Hunde würden länger leben, wenn ... - Jutta Ziegler - E-Book

Hunde würden länger leben, wenn ... E-Book

Jutta Ziegler

4,8

Beschreibung

Ca. 8,2 Millionen Katzen und 5,4 Millionen Hunde leben derzeit in deutschen Haushalten. Nahezu all diese Vierbeiner werden regelmäßig mit sinnlosen Impfungen, chemischen Medikamentenkeulen und abstrusen Diätfuttermitteln traktiert und so regelrecht krank therapiert. Dieses Enthüllungsbuch zeigt die Missstände in unseren Tierarztpraxen und deckt die Verflechtungen zwischen Tierarzt- Geschäft und der Futtermittelindustrie auf. Die Tierärztin Jutta Ziegler informiert anhand von praktischen Fallbeispielen, wie unsere Hunde und Katzen eben nicht behandelt und ernährt werden sollten. Der verantwortungsbewusste Tierbesitzer erhält in diesem Buch Tipps und Ratschläge, wie er sein Tier und sich selbst vor korrupten und gewissenlosen Tierärzten schützen kann, die die Gesundheit der ihnen anvertrauten Tiere zugunsten ihrer eigenen Brieftasche in verantwortungsloser Weise aufs Spiel setzen. Dieses Buch sollte für jeden Tierhalter, dem das Wohl seines Tieres am Herzen liegt, Pflichtlektüre sein!

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen:[email protected]

1. aktualisierte Auflage 2019

© 2011 by mvg Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH Nymphenburger Straße 86 D-80636 München Tel.: 089 651285-0 Fax: 089 652096

© 2011 der Originalausgabe Jutta Ziegler

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Lektorat: Katja C. Schmidt

Umschlaggestaltung: Pamela Machleidt

Umschlagabbildung: istockphoto.com, shutterstock.com

Innenillustrationen: André Seidel

ISBN Print: 978-3-86882-234-2 ISBN E-Book (PDF): 978-3-86415-182-8 ISBN E-Book (EPUB, Mobi): 978-3-86415-233-7

Weitere Infos zum Thema finden Sie unter

www.mvg-verlag.de

Beachten Sie auch unsere anderen Verlage unter www.m-vg.de

INHALT

Zum Geleit

Vorwort

Kapitel 1

Kater Felix kann nicht mehr urinieren:

Die Folgen der Ernährung mit industriellem Fertigfutter

Kapitel 2

Labrador Paule kratzt sich blutig:

Warum Allergie-Diäten nur kurzfristig oder gar nicht helfen

Kapitel 3

Die unendliche Geschichte von Schäferhund Pomuc und seinen kaputten Gelenken:

Die drastischen Folgen von Überzüchtung und falscher Fütterung

Kapitel 4

Sozusagen zu Tode geimpft – Warum Katze Benita sterben musste:

Über den Sinn und Unsinn jährlicher Impfungen

Kapitel 5

Warum Dobermann-Hündin Sandrina die Wohnungseinrichtung zerstört:

»Glückspillen« und Psychopharmaka für Hunde und Katzen

Kapitel 6

Vom Tierarzt beinahe vergiftet – der Leidensweg eines kleinen Kätzchens:

Der unkontrollierte Einsatz von Antibiotika, Kortison und das Bombardement mit Wurmmitteln uvm.

Kapitel 7

Senta - das wandelnde Fass auf vier Pfoten:

Über die Fragwürdigkeit von Reduktionsdiäten und Diabetiker-Futtermitteln

Kapitel 8

Die traurige Geschichte des fünfjährigen Labradorrüden Max:

Hunde und Katzen als Opfer falsch angewandter Gerätemedizin

Kapitel 9

Die schlimmsten und hartnäckigsten Gerüchte rund um die biologisch artgerechte Rohfütterung:

Wie Tierärzte – bewusst oder aus Unwissenheit – falsch informieren, um Fertigfutter aufzuwerten und zu verkaufen

Kapitel 10

Wie Sie Ihren Hund oder Ihre Katze vor unnötigen Eingriffen und falschen Behandlungen schützen können:

Lösungen zum Wohl Ihrer Tiere

Literaturverzeichnis

ZUM GELEIT

Die Human- und die Veterinärmedizin sind bei uns gut ausgebaut, aber wer behandelt eigentlich den inneren Schweinehund?

Gerhard Kocher (*1939), schweizer. Gesundheitsökonom, Quelle: Buch: Vorsicht, Medizin!

Das vorliegende Buch der Tierärztin Dr. med. vet. Jutta Ziegler, die seit vielen Jahren in Hallein bei Salzburg in eigener Praxis niedergelassen ist, spricht eine deutliche Sprache, die so manchem ihrer Kolleginnen und Kollegen und vielleicht auch manchem Tierbesitzer nicht gefallen wird. Denn auf den folgenden Seiten werden Sie nicht, wie sonst in vielen Tierratgebern üblich, die immer gleichen Ursache- und Auswirkungsprinzipien der Erkrankungen unserer vierbeinigen Freunde und deren Therapie finden, sondern auch mit vermeintlich unkonventionellen Thesen konfrontiert. Dass diese so unkonventionell gar nicht sind, sondern lediglich dem herrschenden Lehrgebäude der Veterinärmedizin im Allgemeinen bzw. in Teilen widersprechen, sollte man beim Lesen gedanklich berücksichtigen. Denn ebenso wie in der Humanmedizin gilt auch in der Veterinärmedizin meist, dass Behandlungsmethoden und Vorschriften (z. B. beim Entwurmen oder beim Impfen) jenen Leitsätzen folgen, die von den stärksten Vertretern der Zunft angelegt wurden, seien dies nun die Hersteller bestimmter Arzneimittel oder meinungsgebende Professoren, die ihre Lehrstühle sicher nicht aufgrund von Widerworten oder nachforschenden Alleingängen erhalten haben.

Als langjährige Halterin zahlreicher Tiere (Hunde und Katzen) haben meine Familie und ich viele Tierarztpraxen in Deutschland, Frankreich, Belgien, Spanien und Österreich kennengelernt. So wissen wir, wie sicherlich auch Sie, werte Leserin und werter Leser: Den »Halbgott in Weiß« gibt es nicht. Ebenso wie auf jedem anderen beruflichen Gebiet gibt es in der Medizin, ergo auch in der Veterinärmedizin, unterschiedlichste Charaktere – hilfsbereite, von ihrer Mission beseelte, kenntnisreiche und eigenständig denkende Personen, aber auch zwischen ihren Aufgaben in langen Jahren zerriebene, maximal wirtschaftlich orientierte, kalt oder auch bequem gewordene Menschen.

Die eine oder andere Erfahrung, die ich gemacht habe, kennen Sie sicherlich auch:

Es ist Wochenende, Sie haben ein verletztes oder plötzlich akut schwer erkranktes Tier zu Hause und versuchen, einen Notarzt oder eine diensthabende Klinik zu erreichen. Und siehe da: Es funktioniert! Der tierärztliche Notdienst ist in der Leitung. Doch bevor Sie, vermutlich erregt und in Panik, überhaupt sagen können, was Grund Ihres Anrufes ist, wird Ihnen mitgeteilt, dass eine Aktivität des Tierarztes aufgrund »Nacht- und Wochenend-Zuschlages« so und so viel Euro kostet und Sie diese bitte in bar bereithalten mögen. Sonst kommt nämlich niemand. P.S.: Bankomat- und Kreditkarten werden leider nicht akzeptiert.

Ein anderes Beispiel: Im Februar 2005 – damals kannte ich Dr. med. vet. Jutta Ziegler leider noch nicht – gab es bei einigen unserer Katzen einen Ausbruch an Leukose – Feline Leukämievirusinfektion (FeLV – Katzenleukose). Dies ist eine tatsächlich häufig tödlich endende Krankheit: Doch häufig bedeutet noch nicht, dass sie stets tödlich verläuft. Ich rief also einen mir bekannten Veterinärmediziner mit einer erstaunlich langen Titelflut vor seinem Namen an, mit der Bitte um Hilfe und Rat. Dieser Rat kam auch kurz und bündig: »Geh’ns, mach’ns net lang rum, schläfern’s die Viecherl ein.« Ich habe seinen Rat nicht befolgt und von jenen, die damals betroffen waren, lebte bis 2011 noch jede Katze! Dass dies so ist, verdanken wir übrigens Dr. Jutta Ziegler.

Und schließlich noch ein Erlebnis, das ich mein Leben lang nicht vergessen werde: Bei einem Besuch in Frankfurt am Main 2001 konnte meine Berner Sennenhündin »Tiny«, damals sieben Jahre alt, plötzlich nicht mehr laufen und schrie bei jeder Bewegung. Logische Diagnose: Cauda equina Syndrom (CES), also Hexenschuss. Ich suchte daraufhin sofort die nächste Tierarztpraxis auf, die ich finden konnte, und Tiny’s akute Schmerzen wurden mit Spritzen von einem sehr netten und kompetenten Tierarzt gemildert. Ich bezahlte und verließ mit meinem Hund die Praxis durch das Wartezimmer. Dort saß zusammengesunken ein älterer Herr mit Tränen in den Augen, mit einer Hand seine Katze in der Transportbox streichelnd. Ich fragte ihn natürlich, was denn los sei. Darauf erklärte er mir, dass seine Katze an Niereninsuffizienz im späten Stadium leide (eine leider weit verbreitete Erkrankung bzw. Disposition bei Katzen, die weitgehend vermieden werden könnte, wie Sie im Buch von Dr. med. vet. Jutta Ziegler lesen werden). Das allein war schon schlimm genug und es brauchte wenig Empathie, um zu sehen, wie sehr der Mann an seiner Katze hing. Schlimmer war jedoch, weshalb er dem Weinen nahe war: Der meinen Hund Tiny so freundlich und kompetent behandelnde Tierarzt hatte ihm zuvor die Tür gewiesen mit den Worten: »Wenn Sie die Medikamente nicht bar bezahlen können, kann ich Ihnen leider nicht helfen!« Natürlich wurde dem verzweifelten Mann dann durch meine finanzielle Unterstützung kurzfristig geholfen – aber wie es mit seiner Katze weiterging, weiß ich nicht.

Selbstverständlich muss jeder Veterinärmediziner, ebenso wie der Humanmediziner, der Heilpraktiker, der Therapeut oder Sie selbst auch arbeiten und Geld verdienen. Wir alle müssen unsere Rechnungen bezahlen und viele von uns bewegen sich dabei oft am Rande des Möglichen. Und mancher von Ihnen kennt vielleicht auch die undurchdachten Äußerungen Dritter: »Tja, dann kannst du dir deinen Hund oder deine Katze halt nicht mehr leisten.« Aber das ist ein anderes Thema, das den Rahmen meines Geleits endgültig sprengen würde.

Jedenfalls hatte und habe ich das Glück, seit 2007 mitsamt meinen Katzen und Hunden bei Dr. med. vet. Jutta Ziegler wahrhaft »angekommen« zu sein. Dr. Ziegler betreibt meiner Kenntnis nach das, was man in der Humanmedizin als »Erweiterte Medizin« bezeichnet. Dies bedeutet, dass sie naturheilkundliche und sogenannte komplementärmedizinische Behandlungen und Verfahren zunächst bevorzugt, weil die Neben- und Nachwirkungen auf den tierischen Organismus weit geringer sind als die Gabe allopathischer Medikamente, und invasive Eingriffe wie Operationen oft vermieden werden können. Das ist für die Tierärztin, wirtschaftlich betrachtet, gar nicht gut. Denn mit OPs und langwierigen medikamentösen Verfahren lässt sich natürlich gutes Geld verdienen – mit ständigen und gleichwohl wissenschaftlich unbegründeten Impfungen sowieso. Doch tut es unseren Tieren gut? Meist nein! Deshalb: Erst wenn die Schulmedizin, die selbstverständlich auch ihre Berechtigung hat, wirklich notwendig wird, greift Dr. Ziegler darauf zurück.

Doch ebenso wichtig wie ihre Diagnose-, Behandlungs- und Therapiekonzepte ist, dass Dr. Ziegler tatsächlich »Tierärztin« ist: Sie musste zwar keinen hippokratischen Eid schwören wie die Humanmediziner (die diesen Eid augenscheinlich mitunter brechen bzw. sich selbst vom herrschenden System brechen lassen); aber sie hält sich an diesen unbesiegelten Kodex. Dies eben auch insofern, dass sie nicht müde wird, zu lernen, zu forschen und zu entdecken – und dies unabhängig vom bequemen und teils Jahrzehnte veralteten Wissen, das nach wie vor an den Universitäten gelehrt wird.

Dr. med. vet. Jutta Ziegler hat im Laufe ihrer langjährigen Praxis erkannt, dass vor allem die falsche Ernährung mit industriellem, minderwertigem, gleichzeitig aber als Premium-Nahrung beworbenem Tierfutter Grundlage für zahlreiche Erkrankungen ist. Die dramatisch angestiegenen Zahlen der Krebserkrankungen von Hund und Katze zeigen dies analog zur immer vielfältiger werdenden Auswahl an minderwertigem Tierfutter in Supermärkten, Online-Shops und sogenannten Fachgeschäften. Dass selbst Kolleginnen und Kollegen, die es besser wissen bzw. wissen müssten, sich vor den Karren der Industriegiganten spannen lassen und dieses Futter in ihren Praxen verkaufen, lässt Frau Dr. Ziegler nur mit dem Kopf schütteln und staunen.

Doch es bleibt nicht beim Staunen. Um zumindest ihren Klienten und deren Vierbeinern gesundes Hunde- und Katzenfutter anbieten zu können, arbeitet Frau Dr. Ziegler seit Jahren mit einem der besten Tierfutterhersteller in Deutschland zusammen, der ausschließlich kaltgepresstes Futter für Hunde herstellt.

Eine spezielle Katzenfutterlinie soll auf den Markt kommen. Zahlreiche Naturprodukte (Nahrungsergänzungsmittel, biologische Wurmkuren, Kräuter, kolloidales Silber uvm.) runden das Angebot ab.

Mit dem vorliegenden Buch möchte Jutta Ziegler nun auch jene verantwortungsvollen Hunde- und Katzenhalter erreichen, die nicht zur Klientel ihrer Praxis gehören und ihnen jene Kenntnisse und Informationen vermitteln, dank derer viele meiner eigenen Tiere schon dem Tod »von der Schippe« gesprungen sind bzw. ein qualitativ besseres Leben genießen können.

Vielleicht finden Sie ja auch in Ihrer Stadt oder Ihrer Gegend eine Frau Dr. Ziegler – denn natürlich gibt es weitere Vertreter der veterinärmedizinischen Zunft, die nach ähnlichen Prinzipien arbeiten. Ansonsten schlage ich vor, dieses Buch Ihrem eigenen Tierarzt zu geben. Mag sein, dass er es wütend in die Ecke wirft. Vielleicht aber ist er offen genug für neue bzw. im Arbeitsalltag verschüttet gegangene Kenntnisse und lässt sich selbst davon inspirieren …!

Katja C. Schmidt,

Adnet bei Salzburg, im Januar 2011

VORWORT

Warum habe ich dieses Buch geschrieben? Warum lasse ich nicht einfach alles so, wie es ist? Wir Tierärzte verdienen gutes Geld mit unseren Patienten, und den Patientenbesitzern ist es in den wenigsten Fällen bewusst, in welches »Hamsterrad« sie durch ihre Besuche bei uns hineingetrieben werden. Viele Hunde- und Katzenbesitzer sind sogar noch dankbar für die vermeintlich aufopfernden Bemühungen vonseiten ihrer behandelnden Tierärzte.

Keinesfalls möchte ich die dennoch vorhandenen Idealisten unter den Tierärzten – ja, es gibt sie tatsächlich – angreifen. Aber ich greife jene Kolleginnen und Kollegen an, die die Tierliebe ihrer Klienten skrupellos ausnutzen und ihnen mit übelster Angstmacherei mitspielen, um dann mit den Tieren alles nur Erdenkliche anzustellen, und sei es noch so verkehrt oder überflüssig. Nicht Behandlungsfehler, die natürlich immer wieder geschehen können (Tierärzte sind auch nur Menschen), sollen hier angeprangert werden. Vielmehr möchte ich die Missstände aufdecken, die durch Ignoranz, Unwissenheit und willentliches (!) Abzockertum tagtäglich tausendfach in den Tierarztpraxen geschehen.

Ähnlich wie in der Humanmedizin wird mit der Angst, der Unkenntnis und dem schlechten Gewissen des Tierhalters gearbeitet (»Wenn Sie dies und das nicht tun, kann dies und jenes passieren« bzw. »Warum haben Sie nicht dies oder das getan?«). In der Folge dienen diese fast drohenden Argumentationen dazu, unnötige Behandlungen, Impfungen und Medikationen durchzudrücken. Viele Haustiere werden durch diese Vorgehensweise geradezu systematisch erst zu Patienten gemacht, indem Krankheitsbilder erweitert oder so lange umgedeutet werden, bis aus einem eigentlich gesunden Hund oder einer gesunden Katze ein krankes, zumindest aber ein behandlungsbedürftiges Tier wird. Und der Tierhalter, verängstigt und verunsichert, glaubt natürlich, was der »Halbgott in Weiß« zu verkünden hat.

Tierärzte kann man grundsätzlich in drei Gruppen einteilen:

Die erste Gruppe ist zynisch und korrupt und weiß ganz genau, wie sie den Tierbesitzern das Geld aus der Tasche ziehen kann. Dabei sind sie sich sehr wohl der fragwürdigen Moral ihres Handelns bewusst. Getrieben von finanziellen Engpässen und Zwängen oder auch aus bloßer Gier handeln sie unabhängig vom Wohl ihrer tierischen Patienten nach dem Grundsatz: Monetik statt Ethik.

Die zweite Gruppe der Tierärzte denkt über Berufsethik nicht sehr viel nach, sondern handelt einfach so, wie sie es einst gelernt hat oder so, wie es »die anderen« eben auch machen. Sie kopiert kritiklos »Altbewährtes«, lässt sich schlichtweg treiben und schwimmt mit Scheuklappen vor den Augen einfach in der Masse mit. Diese zweite Gruppe ist es vor allem, die bedenkenlos und ohne zu hinterfragen Empfehlungen der Futtermittelindustrie und der Pharmakonzerne übernimmt. Der Zwiespältigkeit ihres Handelns ist sie sich nicht bewusst. Einerseits agieren die Veterinärmediziner dieser Gruppe schon in der guten Absicht, ihren Patienten zu helfen. Doch andererseits fehlt das Hinterfragen der Ursachen immer häufiger auftretender chronischer Erkrankungen völlig. Zwar werden Fortbildungen fleißig besucht und das ist auch gut so, aber das Erkennen des großen Ganzen sowie der gesunde Menschenverstand treten vollkommen in den Hintergrund. Und welcher Tierarzt traut sich schon, dem Tierbesitzer zu sagen, dass beispielsweise sein Hund »pumperlgesund« ist und er wieder heimgehen kann? Die Angst, den Klienten mit solchen Aussagen – und entsprechen sie noch so sehr der Wahrheit – zu verlieren und damit einem Kollegen in die Arme zu treiben, ist sehr groß. So werden stattdessen Bagatellen hochgespielt und die vierbeinigen Patienten mit unnötigen Untersuchungen und Medikationen traktiert. Doch die Prävention von Krankheiten wird völlig außer Acht gelassen. Krankheiten werden einfach, egal, in welcher Häufigkeit sie auftreten, als gottgegeben hingenommen und dann meist so therapiert, dass Folgeerkrankungen regelrecht vorprogrammiert sind. Fallbeispiele hierzu ziehen sich wie ein roter Faden durch dieses Buch.

Die dritte Gruppe der Tierärzte ist leider NOCH sehr klein, aber sie wächst zumindest zusehends. Ebenso wie bei den Humanmedizinern gibt es mittlerweile auch immer mehr Veterinärmediziner, die sich nicht einfach von der Industrie kaufen lassen, die sich sehr wohl überlegen, WAS wirklich das beste für ihre Patienten ist, und die ihre finanziellen Interessen nicht über das Wohl der Gesundheit der ihnen anvertrauten Vierbeiner stellen. Diese Tierärzte arbeiten UNABHÄNGIG von der Futtermittel- und der Pharmaindustrie und sind nur ihrem eigenen Gewissen verpflichtet.

Wirtschaftlich betrachtet sollte man meinen, dass die Vertreter der ersten genannten Gruppe zu den Besserverdienenden gehören. Dies ist im Ganzen betrachtet sicherlich auch der Fall, aber es gibt auch eine immer größer werdende Anzahl von Praxen, die ganzheitlich und ethisch zugunsten der Tiere arbeiten – und trotzdem gut verdienen. Natürlich müssen wir Tierärzte, ebenso wie die Humanmediziner, von unserer Arbeit leben (dürfen). Deshalb ist es, wie in jedem anderen Beruf auch, nur richtig, dass die tüchtigen und fleißigen Ärzte mehr verdienen – aber bitte nicht auf Kosten der Gesundheit der uns anvertrauten tierischen Patienten! Positiv ist schließlich, dass die Zahl der kritischen und auch dank des Internets vorgebildeten Hunde- und Katzenbesitzer immer größer wird. Dank dieser steigenden Klientenzahl wird auch die Zahl der ganzheitlich arbeitenden Praxen in Zukunft immer mehr zunehmen.

Dieses Buch soll Ihnen, liebe Leserin und lieber Leser, dabei helfen, verschriebene Diäten und Medikamente sowie fragwürdige Diagnoseverfahren und Behandlungsmethoden zu hinterfragen, um so frühzeitig zu erkennen, welchem Vertreter der vorgenannten Tierarztgruppen Sie gegenüberstehen.

Doch zurück zu meiner eingangs gestellten Frage: Weshalb habe ich dieses Buch geschrieben? Seit über vierzig Jahren führe ich nun in selbstständiger Tätigkeit eine reine Kleintierpraxis. Gerade in den letzten Jahren ist mir immer mehr bewusst geworden, wie wir Tierärzte durch falsche Informationen, die vor allem die Ernährung unserer Hunde und Katzen, das viel zu häufige Impfen, die übermäßige Verwendung von Antibiotika und zu vieler chemischer Medikamente generell betreffen, unsere Patienten geradezu in chronische Erkrankungen hineintreiben. Die Zunahme von Diabetes, Epilepsie, Bauchspeicheldrüsenentzündungen, Leber- und Nierenerkrankungen, Allergien uvm. sind von uns Tierärzten größtenteils hausgemacht! Natürlich spielen auch Überzüchtungen vieler Hunde- und Katzenrassen eine nicht unerhebliche Rolle. Diese verursachen chronische Gebrechen und Krankheitsvorkommen, die vor dreißig Jahren noch gar nicht oder nur in Ausnahmefällen auftraten.

Auch dies sollte uns Tierärzten zu denken geben. Den Kritikern, die jetzt laut rufen, unsere Hunde und Katzen würden doch aufgrund immer neuer und aufwendigerer Behandlungsmethoden und angeblich auf jede Krankheit abgestimmter Diätfuttermittel immer älter, möchte ich entgegenhalten, dass dies so nicht stimmt. Es gibt sie zwar noch, die großwüchsigen Hunde, die vereinzelt 15 Jahre und älter werden; aber solche Lebensalter erreichen sie immer seltener und wenn, dann nur als chronisch Kranke. Wurden unsere Hunde und Katzen früher, also vor zwanzig oder dreißig Jahren, krank, hatten sie meist schon ein hohes Alter erreicht und starben dann auch bald. Heute erhalten unsere Haustiere viele, meist unnötige Medikamente, um überhaupt ein Alter von 12 oder mehr Jahren zu erleben. Und wie viele arme Hunde und Katzen unter Dauermedikation dahinsiechen, lässt sich kaum in Zahlen fassen.

So gibt es bei unseren Haustieren eine auffällige Parallele zu uns Menschen. Wir selbst werden auch immer älter, das zeigen die Statistiken. Aber auch dies geschieht nur durch Einbußen der Lebensqualität und auch wir enden immer früher als chronisch Kranke. Ebenso wie bei unseren Tieren – wie sollte es auch anders sein? – nehmen chronische Erkrankungen aufgrund schlechter, industriell gepanschter Lebensmittel, falschem Lebensstil, Vergiftungen durch Medikamente und Umweltbelastungen etc. zu. Zwar werden immer mehr Stimmen laut, den Umständen doch entgegen zu wirken. Doch unser Gesundheitssystem ist am Zusammenbrechen, denn keiner kann und will für die stetig steigenden Mehrkosten aufkommen. Es wird gerade bzgl. der Aufklärung und der Vorsorge viel zu wenig getan, und solange es Ärzte gibt, die ewig so weiterarbeiten wie bisher, ist auch keine grundlegende Änderung in Sicht. Denn wenn der Vorsorge kein Raum gegeben wird, kann sich nichts zum Guten ändern. Ebenso verhält es sich bei den Tierärzten und ihren vierbeinigen Patienten. Solange hier kein Bewusstseins- und kein Paradigmenwechsel stattfinden, bleibt alles beim Alten. Wir werden uns also erst einmal weiterhin mit immer dickeren und kränkeren Kindern und Erwachsenen befassen müssen und ebenso mit immer dickeren und kränkeren Hunden und Katzen.

Wir Tierärzte haben keine Krankenkassen im Hintergrund. Dies ist einerseits auch gut so, doch andererseits würden solche Kassen, wenn es sie denn gäbe, sicherlich viele unnötige Untersuchungen, Verschreibungen und Behandlungen oder gar »Diätfutter« gar nicht erst bezahlen. Und wer sollte auch entscheiden, was nötig ist und was nicht? »Tierarzt« ist ein freier Beruf und sollte es auch bleiben. Aber nochmals: circa 80–85% der derzeit etwa 5,5 Millionen Hunde in Deutschland leiden mehr oder weniger chronisch an Fettsucht, Leberschäden, Stoffwechselerkrankungen, vielfältigen Magen-Darm-Beschwerden, der Schwächung des Immunsystems, Allergien, Krebserkrankungen, Infektionen und unterschiedlichsten Erkrankungen des Skelettsystems. Krebserkrankungen führen übrigens die Statistik der Sterblichkeitsrate mittlerweile deutlich an.

Wir Tierärzte sollten also unsere wertvolle therapeutische Freiheit nutzen und den direkten und offenen Kontakt mit dem Patientenbesitzer pflegen, um schon im Vorfeld durch Aufklärung und Prävention tätig zu werden und die oben genannten Erkrankungen weitestgehend zu vermeiden. Leider spielt sich der tierärztliche Alltag aber meist ganz anders ab. Unsere Klientel wird aufgrund tierärztlicher Unkenntnis und Ignoranz, vor allem aber aus pekuniärem Interesse heraus mit sinnlosen Maßnahmen aller Art gequält und geschunden, die das Abrutschen in chronische Krankheiten nur fördern.

Dieses Buch soll Sie, liebe Leserin und lieber Leser, wachrütteln!!! Dieses Buch soll Kolleginnen und Kollegen sowie Patientenbesitzerinnen und Patientenbesitzer gleichermaßen auf die vielen Irrtümer und Missstände in den Praxen aufmerksam machen.

Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass der Großteil der Kollegenschaft mit meinen Kenntnissen und Überzeugungen nicht konform geht, aus Angst auch, dass wertvolle Pfründe verloren gehen könnten. Mir wird man Inkompetenz, Nestbeschmutzung und was weiß ich noch vorwerfen! Aber die steigenden Zahlen der chronisch kranken Hunde und Katzen, die analog zu den steigenden Mengen an verabreichten Antibiotika, Entwurmungsmitteln etc. auftreten, geben mir recht, dass in unserem System einiges schiefläuft. Dagegen gibt es KEINE Argumente. Dies sind Tatsachen.

Dass ich die vorab genannte erste Gruppe der zynisch-korrupten Tierärzte weder beeinflussen noch überzeugen kann, ist mir übrigens vollkommen klar. Doch die zweite Gruppe, die »Mitläufer«-Tierärzte, ist sicherlich noch offen für einige kritische Aspekte und Denkanstöße. Die dritte Gruppe denkt und arbeitet schon jetzt wie ich. Diese Kolleginnen und Kollegen werden in diesem Buch vieles finden, was sie bis dato vielleicht nur geahnt oder befürchtet hatten, und vieles von dem bestätigt bekommen, was sie ohnehin schon wissen.

Schließlich möchte ich Ihnen ein Beispiel von nicht zu überbietendem Zynismus eines Vertreters aus der Kollegenschaft geben, das mir selbst widerfahren ist:

Im Jahr 2010 traf ich einen Kollegen aus Tirol, der einer der eifrigsten Befürworter verschiedener Diätfuttermittel ist – und diese natürlich auch in großem Stil selbst vertreibt. Auf meine Frage hin, ob ihm denn bewusst sei, was er seinen Patienten mit der Verschreibung dieser Produkte antue, kam folgende Antwort: »Ja, natürlich weiß ich das, aber so schaffe ich mir immer mehr Patienten. Davon lebe ich und zwar sehr gut«! Was soll man da noch erwidern?

Dass solche »Kollegen« gar kein Interesse daran haben umzudenken, ist mir leider vollkommen bewusst. Hier muss der Druck von jener Gruppe kommen, die die meiste Macht hat in der Veterinärmedizin: Und das sind Sie, die Hunde- und die Katzenbesitzer! Informieren Sie sich, machen Sie sich kundig, was für Ihr Tier das Beste ist und dann sagen Sie gegebenenfalls zu Ihrem Tierarzt: NEIN!

Wenn ich, wie gerade vor einigen Tagen geschehen, von einem Tierbesitzer höre, dass sein Hund nicht mehr krank geworden ist, seit er von mir in der Praxis betreut wird, ist dies das schönste Kompliment, das man mir als Tierärztin machen kann. Deshalb hoffe ich, dass auch Sie einen Tierarzt in Ihrer Nähe finden, der mit ganzheitlichen Methoden ZUGUNSTEN der Gesundheit Ihres Tieres arbeitet und es nicht schon durch falsche Futtermittel und Behandlungen krank-therapiert.

Mein Buch kann und soll Ihnen dabei helfen, indem es Sie aufklärt und Ihnen Alternativen sowie den bewussteren Umgang mit Futtermitteln, Medikamenten, Wurmkuren und Impfungen aufzeigt.

Ihre Jutta Ziegler,

Hallein bei Salzburg, im Januar 2011

KAPITEL 1

Kater Felix kann nicht mehr urinieren:

Die Folgen der Ernährung mit industriellem Fertigfutter

Kater »Felix« ist erst fünf Jahre alt, als er schwer erkrankt. Seit Stunden schon sitzt er auf seinem Katzenklo und versucht vergeblich zu urinieren. Ein paar Tropfen Blut kann er herausdrücken, aber nur unter großen Schmerzen. Währenddessen schreit er so laut, dass seine Besitzerin Johanna P. Panik befällt und postwendend mit ihm in die nächste Tierklinik fährt. Dort wird Felix gründlich untersucht und man stellt fest: Er hat Blasensteine, genauer: Struvitsteine (Magnesium-Ammonium-Phosphat).

Felix wird in Narkose gelegt und bekommt einen Blasenkatheder gesetzt. Ein Antibiotikum und ein Schmerzmittel werden gespritzt und Johanna P. darf Felix wieder mit nach Hause nehmen, gemeinsam mit 10 Antibiotika-Tabletten, einer Paste zum Ansäuern des Harns sowie 48-mal 100 g-Frischebeutel Diätfutter gegen Blasensteine (€ 48,–).

Am nächsten Tag geht es Felix tatsächlich bedeutend besser, das Diätfutter verweigert er jedoch. Nach zweitägigem Hungerstreik telefoniert Johanna P. mit der Tierklinik und fragt an, was sie ihrem Kater denn sonst noch füttern könne. Die Klinikmitarbeiterin berät sie sehr freundlich, weist Johanna P. jedoch auf große Gefahren hin: Ihr Kater würde bald wieder krank werden, wenn er sein Diätfutter weiterhin verweigere. Deshalb gäbe es nur noch die Möglichkeit, die Diät-Frischebeutel durch Diät-Trockenfutter zu ersetzen. Johanna P. fährt also wieder in die Klinik und will die Frischebeutel in Trockenfutter umtauschen. Das geht aber leider nicht, da Frau P. – logischerweise – die große Verpackungseinheit angebrochen hat. Zwar sind 44 der 48 Beutel unberührt, aber ohne die verschlossene Gesamtverpackung kann man diese 44 Beutel in der Tierklinik selbstverständlich nicht mehr verkaufen! Sehr bedauerlich. Mit einem 3,5-kg-Sack Blasendiät-Trockenfutter für € 32,– kommt Frau P. wieder nach Hause. Aber Felix verweigert auch dieses Futter. Und auch die Paste zum Ansäuern des Harns spuckt er wieder aus. Die Antibiotika-Tabletten verpasst Johanna P. ihrem Felix mithilfe von Leberstreichwurst und viel Geschick und Geduld. Bei der Leberstreichwurst hat das Frauchen von Felix schon ein sehr schlechtes Gewissen, da er ja laut Tierklinik nichts anderes zu sich nehmen darf als das Diätfutter.

Nach zwei weiteren Tagen der konsequenten Futterverweigerung ruft Johanna P. nun einen anderen Tierarzt an und bittet um Hilfe. Dieser hört sich die Krankengeschichte an und fordert Frau P. auf, umgehend mit Felix in seine Praxis zu kommen. Frau P. packt ihren schon etwas leichter gewordenen Kater in seinen Transportkäfig und fährt hin. Schon im Wartezimmer fallen ihr zahlreiche Probepackungen und Werbung für Diätfuttermittel ins Auge und in der Praxis selbst erfährt sie leider nichts Neues. Auf ihre Frage nach der möglichen Ursache für das Entstehen der Struvitsteine bekommt sie ebenso wie in der Tierklinik keine zufriedenstellende Antwort: »Daran leiden sehr viele Katzen, das kommt häufig vor«, erklärt ihr der Tierarzt. Aha. »Muss ich ihm denn jetzt für immer das teure Diätfutter geben, obwohl er das gar nicht mag?«, fragt Frau P. »Ja natürlich, sonst wird er wieder krank«, warnt der Tierarzt und weiß auch gleich Rat: »Es gibt ein Struvitstein-Diätfutter von einer anderen Firma, das mag er bestimmt.«

Kater Felix bekommt eine Spritze und weitere 12 Dosen Struvitstein-Diätfutter für € 32,40 mit nach Hause. Und zur Abwechslung gibt es auch noch das passende Trockenfutter: Drei Kilo für satte € 29,90. Hoffnungsvoll fährt Frau P. mit ihrem Schützling nach Hause. Doch auch vom neuen Futter ist Felix gar nicht begeistert. Er probiert ein paar Körnchen des Trockenfutters und dreht sich dann angewidert weg. Auch das Dosenfutter nimmt er nur sehr spärlich zu sich. Frau P. ist verzweifelt und fragt sich, was sie verkehrt gemacht hat. Es hieß in der Werbung und auch beim Tierarzt doch immer, dass Fertigfutter das Beste für Katzen sei und diesen auch schmecke. Würde man nur hochwertiges Fertigfutter füttern, könne man gar nichts falsch machen!

Warum aber hat Kater Felix dann überhaupt Struvitsteine bekommen? Johanna P. hat doch schließlich alles richtig gemacht und ganz konsequent ausschließlich »ausgewogene« und »den Bedürfnissen der Katzen angepasste« Fertigkost verfüttert!

Diese Frage stellen sich tagtäglich unzählige Katzenbesitzer und bekommen darauf von Tierärzten keine zufriedenstellende Antwort. Fragen zur artgerechten Fütterung gesunder Katzen oder durch Ernährungsfehler bedingte Krankheiten sind anscheinend nicht erwünscht. Stattdessen empfehlen auch Tierärzte gerne zunächst Whiskas & Co., Besitzern solchermaßen krank gefütterter Katzen wird dann überteuertes Diätfutter verkauft. Diese Spezialfuttermittel sind nicht nur teuer, sondern auch von minderwertiger Qualität, was aber anscheinend niemandem auffällt und keinen stört. Ganz im Gegenteil: Je mehr kranke Tiere wir haben, desto häufiger müssen die Tierbesitzer schließlich die Tierärzte aufsuchen …

Viele Tierärzte vertrauen den Empfehlungen der Futtermittelindustrie offenbar blind. Kein Wunder, denn es ist leider so, dass in der tierärztlichen Ausbildung kein Raum für die artgerechte Ernährung von Katzen vorhanden ist. Angehende Tierärzte lernen zwar Fütterungsprogramme anhand von Bedarfstabellen zu berechnen. Doch diese Bedarfstabellen basieren allein auf den Angaben der Futtermittelindustrie! Studierenden werden im Zuge ihrer Ausbildung verschiedene industriell hergestellte Fertigfutter vorgestellt, anhand deren Angaben (Inhaltstoffe und Zusatzstoffe) sie beispielsweise den Tagesbedarf einer Katze berechnen sollen – die Futtermittelindustrie wird also von Beginn an kritiklos in das Studium integriert. Wie praktisch. Denn warum sollte ein Student, der schon während seiner Ausbildung nichts anderes kennenlernt als Fertigkost für Haustiere, irgendwann anfangen, kritisch zu hinterfragen, zumal ihm für seinen zukünftigen Berufsweg schon so früh die lukrativen Seiten des Futtermittelverkaufs vor Augen geführt werden? Auch während der anschließenden Praktika in Tierarztpraxen und Kliniken lernt der Student keinerlei Alternativen zur Fertigkost kennen, und auf Fortbildungen zum Thema Hunde- und Katzenernährung gibt der jeweilige Sponsor aus der Futtermittelindustrie Themen und Inhalte vor.

So kennen Tierärzte im Allgemeinen von Anfang an nichts anderes als industriell gefertigtes Haustierfutter und wachsen regelrecht in dieses Dilemma hinein. Und eröffnen die jungen Tierärzte dann eine eigene Praxis, werden sie sofort mit großzügigen Anfangspräsenten der Futtermittelindustrie beschenkt – zuhauf werden Diätdosenfutter und Diättrockenfutter frei Haus in die neue Praxis geliefert und Probepackungen für die Tierbesitzer gibt es gleich kistenweise dazu, gratis, versteht sich. Damit hat der neu beginnende Praktiker gleich für jede Krankheit das passende Diätfutter zur Hand – so einfach geht das, damit sich das Rad immer schön weiter dreht! Schon zur Ernährung des »gesunden Hunde- und Katzenwelpen« empfiehlt der Tierarzt dann, »von Anfang an« ausschließlich Fertigfutter zu geben: Denn da ist ja schließlich alles drin, was Hund und Katze gerade im Wachstum brauchen. Tausenden von Hunde- und Katzenbesitzern wird dieses Märchen tagtäglich erzählt.

Doch dieser Satz: DA IST JA ALLES DRIN, WAS HUND UND KATZE BRAUCHEN ist der verhängnisvollste Irrglaube, den die Futtermittelindustrie uns weismachen will! Nach offizieller Meinung der Fertigfutterindustrie und der meisten Tierärzte beschränkt sich der Bedarf unserer Haustiere auf bestimmte Prozentzahlen an Eiweiß, Fetten, Rohfasern und soundsoviel »internationalen Einheiten« an künstlich erzeugten Vitaminen und Mineralstoffen. Chemisch im Labor zusammengemixt, ergibt sich somit ein reines Kunstprodukt der Industrie. Und damit unsere armen Vierbeiner diese tote Pansche auch fressen, werden ordentlich Geschmacksverstärker zugesetzt und mit Konservierungsstoffen versiegelt, damit das Ganze nicht verdirbt. Für jedes Lebensalter, für jede Rasse, für jede Disposition gibt es spezielle Varianten – doch sind diese nur minimal unterschiedlich in ihrer Zusammensetzung, vom Prinzip her sind alle gleich.

Gehen wir zurück zu unserem Kater Felix und seinen Struvitsteinen: Felix hat Zeit seines Lebens, wie beschrieben, nur Whiskas, Kitekat und Co. bekommen und zwar meist in Form von Trockenfutter, wie vom Tierarzt empfohlen. »Probieren Sie die Sorten aus dem Supermarkt ruhig alle durch, was ihm dann schmeckt, bekommt ihm auch gut«, hatte der Tierarzt Johanna P. gesagt und sie, die gute Katzenmutter, hatte sich daran gehalten. Dass Felix nun krank ist, hat aus tierärztlicher Sicht natürlich nichts mit seiner Ernährung zu tun. Krankheiten, das muss man wissen, entstehen nämlich augenscheinlich »einfach so« und außerdem bringt ein krankes Tier mehr Geld in die Kasse einer Praxis.