Star Trek - Deep Space Nine 8.08: Mission Gamma 4 - Das kleinere Übel - Robert Simpson - E-Book

Star Trek - Deep Space Nine 8.08: Mission Gamma 4 - Das kleinere Übel E-Book

Robert Simpson

4,8

Beschreibung

Chaos auf Deep Space 9! Die Suche nach einem Mörder in der Besatzung katapultiert Colonel Kira Nerys auf eine gefährliche Reise ins Herz der Föderation. Doch das Verbrechen, das sie zu verhindern sucht, ist nur Teil eines weitaus größeren und uralten Plans, dessen Aufdeckung einen Keil zwischen den Weltenbund des Alpha-Quadranten schlagen könnte. Das Raumschiff Defiant begibt sich derweil auf die Heimreise nach DS9, und ein schockierter Commander Elias Vaughn erkennt die Wahrheit hinter der tragischsten Mission seines langen Lebens. Während sich die Mannschaft den Folgen dieser Entdeckung stellt, gerät Vaughns Urteilskraft in Zweifel ... und das Ergebnis der historischen Reise durch den Gamma-Quadranten steht erneut auf dem Spiel.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 287

Veröffentlichungsjahr: 2011

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
4,8 (18 Bewertungen)
15
3
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.


Ähnliche


Die deutsche Ausgabe von STAR TREK – DEEP SPACE NINE: MISSION GAMMA IV - DAS KLEINERE ÜBEL wird herausgegeben von Amigo Grafik, Teinacher Straße 72, 71634 Ludwigsburg.

Herausgeber: Andreas Mergenthaler und Hardy Hellstern, Übersetzung: Christian Humberg;

verantwortlicher Redakteur und Lektorat: Markus Rohde; Lektorat: Anika Klüver und Gisela Schell; Satz: Amigo Grafik; Cover Artwork: Cliff Nielsen.

Titel der Originalausgabe: STAR TREK – DEEP SPACE NINE: MISSION GAMMA IV - THE LESSER EVIL

German translation copyright © 2011 by Amigo Grafik GbR.

Original English language edition copyright © 2002 by CBS Studios Inc. All rights reserved.

© 2010 Paramount Pictures Corporation. All Rights Reserved.

™®© 2011 CBS Studios Inc. STAR TREK and related marks and logos are trademarks of CBS Studios Inc.

This book is published by arrangement with Pocket Books, a Division of Simon & Schuster, Inc., pursuant to an exclusive license from CBS Studios Inc.

ISBN 978-3-942649-59-9 November 2011

www.cross-cult.de · www.startrekromane.de

Mag sein, dass uns das Meer den Tod nur bringt

Oder wir glücklich Inselküsten finden

Und dort Achilles sehn, uns einst bekannt.

Viel schwand seit damals, doch viel blieb; auch wenn

Uns heut’ die Stärke fehlt, mit der wir einst

Bewegten Erd und Sternenzelt, so sind wie wir:

Im Geiste gleich sowie im Mut vereint,

Geschwächt durch Zeit und Alter zwar, doch willensstark

Zu streben, suchen, finden – nie zu ruh’n.

– Alfred, Lord Tennyson,»Ulysses«

PROLOG

Es waren die Gerüche, so glaubten viele, die einem von einer Küche am längsten im Gedächtnis blieben. Doch die vielen irrten. Aromen vergingen, doch Geräusche blieben bestehen: das Geklapper der Pfannen, das brutzelnde, zischende Öl, die Laute, die frisches Gemüse erzeugte, das auf einem abgewetzten Schneidebrett zerkleinert wurde, oder das Knirschen von Zähnen auf einer beim Herrichten eines Salates stibitzten Selleriestange. Lachende Stimmen. Für Judith Sisko bildete all das eine Symphonie. Eine, die Herz und Seele erreichte und eine Geschichte erzählte.

Judith stand auf der untersten Stufe der zu den Privaträumen über Sisko’s Creole Kitchen führenden Treppe und rief sich ihre lebendigsten Kindheitserinnerungen ins Gedächtnis. Sie alle drehten sich um Geräusche, die aus der Küche gekommen waren. Das ganze Leben hatte sich um diesen Raum gedreht, und zwar nicht nur weil ihr Vater ein Koch und sein Restaurant unter ihrer Wohnung gewesen war. Die Küche war schlicht der Ort, an dem sich alle versammelten, sich Neuigkeiten berichteten und wo ihr Vater, unabhängig von der Art der Neuigkeit, auch noch die schlimmsten Situationen in einen frohen Augenblick hatte wandeln können.

Küchen klingen wie das Leben.

Entsprechend traurig war Judith nun, denn der Ort, an dem sie aufgewachsen war, präsentierte sich ihr totenstill. Seit Wochen schon war das Restaurant geschlossen. Im Gastraum, wo einst Menschen, Bolianer, Vulkanier und Vertreter von einem halben Dutzend anderer Spezies jederzeit köstliche Gerichte bekommen hatten, lag inzwischen Staub auf den Holztischen.

»Kann ich dich mit einem Frühstück beglücken?«, fragte eine Stimme und riss Judith aus ihren Gedanken.

»Danke, Gaby, aber ich passe«, antwortete sie. Gabrielle Vincente war vielleicht ihre einzige andere Konstante hier im Restaurant, hatte sie doch stets so ausgesehen wie jetzt: weißes Hemd über weißer Hose. Einzig ihre Schürze fehlte, die immer mit dem Saft von Okraschoten und Olivenöl bekleckert war.

Gaby hielt auf den Garten zu. Als sie an Judith vorbeiging, legte sie ihr tröstend die Hand auf die Schulter. »Wenn ich irgendwas tun kann, lass es mich wissen. Ich wollte eigentlich heimgehen, sobald ich nach dem Gemüse gesehen habe, aber wenn du mich hier brauchst …«

Judith lächelte schwach, schüttelte den Kopf. »Nein, geh ruhig. Du hast dir die Pause mehr als verdient. Ich komme schon klar.«

»Bist du sicher?«

Judith nickte.

»Ich bin nur einen Anruf entfernt, falls du etwas brauchst«, beharrte Gaby.

»Das weiß ich. Danke.« Eine Umarmung später trat Gaby in den Garten.

Judiths Blick wanderte die Treppe hinauf und zum Obergeschoss. Das hier ließ sich nicht aufschieben, oder? Ihre Hand fuhr zum Knauf am unteren Ende des glatten hölzernen Geländers. Dann begann sie den Aufstieg.

An die Treppe schloss sich ein Korridor an, und schließlich stand Judith vor der geschlossenen Tür des Schlafzimmers. Ihre Hand schwebte über der Klinke. Sie atmete tief aus und öffnete die Tür.

Dad saß am Fenster, das zum Garten hinausging.

Das Erste, was ihr auffiel, waren seine herunterhängenden Schultern. Früher hatte Dad immer eine stolze Pose eingenommen, mit hocherhobenem Kopf und geraden Schultern, fast so, als wollte er die Welt herausfordern, sich seinem Willen zu widersetzen. Kerzengerade dem Schicksal entgegen – so war er in Judiths Erinnerung. Sein Haar, das sie, so weit sie sich zurückerinnern konnte, nur graumeliert kannte, war inzwischen fast völlig weiß, und seine Gesichtszüge wirkten wie gemeißelt. Seine dünnen Arme verschwanden fast in dem weiten Hemd. Schon vor seinem Zusammenbruch, so wusste sie, hatte er Gewicht verloren, war alt geworden. Nun saß er da, die großen, gichtgeplagten Hände zwischen den Knien zusammengepresst, und sah aus dem Fenster wie ein eingesperrter Vogel, der sich nach dem Himmel sehnte.

»Dad?«, fragte sie, als das Stehen und Starren unerträglich wurde. Er antwortete nicht, also fragte sie erneut.

»Die Honigmelonen werden es dieses Jahr nicht schaffen«, sagte Joseph Sisko schließlich. »Irgendwas knabbert an ihren Wurzeln. Gaby bemüht sich nach Kräften, kommt ihm aber nicht bei.« Er hatte sich nicht umgedreht.

»Auch Raupen müssen essen«, erwiderte Judith.

Dad nickte. »Ich schätze, es macht ohnehin keinen Unterschied.«

Dann hörte sie etwas, das ihr seit ihrer Ankunft aus Portland vor ein paar Tagen nicht zu Ohren gekommen war: ein Lachen. Schwach, aber eindeutig.

»Es ist schön, dich lachen zu hören.«

»Seltsam, dass mir niemand damit in den Ohren liegt, ich müsse aus diesem Raum raus.«

»Wäre ich der Ansicht, es brächte etwas, würde ich dir pausenlos damit auf die Nerven gehen. Aber du warst immer schon ein Sturkopf.«

»Na endlich wird eines meiner Kinder vernünftig«, murmelte Dad.

»Du denkst immer noch an Ben, oder?«, fragte sie. Bislang hatte sie gezögert, den Namen ihres Bruders auszusprechen. Wann immer möglich, hatte sie ihn umschifft. Aber das würde ihr nicht ewig gelingen, und sie wusste es.

Dad sah weiter aus dem Fenster. Es vergingen mehrere Minuten, bevor er wieder das Wort ergriff. »Den Garten da unten habe ich schon beackert, da warst du noch gar nicht geboren. Und trotz aller Technik – die ich, glaub mir, durchaus zu schätzen weiß – kam mir nie etwas anderes als Wasser, Sonnenschein und meiner eigenen Hände Arbeit dorthin. Das und die Zeit genügten vollkommen. Als Ben ein kleiner Junge war, lief er dort immer barfuß durch den Dreck. Du auch. Damals schien es, als würden diese Tage nie enden.«

»Ben kannte die Risiken, die sein Job mit sich brachte, Dad«, sagte Judith sanft. »Wie wir alle. An dem Tag, als er zur Sternenflottenakademie aufbrach, wussten wir, dass er vielleicht nie wieder nach Hause kommen würde.«

»Erzähl mir nichts von Risiken«, blaffte ihr Vater zurück. »Ben wurde nicht von den Tzenkethi getötet, von den Borg assimiliert oder vom Dominion zum Teufel gebombt. Das könnte ich sogar akzeptieren, meinen Frieden damit machen und weiterziehen. Aber er wurdevon uns genommen, Judith! Dieser verdammte Planet und seine sogenannten Propheten raubten ihn von allem, was er liebte, und jedem, der ihn liebt. Und das reichte ihnen nicht einmal. Nein, sie mussten auch noch meinen Enkel haben.«

»Das wissen wir nicht, Dad. Was immer Jake widerfahren ist, wo immer er sich befindet – möglicherweise hat es nichts mit Ben zu tun.«

Er warf ihr einen tadelnden Blick zu. »Damit magst du dich selbst überzeugen können, mich aber nicht. Das Schiff des Jungen verschwindet in dem Moment, in dem er zur Erde aufbricht. Und du willst mir wirklich einreden, das hätte nichts mit diesem verfluchten Ding zu tun, diesem Wurmloch?« Er schüttelte den Kopf. »Ich sagte ihm, er solle den Posten nicht annehmen«, murmelte er nun. »Vor sieben Jahren. Bleib auf dem Mars, hab ich gesagt. Bau Schiffe. Dann bist du wenigstens nah an der Erde. Oder vergiss die Sternenflotte und komm einfach heim. Er war noch nicht über Jens Tod hinweg. Er brauchte mehr Zeit. Doch er ging trotzdem. Schlimmer noch, er nahm sogar Jake mit auf diesen schwebenden Schrottplatz. Und jetzt sind sie beide fort.« Joseph vergrub das Gesicht in den Händen. »Manchmal wünschte ich, Ben wäre nie geboren worden.«

»Dad, das meinst du nicht …«

»Manchmal schon«, gestand er, die Augen voller Tränen. »Ich weiß, dass ich es nicht sollte, aber ich kann nicht anders.Siesind schuld, Judith! Sie erschufen ihn. Sie benutzten mich und Sarah, damit wir Ben für sie zur Welt brachten. Damit sie ihn Jahre später ebenfalls benutzen konnten. Genau wie mich. Wie uns alle.«

Judith legte ihrem Vater die Hände um den Kopf und zog ihn an sich. Wenn er weinte, wirkte Joseph unendlich kleiner.

Sie erinnerte sich an den Tag vor über einem Jahr, an dem er sie in Portland besucht hatte – ein absolutes Novum –, um ihr die bizarre Geschichte zu erzählen. Dass ihre verstorbene Mutter Rebecca schon seine zweite Frau und nicht Bens Mutter gewesen war. Dass Ben die Wahrheit kannte und seine leibliche Mutter Sarah einem der Wesen, die angeblich im bajoranischen Wurmloch lebten, als Gefäß gedient hatte. Ben sei geboren worden, um am anderen Ende des Quadranten sein Schicksal zu erfüllen. Die Geschichte schien unglaublich, selbst in einem an Wundern nicht gerade armen Universum. Es war Judith schwergefallen, sie als Fakt zu akzeptieren. Doch während ihr Vater sie erzählte, hatte sie erkannt, dassersie glaubte.

Oh, Ben … Wie soll ich das nur hinnehmen?Für sie war Benjamin Lafayette Sisko nichts weiter als ihr schlaksiger großer Bruder: niedliches Kind, nerviger Teenager und ein Mann, auf den man stolz sein konnte – aber doch niemand Übersinnliches. Dieser elende Schlingel, der sie in den Fluss geschubst hatte, als sie neun gewesen war? Er war ein Mechanikgenie und hatte ihr vor seinem Akademiebeginn geholfen, ein Roboterskelett für die Mardi-Gras-Parade zu bauen. Doch als das Ding dann gegen eines der Terrassengeländer an der Bourbon Street geknallt war, statt geradeaus zu stolzieren, hatte erihrdie Schuld gegeben. (Dass seine überlasteten Schaltkreise den Roboter vom Kurs abgebracht hatten, hatte er nie zugegeben.) Übersinnlich? Doch nicht dieser Ensign der Sternenflotte, der vor Nervosität fast gestorben war, als er seiner Familie seine Verlobte vorstellte! Judith wusste noch, was sie damals gedacht hatte: dass sich nie jemand mehr geschämt haben musste als Ben in dem Moment, in dem Dad mit den Anekdoten aus Bens Kindertagen losgelegt hatte. Und dass kein Mann je verliebter gewesen war als Ben, als er am Morgen nach Jakes Geburt Jennifer und seinen Sohn küsste.

Doch Jennifer starb … Judith hatte gewusst, dass diese Wunde niemals heilen würde. Jens Tod war zu eng mit Bens Sternenflottenleben verbunden gewesen, als dass er sich keine Mitschuld daran gegeben hätte. Er war damals, im Anschluss an einen kurzen Auftrag, bei dem er den Bau von Wohnanlagen im Erdorbit beaufsichtigt hatte, nach Utopia Planitia gewechselt. Und einmal, als Judiths Tournee mit den Marsianischen Philharmonikern sie in die Nähe führte, hatte sie ihn und Jake dort besucht. Doch Ben war abweisend gewesen. So sehr, dass sie schon fürchtete, ihr alter Draht zueinander sei gekappt – verloren wie so vieles nach Jennifers Tod. Sobald Jake aber im Bett gewesen war, hatte Ben ihr auf der Beobachtungsplattform seines Apartments Gesellschaft geleistet. Gemeinsam hatten sie dort gestanden und auf den roten Planeten über ihren Köpfen geschaut. Und Ben Sisko hatte endlich zu sprechen begonnen.

»Ich bin versetzt worden«, fing er an.

Sie sah zu ihm. Seinem Tonfall nach sprach er nicht von einer Rückkehr zur Erde. »Wohin geht es?«

»Bajor.«

»Ich glaube, das kenn ich gar nicht.«

»Warum auch?«, gab er zurück. »Eine Welt unter cardassianischer Knute, doch die Cardassianer ziehen sich von ihr zurück – nach fünfzig Jahren der Besatzung. Die Bajoraner haben nun Föderationsmitgliedschaft beantragt und die Sternenflotte eingeladen, ihnen beim Betrieb einer Raumstation zu helfen, die die Cardassianer ebenfalls aufgeben. Sie soll eine Föderationsstation werden.«

»Cardassia …«, wiederholte Judith.DerName sagte ihr durchaus etwas. Bens neuer Posten würde ihn an den Rand des Föderationsraumes bringen.

»Ich soll ihr Kommandant werden«, führte er aus. »Die Sternenflotte braucht jemanden, der mit den Bajoranern arbeitet, sie fit für den Föderationsbeitritt macht. Dafür befördert sie mich zum Commander.«

»Warum dich?«, fragte Judith.

Ben grinste verbittert. Über ihm kam der Olympus Mons in Sicht. »Das hab ich mich auch gefragt. Ich schätze, ein Grund ist meine jahrelange Arbeit mit Curzon. Die Flotte scheint dem Irrglauben verfallen, ich hätte von ihm die hohe Kunst der Diplomatie gelernt.«

Judith beschloss, seine Bescheidenheit unkommentiert zu lassen. »Gibt es denn mehr als einen Grund?«

Seufzend sah Ben in Richtung einer Gruppe von Leuten in Raumanzügen, die in der Nähe an der Hülle eines Raumschiffs arbeiteten, das für diesen Zweck in ein Reparaturgerüst gezwängt worden war. »Man findet wohl, ich hätte lange genug im Trockendock gelegen.«

»Weiß Dad schon davon?«

Er schüttelte den Kopf.

»Wann brichst du auf?«

Zum ersten Mal an diesem Abend sah er ihr direkt in die Augen. »Jake und ich reisen in drei Tagen ab.«

»Drei Tage?«, rief sie aus. »Hättest du es mirüberhauptgesagt, wenn ich nicht auf den Mars gekommen wäre? Ben, worauf zum Donnerwetter wartest du? Wie kannst du Dad so eine Nachricht überbringen, wenn nur noch drei Tage übrig sind?«

»Der Befehl erreichte mich erst gestern«, erklärte er. »Und ich nehme morgen ein Shuttle zur Erde.«

»Du weißt, dass er nicht begeistert sein wird.«

»Ja, aber er wird drüber hinwegkommen …« Ben schien zu sehen, wie wütend diese Bemerkung sie machte, denn er sprach schnell weiter. »Die Chancen stehen gut, dass der Job ohnehin nicht von Dauer ist. Was ich über die politische Situation auf Bajor gehört habe, stimmt mich diesbezüglich sehr optimistisch. Und … ich denke ernsthaft über meinen Abschied von der Flotte nach. Über eine Rückkehr zur Erde.«

Judith runzelte die Stirn. »Hab ich das jetzt richtig verstanden? Du nimmst einen Posten am Rande des cardassianischen Raumes an, damit du kündigen kannst, wenn du dort bist? Ben, wem machst du hier eigentlich etwas vor?«

»Jude …«

»Ich bin deine Schwester, Ben! Ich kenne dich. Belüg dich selbst, wenn du magst, aber nicht mich oder Dad. Wäre es dir mit dem Rücktritt ernst, würdest du den Job Job sein lassen. Und du würdest erst recht nicht deinen Sohn mitnehmen. Hier geht es nur um dich und deine Flucht vor dem Schmerz. Darum, Distanz zwischen dich und Jens Tod zu bringen.«

Ben schlug mit der Hand auf den Sims des Panoramafensters. »Das reicht, Jude.«

»Du scheinst nicht zu begreifen«, fuhr sie unbeirrt fort, »dass der Schmerz bleibt, wohin du auch rennst. Er bleibt bei dir, bis du dich endlich umdrehst und dich ihm stellst.«

Er sagte nichts. Erst als sie ins Wohnzimmer zurückging und ihre Sachen einsammelte, folgte er ihr. »Brichst du auf?«

»Ich muss«, antwortete sie und wühlte in ihrer Reisetasche. »Ich brauche Schlaf, denn morgen ist Probe.«

»Den bekämst du auch hier«, sagte er. »Jake wird enttäuscht sein, wenn er wach wird und du weg bist.«

Judith weigerte sich, ihn anzusehen. »Er wird’s verkraften. Hier!« Dann reichte sie ihrem Bruder das kleine, in Geschenkpapier gewickelte Päckchen, nach dem sie gesucht hatte. »Das wollte ich euch erst morgen geben, aber … Ach, nimm’s einfach.«

Ben gehorchte. »Was ist das?«

»Ein Holoprogramm«, antwortete sie. »Baseball – die frühen Jahre. Ein Freund von mir hat es entworfen. Ich hatte gedacht, wir könnten es nächste Woche ausprobieren, nach meinem Auftritt in Bradbury City. Aber vielleicht hilft es euch beiden, die Reisezeit zu überstehen.«

»Jude, bitte geh noch nicht.«

»Was erwartest du von mir, Ben? Soll ich so tun, als sähe ich nicht, was du hier machst? Das kann ich nicht. Jen ist tot, und das ist eine Tragödie. Aber wegzulaufen, wird dir nie helfen.«

Schweigend ging sie aus dem Zimmer. Ein Teil von ihr glaubte sogar, Bruder und Neffe nie wiederzusehen.

Entsprechend überraschte es sie, als sie Wochen später nach Portland heimkehrte und eine Subraumbotschaft von der Raumstation Deep Space 9 auf sie wartete. Sie kam von Ben, und irgendetwas war ganz offenkundig mit ihm geschehen, denn auf einmal war etwas Klares, Zielgerichtetes in seinem Blick. Ben lächelte. Seit zwei Jahren hatte sie ihn nicht mehr so energiegeladen gesehen.

Seine Botschaft war ebenso kurz wie prägnant: »Ich dachte, es interessiert dich vielleicht: Ich habe aufgehört, wegzulaufen.«

Später, in weiteren Briefen und Botschaften von ihm und Jake sowie bei ihren Besuchen auf der Erde, hatte Judith die ganze Geschichte erfahren: die Entdeckung des Wurmlochs und Bens Erlebnis mit den darin lebenden Entitäten. Sein wachsender Bezug zu den Propheten und dem Volk Bajors. Irgendwann hatte er sogar geglaubt, diese Wurmlochwesen seien schuld an seiner Existenz. Was das anging, war sie aber stets skeptisch geblieben, bis heute, doch selbst sie hatte nicht bestreiten können, wie sehr es ihn veränderte.

Ben hatte sich dort draußen neu entdeckt. Aber er war dadurch auch – wie sie und ihr Vater einst befürchtet hatten – seiner Familie verloren gegangen. Vielleicht sogar für immer.

Und jetzt Jake …

Dad schüttelte ihre Hände ab. »Geh«, flüsterte er und wandte sich ab, wieder zum Fenster. »Geh einfach. Ich will allein sein.«

Obwohl es ihr schwerfiel, respektierte sie seinen Wunsch und zog sich zurück. Auf der Schwelle drehte sie sich noch einmal um. Ihr Vater saß wieder so da, wie sie ihn vorgefunden hatte, die Schultern gesenkt, und starrte nach draußen.

»Ich weiß nicht, was ich mit ihm machen soll, Kasidy«, gestand Judith in dieser Nacht der Komm-Konsole. Joseph schlief inzwischen, doch seine Hoffnungslosigkeit war den ganzen Tag bei ihr geblieben, als gehörte sie inzwischen zu diesem reglosen, stillen alten Haus. Er war nicht mehr der Mann, den sie kannte. »Ich wusste, dass Bens Verschwinden ihn schwer getroffen hat, aber als Jake dann so kurz darauf auch noch spurlos … Es ist, als hätte man ihm das Herz aus dem Leib gerissen. Er war seit Tagen nicht mehr in seiner Küche. Stattdessen sitzt er nur am Schlafzimmerfenster. Ich glaube … Ich glaube, er wartet auf den Tod.«

Kasidy Yates, die zweite Ehefrau ihres Bruders und inzwischen im achten Schwangerschaftsmonat, sah sie an, obwohl Lichtjahre zwischen der Erde und Bajor lagen, wo Kas lebte. Sie seufzte.»Es ist für uns alle nicht leicht. Keine Stunde vergeht, ohne dass ich an die beiden denke. Dass ich auf Nachricht hoffe. Darauf, dass sie gemeinsam durch meine Tür kommen. Aber ich wusste, es würde Joseph am härtesten treffen. Er liebt seine Jungs so sehr …«

Judith lächelte. Sie mochte Kasidy. Obwohl sie erst wenige Male miteinander gesprochen hatten, seit Ben im vergangenen Jahr seine Hochzeit verkündete, war ihr die neue Schwägerin schon ans Herz gewachsen. Vielleicht auch, weil sie so anders als Jennifer war. Judith hatte Jakes Mutter geliebt und vermisste sie schrecklich, freute sich aber auch, dass Ben eine neue Beziehung gefunden hatte. Eine, die viel mehr war als der Versuch, die Jennifer-Lücke in seinem Herzen zu schließen. Die Liebe zwischen ihm und Kasidy definierte sich nicht durch den Verlust, sondern durch das, was sie gemeinsam finden mochten.

»Ich wünschte, ich wüsste, was ich dir raten kann, Judith«, fuhr Kas fort.»Jede Woche rufe ich ihn an, um seine Laune zu heben, aber unsere Gespräche werden von Mal zu Mal kürzer. Ich glaube mittlerweile fast, es steigert sein Leiden nur, von mir zu hören.«

Judith seufzte. »Er liebt dich, Kasidy. Daran darfst du nicht zweifeln.«

»Ich weiß«, versicherte sie.»Wirklich, das weiß ich. Ich wünschte nur, wir könnten irgendwie zu ihm durchdringen. Ihm klarmachen, dass er trotz allem ein Enkelkind bekommt, das einen Großvater brauchen wird und …«Sie brach ab, wirkte nachdenklich.

»Was ist?«, fragte Judith.

»Mir fiel gerade ein … Vielleicht gibt es jemanden, der zu ihm durchdringen kann.«

Am nächsten Nachmittag, Dad war längst auf und wieder auf seinem Trauerposten oben am Fenster, wartete Judith im entsetzlich ruhigen Hauptgastraum des Restaurants und fragte sich, was sie tun würde, falls Kasidys Idee nicht funktionierte. Der Arzt hatte sich ganz klar ausgedrückt: Dad musste raus aus dem Zimmer, und zwar schleunigst. Hätte er besser auf sich achtgegeben, wäre es gar nicht zu seinem Zusammenbruch gekommen.

Ein Klopfen an der Tür. Gedämpfte Stimmen und der unverwechselbare Klang kichernder Kinder. Die Geräusche, wenn auch von der Tür abgeschirmt, vertrieben die erstickende Stille aus dem Haus wie eine kühle Brise. Judith trat zur Tür und öffnete sie.

Draußen stand eine ganze Familie: ein Vater, eine Mutter und zwei Kinder, Mädchen und Junge. Der Vater wandte sich an Judith. »Ms. Sisko?«, fragte er hoffnungsvoll.

»Ja?«

»Wir sind die O’Briens. Kasidy Yates bat uns, zu kommen.«

KAPITEL 1

Alles in allem, dachte Ezri Dax,war das hier eine Wahnsinnsreise.

Sie saß auf dem Kommandantensessel derU.S.S. Defiant, sah auf die Navigationsanzeige ihrer backbordseitigen Konsole und betrachtete die hinter ihnen liegende Flugroute durch den Gamma-Quadranten. Über neun Zehntel der Strecke waren geschafft. Sie hatten Erstkontakt zu elf verschiedenen Zivilisationen hergestellt, und acht davon bekundeten Interesse, sich weiter mit der Föderation auszutauschen. Langstreckensonden hatten freundliche Botschaften mit sechzehn weiteren, ebenfalls vielversprechenden Völkern ausgetauscht. Sechshundertvierundvierzig ihnen bis dato unbekannte Lebensformen waren katalogisiert, beinahe zwölfhundert Kubiklichtjahre Weltall mithilfe der Sonden kartografiert worden. Sie hatten sogar der Geburt einer ganz neuen Lebensform beigewohnt, einen Völkermord verhindert, ein rätselhaftes Artefakt entdeckt, mit dem einige Besatzungsmitglieder – darunter auch Ezri – in persönlichen Kontakt geraten waren … Und irgendwie hatten sie es unterwegs sogar geschafft, jeden an Bord dazu zu bringen,

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!