Stuttgart Krimi - Laut & Leise - E-Book

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Laut & Leise

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Beschreibung

Lara lebt mit ihrem Vater in einem Haus in Stuttgart, ist Hundetrainerin und zur Zeit gefangen in ihrem ewig gleichen Alltagstrott, doch von einem auf den anderen Tag ändert sich das schlagartig. Sie lernt einen Mann kennen, eine Frau wird ermordet, ihr Vater verschwindet. Lara und ihre beste Freundin beginnen, auf eigene Faust zu ermitteln.

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Seitenzahl: 222

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Lara saß auf einer Parkbank im Höhenpark Killesberg. Zwischen der linken Schulter und ihrem Ohr hatte sie ihr Handy eingeklemmt.

Nebenbei blätterte sie in ihrem Terminkalender und bemerkte nicht, wie sich ein Mann mit einem nicht angeleinten Hund näherte. Erst als der fremde Hund an ihr vorbei raste und ihr dabei den Kalender runter riss, sah Lara erschrocken auf. „Chili! Hier!“ Rief sie ihrer Hündin zu und sagte fast im gleichen Atemzug in ihr Handy, dass sie sich später noch mal melden würde.

Ein Knie hoher Terrier kam an geprescht und setzte sich artig neben sein Frauchen, die leise vor sich hin schimpfend, versuchte ihren Terminkalender wieder zusammen zusetzten.

„Es tut mir sehr leid! Er freut sich so, wenn er mal andere Hunde trifft“, entschuldigte sich der Besitzer des Rambo-Hundes. Lara murmelte ein knappes: „Ist schon gut“, ohne ihn weiter zu beachten und lief mit Chili zum Auto. „So ein Trottel“, raunte sie, schnallte sich an und fuhr eilig davon.

„Ich hab überhaupt keine Lust heim zugehen“, dachte Lara. Doch Zuhause wartete ein Haufen Arbeit auf sie. Zum einen musste sie sich um die Pferde kümmern, die sie mal mit Freunden einer Tierschutzgruppe befreit hatten.

Lara konnte so schlecht nein sagen, deswegen war sie nun diejenige, die sich um die geretteten Pferde kümmerte. Zum anderen musste sie nachsehen ob mit ihrem Vater alles in Ordnung war, der seit einem Jahr mit ihr das Haus teilte.

Sein liebster Platz war im Wintergarten, wo er es sich in einem alten Ohrensessel, mit Blick auf die Pferdekoppel gemütlich machte. Links neben seinem Sessel türmten sich die Tageszeitungen der vergangenen Wochen auf. Rechts neben dem Sessel stapelte er seine diversen Zeitschriften.

Lara durfte sie auf keinen Fall entsorgen, in jeder war irgendein wichtiger Artikel, die er mit Notizzetteln markierte.

Sie schloss die Haustür auf und wurde von einer Rauschwade, die dicht im Raum hing, fast erdrückt. „Papa! Wenn du schon dein Kraut rauchen musst, dann mach bitte wenigstens die Schiebetür vom Wintergarten auf! Es kann immer mal vorkommen, dass ein Polizist vorbeikommt, um seinen Hund ausbilden zulassen.

Wir brauchen doch das Geld das ich damit verdiene!“ Schoß es aus Lara, die nun nach Luft rang. Ihr Vater sah sie mit seinem treu doofen Hundeblick an, aber mehr als ein nicken kam nicht. „Der macht mich irgendwann noch wahnsinnig“, sagte sie sich, während sie zu ihrem Büro ging, dass gleichzeitig ihr Schlafzimmer war. Eilig schlüpfte Lara in ihre Stallkleidung, um die Pferde versorgen zugehen. Hier hatte sie Ruhe um abzuschalten und den Tag Revue passieren zu lassen. Die Pferde begrüßten sie wie gewohnt mit einem lautem, freudigen Wiehern.

Lapis war ein großes braunes Pferd, der zwar durch seine mächtige Größe beeindruckte, aber lieb war wie ein Lämmchen. Nougat dagegen, war ein quirliger Schimmel, der wesentlich kleiner war als Lapis. Dafür hatte er es Faustdick hinter den Ohren. Wenn er jemanden, im wahrsten Sinne des Wortes nicht riechen konnte, schnappte er schon mal zu, was ganz schön weh tat. Lara hatte von Anfang keine Schwierigkeiten mit Nougat, ihre Oma sagte schon immer das ihre Enkelin ein Gespür für Tiere hatte und ihre beste Freundin pflegte zu sagen: „Du hast es einfach mit verhaltensorginellen Menschen und Tieren“.

Nach Stall misten und Pferde putzen stand sie zufrieden an die Stalltür gelehnt und beobachtete die Pferde, wie sie friedlich und zufrieden ihr Abendbrot in sich hinein schlangen.

Ihr Blick wanderte hinunter zu ihrem Haus.

Sie konnte ihren Vater in seinem Ohrensessel sitzen sehen und dachte darüber nach, wie das wohl in Zukunft weiter gehen sollte.

Einerseits machte sie sich große Sorgen um ihn, weil er meist den Tag in seinem Sessel verbrachte, las und rauchte, einfach Antriebslos war und sich zu nichts motivieren ließ.

Andererseits machte es Lara wütend, alles blieb an ihr hängen, egal ob es um das putzen, einkaufen oder um die Tiere ging. Dazu kam das ihr Beruf als Hundetrainerin oft anstrengend und Zeit raubend war. Vor allem wenn sie Welpen Kurse gab und vorrangig die Menschen zu richtigem Verhalten erziehen musste und nicht die Hunde.

In Gedanken machte sie sich einen Plan, was sie nun als nächstes tun sollte. Dabei viel ihr ein, dass sie dringend noch die Gräfin zurück rufen musste, mit der sie gesprochen hatte, als der Rambo-Hund ihren Terminkalender runter geworfen hatte.

Jedem Pferd legte sie noch einen Apfel in den Trog, löschte das Licht und machte sich auf den Weg zum Haus. Zu Laras Überraschung war die Wintergartentür auf. „Ich hab gelüftet!“ Sagte ihr Vater und blickte ihr kurz in die Augen.

„Mmh, schön“, gab sie kurz zurück und verschwand im Bad. Frisch wie der Frühling duftend und mit Handtuchturban auf dem Kopf, kam Lara aus der Dusche. Chili kam freudig mit dem Ball im Maul angerannt und wollte spielen.

„Nicht jetzt! Ich muss Frau Gräfin anrufen“, sagte sie näselnd zu Chili Sie legte sich ihren Terminkalender und Stift zurecht und drückte auf die Wahlwiederholungstaste. „Hallo, hier ist Lara Merten“, meldete sie sich und war einigermaßen überrascht, wie die Gräfin sie gleich an giftete. „Ich dachte nicht das sie überhaupt noch anrufen. Haben sie mal auf die Uhr gesehen?“ Fragte die Gräfin hochnäsig.

Erst jetzt bemerkte Lara, dass es bereits zehn nach Neun war. „Entschuldigen sie bitte, ich musste noch meine Tiere versorgen“, versuchte Lara die Gräfin zu besänftigen.

„Schon gut! Kommen sie nun Morgen Vormittag vorbei, um sich die Köter anzuschauen?“ Fragte die Gräfin entnervt. Lara graute es zwar jetzt schon vor einer Zusammenarbeit mit dieser versnobten Frau, aber es war jeder Cent wichtig, also stimmte sie widerwillig zu, sich die beiden Hunde, um die es ging, am nächsten Vormittag anzuschauen. Gerade als sie aufgelegt hatte und sich in den Bürosessel sinken ließ, klingelte das Telefon. Laras Freundin konnte es nicht sein, den diese Nummer hatte sie noch nie gesehen.

Zögernd hauchte sie ein „Ja“ in den Hörer.

„Hallo!? Ich weiß jetzt nicht genau, ob ich bei ihnen richtig bin. Ähm, sind sie die junge Frau der mein Hund heute im Park, dummerweise den

Kalender aus der Hand gerissen hat?“ Fragte die sympathische Stimme am anderen Ende der Leitung zögerlich. Überrascht gab sie nur ein „Ja“ zurück. „Hmm, ja äh ich wollte fragen, ob du, äh sie Lust haben, mit mir mal was trinken zugehen?“ Fragte er unsicher. Das kam ziemlich plötzlich und unerwartet. Lara konnte sich nicht mal mehr an sein Gesicht erinnern, hatte sie ihn überhaupt angeschaut? Nach einer Bedenkpause stimmte sie spontan zu und verabredete sich mit dem Unbekannten für den nächsten Abend. „Wie heißt du eigentlich?“ Fragte Lara, deren Neugier nun geweckt war.

„Oh! Tschuldige! Louis. Also dann bis morgen Abend Lara“, gab er hörbar schmunzelnd zurück.

Lara legte das Telefon vor sich auf den Tisch, schloss die Augen und versuchte sich daran zu erinnern wie Louis aussah. Aber so sehr sie sich auch anstrengte, sie konnte sich nur an seine Schuhe und den Hund erinnern. Mittlerweile war es nach zehn. In der Küche wartete der Abwasch und vor der Waschmaschine türmte sich die dreckige Wäsche in drei Bergen auf.

Lara füllte die Maschine. Danach machte sie sich an das dreckige Geschirr. Nachdem auch das erledigt war, setzte sie sich an den Küchentisch und begann einen Brief an ihren Vater zuschreiben, der sich bereits in sein Zimmer verkrochen hatte.

Lieber Papa!

So geht’s doch nicht weiter hier!

Du bist den ganzen Tag Zuhause

und so Kleinigkeiten wie mal `ne

Waschmaschine anstellen,

den Müll raus bringen,

oder den Abwasch machen muss doch

drin sein, oder?!

Ich möchte dich wirklich verstehen,

aber du machst es mir in letzter

Zeit nicht gerade leicht...

Denk bitte mal drüber nach,

wie es weiter gehen soll!

Sie lehnte den Brief an die Kaffeemaschine. Hier war sie sicher, dass er den Brief auch sieht, weil das das erste war, was er morgens tat.

Bereits um halb sechs klingelte Laras Wecker und die Nacht sollte schon vorbei sein.

Chili stand vor ihrem Bett und wedelte heftig mit dem Schwanz. Lara kuschelte sich in ihr warme Kissen. „Nur noch 3 Minuten“, murmelte sie verschlafen. Doch Chili war hell wach und hatte entschieden, dass Frauchen nun genug geschlafen hatte zumal der Wecker ja auch schon ein paar mal geklingelt hatte. Sie sprang auf Laras Bett und legte sich Schwanz wedelnd auf sie.

Mit den Vorderpfoten trippelte sie auf Lara rum, bis die murrend ihre Decke zur Seite warf.

Leise tapste Lara mit Chili im Schlepptau ins Bad. Als sie in die Küche kam, bemerkte sie gleich, dass der Brief nicht mehr an der Kaffeemaschine stand.

Jetzt lag er auf dem Küchentisch. Zufrieden setzte sie neues Kaffeewasser auf und schmierte sich ein Brot mit Honig. Chili bekam ihren Napf vorgesetzt, damit Lara in Ruhe essen konnte, ohne voll gesabbert zu werden. Nach der Stärkung mit Kaffee und Honigbrot ging es zum Stall die Pferde füttern. Sie musste sich heute beeilen, weil sie dringend duschen musste, bevor sie ihren Termin bei der Gräfin hatte.

Kurz vor Neun stand sie also vor dem großen Schmiedeeisernen Tor der Gräfin, dass sich wie von Zauberhand öffnete ohne das sie geklingelt hatte. Lara parkte vor dem Eingang der opulenten Villa. Ein Butler stand bereits an der Tür und hieß sie herzlich Willkommen. Er führte sie in einen Großen Salon, wo er ihr einen Platz anbot bis die Gräfin kam. Die Villa lag oben am Hang von Stuttgart. Aus dem Fenster hatte man einen irren Blick über die ganze Stadt. Lara hörte Schritte und drehte sich Richtung Tür, als gerade die Gräfin und ihr Gatte den Raum betraten.

Gewohnt Hochnäsig wurde sie von der Gräfin begrüßt. Der Graf hielt sich vornehm zurück, schüttelte mit einem laschen Händedruck kurz Laras Hand und stellte sich artig neben den Sessel, auf dem seine Gattin Platz genommen hatte. „Wie ich ihnen bereits am Telefon erklärt habe, hat uns so ein Gauner diese Hunde verkauft. Er hatte uns versprochen, dass sie Gehorsam und pflegeleicht sind“, Lara musste sich auf die Zunge beißen, um der Gräfin nicht ins Wort zufallen für das „gehorsam und pflegeleicht“. Nach weiteren 5 Minuten Detail genauer Ausführung der Gräfin, hörte sie nur noch ein leises Bla, bla, bla.

Lara musterte die Gräfin genau. Ihre Frisur saß perfekt. Sie trug ein dezentes Make-Up, dafür opulenten, offensichtlich teuren Schmuck.

Riesen Klunker die ihre Ohrläppchen runter zogen, das es schon nicht mehr schön aussah.

An Hals und den Fingern trug sie große, funkelnde Ringe. „Und Frau Merten werden sie sich nun um dieses Problem kümmern?“

Richtete sich die Gräfin an Lara und durchbohrte sie regelrecht mit ihrem spitzen Blick.

Zuerst wäre es sehr freundlich von ihnen, wenn sie mir die Hunde mal zeigen könnten.

Danach entscheide ich was ich für die Hunde tun kann. Was aber ganz wichtig ist, dass die Hunde hier Familienanschluss finden. Hunde sind Rudel Tiere! Es ist nichts für Hunde ständig in einem zu engen Zwinger zu sitzen. Was ich damit sagen will ist: das es für ihre Hunde unentbehrlich ist, eine Bezugsperson zu haben“, erklärte Lara.

Das Grafenpaar schwieg, bis der Graf sich zu Wort meldete und Lara zeigen wollte, wo die Tiere untergebracht waren. Die Gräfin kam nicht mit in den Garten, in den der Graf Lara führte.

Der sattgrüne englische Rasen, fühlte sich beim darüber laufen an wie wenn man über leicht schwingendes Moos lief. Im hintersten Teil des Gartens konnte Lara eine Holzhütte erkennen, auf die sie zu steuerten. Empfangen von jämmerlichem Gejaule. Lara war erschrocken über den Zustand der Hunde. Sie waren schmutzig und rochen noch schlimmer als sie aussahen.

Die Behausung oder wie auch immer man das nennen wollte, ließ auch sehr zu wünschen übrig, dafür das die Herrschaften selbst in solch einem Palast leben, dachte sie sich. Zielstrebig ging sie auf die Hunde zu und legte ihre Hand auf das Gitter. Neugierig schnupperten die beiden Rottweiler an Laras Hand. „Machen sie bitte auf“, forderte sie den Grafen auf.

Unsicher steckte er den Schlüssel in das Vorhängeschloss. Der Bügel schnappte auf.

„Sind sie sicher, das ich öffnen soll? Ich meine, der Größere hat meine Frau fast gebissen“, fragte der Graf nervös nach. „Bei Hunden ist wie bei uns Menschen, manche mögen sie und manche eben nicht“, gab Lara Augen zwinkernd zurück. Der Graf schmunzelte und öffnete die Tür des Zwingers. Fröhlich sprangen die Hunde aus ihrem Gefängnis. „Wie heißen die beiden eigentlich?“ Fragte sie. „Ja es ist so, dieser Verbrecher hat uns das überlassen, wie wir sie nennen, aber um ehrlich zu sein haben wir uns vor lauter Ärger mit der Polizei, keine Gedanken darüber gemacht“, antwortete er entschuldigend.

„Hier!“ Rief sie laut. Zu ihrer Überraschung kamen die Beiden tatsächlich und Lara belohnte sie mit einem Leckerchen, wo von sie immer welche in ihrer Jackentasche hatte. „Ich würde vorschlagen, wenn sie nichts dagegen haben, nehme ich die Beiden mit zu mir nach hause, dann schau ich mir mal ein paar Tage an was sie können und wie sozialisiert sie sind und dann sprechen wir wieder und schauen wie es weiter geht. Ich bringe die Hunde ins Auto und werde noch einmal reinkommen, um mir die Papiere an zu sehen, die ihnen der Mann dagelassen hat und die Impfpässe bräuchte ich.

Denken sie auch mal darüber nach, wer sich dann um die Hunde kümmert, wenn ich sie ihnen zurück bringen sollte, wenn die Beiden nur im Zwinger sitzen wird das beste Training auch nichts nützen“, plädierte Lara leidenschaftlich.

Der Graf schwieg. Zu ihrer großen Verwunderung leinte er die Hunde, ohne irgendwelche Berührungsängste an und führte sie zu ihrem Auto. Anschließend hielt er Lara höflich die Haustür auf und ließ sie eintreten.

Prompt kam die Gräfin herbei geeilt, um in Erfahrung zu bringen, wie es jetzt weiter ging.

Erstaunlich selbstbewusst, erklärte er seiner Gattin, was Lara vor hatte. Nachdem die Gräfin mitbekommen hatte, dass Lara diesen Auftrag annahm, verabschiedete sie sich gewohnt Hochnäsig. Als die Gräfin außer Reichweite war, flüsterte der Graf Lara zu: „ Sie macht sich nicht aus Tieren, aber sie meint es wirklich nicht persönlich, sie hat und hatte es nicht leicht“.

Der Graf führte sie einen langen dunklen, mit Holz getäfelten Korridor entlang.

Er trat durch eine Tür. Offensichtlich war es sein Arbeitszimmer. Er ging zum dem großen Schreibtisch und öffnete eine Schublade, die sich mit einem leichten Knarzen öffnete.

Er legte Papiere auf den Schreibtisch und bat Lara näher zukommen, damit sie sich die Papiere ansehen konnte. In der Schublade sah sie ein Bild liegen, in einem edlen silbernen Rahmen eingefasst. Merkwürdig dachte sie bei sich.

Plötzlich wurde sie aus ihren Gedanken gerissen.

„Was halten sie davon?“ Hörte sie die Gräfin spitz hinter ihrem Rücken fragen.

„Ich kann auf den ersten Blick nichts erkennen.

Das sind ja nur Kopien. Die Polizei wird ihnen schon Bescheid geben, ob die Papiere echt sind.

Es ist aber eigentlich Gang und Gäbe das die Hundemafia gefälschte Impfpässe für den Hund raus gibt“, antwortete Lara. Nachdem die Gräfin ihrem Gatten in harschem Ton befohlen hatte, die Schublade zu schließen, was Lara nun erst recht komisch vorkam, verschwand die Gräfin so schnell wie sie gekommen war. „Es tut mir leid das sie dieses Verhalten meiner Frau erleben mussten. Seit sie mit unserem Sohn nicht mehr spricht, ist sie unausstehlich“, versuchte der Graf sich erneut zu entschuldigen. "Das Privatleben meiner Kunde geht mich nichts an", erwiderte Lara. Geschäft ist nun mal Geschäft, dachte sie ganz nach dem Motto ihrer Großmutter.

„Sie brauchen sich nicht zu rechtfertigen.

Ich werde jetzt gehen und sie melden sich, falls ihnen ein Name für die Hunde eingefallen ist“, sagte sie einfühlsam. Der Graf begleitete sie bis zu ihrem Auto und hielt ihr die Tür auf.

„Da habt ihr ein Zuhause bekommen“, sagte sie ironisch zu den Hunden, als sie durch das Schmiedeeiserne Tor fuhr.

Bevor sie in ihre Garage fuhr fiel Lara wieder ein, dass sie heute verabredet war und freute sich auf die willkommene Abwechslung. Vor lauter Arbeit hatte sie in den letzten Monaten überhaupt keine Zeit jemanden kennenzulernen.

Das war eine willkommene Gelegenheit endlich mal ein bisschen aus dem Alltagstrott raus zu kommen.

Die nächste freudige Überraschung erlebte Lara, nach dem sie die Haustür aufgeschlossen hatte.

Ihr Vater kniete vor dem alten Büffetschrank und saugte! Auch der Rest des Hauses blitzte und blinkte, wie schon lange nicht mehr. „Wow Papa! Du warst ja echt fleißig“, lobte sie ihn freudig.

„Seit ihr dreckig?“ Fragte er außer Atem und fügte beim zweiten Blick ein: „Wer sind den die beiden“, hinzu. „Von dieser Gräfin und ihrem Mann, die vor einem halben Jahr in die Villa der Rothenburgs, oben am Hügel gezogen sind.

Für sie sind das nur zwei Nutzviecher, die ihre Villa bewachen sollen und keine Tiere mit `ner Seele“, erzählte sie ihrem Vater, der mit dem Staubwedel geschäftig über die Schränke fuhr.

Lara ging mit den beiden Rottweilern auf die kleine Koppel. Lapis und Nougat standen neugierig an der Nachbarkoppel und schauten zu was Lara da machte. Grundkommandos wie Sitz, Platz und Komm, kannten sie, aber das war` s auch schon. Da sie heute keine weiteren Termin hatte, außer ihre Verabredung später, beschloss sie spontan auf einen kleinen Ausritt zu gehen. Die Hunde nahm sie mit.

Beinahe wären ihr die Beiden auf dem Rückweg abgehauen. Sie hatten einen Feldhasen entdeckt und sprinteten freudig hinter der vermeintlichen Beute her. Zum Glück für Lara waren die Beiden schon ziemlich ausgepowert und trotteten nach kurzem Sprint wieder gemütlich hinter Lapis und Lara her, als sei nichts gewesen. Zurück im Haus tranken sie ihre Wassernäpfe leer und legten sich erledigt vor Laras Bett und wollten nichts mehr wissen. Doch vorher mussten sie duschen.

Nachdem Lara es endlich geschafft hatte die beiden Hunde zu waschen und einigermaßen trocken zu bekommen, hüpfte auch sie unter die Dusche. Danach kam der Kampf mit dem anziehen. Lara probierte unzählige Kombinationen, bis sich ein großer Haufen auf ihrem Bett gebildet hatte. Trotz allem hatte sie immer noch nicht das Richtige gefunden.

Nicht hundertprozentig sicher, entschied sich dann doch für die erste Hose die sie anprobiert hatte. Nach drei weiteren Blusen und zwei weiteren Tops, hatte Lara endlich das passende Oberteil gefunden. Vor lauter Aufregung rund ums anziehen, hatte sie total vergessen auf die Uhr zu sehen. Doch dabei stellte sie nur fest, dass sie sich gar nicht hätte so beeilen müssen. Sie hatte noch fast zwei Stunden Zeit.

Nach dem sie den Haufen Klamotten wieder ordentlich im Schrank verstaut hatte, wagte Lara einen Blick auf ihren überquellenden Schreibtisch. Immer mal wieder linste sie zur Uhr. Jede Minute die vergangen war wurde sie nervöser, es war ja wie ein Blinddate und so sehr sie sich auch anstrengte, sie konnte sich überhaupt nicht an Louis Gesicht erinnern.

Melanie, Laras Beste Freundin rief genau im richtigen Moment an. „Na du Workaholic? Meldest dich gar nicht mehr bei mir“, sagte Melanie in einem vorwurfsvollen Ton.

„Ja, ja ich weiß viel zu Tun“, ergänzte sie bevor Lara es tun konnte. „Im Moment hab ich mich angezogen, um zu einem Date zu gehen“, gab sie gelassen zurück und wusste genau, dass Melly aus allen Wolken fallen würde.

„Ja klar! Wer’s glaubt wird selig! Du auf’n Date!? Wer ist den der Glückliche?“ Fragte sie ungläubig. „Ich kenn ihn nicht, es ist eine Art Blinddate“, gab Lara nun etwas eingeschüchtert zurück. „Wie du kennst ihn nicht? Internet, oder Flirtline?“ Bohrte Melly neugierig weiter.

„Keines von beidem. Sein Hund hat mir den Timer runter geworfen. Er hat sich sofort entschuldigt und ich bin mit Chili abgezischt. Abends, so um Neun klingelte mein Telefon.

Ich dachte erst, dass du das bist. Er war` s und wollte sich mit mir verabreden. Was mich allerdings an dieser Geschichte wundert, wo er meine Nummer her hat. Und Melly weißt du was das schlimmste ist, ich kann mich überhaupt nicht an sein Gesicht erinnern“, erzählte sie aufgeregt ihrer Freundin. Melly gab nur ein komisches "Okay“ von sich, was Lara noch mehr verunsicherte. Nach einer Pause begann Melly erneut zu fragen: „Was hast du den dann von ihm gesehen? Und mit deiner Nummer, entweder ist er Beamter bei der Stadt, oder er ist ein Bulle.

Wie soll er den sonst an deine Nummer gekommen sein?“ Lara gab nur ein „Mh“ und „Ja“ zurück und ergänzte es mit Details über Louis Hund und seine Schuhe. „Tja meine Liebe, ich hoffe sehr für dich, dass es kein Reinfall wird.

Ich sag dir aus Erfahrung, dass Blinddates so eine Sache für sich sind. Man darf auf keinen Fall zu anspruchsvoll sein und am besten keine großen Erwartungen haben“, belehrte Melly Lara. „Wenn er mir nicht gefallen sollte, dann mach ich’s so wie du. Ich sag einfach ich muss aufs Klo und verpiss mich dann,“ sagte Lara lachend. „Wann und wo seid ihr den verabredet?“ Fragte Melanie vom Thema ablenkend. „Oh! Jetzt in einer dreiviertel Stunde und wo sag ich dir nicht,“ antwortete Lara provokant.

„Keine Sorge, ich komm nicht vorbei um ihn abzuchecken! Dann geh dich mal hübsch machen und viel Spaß! Meld` dich, wenn du zurück bist“, schloss sie schnell ab, dass Lara sich gerade noch verabschieden konnte, bevor Melly aufgelegt hatte. Eilig wollte sie ins Bad, um ihre Haare zu begutachten und falls nötig nach zu bessern.

Beinahe hätte sie dabei ihren Vater über den Haufen gerannt, der sie genau so erstaunt ansah, wie Lara ihn. Fast gleichzeitig sagten sie: „Wow! Was hast du den vor?“ Und mussten Lachen. Nachdem beide wieder Luft geschnappt hatten, sagten sie erneut fast gleichzeitig: „Ich bin verabredet“.

Lara und ihr Vater prusteten los. „Soll ich dich wo hin mitnehmen?“ Fragte Lara während sie sich die Jacke anzog. Zögerlich antwortete ihr Vater: „Ach, warum nicht? Ein Stück kannst du mich mitnehmen“. Aus dem Augenwinkel betrachtete sie ihren Vater während, er in ihr Auto stieg. Gut sah er aus. Frisch rasiert.

Seine Haare waren gewaschen und ordentlich zu einem Zopf zusammen gebunden. Er trug eine schwarze Jeans und ein weißes Hemd mit Trendy Applikationen. „Das Hemd kenn` ich gar nicht“, sagte Lara schmunzelnd. „Ich war einkaufen“, gab ihr Vater trocken zurück. „Tja, bei all diesen Wandlungen würde ich vermuten, dass du verliebt bist“, erwiderte sie mindestens genauso trocken. Er schwieg, aber sie konnte, trotz Abenddämmerung sehr gut erkennen, wie seine Augen funkelten und er irgendwie glücklich aussah. Ein Blick sagt manchmal mehr, als tausend Worte dachte sie, wie plötzlich aber diese Wandlung von statten ging.

Am Hauptbahnhof ließ sie ihren Vater aussteigen, der sich ungewöhnlich überschwänglich und freudig nervös verabschiedete. Nachdem er die Autotür zugemacht hatte und Lara sich zurück in den Verkehr einreihte, sagte sie sich laut grinsend: „Also doch verliebt!“ Sie fuhr in Richtung Stuttgart West, hatte aber total vergessen, dass sie auf die andere Straßenseite musste. Bei der nächsten Gelegenheit wendete sie und fand zu ihrer großer Freude sofort einen Parkplatz. Als sie ihr Auto abgeschlossen hatte und sich die Tasche umhängte, wurde sie noch zittriger. Vor allem, weil sie ja überhaupt nicht wusste wie Louis aussah. Hoffentlich macht er sich bemerkbar. Ich kann doch nicht unter jeden Tisch schauen, was die Typen für Schuhe anhaben. Wahrscheinlich hat er überhaupt nicht die selben Schuhe an. Sie war noch nicht richtig zur Tür reingekommen, da sah sie hinten links einen Mann aufspringen der ihr grinsend entgegen kam. „Lara! Schön das du da bist! Komm!“ Freute Louis sich und lief zurück zu dem Tisch hinten in der Ecke, wartete aber bis sie sich gesetzt hatte. Sie zog ihre Jacke aus und legte sie neben sich auf die Bank. „Jetzt musst du mir aber erst mal verraten, wie du an meine Telefonnummer gekommen bist?“ Fragte Lara offensiv und um gleich ins Gespräch zu kommen.

„Mh, ganz ehrlich? Ich hab dich über dein Autokennzeichen gefunden“, gab Louis zögerlich zurück. Lara standen die Fragezeichen förmlich ins Gesicht geschrieben. „Ich bin Polizist“, ergänzte er und nippte nervös an seinem Wasser.

„Aha, interessant, dann ist das Deine Masche um an Frauen zu kommen“, gab Lara grinsend zurück. „Nein, du warst so schnell weg....

Und du? Du bildest Hunde aus?“ Fragte er schüchtern. So kamen die Beiden vom einen Thema zum anderen. In den kurzen Momenten der Stille, wenn Trinken, oder Essen kam, wunderte Lara sich. Sie hatte das Gefühl, als würden sie Louis schon ewig kennen.

Sie spürte ein angenehmes Gefühl in der Magengegend, dass sie so noch nicht gefühlt hatte. Zudem kam, dass er entgegen Melly` s und auch ihrer Befürchtung ein sehr gutaussehender, gebildeter, humorvoller, groß gewachsener Mann war. Seine Haut hatte einen wunderschöne dunkle Farbe, nicht so käsig weiß wie Laras Haut. Ihre Blase zwickte nach dem dritten Cola Glas und sie verschwand auf dem Klo. Erstaunt stellte sie nach dem Hände waschen fest, dass es schon kurz nach halb zwei war. Lara setzte sich zurück an den Tisch.

„So langsam sollte ich heim fahren, es ist ziemlich spät geworden“, sagte sie fast schon entschuldigend zu Louis. „Was! Es ist gleich 2.

Ich hab gar nicht gemerkt, wie schnell die Zeit vergangen ist, aber das warst du!“ Gab er schmunzelnd zurück und legte seine warme Hand auf Laras Sie merkte, wie das Blut in ihre Wangen schoss und knallrot, wie eine Tomate wurde und die Schmetterlinge in ihrem Bauch tanzten Samba dazu. „Ich zahl kurz und dann bring dich zu deinem Auto“, sagte Louis während er aufstand um Lara Gentlemanlike in ihre Jacke zu helfen. Sie lief ihm nach, knackiger Hintern dachte sie und musste grinsen. Die Frische Luft draußen tat gut, aber es war ganz schön frisch geworden und Lara begann ein wenig zu zittern und doch kamen sie viel zu schnell an ihrem Auto an. Keiner von beiden wusste so recht was er nun sagen sollte. Louis zog sie vorsichtig zu sich. Zärtlich hielt er ihren Kopf in seinen Händen und küsste sie, dass Lara fast wie Schokolade in der Sonne davon geschmolzen wäre. „Ich hoffe wir sehen uns bald wieder!?“

Fragte Louis, nachdem er seine weichen Lippen von ihren gelöst hatte. Lara war so perplex, dass sie nur nicken konnte. Plötzlich sagten sie gleichzeitig: “Ich melde mich morgen“, und sie mussten lachen. Er gab ihr noch einen kurzen Kuss, dass sich Lara wie auf Wolke 7 schwebend in ihr Auto setzte. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie er sich immer wieder zu ihr umsah.

Grinsend und wie betrunken fuhr Lara nach hause. Dort wurde sie von den Hunden überschwänglich in empfangen genommen, wie wenn sie Tage lang weg gewesen wäre.

Ihr zweiter Blick fiel auf den Sessel, in dem ihr Vater sonst saß. Heute war er ungewohnt leer.

Er scheint sich auch zu amüsieren, dachte Lara und freute sich das ihr Vater die Zeit des Trauerns nach der Scheidung, scheinbar überwunden hatte. Eine Weile lag sie in ihrem Bett und konnte nicht einschlafen. Die Gedanken an Louis ließen sie einfach nicht los.

Mindestens viermal nahm sie ihr Telefon in die Hand und legte es wieder zur Seite, weil sie sicher war, dass Melly schon schlafen würde.