Sternschnuppenklang - Christine Goeb-Kümmel - E-Book

Sternschnuppenklang E-Book

Christine Goeb-Kümmel

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Beschreibung

Das Mädchen Marina erlebt in ihrem kleinen rumänischen Heimatort von Kind an das Elend der Dorfhunde. Mit der Hilfe ihres eigenen Hundes entwickelt sie sich schließlich vom schüchternen Mädchen zu einer jungen Frau, die dazu beizutragen möchte, das Leid der Tiere zu verringern und das Bewusstsein der Menschen für den Wert der Tiere zu stärken. Ein Buch, das HOFFNUNG gibt und den Glauben daran festigt, dass wir alle gemeinsam die Möglichkeit haben, die Welt zu einem lebenswerteren Ort für alle Geschöpfe zu machen … Nach "Sternschnuppenlicht" und "Sterne sind Hoffnung" ist "Sternschnuppenklang" das dritte und letzte Buch einer Trilogie um die Gefühle von Tieren und Menschen in einer Welt, die nach Mitgefühl ruft. Ein Buch aus dem "Projekt Sternschnuppenlicht"

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Seitenzahl: 84

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ISBN 978-3-946723-52-3

Christine Goeb-KümmelSternschnuppenklangWir sehen alle die gleichen Sterne

Copyright 2019

Illustrationen im Innenteil: Christine Goeb-Kümmel

Hintergrundfoto Cover (Vorder- und Rückseite):© @nt - Fotolia.com

Coverfoto Mädchen mit Hund:© @lpictures - Fotolia.com

Covergestaltung: Elke Mehlerwww.querwerker.de

Korrektorat: Gisela Polnik

Verlag: Begegnungen, Schmittenwww.verlagbegegnungen.de

Alle Rechte vorbehalten

Sternschnuppenklang

Wir sehen alle die gleichen Sterne …

Tierhilfsprojekt „Sternschnuppenlicht“

Glücklich leben im eigenen Land …

Inhalt

Vorwort

Sternschnuppenklang

Nachwort

Projekt Sternschnuppenlicht

 

Für Zebulon,

Prinz auf einem fernen Stern …

 

Vorwort

Das Leben schafft Verbindungen, die so manches Mal nicht auf den ersten Blick zu erkennen sind, und lenkt unser aller Dasein in Bahnen, die nicht durch Zufälle bestimmt werden.

Das traurige Leben der Hündin Amanda, das in dem Buch „Sterne sind Hoffnung“ geschildert wurde, schien so sinnlos, schmerzvoll und vertan zu sein. Doch es hatte einen Sinn, es ebnete einem anderen Hund den Weg und ließ eine junge Frau ihren Lebenssinn finden.

Mit dem Buch „Sternschnuppenklang“ schließt sich der Kreis, dessen Beginn das „Sternschnuppenlicht“ geschaffen hat.

Ganz gleich, ob uns die Helligkeit den Weg weist oder die Stimme tief in unserem Inneren zu uns spricht, wichtig ist, dass wir dorthin gehen, wo Licht ist. Licht ist überall dort, wo alle Wesen in Frieden und Liebe leben dürfen, und wenn wir einen Platz finden, an dem es nicht so ist, an dem die Dunkelheit vorherrscht, dann ist es eine der schönsten und wichtigsten Aufgaben in diesem Leben, das Licht dorthin zu bringen.

Wir alle sind in der Lage dazu, dies zu tun, und auch wenn wir es uns nicht zutrauen, voranzugehen, können wir uns anderen anschließen und unterstützend wirken, mit den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen. Und mit jedem Schritt, den wir gehen, werden wir stärker und mutiger, so wie das Mädchen Marina, das in einem kleinen rumänischen Dorf seinen ganz eigenen Weg fand, um die Welt für diejenigen lebenswerter zu machen, die ausgeliefert sind, sich nicht wehren können: die Tiere – und hier und jetzt ganz besonders die Hunde …

Hunde sind seit jeher und in fast allen Ländern dieser Erde Begleiter, Beschützer und Helfer und den Menschen zugetan, und sie verdienen – so wie alle Lebewesen – ein Leben in Frieden und Achtung.

Sternschnuppenklang

Das große plüschige Ohr des schneeweißen Hundes zuckte, während der dicke, behäbige Käfer mühsam, aber zielstrebig über die flauschigen, weichen Haare kletterte. Das wiederholte Zucken gestaltete sein Vorhaben noch anstrengender, aber trotz aller Beschwerlichkeit bahnte er sich tapfer seinen Weg durch das dichte seidige Fell des Hundeohres. Nur noch wenige Zentimeter trennten ihn von seinem Ziel, die Haare wurden hier lichter, der Weg schien nun frei zu sein und die warme dunkle Ohrmuschel verlockend nah.

In diesem Moment schüttelte der Hund hingebungsvoll und anhaltend seinen Kopf, um dem lästigen Kitzeln der Käferbeine zu entgehen. Mit kraftvollem Schwung wurde das schwarze Käfertier durch die Luft geschleudert, so überrumpelt von dem Geschehen, dass es nicht mehr dazu kam, seine Flügel auszubreiten und davonzufliegen. Der unerwartete Schub schleuderte das plumpe Insekt auf die weiche, vom letzten Regen noch durchnässte Erde und dort landete es auf dem Rücken. Mit schief gelegtem Kopf betrachtete der Hund den Störenfried und beobachtete eine Weile konzentriert die Versuche des Käfers, wieder auf die Beine zu gelangen. Doch schnell verlor der junge Hund das Interesse an dem Krabbeltier, gähnte, rekelte sich im Liegen und schaute dann interessiert in den Garten. Schließlich stand er auf, überließ den Käfer seinem Schicksal und ging zwei, drei kurze Schritte, bis der Zaun seines kleinen Verschlags ihn stoppte. Er drückte seine schwarze Nase mit den wenigen rosaroten Tupfen durch das rostige Maschengitter und schien eine Weile darüber nachzudenken, was nun zu tun sei.

Marina stand am Fenster ihres Zimmers und beobachtete den jungen Hund aus der Ferne. Seit vier Wochen saß der kleine Kerl nun hier in diesem Verschlag, in demselben Verschlag, in dem zuvor viele Jahre lang ein anderer Hund gelebt hatte. Ihr Gesicht verdunkelte sich bei dem Gedanken daran. Seit sie sich erinnern konnte, war dieser andere Hund dort gewesen, eingesperrt, unbeachtet, vernachlässigt. Mit Schrecken dachte Marina – wie so viele Male zuvor – an den Tag zurück, als der Hund, sie wusste, es war eine Hündin gewesen, blutend und scheinbar leblos vom Grundstück getragen worden war. Wie jedes Mal, wenn sie an die alte Hündin und an diesen schrecklichsten Tag ihres Lebens dachte, liefen Tränen über ihr Gesicht, wie jedes Mal glaubte sie, die Schmerzen und die Einsamkeit des Tieres am eigenen Leib und in der eigenen Seele zu empfinden. Viele Jahre hatte sie still mit ihr gelitten. Sie war nicht in der Lage gewesen, etwas für sie zu tun …

Nicht einmal einen Namen hatte sie gehabt ...

Weder das Leid der Hündin noch das des kleinen Mädchens war von irgendjemandem registriert worden, weder von den Eltern noch den Geschwistern.

Es hatte eine Zeit gegeben, in der sie versuchte, sich ein wenig um die Hündin zu kümmern, ihr nahe zu sein. Ganz deutlich empfand sie damals die Freude, die Hoffnung, die das Tier dadurch verspürte. Doch ihre Eltern verboten ihr schließlich, sich mit der Hündin zu beschäftigen. Sie durfte sich dem Verschlag nicht mehr nähern, und um auch den Sichtkontakt zu verhindern, brachte der Vater eine Plane am Gitter an, die ihr und ihren Geschwistern den Blick auf den Hund versperrte, jedoch gleichzeitig auch die Welt des Hundes noch weiter verkleinerte und das Tier komplett isolierte. Viel Leid und Traurigkeit hatte dies über ihre Kinderseele gebracht, doch die Eltern sahen es nicht, vielleicht konnten sie es nicht sehen …

Nachdem der Hund von fremden Menschen weggeholt worden war, offensichtlich schwer krank und dem Tod näher als dem Leben, war Marina verstört zurückgeblieben. Sie wusste nicht genau, was passiert war. Damals, vor über zwei Jahren, war sie erst knapp 13 Jahre alt gewesen, für ihr Alter sehr unsicher, mehr wie ein verschrecktes Kind noch, und hatte deshalb nicht zu fragen gewagt.

Die Zeit verging, kein neuer Hund nahm den Platz der alten Hündin ein. Marina liebte alle Tiere und ganz besonders Hunde und wünschte sich nichts sehnlicher als einen eigenen Hund. Doch auf keinen Fall wollte sie nochmals ein solch leidvolles Leben mit ansehen und ertragen müssen. Deshalb war sie trotz allem froh gewesen, dass der Verschlag leer blieb.

Vor etwa einem Monat jedoch hatte der Vater von seinem Arbeitsplatz einen neuen Hund mit nach Hause gebracht.

Einige frei laufende Straßenhunde, die sich bereits seit Jahren auf einem Firmengelände nahe ihres kleinen rumänischen Heimatdorfes aufhielten, wurden dort nicht mehr geduldet und waren eingefangen und ins städtische Tierheim der nicht weit entfernten Stadt gebracht worden. Unter ihnen waren auch einige junge Hunde gewesen und dieser, den sie nun gerade beobachtete, gehörte zu dieser Gruppe.

Marina hatte Angst vor dem, was kommen würde. Würde sich das Elend nun wiederholen? Ihr Herz war schwer geworden bei dem Gedanken daran, erneut hilflos das Leid eines vernachlässigten Tieres mit ansehen zu müssen, das sich resigniert in sein Schicksal fügen musste, ohne Rechte, ohne Möglichkeiten, der Freiheit beraubt und den Menschen hilflos ausgeliefert.

Doch von Beginn an war dieser kleine Hund anders. Zwar war er aktiv und voller Tatendrang und forderte auch lautstark Aufmerksamkeit, doch schien ihn die mangelnde Bewegungsfreiheit und die Ignoranz der Menschen, die ihn eingesperrt hatten, nicht in solch tiefe Qual und Hilflosigkeit zu versetzen, wie es bei der Hündin der Fall gewesen war. Souverän, so als glaubte oder wüsste er, dass dieser Zustand der Einschränkung nur vorübergehend war, nahm er die Situation scheinbar gelassen an.

Marina hatte dies in den letzten Wochen bereits mehrfach mit Erstaunen beobachtet und spürte auch die Ruhe und Gelassenheit des jungen Hundes. Sie war erleichtert, denn eine Wiederholung der Dinge und erneut in ein solch tragisches Elend involviert zu werden, hätte sie nicht ertragen können.

Trotzdem war ihr klar, dass die Bedingungen, unter denen der Hund lebte, so nicht bleiben konnten. Sie wollte und würde nicht noch einmal tatenlos zuschauen, wie ein Hund generell und schon gar nicht über einen so langen Zeitraum ein solch trauriges Leben fristen musste, wie es bei der Hündin der Fall gewesen war. Nein, das wollte sie auf keinen Fall. Die kleine Marina der Vergangenheit hatte sich und dem Tier nicht helfen können, doch nun war sie kein kleines Kind mehr und sie spürte eine unbekannte Kraft ganz tief in sich, spürte, dass sie bei Weitem nicht so hilflos war, wie sie früher geglaubt hatte. Sie wusste zwar noch nicht ganz genau, was sie tun konnte, konnte ihre Kräfte und Möglichkeiten noch nicht wirklich überblicken und einschätzen, doch da war ein Aufbegehren in ihr, das sich offensichtlich gerade seinen Weg nach außen bahnte.

Wie oft hatte sie in den vergangenen Jahren weinend in ihrem Bett gelegen, ihren Blick starr in den dunklen Nachthimmel gerichtet, dem strömenden Regen oder den Winterstürmen gelauscht, immer in dem Wissen, dass die Hündin da draußen schutzlos ausharren musste, hungrig, frierend, einsam ...

Sie hatte das Leid des Tieres so intensiv mitempfunden und bis tief in ihrer Seele gespürt, so tief, dass es ihr sogar körperliche Schmerzen bereitete. Doch niemand fühlte mit ihr, genauso wenig wie mit der Hündin, niemand kam und spendete Trost und Wärme, nicht dem kleinen Mädchen und nicht dem einsamen Hund.

Während sie daran zurückdachte, stieg neben der tiefen Trauer eine unbändige Wut in ihr auf. Und wieder schloss sie mit sich selbst den Pakt und gab dem Himmel das Versprechen: Nie wieder sollte ein Hund hier in ihrem Zuhause sein Leben so fristen müssen. Hier in ihrem direkten Umfeld hatte sie die Möglichkeit, etwas dagegen zu tun, und hier wollte sie damit beginnen. Und wenn sie nicht hier und jetzt damit beginnen würde, Unrecht zu verhindern, hier, direkt an dem Ort, an dem sie lebte, wo und wann dann?

Nachdem der Hund eingezogen war, hatte sie zuerst dafür gesorgt, dass die schmutzige Plane entfernt wurde. Die hing zwar inzwischen nur noch in Fetzen an den Gittern, aber trotzdem versperrte sie noch immer die Sicht auf den Hund und nahm auch ihm den Blick in den Garten.