Stille Nacht, schwarze Nacht - Mark Lanvall - E-Book

Stille Nacht, schwarze Nacht E-Book

Mark Lanvall

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Beschreibung

Na großartig! Paul glaubt doch tatsächlich, dass ein bisschen Lametta und Kerzen reichen, um das unheimliche Haus in der Schindelgasse zum weihnachtlichen Schmuckstück zu machen. Dabei merkt er schnell, dass seine Angst vor dem Haus ganz und gar nicht grundlos war. Und Lara hofft, mit der Story über den Christbaumverkäufer Gregory groß rauszukommen. Noch allerdings hat sie keine Ahnung, dass im Dickicht seiner Fichten und Tannenbäume ein düsteres Geheimnis lauert. Stille Nacht, schwarze Nacht! Zwei geheimnisvolle Kurzgeschichten mit Illustrationen.

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Seitenzahl: 44

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Mark Lanvall

Stille Nacht, schwarze Nacht

Zwei mysteriöse Vorweihnachtsgeschichten

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Zu Weihnachten nach Hause

Die Frage, die niemand stellte

Leseprobe aus „Lichtsturm“

Impressum neobooks

Zu Weihnachten nach Hause

Paul war nicht ängstlich. Wirklich nicht. Er war immerhin Stürmer in seiner Mannschaft und ein verflixt guter. Außerdem war er bekannt dafür, ordentlich was einstecken zu können. Er weinte niemals über ein aufgeschlagenes Knie oder so etwas. Den Weg vom Training nach Hause am Mittwochabend allerdings mochte er gar nicht. Vor allem nicht im Winter, wenn es dunkel war.

„Freu dich doch über all die schöne Weihnachtsbeleuchtung in der Stadt, Paul“, hatte seine Mutter gesagt, die ihn sonst oft abholte. Aber nur, wenn sie abends nicht im Geschäft zu tun hatte, was leider auch ziemlich oft vorkam. Klar. Paul liebte Weihnachtsbeleuchtung. Und es war ja auch nicht so, dass außer ihm keiner auf den Straßen unterwegs war. Blöd war nur, dass er an diesem grauen, alten Haus in der Schindelgasse vorbeimusste. Das mit den verwitterten Dachziegeln und der ungewöhnlich mächtigen Tür aus dunkler Eiche, zu der sechs steile Steinstufen führten. Wie bei vielen alten Häusern in seiner Stadt gab es rechts daneben eine weitere Treppe. Über sie kam man wohl zu einem getrennten Eingang im Kellergeschoss. Ob es tatsächlich so war, wollte Paul gar nicht so genau wissen. Für ihn war es nichts anderes als ein finsteres Loch, das sich zum Glück zur Straße hin hinter einer schulterhohen Mauer versteckte.

Nüchtern betrachtet passte das Gebäude in die schmale Gasse. Es fügte sich beinahe nahtlos in die Reihe all der anderen Häuser. Aber eben nur nüchtern betrachtet. Denn es war irgendwie anders. Vielleicht waren es ja die Fenster. Sie lagen unheimlich tief in dem grauen, verwitterten Gemäuer und sie waren stockdunkel. Paul kam es so vor, als starrten sie ihn hasserfüllt an. Die anderen in der Klasse erzählten sich Spuk-Geschichten über das Haus, bei denen Paul lieber weghörte. Denn es war auch so schon gruselig genug. Und Weihnachtsbeleuchtung gab es da natürlich auch nicht. Wie auch? In dem Haus wohnte niemand. Schon lange nicht mehr.

Paul schlug den Kragen hoch, drückte die Sporttasche fest an sich und beeilte sich. Der Wind kam ihm noch eisiger vor, als er schließlich in die Schindelgasse bog. Vorbei an dem fürchterlichen Haus. Er schaute nicht zur Seite. Nur geradeaus. Er tat so, als wäre da einfach nichts. Ganz leise, wie aus weiter Ferne hörte er die Melodie von „Jingle Bells“. Ein Glockenspiel vielleicht, dachte Paul. Aber es lief zu langsam. Es müsste viel fröhlicher klingen, nicht so traurig. Noch ein paar Meter, dann hätte er es geschafft - wieder einmal.

„Warum rennst du so?“, fragte das seltsame Mädchen. Es saß auf der Mauer vor der Kellertreppe, lächelte ihn nett an und ließ die Beine baumeln. Seltsam waren ihre Kleider. Der graue Mantel und die braunen Schnür-Lederstiefel kamen Paul irgendwie altmodisch vor. „Hast du etwa Angst?“

Blöde Ziege, dachte Paul und sah sie einen langen Moment sprachlos an. Das Mädchen ärgerte ihn, aber sie hatte auch etwas, das ihm gefiel. Etwas Warmes. Ihre Augen leuchteten, als wären sie aus Gold. Paul schüttelte den Kopf.

„Wovor sollte ich denn Angst haben?“

Das Mädchen zuckte mit den Schultern und sah an ihm vorbei. Tim und Leon waren in die Gasse eingebogen. Paul drehte sich um.

„Hey, Paul. Cooles Spiel heute”, rief Tim. Und Leon sagte: „Alles klar mit dir? Hast du gerade was zu uns gesagt? War ein bisschen zu leise, Alter.“

„Oder redest du mit der Mauer?“, grinste Tim.

„Nein, ich habe …“ Paul sah wieder zu dem Mädchen. Aber sie war weg. So schnell, wie sie plötzlich aufgetaucht war. Einfach weg. Ein seltsames Mädchen. „Alles gut“, murmelte er dann und sah sich um. Er schaute diesmal sogar in das finstere Loch hinter der Mauer und dann zurück zur Eingangstür des alten, grauen Hauses. Aber da war niemand mehr.

Alles gut? Ja, schon. Aber warum ging ihm dann das Mädchen tagelang nicht mehr aus dem Kopf? Ihre leuchtenden Augen, die hellbraune Strähne, die ihr in die Stirn fiel. Ihr Lächeln. Natürlich redete Paul mit niemandem darüber. Für seine Leute in der Klasse wäre das ja auch ein gefundenes Fressen gewesen. Sie würden über ihn lästern. Er sei verknallt und so. Und seine Eltern? Die würden sich grinsend anschauen und sagen, das sei alles schon o. k. so. Irgendwann müsse das ja mal losgehen. Na gut. Das war also etwas, mit dem er alleine klarkommen musste.

Am folgenden Mittwochabend ging er sogar freiwillig zu Fuß nach Hause. Das alte Haus kam ihm so bedrohlich vor wie immer. Diesmal allerdings legte das Wetter noch eine Schippe drauf. Dicke Wolken hingen am Himmel und es schneite schwere, nasse Flocken. Wieder hörte er dieses Glockenspiel. So leise war es. Und natürlich viel zu langsam. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Seine Mutter hätte ihn abholen können. Stattdessen stapfte er an dem wohl verfluchtesten Ort herum, den er sich vorstellen konnte – auf der Suche nach einem seltsamen Mädchen, mit dem er kaum zwei Sätze gewechselt hatte.