Stress-Management - Sabine Gapp-Bauß - E-Book

Stress-Management E-Book

Sabine Gapp-Bauß

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  • Herausgeber: Param
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2014
Beschreibung

Stress, ob in Alltag oder Beruf, ist eine Herausforderung, die jeder meistern kann. Ein übersichtliches und sofort anwendbares Not-Programm hilft Ihnen, Ihre persönlichen Stress-Probleme wahrzunehmen, zu erkennen und zu lösen. So finden Sie aus Ihrer festgefahrenen Starre heraus und gewinnen Handlungsfähigkeit und Lebensfreude zurück. Neben einem effektiven Drei-Schritte-Programm lernen Sie auch Maßnahmen zur langfristigen Erhöhung Ihrer Stress-Toleranz kennen, die Körper, Geist und Seele einbeziehen. Aus diesem ganzheitlichen Angebot können Sie Ihren persönlichen Bedürfnissen entsprechend wohltuende Anwendungen für den Körper oder mentale Techniken auswählen und finden auch Hinweise für Ihr seelisches Gleichgewicht. All dies hat sich aus der Arbeit mit Menschen in schwierigen Lebenssituationen entwickelt und im Alltag vielfach bewährt. Die Empfehlungen überzeugen durch ihre Einfachheit und ihre spürbare Wirkung. Ganz gleich, wie groß Ihre Probleme auch sind, dieses Buch zeigt Ihnen, wie Sie etwas ändern können. Es lädt Sie ein innezuhalten, durchzuatmen und einen neuen Blick auf Ihre Lebenssituation zu gewinnen. Anekdoten, persönliche Erlebnisse und berührende Zitate sorgen schon beim Lesen für Entspannung. Eingängige Beschreibungen der inneren Zusammenhänge, zahlreiche Übungen und unorthodoxe Maßnahmen, sowie unterhaltsame Fallbeispiele bieten ein facettenreiches Lesevergnügen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 206

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Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikationin der Deutschen Nationalbibliografie.Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet überhttp://dnb.d-nb.de abrufbar.

Copyright © 2008 Param Verlag, Ahlerstedt

Alle Rechte vorbehalten

Umschlagfoto © Maridav, Fotolia.comIllustrationen und Gestaltung ComGraphiX, Ahlerstedt

Copyright der eBuch-Ausgabe © 2014ISBN 978-3-88755-705-8

www.param-verlag.de

Vorwort

Thesen

Grundlagen

Was ist Stress?

Zusammenspiel von Körper, Seele und Geist

Sofort-Taktiken im Umgang mit Stress

Akuter Stress – und wie wir ihn erleben

Das Höchste-Not-Programm

Stress, bei dem es kein Entkommen gibt

Langfristige Maßnahmen für erhöhte Stress-Toleranz

Heilendes für den Körper

Heilendes für die Seele

Die Regie des Geistes

Stress-Management in besonderen Situationen

Wut, Trauer, Angst und so.

Mit den Nerven am Ende

Nächtliches Kindergeschrei

Wenn Beziehungen nicht funktionieren

Ausblick

Vom Handeln aus der inneren Ganzheit

Umgang mit dem inneren Schweinehund

Sinn statt Stress

Das Prinzip Selbsthilfe in Gruppen

Die Vergangenheit loslassen

Eine Vision für die Zukunft

Anhang

Grundsätzliche Herangehensweise

Handlungsstrategien

Das Höchste-Not-Programm auf einen Blick

Innerer oder äußerer Stress

Was ist in mir los?

Einige praktische Tipps

Wenn die Nerven blank liegen

Verwendete und weiterführende Literatur

Vorwort

Weil ich glaube, dass Heilung mehr bedeutet, als jemanden von seinem hohen Blutdruck zu befreien oder ihm seine Kopfschmerzen zu nehmen, schaue ich gern hinter die Symptome. Und dort sehe ich Stress in vielfältiger Form, den die, die ihn haben, meist schon nicht mehr spüren. Sich selbst und diesem verborgenen Stress auf die Schliche zu kommen und ihn auf allen Ebenen des Seins in eine positive Kraft umzuwandeln, ist ein Anliegen dieses Buchs.

Methoden zur Stress-Bewältigung gibt es viele. Das Problem ist jedoch, dass der Mensch im Stress meist außerstande ist, noch irgendeine Technik anzuwenden. Denn Stress lässt sich nur aus dem Gefühl bewältigen und nicht aus dem Kopf. Der Kopf aber blockiert alles, was zu kompliziert ist. Dieses Buch holt Sie dort ab, wo Sie sind. Je schwieriger das Problem, desto einfacher muss der Lösungsweg sein. Durch Empfinden und Verstehen kommen Sie zu sich selbst und der Stress, der das Hamsterrad am Laufen hält, kann sich auflösen.

In meiner naturheilkundlichen Tätigkeit als Ärztin begegnen mir häufig Menschen, die am Ende jeglicher Belastbarkeit sind. Sie leiden entweder unter schwierigen Krankheitszuständen oder unter ihrem sehr komplizierten Leben. Meist unter beidem. Eine Veränderung zum Positiven muss schnell kommen. Es muss etwas Grundlegendes geschehen, denn das »Schlechtgehen« dauert schon viel zu lange.

Aus dieser ganz praktischen Erfahrung mit meinen Patienten, die mich in ihrer Not sehr berührt haben und die den Wunsch hatten, endlich etwas zu verändern, ist dieses Buch entstanden. Erfahrungen auf meinem eigenen Lebensweg schwingen hier mit und haben mich für die Probleme der Ratsuchenden geöffnet.

Das Phänomen Stress lässt sich ähnlich betrachten wie eine chronische oder gar unheilbare Krankheit, mit der man ja ebenfalls leben lernen muss, ohne den unrealistischen Ehrgeiz zu haben: »Das muss alles sofort weg!« Denn dadurch entsteht bekanntlich neuer Stress. Dabei kann folgendes Denken hilfreich sein: »Die Lage ist zwar ernst, aber ich kann eine Menge dafür tun, damit es mir besser geht.«

Diese etwas sportliche Einstellung und die Möglichkeit, die Gesundheit selbst in die Hand zu nehmen, nimmt den Problemen manchmal ihr Gewicht und lässt bei den Patienten, den »Leidenden«, neue Lebensenergie und Mut zum Handeln aufkommen. Lauwarm gemeinte Ratschläge wie etwa: »Hören Sie mit dem Rauchen auf!«, nützen hier kaum. Vielmehr ist die Lust machende Aussicht auf eine wirkliche Alternative notwendig.

Dieses Buch soll klärend wirken, zu Ideen anregen, Techniken nennen, um etwas loszuwerden, loszulassen, Ruhe vermitteln und Sie ermutigen, Ihr Problem in die Hand zu nehmen. Gehen Sie damit um, wie Sie mögen. Sie können hinten anfangen oder vorn oder in der Mitte. Vielleicht mögen Sie auch einfach darin blättern. Manchmal wirkt schon ein einziger Satz als zündender Funke. Ich empfehle Ihnen jedoch: »Machen Sie sich damit keinen Stress!«

Falls Sie sich ab und zu wiedererkennen, sollte Sie das ruhig zum Schmunzeln anregen. Meine Erfahrung in der Arbeit mit vielen ganz unterschiedlichen Menschen bestätigt mir, dass der Mensch bei aller Verschiedenheit doch sehr ähnliche Grundbedürfnisse hat. Und die müssen einfach befriedigt werden. Für viele hat sich das Leben dadurch entscheidend verändert.

Bevor man beginnt,bedarf es der Überlegung,und wenn man überlegt hat,rechtzeitiger Ausführung.

Sallust

Thesen

Es gibt schwierige Zeiten, Überforderung auf allen Ebenen, Leiden am Leben, Betrübnisse, sich überschlagende Ereignisse, Freude, Leid; die zum Menschsein gehören, aber nicht automatisch Stress bedeuten.

Eine Möglichkeit zur Entschärfung von Stress gibt es immer, überall und sofort, weil der Mensch im Gegensatz zum Tier in seiner Entscheidung frei ist.

Stress dient dem Menschen von heute häufig als Ausrede.

Stress ist eine Herausforderung bezüglich Lebensstil und Persönlichkeitsentwicklung.

Wer sich mit dem eigenen Stress auseinander setzt, kann lernen, darauf angemessen zu antworten, denn der Mensch ist von Natur aus dazu in der Lage.

Stress, den wir uns selber machen, ist meist schlimmer als Stress, der von außen kommt.

Wir müssen aufhören, uns als Opfer der Umstände zu sehen, denn das macht handlungsunfähig.

Gegenwärtig zu sein und im Kontakt mit Körper, Geist und Seele, ist eine wesentliche Voraussetzung, um Stress zu vermeiden.

Grundlagen

Was ist Stress?

»Ach, ich bin so im Stress!« Diesen Satz hören Sie im Alltag ständig. Das Wort Stress ist zum Modewort geworden für alles, was die eigene Harmonie stört, was man nicht näher erklären und wofür man die Ursachen auch nicht genau wissen will. Jugendliche haben »Stress« mit ihren Eltern, was heißen könnte: Sie haben Streit mit den Eltern, der noch nicht geklärt ist, und der vielleicht auch nicht geklärt werden soll. Die Mutter hat Stress im Büro. Vielleicht hat sie zu der Arbeit gar keine Lust. Der Vater hat Stress mit seinem Auto, »weil« er sich über die ständig anfallenden Reparaturen ärgert. Und schließlich hat er Stress mit seiner Frau und seinem Sohn, denn alle sind so »im Stress«. Klartext: Es herrscht eine äußerst gespannte Stimmung, und jeder geht dem anderen aus dem Weg. Der Grund ist, die wahren Probleme werden nicht erkannt, nicht gelöst, und so setzt sich die Stress-Spirale immer weiter fort.

Es bedarf also genauerer Kenntnisse darüber, was mit Stress in Wirklichkeit gemeint ist.

Das englische Wort stress stammt ursprünglich aus der Physik. Es charakterisiert das Verhalten von Elementarteilchen unter Druck. Die Industrie verwendete die Bezeichnung für Vorgänge in der Materialprüfung bei der Anspannung und Verzerrung von Metallen oder Glas. Erst 1950 wurde von dem Stress-Forscher Hans Selye, einem ungarisch-kanadischen Mediziner, der Begriff Stress beim Menschen für das Unter-Druck-Geraten mit all seinen körperlichen, geistigen und seelischen Auswirkungen eingeführt. Offensichtlich kam dieser Begriff erst in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg auf. Es war die Zeit des allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwungs mit all seinen Begleiterscheinungen wie erhöhter Schnelligkeit und Komplexität des Lebens und vor allem mit der zunehmenden materiellen Begehrlichkeit. Unser gegenwärtiges Lebensgefühl ist davon stark geprägt. Denn da ja vieles so mühelos zu bekommen ist, haben wir uns eine Haltung angewöhnt, in der wir oft die geringste Anstrengung oder Störung schon als Stress empfinden.

Typisch für den Zustand des Im-Stress-Seins ist ein Missverhältnis zwischen dem, was man möchte und dem, was man kann, woraus eine innerseelische und auch körperlich wahrnehmbare Spannung entsteht. Es können auch zwei oder mehrere Dinge sein, zwischen denen sich ein Mensch hin- und hergezerrt fühlt. Dass ein solcher Zustand gesundheitliche Störungen verursacht, vor allem, wenn er länger anhält, kann man sich vorstellen. Denn auf die Dauer ist unser Körper nicht dafür gemacht, diese ständigen sich widerstrebenden Kräfte auszuhalten.

Damit ist nicht gemeint, dass wir keine Herausforderungen auszuhalten in der Lage sind. Im Gegenteil, ein gewisses Quantum an Stress, den so genannten positiven Eustress, braucht jeder Mensch, um sich spannkräftig zu fühlen. Dieser Eustress belebt uns, und wir sind ihm gewachsen.

Demgegenüber spricht man von dem krank machenden Distress, wenn es sich um einen Zustand handelt, der auf Dauer die eigenen Kräfte überfordert. Ich werde diesen belastenden Distress der Einfachheit halber im Folgenden Stress nennen.

Der Mensch als verschrecktes Kaninchen

Obwohl wir in unserer menschlichen Entwicklung schon weit fortgeschritten sind, verhält sich der Mensch noch immer wie ein verschrecktes Kaninchen kurz vor der Flucht. Erschrickt man oder denkt auch nur an eine Gefahrensituation, so reagiert das vegetative Nervensystem mit heftigen Alarmreaktionen. Stress-Hormone werden ausgeschüttet und eine Kette von Reaktionen läuft im Körper ab. Allerdings besteht ein Unterschied zum Kaninchen, denn es rennt so lange, bis sein vegetatives Nervensystem wieder ausgeglichen ist und die Stress-Hormone abgebaut sind. Der Mensch jedoch bleibt auf seinen ausgeschütteten Stress-Hormonen meist ›sitzen‹, während sich der Körper wie in großer Gefahr benimmt, obwohl diese längst vorüber ist. Die Folge ist, dass der Stress nicht aufhört und uns unter Umständen bis in die Nacht oder sogar tagelang verfolgt. Für manche Menschen ist das schon normales Lebensgefühl.

Die typischen ›Maßnahmen‹ zum Stress-Abbau sind dann oft der Griff zu Bier, Wein, Zigaretten, Süßigkeiten oder Internet-, Computer und Medienkonsum.

Häufig erwartet man von anderen, zum Beispiel dem Partner, den Kindern oder Freunden, dass sie den Stress zum Verschwinden bringen. Doch das liegt gar nicht in deren Zuständigkeitsbereich, woraus oft genug unliebsame Enttäuschungen und Missverständnisse entstehen. Dass der erwachsene Mensch für seinen inneren Frieden selbst verantwortlich ist, ist vielen Menschen nicht so selbstverständlich.

Reaktionen auf Stress

Die Reaktionsweisen des Menschen auf Stress sind äußerst vielfältig. Vom nervösen Hüsteln, ständiger Gereiztheit bis zu massivem Dauerkopfdruck mit Herzrhythmusstörungen und Blutdruckkrisen ist alles möglich. Je nach Konstitution, Vorerfahrung, aktueller Situation, Gesundheitszustand und Stress-Auslösern reagiert jeder Mensch individuell. Da im menschlichen Gehirn vielfältige Rückkopplungsvorgänge ablaufen, ist eine unbegrenzte Zahl von körperlichen und psychischen Reaktionen möglich, die manchmal als solche weder erkennbar noch überhaupt zu verstehen sind.

Betrachtet man die komplizierten Vernetzungen von Informationen zwischen Körper, Seele und Geist, so stehen wir vor einem wirklichen Wunder der Schöpfung, das wohl kaum je vollends erforscht sein wird. Die Zusammenhänge sind so komplex, dass sie sich unserer willentlichen Kontrolle völlig entziehen. Denn während wir eine missliche Situation wahrnehmen, findet in unserem Kopf sofort ein reger Austausch von widerstreitenden Meinungen und Sinneseindrücken statt. Diese werden in Bruchteilen von Sekunden rückgekoppelt mit Vorerfahrungen, wie zum Beispiel Körpererlebnissen aus der Vergangenheit und erlernten sinnvollen und sinnlosen Verhaltensmustern, und verglichen mit der aktuellen Situation. Sie verfehlen auch nicht ihre Wirkung in Form vielfältiger Reaktionen in uns, angefangen vom Rotwerden bis zu dem Zustand, dass einem vor lauter Spannung schier die Luft wegbleibt. Auch kann zum Beispiel gezielt die Zufuhr des Blutstroms zu einem bestimmten Organ so gedrosselt werden, dass es zu Schmerzen und zu Fehlfunktionen kommt. Manchmal werden sogar so viele Daten verarbeitet, dass der ›Computer‹ abstürzt. Die Gefühle geraten dann durcheinander, und der Mensch verliert seinen klaren Kopf. Im heutigen Sprachgebrauch ist das dann »Oberstress«.

 

Wirkungen: Sympathikus und Parasympathikus

Typische Stress-Symptome

Die Tabelle auf der folgenden Seite zeigt eine sicher nicht vollständige Übersicht über typische Stress-Symptome, die jeweils mehr den Körper, mehr die Seele oder den Geist betreffen, obwohl eine genaue Trennung nicht möglich ist. Sie werden viele dieser Symptome kennen.

Dabei ist die Gewichtung der Stress-Symptome oft ganz unterschiedlich. Was dem einen schwer fällt, ist für den anderen gar kein Problem. Manche Menschen können überhaupt nicht gut organisieren. Anderen fällt dies leicht, aber dafür laufen sie vielleicht ständig auf zu hohen Touren und bekommen schnell Körpersymptome.

 

 

Die genannten Symptome sind jedoch nur die Spitze des Eisbergs. Leider beschäftigt sich die heutige Medizin viel zu sehr mit den Symptomen, die sie mit Medikamenten unterdrückt: körperliche Schmerzen mit Schmerzmitteln, seelische mit Beruhigungsmitteln, Funktionsstörungen wie hohen Blutdruck oder Sodbrennen mit Beta- oder Säureblockern und so weiter. Für eine Weile hilft das. Der stressige Lebensstil ändert sich dadurch jedoch nicht und der Körper muss sich noch schlimmere Symptome ausdenken, um auf seine Not aufmerksam zu machen. Bis nichts mehr geht.

 

Eisberg-Phänomen

Es bringt wenig, sich nur mit der Spitze des Eisbergs zu beschäftigen. Entscheidend ist zu schauen, was darunter liegt beziehungsweise was diese Symptome verursacht. Denn das ist bekanntlich der viel größere Teil.

Meist ist das vegetative Nervensystem im Ungleichgewicht und der Stoffwechsel gerät in Not. Obwohl jemand vielleicht ein ganz ruhiger Vertreter der Schöpfung ist, verbraucht er dann so viel Sauerstoff und Energieträger, Mineralien und Vitamine wie ein Olympiamedaillengewinner im Stabhochsprung. Ein Leistungssportler ist aber trainierter und wird außerdem peinlich genau mit allen Stoffen gepäppelt, die er für die Leistung braucht. Denn ein wenig beachtetes Phänomen bei anhaltendem Stress ist das Überhandnehmen von freien Radikalen. Darunter versteht man instabile chemische Verbindungen, die ein oder mehrere ungepaarte Elektronen haben. Sie sind sehr reaktionsfreudig und schädigen biochemische Reaktionen des Körpers und stören damit normale Abläufe. Der Körper hat zwar die Fähigkeit, Radikale zu entschärfen, jedoch nur, wenn er genügend Ruhephasen hat und ausreichend Nährstoffe zur Verfügung stehen. Ist dies über lange Zeit nicht der Fall, kann sogar das Immunsystem zusammenbrechen. Es kommt heutzutage immer öfter zu Pfeifferschem Drüsenfieber und Borreliose, Krankheiten durch sehr ›intelligente‹ Viren und Bakterien, die den Körper lange und nachhaltig schwächen können und schwer zu bekämpfen sind.

Stress und Taktiken der Stress-Bewältigung können nach Ernest L. Rossi, einem Wissenschaftler auf dem Gebiet der Psychobiologie, sogar einen Einfluss auf die Gene haben. Wenn wir annehmen, dass unsere körperliche Existenz aus der Verdichtung schwingender Teilchen besteht, kann man ermessen, wie schnell Veränderungen im inneren Gleichgewicht geschehen können.

Hört der Stress auf, lassen auch die Beschwerden nach. Wenn Menschen anfangen, besser mit sich umzugehen, geschehen oft erstaunliche Dinge. Meist ist allerdings eine kräftige Anregung und Unterstützung in vielfältiger Form von Nöten, um ein gesundes Gleichgewicht wiederherzustellen. Dazu Genaueres im Kapitel über langfristige heilende Maßnahmen.

Stress-Faktoren

Die heutige Welt birgt eine Fülle von Stress-Faktoren. Vor 50 Jahren wäre es noch undenkbar gewesen, dass die meisten Frauen ganztags berufstätig sind und mehrere Kinder großziehen, während der Partner einen Zweitwohnsitz hat und nur an bestimmten Tagen per Flug angereist kommt, um seine Familie zu sehen. Verkehr und hohe Bevölkerungsdichte machen die Umwelt für unsere Kinder gefährlich, sodass sie einen erheblich höheren Betreuungsaufwand benötigen als früher. Die Beschleunigung vieler Lebensbereiche und die immer größere Komplexität führen zu einer dauernden inneren Ruhelosigkeit. Gleichzeitig haben wir unverhältnismäßig mehr Sehnsüchte nach Glück und Zufriedenheit als Menschen jemals hatten, sodass die realen Möglichkeiten nicht mit den Erwartungen an das Leben übereinstimmen.

Namhafte Autoren sprechen vom Verlust der Kindheit, nachdem noch gar nicht so lange anerkannt ist, dass Kinder ein Recht auf Kindheit haben. Viel zu früh werden sie zielgerichtet trainiert, von der Werbung verführt und funktionalisiert. Schon kleine Kinder, ja sogar Babys haben Termin-Stress mit oft zwei bis drei Veranstaltungen pro Tag wie Babyschwimmen, Krabbelgruppentreffen, kreatives Basteln, musikalische Früherziehung, Arzttermine. Damit ist die Liste noch lange nicht zu Ende, ganz zu schweigen davon, was für Stress das den Müttern macht.

Der Verlust alter Rollenmodelle von Mann und Frau bringt zusätzlich Verunsicherungen mit sich, da die altgewohnten Regeln und Handhabungen zu dieser veränderten Welt nicht mehr passen. Es ist, als ob ein neues Spiel erfunden wäre, für das keine Gebrauchsanweisung mitgeschickt worden ist. Mühsames Ausprobieren nach Versuch und Irrtum kennzeichnet unsere heutige Wirklichkeit.

Wenn dann aus Orientierungslosigkeit noch ein Abgleiten in Ersatzdrogen hinzukommt, wird es richtig gefährlich. Mit Misserfolgen, Sorgen und Ärger kann dann nicht mehr angemessen umgegangen werden und Beziehungen kommen in Not. Lärm und Umweltverschmutzung bringen ihrerseits Menschen auf Dauer in erhöhte Alarmbereitschaft.

Auch im sozialen Bereich sind die Spielräume für den Einzelnen oft eng. Es fehlen Strategien, um mit neuen Situationen, u. a. am Arbeitsplatz umzugehen. Zukunftsängste prägen das Lebensgefühl der jüngeren Generation, wodurch eine ständige innere Spannung entstehen kann. Stress auf allen Ebenen.

Offensichtlich ist es unsere Aufgabe, mit dieser von uns selbst veränderten Wandelwelt umgehen zu lernen. Dazu müssen wir uns selbst verändern.

Innerer und äußerer Stress

Stress wird von jedem Menschen unterschiedlich wahrgenommen, denn Menschen können Herausforderungen des Lebens unterschiedlich gut verkraften.

Unabhängig von den aktuellen Stress-Auslösern gibt es viele Menschen, die unter innerem Stress leiden. Ihnen fehlt es häufig an Selbstvertrauen, sie sind ängstlich und verzagt. Sie machen sich leicht von anderen abhängig und haben meist viel zu hohe Ansprüche an sich selbst, was in Perfektionismus ausarten kann. Diese Menschen können sich einfach nicht entspannen und fühlen sich seelisch ständig unter Druck.

Nicht selten setzen ihnen in der Vergangenheit gespeicherte traumatische emotionale Muster zu. Ein Kind, das beispielsweise immer wieder zu hören bekommen hat, es sei ein Versager, wird als Erwachsener nicht besonders souverän im Leben stehen. Es gibt viele Menschen, die ihr Leben deshalb nur unter Mühen steuern können. Viele laufen auch mit einem ständigen inneren Groll oder einem inneren Vorwurf durch die Welt. Probleme gibt es dann, wenn zu diesen inneren Spannungen noch Überforderungssituationen hinzukommen, die dann nicht mehr verkraftet werden.

Da man davon ausgehen kann, dass nur die wenigsten Menschen eine völlig unbelastete und spannungsfreie Persönlichkeitsentwicklung durchmachen, gilt es beim Umgang mit Stress, die eigenen inneren Spannungen zu erkennen, sie ernst zu nehmen und damit umgehen zu lernen. Sich therapeutische Hilfe zu holen, wenn die Probleme zu schwierig sind, ist eine gute Entscheidung. So zu tun, als hätte man keine Probleme, das werden wir noch sehen, kostet ungemein viel Energie.

Die Stress-Toleranz hängt jedoch auch von äußeren Bedingungen ab. Kein Mensch wird bestreiten, dass in einem positiven Arbeitsklima, in dem alle an einem Strang ziehen und in dem eine Atmosphäre der Annahme und Achtung herrscht, ein größeres Maß an Stress ertragbar ist, ja sogar als besonders interessant empfunden werden kann. In einem feindseligen Klima mit intriganten oder wenig motivierenden Vorgesetzten kann hingegen schon eine ganz normale Arbeitsbelastung zur Hölle werden. Dann handelt es sich nicht um äußeren Stress durch Arbeitsüberlastung, sondern um inneren, seelischen Stress zum Beispiel durch Mobbing. Auch hier kann professionelle Hilfe entlastend sein.

Stress durch Unterforderung

Genauso, wie ein Mensch unter Arbeitsüberlastung leiden kann, kann auch chronische Unterforderung zum Martyrium werden. Man stelle sich nur einen Menschen vor, der als selbständiger Unternehmer einen ganzen Betrieb geleitet hat und plötzlich ohne Arbeit ist. Er wird vielleicht ständig mit ›gebremstem Schaum‹ oder ›angezogener Handbremse‹ herumlaufen und abends völlig erschöpft sein, da er sich nutzlos und unterfordert fühlt. Dieses Phänomen ist häufig auch bei Frauen in der Kinderphase zu beobachten, in der sich ihr Lebensrhythmus stark verlangsamt und der Bewegungsradius einschränkt. All dies kann nur mit Stress-Management, man könnte auch sagen bewusster Hingabe, Humor und Geduld erträglicher gestaltet werden.

Stress-Typen

Aus der Stress-Forschung sind besonders zwei unterschiedliche Stress-Typen bekannt, der mehr extrovertierte, lebhafte A-Typ und der mehr introvertierte, nach innen gekehrte B-Typ. Sie reagieren bezüglich ihres vegetativen Nervensystems unterschiedlich. Der A-Typ neigt zu Reaktionen des Sympathikus, während der B-Typ mehr zu Parasympathikus-Reaktionen tendiert. Es gibt natürlich auch viele Mischtypen.

Der eher hitzige A-Typ reagiert schnell und manchmal heftiger, als angemessen. Er ist ruhelos, ungeduldig und wird leicht aggressiv. Bei ihm schüttet die Nebennierenrinde sehr schnell Adrenalin aus, was zu hohem Blutzuckerspiegel, hohem Blutdruck, Herzrasen und Herzenge führen kann. Er ist ein Mensch mit Fettstoffwechselstörungen, der zu Arteriosklerose neigt. Der typische Herzinfarktpatient.

SympathotonikerA-Typ

ParasympathotonikerB-Typ

Aggressivität

Depressivität

Überfunktion derNebennierenrindenhormone

niedriger Blutdruck

Nierenschäden

Schwindelgefühle

Arteriosklerose

Blasenkrankheiten

Diabetes

Asthma

Bluthochdruck

Magengeschwüre

Herzinfarkt

Darmleiden

Demgegenüber frisst der nach außen eher ruhig und bedächtig wirkende B-Typ alles in sich hinein und bekommt häufiger ein Magengeschwür oder Verstopfungen. Es geht ihm »an die Nieren« oder »schlägt ihm auf die Blase«. Er spricht nicht viel und verarbeitet alle Probleme in seinem Inneren. Da er sich nicht nach außen abreagiert, kann er bei Stress stark unter Spannungen stehen. Er wird leicht depressiv. Auch Asthma kann bei ihm auftreten. Er tendiert eher zu niedrigem Blutdruck mit Schwindel- und Kollapsneigung.

Sowohl der Sympathotoniker als auch der Parasympathotoniker bekommt unter anhaltendem Stress Probleme mit dem Immunsystem mit Neigung zu Infekten und ernsteren Erkrankungen jeglicher Art.

Wilhelm Busch gibt eine treffende Beschreibung des A-Typs:

Wirklich, er war unentbehrlich.

Überall, wo was geschah,

zu dem Wohle der Gemeinde,

er war tätig, er war da.

Schützenfest, Kasinobälle,

Pferderennen, Preisgericht,

Liedertafel, Spritzenprobe,

ohne ihn, da ging es nicht.

Ohne ihn war nichts zu machen,

keine Stunde hatt’ er frei.

Gestern, als sie ihn begruben,

war er – richtig – auch dabei.

Die Stress-Spirale

Stress wird zwar individuell verschieden verarbeitet, doch ein Übermaß an Belastungen über einen längeren Zeitraum hinweg kann zu ernsthaften Funktionsstörungen führen. Ernest L. Rossi weist anhand umfangreicher Studien nach, dass die Stress-Spirale nach einem gesetzmäßigen Muster abläuft.

In seinem Buch »Die 20-Minuten-Pause« erläutert er sehr anschaulich, dass ein Mensch nur eine zeitlich begrenzte Zeit voll leistungs- und konzentrationsfähig ist und dass regelmäßig nach etwa eineinhalb Stunden eine Pause von etwa zwanzig Minuten notwendig ist: »Wenn die Pausensignale des Körpers, des Geistes und der Seele chronisch überhört oder missachtet werden und mit Kaffee, Alkohol, Zigaretten, Süßigkeiten oder sonstigen Drogen übergangen werden, kann dies zu den bekannten Zuständen von Nervenzusammenbruch, schweren körperlichen Funktionsstörungen, chronischem Müdigkeitssyndrom oder Burnout-Syndrom führen.«

Er beschreibt die

vier Stress-Stadien

Mach-mal-Pause-Signale

High von den eigenen Hormonen

An der Schwelle der Funktionsstörung

Der Körper rebelliert – bis zum Burnout

Mach-mal-Pause-Signale

Jeder kennt das Phänomen, dass nach eineinhalb bis zwei Stunden konzentrierter Arbeit die Leistungsfähigkeit nachlässt. Durst, Hungergefühle, eine Art geistiger Abwesenheit, Lustlosigkeit, Gähnen oder Seufzen, eine gewisse seelische Verletzlichkeit, Frust, Denkblockaden oder ein Kreativitätsstau machen sich bemerkbar. Hinzu kommen kleine Fehler und eine gewisse Vergesslichkeit. Wird dieses Stadium übergangen, kommt es zu Notreaktionen des Körpers. Der Mensch braucht eine Verschnaufpause, frische Luft, eine etwas weniger konzentrierte Tätigkeit, eine kleine Abwechslung.

High von den eigenen Hormonen

Wird dieser erste Zustand immer wieder übergangen und alles geht so ohne Pause stundenlang weiter, kommt der Mensch in den Zustand, in dem der Körper in Erwartung von äußerer Not mit Stress-Hormonen überflutet wird. Muskeln, Gehirn, Nervensystem werden besser durchblutet und funktionieren schneller. Dieser Zustand ist in unserer Gesellschaft vor allem bei Männern weit verbreitet und sozial besonders anerkannt. Er gilt als ein Merkmal von großer Leistungsfähigkeit. Jeder kennt den typisch hyperaktiven Workaholic, der von seinem seelischen Empfinden weit entfernt ist und auch für andere kein Gefühl mehr hat. Im Extremfall führt es dazu, dass der Betreffende seine Grenzen nicht mehr kennt. Er kann wie betrunken wirken. Oft geht so eine Person sowohl mit sich selbst als auch mit anderen egozentrisch, aggressiv, gespannt und ungeduldig um.

In der Natur hat alles seinen Preis. Wenn sich solche Menschen auf Dauer an das Auf-Druck-Arbeiten gewöhnen, fällt es ihnen immer schwerer, unter normalen, entspannten Bedingungen zu arbeiten. Sie werden süchtig nach Arbeit, Stress oder den künstlichen Anregungsmitteln wie Kaffee, Tee, Zigaretten oder sonstigen Drogen.

Es handelt sich um typische Merkmale der Arbeitssucht, eine mindestens ebenso schwere Sucht wie Alkoholismus. Sie ist sogar noch tückischer, da die Arbeitssucht nach außen zumeist gar nicht auffällt. Ständiges Arbeiten gilt als besonders ehrenhaft. Oft begreifen Menschen den Ernst der Lage erst, wenn sie scheitern.

An der Schwelle der Funktionsstörung

Wenn schließlich sogar die Reserven erschöpft sind, können noch nicht einmal mehr genügend Stresshormone aktiviert werden. Es kommt zu ersten Störungen. Körper, Seele und Geist schreien nach Erholung, die sie nicht bekommen, und so nimmt sich der Körper, was er braucht, in Form von Aussetzern. Es werden Fehler gemacht, ständig fällt etwas aus der Hand, es kommt zu Gedächtnisstörungen, Fehlentscheidungen, Unfällen. Das kann bis zum chronischen Gefühl von Inkompetenz und zur Depression führen.

Der Körper rebelliert – bis zum Burnout

In diesem Stadium reagiert der Körper mit heftigen Störungen wie Herz-Kreislauf-Problemen, Magengeschwüren, Schlafstörungen, Hörstürzen und allen möglichen Krankheiten bis hin zu Krebserkrankungen. Bei der Erhebung der Krankengeschichte von Menschen mit der Diagnose Krebs habe ich auffallend häufig chronischen seelischen und körperlichen Stress über viele Jahre gefunden. Oftmals führt dieser zu einer langjährigen Patientenkarriere mit Klinikaufenthalten, Medikamenteneinnahmen bis hin zu einer beachtlichen Anzahl von Operationen, ohne dass eine Änderung in der Lebensführung vorgenommen wird.

Das Suchtverhalten eskaliert. Es hat einen gesetzmäßigen Verlauf mit Steigerung der Dosis, begleitet von der Unfähigkeit, das eigene Verhalten unter Kontrolle zu bringen. Es ist etwa so wie in dem alten deutschen Sprichwort: Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht. Der Herzinfarkt ist inzwischen auch bei Frauen ein typischer ›gebrochener Krug‹.

Zusammenfassung

Bewältigung von Stress bedeutet, bei all der Komplexität des Lebens zu verhindern, dass es zu ›Verbiegungen‹ und ›Verzerrungen‹ im Körper und in der gesamten Befindlichkeit des Menschen kommt. Stress muss also in eine für den Menschen positive Form umgewandelt werden. Meist sind wir jedoch erst dann bereit, uns ernsthaft um eine Veränderung unseres Lebensstils zu bemühen, wenn uns das Wasser bis zum Hals steht. Aber selbst dann ist es in der Regel noch nicht zu spät. Oft ist auch erst zu diesem Zeitpunkt die ernsthafte Motivation zu einer Veränderung vorhanden.

Zusammenspiel von Körper, Seele und Geist