SONOR - Elisabeth Kemminger - E-Book

SONOR E-Book

Elisabeth Kemminger

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Beschreibung

Ohne KI verfasst, noch altbewährt entsprungen aus menschlicher Kreativität wurde dieser, spritzig geschriebene, Fantasy-Roman erstellt: Der Mann namens Sonor, die Hauptfigur, ist ein Gestaltwandler. Seine Fähigkeit sich in einen Drachen zu formen, wird ihm zum Verhängnis. Eine wahnsinnige Königin jagt ihn. Zuflucht findet er unter Wolfsmenschen, doch auch diese samt Sternenkrieger einer anderen Dimension werden in den Krieg verwickelt, der bis zum Untergang ihres Kontinents führt. Der letzte seiner Art ist sein Sohn, der in einem fernen Land überlebt. Doch auch ihn holt die Vergangenheit ein.

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Veröffentlichungsjahr: 2024

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Ähnliche


Elisabeth Kemminger

SONOR

Zeichnung: SONOR Das Dorf von Elisabeth Kemminger

Inhaltsverzeichnis

SONOR Das Dorf

VORWORT

BAND I

BAND II

BAND III

Impressum

SONOR Das Dorf

VORWORT

Mein Name ist Uhlem. Ich schreibe aus der Zukunft und meine Geschichte wurde im zweiten Buch „Sonor 2.0 Uhlem“ verfasst.

Die Erzählungen hier stammen aus den Beobachtungen meiner Herzensschwester Umgrada und den Aufzeichnungen vom Sternenkrieger Siam. Der Rest konnte nur rekonstruiert werden, da es leider nur Bruchstücke der Überlieferung gab. Vielleicht fehlt es manchen an Verständnis, da wir in einem Paralleluniversum existieren und dieses viel später entdeckt war.

BAND I

„Cecilia! Cecilia!“

Sie schrak hoch. Ihr Herz hämmerte wild. Die Röte schoss ihr ins Gesicht.

„Cecilia, nicht einmal zum Schweinehüten bist du zu gebrauchen! Was ist nur los mit dir? Sieh dir an, was du angerichtet hast!“

Cecilia sprang auf, alles kreiste um sie herum und sie sah nur helle Pünktchen. In ihren Ohren rauschte es. Wie versteinert stand sie da, bemüht, sich wieder unter Kontrolle zu bringen. Sie zwang sich, gleichmäßig ein- und auszuatmen. Endlich war sie fähig, sich zu bewegen, und die Sternchen vor ihren Augen verschwanden. Sie konnte ihre Umgebung wieder wahrnehmen. Die große Muttersau hatte den kleinen Zaun rund ums Gemüsebeet niedergerissen und ließ es sich nun zusammen mit ihren acht Ferkeln die Leckerbissen von diesem Bereich mit lautem Schmatzen und Grunzen schmecken. Die Bäuerin lief schon hin und versuchte mit einem dicken Knüppel, die Tiere wieder hinauszubewegen. Was sich als sehr schwierig herausstellte, da die Muttersau sehr stur war.

„Cecilia, nun steh da nicht so rum, hilf mir, die Viecher zu vertreiben!“

Jetzt kam Schwung in die Beine von Cecilia und sie rannte zum Geschehen, brüllte wie am Spieß und klatschte laut in die Hände. Das wirkte. Quietschend nahmen die Schweine die Flucht auf. Nun standen die beiden Frauen mit hängenden Schultern vor der Bescherung.

„Cecilia, siehst du, was du angerichtet hast mit deinen verdammten Tagträumen? Fast das ganze Gemüse ist nun nicht mehr zu gebrauchen. Was soll ich nur tun? Wehe, wenn Vater heimkommt“, mit diesen Worten rang die Mutter nervös ihre schwieligen Finger und sah verärgert, ängstlich und flehend zu ihrer Tochter. Schweiß rann dieser über die Stirn. Auch sie wusste keinen Rat. „Entschuldigung“, murmelte sie stattdessen. „Das bringt uns aber jetzt auch nicht weiter. Los hol die Hacken, wir sehen, was noch zu retten ist.“

Mit fliegender Schürze jagte Cecilia in den Schupfen und holte das besagte Werkzeug. Viel gab es nicht mehr, was essbar war. Enttäuscht und verdreckt lehnten sie sich auf die Stiele.

„Nun müssen wir den Zaun auch noch reparieren und wieder aufstellen“, verkündete die Mutter. Sie versuchten, die Verstrebungen zu verdoppeln. Dies stellte sich aber als mühsam heraus, da die Nägel, die sie in der Werkstatt vom Vater fanden, nicht lange genug waren. Außerdem mussten sie die Löcher im Boden vertiefen, damit der neue Abschnitt der Abgrenzung stabil stand. Sie schufteten bis zur Abenddämmerung und hatten es gemeinsam doch noch vollbracht. Erschöpft und ausgehungert wuschen sie sich nun in der Tiertränke, schlossen die Schweine in den Stall ein und gingen in die Stube, um das gerettete Grünzeug zu säubern, zu schneiden und eine Suppe zu kochen. „Vater wird sich zuerst über das Essen freuen, aber er wird nachfragen, warum wir so verschwenderisch waren und so viel Gemüse verwendet haben. Du weißt, ich muss dann die Wahrheit sagen“, meinte die Bäuerin mit durchdringendem Blick.

Ja, sie konnte nicht schlafen. Nervös dachte sie immer an die Rückkehr des Bauern. Sie war zwar todmüde von dieser anstrengenden Arbeit, aber ihre Gedanken spielten verrückt und hielten sie wach. Erst zum Morgengrauen nickte Cecilia ein. Aber da hörte sie auch schon das Rufen ihrer Mutter zum Aufstehen. „Am besten, du gehst jetzt gleich mit den Schweinen auf die hohe Wiese. Wenn Vater heute heimkommt, ist vielleicht der größte Zorn verraucht, wenn du abends wieder da bist.“

Cecilia wusste, Prügeln wäre noch die geringste Strafe. Also packte die Bäuerin Brot und Käse in ein Tuch, gab es ihrer Tochter und schickte sie weg.

Es war ein richtiger Hochsommertag. Bunt, fast in allen Regenbogenfarben, bot sich ihr dieser Anblick. Viel Gelb, Rot und dazwischen weiße Tupfer. Die farbenprächtigen Schmetterlinge standen in Konkurrenz mit dieser Herrlichkeit. Alles war eingehüllt in dieses satte Dunkelgrün. Groß, dick und saftig waren die Grashalme. Schwärme von kleinen Mücken bewegten sich über die Wildblumen wie kleine dunkle Wolken. Die Grillen zirpten bereits dröhnend ihr Konzert. Warm strich der Sommerwind, gleich wie eine große, ausgestreckte Hand, über die Wiese, sodass sich dieser flauschige Teppich bewegte wie die Wellen im Meer. Die Schweine grunzten leise vor sich hin, glücklich nur mit dem Umgraben der Erde. Viele Insekten schwirrten nun hektisch um diese herum. Dicke Hummeln starteten behäbig. Verschreckt hüpfte ein Feldkaninchen davon, sodass man nur noch seine weiße, flauschige Lampe von hinten sah. Ein Fasan schlug es lauthals in die Flucht. Es raschelte bei der Bewegung einer Schlange, die ihr Mittagsschläfchen auf einem Stein in der Sonne verbracht hatte. Cecilia setzte sich auf einen kleinen Felsen. Sie holte ihre Jause hervor. Genüsslich kaute sie ihr Essen. Die Vögel zwitscherten ihr Lied.

Plötzlich bewegten sich die hohen Halme vor ihr. Dann sah sie den wuscheligen, rotbraunen Schwanz mit der weißen Spitze. Ein Fuchs bewegte sich durch die Wiese. Er versuchte, die von den Schweinen aufgeschreckten Mäuse zu fangen. Auf einmal sprang er in die Luft und da hatte er schon eine laut quietschende Beute im Maul. Schnell sprang er zum Wald, wo er in Ruhe sein Mahl vertilgen konnte.

Heiß brannte nun die Mittagssonne herab. Cecilia stand auf und wanderte ebenfalls Richtung Wald, zum Bach. Dieser plätscherte fröhlich vor sich hin. Das eiskalte Wasser umspielte nun ihre nackten Füße. Angenehm. Sie formte ihre Hände zu einer Schale und trank gierig die Erfrischung. Dort, wo die Sonnenstrahlen durch die Blätter der Bäume sich stahlen, erkannte sie nun kleine weiße Sterne in diesem glasklaren Wasser. Sie legte sich ins Moos nieder, mit verschränkten Armen unter ihrem Kopf. Hier war es etwas kühler und angenehmer. Entspannt hörte sie dem Rauschen des Baches zu. Sie wollte nicht einschlafen, aber die fehlenden Nachtstunden forderten ihren Tribut.

Lautes Quieken, fast wie Schreie eines Kindes, rissen Cecilia aus dem Schlaf. Ihr blieb der Atem stecken, als sie die blutige Szene sah. Ein schwarzer Drache, groß wie ein ausgewachsener Mann, jagte die Muttersau. Immer wieder hackten seine Krallen auf den Rücken der Beute ein. Auch versuchte das Urtier mit gezielten Feuerstößen das Schwein zu grillen, doch die große Beute entwickelte in Panik ungeahnte Kräfte. Sie schlug Haken wie ein Hase und schnell wechselte sie die Richtung. Die Ferkel waren nicht zu sehen. Sie hatten sich zwischen den hohen Grashalmen versteckt. Mit weit aufgerissenen Augen versuchte nun Cecilia, den Drachen so zu vertreiben, wie sie gestern die Schweine aus dem Gemüsebeet brachte.

Nur war der Drache kein gewöhnliches Tier. Er hatte keine natürlichen Feinde, somit hatte er auch vor nichts und niemandem Angst. Bald ging Cecilia die Luft aus vom Hinterherlaufen und Schreien. Tränen liefen ihr übers Gesicht. „Was mache ich nur?“, dachte sie. Beherzt versuchte sie ein letztes Mal eine andere Strategie. Sie ergriff einen dicken Ast, holte tief Luft und lief dem Drachen nach, der nur knapp über den Boden flog, um die Sau zu attackieren. Diesmal schrie Cecilia nicht und sie klatschte auch nicht in die Hände. Im Gegenteil, sie versuchte, nicht in den Blickwinkel der Augen des Jägers zu geraten. Sie sprang, landete wirklich auf dem Rücken des Urtieres. Mit aller Kraft schlug sie nun mit dem schweren Holzstück auf den Hinterkopf des Drachen ein, während sie sich krampfhaft mit der anderen Hand festhielt. Panik um das Vieh verlieh ihr enorme Ausdauer, bis der schwarze Jäger seinen Schädel schüttelte, von der Sau abließ und in die Höhe flog, samt Cecilia, die sich nun wahnsinnig vor Angst an ihn klammerte.

„Ich habe sie gesehen, auf dem Rücken eines Drachen. Nicht sitzend wie die Reiter, nein, verdreht liegend und beide Arme fest um seinen Körper geschlungen. Daher gab ich meinem Pferd die Sporen und ritt so schnell wie möglich der fliegenden Kreatur hinterher. Da lag sie dann, im Gestrüpp, abgeschürft, dreckig, mit zerzaustem Haar und regungslos. Ihr ging die Kraft aus und der Drache hat es geschafft, sie durch ständiges Schütteln abzuwerfen, aus nicht gerade unerheblicher Höhe. Laut kreischend schwang er seine Flügel und eilte Richtung Sonne davon, bis er nur mehr ein schwarzer Punkt vor der grellen Scheibe war. Ich war mir nicht sicher, ob sie das überlebt hat. Ich dachte schon, sie hätte sich das Genick gebrochen. Ich stieg also von meinem Ross und erkannte, dass sie noch atmete. Ich konnte sie da nicht so einfach liegen lassen, also hievte ich sie aufs Pferd und da sind wir.“ Ein bisschen flehend sah er in die Menge. Dunkle Blicke, schweigende Blicke kamen ihm entgegen. Ganz hinten räusperte sich jemand.

Nun trat der Anführer einen Schritt vor. Er war ein mächtiger Mann, groß und bepackt von Muskeln wie ein Stier. Er hatte Hände wie Schaufeln. Sein wildes, graues Haar, teilweise zu Zöpfen geflochten, rahmte sein bulliges Gesicht. Er war ein echter Nordmann. Sein dicker Vollbart bewegte sich zitternd, als er sprach: „Bist du verrückt, alter Mann?“ Seine tiefe Bass-Stimme konnten auch noch die Letzten der Ansammlung vernehmen.„Sie hat rote Haare.“

„Sehe ich“, war die Antwort des Retters. „Ich mag alt sein, aber nicht blind.“

„Was hast du dir dabei gedacht, so eine Frau mit zu uns zu nehmen?“ Die Bass-Stimme dröhnte.

„Gar nichts. Wie gesagt, ich habe es nicht übers Herz gebracht, sie einfach so liegen zu lassen. Ich nehme sie natürlich mit in meinen Turm, da ist sie von euch getrennt.“ „Na schönen Dank auch. Aber wenn sie eine Hexe ist, dann hilft uns das auch nichts. Und ich denke, sie ist eine. Welch normaler Mensch kann schon auf einem Drachen reiten?“ „Wie gesagt, sie ritt ihn nicht. Sie hat sich an ihn geklammert. Seltsam war nur, wenn ich es jetzt recht überlege, dass dieses Urtier bei Tageslicht unterwegs war. Es handelte sich nämlich um einen Nachtschatten, schwarz wie deine Seele. Diese Art jagt bei Dämmerung, da sie dann fast unsichtbar gegen den dunklen Himmel ist.“ „Das findest du seltsam und nicht, dass ein junges Mädchen, reitend oder angeklammert, auf einem Drachen ist? Wie hat sie das denn überhaupt schaffen können, wenn sie nicht ist, was sie ist?“ Ratlosigkeit senkte sich auf das Gemüt des alten Mannes. Er vernahm eine weibliche Stimme in der Gruppe, die eine Erlösung war. „Herick, jetzt sei nicht so voller böser Gedanken. Ich habe auch rote Haare. Viele von uns haben diese Farbe und wir sind ganz normal.“ Herick, der Anführer, drehte sich um zu seiner Frau, die diese Behauptung soeben aufgestellt hatte. Ein Brummen verließ nun seine Lippen. Dann sah er den alten Mann direkt in die Augen: „Von mir aus. Nimm sie mit in die Steinburg, aber schließe sie ein, nicht, dass sie sich zu uns verirrt“, mit dieser Aussage kehrte er dem alten Mann den Rücken zu und verließ den Platz. Die Versammlung löste sich auf und jeder ging nun wieder zu seiner Tagesbeschäftigung über.

„Komm, trotten wir heim“, sprach der Retter von Cecilia zu seinem Ross.

„Wer sind diese Leute?“, wollte Cecilia wissen. Sie sah aus dem Turmfenster hinab zum Dorf am Fuße des gewaltigen Bergmassivs, das eingerahmt war von einem dichten Nadelwald.

Die Steinburg, in der sie sich befand, war nur ein Turm, der direkt aus dem Felsen gehauen war. Sie bildete den Abschluss des Gebirges, das hier, wie abgeschnitten, sein Ende fand. Danach kam nur mehr die Wildnis.

Der alte Mann, mit seiner weißen Haar- und Bartpracht, paffte genüsslich an seiner Pfeife und stand leise, die ganze Zeit, neben ihr. Nun aber legte er seine knorrige Hand auf ihre Schulter und drehte sie so zu sich. „Setz dich, mein Kind, ich erzähle dir die Geschichte dieser Dorfbewohner: Vor langer Zeit entwickelte die Natur eine neue Strategie. Menschen konnten sich in Tiere verwandeln, soweit es zum Nutzen des Überlebens diente. So gibt es auch die Möglichkeit, dass Menschen zu Wölfen werden. In dieser Gestalt können sie besser den langen, dunklen, bitteren Winter überstehen. Und genau das sind unsere Dorfbewohner: ein Rudel Grau-Wölfe.“

Der alte Mann machte eine Kunstpause, damit Cecilia das Gehörte verdauen konnte. Diese sah ihm mit großen Augen an.

Er fuhr fort: „Es gibt auch noch andere Spezies. Früher waren sie zahlreicher, aber jetzt, wo die Menschen fortschrittlicher werden, verkümmert diese Verwandlungsmöglichkeit, da sie nicht mehr benutzt wird. In grauer Vorzeit gab es Personen, die sich in Adler verwandeln konnten. Da aber die Menschen Waffen erfanden, um zu jagen, war es nicht mehr nötig, ein Vogel zu sein. Immer seltener wurden sie nun zu diesem Geschöpf, bis es nicht mehr die Möglichkeit dazu gab. Es gibt aber auch noch den Mythos, dass es umgekehrte Fälle gab, sprich Adler, die sich nicht mehr zurückverwandelten, da ihr menschliches Leben so furchtbar oder einsam oder tragisch war. Oder einfach, weil sie das Fliegen so liebten. Ich muss zugeben, es ist schon einzigartig, wenn man so hoch über dem Boden ist, so ein Freiheitsgefühl. Wie auch immer. Das Tier, das aus einem Menschen entstand, ist so groß wie die Person selbst ist. Daher besagt der Mythos, dass die Riesen-Adler, die es heute gibt, die nicht verwandelten Menschen sind. Sieh hinauf zur Bergkette, da kannst du sie fliegen sehen, die Riesen-Adler. Ich reite sie.“ Der alte Mann schmunzelte. Cecilia wandte zuerst ihren Kopf zum Berg, wo tatsächlich ein solcher Vogel seine Kreise zog, dann drehte sie sich wieder zum Erzähler.„Du reitest sie? Aber wie geht das?“

„Mein Kind, seit Urzeiten arbeiten die Riesen-Adler mit uns Magiern zusammen.“ „Du bist ein Zauberer?“ „Ein Magier. Leider gibt es in meiner Zunft auch Böses. Dazu zählen besonders Frauen mit rotem Haar.“

„Ich habe rotes Haar, aber ich kann nicht zaubern, ich bin keine Hexe.“

„Nein, mein Kind, niemand kann zaubern. Es handelt sich um eine Gabe. Das heißt, wir müssen herausfinden, ob eine Fähigkeit in dir steckt.“

„Ich glaube, ich will es nicht wissen. Kann ich denn nicht einfach ein Mädchen sein?“ Der alte Mann blickte nachdenklich Cecilia an und nach einer längeren Pause fuhr er fort. „Nun, mein Kind, will ich aber auch etwas von dir erfahren. Hast du Heimweh?“ „Nein, nicht besonders. Ich hatte kein besonders gutes Leben.“ Das wunderte den alten Mann nicht, war es doch einleuchtend, dass die einfachen Leute ein erbärmliches Leben führten. „Vermisst du denn gar nicht deine Eltern?“

„Nein, nicht besonders. Außerdem bin ich nicht das Kind meiner Eltern.“

Nun war es an dem Magier, die Augenbrauen hochzuziehen vor Verwunderung. „Hört, hört! Und wie kommst du darauf?“

„Mutter gestand es mir eines Tages. Mit zehn wurde ich wissbegierig. Mit Vater konnte ich nie reden. Er ist ein mürrischer, schweigsamer, finsterer Mann, dem ich immer aus dem Weg gehe, wo es möglich ist. Daher löcherte ich meine Mutter mit Fragen wie: `Warum muss ich immer ein Kopftuch tragen, wenn ich draußen bin?‘ Sie antwortete dann, dass ich rote Haare hätte. Hexen haben auch rote Haare und die werden verbrannt. Sie fragte mich, ob ich verbrannt werden möchte. Daraufhin nahm Mutter meine Hand und hielt sie über die Kerzenflamme. Das tat ordentlich weh und noch Tage später brannte meine Haut. Lange Zeit gab ich Ruhe, bis ich mit der nächsten Frage herausplatzte: ‚Warum ich keine Geschwister hätte.‘ Da brach es aus Mutter heraus. Bitter weinte sie. Als sie sich etwas erholte, rückte sie mit der Wahrheit heraus: Sie konnte keine Kinder bekommen.

Eines Tages lag ich als ein kleines Bündel auf der Türschwelle. Sie wollte mich behalten. Vater wollte mich zunächst gleich ertränken wie die Kätzchen. ‚Noch ein Maul zu stopfen‘, war seine Aussage und er spuckte vor seiner Frau aus. Sie konnte ihn dann überzeugen, dass sie mich als billige, zusätzliche Arbeitskraft großziehen wird. So kam es, dass ich, seit ich denken kann, für mein Essen täglich schuften musste. Das bekam ich immer vom Vater zu hören. Wenn ich Fehler machte oder in seinen Augen faul war, musste ich hungern. Wir hatten auch zwei Brunnen. Beim Alten war schon lange das Wasser versickert. Die Wasserader hatte ihren Lauf geändert. Daraufhin kam ein Mann mit einer Wünschelrute, markierte weiter weg einen Punkt im Gras und meinte, hier sei nun das Wasser. Tagelang gruben meine Eltern nun tief in die Erde, bis ihre Füße endlich nass waren. So entstand der zweite Brunnen. Wenn nun Wanderer, Kesselflicker, Gaukler oder anderes Volk bei uns Rast machten, wurde ich schnell in den trockenen Brunnen hinabgelassen. Oft musste ich tagelang da unten verweilen. Meine Eltern ließen Wasser und Brot hinunter. Auch hatte ich eine Schaufel, um meine Notdurft im staubigen Boden zu vergraben, damit nichts hinaufstinkt. Mein Vater meinte immer, dass er mich verstecken muss, da ich rote Haare habe.

Eines Tages waren Plünderer am Hof. Betrunken wackelten sie zu meinem Versteck. Der Eine lallte: ‚Möchte wissen, warum die zwei Brunnen haben. Was verbirgt sich in diesem? Gold? Sehen wir doch nach, ob es zum Glitzern anfängt.‘ Voller Schrecken kletterte ich mühsam ein wenig die Steinwand hinauf und presste meinen Körper ganz fest an diese. Die Fackel kam hinabgeflogen und landete auf dem sandigen Untergrund. Viel Licht gab sie nicht ab und ihr Kegel erreichte nur ganz schwach meine Füße. Dann erlosch sie. Ich hörte wieder die Stimme: ‚Da glitzert es aber gar nicht.‘ Zum Dank ihres Misserfolgs pinkelten nun die zwei Männer in das Loch. Ich wandte mein Gesicht ab, sodass ihr Strahl mir nicht direkt auf die Nase oder die Lippen traf. Tagelang schruppte ich mich und mein Gewand und hatte das Gefühl, dass ich den Urin noch immer rieche.“ Cecilia atmete schwer aus und hing stumm ihren Gedanken nach.

Der alte Mann gab ihr diese Zeit. „Erzähl mir von deinen Tagträumen. Sind es vielleicht Visionen, werden diese wahr?“, forderte der Magier das Mädchen auf.

„Es sind nicht wirklich Träume und nein, noch nie ist das wirklich passiert. Es ist nur meine Fantasie.“

„Und um was geht es?“

Sie sah ihn zögerlich an, senkte den Kopf und murmelte verlegen: „Drachen.“

„Hört, hört!“, rief der alte Mann.

„Immer wenn ich in diesem Loch festsaß, war die einzige Möglichkeit, nach oben zu blicken, in den Himmel. Wenn ich Glück hatte, dann flog ein Vogel darüber und ganz selten auch ein Drache. Dann wurde es für kurze Zeit dunkel und manchmal hörte ich sogar seine Flügelschläge. So fing ich an zu träumen von Drachen und Freiheit. Hat das nun mit einer Gabe zu tun?“

„Nein, ich werde dich trotzdem unterrichten, da du sehr wissbegierig bist und ich einen Lehrling benötige. Ich bin alt und möchte meine Erfahrungen weitergeben, nicht dass diese mit mir im Grab verschwinden.“ Er lächelte sie warmherzig an. „Wie kommt es, dass du zum Drachenreiter geworden bist?“, wollte der Magier wissen. Cecilia erzählte ihm nun auch noch die letzte Episode ihres Lebens.

Trotz aller Gefahr zwang ihn der Hunger zu dieser ungewöhnlichen Aktion am helllichten Tag. Er hockte in einem großen Baum und beobachtete die Sau. Es half nichts, er musste fressen. Also erhob er sich, flatterte lautlos erst hinauf und stürzte dann wie ein Pfeil auf seine Beute. Diese erwies sich aber als schneller und wendiger als es den Anschein hatte mit ihren dicken Speckschwarten. Er bekam sie nicht richtig zu greifen mit seinen Krallen, immer konnte sich das Schwein entwinden und schrie so laut. Auch mit Feuerstößen kam er nicht weiter, blitzschnell änderte die Sau plötzlich die Richtung. Auf einmal spürte er heftige Schläge auf seinem Kopf. „Was ist das?“, dachte er. Anschließend wandte er sich von seiner Beute ab und als er versuchte, wieder an Höhe zu gewinnen, fiel ihm das sehr schwer. Irgendetwas umklammerte seinen Oberkörper und nahm ihm die Bewegungsfreiheit. Er schüttelte sich heftig und endlich war er die Klammer los. Erschöpft flog er auf die Sonne zu und torkelte dann halb blind zum Gebirge. Im Hinterkopf ging zwar eine Alarmglocke los, doch Müdigkeit und Hunger, dazu Kopfweh von diesen seltsamen Schlägen, ließen ihn diese Warnung ignorieren. Er flog, plötzlich fühlte er den brennenden Schmerz im Flügel. Verdattert sah er, dass dieser einen riesigen Riss hatte. Jetzt kam Stress auf: Wild in der Luft rudernd gelang es ihm nur mit größter Mühe, die Bergwand zu erreichen, um sich an dieser, wie eine überdimensionale Fledermaus, zu klammern.

Sein Puls und seine Atmung rasten. Es wurde ihm schwindelig und schwarz vor Augen

Dann stürzte er ab.

„Also, ich muss schon sagen, diese Vorkommnisse werden immer seltsamer.“

„Was ist passiert?“, fragte Cecilia und sah die Sorgenfalten zwischen seinen Augen. „Jetzt erst haben mir die Dorfbewohner berichtet, dass sie einen schwer verletzten Mann gefunden haben. Sein rechter Arm ist quasi zerfetzt. Sein Allgemeinzustand ist bedenklich. Hoher Blutverlust und unterernährt. Seine Atmung geht nur sehr flach und er hat Schüttelkrämpfe vom hohen Fieber. Wer weiß, wie lange er schon da draußen lag. Es ist echt ein Wunder, dass er noch lebt.“

„Wo ist er?“, wollte Cecilia vom Magier wissen.

„In der Hütte von Herick. Du kannst gleich mitkommen, du siehst mit welchen Mitteln ich versuchen werde, ihm zu helfen.“

„Aber die Dorfbewohner…“

„Ich habe bereits mit Herick geredet und ihm klargemacht, dass sie nichts zu befürchten haben. Du hast keine Gabe. Du bist ‚nur‘ ein Mensch. Also hole meinen Jutesack, damit ich alles Notwendige mitnehmen kann.“

„Sie ist es – ganz sicher!“

„Ja, jetzt kann ich es auch riechen.“

„Ich habe es dir bei der Versammlung schon gesagt und du hast es mir nicht geglaubt.“ Eingeschnappt verschränkte Solva die Arme vor ihrer Brust und sah ihren Mann tadelnd an. Dieser war ein echter Nordmann, nichts konnte ihn einschüchtern, jedoch bei seiner Frau bekam er immer ein schlechtes Gewissen.

„Nun sagt schon, was ist los?“, fragte der alte Mann die beiden.

„Also es ist so...“

„Was er sagen will...“ Solva sah vorwurfsvoll ihren Mann an und schnitt ihm das Wort ab, „…als wir am Waldesrand Patrouille liefen, sahen wir immer dein Mädchen. Sie hatte immer ein Kopftuch umgebunden, aber trotzdem lugten immer Haarsträhnen hervor. Rote Haarsträhnen. Aber das war noch nicht alles. Wir haben immer ‚Drache‘ gerochen. Sehr schwach zwar, aber der Duft war da. Du weißt ja, auf Patrouille sind wir immer...“ Solva stockte und sah den Magier an. „Sie weiß Bescheid“, raunte dieser. Solva sah Cecilia an. „Also dabei sind wir Wölfe, da unser Geruchssinn stärker ist und wir besser sehen. Kommt es darauf an, dann sind wir mit vier Pfoten schneller und ausdauernder als nur mit zwei Beinen. Jedenfalls stinkt die da...“ Solva zeigte auf Cecilia, „...nach Drachen. Aber bei Weitem nicht so schlimm wie der da!“

Sie deutete auf das Blockhaus von Herick. „Wenn man da reingeht, bleibt einem fast die Luft weg vor lauter Gestank. Ich sage, lasst ihn krepieren!“ Wieder verschränkte Solva demonstrativ ihre Arme vor ihrer Brust und sah herausfordernd zum alten Mann, der ganz verstört war.

„Solva, du gehässiges Weib, jetzt halt mal die Luft an!“, dröhnte die Stimme vom Anführer. Dieser platzierte sich neben Cecilia und musterte sie eindringlich, auch sog er hörbar die Luft durch die Nase.

„Solva, du hast Recht, aber der Duft ist so gering, dass ihr Blut schon sehr verwässert ist und somit kann sie sich nicht mehr verwandeln. Außerdem versicherte uns Hackon...“, damit zeigte Herick zu dem Magier: „..., dass sie keine Hexe ist und ungefährlich. Und…“ Hericks Stimme wurde lauter, „…und krepieren lassen wir hier niemanden. Unterm Strich sind wir alle Menschen. Ist das verständlich?“ Herick beugte sich leicht nach vorn und blickte eindringlich in Solvas graue Augen. Diese würdigte ihn nun keines Wortes mehr und ging von dannen.

„Das heißt, der Verletzte ist ein Drachenmensch?“, langsam waren die Worte des Magiers. „Du auch?“, er sah Cecilia an.

Diese verstand nichts mehr, ließ den Jutesack entsetzt fallen und lief davon in den Wald. Kurz dachte Hackon nach, nickte dann, hob den Sack wieder auf und beide Männer gingen in die Hütte, wo der Verletzte lag.

Ein tiefes, bedrohendes Knurren vernahm sie plötzlich. Sie drehte sich langsam um und da stand er. Der größte Wolf, den sie je gesehen hatte, fletschte zornig seine Zähne. Breitbeinig stand er da, mit gesträubtem Rückenfell. Sie wusste, er war zum Sprung angespannt. Von einem Moment zum nächsten sprang jedoch, wie aus dem Nichts, ein zweiter seiner Art hervor und stellte sich dem ersten Wolf. Nun knurrten beide, umkreisten sich. Der erste Wolf versuchte, durch die Deckung seines Artgenossen zu gelangen, um doch noch das Mädchen niederzustrecken. Doch das zweite Raubtier war schneller, packte ihn und warf ihn brutal auf den Waldboden. Cecilia wartete das Ende nicht ab. Sie rannte, so schnell wie noch nie. Ihr Herz hämmerte so kräftig, sie hatte das Gefühl, dass es aus ihrem Brustkorb sprang. Sie achtete nicht darauf, wohin sie eilte, nur weg von hier. Dann fiel ihr ein, dass Wölfe nicht klettern konnten, so bezwang sie eine hohe Tanne. Als sie im Wipfel saß, erschrak sie wieder, denn sie befand sich in Augenhöhe eines großen Uhus. Der starrte sie eine Weile regungslos an, bis er die Flügel hob und lautlos davonflog.

„Jetzt hör schon auf dich ständig zu entschuldigen, ist ja gut!“, konnte man im ganzen Dorf die genervte Stimme von Solva vernehmen, bevor sie und ihr Mann blutüberströmt und humpelnd aus dem Dickicht traten.

„Was ist denn euch passiert?“, war natürlich die Frage, die sofort aufkam.

„Der Trottel da hat das Drachenmädchen gegen mich verteidigt.“ Sie zeigte anklagend auf ihren Mann, der sie stützte. Dieser war kreideweiß und senkte beschämt den Kopf.

Alle waren entsetzt. Es gab einen ordentlichen Tumult.

„Was zum Henker ist, hier los?“, schrie Herick, der soeben aus seiner Behausung schritt. Schlagartig war es still, alle drehten sich zu ihm und machten den Weg frei für Solva und ihrem Mann. Diese erzählte nun den Vorfall. Herick hörte es sich an, nickte, kehrte ins Blockhaus zurück und schloss die Tür. Augenblicke später kam er in Begleitung des Magiers wieder heraus. „Ein Uhu kam und Hackon meinte, dieser berichtete ihm, dass das Drachenmädchen nahe dem Fluss in einer hohen Tanne sitzt. Holt sie, damit sie nicht in die Fänge vom König gerät. Es wird ihr aber kein Haar gekrümmt. Ist das verständlich?“

Ein Murren ging durch die Gruppe. Alle verwandelten sich und hetzten davon in den Wald. Nur Solva und ihr Mann standen jetzt noch auf dem Platz.

„Ihr da, ab in eure Hütte, der Magier wird gleich zu euch kommen und die Wunden versorgen. Solva, ich möchte nie wieder, dass du eigenmächtig etwas gegen die beiden Drachen unternimmst. Sie sind unsere Gäste. Habe ich mich verständlich ausgedrückt?“

„Ja“, jetzt sah Solva beschämt zu Boden.

Cecilia hockte oben im Baum und die Gedanken schwirrten ihr in ihrem Kopf herum. Rote Haare. Hexe. Nein, doch nicht Hexe. Drache. Ich bin ein Drache? Das kann nicht sein. Aber wieso? Ihr Schädel brummte. Alles Gehörte und Gesprochene stürzte auf sie ein. Plötzlich wurde sie aus ihren Überlegungen gerissen. Sie horchte auf. Was war das? Sie lauschte nochmals angestrengt. Sie hörte es wieder. Eine bewegende Masse, die sich ihren Weg durch das Unterholz bahnte. Sie gaben sich keine Mühe, sich leise anzupirschen. Sie kommen. Das ist nicht gut. Gar nicht gut. Mein Gott, was habe ich mir nur dabei gedacht, auf einem Baum zu flüchten? Das sind keine normalen Wölfe, die können sich wieder vermenschlichen und dann holen sie mich aus meinem Versteck herunter. Sie raffte sich auf und beeilte sich hinunterzuklettern. Ihre Kleidung blieb an Nadeln hängen, zerrissen ihr das Kleid, sie wurde an Armen und Beinen zerkratzt. Ein Ast schnalzte ihr ins Gesicht. Die Striemen brannten. Ihre Finger umklammerten den Stamm und Harz klebte auf ihren Handflächen. Endlich hatte sie es geschafft, sie erreichte den Boden. Die Rufe kamen näher. Jetzt überkam sie die Panik. Wohin? Dann fiel ihr ein, dass Wölfe die Fährte im Wasser nicht aufnehmen können. Sie sprang barfuß in den eiskalten Fluss. Sie schüttelte sich vor Kälte und ihre Fußsohlen brannten. Vorsichtig, aber doch mit einer gewissen Eile, bewegte sie sich im nassen Element, bis sie ausrutschte, die Füße weggezogen wurden und mit dem Hinterkopf hart auf einen Stein aufprallte. Halb bewusstlos trieb sie nun weiter, bis das Gewässer breiter und tiefer wurde. An einem vorbeiströmenden Holzstamm klammerte sie sich mit letzter Kraft fest.

„Wir haben sie aus dem Fluss gezogen, sie hat sich an einen Baumstamm verkrampft angehalten. Sie war schon blau und nicht mehr bei Sinnen. Wir haben sie zur Frau vom Pförtner gebracht. Die hat ihr neue Klamotten angezogen, sie in eine dicke Wolldecke gehüllt, ans Feuer gesetzt und ihr kräftige Fleischsuppe eingeflößt. Das war vor ein paar Stunden, Herr. Jetzt haben wir sie zu Euch gebracht, damit ihr das Urteil wegen Hexerei aussprechen könnt, Eure Hoheit, sie hat rote Haare.“ Der Haushofmeister verneigte sich tief vor seinem König. Dieser erhob sich von seinem Thron, schritt langsam die drei Stufen herab, um dann zielstrebig durch den Saal mit weißem Marmor auf Cecilia zu treffen.

Diese war so beeindruckt von diesem Prunk, dass sie keine Augen für den Herrscher hatte. Sie bestaunte mit offenem Mund die weißen Säulen, die sich hoch erstreckten, bis zur Decke, die eine Wandmalerei aufzeigte mit blauem Himmel, weißen Wolken und goldenen Skulpturen, die wie kleine Kinder aussahen und in Trompeten bliesen. Der König nahm ihr Kinn und drückte heftig ihren Kopf hinab, Cecilia entfuhr ein leiser Schrei. Er blickte ihr tief in die grünen Augen. Cecilia war das sehr unheimlich. Er ließ von ihr ab, umrundete sie. Nahm eine rote Locke zwischen seine Finger, drehte diese kurz und ließ sie dann wieder los. Er sog hörbar die Luft durch die Nase ein. „Eine brennende Kerze, schnell!“, verlangte er.

„Ja, Eure Hoheit, sofort.“

Er hielt den Kerzenständer hoch, sodass die Flamme direkt ihre Augen blendete. Natürlich schloss Cecilia die Lider. Der König brüllte sie an: „Lass die Augen offen oder ich enthaupte dich gleich hier und jetzt!“ Erschrocken tat sie das Befohlene. Das Licht ließ ihre Pupillen zu Schlitzen werden.

„Ihr Wahnsinnigen, das hier ist keine Hexe, das ist ein Drache!“, verkündete der König nun mit erhobener Stimme.

„Hast du dich schon einmal verwandelt?“, fragte er sie freundlicher.

„Nein, Eure Hoheit. Ich weiß ja gar nicht, wie das geht“, antwortete sie.

„Pah, du weißt es nicht! In größter Gefahr oder in einer extremen Situation kommt unser wahres Wesen zum Vorschein, meine Liebe. Schon einmal davon gehört?“ „Nein, Eure Hoheit“, gab sie kläglich zu.

„Nun dann, ab auf den Scheiterhaufen mit ihr. Entweder sie verbrennt als Hexe oder ein neuer Drache ist geboren“, verkündete der König und zu ihr wandte er sich mit folgenden Worten: „Unsere Kinder erhalten immer eine Feuertaufe. Wir legen die Säuglinge in die Flammen. Zuerst schreien sie qualvoll, aber dann kann man das Knurren eines Drachen vernehmen. Falls sich herausstellt, dass du einer bist, nehme ich dich sofort zur Frau.“

„Aber Eure Hoheit – die Königin!“, erlaubte sich der Haushofmeister einzuwerfen. „Die Königin ist nur ein Mensch, ich musste sie heiraten, um die Länder im Süden zu halten.“

„Aber ihr habt doch schon einen Thronfolger, Eure Hoheit.“

„Pah, auch nur ein Mensch. Noch dazu so gar nicht wie ich mir einen Sohn erhoffte. Er ist so zerbrechlich, dünn und träumt nur vor sich hin. Kunst und Musik mag er. Total verweichlicht von seiner Mutter. Nein, dieses Mädchen ist ein Drachenweibchen, das sag ich euch und ich werde sie ehelichen. Mein Vater hatte auch mehrere Ehefrauen. Nur dieses Drachenweibchen wird mir richtige Könige schenken.“

„Aber der Prinz...“

„Habe ich denn einen? Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass seine angeschlagene Gesundheit ihm bald den letzten Rest geben wird“, murmelte der König.

Er brüllte, um die Diskussion endlich zu unterbinden: „Genug jetzt! Führt die Gefangene ab!“

Grob wurde Cecilia links und rechts von den Soldaten geschnappt und wieder zur Pförtnerfrau gebracht. Sie wollten sie nicht ins Verlies sperren, falls sie eventuell doch ihre Königin wird.

Der Himmel war grau, als man sie in Ketten zum Scheiterhaufen führte. Cecilia war angst und bange. Sie verstand die Welt nicht mehr, was hatte sie verbrochen, um so bestraft zu werden? Gestern noch, so kam es ihr vor, war ihr einziger Fehler gewesen, die Schweine unbeobachtet ihrer Dinge zu gewähren. Das Gemüsebeet, der Angriff auf die Muttersau. Heute sollte sie verbrannt werden. Warum? Weil ich rote Haare habe. Weil ich ein Drache bin. Aber ich fühle mich nicht wie einer. Nun kroch die Angst in ihre Glieder und man musste sie zur Hinrichtung zerren. Der König befand sich auf einem Podium und war in derartig guter Laune, dass er der Bevölkerung Goldmünzen zuwerfen ließ. Diese bejubelten ihren Herren und sangen lautstark Lobeslieder über ihn. Der König hob die Hand. Cecilia wurde auf den Scheiterhaufen geführt und an den Pfahl in der Mitte angebunden. Der König lächelte ihr zuversichtlich zu und hob nochmals die Hand. Es wurde eine Fackel entzündet und der Reisig unter ihren Füßen in Brand gesetzt. Schon qualmte es herzhaft und ihre Augen tränten. Flammen züngelten und das Holz brannte nun lichterloh. Sie spürte die Hitze und sie dachte an die Kerze zu Hause, bei der ihre Mutter ihr die Hand verbrannt hatte.

„Ich bin kein Drache, Feuer hat mich verletzt“, durchfuhr es sie.

Und dann schrie sie.

„Es war entsetzlich. Zeitweise musste ich wegsehen und mir die Ohren zuhalten. Ich will bei so Etwas nie wieder dabei sein. Ich habe den Gestank von verbranntem Fleisch und Haaren noch immer in der Nase“, jammerte Bernd, der befreundete Bewohner aus der herrschaftlichen Burg, und schüttelte dabei nur den Kopf, war völlig entnervt. „Ihr hattet Recht, Meister Hackon. Sie stellte für niemanden eine Gefahr dar. Sie war nur ein Mensch. Sie war unschuldig. Ich werde das niemals vergessen. Grauenvoll. Die Menge jubelte noch dabei. Wie makaber ist das...“ Er drehte verzweifelt seine Mütze in den Händen, als er seinen Bericht dem Magier übermittelte.

Traurigkeit durchströmte nun das Gemüt von Hackon. „Sie war ein nettes Mädchen und sie wäre ein guter Lehrling geworden, sie war brav und wissbegierig. Ein Jammer!“, dachte er. Dann schlurfte er gemeinsam mit Bernd die steile Treppe hinab zum Dorf, um die Nachricht Herick und seinen Leuten zu überbringen.

Sogar Solva war betrübt, als sie es hörte und dachte kopfschüttelnd: „So einen Tod hat wirklich niemand verdient.“

Bernd, nachdem er fast in einem Zug einen Krug Met geleert hatte, verabschiedete sich freundlich und ging heim.

„Wie geht es unserem Drachen?“, fragte der Magier Herick, um abzulenken.

„Ich denke besser, eure Medizin schlägt gut an. Er hat kein Fieber mehr, ist aber noch entkräftet und dämmert immer weg.

Sein zerrissener Arm sieht so aus, als hätte ein Riesen-Adler ihm dies angetan. – Oder?“

„Ja, ich nehme es an. Er flog aus irgendeinem Grund zur Bergwand, die Adler, natürlich, erkannten ihn als Feind, griffen ihn von oben an. Da Drachen nie hinaufsehen, war es ihnen möglich, den Flügel zu zerfetzen. Ja, es ist sehr wahrscheinlich.“

„Wird es heilen?“

„Erfahrungsgemäß sind Drachenmenschen sehr zäh und ihr Blut hilft ihnen rasch zu genesen. Wir werden sehen, aber ich bin guter Dinge“, äußerte sich Hackon.

Sonor, so hieß der Patient, kannte bis jetzt nur Herick, dessen Frau, ihre drei Kinder und den alten Mann, der ihn pflegte. Alle waren nett, aber distanziert. Der Älteste des Nachwuchses, ein hochaufgeschossener, halbwüchsiger Junge, war Hericks einziger Sohn. So war auch sein Name: Herickson. Sonor musste lächeln und schüttelte belustigt den Kopf. Er atmete tief ein und aus, sah sich zum hundertsten Mal um. Hericks Hütte war eine geräumige Unterkunft. Sonor`s Bett war sogar in einer separaten Kammer. Er vermutete, dass die Eltern hier normalerweise schliefen. Momentan zogen sich alle am Abend hinauf unters Dach. Oft sah er von Weitem diese kleine, schmächtige Leiter an, die sich in alle Windrichtungen bog unter dem Gewicht von Herick. Sonor wunderte sich jedes Mal, dass die Sprossen nicht bereits nachgegeben haben. Den Hauptraum dominierte eine riesige Feuerstelle samt einem klobigen Tisch und Hockern. Viele getrocknete Kräuter und gedörrtes Fleisch sowie Fisch hingen an Haken von der Decke herab und verliehen so der gesamten Behausung einen würzigen Geruch.

Heute aber war es eindeutig so weit. Sonor brauchte frische Luft und wollte sehen, wohin es ihn verschlagen hatte. Außerdem knurrte sein Magen und er roch auch gegrilltes Fleisch. Das trieb ihn nun aus dem Bett. Beherzt stand er auf, schritt zur Türe und riss diese mit einem Ruck auf. Gleißendes Sonnenlicht schoss ihm sofort ins Gesicht und blendete ihn, er presste die Augen zusammen. Schlagartig verstummten alle Geräusche und Stimmen.

Nur das Vogelgezwitscher drang noch an Sonor‘s Ohren. Er senkte seinen Kopf und blickte nun zu seinen Füßen, er erkannte zwei alte, ausgetretene Holzstufen und nahm diese, um auf den staubigen Boden zu gelangen. Da er nun aus diesem grellen Licht getreten war, sah er sich um. Männer, Frauen und Kinder starrten ihn regungslos an. Sonor war eine Erscheinung, größer als Herick und der war schon ein Riese unter den Dorfbewohner. Sehnige Muskeln durchzogen seinen Körper und strohblondes, in alle Richtungen abstehendes Haar bedeckte seinen Kopf. Ein schöner und imposanter Mann.

Plötzlich hörte er eine vertraute Stimme: „Na dann, komm mal zum Frühstück, du hast sicher einen Bärenhunger.“ Herick legte ihm seine Pranke um die Schultern und zog ihn zum Langtisch, der den gesamten Dorfplatz dominierte. Am anderen Ende von diesem, mit Steinen umfasst, glühte ein mächtiges Lagerfeuer. Ein ganzer Hirsch schmorte am Spieß. Zwei Burschen drehten diesen ständig und begossen ihn mit Met. Sie hatten rote Backen von der Hitze und Schweiß rann ihnen übers Gesicht. Aber sie sahen glücklich aus.

Herick und Sonor setzten sich auf eine Bank. Die Dorfbewohner kamen wieder in Bewegung und leise Gespräche konnten vernommen werden. Sonor lächelte die Alten an, die auch beim Tisch saßen und sich die Zeit mit Würfel- und Kartenspielen vertrieben. Herick‘s Frau bewegte sich zu ihnen und knallte einen Krug Met samt einer Platte mit frischem Brot und Käse vor Sonor hin. „Der Braten braucht noch“, teilte sie mürrisch mit. Sonor sah zu ihr hoch und grinste sie entwaffnend an: „Danke“ Sie murmelte etwas und schritt eilig wieder zu dem Unterstand, wo andere Frauen die Beilagen zum Hauptmahl gemeinsam zubereiteten.

Kauend nahm Sonor nun seine Umgebung wahr. Viele Blockhütten, auch diese von Herick, drängten sich an die riesige Gebirgswand. Der Rest der Behausungen befand sich rechts und links vom Dorfplatz, sodass sie alle einen Halbkreis bildeten. Die Seite zum Wald war offen und nicht verbaut. Schräg hinter ihm ragte ein alter Turm empor, der, so schien es, direkt aus dem Berg entsprang. Man gelangte zum Tor des Turms über sehr viele, enge Steinstufen, die ebenso direkt aus dem Felsen gehauen waren. Noch weiter dahinter befand sich ein Stall und ein Gatter ringsherum. Er erkannte Pferde, Ziegen und Hühner darin. Auf der anderen Seite stand eine Schmiede und hinter dieser ein Trampelpfad, der sich zweigte. Ein Arm schlängelte sich in Richtung Berg und wurde durch eine Grotte verschlungen, der zweite verschwand zwischen den Bäumen.

Herick verfolgte Sonor‘s Blicke: „Gefällt dir, was du siehst?“

Mit vollem Mund nickte der Gefragte. Dann hörten sie über sich ein lautes Kreischen. Sonor sah nach oben. Riesige Adler flogen ihre Kreise hoch oben über der Gebirgswand. Herick presste etwas verlegen seine Lippen zusammen, noch wollte er seinem Besuch nicht erzählen, wie es zu dessen Verletzungen kam.

„Nun denn.“ Der Anführer klopfte den Drachen nochmals freundschaftlich auf die Schulter, stand auf und ließ verkünden, dass der Tag nun bereits fortgeschritten sei und er etwas tun sollte.

Sprich: arbeiten. Herick beeilte sich zur Schmiede zu kommen.

Sonor aß fertig, leerte seinen Krug. Die Alten hatten ihn keinen Augenblick aus den Augen gelassen. „Spielchen?“, fragte Sonor und lächelte in die Runde. Er hörte ein zustimmendes Brummen.

Am nächsten Morgen saß nur Hackon beim Langtisch. Sonor wandte sich zum Unterstand, wo Met-Fässer gestapelt waren, zapfte sich einen Krug voll und setzte sich zum alten Mann. „Wo sind denn alle?“

„Auf der Jagd und die Alten sind mit den Kindern unterwegs zum Fischen.“ Der Magier musterte seinen Patienten von der Seite. „Nun, mein Lieber, wo wir allein sind, möchtest du mir nicht deine Lebensgeschichte erzählen?“

„Was geht es dich an!“, war die aufmüpfige Antwort.

„Na, na, nur nicht so aggressiv. Ich will dir nichts Böses, war nur neugierig.“ Dann bemerkte Hackon den Schmerz in den Augen seines Gegenübers und er bereute seine Frage.

„Ist ja gut, alter Mann, habe es auch nicht so gemeint.“ Er sah Hackon mit seinen grünen Augen an. Anschließend erzählte er doch. „Also, ich weiß eigentlich nur mehr, dass ich aus dem Schlaf gerissen wurde. Meine Mutter hat Jorix, meinem älteren Bruder, eine Schlaufe umgebunden und in diese setzte sie mich. Sie sah meinen Bruder an und meinte: ‚Es wird gehen‘ und legte dabei ihre Hand auf seinen Unterarm. Dieser schluckte schwer, seine Nasenflügel blähten sich auf, seine Augen glänzten. ‚Ja, Mutter, es wird gehen.‘ Jorix verwandelte sich, hob die Flügel und stieß sich ab. So baumelte ich wie in einer Hängematte von ihm herunter. Hinter ihm sah ich Volero, meinen zweiten Bruder. Ich war der Jüngste. Beide umkreisten unseren Berg, um anschließend zielsicher über den dichten Nadelwald davonzufliegen. Ich schlief viel in der Hängematte. An das Nächste, an das ich mich erinnern kann, war, dass wir zum ersten Mal vor unserer Höhle landeten. Sie war oben auf einem Hügel mit einem natürlichen Landeplatz davor. Sie war groß genug, um drei Menschen zu beherbergen. Daneben floss ein Bach und Volero hatte auch so eine Hängematte umgebunden, diese enthielt unser Moos. Andauernd mussten wir unterwegs rasten. Volero meinte, er müsse das Moos bewässern, aber ich glaube, da er um einiges jünger war als Jorix, war er noch nicht so stark und durchhaltend. Jedenfalls bauten meine Brüder das Moos neben dem Bach an. Ihr müsst wissen, dieses ist das wichtigste Heilmittel für uns. Wir richteten uns in der Höhle praktisch und bequem ein. Uns fehlte es an nichts. Es gab genug Wild zum Jagen. In der Nähe befand sich eine Burg. Jorix sagte, das ist gut. Unser Vater gab ihm noch als letzten Tipp, wenn möglich in der Nähe von Menschen ein Zuhause zu finden, da diese immer in der Weite die Gefahr vermuten aber nicht vor ihrer Haustür. Ja, so war es auch. Nur selten kam eine Patrouille bei uns vorbei. Auch nahmen wir den letzten Rat von Mutter ernst: Niemals Unrat oder Gebeine in die Tiefe hauen. Wenn Menschen gehen, sehen sie meist auf den Boden, um nicht zu stolpern. Genau dort könnten sie auf den Müll stoßen. Dann sehen sie in die Höhe und werden euch finden. Die Jahre vergingen, alles, was ich weiß, lernte ich von meinen Brüdern. Ich lebte von ihren Geschichten der Vergangenheit. Von ihnen erfuhr ich auch, dass unser Berg hunderte von Höhlen barg, also waren wir viele Drachen. Jahrhunderte lang war dieser Berg unser Zuhause gewesen. Bis eines Tages Menschen auftauchten, ein riesiges Heer, und wir beschossen wurden, und zwar mit irgendeinem neuen Stahl, der uns verletzen und auch töten kann. Das war der Tag, an dem unsere Eltern uns fortschickten, aber selbst in den Kampf zogen. Keiner floh in unsere Richtung. Wir wussten also nicht, wie viele überlebten. Jorix nahm den Befehl von Vater ernst. Dieser lautete: ‚Wir lieben euch, aber kommt nie wieder zurück.‘

Eines Tages im Herbst gab es sehr viele Wildschweine und wir jagten sie, dabei beachteten wir nicht, dass diese in Richtung Stadtmauer flohen. Das taten sie sonst nie. Jedenfalls kamen wir zu nah und auch in Sicht der Wachen. Sie schossen auf uns und meine Brüder stürzten ab.

Ich flog sehr niedrig und plötzlich warfen sie ein riesiges Stahlnetz über mich. Es war furchtbar schwer und zog mich hinunter. Im Burghof lag ich nun begraben unter diesem Netz. Da kam so eine dicke Königin und meinte, dass sie endlich einen gefangen haben, ich soll in den Hungerturm gebracht werden. Dort wurde ich angekettet und ein Maulkorb wurde mir angelegt. Ich verwandelte mich nicht zum Menschen zurück in dieser, für mich, extremen Situation. Es stellte sich heraus, dass die Königin und ihre jüngere Schwester Drachenblut hatten, sich aber nicht mehr in die Gestalt wandeln konnten. Um diesen Fehler zu beseitigen, wollten sie mit mir wieder echten Drachennachwuchs züchten. Die Schwester war dagegen. Ihr Name ist Arelia. Sie riskierte alles. Am Abend befahl sie den Wachen, ihr Eintritt zu gewähren. Diese zögerten und ich hörte sie sprechen: ‚Der ist doch angekettet, was soll er mir antun, mich vergewaltigen?‘ Daraufhin lachten die Soldaten. Die schwere Türe wurde geöffnet und sie schlüpfte hindurch. Zaghaft betrat sie mein Gefängnis. Sie betrachtete mich. Dann holte sie den Schlüssel, der neben dem Eingang hing, und kletterte an mir hoch. Dabei trafen sich unsere Blicke. ‚Du wirst mir nichts tun, ich rette dich. Das Einzige, um was ich dich bitte, ist, dass du mich mitnimmst. Wenn ich hierbleibe, köpft mich meine Schwester, versprochen.‘ Ich nickte, als Drache kann ich nicht sprechen, nur brüllen. Also schloss sie meine Ketten auf und entfernte den Maulkorb. Für einen Augenblick vermenschlichte ich mich und nahm sie in die Arme, zeigte ihr kurz mein wahres Gesicht. Schüchtern küsste ich sie. Aufgeregt wandelte ich aber sogleich wieder meine Gestalt.

Fest musste sie sich nun an mich klammern, als ich durch ein Fenster brach. Die Wachen auf den Zinnen waren derartig überrascht, dass es ein Leichtes war, zu entkommen. Nur einer behielt leider die Nerven und schoss zweimal. Ein Bolzen durchbohrte einen Flügel, der zweite traf meinen Oberschenkel. Nur mühsam kam ich voran. Der Blutverlust, der zerfetzte Flügel, die Schmerzen und sie als zusätzliche Last. Aber ich schaffte es irgendwie und fiel vom Himmel wie ein Stein auf unseren Landeplatz vor unserer Höhle. Dann verlor ich das Bewusstsein.

Arelia erzählte mir später, dass ich mich sofort vermenschlicht habe. Sie zog mich mühsam in die Behausung, sie meinte später, bewusstlos sei ich schwer wie fünfzig Kartoffelsäcke. Kurz kam ich zu Bewusstsein, erzählte sie, aber ich kann mich nicht erinnern, und gab ihr Instruktionen, wie sie mit dem Moos mich behandeln kann. Wieder Dunkelheit. Ich schreckte auf, ein wahnsinniger Schmerz durchfuhr mich. Sie zog soeben den Bolzen, der noch in meinem Schenkel steckte, heraus. Wieder Dunkelheit. Das Nächste, was ich weiß, ist, dass ich zu mir kam, als sie versuchte, mir den Moos-Tee einzuflößen.

Nach ein paar Tagen ging es mir besser. Dank der Umschläge mit dem Moos und dem Tee. Auch kam ich zu Kräften, da meine Brüder immer einen gewissen Vorrat an Dörrfleisch für Notfälle hatten. Von diesen lebten wir nun. Jedenfalls drängte sie mich, diesen Ort so schnell wie möglich zu verlassen. Sie meinte, ihre Schwester wusste schon lange, dass wir hier hausen. Sie hat uns schon lange beobachten lassen. Sie gab den Patrouillen absichtlich den Befehl, nur auf den Boden zu blicken, wenn sie in unserer Nähe kamen, um euch in Sicherheit zu wiegen. Fliegend war eine Flucht unmöglich. Mein Arm war noch nicht ganz verheilt und wenn ich in die Lüfte mich schwingen sollte, musste ich kräftig genug sein, sie mitzuschleppen. Gehen war auch unmöglich, da mein Bein bei jeder Belastung Schmerzen verursachte und sofort wieder anschwoll. Also bauten wir eine Trage. Sie ist stark, obwohl sie so zierlich ist, das muss das Drachenblut in ihr sein. Sie zog die Trage, auf der ich lag. Sie mühte sich sehr ab. Ich konnte das nicht mit ansehen und wollte wieder nach Hause. Das lehnte sie aber rigoros ab. Also schnitzten wir eine Krücke für mich. Das ging gut, kamen aber auch nicht schneller voran. Ernährt haben wir uns von Kleingetier, da sie gut mit der Schleuder umgehen kann. Auch ich versuchte es mit dieser Waffe, aber das war nicht mein Ding. Ohne sie wäre ich verhungert. Ziel war meine alte Heimat, der Drachenberg. Vielleicht haben sich wieder ein paar Artgenossen angesiedelt. Meine Brüder sagten immer, dass sie schnurrgerade ohne Umwege nach Süden geflogen sind. Wenn wir nun ziel gerade ohne Umwege immer Richtung Norden wandern, könnten wir irgendwann die Drachenbehausung erreichen. So war der Plan.

Letzte Woche wachte ich auf und Arelia war verschwunden. Einfach weg, als hätte es sie nie gegeben. Völlig fertig suchte ich sie in alle vier Himmelsrichtungen, das Fliegen funktionierte mehr schlecht als recht, war mir aber gleichgültig. Zwei Tage lang suchte ich sie, dann wurde ich sehr schwach und der Hunger zerrte an mir, so versuchte ich sogar bei Sonnenschein eine Sau zu jagen...“

Den Rest der Geschichte kannte der alte Mann und sagte daher: „Die Schläge auf deinem Kopf hast du einem jungen Mädchen zu verdanken.“ Er erzählte die Version von Cecilia und auch seine eigenen Beobachtungen.

„Wo ist Cecilia jetzt?“

„Sie ist hingerichtet worden.“ Hackon erzählte den Bericht von Bernd, dem Stadtbewohner. Beide Männer schwiegen nun.

„Hat Arelia auch so grüne Augen wie du?“, fragte Hackon.

„Ja, das haben alle Drachenmenschen.“

„Dieselbe Farbe hatten auch Cecilias Augen. Ich befürchte sehr, dass unser König vielleicht auch Arelia geschnappt hat und bei ihr versuchen wird, durch den Scheiterhaufen eine Verwandlung herbeizuführen“, überlegte der alte Mann laut.

Der Junge starrte ihn an. „Nicht euer Ernst – oder?“ Der Magier nickte nur stumm. „Wir müssen sie befreien!“

„Das ist nicht so einfach, das ist eine fast uneinnehmbare Festung und sie haben auch Drachenstahl.“

„Ist das der Stahl, der uns verletzen kann?“

„Ja, mein Sohn.“

„Woher haben die das nur?“

„Na ja, unser Berg hat eine Eisenerz-Ader. Wir bauen es ab, unsere Schmiede verarbeitet es. Wir handeln mit Waffen. Dass es Drachenstahl ist, wussten wir nicht, erst als ein Bogenschütze einen Drachen vom Himmel holte, war es verständlich.“ Der alte Mann kassierte einen missbilligenden Blick von Sonor. „Damit brachten sie meine Brüder um. Damit zerstörten sie den Drachenberg. Ich denke, dadurch starben auch meine Eltern.“

In diesem Moment kehrte die Jagdgesellschaft mit ihrer Beute heim. Sonor scherte das nicht. Aufbrausend sprang er auf und wusste mit seiner ganzen aufgestauten Energie nicht wohin.

Und dann sahen es alle, wer er wirklich war.

Plötzlich verfärbten sich seine Haut und Haare schwarz, Schuppen stellten sich auf. Als er die Arme hob, spannten sich bereits Flügel. Sein Kopf verformte sich zu einem urzeitlichen Schädel mit riesigen Nüstern, aus denen bedrohlicher Dampf entstieg und einem riesigen, aufgerissenen Maul, wo hunderte, mächtige, messerscharfe Zähne platziert waren. Ein lautes Knurren entfuhr ihm, er stieß sich ab und schoss in die Höhe.

„Jetzt hat er uns wieder daran erinnert, wer er wirklich ist“, brummte Herick zum alten Mann. „Habt ihr euch ausgesprochen?“, fuhr Herick fort.

„Ja. Diesmal müsst ihr auf mich hören, er ist wie Cecilia, für uns ungefährlich. Er gehört nicht zu den Königsdrachen, er kennt sie nicht einmal. Er stammt von einem Volk ab, hoch im Norden, dort wo eure Verwandten hausen, die Weiß-Wölfe.“

Herick sah Hackon an: „Alles in Ordnung, alter Mann. Sonor ist unser Freund.“

Stunden später kam Sonor wieder zurück, zu Fuß als Mensch. „Tut mir leid, ich wollte euch nicht erschrecken.“ Statt einer Antwort vernahm er nun Knurren. Verdattert sah er, wie sich die Dorfbewohner nun ihrerseits in graue Wölfe verwandelten und nun breitbeinig Stellung bezogen hatten. Sonor riss die Augen auf. Das Rudel verharrte so wie auch der Drache. Nach endlosen Minuten jaulte der Größte von ihnen kurz auf und sie vermenschlichten sich. Herick schritt auf Sonor zu und reichte ihm die Hand: „Freunde.“ Sonor lächelte ihn an. „Freunde. Ich wusste nicht, dass es auch Wolfsmenschen gibt.“ Herick sah Sonor tief in dessen grüne Augen. „Nicht nur das.“ Der Anführer berichtete nun vom Mythos der Riesen-Adler und dass einer von diesen ihn vermutlich verletzt hatte. Sonor hob den Kopf und blickte empor, doch diesmal war kein solches Geschöpf unterm Himmelszelt auszumachen. Herick beschloss auch gleich, die nächste Angelegenheit zu klären: „Der Alte hat mir erzählt, dass durch unsere Waffen deine Familie umkam. Das tut mir leid, aber wir stellen diese nur her und betreiben Handel. Die Mörder sind noch immer diejenigen, die sie dann gebrauchen. Wir nutzen diese nur zur Selbstverteidigung.“

„Ja, ich verstehe, aber wenn ihr diese nicht herstellen würdet, lebten meine Brüder noch.“

„Kann man nicht wissen, Kleiner. Ihr habt von Natur aus eine tödliche Waffe, das Feuerspeien. Als es zum Kampf kam mit den Königsdrachen, grillten sie viele von uns. Auch Solvas Söhne fanden so den Tod. Daher war sie am Anfang gegen Cecilia und besonders gegen dich. Ihr seid der Feind. Aber du hast ihre Jungs nicht umgebracht.“ Sonor nickte, er verstand.

„Wir müssen Arelia befreien!“, brach es tags darauf aus Sonor wieder heraus. Wie immer hatten alle am Langtisch Platz genommen. „Sonor, meine Spione haben nichts erfahren. Entweder ist sie gar nicht in den Händen des Königs oder sie wird versteckt, und zwar so gut, dass es nicht einmal die Dienstboten wissen“, antwortete Hackon.

„Wer sind eure Spione, alter Mann?“, fragte Sonor.

„Nun ja, Raben, Falken, Tauben...“

„Wie, und ihr könnt mit ihnen sprechen?“

„Ja, das ist meine Gabe.“

„Du kannst alle Tiersprachen?“

„Na ja, alle glaube ich nicht, aber die Gängigsten. Ich glaube nicht, dass ich einen Eisbären verstehe. Ihre Sprache soll sich weit entfernt haben von den hier lebenden Braunbären.“

„Das heißt, du brüllst wie ein Bär?“

„Nein, das Ganze funktioniert mittels Gedankenübertragung. Jeder denkt aber in der Sprache, in die er geboren wurde.“

„Du bist Zauberer, was kannst du noch? Kannst du nicht irgendetwas mit der Festung des Königs anstellen?“

„Nein, so Etwas gibt es nur in Märchen. Wir Magier haben ein Talent. Am Anfang ist es wie ein Rohdiamant, erst wenn dieser geschliffen wird, kommt er zum Leuchten. Ich spreche mit Tieren und bin ganz gut in der Heilkunde. Ich habe dich auch wieder hinbekommen, auch ohne dein Moos.“

„Ja, das stimmt. Wolltest du daher Cecilia zum Lehrling? Hast du gehofft, dass du noch auf eine Besonderheit bei ihr stößt?“

„Ja, das rote Haar täuschte mich. Ich hätte sie aber so oder so gerne ausgebildet.“ Niedergeschlagen sah der alte Mann zu Boden, dann fuhr er fort: „Ich hatte einmal einen Sohn, er hatte auch eine Gabe. Seine Mutter, meine geliebte Frau, war bei der Geburt leider verstorben. So hatte ich nur mehr ihn. Als er das Kindesalter erreichte, begannen seine Visionen von der möglichen Zukunft. Möglich, da wir freien Willens sind. Das heißt, wenn wir uns in der Gegenwart anders entscheiden, ändert sich auch die Zukunft. Als Beispiel: Mein Sohn sagte voraus, dass Herick, damals selbst noch ein Junge, beim kommenden Frühlingsfest, wo die größeren Kinder über ein Feuer springen, sich seine Fußsohlen ansenken wird, da sein Sprung zu niedrig wäre. Aber am Nachmittag, dieses besagten Tages, entschied Herick mit Freunden, die Wintermonster zu vertreiben. Dadurch nahm er nicht am Fest teil und es kam nicht zu den Verletzungen. Ein anderes Mal sagte mein Sohn voraus, dass bei der Forellenzeit ein Bär fischen wird, das ist natürlich nichts Ungewöhnliches, aber dieser Bär wird so viel Glück haben, dass er hunderte Fische fangen wird. Als unsere Männer zum Bach kamen, war es genauso. Da stand ein Bär und um ihn herum tanzten die Fische ihren Todeskampf. Der Jäger fraß sich voll, dann schnappte er noch zwei Forellen, hielt diese im Maul und trottete mit dickem Bauch davon. Unsere Männer brauchten jetzt nur noch die Fische einsammeln. Je älter mein Sohn wurde, desto größere und entferntere Visionen hatte er. Oft konnte er diese nicht mit Worten beschreiben, so zeichnete er es auf oder er suchte sich einen Dorfbewohner, der mit ihm bastelte. Ich habe leider zwei linke Hände für solche Angelegenheiten. Am meisten war er beim Tischlerlehrling Hansen, der Bruder von Herick.

Eines Tages bauten sie zusammen Miniaturochsenkarren, diese waren miteinander verbunden. An der Spitze war nur ein Holzklotz mit vier Rädern und einem kleinen Turm darauf. Mein Sohn nahm diesen Klotz in die Hand und fuhr am Boden damit herum. Dieser Klotz zog die Karren mit sich. Sah aus wie bei einer Schlange. Dabei machte mein Sohn so ein zischendes Geräusch. Auch hatten sie ein kleines Blockhaus gebastelt und davor positionierte mein Sohn Holzfiguren. Er pfiff und die Holzschlange ließ er davor zum Stillstand kommen. Er sah mich an und meinte, es sei ein Zug. Ich kenne nur den Zug von Soldaten. Dann deutete er auf das kleine Häuschen und sagte, es sei eine Station. Nun ja, damit konnte ich etwas anfangen. Es gibt auch Stationen auf einer Pilgerreise. Man macht Rast. Daher hat er also diese Schlange davor abgesetzt. Danach setzte er eine liebevoll geschnitzte Holzfigur nach der anderen in die ersten beiden Karren. Hölzerne Ziegen, Schafe und Kühe in den dritten und vierten und so kleinen Fässer, die Hansen zusammengeleimt hatte (diese waren Hansens größte Freude gewesen „Met-Fässchen“, seine Wangen glühten vor Freude), kamen in den letzten Anhänger. Dann pfiff mein Sohn wieder und schrie „Zug fährt ab“ und machte wieder diese zischenden Geräusche. Seine Hand zog wieder an dem ersten Klotz, die Karren hüpften nach. Ich finde, die Idee war genial, so konnte man Personen, Vieh und Last gleichzeitig befördern. Nur war mir unklar, was der erste Bauklotz darstellte und wie dieser in der Realität ohne Kraft eines Ochsen oder Pferdes bewegt werden soll.

Seine letzte Vision war das Fliegen. Hansen zimmerte ein Gerüst, dieses bespannte der Gerber mit Leder. Eines Morgens kletterte er heimlich die Gebirgswand hoch und stand ganz oben bei den Adlern. Er band sich mit Lederriemen dieses Gestell um seinen Leib und schlüpfte mit den Armen durch die Schleifen. Die Hände hielten jeweils das Ende dieser Flügel. Die Dorfbewohner, die bereits wach waren, eilten zu mir und weckten mich auf. Eilig stieg ich zur Turmspitze empor und schrie ihn an, dieses Experiment sein zu lassen. Entweder hörte er mich nicht oder er ignorierte meine Rufe. Er sprang in die Tiefe, er stürzte ab in die Baumkronen. Schwer verletzt brachten sie ihn zu mir. Ich konnte nichts mehr für ihn tun. Er starb in meiner Umarmung. Meine Trauer begrub ich damit, dass ich viel reiste, ich wollte alles über Heilkunst erfahren, damit niemals wieder ein Kind in meinen Armen sterben müsse. Also sammelte ich Unmengen an Papierrollen und Büchern. Jetzt, wo ich alt bin, lese ich das alles und möchte diesen Schatz auch gerne jemandem hinterlassen. Einen wissbegierigen Lehrling, wenn möglich.“

Alle schwiegen und hingen ihren eigenen Gedanken nach.

Nach langer Pause erhob Sonor wieder das Wort: „Das tut mir alles sehr leid.“ Um den Alten aber wieder auf andere Gedanken zu bringen, lenkte er mit folgenden Worten wieder auf sein brennendes Thema ein: „Also, wenn Arelia nicht beim König ist, wo soll sie dann sein?“

„Keine Ahnung. Ich werde meine Kundschafter losschicken, um diesmal einen größeren Radius abzuklappern. Wie auch immer“, antwortete Hackon etwas genervt, erhob sich und schlurfte wieder zu der Steintreppe, die ihn in seine Steinburg brachte, die eigentlich keine Burg war, nur ein großer hoher Turm, der direkt in den Felsen gehauen war. Sonor sah ihm nach, bis er durch das große, eiserne Tor verschwunden war.

„Wohnt er da oben ganz allein?“, fragte Sonor Herick.

„Nein, die Zwerge leben im Turm. Es war immer schon ihre Burg. Hackon ist ihr Freund. Die Zwerge gehen auch von dort aus direkt in den Berg. Sie haben eigene Stollen. Die Sage meint, sie bauen pures Gold ab. Du weißt ja, Zwerge und Gold...“ Herick stupste mit seinem Ellbogen in Sonor‘s Leiste und der Anführer zwinkerte ihm mit einem Auge zu. Noch ein Gedanke durchfuhr nun Sonor: „Wie kommt es, dass ihr Wolfsmenschen seid?“

„Was meinst du?“, war die Gegenfrage von Herick.

„Also bei uns gibt es die Urdrachen. Sie stammen aus grauer Vorzeit. Ihre Vorfahren nennen wir Flugsaurier. Sie sind ‚nur‘ Tiere, also können nicht die Gestalt wandeln. Es gibt nun die Legende, dass eben solch ein Urdrache sich in eine menschliche Prinzessin verliebte und entführte. Sie war nicht abgeneigt, sie war ganz eingenommen von diesem Urtier. Sie zeugten die ersten Drachenmenschen. Ich glaube, bei euch heißt diese Geschichte ‚Die Schöne und das Biest‘, so formulierte es jedenfalls Arelia. Welche Sage habt ihr?“

Grimmig sah der Gesprächspartner zu Sonor und entrüstet antwortete er:

„Keine. Unsere Götter sind die Götter des Nordens. Sie haben uns so erschaffen, damit wir im Winter als Wolf überleben können.“

Tage später trudelten ein Vogel nach dem anderen in den Turm ein. Hackon schlurfte wieder zu den Dorfbewohnern. „Setz dich, alter Mann. Weib, ein Krug Met und eine Platte zum Essen für den Magier!“, schrie Herick in Richtung Unterstand. „Nun, gibt es Neuigkeiten?“ fragte er Hackon, mit normaler Lautstärke. Der Magier sah auf, finster war sein Blick: „Keine Guten.“ Dann wandte er sich an Sonor: „Wart Arelia und du ein Liebespaar?“