie alle zusammenleben sollten, um Rat gebeten. Sie war der einzige Mensch, bei dem er sich darauf verließ, dass er völlig aufrichtig und objektiv zu ihm sein würde. »Was meinst du?«, hatte er sie am Telefon gefragt. »Ist das eine gute Idee oder nicht?«

»Elend sucht Elend«, hatte sie erwidert, »und daher besteht die Gefahr, dass ihr alle zusammen untergeht.«

»Dann hältst du es also für keine gute Idee?«

»Andererseits jedoch«, war sie fortgefahren, als hätte er nichts gesagt, »ist es vielleicht das Beste, was ihr tun könnt. Und auch das Beste für Saskia. Sie braucht Menschen um sich, Routine und Stabilität. Indem ihr ihr helft, helft ihr euch selbst. Das ist perfekt. Du hast also meine uneingeschränkte Zustimmung. Macht es so!«

Sie hatte recht gehabt; es war die perfekte Lösung gewesen. Doch so sehr Oliver Ashcombe auch liebte – so sehr er auch wusste, dass es sie gerettet hatte –, machte er sich doch zugleich auch Sorgen, dass es Saskias Verderben sein könnte. Sie brauchte ein Leben, das über Ashcombe hinausging, doch solange sie hier bei ihnen festsaß, würde sie das niemals haben. Er vermutete, dass sie sich heimlich schon zur offiziellen Betreuerin für sie hatte bestimmen lassen, was sie als Möglichkeit betrachten würde, ihnen zu vergelten, was sie in ihrer Kindheit für sie getan hatten. Er wünschte, es gäbe einen Weg, sie von dieser pflichteifrigen Opferbereitschaft abzubringen, aber er wusste beim besten Willen nicht, wie er das anders erreichen sollte, als dass sie praktischerweise alle rechtzeitig verstarben. Doch selbst er sah ein, dass das eine etwas drastische Lösung wäre.

»Das Wasser kocht, Grandpa O.«

Erschrocken drehte er sich um und sah Saskia nur ein paar Schritte entfernt mit besorgter Miene dastehen. Da wurde ihm bewusst, dass das Wasser schon seit einer Weile kochen musste, weil sie ihn durch eine Wolke von Wasserdampf anstarrte.

»Ich dachte, der Wasserkocher würde sich automatisch abstellen«, brummte er verlegen, während er mit einer Hand den Dampf wegfegte.

»Er hat angefangen, verrückt zu spielen«, sagte sie und beugte sich vor, um selbst den Schalter umzustellen. »Du sahst aus, als wärst du kilometerweit entfernt.«

»Das war ich auch.«

»Möchtest du mir irgendwas erzählen?«

Da sie ihn noch immer beobachtete, war er ganz besonders achtsam, als er das kochende Wasser in die Becher goss. Das Letzte, was sie brauchte, war die Sorge, dass er anfangen könnte, senil zu werden. »Ich dachte über dich nach, wenn du es schon unbedingt wissen musst, Miss Vorwitznase.« Das war der Spitzname, den er ihr gegeben hatte, als sie etwa vier Jahre alt gewesen war und ihn unentwegt mit Fragen bestürmt hatte: Wo gehst du hin, Grandpa? … Warum schnurren Katzen? … Was gibt’s zum Tee? … Warum sind unsere Finger nicht alle gleich lang? … Wohin geht der Wind, wenn es nicht windig ist?

»Über mich?«, erwiderte sie. »Warum über mich?«

Er rührte den Kaffee um und reichte ihr einen Becher. »Ich fragte mich nur gerade, was aus deinem Freund geworden ist«, improvisierte er, indem er einen Quantensprung zu dem ersten glaubwürdigen Thema machte, das ihm gerade einfallen wollte.

Ein Ausdruck der Überraschung huschte über ihr Gesicht. »Ich habe keinen Freund«, sagte sie in ruhigem, gemessenem Ton.

»Das weiß ich«, sagte er schnell, als ihn das ungute Gefühl beschlich, dass ihre Augen sein Gesicht durchdrangen wie ein Laserstrahl. Verdammt. Jetzt würde sie sich tatsächlich Sorgen machen, dass sein Verstand auf dem besten Wege war, sich zu verabschieden. »Ich meinte nur, dass ich mich fragte, ob …« Herrgott noch mal, wie war doch noch sein Name? Peter? Nein, so hieß er nicht. Er hieß … Philip! Ja, genauso war es! »Ich fragte mich nur, ob Philip sich in letzter Zeit gemeldet hat. Ob er dir in der vergangenen Woche eine SMS oder E-Mail geschickt hat, um dir alles Gute zum Geburtstag zu wünschen.« Du liebe Zeit! Fiel ihm wirklich nichts Besseres ein, als einen Exfreund wieder auszugraben? Könnte er sich noch tiefer reinreiten? Und warum konnte er ihr nicht einfach ehrlich sagen, was ihm wirklich durch den Kopf gegangen war? Weil er wusste, dass mit Saskia kein Gespräch darüber möglich war. Er hatte es früher schon versucht und war daraufhin zweimal ganz kurz von ihr abgefertigt worden. Sie konnte erschreckend streng sein, wenn sie wollte.