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Wer sabotiert Memory Prime?
Memory Prime ist das Zentralgehirn der Föderation. Es liegt im Inneren eines Asteroiden und wertet die Daten aller Laboratorien, Universitäten und Forschungsstationen aus. Auf Memory Prime werden auch die höchsten wissenschaftlichen Auszeichnungen verliehen. Die Enterprise erhält den Auftrag, einige der Wissenschaftler zur Preisverleihung auf den Asteroiden zu bringen, da ein Anschlag befürchtet wird. Bei einem Sabotageakt entgeht die Enterprise nur kanpp der Katastrophe. Der Vulkanier Spock sieht sich plötzlich im Zentrum der Verdächtigungen. Doch der wirkliche Attentäter hat es gar nicht auf die Enterprise abgesehen ...
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Seitenzahl: 487
Veröffentlichungsjahr: 2014
Memory Prime ist das Zentralgehirn der Föderation. Hier laufen die Informationen aus sämtlichen Universitäten, Forschungslabors und wissenschaftlichen Projekten zusammen. Im Innern des Asteroiden wird diese gigantische Datenmenge von künstlichen Intelligenzen, den sogenannten Wegfindern, gespeichert und zu neuen Erkenntnissen verarbeitet.
Auf Memory Prime werden auch die höchsten wissenschaftlichen Auszeichnungen verliehen. Die Enterprise erhält den Auftrag, einige der Wissenschaftler zur Preisverleihung auf den Asteroiden zu bringen. Starfleet fürchtet ein Attentat. Deshalb soll die Starbase-Kommandantin Wolfe Captain Kirk und seine Crew überwachen.
Bei einem Sabotageakt entgeht die Enterprise nur durch einen glücklichen Zufall der Katastrophe. Und der Vulkanier Spock sieht sich plötzlich im Zentrum der Verdächtigungen. Doch der wirkliche Attentäter hat es gar nicht auf die Enterprise
GARFIELD & JUDITH REEVES-STEVENS
DAS ZENTRALGEHIRN
Star Trek™
Classic
Für Robin Kingsburgh,
Auf dieser Welt gab es nur Fremde. Woher sie auch kamen, aus der Föderation, dem Imperium oder Reich, aus den bündnisfreien Systemen – sie alle waren Besucher auf einem Planeten, der seit fünfhundert Jahren über keine einheimischen Lebensformen mehr verfügte. Das langsame Anschwellen der Sonne hatte sie alle getötet.
Gelegentlich trafen Wissenschaftler ein, um Daten zu sammeln. Andorianer analysierten den verbrannten Boden und suchten nach Hinweisen, um die Pränova in ihrem eigenen Sonnensystem besser zu verstehen. Vulkanier beamten sich auf den Planeten, installierten innerhalb weniger Standard-Stunden ein Netzwerk aus Sensoren und verschwanden wieder. Terraner ließen sich sechs Monate Zeit, um festzustellen, ob eine Kolonisierung der Welt lohnte; die Untersuchungen führten zu einem negativen Ergebnis. Selbst ein schwerbewaffneter wissenschaftlicher Kreuzer der Klingonen schwenkte kurz in den Orbit, hielt mit den Sensoren nach Dilithium Ausschau und setzte den Flug anschließend fort.
Unterdessen drehte sich der leere, von niemandem beanspruchte Planet auch weiterhin um seine eigene Achse, trug dabei die Reste von diversen Erkundungslagern, den Müll hemmungsloser Forschung. Letztendlich bekam er nicht einmal einen Namen und war kaum mehr als eine Fußnote in den Navigationskarten. Man nannte ihn TNK F3459-9-SF-50 – so lautete seine Nummer in T'Lins Neuem Katalog. Niemand interessierte sich für ihn, und das bedeutete: Für gewisse Wesen in jenem Teil der Galaxis war er perfekt.
Diesmal hieß er Starn, und er wählte die Kleidung eines Händlers, der Kevas und Trillium feilbot: ein blaues Hemd, dazu einen burgunderroten Umhang. Mit einer solchen Aufmachung erregte er sicher kein Misstrauen, denn es geschah nicht selten, dass Geschäftsleute ihre interstellaren Reisen unterbrachen, um TNK 50 einen Besuch abzustatten.
Als er durch die schmalen Straßen der Stadt wanderte, prägte er sich alles genau ein, verglich die Umgebung mit den in der Umlaufbahn ermittelten Ortungsdaten und plante bereits seinen Fluchtweg. Die dünnen Nadeln andorianischer Gebetstürme ragten neben blasenförmigen Gebäuden mit tellaritischen Gemeinschaftsbädern auf. Sie projizierten vage Schatten durch dichte, wie zinnoberroter Nebel wallende Wolken aus staubfeinem Sand. Einige orionische Piraten erschienen, die Gesichter halb hinter Atemmasken verborgen. Auf TNK 50 brauchten Piraten, Terroristen oder andere Verbrecher keine Verhaftung zu befürchten. Hier gab es nur ein Gesetz, und Starn war damit vertraut.
Die Orioner zögerten und fragten sich vermutlich, welche Art von Widerstand ein einzelner Händler leisten mochte. Starn zupfte an seinem Mantel und öffnete ihn wie zufällig, zog ihn dann enger um die Schultern. Die Orioner gingen schneller, und jeder von ihnen hob respektvoll einen grünen Finger zur Schläfe. Sie hatten den Iopenschneider unter dem burgunderroten Umhang gesehen, und er bewies, dass auch bei Starn – wie bei den meisten Wesen auf TNK 50 – der Schein trog.
Der Händler schritt weiter, und niemand belästigte ihn. Viele Sauerstoffatmer, denen er unterwegs begegnete, trugen ähnliche Atemmasken wie die Orioner. Andere verzichteten darauf, so wie er. Seine Lungen waren an die von 40 Eridani erhitzte Luft gewöhnt, und deshalb erschien ihm diese öde Welt vertraut.
Als er sich dem Stadtzentrum näherte, spürte er ein leichtes Prickeln, und vor ihm schien eine substanzlose Membran nachzugeben. Er kannte die Ursache: der Transporterschild, von den hiesigen Händlern geschaffen. Ein hochenergetischer Transporterstrahl konnte ihn durchdringen, aber in einem solchen Fall dauerte der Transfer einige Minuten – lange genug, um einen Fliehenden daran zu hindern, seinen Verfolgern zu entrinnen. Wer nach TNK 50 kam, hatte irgendwo Feinde, und die Stadt verdankte ihre Existenz in erster Linie dem Umstand, dass sie Sicherheit gewährte.
Starn näherte sich dem Treffpunkt, als der große rote Sonnenball hinter den Horizont sank. Die Taverne bestand aus Teilen, die früher in verschiedenen wissenschaftlichen Camps Verwendung gefunden hatten. Über dem Eingang hing ein Schild und klapperte im böigen Wind – es wies Starn auf den Inhaber der Schenke hin. Die Angehörigen anderer Völker hätten diesen Namen höchstens geflüstert; nur ein Klingone war unverschämt genug, ihn ganz offen zur Schau zu stellen.
Das Schild zeigte die zweidimensionale Darstellung eines unglaublich dicken Vulkaniers, der zwei orionische Sklavinnen an seine Fettwülste drückte, während das Gesicht eine Grimasse bildete. Darunter, im kantigen pIqaD von Klinzhai, glühte der Tavernenname: Vulqangan Hagh. Starn rückte seinen Mantel zurecht – mit dieser harmlos wirkenden Geste sorgte er dafür, dass er seine Waffe jederzeit ziehen konnte –, bevor er die Schenke betrat.
Rauchschwaden wehten ihm entgegen, und Starn verharrte in einem matten Zwielicht, beobachtete erstaunt die Flammen im Kamin an der gegenüberliegenden Wand. Ein offenes Feuer auf einem Planeten ohne Flora … Daraus ließ sich nur der Schluss ziehen, dass jener Teil der Schenke von einem Terraner oder einem Tellariten stammte. Starn betrachtete den Kamin eine Zeitlang und stellte fest, dass keine nennenswerte Wärme davon ausging. Es handelte sich also um eine holographische Projektion.
Woraus folgte: Die Vorrichtung musste terranischen Ursprungs sein. Tellariten hätten pflanzliche Materialien importiert, um sie hier zu verbrennen. Starn nahm an, dass der Kamin nicht nur dekorativen Zwecken diente, sondern auch dazu, Sensoren zu verbergen. Meine Ankunft ist bereits gemeldet worden, dachte er.
Starn trat an die Theke heran. Ein vielbeiniges Geschöpf schnüffelte übertrieben und wich zur Seite – er achtete nicht darauf.
Hinter dem Schanktisch stand ein ziemlich alter Klingone. Er zog das eine Bein nach – eine billige oder beschädigte Prothese –, und in der leeren linken Augenhöhle funkelte der rubinrote Ehrenstein eines Veteranen. Vage Besorgnis erfasste Starn. Ein Klingone, der einen Ehrenstein besaß, durfte erwarten, auf Klinzhai besondere Hochachtung zu genießen, Land und das Recht zu bekommen, eine eigene Familiendynastie zu gründen. Ein derartiger Veteran ließe sich nie dazu herab, in irgendeiner schäbigen Taverne die Aufgaben des Wirts wahrzunehmen. Mit anderen Worten: Dieser Bursche hatte den Ehrenstein gestohlen. Ein ehrloser Klingone … Diese Vorstellung war mindestens so beunruhigend wie der lachende Vulkanier auf dem Schild.
Die Gestalt hinter der Theke ignorierte den neuen Gast zunächst, doch schließlich schlurfte sie zu ihm. »NuqneH, vulqangan?«, knurrte der Veteran.
Starn hielt den traditionellen klingonischen Gruß für angebracht, insbesondere unter den gegenwärtigen Umständen. »bIQ«, zischte er.
Der Wirt zögerte – Starns perfekte Aussprache schien ihn zu überraschen. Dann erfüllte er den Wunsch des Händlers nach Wasser, indem er auf den Tresen spuckte.
Einige andere Gäste in der Nähe hatten den kurzen Wortwechsel gehört und erstarrten nun. Wenn auch Starn Klingone gewesen wäre … Vielleicht hätte dann eine mehrere Generationen lange Blutfehde begonnen. Aber Starn war kein Klingone, obgleich er die imperialen Bräuche gut kannte.
Der Veteran wartete gespannt auf eine Reaktion, und in seinem Auge blitzte es. Starn schob die Hand langsam unter den Mantel, und ebenso langsam kam sie mit einem sorgfältig gefalteten weißen Tuch zum Vorschein. Sein Blick klebte an dem Wirt fest, als er das Tuch in den Speichel tupfte und es anschließend zur Stirn hob.
Der Wirt erzitterte, als Starns Hand auch weiterhin in Richtung Stirn kroch. Zwei in der Nähe stehende klingonische Söldner kicherten. Nur noch wenige Zentimeter trennten das Tuch von der Stirn, als der Veteran plötzlich nicht mehr an der Entschlossenheit des Fremden zweifelte.
»Ghobe!«, fauchte er und griff nach dem Tuch. Starn saß völlig reglos, als der Wirt den restlichen Speichel vom Tresen wischte und dann forteilte, wobei seine Wut fast komisch anmutete. Die Söldner lachten schallend, winkten einem Kellner zu, der ein Antigravtablett mit Speisen und Getränken von Tisch zu Tisch dirigierte. Wenige Sekunden später hielt der Kellner das Tablett neben Starn an und reichte ihm eine versiegelte Blase mit Stasiswasser.
»Mit den besten Empfehlungen der beiden Offiziere, Händler«, sagte der namenlose Mann.
Starn drehte sich halb um und blickte zu den klingonischen Söldnern. Sie lächelten und versuchten unbeholfen, ihn zu grüßen, indem sie Mittel- und Ringfinger spreizten. Starn nickte, woraufhin die Offiziere erneut lachten. Dann brach er das Siegel und wartete, bis das Kraftfeld verschwand.
Was auch immer Starn sonst noch sein mochte: Er war ein Kenner. Der spezielle Duft des Wassers verriet ihm, woher es kam: von einem Wüstenplaneten mit komplexen Oxiden. Schon der erste Schluck klammerte TNK 50 als Herkunftsort aus. Das Wasser war einst Teil eines auf Photosynthese basierenden Ökosystems gewesen, und auf diesem Planeten gab es kein Leben. Der zweite Schluck genügte – die Flüssigkeit stammte von Vulkan. Die Söldner hatten ihn damit ehren wollen. Starn legte die Blase auf den Tresen und rührte sie nicht noch einmal an.
Eine hellblaue Hand streckte sich neben ihm der Theke entgegen. Es war eine vorsichtige, behutsame Bewegung, und Starn drehte neugierig den Kopf, begegnete dem nervösen Blick einer jungen Andorianerin. Sie trug einen alten, wahrscheinlich geschmuggelten Starfleet-Overall, der ihrer Hautfarbe entsprach. Starn bemerkte einen verkümmerten Hörfühler und wusste: Diese junge Frau musste sich mit einem nach andorianischen Maßstäben schrecklichen Schicksal abfinden – sie war allein.
Er begrüßte sie in einwandfreiem Föderationsstandard, und wie zuvor erklang dabei nicht der geringste Akzent.
Die Andorianerin sah unruhig nach rechts und links. »Hat ein Geschenk Sie hierhergeführt, Händler?«, fragte sie leise.
Starn nickte. Keiner der anderen Gäste lauschte dem Gespräch, aber die junge Frau stand so, dass er das Gesicht den im holographischen Feuer versteckten Sensoren zuwandte. Er bot sich ihnen bereitwillig dar.
»Und woher kommt das Geschenk?«, fragte die Andorianerin. Sie verlagerte das Gewicht aufs andere Bein und sah über die Schulter. Der verkümmerte Fühler zuckte kurz; Schmerz zeigte sich in ihren Zügen.
»Von Iopen«, antwortete Starn. Noch eine tote Welt, deren ausgestorbene Bewohner eindrucksvolle Waffen konstruiert hatten. Selbst im Imperium waren Iopen-Relikte verboten; nur die erhabensten Häuser bildeten Ausnahmen. Das ›Geschenk‹ des Iopenschneiders hatte Starn veranlasst, der Einladung nach TNK 50 zu folgen.
»Hier entlang«, sagte die junge Frau und schritt zum rückwärtigen Bereich der Taverne. Starn folgte ihr und hörte, wie die Söldner einmal mehr lachten.
Die Andorianerin hastete durch einige dunkle Korridore, und Starn blieb dabei dicht hinter ihr, zog den Kopf ein, um nicht an die niedrige tellaritische Decke zu stoßen. Sie kamen am Eingang eines zweiten, kleineren Schankraums vorbei, und Starn hörte sowohl orionische Musik als auch die lauten Stimmen des Publikums. Er roch die Aromen von Drogen, deren Besitz auf hundert Welten als schweres Verbrechen galt, vernahm nicht nur das Summen kranialer Stimulatoren, sondern auch Schreie des Vergnügens und des Schmerzes. Während er einen Fuß vor den anderen setzte, merkte er sich alle Einzelheiten, jede dunkle Ecke, jede schmale Treppe.
Nach einer Weile verharrte die Andorianerin vor einer schlichten Tür und schloss die Finger um einen goldgelb glänzenden Knauf. Sie zitterte, als die integrierten Sensoren Handlinien scannten und Schweiß analysierten. Ein leises Klicken wies auf ein entriegeltes elektronisches Schloss hin. Die junge Frau betrat das Zimmer und forderte Starn mit einer stummen Geste auf, ihr zu folgen.
Ein junger Klingone saß hinter einem einfachen Schreibtisch. Direkt über ihm leuchtete ein Deckensegment, und der vorgewölbte Brauenwulst beschattete seine Augen. Die Andorianerin eilte in eine Ecke, und der Klingone erhob sich geschmeidig, deutete auf einen Sessel vor dem Tisch.
»Es freut mich, dass Sie gekommen sind, Händler Starn«, sagte er und sprach Standard. »Ich bin Karth.«
Starn nahm Platz – Form und Polster wiesen darauf hin, dass er für Humanoiden bestimmt war – und musterte sein Gegenüber. Der Mann erschien ihm groß, selbst für einen Klingonen, und das Hemd spannte sich über einer muskulösen Brust. Starn betrachtete die Kleidung und suchte daran nach Anhaltspunkten, die über Karths Rang Auskunft gaben. Nach einigen Sekunden stellte er sich einer überraschenden Erkenntnis: Offenbar war dieser Klingone kein Krieger, sondern Zivilist.
»Möchten Sie etwas?« Karth deutete zu einem Serviergerät an der Wand. »Vielleicht … Wasser?« Er lächelte und achtete darauf, nicht die Zähne zu zeigen.
»Es befinden sich Sensoren im Kamin, nicht wahr?«, fragte der vermeintliche Händler.
»Natürlich. Die Kriminalitätsrate in der Stadt gehört zu den niedrigsten der ganzen Föderation.«
»Und wie ist sie im Vergleich mit dem Imperium beschaffen?«
»Händler Starn«, sagte Karth ernst, »alle wissen, dass es im Imperium keine Kriminalität gibt.« Dann lächelte er erneut. »Allerdings: Wenn Sie sich das Tuch mit dem Speichel des Wirts an die Stirn gepresst hätten, um dadurch vor Zeugen zu seinem Verlobten zu werden, so wäre es vielleicht notwendig gewesen, ihn als Kriminellen zu bestrafen. Ein kluger Ausweg angesichts einer gefährlichen Situation. Kai dem Händler.«
»Kai dem Karth, der sehr großzügig ist, wenn es um Geschenke geht.«
Der Klingone lehnte sich zurück. Er saß auf einem recht massiv wirkenden Stuhl, doch Starn hörte trotzdem ein Knacken.
»Im Imperium gibt es Geschenke ebenso wenig wie Kriminalität«, sagte Karth. »Bei dem Iopenschneider handelt es sich um einen Vorschuss.«
»Ich verstehe. Und welche Dienste wünschen Sie von mir?«
Der Klingone schüttelte den Kopf. »Ich verabscheue Standard. Weil es in dieser Sprache zu viele Möglichkeiten gibt, indirekt zu sein. Welche Dienste vermuten Sie, Händler?«
»ChotneS«, erwiderte Starn sofort.
Karth sah zu der Andorianerin. »Diese Tera'ngan wird uns auch weiterhin Gesellschaft leisten. Sie spricht Hol viel besser als Standard.« Die junge Frau starrte ins Leere, und Karths Blick kehrte zu Starn zurück. »Mir liegt nichts am Tod irgendwelcher Staatsoberhäupter und Präsidenten. Ein Mord, Händler – kein Attentat.«
»Am Ergebnis ändert sich nichts, ganz gleich, welche Bezeichnung Sie wählen.« Starn zuckte mit den Schultern. »Wer soll das Opfer sein?«
»Möchten Sie wissen, was Sie dafür bekommen?«
»Nachdem ich in Erfahrung gebracht habe, wer das Opfer ist.«
Karth schüttelte erneut den Kopf, und seine Hände glitten zur Schreibtischkante. »Sie müssen den Auftrag jetzt annehmen, das Honorar jetzt akzeptieren. Sobald Sie das Opfer kennen, sind Verhandlungen ausgeschlossen.«
Starn überlegte. Vielleicht konnte er ablehnen und hoffen, diesen Ort lebend zu verlassen. Andererseits boten sich ihm hier gute geschäftliche Chancen. Und wenn er den Auftrag annahm, so hatte er später immer noch Gelegenheit zu entscheiden, wer das Opfer sein sollte: die bisher noch unbekannte Person – oder ein gewisser klingonischer Zivilist.
»Na schön«, sagte Starn. Karths Hände krochen zur Mitte des Tisches. »Aber da ich nicht weiß, welchen Aufwand – auch in finanzieller Hinsicht – diese Angelegenheit erfordert, muss ich mich auf die klingonische Ehre berufen, um unsere Vereinbarung zu besiegeln. Nennen Sie das Honorar.« Es verblüffte Starn, dass er keine physiologischen Reaktionen auf diese subtile Beleidigung erkennen konnte. Wenn sich ein Nicht-Klingone auf die klingonische Ehre berief, so bedeutete das: Entweder war der Nicht-Klingone einem Klingonen ebenbürtig, oder er hielt nichts von der imperialen Ehre. Karth hätte zumindest eine Erklärung verlangen sollen, aber statt dessen blieb er völlig ruhig und gelassen. Er atmete nicht schneller als vorher, und Starn beobachtete keine Veränderungen der Hautfarbe.
»Zweihundert Iopenschneider, komplett mit Abschirmmodulen.«
Zweihundert! Es fiel Starn ziemlich schwer, sich nichts anmerken zu lassen. Mit einigen Iopenschneidern konnte man ganze Planeten kaufen – oder sie erobern. Ihre Strahlen waren imstande, jeden energetischen Schild zu durchdringen, indem sie die Energie des betreffenden Kraftfelds für eine perfekte Gegenphase nutzten.
»Ich wusste gar nicht, dass so viele Schneider existieren«, sagte Starn leise. Zweihundert!
»Zweifeln Sie an meinen Angaben?« Diesmal kam es zu einer Reaktion: Die Abstände zwischen den einzelnen Atemzügen verkürzten sich, und Karths Gesicht wurde noch etwas dunkler.
»Ich habe nur eine Tatsache erwähnt. Nun, für ein solches Honorar bin ich bereit, den Auftrag zu akzeptieren. Um die Frage noch einmal zu wiederholen: Wer ist das Opfer?«
Karth bedeutete seinem Gesprächspartner, an den Schreibtisch heranzutreten. Er betätigte einige Tasten, und Bilder formten sich in einem Projektionsfeld. Starn sah aufmerksam zu.
Zuerst war er verblüfft, dann beeindruckt. Die Aktion basierte auf einer ausgezeichneten Idee und konnte Starfleet in ein heilloses Durcheinander aus hilflosen Schiffen und Raumbasen verwandeln. Vielleicht gelang es damit sogar, den ganzen interstellaren Völkerbund in die Knie zu zwingen. Eine gute Gelegenheit, um Vergeltung zu üben. Starn hätte diesen Auftrag auch ohne Honorar angenommen …
Er beugte sich über den Schreibtisch, las Worte, betrachtete Diagramme und Zeittabellen, begann schon damit, einen Plan zu entwickeln. Ja, es ließ sich bewerkstelligen. Er wollte zum Sessel zurückkehren, als er Karths Hand an den Kontrollen der kleinen Schalteinheit bemerkte.
»Kann ich mir noch einmal die erste Zeittabelle ansehen?«, fragte er.
Karth nickte, und Starn beobachtete, wie sich seine Hand bewegte. Wenige Sekunden später trat er fort vom Schreibtisch.
»Ich bin Ihnen gern zu Diensten«, sagte Starn. »Aber ich möchte eine Frage stellen.«
»Ich habe mehrere erwartet.«
»Die Behörden der Föderation werden alles versuchen, um den oder die Verantwortlichen zu identifizieren.«
»Das ist keine Frage.«
»Was sollen die Ermittler herausfinden?«
»Wie meinen Sie das?«
»Soll ich Spuren hinterlassen, die in Richtung Imperium weisen?«
Karth lehnte sich zurück, schnaubte und deutete auf sein dunkles Gesicht. »Wer wünscht dieses Verbrechen, Händler? Was glauben Sie?«
Starn zögerte nicht. »Ich finde es bemerkenswert, den Auftrag von einem Roboter zu erhalten, der die Rolle eines Klingonen spielt.«
Karths Hände zuckten unter den Schreibtisch, und Starn neigte sich zur Seite, griff nach seiner Waffe. Nur einen Sekundenbruchteil später sprang der ›Klingone‹ zurück und hob einen Intervaller. Der Partikelstrahl des Iopenschneiders zischte durch den Raum, desintegrierte Staub- und Rauchmoleküle. Aber Karth wich aus! Die Entladung traf ihn nicht mitten auf der Brust, sondern nur an der Schulter.
Starn stieß gegen seinen Sessel, und der Schneider summte – er brauchte mehrere Sekunden, um sich wieder aufzuladen. Blaue Kühlflüssigkeit tropfte aus Karths Schulter; die klaffende ›Wunde‹ offenbarte Drähte und Transtatoren. Die Maschine schwang den Intervaller herum und feuerte. Starn rechnete damit, getroffen zu werden, aber er fühlte keinen Schmerz, sah statt dessen, wie die Andorianerin von einem orangefarbenen Blitz erfasst wurde und zu Boden sank.
Der Roboter legte den Strahler beiseite.
Starn starrte zu der jungen Frau. Ihr Körper hatte sich nicht aufgelöst, und sie atmete noch. Ein auf Betäubung justierter klingonischer Intervaller? Was hatte das zu bedeuten?
»Nur Nervensystem und Gehirn sind betroffen«, erklärte Karth. »Sie wird sich nicht an die Ereignisse der vergangenen zwölf Stunden erinnern. Davon weiß sie nichts.« Er zeigte auf die Schulter.
Der Iopenschneider in Starns Hand piepte ein Bereitschaftssignal.
»Sie brauchen ihn nicht«, sagte der Roboter und schob dünne, silbrig glänzende Kabel in das Loch dicht neben seinem Hals. Der Arm zuckte mehrmals, bevor er erschlaffte.
Starn verstaute die Waffe unter dem Mantel. »Warum haben Sie die Frau nicht getötet?«, fragte er und blieb beim ›Sie‹, obgleich er mit einer Maschine sprach.
»Wegen der geringen Kriminalität auf dieser Welt. Man hätte die Andorianerin vermisst und Fragen gestellt. Wichtig ist nur, dass es keine Zeugen gibt.« Karth hob den anderen Arm, und eine in der Hand verborgene Düse sprühte fleischfarbenen Schaum auf Schaltkreise in der offenen Schulter. »Weder jetzt noch während der Durchführung des Auftrags.«
Starn beobachtete fasziniert, wie sich die Maschine selbst reparierte. Plötzlich bezweifelte er, ob die Klingonen irgend etwas mit dieser Angelegenheit zu tun hatten.
»Das klingt … logisch«, erwiderte er. Das Schild über dem Eingang der Taverne fiel ihm ein, und er lachte laut.
Selbst ohne Logik wusste Spock, dass ein neuerlicher Versuch bevorstand. Die Frage lautete nur: Wer begann damit Captain Kirk oder Dr. McCoy? Vermutlich derjenige, der den Freizeitraum der Enterprise als letzter betrat. Zufrieden mit dieser Einschätzung wandte sich Spock wieder der Mahlzeit zu. Kurze Zeit später wurde seine Theorie widerlegt, als Jim und Leonard gleichzeitig hereinkamen. Sie stecken beide dahinter, dachte der Vulkanier. Was den Schluss zuließ, dass es um eine große Sache ging.
»Was dagegen, wenn ich mich zu Ihnen setze, Mr. Spock?« Kirk saß bereits, bevor Spock schlucken und antworten konnte. McCoy nahm neben dem Captain Platz und verzichtete darauf, um Erlaubnis zu bitten. Damit saßen jetzt acht Personen am Tisch, ebenso wie an den beiden nächsten. Der Umstand, dass die zwei Stühle ihm gegenüber bisher frei geblieben waren, während so viele Besatzungsmitglieder die Nähe des Vulkaniers suchten, wies Spock auf folgendes hin: Die Männer und Frauen hatten Kirk und McCoy erwartet. Alles schien gut vorbereitet zu sein.
»Nun, Captain?« Spock beschloss, den Vorteil des Eröffnungszugs zu nutzen.
»Nun was?«, erwiderte Kirk. Sein übertrieben unschuldiger Tonfall bestätigte, dass er etwas plante.
»Ich nehme an, Sie möchten mir irgend etwas mitteilen.«
Kirk schürzte die Lippen. »Ach?« Er sah zu McCoy. »Haben wir ihm etwas mitzuteilen, Pille?«
Leonard lächelte ein wenig zu fröhlich. »Nicht dass ich wüsste, Jim.«
Captain und Arzt schmunzelten. Spock nahm eine neuerliche Situationsanalyse vor. Er konnte sich entschuldigen und zur Brücke zurückkehren, musste allerdings damit rechnen, dass man ein solches Verhalten als ein Zeichen der Kapitulation interpretieren würde. Die Alternative bestand darin, zunächst abzuwarten.
Er stopfte sich Salat in den Mund.
»Schmeckt's?«, fragte Kirk.
Spock kaute sorgfältig und nickte, während er den Captain musterte und sich innerlich auf den nächsten Gegenzug vorbereitete. Doch Jim wandte sich an McCoy.
»Wer hat deiner Meinung nach den Nobel- und Z-Mag'nees-Preis für Medizin verdient?«
Darum geht es also, dachte Spock. Aber in welchem Zusammenhang? Er selbst war nicht nominiert worden, und wahrscheinlich blieb seine Arbeit auch in Zukunft zu spezialisiert. Sein Vater Sarek hatte vor mehr als zwanzig Jahren den Friedensnobelpreis bekommen, doch Spock sah keine Verbindung zu sich selbst. Worauf wollten Jim und Leonard hinaus?
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