Steve Costigan - Seemann und Boxer - Robert E. Howard - E-Book

Steve Costigan - Seemann und Boxer E-Book

Robert E. Howard

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Beschreibung

Seemann Steve Costigan ist in allen Häfen dieser Welt heimisch und erlebt zahlreiche Abenteuer. Immer wieder muss er sich in harten Kämpfen beweisen. Treu zur Seite steht ihm dabei seine Bulldogge Mike, die ebenso angriffslustig ist wie er selbst. Aus dem Amerikanischen von Markus Müller Die Printausgabe umfasst 184 Buchseiten.

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Robert E. HowardSTEVE COSTIGAN – SEEMANN UND BOXER

In dieser Reihe bisher erschienen:

1001 Edgar Rice Burroughs Caprona - das vergessene Land

1002 Ernst Konstantin Sten Nord - der Abenteurer im Weltraum

1003 Unbekannter Autor Jack Franklin, der Weltdetektiv

1004 Robert E. Howard Die Geier von Wahpeton

1005 Robert E. Howard Abrechnung in den Los Diablos

1006 Robert E. Howard Steve Costigan – Seemann und Boxer

1007 Murray Leinster Der tollwütige Planet

Robert E. Howard

STEVE COSTIGAN –SEEMANN UND BOXER

Aus dem Amerikanischen vonMarkus Müller

Diese Reihe erscheint in der gedruckten Variante als limitierte und exklusive Sammler-Edition!Erhältlich nur beim BLITZ-Verlag in einer automatischen Belieferung ohne ­Versandkosten und einem Reihen-Subskriptionsrabatt.Infos unter: www.BLITZ-Verlag.de© 2018 BLITZ-Verlag, Hurster Straße 2a, 51570 WindeckRedaktion: Markus MüllerTitelbild: Rudolf Sieber-LonatiUmschlaggestaltung: Mark FreierSatz: Harald GehlenAlle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-95719-775-7Dieser Roman ist als Taschenbuch in unserem Shop erhältlich!

Seine von zahlreichen Umzügen geprägte Kindheit verbrachte der 1906 im texanischen Peaster geborene Robert Ervin Howard in zehn verschiedenen, zumeist durch Viehzucht geprägten, Kleinstädten und Dörfern.

Mit achtzehn Jahren verkaufte Howard seine erste Story an das Weird Tales Magazine. Bevor es ihm gelang, seinen Lebensunterhalt ausschließlich als Schriftsteller zu finanzieren, verdingte er sich in verschiedenen Jobs, beispielsweise als Landvermesser oder Cowboy. In seiner Freizeit beschäftigte er sich mit Bodybuilding und Boxen. Innerhalb weniger Jahre stieg Howard zu einem der erfolgreichsten, amerikanischen Pulp-Autoren seiner Zeit auf. Jedoch war es ihm nicht vergönnt, die Früchte seiner Arbeit lange zu genießen. Am 11. Juni 1936 nahm er sich in Cross Plains in Texas im Alter von nur 30 Jahren das Leben.

Obwohl Robert E. Howard keine lange Schaffenszeit vergönnt war, hinterließ er der Nachwelt ein umfangreiches Werk. In Deutschland ist er in erster Linie durch seine Fantasy-Storys um Helden wie Conan den Barbaren bekannt, aber auch durch Horrorerzählungen und die Zugehörigkeit zum Lovecraft Circle. Daneben verfasste er zahlreiche Geschichten aus dem Orient, Western sowie Anekdoten rund um schlagkräftige Boxer.

Der vorliegende Band enthält die fünf ersten Abenteuer rund um Steve Costigan. Die Erstveröffentlichungen erfolgten im Magazin Fight Stories. Im Einzelnen waren dies im Originaltitel:

The Pit of the Serpent (Juli 1929)

The Bull-Dog Breed (Februar 1930)

Sailor’s Grudge (März 1930)

Fist And Fang (Mai 1930)

The Iron Man (Juni 1930)

Die Schlangengrube von Manila

In der selben Minute, werter Handlungsreisender, in der ich meinen Fuß von der Sea Girl in Manila an Land setzte, beschlich mich eine Ahnung, dass Ärger in der Luft lag. Mit gutem Grund, denn ich erblickte einige Jungs von der Besatzung der Dauntless. Diese Typen hegten einen Groll gegen uns, seit unser Skipper mit ihrem Captain die Kais in Sansibar aufgewischt hatte. Diesbezüglich waren sie ziemlich nachtragend. Sie behaupteten, der Alte hätte in seiner Rechten einen Schlagring geführt. Was für eine lächerliche, kleine Lüge! Tatsächlich brachte er das Ding mit der Linken zum Einsatz.

Ich machte mir keine Illusionen darüber, dass es sich bei den Jungs von der Dauntless um echt harte Brocken handelte, doch ich suchte nicht nach einer Auseinandersetzung, obwohl ich amtierender Schwergewichtschampion der Sea Girl bin. Bevor Sie anfangen, irgendwelche altklugen Bemerkungen über die Unwichtigkeit dieses Titels vom Stapel zu lassen, möchte ich Sie dazu einladen, uns einen Besuch abzustatten und sich aus erster Hand einen Eindruck von Mushy Hansen, One-Round Grannigan, Plattnase O’Toole und dem Schweden Hjonning, zu verschaffen. Wir haben es hier mit Knochenbrecher reinsten Wassers, möchte ich meinen.

Wie auch immer, niemand kann mir vorwerfen, krankhaft streitsüchtig zu sein, und so unterdrückte ich meinen natürlichen Trieb einigen der Waschlappen von der Dauntless eine ordentliche Abreibung zu verpassen. Unverrichteter Dinge zog ich meines Weges, der mich direkt in die nächste Bar für Amerikaner führte.

Kurze Zeit später fand ich mich in einem Tanzschuppen wieder. Wie ich dorthin gelangte, ist recht nebulös, aber ich kann ihnen versichern, dass ich einiges getankt hatte: Mehre Bier und Whiskeys, sowie ein wenig Brandy zur Abrundung des Ganzen. Vielleicht auch das ein oder andere Glas Wein, aber daran erinnere ich mich nur schemenhaft. Dennoch verhielt ich mich wie ein echter Kavalier. Wie sonst hätte das schönste Mädchen von ganz Manila, vielleicht sogar der ganzen Welt, meine Aufforderung zum Tanz annehmen können? Sie hatte kirschrote Lippen und schwarzes Haar. Und erst ihr hübsches Gesicht!

„Verrate mir, Fräulein“, säuselte ich in meinem einschmeichelndsten Ton, „wie kann es sein, dass ich dich mein ganzes, bisheriges Leben übersehen habe?“

„Oh la la“, flötete das Mädchen mit einem bezaubernden spanischen Akzent. „Ihr Amerikaner sagt ständig so hübsche Sachen.“ Sie lachte neckisch. „Wie groß und stark du bist, Senior.“

Als ich sie meinen Bizeps befühlen ließ, quietschte sie vor Überraschung und Vergnügen. Dann klatschte sie in ihre kleinen weißen Hände, wie ein Kind, das sich über ein neues Spielzeug freut. „Oh, oh. Du könntest mich einfach über die Schulter werfen und mich an jeden Ort mitnehmen, an den du willst.“

„Du brauchst keine Angst zu habe“, erwiderte ich freundlich. „Ich bin ein Gentleman und Gemeinheiten liegen mir fern. Niemals habe ich einer Dame Gewalt angetan, selbst die Lady in Suez, die mit einem Messer nach mir geworfen hat, habe ich geschont. Baby, hat dir je jemand gebeichtet, wie umwerfend deine Augen sind?“

„Ach, hör auf“, antwortete sie cool.

Wir tanzten eine Weile schweigend weiter, dann rief sie plötzlich „Autsch!“

„Ist dir jemand auf den Fuß getreten?“ Mein Blick schweifte auf der Suche nach dem potenziellen Übeltäter durch die Runde.

„Ja. Aber bitte lass es gut sein. Wo hast du gelernt so elegant zu tanzen?“

„Das muss mir im Blut liegen. Heute tanze ich zum ersten Mal.“

Wie Sie sehen, gab ich mir alle Mühe, mich auf einen leisen und höflichen Flirt zu beschränken. Ich suchte keinen Ärger, mit niemandem. Was nun geschah, ist nicht meine Schuld.

Das Mädchen, das übrigens Raquel La Costa hieß, und ich saßen friedvoll an einem Tisch und ich wollte ihr gerade sagen, wie sehr ihre Augen dunkeln Teichen in der Nacht glichen. Diese Masche habe ich von Mushy Hansen abgekupfert, der über eine ausgeprägte poetische Ader verfügt. Sie funktioniert meist recht gut.

Da bemerkte ich, dass Raquel über meine Schulter blickte, anscheinend schien sie jemanden zu beo­bachten. Das irritierte mich ein wenig. Ich versuchte zunächst es zu ignorieren, dennoch brachte es mich aus dem Konzept. Ich verlor den Faden, und eine andere Art von Poesie drängte sich in mein vernebeltes Gehirn.

„Meine Schöne … Hey, wem winkst du da zu? … Oh, du hast dir nur etwas aus dem Auge gewischt. Gut. Wir haben einen Kerl namens Hansen auf der Sea Girl, der klasse Gedichte schreibt. Hör dir das an.“

Nach Manila sollst du geh’n

willst du Spuren alten Ruhmes seh’n.

Ein tapferer Ire heididei,

schlug hier einst ’nen Spanier zu Brei.

Kaum, dass ich ausgesprochen hatte, kam ein Mann an unseren Tisch, tat so, als sei ich Luft, beugte sich vor und machte meinem Mädchen schöne Augen. „Lass uns das Tanzbein schwingen, Schätzchen!“ Es handelte sich um Bat Slade, den Box-Champion der Dauntless.

Miss Costa schwieg betreten. Ich stand auf und schubste Slade vom Tisch weg. „Die Lady ist bereits vergeben, du Trottel“, sagte ich, das Kinn kühn nach vorn gereckt. „Kümmer’ dich um deinen eigenen Kram.“

„Ach was, Costigan“, zischte er garstig. „Seit wenn gibt eine Dame einem Gorilla den Vorzug gegenüber einem tollen Fang wie mir?“

Um uns herum hatte sich ein Pulk Schaulustiger zusammengerottet. Ich sagte: „Bring dein hübsches Gesicht weg, bevor ich es dir verschönere.“

Slade sieht verdammt gut aus, und er hat es mit den Frauen echt raus. Falls ich zuließe, dass er mit meinem Mädchen schwoft, würde er garantiert einen Trick finden, um mich auszustechen. Von den anderen Jungs der Dauntless entdeckte ich kein Zeichen. Auf der anderen Seite war ich der Einzige von unserem Schiff in diesem Spiel.

„Schlage vor, wir lassen die Lady entscheiden“, meinte Slade.

Ist das zu glauben? Erst fällt er mit der Tür ins Haus und dann beansprucht er gleiche Rechte. Das war nun wirklich zu viel des Guten. Unter lautem Gebrüll schoss meine Linke von der Hüfte nach oben. Irgendwie gelang es dem schmierigen Halunken auszuweichen. Ich verfehlte ihn um fast einen halben Meter. Er hatte besseres Zielwasser getrunken und erwischte mich an der Nase. Die Wucht schleuderte mich in den Stuhl zurück. Mit einem Mal wurde ich stocknüchtern und sprang wieder auf.

Bevor die Prügelei richtig Fahrt aufnahm, schob sich Miss La Costa zwischen uns Streithähne. „Wer wird denn wohl …?“ Sie wedelte sich mit ihrem Handfächer kühle Luft zu. „Was soll diese Unverschämtheit? Sehe ich etwa aus wie ein gewöhnliches Mädchen, das seine Freunde daran hat, dabei zuzusehen, wie zwei Herumtreiber öffentlich um ihre Gunst streiten? Nein, nein. Wenn ihr euch schlagen wollt, dann verzieht euch in die Wälder, oder sonst wohin. Dort könnt ihr euch die Köpfe einhauen, solange es sein muss. Möge der bessere gewinnen. Ich bin kein Mädchen für einen öffentlichen Skandal. Niemals, meine Herren.“

Sprach’s, wandte uns den Rücken zu und flanierte von dannen.

Im selben Augenblick tauchte ein zwielichtiger Geselle auf, der sich die Hände rieb. Aufgrund meiner Lebenserfahrung misstraue ich Menschen die ihre Hände derartig selbstgefällig reiben, grundsätzlich.

„Okay, okay Jungs“, sagte er. „ Ihr wollt kämpfen? Es gibt keine andere Lösung? Es wäre ja zu schön, wenn die Menschen in Frieden und Harmonie leben könnten, aber die Realität sieht leider anders aus. Wenn es schon nötig ist, dann lasst uns die Angelegenheit gleich richtig angehen. Ich helfe euch dabei.“

„Verpiss dich, damit werde ich alleine fertig. Hier und jetzt.“, knurrte ich, vor Wut zitternd. Ich hasse es nämlich, in Gegenwart einer Lady einen auf die Nase zu bekommen.

„Tatsächlich?“ Slade stemmte die Hände in die Hüften. „Lass seh’n, wie du das anstellst, du ...“

„Okay, okay Jungs“, wiederholte der Typ, der sich eingemischt hatte. „Aber nicht hier. Ihr könnt in meinem Club gegeneinander antreten.“

„Jederzeit!“, rief ich. „Mit bloßen Fäusten oder mit Nietenhandschuhen. Egal!“

„Fein.“ Er rubbelte seine Hände erneut, noch intensiver als zuvor. „Dann tritt Steve Costigan gegen Bat Slade in der Schlangengrube an.“

Eigentlich hätte ich mich fragen müssen, woher er unsere Namen kannte. Zudem hatte Slade bisher keine Zustimmung zu dem Match gegeben. Er grinste nur still vor sich hin. Wahrscheinlich war ich zu sehr in Rage, um klar zu denken. „Ich kämpfe selbst in der Hölle, mit dem Teufel persönlich als Schiedsrichter, gegen ihn. Auf in den Ring!“

„So ist’s recht. Kommt mit.“ Er wandte sich um und stiefelte gefolgt von Slade, mir und einer Traube Neugieriger zum Ausgang.

Hätte ich vernünftig nachgedacht, wäre mir gleich aufgefallen, wie ungewöhnlich glatt das Ganze ablief, aber meine Gedanken drehten sich ausschließlich darum, welche Chancen ich gegen meinen Gegner hatte. Was die Größe anbelangte, lag der Vorteil auf meiner Seite. Ich messe stolze Einsneunzig. Bat Slade ist zwei handbreit kleiner. Zudem bringe ich einige Pfund mehr auf die Waage. Jedoch zu wenig, um einen nennenswerten Unterschied auszumachen. Wir waren beide in der Schwergewichtsklasse zu Hause. Slade eilte der Ruf voraus, der gewiefteste Boxer in der gesamten Handelsseefahrt zu sein. Der Grund, warum wir uns bisher nie die Fresse poliert hatten ist einfach: Kein Veranstalter in den Häfen rund um die Welt arrangierte noch ein Match zwischen einem Mannschaftsmitglied der Sea Girl und der Dauntless, seit eines Abends in Singapur bei dem Aufeinandertreffen von Slade und One-Round Grannigan die Stimmung im Publikum eskalierte. Aus der am Ende ausbrechenden Massenschlägerei resultierte immenser Sachschaden. Slade schickte unseren Mann damals auf die Bretter. Grannigan war zu diesem Zeitpunkt der Champion auf unserem Schiff. Kurz darauf lief ich ihm den Rang ab.

Wie die Chancen am heutigen Tag standen, ließ sich schwer prognostizieren. Ich gewann vor einiger Zeit einen Fight gegen Boatswin Hagney, den Champion der British Asiatic Naval Fleet, der einst Slade in Hongkong K. O. geschlagen hatte. Auf Slades Seite stand zu Buche, dass er Mike Leary von der Blue Whale ins Reich der Träume geschickt hatte, der mir wiederum in Bombay den Arsch versohlte.

Wir verließen den Tanzschuppen. Vor der Tür parkten mehrere Autos und das Publikum strömte durch den Eingang ein und aus. Der Veranstalter bedeutete mir ihm zu folgen. Das tat ich auch. Der Weg führte durch ein Gewirr aus Straßen. Am Himmel zeigten sich erste Spuren der Morgendämmerung. Ich stellte keine Fragen; selbst dann nicht, als wir das Geschäftsviertel verließen und in einen der Vororte gelangten. Über eine gottverlassene Straße gingen wir schließlich aus der bewohnten Gegend heraus. Ich schwieg weiter.

Nach einer Weile stoppten wir vor einem großen, allein stehenden Gebäude, einem heruntergekommen Palast, dessen Anblick mir Hören und Sehen vergehen ließ. Rund um den alten Herrensitz tummelte sich dichter Baumbewuchs. Die Kulisse erweckte eine düstere und verhängnisvolle Stimmung. Die Sache irritierte mich, aber ich konnte wohl kaum den Schwanz einziehen. Erst recht nicht, als ich Bat ­Slades arrogantes Grinsen sah. Zumindest würden sie mir keinen Hinterhalt stellen, um mich zu ermorden. Solche Ruchlosigkeit war selbst Slade fremd, der ansonsten vor wenig zurückschreckte.

Über einen von tropischen Büschen gesäumten Zugang betraten wir das Haus. Drinnen entfachte der schmierige Veranstalter Licht und wir stiegen in den Keller hinab. Dieser bestand aus einer einzigen, weitläufigen Kammer mit Betonboden. In der Mitte senkte sich eine Grube gut zwei Meter in den Grund ab. Sie durchmaß etwa vier mal drei Meter. Ich schenkte dem Loch zunächst keine Beachtung. Das sollte sich schon bald ändern, glauben Sie mir.

„Raus mit der Sprache“, sagte ich. „ich bin nicht in der Laune für Albernheiten. Wo ist dein Boxclub.“

„Wir sind schon da“, entgegnete der Veranstalter.

„Hä? Und der Ring? Wo sollen wir kämpfen?“

„Dort unten.“ Der Typ zeigte in die Grube.

„Was?“, schrie ich. „Willst du mir einen Bären aufbinden?“

„Reg’ dich ab“, entgegnete Slade. „Du hast dem Kampf doch zugestimmt. Also hör’ auf, rumzujammern und zieh’ dein Hemd aus.“

„Also gut“, lenkte ich zögerlich ein. „Ich hab’ keinen Schimmer, was hier abgeht, aber kämpfen werde ich.“

Slade stieß ein animalisches Gebrüll aus und stapfte mit seiner Gefolgschaft auf die andere Seite der Grube. Das zeigt, von welchem Kaliber er ist. Er benötigt immer Helfer und Bewunderer, eitel wie er ist. Und er findet sie jedes Mal, egal wie fies das Umfeld auch sein mag.

Ich schaute mich um und entdeckte einen Taschendieb, den ich einst in Kuba kennengelernt hatte. Er stimmte zu, mich für den Fight zu betreuen, obwohl er sich nur wenig mit der Materie auskannte.

„Was ist das hier für ein Ort“, fragte ich ihn, während ich mich meines Hemds und T-Shirts entledigte.

„Dieser Palast gehörte einem verrückten Spanier, der mehr Knete als Verstand hatte“, antwortete er und nahm meine Klamotten entgegen. „Er liebte Stierkämpfe und so’n Zeug. Irgendwann dachte er sich etwas Neues aus. Hunde und Hahnenkämpfe gab’s in der Gegend zu Genüge, also ließ er die Grube ausschachten und schickte seine Bediensteten aus, um alle Arten von Schlangen einzusammeln. Dann warf er jeweils zwei davon in das Loch, damit sie bis zum Tod kämpfen.“

„Was? Ich soll in einer Schlangengrube antreten?“

„Mach’ dich locker. Da unten schlängelt sich seit Jahren keines von den Biestern mehr. Der Spanier wurde ermordet. Da sich weder Erben oder Käufer fanden, verfiel das Gebäude. Ein paar Jahre wurden hier Hahnenkämpfe abgehalten. Dann kam der Kerl, der das heute veranstaltet auf den Dreh, dass sich der Keller bestens für Faustkämpfe eignet. Er hat das Anwesen für einen Apfel und ein Ei erworben.“

„Wie kann er damit Geld verdienen? Es sind vielleicht zwanzig oder dreißig Zuschauer da. Und niemand hat eine Eintrittskarte gekauft.“

„Das ist ihm heute egal. Er scheffelt sowieso hauptsächlich mit Wetten Kohle. Niemals setzt er auf den Verlierer. Er ist ja auch der Schiedsrichter.“ Der Dieb grinste schelmisch. „Da dein Schiff morgen wieder ablegt, musste er alles ganz kurzfristig arrangieren. Hier im Club laufen nur Boxer auf, die für einen normalen Preiskampf zu brutal sind, oder aus irgendeinem Grund die Schnauze voll davon haben. Außerdem ist es illegal, deshalb werden nur ausgesuchte Sportfreunde eingeweiht. Als wir Sailor Handler letzten Monat da hatten, kamen fünfundvierzig Leute. Jeder hat an diesem Abend hundertfünfundzwanzig Dollar Eintritt bezahlt. Kannst dir selbst ausrechnen, wie viel das ist.“

„Hat Slade hier schon früher gekämpft?“

„Klar. Er ist der Champion der Grube. Sailor Handler ging gegen ihn in der neunten Runde K.O.“

Verflucht! Handler ist fast zwei Meter groß und wiegt hundertzehn Kilo. Vor einem knappen halben Jahr haben wir uns zwanzig Runden lang beharkt. Am Ende stand es Unentschieden.

„Slade hat also absichtlich Ärger mit mir angefangen, um mich herzulocken. Mit dem sicheren Wissen, dass er hier der Champion ist.“

„Nein“, widersprach der Dieb. „Das glaub’ ich kaum. Er war bloß scharf auf das spanische Mädel. Zudem hat der Clubbetreiber keine Vorbereitungen getroffen. Das Eintrittsgeld hätte er sich kaum durch die Lappen gehen lassen. Stattdessen schmeißt er eine kostenlose Party für die Leute, die aus der Tanzhalle mitkamen. Er sieht es wohl als Werbung für zukünftige Kämpfe. Und er spart sich heute das Antrittsgeld für die Kämpfer. Na ja, mit den Wetteinnahmen bliebt genug für ihn hängen.“

Die Selbstverständlichkeit, die der Kerl bei seinen Ausführungen an den Tag legte, ließ es mir eiskalt den Rücken hinab laufen. „Auf wen hat er heute gesetzt?“

„Auf Slade natürlich. Er ist ungeschlagen.“

Während ich auf dieser Information herumkaute, rief mir Slade vom anderen Ende der Grube zu: „Hey, du lausiger Nichtsnutz, wann bist du endlich bereit?“

Er trug nur noch seine Schuhe, Socken und die Unterhose. Handschuhe an den Händen suchte man vergeblich.

„Wo sind die Handschuhe?“, fragte ich. „Und das Tape für die Hände?“

„Vergiss den Mist.“ Slade grinste verächtlich. „Diese Rauferei findet mit bloßen Händen statt. Wie es die Regeln für die Grube vorschreiben.“

„Verstehst du, Costigan“, sagte der Veranstalter. „Auf so was können wir verzichten.“

„Fangt endlich an!“, skandierte die Meute und forderte einen Gegenwert für den Eintrittspreis, den sie nicht bezahlt hatte. „Los geht’s! Action!“

„Schnauze“, befahl ich.

---ENDE DER LESEPROBE---