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Gemeinsam mit ihren Freunden Joschi und Karla freut sich Viertklässlerin Lisa auf die bevorstehende Klassenfahrt. Nach langen gemeinsamen Überlegungen wurde durch Abstimmung eine Woche auf einem Reiterhof gewählt. Doch eine Gruppe von Jungen hat sich der Stimme enthalten und die Lehrerin will die Wahl daher wiederholen lassen. Für die Mädchen steht nun der ersehnte Reiterhofaufenthalt auf dem Spiel, denn wenn die Jungen doch noch abstimmen, werden sie sich vermutlich lieber für eine Kanutour entscheiden. Die Entscheidung soll in die Hände des Schülerparlaments gelegt werden und Lisa setzt sich energisch dafür ein, dass die legitime Wahl nicht angefochten wird. In der Zwischenzeit machen die Befürworter der Kanutour ordentlich Werbung bei den unentschlossenen Jungen.
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Seitenzahl: 81
Veröffentlichungsjahr: 2022
Lotte Berg
SOS im Schülerparlament
Kinder-/Jugendroman
Copyright: © 2021 Lotte Berg
Lektorat: Erik Kinting – www.buchlektorat.net
Umschlag & Satz: Erik Kinting
Titelbild: © Scarlet Arian
Verlag und Druck:
tredition GmbH
Halenreie 40-44
22359 Hamburg
Softcover 978-3-347-48768-0
Hardcover 978-3-347-48769-7
E-Book 978-3-347-48770-3
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Genderhinweis:
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde meist die männliche Form verwendet. Dies beinhaltet keine Wertung. Die gewählten Formulierungen gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter.
Mein Leben lang hatte ich mit Kindern und Jugendlichen zu tun. In der Familie, im Beruf, im Sport. Es ist mir kein Moment erinnerbar, der es nicht wert war, ihn erlebt und durch ihn gelernt zu haben. Zeit mit jungen Menschen zu verbringen ist stets ein Gewinn und der beste Anlass, sich seine eigene Kinder- und Jugendzeit ins Gedächtnis zu rufen.
Ich widme dieses Buch meinen geliebten Söhnen in Erinnerung an ihre Kindheit und Jugendjahre, die sie stets mit sich tragen mögen.
Inhalt
Vorwort
1. Lisa, Pisa oder Lisapisa – wie hättet ihr’s denn gern?
2. Die Familie Enders
3. Erdbeermarmelade und ein guter Plan
4. Gamer Joschi wird Teil des Plans
5. Restlos überzeugt
6. Familie Enders organisiert den nächsten Tag
7. Der Countdown läuft
8. Herr Brunner macht einen guten Eindruck
9. Letzte Absprachen
10. Es geht los
11. Es wird alles gut
Vorwort
In der kleinen Welt, in welcher Kinder leben, gibt es nichts, das so deutlich von ihnen erkannt und gefühlt wird, als Ungerechtigkeit.
Charles Dickens (1812–1870)
Der Kinder- und Jugendroman SOS im Schülerparlament wird aus der Sicht der zehnjährigen Lisa erzählt. Gemeinsam mit ihren Freunden Joschi und Karla freut sie sich auf die bevorstehende Klassenfahrt, doch eine Gruppe Jungen und sogar ihre Lehrerin haben plötzlich andere Ideen und alles steht auf dem Spiel. Lisa hat eine rettende Idee: Die Entscheidung soll in die Hände des Schülerparlaments gelegt werden.
Wie man das Prinzip der Partizipation bereits auf die Grundschule anwenden und Begriffe wie Mitwirkung, Mitbestimmung und Teilhabe an Entscheidungen verstehen kann, wird durch Lisas Erlebnisse verständlich und nachvollziehbar. Der Roman soll als anregender Beitrag zum Thema Kinderrechte auf Information und Beteiligung verstanden werden. Er ist eingebettet in Lisas Alltagsleben innerhalb ihrer Familie, Freunde und ihrer großen Liebe zu ihrem Hund Schnops.
1. Lisa, Pisa oder Lisapisa – wie hättet ihr’s denn gern?
»Pisa, wo bist du denn?«, rief Oma Emmy. »Komm runter, wir machen doch jetzt Erdbeermarmelade. Wo steckst du denn?«
»Oh Mannomann«, stöhnte Lisa. Gerade wollte sie noch mal im Grundsatzordner nach einer ganz bestimmten Textstelle suchen. Morgen war Schülerparlamentstreffen und es ging um viel. – Um sehr viel. Sie musste gut vorbereitet sein.
Lisa und ihr Mitschüler Joschi waren gute Freunde, obwohl sie sehr verschieden waren. Sie besuchten gemeinsam die vierte Klasse der AstridLindgren-Schule im kleinen Städtchen Neustadt und waren beide als Vertreter ihrer Klasse in das Schülerparlament gewählt worden.
Ein Grund für Lisas Freundschaft mit Joschi war natürlich ihr Hund Schnops. Lisa schaute zu ihrem kleinen Hundemischling hinunter, der bei Oma Emmys lautem Rufen den Kopf schief legte. Der Name ihres kleinen Mischlingshundes setzte sich aus den Anfangsbuchstaben der erkennbaren Hunderassen Schnauzer und Mops zusammen. Das waren jedoch ganz gewiss noch nicht alle Rassen, die sich in seinen Genen verbargen. Lisa lächelte zu dem kleinen aufgeweckten Kerl hinunter. »Du weißt längst, dass wir nachher zum Wäldchen gehen und Karla und Joschi treffen, stimmts? Joschi bringt dir wieder neue Zaubertricks bei und es gibt sicher viele Leckerli!«
Lisa war für ihre zehn Jahre ein aufgewecktes Mädchen, groß gewachsen und mit sportlicher Figur und dunkelbraunen Augen. Ihr langes, braunes Haar trug sie meist zu einem Pferdeschwanz gebunden. Damit verrate sie ihre große Liebe zu Pferden, scherzte ihr Vater oft. Das stimmte zwar voll und ganz, aber an allererster Stelle kam ihr kleiner Schnops.
Gemeinsam mit ihrer Freundin Karla, die fast einen Kopf kleiner war, teilte sie ihre Liebe zu den Pferden. Karla hatte einen blonden kurz geschnittenen Lockenkopf. Sie war die ruhigere der beiden. Ihre Mutter arbeitete in Neustadts einzigem Lebensmittelladen. Über das Dorfgeschehen war sie stets auf dem aktuellen Stand. Ein Tag war für Lisa und Karla perfekt, wenn sie auf dem nahe gelegenen Bauernhof die kleinen Shetlandponys bürsten und striegeln konnten und als Belohnung eine Stunde ausreiten durften. Für die hoch gewachsene Lisa war das allerdings eine sportliche Herausforderung, denn sie musste beim Reiten der Shettys ihre langen Beine irgendwie in Sicherheit bringen, damit sie nicht über den Boden schleiften. Für die kleine Karla war das etwas einfacher. Der größte Wunsch der Freundinnen war es, irgendwann richtigen Reitunterricht auf großen Pferden zu erhalten. Wenn sich die Dinge gut entwickelten, konnte dieser Wunsch bald in Erfüllung gehen.
»Pisa, komm, wir wollen anfangen!« Oma Emmy ließ einfach nicht locker.
»Typisch Oma. Wie oft habe ich ihr gesagt, dass mein Name Lisa ist«, brummte sie vor sich hin. »Einfach Lisa, wie normale Mädchen heutzutage eben heißen.«
Lisa erinnerte sich daran, wie es zu ihrem lustigen Zweitnamen kam. Sie hatte sich daran gewöhnt, dass Oma Emmy und auch ihre Eltern bis heute nicht davon ablassen konnten:
Als Lisa am 23. Dezember, also fast pünktlich zu Weihnachten zur Welt kam, waren alle überglücklich. Mama lag im Rot-Kreuz-Krankenhaus in Neustadt und hielt die kerngesunde kleine Lisa zufrieden in den Armen. Papa tänzelte um das Bett herum und diskutierte gerade eifrig mit der Krankenkasse über das Baby-Begrüßungsgeld von 100 Euro. »Bei solch einem Prachtkind ist das viel zu wenig«, sprach er in sein Handy und sah dabei Mama mit einem Augenzwinkern an.
Da betrat Mamas Kollegin Dilek das Zimmer mit einem riesigen Blumenstrauß in der Hand. Im Namen des Astrid-Lindgren-Kollegiums wollte sie herzlichst zur Geburt gratulieren.
So weit kam es jedoch nicht, denn die Tür wurde heftig aufgestoßen und Oma Emmy trat schnaubend ein. »Wieso sagt mir denn niemand, dass das Kind schon da ist? Wer hat denn diesen schrecklichen Namen ausgesucht? Wie kann man denn sein Kind Pisa nennen? Das ist doch ein Turm in Italien und der ist auch noch schief! So heißt doch kein Mensch!«
»Beruhige dich, Mama.« Lisas Papa versuchte, sie am Arm festzuhalten. »Hier ist eine Geburtenstation. Du musst leise sein. Das klappt aber bei dir nicht, weil du wie immer dein Hörgerät nicht trägst, hab ich recht?« Papas Versuch, auf seine eigene Mutter beruhigend einzuwirken, war schon wieder verflogen und wich dem ärgerlichen Dauerzustand, dass sie sich beharrlich weigerte, ihr Hörgerät zu tragen.
»Ich höre alles, was ich hören muss!« Das war Omas Standardantwort und hatte schon zu vielen Problemen geführt. – So, wie jetzt. »Wer hat diesen unglücklichen Namen denn nun ausgesucht?«, fing sie wieder an.
»Das ist unsere kleine Lisa« versuchte Mama mit entspanntem Lächeln die Situation zu beruhigen. »Schau Lisa, hier siehst du deine einzige Oma, das ist deine Oma Emmy. Sie ist die beste Oma der Welt. Manchmal hört sie nicht mehr so gut, wofür sie aber gar nichts kann. Deswegen wären wir froh, wenn sie ein Hörgerät tragen würde. Und jetzt möchte ich mich gerne mit meiner Kollegin Dilek unterhalten. Sie will mir nämlich zur Geburt unserer Lisa gratulieren. Könnt ihr beide ein bisschen leiser sein?« Mama schaute Papa und Oma Emmy mit freundlichem aber bestimmtem Blick an. So wie das nur Lehrer können, sagte Papa oft.
Papa zog Oma Emmy auf den leeren Flur der Entbindungsstation. »Wie kommst du darauf, dass unsere Tochter Pisa heißt? Wer hat dir denn diesen Bären aufgebunden?«
»Red dich nicht raus, Oliver«, motzte Oma Emmy ihren einzigen Sohn an. »Ich habe es eben unten am Empfang im Krankenhaus erfahren. Ich habe mich bei der Schwester erkundigt, wo denn die Frau Enders liegt mit dem Baby. Die Schwester war sehr nett und da hab ich gleich noch gefragt, wie das Kind denn heißt. Ihr habt ja immer ein großes Geheimnis darum gemacht, habt immer gesagt, ihr verratet erst den Namen, wenn ihr wisst, ob es ein Bub oder ein Mädchen ist. Mir erzählt ja sowieso niemand was, ich erfahre die wichtigen Dinge immer zuletzt.«
»Welchen Namen hat die Schwester dir denn genannt?«, fragte Papa und konnte dabei sein Grinsen kaum unterdrücken.
»Pisa!«, stöhnte Oma entsetzt, wobei sie den Namen so aussprach, als würde er sich mit mindestens sieben i schreiben.
»Also ehrlich, Mama«, sagte Papa, »das ist doch nun wirklich kein Name für einen Menschen. Da hättest du auch selbst drauf kommen können. Unser Kind heißt Lisa. Und noch etwas, was dich freuen wird: Es heißt mit zweitem Namen wie du, also Emilie, kurz: Emmy.« Vorsichtshalber sprach Papa ihr die beiden Namen noch mal laut ins linke, das gute Ohr, wie es Oma Emmy gerne bezeichnete: »Lisa Emilie!«
Das hat die Oma dann doch tief bewegt und man konnte ihr die Rührung anmerken.
So oder so ähnlich erzählten Mama und Papa gerne ihrer Lisa, wie es durch Omas Schwerhörigkeit dazu kam, dass unverhofft aus heiterem Himmel an Lisas Geburtstag noch eine Pisa dazugeboren wurde. Mama und Papa benutzten Pisa gerne mal als Kosenamen oder nannten sie Lisapisa. Oma Emmy hingegen, die sich damals bei ihrer Geburt am meisten über den Namen aufregte, rief mindestens zehnmal am Tag Pisa. Am liebsten, wenn sie laut nach Lisa rief, so wie jetzt.
Ihr Zweitname blieb natürlich auch den Kindern in ihrer Klasse nicht verborgen. Besonders der nervige Paul, der Klassenschlaumeier, hatte diebische Freude daran, sie Lisapisa zu nennen.
Lisa dachte gerade, wie sehr sie sich immer wieder über Paul ärgerte, da rief Oma Emmy erneut und riss sie aus ihren Gedanken.