18,99 €
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Kulturwissenschaften - Allgemeines und Begriffe, Note: 1,3, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) (Fakultät für Kulturwissenschaften), Veranstaltung: Sprachkontakt und Mehrsprachigkeit, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Frage, ob Spanglish die Sprache der Hispanics in den USA ist, ist somit umstritten. Die Bedeutsamkeit von Englisch und der Streit um die Rolle von Minderheitensprachen wird am Beispiel der Hispanics in den Vereinigten Staaten im Laufe dieser Arbeit genauer erörtert und es wird versucht, eine Antwort auf die Titelfrage zu finden. Das erste Kapitel beschäftigt sich mit den Hispanics in den USA. Zum einen wird die Immigrationsgeschichte dieser Minderheitengruppe unter Berücksichtigung der drei größten Gruppen, der Mexican-Americans, der Puertoricaner und der Kubaner, betrachtet. Zum anderen wird die heutige Situation dieser Minorität in ihrer neuen Heimat näher beleuchtet. Das zweite Kapitel ist dem linguistischen Phänomen „Spanglish“ gewidmet. Einführend werden die Begriffe „Bilingualismus“ und „Diglossie“ erklärt. Des Weiteren wird aufgezeigt, aus welchen sprachlichen Bestandteilen sich die Mischsprache zusammensetzt. Besondere Beachtung finden die verschiedenen Sprachkontaktphänomene, speziell das Codeswitching mit seinen unterschiedlichen Arten und Funktionen. Schließlich wird versucht, „Spanglish“ zu definieren. Im dritten Kapitel soll die Frage „Mehrsprachigkeit oder ‚English-Only’ in den USA?“ diskutiert werden. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Thematik bilingualer Ausbildung für Minderheitenkinder. Zunächst werden Vor- und Nachteile des Bilingualismus im Allgemeinen beschrieben, bevor auf die bilinguale Erziehung in den USA eingegangen wird. Es werden verschiedene bilinguale Programme vorgestellt und die Bewertungen und Argumente von Befürwortern sowie Gegnern dieser Maßnahmen dargelegt. Weiterhin wird die Debatte über Semilingualismus aufgegriffen. Anhand der Theorien von Jim Cummins wird darauf hingewiesen, wie dieses Phänomen entsteht und ebenfalls, wie es verhindert werden kann. Auch die Positionen der „English-Only“-Vertreter kommen in diesem Kapitel zu Wort, ebenso die der Opposition „English Plus“. Anschließend soll Spanglish hinsichtlich seiner Gebräuchlichkeit und der Konsequenzen, die aus seiner Benutzung für die Hispanics entstehen, bewertet werden. Zuletzt wird versucht, die eingangs gestellte Frage nach Mehrsprachigkeit oder „English-Only“ zu beantworten. Zum Schluss soll mit Hilfe der zuvor besprochenen Themen die Frage „‘Spanglish’- Die Sprache der Hispanics in den USA?“ diskutiert werden.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2006
Page 1
Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)
Fakultät für Kulturwissenschaften
Professur für Sprachwissenschaft: Deskriptive Linguistik und interlinguale Soziolinguistik
Sprachkontakt und Mehrsprachigkeit
BA- Vertiefung, Linguistik
WS 2005/2006
„‘Spanglish’-
Page 3
Einleitung
„English is essential for success in this country [USA, S.W.].” (Duignan/Gann 1998: 242). Dieser Aussage konnte man bis vor einigen Jahren ohne jegliche Einwände zustimmen. Aber trifft sie heutzutage im Falle der Hispanics1noch immer zu? Können diese nicht durch die Verwendung der von ihnen kreierten Sprachmischung „Spanglish“ genauso gut zum Erfolg gelangen?
Immerhin sind die Hispanics derzeit mit 38,8 Millionen (vgl. Stavans 2003: 5) die größte Minderheitengruppe in den USA. In 50 Jahren könnte sogar jeder vierte US-Bürger, aufgrund hoher Einwanderungszahlen und Geburtenraten der Hispanics, von hispanischer Abstammung sein. Einer Schätzung zufolge werden in nur 40 Jahren angloamerikanische Schüler die Minderheit in allen Bereichen der öffentlichen Ausbildung stellen (vgl. Garcia 2002: 2). Ist das nicht Grund genug, die Vormachtstellung der englischen Sprache in den Vereinigten Staaten von Amerika zu überdenken?
Diese Entwicklungen und deren mögliche Konsequenzen, wie beispielsweise die Entwicklung der Angloamerikaner zur Minderheit, werden in den USA schon seit einiger Zeit mit großem Interesse, das mit vielen Ängsten und Befürchtungen verbunden ist, beobachtet. Natürlich bleibt es nicht bei passiven Beobachtungen, sondern es gibt auch Versuche, diese Tendenzen durch Immigrations-, Sprach- und Schulpolitik einzudämmen und damit den Vorrang des Englischen zu sichern.
Die Frage, ob Spanglish die Sprache der Hispanics in den USA ist, ist somit umstritten. Die Bedeutsamkeit von Englisch und der Streit um die Rolle von Minderheitensprachen wird am Beispiel der Hispanics in den Vereinigten Staaten im Laufe dieser Arbeit genauer erörtert und es wird versucht, eine Antwort auf die Titelfrage zu finden. Das erste Kapitel beschäftigt sich mit den Hispanics in den USA. Zum einen wird die Immigrationsgeschichte dieser Minderheitengruppe unter Berücksichtigung der drei größten Gruppen, der Mexican-Americans, der Puertoricaner und der Kubaner, betrachtet. Zum anderen wird die heutige Situation dieser Minorität in ihrer neuen Heimat näher beleuchtet. Das zweite Kapitel ist dem linguistischen Phänomen „Spanglish“ gewidmet. Einführend werden die Begriffe „Bilingualismus“ und „Diglossie“ erklärt. Des Weiteren wird aufgezeigt, aus welchen sprachlichen Bestandteilen sich die Mischsprache zusammensetzt. Besondere Beachtung finden die verschiedenen Sprachkontaktphänomene, speziell das Codeswitching
1Der Begriff „Hispanics“ bezieht sich in dieser Arbeit auf alle Menschen in den USA, deren Muttersprache Spanisch ist.
Page 4
mit seinen unterschiedlichen Arten und Funktionen. Schließlich wird versucht, „Spanglish“ zu definieren.
Im dritten Kapitel soll die Frage „Mehrsprachigkeit oder ‚English-Only’ in den USA?“ diskutiert werden. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Thematik bilingualer Ausbildung für Minderheitenkinder. Zunächst werden Vor- und Nachteile des Bilingualismus im Allgemeinen beschrieben, bevor auf die bilinguale Erziehung in den USA eingegangen wird. Es werden verschiedene bilinguale Programme vorgestellt und die Bewertungen und Argumente von Befürwortern sowie Gegnern dieser Maßnahmen dargelegt. Weiterhin wird die Debatte über Semilingualismus aufgegriffen. Anhand der Theorien von Jim Cummins wird darauf hingewiesen, wie dieses Phänomen entsteht und ebenfalls, wie es verhindert werden kann. Auch die Positionen der „English-Only“-Vertreter kommen in diesem Kapitel zu Wort, ebenso die der Opposition „English Plus“. Anschließend soll Spanglish hinsichtlich seiner Gebräuchlichkeit und der Konsequenzen, die aus seiner Benutzung für die Hispanics entstehen, bewertet werden. Zuletzt wird versucht, die eingangs gestellte Frage nach Mehrsprachigkeit oder „English-Only“ zu beantworten.
Zum Schluss soll mit Hilfe der zuvor besprochenen Themen die Frage „‘Spanglish’- Die Sprache der Hispanics in den USA?“ diskutiert werden.
Hispanics sind gleichzeitig die älteste und die jüngste Immigrantengruppe in den USA. Sie waren schon im Land, bevor die ersten Pilger aus England eintrafen. Der Großteil der Hispanics kam im 20. Jahrhundert in die USA, viele davon nach dem Zweiten Weltkrieg. Viele Hispanics sind jedoch keine Immigranten, sondern Autochthone, denn sie sind Nachkommen von Spanischsprechern, die schon auf dem Gebiet der heutigen USA lebten, bevor diese Staaten, wie z.B. Kalifornien, New Mexiko oder Texas, Teile der USA wurden (vgl. Duignan/Gann 1998: ix).
Heute leben mehr als 30 Millionen Hispanics in den USA und nach Schätzungen der amerikanischen Zensusbehörde wird sich diese Zahl bis zum Jahr 2050 mehr als verdreifacht haben. Sie bilden die zweitgrößte und am schnellsten wachsende Bevölkerungsgruppe der USA. Die Immigranten und deren Nachkommen stammen aus allen Ländern Mittel- und Südamerikas. Sie sind keine homogene Gruppe, weshalb mit Verallgemeinerungen über ihre Lebensbedingungen sehr vorsichtig umgegangen werden muss. So findet man unter anderem arme und reiche, gebildete und ungebildete, hell- und dunkelhäutige Hispanics. Die einzigen
Page 5
Gemeinsamkeiten bei vielen sind Religion und Sprache (trotz unterschiedlicher Akzente und Dialekte), wobei letztere sich oft schnell ändert, nachdem die Immigranten eine Weile in den USA gelebt haben (vgl. ebd. xff.; Frantzen 2004: 28ff.). Manche sprechen weiterhin gut Spanisch, andere verlieren ihre Muttersprache komplett bzw. geben sie zugunsten des Englischen auf, und wieder andere beginnen, in der Mischsprache Spanglish zu kommunizieren. Mit dieser Mischform werde ich mich in dieser Arbeit befassen. Um die Situation der Hispanics in den USA in der Vergangenheit und heute genauer zu untersuchen, werde ich im Folgenden kurz auf die Geschichte, die drei Hauptgruppen der Hispanics in den USA (Mexican-Americans, Kubaner und Puertoricaner) und ihre heutigen Lebensumstände eingehen.
Die ersten Spanier erreichten im Jahr 1513 unter der Führung von Ponce de León Florida. Sie versuchten, sich dort sowie im heutigen South Carolina niederzulassen und Siedlungen zu gründen, was aber durch Krankheiten, ungenügende Vorbereitungen und kriegerische Auseinandersetzungen mit den Ureinwohnern erschwert wurde. Erst im Jahr 1565 schafften es die spanischen Siedler, ihre erste permanente Kolonie zu errichten, die Mission San Augustín in Florida (vgl. Frantzen 2004: 29f.).
Schon 1536 wurde das Vizekönigreich Neuspanien gegründet, welches Mexiko und weite Teile im Südwesten der heutigen USA umfasste. Mitte des 17. Jahrhunderts besaß Spanien dann Siedlungen in sieben Staaten im Südosten und Südwesten. Im Jahr 1763 wurde auch das Land westlich des Mississippi spanisch, da die Spanier den Franzosen Greater Louisiana abkauften. Somit reichte das Gebiet unter spanischer Krone von Florida bis Kalifornien. Mit dieser weiten Verbreitung der Spanier in Amerika wurde Spanisch zur Amts- und Handelssprache. Ende des 18. Jahrhunderts sah es also danach aus, als ob die Hispanics über den größeren Teil der USA herrschen würden (vgl. Brockhaus 2000: 600; Duignan/Gann 1998: 3; Frantzen 2004: 30).
Dies änderte sich, als Greater Louisiana 1800 zurück an die Franzosen ging und Napoleon das Gebiet 1803 an die USA verkaufte. Florida wurde 1819 von den USA käuflich erworben. Texas, welches 1836 seine Unabhängigkeit von Mexiko erklärt hatte, wurde 1845 von den USA annektiert. Das war der Auslöser des Mexikanisch-Amerikanischen Krieges. Dieser endete 1848 im Frieden von Guadalupe Hidalgo, in dessen Folge bestimmt wurde, dass Mexiko alle Gebiete nördlich des Rio Grande (Texas, Kalifornien, New Mexico sowie Teile der heutigen Staaten Arizona, Utah und Colorado) an die USA abtreten muss (vgl. Brockhaus
Page 6
2000: 600). Damit blieben Kuba und Puerto Rico die letzten Vorposten der spanischen Imperialmacht in Amerika. Das änderte sich Ende des 19. Jahrhunderts, als sie 1898 an die USA abgetreten wurden (vgl. Duignan/Gann 1998: 5). Im Laufe dieser Geschichte gab es in den USA immer schon Migranten aus den spanischsprachigen Ländern, die sich vor allem ein besseres Leben und gute Arbeitsplätze versprachen. Wie die USA jedoch zu einem Massenimmigrationsland wurden, wird im Folgenden an den Beispielen der drei Hauptgruppen von Hispanics gezeigt.
Die Mexican-Americans sind mit 58 Prozent2die am stärksten vertretene Gruppe der hispanischen Bevölkerung in den USA. Sie leben vor allem in Kalifornien, Colorado, Texas, New Mexico und Arizona, also in den Staaten, die früher zu Mexiko bzw. zum Vizekönigreich Neuspanien gehörten und heute die Grenze zu Mexiko bilden. Viele von ihnen sind somit keine Immigranten, sondern Nachkommen der früheren Bewohner dieser Staaten.