Sportpsychologie -  - E-Book

Sportpsychologie E-Book

0,0
38,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Sportliche Leistung hängt nicht nur von körperlichen, sondern auch von psychischen Faktoren ab. Ebenso hat sportliche Betätigung Auswirkungen auf die menschliche Psyche. Der vorliegende Band geht diesen Prozessen auf den Grund und beschreibt die zahlreichen sportpsychologischen Ansätze. Ausgewiesene Expert:innen erklären Grundlagenwissen, besprechen aktuelle Trends aus der Forschung und gehen auf die Relevanz in der Praxis ein. Folgende Themen werden in 21 Kapiteln beleuchtet: Emotion, Motivation, Selbstkontrolle, nonverbales Verhalten, Kognition, Sportmotorik, Expertise, Wahrnehmung und Handlung, virtuelle Realität, Exergames, Gesundheitsverhalten, affektive Prozesse, Intentions-Verhaltens- Lücke, mentale Gesundheit, Führung im Sport, Selbstvertrauen und Selbstmitgefühl, interpersonale Gewalt, Stress und Stressmanagement, Schlaf. Ein wertvoller Impulsgeber für Studierende, Forschende und angewandt tätige Sportpsycholog:innen. utb+: Begleitend zum Buch steht den Leser:innen ein E-Learning-Kurs zur Verfügung. Dieser Kurs hilft bei der Vertiefung des Wissens.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 758

Veröffentlichungsjahr: 2024

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Chris Englert / Ines Pfeffer / Kathrin Staufenbiel / Christian Vater (Hg.)

Sportpsychologie

Grundlagen und Trends  mit eLearning-Kurs

UVK Verlag · München

Prof. Dr. Chris Englert ist Leiter des Arbeitsbereichs Sportpsychologie an der Goethe-​Universität Frankfurt. Im Rahmen seiner Forschung beschäftigt er sich u. a. mit den Themen Wettkampfangst, Selbstregulation und der Intentions-​Verhaltens-​Lücke im Sport.

 

Prof. Dr. Ines Pfeffer ist Professorin für Medizinpädagogik mit Schwerpunkt Gesundheitswissenschaften an der Medical School Hamburg. Sie forscht zur Selbstregulation des körperlichen Aktivitätsverhaltens, Gewohnheitsbildung und der Wirksamkeit verschiedener Interventionsansätze zur Förderung eines körperlich aktiven Lebensstils.

 

Dr. Kathrin Staufenbiel ist angewandte Sportpsychologin, systemische Beraterin, Coachin und Supervisorin im Leistungs- und Spitzensport. In ihrer Forschung befasst sie sich mit dem Heimvorteil, sozial-​kognitiven Aspekten sportlicher Leistung und Changeprozessen im Sport.

 

Prof. Dr. Christian Vater ist Assistenzprofessor im Bereich Bewegungs- und Trainingswissenschaft am Institut für Sportwissenschaft der Universität Bern. In seiner Forschung beschäftigt er sich mit Wahrnehmungs-, Kognitions- und Entscheidungsprozessen in Sport- und Alltagssituationen.

 

 

Umschlagabbildung: © lechatnoir/iStock

Abbildungen im Innenteil: 1-1: Keith Johnston/pixabay; 1-2: Pexels/pixabay; 11-2: A. Martin-​Niedecken

 

DOI: https://doi.org/10.36198/9783838562902

 

© UVK Verlag 2024— Ein Unternehmen der Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KGDischingerweg 5 • D-72070 Tübingen

 

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

 

Alle Informationen in diesem Buch wurden mit großer Sorgfalt erstellt. Fehler können dennoch nicht völlig ausgeschlossen werden. Weder Verlag noch Autor:innen oder Herausgeber:innen übernehmen deshalb eine Gewährleistung für die Korrektheit des Inhaltes und haften nicht für fehlerhafte Angaben und deren Folgen. Diese Publikation enthält gegebenenfalls Links zu externen Inhalten Dritter, auf die weder Verlag noch Autor:innen oder Herausgeber:innen Einfluss haben. Für die Inhalte der verlinkten Seiten sind stets die jeweiligen Anbieter oder Betreibenden der Seiten verantwortlich.

 

Internet: www.narr.deeMail: [email protected]

 

Einbandgestaltung: siegel konzeption | gestaltung

 

utb-Nr. 6290

ISBN 978-3-8252-6290-7 (Print)

ISBN 978-3-8463-6290-7 (ePub)

Inhalt

Vorwort | Chris Englert, Ines Pfeffer, Kathrin Staufenbiel, Christian Vater1 Einführung in die Sportpsychologie | Chris Englert, Ines Pfeffer, Kathrin Staufenbiel, Christian Vater1.1 Was wird unter Sportpsychologie verstanden?1.2 Ein historischer Abriss der Sportpsychologie mit (optimistischem) Blick in die ZukunftLiteraturGrundlegende Prozesse2 Emotionen | Sylvain Laborde, Valeria Eckardt, Franziska Lautenbach, Philip Furley2.1 Emotionen2.1.1 Positive Emotionen2.2 Emotionsregulation2.2.1 Gemeinsam sind wir stark?2.3 ZusammenfassungLiteratur3 Implizite Motive, Sport und körperliche Aktivität | Mirko Wegner, Ariane S. Marion-Jetten, Julia Schüler3.1 Wahrnehmung motivrelevanter Hinweisreize3.2 Energetisierung von Verhalten3.2.1 Langfristiges Verhalten im Sport3.2.2 Neurobiologische Korrelate3.2.3 Dissoziative Vorhersage von Verhalten im Vergleich zu expliziten Motiven3.3 Ausrichten auf motivrelevante Anreize3.4 Abschließende EinordnungenLiteratur4 Anstrengung, Langeweile, Krisen: Neue Perspektiven und Ansätze zur Selbstkontrolle im Sport | Maik Bieleke, Lucas Keller, Chris Englert4.1 Einleitung4.2 Modelle der Selbstkontrolle4.3 Langeweile im Sport4.4 Handlungskrisen im Sport4.5 ZusammenfassungFrage an die PraxisLiteratur5 Nonverbales Verhalten im Sport | Stephanie Buenemann, Geoffrey Schweizer, Philip Furley5.1 Theoretischer Hintergrund5.1.1 Nonverbales Verhalten als Ausdruck von Emotionen5.1.2 Nonverbales Verhalten als Ausdruck von Status5.2 Ausgewählte empirische Befunde zu nonverbalem Verhalten im Kontext Sport5.2.1 Dekodierung von NVV5.2.2 Unterschiede zwischen erfolgreichen und erfolglosen Sportler*innen5.2.3 Einfluss von NVV auf die sportliche Leistung5.2.4 Evaluation des methodischen VorgehensFrage an die PraxisLiteratur6 Kognition | Lisa Musculus, Florian Loffing6.1 Kognitionspsychologie im Sport6.2 Modelltheoretische Herangehensweisen6.3 Grundlegende kognitive Funktionen und exekutive Funktionen6.4 Perzeptuell-kognitive Fertigkeiten6.5 Kognitionspsychologische Trends im SportFrage an die PraxisLiteraturSportmotorik7 Trends in der Sportmotorik und Konsequenzen für die Sportpsychologie | Stephan Zahno, Ernst-Joachim Hossner7.1 Trends in der Sportmotorik7.1.1 Prädiktion und interne Vorwärtsmodelle7.1.2 Pseudo-Regelung und Kontrollgesetze7.1.3 Minimale Intervention und Rauschen7.1.4 Unsicherheit und Zustandsschätzung7.1.5 Gedächtnisformation und Strukturtransfer7.2 Konsequenzen für die Sportpsychologie7.2.1 Grundlagenbezug und Theorieanbindung7.2.2 Anwendungsbezug und PraxishinweiseFrage an die PraxisLiteratur8 Expertise und perzeptuell-kognitive Fertigkeiten im Sport | Florian Loffing, Lisa Musculus8.1 Expertise8.1.1 Expertise ist … nicht so einfach zu definieren8.1.2 Kurzer historischer Abriss der Expertiseforschung8.2 Perzeptuell-kognitive Fertigkeiten im Sport8.3 Training perzeptuell-kognitiver Fertigkeiten im Sport8.4 Aufgaben für die Expertiseforschung im SportFrage an die PraxisLiteratur9 Der Zusammenhang zwischen Wahrnehmung und Handlung im Sport | Christian Vater9.1 Grundlagen visueller Wahrnehmung9.1.1 Sehen vs. Wahrnehmen9.1.2 Die Aufmerksamkeit9.1.3 Die Augenbewegungen9.1.4 Die Kopfbewegungen9.1.5 Ganzkörperbewegungen9.2 Die „optimale“ Blickstrategie9.3 Visuelles Wahrnehmungs- und Aufmerksamkeitstraining9.3.1 Welches Wahrnehmungstraining für wen?9.3.2 Welches Setup ist für das Training geeignet?9.4 Blick über den TellerrandFrage an die PraxisLiteratur10 Virtuelle Realität: Die Zukunft des individualisierten Lehrens und Lernens von Bewegung? | Cornelia Frank10.1 Interaktive Virtuelle Realität10.1.1 Einordnung10.1.2 Komponenten10.1.3 Voraussetzungen10.2 Virtuelle Realität, Sport und Bewegungslernen10.2.1 VR im Sport10.2.2 VR und Bewegungslernen10.2.3 Neue Zugänge zur Individualisierung von Bewegungslernen mit VR10.3 Bewegungslernen in VR: Von der Forschung zur Anwendung10.3.1 VR in der Forschung: Eine interdisziplinäre Aufgabe10.3.2 VR in der Lehre: Virtuelle (Sport-)Realität kennen und anwenden lernen10.4 Virtuelle (Sport)Realität – Ein vorläufiges FazitLiteratur11 Exergames | Valentin Benzing, Lairan Koch, Sascha Ketelhut, Anna Lisa Martin-Niedecken11.1 Einführung11.2 Exergames: Spielgestaltung und Spielerleben11.2.1 Gamification von Bewegung vs. Exergames11.2.2 Spielgestaltung und Exergame-Design11.2.3 Spielerleben in Exergames11.2.4 Schlussfolgerungen zur Spielgestaltung und Spielerleben11.3 Sportwissenschaftliche Forschungsfelder zu Exergames11.3.1 Psychologisch orientierte Forschungsfelder11.3.2 Physiologisch orientierte Forschungsfelder11.4 Zusammenfassung und AusblickFrage an die PraxisLiteraturGesundheitsverhalten12 Familie und Gesundheit – wie der familiäre Kontext unser Aktivitätsverhalten prägt | Christina Niermann, Susanne Kobel*12.1 Was ist Familie?12.2 Familie und Gesundheit12.3 Familie und Gesundheitsverhalten12.3.1 Aktivitätsverhalten und Zweierbeziehungen12.3.2 Die Familie als Ganzes12.4 Familie und Interventionen12.5 AusblickLiteratur13 Affektive Prozesse und körperliche Aktivität | Darko Jekauc, Katharina Feil, Susanne Weyland, Julian Fritsch13.1 Einleitung13.1.1 Theoretische Grundlagen der affektiven Prozesse13.1.2 Empirische Befunde zum Zusammenhang zwischen affektiven Prozessen und körperlicher Aktivität13.1.3 Freude an körperlicher Aktivität13.1.4 Antizipation von affektiven und emotionalen Prozessen hinsichtlich zukünftiger körperlicher Aktivität13.1.5 Ausblick und FazitFrage an die PraxisLiteratur14 Das Physical Activity Adoption and Maintenance (PAAM) Modell: Aktuelle Überlegungen und Erweiterungen zur Erklärung der Intentions-​Verhaltens-​Lücke | Ines Pfeffer, Chris Englert, Tilo Strobach, Phil Ljubic, Darko Jekauc14.1 Einleitung14.2 Duale Prozesstheorien14.3 Das PAAM-Modell14.3.1 Explizite Prozesse14.3.2 Implizite Prozesse14.3.3 Aufnahme und Aufrechterhaltung des körperlichen Aktivitätsverhaltens14.4 Chancen und Grenzen des PAAM-ModellsLiteratur15 Ambulantes Assessment und mentale Gesundheit | Birte von Haaren-Mack, Markus Reichert, Martina Kanning15.1 Einleitung15.2 Ambulantes Assessment (AA)15.3 Bisherige Forschung zu den Wirkzusammenhängen körperlicher Aktivität und mentaler Gesundheit15.4 FazitFrage an die PraxisLiteratur16 Individualisierte digitale Interventionen zur Unterstützung bewegungsbezogener Verhaltensänderung | Hannes Baumann, Janis Fiedler, Kathrin Wunsch16.1 Grundlagen digitaler Gesundheit16.2 Schlüsselfaktoren für effektive digitale Interventionen16.3 Mobile Gesundheitsinterventionen16.4 Individualisierte Interventionen16.5 AusblickFrage an die PraxisLiteraturWettkampf und Leistung17 Führung im Sport | Hans-Dieter Hermann, Kathrin StaufenbielFührung und Führungsstile im SportCoaching im LeistungssportFührungsforschungLiteratur18 Selbstvertrauen und Selbstmitgefühl | Monika Liesenfeld, Kathrin StaufenbielSelbstvertrauenAnsätze und Theorien zu Selbstvertrauen und SelbstmitgefühlSelbstmitgefühlWeitergehende Anregungen für Sportpsycholog*innen und ForschungsbedarfLiteratur19 Interpersonale Gewalt im Sport | Helena Schmitz, Teresa Greither, Janina Jaspers, Annika Söllinger, Jeannine Ohlert19.1 Grundlagen, Daten und Fakten zu interpersonaler Gewalt im Sport19.1.1 Definitionen19.1.2 Studienlage zu interpersonaler Gewalt im Sport19.1.3 Folgen, Mitteilung, Konsequenzen und Ende von Gewalterfahrungen im Sport19.2 Risikofaktoren im Sportsystem19.3 Tatpersonen interpersonaler Gewalt im Sport19.3.1 Charakteristika von Tatpersonen interpersonaler Gewalt19.3.2 Strategien und Vorgehensweisen von Tatpersonen bei interpersonaler Gewalt19.4 Prävention interpersonaler Gewalt in Sportorganisationen19.4.1 Risikoanalyse – der Individualität der Organisation gerecht werden19.4.2 Schutzkonzepte und ihre Bestandteile19.5 Akute Intervention bei Verdachtsfällen19.6 Aufarbeitung von Vorfällen interpersonaler Gewalt im Sport19.7 Die Rolle der Sportpsycholog*innen19.8 Unterstützende StrukturenLiteratur20 Leistungs- und Wettkampfsport: Stress, Stressreaktion und Stressmanagement | Jana Strahler, Franziska Lautenbach20.1 Stressfaktoren im Wettkampf- und Leistungssport20.1.1 Stress im Sport20.1.2 Die Ebenen der Stressreaktion im Sport20.2 Stressbedingte Beschwerden im Wettkampf- und Leistungssport20.2.1 Akuter Stress: Optimierung der wettkampfbedingten Stressreaktion20.2.2 Akuter Stress: Wettkampfangst und -ängstlichkeit20.2.3 Akuter Stress: Choking under pressure20.2.4 Chronischer Stress: Übertraining20.2.5 Chronischer Stress: Relatives Energiedefizit-Syndrom20.2.6 Diagnostische und prognostische Marker von Stress im Sport20.3 Stressmanagement im Wettkampf- und Leistungssport20.3.1 Regulation von Stress im Sport20.3.2 Resilienz im und durch Leistungssport20.3.3 Training von Resilienz im LeistungssportFrage an die PraxisLiteratur21 Schlaf und sportliche Leistung | Daniel Erlacher, Albrecht Vorster21.1 Die Wechselbeziehung von Erholung und Belastung im Sport21.2 Grundlagen Schlaf und Schlafmessung21.3 Schlaf von Leistungssportler*innen21.4 Schlaf während der Trainingsperioden21.5 Schlaf bei Wettkämpfen21.6 Strategien zur Förderung des SchlafsLiteraturBeiträger:innenRegister

Hinweise zum Buch

Zu diesem Buch gibt es einen ergänzenden eLearning-Kurs

 

Mithilfe des Kurses können Sie online überprüfen, inwieweit Sie die Themen des Buches verinnerlicht haben. Gleichzeitig festigt die Wiederholung in Quiz-Form den Lernstoff.

 

Der eLearning-Kurs kann Ihnen dabei helfen, sich gezielt auf Prüfungssituationen vorzubereiten.

 

Der eLearning-Kurs ist eng mit vorliegendem Buch verknüpft. Sie finden im Folgenden zu den wichtigen Kapiteln QR-Codes, die Sie direkt zum dazu gehörigen Fragenkomplex bringen. Andersherum erhalten Sie innerhalb des eLearning-Kurses am Ende eines Fragendurchlaufs neben der Auswertung der Lernstandskontrolle auch konkrete Hinweise, wo Sie das Thema bei Bedarf genauer nachlesen bzw. vertiefen können. Diese enge Verzahnung von Buch und eLearning-Kurs soll Ihnen dabei helfen, unkompliziert zwischen den Medien zu wechseln, und unterstützt so einen gezielten Lernfortschritt.

Vorwort | Chris Englert, Ines Pfeffer, Kathrin Staufenbiel, Christian Vater

Die Sportpsychologie hat in den letzten 20 Jahren sowohl in der Forschungslandschaft als auch in der sportlichen Praxis zunehmend an Bedeutung gewonnen und sich als zentrales Fach der Sportwissenschaft etabliert. Das Interesse an sportpsychologischen Themen nimmt stetig zu, was auch durch die sportpsychologischen Masterstudiengänge, die mittlerweile an verschiedenen universitären Standorten in Deutschland angeboten werden, untermauert wird.

Dieses Buch greift die beiden etablierten Themenbereiche der Sportpsychologie Gesundheit und Leistung konsequent auf und fokussiert dabei, neben den klassischen Grundlagen, auf aktuelle Methoden und theoretische Ansätze, die aus Sicht der Herausgeber*innen in Forschung und Anwendung zukünftig an Bedeutung gewinnen werden. Das vorliegende Buch hat den Anspruch, über die Inhalte klassischer Lehrbücher hinauszugehen und versteht sich als sinnvolle Ergänzung zu den sportpsychologischen Grundlagenwerken und für die sportpsychologische Lehre auf Bachelor- und Masterniveau.

 

Das vorliegende Lehrbuch gliedert sich in vier Bereiche auf. In den ersten sechs Kapiteln werden grundlegende psychologische Prozesse und deren Relevanz für die Sportpsychologie vorgestellt und diskutiert. In den anschließenden fünf Kapiteln werden neue Erkenntnisse und Ansätze aus der Sportmotorik präsentiert. Das Thema Gesundheit und neue Ansätze zur Messung gesundheitsbezogener Parameter werden in den Kapiteln 12 bis 16 behandelt. Die Kapitel 17 bis 21 beschäftigen sich schließlich mit den Themen Wettkampf und Leistung aus einer angewandten Perspektive. In jedem Kapitel werden zunächst die jeweiligen Lernziele dargestellt und für eine tiefere Elaboration der Inhalte am Ende Lernkontrollfragen gestellt. Die Antworten auf die Lernkontrollfragen sowie weitergehende Informationen finden sich im frei zugänglichen Onlinetool. Darüber hinaus beinhalten einzelne Kapitel eine „Frage an die Praxis“. Diese Fragen zielen darauf ab, die Relevanz des jeweiligen Themenbereichs für die Angewandte Sportpsychologie zu beleuchten. Die vier Bereiche und deren Themenschwerpunkte werden im Folgenden differenzierter beschrieben.

Grundlegende sportpsychologische Prozesse

Laborde und Kolleg*innen widmen sich in ihrem Kapitel dem Thema EmotionenEmotionen. Die Autor*innen legen hierbei einen besonderen Fokus auf die Bedeutung positiver Emotionen (z. B. Freude und Wohlbefinden) und bemängeln, dass in früheren und aktuellen Studien häufig ausschließlich zu den Effekten negativer Emotionen geforscht wurde (z. B. Choking under pressure). Positive Emotionen können u. a. dazu beitragen, die Motivation, das Engagement und die sportliche Leistung zu steigern. Neben der Bedeutsamkeit positiver Emotionen wird darüber hinaus auf die hohe Relevanz interpersonaler Emotionsregulation hingewiesen, die Athlet*innen und Trainer*innen dabei helfen kann, ihre Emotionen gemeinsam mit anderen zu regulieren und somit ein positives soziales Umfeld zu schaffen.

Wegner et al. beschäftigen sich in ihrem Kapitel mit impliziten Motiven im Sport und deren Bedeutsamkeit für die Ausübung körperlicher Aktivität. Unter impliziten Motiven verstehen die Autor*innen nicht bewusstseinspflichtige und affektive Präferenzen einer Person für bestimmte Klassen von Anreizen. In diesem Kontext führen implizite Motive u. a. dazu, dass bestimmte Hinweisreize in der Umwelt stärker wahrgenommen werden, dass Energie für Verhalten bereitgestellt wird und dass das Verhalten auf Anreize ausgerichtet wird, die thematisch relevant für das jeweilige Motiv sind. Wegner und Kolleginnen stellen zentrale empirische Befunde zu den Effekten impliziter Motive vor und werfen abschließend einen kritischen Blick auf aktuelle Forschungspraktiken im Bereich impliziter Motive.

Bieleke und Kollegen diskutieren in ihrem Kapitel die Bedeutsamkeit der Selbstkontrolle für Sport und Gesundheit. Selbstkontrolle beschreibt in diesem Zusammenhang den Prozess, beharrlich ein bestimmtes Ziel zu verfolgen (z. B. am Abend Laufen zu gehen) und auf situativ attraktiv erscheinende Verhaltensalternativen willentlich zu verzichten (z. B. Fernzusehen; vgl. Englert et al., 2021). Die Autoren beschreiben zunächst aktuelle theoretische Modelle, die zu erklären versuchen, warum Selbstkontrolle misslingen kann und selbst die stärksten Zielintentionen nicht immer hartnäckig verfolgt werden (können). Darüber hinaus beschäftigen sich Bieleke et al. mit der Rolle der Langeweile im Kontext von Sport und Gesundheit sowie mit der Relevanz psychologischer Handlungskrisen. Das Kapitel schließt mit einer Darstellung und Diskussion aktueller Ansätze, die darauf abzielen, Selbstkontrollprozesse zu optimieren und die Zielerreichung zu unterstützen (z. B. Durchführungsintentionen; vgl. Bieleke et al., 2021).

Das Kapitel von Buenemann et al. beschäftigt sich mit nonverbalem Verhalten im Sport. Unter nonverbalem Verhalten (NVV) versteht man solche wahrnehmbaren Verhaltensweisen, die nicht aus Worten bestehen (u. a. Mimik, Gestik, Bewegungen). Zahlreiche Untersuchungen weisen darauf hin, dass Menschen die Emotionen oder auch den Status anderer Personen anhand von deren NVV relativ akkurat einschätzen können. Auch im Sport scheint das NVV eine wichtige Rolle zu spielen, sodass bspw. sowohl Erfolg (z. B. Abklatschen) als auch Misserfolg (z. B. Schultern hängen lassen) mit bestimmten typischen NVV einhergeht. Versuchspersonen, die nach dem Betrachten einer kurzen Videosequenz eines sportlichen Wettkampfs eine Einschätzung darüber abgeben sollen, ob die gezeigte Person zuvor erfolgreich oder nicht erfolgreich abgeschnitten hat, geben i. d. R. relativ akkurate Urteile ab. Buenemann und Kollegen stellen darüber hinaus verschiedene methodische Zugänge zur Untersuchung des NVV im Sport vor und schließen mit einer kritischen Diskussion aktueller Forschungsansätze.

Im abschließenden Kapitel Kognition stellen Musculus und Loffing die Grundlagen der kognitionspsychologischen Forschung im Kontext Sport dar. Es werden die grundlegenden Ideen von Informationsverarbeitungsansätzen, den perzeptuell-​kognitiven Fertigkeiten und zentrale theoretische Annahmen vorgestellt. Darauf aufbauend wird der Bezug zum Sportkontext hergestellt, mit besonderem Fokus auf die Relevanz von Kognition in den Sportspielen. Darüber hinaus präsentieren Musculus und Loffing verschiedene standardisierte Testverfahren, die eine verlässliche Erhebung der relevanten Konstrukte ermöglichen.

Sportmotorik

Zahno und Hossner geben zunächst einen Überblick über Theorietrends in der Sportmotorik und gehen dann näher auf die aktuelle „Theorie der optimalen Feedback-​KontrolleFeedback-​Kontrolle“ ein. Dabei werden Themen wie Vorwärtsmodellierungen, Pseudo-​Regelkreise oder der Umgang mit Unsicherheiten thematisiert. Abschließend werden Konsequenzen für eine theoriebasierte Methodik des Bewegungslehrens vorgestellt.

Loffing und Musculus thematisieren anschließend, welche Rolle die Expertise und damit verbunden die perzeptuell-​kognitiven Fertigkeiten im Sport haben. Dabei schildern sie, welche kognitiven Prozesse bei Sportlerinnen und Sportlern ablaufen, welche Befunde es in der Expertiseforschung gibt und wie sie gefördert werden können. Es wird dabei auf den Expert Performance Approach eingegangen, um aufzuzeigen, wie erfahrene Sportlerinnen und Sportler die gegnerischen Handlungsabsichten besser antizipieren können, bessere Entscheidungen treffen und Täuschungshandlungen sowie mannschaftstaktische Muster besser erkennen können. Dabei werden die in der Forschung eingesetzten methodischen Verfahren vorgestellt und kritisch diskutiert. Abschließend werden Empfehlungen für Trainings in der Sportpraxis aber auch Empfehlungen für die Forschung gegeben.

Im Anschlusskapitel schildert Vater den Zusammenhang zwischen Wahrnehmung und Handlung im Sport. Dabei wird vor allem die visuelle Wahrnehmung betrachtet, indem das visuelle System als eine biologische Randbedingung und die Aufmerksamkeit als eine kognitive Randbedingung charakterisiert und deren Abhängigkeiten und Zusammenhänge diskutiert werden. Es wird auf empirische Ergebnisse zu Blick-, Kopf- und Ganzkörperbewegungen eingegangen, um zum Beispiel zu erklären, welche Kosten diese in bestimmten Handlungskontexten haben können. Es wird dann auf die Frage eingegangen, ob es ein „optimales Blickverhalten“ überhaupt gibt und – wenn es dieses gäbe – wie man es eventuell trainieren könnte. Dabei wird auf offene Fragen hinsichtlich der Theorie eingegangen und diskutiert, welcher methodische Ansatz für welche Fragestellung geeignet ist. Dafür wird auch ein Blick über den Tellerrand der Sportwissenschaften gewagt und auf Studien zur Wahrnehmung in Alltagsaufgaben (z. B. Autofahren) fokussiert.

Im Kapitel von Frank liegt der Fokus auf dem Thema Virtual Reality (VR). Hier wird zunächst eingegrenzt, was überhaupt unter VR verstanden wird, wie es eingesetzt werden kann und wie man die virtuelle Welt möglichst real werden lässt. Es folgt ein Überblick zu bisherigen Einsatzgebieten von VR im Sportkontext mit Verweis auf systematische Reviews. Danach wird anhand eines Beispiels zum Bewegungslernen erklärt, welche Vor- und Nachteile VR mit sich bringt. Abschließend werden Einsatzmöglichkeiten von VR in der Forschung und Lehre anhand konkreter Beispiele diskutiert.

Das abschließende Kapitel von Benzing et al. beschäftigt sich mit „Exergames“, welches die Begriffe exercise und gaming verbindet. Exergames werden also durch Spielspaß, körperliche Aktivität und oftmals den Einsatz von VR charakterisiert. Obwohl es wissenschaftlich noch ein recht junges Forschungsgebiet ist, gibt es bereits einige Reviews und Metaanalysen, deren Ergebnisse in diesem Kapitel zu Beginn zusammengefasst werden. Ein Schwerpunkt der Autorinnen und Autoren liegt dabei auf psychologischen Fragestellungen. Ein zweiter Schwerpunkt beschäftigt sich mit der Frage, wie Exergames aus verschiedenen Perspektiven (u. a. Gesundheit) gestaltet werden sollten, um positive Effekte zu erzielen. Es folgt ein Überblick zu psychologischen, motorischen und physiologischen Effekten, die Exergaming haben kann.

Gesundheit

Der soziale Kontext ist ein entscheidender Faktor für das körperliche AktivitätsverhaltenAktivitätsverhalten, der im Kapitel von Kobel und Niermann aufgegriffen wird. Die Familie stellt insbesondere für Kinder und Jugendliche die primäre Sozialisationsinstanz dar, in der Verhalten erlernt und aufrechterhalten wird. Die Bedeutung von familiären Sozialisationsdynamiken (z. B. strukturelle und organisatorische Eigenschaften der Familie und der Interaktionen zwischen Familienmitgliedern) für das körperliche Aktivitätsverhalten wurde allerdings bisher nur wenig untersucht, obwohl erste Befunde zeigen, dass sie ein relevantes Korrelat des Gesundheitsverhaltens sind.

Die wissenschaftliche Evidenz weist seit einigen Jahren eindrucksvoll darauf hin, dass affektive Prozesse im Kontext des regelmäßigen körperlichen Aktivitätsverhaltens eine bedeutende, aber in der Forschung lange Zeit vernachlässigte Rolle spielen. Dabei sind AffekteAffekte und EmotionenEmotionen sowohl als Determinante als auch als Folge regelmäßiger körperlicher Aktivität relevant. Der Beitrag von Jekauc et al. geht auf die Rolle von Affekten und Emotionen als Antezedens (z. B. antizipierte Affekte) und Konsequenz des körperlichen Aktivitätsverhaltens (z. B. affektive Reaktionen) ein und stellt den aktuellen Forschungsstand dazu vor.

Zur Erklärung des körperlichen Aktivitätsverhaltens wurden kürzlich verschiedene Theorien und Modelle auf der Basis dualer Prozesstheorien entwickelt. Diese Modelle erkennen an, dass das Bewegungsverhalten nicht allein durch rationale Entscheidungsprozesse gesteuert wird, die aufwändige kognitive Verarbeitung erfordern, sondern ebenso über weniger aufwändige automatische Prozesse, wie affektive Reaktionen oder Gewohnheiten, die mühelos ablaufen, ohne das Arbeitsgedächtnis zu beanspruchen. Das Physical Activity Adoption and Maintenance (PAAM) Modell wird im Kapitel von Pfeffer et al. genauer beschrieben sowie Chancen und Grenzen diskutiert.

Die Digitalisierung gewinnt für die Erforschung von Determinanten des körperlichen AktivitätsverhaltenAktivitätsverhaltens und dessen Effekte auf die psychische Gesundheit zunehmend an Bedeutung. Diese Entwicklung spiegelt sich in zwei Kapiteln dieses Handbuchs wider. Die Methode des ambulanten Assessments, die im Beitrag von van Haaren et al. thematisiert wird, setzt sich insbesondere zur Untersuchung der intraindividuellen Variabilität von psychischen Einflussfaktoren und Outcomes des GesundheitsverhaltenGesundheitsverhaltens mehr und mehr durch. Mit dieser Methode können Selbstauskünfte (über z. B. die momentane Motivation und/oder? affektive Reaktionen), das Bewegungsverhalten, Kontextparameter und physiologische Prozesse im Alltag computergestützt erfasst und diese Parameter in Echtzeit, also ohne retrospektive Verzerrungen, über beispielsweise Smartphones erhoben und anschließend in Beziehung gebracht und analysiert werden.

Just-​in-​time-​adaptive-​Interventionen sind eine neuartige digitale und individualisierte Form der Intervention zur Unterstützung der Gesundheitsverhaltensänderung und werden im Beitrag von Baumann et al. aufgegriffen. Hierbei werden auf der Basis hochauflösender Längsschnittdaten, maschineller Lernprozesse sowie neuester Entscheidungsfindungsalgorithmen auf die Bedürfnisse und Präferenzen des Individuums angepasste Interventionen digital zur Verfügung gestellt. Diese theoriegeleiteten Interventionen werden dann vor allem während der vielversprechendsten Zeit für das gewünschte Verhalten (z. B. körperliche Aktivität) oder während der anfälligsten Zeit für unerwünschtes Verhalten (z. B. Inaktivität) dargeboten. Der aktuelle Forschungsstand zu dieser noch jungen Forschungslinie wird aufgezeigt und Chancen und Grenzen sowie offene Forschungsfragen diskutiert.

Wettkampf und Leistung

Die Kapitel im Bereich Wettkampf und Leistung bestehen zum einen aus Themen, die zu den Grundlagen der Angewandten Sportpsychologie im Leistungs- und Spitzensport gehören. Hier sind die Kapitel zu FührungFührung, Selbstvertrauen und Stressmanagement zu nennen. Gleichwohl gehen die Autor*innen dieser Kapitel neben den Grundlagen auch auf aktuelle Trends und Entwicklungen in diesen Themenfeldern ein. Zum anderen sind im Bereich Wettkampf und Leistung zwei Kapitel zu finden, die inhaltlich neue Entwicklungen und Trends darstellen und bislang noch kaum Eingang in sportpsychologische Lehrbücher gefunden haben. Dies sind die Kapitel zu interpersonaler Gewalt und zu Schlaf. Die Autor*innen dieser Kapitel führen in die Themenfelder ein und stellen die praktische Relevanz heraus. Die Kapitel zu Führung und zu Selbstvertrauen wurden in Form von Interviews mit ausgewiesenen Expert*innen aus der Praxis in das Buch eingebunden.

Hermann und Staufenbiel beleuchten im Kapitel Führung im Sport grundlegende und neuere Ansätze der Führungsforschung. Mit seiner langjährigen Erfahrung als Sportpsychologe (u. a. der Deutschen Fußballnationalmannschaft der Herren) zeigt Hermann auf, wie er Forschungsansätze wie Athlete Leadership oder Shared Leadership einschätzt und was beispielsweise bei der Begleitung von Führungspersonen an Großevents wie Weltmeisterschaften zu berücksichtigen ist. Im Kapitel Selbstvertrauen und Selbstmitgefühl beleuchten Liesenfeld und Staufenbiel grundlegende und aktuelle Konzepte zu diesen Themen. Hierbei wird insbesondere auf Forschung zu Selbstwirksamkeit bzw. Self-​efficacy und zu Selbstmitgefühl bzw. Self-​Compassion eingegangen. Mit Liesenfeld stellt eine der erfahrensten Sportpsychologinnen Deutschlands heraus, wie sie in der Praxis konkret vorgeht und bringt dabei auch Ansätze wie die Ego-​State-​TherapieEgo-​State-​Therapie in das Gespräch ein. Das Kapitel Interpersonale Gewalt im Sport von Schmitz, Greither, Jaspers, Söllinger und Ohlert greift ein sehr aktuelles Thema der Angewandten Sportpsychologie auf und rüstet die Leser*innen mit fundiertem Hintergrundwissen und verständlichen Handlungsempfehlungen für Forschung und Praxis. Die Autorinnen wirken an verschiedenen Projekten zu interpersonaler Gewalt im Sport mit (z. B. Safe Clubs) und bringen somit eine sehr praxisnahe Expertise ein. Seit 2020 erstmals Spitzenturnerinnen öffentlich von psychischer Gewalt im Training berichteten, ist es in den letzten Jahren zu einem klaren Handlungsauftrag für die Angewandte Sportpsychologie geworden, sich noch mehr als bisher für einen sicheren, gewaltfreien Sport einzusetzen. Strahler und Lautenbach bringen ihre umfassende Expertise zu Stress als bio-​psycho-​soziales Phänomen im Kapitel Leistungs- und Wettkampfsport: Stress, Stressreaktion und Stressmanagement zusammen. Neben den Folgen der akuten Stressreaktion beschreibt das Kapitel auch chronisch stressbedingte Beschwerden im Wettkampf- und Leistungssport. Möglichkeiten zur Diagnostik und Intervention bei negativen Konsequenzen für Leistung und Gesundheit werden vorgestellt. Somit legt das Kapitel eine wichtige Grundlage zur Prävention und Erhaltung der psychischen Gesundheit von Athlet*innen. Das Kapitel Schlaf und sportliche Leistung der beiden Schlafexperten Erlacher und Vorster stellt Grundlagen zu Erholung, zu Schlaf und Schlafmessung vor und geht schließlich auf den Schlaf von Leistungssportler*innen ein. Wenn auch die Funktionen des Schlafes bei weitem nicht vollständig verstanden sind, so wird der Schlaf allgemein als wertvolle Ressource für das psychologische und physiologische Wohlbefinden angesehen. Das Kapitel schließt mit praktischen Strategien zur Verbesserung des Schlafs.

1Einführung in die Sportpsychologie | Chris Englert, Ines Pfeffer, Kathrin Staufenbiel, Christian Vater

Die Sportpsychologie beschäftigt sich mit dem Erleben und Verhalten von Personen in sportbezogenen Kontexten. Hierbei legt die Sportpsychologie den Fokus auf konkrete sportspezifische Problem- und Fragestellungen und versucht, diese (grundlagen-)wissenschaftlich zu erklären und praktische Handlungsempfehlungen abzuleiten. Im vorliegenden Kapitel sollen zunächst verschiedene Zugänge im Bereich der Sportpsychologie präsentiert werden, gefolgt von einem historischen Abriss über die nationale und internationale Entwicklung der Sportpsychologie als wissenschaftliche Disziplin. Das Kapitel schließt mit einem optimistischen Ausblick auf die weitere Entwicklung der Sportpsychologie und zielt darüber hinaus darauf ab, Herausforderungen zu skizzieren, mit denen sich die Sportpsychologie in den kommenden Jahren konfrontiert sehen könnte.

Wissenscheck | Zu diesem Kapitel werden Fragen online angeboten. Sie können diese über den folgenden Link aufrufen oder den QR-​Code mit dem Smartphone scannen: https://narr.kwaest.io/s/1295.

Lernziele

Die Leser*innen können den Gegenstand der Sportpsychologie umreißen.

Die Leser*innen können verschiedene sportpsychologische Zugänge differenzieren.

Die Leser*innen können grundlegende sportpsychologische Konzepte und Theorien in den historischen Kontext einbetten und verstehen.

Die Leser*innen können neuere theoretische Entwicklungen im Bereich Gesundheit erkennen und beschreiben.

Die Leser*innen können neuere theoretische Entwicklungen im Bereich Wettkampf und Leistung der Angewandten Sportpsychologie beschreiben.

1.1Was wird unter Sportpsychologie verstanden?

„Baseball is 90 % mental, the other half is physical.”

Yogi Berra

Abb. 1-1 |

Die Psyche spielt im Leistungssport eine bedeutsame Rolle.

Dieses Zitat von Yogi Berra, einem der bekanntesten Baseballspieler in der Geschichte der Major League Baseball in den USA, hebt die Relevanz der Psyche in sportbezogenen Kontexten hervor und verdeutlicht, dass sportliche Leistung nicht nur von körperlichen, sondern ebenso von psychischen Faktoren abhängig ist (siehe Abbildung 1-1). Neben den förderlichen Effekten der Psyche auf die sportliche Leistung weist das folgende Zitat von Eliud Kipchoge, dem ersten Menschen, der den Marathon unter zwei Stunden absolviert hat, zum anderen darauf hin, dass sportliche Teilhabe darüber hinaus positive Effekte auf verschiedene psychische Prozesse ausüben kann:

„I always say: a run in the morning is like eating a fruit a day – it chases the doctor away. It is good for your mind.“ (Eliud Kipchoge)

Abb. 1-2 |

Körperliche Aktivität trägt zu einer positiven Stimmung bei.

Die Sportpsychologie als wissenschaftliche Disziplin beschäftigt sich mit dem Erleben und Verhalten von Personen in sportbezogenen Kontexten und ist laut Hänsel und Kolleg*innen (2016) als anwendungsorientierte Wissenschaft zu verstehen. Nitsch (1978) definiert Sportpsychologie in diesem Zusammenhang als „eine empirische Wissenschaft, die die Bedingungen, Abläufe und Folgen der psychischen Regulation sportlicher Handlungen untersucht und daraus Möglichkeiten ihrer Beeinflussung ableitet“ (S. 6). Der jeweilige sportbezogene Kontext kann hierbei aus einer eher wissenschaftlichen oder einer eher anwendungsorientierten Perspektive betrachtet werden. Diese beiden Perspektiven lassen sich anhand einer Aussage des Fußballspielers Per Mertesacker genauer darstellen, der in einem Interview angab, dass ihn der Druck während der Fußballweltmeisterschaft 2006 „aufgefressen“ habe und er AngstAngst davor hatte, „einen Fehler zu machen, aus dem dann ein Tor entsteht“ (Windmann, 2018). Bezugnehmend auf dieses Beispiel könnte ein*e Wissenschaftler*in der Frage nachgehen, warum Personen in Drucksituationen ihre Leistung nicht abrufen können, wohingegen ein*e angewandt arbeitende*r Sportpsycholog*in mit Mertesacker daran arbeiten könnte, künftig besser mit Drucksituationen umzugehen. In den vergangenen Jahren hat die strikte Trennung dieser beiden Herangehensweisen stetig abgenommen und stattdessen eine engere Verzahnung von Wissenschaft und Praxis stattgefunden (vgl. Lobinger & Stoll, 2019).

Im angloamerikanischen Raum unterteilt man die Sportpsychologie explizit in einen Bereich, der sich mit Fragen des Leistungssports beschäftigt (Sport Psychology) und einen anderen Bereich, der eher auf den Breitensport und regelmäßige körperliche Aktivität fokussiert (Exercise Psychology). Eine solche Ausdifferenzierung wird im deutschsprachigen Raum nicht vorgenommen. Weinberg und Gould (2023) schlagen für beide Bereiche die folgende übergeordnete Definition vor: „Sport and exercise psychology is the scientific study of people and their behaviors in sport and exercise activities and the practical application of that knowledge” (S. 4). In Deutschland wird die (Grundlagen-)Forschung in beiden Bereichen durchgeführt, jedoch findet die sportpsychologische Praxis bisher primär in leistungssportlichen Settings statt.

In der sportpsychologischen Forschung werden laut Weinberg und Gould (2023) zumeist zwei Wirkbeziehungen adressiert, nämlich zum einen, inwiefern psychische Prozesse die sportbezogene Leistung beeinflussen bzw. mit ihr zusammenhängen (z. B. Rumination und sportliche Leistung; Roy et al., 2016), und zum anderen, wie die sportliche Teilhabe die Psyche beeinflusst (z. B. die Effekte regelmäßiger körperlicher Aktivität auf die mentale Gesundheit; Paluska & Schwenk, 2000). Neben der sportpsychologischen Forschung spielt die sportpsychologische Praxis eine zentrale Rolle, die sich die Erkenntnisse der Grundlagenforschung zunutze macht. Angewandte Sportpsycholog*innen beschäftigen sich u. a. mit der Frage, wie Athlet*innen dabei unterstützt werden können, in Wettkampfsituationen ihr Leistungsoptimum abzurufen oder wie Menschen bei der Aufnahme und Aufrechterhaltung regelmäßiger körperlicher Aktivität konkret unterstützt werden können.

Laut Schüler und Kollegen (2020) liegen der Sportpsychologie vier zentrale Ziele zugrunde: „Menschliches Erleben und Verhalten im Kontext sportlicher Aktivität zu beschreiben, zu erklären, vorherzusagen und letztendlich auch zu verändern“ (S. 3; siehe auch Lobinger & Stoll, 2019). Eine saubere wissenschaftliche Beschreibung sportbezogener Phänomene bildet hierbei die Grundlage der sportpsychologischen Arbeit (z. B. Definitionen, theoretische Fundierung; vgl. Nitsch, 2004). Um sportbezogene Phänomene erklären zu können, wird in der Sportpsychologie auf etablierte Theorien zurückgegriffen, aus denen wiederum Hypothesen zur Vorhersage bestimmter Phänomene abgeleitet und empirisch überprüft werden (Conzelmann, Hänsel & Höner, 2023). Basierend auf theoretischen Überlegungen und empirischen Befunden lassen sich letztlich Maßnahmen ableiten, um bestimmte Verhaltensweisen positiv zu verändern (z. B. Eberspächer & Immenroth, 1998). Diese Kernaufgaben der Sportpsychologie lassen sich anhand des folgenden fiktiven Beispiels erklären: Eine Trainerin hat den Eindruck, dass ihr Team unter Druckbedingungen versagt und wendet sich an einen Sportpsychologen. Der Sportpsychologe beschreibt dieses Phänomen als Choking under pressure und erklärt die Leistungseinbußen dadurch, dass die Teammitglieder unter Druck erhöhte Zustandsangst erleben und weniger konzentriert sind (vgl. Baumeister, 1984; siehe auch Englert, 2015). Er führt eine empirische Studie zur Überprüfung dieser Annahme durch, indem er die Teammitglieder mehrmals mittels standardisierter Fragebögen und qualitativen Interviews zu ihren Empfindungen während eines Wettkampfs befragt. Basierend auf der gewonnenen Datenbasis führt der Sportpsychologe mit den Teammitgliedern Entspannungsübungen durch, um die erhöhte Erregung vor einem Wettkampf besser regulieren zu können (vgl. Mesagno & Beckmann, 2017).

Nach dieser allgemeinen Einführung in die Sportpsychologie soll im Folgenden ein historischer Abriss der nationalen und internationalen Entwicklung der Sportpsychologie und darüber hinaus ein (optimistischer) Ausblick auf die Entwicklung der Sportpsychologie gegeben werden.

1.2Ein historischer Abriss der Sportpsychologie mit (optimistischem) Blick in die Zukunft

Laut Kornspan und Quartiroli (2019) lässt sich die Geburtsstunde der Sportpsychologie auf das Ende des 19. Jahrhunderts datieren, wenngleich Kremer und Moran (2008) Hinweise darauf finden konnten, dass bereits in den Olympischen Spielen der Antike die Wichtigkeit der Psyche für den sportlichen Erfolg hervorgehoben wurde. Die ersten empirischen sportpsychologischen Untersuchungen wurden in den 1890er Jahren u. a. von Norman Triplett (Triplett, 1898) durchgeführt. Triplett interessierte sich dafür, warum Radfahrer*innen bessere Leistungen erbrachten, wenn sie gegeneinander antraten, im Vergleich zu Situationen, in denen sie die jeweilige Strecke allein absolvierten. In einem ersten Schritt analysierte Triplett vorhandene Radrenndaten, die seine Annahme empirisch unterstützten. In einem anschließenden Experiment fand Triplett zudem heraus, dass Kinder eine Angelleine schneller einrollen konnten, wenn andere Kinder dabei waren, als wenn sie diese Aufgabe allein ausführen sollten. E. W. Scripture führte Ende des 19. Jahrhunderts ebenfalls erste sportpsychologische Studien durch und interessierte sich u. a. dafür, inwiefern sportliche Teilhabe positive Effekte auf verschiedene Persönlichkeitsmerkmale ausüben kann (Scripture, 1895; Scripture & Smith, 1896). Pierre de Coubertin – der Begründer der Olympischen Spiele der Neuzeit – war es schließlich, der den Begriff Sportpsychologie prägte (Coubertin, 1900) und die Rolle der Sportpsychologie bei den Olympischen Kongressen in den Jahren 1897 und 1903 diskutierte (vgl. Kornspann, 2007).

Die ersten sportpsychologischen Labore und Arbeitsbereiche wurden in den 1920er Jahren gegründet. In diesem Zusammenhang werden in Nordamerika Colemann R. Griffith und in Russland P. A. Rudik als Vorreiter der sportpsychologischen Forschung gesehen. In Deutschland gründete Robert Werner Schulte 1920 das erste sportpsychologische Labor an der Deutschen Hochschule für Leibesübungen in Berlin. In den 1960er und 1970er Jahren wurden die ersten internationalen sportpsychologischen Vereinigungen gegründet (z. B. International Society of Sport Psychology im Jahre 1965; North American Society for the Psychology of Sport and Physical Acvitity im Jahre 1967; European Federation of Sport Psychology im Jahre 1969) und erste sportpsychologische Zeitschriften herausgegeben (z. B. Journal of Sport and Exercise Psychology im Jahre 1979). Im Bereich der angewandten Sportpsychologie sind auf internationaler Ebene v. a. Bruce Ogilvie, der in den USA als Mitbegründer der angewandten Sportpsychologie angesehen wird, und John Lawther, der das Buch „Sport Psychology“ publizierte (Lawther, 1972), hervorzuheben.

In Deutschland wurde 1969 die Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie in Deutschland e. V. (asp) gegründet. Dem Verein gehören aktuell 552 Mitglieder an (Stand: Februar 2024). Die asp vertritt die Interessen der Sportpsychologie im universitären und im außeruniversitären Bereich. Ziel der Fachgesellschaft ist die Förderung und Weiterentwicklung der Sportpsychologie in Forschung, Lehre und in den Anwendungsfeldern des Leistungs-, Breiten-, Schul- und Gesundheitssports (www.asp-sportpsychologie.de). Das Journal of Applied Sport and Exercise Psychology (ehemals „Zeitschrift für Sportpsychologie“, „Sportpsychologie”, „Psychologie und Sport”) wurde 1987 als Publikationsorgan der asp und der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs) etabliert und erscheint seit 2004 vierteljährlich im Hogrefe Verlag.

In Forschung und Anwendung haben sich in den letzten Jahren vielfältige positive Entwicklungen, aber auch Herausforderungen ergeben. So zeichnen sich neben neueren theoretischen Ansätzen (z. B. Duale-​Prozesstheorien im Kontext körperlicher Aktivität) auch die immer mehr an Bedeutung gewinnenden digitalen Möglichkeiten (z. B. Exergaming, Ambulantes Assessment, Virtual Reality) zur Erforschung sportpsychologischer Phänomene als gewinnbringende Entwicklungen ab.

Eine zentrale Herausforderung, mit der sich die Wissenschaft als Ganzes zunehmend konfrontiert sieht, ist die sogenannte Replikationskrise (engl. crisis of confidence; Pashler & Wagenmakers, 2012). Die Replikationskrise bezieht sich darauf, dass sich empirische Befunde aus Originalstudien in Replikationsstudien häufig nur teilweise replizieren lassen, was das Vertrauen in die Wissenschaft beeinträchtigen kann. Bislang konzentrierten sich großangelegte Replikationsstudien primär auf den Bereich der Psychologie, sodass sich aktuell noch keine Aussage über die Lage in der Sportpsychologie treffen lässt. Jedoch ist anzunehmen, dass auch in der Sportpsychologie fragwürdige Forschungspraktiken (engl. questionable research practices; vgl. Wolff et al., 2021) zu einer Überschätzung bestimmter Effekte beigetragen haben könnten (vgl. Englert & Klatt, 2023). Daher ist es dringend erforderlich, den Forschungsprozess (künftig) möglichst transparent zu gestalten, um das Vertrauen in die Forschung wiederherzustellen (Open Science). Folgerichtig gab es in den letzten Jahren umfangreiche Bemühungen, den Bereich der Open Science (z. B. Präregistrierung, Open Data, Registered Reports) auch in der Sportpsychologie voranzubringen und zu verbreiten. Eine sogenannte „Special Interest Group Open Science“ der asp beschäftigt sich intensiv mit dem Thema Open Science und zielt u. a. darauf ab, deutschsprachigen Sportpsycholog*innen Empfehlungen zur Förderung einer offenen Wissenschaft zur Verfügung zu stellen.

Die Angewandte Sportpsychologie hat in den letzten Jahren weiter an Sichtbarkeit und Professionalisierung gewonnen. Neben der postgradualen Ausbildung „asp-​Curriculum – Sportpsychologisches Coaching und Training im Leistungssport” bestehen aktuell vier Masterstudiengänge, welche auf die Angewandte Sportpsychologie im Leistungs- und Spitzensport fokussieren. Mit einer gewissen Selbstverständlichkeit arbeiten Spitzenverbände, Olympiastützpunkte und Nationalteams mit Sportpsycholog*innen und sportpsychologischen Expert*innen zusammen. So wurden sportpsychologische Rahmenkonzeptionen von Spitzenverbänden entwickelt, die das sportpsychologische Anforderungsprofil der Sportarten sowie die Struktur und Arbeitsweise der Sportpsychologie im Verband darstellen (z. B. Deutscher Handballbund, Deutscher Turner-​Bund). Auch jedes anerkannte Nachwuchsleistungszentrum in Fußball-​Deutschland ist verpflichtet, eine Stelle mit sportpsychologischen Expert*innen oder Sportpsycholog*innen zu besetzen. Neben den Fort- und Weiterbildungen der asp wurden 2024 spezifische Weiterbildungen eingeführt, namentlich die Weiterbildung „Fachpsycholog*in Sportpsychologie” des Berufsverbands Deutscher Psychologinnen und Psychologen sowie die Weiterbildung des Deutschen Fußballbunds (DFB) „Expert*in Fußballpsychologie”. Auch die Supervision als Qualitätssicherung sportpsychologischer Praxis rückt als Fortbildungsmöglichkeit weiter in den Vordergrund. Auf internationaler Ebene wurde die Professionalisierung der Angewandten Sportpsychologie fortgeführt, u. a. durch die Entscheidung, ein Spezialisierungszertifikat Sportpsychologie der Europäischen Föderation der Psychologenverbände einzuführen (European Federation of Psychologist Associations, EFPA, 2023). Zukünftig wird es ein international anerkanntes Zertifikat sportpsychologischer Expertise und Kompetenzen geben, was nicht nur für international arbeitende Sportpsycholog*innen interessant sein wird.

Literatur

Baumeister, R. F. (1984). Choking under pressure: Self-​consciousness and paradoxical effects of incentives on skillful performance. Journal of Personality and Social Psychology, 46, 610–620. http://dx.doi.org/10.1037/0022-3514.46.3.610

Bieleke, M., Wolff, W., Englert, C., & Gollwitzer, P. M. (2021). If-​then planning in sports. Zeitschrift Für Sportpsychologie, 28, 109–120. https://doi.org/10.1026/1612-5010/a000336

Coubertin, P. (1900). La psychologie du sport. La Revues des deux Mondes, 70,161–179.

Eberspächer, H., & Immenroth, M. (1998). Kognitives Fertigkeitstraining im Mannschaftssport – Praxisbericht über den Einsatz im Fußball. Psychologie und Sport, 5, 16–27.

Englert, C. (2015). Choking under Pressure und Ego Depletion. Eine Erweiterung der Attentional Control Theory und mögliche Interventionsmaßnahmen. Zeitschrift für Sportpsychologie, 22, 137–145. http://dx.doi.org/10.1026/1612-5010/a000151

Englert, C., & Klatt, S. (2023). Open Science in der deutschsprachigen Sportpsychologie. Zeitschrift für Sportpsychologie, 30, 143–145. https://doi.org/10.1026/1612-5010/a000407

Englert, C., Pageaux, B., & Wolff, W. (2021). Self-​control in sports. In Z. Zenko & L. Jones (Eds.), Essentials of exercise and sport psychology: An open access textbook (pp. 509–529). Society for Transparency, Openness, and Replication in Kinesiology. https://doi.org/10.51224/B1022

Hänsel, F., Baumgärtner, S. D., Kornmann, J. M., & Ennigkeit, F. (2016). Sportpsychologie. Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-662-50389-8

Conzelmann, A., Hänsel, F., & Höner, O. (2023). Sport: Das Lehrbuch für das Sportstudium. Springer.

Kornspan, A. S. (2007). The Early Years of Sport Psychology: The Work and Influence of Pierre de Coubertin. Journal of Sport Behavior, 30, 77–93.

Kornspan, A. S., & Quartiroli, A. (2019). A brief global history of sport psychology. In M. H. Anshel, T. A. Petrie, & J. A. Steinfeldt (Eds.), APA handbook of sport and exercise psychology, Vol. 1. Sport psychology (pp. 3–16). American Psychological Association. https://doi.org/10.1037/0000123-001

Kremer, J., & Moran, A. (2008). Swifter, higher, stronger: The history of sport psychology. The Psychologist, 21, 740–742.

Lawther, J. D. (1972). Sport Psychology. Prentice Hall.

Lobinger, B. H., & Stoll, O. (2019). Leistung beschreiben, erklären, vorhersagen und optimieren. Zeitschrift für Sportpsychologie, 26, 58–70. http://dx.doi.org/10.1026/1612-5010/a000260

Mesagno, C., & Beckmann, J. (2017). Choking under pressure: Theoretical models and interventions. Current Opinion in Psychology, 16, 170–175. http://dx.doi.org/10.1016/j.copsyc.2017.05.015

Nitsch, J. R. (1978). Zur Lage der Sportpsychologie. In J. R. Nitsch & H. Allmer (Hrsg.), Sportpsychologie – Eine Standortbestimmung (S. 1–11). bps.

Nitsch, J. R. (2004). Die handlungstheoretische Perspektive: ein Rahmenkonzept für die sportpsychologische Forschung und Intervention. Zeitschrift für Sportpsychologie, 11, 10–23. http://dx.doi.org/10.1026/1612-5010.11.1.10

Pashler, H., & Wagenmakers, E.-J. (Eds.). (2012). Special section on replicability in psychological science: A crisis of confidence? [Special section]. Perspectives on Psychological Science, 7, 528–654. https://doi.org/10.1177/1745691612465253

Paluska, S.A., & Schwenk, T. L. (2000). Physical activity and mental health: current concepts. Sports Medicine, 29, 167–180. http://dx.doi.org/10.2165/00007256-200029030-00003

Roy, M. M., Memmert, D., Frees, A., Radzevick, J., Pretz, J., & Noël, B. (2016). Rumination and performance in dynamic, team sport. Frontiers in Psychology, 6, 2016. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2015.02016

Schüler, J., Wegner, M., & Plessner, H. (2020). Sportpsychologie: Grundlagen und Anwendung. Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-662-56802-6

Scripture, E. W. (1895). Thinking, Feeling, Doing. The Chautauqua Press. https://doi.org/10.1037/12923-000

Scripture, E. W., & Smith, F. (1896). Researches in reaction time. Studies from the Yale Psychology Laboratory, 4, 122–124.

Triplett, N. (1898). The dynamogenic factors in pacemaking and competition. The American Journal of Psychology, 9, 507–533. https://doi.org/10.2307/1412188.

Weinberg, R. S. & Gould, D. (2023). Foundations of Sport and Exercise Psychology. Human Kinetics.

Windmann, A. (2018). „Die Sache mit dem Brechreiz, es ist das erste Mal, dass ich darüber spreche“. DER SPIEGEL, 11/2018.https://www.spiegel.de/sport/per-mertesacker-von-arsenal-london-ueber-die-haerten-des-fussballerlebens-a-00000000-0002-0001-0000-000156211278.

Wolff, W., Sieber, V., Bieleke, M., & Englert, C. (2021). Task duration and task order do not matter: no effect on self-​control performance. Psychological Research, 85, 397–407. https://doi.org/10.1007/s00426-019-01230-1

Grundlegende Prozesse

2Emotionen | Sylvain Laborde, Valeria Eckardt, Franziska Lautenbach, Philip Furley

Emotionen spielen eine bedeutsame Rolle im Sport. Dieses Kapitel gibt eine aktuelle Übersicht über die psychologische und sportpsychologische Forschung zu Emotionen und Emotionsregulation. Zunächst wird näher auf die definitorischen Abgrenzungen zwischen positiven und negativen Emotionen eingegangen. Ausgehend davon werden angenommene Funktionen von positiven Emotionen für Wahrnehmung, Verhalten und Ressourcen aufgezeigt. Anschließend wird der Zusammenhang von positiven Emotionen, sportlicher Leistung, Gesundheit und Wohlbefinden ausgehend von aktuellen Studien thematisiert. In diesem Zuge werden Vorteile sowie Limitationen von positiven Emotionen für Forschung und Praxis diskutiert. Es wird ausführlich dargestellt, wie die Sportpsychologie Erkenntnisse aus der Forschung zu positiven Emotionen praktisch anwenden kann. Schließlich wird das Themenfeld der interpersonalen Emotionsregulation definiert und beschrieben. Die Bedeutung von interpersonaler Emotionsregulation im Sportkontext, besonders im Rahmen von Teamsportarten, wird anhand von empirischen Befunden verdeutlicht und diskutiert. Zum Ende des Kapitels werden aktuelle Forschungslücken beschrieben sowie Implikationen für künftige Forschung und Handlungsempfehlungen für die Praxis gegeben. Das Kapitel schließt mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Inhaltspunkte.

Wissenscheck | Zu diesem Kapitel werden Fragen online angeboten. Sie können diese über den folgenden Link aufrufen oder den QR-​Code mit dem Smartphone scannen: https://narr.kwaest.io/s/1296.

Lernziele

Verstehen, inwiefern Emotionen im Sport eine wichtige Rolle spielen und welchen Einfluss sie auf das psychische Wohlbefinden, die sportliche Leistung und zwischenmenschliche Beziehungen haben können.

Grundlegende Konzepte und Theorien von Emotionen, positiven Emotionen und interpersoneller Emotionsregulation kennenlernen und verstehen, wie sie angewendet werden können, um emotionale Herausforderungen im Sportkontext zu bewältigen.

Intrapersonale und interpersonale Emotionsregulation differenzieren können sowie die Bedeutung von sozialen Interaktionen und Beziehungen für die Regulation von Emotionen im Sport erkennen.

2.1EmotionenEmotionen

Emotionen spielen im täglichen Leben eine entscheidende Rolle, insbesondere im Kontext des Sports. Athlet*innen werden mit einer Vielzahl von Emotionen konfrontiert, von intensiver Freude nach einem Sieg bis hin zur tiefen Enttäuschung nach einer Niederlage. Die Fähigkeit, diese Emotionen zu regulieren, ist daher entscheidend, um optimale Leistungen zu erbringen und das Wohlbefinden der Athlet*innen zu fördern (Furley & Laborde, 2020; Hanin, 2000).

Dieses Kapitel basiert auf früheren Arbeiten (Furley & Laborde, 2020; Hanin, 2000; Laborde et al., 2017; Laborde et al., 2016; Kopp & Jekauc, 2018; Lazarus, 2000) und konzentriert sich auf zwei Hauptaspekte, die jüngst in der Forschung zu Emotionen im Sport gesonderte Aufmerksamkeit erfahren: positive Emotionen und die interpersonale Regulation von Emotionen. Emotionsregulation im Sport spielt eine wichtige Rolle für das emotionale Wohlbefinden, die sportliche Leistung und die Teamdynamik. Studien haben gezeigt, dass die Art und Weise, wie Athlet*innen Emotionen regulieren, Auswirkungen auf physiologische und kognitive Faktoren sowie auf das Verhalten haben können (Furley & Laborde, 2020). Die Fähigkeit, positive Emotionen zu verstärken und negative Emotionen zu reduzieren, kann die sportliche Leistungsfähigkeit verbessern und das allgemeine Wohlbefinden der Athlet*innen steigern. Darüber hinaus können interpersonale Aspekte der Emotionsregulation im Sport, wie die Beeinflussung der Emotionen von Mannschaftskolleg*innen oder die Wirkung der Emotionsregulation von Trainer*innen und Eltern, eine entscheidende Rolle spielen (Eckardt & Tamminen, 2023).

Diese Einführung gibt einen Überblick über den aktuellen Stand der Forschung zu positiven Emotionen und interpersonaler Emotionsregulation im Sport. Dabei werden die grundlegenden Konzepte und Theorien der positiven Emotionen und Emotionsregulation erläutert. Es werden auch die Funktionen und Auswirkungen von positiven Emotionen und Emotionsregulation im sportlichen Kontext diskutiert. Darüber hinaus werden Forschungsfragen und zukünftige Perspektiven für die Erforschung von positiven Emotionen und interpersonaler Emotionsregulation im Sport aufgezeigt.

2.2EmotionsregulationEmotionsregulation

2.2.1Gemeinsam sind wir stark?

Wir verkneifen uns das Lachen in unangemessenen Situationen, unterdrücken unsere Wut oder verbergen unsere Traurigkeit – Emotionsregulation ist in zahlreichen Kontexten relevant (Campos et al., 2011; Koole, 2009; Webb et al., 2012). Dabei beschreibt Emotionsregulation weit mehr als das Beeinflussen positiver oder negativer affektiver Zustände. Sie befähigt uns, Anforderungen einer bestimmten Situation gerecht zu werden und damit im Alltag handlungsfähig zu bleiben. Nicht selten erfüllt dies auch eine soziale Funktion, z. B. wenn wir unsere Wut über eigene Fehler im Spiel unterdrücken, damit die gesamte Mannschaft ausgelassen den Sieg feiern kann.

Traditionell wird sich dem Forschungsfeld Emotionsregulation in der Psychologie und Sportpsychologie mittels eines intrapersonalen Ansatzes genähert, d. h. es ist von Interesse, wie ein einzelnes Individuum entsprechende Emotionen reguliert. Evolutionär betrachtet, ist der Mensch ein soziales Wesen (Baumeister & Leary, 1995; Young, 2008) und wir sind über die Lebensspanne hinweg in unterschiedlichste soziale Netzwerke wie unsere Familie, Freund*innen, Arbeitskolleg*innen oder Partnerschaften integriert. Wir erleben und handeln folglich nicht in einem Vakuum, sondern in Abhängigkeit von Beziehungen und Interaktionen zu anderen Personen (Burkitt, 2014; Tamminen & Neely, 2021). Um dieser systemischen Perspektive gerecht werden zu können, hat sich jüngst ein interpersonaler Ansatz zur Emotionsregulation etabliert. Dabei steht im Vordergrund, wie zwei oder mehrere Personen sich im Erleben und Regulieren von Emotionen gegenseitig beeinflussen oder wie Emotionsregulation mithilfe von gemeinsamen, kooperativen Strategien erfolgen kann.

2.2.1.1Definitionen zu Emotionsregulation

Emotionsregulation umfasst Prozesse, mit Hilfe derer Personen beeinflussen können, welche Emotionen erlebt werden, wann diese auftreten und wie diese erlebt und zum Ausdruck gebracht werden (Gross, 1998, 2002). Die Definition der interpersonalen Emotionsregulation zeichnet aus, dass diese bewusste Vorhaben einschließt, die Emotionen einer anderen Person zu beeinflussen (Friesen et al., 2013; Niven et al., 2011; Tamminen et al., 2016). Beide Formen – intrapersonal wie interpersonal – vereint, dass sie (1) die Regulation von positiven, wie negativen Emotionen umfassen; dass sie (2) nicht nur eine Verringerung der affektiven Intensität, sondern auch eine Aufrechterhaltung und Intensivierung der jeweiligen Emotion zum Ziel haben; und dass sie (3) deliberativ (d. h. bewusst, zielorientiert) oder automatisch ablaufen können.

In der Literatur werden die Begriffe Emotionsregulation und Coping häufig synonym verwendet, was Herausforderungen in der Synthese von Studienergebnissen und folglich der Weiterentwicklung des Forschungsfeldes nach sich zieht. Theoretisch betrachtet, bestehen durchaus Überlappungen der beiden Konstrukte (Compas et al., 2014; Wang & Saudino, 2011). Beispielsweise beschreiben beide grundsätzliche regulatorische Prozesse über die Lebensspanne hinweg. Emotionsregulation kann außerdem als Teil des übergeordneten Coping-​Prozesses angesehen werden, da Coping affektive, kognitive und behaviorale Strategien einschließt (siehe emotionsfokussiertes und problemfokussiertes Coping; Lazarus & Folkman, 1984). Um eine einheitliche Terminologie und eine theoretische Trennschärfe zu bewahren, ist es jedoch essenziell, Emotionsregulation und Coping voneinander abzugrenzen. So bildet Coping ausschließlich stressbezogene Prozesse und Strategien ab, während Emotionsregulation auf negative, wie positive Umstände folgen kann, und damit eine größere Bandbreite an Situationen und Reizen miteinschließt (Compas et al., 2001, 2014; Folkman & Moskowitz, 2004). Weiterhin ist Coping als bewusster Prozess definiert, wohingegen Emotionsregulation auch automatisch erfolgen kann (Campos et al., 2011; Gross, 2013). Für eine Übersicht zu Definitionen, Theorien und Anwendungen von interpersonalem Coping im Sport empfiehlt sich die aktuelle Übersichtsarbeit von Eckardt und Tamminen (2023).

2.2.1.2Theorien und Funktionen zu Emotionsregulation

Eine der am häufigsten zitierten Theorien zur Emotionsregulation ist das Prozessmodell von James Gross (1998). Dieses postuliert, dass Emotionsregulation an unterschiedlichen Punkten über den Prozess hinweg ansetzen kann. Die Strategien orientieren sich dabei an den Zeitpunkten, wann eine Person sie einsetzt:

Selektion der Situation

Modifikation der Situation

Aufmerksamkeitsorientierung

Modifikation von Kognitionen

Verhaltensmodulation