Sternenschwert - Thorben Galinski - E-Book

Sternenschwert E-Book

Thorben Galinski

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Beschreibung

"Das Schicksal von ganz Tannwind steht und fällt mit unserem Bündnis." Die Welt Tannwind steht vor der Vernichtung. Verborgen hinter einer gewaltigen Nebelwand lauern die Anhänger eines finsteren Gottes und überziehen mit Hilfe von grausamen Eisenprinzen und finsterer Magie die Welt mit Krieg, während die Herrschenden von Tannwind nur durch einen äußerst brüchigen Frieden verbunden sind. Doch der Krieger Juven, die Kundschafterin Zylaine, die Feuermagierin Asche und der Barde Nasjan stellen sich der drohenden Finsternis mit Mut, Herz, Magie und Witz entgegen. Wird es den mutigen Helden gelingen, Tannwind zu beschützen?

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Impressum

Realm & Rune Verlag

Heimat phantastischer Geschichten und

spannender Geschichte!

www.realm-and-rune.de

Insta/TikTok: @realm_and_rune

 

ISBN 978-3-69026-016-9

© 2025 Realm & Rune Verlag

Idee & Text: Thorben Galinski

Lektorat & Korrektorat: Tintenschwert, www.tintenschwert.de

Karte: Kai Werner

Cover, Illustration & Buchsatz: Sonja Blank

Anschrift: An der Obstwiese 9, 50171 Kerpen, [email protected]

Ich widme dieses Buch allen Freundinnen und Freunden der Fantasy und Fantasy-Literatur. Möge das Lesen dieses Buches euch vergnügliche Stunden bereiten und in ferne Welten entführen. Hört niemals auf zu träumen.

 

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Karte

Das Schicksal von Tannwind

Unerwartete Hilfe

Erzählungen am Lagerfeuer

Gefährten, Gefahren Geschenke

Brennende Luft

Die Straßenweisen

Finsteres Land

Eisenmühle

Requiem der Seelen

Lohenwolf

Das wandernde Dorf

Die Einladung

Borke

Der Cavarius-Spiegel

Das Fest des Lebens

Senharkeen

Göttliche Intervention

Tränen in einer neuen Welt

Ehrwall

Die Audienz

Was am Ende bleibt

Zerbrochenes

Pläne

Auf dem Göttersee

Nebelhall

Kein Zurück

Die Jagd

Nordheft

Trotzige Klingen

Der Lichtsänger

Handelswacht, erster Monat von Igel und Bär des Jahres 1024.

 

Die Dämmerung war bereits vor einer Stunde angebrochen, als die Pferde mit einem erschöpften Schnauben zum Stillstand kamen. Schwungvoll stiegen ihre Reiterinnen ab und überließen sie den getreuen Händen der eifrig herbeigeeilten Stallburschen.

Ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, betraten die beiden Frauen nur wenige Sekunden später den Schankraum des Gasthauses Händlers Rast, gelegen an einer viel bereisten Handelsstraße, welche die Regionen Handelswacht, Borke und Ehrwall durchschlängelte.

Entsprechend gefüllt war die Schankstube, als die beiden Frauen sie betraten. Die deutlich Ältere der beiden sah sich nur kurz um, bis ihre Blicke die des Wirts trafen. Dieser sah sie wissend an und deutete stumm und unauffällig zur Treppe, die nach oben führte. Die Frau nickte und ging leicht gebeugt in jene Richtung. Die Jüngere ließ ihre wachsamen grünen Augen durch den Schankraum gleiten, doch niemand beachtete sie mit mehr als flüchtigen Blicken.

Die meisten Gäste waren in ihre Gespräche oder Bierkrüge vertieft, spielten Karten oder taten sich an ihren Tellern gütlich, wie ein Mann, der eine gebratene Ente verspeiste und dabei mit völlig abwesendem Blick Löcher in die Luft starrte. Eine Bardin spielte in einer Ecke auf der Harfe und sang dazu. An einem Tisch feilschten zwei Händler so energisch und gestenreich um den Preis für ihre Waren, dass man es für eine Theateraufführung hätte halten können. Trotz der späten Stunde spielten zwei Kinder unter einem Tisch mit hölzernen Figuren. Ein Gast saß entspannt zusammengesunken auf seinem Stuhl, hatte seinen Hut tief über die Augen gezogen und döste vor sich hin.

Die junge Frau strich sich eine Strähne ihres roten Haares aus der Stirn und folgte ihrer Begleiterin dann mit schnellen Schritten. Gemeinsam erklommen sie die Stufen zum zweiten Stock und ließen das Gelächter, Gerede und das Klirren von Krügen und Geschirr hinter sich zurück.

In dem langen Flur am Ende der Treppe war es dunkel, lediglich eine einzige Laterne spendete ein wenig Licht. Das machte es für die beiden Frauen einfacher, den richtigen Raum zu finden, denn nur unter einer einzigen Tür am Ende des Flurs schimmerte Licht hindurch. Die Rothaarige schritt rasch voran, klopfte zweimal an die Tür und öffnete sie dann ihrer älteren Begleiterin. Diese nickte ihr dankbar zu und trat ein. Obwohl in dem großen Zimmer nicht nur eine sondern gleich zwei Feuerstellen entzündet waren, die Licht und Wärme verbreiteten, fröstelte Tania Eulenblick. Die lange Reise von Borke und ihr hohes Alter machten sich zu dieser späten Stunde deutlich bemerkbar. Sie zog ihren Mantel aus Fuchsfell enger um die vom Alter gebeugten Schultern und holte dann ihre grauen Haare, die sie zu einem Zopf geflochten hatte, darunter hervor. Der Blick ihrer wallnussbraunen Augen fiel auf die anderen Gäste, Ehrwall, Findurs Zuflucht, Finsterklamm, Handelswacht, Tannwacht und die Seezähmer hatten ihre Abgesandten schon versammelt. Dennoch waren sie nicht die letzten Ankömmlinge.

Als sie eintraten, nickten die anderen Anwesenden ihnen kurz zu und tauschten ebenso kurze Floskeln der Begrüßung aus. Allerdings schien niemand gewillt, das Gespräch zu eröffnen oder aufrecht zu erhalten, so lange nicht alle der erwarteten Gäste eingetroffen waren. Also schritt Tania langsam dichter an eine der Feuerstellen. Ihre Begleiterin, Vania Fuchspfiff, folgte ihr, legte ihren Bogen ab und lehnte sich mit verschränkten Armen an die Wand, wobei sie ihren Blick nicht von den anderen Gästen und deren Waffen abwandte.

Eine halbe Stunde später warteten sie noch immer in mittlerweile fast schmerzhaftem Schweigen auf die Ankunft des letzten Gastes. Selbst Tanias Geduld, von der manche behaupteten, dass sie unerschöpflich sei, kam nun merklich an ihre Grenzen. Als hätte das Schicksal nur auf ein Stichwort gewartet, ging in diesem Moment die Tür auf. Hände senkten sich auf Klingen, Körper spannten sich an, dann entspannte sich die Stimmung in dem Raum langsam wieder, als der letzte Gast durch die Tür trat.

»Habt ihr etwa nur noch auf mich gewartet? Ich sollte mich wohl entschuldigen, aber das habe ich mir schon vor Jahren abgewöhnt«, warf Delio Heiligfeld trocken in die Runde. Der oberste Botschafter von Fuchsbau glänzte wie üblich durch fehlende Manieren und kaltschnäuzige Arroganz. Selbst für Tania, die sich mit ihren dreiundsiebzig Wintern Lebenserfahrung mittlerweile einbildete, eine gute Menschenkenntnis zu haben, war er schwer einzuschätzen.

Obwohl er noch keine dreißig Sommer alt war, war er der unumstrittene Anführer von Fuchsbau. Er nannte sich zwar oberster Botschafter und behauptete, nur für die Bewohner von Fuchsbau zu sprechen, aber in dieser Funktion war er Stadtverwalter, Kommandant der Wache und ebenso der Kopf der Handelsgilde, wobei Diebesgilde hier ein ehrlicherer Name gewesen wäre. Dass die Handelsgilde von Fuchsbau für genug Geld und Diskretion auch Dienste und Waren anbot, die in den meisten Regionen von Tannwind verboten waren, war ein offenes Geheimnis, das man jedoch nie richtig beweisen konnte.

Ein kurzer Blick aus Delios blassblauen Augen glitt durch den Raum, dann schloss er die Tür hinter sich, fuhr sich durch sein schwarzes Haar und lehnte sich mit verschränkten Armen an die Wand. Tania, des Wartens müde und angespannt durch die allgemeine Situation, räusperte sich, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

»Nun, da wir nun alle hier sind«, begann sie und wandte sich an die Abgesandten von Tannwacht, Lyssia Mondschatten, die Anführerin der Nebelläufer, und die Erste Klinge Folart Quarzsee, den obersten Heerführer der Trotzigen Klingen. »Herr Quarzsee, Frau Mondschatten, verratet uns doch bitte, weshalb ihr uns alle zu diesem dringlichen Treffen heute versammelt habt. Es ist, gelinde gesagt, ungewöhnlich, dass alle Fürsprecher oder Regenten unserer Welt sich an einem Ort versammeln.«

»Allerdings«, brummte Herodin von Krugtal, der nicht unumstrittene König von Tannwind und Herrscher von Ehrwall. Dabei starrte er Delio Heiligfeld unverhohlen abwertend aus seinen königlichen blauen Augen an. Fuchsbau und Ehrwall grenzten im Osten und Südosten aneinander.

Das Gebiet von Fuchsbau bestand hauptsächlich aus Wüste, weshalb es ein beliebter Ort war, um Verbrecher, Deserteure oder sonstige Ausgestoßene ins Exil zu schicken. Allerdings hatten diese Verbannten im Inneren der Berge ganz im Osten eine unterirdische Stadt und Zivilisation errichtet, deren Anführer nun Delio Heiligfeld war. Da sie in einer Höhle lebten und listig und verschlagen wie Füchse sein mussten, um in der unwirtlichen Region zu überleben, hatten die Bewohner ihrer Stadt und der umliegenden Region den selbstironischen Namen Fuchsbau gegeben.

Als Wappen der Region und Stadt hatten sie sich ebenfalls einen schwarzen Fuchskopf auf grauem Grund gewählt. Während die Leute von Ehrwall Fuchsbau und seine Bewohner auf die gleiche Art betrachteten, wie frischen Pferdedung auf der Straße, drückte das Motto der Leute von Fuchsbau, »Höhle, Heimat, Hort«, ihren Stolz aus, aber auch, dass es dort genügend Schätze gab, von denen wahrscheinlich viele nicht auf legalem Weg dort hingelangt waren. Entsprechend gelassen und unbeeindruckt erwiderte Delio den Blick des Königs und lächelte ihm nur spöttisch zu. Dieser rümpfte die Nase und blickte zu den Anführern von Finsterklamm.

Wie üblich war das Gesicht von Ethanori Flüsterwind, der Obersten Klerikerin von Auloon und Anführerin von Finsterklamm, nur teilweise sichtbar. Lediglich ihre grauen Augen waren zu sehen, der Rest ihres Gesichts wurde von einem dunkelgrünen Tuch verhüllt. Eine Kapuze, die zu einem schwarzen Mantel gehörte, verbarg zudem ihre Haare. Bis auf ein abschätziges Zischen sagte sie jedoch nichts, als sie den Blick des Königs erwiderte. Ihr Begleiter Darvis Rotklinge, der Anführer von Auloons Faust, dem militanten Orden aus Finsterklamm, schnaubte verächtlich und verschränkte seine massiven, nackten Arme vor der Brust.

Das Zeichen von Auloon, der Göttin von Gift und Furcht, ein roter Skorpion, der von einer grünen Schlange umringt wurde, war mitten auf seine Stirn tätowiert und verlieh ihm ein noch bedrohlicheres Aussehen. Seine stechend grünen Augen musterten den Herrscher von Ehrwall mit ebenso unverhohlener Verachtung, wie der König seinerseits ihn musterte. Er hob eine Braue, strich sich gespielt grüblerisch über den roten Vollbart, der sein Gesicht zierte, und fragte: »Habt Ihr mir etwas zu sagen, Eure Hoheit?« Das Wort Hoheit sprach er dabei auf eine Art und Weise aus, die man nur als Beleidigung verstehen konnte.

Trisant Sternschein, der mit gerade einmal neunzehn Jahren noch junge Schildknappe des Königs, spannte sich sofort und griff nach seiner Klinge, doch Herodin von Krugtal hielt ihn mit einer sachten Geste zurück und schnaubte lediglich abwertend. »An Euch und Eure Sippe von Fanatikern sind jegliche Worte vergeudet.«

Nun erhob doch auch Ethanori Flüsterwind ihre Stimme, die an das Fauchen einer furchtbar schlecht gelaunten Katze erinnerte. »Hütet Eure Zunge, von Krugtal, oder Eure Ketzerei wird Euer Tod sein.«

König Herodin holte tief Luft, um ihr eine passende Antwort entgegenzubrüllen, doch Tania Eulenblick unterbrach die beiden scharf.

»Genug!«, donnerte sie. »Eure Zwistigkeiten sind nicht der Grund für dieses Treffen! Im Gegenteil, sie sind der Grund, warum sich die Herrschenden von Tannwind eigentlich nie versammeln. Und auch wenn Ihr mit Eurer Meinung nicht allein steht, mein König…« Hierbei sah auch sie kurz missbilligend zu Darvis und Ethanori hinüber. »…ist es wichtig, dass wir unsere persönliche Meinung einstweilen schweigen lassen. Wir alle sind durch ein gemeinsames Schicksal vereint, ob es uns nun gefällt, oder nicht«, schimpfte sie. Dann schlug sie einen versöhnlicheren Ton an und sprach mit ruhiger Stimme weiter. »Unser aller Leben hat sich verändert, als sich vor fast genau fünfundzwanzig Jahren Sundufirs Anhänger erhoben und den westlichen Teil unserer Welt angegriffen haben. Tausende Leben wurden damals ausgelöscht, einschließlich der ehemaligen Königsfamilie von Tannwind. Viele Städte und Dörfer wurden seitdem zerstört. Weder die Armee von Kronhügel, unserer ehemaligen Hauptstadt, noch die Magier der Akademie von Sternwind, konnten sie aufhalten. Heute sind sie, genauso wie die Sümpfe von Vilandra, in der Hand des Feindes. Seit Jahren sind die Menschen von Tannwacht ihrer eigentlichen Heimat beraubt. Und noch schlimmer ist der Verlust von mittlerweile sieben göttlichen Tannen, die von Marubas und seinen Lauernden Klingen vernichtet wurden. Das alles sollte Grund genug sein, unsere Streitigkeiten beizulegen.« Sie schwieg für einen Moment und sah die anderen vorwurfsvoll an. »Doch wir alle verschanzen uns seit Jahren hinter unseren Gebietsgrenzen, jeder auf die eigenen Interessen bedacht und ungeeint in unserem Tun. Während die Trotzigen Klingen am Klingenschild den Feind für uns in Schach halten, tut der Rest von uns so, als ob uns der Krieg nicht bedroht. Dabei ist es unser aller Pflicht, die restlichen göttlichen Tannen zu schützen.« Stille legte sich über den Raum und die Streithähne murrten widerwillig und blickten zu Boden wie Kinder, die von ihrer Mutter gescholten worden waren. Tania seufzte tief, dann sah sie zu Lyssia Mondschatten und lächelte sie entschuldigend an.

Die allgemeine Aufmerksamkeit wandte sich nun wieder den Abgesandten aus Tannwacht zu, welche das Treffen einberufen hatten. Bevor sie jedoch das Wort ergriff, ließ Lyssia eine Pause verstreichen und fuhr sich durch ihr blass-blondes Haar. Ihre braunen Augen blickten zu ihrem Begleiter, der mit verschränkten Armen an der Wand lehnte und ihr grimmig und stumm zunickte. Während sie sich in einer dunklen Ecke des Raumes bewegte, schienen die Schatten sie wie ein Mantel zu umhüllen. Dann blickte sie erneut die anderen Anwesenden an und erhob ihre Stimme.

»Zunächst möchte ich euch allen danken, dass ihr gekommen seid«, begann sie. »Ich gebe zu, ich bin überrascht, dass tatsächlich alle gekommen sind.« Sie holte tief Luft. »Und gleichzeitig bin ich erleichtert, denn die Lage ist noch ernster, als die ehrwürdige Tania Eulenblick es so treffend formuliert hat, sonst hätten wir gar nicht versucht, ein solches Treffen einzuberufen.«

Sie ging einige Schritte im Raum auf und ab und ließ die Gäste noch einen Moment in Ungeduld und Neugierde verharren, während sie ihre Gedanken sammelte.

»Meine Nebelläufer haben Informationen über einen bevorstehenden Angriff der Lauernden Klingen gesammelt. Wir haben sie tagelang beobachtet, bevor wir um dieses Treffen gebeten haben, um uns ganz sicher zu sein. Statt ihrer sonst üblichen kleinen Angriffstruppen, mit denen sie versuchen am Klingenschild vorbeizukommen, sammelt sich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder ein geordnetes Heer vor Kronhügel. Meinen Leuten ist es gelungen, einige ihrer Gespräche zu belauschen und wir glauben, ihr Ziel ist die Festung Tannwacht und die göttliche Tanne, die wir darin bewachen. Wenn das, was wir bisher erfahren haben, wahr ist, wird der Angriff, mit dem heutigen Tag eingerechnet, in genau sechsunddreißig Tagen erfolgen.«

Die anderen sahen sie abwartend an. Diese Neuigkeiten waren in der Tat beunruhigend, aber auch keine wirkliche Überraschung. So schrecklich die Kunde eines unmittelbar bevorstehenden Angriffs auch war, seit Beginn dieses Krieges war diese göttliche Tanne immer wieder das Ziel der Lauernden Klingen gewesen, weshalb die Festung Tannwacht auch um sie herum errichtet worden war. Bisher hatten die Trotzigen Klingen die Anhänger Sundufirs jedoch immer zurückschlagen können. Nach all den Jahren des Krieges war die Nachricht erschreckend normal und die Anwesenden entsprechend abgestumpft.

»Na und?«, antwortete Delio Heiligfeld deshalb gleichgültig und zuckte mit den Schultern. »Dann haltet sie eben auf, wie schon so oft. Dazu habt ihr doch den Klingenschild gebaut. Sie greifen an, ihr schlagt sie zurück, so läuft dieses blutige und ermüdende Spiel doch seit Jahren.«

Tania runzelte die Stirn. Die Art und Weise, mit der Delio über den Krieg sprach und die den Verlust von Menschenleben und den Einsatz an der vordersten Front erschreckend alltäglich und banal klingen ließ, störte sie. Auch, wenn es stimmte, die Kriegerinnen und Krieger um Folart Quarzsee, die sich selbst die Trotzigen Klingen nannten, waren bekannt dafür, gnadenlos und unbarmherzig gegen die Schergen Sundufirs zu kämpfen. Ihren Namen hatten sie gewählt, um ihre Gegner zu verhöhnen und um jedem Feind und auch jedem Verbündeten auf dem Schlachtfeld deutlich zu machen, dass sie den Kampf für Tannwind niemals aufgeben würden. Der Leitspruch der Trotzigen Klingen lautete:

»Unsere Klingen mögen brechen, doch unser Wille wird es nie.«

Tapfer hielten diese Männer und Frauen seit vierundzwanzig Jahren die Stellung an der Front im Westen der Welt und verhinderten somit, dass der Krieg in den Rest von Tannwind vordrang. Dies war vor allem Folart Quarzsee zu verdanken, einem überragenden Strategen und ehemaligem militärischen Berater des verstorbenen Königs Cailon Inlicht. Obwohl ihm das Schlachtfeld nicht fremd war, war es vor allem seinem überragenden Geschick am Rande des Schlachtfelds und am Planungstisch zu verdanken, dass die Trotzigen Klingen bisher keine entscheidende Schlacht verloren hatten.

Jetzt jedoch grunzte er nur kurz und verzog das Gesicht, als hätte er einen Käfer verschluckt. Die Reaktion hinterließ ein flaues Gefühl in Tanias Magengegend. Auch Lyssia lächelte bitter über die Worte von Delio, als würde es ihr Schmerzen bereiten, den nächsten Satz zuzugeben. »Dieses Mal wird das leider nicht so einfach. Die gegnerischen Truppen sind zu zahlreich. Wie gesagt, ich rede hier nicht von den Stoßtrupps und Patrouillen, mit denen wir es üblicherweise zu tun haben. Ich rede von einer Streitmacht, wie wir sie bisher noch nicht gesehen haben. Alleine schaffen wir es diesmal nicht. Und wenn wir sie nicht aufhalten, werden die Lauernden Klingen nicht nur die größte Festung des Klingenschilds schleifen und eine weitere göttliche Tanne vernichten, sondern auch in den Rest von Tannwind vordringen. Dann ist es vorbei mit eurer bisherigen Ruhe und Idylle.«

Daraufhin herrschte kurzes, nachdenkliches Schweigen, hervorgerufen durch die bedrohlichen Neuigkeiten, aber auch den kaum versteckten Vorwurf in Lyssias Worten.

»Wie stark genau ist der Feind?«, wollte König Herodin schließlich wissen.

»Ungefähr viertausend Lauernde Klingen wurden bisher gezählt. Hauptsächlich Fußsoldaten und Bogenschützen, aber auch einige Reiter und Magier. Und das ist nur eine geschätzte Zählung, die bereits vierzehn Tage alt ist. Zu diesem Zeitpunkt hatten sie ihre Heerschau gerade einmal begonnen. Dieses Heer wächst noch immer und wird unseren Berichten nach in dreißig Tagen losmarschieren«, sagte sie ruhig und ließ eine kleine Pause verstreichen, bevor der wahre Schrecken folgte. »Ach ja, und mindestens dreihundert Eisenprinzen sind auch dabei.«

Für einen Moment legte sich entsetztes Schweigen über den Raum.

Ein einzelner Eisenprinz war bereits ein ernstes Problem, selbst für zwanzig gute Männer und Frauen. Zehn bedeuteten ein gewaltiges Blutbad. Dreihundert davon waren eine tödliche Katastrophe. Jeder hier im Raum wusste das.

»Wie zuverlässig sind diese Informationen?«, meldete sich zum ersten Mal an diesem Abend Arlond Funkenfinger, der Erzmagier von Findurs Zuflucht, zu Wort. Sein ungewöhnlicher Nachname sorgte immer wieder für amüsiertes Getuschel in Tannwind. Viele meinten, er sei mehr als passend, da der Erzmagier ein besonderes Talent für Blitzzauber hatte. Andere mutmaßten, er habe sich den Namen selbst gegeben, um damit anzugeben, dass er in jedem seiner Finger mehr Funken Talent hatte als alle übrigen Magier von Tannwind zusammen, obwohl er erst vierunddreißig Winter alt war. Lyssia Mondschatten sah ihn an, als würde sie selbst gleich Blitze auf ihn schleudern wollen.

»Meine Nebelläufer verstehen ihre Arbeit«, raunzte sie.

Arlond Funkenfinger seufzte und hob besänftigend seine Hände. »Das weiß ich in der Tat nur zu gut, meine Liebe. Und genau das habe ich befürchtet. Diese Zahlen sind erschreckend.«

»Allerdings!«, merkte Tanias Begleiterin Vania Fuchspfiff an. Sie hatte vor Entsetzen die Fäuste geballt. Diese Reaktion besorgte Tania noch mehr.

Sie verstand nicht viel von Taktik und Kriegsführung, doch die Reaktion der Kriegerinnen und Krieger im Raum machte deutlich, dass die Lage mehr als Ernst war. Der Abgesandten aus Handelswacht, Patrane Zwergvogel, ging es nicht viel besser als ihr. Ihre normalerweise dunkle Haut war ungesund erblasst und sie wusste vor lauter Nervosität nicht, wo sie ihre Hände lassen sollte. Auch Gusswyn Fischbein, der Fürsprecher der Seezähmer biss die Zähne so heftig zusammen, dass sie hörbar knirschten.

»Wann sagtet Ihr werden diese Truppen losmarschieren und bei Tannwacht ankommen?«, fragte er.

»Unsere Informationen könnten fehlerhaft sein, aber wenn wir recht haben, dann werden sie wie schon gesagt in spätestens dreißig Tagen losmarschieren und sind in sechsunddreißig Tagen vor Tannwacht«, lautete die Antwort von Folart Quarzsee, der zum ersten Mal an diesem Abend sprach.

»Wieso ausgerechnet in sechsunddreißig Tagen?«, wunderte sich des Königs Schildknappe Trisant.

»Es ist der Jahrestag«, brummte Delio düster.

»Welcher Jahresta– oh. Oh, bei Evyra, ich verstehe«, hauchte der Knappe, vom selben grimmigen Grauen ergriffen, wie auch alle anderen im Raum.

»Wie gesagt, falls unsere Informationen stimmen. Falls sie noch früher losmarschieren…«, ließ Folart den Satz unbeendet. Seine Stimme war sehr leise, aber dennoch autoritär und gewohnt, dass man ihr zuhörte. Und tatsächlich lauschten alle aufmerksam seinen Worten, ohne ihn zu unterbrechen. Er strich sich über sein glatt-rasiertes Kinn und blickte in eine der Feuerstellen, als würde er auf den Schlachtplan auf seinem Tisch in seinem Strategieraum schauen. »Wir haben zwei Stoßtrupps losgeschickt, die sie immer wieder in kleine Scharmützel verwickeln und ihre Lager und Ausrüstung sabotieren sollen, sobald sie losmarschiert sind. Vorräte vergiften, Feuer legen, Patrouillen abfangen, sowas eben. Aber mehr als einen oder zwei Tage gewinnen wir so auch nicht, falls sie sich dadurch überhaupt aufhalten lassen. Die Nebelläufer spähen sie weiterhin aus und erstatten uns täglich Bericht, falls sie vorher aufbrechen sollten oder sich irgendetwas ändert. Von unseren Truppen warten eintausend Kämpferinnen und Kämpfer in der Festung Tannwacht selbst, weitere tausend haben außerhalb der Festung am Glitzerlauf Stellung bezogen.

Dort wollen wir sie, mit eurer Hilfe, auf dem offenen Schlachtfeld aufhalten, bevor sie uns in der Festung einkesseln können. Mehr Truppen können wir nicht aufbringen. Die restlichen Trotzigen Klingen beschützen die Leute von Nebelhall und bemannen die übrigen Festungen des Klingenschilds, für den Fall, dass sie doch versuchen an einer anderen Stelle durchzubrechen oder wir die Schlacht verlieren. Was nicht nur für uns schreckliche Konsequenzen hätte.«

König Herodin räusperte sich und nahm einen Schluck Wasser. »Das ist verflucht wenig Zeit, um ein Heer aufzubauen, wenn man die Zeit bedenkt, die wir für den Rückweg nach Hause, die Organisation von Truppen und Vorräten und den Weg zum Glitzerlauf brauchen. Wir in Ehrwall sind mit am weitesten vom Klingenschild entfernt. Selbst mit nur einem Tag Vorbereitung und einem Gewaltmarsch ist das kaum zu schaffen und wird meine Männer und Frauen viel Kraft kosten. Außerdem haben wir bereits den ersten Monat von Igel und Bär. Die Tage werden immer kürzer und wir haben weniger Tageslicht, um zu marschieren. Ich sende euch das stehende Heer der Silberrösser, mehr können wir so schnell nicht mobil machen. Dreihundert Ritterinnen und Ritter, eintausend Fußtruppen und fünfhundert Schützen. Die Reserve heben wir für den Schutz von Ehrwall aus«, sagte er dann.

Die Silberrösser bildeten das Heer von Ehrwall, das besonders bekannt für seine Kavallerie war. Ihren Namen trugen sie aufgrund der tapfersten Männer und Frauen innerhalb des Heeres, die den Rang eines Ritters oder einer Ritterin innehatten und deren polierte Rüstungen und Klingen hoch zu Ross silbern über das Schlachtfeld funkelten. Das Wappen der Silberrösser und von Ehrwall war ein nach rechts blickendes, silbernes Ross auf seinen Hinterläufen auf blauem Grund mit einer goldenen Krone über dem Kopf.

Sein Knappe Trisant nickte zustimmend. »Ich werde sofort alles veranlassen, sobald wir zurück in Ehrwall sind, Majestät.«

König Herodin nickte zufrieden und sah dann Delio Heiligfeld auffordernd an. Der Wettstreit der Herrschenden hatte begonnen. Dieser besah sich seelenruhig seine Fingernägel und fragte in beiläufigem Ton: »Was springt für uns dabei heraus, wenn wir helfen?«

Der König fuhr ihn empört an. »Der Schutz der göttlichen Tannen geht selbst Abschaum wie Euch etwas an, Ihr gieriges Stück Rattenkot!«

Auch viele der anderen Gäste musterten den obersten Botschafter von Fuchsbau grimmig. Dennoch lachte Delio nur leise. »Mag sein, Majestät, aber ich bin Geschäftsmann. Fuchsbau hat nur eine Stadtwache und keine Armee. Außerdem ist Fuchsbau die östlichste Stadt von Tannwind und noch weiter vom Klingenschild entfernt als Ehrwall oder Finsterklamm. Wenn ihr also von uns verlangt, dass wir eine Armee so kurzfristig ausheben und tage- und stundenlang zum Glitzerlauf marschieren, wäre ein wenig, wie soll ich sagen, Motivation nett.«

Der Kopf des Königs war mittlerweile so rot wie ein Radieschen und er biss so heftig die Zähne zusammen, dass eine Ader an seinem Hals zu platzen drohte. Delio sah ihn weiterhin abwartend und unbeeindruckt an, lächelte dann aber gönnerhaft.

»Lasst mich Euch helfen, Majestät, ich verlange nichts Unmenschliches. Alles, was ich möchte, ist eine Handelsbeziehung mit Ehrwall. Ihr öffnet unseren Händlern die Tore und erkennt uns als legitimen Teil von Tannwind an und wir helfen bei seiner Verteidigung.«

»Ich soll meine Tore Schmugglern, Dieben und Mördern öffnen?«, knurrte der König.

»Händlern, Hoheit, einfachen Händlern. Sollten sich, rein zufällig, ein paar faule Äpfel unter diesen Händlern befinden, so ist das bedauerlich, aber dafür bin ich nicht verantwortlich«, behauptete Delio trocken. Eine Lüge und das wusste der König auch. Seit der Gründung von Fuchsbau hatte Ehrwall seine Tore für dessen zwielichtige Händler stets verschlossen gehalten und selbst auch keine Händler dorthin geschickt.

Der König seufzte und rieb sich seine blond-grauen Bartstoppeln. Als man ihn vor vierundzwanzig Jahren noch auf dem Schlachtfeld zum König gekrönt hatte, war die Welt ihm einfacher vorgekommen. Seine Streitaxt und sein Mut waren alles gewesen, was er gebraucht hatte, um seine Feinde zu besiegen. Nun, nach beinahe zweieinhalb Jahrzehnten Regentschaft, waren nicht nur sein Bart und seine Haare von Grau durchzogen, sondern auch die Waffen, mit denen er kämpfen musste, hatten sich geändert: Geduld, Menschenkenntnis und Diplomatie. Delio Heiligfeld war ein dreister, aber geschickter Verhandlungspartner. Und die göttlichen Tannen waren wichtiger als der Stolz eines Königs. Er funkelte Delio noch einen Moment lang an, dann nickte er langsam. »Gut. Zwei Karawanen pro Monat. Und alle Waren werden am Eisernen Schild und an den Stadttoren streng kontrolliert.«

»Selbstverständlich«, lächelte Delio und blickte dann Folart Quarzsee an. »Dreihundert Männer und Frauen. Schützen, Kämpfer, hauptsächlich untrainiert, erwartet nicht zu viel. Aber sie werden ihren Beitrag leisten.«

Die Erste Klinge nickte. Pfeilfänger, von denen wahrscheinlich keiner lebendig das Schlachtfeld verlassen würde, aber wichtige Opfer im Kampf gegen die Lauernden Klingen. Dreihundert Kämpfer waren dreihundert Kämpfer. Er blickte zu den beiden Vertretern von Finsterklamm herüber. »Wird Finsterklamm sich auch beteiligen?«, wollte er wissen.

Darvis Rotklinge knurrte nachdenklich vor sich hin und strich sich über den roten Bart. »In der kurzen Zeit schaffen wir es kaum bis nach Finsterklamm und von dort zum Glitzerlauf, nicht mit einer vernünftigen Armee. Aber wir könnten von einigen unserer Grenzposten Truppen abziehen. Auch, wenn es mir nicht passt, unsere Grenzen gegenüber Ehrwall zu schwächen«, knurrte er in Richtung des Königs, der ihm einen vernichtenden Blick zuwarf.

»Fünfhundert Männer und Frauen von Auloons Faust«, sagte Ethanori Flüsterwind schließlich. König Herodin verzog abwertend die Lippen, gab sich aber damit zufrieden.

Die Anhänger von Auloon waren Fanatiker einer finsteren Göttin, kaum besser als die Anhänger Sundufirs, aber ausgezeichnete Kriegerinnen und Krieger, wie er leider zugeben musste. Seit Jahren herrschte ein unsicherer Frieden zwischen Ehrwall und Finsterklamm, doch immer wieder kam es zu Zusammenstößen zwischen Grenzpatrouillen der beiden Fraktionen, die meistens für beide Seiten blutig endeten. Tania Eulenblick hatte den Anführern der größten Streitmächte von Tannwind neben den Trotzigen Klingen schweigend gelauscht.

Nun sah sie fragend zu Vania Fuchspfiff auf, der Kommandantin der Laubwächter, der bewaffneten Wächterinnen und Wächter von Borke und dem Wald von Ryna. Diese spielte mit einem Knochenpiercing an ihrem linken Ohr, während sie nachdachte. »Ich kann zweihundertfünfzig unserer Laubwächter entbehren, aber mehr können wir nicht tun«, sagte sie schließlich kurz und knapp.

Niemand erhob Einspruch, denn jeder wusste, dass die Laubwächter tödlich präzise mit dem Bogen, waren, auch wenn die Bewohner des Waldes von Ryna Kämpfe meistens vermieden. Folart sah nun zu Patrane Zwergvogel, der diplomatischen Abgesandten von Handelswacht. Die noch immer blasse Frau rang ihre Hände voller Nervosität und schluckte zweimal.

»Im Namen von Handelswacht bitte ich um Verzeihung angesichts der Tatsache, dass hier solch hohe Zahlen an Leuten zur Verfügung gestellt werden. Wie es allen bekannt sein dürfte, ist Handelswacht eine unabhängige Handelsregion und hat keine große Streitmacht. Gleichwohl, uns ist der Ernst der Lage vollkommen bewusst und wir wollen unseren Beitrag leisten. Wir werden daher einhundertfünfzig unserer Münzwächter für die Verteidigung der göttlichen Tanne abstellen. Außerdem noch zweihundert Salzige Stiefel. Unter diesen Umständen natürlich kostenfrei. Mehr können wir leider nicht entbehren, angesichts der Tatsache, dass wir Handelswacht verteidigen müssen, sollten die Lauernden Klingen in dieser Schlacht siegen.« Die Anwesenden im Raum nickten nur stumm und mit einem nervösen Lächeln verstummte Patrane.

Die Münzwächter bildeten die, vergleichsweise kleine, Armee von Handelswacht, die vor allem das Handelszentrum in der Mitte der Region bewachte. Die Salzigen Stiefel hingegen waren Söldner, die Handelswacht bezahlte, um seine Grenzen zu schützen. Gusswyn Fischbein, der Fürsprecher der Seezähmer, seufzte. »Nun, die Zeit ist für uns ausreichend, was uns fehlt sind Leute. Wir sind ohnehin nicht viele und die meisten sind auf die Inseln gekommen, um nicht in Kämpfe zu geraten. Aber natürlich verstehen wir alle die düsteren Aussichten. Ich denke, hundert gute Leute kann auch ich zusammentrommeln.«

Erneut nickte Folart schweigend. Das war mehr als er erwartet hatte.

Die Seezähmer waren ausgezeichnete Bootsleute, Fischer und Taucher, welche die Trotzigen Klingen regelmäßig mit Fischen, Muscheln und Krebsen versorgten. Sie lebten auf den fünfzehn Inseln im Göttersee, dem riesigen See fast in der Mitte von Tannwind, in dem fast alle Flüsse des Landes zusammenliefen. Aber Kämpfer waren sie nicht.

Nun sahen alle Arlond Funkenfinger an. »Fünfzig meiner besten Magierinnen und Magier«, sagte der Erzmagier ruhig. »Und zweihundert Ätherklingen. Das sind fast alle, die wir im Moment ausgebildet haben.«

Die Ätherklingen waren Magierinnen und Magier, die sich auf Kampfzauber spezialisiert hatten und sowohl mit Magie, als auch Waffen umgehen konnten. Sie wurden in der Magie Akademie Findurs Zuflucht ausgebildet. Zusammen mit den Trotzigen Klingen hatten diese Leute schon sehr oft gegen die Lauernden Klingen und ihre Eisenprinzen gekämpft. Und es stand außer Frage, dass diese Truppen die mächtigste Waffe gegen die Eisenprinzen waren, denn anders als die meisten Waffen vermochte Magie ihnen durchaus Schaden zuzufügen.

»Gut, wir danken euch allen für eurer Kommen und dafür, dass ihr den Ernst der Lage begriffen habt. Wir verlassen uns auf euer Wort und erwarten eure Truppen rechtzeitig am Tannwacht«, sagte Folart Quarzsee.

In diesem Moment hörte man vor der Tür einen gewaltigen Tumult, Stimmen, Rumpeln, das Geräusch von Stahl auf Stahl, dann einen langgezogenen Schrei. Noch bevor in dem Raum jemand reagieren konnte, krachte die Tür aus den Angeln nach innen in den Raum hinein. Dabei war sie jedoch nicht alleine. Auf der Tür lag ein Mann mit blasser Haut und dunklen Haaren, die unter einer verrutschen Kapuze hervorlugten.

Vania erkannte ihn wieder. Es war der Mann, der unten im Gastraum die Ente verspeist hatte. Blut sprudelte aus seinem linken Armstumpf, dort, wo vor kurzem noch seine Hand gewesen war.

Im Türrahmen stand ein weiterer Mann. Er war etwa fünfunddreißig Sommer alt, hatte wirres, dunkelblondes Haar, einen gepflegten Bart und trug braune Lederstiefel, schwarze Hosen und ein schwarzes Hemd, darüber eine rot gefärbte Lederrüstung und einen roten Umhang. Ein abgetragener Hut hing ihm an einer ledernen Kordel um seinen Hals auf den Rücken. Auch ihn erkannte sie wieder, es war der Mann, der unten im Schankraum scheinbar an einem der Tische geschlafen hatte.

Sofort zog jeder der Anwesenden eine Waffe und richtete sie auf die beiden Eindringlinge, mit Ausnahme von Tania, die in die hinterste Ecke des Raumes zurückwich, und Arlond Funkenfinger, der keine Waffe benötigte und seine nun von Blitzen umhüllten Hände angriffsbereit hob.

»Was hat das zu bedeuten? Werden wir angegriffen?«, rief König Herodin. Der Mann im Türrahmen trat mit erhobenen Händen in dem Raum, um zu zeigen, dass er nicht vorhatte, jemanden anzugreifen. Allerdings wurde die Geste dadurch relativiert, dass er in seiner rechten Hand ein blutiges Schwert hielt. Herodin gab seinem Schildknappen ein Zeichen und Trisant lief an dem Mann vorbei hinaus auf den Flur. Ungeachtet der immer noch auf ihn gerichteten Waffen ging der Mann in Rot weiter zu dem Mann mit der abgetrennten Hand, der sich stöhnend auf dem Boden wand.

»Ich bitte vielmals um Verzeihung für mein rüdes Eindringen, aber ich dachte mir, dass die hohen Damen und Herren bestimmt ein gewisses Interesse daran haben, dass ihr geheimes Treffen auch geheim bleibt und sie alle wieder lebend nach Hause kommen.« Er lächelte in die Runde, während er sprach. Trisant kam zurück und schüttelte den Kopf.

»Es ist niemand sonst zu sehen, Hoheit. Nur das hier lag auf dem Boden«, berichtete er und hielt eine abgetrennte linke Hand in die Höhe, die etwas umklammert hielt.

Der Mann in Rot deutete auf den blutenden Mann am Boden. »Er ist der Einzige, den ich gesehen habe. Hat sich still und heimlich die Treppe hinaufgeschlichen. Nachdem er durch Aantus Odem vorbei an den Festungen und Patrouillen des Klingenschildes geschlüpft und jemanden von Nebelhall aus durch die halbe Welt gefolgt ist, vermute ich mal stark«, fügte er mit einem Blick auf Lyssia und Folart hinzu.

Diese tauschten vielsagende Blicke aus. Waren sie tatsächlich unbemerkt verfolgt worden? Der Fremde blickte auf den anderen Fremden am Boden und schüttelte den Kopf.

»Also wirklich, einen Raum voller Menschen meucheln zu wollen, das ist wirklich hinterhältig. Aber das stört euch von den Lauernden Klingen ja nicht, nicht wahr?«, lächelte er den Mann vor sich grimmig an. Dieser spuckte ihm auf die Stiefel.

»Das ändert gar nichts! Marubas wird euch dennoch alle vernichten. Wir sind Sundufirs Sturm und werden über euch kommen!« Der Mann mit dem Schwert seufzte, stieß dann ruckartig mit seiner Klinge zu und bohrte sie dem Meuchler durch die Brust. Der Mann am Boden stöhnte noch einmal auf und sank dann leblos zurück.

»Ein Sturm? Wohl eher heiße Luft«, murmelte er und wischte sein Schwert angeekelt an der Kleidung des Toten ab.

»Welch geistreiche Bemerkung«, meinte Delio trocken. »Gehört der Witzbold zu einem von euch?«

Doch die Anwesenden schüttelten allesamt die Köpfe, während der Fremde sein Schwert zurück in die Scheide steckte. »Den hätte man noch verhören können«, grollte Darvis Rotklinge, doch der Mann in Rot schüttelte den Kopf.

»Das glaube ich nicht. Außerdem hat er uns doch schon verraten, was er hier wollte«, sagte er und deutete auf die abgetrennte Hand. Trisant runzelte die Stirn und übergab die Hand an seinen König. Dieser löste die Finger um den umklammerten Gegenstand und hielt eine kleine Tonflasche in die Höhe.

»Darf ich mal?«, fragte Arlond und streckte die Hand aus. Der König zuckte mit den Schultern und reichte die Flasche an den Erzmagier.

Die abgetrennte Hand ließ er achtlos fallen.

»Vorsichtig«, mahnte der Mann mit dem Hut. Behutsam entfernte Arlond den Korken und schnüffelte vorsichtig an der Flasche. Ruckartig zog er den Kopf zurück und verkorkte die Flasche wieder.

»Bei Aantus Odem, das sind Sonnentränen!«

Sonnentränen waren ein hochexplosives und schnell entzündliches Gemisch, das von begabten, und teilweise lebensmüden, Alchemisten aus verschiedenen Komponenten hergestellt werden konnte. Es war jedoch so unkontrollierbar und gewaltig in seiner Wirkung, dass jeder, der es benutzte, mit dem eigenen Tod rechnen musste. Daher war es für den Bergbau praktisch nutzlos und für die Kriegsführung nur sehr eingeschränkt zu gebrauchen.

Der Mann mit dem Hut nickte. »Das habe ich vermutet. Oder etwas ähnlich Tödliches. Der Mann war nicht zufällig hier, sondern hätte fast alle Anführer unserer Welt auf einmal in die Luft gejagt. Das Treffen hier ist bei weitem nicht so geheim, wie ihr dachtet. Ich fürchte, ihr habt Verräter in Nebelhall sitzen«, sagte er mit erneutem Blick auf Lyssia. »Oder, jemand anderes hat einen Spion zu Hause. Irgendjemand hat auf jeden Fall die Information über dieses Treffen an Marubas verraten und er hat einen Attentäter geschickt.«

Alle Anwesenden sahen einander betroffen und misstrauisch an. Dann aber wandten sie sich wieder dem Unbekannten zu. »Wo wir gerade dabei sind«, erhob König Herodin die Stimme, »sprecht, wer seid Ihr?«

Der Mann hob erstaunt die Augenbrauen. »Ihr kennt mich nicht, Majestät?«

Der König schüttelte den Kopf und betrachtete den Mann von oben bis unten. »Nein. Sollte ich?«

»Allerdings«, antwortete der Fremde empört und sah sich im Kreis der Anwesenden um. »Und was ist mit den anderen hier?« Doch alle schüttelten nur den Kopf. »Das trifft mich jetzt aber wirklich.« Er legte sich eine Hand auf die linke Brust, als litte er dort Schmerzen.

»Entweder du beantwortest die Frage, die man dir gestellt hat, oder ich befördere dich höchstpersönlich in ein namenloses Grab, Bursche«, knurrte Darvis Rotklinge, der keine Geduld für derlei possenreißerische Mätzchen übrig-hatte.

Der Unbekannte seufzte tief. »Wenn man mich so höflich bittet. Einen Namen wollt ihr also?« Dann grinste er und mit einem Male waren alle Anwesenden zu seinem Publikum geworden, als er mit erhobener und theatralischer Stimme verkündete:

 

Namen sind doch Schall und Rauch.

Doch juckt die Neugier euch im Bauch,

dann will ich ihn euch gerne nennen,

damit ihn hier auch alle kennen.

Und sind Namen auch nur Rauch und Schall

so nennt mich: Nasjan Nachtigall!

 

Der Mann, der sich selbst Nasjan Nachtigall nannte, grinste erneut und verbeugte sich tief. Dabei zwinkerte er Vania zu. Diese runzelte die Stirn, konnte jedoch ein leichtes Schmunzeln nicht verbergen. Trisant schien weniger beeindruckt. »Und was, Ihr Hofnarr, habt Ihr hier zu suchen? Woher wusstet Ihr von dem Treffen?«, wollte er wissen.

»Ich wusste gar nicht davon. Ich war zufällig hier eingekehrt, um zu übernachten. Aber anders als die meisten Gäste, wusste ich sehr genau, wer ihr seid, zumindest die meisten von euch. Das schien mir doch einen Blick wert zu sein, wenn sich so viele Anführer unserer Welt an einem Ort versammeln. Und scheinbar nicht nur mir«, erklärte er und deutete dabei auf den toten Attentäter. »Übrigens, wessen kluge Idee war es, bei einem geheimen Treffen keine Wache vor die Tür zu stellen? Unauffällig bleiben hin oder her, das ist doch wirklich nachlässig.«

Die meisten im Raum sahen Nasjan wegen dieser Bemerkung entweder wütend oder ertappt an. Vania jedoch nickte zustimmend, der Gedanke war ihr auch schon gekommen. Darvis knurrte und deutete mit der Streitaxt in der Hand auf Nasjan. »Ich finde, das ist ein bisschen zu viel Zufall. Eine Lauernde Klinge taucht genau hier, genau heute und zufällig mit einer Bombe im Gepäck auf? Und dann kommt, rein zufällig, dieser Komiker hinzu, um uns genau im richtigen Moment zu retten? Der auch, rein zufällig, weiß, dass der Mann da eine Lauernde Klinge ist und der auch, rein zufällig, weiß, dass in der Flasche Sonnentränen sind? Und der, angeblich rein zufällig, genau weiß, wer wir sind? Hundedreck, sage ich! Er hat seinen Kumpan getötet, damit er sich bei uns einschmeicheln kann. Und sobald wir nicht aufpassen, tötet er uns alle. Überlasst ihn mir! Ich reiße ihm einfach die Augen raus, dann wird seine freche Zunge schon reden und alles zugeben!«

Nasjan hob eine Augenbraue und sah Darvis amüsiert an. »Ihr solltet mir lieber das Hirn herausreißen, großer Mann. Glaubt mir, das könntet Ihr viel besser gebrauchen.«

Delio lachte ungeniert auf und auch Arlond musste leise kichern. Darvis sog scharf die Luft ein, suchte nach einer passenden Erwiderung. Er fand jedoch in seinem begrenzten Wortschatz keine und setzte daher dazu an, sich einfach auf den Neuankömmling mit dem frechen Mundwerk zu stürzen. Folart machte zwei Schritte in den Raum, gerade genug, um klarzumachen, dass er das nicht zulassen würde.

»Jeder, der einen Anhänger Sundufirs mit dem Schwert durchbohrt, ist für mich ein Freund«, sagte er ruhig, aber mit einem unverhohlenen Unterton der Drohung.

Delio nickte zustimmend. »Der Kerl ist mit Sicherheit ein gewaltiges Schlitzohr, aber wenn der für Marubas arbeitet, setze ich mich freiwillig auf meinen Dolch, während er mit der Klinge nach oben zeigt. Eure Schlussfolgerung, Rotklinge, ergibt keinen Sinn. Ohne sein Eingreifen hätte die Lauernde Klinge die Sonnentränen entzündet und wir und das gesamte Gasthaus wären in die Luft geflogen.«

Tania nickte zustimmend und räusperte sich. »Ich sehe es so wie Herr Heiligfeld. Außerdem gebe ich auch zu bedenken, dass er uns gewarnt und uns geholfen hat, auch wenn seine Hilfe äußerst unerwartet und sein Betragen recht vogelfrei ist, wie ich gerne zugebe.«

Die Abgesandte von Handelswacht stand nur stumm im Raum und sah von einem zum anderen. Ebenso der Anführer der Seezähmer. Die Entscheidung, was mit dem Fremden zu tun war, überließen sie eindeutig den Leuten mit der wahren Macht in Tannwind. Schließlich räusperte sich Herodin von Krugtal. »Ich gebe zu, er hat uns gewarnt, aber wir wissen wenig über seine Motive. Was Herr Heiligfeld gesagt hat, ergibt Sinn, dennoch finde auch ich das alles sehr merkwürdig. Entweder war das wirklich ein sehr glücklicher, wenngleich unwahrscheinlicher Zufall, oder es steckt mehr dahinter. Jedenfalls können wir dieses Risiko nicht eingehen. Wir nehmen ihn mit nach Ehrwall und werden ihn dort als besonderen Gast unter Bewachung stellen. Nach der Schlacht am Glitzerlauf wird entschieden, was mit ihm zu tun ist. Bis dahin kann er so aber keinen Kontakt mit Marubas aufnehmen, falls er wirklich einer seiner Spione ist«. Die anderen Anwesenden nickten, teilweise zögerlich, aber zustimmend.

Nur Nasjan Nachtigall seufzte. »Wirklich? Da erhebt man einmal seinen Arsch vom Stuhl, um der Welt und dem Königreich einen Dienst zu erweisen, und Gastfreundschaft im königlichen Kerker ist der Lohn. Nun, meinetwegen, wenn euch das alle nachts ruhig schlafen lässt. Sorgt nur dafür, dass die Bewachung weiblich und drall ist, vielleicht habe ich dann einen guten Grund, um nachts nicht zu schlafen.«

Trisant starrte ihn finster an. »Die Silberrösser sind nicht zu Eurem persönlichen Vergnügen da!«

Nasjan schmunzelte und stellte sich als bereitwilliger Gefangener neben ihn und König Herodin. »Mein Junge, die ganze Welt ist zu meinem persönlichen Vergnügen da. Außerdem, habt ihr alle nicht ganz andere Sorgen?«

»Der vorlaute Singvogel hat recht«, sagte Arlond Funkenfinger. »Wir haben verdammt viel zu tun und verdammt wenig Zeit. Ich kenne den Namen Nasjan Nachtigall übrigens. Er ist als Barde nicht gänzlich unbekannt. Ob das hier allerdings wirklich besagter Sänger ist, müssen wir erst feststellen.«

Der Mann, der sich ebenso nannte, wirkte empört. »Es gibt nur einen einzig wahren Nasjan Nachtigall und der steht hier vor euch!«

»Wenn Ihr seid, wer Ihr zu sein behauptet, habt Ihr nichts zu befürchten und meinen Dank zu erwarten«, versicherte König Herodin bestimmt.

Tania nickte zustimmend. »So soll es sein. Auch wenn es spät ist, keiner von uns sollte hier heute Nacht verweilen und Marubas ein einfaches Ziel bieten, sollte er ein weiteres Attentat versuchen. Lasst uns nicht noch mehr Zeit verlieren. Wir sammeln unsere Truppen in spätestens fünfunddreißig Tagen am Glitzerlauf. Beten wir, dass es genug sind und dass wir wirklich so viel Zeit haben. Das ist nicht einfach nur eine weitere Schlacht um eine weitere göttliche Tanne. Möglicherweise steht und fällt dieses Mal das Schicksal von ganz Tannwind mit unserem Bündnis.«

 

Region Ehrwall, in der gleichen Nacht

 

König Herodin und Trisant führten Nasjan Nachtigall zunächst zu einem kleinen Trupp der Silberrösser, der nur etwa fünfzig Schritte vom Gasthaus entfernt gewartet hatte. Man brachte dem König und dem Knappen ihre Pferde. Nasjan setzte man hinter einen der Reiter auf ein Pferd und zusammen ritten sie bis zur Grenze von Ehrwall. Man hatte Nasjan keine Fesseln angelegt, ihm aber sein Schwert und seinen Rucksack abgenommen und niemand in der Königsgarde ließ ihn auch nur einen Moment aus den Augen.

Nach etwa einer halben Stunde auf den Pferderücken erreichten sie einen befestigten Grenzposten Ehrwalls, der von etwa sechzig Silberrössern bewacht wurde. Man sperrte Nasjan in eine von vier Kerkerzellen, die sich unter der Kaserne befanden, brachte ihm noch eine nächtliche Mahlzeit und überließ ihn dann sich selbst. Eine Wache gab es nicht. Bis auf zwei Fackeln an der Wand gab es kein Licht und es roch leicht modrig und feucht, aber ansonsten wirkte der Kerker, als wäre er bisher nur selten genutzt worden. Nasjan seufzte, kaute lustlos auf dem Essen herum und legte sich dann auf die Strohmatratze in der Ecke seiner Zelle.

Er wusste nicht genau, wie lange er so da-lag und ob er bereits geschlafen hatte, als ein Geräusch ihn aufschrecken ließ. Er schob sich seinen Hut über die Stirn nach oben und sah sich um. Vor seiner Zelle stand eine Gestalt in einen Mantel gehüllt, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Sie war nicht besonders groß oder besonders kräftig. Mit den Fingern ihrer linken Hand klopfte sie gegen die Gitterstäbe seiner Zelle, bis er sich erhob.

»Ich war mir nicht sicher, ob Ihr schon schlaft. Entschuldigt bitte, dass ich Euch geweckt habe«, begrüßte ihn die Gestalt mit gedämpfter Stimme. Nasjan runzelte die Stirn und ging an die Gitterstäbe heran. Das spärliche Licht der Fackeln und die Dunkelheit unter der Kapuze machten es schwer, etwas zu sehen. Dennoch sog er überrascht die Luft zwischen den Zähnen ein, als er erkannte, wer dort vor ihm stand.

»Ihr?«, entfuhr es ihm erstaunt.

Die Gestalt legte sich einen Finger an die Lippen und raunte leise: »Nicht so laut. Ich will und werde Euch helfen, aber es wird sehr viel komplizierter, wenn man uns schon vorher entdeckt.«

Nasjan hob eine Augenbraue und lehnte sich gegen die Gitterstäbe, um sehr viel leiser mit seinem nächtlichen Besuch sprechen zu können. »Ihr wollt mir helfen? Wieso? Der König scheint der Meinung zu sein, dass mir nicht zu trauen ist.«

Die Gestalt vor seiner Zellentür seufzte leise. »Auch wenn ich meinem König eigentlich in seinen Entscheidungen blind vertraue, so weiß ich, dass diese eine Entscheidung nicht richtig ist. Ihr mögt Euch derzeit nicht so fühlen, doch Ihr habt Glück. Der König mag Euch vielleicht nicht kennen, aber viele seiner Truppen tun es. Als man Euch hereinbrachte, haben einige der Silberrösser Euch erkannt. Ich habe mit einem guten Dutzend von ihnen gesprochen und fast alle wussten etwas über Euch zu erzählen. Allerdings werde ich nicht so recht schlau aus dem, was ich gehört habe.«

Der Barde sah sein Gegenüber aufmerksam an und fragte betont beiläufig: »Was habt Ihr denn gehört?«

Erst nach einer kurzen Pause fuhr die Gestalt fort. »Viele unterschiedliche Dinge. Manche sagten, Eure Lieder sind wunderschön und traurig oder romantisch. Andere sagten, sie hätten so lebensfrohe Lieder von Euch gehört, dass die ganze Taverne unter dem Jubel der Menge erzittert sei. Und wieder andere schwören Lieder von euch gehört zu haben, die so schlüpfrig waren, dass selbst erfahrene Dirnen bis zu den Ohren erröteten. Manche haben Geschichten erzählt von Kneipenschlägereien, an denen ihr Schuld oder zumindest beteiligt wart. Und sehr viele haben mir von zügellosen Abenteuern mit diversen alleinstehenden oder auch verheirateten Frauen erzählt, so vielen, dass sie unmöglich wahr sein können. Eine der Soldatinnen hat sogar behauptet, sie hätte selbst eine Nacht voller Leidenschaft mit Euch verbracht, aber ich bin mir unsicher, ob ich ihr das glauben soll. Manche meinten auch, dass Ihr ihnen oder Freunden von ihnen schon mal mit Ratschlägen, tröstenden Worten oder auch Geld geholfen habt.«

Nasjan beobachtete die verhüllte Gestalt weiterhin eindringlich. »Da habt Ihr ja tatsächlich einiges von mir zu hören bekommen. Das ist gut zu wissen, ein Barde wie ich lebt schließlich davon, dass man ihn kennt. Und dennoch höre ich aus Eurer Aufzählung eine Frage heraus.« Die Gestalt nickte nachdenklich. »Ich werde nicht ganz schlau aus Euch. Ihr seid scheinbar ein Scharlatan, Schürzenjäger und ein recht talentierter Barde. Die einfachen Leute scheinen Euch zu kennen, aber unter den Barden am Hofe des Königs habe ich Euch noch nie gesehen. Dabei müsstet Ihr doch Interesse daran haben, dass man Euch auch dort kennt.«

Der Barde zuckte mit den Schultern. »Zugegeben, heute hätte mir Bekanntheit am Hofe geholfen, aber wieso sollte ich denn nur vor dem König spielen, wenn auch die einfachen Leute meine Musik schätzen? Oft sind es gerade diese Leute, die ein gutes Lied wie eine liebevolle Umarmung brauchen. Und was diese Gerüchte über meine Eroberungen angeht, was soll ich sagen, ich bin ein leidenschaftlicher Mensch, wenn sich die Gelegenheit ergibt, sage ich nicht nein. Gut, manchmal helfe ich der Gelegenheit aktiv nach und gefalle mir selbst als Verführer, aber jeder von uns hat seine kleinen Laster. Und auch sonst lerne ich gerne Menschen kennen und wenn ich jemanden mag, helfe ich auch, wenn ich kann.«

Sein Gegenüber nickte. »Aber an der Front helft Ihr nicht.«

Nasjan lachte bei dieser Bemerkung leise auf. »Ihr aber auch nicht. Manche von uns dienen im Kampf, andere sorgen dafür, dass das Leben weitergeht, damit es überhaupt etwas gibt, wofür es sich zu kämpfen lohnt. Wir können nicht alle Krieger sein.«

Die Gestalt in der Kapuze lächelte. »Nein, das können wir wohl nicht. Wobei ich hörte, dass Ihr mit dem Attentäter heute Abend kurzen Prozess gemacht habt.«

Der unfreiwillige Häftling nickte. »Nur, weil ich nicht gerne kämpfe, heißt das nicht, dass ich nicht mit dem Schwert umgehen kann.«

Er legte sich eine Hand auf die Brust. »Ich verstehe mich selbst als Barden. Keiner von denen, die in Ehrwall am Königshof in albernen Wettstreiten um Titel kämpfen oder nur ein einziges Lied schreiben, dass sie dann ihr ganzes Leben lang singen, weil es sie berühmt gemacht hat. Aber auch keiner von denen, die in kleinen Tavernen vor sich hin stümpern, in der Hoffnung, irgendwann einmal nicht mehr den Boden dort fegen zu müssen. Ich versuche nicht an einem Ort berühmt zu werden, sondern wandere durch unsere Welt und sehe sie mir an. Und ich kann Euch sagen, wenn man so viel reist und so viel sieht und hört, lernt man zwar eine Menge dazu, aber es kann einen auch in eine Kluft stürzen.«

Die Gestalt unter der Kapuze runzelte die Stirn. »Eine Kluft? Wie meint Ihr das?«

Nasjan deutete mit den Händen nach links und rechts. »Nun, auf der einen Seite habe ich wirklich friedliche und wunderschöne Orte gesehen, so ruhig und bezaubernd, dass sie sofort das Herz und die Seele berühren. Ich habe aber auch Orte gesehen, die von Krieg und Leid so zerstört waren, dass einem das Herz in Mitleid und Hilflosigkeit zu ertrinken scheint. Ich habe Menschen gesehen, die täglich hart arbeiten, ohne zu klagen, die anderen Menschen halfen, egal, ob diese zur Familie gehörten oder völlig fremd waren. Die im Einklang mit ihren Mitmenschen und der Natur leben und nicht nur an sich selbst denken. Aber ich habe auch Menschen gesehen, die ihren Mitmenschen oder der Natur unverzeihliche Dinge angetan haben, die sich stumpf, leb- und lieblos miteinander in einem Sumpf aus Antriebslosigkeit und Sinnlosigkeit suhlen und sich dabei aufführen, als wären sie die Könige und Königinnen dieser Welt. Menschen, denen nichts so wichtig ist, wie das eigene Wohlergehen. Ich habe Gemeinden gesehen, in denen alle miteinander geteilt haben, sodass jeder dort versorgt war, auch wenn keiner viel hatte. Und ich habe Leute gesehen, die mit vollen Börsen und erhobenen Nasen an Bedürftigen auf der Straße vorbeigegangen sind, obwohl es für sie ein Leichtes gewesen wäre zu helfen. Wenn man beide Arten, wie Menschen sich behandeln können, gesehen hat, dann steht man irgendwann vor dieser Kluft. So viel Schönes und Gutes in der Welt auf der einen Seite und gleichzeitig so viel Schlechtes und Schreckliches auf der anderen. Und man erkennt, dass nichts, was man weiß, kann oder tut, diese beiden Seiten je vereinen wird. Was macht man nun mit dieser Erkenntnis? Man könnte den einfachen Weg wählen, sich auf die schlechte Seite schlagen. Wenn andere Schlechtes tun, warum soll ich mich zusammenreißen? Wieso mir Vorteile entgehen lassen, nur damit andere keine Nachteile haben? Die Welt kann ich sowieso nicht ändern, weil die Menschen so sind, wie sie eben sind und einige sich einfach nicht ändern wollen.«

Sein Gegenüber nickte wieder. »Ich kann Euch gut verstehen. Wir Menschen können viel Gutes, aber auch viel Schreckliches bewirken. Auch ohne Lauernde Klingen, die uns unterwerfen wollen. Wieso also habt Ihr Euch entschieden nicht aufzugeben und Euch nicht einfach nur um Euch selbst zu kümmern?«

Nasjan blickte zu einer der Zellwände, um seine Gedanken zu ordnen. »Wie bereits gesagt: Manche von uns müssen die Welt so mit Leben füllen, dass es sich lohnt, für sie zu kämpfen. Die guten Menschen unserer Welt verdienen es meiner Meinung nach, dass man seine Ideale nicht einfach aufgibt, sondern sich ihnen anschließt und sie dadurch in ihrem Tun bestätigt und bestärkt. Ich denke, jede Tat, die man nicht nur für sich selbst, sondern auch für seine Umwelt und Mitmenschen vollbringt, egal wie klein oder groß, macht den Unterschied zwischen gut und schlecht. Ich rede nicht nur von den tapferen Männern und Frauen, die an der Front ihr Leben für uns riskieren. Ich rede auch von den Bauern, die jeden Tag hart arbeiten, um uns alle zu ernähren, auch wenn sie vielleicht viel lieber faul in der Sonne liegen würden. Ich rede von jenen, die das, was sie haben, mit anderen teilen, obwohl sie so für sich selbst weniger haben. Ich rede von Eltern, die ihr Kind mit Geschichten und Küssen zu Bett bringen, obwohl sie selbst todmüde sind und sich nach Ruhe sehnen. Das alles sind die Taten, die unsere Welt jeden Tag zu einer machen, in der es sich zu leben und zu lieben lohnt, von der man gerne ein Teil ist und für die es sich zu kämpfen lohnt. Wahrscheinlich wird es immer zwei Arten von Menschen in dieser Welt geben. Wahrscheinlich sind manche Menschen einfach nicht fähig dazu, gute Menschen zu sein, selbst wenn man es ihnen vorlebt. Aber niemand hat je gesagt, dass die beiden Seiten gleich groß sein müssen. Vielleicht kann ein Mann wie ich nicht alleine die Welt retten. Aber ich kann jeden Tag durch mein Handeln dafür sorgen, dass es mehr Gutes als Schlechtes in ihr gibt«, schloss er seine Rede.

Die Gestalt vor seiner Zelle nickte noch einmal und lächelte nachdenklich. »Das ist eine Antwort, die viel tiefer geht, als ich erwartet hätte. Was Ihr da sagt, ist ein interessanter Gedanke. Ihr habt vollkommen recht: Niemand hat je gesagt, dass beide Seiten gleich groß sein müssen. Es liegt an uns, wie unsere Welt aussieht. Sieh mal an, Ihr seid also nicht nur Barde, sondern auch Philosoph.«

Nasjan lachte wieder leise. »Das geht manchmal Hand in Hand. Vor allem bei zu viel Alkohol.« Dann wurde er wieder ernster. »So sehr ich unser Gespräch auch genieße, gewinnt jetzt doch meine Neugierde überhand. Wieso wollt ihr mir helfen?«

»Natürlich, verzeiht mir. Ich wollte mir nur sicher sein, dass ich keine Dummheit begehe, wenn ich Euch aus dieser Zelle lasse. Der Grund für mein Hiersein mag Euch recht unglaublich scheinen. Ich bin hier, weil ich kurz vor Eurer Ankunft eine Vision von Evyra hatte, der Göttin des Schutzes, der Verteidigung und der Gesetze. Ihr könnt mich nun für töricht halten, aber ich bin mir ganz sicher, dass ich mir diese Vision nicht eingebildet habe.«

Nasjan schüttelte den Kopf. »Ich halte Euch nicht für töricht. Was also hat Euch Evyra gesagt?«

Die Person vor seiner Zelle atmete geräuschvoll aus. »Sie sagte mir, dass Ihr heute hier sein werdet und dass sie einen Auftrag für uns beide hat. Meiner ist es, Euch aus dieser Zelle und diesem Außenposten herauszulassen.«

Nasjan hob überrascht eine Augenbraue und sah sein Gegenüber aufmerksam an. »Und meine Aufgabe?«

Die Person vor der Zelle zuckte mit den Schultern und lächelte. »Sie sagte, wenn Ihr Tannwind wirklich helfen wollt, müsst Ihr zum Glitzerlauf gehen. Kämpft für die Verteidiger von Tannwind und findet den Schwertträger. Ihr müsst ihn und seine Klinge vor Marubas und Sundufir beschützen.«

Der Barde lachte und schüttelte den Kopf. »Den Schwertträger auf einem Schlachtfeld voller Soldaten finden? Und Ihr seid sicher, dass ich nicht noch das Korn im Getreidesack suchen soll?«

Sein Gegenüber lächelte entschuldigend. »Tut mir leid, viel genauer wurde sie nicht. Sie hat gesagt, Ihr würdet es wissen, wenn Ihr ihn gefunden habt und dass es von großer Wichtigkeit sei.«

Nasjan seufzte. »Nun, da ich ungern in dieser Zelle verbleiben möchte und gerade ohnehin nichts Besseres zu tun habe, bin ich wohl einverstanden.«

Sein Gegenüber lachte. »Das habe ich mir gedacht.« Damit zog sein nächtlicher Besucher einen Schlüssel unter dem Mantel hervor und schloss die Zelle auf. »Also gut, leise jetzt und folgt mir.«

Er nickte stumm und folgte der Gestalt zur Treppe. Auf halbem Weg nach oben standen sein Rucksack und seine Taschen, sowie sein Schwert gegen die Wand gelehnt bereit. Wortlos nahm er die Sachen an sich, während seine Begleitung stumm und geduldig wartete. Dann eilten beide die Treppe hinauf, durch die Kaserne und in den Innenhof. Bis auf wenige Wächter schliefen alle tief und fest. Mit raschen Schritten eilten sie zum Tor. Die Wächter dort ergriffen ihre Waffen und richteten sie auf Nasjan, doch als sie die Person unter der Kapuze erkannten, salutierten sie eifrig.

»Lasst diesen Mann gehen«, befahl die Gestalt den beiden Silberrössern mit ruhiger, aber fester Stimme. Die beiden sahen sich unsicher an.

»Verzeiht, aber der König hat befohlen…«, begann einer der beiden

und wurde scharf unterbrochen.

»Den Zorn des Königs lasst meine Sorge sein. Ich werde die volle Verantwortung übernehmen, Soldat. Und jetzt befolgt den Befehl.« Der Mann zögerte nur noch einen Moment, dann nickte er und öffnete zusammen mit seinem Kameraden das Tor weit genug, damit Nasjan herausschlüpfen konnte. Er drehte sich noch einmal um. Die Gestalt in der Kapuze lächelte ihm zum Abschied zu. »Viel Glück, Nasjan Nachtigall. Mögen die Götter uns gewogen sein, damit wir beide unsere Seite vergrößern können.«

Nasjan nickte und lächelte zurück, dann drehte er sich um und machte sich noch vor dem Morgengrauen auf zum Klingenschild, zur Festung Tannwacht, um den geheimnisvollen Schwertträger zu finden.

 

Zunderwald, am Nachmittag desselben Tages

 

Bei ihrer Flucht waren sie in Todesangst quer durch den Zunderwald gelaufen und hatten dabei die Orientierung verloren. Nach dem Kampf irrte die Gruppe daher über zwei Stunden durch dichtes Gestrüpp und schmale Trampelpfade, bis sie endlich wieder zurück auf die Handelsstraße fand. Dass sie so lange brauchten, lag auch daran, dass sie bei jedem Geräusch alarmiert stehen blieben und sich mit gezogenen Waffen umsahen, ehe sie ihren Weg fortsetzten. Doch ihre Reise verlief ohne weitere Zwischenfälle und verschaffte ihnen allen etwas benötigte Ruhe. Asuras zog über ihnen seine Kreise und behielt den Wald von oben im Blick.

Nach drei Stunden auf der Handelsstraße waren sie am Nachmittag ihrem Ziel schon viel nähergekommen, doch sie würden Eisenmühle nicht mehr vor Einbruch der Dunkelheit erreichen. Zylaine hatte nicht versucht, Juven oder den Nasjan auf den Vorfall im Wald anzusprechen, aber er wütete in ihrem Kopf. Immer wieder ließ sie die Geschehnisse vor ihrem inneren Auge ablaufen, rief sich die Bilder ins Gedächtnis, beschwor jeden noch so kleinen Fetzen von dem herauf, woran sie sich zu erinnern glaubte, bis die ganzen Eindrücke schließlich ineinander verschwammen. Je mehr sie darüber nachdachte, desto weniger Sinn ergaben sie und umso mehr Fragen warfen sie auf.

Juven warf ihr hin und wieder verstohlen besorgte Blicke zu, doch sie schien sich vollkommen erholt zu haben, was man von ihrer Kleidung und Rüstung leider nicht behaupten konnte. Sie starrten vor Dreck und Blut und hingen dort, wo der Splitter sie durchbohrt hatte, in Fetzen an ihr herab.

Obwohl es Zylaine körperlich wieder gut ging, hatte sie das starke Bedürfnis, ihre zerfetzte Rüstung und die Bluse darunter so schnell wie möglich loszuwerden. Sie gaben ihr ein Gefühl von Verwundbarkeit, das sie nicht ausstehen konnte. »Vielleicht kann ich mir in Eisenmühle eine neue Rüstung besorgen«, sagte sie, um das Schweigen zu brechen.

Juven sah nicht zurück, als er antwortete. »Ich denke, in ungefähr vier Stunden könnten wir dort sein. Allerdings wird es schwieriger im Wald voranzukommen, sobald es dunkel wird, vielleicht also auch fünf oder sechs Stunden.«

Zylaine seufzte. »Sollten wir nicht versuchen einen Lagerplatz zu finden?«

»Ich würde nur ungern riskieren hier im Wald zu schlafen, nachdem was passiert ist«, antwortete Juven.

Zylaine wollte ihm gerade antworten, als Asuras wie ein Pfeil vom Himmel stürzte und auf Juvens Schulter landete. Er flüsterte dem Krieger etwas zu, dass sie nicht verstand. Beide drehten die Köpfe und sahen sich um, dann nickte Juven und Asuras schwang sich zurück in die Luft.

»Was ist los?«, fragte Nasjan.

Juven zögerte kurz bevor er antwortete. »Asuras hat jemanden auf der Straße vor uns gesehen.«

»Lauernde Klingen? Eisenprinzen?«, fragte Zylaine, doch Juven schüttelte den Kopf.

---ENDE DER LESEPROBE---