Stimmen im Weltraum - Eine epische Science-Fiction-Saga - Stanislaw Bolesta - E-Book

Stimmen im Weltraum - Eine epische Science-Fiction-Saga E-Book

Stanislaw Bolesta

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Beschreibung

"Stimmen im Weltraum" ist eine Militär-Science-Fiction-Romanreihe, des Autors Stanislaw Bolesta. Die Handlung spielt in einer utopischen Welt, die sich völlig von der uns heute bekannten Zivilisation unterscheidet. Im Mittelpunkt der Handlung stehen drei Familien, die den Entschluss gefasst haben, den berühmten Garden beizutreten. Obwohl die Garden sich in ihren Merkmalen deutlich voneinander unterscheiden, stehen sie vereint gegen die Feinde des neolizianischen Zeitalters der Menschheit. Eine Welt getaucht in eine düstere Atmosphäre, geprägt von Konflikten im Schatten einer uralten, nicht menschlichen Zivilisation, die vor den Menschen das Sonnensystem beherrschte. Mit unerschütterlicher Hingabe und Loyalität versuchen die Erdgarde, die Mondgarde und die Marsgarde ihre Heimatwelten gegen alle Widrigkeiten zu schützen. Die Mitglieder dieser Eliteeinheiten verbindet ein starkes Band, das auf jahrhundertealten Traditionen und Werten beruht. Diese drei wichtigsten militärischen Organisationen entwickeln sich im Laufe der Zeit zu einem integralen Bestandteil des Gardistenlebens und bilden für die Protagonisten der Romanreihe eine treue Gemeinschaft. Die Angehörigen der drei Familien haben sich verpflichtet, dem harten Training und den strengen Regeln der Garden zu unterwerfen, was sie physisch und psychisch für immer verändert. Die Geschichten der Familien, ihre Erfolge und Niederlagen, ihre Beziehungen und Entbehrungen werden in kurzen, zeitlich begrenzten Episoden erzählt, die einen wesentlichen Teil der Romane ausmachen und sich am Ende zu einem großen Ganzen zusammenfügen. Die Romane entführen den Leser in eine Welt, in der Spannung, Action und Emotionen miteinander verschmelzen und eine Zukunft der Menschheit aufzeigen, die sowohl faszinierend als auch beängstigend ist. Die Formulierung ‚Best Sci-Fi World 2024 (TLM)‘ auf dem Buchcover bezieht sich auf das Urteil freiwilliger Testleser und stellt keine offizielle Auszeichnung oder Bewertung durch Dritte dar.

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Seitenzahl: 552

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Teil 1 Mars

Ein Roman von Stanislaw Bolesta

Für alle, die wissen, dass Fantasie wichtiger ist als die Realität.

© 2025 Stanislaw Bolesta

Umschlag, Illustration: Stanislaw Bolesta und NightCafé Studio

Lektorat, Korrektorat: www.mentorium.de

Testleser: Natalie W., Joanna O., Mark B., Joachim K., Katharina N., u. a.

Druck und Distribution im Auftrag des Autors, Stanislaw Bolesta

tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland

ISBN

Paperback

978-3-3845-5226-6

Hardcover

978-3-3845-5227-3

e-Book

978-3-3845-5228-0

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland. Kontaktadresse gemäß EU-Produktsicherheitsverordnung: [email protected]

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über dnb.dnb.de abrufbar.

Kein Teil dieser Publikation darf ohne vorherige Genehmigung des Herausgebers reproduziert, digital gespeichert oder in irgendeiner Art und Weise elektronisch, mechanisch, als Fotokopie, Aufnahme oder anders übertragen werden. Dies ist eine fiktive Erzählung. Alle Charaktere, Bezeichnungen, Namen und Ereignisse in diesem Buch sind fiktiv und jegliche Ähnlichkeit zu real existierenden Personen, Begriffen oder Begebenheiten ist nicht beabsichtigt.

Die Formulierung ,Best Sci-Fi World 2024 (TLM)‘ auf dem Buchcover bezieht sich auf das Urteil freiwilliger Testleser und stellt keine offizielle Auszeichnung oder Bewertung durch Dritte dar.

Besuchen Sie www.stimmen-im-weltraum.com und finden Sie mehr heraus über das neolizianische Zeitalter und die Menschen dieser Zeit.

„Wenn am Firmament der Sterne Tausende von brennenden Schiffen erlöschen und der letzte grausame Schrei des Todes verstummt, ist das, was übrig bleibt, die einsame Stille eines dunklen und kalten Weltraums.“

Yen Li'Durand, Erzmarschall der roten Marsgarde

Inhalt

Cover

Helbe Titelseite

Titelblatt

Urheberrechte

Prolog

Die Entdeckung

Die Nors

Yen LI

Iapetus

Forschungsstation IF-10

Dora LI'Durand

Jupiter

Aufbruch

UR-Kanan

Die Flucht

Die Rückkehr

Enrico LI'Torres

Duell

Mailin LI'Torres

Der erste Kontakt

Unbekannte Kraft

Krieg

Epilog

Anhang

Die Elite der roten Garde

Stanislaw Bolesta

Stimmen im Weltraum

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Prolog

Die Elite der roten Garde

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Prolog

Neu-Jupiter, das Jahr 12 n.l.Sk. Das zwölfte Kriegsjahr. Alte Zeitrechnung, das Jahr 2182.

Enrico berührte zaghaft das kugelförmige Artefakt. Gehalten von einer roten Ionenenergie, schwebte es frei in einer schwarzen zylindrischen Kammer aus Nors-Ramtium.

Unfreiwillig schloss er die Augen, als ein Energiestoß seinen Körper zerriss und eine unbeschreibliche Kraft sein Bewusstsein durchdrang. Vor seinem inneren Auge erschien das Antlitz eines uralten Nors. Er sprach zu ihm, doch Enrico verstand kein einziges Wort.

Die Zeit um ihn herum schien sich tausendfach zu beschleunigen. Wie weiße Nebelschwaden huschten an ihm die Umrisse von Menschen und fremden Wesen vorbei, die er nicht einmal ansatzweise hätte beschreiben können.

Ein starker Ruck riss ihn aus der Trance. Mit einem Schlag verschwand die Nebelkulisse und das Gesicht des Nors löste sich auf.

„Alles in Ordnung, Marschall?“

Eine weibliche, selbstbewusste Stimme erklang in der COM-Anlage. Er blickte hinab. In der Hand hielt er das zehn Zentimeter große Artefakt. Im Inneren pulsierte ein rotes Licht mit einem weißen Kern. Es sah beinahe aus wie ein mechanisches Auge, das ihn unentwegt anstarrte. Langsam kam er zu sich. Er drehte sich um.

Neben ihm stand eine Frau. Sie nahm ihre Hand von seiner Schulter. Er schaute sie an.

Ihre ultraleichte, dunkelrot-violette Kampfrüstung war teilweise von einem mattschwarzen Mantel verdeckt. Über ihrem Helm trug sie eine weite Kapuze.

Enrico blickte direkt auf die grässliche Gesichtsmaske, die den vorderen Teil ihres Helms bildete. Sie wurde transparent. Das Gesicht einer Frau mit heller, fast blasser Haut und asiatischen Zügen erschien.

„Geht es Ihnen gut?“, fragte sie etwas besorgt.

Er gab einen kurzen Befehl über die NLV und der vordere Teil seines Helms wurde ebenfalls transparent.

Jetzt konnte sie ihm direkt in die Augen sehen. Er wirkte etwas abwesend und desorientiert.

„Ja, ich denke schon“, antwortete Enrico leise.

„Ich musste nur gerade an meinen Urgroßvater denken“, fügte er etwas lauter hinzu. Er verschwieg die Wahrheit.

„Wang Li war ein großer Mann. Sie dürfen stolz darauf sein, einer Familie anzugehören, der die gesamte Marsgarde so viel zu verdanken hat“, entgegnete die Frau. Er schaute sie verwundert an, erwiderte jedoch nichts.

In den letzten vierundzwanzig Stunden hatte sie kaum ein Wort gesprochen und jetzt das. Diese sehr persönliche Bemerkung ließ sie fast schon „normal“ erscheinen. Sie war alles andere als das.

Enrico war sich immer noch nicht sicher, welcher Mars-Spezialeinheit sie angehörte, aber er hatte noch nie jemanden so kämpfen sehen wie sie und ihre beiden Schwestern. Er kannte nicht einmal ihre richtigen Namen.

Drei Klickgeräusche ertönten in der COM-Anlage und zerstreuten augenblicklich seine Gedanken.

„Wir sollten uns beeilen“, sagte sie mit fester Stimme.

„Sie haben recht, S1“, entgegnete er trocken und überreichte ihr das Artefakt.

Sie nahm das kugelförmige Objekt aus seiner Hand und es verschwand irgendwo hinter ihrem Rücken.

Enrico betrachtete sie aufmerksam. Sie hatte nicht einmal gezuckt. Offenbar hatte das Artefakt keine Wirkung auf sie.

Er dachte nicht weiter darüber nach und zog sein MS3-X-Gewehr vom Rücken. Die Magnetverschlüsse gaben es frei und der Kampfmodus wurde automatisch aktiviert. Sein Gesicht verschwand hinter einer schwarzen Stahlmaske. Zwei schmale, rote Augen blitzten kurz auf. Statusanzeigen wie Sauerstoffgehalt und Vitalparameter sowie runde Zielanzeigen erschienen auf seinem Holo-Visier. In der rechten oberen Ecke sah er in einem rechteckigen Holo-Rahmen das Gesicht der Frau. Unmittelbar darunter stand nur eine einzige Bezeichnung: „S1.“

Sie deaktivierte die Transparenz ihres Helms und die unheimliche Maske erschien wieder. Enrico konnte sich an diesen Anblick immer noch nicht gewöhnen. Sie drehte sich um und ging mit schnellen Schritten auf den großen Ausgang zu.

Er schaute sich noch ein letztes Mal um. Einige Deckenlampen waren eingeschaltet. Sie warfen ein weiches, diffuses, rotes Licht auf die Umgebung. Obwohl man es jetzt nicht erkennen konnte, war der runde schwarze Raum gigantisch. Vier große, schmale, rote Augenpaare betrachteten den Gardisten aufmerksam. Es handelte sich um vier, fünf Meter große Tech-Roboter der Marsgarde. Ihre einzige Aufgabe bestand darin, das Artefakt in der Kammer zu bewachen.

„Computer, Selbstzerstörungssequenz initiieren, Z-6 Minuten. Autorisation Marschall Enrico Li'Torres, Dienstnummer: 4128, Aktivierungscode MG486-19.“

„Autorisation erkannt, Selbstzerstörungssequenz wird eingeleitet. Selbstzerstörung in Z-6 Minuten“, antwortete eine weibliche Computerstimme.

Eine kleine Anzeige mit einer Digitaluhr erschien auf seinem Holo-Visier.

„Tech-R1, R2, R3 und R4, mitkommen.“

„Verstanden, Commander“, ertönte eine tiefe metallische Stimme in der COM-Anlage.

Die großen schwarzen Tech-Roboter setzten sich in Bewegung. Enrico rannte los.

Am Ausgang wartete bereits S1 auf ihn. Zügig verließen sie die Artefaktenkammer und rannten Seite an Seite eine Rampe hoch, dicht gefolgt von den Tech-Robotern.

„Computer, die Kammer verriegeln“, rief Enrico.

„Kammer wird verriegelt“, bestätigte der Computer.

Nachdem der letzte Tech-Roboter die Kammer verlassen hatte, schloss sich das zehn Meter hohe und sechs Meter breite Tor dreifach.

Finstere Nacht umgab sie und ein dichter Regen prasselte auf sie nieder. Das Terraforming-Programm war für den Dauerregen auf Neu-Jupiter verantwortlich.

Enrico rannte vorwärts. Er blickte zum Himmel hinauf. Blitze und Explosionen zerrissen die Dunkelheit. Es war beinahe wie ein heftiges Gewitter, das über sie hinwegfegte. Er wusste es besser. Das war kein Gewitter. Eine gigantische, orange leuchtende Explosion erhellte plötzlich den gesamten Himmel. Es folgten vereinzelte kleine Blitze, bis auch diese schlussendlich erloschen. Dann herrschte nur noch Dunkelheit.

Sie erreichten das steile Ende der Rampe und betraten den schlammigen Boden, der nahezu den gesamten Planeten bedeckte.

„Marschall Li'Torres, bitte kommen“, erklang eine vertraute Stimme in der COM.

„Mailin, wir sind hier fertig“, er verzichtete auf Formalitäten, wohl wissend, dass es sich um eine allgemeine COM-Verbindung handelte.

„Die feindliche Vorhut wurde erfolgreich vernichtet. Wir müssen uns sofort zurückziehen. Einige der kleinen Schiffe konnten wir nicht mehr abfangen. Sie sind in eure Richtung unterwegs. Enrico, hast du verstanden? Ihr müsst so schnell wie möglich von dort verschwinden!“, Mailin klang sehr besorgt.

„Verstanden. Wir sind auf dem Weg“, antwortete Enrico entschlossen.

„Hier spricht Erzmarschall Dora Li'Torres an die Bergungseinheit der Weltraumraben. Wir müssen umgehend springen. Enrico, ihr habt weniger als drei Minuten, bis die Hauptflotte hier ist. Ab jetzt seid ihr auf euch allein gestellt.“ Das war die Stimme seiner Mutter und des Oberbefehlshabers der roten Marsgarde.

„Verstanden, Erzmarschall! Sind alle evakuiert?“

„Ja, alle sind sicher an Bord der Schiffe“, antwortete Dora. Ihre Stimme zitterte etwas.

„Wir verschwinden sofort“, erwiderte Enrico.

Drei kleine Blitze der MG-Triebwerke erhellten den dunklen Himmel, dann verschwanden die Schlachtschiffe aus der Umlaufbahn von Neu-Jupiter.

Enrico bestätigte den Signalcode mit der umgekehrten Tonfolge. Erneut waren drei Klickgeräusche in der COM-Anlage zu hören.

Zehn unsichtbare humanoide Umrisse wurden durch den Regen gebrochen. Bei genauerer Betrachtung der Umgebung verrieten die vom Himmel fallenden Regentropfen ihre genaue Position.

Die Weltraumraben deaktivierten ihre Tarnung und wurden sichtbar. Direkt hinter ihnen enttarnte sich ein schwarzer Rabentransporter mit leicht gekrümmten Tragflächen.

Mit ihren schweren MS3-X-Gewehren in den Händen standen die Gardisten kreisförmig um die beiden verteilt. Einer der Raben kam auf Enrico zu. Das Bild mit seinem Gesicht erschien automatisch auf dem Holo-Visier des Marschalls.

„Kämpfen wir heute wirklich nicht?“, fragte er etwas enttäuscht.

„Nein, heute kämpfen wir nicht, aber wir lassen eine Überraschung hier“, antwortete Enrico hämisch.

„So, Abmarsch. Wir fliegen ab!“, befahl er laut.

Die hintere Rampe des Transporters senkte sich. Aus seinem Inneren leuchtete ein rotes Licht. Zwei Frauen traten auf die Rampe. Sie ähnelten S1 wie ein Spiegelbild. Nicht einmal in ihrer Größe unterschieden sie sich. Nacheinander betraten die Gardisten den Transporter. S1 lief an ihren beiden Schwestern vorbei und nickte ihnen zu.

Enrico blieb als Letzter draußen stehen. Er wandte sich den Tech-Robotern zu, deren Blicke weiterhin auf ihn gerichtet waren.

„Tech-R1, R2, R3 und R4, Stellung um den Eingang der Kammer beziehen. Alles, was keinen PDS trägt, wird als feindlich eingestuft und muss auf der Stelle eliminiert werden!“, befahl er bestimmt.

„Verstanden, Commander“, ertönte erneut eine tiefe metallische Stimme.

Die Tech-Roboter aktivierten ihre Waffen und begannen, Position zu beziehen. Enrico eilte zum Transporter. Die beiden Ionentriebwerke durchbrachen mit ihren roten Strahlen die Dunkelheit. Spätestens jetzt waren sie sicherlich bemerkt worden.

Er sprang hinein. Die Rampe begann sich schnell zu schließen, während der Transporter bereits langsam vom Boden abhob.

„Sobald wir den Orbit des Planeten verlassen haben, sofort die Tarnung aktivieren“, befahl er bestimmt.

„Verstanden Marschall!“, antwortete einer der beiden Piloten gehorsam.

Die Gardisten saßen bereits mit breiten Nano-Gurten angeschnallt in den großen schwarzen Sitzen, die in einer Reihe links und rechts an den Innenwänden montiert waren. Enrico nahm Platz. Die Nano-Gurte bauten sich automatisch auf und pressten seine schwer gepanzerte Rüstung fest in den Sitz. Mithilfe der NLV verlinkte er sich mit der Rückkamera des Transporters.

Das Schiff entfernte sich jetzt rasch von der Planetenoberfläche. Außer Nacht und Regen war nichts zu erkennen, als plötzlich Salven roter Ionenstrahlen und Sturmwolf-Geschosse die Dunkelheit erhellten. Sie vermischten sich mit orangefarbenen Blitzen und Energiekugeln. Dann wurden sie zunehmend kleiner, während der Transporter an Geschwindigkeit und Höhe gewann. Nach wenigen Minuten verließen sie den Orbit des Planeten. Die Tarnvorrichtung wurde aktiviert und das Schiff verschmolz mit der Finsternis des Alls. Niemand an Bord sagte etwas. Sie schwiegen.

Enrico blickte auf den lilafarbenen Planeten mit seinen dunkelblauen Regenwolken. Die Uhr auf seinem Holo-Visier zeigte jetzt 00:00. Eine kleine, helle Explosion erschien. Sie dehnte sich aus und verschwand nach einigen Sekunden. Von hier oben sah es so unbedeutend aus. Tatsächlich wurde alles im Umkreis von fünftausend Kilometern zerstört und in Asche verwandelt. Enrico grinste innerlich. Er empfand kein Mitleid mit seinem Feind, nicht im Geringsten. Denn er kannte auch keinen. S1 schaltete sich auf seine COM und sagte in ruhigem Ton: „Gut gemacht, Marschall.“

Er betrachtete konzentriert das Holo-Bild mit ihrem Gesicht, jedoch ohne zu antworten. Er kämpfte hier für seine Familie, für seine Frau und für seine kleine Tochter Mariko. Für eine Zukunft ohne Krieg.

Im All trieben Trümmer und Leichen der feindlichen Vorhut, aber auch zerstörte schwere Jäger der Marsgarde. Wie immer würden einige der roten Gardisten nie mehr nach Hause zurückkehren. Für Enrico war jeder Verlust in diesem Krieg einer zu viel. Diesmal war es nicht umsonst. Innerhalb von nur achtundvierzig Stunden konnten sie mehr als fünfzigtausend Menschen evakuieren. Hinzu kam das Nors-Artefakt, das von unschätzbarem Wert war. Der unsichtbare Rabentransporter entfernte sich einsam von dem großen Planeten. Am Horizont über Neu-Jupiter tauchten die ersten orangefarbenen Triebwerksstrahlen der feindlichen Schiffe auf. Erst Hunderte, dann Tausende und schließlich so viele, dass die Sensoren sie nicht mehr erfassen konnten. Gemeinsam mit ihnen erschien dieses gigantische, kaum zu beschreibende Objekt, das beinahe so groß wie Enricos Heimatplanet Mars war. Sie waren gerade noch rechtzeitig entkommen …

Die Entdeckung

Jahr 2078, der Mars, Neil-Armstrong-Station.

Das zweite Jahr nach der Fertigstellung der Station.

„Yen, musst du hier herumlaufen?“

Das Mädchen blieb sofort stehen. Sie senkte schüchtern den Kopf. Ein Mann Ende dreißig kam auf sie zu.

Er sprach sie ruhig, jedoch bestimmt an: „Das hier ist ein Labor, das weißt du doch? Du darfst mich jederzeit besuchen, aber hier wird nicht herumgealbert.“

„Aber mir ist langweilig“, antwortete das kleine Mädchen mit den langen schwarzen Haaren leise, ohne den Kopf zu heben.

Sie schien Angst zu haben, ihrem Vater direkt in die Augen zu blicken. In Wirklichkeit war es Respekt.

Er kniete sich zu ihr und berührte liebevoll ihr Gesicht mit der Hand. Dann bewegte er langsam ihren Kopf, um sie anzusehen.

„Du bist acht Jahre alt und nicht mehr vier, Yen!“, sagte er streng. Dabei wanderten seine Augenbrauen nach oben und er verzog ermahnend das Gesicht.

Auf diesem Planeten war sie kein kleines Kind mehr. Sie musste endlich begreifen, dass sie sich nicht mehr auf der Erde befanden. Die Aufgaben der Menschen hier, seine Aufgabe, waren zu wichtig. Auch sie würde irgendwann einen bedeutenden Beitrag leisten müssen. Bis dahin sollte die Schule für sie Priorität haben, jedoch empfand sie keine Motivation, dorthin zu gehen.

Yen sah ihren Vater an. Ein kleines Lächeln erschien auf ihrem Gesicht.

„Genau, deshalb bin ich hier, die Schule ist so öde, aber hier kann ich etwas Neues lernen. Hier gibt es so viel Interessantes zu entdecken“, erwiderte sie etwas lauter. Eine junge Frau, etwa Ende zwanzig, näherte sich den beiden mit einem Digitalpad in der Hand. Sie blieb neben Herrn Li stehen.

„Logiker Li, Sie müssen sich das bitte anschauen“, sagte sie und betonte dabei die Dringlichkeit ihrer Bitte, die fast wie eine Aufforderung klang.

Im selben Moment öffnete sich die Tür zum Labor. Eine Frau mittleren Alters betrat hastig den großen Raum.

„Herr Li, ich bitte um Entschuldigung, sie ist schon wieder weggelaufen“, keuchte sie atemlos.

Wang Li sah seine Tochter erneut an und sagte mit ernster Stimme: „Du gehst jetzt mit deiner Lehrerin mit und bleibst in der Schule, verstanden?“

Mit leicht zusammengekniffenen Augen sah sie ihren Vater vorwurfsvoll an. Sagte jedoch kein Wort.

„Wenn du nichts lernst, wirst du mir auch nicht helfen können, mein Schatz“, seine Stimme klang jetzt deutlich sanfter.

„Einverstanden, aber nur, wenn ich dir später helfen darf, versprochen?“, fragte sie mit einem Lächeln von Ohr zu Ohr. Sie wusste genau, wie sie das Herz ihres Vaters erobern konnte.

Er küsste sie sanft auf die Stirn und antwortete: „Ja, mein Schatz, das kannst du.“

Wang erhob sich und richtete seinen Blick auf die Lehrerin, die verlegen dreinblickte. Wahrscheinlich, weil seine Tochter ihr bereits zum zehnten Mal entwischt war. Sie drehte sich um und ging wortlos zur Tür.

Yen folgte ihr langsam, während sie sich noch einmal umdrehte und „Bis später!“ sagte.

Wang sah den beiden nach, bis sie das Labor verließen. Jetzt wandte er sich seiner Assistentin zu, die ungeduldig nach seiner Aufmerksamkeit verlangte.

Ihr hochgestecktes blondes Haar passte zu ihrem attraktiven Gesicht. Sie trug eine weiße Holo-Brille mit roten Gläsern, auf denen verschiedene Daten angezeigt wurden. Jeder Mitarbeiter im GEO-Labor trug eine solche Brille. Es war eine direkte Verbindung zum Holo-Netzwerk und damit eine überaus praktische Erleichterung im Forschungsalltag.

„Ella, Sie sollten mich nicht so nennen“, meinte er mit einem leicht verärgerten Gesichtsausdruck.

„Ich habe Ihnen zum hundertsten Mal gesagt, dass ich Wang heiße und nicht Logiker Li.“

Es war ihr wichtig, zu betonen, wie sehr er hier von allen respektiert und geschätzt wurde. Deshalb entschied sie sich, ihm zu widersprechen.

„Aber…“

Er hob die Hand und unterbrach sie sofort: „Einfach nur Wang, einverstanden?“ Dabei sah er sie intensiv und durchdringend an, was sie für einen Augenblick in Verlegenheit brachte.

„Einverstanden“, antwortete Ella leise. Wang senkte den Blick auf das Digitalpad.

„Nun, was haben wir hier, sind das die Ergebnisse mit den Daten aus dem Spektrometer?“

„Ja, und ehrlich gesagt kann ich mir die Ergebnisse nicht erklären“, sagte sie etwas leise. Sie wirkte dennoch sehr professionell und selbstbewusst.

„Ich habe den Test bereits zum dritten Mal durchgeführt und erhalte jedes Mal das gleiche Ergebnis“, bemerkte sie objektiv.

Sie drehte das Digitalpad in seine Richtung und zeigte auf die Daten. Wang betrachtete jetzt die roten Zahlen und Buchstaben auf dem Pad und prüfte das Ergebnis sehr sorgfältig. Seine Augen wanderten von links nach rechts, bis er plötzlich innehielt.

„Das ist wirklich sehr seltsam“, sagte er und überprüfte die Zahlen erneut. Er schien nicht glauben zu wollen, was er sah, und fragte zögerlich: „Bist du dir sicher, dass hier kein Fehler vorliegt?“

Wang sah Ella erneut an. Vorsichtig nahm er ihr das Pad aus der Hand.

„Ich denke, selbst wenn wir den Test zum vierten Mal wiederholen würden, käme dasselbe Ergebnis heraus. Oder glauben Sie, dass ich die vorherigen Tests nicht sorgfältig durchgeführt habe?“, erwiderte sie enttäuscht. Ihr Vorwurf war nicht zu überhören. Wang bemerkte es. Mit einem abschließenden Lächeln versuchte er, die unangenehme Situation aufzulockern.

„Ella, ich danke dir. Ich bin sicher, du hast alles sehr gewissenhaft geprüft“, antwortete er so freundlich wie möglich.

Sie drehte sich um und ging zu ihrem Schreibtisch, ohne ihn noch einmal eines Blickes zu würdigen.

„Manchmal bist du schon ein ziemlich unsensibler Idiot“, sagte er in Gedanken.

Er sah ihr eine Weile nach. Ihre weiße Uniform mit den schmalen roten Verstärkungen an den Seiten saß perfekt, vielleicht zu perfekt. Sie betonte jede Kurve der jungen Frau.

Seine Uniform wirkte hingegen stets eine Nummer zu groß, wodurch er etwas albern aussah. Jeder andere Wissenschaftler wäre wahrscheinlich froh, eine so attraktive und zudem kompetente Assistentin zu haben.

Als sie damals auf dem Mars ankamen, war Yen gerade fünf Jahre alt. Mailin, seine Frau, war Technikerin und gehörte zu dem Team, das die Wohnmodule auf der Oberfläche installieren sollte. In den ersten drei Tagen verlief alles reibungslos und nach Plan. Am vierten Tag ereignete sich eine Tragödie. Vermutlich war ein Wandelement eines Wohnmoduls defekt. Bei einem Druckausgleich wurde das Wandelement herausgerissen und es kam zu einer Kettenreaktion. Drei Module explodierten. Seine Frau konnte jedoch noch rechtzeitig Schlimmeres verhindern. Manuell schloss sie die Tür zu der Hauptkammer, in der sich Hunderte von Menschen befanden, die meisten ohne Raumanzüge. In nahezu derselben Sekunde erreichte sie die Explosion und riss sie nach draußen. Dabei wurde ihr Raumanzug beschädigt. Ein großes Stück Metall drang seitlich in ihren Körper ein und führte innerhalb von Sekunden zu ihrem Tod.

Durch ihre Tat hat sie das Leben vieler Menschen auf der Station gerettet. Mit nur achtundzwanzig Jahren war Mailin Li der erste Mensch, der auf dem Roten Planeten starb. Nach diesem tragischen Vorfall wurden er und seine Tochter mit höchstem Respekt behandelt. Jeder versuchte auf seine Art und Weise, sein Beileid zum Ausdruck zu bringen. Dieser Respekt und die Wertschätzung für das Opfer, das seine Familie erbracht hatte, blieben erhalten. Jetzt, fast drei Jahre später, konnte Wang immer noch nicht wirklich begreifen, was geschehen war.

Vor allem für seine Tochter, die den Verlust anscheinend besser verkraftete als er, musste er jedoch weitermachen. Aber an andere Frauen wie Ella würde er noch sehr lange nicht denken können. Zu tief saß der Schmerz, von dem er sich bis heute nicht erholt hat.

Jetzt stand er vor seinem Schreibtisch, über dem drei große Holo-Monitore Bilder mit unterschiedlichen Forschungsdaten zeigten, indem sie die Informationen in die Luft projizierten.

Er blickte nach unten. Auf dem Schreibtisch lag ein kleiner Holo-Projektor. Dieser war nicht größer als eine altmodische Streichholzschachtel und erzeugte ein sich bewegendes, nahezu lebensechtes, dreidimensionales Abbild in der Luft. Das Bild seiner Frau.

Ein kurzer Moment einer Aufnahme, die er wenige Tage vor dem Start auf der Erde gemacht hatte, wiederholte sich in einer Endlosschleife. Sie drehte sich zu ihm um und lächelte. Er deaktivierte den Holo-Projektor und steckte ihn in seine Brusttasche.

„Du fehlst mir so sehr“, flüsterte er traurig.

Sein Blick war jetzt wieder auf das Digitalpad gerichtet. Diese Dinger sahen sehr klobig aus, nicht vergleichbar mit den neuen modernen Holo-Pads. Sie waren jedoch äußerst robust und konnten sogar draußen eingesetzt werden. Selbst ein Sandsturm konnte ihnen nichts anhaben, weshalb sie von den meisten Wissenschaftlern bevorzugt wurden. Er betrachtete die Daten erneut, so genau, als ob er mit Absicht einen Fehler finden wollte. Aber egal wie oft er die Daten verifizierte, konnte er einfach keinen Fehler finden. Das Resultat war eindeutig. Das Metall setzte sich aus Elementen zusammen, die dem Menschen bis heute völlig unbekannt waren.

Die chemische Zusammensetzung der Gesamtstruktur konnte nicht bestimmt werden, was unmöglich war. Es war eine unglaubliche Entdeckung, denn das fünf auf fünf Zentimeter große Metallstück musste eindeutig künstlich hergestellt worden sein. Es gab dafür keine andere Erklärung.

Wang blickte auf einen der Holo-Monitore, auf dem das Metallstück in der Kammer des Spektrometers zu sehen war. Es war ziemlich verbogen, so als wäre es durch eine Explosion aus einem größeren Stück herausgerissen worden. Er nahm seine Brille ab und legte sie auf den Schreibtisch. Dann hob er den linken Arm und berührte mit der rechten Hand eine kleine Digitalanzeige am Ärmel seiner Uniform.

Sofort meldete sich eine weibliche Stimme: „Logiker Li, was kann ich für Sie tun?“

„Fundstück Nr. 1622, Zeitraum 20780921-1435, wer genau hat das Fundstück abgegeben?“, fragte Wang.

Täglich wurden verschiedene Fundstücke eingereicht. Viele der Wächter und Techniker, die im Gelände tätig waren, entdeckten regelmäßig faszinierende, versteinerte Fossilien. Auch Metallteile, die von früheren Missionen zum Mars stammten, wurden bereits gefunden. Diese konnten jedoch relativ schnell, als solche identifiziert und zugeordnet werden.

„Wächter 46 und Wächter 47 nach einer Routinepatrouille am Sensorgürtel“, antwortete die diensthabende Wächterin freundlich.

Rund um die Station wurden Sensoren installiert. Eine Art Bojen. Hunderte fünfzig Zentimeter hohe weiße Zylinder auf drei fest im Boden verankerten Füßen.

Sie hatten die Aufgabe, verschiedene Prozesse zu messen und die Daten in Echtzeit an die Station zu übertragen. Dazu zählten seismische, meteorologische und Bewegungsdaten sowie viele weitere. Die Sensoren mussten zweimal täglich direkt vor Ort kontrolliert werden. Die Inspektion war ein routinemäßiger Vorgang, der fast ausschließlich von den Wächtern durchgeführt wurde.

„Sind die beiden im Dienst?“

„Nein, sie befinden sich gerade in der Kantine“, folgte als Antwort.

„Könnten die beiden bitte anschließend ins GEO-Labor kommen?“, fragte Wang höflich.

„Ich gebe ihnen Bescheid. Ich denke, sie werden in fünfzehn Minuten bei Ihnen sein. Darf ich sonst noch etwas für Sie tun, Logiker Li?“, fragte die Wächterin.

„Nein, im Moment nicht. Danke“, antwortete Wang und beendete die COM-Verbindung.

Er beschloss, die Wartezeit zu nutzen und einen weiteren Test vorzunehmen. Dazu entnahm er den kleinen rechteckigen Behälter aus dem Spektrometer, in dem sich das Metallstück hermetisch verschlossen befand. Der durchsichtige Behälter hatte an der Oberseite eine runde Öffnung, die nun sorgfältig mit einem schwarzen Metalldeckel verschlossen war.

Neben dem Spektrometer befand sich ein Analysator mit einer Kammer und einer rechteckigen Öffnung. Er schob den Behälter in die Öffnung. Eine transparente Tür verschloss sofort die Kammer. Drei mechanische Arme fuhren automatisch aus und positionierten den Behälter mittig auf einer runden Platte. Daraufhin senkte sich eine Art Bohrkopf langsam von oben herab.

Der runde Verschluss öffnete sich und ein roter Laser schoss einen schmalen Strahl direkt auf das Metallstück. Nur drei Sekunden später war die Strukturmessung abgeschlossen. Auf dem Holo-Schirm oberhalb des Analysators erschienen nun Zahlen und Buchstaben.

Wang schaute auf den Bildschirm und las das Ergebnis des Tests ab. Er schüttelte den Kopf, da er nicht glauben konnte, was dort stand. Es konnte sich nur um einen Fehler handeln. Also betätigte er das Bedienfeld an der rechten Vorderseite des Analysators und wiederholte den Test. Drei Sekunden später erschien auf dem Bildschirm exakt das gleiche Ergebnis wie bereits bei der ersten Messung.

Er las den nachstehenden Satz vor und sprach ihn laut aus: „Zusammensetzung des Elements unbekannt. Geschätztes Alter zwischen 450 und 500 Tausend Jahre.“ Er hielt ungläubig inne und sein Atem stockte. Als er nach einigen Sekunden wieder zu sich kam, las er den Satz erneut.

„Was ist das?!“, fragte er sich verwundert.

Er ging in Gedanken verschiedene Möglichkeiten durch, konnte aber keine rationale Antwort auf seine Frage finden. Dieses Stück Metall stellte alles, was er bisher wusste, und sogar alles, was die Menschheit bis dato wusste, auf den Kopf. Es handelte sich hierbei nicht einfach um eine Entdeckung, sondern um eine unbeschreibliche Sensation. Es wäre falsch gewesen, jetzt etwas zu überstürzen. Er musste völlig emotionslos und rein wissenschaftlich an die Sache herangehen. Seine persönlichen Gefühle waren hier gänzlich fehl am Platz. Es fiel ihm jedoch schwer, seine gewohnte Objektivität zu bewahren.

Etwa eine Viertelstunde später betraten zwei Männer in schwarz-roten Uniformen das Labor.

Wang Li saß wieder an seinem Schreibtisch und betrachtete ungläubig das kleine Metallstück in dem Behälter, der direkt vor ihm stand.

Die Wächter verharrten inmitten des großflächigen Labors und sahen sich aufmerksam um. Ella kam auf sie zu und zeigte nach einem kurzen Gespräch auf Herrn Li, der immer noch in Gedanken versunken auf das Metallstück starrte. Die beiden Männer näherten sich dem träumenden Wissenschaftler. Wang bemerkte sie erst jetzt und stand hastig auf. Sie erreichten ihn und er begrüßte die beiden mit einem Kopfnicken.

„Logiker Li, was können wir für Sie tun?“, fragte einer der beiden direkt.

Wang antwortete nicht, sondern musterte sie genau. Sie trugen ihre typischen Wächteruniformen, die denen der Wissenschaftler im GEO-Labor sehr ähnlich waren. An den meisten Körperstellen wie Knien, Ellenbogen, Brust, Rücken und Oberschenkeln waren diese zusätzlich verstärkt, was den beiden einen recht massiven Eindruck verlieh.

Einer der beiden überragte Wang um eine Kopfgröße, der andere war etwa gleich groß. Der kleine Wächter wiederholte seine Frage. Seine Stimme klang hart und selbstbewusst: „Dürfen wir helfen?“

„Ja, ich habe eine Frage diesbezüglich“, antwortete Wang. Er deutet auf das Metallstück in dem Behälter.

„Ich glaube, das haben wir vor zwei Tagen bei einer Routinepatrouille gefunden“, entgegnete der Wächter sachlich.

„Wo genau war das, könnt ihr mir den genauen Fundort zeigen?“, fragte Wang und ging einen Schritt zurück, während er auf einen der Holo-Bildschirme über seinem Schreibtisch zeigte.

Der Wächter trat näher und betätigte einen Knopf auf der Digitaltastatur, die auf den Schreibtisch projiziert wurde. Das Bild wurde für einen kurzen Moment schwarz, bevor eine zweidimensionale Karte mit der Draufsicht der gesamten Station und ihrer Umgebung erschien.

Etwa fünftausend Menschen arbeiteten, schliefen und wohnten hier. Die Station wurde in kreisförmige, konzentrische Abschnitte unterteilt, die funktional aufgebaut waren. Jeder Sektor konnte innerhalb weniger Sekunden durch spezielle, horizontal angeordnete Aufzüge erreicht werden. Um die Station wurden drei Sicherheitsringe gezogen. Der erste lag mit einem Radius von zehn Kilometern am nächsten zu der Station. Der zweite Ring war fünfzehn Kilometer und der letzte zwanzig Kilometer entfernt.

Der Wächter zoomte das Bild näher heran und zeigte auf den dritten Ring sowie einen Sensor im Norden, der jetzt blau leuchtete. Die Nummer 1998 erschien.

„Hier, aber das habe ich bereits in meinem Bericht erwähnt“, erwiderte er etwas verwundert und blickte Wang fragend an.

„Das ist doch bestimmt nur ein Stück Metall von einem der alten Rover, oder?“, fragte er interessiert.

Wang ignorierte die Frage und betrachtete stattdessen die Karte. Mit einer Handbewegung wechselte er vom 2D- in den 3D-Modus und untersuchte die Topografie des Geländes aufmerksam.

„Hier ist doch nichts?“, fragte er rhetorisch, eher an sich selbst als an die Wächter gerichtet.

„Habt ihr dort noch etwas anderes entdeckt?“

„Nein, dort liegen einige sehr kleine Steinhaufen, aber sonst ist weit und breit nichts“, antwortete der Kleinere der beiden verwirrt.

Wang überlegte. Eindeutig übersah er hier etwas.

„Habt ihr heute noch Dienst?“, fragte er und sah die beiden erwartungsvoll an.

„Nein, warum?“, erwiderte der Große.

„Ich darf das Gelände nicht ohne Begleitung der Wächter verlassen und müsste mir die Fundstelle vor Ort genauer ansehen“, entgegnete Wang. Er klang dabei leicht frustriert.

„Mir war nicht bewusst, dass wir etwas Besonderes gefunden haben“, meinte der Kleinere.

Wang überhörte die Bemerkung und fragte:

„Also, können wir sofort los?“

„Gerne, aber wir müssen uns beeilen, denn es wird bald dunkel. Wir haben nicht mehr viel Zeit und nach Sonnenuntergang müssen alle zurück sein, ansonsten werden wir abgemahnt. Ich meine, wir bekommen richtig Ärger“, antwortete der Kleinere der beiden und seine Mundwinkel verzogen sich zu einem schiefen Lächeln.

„Bitte folgen Sie uns, Logiker Li.“

Wang schnappte sich das Digitalpad und reichte den Behälter mit dem Metallstück an Ella weiter, die gerade vorbeikam.

„Ella, bitte passen Sie gut darauf auf, einverstanden?“ Er drückte ihr den Behälter unsanft in die Hand und eilte den beiden hinterher.

„Das mache ich gerne“, hörte er sie noch hinter seinem Rücken rufen.

Die Wächter befanden sich bereits auf dem Korridor, als er zu ihnen aufschloss.

„Wie heißt ihr eigentlich?“, fragte Wang höflich.

Auf der Brust ihrer Uniformen waren die vollen Nachnamen vermerkt. Die Vornamen wurden allerdings nur mit den Anfangsbuchstaben angegeben.

„Ich bin Oleg“, antwortete der Kleinere und streckte Wang seine Hand entgegen. Wang drückte seine Hand fest.

„Ich heiße Björn“, erwiderte der andere und reichte Wang ebenfalls die Hand.

Sein Händedruck war wesentlich fester als der seines Kameraden. Als Wang das laute Knacken eines Fingers hörte, glaubte er schon, er sei gebrochen. Zumindest fühlte es sich so an. Er massierte kurz seine rechte Hand. Das wollte er sich nicht anmerken lassen, aber mit dem Pad in der Hand war das kaum möglich. Die beiden bemerkten es nicht und er war froh darüber.

Er war nicht der harte Kerl wie die beiden. Er war nur ein Wissenschaftler, für den die Forschung immer an erster Stelle stand, besonders hier auf dem Mars, wo es noch so viel zu entdecken gab.

„Mein Name ist Wang und bitte lass das mit dem Logiker Li, einverstanden?“, er machte mitten im Satz eine kurze Pause und fuhr anschließend fort, „Wang reicht völlig aus.“

Die beiden Wächter schauten sich fragend an.

„Gut, wie Sie wünschen“, antwortete Oleg.

Eigentlich müssten sie ihn der Form halber mit Logiker ansprechen, schließlich gehörte er dem neuen Hochadel und damit auch dem Führungsstab an. Es handelte sich hierbei um hundertdreißig Familien, die jetzt als Logiker bekannt waren. Sie übernahmen direkt die Verantwortung für die Regierungsangelegenheiten und halfen damit dem Rat der 13 in seiner Bestrebung, ein neues Zeitalter für die gesamte Menschheit einzuleiten. Auf diese Art und Weise wollten sie allen Menschen dienen. Natürlich in Übereinstimmung mit dem neuen Gesetz, dem Kodex der Wahrheit, „Code veritatis“, der offiziell im Jahr 2040 weltweit eingeführt wurde.

Dreizehn der Logiker-Familien lebten jetzt auf dem Mars. Die gesamte Besatzung der Station bestand zu etwa fünfundsiebzig Prozent aus Asiaten, die aus den ehemaligen Ländern wie Japan, China oder Korea stammten. Zwanzig Prozent kamen aus Osteuropa und Russland und nur fünf Prozent aus Westeuropa und dem nordamerikanischen Kontinent. Die meisten von ihnen waren Wissenschaftler und Techniker. Aber auch fünfhundert Wächter, die jeden Tag für die Sicherheit auf und um die Station sorgten.

Die Leitung und Verantwortung für die Techniker und die gesamte wissenschaftliche Abteilung lagen in den Händen der Logiker. Die Station wurde jedoch von drei Denkern geleitet, die auch das Kommando über die Wächter hatten. Die Denker waren in der Hierarchie normalerweise den Logikern untergeordnet. Dennoch wurden gerade sie für diese Aufgabe ausgewählt.

Die drei gingen jetzt einen breiten Korridor entlang. Wände und Boden waren mit weißen Platten verkleidet, die Decke mit roten.

Auf der rechten Seite unterbrachen immer wieder große transparente Elemente die Wandstruktur. Es handelte sich um Fenster aus einem speziellen, widerstandsfähigen Kunststoff.

Draußen konnte man die rote Marsoberfläche sowie den Teil der Station in diesem Bereich erkennen. Gelegentlich sah man einen Techniker in seinem Raumanzug in den typischen weiß-roten Farben, der offenbar etwas überprüfte oder reparierte. Am Himmel flog immer wieder eine Drohne vorbei, die vermutlich Material lieferte.

Außerhalb der Station wurden die meisten Arbeiten von Drohnen und automatischen Robotern durchgeführt, die von den Technikern mithilfe der NLV gesteuert wurden. Die Steuerung war sehr intuitiv und äußerst präzise und erfolgte durch Gedankenkraft. Die Neurale-Link-Verbindung war eine bahnbrechende Erfindung, die aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken war.

Helle, schmale Lampen erhellten den Korridor. Auf beiden Seiten waren jeweils zwei Reihen von grünen Leuchtkörpern in die Bodenplatten eingebettet. Bei ausgelöstem Notfallprotokoll schalteten sie automatisch auf Rot um.

Sie kamen an einigen Türen vorbei. An den Wänden neben jeder Tür waren rechteckige digitale Bedienfelder angebracht, die in verschiedenen Farben leuchteten. Wissenschaftler und Techniker aus anderen Abteilungen passierten die drei Männer. Einige begrüßten Wang mit einem Nicken oder einem freundlichen Lächeln.

Damals, als sie mit der Asimov hier ankamen, war allen klar, dass dies eine Reise ohne Wiederkehr sein würde.

Alle waren Freiwillige, die bereit waren, im Namen der Wissenschaft und Menschheit alles zu opfern und zurückzulassen. Wang hatte bereits das Kostbarste geopfert. Er hatte den höchsten Preis bezahlt, den ein Mensch für die Menschheit zahlen konnte. Seitdem ereigneten sich weitere Unfälle auf der Station und noch mehr Menschen verloren ihr Leben. Dreiundfünfzig Frauen und Männer, die ihre Angehörigen nie wieder in die Arme schließen sollten.

Heute zählt die Marsstation Neil Armstrong 4942 Besatzungsmitglieder. Die Wissenschaftler auf der Erde prognostizierten einen möglichen Verlust von bis zu zwanzig Prozent während der ersten beiden Jahre. Inzwischen waren drei Jahre vergangen und es gab seit Monaten keine weiteren Verluste an Menschenleben. Wang fand jedoch keinen Trost darin. Mailin, seine Frau und Mutter seiner Tochter, war verloren. Mit ihr war ein Teil von ihm gestorben.

Die Station wurde aus den Einzelteilen der Asimov konstruiert. Im Zentrum der Station befand sich das Haupttriebwerk des Raumschiffs, das MKI, Magnet-Kraft-Ionenantriebwerk, das jetzt die primäre Energiequelle für den gesamten Energiebedarf der Station darstellte.

Wangs Großraumlabor befand sich wie die meisten im Norden der Station. Sie nahmen fast dreißig Prozent der gesamten Stationsfläche ein. Von der Asimov blieb kaum etwas übrig. Nur ein kleines Modul mit fünf Besatzungsmitgliedern und zwei Robotern kehrte zur Erde zurück. Zuvor hatten sie zwölf Kommunikations- und Beobachtungssatelliten sowie vierundzwanzig Wettersatelliten im Marsorbit installiert.

„Bald erreichen wir die nächste Schleuse, von dort aus nehmen wir den MFK3. Auf diese Weise geht es am schnellsten“, erklärte Björn und sah dabei Wang an.

MFK3 stand für Mars-Fahrzeug-Klasse 3. Es handelte sich um ein robustes Kampffahrzeug, das auch von den Wächtern auf der Erde genutzt wurde. Der einzige Unterschied bestand in der Farbe der Rumpfoberfläche, die schwarz-rot und nicht blau-grün war. Mit acht Rädern, einer Gesamthöhe von sechs Metern und einer Länge von zweiundzwanzig Metern waren sie wahre Giganten und die größten Fahrzeuge, die ihnen auf dem Mars zur Verfügung standen. Der MFK3 konnte für die Dauer von einer Woche im Gelände verbleiben. An Bord waren ausreichend Wasser- und Verpflegungsvorräte für zwei Wochen sowie ein Schlafraum und ein kleines Wohnmodul für vier Personen. Insgesamt bot das Fahrzeug Platz für acht Personen.

Auf dem Dach befanden sich zwei Drohnen mit einer Reichweite von fünfhundert Kilometern. Im Heck des Fahrzeugs war eine Kammer mit zwei vollautomatischen Robotern der Kampfklasse untergebracht, die bei Bedarf aktiviert werden konnten. Sie waren in der Lage, sieben Tage im Einsatz zu bleiben, ohne ihre Zellen nachzuladen. Ihre Steuerung erfolgte wie bereits bei den Drohnen über die NLV. Sie besaßen nur zwölf dieser Fahrzeuge. Damit gehörten sie zu den wichtigsten und wertvollsten Gütern der Marsstation Neil 1.

„In Ordnung“, entgegnete Wang und vertiefte sich erneut in seine Gedanken, die sich um das Metallstück drehten. Es ließ ihn einfach nicht los.

„Fünfhunderttausend Jahre, unmöglich!“, flüsterte er.

Sie bogen nach rechts in einen schmaleren Gang ab. Einen Augenblick später erreichten sie eine massive weiße Sicherheitstür, über der eine kleine Lampe grün leuchtete.

Oleg trat vor ein großes digitales Bedienfeld rechts neben der Tür und sagte: „Wächter 46, Tür öffnen.“

Sein implantierter PDS wurde erkannt und das Licht über der Tür wechselte auf Rot.

Ab dem Jahr 2055 bekam jeder Mensch bei der Geburt einen persönlichen Datensender implantiert. Nahezu die gesamte Technik und auch die NLV basierten auf einer Kommunikation mit dem PDS und folglich mit seinem Träger. Der PDS konnte jederzeit ein- und ausgeschaltet werden, was den Menschen ein Gefühl der nötigen Sicherheit für ihre Privatsphäre gab.

Die Sicherheitstür teilte sich in der Mitte und öffnete sich geräuschlos. Alle drei Männer betraten die geräumige Schleuse. Die Tür schloss sich automatisch hinter ihnen und das Licht wechselte zurück auf Grün. Wang schaute sich neugierig um.

Auf der linken Seite befanden sich in vier Wandnischen vier schwarz-rote Kampfanzüge der Wächter. Auf der rechten Seite waren in baugleichen Wandnischen vier weiß-rote Raumanzüge. Die Anzüge der Wächter wirkten robuster und wesentlich schwerer, ebenso wie deren eckig geformte Helme. Im Gegensatz dazu erschienen die Raumanzüge der Techniker und Wissenschaftler ergonomischer und leichter, wobei die Helme eine ovale Form hatten.

Wang kannte die Prozedur auswendig und war im Umgang mit dem Raumanzug deutlich routinierter als am Anfang.

Er legte das Digitalpad auf die Bank, die automatisch seitlich aus der Wand herausfuhr. Er zog seine Stiefel und Uniform aus. Darunter trugen alle einen Zweiteiler, der aus einer langen, eng anliegenden Unterhose und einem langärmeligen Unterhemd in rot-weißen Farben bestand. Ohne Eile schlüpfte er in die Hose des Raumanzuges und zog die G1-Stiefel an, die innen mit Gel gefüllt waren. Die Hose und die Stiefel wurden mittels Magnetverschlüssen miteinander verbunden. Dann nahm er die Jacke des Raumanzugs von der Wand und zog sie wie einen dicken Pullover über.

Im Brust- und Rückenbereich befanden sich starre Plattenelemente aus einem speziellen widerstandsfähigen Verbundmaterial, das einen hervorragenden Schutz bot. Die Rückenplatte war mit vier Klammern ausgestattet, die nach außen zeigten. In der Mitte der Brustplatte befand sich ein digitales Bedienfeld.

Wang betätigte den ersten Knopf. Die einzelnen Teile des Raumanzuges wurden luftdicht und fest miteinander verschlossen. Als er den zweiten Knopf drückte, wurde alles automatisch auf seine Größe eingestellt.

Er vergewisserte sich, dass der Anzug bequem saß und hüpfte zweimal auf und ab. Anschließend ging er zu der Wandnische, aus der er eben noch den Raumanzug herausgenommen hatte, und stellte sich mit dem Rücken zu ihr. Auf dem Boden waren zwei Markierungen für die erforderliche Aufstellposition angebracht. Er drückte seinen Rücken gegen die Wand. Die Rückenplatte seines Anzugs wurde automatisch an die Wand gezogen. Wang betätigte jetzt den dritten Knopf.

Mit einem leisen Sauggeräusch befestigte sich an den Klammern der Rückenplatte eine Art Rucksack, der eine etwas kantige Form hatte. Er trat ein paar Schritte vor. In der Wandnische hinter ihm entstand eine Vertiefung, die das exakte Negativ des Rucksacks darstellte. Das Sauerstoffmodul wurde installiert. Das Bedienfeld auf seiner Brust signalisierte automatisch mit einem grünen Licht die Einsatzbereitschaft.

Wang war so konzentriert, dass er gar nicht bemerkte, dass die beiden Wächter bereits in voller Montur und abmarschbereit vor ihm standen. Die Helme unter den Arm geklemmt. An den rechten Oberschenkeln der Wächter in einem Holster steckte eine Projektilwaffe. Eine Pistole, die ziemlich groß und klobig aussah.

„Alles in Ordnung? Sollen wir helfen?“, fragte Björn.

Wang schaute die beiden ein wenig verwundert an. Sie waren in solchen Sachen eindeutig routinierter als er.

„Nein, danke, ich komme zurecht“, antwortete er trocken.

Wang drehte sich um und griff nach dem Helm und den Handschuhen, die sich in der oberen Nische befanden. Er setzte den Helm auf, der mühelos in der Halskrause einrastete, und zog dann die Handschuhe an, die sich automatisch luftdicht mit dem Anzug verschlossen. Anschließend betätigte er den vierten Knopf auf dem Bedienfeld. Eine Lampe auf dem Helm leuchtete für eine Sekunde auf und erlosch wieder. Auf dem rechten und linken Unterarm des Raumanzuges erschienen jeweils kleine digitale Bedienfelder, die etwa zwei Zentimeter oberhalb in die Luft projiziert wurden.

Auf dem Display an seiner Brust erschien sein Name:

„Logiker W. Li“, eine Bestätigung dafür, dass sein PDS erfolgreich erkannt und akzeptiert wurde. Im Inneren des Helms leuchteten mehrere hellweiße Lichter auf und im Sichtfeldbereich wurden verschiedene rote digitale Anzeigen eingeblendet.

„Willkommen Logiker Li“, begrüßte ihn eine ruhige weibliche Computerstimme aus den Lautsprechern seines Helms.

„Testlauf, Anzug und Technik“, antwortete Wang.

„Anzug geschlossen.“ Wang verspürte einen leichten Druck am ganzen Körper.

„Die Temperaturregelung im Anzug wird jetzt aktiviert“, fuhr die digitale Computerstimme fort.

„Sauerstoffgehalt bei hundert Prozent, Sie haben Sauerstoff für achtundvierzig Stunden und fünf Minuten. Kommunikationssystem einsatzbereit. Diagnose abgeschlossen, alle primären und sekundären Systeme betriebsbereit und fehlerfrei.“

Die Stimme verstummte. Alle Anzeigen im Helm waren jetzt auf Grün geschaltet. Der Sauerstoffstatus wurde oben rechts angezeigt.

Die Wächter hatten bereits ihre Helme aufgesetzt und Wang hörte eine Stimme in seinem Helm über die COM:

„Hier Wächter 46, verstehen Sie mich gut Logiker Li? Entschuldigen Sie bitte, ich meine, Herr Wang.“

„Sie werden es nie lernen“, dachte Wang und nickte zustimmend mit dem Kopf.

„Ja, die Kommunikation ist sehr gut“, antwortete er und schaute die beiden an.

Zwei kleine Rechtecke erschienen in seinem Sichtfeld. Über jedem Rechteck standen die Dienstnummer und der Name des jeweiligen Wächters. Das erleichterte erheblich die Identifizierung im Gelände.

„Bitte denken Sie daran, die Waffe und ihr Datenpad mitzunehmen“, bemerkte Oleg und deutete mit der Hand auf eine Nische in der Wand, in der sich ein Holster mit einer Waffe befand.

Die Waffe war baugleich mit der Pistole der Wächter, nur vollständig weiß. Wang mochte keine Waffen, verstand jedoch ihre Notwendigkeit.

Die DEL, „Die elitären Loyalisten“, war eine terroristische Organisation von Fanatikern, die das Ziel verfolgte, das alte politische System wiederherzustellen und ausschließlich selbst zu herrschen. Dadurch stellten sie eine ernsthafte Bedrohung für die gesamte Menschheit dar. Auch hier auf dem Mars konnten sich einige dieser Subjekte verstecken. Obwohl vor dem Abflug enorme Sicherheitsvorkehrungen getroffen wurden, konnte nicht mit absoluter Sicherheit ausgeschlossen werden, dass sich ein DEL-Saboteur unter den Besatzungsmitgliedern befand.

Wang drehte sich um und ging auf die Wandnische zu.

„Computer, Autorisierung: Logiker Wang Li, Waffe freigeben.“

Die große Magnetklammer, die das Holster mit der Waffe gesichert hatte, öffnete sich mit einem Klickgeräusch und die SP1 wurde freigegeben. Er entnahm die Pistole. Das Holster war auf beiden Seiten identisch aufgebaut. Auf jeder Seite befand sich eine Magnethalterung.

So konnte die Waffe sowohl am rechten als auch am linken Oberschenkel des Raumanzugs festgemacht werden.

Wang befestigte das Holster mit der Waffe und die Halterung rastete mit einem leisen Klicken ein. Ein kleines, grünes Licht erschien auf dem Holster. Die Waffe war gesichert.

Er nahm das Pad in die Hand und schaute sich noch einmal die Testergebnisse an. Er war fest entschlossen, das Geheimnis des mysteriösen Metallstücks zu lösen, egal was es kosten würde.

Wang dachte nach. Dann drückte er auf einen Knopf und das Bild wurde schwarz. Er legte das Pad zurück, drehte sich wieder um und sah die beiden Wächter an.

„Ich bin bereit“, sagte er mit einem Hauch von Enthusiasmus in der Stimme. Beinahe wie ein kleines Kind, das sich auf einen Ausflug freute.

Die beiden nickten zustimmend. Sie gingen zum gegenüberliegenden Ende des Raums, wo sich eine massive weiße Tür befand.

„Wächter 45, Tür öffnen“, befahl Björn.

„Die Schleuse wird freigegeben, die Tür wird entriegelt“, erwiderte eine digitale Computerstimme.

Über der Tür leuchtete ein rotes Licht auf und sie öffnete sich. Gemeinsam betraten sie einen kleinen Raum, der maximal acht Personen Platz bot. Direkt vor ihnen befand sich eine weitere massive Tür.

Auf der roten Tür stand in großen weißen Buchstaben:

„HALT! Lebensgefahr, Druckausgleich erforderlich!“

„Wächter 46, Druckausgleich durchführen“, befahl Oleg.

Die schwere Tür hinter ihnen wurde automatisch verriegelt. Wang bemerkte, wie routiniert die beiden in ihren Abläufen waren. Das vermittelte ihm ein gutes Gefühl. Obwohl er die Oberfläche des Planeten bereits mehrmals betreten hatte, führten die beiden diese Abläufe mehrmals täglich aus.

Einige Sekunden später antwortete der Computer: „Druckausgleich erfolgreich durchgeführt, Schwerkraft der Stiefel angepasst.“

An den Außenseiten der Stiefel leuchtete jetzt ein kleines, grünes Licht auf.

Die Schwerkraft auf dem Mars war etwa zwei Drittel geringer als auf der Erde. Die G1-Stiefel konnten einen magnetischen Impuls in den Boden aussenden. Auf diese Weise war es möglich, die Schwerkraft leicht anzupassen und um fünfzig Prozent zu korrigieren.

Das funktionierte nur, solange mindestens ein Fuß den Boden berührte und der Anzug die erforderliche Energie lieferte. Die Energiezellen wurden mittels Sonnenlicht und Körperbewegung aufgeladen. Diese Technologie ermöglichte es, sich auf der Marsoberfläche wie auf der Erde zu bewegen. Die Erfindung der Pol-Umkehrung gelang zufällig einem Wissenschaftler aus dem ehemaligen Deutschland im Jahr 2060. Seit dieser Zeit gehörten die G1-Stiefel zur Standardausrüstung jeder Einheit im Weltraum.

„Tür öffnen“, befahl Oleg.

„Achtung, Tür wird geöffnet. Sie betreten jetzt eine menschenfeindliche Umgebung. Es droht Lebensgefahr!“, warnte die weibliche Computerstimme, bevor sich die massive Tür öffnete. Auf beiden Seiten der Tür blinkten jetzt ununterbrochen zwei lange rote Lichter.

Sie verließen die Schleuse und die Tür schloss sich hinter ihnen. Die Lichter erloschen.

„Sind Sie zum ersten Mal mit einem MFK3 unterwegs?“, fragte einer der beiden Wächter.

„Ja“, antwortete Wang und schaute sich aufmerksam um.

Rechts parkten zwei MFK1-Fahrzeuge in weiß-roten Farben, die er bereits kannte. Es handelte sich um kleine Geländewagen mit Platz für vier Personen. Mit vier Rädern, die sehr überdimensioniert wirkten, und einer Drohne auf dem Dach, die überall standardmäßig eingesetzt wurde. Die Fahrzeuge verfügten über keine Türen und erforderten somit die Nutzung von Raumanzügen. Aufgrund ihrer massiven Konstruktion machen die MFK1-Geländewagen einen äußerst robusten Eindruck.

Direkt nebenan stand ein MFK2, der nur halb so groß war wie der MFK3 und nur sechs statt acht Räder hatte. Das weiß-rote Fahrzeug wurde vorwiegend von Technikern und Wissenschaftlern genutzt. Sechs Personen fanden hier bequem Platz. An Bord befand sich ein mobiles Labor, auf das Wohnmodul musste jedoch gänzlich verzichtet werden.

Zwei baugleiche Kampfroboter, die bereits im MFK3 zum Einsatz kamen, waren im Heck des Fahrzeugs untergebracht. Auf dem Dach saßen eine Drohne und eine große ovale Antenne.

Links stand ein großes schwarzes Ungetüm, das hier und da rot angestrichen war. Auf jeder Seite der Fahrerkabine befand sich ein rotes Emblem - ein Kreis mit dem Kopf eines Raben in der Mitte.

„Das ist die Rabenmutter“, erklärte Oleg stolz und zeigte auf das MFK3-Fahrzeug.

„Die Drohnen sind unsere Raben“, fügte Björn hinzu.

Ohne Zweifel waren die beiden stolz darauf, den MFK3 getauft zu haben.

Wang dachte sich nichts dabei, doch das Fahrzeug selbst war durchaus beeindruckend und vermittelte ihm ein Gefühl der Sicherheit. Dieser Gigant konnte mühelos jedem Sandsturm standhalten.

Die Sandstürme auf dem Mars waren deutlich stärker und größer als auf der Erde und traten bedeutend häufiger auf. Dieser Gedanke ließ das stählerne Ungetüm für Wong plötzlich noch wertvoller erscheinen.

Die drei Männer näherten sich dem Fahrzeug. Erst jetzt bemerkte Wang, dass sich an der Seite des MFK3 direkt vor drei massiven Türen kurze Leitern befanden. Sie waren ziemlich breit, aber viel zu kurz, um sie vom Boden aus zu erreichen. Eine der Türen befand sich fast am Heck des Fahrzeugs. Die zweite direkt in der Mitte. Eine dritte und wahrscheinlich die Haupttür war in der Nähe der Fahrerkabine montiert. Wang konnte keinen Zugang zu den Türen erkennen.

Oleg tippte zweimal auf sein digitales Holo-Bedienfeld, das sich über seinem linken Arm befand. Zuerst wurde ein rotes Licht über der dritten Tür des Fahrzeugs aktiviert. Anschließend fuhr eine Plattform mit zwei langen Metallstangen, die bis zum Boden reichten, aus dem Rumpf des Fahrzeugs heraus. Die Plattform senkte sich zügig an den Stangen entlang bis vor Olegs Füße. Die beiden Wächter betraten sie.

„Bitte einsteigen, Herr Wang“, sagte Björn höflich.

Wang antwortete nicht. Er nickte kurz und trat an die Seite der beiden Männer. Aus dem Rand der Plattform fuhr eine Art Geländer bis auf eine Höhe von einem Meter vierzig heraus. Sie begannen sich jetzt langsam nach oben zu bewegen. Nach wenigen Metern erreichten sie die Höhe der dritten Tür. Die Plattform stoppte mit einem leichten Ruck. Wang hielt sich instinktiv am Geländer fest. Das Signallicht über der Tür leuchtete kurz grün auf und erlosch. Oleg gab einige kurze Befehle und die massive Tür des Fahrzeugs öffnete sich. Sie betraten den MFK3 und die Plattform mit den Stangen verschwand automatisch wieder im Fahrzeugrumpf.

In der Fahrzeugschleuse wiederholte sich die Prozedur des Druckausgleichs. Nach fünf Sekunden wurden alle Decken- und Seitenlichter eingeschaltet.

„Sie dürfen jetzt Ihren Helm abnehmen, Herr Wang“, sagte Björn, während er seinen Helm herunternahm.

Oleg war etwas schneller. Den Helm unter den Arm geklemmt, öffnete er bereits die Tür zur Fahrerkabine und betrat sie. Diese war weitaus geräumiger, als Wang anfangs vermutet hatte.

In der Fahrerkabine wurden zwei Sitze an den Wänden befestigt, die zum Inneren des Fahrzeugs ausgerichtet waren. Zwischen ihnen verlief ein schmaler Gang, der die Kabine in zwei Hälften teilte. Auf der linken und rechten Seite befand sich je ein Führerstand mit eigenem Bedienpult und Digitalanzeigen. Die beiden Fahrersitze wirkten überdimensioniert. Sie waren so proportioniert, dass man auch im Raumanzug bequem Platz nehmen konnte.

Oleg setzte sich links und Björn rechts. Die Helme legten sie seitlich in die dafür vorgesehenen Vertiefungen.

„Nehmen Sie hinten Platz, Herr Wang. Es wird eine Weile dauern“, erklärte Björn.

„Danke“, antwortete Wang und setzte sich auf den rechten Sitz, direkt an der Fahrzeugwand.

„Fahrzeug starten!“, befahl Oleg.

„Willkommen Wächter 46“, entgegnete eine angenehme weibliche Computerstimme.

Alle Lichter am Fahrzeug schalteten sich ein, einschließlich der langen Scheinwerfer, die das Gelände Hunderte Meter voraus ausleuchteten.

Ein Steuerjoystick mit mehreren digitalen Knöpfen fuhr aus der Konsole heraus. Dieser hatte die Form des Buchstabens „W“. Oleg griff nach der Steuerung und zog sie zu sich heran. Dann drückte er gleichzeitig zwei rote Knöpfe oben am Lenker. Das Fahrzeug setzte sich langsam in Bewegung. Er ließ die Knöpfe los und schob den Lenker behutsam nach vorne. Daraufhin beschleunigte der MFK3 zügig.

„Wie steht es um die Energiezellen der Mutter?“, fragte Oleg.

„Alles bei hundert Prozent, auch die Raben sind vollständig aufgeladen“, antwortete Björn sachlich.

Wang lauschte den beiden aufmerksam zu und war regelrecht begeistert von der Professionalität der beiden Wächter.

Auf der verstärkten Frontscheibe des Fahrzeugs erschien ein 2D-Holo-Projektor, der die Topografie, die Fahrstrecke sowie weitere Daten wie Wetter, Temperatur und vieles mehr anzeigte.

„Einen Raben vorschicken?“, fragte Björn.

„Nein, das ist nicht erforderlich, wir sparen Energie“, antwortete Oleg.

„Also, Herr Wang“, begann Oleg mit einem neugierigen Unterton.

„Verraten Sie uns jetzt, was es mit dem Metallstück auf sich hat?“

„Das würdet ihr mir sowieso nicht glauben“, antwortete Wang und versuchte, die Situation umzukehren, indem er selbst eine Frage formulierte:

„Habt ihr dort noch etwas anderes entdeckt?“

„Nein, wie gesagt, das Gelände dort ist größtenteils flach, mit Ausnahme einiger Steinhaufen. Ansonsten nur eine fünfhunderttausend Quadratkilometer große, flache und trockene Wüste“, erwiderte Oleg enttäuscht.

„Wir sollten uns beeilen, sonst wird es ziemlich knapp“, unterbrach Björn das Gespräch.

Oleg sah seinen Kollegen an und nickte zustimmend. Er drückte die Lenkung voll durch und die Rabenmutter beschleunigte auf Höchstgeschwindigkeit. Jetzt machte sich das unebene Terrain der Marsoberfläche deutlich bemerkbar. Leichte Erschütterungen versetzten das Fahrzeuginnere und die Insassen in Bewegung.

Oleg stellte jetzt keine Fragen mehr und konzentrierte sich auf die Fahrtstrecke. Währenddessen tippte Björn einige digitale Tasten an dem 2D-Holo-Projektor an. Daraufhin erschienen eine Markierung mit der Bezeichnung „Sensor 1998“ und eine grüne Linie, die direkt zu ihm führte.

Wang hatte das Gefühl, dass das Fahrzeug noch stärker beschleunigte. Die Fahrt verlief ohne Zwischenfälle. Dabei wechselten die beiden Wächter kaum ein Wort. Björn überwachte regelmäßig die Anzeigen, während Oleg darauf achtete, den größeren Steinbrocken auszuweichen. Das war Wang ganz recht so.

Er wollte vorerst keine Fragen beantworten, bevor er nicht sicher war, welches Geheimnis sich tatsächlich hinter dem Metallstück verbarg.

Er lehnte den Kopf an die Seitenlehne des Sitzes. Die leichten Erschütterungen des Fahrzeugs ließen ihn unbewusst einschlafen.

Die Nors

„Aufwachen, Herr Wang!“

Ein Ruck und Björns Stimme rissen ihn aus dem Schlaf. Wang schlug die Augen auf und sah Björn über sich stehen.

„Wir sind angekommen“, sagte der Wächter.

Oleg saß noch auf dem Fahrersitz und gab die letzten Befehle: „Computer, Fahrzeug am Boden verankern.“

„Fahrzeug wird gesichert“, antwortete die weibliche Computerstimme.

Wang nahm sechs Erschütterungen wahr, die vom Fahrgestell zu kommen schienen. Sechs Stahlanker bohrten sich nacheinander tief in den Boden und sicherten den MFK3. Wang erhob sich und nahm seinen Helm. Auch Oleg setzte sich in Bewegung. Sie erreichten die Schleuse. Nachdem sie die Helme aufgesetzt haben und der Druckausgleich erfolgt war, öffnete sich die Tür.

Sie betraten wieder die Plattform und fuhren hinunter. Einen Augenblick später standen sie auf dem roten Sandboden. In einigen Metern Entfernung erblickte Wang den weißen Sensor. Das Gelände hier war in der Tat extrem flach. In der Ferne waren weitere Sensoren zu erkennen, die alle gleichzeitig rot blinkten und so einen großen Radius definierten.

„Das muss der dritte Sensorkreis sein“, dachte Wang. Hier an dieser Stelle endete die Außengrenze der Station Neil 1.

Eine sanfte Brise wirbelte den Sand auf. Weit am Horizont war ein Gebirgskamm zu erkennen, über dem sich langsam die Sonne in ein rotgoldenes Licht tauchte.

So lebensfeindlich der Mars für die menschliche Besiedlung auch war, beeindruckte er Wang auf seine eigene Weise. Er fantasierte manchmal darüber, wie der Planet in zweihundert Jahren nach dem Abschluss des Terraforming-Programms aussehen würde. Bis dahin gab es jedoch noch viel zu erledigen und er hoffte, seinen Teil dazu beitragen zu können.

Oleg ging auf den Sensor zu. Direkt daneben lag ein kleiner Steinhaufen. Er stellte sich unmittelbar davor und erklärte: „Genau an dieser Stelle habe ich das Stück Metall gefunden.“

Björn kam ebenfalls näher.

„Damals haben wir vermutet, dass es sich um ein Teil eines Reparaturmoduls handelt. Die Techniker kommen gelegentlich hierher, um die Sensoren bei Bedarf zu reparieren“, fuhr Oleg fort.

Wang antwortete nicht. Mit schnellen Schritten näherte er sich dem Steinhaufen. Er ging in die Hocke und bewegte die Steine mit der Hand, fand jedoch nichts, lediglich Sand und Steine. Er klopfte die Handschuhe ab und erhob sich. Obwohl er enttäuscht war, wollte er nicht so schnell aufgeben.

„Ist es möglich, einen vollständigen Sensorscan durchzuführen?“, fragte Wang. Dabei blickte er abwechselnd die beiden Wächter an.