Sprühende Funken (Sweet Romance) - Bella Andre - E-Book

Sprühende Funken (Sweet Romance) E-Book

Bella Andre

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Beschreibung

Angelina Morgan übt Feng-Shui, eine alte Kunstform, aus. Will Scott ist Geschäftsmann durch und durch und glaubt an nichts, was er nicht sehen und anfassen kann. Mit Hilfe einer aufdringlichen Ex-Frau, einer wohlgesinnten besten Freundin und einer Mutter, die gern Kupplerin spielt, finden Angelina und Will heraus, was geschieht, wenn sich Gegensätze anziehen ... und die Funken sprühen. *** Sweet Romance *** Komm, gib mir deine Hand Sprühende Funken *** Married in Malibu *** Wellen der Gefühle (Married in Malibu 1) Die Sommerhochzeit (Married in Malibu 2) Braut ohne Schuhe (Married in Malibu 3) Hochzeit im Mondschein (Married in Malibu 4) *** Liebesgeschichten von Walker Island *** Für immer deine Liebe Diese Liebe ist wie keine Liebe aus heiterem Himmel Alles aus Liebe Für immer in Liebe vereint *** Vier Hochzeiten und ein Fiasko *** Liebe ganz unerwartet Mit der Liebe flirten Schon mal was von Liebe gehört? Kennst du die Regeln der Liebe? Gib dich der Liebe hin

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SPRÜHENDE FUNKEN

Bella Andre schreibt als Lucy Kevin

Inhaltsverzeichnis

Bucheinband

Titelseite

Copyright

Über das Buch

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Epilog

Auszug aus Liebe ganz unerwartet

Alle Bücher von Bella Andre in deutscher Sprache

Über die Autorin

SPRÜHENDE FUNKEN

© 2022 Bella Andre schreibt als Lucy Kevin

Lisa Bettenstaedt & Language + Literary Translations, LLC

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www.BellaAndre.com

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Angelina Morgan übt Feng-Shui, eine alte Kunstform, aus. Will Scott ist Geschäftsmann durch und durch und glaubt an nichts, was er nicht sehen und anfassen kann. Mit Hilfe einer aufdringlichen Ex-Frau, einer wohlgesinnten besten Freundin und einer Mutter, die gern Kupplerin spielt, finden Angelina und Will heraus, was geschieht, wenn sich Gegensätze anziehen … und die Funken sprühen.

KAPITEL 1

„Wow“, sagte Angelina Morgan laut, als sie vor der riesigen Villa aus ihrem Wagen stieg. „Das ist ein wirklich bombastisches Haus.“ Sie hatte Fotos von solchen Gebäuden in Zeitschriften gesehen, aber in eines hineingegangen war sie noch nie.

Sie hatte zwei Stunden Zeit für diese Feng-Shui-Beratung eingeplant.

Sie würde zwei Wochen brauchen.

Angelina nahm an, dass Maria in The Sound of Music sich genauso gefühlt haben musste, als sie das Haus des Kapitäns zum ersten Mal sah. Ich muss selbstsicher sein, dachte sie, holte tief Luft und ging den langen Weg durch den Vorgarten.

Sie klingelte an der Tür und wartete. Keine Antwort. Sie klingelte erneut.

Schließlich hörte sie sich nähernde Schritte und die Tür ging auf. Angelina wollte sich gerade vorstellen … doch es kam ihr kein einziges Wort über die Lippen.

Der Mann, der vor ihr stand, war, in einem Wort gesagt, perfekt. Sein dunkelblondes Haar hob seine blauen Augen hervor. Die gebräunte Haut unterstrich seine markanten Wangenknochen, seine große Nase und seine bezaubernden Lippen.

„Sind Sie Angelina Morgan?“

Überwältigt von ihren unprofessionellen Gedanken über ihren Kunden, bekam sie kaum ein Ja heraus. Seit Monaten hatte sie nicht mehr an Sex mit einem Mann gedacht und es erschreckte sie, dass ihre tote Libido zu so einem unangemessenen Zeitpunkt wieder lebendig wurde.

Sie war noch beunruhigter, als ihr Kunde „Will Scott“ sagte und dann ihre Hand drückte, sodass sie ein heißer Schauer durchfuhr.

Schnell zog sie ihre Hand zurück, griff ungeschickt nach einer ihrer Visitenkarten und sagte: „Es tut mir wirklich leid, dass ich ein paar Minuten zu spät dran bin. Ich war noch nicht oft hier in der Gegend und ich befürchte, ich habe mich ein wenig verirrt. Naja, jedenfalls möchte ich, dass Sie wissen, dass ich gern so lange bleibe und für Sie arbeite, wie es nötig ist, auch wenn Ihr Haus größer ist, als ich angenommen hatte.“

„Eigentlich muss ich mich um dringende Angelegenheiten kümmern. Je schneller wir das Ganze also vom Tisch haben, desto besser.“

Angelina wusste, dass sie sich entgegenkommend zeigen sollte. Nicht nur, dass sie Verspätung hatte, sondern angesichts der Größe seiner Villa bedeutete wahrscheinlich jede Minute in ihrer Gesellschaft für ihn einen Verlust von Millionen von Dollar.

Um noch einmal von vorn anzufangen, zauberte sie ihr aufrichtigstes Lächeln herbei. „Zunächst einmal, Mr Scott …“

„Nennen Sie mich Will.“

Als Zeichen ihrer Zustimmung nickte Angelina leicht mit dem Kopf. „Okay Will, ich möchte herausfinden, wie viel Sie schon über Feng-Shui wissen – ganz besonders, weil Sie diese Beratung von einer Freundin geschenkt bekommen haben.“

„Eine Freundin ist sie nicht gerade.“ Er machte eine kurze Pause. „Susan ist meine Ex-Frau.“

Nur schwer gelang es Angelina, sich davon abzuhalten zu rufen: Ach wirklich! Sie räusperte sich und sagte: „Wie gesagt, da Ihnen die Feng-Shui-Beratung von Ihrer … ähm … Ex-Frau geschenkt wurde, …“ Sie hielt wieder inne, um sich erneut zu räuspern. „… ist es wichtig für mich zu wissen, wie viel ich erklären muss.“

„Ehrlich gesagt mache ich mir nur Sorgen darum, dass die Nachbarn herausfinden, dass ich mich an Zauberei und Hexerei versuche.“ Er ging an ihr vorbei und schaute auf die Straße. „Sie haben keine Beschriftung auf Ihrem Wagen, oder?“

Im Stillen rief sie sich in Erinnerung, dass es ihr immer gelungen war, die entschiedensten Ungläubigen zu den größten Anhängern der alten Kunst zu machen, also sagte sie: „Vielleicht reden wir ein paar Minuten lang über die Konzepte von Feng-Shui, bevor wir mit der Beratung starten? Dann werden Sie verstehen, warum das absolut nichts mit Zauberei oder Hexerei zu tun hat.“

„Hauptsache, wir sind vor meinem Meeting fertig.“

Angelina spürte, dass sie Spannungs­kopfschmerzen bekam. „Hat Susan Ihnen erklärt, dass wir mindestens zwei Stunden für die Beratung brauchen?“

„Zwei Stunden? Zwei Stunden Zeit habe ich nicht.“ Wills Handy klingelte und er hob es hoch, um auf das Display zu schauen. „Ich muss den Anruf annehmen.“

Als er sich von der Tür entfernte, schlug eine plötzliche Brise sie vor ihrer Nase zu, sodass Angelina allein auf seiner Eingangstreppe zurückblieb.

Geschockt davon, wie alles lief, wünschte sich Angelina zum ersten Mal in ihrem Leben, sie hätte irgendwelche Zauberkräfte.

Wenn dieser Mann dachte, sie würde darauf warten, dass er sich endlich in den Griff bekam, hatte er sich gewaltig geirrt. Seine Ex-Frau Susan musste eine sehr ruhige, nachsichtige Person gewesen sein, um ihn überhaupt geheiratet zu haben. Susan konnte ihr Geld zurückhaben. Das Erste, worum Angelina sich kümmern würde, wenn sie in ihr Büro zurückkam, war, dass sie Mr Scott ein für alle Mal loswerden musste.

Auf Nimmerwiedersehen.

KAPITEL 2

Angelina war immer noch mehr als nur ein bisschen nervös, als sie ihre Autotür zuschlug. Sie marschierte zur Eingangstür des niedlichen Hauses, das sie gemietet hatte, und steckte den Schlüssel ins Schloss.

Sie schlüpfte hinein, lehnte sich von innen gegen die Tür und betrachtete das Chaos in ihrem Wohnzimmer. Sie verbrachte so viel Zeit damit, anderen Leuten dabei zu helfen, mit ihrer Unordnung fertigzuwerden, dass sie kaum Zeit hatte, mit ihrer eignen klarzukommen.

„Ich muss wirklich bald mal mein Haus putzen“, murmelte sie, während sie die Stapel Zeitschriften, Bücher und Zeitungen betrachtete.

Sie ging in ihr Büro, setzte sich an den Computer und kontrollierte ihre E-Mails. Sie sah eine Mitteilung, die gerade von Rose vom Rose Chalet eingegangen war. Angelina hatte sich schon immer gewünscht mit Rose zusammenzuarbeiten, und überflog rasch die Nachricht. Rose bot ihr an, das Chalet als Location für Angelinas Titelgeschichte in der Zeitschrift Professional Woman zu nutzen.

Die Ironie ihres Schicksals entging Angelina nicht. Ihr Job war es, anderen in allen Bereichen ihres Lebens zu einem Gleichgewicht zu verhelfen, aber da ihr Geschäft schnell gewachsen war, war ihr eigenes Leben von ihrem beruflichen Erfolg völlig aus dem Gleichgewicht gebracht worden. Paradebeispiel: Sie konnte sich nicht daran erinnern, wann sie zum letzten Mal ein Date gehabt und sich tatsächlich amüsiert hatte.

Es war ja irgendwie klar, dass der erste Mann, von dem sie sich seit Jahren angezogen fühlte, nicht nur als Kunde tabu, sondern obendrein arrogant und respektlos war.

Nein. Sie würde sich nicht näher mit ihrem glanzlosen Privatleben befassen. Sie hatte Wichtigeres, um das sie sich kümmern musste – zum Beispiel, sich auf den Beitrag in der Zeitschrift Professional Woman vorzubereiten.

Sie ging ihr Kundenbuch durch und suchte nach Susans Nummer. Mit festem Vorsatz griff sie zum Hörer und wählte.

„Susan. Hier ist Angelina Morgan.“

Susan schien ganz begeistert zu sein, von ihr zu hören. „Wie war Ihr Beratungsgespräch mit Will?“

Lieber ehrlich sein, dachte Angelina. „Ich muss Ihnen Ihr Geld zurückerstatten. Ich fürchte, er hat kein Interesse daran, ein Feng-Shui-Beratungsgespräch zu führen.“

„Wie können Sie das sagen?“ Susan Ton klang vorwurfsvoll.

„Er hat mich auf der Veranda vor seiner Eingangstür stehen lassen, um einen Anruf entgegenzunehmen … und er ist nicht zurückgekommen.“ Abgesehen von der Tatsache, dass er unerträglich unhöflich war.

„Ach, ich verstehe“, war Susans ruhige Antwort.

„Ich möchte lieber nicht mit Menschen zusammenarbeiten, die ich erst für das Konzept des Feng-Shui begeistern muss. Das tut weder dem Kunden noch mir gut. Zum Teil ist das alles meine Schuld. Mir war nicht klar, dass Mr Scott sich so gegen das Konzept sträubt. Ich hätte Ihr Geld gar nicht erst annehmen sollen. Ich werde mich umgehend um die Erstattung kümmern.“

„Aber Sie müssen ihm helfen. Irgendjemand muss ihm helfen.“

Angelina seufzte. Warum konnten solche Dinge nicht leichter sein? „Susan, ich denke nicht, dass …“

„Ich muss Ihnen Will erklären! Er ist mein Ex-Mann und wahrscheinlich haben Sie schon jetzt einige der Gründe erkannt, aus denen ich ihn verlassen habe. Aber früher war er nicht so. Ich meine, er hat schon immer gern gearbeitet, aber als ich ihm zum ersten Mal begegnet bin, hat er sich auch viel amüsiert. Als sein Unternehmen dann immer größer wurde, war er leider nur noch selten zu Hause, und wenn er da war, klebte er immer am Telefon oder am Computer.“

Plötzlich fühlte Angelina sich wie eine Eheberaterin. Doch Susan war so richtig in Fahrt, und Angelina konnte sich nicht dazu durchringen, sie zu unterbrechen.

„Das letzte Jahr unserer Ehe war schrecklich. Ich bekam ihn kaum zu Gesicht und hatte das Gefühl, ich wüsste gar nicht mehr, wer er war.“ Susan hielt inne und fügte mit düsterem Tonfall hinzu: „Und er hatte ganz sicher keine Ahnung davon, wer ich war. Also habe ich die Scheidung eingereicht und bin ausgezogen. Dann habe ich in einem Artikel im Chronicle davon gelesen, dass Sie die Gabe haben, das Liebesleben anderer Menschen wieder in Ordnung zu bringen.“

In Angelinas Kopf schrillten die Alarmglocken. „Susan, dieser Artikel war vollkommen übertrieben. Ich bringe doch nicht das Liebesleben meiner Kunden in Ordnung.“

„Angelina, seien Sie nicht so bescheiden! Die Frau, die interviewt wurde, hat gesagt, sie hat Sie kennengelernt und Ihre Ratschläge befolgt, und dann ist sie einem wundervollen Mann begegnet und jetzt sind die beiden verlobt.“

Angelina wollte Susan unterbrechen, um ein wenig Vernunft in die Unterhaltung zu bringen, doch Susan war zu aufgeregt, um sie zu Wort kommen zu lassen.

„Sie sagte, dass eine ihrer Freundinnen kurz vor der Scheidung stand, aber nachdem Sie für sie gearbeitet haben, hat sie die Probleme mit ihrem Mann aufgearbeitet und die beiden sind zusammengeblieben. Erinnern Sie sich nicht an die Geschichte? Sie wurden als Feng-Shui-Amor bezeichnet.“

Angelina versuchte, nicht laut zu stöhnen. Dieser Artikel verfolgte sie nun schon seit Wochen. Anscheinend las die gesamte liebeskranke Bevölkerung der Bay Area den San Francisco Chronicle, denn sie hatte unzählige Anrufe von Menschen erhalten, die darum baten, den Feng-Shui-Amor zu treffen.

Sie hasste diesen Spitznamen. Ihre Kunden bekamen auch bessere Jobs und fühlten sich gesünder, nachdem sie mit ihr zusammengearbeitet hatten, aber niemand nannte sie deshalb Feng-Shui-Rekrutierer oder Feng-Shui-Doktor.

„Susan, ich stimme Ihnen zu. Will braucht vielleicht Hilfe, aber ich …“ Eigentlich brauchte Will große Hilfe.

Susan bemerkte ihre Schwäche und setzte zum Todesstoß an. „Bitte helfen Sie ihm, Angelina. Sie sind meine letzte Hoffnung für eine Versöhnung.“

Angelina war hin- und hergerissen zwischen Selbstschutz und Schuldgefühl. Eines musste sie Susan lassen: Was gab es Besseres, als eine Fremde vollkommen für das Schicksal des eigenen Liebeslebens verantwortlich zu machen?

Wider besseres Wissen sagte Angelina: „Ich kann ihm die Arbeit nicht abnehmen. Ob er sich verändert, hängt nur davon ab, ob er es will.“

„Also versuchen Sie es noch einmal?“

Angelina war bestürzt darüber, wie leicht sie sich dazu hatte breitschlagen lassen, Will als Kunden anzunehmen. Schon wieder. „Einmal werde ich es noch versuchen. Aber erwarten Sie keine Wunder!“

* * *

Will saß in seinem Arbeitszimmer, starrte aufmerksam auf den Bildschirm seines Computers und tippte wie wild.

Er konnte es nicht fassen, dass der neue CFO sich schon wieder einer seiner Ideen widersetzt hatte. Will schickte noch einmal eine letzte E-Mail und lehnte sich dann gegen die Stuhllehne, um sich dreißig Sekunden Auszeit zu nehmen. Er würde den Typen anrufen und ihn dafür zusammenstauchen, dass er so unverhohlen seine Autorität untergrub.

Er fuhr sich kopfschüttelnd mit der Hand durch das Haar. In letzter Zeit bereitete ihm die Geschäftsführung der Personal Technology Inc. einen Kopfschmerz nach dem nächsten. Ob Aktionäre, Vorstandsmitglieder, Angestellte oder Kunden – der Ärger schien kein Ende zu nehmen. Wer weiß, dachte er, vielleicht könnte diese ganze Feng-Shui-Sache tatsächlich helfen. Er hatte gehört, dass auch Donald Trump darauf setzte, und siehe da, er hatte Erfolg.

Oh nein! Er hatte die Beraterin vor der Tür stehen lassen.

Will eilte den Flur entlang zur Eingangstür, doch sie war schon längst weg.

Als seine Ex-Frau Susan ihm gesagt hatte, was sie ihm zu seinem dreiunddreißigsten Geburtstag schenkte, war seine erste Frage „Fung was?“ gewesen. Und dann hatte er ihr gesagt, dass er keinerlei Absicht hatte, heute um 14 Uhr irgendeine Beraterin zu treffen.

Leider gelang es Susan jeden so zu beschwatzen, dass er sich in die Ecke gedrängt fühlte.

Um ihre Gefühle nicht zu verletzen, hatte er sich wider besseres Wissen dazu bereit erklärt, zwei Stunden seiner kostbaren Arbeitszeit zu opfern, um etwas über irgendwelchen geheimnisvollen Hokuspokus zu lernen. Aber das war gewesen, bevor der neue Vorstand seines Unternehmens PTI ihn mit seinen radikalen Plänen überfallen hatte, mit denen er als CEO überhaupt nicht einverstanden war. Nachdem er mehrere 18-Stunden-Tage investiert hatte, um eine Katastrophe zu verhindern, war er vollkommen erschöpft und absolut nicht dazu in der Stimmung, irgendetwas zu tun, das nicht als dringend eingestuft wurde.

Aber selbst wenn er Angelinas Beruf für lächerlich hielt – er zog die Wissenschaft bei weitem der Fantasie vor – musste er sich bei ihr entschuldigen. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass Susan wahrscheinlich eine Feng-Shui-Beraterin nach der anderen zu ihm schicken würde, bis er schließlich eine davon eintreten und sich in seinem Haus umsehen lassen würde.

Er griff zu seinem Handy und tippte die Nummer ein, die auf ihrer Visitenkarte stand. Er war überraschend froh, als er hörte, dass die Beraterin abnahm, und sagte: „Angelina Morgan.“

„Angelina. Hier ist Will Scott.“

Sogar durch die Telefonleitung hindurch hörte er, wie viel Mühe es sie kostete, freundlich und professionell zu klingen. Sie bot ihm ein kühles „Hallo“ an. Susan sagte immer, mit seinem Charme würde es ihm sogar gelingen, einer Nonne den Schlüpfer auszuziehen. Er hatte das Gefühl, er würde all seine Überzeugungskraft einsetzen müssen, um Angelinas Gunst zurückzugewinnen.

„Ich möchte Ihnen sagen, wie leid es mir tut, dass ich Sie heute Nachmittag stehen gelassen habe.“

Wieder hörte er das schreckliche Geräusch der Stille am anderen Ende der Leitung. Angelina war definitiv sauer auf ihn.

„Ich weiß nicht, was ich sagen soll, außer, dass meine Arbeit sehr intensiv ist und mich zu so verrückten Sachen bringt, wie zum Beispiel eine schöne Frau allein vor meiner Tür stehenzulassen.“

Zu spät wurde Will klar, dass er gerade zugegeben hatte, dass er sie für schön hielt. Selbst jetzt konnte er sich noch daran erinnern, wie das Sonnenlicht auf ihrem dunkelbraunen Haar gefunkelt hatte, wie es ihre schönen haselnussbraunen Augen zum Leuchten gebracht hatte. Und daran, dass ihr Mund so weich aussah.

Wie zum Küssen gemacht.

Mit äußerst forscher und sachlicher Stimme sagte sie schließlich: „Danke für Ihre Entschuldigung. Ich schätze sie sehr.“

Erst als er tief ausatmete, bemerkte er, dass er die Luft angehalten hatte.

„Eigentlich bin ich froh, dass Sie anrufen“, sagte sie.

„Wirklich?“

„Ich habe gerade mit Susan telefoniert. Einer meiner Grundsätze ist es, nicht mit Menschen zusammenzuarbeiten, die nicht an meinen Diensten interessiert sind. Ich habe versucht, eine Erstattung für die Beratung einzuleiten.“

Als er eine Welle der Enttäuschung verspürte, wurde ihm klar, dass er sich selbst belogen hatte, was den Grund anging, aus dem er Angelina angerufen hatte. Ja, Susan war wie ein Hund mit einem Knochen und es wäre schneller und leichter, sich ihren Plänen zu fügen. Ja, er war Angelina eine Entschuldigung dafür schuldig, dass er sie vor der Tür hatte stehen lassen, um einen Anruf entgegenzunehmen.

Doch der wahre Grund war, dass er sie wiedersehen wollte.

„Es tut mir leid, dass ich Ihnen diesen Eindruck vermittelt habe. Angelina.“

Er glaubte, sie seufzen zu hören, bevor sie sagte: „Jedenfalls hat Susan hartnäckig darauf bestanden, dass wir einen neuen Termin für unsere Beratung ausmachen.“

„Tatsächlich?“

Er klang wie ein absoluter Schwachkopf. Der Mann, der Investoren davon überzeugen konnte, ihm Millionen anzuvertrauen, wenn er mit nichts weiter als Worten und einer PowerPoint-Präsentation gewappnet war, schien nun über ein Vokabular von etwa zwölf Wörtern zu verfügen. Es ist an der Zeit, den ersten richtig schlechten Eindruck wettzumachen, Kumpel.

„Ich habe eingewilligt, es noch mal zu probieren. Ein letztes Mal.“ Angelina betonte gewollt jedes einzelne Wort. „Und dieses Mal müssen Sie mir garantieren, dass sie zwei Stunden lang ungestört Zeit haben.“

Wills Telefon an seinem Ohr piepte. Das war sein CFO. „Angelina, ich muss den Anruf annehmen. Kann ich Sie zurückrufen?“

„Nein.“

Will hatte schon fast zum eingehenden Anruf umgeschaltet, als ihm bewusst wurde, was sie gesagt hatte. „Nein?“

„Nein“, wiederholte sie. „Und ich brauche Ihre Einwilligung dazu, dass Sie bei unserer nächsten Beratung niemals ans Telefon gehen.“

Der Anruf des CFO wurde zur Mailbox weitergeleitet.

Es war schon lange her, dass jemand Will so direkt herausgefordert hatte. Doch statt irritiert zu sein, empfand er widerwillig Respekt dafür, wie standfest sie blieb. „Könnten Sie morgen Nachmittag wiederkommen?“

„Bis nächsten Donnerstagmorgen bin ich ausgebucht.“

„Super, das passt“, antwortete er, ohne in seinem Kalender nachzusehen. Er würde den Tag einfach umordnen, um ihr entgegenzukommen. Schließlich gehörte das Unternehmen ihm. Die Zeit war reif dafür, ein paar der Vorteile zu nutzen, die sein Titel ihm einbrachte.

* * *

Angelina legte auf, streckte ihren Nacken und rieb mit ihren Händen darüber. Will Scott bereitete ihr üble Kopfschmerzen.

Glücklicherweise schenkte er ihr aber auch noch etwas anderes. Etwas Heißes und Feuchtes in einer Region ihres Körpers, die nicht an viel Action gewöhnt war.

Sofort klingelte ihr Telefon erneut. „Daddy!“ Angelinas Miene erhellte sich. „Ich freue mich so, dass du anrufst!“

„Ich habe große Neuigkeiten für dich.“

„Du bist doch nicht krank, oder?“

„Nein“, tat ihr Vater ihre Sorge lachend ab. „Ich habe jemanden kennengelernt. Sie heißt Louise.“

Angelina lehnte sich entspannt auf ihrem Stuhl zurück. „Oh, Daddy, das ist wundervoll!“

„Und heute Vormittag haben wir uns verlobt.“

Fast ließ sie den Hörer fallen. „Ihr habt was?“ Doch ganz gleich, wie geschockt sie war, sie wollte positiv klingen. „Ich freue mich so für dich.“

„Niemand wird jemals deine Mutter ersetzen …“ Seine Stimme verebbte.

Angelina wollte das ausdrücken, was sie in ihrem Herzen trug, und sagte: „Mom ist vor fünfundzwanzig Jahren von uns gegangen. Du verdienst Liebe und Glück. Das hast du schon immer verdient.“ Sie bemühte sich, begeistert zu klingen, und sagte: „Erzähl mir, wie es dazu gekommen ist.“

„Weißt du noch, als du letztes Mal nach Hause gekommen bist und ich dich um einen Rat gebeten habe? Ich habe alles so gemacht, wie du es mir gesagt hast. Ich habe zwei rosa Rosen in die Vase im Wohnzimmer gestellt, ich habe Bilder von glücklichen Paaren an die Wand gehängt und ich habe alles, was unter meinem Bett war, weggeworfen. Am nächsten Tag habe ich Louise auf der lokalen Gartenschau kennengelernt.“

„Daddy, das ist toll. Ich freue mich so für dich.“

„Ja, wir sind ganz schön aufgeregt und wollen keine lange Verlobung. Ich hoffe, du kannst uns bei unserer Hochzeitsplanung helfen. Kennst du nicht vielleicht jemanden, der Hochzeiten organisiert?“

„Ich helfe dir und Luoise liebend gern. Ich rufe Rose vom Rose Chalet an und wir vereinbaren ein Treffen.“

Als ihr Vater weiter über seine frische Liebe und ihre Verlobung sprach, kam Angelina sich zum ersten Mal tatsächlich wie der Feng-Shui-Amor vor.

Ein Amor, der für alle einen Pfeil übrig hatte, außer für sich selbst.

Nachdem sie aufgelegt hatte, konnte Angelina nicht aufhören, darüber nachzudenken, dass sie nicht nur seit über einem Jahr kein Date mehr gehabt hatte, sondern darüber hinaus noch nicht einmal annähernd so etwas wie die wahre Liebe gefunden hatte, die ihr Vater ihr beschrieben hatte.

„Habe ich zu viel Zeit damit verbracht, am Liebesleben meiner Kunden statt an meinem eigenen zu feilen?“, fragte sie sich.

Sie blinzelte kräftig und versuchte darüber nachzudenken, ob sie sich hinter ihrem hektischen Geschäft versteckt hatte.

Doch stattdessen kamen schmerzhafte Erinnerungen in ihr hoch.

Sein Name war Bryce und kennengelernt hatten sie sich in jenem Sommer, in dem sie dreiundzwanzig geworden war und als Aushilfe beim Gebäudereinigungsun­ternehmen ihres Vaters in ihrer Heimatstadt Coeur d’Alene, Idaho gearbeitet hatte. Sie war sich sicher gewesen, die „große Liebe“ getroffen zu haben und hatte ihm ihr Herz und ihren Körper geschenkt. Aber zu guter Letzt war sie nur ein Spielzeug für einen hübschen reichen Jungen gewesen. Er dachte, Sex mit dem Reinigungspersonal zu haben, war ein Vorteil, den ein aufgeblähtes Bankkonto mit sich brachte.

In jenem Sommer hatte sie eine wichtige Lehre gezogen: Reiche Menschen taugten als Kunden, aber nie wieder würde sie den Fehler begehen, einem ihr Herz anzuvertrauen.

Sie rieb ihre Schläfen mit ihren Zeigefingern, während sie über die paar Männer nachdachte, mit denen sie in den letzten fünf Jahren ausgegangen war. Alle arbeiteten hart und waren attraktiv, aber sie hatten sie zu Tode gelangweilt.

Und jetzt kämpfte sie gegen die Anziehung an, die ein völlig ungeeigneter Mann auf sie ausübte – ein Mann, der ihr Herz zweifellos in Stücke brechen würde, wenn sie so dumm wäre, es ihm zu schenken.

KAPITEL 3

Am darauffolgenden Donnerstag war Angelina auf dem Weg zu Wills Eingangstür schon bei der Hälfte angelangt, als er seitlich am Haus vorbei durch den Garten kam und ihren Namen rief. Er sah die Überraschung in ihrem hübschen Gesicht aufblitzen, bevor sie den Bruchteil einer Sekunde später über die Kante eines Backsteins stolperte, der einen Zentimeter zu hoch hervorstand.

Will gelang es, sie aufzufangen, bevor sie zu Boden ging, und war froh über den Vorwand, um herauszufinden, wie es sich anfühlte, sie in seinen Armen zu halten.

Es fühlte sich gut an.

Richtig gut.

Angelina löste sich von ihm, um auf eigenen Beinen zu stehen. „Danke, dass Sie mich aufgefangen haben. Normalerweise bin ich nicht so tollpatschig.“

Will musste gegen den Drang ankämpfen, sie wieder an sich zu ziehen. Offen gestanden war er noch immer mehr als ein wenig verwirrt über seine Anziehung für eine Frau, die das genaue Gegenteil seiner üblichen Barbie-Püppchen war.

Angelina fragte: „Sind Sie bereit loszulegen?“, und setzte Wills geistigem Nebel damit ein Ende

„Klar.“

Sie gingen hinein und sie sagte: „Führen Sie mich doch mal durch Ihr Haus und sagen Sie mir, was Ihnen in jedem Zimmer gefällt und was nicht. Fangen wir mit dem Eingangsbereich an. Welches Gefühl vermittelt er Ihnen?“

Der erste völlig unpassende Gedanke, der ihm in den Sinn kam, war Ich liebe es, wenn Sie darin stehen, aber er beließ es bei: „Ich denke, er ist ganz okay.“

Angelina betrachtete den Raum und blieb vor einem Gemälde stehen. „Macht Sie das glücklich?“