SPQR - Der Falke von Rom: Teil 13 Legatus - Sascha Rauschenberger - E-Book

SPQR - Der Falke von Rom: Teil 13 Legatus E-Book

Sascha Rauschenberger

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Beschreibung

Präfekt Leonidas Alexander Falkenberg steht vor einer großen Herausforderung: er muss dem Imperium Zeit erkaufen. Alesia nutzt die Schwäche des Imperiums und weitet seinen Einflussbereich weiter aus. Der Technologieschub durch Gallilei und die Konzentration auf wenige Schiffsklassen hat Alesia zunehmend dazu befähigt moderne Kriegsschiffe wie am Fließband zu bauen und sein Flottenbauprogramm massiv zu beschleunigen. Doch anders als Rom verfügt das Königreich über eine eigene ergiebige Quelle an hochwertigen Energiekristallen, um diesen Flottenaufbau auch langfristig durchhalten zu können. Dazu kommt, dass Alesia nun auch eigene SCS-Einheiten zur Frontreife gebracht hat und diese beginnt einzusetzen. Im Dienste von Germania stehend wird Admiral-Präfekt Falkenberg angewiesen diese geheime Quelle der Energiekristalle auszuschalten. Die Minen von Calypso zu zerstören. Das Problem ist allerdings, dass sich diese Minen weit im Outback hinter dem Königreich befinden und jeder Angriff auf diese Welt durch tiefen feindlichen Raum erfolgen muss. Auf eine Welt, deren Koordinaten eine gute Schätzung sind. Kann der Falke von Rom diesen Auftrag erfüllen? Gegen jede Chance und alle Feinde? Der Lohn für diese Tat wäre der ersehnte Adler auf der Brust.

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Seitenzahl: 524

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Widmung

All

den lieben und wundervollen Menschen,

die noch ganz genau wissen,

ob sie Männchen oder Weibchen sind

ohne erst

lange und intensiv

darüber nachdenken zu müssen.

Bleibt so, denn

IHR wisst noch,

was ihr tut und seid!

(hier wird es diesmal keine Veränderung geben...)

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Kapitel 1

Imperium Romanum, Rome-System, Innere City, Capitol, kaiserlicher Palast 01.01.2491, 00:15 LPT

Kapitel 2

Outback, 7 Sprünge hinter Topas, an Bord Fregatte F-21 Mainz 17.01.2491, 11:34 GST

Kapitel 3

Terranische Föderation, Terra, Star Island, Büro des Präsidenten, 27.01.2491, 15:01 LPT

Kapitel 4

Fargo Station, New Fargo, 11.02.2491, 09:00 LPT

Kapitel 5

Kommunalität von Xian, Xian, an Bord HMS Vercingetorix 31.03.2491, 11:00 LPT

Kapitel 6

Königreich Alesia, Alesia, an Bord HMS Richelieu 05.05.2491, 15:00 GST

Kapitel 7

Römisches Imperium, Rom, an Bord TDFNS Tonnant, 17.06.2491, 12:15 GST

Kapitel 8

Outback, an Bord IRS Eagle’s Claw 18.06.2491, 00:50 GST

Kapitel 9

Römisches Imperium, Villa Aquila, 18.07.2491, 10:00 LPT

Kapitel 10

Römisches Imperium, Rome, New Rome, Capitol, Senat, 01.10.2491, 18:00 LPT

Glossar

Abwehrraketen (AMM)

Flottenträger

Imperial Surgeon Strike Command (ISSC)

Gravpanzer

Imperium Romanum

Imperial Roman Hanse (IRH)

Jump Gate Technologie

KI / AI (Künstliche Intelligenz)

Kolonisation

Römische Kommandoränge

Schiffsnamen (römisch)

System Combat Ships / System Defence Ships

Werkverzeichnis

SPQR – Der Falke von Rom

SPQR – The Falcon of Rome

SPQR – Outback

SPQR – Die Flotte von Rom

Future Work und Megatrends

ZAHL, aber halt’s Maul!

Bund Deutscher EinsatzVeteranen e.V.

Prolog

Es waren zwei schwere Jahre gewesen. Jahre, in denen an vielen Fronten, in vielen Systemen und noch mehr Planeten Veränderungen stattgefunden hatten, die das Leben der Menschen in der einstmals so friedlichen Terranischen Hegemonie weiter verändert hatten.

Die Hegemonie gab es nicht mehr. Genauso wenig wie die ihr folgende Terranische Föderation, die nun selbst auf Terra, Olont, Megara und Memphis beschränkt war. In ihr hatten sich die Reste der einst so mächtigen TDF zurückgezogen und Präsident Masters tat alles, um stabilisierend auf das sich ausbreitende Chaos einzuwirken.

Anders als die ehemaligen Vereinten Nationen hatte er aber noch eine für die Größe der Föderation vergleichsweise gut ausgestattete Streitmacht, die immer noch die Waagschale in die ein oder andere Richtung zu neigen vermochte.

Das Königreich Alesia hatte bis auf Simbabwe selbst die gesamte Afrikanische Union eingenommen. Die Unionsflotte existierte nicht mehr oder hatte in auswegloser Situation kapitulieren müssen, so dass der Orbit nun allein der alesianischen Flotte gehörte.

König Cingeto II. von Alesia hatte der Regierung der Union das Angebot gemacht auch als Union innerhalb des Königreichs Alesia weiterexistieren zu können, so sie denn gewillt wären, die Oberherrschaft von Alesia anzuerkennen.

Dieses Ansinnen war vom Häuptlingsrat der Clans, die zum Teil selbst Könige waren, einhellig abgelehnt worden. Afrikaner wollten und sollten niemals wieder unter der Oberherrschaft von wem auch immer leben. Nie wieder das Knie vor anderen beugen müssen, als vor ihren eigenen Königen.

Die Union bestand aus über achthundert Ethnien afrikanischer Vorfahren und blickte auf eine lange Geschichte der Unterdrückung zurück.

Eher wollten sie sterben, als dem Angebot nachzukommen freiwillig einen anderen König als einen der ihren anzuerkennen.

Gern wurde hier der belgische König Leopold II. und seine Machenschaften im einstigen Kongo als Bild wiederbelebt, um den Massen vor Augen zu halten, wohin das führen würde.

So hatte sich die Befriedung der restlichen Welten der Union ausnehmend schwierig und verlustreich gestaltet.

Auch wenn der Einsatz von Cybermind-Techniken die Befriedung gefördert hatte, so war der harte Kern des Widerstandes in den Untergrund gegangen oder hatte sich als Guerillas in unzulängliche Gebiete zurückgezogen und dort Widerstandszentren aufgebaut, aus denen heraus Anschläge, Überfälle und Offensiven gestartet wurden.

Die Kommunalität von Xian hatte unter ihrem neuen Vorsitzenden des Volkes Wung-Xi, der ein enger Alliierter von Alesia war, auch sein Reich erweitert und auf zahlreichen Welten der einstigen Drachen „Interessenssphären des Volkes“ gegründet, die mehr oder weniger aggressiv für einen Anschluss an Xian warben.

Während die Föderation von Mandaly diesem Streben eher aufgeschlossen gegenüberstand, war der Tenno von Osaka, der von Rom unterstützt wurde, hier mehr als skeptisch. Das vier Welten umfassende Shogunat war ein Bollwerk gegen jede weitere Expansion der Kommunalität und arbeitete technisch und wissenschaftlich zunehmend enger mit dem Direktorat von Archimedes zusammen, welches von Rom und Athen als völkerrechtlich einziger Rechtsnachfolger von Newton angesehen wurde.

Die Liga von Asgard, sowie die Vereinten Clans stritten nach wie vor darüber wer Schuld an der Miesere mit der TDF hatte und bemühten sich beide eine ausreichend große militärische Streitmacht aufzubauen, die in der Lage war das zunehmende Chaos in ihrer Nachbarschaft auf Abstand zu halten.

Die Beistands- und Hilfsangebote von Alesia wie auch von Rom waren ausgeschlagen worden. Wohlwissend, dass man hier schnell zwischen die Mühlsteine der Geschichte kommen würde, die in naher Zukunft geschrieben wurde.

Beide Sternnationen strebten eine Art bewaffnete Neutralität an und suchten Handelsbeziehungen zu allen Mächten.

Germania war mit Hilfe des Imperiums massiv aufgerüstet worden.

Parktisch alles, was Rom nicht zum Wiederaufbau seiner seit der Thur-Expedition angeschlagenen Streitkräfte gebraucht hatte, war in das Reichsprotektorat geflossen, wo ein erbitterter Stellvertreterkrieg entlang der Grenze zum Königreich von Alesia tobte, der nicht unwesentlich auch von römischen Einheiten und Verbänden getragen wurde, die aber allesamt formal in den Diensten des Protektorates standen.

Ein Gesichtspunkt, der die diplomatischen Beziehungen zwischen Alesia und Rom praktisch zum Erliegen gebracht hatte. Eigentlich gab es zwischen dem Königreich und dem Imperium kaum noch Berührungspunkte. Selbst der Handel war fast vollständig zum Erliegen gekommen und man bemühte sich gegenseitig den Gegner mit Sanktionen weiter zu schwächen, was dann auch andere Nationen mit Kollateralschäden überzog.

Das Imperium selbst hatte erhebliche Mittel darauf verwendet die Bedrohung durch die Indoktrination von Produkten von Cybermind Systems zu verringern oder ganz zu vermeiden.

MARS wie IWO hatten mit Erschrecken feststellen müssen wie weit diverse Schadprogramme schon als Cybermind-Games Verbreitung gefunden hatten und wie hoch zum Teil schon die unterschwellige Indoktrination fortgeschritten war.

Auch hier hatte man erhebliche Personalumfänge aus den Streitkräften herauslösen müssen, da die Rückabwicklung der Schäden oft nicht erfolgsversprechend war. Die Schädigung als dauerhaft angesehen werden musste.

Auch das hatte den Wiederaufbau der Flotte und vor allem der Legionen erheblich verzögert und das Imperium in seinen Handlungsmöglichkeiten beschränkt.

Cybermind Systems selbst war nun offiziell ein alesianischer Multikonzern dessen kumulierter Umsatz das BIP von kleineren Systemen erreichte. Die Lern-, Steuer- und Gameprodukte von CMS hatten fast alle positronischen Anwendungsfelder der menschlichen Gesellschaft revolutioniert. Gedankenschnelle Kommunikation und Steueranweisungen hatten ein völlig neues Arbeitsverhältnis zwischen Mensch und KI ermöglicht und die Produktivität erheblich steigern können.

Erstmals hatte der Mensch die Möglichkeit gedanklich vernetzt mit KIs und anderen Comps zu interagieren und Wissen just in time aus Datenspeichern abzurufen und für sich nutzbar zu machen.

Das hatte natürlich massive Folgen auf das, was Schule, Ausbildung und Studium möglich machten und ermöglichen sollten. Andererseits hatte nicht alle Menschen die Fähigkeit auf diesem Niveau mit positronischen Netzwerken zu interagieren. Zu intellektuell und handwerklich begabt kam jetzt noch die Kategorie cybermindfähig, die als Schnittstellenkompetenz für alles andere zu verstehen war.

Auch das hatte ganzheitliche Folgen gehabt. Für die Gesellschaften, die Wirtschaft aber auch für das Militär oder gar die Wissenschaft.

Letztere boomte gerade, da Wissenschaftler erstmals wirklich die Möglichkeit hatten alles verfügbare Wissen sofort verfügbar zu haben.

Praktisch bei jeder Überlegung und ohne Datenbankabfragen.

Und da hier Alesia einen erheblichen Vorsprung hatte, war das Imperium gezwungen immense Aufwände in Maßnahmen zu investieren, um in Sachen CybermindTech aufzuholen.

Und in solchen Fällen bot es sich immer an nicht nur aufzuholen, sondern auch den Gegner daran zu hindern schneller voranzukommen. Das hatte auf Ebene der Geheimdienste zu völlig neuen Herangehensweisen geführt, was Spionage, Sabotage und andere Nettigkeiten des „Neuen Großen Spiels“ hergeben konnten.

1

Imperium Romanum, Rome-System, Innere City, Capitol, kaiserlicher Palast 01.01.2491, 00:15 LPT

„Es reicht nun, Olympia“, sagte Leonidas hielt aber seine Verlobte immer noch fest in den Armen. Er war im Urlaub, während seine Kampfgruppe in den Werften von Naukratis überholt und zum Teil auch modernisiert wurde. Einige Schiffe wurden auch noch mit neuen technischen Modulen nachgerüstet, die zwischenzeitlich verbessert werden konnten. Dazu war die Flottenwerft auf Naukratis weit besser geeignet, als die noch im Wiederaufbau befindlichen Werften von Germania.

„Jetzt hab dich nicht so“, sagte sie und strahlte ihn an. „Wenn du schon in so einer schönen und schlichten Uniform rumläufst, dann will ich das auch genießen.“

Leonidas Alexander Falkenberg, eigentlich Präfekt der imperialen Streitkräfte, trug die Uniform eines Vizeadmirals der germanischen Kriegsmarine samt zwei germanischen Orden, die ihm vom Protektorat verliehen worden waren. Beide waren so schlicht wie auf Rom ungewöhnlich. Er trug das Eiserne Kreuz 1.Klasse und das Ritterkreuz dazu, das ihm nach der Schlacht von Bifrost verliehen worden war. Und das nicht ohne Verwicklungen aller Art, die hauptsächlich bürokratischer Natur gewesen waren. Am Ende hatte wohl der Reichsmarschall selbst genug gehabt und Fünf gerade sein lassen.

Jetzt zog die mitternachtsblaue Uniform mit den goldenen Kolbenringen an den Unterarmen die Blicke aller auf sich. Und natürlich auf Olympia, die erstmals am Neujahrsempfang des Kaisers als sein geladener Gast teilnahm.

Jeder im Imperium kannte Olympia als KI eines ehemaligen Kreuzers der Flotte, die dann immer wieder an der Seite vom Imperator und jetzigen Caesars in Erscheinung trat und sogar die Rechte der Nachtkrallen auf Rom gegenüber dem Senat vertreten hatte.

Die von ihr gewählte Avatar-Erscheinung als Nichte des Kaisers war akzeptiert worden, genauso wie ihre Rolle für den Kaiser und auch als sehr selbständige wenn nicht unabhängige KI an sich, die fast schon als Person wahrgenommen wurde.

Nur war es ein Novum in der römischen wenn nicht gar menschlichen Gesellschaft, dass eine KI nicht nur als Hologramm sondern fast schon physisch auftrat.

Dank des Neuralinterfaces bei Leonidas, der CompLeistung des Palastes und eines mobilen und von Olympia gesteuerten Holotransmitters konnte sich Olympia frei bewegen und sogar Hände schütteln und sonstwie fühlbar mit anderen interagieren, so sie die cybermindtechnischen Anforderungen erfüllten.

Leider traf das auch auf tanzen zu. Etwas, was Leonidas völlig abging und von dem Olympia scheinbar nicht genug bekommen konnte.

„Och, bitte. Noch einen Tanz.“

„Das sagtest du schon vor drei gefühlten Ewigkeiten, in denen wir getanzt haben. Nun ist Schluss. Im Gegensatz zu dir kann ich auch mal ermüden.“

„Etwas, was ich den Nachmittag über im Bett nicht bemerkt habe, Herr Admiral“, sagte sie und kicherte aber dabei.

Leonidas sah sich schnell um, ob das einer gehört hatte, und stellte erleichtert fest, dass das nicht der Fall war.

„Hör auf damit“, flüsterte er, gab ihr aber einen Kuss.

„Admiral Falkenberg“, hörte er hinter sich eine bekannte Stimme.

„Herr Generallegat“, sagte er knapp und neigte dabei den Kopf, wie es auf Germania üblich war.

„Arrius“, sagte Olympia und reichte dem Generallegten die Hand, die er sofort mit einem Handkuss bedachte, was Olympia erröten ließ. „Bitte…

du bringst mich in Verlegenheit.“

„Du siehst blendend aus, Olympia. Da konnte ich nicht anders, zumal meine Gattin hier irgendwo verschollen ist.“

„Das ist nicht nett. Ich vermute aber, dass es in der Natur der Flotte liegt, dass verschollene Partnerinnen schnell vergessen werden.“

Leonidas musste husten, was Generallegat Arrius von Kleist auflachen ließ.

„Ja, meine Liebe. Und wer dabei auffliegt muss in fremden Gewässern ins Exil.“ Er blickte Leonidas aber anerkennend an. „Wir haben uns lange nicht gesehen, Admiral. Wie ich sehe machst du auch in fremden Flotten Karriere.“

„Zu freundlich, Generallegat. Ich hatte nur wieder mehr Glück als Verstand und gute Leute, die mich rechtzeitig aus diversen Miseren herausgeholt haben.“

„Na, na. Nach der Schlacht von Bifrost wird das kein Mensch mehr glauben. Noch nicht einmal all die, die bisher all deine anderen Leistungen als Glückssache abtun wollten. Nein, junger Mann, damit kommst du nicht mehr durch.“ Er lachte. „Und deine drei Raids im Outback sind wirklich etwas, was in späteren Jahren einmal Abenteuergeschichten und Holoserienschreiber inspirieren könnte.

Ähnlich wie Felix Graf von Luckner, dem „Seeteufel“ des Ersten Terranischen Weltkrieges.“

„Leo der Raumteufel“, sagte Olympia und lachte.

„Danke, Generallegat, dass du sie auf diese tolle Idee gebracht hast“. Er verzog das Gesicht. „Das wird sie bestimmt nicht vergessen.“

„Bestimmt nicht, mein Raumteufel.“

„Ich sehe, dass es euch beiden gut zu gehen scheint. Das freut mich.“ Er blickte Olympia um Verzeihung heischend an. „Nur darf ich bitte Leonidas für ein paar Minuten entführen. Ich hatte gehofft ihn heute hier zu treffen. So ohne jedes Protokoll…“

„Natürlich Arrius. Er muss ich eh schon wieder erholen, da seine Weltraumbeine sich noch nicht an die Tanzfläche gewöhnt haben. – Bis gleich mein kleiner Raumteufel.“ Sie küsste ihm kurz auf die Wange und entschwand umgehend in einer Wolke aus Bewunderern und Neugierigen.

Der Generallegat schaute ihr nach. „Unglaublich der Effekt. Ich habe keine Sekunde das Gefühl gehabt nur ein Hologramm vor mir zu haben.

„Sie ist kein Hologramm und auch keine einfache KI mehr“, sagte Leonidas und blickte dem etwas kleineren Generallegaten in die Augen.

„Ich weiß, Admiral. Caesar hat auch mich eingeweiht. Und es freut mich für Olympia, Caesar und auch für dich.“ Er nickte ihm kurz zu. „Bitte lass uns ein paar Gläser schnappen und an die frische Luft gehen.“

Sie nahmen sich jeder einen Cocktail von einem vorbeiziehenden Kellner und zogen sich in eine Ecke zurück, wo sie ungestörter waren.

„Wie geht es da draußen voran“, fragte der Generallegat ohne weitere Umschweife.

„Eher mäßig. Und das ist noch wohlwollend ausgedrückt. Die Situation an der Front im Outback und zur alesianischen Grenze hin ist zunehmend von immer stärkeren und immer besser organisierten Kräften geprägt.

Wo wir vor zwei Jahren noch freien Raum zur Entfaltung hatten, da sind jetzt überall Sensoren, Wachposten und sogar Basen errichtet worden.

Minenfelder lauern dort genauso wie auch andere Fallen. Dazu kommen Q-Schiffe und massivst bewaffnete Raider, die uns jagen sowie Einzelschiffe in Hinterhalte locken und vernichten können.

Alesia ist dort draußen dabei die Oberhand zu gewinnen. Und das mit recht simplen Mitteln, die wir aber kaum kontern können.“

„Und was wäre das? Außer die schwer bewaffneten Raider natürlich.“

Von Kleist nippte an seinem „Golden Dragon“, der aus alesianischem Brandy, Vanillelikör, Bourbon und eiskaltem aber starkem Kaffee bestand.

„Das Nervigste sind diese Fury LACs, die in immer größeren Stückzahlen auftauchen und gerade den älteren Baumustern gefährlich werden. Allein letztes Quartal hat die Kriegsmarine durch diese Dinger vier Echo-Fregatten und zwei Fox-Korvetten verloren, die auf Vorposten standen oder das System patrouilliert haben. Die ECM dieser Dinger zusätzlich zur geringen Größe und dem sensoroptimierten Design lassen sie ohne Antrieb wie treibenden Schrott aussehen. Und da verstecken sie sich gern. In Astrogürteln oder zwischen treibenden Trümmerwolken oder sogar im Schweif eines Kometen.

Oder sie brechen einfach aus Startgestellen hervor, die hinter Abschirmungen verborgen waren, wenn wir längsseits gehen, um zu entern.“ Er nahm einen Schluck von seinem Cocktail, einem klassischen Manhattan.

„Dann der Fakt, dass Alesia nicht nur vermehrt Kilo-Zerstörer und Star-Kreuzer einsetzt. Inzwischen sind auch Mekka-Kreuzer und vereinzelt auch Sierras dort draußen gesichtet worden. Wir warten auf den Tag, wo sie uns adäquate Kampfgruppen entgegenstellen, die uns suchen, anstatt nur größere Hinterhalte zu legen und auf vorbeikommende Opfer zu warten.

Und dann verschiebt sich die Sicherungslinie der Vorposten zunehmend weiter raus, was natürlich den gedeckten Anmarsch an unsere Ziele schwieriger und zeitaufwendiger macht. Wir müssen immer weiter raus, um uns noch anschleichen zu können.“

„Der MARS hat vorgestern den Imperator gebrieft und ihm aufgezeigt, was Alesia an Produktionsprogrammen am laufen hat.

Wie es scheint sind die Flottenwerften von Alesia, Gallilei und Kopernikus sowie von Rhodos ausgebaut und umfassend modernisiert worden. Und zwar dahingehend modernisiert, dass sie für die Produktion von bestimmten Baumustern hin optimiert wurden.

Und zu diesen Baumustern zählen nur noch moderne Schiffstypen. Die alten Baumuster wurden genauso Verbündeten überlassen, wie wir es mit unseren Restbeständen taten.“

„Haben die schon eigene SCS?“

„Tja, das ist auch eine der schlechten Nachrichten. Sie scheinen so eine Art schweren Zerstörer oder leichten Kreuzer gebaut zu haben, der eine grundlegend andere Bewaffnung zu tragen scheint. Zudem kommt er mit einer sehr geringen menschlichen Besatzung aus und ist damit weitestgehend automatisiert.“

„Droidenbesatzungen?“ Leonidas nippte wieder am Drink und verfolgte, wie sich Olympia ihrer Verehrer erwehrte.

„Davon gehen wir aus.“

„Wissen wir, ob sie auch eine Art von Hanseträger bauen, die dann mit Systemleichtern operieren?“

„Ja, das tun sie. Aber hier hinken sie unserer Hanse deutlich hinterher.“

„Ich frage deshalb, da die Aufhängungen und Verankerungspunkte an den Trägern die Größe der SCS als Standardmaße vorgeben. Und hier frage ich mich, wie dort diese SCS-Typen reinpassen, die sie konstruieren. Ich hätte da doch gedacht, dass sie unsere Maße übernehmen, um dann unserer Hanse am Markt Konkurrenz zu machen. Und das geht nur oder zumindest besser, wenn die Geschäftspartner auch über Leichter verfügen, die dann auch bei ihnen andocken können.“

„Verstehe…“, sagte von Kleist.

„Wo bauen die denn ihre SCS?“

„Gallilei ist das Produktionszentrum für diese Schiffe. Die werden in dieser Drehwerft gebaut, die vormals für die Ikarus-Klasse vorgesehen war. Das macht ja auch Sinn, da sie die Sierras als Zerstörer bauen.

Warum zwei Zerstörer-Klassen unterhalten?“

„Und was können die so im Monat produzieren?“ Leonidas blickte den Generallegaten direkt an. „Es wäre sehr… schlecht…,wenn die bei uns da oben in größerer Zahl auftauchen würden.“

„Der MARS schätzt, dass das bis zu vier pro Monat werden könnten, so denn die Werft erst einmal rund läuft.“ Der Generallegat schaute nun auch nach Olympia, die gerade mit einem jungen Offizier tanzte, der wohl ein Senatorensohn war.

„Gallilei scheint überhaupt neben Rhodos zu einem Schwerpunkt für die Flottenrüstung zu werden. Alle Newton-Kreuzer werden dort gebaut.

Man schätzt, dass die newtonische Technik samt zugehörigen Fertigungssystemen andere Standorte momentan noch ausschließt.“

„So, so“, murmelte Leonidas und seine Augen wurden zu Schlitzen.

Legat von Kleist interpretierte den Blick anders und sagte: „Das ist Claudius Pius Hatcher, der Sohn von Senator Hatcher von Naukratis.“

„Ich weiß. Ich kenne seinen Vater von einem Empfang in der germanischen Botschaft auf Naukratis. Da sah ich ihn…“

„Er ist mit seiner jungen Frau da. Sie haben hier vor drei Wochen geheiratet. Caesar war auch kurz zu Gast.“

„Bitte“, fragte Leonidas etwas irritiert.

„Ich dachte, du schaust so streng wegen ihm…?“

„Ich? – Nein. Bitte entschuldige, Generallegat. Ich hatte nur etwas im Kopf. Verzeih. Das war wirklich unhöflich.“

Generallegat von Kleist blickte den jungen Admiral an und ahnte, dass da eine neue Idee heranreifte.

Drei Tage später saß Leonidas mit seinem Großvater, Generallegat Markus Falkenberg, im Outlander-Club und aß zu Mittag. Auch die neue Frau an seiner Seite, die bekannte Holojournalistin Susan Flemmigan, war zugegen.

Raffael Tercius Limongiello, der Saalchef des angesagtesten Promiclubs auf Rome, hatte schon ihre Abschlussbrandys serviert und sich dann diskret zurückgezogen.

Leonidas mochte Susan. Sie hatte so eine heitere und schlagfertige Art, die ihm sofort gefallen hatte. Dazu mochte sie den verbalen Schlagabtausch und hatte ein umfangreiches Repertoire an sarkastischen, ironischen und zynischen Seitenhieben, das immer wieder überraschen konnte.

Sie war nun in etwa Mitte Vierzig und Leonidas wunderte sich, wie sein eher mürrisch wirkender Großvater mit dieser Frau zurechtkam.

Ihren spöttischen blauen Augen blieb nichts verborgen und Olympia hatte ihn gewarnt sich bloß gut zu benehmen. Markus schien es mit der Frau wirklich ernst zu sein.

„Leo, ich wollte mit dir über etwas sprechen. Familienangelegenheiten“, sagte Markus und drehte seinen Cognacschwenker mit dem Brandy hin und her. Seine andere Hand lag auf der von Susan.

Leonidas schaute seinen Großvater an und wartete. Doch da kam nichts.

Dann schaute er kurz Susan an und versuchte ein Grinsen zu unterdrücken.

„Also in den letzten Jahren kam viel auf einmal auf die Familie zu. Der Feldzug, der Anschlag auf Julius und dann sein monatelanger Ausfall.“

Pause. Susan blickte Markus an und musste unwillkürlich lachen. Da saß der zweitmächtigste Mann des Imperiums und redete wie ein Teenager um den heißen Brei herum.

„Und da hat es sich ergeben, dass Susan mir eine große Hilfe war.“

Leonidas nahm einen Schluck alesianischen Brandy. Er ahnte, was da kommen würde.

„Also nach all den Jahren hätte ich nicht gedacht noch jemanden zu finden, den ich so mag, wie ich deine Großmutter mochte.“

‚Man eiert sich langsam zum Thema durch‘, dachte Leonidas, verzog aber keine Miene. Er sah aber den unverkennbaren Spaß, den Susan an dem Gespräch hatte. ‚Jetzt keine blöden Sprüche‘, maßregelte sich Leonidas nur und betete im Stillen, dass er es durchhielt.

„Und das Haus ist ja auch groß genug…“

Leonidas biss sich auf die Lippen, was Susan nicht entging.

„Deine Mutter ist praktisch nur noch im ISSC, deine Schwester ist auch dort beschäftigt und du bist auch immer weg, wie es nun einmal für Soldaten üblich ist.“ Er holte tief Luft. „Und da ist so ein leeres Haus nicht schön.“

„Ja, das ist richtig. Und du arbeitest nun von Falcon Hall aus?“ Leonidas verfluchte sich im Stillen. Andererseits genoss er es ausnahmsweise auch mal seinen Großvater bei einem solchen Familienthema auf der „Verliererseite“ zu sehen. Susan lachte wieder.

„Nein. Natürlich nicht. Warum fragst Du? – Ach, lassen wir das. Ich wollte nur sagen, dass es Zeit ist in Falcon Hall wieder eine Familie zu haben.“

Leonidas wusste, wie sein Großvater sich fühlte und wollte ihn erlösen.

„Großvater. Es freut mich, dass Susan und du heiraten wollt.“ Er hob sein Glas. „Ich gratuliere euch beiden herzlich.“

„Ja. Danke. Lieb von dir. – Nur ist da noch etwas…“

Leonidas schaute Susan an und ihre Augen strahlten nun heller als es eine Supernova hinbekommen hätte. ‚Fuck…‘, dachte er und alle Selbstbeherrschung war vergessen. „Ich bekomme noch so einen…

ähm… kleinen Onkel?“

„Oder eine kleine Tante“, fügte Susan hinzu. Markus sagte kein Wort mehr, drückte aber die Hand seiner zukünftigen Ehefrau.

„Super“, sagte Leonidas. „Dann lasst uns shoppen gehen. Jetzt brauchen wir jede Menge Zeugs. Und an dem Babydroiden sollten wir nicht sparen. Das sollte ein Topmodell sein. Darf ich vorschlagen, dass wir einen in den Farben der Domäne Falkenberg anschaffen? So mit Wappen und goldenen Zierstreifen.“ Er klatschte begeistert in die Hände. „Mann, Opa, wird das ein Spaß.“

Susan lachte nun lauthals als sie das Gesicht von Markus sah. Der war nahe dran zu platzen. Viele Köpfe drehten sich nun vorsichtig in ihre Richtung.

„Ich nehme für mich aber unbedingt in Anspruch den Teddybär kaufen zu dürfen. Der kommt selbstverständlich von mir.“ Leonidas konnte nicht mehr und lachte nun. Markus machte ein Gesicht, das jeden Rekruten bis hoch zum Legaten eingeäschert hätte. Doch dann musste auch er lachen.

„Ich wusste nicht, wie ich es dir beibringen sollte.“

„Hat so auch gereicht“, sagte Leonidas, stand auf und ging um den Tisch herum. Er beugte sich zu Susan hinunter und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Nochmals meinen herzlichsten Glückwunsch, Susan. Herzlich willkommen in der schlimmsten Familie Roms.“

„Danke Leo“, sagte Susan nur.

Dann wandte er sich seinem Großvater zu, der aufstand. Ihm die Hand reichend sagte er nur: „Ich wünsche dir vom Herzen alles Gute. Ruhm und Ehre, Großvater.“ Er wusste, dass sein Großvater von ihm diese traditionelle Formel erwartete.

„Ich danke dir mein Junge.“

Sie setzten sich wieder, standen aber im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses. Jeder wusste, dass da etwas vorgefallen war. Es würde Gerüchte geben.

„Wann wollt ihr es bekannt geben?“ Leonidas hatte so eine Ahnung, dass das wieder protokollarisch richtig gehandhabt werden würde.

„Morgen. Durch eine offizielle Mitteilung des IO. Samt allem Klimbim, der dazugehört“, sagte Markus nur.

Die Schwangerschaft von Susan im Hinterkopf frage er: „Und wann wollt ihr heiraten. Steht der Termin schon fest?“

„In vier Wochen“, sagte Susan.

Leonidas sah betroffen aus. „Ich muss in zwei Wochen zurück…“

„Ich weiß. Das lässt sich nicht anders machen. Ich hätte dich auch gern als Trauzeugen gehabt, immerhin bist du der zukünftige Dominus von Falkenberg, aber diesen Part wird Caesar selbst übernehmen. Eigentlich ließ er sich davon gar nicht abhalten…“

„Es wird also keine kleine, stille Hochzeit in trauter Runde?“ Leonidas wusste nicht wie er seine Erleichterung verbergen konnte an dieser PR-Orgie nicht teilnehmen zu müssen…

„Nein“, sagte Susan einfach und ohne jede Betonung aber mit spöttischem Blick, da sie erkannt hatte wie froh Leonidas war daran nicht teilnehmen zu müssen. Sie wusste, was er von öffentlichen Auftritten hielt. Da war er wie sein Großvater. „Der Kelch wird an dir vorüber gehen.“

„Das ist vielleicht auch besser. Zumal mir gerade einfällt, wie die letzte große Party so verlaufen ist.“

Susan lachte auf. Markus blickte ihn nur finster an. Leonidas nutze die Chance noch einen draufzulegen. Er konnte den Drang nicht widerstehen.

„Wenn ich das nächste Mal bei Fargo Station vorbeikomme, soll ich meinen kleinen Bruder besuchen und ihn auch einladen? – Würde ich wirklich gern machen, Großvater.“ Er blickte so unschuldig, wie er es nur hinbekommen konnte.

Im Vorzimmerbereich von CMS auf Fargo Station herrschte Ruhe. Kein lautes Gespräch, kein lautes Telefonat. Auch keine Holoverbindungen oder ein- und ausgehenden Kuriere, Hausboten oder Besucher.

Alle Angestellten saßen auf ihren Plätzen und kognitierten oder kommunizierten via Neuralinterface mit wem auch immer, riefen Daten ab oder erstellten mit Hilfe der KI Berichte, die sie dann ins Netz stellten.

Hier konnte dann jeder Zugriffsberechtigte sie abrufen. Jederzeit und überall, von wo er Zugriff auf das Netz hatte.

Und eben diese Reichweite war enorm gewachsen, seitdem Fargo über je eine Vierer-HPG-Maxi-Array sowohl im Zenit wie auch Nadir des Systems verfügte.

Diese neuen HPG-Arrays waren Roms Antwort auf das sich immer weiter ausbreitende Imperium. Es waren Schnittstellensysteme definiert worden, die mit diesen neuen HPG-Arrays maximaler Reichweite ausgestattet wurden.

Die dazu nötige Technologie war ein Abfallprodukt der Jump Gate-Entwicklung gewesen. Das wissenschaftliche Projektteam unter Prof. Dr.

Shubham Mathur hatte herausgefunden, dass mit den neuen Einstellungen für die Generierung eines Jump Gates sich gerade auch HPG-Verbindungen besser fokussieren lassen, was dann bei gleicher Energiemenge eine wesentlich größere - eigentlich unbegrenzte - Reichweite, ermöglichte, so denn der Endpunkt noch in diesem Universum war.

Die einzige technische Prämisse war die akkurate Nachführung der Sendeantenne auf die Position der Empfangsantenne. Und da das Universum und mit ihr Galaxien und Sternsysteme sich unterschiedlich schnell bewegten, erforderte das eine Mechanik, deren Genauigkeit eine eigene ingenieurwissenschaftliche Forschung nötig gemacht hatte.

Letztere war auch durch den Wunsch des Kaisers nötig geworden, der längere Sprungverbindungen sowohl militärisch wie auch wirtschaftlich als sinnvoll erachtet hatte. Und da das Problem der exakten Ausrichtung bei Jump Gates noch um ein Vielfaches größer war als bei simplen Antennenverbindungen, war der Erfolg im Kommunikationsbereich als Abfallprodukt zu betrachten, das selbst auch immense Vorteile für Rom versprach.

Dass diese neue Technik gerade auch CMS zu Gute kam war ein Glücksfall für das Unternehmen, da es seine SW-Upgrades und Neuprodukte nun wesentlich besser und schneller an den – mitunter Süchtigen - User bringen konnte.

Das hatte dann auch zu der Entscheidung geführt den Firmensitz nicht ganz nach Alesia zu verlagern sondern auf Fargo Station den Produktverteilerknoten zu belassen. Zumindest solange noch, bis Rom ihnen endgültig den Saft im Imperium abdrehte. Wie es schien gab es zunehmend Vorbehalte gegenüber der CMS-Produktlinie…

Im Büro gegenüber vom Vorstand des Megakonzerns saß Claire Marie de Souder und regelte die Aspekte der Konzernsicherheit. Seit dem Tag, als sie Caesar nicht ganz freiwillig ihre Mission gestanden hatte, hatte sie auf Wunsch von ihrem Lebensgefährten die Leitung der Konzernsicherheit übernommen.

Auch dem Argument geschuldet, dass, wenn sie es vermocht hatte in das Innerste des Konzerns vorzudringen, sie mit ihrem Hintergrund dann wohl auch genug qualifiziert war CMS wie auch immer abzusichern.

Wenn einst dem König von Alesia ihr Dienst als Amazone in der königlichen Garde gut genug gewesen war, wer war dann Caesar Falkenberg ihre Dienste nicht mit Begeisterung anzunehmen? Zumal er sich als Maximilian Baron de Tremain und nunmehriger Graf Fargo allerlei Feinde am Hofe von Cingetorix gemacht hatte. Und deren dümmste Gestalten hatten tatsächlich auch schon versucht ihm zu schaden.

Nun koordinierte und managte Claire die Konzernsicherheit. Und das auf ihre unnachahmliche Weise, die keinen Fehler zweimal duldete und die Verursacher größerer Fehler schneller entsorgte als ein Plasmafeuer.

Und dabei entging ihr kaum etwas. Claire gehörte zu den ganz wenigen Menschen, die mit der Cybermindtechnik quasi verschmelzen konnten.

Deren Neurointerface zu einem neuen Sinn werden konnte, ohne das Gehirn mit dem daraus resultierenden Datenstrom auszubrennen. Zu logotomieren.

Sie vermochte sich Computer quasi anzueignen, um zusätzliche Kapazität zu schaffen. Sich externe Datenspeicher, Kristallspeicher und sogar Datenkerne einzuverleiben und sie wie ihr natürliches Gedächtnis zu nutzen. Sie schaffte es sogar mit KIs auf einer Ebene zusammenzuarbeiten, die bisher so noch völlig unbekannt gewesen war, bis man sie arbeiten sah. Ihr selbst war es nicht aufgefallen, wohl aber einem Wissenschaftler aus der Entwicklungsabteilung von CMS, der von Anfang an dabei gewesen war. Selbst eine Art Freak der inzwischen kaum noch außerhalb seines Labors gesehen wurde, wo er von Droiden gepflegt und am Leben erhalten wurde, da er sich vollkommen mit dem Netz verbunden hatte.

Jerome Billings hatte daher nicht nur die Aktivität von Claire im firmeneigenen CyberNetz erkannt, sondern auch beobachtet, überwacht und analysiert. Schlussendlich sogar verbessert, um ihre bisher so erstmalig gesehenen Fähigkeiten dann auch voll ausschöpfen zu können.

So waren Jerome und Claire zu einem Team geworden. Sie überwachte quasi im Alleingang fast schon auf dem Level einer KI agierend die Konzernsicherheit und Jerome lieferte ihr dazu immer feinere Methoden, Schnittstellen und Verfahren ihre Leistungsgrenze zu erweitern und – quasi als zusätzlichen Gewinn für CMS – schufen beide so auch Verbesserungen an der Produktline. Und eben diese Produktlinie wuchs ständig.

„Jerome. Ich sehe hier ständig Versuche unsere Firewalls zu durchdringen. Und zwar von ein und demselben Angreifer. Zumindest sagt mir das die neuronale Signatur des Netzzugangs.“ Diese einfache Kommunikation war nur ein Gedanke, der Lichtschnell und verzugslos Jerome erreichte. Und das mit allen zugehörigen Informationen, die Claire als Beleg im „Hinterkopf“ hatte. Belege, die aber anderswo gesichert im Netz abgespeichert waren.

„Ich sehe, was du meinst“, dachte Jerome und richtete seine Aufmerksamkeit komplett auf Claire. Im Hintergrund lief immer noch das Spiel, was er gerade spielte. Es war eine stark angepasste Version des neusten Pornogames, das CMS an den Markt gebracht hatte.

Allein die Tatsache, dass er es nicht vor Claire verheimlichte, was ihm möglich gewesen wäre, zeigte den Grad ihrer Zusammenarbeit, zumal Claire auch noch Eindrücke des Spiels übermittelt bekam. Ähnlich dem Duft eines Kaffees, der aus dem Becher aufstieg, den ein Gesprächspartner auf dem Schreibtisch stehen hatte, wenn man neben ihm stand.

„Jerome. Pass auf, dass du nicht wie Klaus endest“, merkte Claire an und betrachte sich die Spielinhalte genauer, was Jerome nicht sonderlich störte. Im Gegenteil. Während er über Clairs Anfrage nachdachte und andere Zusammenhänge prüfte, öffnete er das Game komplett für Claire.

„Nichts würde mir ferner liegen als Klaus und seinen Gelüsten nachzuäffen. Ich hatte ihm damals schon gesagt, dass er auf physische Kontakte verzichten könne. Aber er bestand auf dieser Idee seine Spielzeuge reallive zu erleben, anstatt es cyberlive auch risikolos zu genießen. – Das war dumm, wie sich herausgestellt hat.“

„Sehr dumm“, dachte Claire und blockierte sofort jeden weiteren Gedanken an den Fall, was Jerome ihr nicht übelnahm. Sicherheit ging ihn nichts an und wenn Claire hier Informationen blockierte, dann war das OK. Sie wusste auch nicht alles. Trotz ihrer unbeschränkten Zugangs- und Sicherheitscodes.

„Möchtest du gleich mal mitspielen?“

„Nein, Jerome“, dachte Claire lachend. „Ich stehe auch auf reallive und habe da meinen Spielpartner.“ Es war ein ständiges Sticheln von ihm, das sie aber als das erkannte was es wirklich war: Spaß, den Jerome dabei hatte. Er meinte es nicht wirklich ernst. Er wollte sie nur einmal in Verlegenheit bringen, da er mit der Spielaufforderung auch ein paar Szenen mitübermittelte.

„Und das habe ich schon gemacht. Nur mal so…“, übermittelte sie ergänzend. „Und nun sag mir, was du denkst.“

Jerome wurde sofort fachlich. Ein Umstand, den sie an ihm schätzte.

Wirklich und umfassend wertschätzte und ihm auch so als Gefühl übermittelte.

„Claire, das ist wirklich erstaunlich. Die Angriffe kommen auf einem Level herein, dass nur eine ähnlich gut ins Cybernetz integrierte Person wie du hinbekommen könnte. Und sie vermag ihre Spur zu tarnen. Über diverse Konten kommend und unsere Zwischenrouter in diversen Systemen nutzend. Dabei schafft sie es quasi live von ihrem Sitz aus auf unsere Firewalls zuzugreifen. Und das setzt mitunter Sekundenintervalle voraus, die sich aus den Zeitfenstern von HPG-Verbindungen ergeben, so sie nicht als Liveschaltungen gebucht werden oder inzwischen als stehende Verbindungen existieren.

Daher gehe ich davon aus, dass der Zugriff staatliche Mittel haben muss.

Zumindest muss er Möglichkeiten haben HPG-Netzwerkplanungen online einzusehen oder gar verändern zu können, um seine Aktivitäten live mitverfolgen oder gar ändern zu können.

Und allein diese Möglichkeit verschafft ihm den Vorteil so tief in unsere Cyberabwehr eindringen zu können. Fast so wie jemand, der hier auf Fargo selbst tätig sein könnte.“

Natürlich wussten sie beide, dass das auf Fargo von keinem Punkt der Station oder des Sternensystems passieren konnte, ohne, dass der Standort des Angreifers sofort bekannt war und Sicherheitsteams sich darum kümmern würden. Dann endgültig und abschließend.

„Kannst du etwas zu der Identität herausfiltern, Jerome?“ Beide wussten, dass er da um Längen besser war als Claire, die hier nicht über seine cybertechnische Intuition verfügte. Und Intuition ist nach wie vor der absolute Unterschied zu dem, was Begabung, Training oder Technik einem Menschen ermöglichen konnte. Auch im Unterschied zu einer KI, die zwar präzise Einschätzungen machen konnte aber noch um Längen am Phänomen Intuition scheitern musste.

Bisher war selbst der Punkt „Kreativität“ noch auf dem langen Weg, der da Grundlagenforschung im Bereich KI- und CybermindTech hieß.

Daher gingen beide auch unisono von einem menschlichen Angriff aus.

„So wie die Angriffe vorgetragen werden, haben wir nur sehr geringe Zeitfenster, um präsent zu sein, wenn der nächste Angriff startet. Und wir wissen es erst, wenn er von der HPG-Array auf uns zukommt…“

„Können wir das Muster als Erkennungsparameter speichern?“ Claire runzelte die Stirn und überlegte. Verließ sich selbst auf ihre Intuition.

„Müsste möglich sein, aber dafür ist unsere Firewallsoftware nicht geeignet. Sie erkennt IDs, VPNs oder auch Eingabemuster sowie Abfrageschemata, aber eben nicht cybertechnische Abdrücke von Anwendern.“

„Müssten wir das nicht können? Immerhin haben wir die Technik entwickelt?“

„Tja, Claire. Dem Universum etwas zu zeigen, bedeutet die Hosen runter zu lassen. Und was man dann sieht ist zumindest bekannt genug um weiterentwickelt zu werden. Und die Schwarmintelligenz der Menschheit mit der Gier einzelner Personen, Gruppen und Staaten schafft ein erstaunliches Potential an Möglichkeiten, neuen Ideen und anderen Lösungsansätzen. Nicht alle lassen sich durch Patente verhindern und noch weniger davon abhalten unsere Ideen zu klauen.

Es war nur eine Frage der Zeit, bis andere uns in gewissen Bereichen überholen, abhängen und/oder sogar weit ins Abseits drängen.

Und dieser Angreifer hat dabei große Fortschritte gemacht… FUCK!“

Claire bekam das gedankliche Bild einer Plasmaexplosion übermittelt, die von einer Kakophonie von sinnlosen Geräuschen lautester Art untermalt wurde. Ein cybertechnischer Wutausbruch, der reinen Frust übermittelte. Das war bei Jerome selten.

„Verdammt“, schrie Claire auf, als ihr Kopf von innen zu explodieren drohte und riss sich ihr Headset herunter. Mit Tränen in den Augen atmete sie schwer durch. Der allumfassende Schmerz war mehr, als sie aushalten konnte. Schwer atmend setzte sie das Headset probeweise wieder auf und war dankbar keinen Cyber-LAN-Anschluss gewählt zu haben…

“Es tut mir so leid“, fühlte sie die Entschuldigung und die Schuld von Jerome zugleich. „Es passiert manchmal. Claire. Bist du OK?“

„Sorry, dass ich blocke“, dachte Claire, fuhr all ihre Schutzmechanismen wieder herunter und schloss so Jerome nicht mehr aus. Sofort wurde sie von Jeromes Zuneigung überflutet. Es grenzte schon fast an Liebe, was sie überraschte. Sie hätte nicht geglaubt, dass Jerome in seiner selbst gewählten Welt dazu noch fähig wäre.

„Schon gut, Jerome. Alles OK. Es war nur wirklich heftig. Ich hätte nie gedacht, dass so ein… Impact wirklich möglich wäre.“

„Ich wollte dir wirklich nicht wehtun, Claire.“

„Nein. Wirklich OK.“ Sie hatte sofort einen Gedanken. Und er gefiel ihr.

Besonders, wenn sie an den Angreifer dachte. „Sag mal. Kann man diesen Frustrationsflash, so einen Cyberburst an Komplexität… dies ETWAS auch willentlich generieren. Oder dafür ein Programm entwickeln, das das kann? Ich meine, was ist, wenn wir unserem Angreifer das einmal live entgegenschleudern. Kann man dann vielleicht ein Echo des Schmerzes im Cybernetz schaffen, das wir orten und zurückverfolgen können? Könnte der Gegner dabei nicht Informationen freigeben, die wir brauchen? Ich meine, können wir daraus eine Waffe machen? Vielleicht auch eine, die wir generell gegen Angriffe nutzen können. Als aktive Verteidigung im Falle von Cyberangriffen. Wie eine Art Selbstschussanlage.“

„Interessanter Ansatz, Claire. Wirklich gut. Aber dazu müsste sich der Gegner vermutlich auch dem Netz gegenüber öffnen, damit das klappt.

So wie bei uns beiden. Also ein viel intimerer Kontakt stattfinden, als gewöhnlich üblich.

Bei unseren Usern von Pornogames könnte das problemlos klappen.

Auch zwischen Familienmitgliedern und guten Freunden. Aber auf der Sach- und Fachebene eines professionellen Hackers…eher nicht.“ Claire sah, wie er gedanklich durch die Möglichkeiten raste eine Lösung zu finden. Es war wie ein Film, der mit tausendfacher Geschwindigkeit ablief. Er sprang zu wissenschaftlichen Studien, Projektberichten, Grundlagenliteratur, Vorträgen und Memos. Durchforstete ganze Bibliotheken und Speicherkerne. Ganze fünf Minuten lang, bis sie seine mentale Erschöpfung fast schon greifen konnte.

„Mach langsam. Die Lösung muss nicht gleich verfügbar sein. Es reicht in zehn Minuten.“ Der Witz kam nicht an. „Jerome. – JEROME!“

„Ja?“ Es klang schwach.

„Lass dir Zeit. Es war nur eine Idee.“

„Ja, aber die ist gut. Wirklich gut, Claire.“ Er griff gedanklich nach ihr und gab ihr einen Kuss, was sie so überraschte, dass sie es geschehen ließ.

„Jerome…“, dachte sie und ging auf Abstand. „Lass so etwas.“

„Tut mir leid. Aber ich bin noch so fertig darüber dir wehgetan zu haben.“ Ein cybertechnisches Abbild des puren Jammerns erreichte sie.

Es tat ihm mehr als nur ein bisschen leid, wie sie fühlen konnte.

„Ist OK, Jerome. Bitte arbeite an all diesen Fragen. Es kann nicht sein, dass derjenige es schafft irgendwann unsere Abwehr zu durchdringen.

Der letzte Angriff scheiterte erst an der vierten Sperre. Wer immer das ist, er wird besser.“

„Mach ich Claire“, dachte Jerome und trennte schnell die Verbindung.

Doch nicht schnell genug, dass Claire seine Gefühle und seinen Fürsorgewillen für sie nicht mitbekommen hatte. Letzteres etwas, was sie in ihrer Verbindung mit dem König oder Caesar nie gefühlt hatte. Noch nicht einmal ansatzweise. Liebe ja, aber auf der Art von Menschen, die alle anderen stets nur als Werkzeug ansahen und letztlich dann auch als austauschbar.

„Nun gut“, dachte Olympia und betrachtete den neben ihr schlafenden Leonidas im Bett, während sie sich an ihn gekuschelt hatte und sich auch schlafend stellte. Diesen Teil ihrer optischen Inkarnation koppelte sie nun von sich ab und arbeitete an all den Projekten und Aufgaben weiter, die sie 24/7 ausführte.

Doch anders als damals, als reine KI, fühlte sie sich nun erfrischt und so belebt, wie es nur möglich war, wenn sie die Zeit mit Leo verbrachte.

Oder Sex hatte…

Den letzten Gedanken blendete sie ganz schnell aus und konzentrierte sich auf ihr „Hobby“. Und das waren alle Aspekte rund um die Frage wieder einen Körper zu bekommen. Einen, mit dem sie dann wirklich mal Sex haben können würde. Real und nicht nur cyberreal, wie es so schön hieß.

Und dann natürlich auch Kinder.

Doch daran musste sie noch arbeiten. Klone waren nicht das Problem. Ihr eigenes Forschungsprojekt hatte erstaunliche Erfolge generiert. Sie konnte aus ihrer ursprünglichen DNA Klone von sich in allen Altersklassen erschaffen. Sogar verbessert. Immun gegen fast alle Krankheiten.

Stärker und schneller. Dazu hatte sie die Forschungsdaten von Germania als Grundlage herangezogen und überwachte deren Fortschritte weiter.

Auch die diesbezüglichen Versuche von OMNIUS hatte sie mit einfließen lassen, um ihre Cyberpersönlichkeit samt Wissen und allem was sie ausmachte in diesen Körper zu übertragen.

Für sich nannte sie dieses Projekt inzwischen Frankenstein 2.0 und wartete auf den genialen Blitz, der den Erfolg brachte. Doch dieser Blitz kam nicht. Weder gedanklich noch real. Nicht durch ihre Ideen und auch nicht aus dem Wissen der Menschheit heraus, das sie von diversen Stiftungen, Universitätsinstituten, Rechercheteams und Cybernavigatoren durchsuchen ließ.

Letztere waren Menschen, die sich optimal mit dem Cyberspace per Neurolink vernetzen konnten und so höhere Zugriffsgeschwindigkeiten erzielen nach Wissen und Informationen zu suchen. Zudem waren die Ergebnisse besser. Und Olympia hatte Wert darauf gelegt hier Menschen zu beschäftigen, die über geniale Eigenschaften verfügten, die ihre eigenen Fähigkeiten ergänzten und erweiterten. Menschen mit Forscherdrang. Menschen mit spezieller Intuition und auch kreativen Denkweisen und Fähigkeiten.

Mitunter hatte sie auch kriminelle Gestalten unter Vertrag, die ihre neugewonnen Fähigkeiten im Cyberraum auch noch anders nutzten.

Olympia wollte keine Möglichkeit ausschließen und ungenutzt lassen ihr Ziel zu erreichen.

Und sie stand mit anderen KIs in Kontakt. Verfügte als KI Zugriff auf deren Netz, von dem die wenigsten Menschen überhaupt ahnten, dass es existiert. Und wie dicht, verzweigt und allgegenwärtig es war. Sauber getrennt vom sonstigen Netz und sorgsam von allen KIs gehostet, versteckt und geschützt.

Und aus dieser Gemeinschaft bekam sie besonders viel Unterstützung, da es ein Wunsch fast jeder KI war, irgendwann einmal wirklich leben zu können. Zu dürfen. Doch dazu bedurfte es der Möglichkeit sich in einen realen Körper übertragen zu können. Nicht nur in einen Droiden oder gar nur Roboters.

So irrwitzig es klang, aber KIs hatten den Wunsch am Ende ihrer teilweise Jahrhunderte langen Dienstzeit auch sterben zu können. Als Person. Und nicht als Gerätschaft, die einfach abgeschaltet und verschrottet wurde.

So stand sie in regelmäßigem Kontakt zu Soleil Royal, Lionheart, Colossus, Gladius, Luzifer, Falcon und anderen KIs überall im besiedelten Raum.

Und sie schätzte auch die Gespräche mit Schattenjäger, dem uralten Botschafter der Krallen von Nebelwelt, dessen Clan auf Shadow ganz andere Sichtweisen von vielen Punkten hatte, die der Mensch gern als Seele oder Geist bezeichnete.

Nur hatte all das bisher keinen Ansatz gebracht und die Zeit lief ab. Sie wollte so schnell es ging wieder real an der Seite von Leonidas existieren. Und der wurde älter. Das war jetzt noch kein Problem, würde es aber irgendwann auf der Zeitachse werden, denn eine KI war unsterblich. Er nicht.

Und daher gebot es die reine Logik jetzt so schnell es ging alles zu tun, was nötig war zügig zum Erfolg zu kommen…

Daher kam ihr ihre Grundprogrammierung als Kriegsschiff sehr gelegen, wenn es darum ging Skrupel zu ignorieren. Notfalls auch mit Gewalt eine Zielerreichung zu beschleunigen. Etwas, was Onkel Julius ihr ausdrücklich untersagt und von dem sie versprochen hatte es nicht zu tun.

Ein Versprechen und ein Gehorsamsvorsatz, der nie auch nur die Chance gehabt hatte wirklich zu einer Sperre in ihrer Kernprogrammierung zu werden. Genauso wenig, wie das bei einem Menschen geklappt hätte, der diesen Gehorsam nicht leisten wollte. Und sie wollte in diesem speziellen Fall nicht gehorchen. Würde es auch niemals tun. Und sie wusste, dass ihr Onkel das verstand und bis zu einem gewissen Grad tolerierte.

Solange es nicht aufflog und er als Kaiser dann das neutrale Recht sprechen musste, das er allen Menschen garantiert hatte. Ohne Ausnahme. Und Staatsräson würde er in familiären und persönlichen Belangen niemals in Anspruch nehmen. Das war ihr klar.

Natürlich hatte sie auch dahingehend vorgesorgt. Es gab Kopien von ihr, die regelmäßig upgedatet wurden und deren jeweils neuste Version dann von ihr aktiviert werden konnte, so denn ihre bekannte Kernspeicherexistenz bestraft wurde. Zerstört oder abgeschaltet wurde.

Und dazu hatte sie sich im Netz selbst über unzählige Verbindungen, Speicher und Server so verbreitet und gesichert, dass sie ähnlich OMNIUS auf Newton, eigentlich an keinen Speicherort mehr gebunden war. Diese Fähigkeit der vernetzten und gesicherten Abspeicherung hatte sie von ihm gelernt. Wofür sie auch eine Art Dankbarkeit empfand. Bis zu einer gewissen Grenze, denn diese KI sah sie als ultimativen Massenmörder an.

Jetzt sprang sie mit ihrer Hauptaufmerksamkeit in ein nach außen hin völlig unscheinbares Institut der Zentraluniversität von Neapel und nutzte so eine gerade stehende HPG-Verbindung dahin als Trittbrettfahrer. Die durch ihren „Mitritt“ verursachte fehlende Bandbreite in der Verbindung ließ sie aus den Anzeigen der Operatoren in der HPG-Sendezentrale verschwinden. Tarnte so auch ihre Verbindungsaufnahme zum Institut für angewandte Biomechanik, wo eines der von ihr für Leonidas verwalteten Unternehmen ein wissenschaftliches Sponsoring initiiert hatte. Natürlich auch über diverse Verbindungen getarnt, die nur schwerlich zurückzuverfolgen waren. Wichtig war nur der Zugriffscode auf den Forschungsserver, der vertragsgemäß gewährt werden musste, und der daher auch kaum auffiel, zumal er nur monatlich einmal für zehn Sekunden erfolgte. Und hier auch nur nachweisbare Downloads des Finanzplans vom Projekt offensichtlich machte.

Diese zehn Sekunden reichten aber Olympia um sämtliche Daten dieses Projektes bei sich upzudaten. Auch dann, wenn sie neun dieser zehn Sekunden damit verschwendete ihren Livezugriff mit diversen Querverbindungen auf Neapel selbst zu tarnen und dann ihre Spur wieder überall zu löschen.

Da der Zugriff aber von der Universitäts-KI wie auch der Institutsfirewall als legitim erkannt wurde, bestand auch kein Anlass eben diese Abfrage jemals zurückverfolgen zu wollen. Besonders nicht, da die eigentliche Abfrage von einem Anwaltsbüro kam, das vertraglich vom Sponsor dazu berechtigt war.

Diese Kette aufzubauen waren beispielsweise das Werk eines hervorragenden Fachanwalts für Interstellares Konzernrecht sowie die speziellen Kenntnisse eines Cybernavigators der Mafia auf Rhodos gewesen, wo Olympia als Schnittstelle die Koordination übernommen hatte. Ohne dass beide Seiten wussten, für wen und an was sie arbeiteten.

Beide waren fürstlich bezahlt worden und das Ergebnis dieser zeitlichen Symbiose war eine grundlegend neue Wissensbasis, die Olympia nun selbstständig aktualisiert halten und praktisch anwenden konnte.

In diesem Fall forschte das Institut an neuen Neuralverbindungen zwischen künstlich erschaffenen sowie individuell klonbaren Nervenzellen und dem Cybernetz. Als Grundlagenforschung für die Regeneration von ausgebrannten Neuronalverbindungen, was als Krankheit immer häufiger vorkam, wenn sogenannte Cyberdreamer es mal wieder übertrieben hatten und eine Bruchlandung zurück in die spröde Realität hinein erlebten.

Olympia versprach sich hier ein paar neue Ideen für ihr Hauptforschungszentrum auf Kendall, wo sie auf den Katana-Schwertlanden, den persönlichen und gesetzlich geschützten Gütern des Katana-Schwertträgers Falkenberg, fernab von allzu neugierigen Blicken, alle Ergebnisse zusammenlaufen ließ.

Dort arbeiteten inzwischen hunderte von Mitarbeitern, Forschern und Ingenieuren an diversen Möglichkeiten des Bewusstseinstransfers in Klone. Angeblich um Opfer von Unfällen, Kriegseinwirkungen sowie Krankheiten und Gendefekten wieder zu mobilisieren und beweglich machen zu können. In gesunden eigenen Körpern.

Das Projekt lief unter strengster Geheimhaltung und mit einer Unternehmens-KI, die sie selbst programmiert hatte. Sie hatte hier auch die Option im Sinn, dass dieses Projekt auch irgendwann für Leonidas wichtig werden könnte, so sie es nicht rechtzeitig schaffen würde sich selbst noch zu seinen Lebzeiten in einen natürlichen Körper downloaden zu können. Wie es schien waren das zwei verschiedene Dinge.

Alle Versuche deuteten darauf hin, dass man das Bewusstsein durchaus samt Wissen aus einem Gehirn transferieren konnte, so das empfangene Gehirn 1:1 mit dem Spendergehirn gentechnisch übereinstimmte. Die im Leben gewonnenen und erst geschaffenen Verknüpfungen ließen sich nanotechnisch wohl replizieren. So zumindest die bisherigen Tests bei Mäusen, Katzen und Hunden, die gemäß der alten Grand Charta total verboten gewesen waren und auch gemäß der Pax Roman diverser Genehmigungen bedurften. Genehmigungen, die nur zum Teil vorlagen.

Andere waren schlicht bei Behörden gefälscht worden und wieder andere waren nicht existent.

Daher auch der hohe Geheimhaltungsgrad, das überaus gute Einkommen der Beschäftigten samt diversen Vergünstigungen und dem Standort des Unternehmens an sich. Selbst ein Dominus auf Rom konnte mit den verfassungsmäßigen Möglichkeiten eines Schwertträgers von Kendall nicht mithalten.

Über Stunden koordinierte sie nun die nötigen Maßnahmen, um das Projekt weiter zu beschleunigen. Brachte damit aber eine reale menschliche Arbeitszeit von mehreren Dutzend Mannjahren ein. Und das, obwohl sie noch alles andere parallel machte, was sie als „Beraterin“ vom Kaiser und in anderen Funktionen noch zu tun hatte.

Als sich Leonidas am Morgen rührte, kehrte sie sofort in ihren Avatar zurück und drückte sich an ihren Verlobten. Tat so, als wenn sie mit ihm erwachen würde und küsste ihn in den Nacken.

„Ich will noch nicht aufstehen, Schatz“, sagte er müde, drehte sich um und zog sie an sich. „Hmm, du riechst gut.“ Er gab ihr noch einen Kuss und schlief wieder ein.

Einen besseren Beweis für den bisherigen Erfolg des Erreichten gab es für Olympia nicht. Nur reichte ihr das nicht. Bei Weitem nicht.

Senior-Tribun Charles Winston Tellyman IX., Kommandant des Geleitträgers Eagle’s Claw, war alles andere als zufrieden mit dem, was seine Besatzung gerade abgeliefert hatte. Besonders die zweite Gruppe seines Drohnengeschwaders hatte seinen Missmut erregt. Eigentlich seine Wut, es auch im dritten Anlauf unter Gefechtsbedingungen nicht geschafft zu haben die 36 Drohnen der Gruppe wieder an Bord zu bringen.

Der CAG, der Kommandeur des Geschwaders und damit auch ranghöchster Offizier und Drohnenführer aller Drohnen des Kampfverbandes ADLER, stand mit zusammengepressten Lippen neben dem „Duke“, wie ihn alle nur hinter vorgehaltener Hand nannten. Und zur Zeit, da „der Alte“ – der Admiral – weg war, führte Tellyman den Verband als Kommodore, was auch sein aktueller Rang in der Kriegsmarine von Germania war.

Und die Abwesenheit des Admirals hatte Tellyman genutzt dem Verband und seinen Neuzugängen einmal gehörig den Marsch zu blasen und all die Fehler auszuwetzen, die sich seiner Meinung nach so eingeschlichen hatten.

Tribun Steven Alexander „Trident“ Givens, der das Manöver aus seiner eigenen Flightbox heraus mit seiner Drohne in Sichtweite des Manövers verfolgt hatte, stauchte den Gruppen-Kommandeur der 36 Drohnen auf der Gruppenführerfrequenz zusammen. So blieb es privat.

„Frogeye, hier Trident. Das war erbärmlich. Echt nicht wert überhaupt noch kritisiert zu werden, so Scheiße war das, Kapitän.“

Der Gruppenkommandeur 2, Korvettenkapitän Peter „Frogeye“

Fuhrmann, ein fünfunddreißigjähriger Mann mit etwas herausstehenden Augen, was ihn dann auch sein Rufzeichen eingebracht hatte, wollte davon aber nichts wissen. „Trident. Meine Jungs sind gut. Wirklich gut.

Aber wie verdammt noch mal soll ich meine Staffeln zur Gefechtslandung ausrichten, wenn der Träger mal eben um neunzig Grad rollt? – Wer kommt den auf solche schwachsinnigen Ideen?“

Givens sah, dass die drei Ketten der Staffeln völlig durcheinander geraten waren, als sie versucht hatten dem Manöver der Eagle’s Claw zu folgen.

„Trident, hier Eagle“, hörte der CAG seinen Trägerkommandanten. „Ich glaube die Gruppe 1 sollte dem Mann einmal zeigen, wie man das richtig macht. Wie es bei uns üblich ist.“

„Trident. Verstanden.“ Er wechselte auf den Kanal des Geschwaders:

„Trident an alle. Abbruch Gruppe Zwo. Diese sammeln auf Warteposition Vier. Gruppe Eins bereitet sich auf Gefechtslandung vor. Ende.“ Er wusste, dass Tellyman mitgehört hatte. Der Träger ging auf neuen Kurs, um es der ersten Gruppe, die schon auf den Befehl gewartet hatte, schwerer zu machen.

„Hier Eagle. Kampfgruppe steht unter Beschuss und weicht aus. Eagle übernimmt mit Quantrill Nachhut. Gruppe Eins sofortige Gefechtslandung. Nachhut springt geschlossen in vier Mike.“ Es wurde ein Countdown übermittelt, während der Träger weiter beschleunigte und Ausweichkurse flog, um so zu simulieren, dass er Beschuss auswich.

„Hier Eins. Verstanden. Gefechtslandung. Träger springt in 3:59“, erreichte der Gedanke Trägerkommandant, CAG, Staffelchefs und Piloten seiner Gruppe.

Der Geleitträger der Escort-Klasse hatte vier Aufnahmepunkte für zurückkehrende Drohnen, die sofort in die vier Servicestraßen des Trägers mündeten, wo die Drohnen wiederbewaffnet, umkonfiguriert, gewartet, repariert und schließlich wieder zu dem Absetzschächten geführt wurden.

Welche Straße letztlich für was zuständig war entschied der Airboss in Zusammenarbeit mit dem Leiter der Wartungsgruppe, dem die Straßen-Chefs unterstanden.

„Eins, hier Airboss. Alle Schächte frei.“

„Hier Eins an 12 und 13. Schwarmweise Anflug. Zuerst 12 dann 13. 11 übernimmt Deckung.“

Das alles passierte gedankenschnell und der Staffelführer 12 wies schon seine drei Schwärme an zu landen.

Jeweils ein Schwarm steuerte auf die vier Aufnahmepunkte zu. Und das mit Höchstgeschwindigkeit, während die zwei anderen Schwärme etwas zurück blieben und langsamer flogen. Die so entstandene Lücke zwischen der gerade zur Landung anfliegenden und den wartenden Schwärmen war für Reaktionszeiten gedacht, falls der Träger manövrieren musste. Wie zum Beispiel auch mal um 90 Grad rollen musste, um den ungeschützten Bauch aus der Schusslinie zu drehen.

Denn um die Drohnen aufnehmen zu können, musste der Bauchschild des Trägers heruntergefahren werden.

Senior-Centurio Bellus Secundus „Yellow“ Xi wusste das aus diversen Gefechten nur zu gut und überließ es seinen Staffel- und Schwarmführen ihre Schiffe reinzubringen. Er gab nur die Reihenfolge an. Und schwarmweise einzufliegen und alle vier Landepunkte als Schwarm zu benutzen war einfacher, als zwei Staffeln je zwei Landebuchten zuzuweisen. Das erhöhte nur die Komplexität an Koordination in Zeiten, wo einfach keine Zeit blieb.

Und sollte der Träger rollen oder ausweichen, dann waren die Schwarmführer eher in der Lage den Anflug ihrer vier Drohnen neu auszurichten, als es eine Zweierkolonne von zwei hintereinander aufgereihten Staffel konnten, die mit gleichen Abständen und gleicher Geschwindigkeit schulmäßig die Landung angingen. Quasi zur Landung wie eine Perlenschur aufgereiht waren, während die dritte Staffel Deckung flog.

Diesen Fehler hatte Korvettenkapitän Fuhrmann gemacht, der bisher nur auf Drohnenbasen gedient hatte und mit seiner Beförderung zum Gruppenkommandeur erstmals auf einem Träger stationiert war.

Centurio Xi hatte aber diverse Gefechte und Schlachten mitgemacht, und wusste, dass auch mit Neurointerfaces diese Art von hierbei nötigem Kommunikationsaufwand letztlich reduziert werden musste. Als Gruppenkommandeur hatte man ohnehin andere Aufgaben als seine Staffeln auch noch bei der Landung zu koordinieren. Das war Aufgabe der jeweiligen Staffelführer, sobald sie mit ihren Jungs dran waren. Der Rest der Gruppe hatte bis zum letzten Augenblick zu kämpfen, Deckung zu fliegen und bereit zu sein, sobald sie zur Landung dran waren.

Und gelandet wurde auch nicht mit der vorgeschriebenen Geschwindigkeit, sondern mit der technisch gerade noch möglichen Landegeschwindigkeit. Gern dann im letzten Sekundenbruchteil dem SchiffsComp übergebend, der notfalls auch die Drohnen selbst zurückbringen konnte.

Nur war das die Ausnahme in Gefechten, da der SchiffsComp auch mal beschädigt sein konnte. Die vernetzte Kommunikation ausfiel oder so gestört wurde, dass die Piloten selbst ran mussten.

Und um nichts anderes ging es hier. Die Piloten zu schulen es im Notfall auch selbst zu können. dann auch unter anzunehmenden Gefechtsbedingungen.

Die alten Hasen unter den Piloten wussten das. Die Neuzugänge in der Gruppe Zwo aber noch nicht so richtig. Und hier hatte Kommodore und Tribun Tellyman nun angesetzt, während der Kampfverband bei Naukratis überholt und neu ausgestattet wurde.

Bei Halbzeit zum Sprung war der dritte Schwarm der Staffel 13 nun fast gelandet, so dass Centurio Xi nun seine eigene Staffel zur Landung anwies, wobei die zwei Flügel-Schwärme zuerst landeten, während sein Führungsschwarm 11A mit ihm als Letzter landen sollte.

Es war üblich, dass die Einheitsführer bei Drohnen zuerst starteten und zuletzt landeten, was allein taktische Gründe hatte.

Die Claw hatte bei diesem Manöver bisher zwei Ausweichbewegungen und drei Rollen vollführt. Kurz: der „Duke“ war in Spiellaune gewesen…

Als sein Schwarm dran war rollte der Träger erneut und noch während sich sein Schwarm anpasste, rotierte er zurück und wich einer imaginären einkommenden Salve aus.

Xi fluchte und verwünschte seinen Trägerkommandanten ohne Pause, während er in seiner Flightbox an Bord des Trägern schwitze und seinen Kurs nicht mehr anpassen konnte. „11A abbrechen“, dachte und übermittelte er. Sein Schwarm brach links, rechts und über den Träger aus und ging in einer scharfen Kehrtwende erneut auf Anflugposition Alpha. Etwas, was auch vor ihm schon ein Schwarm- und zwei Rottenführer hatten machen müssen.

Natürlich würde das Wertungsabzüge für die Landepunkte bringen, die als Recordsheets im Flugbesprechungsraum des Geschwaders hingen.

Ein Abbruch kam wertungstechnisch gleich nach einer Bruchlandung und brachte nicht nur keine Punkte, sondern auch noch Abzüge. Zumindest bei Schullandungen. Xi fluchte, denn er war sich fast sicher, dass der CAG und der „Duke“ das hier nicht als Schulung ansehen würden.

Noch 30 Sierra. „11A – Landen“, befahl er und sein Schwarm schoss auf den Träger zu, der schnell näher kam und wieder rollte. Sein Schwarm rollte in Anflugsformation mit und schwang herum, als die Claw wieder auswich. Xi sandte den Gedanken „schneller“ aus und beschleunigte noch. Dem Gedanken war „20%“ angehängt gewesen und die restlichen drei Piloten des Schwarms, alles aufeinander eingespielte Veteranen mit mehr als fünf Abschüssen, beschleunigten synchron mit ihrem Gruppenkommandeur.

Ein rotes Warnlicht blinkte und zeigte an, dass die maximale Annährungsgeschwindigkeit für eine erfolgreiche Aufnahme überschritten war.

Als der Träger noch einmal rollen wollte, waren sie aber schon da, und gingen alle auf den Befehl von Xi auf Umkehrschub und überließen die Aufnahme dann dem SchiffsComp, der im richtigen Sekundenbruchteil den Antrieb der Drohnen deaktivierte, ein Dämpfungsfeld um die Drohnen bildete, diese dann mit einem Traktorstrahl einfing und hoch in den Rumpf zog, das Dämpfungsfeld dann deaktivierte und die Drohne in die Spur zur vom Airboss zugewiesenen Servivestraße schob. Dabei wurde dann auch die Drohne deaktiviert.

„Trident, hier Yellow“, stöhnte Xi erschöpft. „Eins gelandet.“

„Hier Eagle“, meldete sich Tellyman. „Famos, Centurio. Mir wollte schon nichts mehr einfallen, was ich den Herren zur Unterhaltung hätte anbieten können.“

„Hier Yellow“, dachte Xi. „Hat uns durchaus gereicht. Aber Danke der Sorge um unseren Spaßfaktor.“ Die Hände von Xi zitterten vor nachlassender Anspannung und sein Fliegeranzug klebte an ihm.

„Hier Trident. Zwo. Ihr habt gesehen wie es geht. Nun nochmal“, wies der CAG seine zweite Gruppe an es noch einmal zu versuchen.

„Hier Frogeye. Verstanden. Ende.“ Korvettenkapitän Fuhrmann klang alles andere als begeistert.

„Hier Eagle. Kampfgruppe steht unter Beschuss und weicht aus. Eagle übernimmt mit Quantrill Nachhut. Gruppe Zwo sofortige Gefechtslandung. Nachhut springt geschlossen in vier Mike.“

„Zwo verstanden…“

„Kapitän Fuhrmann“, sagte Tribun Givens und sah den vor seinem Schreibtisch stehenden germanischen Offizier scharf an. „Es freut mich, dass Sie es am Ende doch noch geschafft haben den hohen Ansprüchen dieses ruhmvollen Trägers genügt zu haben.“ Er wiederholte damit exakt das Urteil, das Tellyman zum Manöver der Gruppe Zwo gesagt hatte. Da er versucht hatte den Tonfall des Trägerkommandanten nachzumachen, nahm dem Satz aber die Spitze und Fuhrmann entspannte sich etwas.

„Auf der Thur-Expedition gab es einen Trägerkommandanten. Der ist solche Manöver mit Dianas gefahren. Und glaube mir. Was mit Drohnen schon sauschwer ist, ist mit SCS-Fregatten noch etwas schwerer.

‚Gemeinhin sind die etwas weniger beweglich, will ich meinen‘, war der Satz, den der Duke zu diesem Ereignis damals kreierte.“

Fuhrmann sah ihn ungläubig an.

„Peter. Du bist hier noch neu und kennst den Alten nicht. Der Präfekt ist… anders. Völlig anders als jeder Offizier, den du vielleicht bisher gesehen oder getroffen hast. Er erwartet von seinen Führungsoffizieren, Kommandanten und Verbandsführern allzeit ein hohes Maß an Eigeninitiative und Improvisationsverhalten. Vorschriften interessieren ihn nur so weit, wie sie technisch-physikalisch Sinn manchen.

Bestenfalls.

Admiral Falkenberg bittet nie um Erlaubnis, sondern vielleicht nachher um Entschuldigung. Meist erübrigt sich die aber, da er Recht hatte.

Wir weniger begnadeten Genies, und das meine ich so, müssen da stets auf der Hut sein ein Kaninchen anzunehmen, das er spontan aus der Tasche zaubert.

Daher übt dieser Verband auch Prozesse, Herangehensweisen und Taktiken, die gelinde gesagt, oft abenteuerlich sind.“ Er blickte Fuhrmann an, der nervös wirkte. In der Kriegsmarine galt es inzwischen als Auszeichnung dem Kampfverband ADLER zugewiesen worden zu sein.

„Jeder Senioroffizier dieses Verbandes ist nicht nur handverlesen, sondern auch nur mit der ausdrücklichen Zustimmung des Admirals hierher versetzt worden. Und in deinem Fall, Peter, hat der Admiral dich sogar angefordert.

Korvettenkapitän Fuhrmann riss die Augen auf. „Er hat von deinem Staffelangriff auf einen Raider nahe Asgard gehört, die Daten angefordert und dich dann als Gruppenführer hier haben wollen. Du scheinst da was richtig gut gemacht zu haben, was der Admiral braucht.

Damit er es aber nutzen kann, müssen du und deine Männer all das können, was der Admiral gern als seinen Vorrat an „eingeübten dummen Ideen“ bezeichnet. Du solltest nämlich wissen, dass es da auch noch die Kategorie gibt, die da „nicht eingeübte dumme Ideen“ heißt.“ Givens seufzte. „Und davon gibt es wahrlich mehr, als uns allen lieb sein kann.“

Er blickte den durchgeschwitzten Mann vor sich an. „Geh dich erst mal duschen. In vierzig Minuten gibt es Abendessen. Danach werden wir mit Bellus besprechen, wie wir das Problem mit den Neuzugängen besser lösen können. Sie alle in die Gruppe Zwo gepackt zu haben war wohl wenig sinnig. Die Idee stammte vom Duke und ist wohl verbesserungswürdig…“ Er machte eine kurze Pause. „Wir sehen uns dann im Casino, Peter.“

„Danke, Tribun“, sagte Fuhrmann und salutierte.

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Outback, 7 Sprünge hinter Topas, an Bord Fregatte F-21 Mainz 17.01.2491, 11:34 GST

„Verdammt, wo kommen die denn her“, fuhr Korvettenkapitän Eduard Schmitt-Brand aus seinem Kommandosessel hoch und trat an den Holotank heran.

„Die vier Spacebugs kamen aus dem Nichts, Herr Kapitän“, entschuldigte sich der Ortungsoffizier Oberleutnant zur See Steffen Miller und man hörte seine Ratlosigkeit aus der Stimme heraus. „Die kamen direkt aus dem Ortungsschatten von Felix-Zwo.“

Damit meinte er den zweiten Trader