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Stockfotografie ist beliebter denn je. Neben Zeitschriften, Verlagen und Werbeagenturen kaufen mittlerweile auch vermehrt Privatpersonen Bilder im Internet, um sie auf Webseiten zu nutzen. Um als Fotograf mit Stockfotos erfolgreich zu sein und Geld zu verdienen, braucht es aber mehr, als die Schnappschüsse aus dem letzten Urlaub bei einer beliebigen Agentur hochzuladen.
Robert Kneschke zeigt Ihnen in dieser Neuauflage seines erfolgreichen und unterhaltsamen Buches, was ein gutes, d.h. gut verkäufliches Stockfoto ausmacht und wie Sie dieses bestmöglich verkaufen.
Von den technischen Aspekten der Aufnahme und den passenden Requisiten und Locations über die Zusammenarbeit mit Models und rechtliche Themen bis hin zu der immens wichtigen Verschlagwortung und der oft vernachlässigten Statistik bleiben keine Fragen offen. Sie erhalten eine Übersicht über die beliebtesten Bildagenturen und deren unterschiedliche Lizenzierungsmodelle.
Die im Buch veröffentlichten Einnahmen einiger Fotografen zeigen beispielhaft die finanziellen Möglichkeiten der Stockfotografie, und Interviews mit anderen Stockfotografen geben einen noch tieferen Einblick in das Geschäft der Stockfotografie.
In einem abschließenden Bilderkapitel präsentiert Ihnen der Autor einige erfolgreiche und repräsentative Stockfotos aus seinem Portfolio, die das Gelesene noch einmal bildlich untermauern. So können Sie sich mit diesem Wissensfundus erfolgreich auf dem hart umkämpften Markt der Stockfotografie etablieren und Geld mit den eigenen Fotos verdienen!
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Seitenzahl: 604
Veröffentlichungsjahr: 2020
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Robert Kneschke
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.
ISBN 978-3-7475-0094-1 5. Auflage 2020
www.mitp.de E-Mail: [email protected] Telefon: +49 7953 / 7189 - 079 Telefax: +49 7953 / 7189 - 082
© 2020 mitp Verlags GmbH & Co. KG
Dieses Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
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Lektorat: Katja Völpel Sprachkorrektorat: Renate Feichter Covergestaltung: Sandrina Dralle, Christian Kalkert Coverfoto: Robert Kneschkeelectronic publication: III-satz, Husby, www.drei-satz.de
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In diesem Teil werden die Grundlagen beschrieben, die beim Fotografieren für Bildagenturen beachtet werden sollten, und Tipps gegeben, welche Motive am verkäuflichsten sind.
1.1 Was ist Stockfotografie?
1.2 Kurze Geschichte der Stockfotografie
1.3 Der Unterschied zwischen Stockfotografie und Auftragsfotografie
1.4 Für wen ist dieses Buch?
1.5 Aufbau des Buches
1.6 Fotografieren als Hobby und als Beruf
1.7 Vorwort zur fünften Auflage
1.8 Über den Autor
Der Begriff »Stockfotografie« hat nichts mit dem Zollstock oder Stockwerk gemein, sondern mit dem Wort »aufstocken«. Die Bezeichnung »Stockfotografie« kommt von dem englischen Ausdruck »to have in stock«, was so viel bedeutet wie »auf Lager haben«. Im Deutschen wird auch manchmal der Begriff »Agenturfotografie« verwendet.
Stockfotos sind demnach Fotos, die zum Verkauf angeboten werden, bevor ein Käufer daran interessiert ist. Damit unterscheiden sie sich wesentlich von Auftragsfotos, bei denen ein Kunde den Fotografen beauftragt, ein bestimmtes Motiv fotografisch umzusetzen.
Genauer gesagt wird nicht das Foto selbst verkauft, sondern eine Lizenz, die es dem Käufer erlaubt, das Foto in einem bestimmten Umfang zu benutzen. Im Wesentlichen wird zwischen zwei Lizenzmodellen unterschieden:
Lizenzpflichtig(»rights managed«)
Hierbei wird der Preis des Fotos anhand des Verwendungszwecks, der Größe, der Auflage, des Veröffentlichungsortes und anderer Faktoren bestimmt.
Lizenzfrei (»royalty free«)
Das Foto wird zu einem festen Preis gekauft und der Käufer kann das Bild frei verwenden, ohne z.B. Zweck oder Auflagenhöhe angeben zu müssen. Meist gibt es trotzdem Einschränkungen, dass die Bilder beispielsweise nicht zu illegalen, pornografischen oder diffamierenden Zwecken genutzt werden dürfen.
Hinweis
Die Stockfotografie ist nicht zu verwechseln mit der Fotografie von »Stockings« (Strümpfen) – Letzteres ist ein Bereich der Fetischfotografie. Diesen Unterschied lernte ich, als ich eine Ausschreibung für ein »Stockfotografieshooting« machte und sich fast nur Aktmodelle meldeten.
Kunden für Stockfotos sind hauptsächlich Verlage, Zeitungen und Zeitschriften, aber auch Werbeagenturen und Grafikdesigner. Dank der mittlerweile niedrigen Preise kaufen vermehrt auch Privatpersonen Bilder, z.B. für ihre Webseiten, Blogs oder Grußkarten. Auch in Kalendern, auf Postern, in Kinofilmen oder Geschäftsberichten sind heutzutage Stockfotos zu finden.
Stockfotos können von Fotografen direkt verkauft werden, am üblichsten ist jedoch der Vertrieb über Bildagenturen, die große Mengen an Fotos von zahlreichen Fotografen gebündelt anbieten. Viele Bildagenturen verwalten mehrere Millionen Fotos. Die Agentur Getty Imagesist mit ca. 200 Millionen Bildern der Marktführer.
Die Bildagenturen vertreten viele Fotografen und deren Bilder, handeln mit den Bildkäufern, schließen die Verkäufe ab, nehmen Prozente und berichten regelmäßig den Fotografen.
Im Jahr 1883 erschien in der Wochenzeitung »Illustrierte Zeitung« erstmals in Deutschland ein gerastertes Foto. Damit wurden die bisher vorherrschenden Zeichnungen als Illustrationen abgelöst.
Hinweis
Ein Druckraster ermöglicht die Abbildung vieler feiner Graustufen und heute auch aller Farben, während vorher nur schwarzweiß gedruckt werden konnte.
Zuerst arbeiteten die Zeitungen mit fest angestellten Hausfotografen, gingen dann aber mehr und mehr zu Fotografen als freien Mitarbeitern über. Lange Zeit bestand die Stockfotografie vor allem aus Bildern, die bei Fotoaufträgen von Zeitschriften oder Firmen entstanden waren und dort keine Verwendung fanden. Diese Bilder wurden »Outtakes« (Ausschuss) genannt und waren damit lediglich »zweite Wahl«.
Der Fotograf H. Armstrong Roberts gründete 1920 eine der ersten Bildagenturen der Welt, RobertStock (www.robertstock.com), um diese »Outtakes« gezielt zu verkaufen. Seine Agentur gibt es noch heute.
Hinweis
Die historische Sammlung der ersten Stockfotos der Welt kann heute unter www.classicstock.com angeschaut und gekauft werden.
So erklärt sich, warum Stockfotos bis heute der Ruf von »minderwertigen Fotos« anhaftet. Dabei begannen seit den 1980er Jahren immer mehr Fotografen, ausschließlich Fotos für Bildagenturen zu produzieren. Unmengen an kleinen inhabergeführten Bildagenturen etablierten sich, meist vom Fotografen selbst gegründet und geleitet.
Abbildung 1.1: Einige der weltweit ersten Stockfotos bei classicstock.com
Anfang der 1990er Jahre wurden die ruhigen »Mom & Dad«-Geschäfte von zwei Milliardären aufgescheucht: 1989 wurde vom Microsoft-Gründer Bill Gates die Bildagentur Corbis und 1993 von Mark Getty, dem Sohn des Öl-Milliardärs Paul Getty, Getty Images gegründet. Beide Firmen kauften in den Folgejahren zusammen über 40 andere Bildagenturen auf und wurden damit schnell zu den Marktführern, bis Anfang 2016 Corbis selbst von Getty Images geschluckt wurde.
Der Wandel des Bildermarkts wurde auch durch das Internet und Digitalkameras revolutioniert. Digitalfotos sind eine Ware, die sofort über das Internet verkauft werden kann, ohne Briefe oder Pakete schicken zu müssen. Außerdem können Bildagenturen nie »ausverkauft« sein.
Die Bildagenturen verlangten für ihre Fotos meist mehrere Hundert Euro. Der kanadische Kunststudent Bruce Livingstone gründete deswegen im Mai 2000 die Webseite istockphoto.com (mittlerweile in »iStock« umbenannt), auf der Grafikdesigner kostenlos Fotos tauschen konnten. Um die schnell steigenden Kosten zu decken, begann iStock 2001, eine Downloadgebühr von 0,25 USD zu berechnen. Die erste Microstock-Bildagentur war geboren.
Das Wort »Microstock« setzt sich zusammen aus »Micropayment«, einem Geschäftsmodell, das mit Kleinstbeträgen arbeitet, und »stock agency«, dem englischen Begriff für Bildagentur. Im Gegensatz dazu etablierte sich die Bezeichnung »Macrostock« für die traditionellen Bildagenturen, die ihre Fotos teuer verkaufen.
2006 kaufte Getty Images iStock für 50 Millionen USD auf. In der Zwischenzeit begannen jedoch auch viele neue Microstock-Agenturen, auf den jungen Markt zu drängen. Während die Bildpreise bei den neuen Agenturen auf 1 bis 30 USD stiegen, begannen sie bei den Macrostock-Agenturen zu fallen.
Weil früher meist Mittelformatkameras nötig waren, um qualitativ hochwertige Dias für Bildagenturen zu produzieren, und sich nicht jeder die Filmentwicklungen leisten konnte, war die Stockfotografie den Profi-Fotografen vorbehalten.
Digitalkameras und Smartphones erlauben nun aber auch Amateuren, schnell und günstig Fotos zu machen. Anfangs wollte kaum ein gelernter Fotograf seine Fotos für die geringen Microstock-Preise verkaufen und so warben die Microstock-Bildagenturen viele Hobby-Fotografen an, von denen in den letzten fünfzehn Jahren etliche den Aufstieg zum »richtigen« Fotografen geschafft haben, der damit sein Geld verdient.
Bei mir war die Entwicklung ähnlich. Ich fotografierte seit 1995 als Hobby. Zehn Jahre später beschloss ich, dass ich mir die hohen Ausgaben für die Filmentwicklung wieder verdienen musste. Ich machte Abzüge meiner schönsten Berlin- und Blumenfotos und verkaufte sie auf Berliner Kunstmärkten.
Schnell merkte ich aber, dass im regnerischen Berlin Fotos in Passepartouts keine geeignete Ware für Märkte unter freiem Himmel sind und suchte im Internet nach anderen Verkaufsmöglichkeiten. So stieß ich auf die Bildagenturen, kaufte mir meine erste Digitalkamera – damals eine Canon EOS 20D – und begann, gezielt Fotos nach deren Bedürfnissen zu machen.
2006 meldete ich meine Firma beim Finanzamt an und seit 2007 lebe ich ausschließlich von den Fotoverkäufen meiner mittlerweile über 40.000 Fotos, die ich in den letzten dreizehn Jahren produziert habe (mehr dazu im Kapitel »Einnahmen«).
Der Unterschied zwischen einem Auftragsfoto und einem Stockfoto liegt nicht nur darin, dass Letzteres schon fertig ist, bevor der Käufer es sucht. Andere wichtige Unterschiede liegen im Preis und in der Zeit.
Da jedes Auftragsfoto sozusagen Handarbeit ist und ein Unikat bleibt, ist der Preis hoch. Stockfotos kann ein Fotograf jedoch mehrmals verkaufen – jahrelang – und die Kosten für die Entstehung auf viele Käufer verteilen, so dass das Bild günstiger wird.
Mittlerweile können professionelle Fotos schon ab 1 Euro gekauft werden, im Abo meist sogar noch günstiger. Es wäre sehr teuer, einen Fotografen nur für ein Strandfoto auf die Malediven zu fliegen, während der Stockfotograf im Urlaub ein Foto davon machen kann und dann wartet, bis jemand genau dieses Motiv sucht.
Die Zeit ist ein anderer Vorteil der Stockfotografie. Wenn ein Bildkäufer unter Termindruck steht, sieht er schnell, welche Stockfotos fertig sind und vielleicht zu seinem Wunsch passen, anstatt auf die Arbeit eines beauftragten Fotografen warten zu müssen.
Außerdem wäre es beispielsweise schwierig, im Sommer authentische Winterfotos zu machen oder im Winter blühende Tulpenfelder zu finden – angesichts der Tatsache, dass viele Hochglanzzeitschriften über drei Monate vor ihrem Verkauf produziert werden, ein nicht zu unterschätzender Faktor.
Stockfotos zu nutzen, kann aber auch Nachteile haben. Da sich der Aufwand nur lohnt, wenn ein Bild oft verkauft wird, gibt es von beliebten Motiven wie Obst, Geschäftsleuten oder Frauen beim Fitnesstraining sehr viel Auswahl, während selten nachgefragte Motive auch schwer zu finden sind.
Dazu kommt, dass eine Exklusivnutzung eines Fotos entweder nicht oder nur gegen einen hohen Aufpreis möglich ist. So ist es in den letzten Jahren zum Beispiel vorgekommen, dass zwei französische Internetanbieter zeitgleich mit demselben Stockfoto einer glücklichen jungen Frau geworben haben – nur die T-Shirt-Farbe haben sie ihrer Marke angepasst. Bei Auftragsfotos hingegen zahlt der Kunde gleich für eine exklusive Nutzung.
Nicht nur für Bildkäufer gibt es Unterschiede, auch die Arbeit von Fotografen unterscheidet sich bei der Stockfotografie und der Auftragsfotografie. Bei Auftragsarbeiten verdient ein Fotograf mehr Geld, ist aber an die Termine seiner Auftraggeber gebunden und muss sich beim Fotografieren streng nach den Wünschen der Kunden richten.
Der Stockfotograf hingegen kann seine Zeit frei einteilen. Er selbst entscheidet, wann und welche Fotos er macht, trägt dabei jedoch auch das Risiko, ob sich die gewählten Motive verkaufen oder nicht. Ich kann spontan entscheiden, ob ich für ein Wochenende verreise oder Freunde für eine Woche besuche. Wenn möglich, organisiere ich am Urlaubsort ein Shooting und verbinde so die Freizeit mit etwas Arbeit.
Durch die hohe Flexibilität ist die Stockfotografie ideal für Berufstätige, die nebenbei oder nach der Arbeit etwas Zeit übrighaben, um Fotos zu machen und zu verkaufen.
Tipp
Es gibt nur wenige Fotografen, die ausschließlich von der Stockfotografie leben. Viele Fotografen versuchen, so viele Aufträge wie möglich zu bekommen und füllen die restliche Zeit mit freien Stockfotografie-Shootings. Je nach Vertrag mit dem Auftraggeber können auch nicht benötigte Auftragsfotos (sogenannte »Outtakes«) über Bildagenturen verkauft werden.
Seit vielen Jahren lebe ich von der Stockfotografie und möchte mit diesem Buch erklären, wie das geht. Für Neulinge in diesem Bereich biete ich Hilfestellungen für die ersten Schritte, von der Wahl der Ausrüstung über beliebte Motive und das Hochladen der Fotos zu den Bildagenturen bis hin zu Verdienstmöglichkeiten, Marketing und der statistischen Auswertung.
Aber mittlerweile gibt es auch viele Hobby-Fotografen, die seit Monaten oder Jahren nebenbei Fotos verkaufen und nun den Sprung in die Profi-Liga schaffen wollen. Diese Leute sollen im Buch ebenfalls nicht zu kurz kommen. Mein Ziel ist es, dass auch Menschen, welche die grundlegenden Arbeitsschritte der Stockfotografie schon kennen, trotzdem noch etwas lernen, um schneller, mehr und besser verkäufliche Fotos zu machen.
Hinweis
Der Begriff »Profi« wird in diesem Buch so schlicht verwendet, wie er auch definiert ist: Ein Profi ist jemand, der mit seiner Tätigkeit sein Geld verdient und davon leben kann (und muss). Über die Qualität der Arbeit sagt das nur indirekt etwas aus, da ein Profi meist nicht davon leben könnte, wenn seine Arbeit zu schlecht wäre.
Einen Schwerpunkt wird das Buch auf die People-Fotografie legen, also Stockfotos mit Menschen als Hauptmotiv, da dieser Bereich einer der lukrativsten ist. Im Alltag eines Fotoproduzenten macht das Fotografieren nur einen kleinen Teil aus, deshalb werde ich auch ausführlich die Schritte drumherum erklären, wie z.B. Planung, Abrechnung, Vertrieb und Marketing.
Einige Abschnitte sind schon in meinem Blog »Alltag eines Fotoproduzenten« (www.alltageinesfotoproduzenten.de) zu lesen. Aber warum das Rad neu erfinden? Wo es mir nötig erschien, habe ich diese Teile jeweils aktualisiert und erweitert.
Das Buch ist grob in zwei Teile gegliedert: Der erste Teil beschäftigt sich mit der Arbeit vor und während der Fotoaufnahmen, der zweite Teil mit allem, was danach kommt.
Nach dieser Einleitung stelle ich zuerst die Ausrüstung vor, die benötigt wird, um Stockfotografie zu betreiben. Nur keine Angst, Sie müssen nicht alles auf einmal kaufen, sondern können klein anfangen. Danach geht es mit grundlegenden Tipps zur Beleuchtung, fotografischen Gestaltungsregeln und vor allem den beliebten, schönen und den verkäuflichen Motiven weiter. Diese drei Motivarten müssen nicht automatisch identisch sein.
Im Anschluss daran finden Sie einen Abschnitt über die technischen Voraussetzungen, die ein Foto haben muss, um gut verkauft werden zu können. Es folgen Ideen für Motivinspirationen und ein langes Kapitel über die Arbeit mit Models. Damit sind nicht nur Profi-Models, sondern vor allem auch Menschen gemeint, die sonst nie vor der Kamera stehen. Kapitel über die Auswahl von Requisiten, die Foto-Locations und rechtliche Rahmenbedingungen runden den ersten Teil ab. Als Bonus werden zudem einige einfache Lichtaufbauten zum Nachmachen aufgezeigt und ein kurzer Abstecher in die verwandten Bereiche Stockvideo und Stockaudio unternommen.
Im zweiten Teil geht es um die Bearbeitung und den Verkauf der Fotos. Ich stelle einen optimalen Arbeitsablauf inklusive der Bildauswahl und grundlegende Schritte der Bildbearbeitung vor. Dies soll kein Photoshop-Handbuch werden, denn davon gibt es schon viele gute, deswegen geht es in dem Bereich eher um die Optimierung der Arbeitsschritte in Photoshop. Auch auf die Dateiorganisation und Archivierung der wertvollen Fotodaten gehe ich ein.
Zwei ausführliche Kapitel beschäftigen sich dann mit zwei sehr wichtigen Faktoren: der Verschlagwortung und Auswahl von Bildern sowie der Bewerbung bei und dem Hochladen der Fotos zu Bildagenturen. Außerdem zeige ich einige andere Vertriebswege für Ihre Fotos auf.
Anschließend kommt der Business-Teil. Hier wird erklärt, wie mittels statistischer Auswertung Licht in den Datenwust kommt, den die Bildagenturen liefern und anhand dessen Sie erkennen können, wie erfolgreich Sie unterm Strich sind. Außerdem gibt es Tipps zu Werbung und Marketing, einem professionellen Auftreten und den Möglichkeiten, an aktuelle Informationen über die Bilderbranche zu gelangen. Wir werfen auch einen Blick auf die konkreten Umsatzzahlen einiger Stockfotografen. Die Themen Versicherungen, Steuern, Berufsverbände und Berufskrankheiten schließen das Buch ab.
Im Anhang finden Sie ein Glossar und einen praktischen Index zum Nachschlagen. Die Links in diesem Buch finden Sie auch in meinem Blog unter www.alltageinesfotoproduzenten.de/stockfotografie-buch, wo Sie diese bequem anklicken können. Außerdem biete ich meine Modelverträge und Eigentumsfreigaben als kostenlosen Download für die Leser dieses Buchs an, diesen Link finden Sie ebenfalls im Anhang.
Wer in seiner Freizeit aus Spaß Fotos macht, unterliegt weniger Zwängen. Er kann fotografieren, was er schön findet, und muss sich keine Gedanken machen, ob das Bild Kunden gefallen würde oder sich die Arbeit finanziell gelohnt hat. Er kann sich Zeit nehmen und auch mal Pause machen.
Ein Profi fotografiert nicht automatisch mehr. Auch mir macht es nach unzähligen Fotos immer noch Spaß, den Auslöser zu drücken. Nun rücken jedoch andere Aspekte in den Vordergrund, die ein Hobby-Fotograf ignorieren darf.
Die teure Ausrüstung muss sich selbst finanzieren, das Finanzamt möchte korrekte Abrechnungen haben, Berufsverbände melden sich zu Wort, relevante Gesetze müssen beachtet und Risiken mit Versicherungen kalkulierbar gemacht werden. Die ganze Arbeit muss so strukturiert sein, dass möglichst keine Zeit vergeudet wird. Das klingt nicht glamourös, ist aber der wichtigste Unterschied zwischen Amateuren und Profis.
Amateure können oft auch perfekte Bilder machen. Ein Profi muss aber so viele perfekte Bilder machen – die außerdem nicht nur gut aussehen, sondern sich auch verkaufen lassen –, dass er davon leben kann. Weiterbildung und ständiges Lernen und Ausprobieren ist deshalb sowohl für Profis als auch für Amateure unerlässlich. Wer ein Buch wie dieses liest, um mehr zu lernen, ist auf dem richtigen Weg. Fangen wir an!
Vor fast zehn Jahren erschien die erste Auflage dieses Buches und hat sich seitdem als Standardwerk etabliert. Damit dieses Buch weiterhin aktuell bleibt und sich den Status als Standardwerk für die Stockfotografie erhalten kann, gibt es jetzt wieder eine neue Auflage.
Die zweite Auflage wurde komplett aktualisiert, deutlich erweitert und erstmalig ganz in Farbe gedruckt. Bei der dritten Auflage gab es einige zusätzliche Kapitel und viele neue Infos und aktualisierte Daten und Zahlen. Seit der vierten Auflage ist der Smartphone-Fotografie mehr Raum gewidmet sowie den Berufsverbänden.
In dieser fünften Auflage wurden wieder etliche Tools, Software und Agenturen entfernt oder ersetzt, die veraltet oder anderweitig nicht mehr nützlich sind sowie alle Daten an den aktuellen Stand der Technik angepasst. Nebenbei wurden natürlich auch etliche Fehler eliminiert und Fakten aktualisiert. Die Kapitel »Einnahmen« und »Interviews mit anderen Stockfotografen« wurden komplett überarbeitet und dem Thema »andere Vertriebswege« wird mehr Platz eingeräumt. Die Modelverträge gibt es aufgrund vielfacher Nachfrage nun als editierbare Word-Dateien zum kostenlosen Download für die Buchkäufer.
Wer trotz dieser Erweiterungen immer noch Fragen zum Thema »Geld verdienen mit Fotos« hat, kann mir diese gerne stellen oder mir Vorschläge zur Verbesserung des Buches machen. Meine Kontaktdaten sind auf der Webseite www.robertkneschke.de zu finden.
Robert Kneschke ist hauptberuflich Produzent und Fotograf von Stockfotos. Außerdem betreibt er das erfolgreiche Blog »Alltag eines Fotoproduzenten« (www.alltageinesfotoproduzenten.de) sowie den »Podcast eines Fotoproduzenten« (www.podcasteinesfotoproduzenten.de).
Abbildung 1.2: Robert Kneschke (Foto: Mareen Fischinger)
Seit 1995 betreibt er die Fotografie als Hobby. 2005 hat er angefangen, Fotos zu verkaufen – erst auf Kunstmärkten und als Postkarten, dann vor allem über Bildagenturen. 2006 hat er sich damit als Freiberufler selbstständig gemacht.
Seine zigtausende Fotos werden über mehrere Bildagenturen vertrieben und sind schon in Zeitschriften wie FOCUS, Freundin, Süddeutsche Zeitung, BUNTE, FHM, Computerbild, Eltern, Bravo, Lisa, Die Welt u.v.m. erschienen.
In seinem Blog berichtet er über Fotosessions, lässt sich dabei etwas über die Schulter schauen, gibt Tipps für Fotografen, Models, Bildkäufer und Bildagenturen und berichtet, was in der »Stockfotografie-Branche« passiert. Auch Aktualisierungen im Hinblick auf dieses Buch, die im Buch angesprochenen Linklisten sowie eventuelle Errata finden sich dort.
2.1 Kamera
2.2 Objektive
2.3 Zubehör
2.4 Ein Wort zur teuren Ausrüstung
In diesem Kapitel geht es um die Technik, die notwendig ist, um gute, verkäufliche Fotos zu machen. Dieser Punkt ist bei Weitem nicht so wichtig, wie viele Anfänger denken. Trotzdem gibt es Geräte, die einem die Arbeit erleichtern oder die Bildqualität erheblich verbessern. Schauen wir uns einmal an, welche das sind.
Häufig werde ich gefragt, welche Kamera ich für professionelle Fotos empfehlen kann. Die gute Nachricht vorweg: Die Kamera ist für gute Bilder nur zweitrangig! Oder, um die ewig geltenden Sätze des »Fotopapstes« Andreas Feininger zu zitieren:
»Die einen, zu denen leider die meisten Amateure gehören, sind vernarrt in Präzisionskameras, funkelnde Objektive, Feinkornentwickler usw. Sie haben die beste Ausrüstung, das letzte Kameramodell, die lichtstärksten Objektive und alles nur erdenkbare Zubehör. [...] Außerdem sind sie genau auf dem Laufenden über die Vor- und Nachteile der verschiedenen »Systemkameras« und geben ihre eigene Kamera regelmäßig in Zahlung für das jeweils neuste Modell [...]. Aber sie haben oft keine Ahnung, was sie überhaupt fotografieren sollen, und machen selten Aufnahmen, die der Mühe wert sind.« (aus: Die große Fotolehre)
Profis stellen trotz dieser Technikschelte gewisse Anforderungen an ihre Kameras. Aber nicht um der Technik willen, sondern zum einen, weil die Kunden bzw. Bildagenturen bestimmte technische Daten voraussetzen (z.B. Megapixel) und bei häufigem Gebrauch einige Details einfach bequem sind oder nur dafür sorgen, dass die Kamera nicht so schnell kaputtgeht. Und zum anderen, weil sich nur mit bestimmter Technik kreative Bildideen gut umsetzen lassen.
Seien wir ehrlich: Wer Geld mit Stockfotografie verdienen will, wird um den Kauf einer digitalen Spiegelreflexkamera (DSLR) oder aktuellen spiegellosen Kamera nicht herumkommen. Dafür gibt es vor allem drei Gründe:
Bildqualität: Die meisten Kompaktkameras speichern ein Foto im JPG-Format und komprimieren es gleich. Nachträgliche Bildverbesserungen ohne Qualitätsverlust sind im Gegensatz zum RAW-Format nicht möglich. Außerdem sind die Objektive nicht so hochwertig wie an DSLR-Kameras.
Schnelligkeit: Kompaktkameras haben beim Einschalten und Auslösen eine Verzögerung von bis zu mehreren Sekunden. Die Wahrscheinlichkeit, dass damit ein Motiv »entwischt«, steigt so stark an.
Flexibilität: Für Spiegelreflexkameras gibt es bergeweise Zubehör: unterschiedliche Objektive, Blitzgeräte, Funkauslöser, Filter, Stative und so weiter. Dieses Zubehör zusammengerechnet ist bei mir mittlerweile mehr wert als das Kameragehäuse selbst. Wenn ich zu einem neueren Modell wechsle, kann ich das alles weiter nutzen.
Doch zurück zu der Frage: Was muss eine Profi-Kamera haben oder können?
Wechselobjektive: Das wirklich Wertvolle für einen guten Fotografen sind seine Objektive, die Blitzgeräte und Lichtformer. Die Kamera kann einfach ausgetauscht werden, wenn es neuere Modelle gibt.
RAW-Aufnahmen: In kritischen Lichtsituationen kann eine RAW-Aufnahme die einzige Möglichkeit sein, ein Bild zu »retten«.
Blitzschuh: Der eingebaute Blitz von Digitalkameras hat zu wenige Steuerungsmöglichkeiten.
Vollformatsensor: Es gibt genügend Leute, die auch mit kleineren Sensoren verkäufliche Fotos machen. Aber die Details und die Schärfe werden besser, wenn der Sensor größer wird.
Dazu kommen noch viele Details wie geringe Auslöseverzögerung, AdobeRGB-Farbraum, lange Akkulaufzeit etc., die heutzutage aber so gut wie alle Kameras haben, die obige Kriterien erfüllen. In der letzten Auflage des Buches war hier nur von DSLR-Kameras die Rede, mittlerweile gibt es aber etliche Profis, die ausschließlich mit spiegellosen Vollformatkameras fotografieren, und auch ich habe ab und zu aus Gewichtsgründen eine Sony Alpha im Einsatz.
Hinweis
Mehr zum Thema »RAW« finden Sie im Kapitel »Technische Bildqualität«.
Kein Wort zu den Megapixeln? Nein. Selbst die billigsten Spiegelreflex-Digitalkameras, welche die meisten obigen Anforderungen erfüllen, haben heutzutage mindestens 12 Megapixel. Das reicht aus bzw. ist manchmal fast zu viel.
Um die »beste Kamera« zu finden, ist es wichtig, sich über den Zweck im Klaren zu sein. Wer vor allem an Zeitungen verkauft, braucht keine Mittelformatkamera – wer hauptsächlich Bilder für Ausstellungen erstellt, vielleicht schon.
Die Kameramarke ist fast egal, solange die Firma ausreichend Wechselobjektive anbietet und auch langfristig herstellt. Oft kaufen Anfänger jedoch eine überdimensionierte Spiegelreflex-Digitalkamera und haben danach kein Geld mehr, noch mal so viel Geld für gute Objektive auszugeben.
Aber eine Canon EOS-1D X Mark II mit einem AF 28-300 mm F/3,5-6,3-Objektiv von Tamron wird sicher keine besseren Fotos machen als eine Canon EOS 2000D mit einem EF 85 mm 1.2 L II USM-Objektiv von Canon.
Bis auf den Vollformatsensor erfüllen beispielsweise alle digitalen Spiegelreflexkameras von Canon oder Nikon die genannten Voraussetzungen. Für einen Anfänger empfiehlt es sich, ein günstigeres Kameramodell zu nehmen, dafür aber beim hochwertigen Objektiv zu sündigen, das nach zwei bis drei Jahren beim Wechsel zur besseren Kamera behalten wird.
Das Objektiv muss nicht mal teuer sein: Eine 50-mm-1.8-STM-Festbrennweite von Canon kostet ca. 100 Euro und ist damit beim Preis-Leistungs-Verhältnis unschlagbar.
Für einige Kamerasysteme gibt es digital einblendbare Gitteranzeigen (Focusing Screens), also die kleinen Fenster, durch die in der Kamera auf das Objektiv geblickt wird, ohne eine eventuell vorhandene Live-View-Funktion nutzen zu müssen. Diese helfen zum einen, das Motiv gerade auszurichten, und zum anderen bei der Bildgestaltung. Ich rate dringend, diese auch zu nutzen.
Abbildung 2.1: Eine Auswahl an digitalen Hilfslinien in einer Canon-DSLR
Beispiel
Ich habe angefangen, mit der Canon EOS 20D Stockfotos zu verkaufen, bin dann auf die Canon EOS 5D umgestiegen und nutze jetzt einen Nachfolger, die Canon EOS 5Ds. Für Schnappschüsse nutze ich mittlerweile mein iPhone, über das ich mit einer passenden App sogar ebenfalls Fotos zum Verkauf anbieten kann. Dazu mehr im Kapitel »Mobile Stock«.
Checkliste für den Kamerakauf
Unbedingt erforderlich:
mindestens 12 Megapixel
Sensorgröße: mindestens APS-C-Größe (15 x 22,5 mm)
Blitzschuh oder andere Möglichkeit, einen externen Blitz auszulösen
Ideale Eigenschaften:
16 oder mehr Megapixel
Vollformatsensor (24 x 36 mm)
Aufnahmen im RAW-Format möglich
Blitzschuh und andere Möglichkeit, einen externen Blitz anzuschließen
Objektiv austauschbar (Wechselobjektive)
Unterstützung des AdobeRGB-Farbraums
LiveView (Bonus: mit schwenkbarem Sucher)
Für Personenaufnahmen im Studio ist theoretisch kein Stativ nötig, da die Belichtungszeiten mit viel Licht so kurz sind, dass keine verwackelten Bilder entstehen sollten. Außerdem schränkt es die Bewegungsfreiheit und Schnelligkeit ein, die bei People-Fotos wichtig sind. Als Kompromiss nutze ich ein Einbeinstativ.
Für Nahaufnahmen, Landschaftsaufnahmen, Nachtaufnahmen und viele andere Motive brauchen Sie ein richtiges Stativ, ansonsten erhalten Sie unscharfe Fotos, die sich nicht verkaufen lassen.
Die beiden Kriterien für ein gutes Stativ sind Gewicht und Größe. Leider sind sie proportional zum Preis: je leichter, desto teurer. Es ist oft lästig, ein sperriges Stativ mitzuschleppen. Aber ein Profi- – und auch ein engagierter Hobby-Fotograf – nimmt das in Kauf, denn was nützen schöne Motive, die nicht scharf sind?
Wer häufig Makroaufnahmen macht, kann die Anschaffung eines billigen Ministativs in Betracht ziehen, mit dem die Kamera gut auf Bodenhöhe gehalten werden kann.
Beispiel
Im Studio nutze ich das Einbeinstativ 685B von Manfrotto in Kombination mit dem Digital PRO-SV-Kit von Custom Brackets, um das Restrisiko von unscharfen Bildern auszuschließen. Für Videoaufnahmen nehme ich das Manfrotto-Stativ 055XPROB mit einen Videoneigekopf.
Zu vielen Objektiven gibt es Streulichtblenden (auch Gegenlichtblende oder Sonnenblende genannt). Oft werden sie sogar kostenlos zum Objektiv mitgeliefert. Sie erhöhen den Bildkontrast und reduzieren Farbsäume. Zusätzlich schützen sie die Objektiv-Vorderseite vor Stößen, Schlägen und klebrigen Kinderhänden.
Wer eine Streulichtblende hat, sollte sie sofort nach dem Entfernen des Objektivdeckels aufsetzen.
Seit der Erfindung von Digitalfotos und Photoshop ist der Nutzen von Filtern geringer geworden. Viele der Effekte, die sich damit erzielen lassen, können heute genauso gut oder besser am Computer simuliert werden.
Es gibt jedoch drei Arten von Filtern, die auch im Digitalzeitalter noch ihre Berechtigung haben:
UV-Filter
Diese UV-Sperrfilter filtern das UV-Licht, welches für Blaustiche und Unschärfe im Bild sorgen kann. Ich habe die UV-Filter an meinen teuren Objektiven immer dran, vor allem als zusätzlichen Schutz. Ein Objektiv ist immer nur so gut wie die schlechteste Linse, deswegen gilt auch hier: Die hochwertige Variante wählen. Einige meinen, das sei Unsinn, weil es die Bildqualität beeinträchtigen würde. Ich wische einen Fleck jedoch lieber auf einem 100-Euro-Filter weg und riskiere da einen Kratzer als auf einem Objektiv für über 1.000 Euro.
Polfilter
Polfilter (kurz für Polarisationsfilter) sind die einzigen Filter, die sich nicht mit Photoshop simulieren lassen. Im Studio bringen sie nichts (es sei denn, man fotografiert spiegelnde Flächen), aber bei Außenaufnahmen sorgen sie für satte Farben und den kitschig blauen Himmel. Deswegen sind sie auch bei Naturfotografen sehr beliebt.
Beim Kauf sollte immer darauf geachtet werden, einen »zirkularen« statt einen »linearen« Polfilter zu wählen. Letztere sind zwar billiger, stören aber den Autofokus von Spiegelreflexkameras und verfälschen die Belichtungsmessung.
Hinweis
Ohne zu sehr auf technische Details eingehen zu wollen: Bei Kameras mit Innenmessung (z.B. mit Autofokus, Spotmessung etc.) würden lineare Polfilter zu Fehlbelichtungen führen. Es ist zwar möglich, lineare Filter an modernen Kameras zu nutzen, dann funktioniert jedoch beispielsweise der Autofokus nicht.
Graufilter
Graufilter sind selten notwendig. Hilfreich sind sie an sehr sonnigen Tagen, wenn man eine geringere Schärfentiefe erzwingen möchte, als es die Blende erlaubt. Vor allem für Videoaufnahmen werden die Filter für den Unschärfe-Effekt öfter zum Einsatz kommen. Grauverlaufsfilter werden gerne von Landschaftsfotografen benutzt, um den Helligkeitsunterschied zwischen Himmel und Landschaft auszugleichen.
Beispiel
Ich nutze hauptsächlich den UV-Filter MRC 72 E und den Polfilter Circ. Käsemann Slim 72 E MRC, beide von B+W.
Der Name verrät die Funktion: Mit einem Fernauslöser muss der Fotograf nicht unmittelbar an der Kamera stehen, um sie auszulösen. Das hat den Vorteil, dass Verwacklungen bei Nahaufnahmen durch das Drücken des Auslösers vermieden werden. Auch Selbstporträts gelingen damit leichter.
Es gibt unterschiedliche Fernauslösemethoden: Kabel, Infrarot und Funk. Kabelauslöser sind am zuverlässigsten, aber auch unbequem.
Ich selbst nutze zum Fotografieren keinen Fernauslöser. Für Stillleben behelfe ich mir mit dem Trick, den Selbstauslöser der Kamera zu verwenden. Nach dem Druck auf den Auslöser fotografiert die Kamera erst zehn Sekunden später und das Verwacklungsrisiko entfällt ebenfalls.
Für Videos sind Fernauslöser (Stichwort »Tethered Shooting«) in Kombination mit der LiveView-Funktion der Kamera sehr nützlich, weil man die Schärfe und Bildaufteilung im Studio viel besser auf einem großen Monitor kontrollieren kann. Wie genau das geht, steht hier:
http://faq.d-r-f.de/wiki/Drahtlos_in_den_Rechner_fotografieren
Diese Anleitung habe ich fast 1:1 bei mir umgesetzt und sie funktioniert ganz gut, auch wenn es einiger Gewöhnung bedarf. Es gibt auch teurere Lösungen wie den »CamRanger«, welche ohne Bastelei auskommen, dafür aber eben kostspieliger sind. Bei den neueren Kameras ist manchmal sogar schon ein WLAN-Modul integriert, was die drahtlose Kamerasteuerung am Rechner erlaubt.
Neben den Fernauslösern für die Kamera gibt es auch welche für die Blitze. Dazu jedoch mehr im Kapitel »Beleuchtung«.
Auch die tollste Kamera ist nutzlos, wenn ihr der Saft ausgeht. Deshalb gleich beim Kamerakauf immer ein bis zwei Ersatz-Akkus dazunehmen. Wer häufig unterwegs ist, wird auch ein Autoladegerät zu schätzen wissen.
Abbildung 2.3: Meine Lieblinge: Mittlerweile besitze ich über 30 Eneloops, die ich zur besseren Orientierung in Vierergruppen farbig markiert habe.
Bei Akkus nutze ich am liebsten Eneloop-Akkus von Sanyo, weil diese sich nur sehr langsam selbst entladen und auch die Spannung lange halten. Dadurch funktionieren Geräte mit hohem Stromverbrauch länger als mit normalen Akkus.
Für den Blitz, den Fernauslöser und andere Zubehörteile sind meist ebenfalls Batterien notwendig, von denen auch immer eine Ersatzpackung dabei sein sollte.
Nichts ist ärgerlicher, als unterwegs spontan ein beeindruckendes Motiv zu sehen, und dann ist die Speicherkarte voll. Deshalb lieber eine größere nehmen. Viele Fotografen empfehlen, besser mehrere kleine Speicherkarten statt eine große zu verwenden.
Ich bin da jedoch anderer Meinung, weil ich ein gut laufendes Shooting nicht unterbrechen will, um die Speicherkarte zu wechseln, und mir dann auch noch merken zu müssen, welche voll sind und welche nicht. Stattdessen kaufe ich lieber qualitativ hochwertige Speicherkarten und sichere die Daten nach dem Shooting gebündelt auf meinem Rechner im Studio oder unterwegs auf meinem Laptop.
Ein weiterer Faktor bei der Auswahl der Speicherkarten ist die Lese-/Schreibgeschwindigkeit. Für Serienaufnahmen und Videos werden mindestens 30 MB/s (für 8K+-Videos sogar 60 MB/s) benötigt, aber nicht jede Karte, die diese Werte verspricht, hält sie auch. Hier hilft es, sich Testberichte durchzulesen.
Beispiel
In meiner Kamera steckt immer eine SanDisk Compact Flash Extreme UDMA7-Speicherkarte mit 128 GB und zusätzlich habe ich noch zwei 64-GB-Karten dabei.
Die Kamera mitsamt dem ganzen Zubehör muss irgendwo verstaut werden. Das Wichtigste bei einer Fototasche ist, dass der Zugriff auf die einsatzbereite Kamera schnell möglich ist und dass sie den Inhalt gut – leicht und sicher – transportiert.
Es empfiehlt sich eine große Tasche für die komplette Ausrüstung und eine kleinere Schultertasche, in die nur die Kamera, ein Zoomobjektiv und etwas Zubehör passt, z.B. für Wanderungen oder Aufträge, bei denen genau absehbar ist, welche Geräte gebraucht werden.
Beispiel
Meine Ausrüstung verstaue ich im R-106-Rucksack von KATA, der auf Reisen auch mein Laptop aufnimmt. Wahlweise kann ich daraus mit einem Gestell einen Trolley machen. Für unterwegs habe ich noch eine kleinere Umhängetasche.
Oft ist es wichtig, die korrekten Farben auf einem Foto zu zeigen, entweder weil das Bild sonst wegen eines Farbstichs abgelehnt wird oder um nachträglich den Weißabgleich passend zur Stimmung digital zu verändern. Ein sehr schlichtes, aber effektives Hilfsmittel ist eine Farbkarte mit geeichten Farbfeldern, wie sie zum Beispiel als »SpiderCHECKR 24« von der Firma Datacolor angeboten wird. Wenn die Karte bei einer Aufnahme ins Bild gehalten wird, haben wir später am Computer eine ideale Vorlage, um mit dem Farb- oder Helligkeitspicker des RAW-Konverters die richtigen Farben zu definieren.
Wer nur nebenbei einige Digitalfotos bearbeiten möchte, dem wird der Computer relativ unwichtig sein. Wer hingegen Stockfotografie professionell betreibt, wird im Jahr mehrere Tausend Fotos machen, bearbeiten, verschlagworten und hochladen.
Wenn dann der Computer jeden Schritt etwas langsamer gestaltet als nötig, läppert sich das schnell zusammen. Vor allem die Bildbearbeitungsprogramme benötigen viel Rechenleistung, um die großen Bilddaten schnell verarbeiten zu können. Das Standardprogramm unter Profi-Fotografen, Photoshop CC 2019, stellt u.a. folgende Anforderungen an den Computer:
Intel- oder oder AMD-Prozessor mit 64-Bit-Unterstützung, Prozessor mit 2 GHz oder schneller (Windows)/Multicore-Intel-Prozessor mit 64-Bit-Unterstützung (Mac)
2 GB Arbeitsspeicher, 8 GB empfohlen (auch hier gilt jedoch die Regel: je mehr, desto besser)
mindestens 3,1 GB freier Festplattenspeicher (für Installation selbst wird etwas mehr Platz verlangt); keine Installation auf Flash-Speichermedien möglich
Bildschirm mit Auflösung von mindestens 1.024 x 768 mit 16-Bit-Farbtiefe und 512 MB VRAM, 2 GB empfohlen
OpenGL, 2.0-fähiges System
Für die erforderliche Softwareaktivierung und die Überprüfung des Abonnements ist eine Internetverbindung erforderlich
Nicht zu vergessen ist ein guter, großer Monitor. Wichtig dabei ist, dass die Farben auf dem Monitor korrekt angezeigt werden, da sonst bei der Farbkorrektur Farbstiche ins Bild gebracht werden, die vorher nicht da waren. Viele Bildschirme werden fabrikmäßig mit einem leichten Blaustich geliefert, da die Augen das für die Textverarbeitung als angenehmer empfinden. Laptop-Monitore eignen sich ebenfalls selten für eine richtige Bildbearbeitung, aber meist kann ein externer Bildschirm angeschlossen werden.
Beispiel
Unter meinem Schreibtisch steht ein PC mit einem Intel-Core-i9-Prozessor und Wasserkühlung, 64 GB RAM, mehreren SSD-Festplatten und einer GeForce-RTX-2080-Grafikkarte. Auf dem Tisch steht ein 27-Zoll-LCD-Monitor von Eizo mit Hardware-Kalibrierung sowie ein weiterer 24-Zoll-Monitor, dazu ein Wacom Grafiktablett und das Loupedeck+. Meine Fotos bearbeite ich mit Adobe Photoshop.
Um eine korrekte Farbwiedergabe zu erzielen, muss ein Monitor »kalibriert« werden. Für diese Farbkalibrierung gibt es zusätzliche Hardware. Hobby-Fotografen benötigen sie anfangs vielleicht nicht, aber wer ernsthaft Stockfotografie betreiben will, sollte diesen Punkt nicht vergessen. Profi-Monitore haben manchmal auch ein fest verbautes Kalibrierungssystem.
Abbildung 2.4: Blick auf meinen Schreibtisch mit zwei Monitoren, Tastatur, Loupedeck, Grafiktablett und ergonomischer Maus (siehe Kapitel »Berufskrankheiten«)
Achten Sie auch auf ausreichenden Festplattenplatz. Meine Kamera liefert beispielsweise ca. 60-80 MB große Bilddateien. Pro Shooting komme ich auf 9-12 GB Daten. Damit die Fotos nicht verloren gehen, sichere ich sie auf zwei externen Festplatten. So minimiere ich das Risiko, falls eine davon kaputtgeht.
Um die Daten auf den Rechner zu bekommen, gibt es zwei Möglichkeiten: entweder per Kabel von der Kamera aus oder über ein Kartenlesegerät. Ich empfehle Letzteres, da die Übertragung von der Kamera zum einen den Kamera-Akku leert und die Kamera zum anderen in der Zwischenzeit nicht genutzt werden kann. Ein Kartenleser mit USB-3-Standard kostet ca. 10 Euro und ist damit für jeden erschwinglich.
Wer langfristig nicht nur Stockfotos, sondern auch Stockvideos (siehe Kapitel »Stockaudio, Stockvideo und 3D-Bilder«) verkaufen will, sollte auch über einen Firewire-Anschluss nachdenken, mit dem die umfangreichen Videodaten viel schneller übertragen werden.
Für die Bildbearbeitung gibt es verschiedene Möglichkeiten. Die teuerste, aber vom Umfang her auch leistungsstärkste ist Adobe Photoshop. Es gibt allerdings auch eine abgespeckte, deutlich günstigere Version: Adobe Photoshop Elements. Ebenfalls eine Alternative ist Adobe Lightroom, womit Fotos in gewissem Maße retuschiert und auch gleich sortiert werden können.
Tipp
Fast alle Programme von Adobe gibt es auf deren Webseite www.adobe.com als voll funktionsfähige kostenlose Testversion für 30 Tage zum Ausprobieren.
Mittlerweile hat sich auch das deutlich günstigere Affinity Photo (https://affinity.serif.com/de/photo) zu einer weiteren leistungsstarken Alternative entwickelt.
Bei der Auflistung meiner Ausrüstung mag der Eindruck entstehen, ohne teure Geräte ließen sich keine Fotos verkaufen. Das stimmt natürlich nicht. Da ich seit Jahren gut mit der Stockfotografie verdiene, gönne ich mir den Luxus, qualitativ gute Arbeitsgeräte zu kaufen, welche mir meinen Job erleichtern.
Angefangen habe ich allerdings mit einer Einsteiger-DSLR, mit Baustrahlern auf Billigstativen und weißen Laken als improvisierten Softboxen. Von den Fotos, die mit dieser Technik entstanden sind, verkaufe ich selbst heute noch welche. Es gibt mittlerweile sogar etliche Bildagenturen, die ausschließlich Handyfotos verkaufen, und die größten Bildagenturen haben auch eigene Apps, über die Fotos vom iPhone oder einem anderen Smartphone eingereicht werden können. Mehr dazu im Kapitel »Mobile Stock«.
Abbildung 2.5: Eines meiner ersten Model-Fotos für Bildagenturen: Aufgenommen mit einer Canon 20D (8 Megapixel) und einem Tamron-Zoomobjektiv, nur mit Tageslicht und einem weißen Blatt Papier als Aufheller. Das Bild hat sich trotzdem gut verkauft.
Die Technik wird vor allem von Anfängern überbewertet. Lassen Sie sich nicht davon hemmen, dass Sie dieses oder jenes verlockende Zubehörteil nicht besitzen, sondern konzentrieren Sie sich stattdessen auf bessere Motive, schlüssige Konzepte und erkennbare Bildaussagen. So werden Sie bald genug Fotos verkauft haben, um sich mehr und besseres Equipment anschaffen zu können – sofern Sie bis dahin nicht möglicherweise sowieso festgestellt haben, dass Sie es im Grunde gar nicht benötigen.
Tipp
Eine befreundete Pressefotografin entscheidet über den Kauf von Kamera und Zubehör so: »Erst wenn ich ein Teil drei Mal ausgeliehen habe, kaufe ich es mir«.
3.1 Kompaktblitze
3.2 Studioblitze
3.3 Lichtformer
3.4 Entfesselt Blitzen
3.5 Den Blitz befestigen
3.6 Beleuchtung lernen
Neben guten Objektiven ist die Beleuchtung der wichtigste Faktor für technisch gelungene Fotos. Zu Recht gibt es ganze Bücher über viele Arten der Beleuchtung. Ich empfehle Ihnen daher, sich einige dieser Bücher durchzulesen und nie aufzuhören, über eine gute und bessere Beleuchtung nachzudenken.
Das Thema »gutes Licht« werde ich in diesem Buch nicht hinreichend behandeln können. Trotzdem wage ich einen Überblick über die verschiedenen Ansätze und möchte auch deren Bedeutung für die Stockfotografie bewerten.
Anfänger denken oft: »Einen Blitz brauche ich nur, wenn es zu dunkel ist«. Das ist aber nur ein Teil der Wahrheit. Ein Blitz ist zum Beispiel auch sehr hilfreich, wenn draußen die Mittagssonne vom Himmel knallt und die dunklen Schatten im Gesicht eines Models aufgehellt werden sollen.
Vergessen wir nicht: Das Wort fotografieren setzt sich aus den altgriechischen Wörtern photos und graphein zusammen, was so viel bedeutet wie »Zeichnen mit Licht«. Einfach die Kamera auf etwas zu halten und abzudrücken, ist »knipsen«. Nur wer das Licht bewusst nach seinem Willen einsetzt, fotografiert.
Schauen wir der traurigen Wahrheit ins Auge: Falls Ihre Kamera einen eingebauten Blitz hat, ist dieser für die Stockfotografie kaum hilfreich. Nicht ohne Grund gibt es bei den teuren Profi-Kameras keinen eingebauten Blitz, sondern nur Anschlüsse für externe Blitzgeräte.
Damit können verschiedene Arten von Blitzen ausgelöst werden. Die einfachste Variante der aktiven Lichtquellen (nach der Sonne) sind Kompaktblitze, auch Aufsteckblitze genannt. Diese werden meist auf den Blitzschuh der Kamera gesteckt, können aber auch mittels Kabel oder anderer Auslöser gezündet werden (siehe Abschnitt »Auslöser«). Dazu zählen zum Beispiel der Canon Speedlite 430EX III und 600EX II-RT oder der SB 700 und SB 5000 von Nikon.
Schon mit einer dieser kleinen Wunderwaffen lassen sich beeindruckende Fotos zaubern. Es gibt auch Profi-Fotografen wie Joe McNally, die berühmt dafür sind, ausschließlich mit Kompaktblitzen zu arbeiten.
Ich empfehle, mindestens einen der besseren Aufsteckblitze für das eigene System zu kaufen. Auch wer später viel im Studio fotografieren will, wird spätestens draußen wieder gerne auf den kleinen, leicht transportablen Blitz zurückgreifen.
Spartipp: Wer erst mal testen will, ob ihm die Arbeit mit Systemblitzen liegt, kann statt der Originalblitze der Hersteller die deutlich günstigeren Varianten der chinesischen Firma Yongnuo nutzen, zum Beispiel den YN-560 IV (ca. 65 Euro), der ähnliche Leistungsmerkmale wie der Canon Speedlite 580EX II aufweist, oder den YN-685 (ca. 100 Euro), der dem Canon Speedlite 600EX II-RT ähnelt. Von Yongnuo gibt es auch das günstige kabellose Fernauslöser-Set RF-603 (ca. 30 Euro) für entfesseltes Blitzen.
Beispiel
Ich habe immer zwei Canon Speedlite 600EX II-RT in meiner Fototasche, von denen einer stets einsatzbereit und mit Klettverschlüssen versehen ist, um eine kleine Softbox oder anderes Zubehör anbringen zu können. Außerdem stecken einige Farbfolien in der Blitztasche, mit denen ich die Lichtfarbe des Blitzes schnell ändern kann.
Richtig kreativ kann ein Kompaktblitz dann eingesetzt werden, wenn er nicht auf dem Blitzschuh der Kamera montiert wird, sondern von seiner Fessel, dem Blitzfuß der Kamera, befreit ist.
Das nennt sich dann »entfesselt Blitzen«. Im Internet gibt es unter dem Stichwort »Strobist« ganze Webseiten, die sich nur damit beschäftigen, wie mit diesen kleinen Geräten originelle und anspruchsvolle Fotos erschaffen werden können.
Eine relativ günstige Methode für das entfesselte Blitzen ist folgender Aufbau:
Abbildung 3.1: Blitzaufbau für entfesseltes Blitzen
Canon Speedlite 430EX III (ca. 270 Euro). Nicht im Bild: die Klettverschlüsse für Teil 8. Wer noch mehr sparen will, greift zum Yongnuo-Aufsteckblitz YN-560 IV (ca. 65 Euro).
Mini-Blitzschuh mit 1/4-Zoll-Gewinde von Canon (im Lieferumfang von Teil 1 enthalten).
Zapfenadapter MA 013 von 3/8 Zoll zu 1/4 Zoll von Manfrotto (ca. 9 Euro).
Schirmneiger Lite-Tite MA 026 von Manfrotto (ca. 36 Euro). An dem Neiger und dem Funkauslöser habe ich doppelseitiges Klettband befestigt, damit der Auslöser dort hält. Zur Sicherheit befestige ich zusätzlich die Schlaufen am Mini-Blitzschuh.
Mikrofonstativ Millenium MS-2005 von Thomann (ca. 10 Euro). Der »Galgen« kann für außergewöhnliche Winkel hilfreich sein, ich habe ihn aber abgenommen.
Funkauslöser Pocket Wizard MultiMax (im Bild ist die alte Version zu sehen, die neue Version Plus III kostet im Doppelpack ca. 270 Euro). Nur die CE-Frequenz ist in Deutschland erlaubt. Die neueren Varianten MiniTT1 und FlexTT6 erlauben sogar die E-TTL- (bei Canon) oder i-TTL-Blitzsteuerung (bei Nikon). Als Spartipp kann hier der Yongnuo-Funkauslöser RF-603 (ca. 30 Euro) genannt werden.
Kabel-Klinke-PC-Buchse für Pocket Wizard zum Blitz (meist im Lieferumfang von Teil 6 enthalten).
Mini-Softbox Ezybox Micro von LastoLite (ca. 30 Euro, im Bild ist noch das alte Model »Micro Apollo« zu sehen). Anstelle der Softbox benutze ich bei Bedarf auch einen Reflektor/Diffusor-Schirm (ca. 30 Euro) oder die Softbox LastoLite Ezybox II Square Groß (ca. 90 Euro).
Wer dieses Setup in der günstigsten Variante nachbaut, kommt auf Kosten von ca. 180 Euro. Das klingt nach viel Geld, hier sind aber alle benötigten Teile inklusive und es kommt insgesamt trotzdem deutlich preiswerter als ein Studioblitz, wo Stativ, Lichtformer etc. noch fehlen.
Mittlerweile arbeite ich vor allem mit einem Lichtaufbau für das entfesselte Blitzen, der zwar etwas teurer ist, dafür aber einige Vorteile bietet:
Abbildung 3.2: Blitzaufbau für entfesseltes Blitzen de luxe
Manfrotto-Mini-Compact-Stativ AC 1051 (ca. 70 Euro). Der Vorteil dieses Stativs ist, dass es zusammengeklappt sehr klein ist und trotzdem auf eine Höhe von bis über 2 Meter ausgefahren werden kann. Mehrere Stative der gleichen Art können für den Transport platzsparend zusammengehakt werden.
Schirmneiger Lite-Tite MA 026 von Manfrotto (ca. 36 Euro). Beim diesem Schirmneiger ist der ebenfalls benötigte Zapfenadapter im oben genannten Preis enthalten, bei einigen billigeren Angeboten muss er extra gekauft werden.
Funkauslöser FlexTT5 und MiniTT1 (nicht im Bild, kommt auf die Kamera) von Pocketwizard (zusammen ca. 420 Euro). Gegenüber vielen anderen Auslösern haben diese den Vorteil, dass sie die E-TTL-Blitzsteuerung von Canon bzw. die i-TTL-Steuerung von Nikon unterstützen und garantiert zuverlässig auslösen.
Canon Speedlite 600EX III (ca. 545 Euro). Günstigere Blitze funktionieren ebenfalls, ich nehme jedoch gerne den 600EX, da er mehr Leistung hat als zum Beispiel der 430EX.
LastoLite Ezybox Medium (ca. 110 Euro). Eine solche faltbare Softbox gibt es von verschiedenen Herstellern und in unterschiedlichen Größen. LastoLite ist eine der teureren Firmen, dafür lassen sich deren Softboxen sehr schnell und einfach falten. Der Vorteil der Medium-Variante (im Gegensatz zu 38 x 38 cm) ist, dass das Licht weicher wird, was gerade für Stockfotos oft erwünscht ist.
Zusammen kostet der komplette Aufbau ca. 1.180 Euro, was deutlich mehr als die 200 Euro des ersten Aufbaus sind. Für den Preis würde man fast auch eine transportable Studioblitzanlage bekommen. Dafür ist diese Variante leichter, kompakter und damit einfacher zu transportieren und beim Fotografieren selbst bequemer, weil man keine manuelle Blitzleistung einstellen muss und das meiste über die E-TTL-Automatik geregelt werden kann.
So praktisch Kompaktblitze auch sind: Ihre Leistung ist begrenzt und das ständige Jonglieren mit frischen und verbrauchten Batterien stört bald. Dafür gibt es Studioblitze, große Geräte, die man entweder direkt an die Steckdose anschließt oder man verbindet mehrere Blitze mit einem Blitzgenerator, der wiederum an der Steckdose hängt.
Am üblichsten sind Studioblitze mit Lichtstärken von 250, 500, 750 oder 1.000 Watt. Zusätzlich haben die meisten Studioblitze eine Halogenlampe als Einstelllicht, mit dessen Hilfe man schon vor dem Fotografieren sehen kann, wie das Licht ungefähr wirkt. Bei Profis beliebte Firmen sind ProFoto, Elinchrom oder Hensel und leider dementsprechend teuer.
Für den Außeneinsatz gibt es auch teure und meist schwere Batterie-Packs, mit denen Studioblitze ohne Steckdose betrieben werden können.
Die meisten Stockfotografen arbeiten am liebsten mit Studioblitzen, da sie die besten Kontrollmöglichkeiten und die größte Auswahl an Zubehör bieten.
Lichtformer sind Zubehörteile, die dafür sorgen, dass sich die Charakteristik des Blitzlichts ändert. Entweder wird es gestreut, ausgerichtet, umgeleitet oder gefärbt. Sowohl für Kompaktblitze als auch für Studioblitze gibt es Lichtformer, wobei die Auswahl für Studioblitze erheblich größer ist.
Häufig genutzt werden Softboxen, die das Licht streuen und dadurch weicher machen. Je größer die Softbox ist und je näher sie am Motiv steht, desto weicher wird das Licht. Ab einer gewissen Größe kann damit ein Gesicht völlig schattenfrei ausgeleuchtet werden, was zum einen dem Model schmeichelt und zum anderen bei Werbekunden sehr beliebt ist.
Octoboxen sind eine Sonderform von Softboxen, die nicht quadratisch oder rechteckig sind, sondern achteckig – daher das »octo« im Namen. Der Vorteil einer Octobox ist, dass sie im Auge des Models keine quadratische Reflexion erzeugt, sondern eine runde, die für den Betrachter natürlicher wirkt, denn auch die Naturlichtquelle Sonne erzeugt eine runde und keine eckige Reflexion in den Augen.
Beispiel
Ich nutze im Studio am liebsten einen 500-W-Blitz mit einer 150-cm-Octobox, da dieses schattenfreie Licht in der Werbung sehr beliebt ist.
Eine günstigere Möglichkeit, Licht weicher zu machen, sind Reflektorschirme. Diese Schirme ähneln Regenschirmen, sind aber meist etwas kleiner. Gute Modelle haben eine weiße Bespannung, die das Licht durchlässt und damit ähnlich wie eine Softbox wirkt, sowie einen silbernen Überzug, der das Licht reflektiert und in die andere Richtung wirft.
Um das Licht gerichteter zu werfen, gibt es sogenannte Spotlights, die wie Trichter aussehen und den Effekt eines Profilscheinwerfers erzielen: einen punktgenauen Lichtstrahl zu platzieren.
Scheunentore werden schwarze Abschirmklappen genannt, die auf allen vier Seiten eines Blitzes angebracht werden können und damit eine etwas gröbere Bestimmung zulassen, in welche Richtungen das Licht nicht fallen soll.
Während fast jeder Blitzhersteller für Studioblitze auch die entsprechenden Lichtformer im Angebot hat, ist die Auswahl bei den Aufsteckblitzen geringer.
Eine sehr universelle Lösung ist das flash2softbox-System von Cyrill Harnischmacher. Das ist ein Aufsatz mit Stativ oder Handgriff für den Kompaktblitz, auf dem alle der oben genannten Lichtformer befestigt werden können.
Tipp
Eine gute Übersicht über die Wirkungen verschiedener Lichtformer gibt es hier: http://www.b-k-fotografie.de/lichtstudie
Auch von der Firma Lastolite (www.lastolite.com) gibt es verschiedene Softboxen zum Zusammenfalten, die mit Kompaktblitzen kompatibel sind. Da die kleineren Varianten einfach mit Klettverschluss an den Blitz befestigt werden können und gefaltet keinen Platz wegnehmen, ist eine dieser Mini-Softboxen immer in meiner Fototasche.
Totgeblitzt – so heißt der berüchtigte Effekt, wenn der Blitz auf der Kamera mit voller Leistung jegliche feinen Schattendetails im Motiv verschwinden lässt. Sieht nicht gut aus. Abhilfe schafft da unter anderem das »entfesselte Blitzen«.
Es gibt auch andere Gründe, »entfesselt« zu blitzen. Wer schon mal im Studio fotografiert hat, weiß, wie bequem und hilfreich es für die Lichtstimmung sein kann, die Lichtquellen dorthin zu verschieben, wo der Fotograf sie haben möchte. Genau das ist beim entfesselten Blitzen möglich.
Entfesselt Blitzen bedeutet, den Blitz von seiner Fessel, der Kamera, zu befreien. Dazu stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung.
Es gibt Verlängerungskabel, die auf der einen Seite auf den Blitzschuh der Kamera gesteckt werden und auf der anderen an die Buchse des Blitzes. Es gibt auch Kameras, bei denen das Kabel statt auf den Blitzschuh an eine Blitzbuchse gesteckt werden kann. In beiden Fällen muss darauf geachtet werden, dass die Halterungen sowohl beim Blitzschuh als auch beim Blitz passen.
Der Vorteil dieser Methode ist, dass diese Kabel im Vergleich zu den anderen Methoden wenig kosten. Der Nachteil ist, dass die Reichweite der Kabel naturgemäß begrenzt ist.
Unter Profis ist dies die meistgenutzte Art, entfesselt zu blitzen, da sie die größte Flexibilität erlaubt. Dafür wird ein Funksender auf den Blitzschuh der Kamera gesteckt und ein Funksender am Blitz befestigt. Ein sehr zuverlässiges, aber teures System sind Pocket Wizards (www.pocketwizard.com), billigere Varianten, wie z.B. Yongnuo oder Cactus Trigger, gibt es unter dem Stichwort Funkauslöser bei E-Bay oder direkt vom Hersteller (www.cactus-image.com).
Der Vorteil dieser Methode ist, dass je nach Funkauslöser auch komplexe Lichtaufbauten in großer Entfernung realisiert werden können. Nachteile sind der hohe Preis und bei einigen Funkauslösern die Tatsache, dass der Blitzschuh blockiert wird und so von vorne kein Aufhellblitz genutzt werden kann. Die neueren Funkauslöser haben aber meist einen eigenen Blitzschuh, um genau das zu kompensieren.
Von Canon gibt es z.B. die Möglichkeit, mit dem Speedlite Transmitter ST-E3 die Canon-Speedlite-Blitze via Infrarot auszulösen. Bei Nikon wäre das der Nikon SU-800. Das funktioniert ähnlich wie bei den Funkauslösern. Der Nachteil ist, dass auch dieser Auslöser relativ teuer ist, ebenfalls den Blitzschuh blockiert und die Entfernung nicht so weit reicht wie bei Funkauslösern. Der Vorteil ist, dass das E-TTL-Messsystem der Blitze mitgenutzt werden kann.
Viele Blitze (leider nicht die von Canon) haben eingebaute Fotozellen, welche den Blitz automatisch dann auslösen, wenn ein starker Lichtreiz wahrgenommen wird. Das ist in der Regel der Hauptblitz, kann manchmal aber auch die Sonne sein, wenn sie hinter Wolken hervorkommt.
Der Vorteil beim Auslösen mit Fotozellen ist, dass dies relativ günstig ist. Der Nachteil besteht darin, dass so immer ein zusätzlicher Hauptblitz auf der Kamera benötigt wird.
