Störfaktor Kunde - Peter Granzow - E-Book

Störfaktor Kunde E-Book

Peter Granzow

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Beschreibung

Dieses Buch ist ein humorvoller Wegbegleiter und ein MUSS für alle, die sich als Kunde schon einmal unfreundlich bedient oder beraten gefühlt haben. Peter Granzow schildert auf amüsante Weise von seinen teils absurden Erlebnissen, die er in der "Servicewüste Deutschland" erleben durfte. Da gibt es Verkäufer, die beim Erscheinen des Kunden fluchtartig den Verkaufsraum verlassen, etwas verkaufen, das gar nicht existiert oder sie lassen den Kunden einfach so lange warten, bis dieser den Laden wieder freiwillig verlässt. Peter Granzow hat in den Jahren gelernt, wie man hier dennoch, gezielt aber charmant, einen Vorteil für sich erzielen kann. Vielleicht gehen auch Sie zukünftig Ihren nächsten Einkaufsbummel ganz anders an!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 144

Veröffentlichungsjahr: 2014

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Peter Granzow

Störfaktor Kunde

Humorvolle Geschichten aus Kundensicht

Copyright: © 2014 Peter Granzow

Lektorat: Erik Kinting / www.buchlektorat.net

Umschlaggestaltung: Erik Kinting

Verlag: tredition GmbH, Hamburg

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Inhalt

Einleitung

1. Mein erster Wohnzimmerschrank

2. Ein neuer Kleiderschrank

3. Die Macht der Autohäuser

4. Schlaflose Hotelnächte

5. Kein Wechselgeld

6. Kleider machen Leute

7. Eine neue Küche

8. Die Küche kommt – teilweise

9. Erlesene Zutaten

10. Blödes Pack

11. Die magische Luft

12. Freundschaft ist eine Dienstleistung

Fazit

Einleitung

Liebe Leserin,

Lieber Leser,

auf dem deutschen Buchmarkt gibt es Tausende von Büchern, einige von ihnen sind sinn- oder humorvoll, aus anderen wiederum kann man sogar etwas lernen. Einige sind aber auch nur dafür gemacht, um wackelnden Tischen vorübergehend eine gewisse Standfestigkeit zu geben oder aber, um eine Lücke im Bücherregal zu schließen. Dann wiederum gibt es Bücher die nur gekauft werden, um sie zu verschenken; der Beschenkte muss sich dann krampfhaft freuen und steht unter dem Druck, das Buch auch lesen zu müssen, schließlich könnte ja die Frage auftauchen, ob das Buch gefällt. Wer da dann nicht vorbereitet ist, besorgt sich am besten eher heute als morgen ein Buch über gute Ausreden.

Es soll sogar ein Buch geben, das weltweit millionenfach verkauft, gleichzeitig aber so gut wie nie gelesen wurde. Bestimmt hatten auch Sie es schon einmal in der Hand; wenn nicht im heimischen Wohnzimmer, dann aber garantiert in einem der vielen Hotels dieser Welt: die Bibel.

Nun gibt es auch noch ein Buch von mir auf dem Markt und Sie halten es gerade in der Hand. Hoffentlich haben Sie es nicht als Not-Geschenk zum Geburtstag oder Weihnachten bekommen und mussten, wie bereits beschrieben, krampfhaft Freude zum Ausdruck bringen. Sollte dieses dennoch der Fall gewesen sein, so distanziere ich mich hier ausdrücklich von den Folgen einer zerstörten Freundschaft. Deshalb möchte ich an dieser Stelle auch gleich geloben – erlauben Sie mir dafür bitte den Gebrauch der Worte unserer ersten und vielleicht auch einzigen Bundeskanzlerin, Frau Dr. Merkel –, dass ich Deutschland dienen möchte, indem ich Sie, liebe Leserin, lieber Leser, mit wahren Geschichten aus dem oft trostlosen Alltag erheitere.

Vielleicht finden Sie mein Buch ja gelegentlich auch sinn- und humorvoll oder können tatsächlich etwas daraus lernen, wobei ich gestehen muss, dass es dafür anfangs nun wirklich nicht gedacht war, aber es würde mich besonders freuen und mit Stolz erfüllen. So gesehen bliebe meinem Buch dann sicherlich auch das Schicksal des Lückenbüßers in Ihrem Regal erspart und wer weiß … eventuell verschenken Sie es sogar an einen Menschen, der Ihnen am Herzen liegt.

Gerade fällt mir ein beziehungsweise auf, dass ich Sie noch gar nicht darüber informiert habe, um was es in meinem tollen Buch eigentlich gehen soll. Ich erwähnte zwar, dass hier wahre Alltagsgeschichten erzählt werden, die ich leider alle persönlich erleben musste, nicht aber, dass diese Erlebnisse auch sehr ärgerlich für mich waren. Wer also ein Kochbuch erwartet hat, sollte lieber schnell ein anderes Werk zur Hand nehmen. Andererseits … einige der Erlebnisse, an denen ich Sie gerne teilhaben lassen möchte, brachten mich gelegentlich mehr als nur zum Kochen!

1. Mein erster Wohnzimmerschrank

Denken Sie bloß nicht, nur weil Sie ein Möbelstück und eine zusätzliche Dienstleistung gekauft haben, dass Sie das dann auch wirklich alles bekommen. Natürlich müssen Sie erst einmal alles bezahlen, denn ohne Bezahlung keine Lieferung. Nach der Bezahlung wird aber mitunter trotzdem nicht geliefert – nicht etwa, weil man Ihnen Böses will, nein, nein. Es ist eben so, dass es das, was Sie gekauft haben, manchmal ganz einfach nicht gibt. Das Dumme ist nur, dass die Verkäuferin, die es Ihnen zuvor verkauft hat, das gar nicht wusste.

Das finden Sie jetzt zu kompliziert? Na, dann lesen Sie selbst:

Im Alter von 24 Jahren bezog ich meine erste eigene Wohnung, bestehend aus zwei Zimmern, einem Bad und einer Küche. Zuvor hatte ich in einem 36 Quadratmeter großen Einzimmerapartment gelebt und davor wiederum den Versuch gewagt, es mit zwei Freunden in einer Dreier-Wohngemeinschaft auszuhalten. Allein dieses Erlebnis würde ein ganzes Buch füllen, heute möchte ich Sie jedoch mit den Erlebnissen dieser nachpubertären Männerwirtschaft verschonen. Aber aus genau dieser Wohngemeinschaft zog ich nun in mein erstes eigenes Heim, bestehend aus 55 Quadratmetern.

Da ich in den ersten Jahren meines jungen Lebens stets nach der Devise meiner Großmutter Spare in der Zeit, so hast du in der Not gelebt hatte, verfügte ich über einen kleinen Geldbetrag, von dem ich mir jetzt meine erste richtige Einrichtung leisten konnte. Mein kleines Vermögen sollte umgehend in Möbel angelegt werden.

Eines Tages kam ich in Hannover per Zufall am Kaufhof, gleich gegenüber dem Hauptbahnhof vorbei und erblickte im Schaufenster eine entzückende Schrankwand, jedenfalls nach meinem damaligen Geschmack. – Ja ja, damals konnte man nicht nur mit der guten alten D-Mark bezahlen, Kaufhäuser hatten sogar noch eine eigene Möbelabteilung. Sollten Sie ein Kind der 60er sein, so wissen Sie ja wovon ich schreibe. Heute dagegen, muss man selbst für einen kleinen Duschvorhang ins 20 Kilometer entfernte Industriegebiet vor der nächsten Stadt fahren.

Die besagte Schrankwand gefiel mir auf Anhieb so gut, dass ich sie haben wollte. Sie bestand aus zwei mit schwarzem Lack überzogenen Türmen, die im unteren Teil mit einer beziehungsweise zwei Türen versehen war, darüber eine Reihe Schubkästen hatte und darüber wiederum die klassische Glastür. Zwischen beide Türme wurden fünf ebenfalls schwarz lackierte Regalböden gesteckt, sodass die ganze Wand eine stolze Breite von 2,4 Metern erreichte. Neben der Grundfarbe Schwarz waren die Türen, Glasrahmen und Schubkästen mahagonifarben. Ein wahrer Traum für einen 24-jährigen jungen Mann, der IKEA damals noch nicht kannte. Die ganze Wand kostete den stolzen Preis von 1.799,- DM, für einen gelernten Konditor, dessen erstes Bruttomonatsgehalt zwei Jahren zuvor fast gleich hoch war, eine recht teure Anschaffung.

Langsam nähern wir uns hier dem Hauptgrund meiner ersten Geschichte; die Wand habe ich noch am selben Tag bestellt und auch – jetzt kommt das eigentliche Übel – den Aufbau der Schrankwand durch zwei Monteure! Eine nette Verkäuferin bot nämlich an, dass man sich für einen kleinen Aufpreis in Höhe von 100,- DM, die Wand gleich von zwei Tischlern aufbauen lassen könne, ansonsten würde sie nur geliefert werden und man müsse den Aufbau selber leisten. Was soll’s dachte ich und bestellte auch den Aufbau, sollten ruhig zwei Profis den Schrank aufbauen, so würde es sicherlich schneller gehen und falls es Materialfehler oder dergleichen gäbe, könnten die Herren die Wand gleich wieder mitnehmen. Noch war mir nicht bewusst, wie klug diese Entscheidung später sein sollte – theoretisch jedenfalls.

Nach der üblichen Wartezeit von sechs langen Wochen kann sich bestimmt jeder nur zu gut vorstellen, wie aufgeregt ich am Tag der Anlieferung gewesen bin, endlich sollte meine neue Errungenschaft kommen. Da, wo bislang nur volle Umzugskartons standen, sollte in wenigen Stunden meine erste eigene und vor allem eingerichtete Schrankwand stehen; ich war begeistert. Für leicht Herzschwache unter Ihnen möchte ich die Spannung an dieser Stelle schon etwas nehmen und das bekannte Sprichwort Die Vorfreude ist immer das Schönste einbringen.

Da ich seinerzeit in meinem neuen Beruf viel in den neuen Bundesländern unterwegs gewesen bin – die Mauer war gerade gefallen und für westdeutsche Firmen herrschte im Osten Jahrmarkt –, war ich immer nur von Samstag bis Dienstag in meiner neuen Wohnung. Den Liefertermin hatte ich deshalb auf einen Montag legen lassen, sodass ich mich wenigstens noch am Dienstag über meine Schrankwand hätte freuen können, bevor ich abends wieder in Richtung Osten fahren musste. Laut Lieferplan sollte gegen 17 Uhr die magische Zeit sein, was offenbar bedeutete, dass ich an diesem Tag der letzte zu beliefernde Kunde gewesen bin.

Nach meiner heutigen Rechnung muss es an diesem Montag bei jedem Kunden, der vor mir beliefert wurde, ungefähr zehn Minuten Verzögerung gegeben haben, außerdem schätze ich, dass acht oder neun Kunden vor mir beliefert wurden. Ganz Schnelle unter Ihnen haben nun schon herausbekommen, wann der Möbelwagen vor meinem Haus stand: um 18.30 Uhr mit 90 Minuten Verspätung!

Andererseits verging diese Wartezeit auch wie im Flug, denn nun hatte ich gründlich Gelegenheit mir zu überlegen, wie ich meine tolle neue Wand einrichten, gestalten und dekorieren wollte. Um dieses besser umsetzen zu können, öffnete ich meine seit Wochen verschlossenen Umzugskartons und packte schon Gläser, das gute Thomas-Geschirr – damals schon sündhaft teuer, deshalb steht es auch heute noch in meinem Schrank – und anderen Kleinkram aus, um ihn abzustauben und griffbereit im Wohnzimmer zu verteilen. Durch die geöffneten Kartons, den ausgepackten Kleinkram und das herumliegende Zeitungspapier, in das alles eingepackt war, hatte mein Wohnzimmer eine gewisse Ungemütlichkeit gewonnen, was mir gar nicht behagte, schließlich liebte ich ja die Ordnung; aber gleich sollte das Chaos ja Stück für Stück ein Ende bekommen.

Als der Lieferwagen gegen 18.30 Uhr vor meinem Haus parkte wunderte ich mich etwas, denn die beiden Möbelpacker suchten für den relativ großen 7,5-Tonner erst gar keinen Parkplatz in meiner engen kleinen Straße, stattdessen parkten sie in zweiter Reihe, machten das Warnblinklicht an und öffneten die beiden Ladeklappen. Während sich einer der beiden zu meiner Haustür bemühte und klingelte, holte der andere bereits die ersten verpackten Teile aus dem LKW. Nachdem ich die Tür geöffnet hatte und sich einer der beiden kurz vorgestellt und vergewissert hatte, dass er bei mir richtig sei mit der Lieferung, war er auch schon wieder weg und half seinem Kollegen beim Hereintragen der Einzelteile. Ich gebe zu, über die Vielzahl der in Pappe verpackten Teile war ich doch sehr überrascht, schließlich hatte ich meine neue Schrankwand bislang nur aufgebaut im Schaufenster gesehen. Dass es nun aber so viele kleine, große, lange, kurze, dicke und dünne Kisten waren, hätte ich nicht gedacht. Offenbar war jedes einzelne Brett, ja jede kleine Schraube und jedes Zubehörteil einzeln verpackt und in Folie geschweißt. Tief im Inneren war ich froh über meine Entscheidung, den Aufbau mitbestellt zu haben, wobei ich mich auch fragte, wie lange ich die beiden Herren nun noch zu Besuch haben sollte, inzwischen war es immerhin schon kurz vor 19 Uhr.

Diese Frage wurde aber relativ schnell beantwortet. Kurz nachdem offensichtlich alle Kartons in meinem Wohnzimmer abgestellt waren und es bei mir nun wie bei den berühmten Hempels aussah, wischte sich einer der Möbelträger den Schweiß von der Stirn und sagte nur kurz Tschüss, während der andere ein Klemmbrett hervorholte, einige Notizen machte und mich um eine Unterschrift bat. Im ersten Moment glaubte ich noch an das Gute und dachte, er wolle die Wand nun wohl alleine aufbauen, doch kaum gedacht zeigte er mir auf dem Zettel die Linie, wo ich unterschreiben sollte, offenbar tat ich ihm das nicht schnell genug, denn er wirkte leicht gereizt. Von draußen hörte man inzwischen schon, wie der Lkw angelassen wurde und plötzlich sah ich mich mit meinen zwei Dutzend Kartons in meiner Wohnung zurückgelassen, der Schrank unaufgebaut und keine Spur von Werkzeug, mit dem ich dieses hätte alleine bewerkstelligen können. Inzwischen führte meine Hand den Kugelschreiber ganz automatisch und wie in Trance über das Lieferprotokoll. Mein Name stand plötzlich ganz unten rechts … und dann funktionierte ich wieder, hörte meine eigene Stimme, noch etwas leise, den Schock aber offenbar überwunden, und stellte die alles entscheidende Fragen, ob sie die Wand denn nicht aufbauen wollten, schließlich hätte ich das doch bezahlt. In diesem Moment hörte man draußen vor der Tür noch einmal den Lkw aufheulen, offensichtlich wollte der Fahrer seinem Kollegen in meiner Wohnung damit mitteilen, dass er startbereit sei und der Feierabend rufe. Mein Feierabend dagegen schien in weite Ferne zu rücken und startbereit, die Wand selber aufzubauen, war ich nun überhaupt nicht, stattdessen war ich wie der Lkw, kurz davor aufzuheulen. Der leicht genervte Herr schaute mich nur kurz an, sah auf seine Uhr und erklärte mir, dass der Aufbau dieses Schrankes mindesten zwei bis drei Stunden dauern würde und es jetzt schon 19 Uhr wäre. Außerdem würde er selbst nur liefern, aber keine Aufbauarbeiten erledigen. Stattdessen sollte ich die Firma anrufen, die wiederum würden dann einen Tischler schicken. Die Frage, ob er die Wand aufbauen würde, erübrigte sich in diesem Moment zwar, dennoch kam sie ganz automatisch aus meinem Mund heraus und wurde auch ein drittes Mal verneint. Ich hörte noch ein kurzes Auf Wiedersehen, das Zufallen meiner Wohnungstür und das Wegfahren des Lieferwagens bevor mir klar wurde, dass es heute also keinen gemütlichen Abend mehr vor meiner neuen, eingerichteten Schrankwand geben würde.

Es war inzwischen kurz nach 19 Uhr und ich hatte noch den Satz Firma anrufen im Ohr, also suchte ich auf dem Lieferschein nach der Servicetelefonnummer. Ja natürlich, es war nach 19 Uhr, also hörte ich nur eine Stimme vom Band die mir mitteilte, dass ich leider außerhalb der Servicezeit anrufen würde, man morgen früh ab acht Uhr aber wieder Zeit für mich hätte. Gut dachte ich, an diesem Abend werde ich nicht mehr viel erreichen können, außer damit zu beginnen, die Kisten schon einmal selber auszupacken. Aber nein, schließlich hatte ich 100,- DM für den Aufbau bezahlt, sollten die Herrschaften das also bitte selber machen.

Am nächsten Morgen ließ ich mich durch meinen Wecker bereits gegen 7.45 Uhr aus den Träumen reißen, schließlich wollte ich um Punkt acht Uhr die Servicenummer des Kaufhofs wählen. Relativ schnell gelang es mir eine Mitarbeiterin an die Strippe zu bekommen und schilderte ihr meinen Fall. In einem recht netten Tonfall erklärte sie mir, dass die beiden Lieferanten vom Vortag richtig gehandelt hätten und ich nun bei ihr den Tischler bestellen könnte. Leicht verärgert nahm ich dieses zur Kenntnis und erwiderte noch kurz, dass mir das aber auch die Verkäuferin hätte sagen können, denn dann hätte ich den Termin gleich mit ihr vor Ort vereinbart. Sie gab mir zwar recht, ändern konnte sie das nun aber auch nicht mehr. Ich erklärte ihr dann, dass ich beruflich viel unterwegs sei und für einen Aufbau immer nur Montag oder Dienstag infrage kommen würde. Da es bereits Dienstag war und ich ein wenig scherzen wollte, fügte ich noch hinzu, dass es für den heutigen Dienstag dann ja ohnehin etwas spät sei. Mein Scherz schien gut bei ihr anzukommen, denn an ihrer Stimme hörte ich wie sie lachte und mir gleichzeitig sagte, dass sie mir in den nächsten vier Wochen ohnehin keinen Tischler schicken könne. Es herrschte ein kurzes, aber heftiges Schweigen. Da ich mir auf Anhieb nicht sicher war, ob ich gerade richtig gehört hatte, bat ich darum, mir dieses noch einmal zu sagen. In gleichbleibend nettem Ton erklärte sie mir, dass alle Tischler auf Wochen ausgebucht seien, hätte ich den Termin aber gleich damals beim Kauf vor sechs Wochen vereinbart, wäre das alles kein Problem. Aha, kein Problem, dachte ich – offensichtlich hatte hier eine Verkäuferin einen Fehler gemacht und ich sollte nun, nachdem ich sechs Wochen auf meinen Schrank gewartet hatte, noch einmal sechs Wochen darauf warten, dass dieser auch aufgebaut wird? Nein, das ging nun zu weit. Obwohl ich damals noch recht jung gewesen bin, wollte ich mir das wirklich nicht bieten lassen. Wie aus der Pistole geschossen hörte ich mich sagen, dass ich den Schrank unter diesen Umständen nicht mehr wolle und die beiden Fahrer vom Vortag ihn sofort wieder abholen könnten. Die Telefonisten, die für all diesen Ärger ja nun wirklich nichts konnte, blieb immer noch erstaunlich freundlich, höchstwahrscheinlich stach sie während unseres Telefonats schon die ganze Zeit mit einer Nadel auf eine Voodoo-Puppe ein, die ein Hemd mit der Aufschrift Kunde trug, und erkundigte sich, ob ich denn nicht die Möglichkeit hätte, den Schrank selber aufzubauen. Eher aus Trotz und wie ein bockiges Kind antwortete ich erst einmal mit Nein; ich hatte für den Aufbau bezahlt, also wollte ich ihn auch – jetzt und sofort. Natürlich versuchte die Gute mich wieder ruhig zu stellen und kam mit einem mir völlig unverständlichem Argument: Plötzlich schlug sie vor, dass sie mir die 100,- DM zurücküberweisen wolle und ich somit 100,-DM gespart hätte. Was für ein Vorschlag, dachte ich. Mir ging es hier einfach nicht ums Geld, sondern um die Zeitersparnis und das gute Gefühl, dass die Wand fachmännisch aufgebaut würde.

Ich blieb bei meinem Wunsch, die Wand möge in den nächsten Tagen aufgebaut oder aber wieder abgeholt werden. Nun ging die Dame in die Offensive und tat alles, damit ihr Arbeitgeber die Wand nicht abholen musste. Von einem Freund, der in der Bestellannahme eines Versandhauses arbeitete, wusste ich, dass auch bei beschädigten oder fehlerhaften Möbeln das Unternehmen alles in die Wege leiten würde, nur um die Ware nicht wieder abholen zu müssen. Das würde nämlich doppelte Transport- und hohe Lagerkosten verursachen. Da bot man dem Kunden lieber einen Preisnachlass an, der immer noch billiger wäre, als eine erneute Abholung, beziehungsweise Lieferung.

Kosten war hier also plötzlich das Zauberwort, die Telefonistin bot mir nämlich an, mir nicht nur die 100,- DM Aufbaukosten zu erstatten, sondern noch einmal den gleichen Betrag, wenn ich die Wand selber aufbauen würde. Das nannte sie dann eine Entschädigung für den Ärger, den ich mit der Angelegenheit hatte. Aha, nun war es raus: Man wollte mich bestechen, mit Geld sollte ich geködert und dazu verdammt werden, die Schrankwand selber aufzubauen.