Sonne und Schild 2017 -  - E-Book

Sonne und Schild 2017 E-Book

4,8

Beschreibung

Der traditionsreiche Tageskalender »Sonne und Schild« in leserfreundlichem Großdruck bietet für jeden Tag des Jahres eine Andacht zu einem biblischen Text mit anregenden und Mut machenden Auslegungen. Als Grundlage dient an die Textauswahl der ökumenischen Bibellese. Außerdem gibt es Gebete und Liedvorschläge sowie an Werktagen kleine interessante Zusatzinformationen zu bedeutenden Persönlichkeiten oder wichtigen Ereignissen aus der Geschichte des Christentums; zum biblischen Buch, das gerade ausgelegt wird, oder zu aktuellen theologischen Fragen. Die Auslegungen, Gebete und Zusatzinformationen werden von einem großen engagierten Autorenkreis erarbeitet, dazu gehören Theologen und kirchliche Mitarbeiter aus vielen evangelischen (Landes-)Kirchen in Deutschland, Österreich und weiteren Ländern. Erhältlich ist »Sonne und Schild« als klassischer Abreißkalender mit Rückwand oder in praktischer Buchform. Mitarbeiterauswahl Sonne und Schild 2017 Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit (Greifswald) Landesbischof i. R. Hermann Beste (Schwerin) Superintendent Mag. Olivier Dantine (Innsbruck, Österreich) Bischof Dr. Markus Dröge (Berlin) Dompfarrer Urs Ebenauer (Freiberg) Pfarrer i. R. Willi Everding (Dorsten) Pfarrer i. R. Paul Geißendörfer (Heilsbronn) Propst i. R. Peter Godzik (Sterley OT Kogel) Pfarrer Enno Haaks (Leipzig) Pfarrer Hillard Heimann (Elbingerode) Altbischof D. Horst Hirschler (Rehburg-Loccum) Pfarrer Till Hüttenberger (Mönchengladbach) Landesbischöfin Ilse Junkermann (Magdeburg) Bischof i. R. Dr. Walter Klaiber (Tübingen) Pfarrer Guido Kohlenberg (Speicher) Superintendent Dr. Thomas Koppehl (Niesky) Kollegleiter Pastor Friedemann Magaard (Breklum) Pfarrer i. R. Hans-Beat Motel (Königsfeld) Oberlandeskirchenrat i. R. Dr. Christoph Münchow (Radebeul) Bischof Horst Müller (Pretoria, Südafrika) Pfarrer Prof. Dr. Jörg Neijenhuis (Heidelberg) Superintendent i. R. Reinhard Pappai (Bautzen) Prälat Prof. Dr. Traugott Schächtele (Schwetzingen) Pfarrerin Ulrike Schilling (Kiel) Pfarrer Tobias Schlingensiepen (USA) Pfarrer i. R. Karl-Heinz Schmidt (Klingenthal) Dekanin Hiltrud Schneider-Cimbal (Konstanz) Rel.-Päd. Adelheid Schnelle (Süpplingenburg) Hochschulpfarrer Dr. Heiner Wajemann (Clausthal-Zellerfeld) Oberpfarrer i. R. Peter Weiss (Saalburg-Ebersdorf) Altbischof Klaus Wollenweber (Bonn)

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Sonne und Schild 2017

Gott spricht:

Ich schenke euch ein

neues Herz

und lege einen

neuen Geist in euch.

Ez 36,26

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Jahreslosung 2017

Danksagung

Januar

Februar

März

April

Mai

Juni

Juli

August

September

Oktober

November

Dezember

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Sonne und Schild 2017

Übersicht der Bibeltexte Sonne und Schild 2017

Unsere Buchempfehlungen

Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

© 2016 by Evangelische Verlagsanstalt GmbH · Leipzig

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt in besondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Cover: Ulrike Vetter, Leipzig

Coverbild: © Nailia Schwarz/​Fotolia.de, neirfy/​Fotolia.de

Satz: verbum Druck- und Verlagsgesellschaft mbH, Berlin

E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2016

ISBN 978-3-374-04508-2

www.eva-leipzig.de

Jahreslosung 2017

Gott spricht: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch.

Ez 36,26

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Sie kennen die Reset-Taste? Sie dient an elektronischen Geräten dazu, alles „auf Anfang“ zu setzen, um neu zu programmieren. Die Chance, sich ganz neu in die Möglichkeiten des PKW-Bordcomputers einzufinden. Manchmal die letzte Hoffnung, um die Elektronik eines Gerätes wieder in Gang zu setzen. Mich erinnert die Jahreslosung 2017 an die Reset-Taste. Gott ließ den nach Babylon verschleppten Israeliten durch den Propheten sagen: „Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch.“ Chance für einen Neuanfang. Noch einmal das eigene Verhalten planen, optimieren, festlegen: So soll ab jetzt gehandelt werden. Damit es nicht wieder zur Katastrophe kommt.

Warum macht Gott das? Tun ihm die Israeliten leid? Ist er lange genug böse gewesen, ist sein Zorn inzwischen „verraucht“? Mir ist dies Prophetenbuch bisher wenig bekannt, deshalb finde ich es gut, dass wir im Herbst mehr daraus lesen werden. Wenn ich jetzt darin blättere und erst einmal die einfügten Überschriften lese, scheint mir, dass Gott noch nicht „besänftigt“ ist. Die Israeliten tun ihm vielleicht leid. Aber vor allem tut ihm sein heiliger Name leid, den sie erst durch ihr Missverhalten und nun durch ihre missliche Lage entweihen. – Deshalb schmiedet er Pläne, wie diese scheußliche Situation zu beenden ist. Er entwickelt ein Konzept, mit dessen Hilfe die Israeliten und auch die anderen Völker wieder merken: Dieser Gott ist der einzige, der wahre Gott. Es gibt keine Götter neben ihm. Ihm allein ist die Ehre zu geben. Sein Name allein ist heilig.

Wie soll das vor sich gehen? Mir scheint, was Ezechiel ankündigt, ist vor allem ein Wunder. Gott wird das Wichtigste neu schenken: das Herz und den Geist. Das neue Herz wird nicht mehr aus Stein sein, sondern aus Fleisch – lebendig, fähig zu fühlen und zu lieben. Der neue Geist wird nicht mehr von Bösem erfüllt sein, sondern Gutes erkennen, weil nach Gottes Geboten zu handeln und Gott die Ehre zu erweisen, fast dasselbe ist. Dann sind Gott und sein Volk wieder „ein Herz und eine Seele“ und die anderen Völker sehen: Der Gott Israels ist der einzige, der wahre Gott. Sein Name allein ist heilig. Ihm allein gebührt es Ehre zu geben.

Betrifft die Botschaft des Propheten Ezechiel an die verschleppten Israeliten auch uns, jetzt, im Jahr 2017? Brauchen wir auch so ein Wunder? – Wir sind eingeladen, ein Jahr lang darüber nachzusinnen, uns zu erforschen, zu Gott zu beten. Und ihm die Ehre zu geben.

Ihre Elisabeth Neijenhuis

Allen, die an diesem Kalender-Jahrgang mitgearbeitet haben, danke ich herzlich für ihr Engagement. Ihnen und allen Leserinnen und Lesern wünsche ich ein gutes und gesegnetes Jahr 2017.

1. Januar

Sonntag | Neujahrstag | 1. Sonntag nach dem Christfest

Spruch: Kol 3,17/​Wochenspruch: Joh 1,14a

Lied: EG 64 o. 65/​Wochenlied: EG 25 o. 34

Evang.: Lk 4,16–21/​Lk 2,(22–24.)25–38.(39–40)

Epistel: Jakobus 4,13–15/​1. Joh 1,1–14

Altes Testament: Jos 1,1–9/​Jes 49,13–16

Wir lesen Psalm 104

Die neue Lebensmelodie

Das alte Lied: „Es tut mir leid Natur/​denn deine Erben erheben sich gegen dich/​und erledigen dich/​du warst vollkommen in Vielfalt/​mit allem im Einklang/​bis der Mensch mit Gewalt in dich eindrang“, singt der Rapper Thomas D. Die Umweltkrise verunsichert uns: die Abholzung ganzer Wälder, die Versauerung und Verschmutzung der Meere, Massentierhaltung und der vom Menschen mitverursachte Klimawandel. Der Mensch scheint davon auszugehen, er hätte „ein absolutes Zueignungsrecht auf alle Dinge“ (G. W. F. Hegel). Das ist das alte Lied. – Das neue Lied lautet: „Lobe den Herrn meine Seele … der du das Erdreich gegründet hast …“. Der wunderschöne Psalm 104 singt sein Lebenslied nach einer neuen Melodie. Nicht der Mensch und sein Wille, diese Welt zu beherrschen, stehen im Zentrum, sondern die Schönheit Gottes und seiner Schöpfung. Gott macht Himmel und Erde zur sicheren Wohnstätte des Lebens. Alles ist weise geordnet: Gott schafft Lebensbedingungen für die Tiere des Feldes, das Wild und die Vögel. Er schenkt Fruchtbarkeit für Mensch und Tier. Der Psalmist lobt Gott aus dem Blickwinkel des Menschen inmitten des Lebens: Der Mensch ist nicht abgehoben und getrennt von der Schöpfung, sondern ein Teil von ihr. Der Mensch ist geschaffen als Leben inmitten von Leben, das leben will (Albert Schweitzer). Im von der Natur vorgegebenen Rhythmus soll er seiner Arbeit nachgehen. Über das Werk Gottes können wir nur staunen: „Herr, wie sind deine Werke so groß und viel! Du hast sie alle weise geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter“ (V. 24). Alle Lebewesen hoffen auf Gott, damit er sie erhält. Der Mensch, der im Einklang mit der Schöpfung lebt, wird zum Beter. Es ist das Vorrecht des Menschen, beten zu können. Mit dem Psalm wollen wir im Jahr 2017 unser Lebenslied nach dieser neuen Melodie singen. Orientierung auf dem Weg in eine heilvolle Zukunft finden wir nur so.

Hans-Jürgen Abromeit

Wir beten

Guter Gott, Du Schöpfer allen Lebens, hilf uns, Dir und Deiner Schöpfung die Ehre zu geben und nicht mehr weiter diese Erde zu ‚gebrauchen‘. Danke, dass Du alles so weise geordnet hast. Amen.

Tag der Beschneidung und Namengebung Jesu | 1484*Huldreich Zwingli | 1504*Caspar Cruziger, Professor der Theologie in Wittenberg, Mitarbeiter Luthers | 1863 Emanzipationsproklamation durch Präsident Lincoln | 1899 Evangelische Frauenhilfe gegründet

2. Januar

Montag | SA 08:27 SU 16:26 MA 10:38 MU 21:12

Wochenspruch: Johannes 1,14a

Wochenlied: EG 25 oder 34

Wir lesen Lukas 3,1–6

An der Schwelle der Zeitenwende

Der Bibeltext beginnt mit einer umfangreichen Jahresangabe. Lukas, der Historiker unter den Evangelisten, datiert sehr genau: Es ist das Jahr 28 nach Christi Geburt. So kurz können wir es heute sagen; Lukas musste es komplizierter ausdrücken, mit einer Zeitrechnung nach antiker Historiker-Art. Er macht damit deutlich: Was ich jetzt in meinem Evangelium berichte, das gehört in die Weltgeschichte, das ist der Beginn einer Zeitenwende. Diese Zeitenwende kommt heute in unserer Form der Zeitrechnung zum Ausdruck: „vor“ oder „nach Christus“. Mit der Erinnerung an die Worte des Propheten Jesaja von dem „Prediger in der Wüste“ verbindet Lukas dieses weltgeschichtliche Ereignis zugleich mit der Geschichte des Volkes Israel. – Schon in der Weihnachtsgeschichte hat Lukas die Geburt Jesu mit der Geburt des Johannes verknüpft. Nun berichtet er vom Wirken des Johannes. Es beginnt in der Wüste. In der Wüste ist es still; nichts ist da, was einen ablenken kann. Deswegen ist die Wüste der Ort der Gottesbegegnung. Dort erhält Johannes von Gott seinen Auftrag. Er zieht als Bußprediger durch das Land. Die Taufe im Jordan ist ein Zeichen der Umkehr und der Vergebung der Sünden. Diese wichtige Botschaft hat auch Jesus aufgenommen: Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen. So wird Johannes zum Wegbereiter für das kommende Heil.

Karl-Heinrich Lütcke

Wir beten

Barmherziger Gott, am Anfang des neuen Jahres machen wir oft gute Vorsätze. Aber dann haben wir nicht die Kraft, sie auszuführen. Daher bitten wir Dich: Lass uns jeden Tag neu anfangen mit Dir. Amen.

Zeitrechnung „vor“ und „nach Christus“

Es war der römische Mönch Dionysius Exiguus, der im 6. Jahrhundert die Jahreszählung begründete, mit der wir auch heute die Jahre zählen: „nach Christus“. In der antiken Welt wurden zuvor die Jahre oft nach Herrschern definiert, so wie es auch Lukas im Evangelium tut. Im Judentum zählte man die Jahre „nach der Schöpfung der Welt“. Im römischen Reich ging man vom Datum der Gründung Roms aus. An dieser Zählweise orientierte sich Dionysius und legte das Jahr der Geburt Christi fest auf das Jahr 754 seit der Gründung Roms.

379†Basilius d. Gr., Bischof und Mönchsvater in Kappadozien (ev. Gedenktag; Sterbetag: 1.1.) | 1801†Johann Kaspar Lavater, Theologe, Schriftsteller in der Schweiz | 1870*Ernst Barlach, Bildhauer, Dichter, Dramatiker und Graphiker | 1872†Wilhelm Löhe, Erneuerer der lutherischen Kirche in Bayern

3. Januar

Dienstag | SA 08:27 SU 16:27 MA 11:06 MU 22:22

Wochenspruch: Johannes 1,14a

Wochenlied: EG 25 oder 34

Wir lesen Lukas 3,7–14

Der Bußprediger

„Was sollen wir tun?“ In einem ernsthaften, existentiellen Sinn stellen wir eine solche Frage, wenn wir in großer Sorge oder in einer Krise sind. Wenn einer seine Arbeit verloren hat: Was soll ich jetzt tun? Wenn es große Probleme mit den Kindern gibt: Was sollen wir tun? Und auch die Zuhörer des Johannes fragen so in einer Krisen-Situation. Johannes hat seine Predigt mit einer Publikumsbeschimpfung begonnen. „Otterngezücht“, „Schlangenbrut“, hat er die Leute genannt, und er schildert die Lage als eine dicke Krise: Es steht schlimm um euch, eure Zukunft ist in Gefahr: Die Axt ist schon an die Wurzel gelegt. Und heute? Auch wir merken, dass wir in einer Krise sind. Klimakrise, Bankenkrise, Welternährungskrise. Wir haben über unsere Verhältnisse gelebt – auf Kosten der Natur, auf Kosten der Armen in der Welt. Bußprediger hört man nicht gerne. Die Leute damals haben sich offenbar beruhigt bei dem Gedanken: Wir sind ja Abrahams Kinder und haben teil an seinem Segen. Und heute? Wir beruhigen uns mit dem Gedanken an den gütigen Gott, der jeden Menschen liebt und annimmt, auch mit seinen Fehlern und Schwächen. Das ist ja auch nicht falsch. Aber man darf nicht vergessen, dass Gott uns auch nach den Früchten unseres Glaubens fragt. Gottes Gnade ist keine Billigware.

Karl-Heinrich Lütcke

Wir beten

Gnädiger Gott, so viele Bilder stürmen Tag für Tag auf uns ein und lenken uns ab von dem, was wichtig ist. Vergib uns unsere Zerstreuung und schenke uns neue Klarheit, wie wir leben sollen. Amen.

Schmalkaldische Artikel

Am 3. Januar 1537 schickte Martin Luther die „Schmalkaldischen Artikel“ an den sächsischen Kurfürsten Friedrich den Großmütigen. Diese Artikel hatte Luther verfasst und mit einigen Vertrauten beraten. Sie versuchen erneut als Bekenntnis zu formulieren, was die Evangelischen gegen die römisch-katholische Lehre vorzutragen haben. Denn in jenen Jahren nach 1530 hatte sich der katholische Widerstand formiert, und Papst PaulIII. hatte ein Konzil angekündigt, auf dem die Auseinandersetzung mit den lutherischen „Irrlehren“ geführt werden sollte.

um 306†Gordius, Märtyrer in Kappadozien | 1537 Schmalkaldische Artikel | 1559†Matthäus Ratzeberger | 1934 „Freie reformierte Synode“ in Barmen-Gemarke | 1972†Frans Masereel, flämischer Maler und Graphiker

4. Januar

Mittwoch | SA 08:26 SU 16:28 MA 11:33 MU 23:35

Wochenspruch: Johannes 1,14a

Wochenlied: EG 25 oder 34

Wir lesen Lukas 3,15–20

Der Vorläufer

In der orthodoxen Kirche wird Johannes „der Vorläufer“ genannt. Den Grund dafür finden wir in diesem Abschnitt: Johannes weist alle zurück, die in ihm den sehnsüchtig erwarteten Messias verehren, und spricht von einem „Stärkeren“, der noch kommt: Jesus. Johannes sieht sich als der Wegbereiter. Mit dem Ruf zur Buße bereitet er die Menschen auf das Neue vor, das Jesus bringt. So steht er am Übergang vom Alten zum Neuen. Die Bußpredigt und die Ankündigung eines kommenden Heils verbinden ihn mit den Propheten des Alten Testaments; aber mit der Taufpraxis geht er schon einen neuen Weg. Der Historiker Lukas veranschaulicht diesen Übergang vom Heilsbringer zum Erlöser in der Art seiner Darstellung: Noch vor der Schilderung von Jesu Taufe berichtet er von der Gefangennahme des Johannes durch Herodes und lässt Johannes gewissermaßen von der Bühne abtreten. Auch darin ist er ein Vorläufer, dass er für seine Predigt mit Gefangenschaft und Ermordung bezahlt. Auch Jesus ruft zur Buße, zur Umkehr von den bösen Wegen. Aber anders als Johannes tauft Jesus nicht – jedenfalls nicht mit Wasser. In geheimnisvoller Andeutung spricht Johannes von einer Taufe mit „Feuer und Geist“. Und wir können an das Pfingstwunder denken: Feuerszungen erscheinen als Zeichen des Geistes auf den Köpfen der aus vielen Ländern zusammengekommenen Christen.

Karl-Heinrich Lütcke

Wir beten

Gott, der Du tröstest wie eine Mutter tröstet: Unsere Welt ist so trostlos, weil Egoismus und Machtstreben zu Streit und Hass führen. Komm dieser Welt zu Hilfe – und fange bei mir selber an. Amen.

Johannes der Täufer, Johannes, der Vorläufer

Der Isenheimer Altar in Colmar (Elsass) ist das bekannteste Werk des Malers Matthias Grünewald. Grünewald wurde vermutlich 1480 in Würzburg geboren, lebte vor allem in Frankfurt und starb 1530. 1516 entstand das berühmte Bild. Es stellt sehr anschaulich Johannes den Täufer als den Vorläufer Jesu dar: Der Täufer steht am Kreuz Christi und weist mit dem deutlich hervorgehobenem Finger auf Christus. Hinter dem Finger steht in lateinischer Sprache das Wort aus dem Johannes-Evangelium: Er (Christus) muss wachsen, ich aber (Johannes) muss abnehmen.

1786†Moses Mendelssohn, deutscher jüdischer Philosoph | 1849 Zentralausschuss für Innere Mission gegründet | 1946†Fritz von Bodelschwingh d. J., Glaubenszeuge in Westfalen

5. Januar

Donnerstag | SA 08:26 SU 16:29 MA 11:59 MU –

Wochenspruch: Johannes 1,14a

Wochenlied: EG 25 oder 34

Wir lesen Lukas 3,21–38

Wahrer Mensch und wahrer Gott

Die Geschichte von der Taufe ist nicht so bekannt wie die Weihnachtsgeschichte, aber sie ist genauso geheimnisvoll und wundersam. In der Weihnachtsgeschichte sind es Engel, die von dem Kind in der Krippe sagen: „Euch ist heute der Heiland geboren.“ In der Taufgeschichte spricht eine Stimme Gottes: „Du bist mein Sohn.“ Die Szene ist gerne auf Bildern gemalt worden. Die Maler haben darin die Trinität dargestellt, Vater, Sohn und Heiliger Geist: die Stimme Gottes – Jesus als Sohn Gottes – die Taube als Symbol des Heiligen Geistes. – Die Szene hilft verstehen, was im bekannten Weihnachtslied „Es ist ein Ros entsprungen“ gesagt wird: „Wahr Mensch und wahrer Gott, hilft uns aus allem Leide, rettet von Sünd und Tod“. Wahrer Mensch: Jesus schließt sich den vielen Menschen an, die sich als Zeichen der Umkehr taufen lassen. Auch die anschließende Stammtafel nennt Jesu Vorfahren und ordnet seine Person ein in die Geschichte des jüdischen Volkes, ja sogar noch darüber hinaus in die ganze Menschheitsgeschichte. Denn der Stammbaum endet nicht bei Abraham, sondern bei Adam. – „Wahrer Gott“, das ist schwerer zu verstehen. Diese Taufszene gibt eine Erklärung: Gott „hat Wohlgefallen“ an Jesus, er bekennt sich zu Jesus, er adoptiert ihn gewissermaßen. Und die Taube macht deutlich: Gottes Geist ist mit ihm.

Karl-Heinrich Lütcke

Wir beten

Barmherziger Gott, wir gehen in die Irre, wenn Du uns nicht leitest. Wir sind kraftlos, wenn Du uns nicht stärkst. Darum bitten wir Dich: Gib uns neue Kraft durch Deinen guten Geist. Amen.

„Gleichen Wesens mit dem Vater“

Im Jahre 325 berief Kaiser Konstantin erstmals eine ökumenische Synode nach Nicaea ein (ein Ort in der heutigen Türkei), um die Lehrstreitigkeiten unter den Christen zu schlichten. Dort setzte man sich mit der Lehre des Arius auseinander. Es wurde festgelegt, was Arius bestritten hatte: dass Christus sowohl als Sohn Gottes, „gleichen Wesens mit dem Vater“ sei wie auch als wahrer Mensch von Maria geboren wurde. Daraus entstand das Bekenntnis „von Nizäa-Konstantinopel“, das heute an besonderen Festtagen im Gottesdienst an Stelle des Apostolicums gebetet wird.

1547†Johannes Hess, Reformator Schlesiens | 1828*Emil Frommel, volkstümlicher Pfarrer an der Berliner Garnisonkirche | 1894†Feofan, Mönch und Seelsorger in Russland | 1924†Wilhelm Steinhausen, christlicher Maler

6. Januar

Freitag | Epiphanias

Spruch: 1. Johannes 2,8b

Lied: EG 70 oder 71

Evangelium: Matthäus 2,1–12

Epistel: Epheser 3,2–3a.5–6

Altes Testament: Jesaja 60,1–6

Wir lesen Lukas 4,1–13

Der Mensch ist verführbar

Die Kirche hat immer gelehrt, dass Jesus Christus ganz Gott und zugleich ganz Mensch ist. In der Wüste wird Jesus in die Versuchung geführt – so wird ganz deutlich, dass er genauso wie wir Menschen auch unterschiedlichsten Versuchungen ausgesetzt wurde: die Nahrung, der Machtwille, Gott zu etwas zwingen wollen. Damit können Menschen verführt werden: Als das Volk Israel in der Wüste hungerte, gab es für jeden Tag genug Manna zu essen. Manche vertrauten Gott nicht und horteten Manna für den nächsten Tag. Jesus dagegen macht nicht einmal aus Steinen Brot. Wer ist nicht empfänglich für Reichtum, Sorglosigkeit, Bequemlichkeit? Laufen dem „lieben“ Geld nicht allzu viele Menschen hinterher und machen es zu ihrem Gott? Jesus hat dem fest widerstanden. Da flüstert der Teufel Jesus ein, er könne sich ruhig von dieser Mauer hinabstürzen, denn Gott müsse ihm, seinem Sohn, ja schließlich helfen. Und wenn Jesus sich beim Sturz doch verletzen würde? Auch da widersteht Jesus, denn er wird anschließend nicht sagen wollen, wie kann Gott das zulassen, dass ein Unglück passiert ist! Gott lässt sich nicht herbeizwingen. – Jesus hat als Mensch gezeigt, dass er den Versuchungen der Völlerei, der Eitelkeit und des Ehrgeizes nicht anheimgefallen ist. So hat er das wahre Menschsein gelebt, denn der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Auch nicht durch Eitelkeit und Ehrgeiz wird Menschsein wahr und gut, sondern im Vertrauen auf Gott und im Vertrauen zu den Menschen. Es wird aber nur wirkliches Vertrauen geben, wenn man den Verführungen nicht erliegt: Wer die Beziehungen vergiftet durch Eitelkeit und Ehrgeiz, mit denen man andere Menschen herabsetzen, gar demütigen kann, wird keine wirklich menschliche und vertrauensvolle Reaktion erhalten. Im Gegenteil: Andere Menschen werden benutzt, um eigene und selbstsüchtige Ziele zu erreichen. Sie werden sich dagegen wehren. Und wenn sogar Gott für Eitelkeit und Ehrgeiz benutzt werden soll – wen wundert es, dass er sich auch dagegen wehrt?

Jörg Neijenhuis

Wir beten

Du barmherziger Gott. Versuchungen können uns täglich treffen, manchmal merken wir nicht einmal, dass wir verführt worden sind. Verschone uns von allen Versuchungen! Amen.

Orthodoxer Feiertag: Heiliger Abend | 1919†Walther Paucker, Märtyrer in Estland | 1977†Hanns Lilje, Bischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers

7. Januar

Sonnabend | SA 08:25 SU 16:32 MA 12:56 MU 02:04

Wochenspruch: Johannes 1,14a

Wochenlied: EG 25 oder 34

Wir lesen Lukas 4,14–21

Ein Gnadenjahr, in dem das Leben willkommen ist

Auf die Versuchung Jesu folgt seine Predigt in Nazareth. Jesus wird als Messias und als Lehrer beschrieben. Die von Jesus vorgelesene Bibelstelle Jesaja 61,1–2 nennt den Geist Gottes, der auf Jesus bei seiner Taufe herabschwebte (Lk 3,21) und als Geistsalbung gedeutet wird. – Jesus lehrte, dass er gesalbt worden ist, um das Evangelium den Armen zu verkündigen, Freilassung den Gefangenen, den Blinden das Augenlicht, den Geknechteten die Freiheit und allen Menschen ein Gnadenjahr, ein Willkommensjahr des Herrn. Das gilt auch für uns heute ebenso. Viele, allzu viele Menschen werden weltweit von machthungrigen Gewaltherrschern unterdrückt, unschuldig ins Gefängnis geworfen und dort vergessen. Viele Menschen können zwar mit den Augen sehen, können aber nicht erkennen, was gut und richtig für ihr eigenes Leben und das Leben aller Menschen ist. So kommen über Menschen die Ungerechtigkeit, die Unterdrückung, der Unfriede, wenn nicht gar Krieg. Von einem Gnadenjahr, in dem das Leben willkommen ist, sind sie weit entfernt. Nicht so bei Jesus: In der Begegnung mit ihm gewinnt das Gnadenjahr an Kontur. Menschen können sich begegnen, finden zueinander, tauschen sich aus und teilen Freude wie Leid – so wird ihr Leben reicher und fruchtbarer, lebenswerter und sinnvoller. Da bekommt in menschlicher Gestalt die Gnade Gottes Kontur!

Jörg Neijenhuis

Wir beten

Gnadenvoller Gott, wie Du uns begegnest, so lass uns auch unseren Mitmenschen begegnen. Damit auch wir Gnade ausstrahlen und das Böse mit Gutem bedecken. Amen.

Orthodoxer Feiertag: Christfest

Viele orthodoxe Kirchen feiern das Christfest am 7.1., weil sie dem julianischen Kalender folgen und die Reform durch den gregorianischen Kalender nicht mitgemacht haben. Der Unterschied zwischen den Kalendern beträgt mittlerweile 13 Tage. Julius Caesar hat 45v.Chr. einen neuen, präziseren Kalender eingeführt, trotzdem war der julianische Kalender im 14. Jh. sieben Tage der „richtigen“ Zeitrechnung hinterher, so dass Papst GregorXIII. im Jahr 1582 auf Donnerstag, den 4.10. (julianisch) Freitag, den 15.10. (gregorianisch) folgen ließ. Die Wochentagsfolge wurde also beibehalten, der Kalender war wieder „richtig“.

Orthodoxer Feiertag: Christfest | 303/​304†Die Märtyrer der heiligen Bücher in Nordafrika | 1529†Peter Vischer, Nürnberger Bildgießer | 1590†Jakob Andreä, Theologe aus Württemberg | 1692 August Hermann Francke in Halle

8. Januar

Sonntag | 1. Sonntag nach Epiphanias

Wochenspruch: Römer 8,14

Wochenlied: EG 68 oder 441

Evangelium: Matthäus 3,13–17

Epistel: Römer 12,1–3.(4–8)

Altes Testament: Jesaja 42,1–4.(5–9)

Wir lesen Psalm 72

„Lang lebe der König!“

So wurde bei jeder Königskrönung durch die Jahrtausende gerufen. So sagt es auch unser Psalm, der wohl einem Königskrönungsritual aus der Zeit entstammt, als es in Jerusalem jüdische Könige gab (V. 5). Das war zwischen 1000 und 587v.Chr. In einer Welt, die immer aus den Fugen zu geraten droht, ist es notwendig, einen Garanten für Gerechtigkeit und Frieden zu haben. Wenn es keine Verfassung und keinen Rechtsstaat gibt, steht dafür der König. Es ist lebensnotwendig, dass er mit Gerechtigkeit das Volk regiert und besonders sich der Armen annimmt. Diese haben sonst keinen, der sich um sie kümmert. – Bis heute umgeben Glitter, Glanz und Gloria gekrönte Häupter. Und die Regenbogenpresse bedient diese Sehnsucht nach dem Besonderen. Aber dahinter steckte in allen Zeiten ein existentielles Interesse nach einer Grundsicherheit, die man zum Leben braucht. Diese wird gewährleistet durch Gerechtigkeit, Frieden und die Fürsorge für die, die im Leben zu kurz kommen, die Armen. – Immer wieder blieben die Könige Israels hinter dieser Erwartung zurück. Dann nahmen fremde Mächte dem Volk seinen König. Wer sollte jetzt für Gerechtigkeit, Frieden und das Wohlergehen der Armen einstehen? So entstand die Hoffnung nach einem idealen Herrscher, den Gott senden würde. Der Messias würde kommen und Israel, ja die ganze Welt regieren und Gottes Willen zum Zuge kommen lassen. Als Christen verstehen wir: Jesus ist gekommen als dieser von Gott gesandte Messias. Christus ist ja nichts anderes als die griechische Übersetzung von „Messias“. Jesus hat Gerechtigkeit, Frieden und Fürsorge für die Armen vorgelebt. Deswegen wollen auch wir an seinem Wirken unser Handeln ausrichten. Ja, es lohnt sich schon heute, nach diesen Maßstäben zu leben, auch wenn erst der wiederkommende Christus umfassend Gerechtigkeit und Frieden durchsetzen wird.

Hans-Jürgen Abromeit

Wir beten

Herr Jesus Christus, Du hast uns Gerechtigkeit und Frieden vorgelebt. Wir vertrauen auf Deine Kraft und Hilfe, nach diesem Maßstab zu leben. Amen.

482†Severin, Glaubensbote in Bayern | 1642†Galileo Galilei, Naturwissenschaftler

9. Januar

Montag | SA 08:24 SU 16:35 MA 14:11 MU 04:38

Wochenspruch: Römer 8,14

Wochenlied: EG 68 oder 441

Wir lesen Lukas 4,22–30

Widersprüche

Welche Widersprüche! In diesem Jahr der Erinnerung an die Reformation werden wir es wieder erleben: Festgottesdienste in vollen Kirchen mit viel Prominenz, einen Kirchentag mit überfüllten Hallen und über 100.000 Besuchern zum Abschlussgottesdienst. Wie schön, dass sich so viele Menschen im Glauben stärken lassen. Daneben die Gottesdienste in kleinen Dorfkirchen mit fünf oder sechs Besuchern. Wie schön, dass diese kleine Zahl so treu zur Kirche kommt. Denken wir fast 28 Jahre zurück. Bei den Friedensgebeten landauf landab konnten die Kirchen die Menschen kaum fassen. Wir beteten um Veränderung und alles veränderte sich. Heute sind es wieder kleine Gruppen in den gleichen Kirchen. Sind solche Gegensätze nur ein Zeichen unserer Zeit? War früher alles ganz anders? Unser biblischer Abschnitt erzählt, dass Jesus am Beginn seines Wirkens in seiner Heimatstadt Nazareth war. Viele Menschen kamen, um ihn zu hören. Doch als er den Zuhörern nicht nach dem Mund redete, schlug die Zustimmung in Ablehnung um. Sogar sein Leben war in Gefahr. Unbeirrt ist er durch die empörten Menschen geschritten. Solche Gegensätze begleiten uns. Wir sollen uns in unserem Glauben nicht allein von Zahlen beeinflussen lassen. Wir freuen uns, wo viele Menschen unter dem Wort Gottes zusammenkommen, und verzagen nicht, wenn es nur zwei oder drei in Jesu Namen sind.

Hans-Jürgen Sievers

Wir beten Herr, unser Gott, wir bitten heute besonders für die kleinen Gottesdienstgemeinden. Lass uns auch im kleinen Kreis unbeirrt die Hände falten und uns einsetzen für die Aufgaben, die uns gestellt sind. Amen.

Reformator Ostfrieslands Zu den bemerkenswerten Persönlichkeiten der Reformationszeit gehört auch Johannes Laski, in der latinisierten Form auch a Lasco genannt (1499–1560). Er stammte aus dem polnischen Hochadel. Nach seinem Studium in Bologna und Basel brach er mit der katholischen Kirche und fand Aufnahme in Emden. Dort ordnete er seit 1543 als Superintendent die ostfriesische Kirche und gilt als Reformator Ostfrieslands. Sein Wirken ist noch heute spürbar. 1549 folgte er einem Ruf nach London. Eine bedeutende Bibliothek in Emden trägt heute seinen Namen.

529 Kloster auf Monte Cassino durch Benedikt gegründet | 1548†Matthäus Zell, Reformator in Straßburg | 1560†Johann Laski, Reformator in Ostfriesland und Polen (ev. Gedenktag; Sterbetag: 8.1.) | 1825 Schwarzes Kreuz gegründet | 1908†Wilhelm Busch, evangelischer Dichter und Zeichner | 1939†Hermann Menge, Bibelübersetzer

10. Januar

Dienstag | SA 08:24 SU 16:36 MA 15:00 MU 05:51

Wochenspruch: Römer 8,14

Wochenlied: EG 68 oder 441

Wir lesen Lukas 4,31–37

Die unreinen Geister

Nach der Ablehnung in seiner Heimatstadt setzte Jesus seine Verkündigung in Kapernaum am See Genezareth fort. Jeder jüdische Mann hat das Recht, in der Synagoge das Wort zu ergreifen, so wie Jesus es dort tat. Es scheint jedoch, als ob ihn nur einer wirklich als von Gott gesandt erkannte, und von diesem heißt es, er wäre von einem unreinen Geist besessen. Auf ein Wort von Jesus hin fuhr dieser Geist aus. Über diesen Bericht können wir lange nachdenken. Wie viele unreine Geister haben sich in unserer Umgebung oder bei uns selber ausgebreitet. Da ist die Angst, wir könnten etwas verpassen, könnten zu kurz kommen im Leben. Da sind die Resignation und das ständige Klagen, man könne ja doch nichts machen bei all den Problemen der Welt. Wie oft sind wir verzagt und denken, auf die wenigen bewussten Christen wird sowieso nicht gehört. Lang könnte sie sein, die Liste der unreinen Geister in uns und um uns herum. Vielleicht versuchen wir einmal, zu den Geistern unserer Zeit zu sprechen, so wie damals Jesus in der Synagoge: „Schweig und verstumme“. Wir können es verbinden mit dem Gebet, dass Jesus uns dabei helfen möge, im Glauben selbstbewusst zu werden und solche Gedanken fernzuhalten. Manchmal gelingt es, und dann kommt auch heute Staunen über alle, die es miterleben. Vielleicht wirkt unser Mut sogar ansteckend. Versuchen wir es nur einmal.

Hans-Jürgen Sievers

Wir beten

Herr Jesus Christus, wir bitten, steh uns bei, wenn wir bedrängt werden von Angst und der Sorge, was in der Zukunft alles kommen könnte. Gib uns das Vertrauen, in Deiner Hand zu sein in den Höhen und den Tiefen unseres Lebens. Amen.

Gelassenheit

Gott möge zum Alter die Gelassenheit geben gegenüber dem, was kommt, die Zufriedenheit über die zurückgelegte Wegstrecke, die Freude über den Reichtum an gewonnener Erfahrung, die Dankbarkeit für die Menschen, die ein Stück mitgegangen sind, das Glücksgefühl über Erreichtes und Gelungenes, die Demut gegenüber dem, was vorbei ist, die Neugier auf das, was sich noch auftut, die Gewissheit, dass Leben sinnvoll ist.

(Christoph Warnke)

um 165†Karpus und Papylus, Märtyrer in Kleinasien | 1356 Goldene Bulle | 1514 Neues Testament erstmals vollständig gedruckt | 1531 Reformation in England | 1797*Annette von Droste-Hülshoff, Dichterin | 1890†Ignaz (von) Döllinger, Theologe | 1946 erste Vollversammlung der UNO

11. Januar

Mittwoch | SA 08:23 SU 16:37 MA 15:59 MU 06:57

Wochenspruch: Römer 8,14

Wochenlied: EG 68 oder 441

Wir lesen Lukas 4,38–44

Eine offene Kirchentür

Mehrmals hatte ich das Glück, an einer Reise nach Israel teilzunehmen. Ein Besuch in Kapernaum gehörte immer zum Reiseprogramm. Auffällig war dort ein Neubau inmitten der Ruinen. Wie eine Art Ufo schwebte eine Kirche auf Stelzen über alten Mauerresten. Die Tür dort aber schien jedes Mal verschlossen. Eine Besichtigung der Kirche gehöre nicht ins Programm, betonte der Reiseleiter. Bei der letzten Reise aber war die Tür offen und schnell eilte ich die Treppe hinauf, andere aus der Gruppe folgten. Wir erwarteten, dort oben höflich wieder hinausgebeten zu werden. Aber nein, welch ein Glück. Ein Priester, offensichtlich mit der Vorbereitung eines Gottesdienstes beschäftigt, bat uns freundlich, Platz zu nehmen. Dann erzählte er, dass die Kirche über den Resten des Hauses errichtet wäre, in dem vermutlich Petrus gewohnt hatte. Die Erzählung von der Heilung von dessen Schwiegermutter würde zeigen, dass Jesus hier oft zu Gast gewesen sein muss. Und nicht nur das. Offensichtlich war hier einer seiner Rückzugsorte, wenn er nicht im Land unterwegs war. Gefunden hat man bei Ausgrabungen Reste einer kleinen Kapelle innerhalb des Hauses, so dass wohl von frühester Zeit an Menschen sich hier zum Gottesdienst versammelt und die Erinnerung an ihn wachgehalten hatten. Herzlich verabschiedeten wir uns, voller Dankbarkeit für die neuen Erkenntnisse.

Hans-Jürgen Sievers

Wir beten

Lieber Vater im Himmel, wir danken für die vielen Menschen, die die biblische Botschaft erklären und uns bei unserem Glauben unterstützen. Hilf, dass auch wir wieder anderen eine Hilfe sein können. Amen.

Aus einem Reiseführer

Kapernaum (Dorf des Nahum) und das Nordufer des Sees Genezareth gehörten zum Wirkungsbereich von Jesus. In der Römerzeit war Kapernaum ein kleiner Fischereihafen und zugleich Garnisonstadt. In dieser Stadt fand Jesus Simon und Andreas, seine ersten Jünger. Nach der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 flüchteten viele Juden hierher. Das Land wurde 1894 von Franziskanern erworben, die hier ein Kloster errichteten. Bemerkenswert sind die Reste der Synagoge. Obwohl im griechisch-römischen Stil im 4. Jahrhundert erbaut, sind viele Ornamente jüdischen Ursprungs.

1546†Ernst der Bekenner, Förderer der Reformation in Niedersachsen | 1846 erste Allianzgebetswoche angeregt | 1943†Karl Hesselbacher

12. Januar

Donnerstag | SA 08:22 SU 16:39 MA 17:05 MU 07:54

Wochenspruch: Römer 8,14

Wochenlied: EG 68 oder 441

Wir lesen Lukas 5,1–11

Was muss geschehen, dass …

„Was muss eigentlich passieren, damit ein Mensch sich wirklich verändert?“, fragen wir uns manchmal und suchen nach dem Einen, das den Anstoß geben könnte. Die Geschichte erzählt anderes. Wo beginnt denn die Wende? Damit, dass Jesus sich das Boot des Simon erbittet? Damit, dass der ganz offensichtlich mächtig von Jesus beeindruckt ist? „Meister“, redet er ihn an und folgt einer Bitte, die sich unter Fischern ziemlich verrückt anhört. Oder steckt das Wunder in den Fischen, die so zahlreich ins Netz gehen? Oder steckt der eigentliche Umschwung erst in jenem Moment, da aus dem angeredeten Meister der angeredete Herr wird und sich jener Spalt auftut, der Gott und Mensch voneinander trennt? Mir scheint, es ist die Summe der vielen Teilchen, die zusammen ein großes Ganzes geben. Weshalb die Antwort auf die Frage „Was muss eigentlich geschehen, dass ein Mensch neue Wege geht, dass er aus einem, der vor Jesus steht, zu einem wird, der vor Jesus kniet?“ heißt: viel. Viel muss geschehen. Und zwar auf und von vielen Seiten. Und es ist nicht einfach zu sagen, an welcher Stelle Gott in besonderer Weise aktiv gewesen ist. Erst alles zusammen ermöglicht jenen Schritt, den wir gerne für den eigentlichen halten. Es bleibt der Glaube ein Geheimnis, das wir nicht ergründen können, über das wir uns aber freuen können. Und staunen.

Eva Böhme

Wir beten

Wunderbarer Gott, wie groß ist der Schritt vom Meister-Sagen zum Herr-Sagen. Wir bitten Dich: Begleite uns auf diesem Weg. So lange, bis auch wir sagen: Mein Herr und mein Meister. Amen.

Menschenfischer

„Von nun an wirst du Menschen fangen.“ Das ist ein gefährlicher Satz. Er entbindet unangenehme Vorstellungen. Wer will schon einem anderen ins Netz gehen? Und vor allem: Was geschieht, wenn wir dann wie Fische im Netz im Gehege der Kirche zappeln? Ich denke, Jesus hat das anders gemeint. Er wurde oft missverstanden. Mir hilft ein Wort aus dem Johannesevangelium. Da sagt Jesus von sich: „Ich bin die Tür. Wenn jemand zu mir hineingeht, der wird selig werden und wird ein- und ausgehen und Weide finden“ (Joh 10,9). Ein- und Ausgehen, ja, das ist etwas anderes.

533†Remigius von Reims, Bischof in Gallien (ev. Gedenktag; Sterbetag: 13.1.) | 1746*Heinrich Pestalozzi | 1981†Otto Haendler, evangelischer Theologe und Psychologe | 1928 Lima-Papier

13. Januar

Freitag | SA 08:22 SU 16:40 MA 18:15 MU 08:42

Wochenspruch: Römer 8,14

Wochenlied: EG 68 oder 441

Wir lesen Lukas 5,12–16

Ja, ich will!

Das geht so schnell wie im Zeitraffer. Kaum begegnen sich Jesus und der Aussätzige, da gehen sie schon wieder auseinander. Der Geheilte zum Priester in den Tempel, der Heiler zu Gott in die Wüste. Dazwischen liegt jener Moment, in dem der Kranke bittet: „Herr, willst du, so kannst du …“ und Jesus antwortet: „Ich will“. Nicht zu vergessen die Bewegungen. Der eine fällt auf die Knie, der andere berührt den Kranken. Es dürfte sich dabei um einen Hautkontakt handeln. Als ich studiert habe, habe ich mich lange mit der Frage beschäftigt, wie viel Bedeutung der Wille des Kranken für seine Heilung hat. Dahinter stand meiner Meinung nach die Befürchtung, dem Wollen des Menschen eine zu große Bedeutung beizulegen. Irgendwie sollte es doch allein und ausschließlich auf Gott und Jesus ankommen. Heute sieht es für mich so aus: Wäre der Kranke geheilt worden, wenn er Jesus nicht gebeten hätte, ihn zu reinigen? Wohl nicht. Und umgekehrt: Wäre der Kranke geheilt worden, wenn Jesus ihn nicht berührt hätte und sein „Ich will’s tun“ gesagt hätte? Auch nicht. Von daher: Es ist wohl doch beides nötig. Der Wunsch und Wille des Kranken und das Können und Wollen des Heilenden. Aus beidem wird dann ein Ganzes. Der Anfang eines neuen Lebens mitten im alten. Eine Auferstehung, auf die zu hoffen der Kranke nicht aufgegeben hatte. Wer weiß, wie lang.

Eva Böhme

Wir beten

Gnädiger Gott, aussätzig sein, ausgeschlossen sein, keine Anbindung haben. Wie viele erleben das heute. Gib, dass wir Räume schaffen, aufeinander zuzugehen und einander zu begegnen. Amen.

Grenzüberschreitung, die guttut

Das klingt jetzt vielleicht makaber, aber das Schlimme am Aussatz war, dass man an dieser Krankheit starb. Da man zur Zeit Jesu aber keine Heilmittel kannte, wurden Aussätzige zum Schutz der Gesunden aus der Gesellschaft ausgesondert. Dass Jesus einen solchen Ausgesonderten berührt, ist eine nicht erlaubte Grenzüberschreitung. Jesus begeht sie und lässt den Kranken spüren, dass er dazugehört, dass er ein Mensch ist. Dass er darüber heil geworden ist, wundert mich nicht. Unsere Haut ist ein überaus soziales Organ.

um 367†Hilarius von Poitiers, Bischof in Gallien | 1527 Reformation in Schweden | 1823†Matthias Jorissen, Psalmen- und Liederdichter

14. Januar

Sonnabend | SA 08:21 SU 16:42 MA 19:28 MU 09:21

Wochenspruch: Römer 8,14

Wochenlied: EG 68 oder 441

Wir lesen Lukas 5,17–26

Kann man Glauben sehen?

„Wir haben heute seltsame Dinge gesehen, “ endet die Geschichte, und ich wundere mich. „Gesehen“ steht da, nicht „gehört“. Die Worte, mit denen Jesus die Sünden vergibt, schienen mir immer der Höhepunkt der Geschichte zu sein und dann kam für mich erst die Sache mit der Heilung. Der Akzent liegt aber ganz offensichtlich mehr auf dem Sehen. Was an dem, was zu sehen ist, ist seltsam? Dass einer gelähmt ist? Nein, das gibt’s alle Tage. Aber dass ein Gelähmter aufs Dach getragen wird und dann direkt vor seinem Arzt abgesetzt wird, das gibt es nicht alle Tage. Auch dass man Glauben sehen kann, finde ich seltsam. Aber nun gut, die Männer haben sich für den Gelähmten eingesetzt und haben ihn zu Jesus gebracht. Wahrscheinlich, weil sie etwas Gutes über ihn gehört haben. Dass Jesus das schon Glauben nennt, macht Mut. Und dann erkennt Jesus noch die Gedanken der umstehenden Schriftgelehrten. Meiner Meinung nach geht das über das hinaus, was wir Gedankenlesen nennen. Das hat schon etwas damit zu tun, dass Jesus in Menschen hineinsehen kann. Und dann steht auch noch der Kranke auf. Ja, das kann man sehen. Wenn einer aufsteht zu einem neuen Leben, dann kann man das sehen. Mich wundert es nicht, dass die einen sich wundern, die anderen erschrecken und wieder andere staunen. Oder sind es immer dieselben?

Eva Böhme

Wir beten

Aufrüttelnder Gott, aufstehen und aufbrechen nach Jahren der Unbeweglichkeit. Was für ein Glück muss das gewesen sein. Hilf auch uns, aufzustehen zu einem neuen Leben und zu neuem Glück. Amen.

Mit Worten heilen

Ob Jesus es wohl von Anfang an darauf angelegt hatte, den Menschen auch körperlich zu heilen? Ich erinnere mich an eine Gesprächsrunde, die konnte es fast nicht fassen, dass Jesus erst die Seele heilt und dann den Körper. Müssen wir in der Kirche nicht erst diakonisch wirken, um dann der Seele aufhelfen zu können? Nur, darum geht es in der Geschichte nicht. Denn das Spannende ist: Erst heilt Jesus mit Worten und dann heilt er noch einmal mit Worten. Es geht also mehr um die Frage, was wir den Worten zutrauen, seinen und unseren.

Orthodoxer Feiertag: Beschneidung des Herrn | 1691†George Fox, Quäker in England (ev. Gedenktag; Sterbetag: 13.1.) | 1683*Gottfried Silbermann | 1887 Oberlinhaus Potsdam beginnt die Arbeit an Taubblinden | 1890†Karl Gerok, religiöser Lyriker | 1892*Martin Niemöller

15. Januar

Sonntag | 2. Sonntag nach Epiphanias

Wochenspruch: Johannes 1,17

Wochenlied: EG 5 oder 398

Evangelium: Johannes 2,1–11

Epistel: Römer 12,(4–8.)9–16

Altes Testament: 2. Mose 33,17b–23

Wir lesen Psalm 4

Vertrauen wie im Schlaf

Manchmal erinnere ich mich, wie ich früher am Bett meiner Kinder gesessen habe, als sie noch klein waren. Sie haben so friedlich und tief geschlafen, dass man sie hätte raustragen können, ohne dass sie etwas davon gemerkt hätten. Und ich habe dann gedacht, so können nur Kinder schlafen, die noch voller Vertrauen und ganz und gar arglos sind. Ein solches tiefes Vertrauen klingt uns auch in Psalm 4 entgegen. Ein Vertrauenslied. Ein Zeugnis der unüberwindbaren Geborgenheit, obwohl der Psalmbeter um die Anfeindungen und Ungerechtigkeiten in der Welt weiß und sie am eigenen Leibe erfahren hat. Davon erzählt der erste Teil des Psalms. Der Beter aber quält sich nicht mit sorgenvoller, schlafloser Unruhe. Sondern er kann friedlich und geborgen schlafen, im Vertrauen auf Gott. So endet der Psalm. Das bringt das Vertrauen Jesu in mir zum Klingen. Ich erinnere mich an die Geschichte, in der er auf einem Boot schläft, mit seinem Kopf auf einem Kissen ruhend, während der Sturm um die Jünger herum wütete und sie in Angst versetzte. So erzählt es das Evangelium. Wie ist ein solches Vertrauen möglich? Der Psalmbeter findet es im Antlitz Gottes, das für ihn leuchtet. Gott hat für uns ein Gesicht, das ist die Botschaft von Weihnachten, die bis in die gegenwärtige Epiphaniaszeit hineinstrahlt. Gott hat konkrete Gestalt angenommen in dem Kind in der Krippe. Sein Antlitz erzählt von Licht. Und von Heilung. Was verletzt ist, wund und krank, kann in seiner Nähe wieder heilen. All unsere Narben und Verwundungen, unsere Geschichten und Abgründe, die wir mitbringen und die uns auf der Seele liegen, schaut Gott liebevoll an. Die ganze Welt wird dadurch in ein anderes Licht getaucht. Davon singt der Psalmbeter. Gott ist das Licht unseres Lebens. Deshalb können wir getrost zur Ruhe kommen und ihm ganz und gar vertrauen, wie im Schlaf.

Markus Dröge

Wir beten

Barmherziger Gott, ich will Dir vertrauen und mich berühren lassen vom Antlitz Deiner Liebe. Und ich will selbst für mich und für andere zum Zeichen Deiner Liebe werden. Amen.

1919†Traugott Hahn, Märtyrer in Estland (ev. Gedenktag; Sterbetag: 14.1.) | 1929*Martin Luther King | 1949†Jakob Künzler

16. Januar

Montag | SA 08:19 SU 16:45 MA 21:49 MU 10:21

Wochenspruch: Johannes 1,17

Wochenlied: EG 5 oder 398

Wir lesen Lukas 5,27–32

Nicht die Gesunden, sondern die Kranken

Mein Kollege besuchte für eine Routineuntersuchung seinen Hausarzt. „Wissen Sie, Herr Pfarrer“, sinnierte der Mediziner, während er den Blutdruck maß, „ich gehe aus Prinzip nicht in die Kirche. Im Sonntagsgottesdienst tun alle so, als könnten sie kein Wässerchen trüben. Aber in der Woche verhalten sich die sogenannten Christen nicht besser als alle anderen Menschen, die lügen und betrügen. Das kann ich auf den Tod nicht leiden.“ – Der Mediziner hatte offensichtlich eine hohe Meinung von der Kirche. Seiner Ansicht nach war der Gottesdienst eine Art Versammlung der Perfekten und Unfehlbaren. Wäre das so, dann herrschte gähnende Leere in den Kirchen landauf landab. Nicht einmal eine Pastorin oder ein Pfarrer wäre sonntags anzutreffen. „Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, um die Sünder zur Umkehr zu rufen, nicht die Gerechten.“ Kirche ist für Menschen da, die nicht frei sind von Fehlern und Verfehlungen. Weil ihnen Vergebung zuteilwird. Kirche ist für Menschen da, die am Ende sind. Weil Christus ihnen einen neuen Anfang schenkt. –Was soll man dem Arzt sagen? Etwa: „Herr Doktor, ich würde gerne öfter zu Ihnen kommen. Aber bei Ihnen sind immer so viele Kranke in der Praxis. Wenn es nur noch Gesunde bei Ihnen gibt, lasse ich mich wieder bei Ihnen blicken“?

Hauke Christiansen

Wir beten

Barmherziger Gott, nimm mich an, wie ich bin: Dein Geschöpf mit Schönem und Schwerem, um Deines Sohnes willen, der mir Deine Liebe und Vergebung schenkt, jetzt und in Ewigkeit. Amen.

Georg Spalatin, Reformator in Sachsen

Als Geheimsekretär, geistlicher Berater und Hofprediger genoss der Theologe, Jurist und Humanist Georg Spalatin das besondere Vertrauen des Kurfürsten Friedrich des Weisen. Er nutzte seinen Einfluss und hatte damit Anteil am Schutz Luthers und seiner Lehren durch die sächsische Obrigkeit. Spalatin förderte evangelische Gedanken durch Übersetzung von Luthers und Melanchthons Schriften und das Verfassen eigener Werke.

1545†Georg Spalatin, Reformator in Sachsen | 1920 Völkerbund konstituiert | 1987†Georges Casalis, französischer evangelischer Theologe

17. Januar

Dienstag | SA 08:18 SU 16:47 MA 22:56 MU 10:46

Wochenspruch: Johannes 1,17

Wochenlied: EG 5 oder 398

Wir lesen Lukas 5,33–39

Für Christus hat das Fest längst begonnen

„Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“ Dieser Jahrhundertspruch von Michail Gorbatschow ist in einem Vier-Augen-Gespräch mit Erich Honecker gefallen. Im Oktober 1989. Als Teile des Volkes über Prag und Ungarn der Republik den Rücken kehrten. Dieser Satz war ein indirekter Hinweis an die DDR-Führung, Reformen einzuführen. Honecker und Co. erkannten die Zeichen der Zeit nicht. Die geschichtlichen Folgen sind bekannt. – „Niemand schneidet ein Stück von einem neuen Kleid ab und setzt es auf ein altes Kleid … Auch füllt niemand neuen Wein in alte Schläuche.“ Bei Jesus geht es nicht um Erneuerung, Jesus bringt etwas Neues. Er erscheint anders, als der Messias erwartet wird, und enttäuscht vorgefasste Meinungen. Als andere auf das Aufgebot warteten, hatte für Christus das Fest längst begonnen. Der „Bräutigam“ war mitten unter ihnen und sie erkannten ihn nicht. – Nicht selten erlebe ich mich in eingefahrenen Bahnen. Der tägliche Rhythmus von Arbeit, Familie, Freizeit gibt mir Sicherheit. Aber wo ist Aufbruch möglich? Bin ich bereit, mich auf Neues einzulassen? Nehme ich Impulse als Inspiration oder als Störung wahr? Wo erwarte ich für meinen Glauben neue Anstöße? Wenn ich Christus dort suche, wo er gestern war, werde ich ihn nicht finden.

Hauke Christiansen

Wir beten

Guter Gott, öffne mich, mache meinen Glauben weit, mache meinen Geist fließend. Brich das Vorgefertigte, damit durch die Ritzen meiner Erfahrungen das Licht Deines Geistes leuchtet. Amen.

Antonius, Mönchsvater in Ägypten

„Wenn du vollkommen sein willst, so gehe hin, verkaufe alles, was du hast, und gib es den Armen, dann komm und folge mir nach.“ Antonius, Sohn reicher ägyptischer Bauern, hörte diese biblischen Worte und zog sich in die Wüste zurück. Seine Berufung zum Einsiedlerleben fand viele Nachahmer und trug entscheidend zur Ausbreitung des christlichen Mönchtums mit bei.

356†Antonius, Mönchsvater in Ägypten | 395†Theodosius, römischer Kaiser (erhob das Christentum zur Reichsreligion und verbot das Heidentum) | 1562†Toleranzedikt von St. Germain

18. Januar

Mittwoch | SA 08:17 SU 16:48 MA – MU 11:09

Wochenspruch: Johannes 1,17

Wochenlied: EG 5 oder 398

Wir lesen Lukas 6,1–11

Leben erhalten ist gut

An einem Sabbat geht Jesus durch ein reifes Getreidefeld. Seine Jünger rupfen einige Ähren ab. Die kleine Episode wäre nicht der Rede wert gewesen. Dennoch schlagen die Pharisäer Alarm: „Warum tut ihr, was am Sabbat nicht erlaubt ist?“ Mit ihrer Kritik fühlen sie sich auf der sicheren Seite. Schließlich steht in den Zehn Geboten klar und deutlich: „Am siebenten Tag ist der Sabbat des Herrn deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun“ – nach dem Verständnis der Pharisäer also auch keine Ähren ausreißen. Wie würde der Meister auf diesen Vorwurf reagieren? Jesus lässt sich nicht auf eine spitzfindige Diskussion über Sabbatvorschriften der jüdischen Tradition ein. Er beruft sich vielmehr auf David, den Gesalbten Gottes. In einer Notlage übertrat er souverän ein zeremonielles Gebot, als er sich an den Schaubroten im Tempel vergriff. Jesus versteht sich als der Nachkomme Davids, dessen Königtum ewig bestätigt werden sollte. Damit stellt sich Jesus dem Gesalbten Gottes gleich. Er handelt in dieser Vollmacht und legt so Gottes Gebot zutreffend aus. Deshalb kann er auch eine verkrüppelte Hand am Sabbat heilen. Als „Menschensohn“ ist er dazu bevollmächtigt. Er will leben retten und erhalten – bis hin zum ewigen Leben. Darin lässt er sich nicht irritieren. In dieser Gewissheit können wir noch heute leben und handeln.

Bernd Frauenlob

Wir beten

Herr Jesus Christus, erfülle uns mit Liebe und Weisheit, um die Gebote Gottes in Deinem Sinne auszuleben. Amen.

Ein Kernstück des Glaubens

Luther verfasste den Kleinen Katechismus zunächst als Brevier für den Alltag des christlichen Hauses. Er leitet zum regelmäßigen Gebet an und gibt vor, wie die Zehn Gebote, das Glaubensbekenntnis und die Sakramente zu verstehen sind. Wegen seiner Konzentration auf das Wesentliche und seiner prägnanten Sprache prägte er viele Generationen. Oft wurde der Kleine Katechismus sogar auswendig gelernt. Er gilt auch heute noch als religionspädagogische Meisterleistung.

1529 Luthers Kleiner Katechismus | 1871 Gründung des Deutschen Reiches | 1906 Diakonenanstalt Rickling gegründet | 1945†Siegbert Stehmann, evangelischer Pfarrer und Liederdichter | 1945†Ludwig Steil, Märtyrer in Westfalen (ev. Gedenktag; Sterbetag: 17.1.) | 1987†Joachim Beckmann

19. Januar

Donnerstag | SA 08:16 SU 16:50 MA 00:01 MU 11:32

Wochenspruch: Johannes 1,17

Wochenlied: EG 5 oder 398

Wir lesen Lukas 6,12–16

Von Jesus berufen

Jesus braucht bevollmächtigte Mitarbeiter, die ihm persönlich beistehen. Vor allem aber sollen sie das Evangelium vom anbrechenden Gottesreich durch Dämonenaustreibungen und Krankenheilungen bekräftigen. Doch wer soll dies sein? Jesus will das nicht allein entscheiden. Er verbringt eine ganze Nacht im Gebet. Danach kann er handeln. Die ausgewählten Jünger dürfen darauf vertrauen: Es handelt sich um einen Ruf, der von Gott kommt. Die Zwölferzahl entspricht den zwölf Stämmen Israels. Sie macht deutlich: Jesus ist für das ganze Volk Israel gekommen. Die berufenen Apostel sind schlichte Menschen. Es begegnen uns die Berufe der Fischer und Zöllner. Dabei handelt es sich nicht um eine religiöse Elite, sondern um Nachfolger Jesu. Um seinetwillen haben sie alle menschlichen Sicherheiten aufgegeben. Doch nun werden sie zu Ohren- und Augenzeugen ihres Herrn und bürgen mit ihrem ganzen Leben für die Wahrheit des Evangeliums. Bis heute gründet sich die Kirche auf das apostolische Zeugnis. Viele Gotteshäuser tragen den Namen eines Apostels. Einer ist nicht mit dabei: „Judas Iskariot, der zum Verräter wurde“. Sein späteres Versagen liegt im Dunkeln. Doch es zeigt, dass Gott mit uns Menschen immer auch ein Risiko eingeht. Mit der Heiligen Taufe sind wir zum Dienst und Zeugnis berufen. Gott will uns gebrauchen, auch wenn wir nur schwache Werkzeuge sind.

Bernd Frauenlob

Wir beten

Herr Jesus Christus, Du hast uns zum Dienst berufen. Gib, dass wir an dem Ort, an den Du uns gestellt hast, dies freudig und zuversichtlich tun. Bewahre uns vor Resignation und Verzagtheit. Amen.

Eine berühmte Frage

1563 veranlasste der pfälzische Kurfürst FriedrichIII. die Herausgabe einer reformierten Kirchenordnung. Sie wurde von Heidelberger Theologen ausgearbeitet und hat sich danach weltweit verbreitet. Besonders bekannt wurde die 1. Frage: „Was ist dein einziger Trost im Leben und Sterben? – Dass ich mit Leib und Seele im Leben und Sterben nicht mir, sondern meinem getreuen Heiland Jesus Christus gehöre. Er hat mit seinem teuren Blut für alle meine Sünden vollkommen bezahlt und mich aus aller Gewalt des Teufels erlöst.“

Orthodoxer Feiertag: Taufe des Herrn | 1563 Heidelberger Katechismus | 1576†Hans Sachs, Schuhmacher und Dichter | 1819†Johann Michael Hahn, Glaubenszeuge in Württemberg (ev. Gedenktag; Sterbetag: 20.1.)

20. Januar

Freitag | SA 08:15 SU 16:51 MA 01:05 MU 11:57

Wochenspruch: Johannes 1,17

Wochenlied: EG 5 oder 398

Wir lesen Lukas 6,17–26

Eine ungewöhnliche Gratulation

Auf einem Feld kommt eine große Menschenmenge zusammen. Man will von Jesus geheilt werden und seine Worte hören. Viele Hoffnungen erfüllen sich. Nach den Wundertaten beginnt Jesus mit den Seligsprechungen. Sie beschreiben nicht nur einen erhebenden Gemütszustand seiner Jünger, sondern vermitteln ihnen einen frohmachenden Zuspruch. Er bedeutet so viel wie: Heil euch, ich wünsche euch Glück, ich gratuliere euch. Die Jünger sind in diesem Sinne selig. Doch wodurch? Die Gegenwart Jesu beendet ihren notvollen Zustand. Mit seinem Wirken beginnt das Reich Gottes. Nun herrschen neue Maßstäbe: Selig sind, die sich ihrer geistlichen Armut bewusst sind, die nach Gerechtigkeit hungern, die über ihre Sünde weinen und die geschmäht werden, weil sie Jesus nachfolgen. Sie dürfen sich nicht nur freuen, sondern sogar vor Freude springen – denn sie haben einen großen Lohn im Himmel. Die anschließenden Weherufe gelten den besitzversessenen, selbstzufriedenen, hochmütigen und eitlen Menschen. Die Umkehrung aller Werte, die mit dem Kommen Jesu einhergeht, wird sie besonders hart treffen. In dieser Weise wirkt die Botschaft Jesu auch heute noch tröstend und mahnend. Überall dort, wo die frohe Botschaft von Jesus verkündigt und angenommen wird, beginnt schon in unserer Zeit das Reich Gottes. Es fängt in den Herzen an und setzt sich fort in Taten der Nächstenliebe.

Bernd Frauenlob

Wir beten

Heiliger Gott, durch Jesus lässt Du uns Anteil nehmen an Deinem Reich. Gib, dass unser Denken und Handeln davon bestimmt ist. Amen.

Die Madonna von Stalingrad

„Am Heiligen Abend 1942 bereitete der Oberarzt Dr.Kurt Reuber seinen Kameraden im Kessel von Stalingrad eine eigenartige und eindrucksvolle Weihnachtsfreude, die ihnen zugleich zu einer starken Hilfe wurde. Als die Männer den notdürftig gegen Kälte und Geschosse schützenden Bunker zur einsamen Weihnachtsfeier unter dem Schatten des Todes betraten, standen sie wie gebannt, andächtig und ergriffen schweigend vor dem Bild einer Mutter, die in weitem Mantel ihr Kind birgt.“

(Arno Pötzsch)

288†Sebastian, Märtyrer in Rom | 1813†Christoph Martin Wieland | 1859†Bettina von Arnim, Dichterin | 1944†Kurt Reuber

21. Januar

Sonnabend | SA 08:14 SU 16:53 MA 02:07 MU 12:23

Wochenspruch: Johannes 1,17

Wochenlied: EG 5 oder 398

Wir lesen Lukas 6,27–35

Grenzenlose Liebe

Ein gutes Verhältnis zu den Nachbarn im Haus ist etwas Wertvolles. Man hilft sich gegenseitig: Blumenpflege und Briefkastenleerung im Urlaub, man nimmt gegenseitig Pakete an und wechselt freundliche Worte. Eine solche partnerschaftliche Hilfe beschreibt auch Jesus. Doch er schränkt gleichzeitig ein: Welchen Dank habt ihr davon? Oder anders ausgedrückt: Was ist daran schon Besonderes? Eine Zusammenarbeit zwischen befreundeten Menschen ist etwas Alltägliches. Die ausgesprochen christlichen Verhaltensweisen gehen jedoch viel tiefer: Sie zielen sogar auf die Liebe gegenüber persönlichen Feinden. Jesus ist hier beispielhaft vorangegangen und hat sogar für seine Peiniger gebetet, als er am Kreuz hing. Es ist ein Verhalten, was es so in der Welt nicht gibt: denen Gutes tun, die uns hassen; segnen, die uns verfluchen; beten für die, die uns Leid zufügen. Gewiss hat Jesus hier eine endzeitliche Verfolgung von Christen im Blick – und die begann schon in der urchristlichen Zeit. Doch auch im täglichen Leben kann uns eine feindselige Haltung begegnen: Neid, Missgunst oder sogar verstecktes Mobbing. Wie reagieren wir darauf? Eine allgemeingültige Antwort gibt es nicht und zu verschieden sind die Situationen. Für Nachfolger Jesu wird die Liebe auch zu den Feinden dennoch ein erstrebenswertes Ziel sein. Manches Wunder ist auf diese Weise schon eingetreten.

Bernd Frauenlob

Wir beten

Herr Jesus Christus, Du hast uns die Liebe selbst zu den Feinden vorgelebt. Schenke auch uns eine solche Gesinnung gegenüber Menschen, die uns Leid zufügen. Amen.

Ein Grundthema des Lebens

„Der Mensch lebt und bestehet nur eine kleine Zeit, und alle Welt vergehet mit ihrer Herrlichkeit. Es ist nur einer ewig und an allen Enden und wir in seinen Händen.“ Matthias Claudius stellt in seinem Gedicht der Vergänglichkeit des Lebens die christliche Ewigkeitshoffnung gegenüber. Die Worte werden besonders eindrücklich in der Vertonung durch Max Reger (gest. 1916). Er hat dazu eine Melodie für einen achtstimmigen Chor komponiert.

1815†Matthias Claudius, christlicher Dichter in Hamburg | 1831†Achim von Arnim, Dichter und Sammler von Volksliedern | 1872†Franz Grillparzer, Dichter

22. Januar

Sonntag | 3. Sonntag nach Epiphanias

Wochenspruch: Lukas 13,29

Wochenlied: EG 293

Evangelium: Matthäus 8,5–13

Epistel: Römer 1,(14–15.)16–17

Altes Testam.: 2.Kön 5,(1–8.)9–15.(16–18.)19a

Wir lesen Psalm 3

In den Schwachen mächtig

Wer kennt das nicht, das Gefühl, ganz alleine dazustehen. Egal, was man sagt oder tut, man kann es den anderen nicht recht machen, sondern erntet sogar noch Spott und Hohn. In einer solchen Situation befindet sich der Psalmbeter aus Psalm 3. Er sieht sich umringt und umzingelt, wie von unzähligen Feinden, und fühlt sich in seiner Ehre verletzt. All das klagt er Gott. Und was er selbst nicht kann, tut Gott und ergreift für ihn Partei und Stimme. Er schlägt den Widersachern auf die Backe und zerschmettert ihre Zähne, wie es in dem Psalm heißt. Bildliche Rede ist das, wie sie häufig in den Klageliedern vorkommt. Der Backenstreich gilt als schimpfliche Bestrafung und das höhnische Reden, das zwischen den Zähnen hervorkommt, soll endgültig zerschlagen werden. Gott reagiert nicht mit Gewalt, sondern mit der Macht seines Wortes. Gott ergreift Stimme und Partei für die Bedrängten und diejenigen, die keine Lobby haben. Das ist die Botschaft des dritten Psalms. Wo die Würde von Menschen verletzt wird, da richten sich Schande und Hohn schließlich gegen die Verursacher selbst. Im Kreuz wird die Zweideutigkeit dieses Zusammenhangs auf den Punkt gebracht. Das unschuldige Leiden der Opfer hat hier seinen Ort, genauso wie umgekehrt das Kreuz das Unrecht der Täter widerspiegelt. Beides gehört in unserem Leben und in dieser Welt zusammen: Klage und Anklage. Beides hat Gott auf seine Schultern genommen, damit wir neu anfangen können zu leben. Damit wir den Mut aufbringen, aufeinander zuzugehen und Frieden und Versöhnung zu wagen. „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig“. So hat Paulus die Kraft Gottes in seinem Leben erfahren. Eines ist dabei ganz deutlich, und da trifft sich die Botschaft des Paulus mit der des Psalmbeters aus Psalm 3: Gott ist uns nahe, wenn wir uns bedrängt und ausgestoßen fühlen. Er ist uns nahe mit seinem Wort. Und bei ihm finden wir Hilfe!

Markus Dröge

Wir beten

Barmherziger Gott, in Dir will ich mich bergen, mit meinen Klagen und mit dem, was mich anklagt. Ich bitte Dich: Verwandle meine Schwäche in neue Kraft. Amen.

304†Vincentius, Märtyrer in Spanien | 1533†Veit Stoß, Bildhauer | 1536 Hinrichtung der Wiedertäufer in Münster | 1945†Else Lasker-Schüler, Lyrikerin

23. Januar

Montag | SA 08:12 SU 16:56 MA 04:08 MU 13:26

Wochenspruch: Lukas 13,29

Wochenlied: EG 293

Wir lesen Lukas 6,36–42

Nehmt mich an, so wie ich bin

Meine Freundin hat sich von ihrem Mann getrennt. Jahrelang hat sie mit sich gerungen, ob sie das ihrem Kind, dem Mann, den sie mit so vielen Hoffnungen geheiratet hatte, und sich selbst antun kann. Aber dann ging es nicht mehr anders. Dabei schlug sie sich mit vielen Ängsten herum: Was würden die anderen in der Familie und ihre Freunde sagen? Was die Menschen in der Kirchengemeinde? Würden sie sie verurteilen? Aus den Fragen und Ängsten meiner Freundin habe ich deutlich die Bitte herausgehört: Nehmt mich an, wie ich bin. Und nicht so, wie ihr denkt, dass ich sein müsste. Wie schnell sind wir mit einem Urteil bei der Hand, wenn ein Mensch etwas tut, das wir nicht nachvollziehen oder verstehen können. Je weniger wir uns selbst erlauben, etwas zu tun, das manche nicht verstehen würden oder das vielleicht schiefgehen könnte, desto härter ist wohl das Urteil. Jesus warnt vor den schnellen Urteilen, die andere Menschen in Schubladen wegpacken. Er mahnt zu einer Haltung der Barmherzigkeit. Wer selbst schon einmal auf die Barmherzigkeit Gottes und anderer Menschen angewiesen war, dem wird es leichter fallen, eine Haltung von Barmherzigkeit einzuüben. Wer sie hat, der wird dem Nächsten gegenüber richtig handeln und vorsichtig sein mit seinem Urteil.

Monika Lehmann-Etzelmüller

Wir beten

Guter Gott, lass mich vorsichtig werden mit meinen Urteilen. Heute will ich beginnen, das zu üben. Denn auch ich brauche Barmherzigkeit, wenn ich anderen wehgetan oder etwas falsch gemacht habe. Amen.

Menno Simons, Glaubenszeuge in Friesland

Nicht zu verurteilen, Frieden zu leben und lieber das eigene Leben zu geben als Gewalt anzuwenden, waren Kernüberzeugungen von Menno Simons. Die bis heute existierenden Mennoniten, eine Friedenskirche, sind nach ihm benannt. Dabei ging Menno Simons einen weiten inneren Weg. Als katholischer Priester in Friesland wandte er sich reformatorischen Lehren zu. Schließlich schloss er sich der Täuferbewegung an, die die Säuglingstaufe ablehnt. Er wurde für sie ein bedeutender theologischer Lehrer. Er starb im Jahr 1561: Heute ist sein Todestag.

1561†Menno Simons, Glaubenszeuge in Friesland | 1579 Utrechter Union | 1872 Bodelschwingh übernimmt Bethel | 1945†Helmuth James Graf von Moltke

24. Januar

Dienstag | SA 08:11 SU 16:58 MA 05:05 MU 14:06

Wochenspruch: Lukas 13,29

Wochenlied: EG 293

Wir lesen Lukas 6,43–49

Was brauchst du?

Bei dem Bild vom Baum und seinen Früchten hören wir rasch zuerst das Mahnende, ja Richtende. Aber es steckt auch viel Fürsorge in dem Bild. Jesus vergleicht Menschen und ihre Taten mit Bäumen und ihren Früchten. Wenn es einem Menschen an Zuwendung und Liebe fehlt, dann ist es schwer für ihn, geradlinig zu werden und der Sonne entgegen zu wachsen. Wenn die Wurzeln gekappt werden, weil es an den Grundlagen des Lebens wie Heimat, Nahrung, Medizin, Bildung, Rechte und Sinn fehlt, dann verdorrt er. Wenn der Baum erschöpft ist und zu wenig Licht auf ihn fällt, kann er keine Früchte mehr bringen. Hier geht es also nicht um das Versagen des Einzelnen, sondern darum, wie wir zusammenleben: Bekommen Menschen das, was sie brauchen, um wachsen zu können? An anderer Stelle wird der Baum, der keine Frucht zu bringen vermag, nicht einfach abgehauen. Er bekommt Zeit und Pflege. Wir sind zuerst Empfangende, bevor wir zu geben vermögen. Wenn Menschen nicht mehr können, sollen sie in das Licht von Liebe und Fürsorge gestellt werden. Wenn wir selbst nicht mehr können, gönnt Gott uns Zeit des Ausruhens, um neue Kraft zu schöpfen. Er fragt: Was brauchst du? Was fehlt dir, um wachsen zu können? Heute ist ein Tag, um dem nachzuspüren. Was brauche ich? Kann ich es anderen sagen? Worum will ich Gott bitten?

Monika Lehmann-Etzelmüller

Wir beten

Danke, Gott, dass Du mich siehst. Du weißt, was ich brauche. Gerade fehlt es mir an: … Gib Du mir Wurzeln, gib mir Sonne, gib mir Licht und Wärme, damit ich wachsen kann. Amen.

Curt von Knobelsdorff

Manchmal brauchen Menschen Hilfe, weil sie sehen: Ich schaffe es nicht allein. Das Blaue Kreuz hilft Menschen, die suchtkrank sind. Einer seiner wichtigsten Botschafter war Curt von Knobelsdorff. 1839 geboren, absolvierte er zunächst eine Karriere im preußischen Militärdienst. Im Kampf gegen seine eigene Alkoholabhängigkeit trat er beim kirchennahen Blauen Kreuz ein, ließ sich zum Missionar ausbilden und unternahm zahlreiche Reisen, um das Blaue Kreuz bekannt zu machen und Menschen zu helfen, befreit leben zu lernen. Heute ist sein Todestag.

1904†Curt von Knobelsdorff, Botschafter des „Blauen Kreuzes“ | 1943†Erich Sack, Märtyrer in Ostpreußen

25. Januar

Mittwoch | SA 08:09 SU 17:00 MA 05:58 MU 14:52 Tag der Bekehrung des Apostels Paulus

Wochenspruch: Lukas 13,29

Wochenlied: EG 293

Wir lesen Lukas 7,1–10

Eine Geschichte, die Grenzen überschreitet

Ein Hauptmann, ein Vertreter der römischen Besatzungsmacht, zeigt ein mitfühlendes Herz. Er schickt Mittelsmänner zu Jesus und lässt ihn bitten, seinen kranken Knecht zu heilen. Die Ältesten der Juden unterstützen diese Bitte mit dem Hinweis, dass sie von ihm großzügige materielle Hilfe bekommen haben. Er hat ihnen eine Synagoge erbaut, ein Zeichen von Großzügigkeit und Liebe. – Der Hauptmann nimmt einen zweiten Anlauf zur Begegnung mit Jesus und bittet ihn nur um ein Wort, dass sein Knecht gesund werde. Er verweist auf seine übliche Befehlsgewalt und erhofft solches Verhalten auch von Jesus. – Jesus reagiert verwundert und gibt eine Antwort, die verwundert. Einen Glauben wie den des heidnischen Hauptmannes habe er bisher in Israel nicht gefunden. Die ausgesandten Boten kommen nach Hause und finden den Knecht gesundet. – Eine noch heute bewegende Geschichte, die deutlich macht, dass Gottes Handeln an kein Glaubensbekenntnis gebunden ist. Er handelt, wo und wie er will. Er lässt keine von Menschen gesetzten Grenzen gelten. Für ihn steht der Mensch im Mittelpunkt; denn der Mensch lebt aus der Beziehung. Oben und unten sind aneinander gebunden. Wer mit den Menschen reden will, ohne mit Gott zu reden, dessen Wort vollendet sich nicht; aber wer mit Gott reden will, ohne mit dem Menschen zu reden, dessen Wort geht in die Irre, so sagte Martin Buber.

Claus Marcus

Wir beten

Gott, befreie uns von Vorurteilen. Öffne Augen und Ohren für neue Möglichkeiten zwischen uns Menschen. Gib uns Kraft für ein offenes, befreiendes Wort. Hilf uns, Grenzen zu überwinden. Amen.

Heinrich Seuse (1295–1366)

Er gehört neben seinem berühmten Lehrer Meister Eckhart und dem ebenfalls dominikanischen Mystiker Johannes Tauler zum Dreigestirn der sogenannten Deutschen Mystik. – Die Mystik ist eine wichtige Seite unseres Christseins im Alltag. Der Theologe Karl Rahner hat das mit dem Satz beschrieben: „Der Christ der Zukunft wird ein Mystiker sein, oder er wird nicht mehr sein“. Mystisches Christsein kann in der Auseinandersetzung mit anderen Religionen wichtig werden, weil durch die Mystik möglicherweise neue gemeinsame Wege gefunden werden können.