SPY (Band 3) - Operation Himalaya - Arno Strobel - E-Book
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SPY (Band 3) - Operation Himalaya E-Book

Arno Strobel

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Beschreibung

Hochspannung 4000 Meter über dem Meer Endlich ein offizieller Auftrag: In Kathmandu stößt Nick zu einer international besetzten Truppe von Junior-Agenten. Sie sollen die 15. Reinkarnation des Dalai Lama während seiner ersten Reise begleiten. Keine leichte Aufgabe, denn das neue Oberhaupt der Tibeter ist erst dreizehn Jahre alt, und es gibt genug Regierungen, die den Jungen gerne auf ihre Seite ziehen wollen. Bei seinem dritten Abenteuer macht SPY nicht nur die dünne Luft in 4000 Metern Höhe zu schaffen. Denn da ist noch diese hübsche Kollegin vom Mossad, mit der Carol gar nicht klarkommt … Im neuen Teil der Abenteuer-Reihe schickt Bestsellerautor Arno Strobel zusammen mit Nina Scheweling Nick zu seinem ersten offiziellen Auftrag in das Himalaya-Gebirge. Ein turboschnelles, actionreiches Abenteuer und ideales Lesefutter für Jungen und Mädchen.

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Seitenzahl: 270

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INHALT

Prolog

Kapitel 1 – »Ich bin echt …

Kapitel 2 – »Bruno, gibt es …

Kapitel 3 – Auf dem Weg …

Kapitel 4 – Pünktlich um kurz …

Kapitel 5 – Die beiden Mönche, …

Kapitel 6 – Nick war baff. …

Kapitel 7 – Nick, Carol und …

Kapitel 8 – Mossad, MI6, CIA …

Kapitel 9 – »Herein«, rief Nick. …

Kapitel 10 – Am nächsten Morgen …

Kapitel 11 – Dipesh führte sie …

Kapitel 12 – Sie folgten der …

Kapitel 13 – Nick starrte Jack …

Kapitel 14 – Beim zweiten Versuch …

Kapitel 15 – Um kurz nach …

Kapitel 16 – Da ein Aufstieg …

Kapitel 17 – Es waren etwa …

Kapitel 18 – Gegen Mittag vernahmen …

Kapitel 19 – Das war schlicht …

Kapitel 20 – Nick lag in …

Kapitel 21 – Der Weg zurück …

Kapitel 22 – Das leise Klopfen …

Kapitel 23 – Nick war nun …

Kapitel 24 – Für ein paar …

Kapitel 25 – Warm. Das war …

Kapitel 26 – Als Nick erwachte, …

Kapitel 27 – Bruno, der sich …

Kapitel 28 – Drei Tage. Seit …

Kapitel 29 – Nick rutschte auf …

Kapitel 30 – Stille. Das Telefonat …

Kapitel 31 – »Kein Wort. Wenn …

Kapitel 32 – Der Motor der …

Kapitel 33 – Der SUV gab …

Kapitel 34 – Miles’ Kopf ruckte …

Kapitel 35 – Die goldenen Dächer …

Kapitel 36 – Eine Woche später …

Kapitel 37 – Der Weg aus …

Von Arno Strobel sind im Loewe Verlag bisher erschienen

Über den Autor

Weitere Infos

Impressum

PROLOG

Der Mann blickte aus dem kleinen Fenster, ohne die bunten Dächer wahrzunehmen, die unter ihm schnell näher kamen, während der Pilot die Maschine auf die extrem kurze Landebahn des Flughafens Kathmandu zusteuerte.

Erst als die Räder des Airbus mit einem heftigen Schlag auf dem Asphalt aufsetzten und die Passagiere in der nächsten Sekunde von der Bremskraft gegen die Sicherheitsgurte gepresst wurden, wischte er seine Gedanken beiseite und stieß einen Fluch aus.

Neben dem Fenster tauchten Hütten auf und verschwanden gleich darauf wieder aus seinem Sichtfeld, während die Maschine schnell an Geschwindigkeit verlor, bis sie schließlich gemächlich dahinrollte. Jemand begann zu klatschen, andere fielen ein und machten damit der Erleichterung darüber Luft, dass die schwierige Landung gelungen war. Es gab wahrscheinlich kaum einen Flugplatz für Verkehrsflugzeuge, auf dem schon so viele Landungen schiefgegangen waren wie bei diesem.

Als sie kurz darauf zum Stehen kamen und die Triebwerke ausgestellt wurden, entstand um ihn herum sofort hektisches Treiben. Binnen weniger Sekunden war der schmale Gang voll mit Menschen, die Klappen von Ablagefächern öffneten, Koffer, Taschen und Tüten herauszerrten und dabei gegen Schultern und manchmal auch Köpfe rempelten.

Arme wurden gegen den Widerstand der dicht an dicht stehenden Körper in Jacken gezwängt und Rucksäcke geschultert. Es war, als hätten nur die Schnellsten und Rücksichtslosesten eine Chance, das Flugzeug zu verlassen.

Den Mann interessierte das alles nicht. Er saß da und beobachtete fast gelangweilt das Treiben im Gang, während seine Gedanken wieder abschweiften.

Er hatte eine schwierige Aufgabe übernommen, die viel Fingerspitzengefühl und Erfahrung erforderte. Beides besaß er in ausreichendem Maße, sodass er sich der Situation gewachsen fühlte. Wenn seine Mission gelang – und er zweifelte keine Sekunde daran, dass sie das tat –, würde er Teil der Weltgeschichte werden. Auch, wenn er dabei im Hintergrund bleiben und sein Name sicher nie in irgendwelchen Büchern auftauchen würde.

In die Menschenherde kam Bewegung, offenbar war der Ausgang vom Kabinenpersonal freigegeben worden. Er wartete, bis der Gang vor ihm sich geleert hatte, dann drückte er sich aus dem Sitz hoch, fischte seinen Kabinenkoffer aus der Ablage und verließ das Flugzeug.

Ein frischer Wind zerzauste ihm die Haare, als er die Treppe betrat und die Luft einatmete, die um diese Jahreszeit noch verhältnismäßig kühl war.

Es dauerte zwanzig Minuten, bis er den Zoll passiert hatte, weitere zehn, in denen er dabei zusah, wie ein eifriger Beamter mit vor langer Zeit einmal weiß gewesenen Handschuhen den Inhalt seines Koffers inspizierte.

In der kleinen Halle hinter dem Sicherheitsbereich wartete ein junger Mann mit einem Schild, auf dem handgeschrieben MrMeyers stand. Er nickte stumm, woraufhin der Mann ihm den kleinen Koffer abnahm und zum Ausgang deutete. »Da entlang«, sagte er. »Man erwartet Sie bereits.«

»Dann sollten wir keine Zeit verlieren«, entgegnete er und ging los.

KAPITEL 1

»Ich bin echt mal gespannt, warum Faber uns nach Muscat geschickt hat.« Nick ließ den Kopf gegen die Rückenlehne sinken und blickte aus dem Fenster, wo nichts zu sehen war außer dem zuckenden Blinklicht des Flugzeugs, das in kurzen Abständen für den Bruchteil einer Sekunde die Dunkelheit durchbrach. Am Horizont dahinter zeichnete sich der herannahende Morgen als gelblicher Streifen ab.

Er wandte sich wieder Carol zu. »Warst du schon mal dort?«

Seine zwei Jahre ältere Mitschülerin und beste Freundin schüttelte den Kopf. »Nein, im Oman war ich auch noch nicht. Aber wir werden uns wohl an Einsätze auf der ganzen Welt gewöhnen müssen.«

»Dem kann ich nur zustimmen«, kommentierte Bruno aus dem winzigen Lautsprecher, den man Nick gleich am Anfang seiner Spezialausbildung unter die Haut hinter dem rechten Ohr implantiert hatte.

Bruno war ein Computer Based Personal Interface, kurz CBPI, ausgestattet mit einer geradezu unglaublich ausgereiften künstlichen Intelligenz, das in einem hauchdünnen Band um Nicks Handgelenk untergebracht und direkt mit seinem Nervensystem verbunden war.

»Hätte mich auch gewundert, wenn du etwas unkommentiert gelassen hättest«, murmelte Nick.

Carol wusste, wem das galt, und grinste.

»Selbstverständlich«, entgegnete Bruno und sprudelte sofort los. »Es gehört schließlich zu meinen Aufgaben, dich als angehenden Sonderermittler des BND mit meiner Meinung und Einschätzung der Lage dahingehend zu unterstützen, dass ich stets …«

»Bruno?«

»Ja, bitte?«

»Klappe!«

Eine Stewardess erschien neben Carols Sitzplatz und lächelte ihnen entgegen. »Wir werden in Kürze mit dem Landeanflug auf Muscat beginnen und dort in etwa einer halben Stunde landen. Kann ich noch etwas für Sie tun?«

»Nein, danke«, entgegnete Carol, und auch Nick winkte ab. In den vergangenen sechs Stunden waren sie so ausgiebig mit leckerem Essen und Getränken versorgt worden, dass er nichts mehr herunterbekam. Natürlich waren für sie Plätze in der Economyclass gebucht worden, doch Carol hatte sich über ihr CBPI kurz vor dem Start in den Computer der Fluggesellschaft eingeloggt und mit wenigen Klicks dafür gesorgt, dass zwei der noch freien Plätze in der First Class auf ihren Namen reserviert wurden. Ob die Plätze nun frei blieben oder ob sie beide darauf säßen, mache ja schließlich keinen großen Unterschied, hatte sie gemeint. Nick sah das ebenso und genoss seinen ersten First-Class-Flug. Auch wenn sie nicht wussten, was sie an dem exotischen Ort erwarten würde, zu dem sie unterwegs waren.

Als die Maschine sich eine knappe halbe Stunde später in eine letzte Kurve legte, tasteten die ersten Strahlen der bald aufgehenden Sonne über die nur noch wenige Hundert Meter unter ihnen liegende Wüstenlandschaft aus gelb-braunen Hügeln.

Kurz darauf wurden die Gebäude und Hallen des Flughafens sichtbar und Nick stieß ein verwundertes »Wow!« aus.

»Was ist?« Carol beugte sich zu ihm hinüber.

»Sieht ja ziemlich modern aus da unten. Das hätte ich nicht erwartet.«

Carol zuckte mit den Schultern. »Warum denn nicht?«

Nick stellte fest, dass er das selbst nicht wusste. Vielleicht hatte er wegen der ausgedehnten, öden Wüstenlandschaft nur einen kleinen Provinzflughafen mit Holzbaracken erwartet.

Die freundliche Stewardess tauchte wieder neben Carol auf und sagte leise etwas zu ihr, was Nick allerdings nicht verstehen konnte, da im gleichen Moment Bruno losplapperte.

»Der Muscat International Airport ist der wichtigste Luftverkehrsknotenpunkt Omans. Derzeit werden 55Flugziele in 27Ländern angeflogen und …«

»Ja, ja, ja«, wiegelte Nick ab, woraufhin die Stewardess verstummte und ihn erschrocken ansah.

»Oh nein, ich …« stammelte Nick. »Das war … also, ich habe nicht Sie gemeint, sondern …«

Der Ausdruck im Gesicht der Frau wechselte von erschrocken zu auffordernd. »Sondern?«

Nick spürte, wie feine Schweißtropfen sich auf seiner Stirn bildeten.

»Mich! Ich habe mit mir selbst geredet. Das tue ich öfter, stimmt’s?« Hilfe suchend wandte er sich an Carol, die ein Grinsen offensichtlich nur mühsam unterdrücken konnte. »Ja, er ist manchmal etwas sonderbar, der liebe Nick«, erklärte sie der Stewardess, auf deren Stirn sich nun deutliche Falten zeigten. »Manchmal gibt er auch einfach nur seltsame Laute von sich. Ich kann Ihnen sagen, daran muss man sich erst einmal gewöhnen …«

Nach einem letzten zweifelnden Blick zu Nick wandte die Frau sich schließlich ab und verschwand zwischen den komfortablen Ledersesseln.

»Na vielen Dank auch für deine Hilfe.«

»Gerne.«

Wenig später setzte die Maschine mit sanftem Ruck auf der Landebahn auf und bremste in der nächsten Sekunde so stark ab, dass sie gegen die Gurte gedrückt wurden. Die Triebwerke brüllten noch einmal auf, als der Umkehrschub einsetzte, doch dann verloren sie rasch an Geschwindigkeit. Kurz darauf war der Spuk vorbei und sie rollten von der Landebahn.

Auf dem Weg zu ihrer Parkposition kamen sie an Flugzeugen vorbei, die über herangeschobene Rolltreppen Reisende ausspuckten, neue Gäste aufnahmen oder einfach abgestellt waren. Nick registrierte es kaum. Er dachte an die Worte, mit denen Direktor Faber sie auf ihren ersten offiziellen Auslandseinsatz geschickt hatte.

»Eigentlich ist dies ein Auftrag für fertig ausgebildete Agenten mit mehrjähriger Berufserfahrung«, hatte er ihnen erklärt, während Carol und Nick ihm dabei zugesehen hatten, wie er hinter seinem Schreibtisch auf und ab gegangen war. Das tat er immer, wenn es um brisante Themen ging.

»Aber man hat speziell um Unterstützung von Agenten in eurem Alter gebeten.«

»Wer ist man?«, hatte Nick wissen wollen, von Faber aber lediglich ein Kopfschütteln geerntet.

»Das werdet ihr vor Ort erfahren. Nur so viel: Diese Mission ist von enormer Bedeutung und hätte unabsehbare politische Konsequenzen, wenn sie scheitert. Ich erwarte von euch verantwortungsvolles, aber entschlossenes Handeln in jeder Situation.«

Nick wurde aus seinen Gedanken gerissen, als die Maschine mit einem Ruck anhielt. Offenbar hatte sie ihre Parkposition erreicht. Die Anspannung in Nick stieg an.

Wer mochten wohl die anderen Mitglieder des Teams sein? Ebenfalls Junior-Agenten wie Carol und er? International hatte Direktor Faber gesagt. Bestimmt Engländer oder Amerikaner. Obwohl … im Oman? Vielleicht arbeiteten sie auch mit jungen Arabern zusammen?

»Jetzt bin ich gespannt«, sagte Carol, während sie den Gurt öffnete und sich anschickte aufzustehen.

»Ich auch.« Nick streckte sich ausgiebig. Trotz der bequemen Sessel, die sich sogar in eine Liegeposition hatten schieben lassen, war er froh, die Maschine gleich verlassen zu können.

»Ob wohl schon jemand am Flugzeug auf uns wartet?«

Carol hob die Schultern. »Wir werden es bald erfahren.«

Als Nick kurz darauf ins Freie trat, blieb er auf der obersten Stufe der Rolltreppe stehen und sah sich auf dem Rollfeld um. Außer den Passagieren, die vor ihm die Maschine verlassen hatten, und einigen Männern und Frauen der Flughafencrew in orangefarbenen Warnwesten war niemand zu entdecken.

»Wie es aussieht, wartet man wohl erst hinter der Passkontrolle auf uns«, bemerkte Carol, die schräg hinter Nick in der Flugzeugtür stand. »So wichtig scheint das alles also nicht zu sein.«

Nick musste grinsen. »Was hast du erwartet? Eine schwarze Limousine mit Standarten an den Kotflügeln?«

»Das dürfte nicht Carols Erwartungshaltung gewesen sein«, belehrte ihn Bruno. »Falls doch, hat sie diesbezüglich offenbar eine ebenso große Wissenslücke wie du. Standarten sind Hoheitszeichen eines Staatsoberhaupts, eines Regierungschefs oder eines diplomatischen Vertreters eines Staates. Sie zeigen der Öffentlichkeit an, wo sich diese Person befindet, und dürfen somit nicht von jedermann genutzt werden. Ein bekanntes Beispiel sind …«

»Bevor ich es vergesse«, fiel Nick ihm ins Wort und drehte sich zu Carol um, während er vor ihr die Treppe hinabstieg. »Kannst du bitte daran denken, mir bei der nächsten Modifikation von Bruno einen kleinen Gefallen zu tun?«

»Klar. Welchen?«

»Später. Ich möchte ihn nicht jetzt schon beunruhigen.«

»Pah!«, machte Bruno, dann schwieg er.

Vor den beiden geöffneten Schaltern der Passkontrolle hatte sich schon eine beachtliche Schlange gebildet, doch bevor sie sich anstellen konnten, wurden sie von einer jungen Frau in Flughafen-Uniform auf Englisch angesprochen. »Bitte folgen Sie mir. Sie brauchen nicht durch die Passkontrolle.« Sie lächelte freundlich und zeigte dabei zur Seite auf einen breiten Durchgang, über dem in arabischen, indischen und lateinischen Schriftzeichen das Wort Transitzone stand.

Carol zwinkerte Nick zu, während sie hinter der Flughafenmitarbeiterin hergingen. Nick fragte sich aufgrund der Tatsache, dass sie offenbar wusste, wer sie waren, ob sie überhaupt am Flughafen arbeitete.

»Keine Passkontrolle. Anscheinend sind wir doch wichtig.«

Aber Nick beschäftigte sich schon mit etwas anderem. »Transitzone? Was ist mit unseren Koffern?«

Die Frau sah ihn über die Schulter an. »Keine Sorge, die werden automatisch umgeladen.«

»Umgeladen?«

»In das Flugzeug, mit dem ihr weiterfliegt.«

Nick blieb stehen und hob die Brauen. »Weiterfliegen? Ich verstehe nicht …«

Das Lächeln der Frau blieb, als sie sich zu ihm umdrehte, wirkte nun aber unsicher. »Was verstehst du daran nicht?«

»Ich schätze, er versteht ebenso wenig wie ich, warum und wohin wir weiterfliegen sollen«, erklärte Carol.

»Das weiß ich auch nicht. Ich habe nur den Auftrag, euch hier zu empfangen und zu der Maschine zu bringen.«

Nick tauschte einen Blick mit Carol, dann hob er die Schultern und folgte der Frau.

Sie durchquerten den Transitbereich, in dem Fluggäste in den Wartezonen oder an Tischen von Bars und Restaurants saßen und auf ihre Anschlussflüge warteten, und hielten vor einer Sitzgruppe an, auf die die Frau deutete. »Wartet hier bitte, ich bin gleich wieder zurück und begleite euch zu eurem Gate.« Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte sie sich um und war kurz darauf um eine Ecke verschwunden.

»Sehr mysteriös«, murmelte Nick und blickte noch eine Weile auf die Stelle, bevor er sich Carol zuwandte, die sorgenvoll die Stirn runzelte. »Was ist?«

»Trinity sagt, dass uns zwei Männer hierher gefolgt sind. Beide mittelgroß, sportlich, schwarze Hose und schwarze Jacke.«

»Sicher?«, fragte Nick. Trinity, Carols CBPI, besaß einen von Carol selbst programmierten ausgefeilten Umgebungsscanner. Trotzdem zweifelte er, dass Trinity bei den Menschenmassen in der Halle die richtigen Schlüsse gezogen hatte. »Hier geht es zu wie in einem Bienenstock. Könnten die nicht zufällig den gleichen Weg haben wie wir?«

»Laut Trinity folgen sie uns, seit wir die Abflughalle betreten haben.«

Nick ließ seinen Blick unauffällig durch die Halle schweifen, konnte in dem Gewimmel jedoch nichts Ungewöhnliches entdecken. »Bruno? Fällt dir irgendetwas auf?«

»Nein, tut mir leid. Allerdings möchte ich in diesem Zusammenhang noch einmal darauf hinweisen, dass mein Umgebungsscanner furchtbar veraltet ist. Das ist höchst fahrlässig. Für unseren ersten Einsatz hätte man mir zwingend eine überarbeitete Version aufspielen müssen.«

»Ja, ja, schon gut. Warte mal.« Nick ging ein paar Schritte bis zu einer niedrigen Mauer, die ein Pflanzenarrangement einfasste, kletterte darauf und sah sich um. Jetzt hatte er einen etwas besseren Überblick. Tatsächlich entdeckte er in etwa zwanzig Meter Entfernung zwei Männer, die in ihre Richtung steuerten und eindeutig nicht wie normale Passagiere aussahen – dunkel gekleidet, ohne Gepäck und mit einem furchtbar grimmigen Gesichtsausdruck. Als einer der Männer Nick auf der Mauer bemerkte, stieß er seinen Nebenmann an und deutete auf ihn. Rasch kehrte Nick zu Carol zurück. »Ich sehe sie. Trinity hatte recht. Irgendetwas stimmt hier nicht. Vielleicht solltest du dich bei Bruno einklinken, damit wir uns leichter verständigen können.«

»Gute Idee«, pflichtete Carol bei und murmelte ein paar Befehle an Trinity. Sie war in der Lage, binär zu denken, und hatte ihre CBPIs dank ihrer außergewöhnlichen Programmierfähigkeiten so verändert, dass sie untereinander kommunizieren konnten. Dabei war sie so geschickt vorgegangen, dass niemand an der Schule die Modifikationen bemerkt und entsprechend wieder rückgängig gemacht hatte.

»Schon passiert«, sagte sie nach ein paar Sekunden. »Was wollen die von uns?«

»Wüsste ich auch gern. Sonderlich freundlich wirken sie jedenfalls nicht.«

»Dann sollten wir lieber kein Risiko eingehen, sonst ist unser erster Auftrag beendet, bevor er richtig angefangen hat.«

»Was schlägst du vor?«, fragte Nick.

Die Entscheidung wurde ihnen abgenommen, als sie plötzlich empörte Schreie vernahmen. Leute stolperten zur Seite oder wurden aus dem Weg gedrängt, während die Männer sich rücksichtslos und schnellen Schrittes einen Weg in Richtung der beiden Agenten bahnten.

Nick und Carol sahen sich an, nickten – und rannten los.

KAPITEL 2

»Bruno, gibt es hier irgendwo einen Bereich, in dem sich möglichst wenige Menschen aufhalten?«, fragte Nick, während sie durch die Abflughalle sprinteten.

»Von Terminal A gehen heute Abend keine Flüge mehr ab. Die Gates sollten also leer sein.«

»Wie kommen wir dahin?«

»In fünfzig Metern links abbiegen und dann immer geradeaus.«

In der Schule brachte man ihnen bei, dass Angriff oftmals die beste Verteidigung war – zumal ihre Gegner kaum mit den Fähigkeiten der jugendlichen Agenten rechneten. Nick hatte auch keineswegs vor, wegzulaufen. Er wollte vielmehr herausfinden, warum die Männer sie verfolgten. Und er wollte im Zweifelsfall in der Lage sein, entsprechend reagieren zu können – nur nicht unbedingt mitten in der vollen Abflughalle eines Flughafens.

Er sah sich um. Die beiden Männer rannten nun ebenfalls. Und sie waren nur noch etwa fünf Meter entfernt. So würden sie es nicht bis zum anderen Terminal schaffen. Plötzlich kam einer der Männer ins Straucheln und riss dabei seinen Begleiter fast mit zu Boden. Er war gegen ein rothaariges Mädchen geprallt, das nicht rechtzeitig aus dem Weg gesprungen war. Die Männer rappelten sich sofort wieder auf, aber ihr Stolpern verschaffte Nick und Carol wertvolle Zeit.

»Da vorne«, rief Carol und deutete auf ein Schild mit der Aufschrift Terminal A. Sie bogen in einen Durchgang ab, in dem sich kaum noch Passagiere aufhielten. Hinter einer Ecke gingen sie in Deckung und warteten. Wenige Sekunden später hörten sie Schritte, die sich schnell näherten, dann liefen die Männer aus dem Gang heraus und an ihnen vorbei.

»Hey!«, rief Nick.

Die beiden blieben ruckartig stehen und wandten sich um. Ihre grimmigen Mienen verzogen sich zu einem triumphierenden Lächeln.

»Was wollt ihr von uns?« Nick trat herausfordernd auf sie zu. Die Männer griffen unter ihre Jacken. Mit geschmeidigen und fast synchron ausgeführten Bewegungen zogen sie ihre Revolver hervor, zielten auf die beiden Jugendlichen und drückten, ohne zu zögern, ab.

Entsetzt starrte Nick in die Mündung des Pistolenlaufs, der direkt auf ihn gerichtet war. Er wunderte sich kurz, warum er keinen Schuss gehört hatte, bis ihm auffiel, dass auch alle anderen Geräusche um ihn herum verstummt und alle Bewegungen fast erstarrt waren. Dabei waren es nicht die Dinge um ihn herum, die stillstanden, sondern er, der sich um ein Vielfaches schneller bewegte als seine Umgebung – ein Effekt, der bei ihm durch den Ausstoß einer großen Menge Adrenalin hervorgerufen wurde. Er war gesprungen, und zwar gerade noch rechtzeitig. Die Kugel, die der Mann auf ihn abgefeuert hatte, bewegte sich mit einer solchen Geschwindigkeit, dass er ihren Flug selbst jetzt noch wahrnahm. Natürlich stellte sie keine Bedrohung mehr dar, weil er ihr mühelos ausweichen konnte. Aber hatte der zweite Mann seine Waffe nicht ebenfalls abgefeuert? Rasch suchte Nick den Bereich zwischen sich und den Männern ab und entdeckte auch das zweite Geschoss. Es flog direkt auf Carol zu. Nick überlegte fieberhaft. Carol zu bewegen war nahezu unmöglich, die Kugel mit bloßen Händen von ihrem Kurs abzubringen ebenfalls. Hektisch sah er sich nach etwas um, was er benutzen konnte. Viel Zeit blieb ihm nicht mehr. Noch etwa sechzig Sekunden, schätzte er, dann hatte die Kugel Carol erreicht. An einer Wand entdeckte er einen Sicherungskasten aus Glas, in dem ein Feuerlöscher hing. Er sprintete zu dem Kasten, schlug das Glas ein und riss den Feuerlöscher aus der Halterung. Dann raste er wieder zurück. Die Kugel war jetzt nur noch einen halben Meter von Carol entfernt und flog unaufhaltsam auf sie zu. Sie würde, wenn er sie nicht aufhielt, direkt in ihre Stirn eindringen. Nick blieb nur eine Chance: Mit aller Kraft schwang er den Feuerlöscher wie einen Baseballschläger gegen die Kugel. Der Widerstand war so heftig, dass ihm der Löscher aus der Hand gerissen wurde und scheppernd und eingedellt zu Boden fiel. Ängstlich beobachtete Nick die Kugel. Es musste gereicht haben. Es musste einfach!

Das Geschoss bewegte sich mit unverminderter Geschwindigkeit, aber es änderte tatsächlich minimal den Kurs – gerade so weit, dass es haarscharf über Carols Kopf hinwegflog und oberhalb von Nicks Kugel in die Wand einschlagen würde. Nick spürte eine Welle der Erleichterung in sich aufsteigen, doch er musste sich beeilen, solange sein Zustand anhielt. Die Gefahr war noch nicht gebannt.

Er wandte sich zu den beiden Männern um. Die Waffen konnte er ihnen nicht einfach abnehmen, es würde viel zu lange dauern, die Muskeln ihrer Finger aufzubiegen. Als sein Blick wieder auf den Feuerlöscher fiel, kam ihm blitzartig eine Idee. Er schnappte sich den roten Metallzylinder, zog den Sicherungsstift aus dem Griff, richtete den Schlauch auf Augenhöhe nach vorn und drückte mit aller Kraft den Hebel hinunter.

Es dauerte eine Weile, bis der erste Schaum langsam aus der Öffnung kroch und sich kegelförmig ausbreitete, während er sich auf die Gesichter der Männer zubewegte. Nick wartete noch einige Sekunden, dann ließ er den Feuerlöscher fallen und machte einen Satz zurück. Keine Sekunde zu früh, denn fast im gleichen Moment kehrten die Geräusche zurück. Um ihn herum lief alles wieder in normaler Geschwindigkeit ab. Auch der Schaum schoss jetzt mit hohem Druck aus dem Feuerlöscher.

Die Männer schrien überrascht und verwirrt auf, als ein Schwall der weißen Masse auf ihre Gesichter traf und ihnen augenblicklich die Sicht raubte. Mit einer schnellen Bewegung kickte Nick dem ersten Angreifer die Waffe aus der Hand und wollte ihn mit einem weiteren Tritt in der Höhe der Brust zu Boden befördern, doch in dem Moment rutschte der Mann auf dem Schaum aus, sodass Nicks Fuß ihn am Kinn traf. Der Kerl verdrehte die Augen – und sackte bewusstlos zusammen.

Der zweite Angreifer hatte seine Pistole fallen gelassen und tastete nun hektisch in der weißen Masse auf dem Boden herum. Doch Carol war schneller. Sie fand die Waffe zuerst, hob sie auf und richtete sie auf den Mann. Widerwillig setzte er sich auf und hob die Hände.

»Gibt es irgendwas, womit wir ihn fesseln können?«, fragte Carol.

»Trägst du einen Gürtel?«

Carol nickte. »Ja, das könnte klappen.«

Sie zogen rasch ihre Gürtel aus und banden damit die Hände der Männer zusammen. Das würde zwar nicht ewig halten, aber für den Moment musste es ausreichen. Nick drehte den bewusstlosen Angreifer auf den Rücken und durchsuchte ihn gründlich. Der Mann war Asiate. In der Innentasche seiner Jacke fand Nick einen chinesischen Pass auf den Namen Li Chang, der jedoch mit ziemlicher Sicherheit gefälscht war. Sonst entdeckte er nichts Auffälliges, außer einer kleinen Tätowierung an der Innenseite des linken Handgelenks. Sie zeigte ein Dreieck und darüber einen Kreis, der von breiten Strahlen wie bei einer Sonne umgeben war.

Auch der zweite Angreifer hatte einen chinesischen Pass in der Tasche und dieselbe Tätowierung. An irgendetwas erinnerte Nick diese Zeichnung, aber ihm fiel nicht ein, an was.

Er beugte sich über den Mann. »Wer seid ihr? Für wen arbeitet ihr?«

Er bekam keine Antwort.

»Ich will die Befragung ja nur ungern unterbrechen, aber die Flughafen-Security ist auf dem Weg hierher«, meldete sich Bruno. »Wenn ihr es vermeiden wollt, in eine größere Untersuchung hineingezogen zu werden, wäre es das Klügste, baldmöglichst zu verschwinden.«

»Na, dann …«, Nick hob die Waffe des ersten Angreifers auf und nickte Carol zu, »… tun wir Bruno den Gefallen und verschwinden wir.«

Sie brauchten drei Minuten, um wieder zu ihren Plätzen zu gelangen. Die Waffen der Angreifer ließ Nick unterwegs in einer Toilette hinter einer großen Kiste mit Nachfüllseife verschwinden. Es würde eine Weile dauern, bis jemand sie dort entdeckte. Hätten die Security-Leute die Pistolen am Tatort gefunden, hätten sie augenblicklich den ganzen Flughafen absperren lassen.

Nick und Carol hatten sich gerade prustend auf die Sitze fallen lassen, als die junge Frau wieder auftauchte, die sie zuvor in Empfang genommen hatte.

»Wir sind etwas spät dran«, sagte sie freundlich lächelnd und reichte ihnen ihre neuen Bordkarten. »Bitte folgt mir.«

Nick tauschte mit Carol einen schnellen Blick aus. Entweder hatte die Frau von dem Tumult nebenan nichts mitbekommen oder sie ignorierte ihn, weil es ihre Aufgabe war, sie auf jeden Fall zu ihrem Anschlussflug zu bringen.

Als sie nach nur einer Minute ihr Abfluggate erreichten, starrten beide ungläubig auf das Ziel ihrer Reise, das auf einem Monitor angezeigt wurde.

Tribhuvan International Airport, Kathmandu.

KAPITEL 3

Auf dem Weg durch die Gangway und ins Flugzeug spekulierten sie darüber, welcher Art ein Auftrag sein konnte, für den sie nach Kathmandu reisen mussten, einigten sich aber darauf, dass ihnen nichts anderes übrig blieb, als sich überraschen zu lassen.

Kurz nachdem sich die Maschine in Bewegung setzte, begannen die Flugbegleiter mit der üblichen Demonstration der Notfall-Maßnahmen, doch Nick beachtete sie kaum. Seine Gedanken kreisten um das Ziel ihrer Reise und um das, was im Flughafen geschehen war. Wer waren die Männer? Wer hatte sie damit beauftragt, sie beide aus dem Weg zu räumen? Und vor allem – warum? Hatte es etwas mit ihrem neuen Auftrag zu tun?

»Und? Was, denkst du, war das gerade?«, fragte er leise, um nicht die Aufmerksamkeit der Sitznachbarn zu erregen.

»Keine Ahnung«, erwiderte Carol ebenso leise. »Eines der vielen Dinge, die ich nicht verstehe, ist zum Beispiel, wie die Typen die Waffen in den Terminal schmuggeln konnten. Sie mussten doch wie jeder andere auch durch den Sicherheits-Check.«

»Ich bezweifle, dass das gewöhnliche Waffen waren«, erwiderte Nick. »Sie waren viel kantiger und fühlten sich auch ganz anders an. Wahrscheinlich sind sie aus einem speziellen Kunststoff gefertigt, bei dem die Metalldetektoren nicht anschlagen. Und was hältst du von der Tätowierung am Handgelenk? Ob sie ein Erkennungszeichen ist?«

»Möglich. Oder sie haben mal zusammen einen über den Durst getrunken und dann beschlossen, sich ein Partnertattoo stechen zu lassen.«

Nick grinste. »Immerhin ist es keine Rosenranke geworden.«

»Oder ein flammendes Herz mit Mama als Inschrift«, fügte Carol kichernd hinzu.

Es tat gut, nach der Anspannung ein bisschen herumzualbern.

Als Nick mehr aus Gewohnheit denn aus Interesse seinen Blick durch das Flugzeug schweifen ließ, entdeckte er einige Reihen weiter hinten das Mädchen mit den roten Locken, das ihm schon im Flughafen aufgefallen war. Offenbar hatte sie den Rempler des Angreifers unbeschadet überstanden. Sie war etwa in seinem Alter und schien allein unterwegs zu sein. Gerade nahm sie die Kopfhörer aus den Ohren und lächelte der Stewardess zu, die überprüfte, ob sie richtig angeschnallt war. Nick stellte seine Rückenlehne gerade und schloss seinen Sicherheitsgurt.

Nachdem die Essenstabletts abgeräumt waren, wurde das Licht in der Kabine gedimmt. Als Nick sich kurz darauf zu Carol beugte, stellte er fest, dass sie eingeschlafen war. Plötzlich merkte er, dass er ebenfalls kaum noch die Augen offen halten konnte. Er sah sich noch einmal nach dem rothaarigen Mädchen um. Sie hatte sich ihre Jacke als Decke übergelegt und die Augen geschlossen. Einige ihrer wilden roten Locken hatten sich selbstständig gemacht und hingen quer über Mund und Nase. Nick ertappte sich bei dem Gedanken, dass er sie ihr gerne aus dem Gesicht gestrichen hätte. Er drehte sich wieder nach vorn, stellte seine Lehne zurück und machte es sich bequem. Wenige Sekunden später war er eingeschlafen.

KAPITEL 4

Pünktlich um kurz nach elf Uhr Ortszeit landeten sie in Kathmandu. Das bekamen Nick und Carol allerdings erst mit, als sie von einer Stewardess freundlich, aber bestimmt wachgerüttelt wurden. Verschlafen suchten sie ihre Sachen zusammen, verließen die Maschine und folgten den übrigen Passagieren zur Passkontrolle. Als Nick zum Schalter vortrat und dem Mann hinter der Scheibe Pass und Visum reichte, betrachtete der Nicks Papiere aufmerksam. Dann sah er mit undurchdringlicher Miene zu Nick und wieder hinunter auf den Pass. »Du bist nicht volljährig«, raunzte er. »Wo sind deine Eltern?«

Nick kramte eine Bescheinigung aus seinem Rucksack, die ihn als unbegleiteten Jugendlichen auswies und auf der die angeblichen Eltern von David Schmidt unterschrieben hatten, dass ihr Sohn alleine reisen durfte. Auch dieses Dokument studierte der Mann sorgfältig. Dann nahm er einen Telefonhörer in die Hand und sagte etwas auf Nepali in die Sprechmuschel. Nick versuchte, sich seine Nervosität nicht anmerken zu lassen. Natürlich waren die Dokumente von absoluten Spitzenleuten gefälscht worden, trotzdem konnte immer irgendetwas schiefgehen.

Nach einer quälend langen Minute, in der der Mann ihn mit versteinertem Gesichtsausdruck fixierte, schien er endlich eine Antwort am anderen Ende der Leitung zu bekommen. Er legte den Hörer auf und reichte Nick den Pass zurück. »Schönen Aufenthalt in Nepal. Der Nächste!« Nick atmete auf und trat durch die Absperrung. Als Carol daraufhin dem Mann Pass, Visum und Bescheinigung aushändigte, warf der nur noch einen kurzen Blick darauf, bevor er auch sie durchwinkte.

»Puh, ich dachte schon, der lässt sich jetzt mit meinen angeblichen Eltern verbinden, um nachzufragen«, sagte Nick, während sie sich auf den Weg zum Ausgang machten.

»Dann wäre er zu Direktor Faber durchgestellt worden, der ihm glaubhaft versichert hätte, dass sein Sohn David einen ehemaligen Schulfreund in Kathmandu besucht oder etwas in der Art«, entgegnete Carol. »Aber es hat ja auch so funktioniert.«

Da sie nur Handgepäck dabeihatten, konnten sie an den Gepäckbändern vorbei und direkt in Richtung Ankunftshalle gehen. Dort sollten sie von jemandem abgeholt und über alle weiteren Details des Einsatzes informiert werden.

Als sie durch die Türen in die belebte Halle traten, mussten sie sich in dem Durcheinander von Menschen erst einmal orientieren. Doch dann entdeckte Carol ein wenig abseits ein Pappschild, auf dem ihre Tarnnamen standen – zusammen mit einem weiteren Namen. Als sie sich in Richtung des Schildes vorarbeiteten, stellten sie mit einigem Erstaunen fest, dass es von einem jungen Mönch mit kurzgeschorenen Haaren und bordeauxroter Kutte gehalten wurde. Und mit noch größerem Erstaunen wurde Nick bewusst, zu wem der dritte Name auf dem Schild gehörte: Neben dem Mönch stand das Mädchen mit den roten Locken, das ihm schon in der Flughalle und im Flieger aufgefallen war, und lächelte ihnen entgegen.

»David? Marie?«, fragte der Mönch. Als Nick und Carol nickten, ließ er das Schild sinken und machte eine leichte Verbeugung. »Schön, dann seid ihr alle da«, fuhr er auf Englisch fort. Seine Stimme hatte einen angenehm melodischen asiatischen Akzent. »Mein Name Dipesh. Ich hier, um euch abzuholen. Kommt, bitte.« Er wandte sich um und ging in Richtung Ausgang.

Während sie ihm durch das dichte Gedränge folgten, streckte das Mädchen Nick und Carol die Hand entgegen. »Hi, ich bin Becca«, sagte sie. »Und wie heißt ihr? Sicherlich nicht David und Marie, oder?«

Carol warf Nick einen fragenden Blick zu. Er zögerte kurz. Schließlich wussten sie nicht, welche Rolle das Mädchen spielte. Andererseits hatte sie ganz offensichtlich etwas mit ihrem Auftrag zu tun. Er zuckte mit den Schultern und reichte ihr die Hand. »Ich bin Nick. Schön, dich kennenzulernen.«

»Und ich heiße Carol.«

»Du bist auch mit der Maschine aus Muscat gekommen, oder?«, fragte Nick, während sie aus dem Flughafengebäude ins Freie traten. Heiße, schwüle Luft schlug ihnen entgegen. Es war Mai und bald würde in der Region die Regenzeit beginnen, doch heute schien die Sonne von einem stahlblauen Himmel.

»Stimmt«, antwortete Becca. »Was ist eigentlich aus den Typen geworden, die euch verfolgt haben? Konntet ihr sie abhängen?«

»So etwas in der Art«, entgegnete Nick ausweichend. »Vielen Dank übrigens für deine Hilfe.«

»Wie meinst du das?«

»Nun ja, ich vermute jetzt einfach mal, dass die beiden nicht ganz zufällig über dich gestolpert sind.«

»Richtig vermutet«, erwiderte Becca und lachte, wobei zwei kleine Grübchen auf ihren Wangen erschienen. Im hellen Sonnenlicht fielen Nick jetzt auch einige Sommersprossen auf, die über ihre Nase und Wangen versprenkelt waren.

»Woher wusstest du, dass sie uns verfolgen?«, fragte Carol misstrauisch.

»Das war kaum zu übersehen«, erwiderte Becca schulterzuckend. »Was wollten sie von euch?«

»Das wüssten wir auch gern«, sagte Nick.

»Vielleicht kannst du es uns ja sagen«, fügte Carol herausfordernd hinzu.

Becca zog fragend die Augenbrauen hoch, ging ansonsten aber nicht auf Carols Bemerkung ein und folgte Dipesh die Stufen eines Parkhauses hinauf. Nick hielt Carol am Arm fest und zwang sie, ein paar Schritte zurückzubleiben. »Was sollte das denn?«, wisperte er. »Wieso bist du ihr gegenüber so misstrauisch?«

»Und wieso bist du so auskunftsfreudig?«, konterte Carol. »Wir haben doch gar keine Ahnung, was sie hier will.«

»Sie wird schon irgendwas mit unserem Auftrag zu tun haben. Außerdem habe ich keinerlei Details preisgegeben.«

»Wie auch immer – vielleicht solltest du dich ein bisschen bedeckt halten, bis wir wissen, worum es überhaupt geht.«

Nachdem sie das obere Parkdeck erreicht hatten, steuerte Dipesh auf einen alten, ziemlich klapprig wirkenden Pick-up zu. Mit einer entschuldigenden Geste wies er auf die Fahrerkabine und bedeutete ihnen, einzusteigen. »Leider Auto hat nicht viel Platz. Aber es wird schon gehen.«