Stichwort Karma - Rudolf Steiner - E-Book

Stichwort Karma E-Book

Rudolf Steiner

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Beschreibung

Rudolf Steiners Werk ist immens. Auf den 95'000 Seiten finden sich, oftmals verstreut, vom Gedankenblitz bis zur umfassenden Schilderung, zahlreiche neue Sichtweisen auf Themen, die gegenwärtig breit diskutiert werden. Wer nicht Zeit hat, sich jahrelang durch dieses Werk zu arbeiten, kann sich mit den Bändchen der Spirituellen Perspektiven rasch einen Einstieg verschaffen. Die Quellenangaben am Schluss ermöglichen, die ausgewählten Textstellen im größeren Zusammenhang nachzulesen.

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spirituelle perspektiven

Stichwort KARMA

Rudolf Steiner Verlag

Karma, sein Wesen

Reinkarnation und Karma – fundamentale anthroposophische Wahrheiten

Wir brauchen nicht sehr weit zu gehen, um zu charakterisieren, worin eigentlich das Neue der anthroposophischen Bewegung liegt. Es liegt darin, dass die zwei Wahrheiten, die sozusagen zu unseren fundamentalsten Dingen gehören, an die Menschenseele in einer immer überzeugenderen Weise herantreten: die beiden Wahrheiten von Reinkarnation und Karma. Man kann sagen: Was der Anthroposoph in erster Linie auf seinem Wege findet, wenn er heute ernstlich strebt, das ist die Notwendigkeit der Erkenntnis von Reinkarnation und Karma.1

Seelen wieder reif für Erkenntnis von Reinkarnation und Karma

Ebenso wenig, wie bei der Pflanze, unmittelbar nachdem wir den Keim in die Erde gesenkt haben, sich gleich die Blüte entwickeln kann, sondern wie sich nach notwendigen Gesetzen erst Blatt für Blatt entwickeln muss, ebenso ist notwendig, dass die geistige Entwicklung, die sich durch die Menschheit hindurchzieht, von Stufe zu Stufe geht und dass zur richtigen Zeit das Richtige erscheint. Wer, durchströmt von den Fähigkeiten, welche ihm die Geisteswissenschaft geben kann, sich heute in die eigene Seele versenkt, findet die Lehre von Karma und Reinkarnation als eine notwendige Lehre. Aber beachten Sie, dass die Entwicklung nicht umsonst ist, dass es wirklich so ist, dass erst in unserer Zeit die Seelen wieder reif geworden sind, um in sich zu finden, was man die Lehre von Karma und Reinkarnation nennt.2

Bedingungen der Karma-Erkenntnis

Überall müssen wir, wo es sich um die Betrachtung des Karma handelt, nicht bloß an theoretische Begriffe appellieren, überall müssen wir, wo es sich um Karma handelt, an den ganzen Menschen appellieren. Denn Karma kann man nicht erkennen lernen, ohne dass bei der Erkenntnis das Herz, das ganze Gemüt, der Wille des Menschen beteiligt ist. Lernt man aber auf diese Weise Karma kennen, wie es richtig ist, dann vertieft sich auch dieses Menschenleben. Und dann erst werden gewichtig genug die Verhältnisse des Lebens genommen, die die Menschen karmisch zusammenführen.

Dann allerdings gibt es Augenblicke, die bei dem nicht oberflächlichen Menschen auch da sein müssen, in denen das Karma einen schwer drücken kann. Aber alle diese Augenblicke werden wieder ausgeglichen durch diejenigen, in denen das Karma ihm Flügel gibt, so dass er sich mit seiner Seele aus dem irdischen Reiche in das göttliche Reich erhebt. Und wir müssen die Verbindung der Götterwelt mit der Menschenwelt tief im Inneren fühlen, wenn wir vom Karma in wahrem Sinne des Wortes reden wollen.3

Neue soziale Formen durch Leben mit Reinkarnation und Karma

Gewiss, wir lernen vieles durch die Anthroposophie kennen. Wir lernen kennen die Entwicklung der Menschheit, wir lernen kennen selbst die Entwicklung unserer Erde und unseres Planetensystems. Alle diese Dinge gehören zu den Grundlagen des anthroposophisch Strebenden. Aber das hier Gemeinte, besonders Bedeutsame für den Anthroposophen der Gegenwart ist das Erringen einer Überzeugung in Bezug auf die Fragen von Reinkarnation und Karma. Und die Art und Weise, wie die Menschen sich aneignen werden diese Überzeugung von Reinkarnation und Karma, wie sie die Möglichkeit finden werden, den Gedanken von Reinkarnation und Karma in das allgemeine Leben überzuführen, das wird eben dieses moderne Leben von der Gegenwart in die Zukunft hinein im Wesentlichen umgestalten. Es wird ganz neue Lebensformen, ein ganz neues menschliches Zusammenleben schaffen; ein solches Zusammenleben aber, wie es notwendig ist, wenn die Kultur der Menschheit nicht dem Niedergang verfallen soll, sondern wirklich aufwärtssteigen, vorwärtsgehen soll.4

Das Gesetz des Karmas und der Weg darüber hinaus

Karma ist ein Gesetz, unter dem wir alle leiden. Was wir in einer Verkörperung vollbracht haben, trägt uns seine Früchte in den späteren Verkörperungen. Was uns heute zuteil wird, haben wir verursacht in den früheren Verkörperungen. Aber Karma ist ein Gesetz, das nicht nur Schuld und Sühne, Disharmonie und Harmonie in richtiger Weise verteilt, sondern ein Gesetz, das uns hinaufleitet zum höchsten Gipfel des Menschengeistes. Das große Weltenbuch von Karma wird auf der linken und auf der rechten Seite seinen Ausgleich gefunden haben. Alles, was wir dem Leben schuldig geworden sind, werden wir wieder verwandelt haben in die helle Lichtglut des Astralkörpers. Alles, was wir als Mängel empfunden haben, wird ausgeglichen sein. Karma ist verbrannt. Wenn die Schuldpunkte des Daseins nicht mehr vorhanden sein werden, wenn wir selbst unseren Weg gehen wie die Sonne, die nicht vermag, auch nur ein wenig aus der Bahn herauszutreten, dann werden wir auch den uns eingepflanzten Gesetzen folgen wie die Sonne am Sternenhimmel. Das ist unser Weg, das ist unser Ziel. Das wird einstmals die Harmonie sein zwischen dem Menschenschicksal und den Weltengesetzen.5

Karma: fortwährende Tätigkeit der Welt

Für den gewöhnlichen Menschensinn erscheint die Welt als etwas Fertiges; der Esoteriker aber sagt sich, was vorliegt, ist ein Produkt der Tätigkeit. Was scheinbar fertig ist, ist eine Stufe fortschreitender Tätigkeit, ein Durchgangspunkt. Die ganze Welt ist fortwährend in Tätigkeit. Diese Tätigkeit ist eigentlich Karma.6

Tätigkeit des Astralkörpers ist das menschliche Karma

Wenn man vom Menschen spricht, spricht man von seinem Astralkörper als von Karma, als von Tätigkeit. Eigentlich ist der Astralkörper dasjenige, was dem Menschen am nächsten steht. Was der Mensch erlebt, so dass es entscheidet über sein Wohl und Wehe, über Lust und Leid, das geht von seinem Astralkörper aus. Liebe, Leidenschaft, Freude, Schmerz, Ideal, Pflicht hängen zusammen mit dem Astralkörper. Wenn man von Lust und Leid, Trieben, Wünschen und Begierden spricht, so spricht man vom Astralkörper. ... Dieser Astralkörper ist in einer fortwährenden Umwandlung begriffen. Zuerst ist er undifferenziert, solange der Mensch noch nicht daran gearbeitet hat. Der Mensch arbeitet aber fortwährend daran in unserer Zeit. ...

Der menschliche Astralkörper ist in fortwährender Tätigkeit. Darin besteht sein Leben. Diese Tätigkeit nennt man im engeren Sinne das menschliche Karma. Was ich heute tue, hat seinen Ausdruck im Astralkörper. Wenn ich jemanden schlage, ist das Tätigkeit und ruft einen Gegenschlag hervor. Das ist die ausgleichende Gerechtigkeit: Karma. Tätigkeit ist ein Schlag, der einen Gegenschlag hervorruft. Damit muss dann der Begriff von Ursache und Wirkung verbunden werden. Im Karma ist immer etwas Unausgeglichenes; es fordert immer etwas anderes.7

Wissen und Erkenntnis bilden sich im nächsten Leben zu Fähigkeiten um

Was wir uns in einem Leben als Wissen und Erkenntnis angeeignet haben, das kommt im nächsten Leben als Fähigkeiten heraus. Karma ist das Gesetz von Ursache und Wirkung in den verschiedenen Lebensläufen. Für die physische Welt wird das Gesetz von Ursache und Wirkung allgemein anerkannt, nicht aber für das geistige Leben. Und doch sollte man ebenso nach den verschiedenen Ursachen der Lebensverhältnisse der Menschen fragen. Karma ist das große Gesetz der Weltengerechtigkeit. Aber man darf Karma nicht fatalistisch verstehen. Es brauchen nicht alle Ereignisse Folgen aus der Vergangenheit zu sein. Es kommen auch neue Dinge an den Menschen heran, die dann in späteren Leben ihren Ausgleich finden. Man kann die Wirkung des Karmagesetzes mit der Technik des Kaufmanns vergleichen, der ein Kontobuch führt.8

Schicksal als Lebensfrage

Zunächst antwortet das Karmagesetz auf eine große Lebensfrage: Wodurch kommt überhaupt unser Schicksal zustande? Warum obwalten schon bei der Geburt der Kinder so verschiedene Verhältnisse? Man sieht zum Beispiel, wie ein Kind in Reichtum geboren wird, vielleicht auch mit großen Talenten, von sorgsamster Liebe umgeben ist. Und man sieht ein anderes Kind, geboren in Elend und Armut, vielleicht mit geringen Talenten oder Fähigkeiten, so dass es dazu prädestiniert scheint, es zu nichts zu bringen; oder auch mit großen Fähigkeiten, die aber vielleicht nicht ausgebildet werden können. Das sind Rätselfragen des praktischen Lebens ... Diese Fragen muss der Mensch beantwortet haben, wenn er mit Kraft und Hoffnung im Leben dastehen soll. Und wie antwortet das Karmagesetz auf diese Fragen?

Wir haben gesehen, dass der Mensch wiederholte Leben auf der Erde durchlebt. Das Kind wird nicht zum ersten Male auf dieser Erde geboren, es war schon oft da. Alles nun in der Welt draußen steht im Zusammenhang von Ursache und Wirkung; das erkennt jeder an. Das große Ursachengesetz herrscht also in der Natur, und dieses Gesetz, auf das Geistige, auf die geistige Welt übertragen, das ist das Karmagesetz.9

Karmagesetz erleuchtet das eigene Leben

Wenn wir nun dieses Gesetz vom Karma uns so denken, wie es in der Tat gedacht werden muss, als der Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung nicht nur hier für das physische Leben zwischen Geburt und Tod, sondern auch für das Leben nach dem Tode in der geistigen Welt, dann wird gerade dieses Karmagesetz zum Erleuchter des eigenen Lebens. Die Einsicht in dieses Karmagesetz gibt nicht nur eine tiefe Befriedigung für unseren Verstand, sondern im tiefsten Sinne auch für unser Gemüt, und es gibt uns die rechte Einsicht in unser Verhältnis zur Welt. Sie werden immer klarer einsehen, welch eine tiefe Bedeutung es hat, und wie erst die richtige Einsicht in dieses Karmagesetz es uns ermöglicht, das Leben mit unserer Umwelt harmonisch zu gestalten.10

Karma bedeutet nicht nur Wirkung von Vergangenem, sondern auch Ursache von Zukünftigem

Daher dürfen wir eigentlich niemals ganz zufrieden sein, wenn wir im bloßen trivialen Sinne sagen: Befällt mich eine Krankheit, so habe ich sie mir durch mein Karma zugezogen. – Denn wir sollen in diesem Falle nicht bloß an das Karma in der Vergangenheit denken, dass also die Krankheit ein Abschluss sei, sondern wir sollen sogar daran denken – die Krankheit ist ja nur das zweite Glied –, dass wir in der Krankheit die sich ergebende Ursache haben für die Schaffenskraft und Tüchtigkeit für die Zukunft. Wir missverstehen Krankheit und Karma durchaus, wenn wir immer nur auf die Vergangenheit schauen; dadurch wird Karma etwas, was, man möchte sagen, nur ein ganz zufälliges Schicksalsgesetz darstellt. Karma wird aber zu einem Gesetz des Handelns, der Fruchtbarkeit des Lebens, wenn wir in der Lage sind, durch das Karma von der Gegenwart in die Zukunft zu schauen.11

Karma ermöglicht Fortschreiten

Denken Sie einmal, Sie begehen irgendein Unrecht in einem Leben. Dieses Unrecht, das Sie begangen haben, das bedeutet, wenn es so stehenbliebe in Ihrem Leben, nichts Geringeres, als dass Sie den Schritt, den Sie vorwärts gemacht hätten, wenn Sie das Unrecht nicht begangen hätten, verloren haben. Und mit jedem Unrecht würden Sie einen Schritt verlieren, und dafür wäre gesorgt, dass genügend viele Schritte zurück gemacht werden. Wenn die Möglichkeit nicht gegeben wäre, sich über den Irrtum zu erheben, so müsste der Mensch zuletzt in Irrtum versinken. So aber ist die Wohltat des Karma eingetreten. Was bedeutet diese Wohltat für den Menschen? Ist Karma irgendetwas, vor dem der Mensch sich fürchten soll, vor dem der Mensch schaudern soll? Nein! Karma ist eine Macht, für die der Mensch eigentlich den Weltenplänen dankbar sein sollte. Denn Karma sagt uns: Hast du einen Irrtum begangen – Gott lässt seiner nicht spotten! Was du gesät hast, das musst du auch ernten. Dieser Irrtum bewirkt, dass du ihn verbessern musst; dann hast du ihn aus deinem Karma ausgetilgt, und du kannst wieder ein Stück vorwärtsschreiten.

Ohne Karma wäre unser Fortschreiten in der menschlichen Laufbahn unmöglich. Karma erweist uns die Wohltat, dass wir jeden Irrtum wieder gutmachen müssen, dass wir alles, was wir rückwärts getan haben, wieder vernichten müssen.12

Schwierigkeit, Karma-Verkettungen zu durchschauen

Kann der Mensch etwas tun, um auf diesem Gebiete zu einer Selbsterkenntnis zu kommen? Ich konnte bei einer Fragenbeantwortung darauf hindeuten, wie schwierig es im jetzigen Menschheitszyklus ist, auch nur zu begreifen, wie die Wirkung des Karma ist. Ich habe gesagt, es sei beispielsweise in dem Karma eines Menschen vorgezeichnet, dass er in einer Zeit, etwa in vierzehn Tagen, eine Reise machen muss. Nun nimmt er sich aber vor, dass er in drei Wochen etwas tun müsse, weil er das Karma nicht schaut, weil er nichts davon weiß. Dazu nun richtet er alles, bis er die Nachricht erhält, dass er die Reise jetzt unternehmen muss. Nun kommen die zwei Richtungslinien miteinander in Kollision. Das, was er getan hat, kommt in Widerspruch mit seiner Karma-Linie. Sie sehen daraus, dass sich dem Karma immer Neues angliedert. Dadurch verstärken und verketten sich die Karma-Linien. Damit nun soll gesagt sein, dass der Mensch in seiner normalen Entwicklung den Weg des Selbst, des Ich, schwer ermessen kann, insofern diese Karma-Verkettung in Betracht kommt; denn wenn er nicht ein hellseherisches Bewusstsein von einer hohen Entwicklung hat, kann er nicht wissen, was in seinem Karma liegt.13

Innerlich und äußerlich wirkendes Karma