Super Bodyguard - Chris Bradford - E-Book
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Super Bodyguard E-Book

Chris Bradford

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Beschreibung

Abenteuer, Agenten, Action - die neue Serie von Chris Bradford

Einer Kugel kann man nicht entkommen – aber was, wenn jemand in der Lage ist, sie abzufangen?

Als der 15-jährige Troy in London mitten in einen Terroranschlag gerät, entdeckt er, dass er eine schier unglaubliche Eigenschaft besitzt: Kugeln können ihm nichts anhaben! Und nun überschlagen sich die Ereignisse in Troys Leben, denn eine Geheimorganisation wird auf ihn aufmerksam und wirbt ihn als Bodyguard an. Dort trifft er auf andere Jugendliche, die ebenfalls über ähnlich ungewöhnliche Kräfte verfügen. Gemeinsam stehen ihnen nun hochbrisante Aufträge als Super-Bodyguards bevor.

Dieser Sammelband ist vorab als dreiteiliges e-only erschienen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 202

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DER AUTOR

© Danny Fitzpatrick

CHRIS BRADFORD recherchiert stets genau, bevor er mit dem Schreiben beginnt: Für seine Bestsellerserie »Bodyguard« belegte er einen Kurs als Personenschützer und ließ sich als Leibwächter ausbilden. Bevor er sich ganz dem Bücherschreiben widmete, war Chris Bradford professioneller Musiker und trat sogar vor der englischen Königin auf. Seine Bücher wurden in über zwanzig Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet.

Von Chris Bradford bereits erschienen:

Bodyguard – Die Geisel (Band 1)

Bodyguard – Das Lösegeld (Band 2)

Bodyguard – Der Hinterhalt (Band 3)

Bodyguard – Im Fadenkreuz (Band 4)

Bodyguard – Der Anschlag (Band 5)

Mehr Informationen zur Bodyguard-Serie unter:

www.cbj-verlag.de/bodyguard

Mehr über cbj auf Instagram unter @hey_reader

CHRIS BRADFORD

Aus dem Englischen von

Karlheinz Dürr

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1. Auflage 2018

cbt Taschenbuch April 2018

Bereits erschienen als E-Book-Ausgaben unter den Titeln:

»Super Bodyguard – Der Auftrag«, »Super Bodyguard – Der Angriff«,

»Super Bodyguard – Das Finale«

© 2017 für die deutschsprachige Ausgabe

cbj Kinder- und Jugendbuchverlag

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten

© 2015, 2016 und 2017 Chris Bradford

Die Originalausgaben der drei Super-Bodyguard-Abenteuer

erschienen 2015, 2016 unter den Titeln »Bullet Catcher«,

»Bullet Catcher – Sniper« und »Bullet Catcher – Blowback«

bei Barrington Stoke Limited, London

Übersetzung: Karlheinz Dürr

Umschlaggestaltung: Carolin Liepins, München unter Verwendung

der Abbildung von: © Shutterstock Shutterstock

(Stefano Cavoretto, NickSorl)

MP · Herstellung: UK

Satz: KompetenzCenter, Mönchengladbach

ISBN 978-3-641-21748-8V002

www.cbj-verlag.de

Für Mark, Kate, Thomas,

Lulu und Jasper Dyson,

eine Super-Familie!

Der Auftrag

1 – Schüsse

IN NAHER ZUKUNFT

Troy blickte von dem Batman-Comic auf, den er gerade las – und sah ein Mädchen ihm genau gegenüber vor der Zeitschriftenauslage stehen, keine zwei Meter entfernt.

Das Mädchen war recht hübsch, auch wenn sie ein bisschen wie ein Freak aussah, mit großen, schwarz geschminkten Augen, einem silbernen Nasenpiercing und kurzen schwarzen, an den Spitzen silberweiß gefärbten Haaren. Als sie merkte, dass er sie beobachtete, hörte sie auf im Takt des Sounds aus ihren Kopfhörern zu nicken und lächelte ihm scheu zu. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er sie nicht nur angeschaut, sondern richtiggehend angestarrt hatte.

Troy hätte ihr Lächeln gern erwidert, aber seine Lippen schienen wieder mal irgendwie eingefroren zu sein. Im Umgang mit Mädchen war er schon immer schüchtern gewesen; offenbar galt das auch für solche, die an einem Samstagmorgen im Shoppingcenter von Terminus City in uralten Comic-Heften schmökerten. Und die ihn sogar anlächelten, was nun wirklich sehr selten passierte.

Er tauchte schnell wieder hinter seinem Comic-Heft ab, sie sollte nicht sehen, wie ihm das Blut ins Gesicht schoss. Vierzehn Jahre, dachte er, und noch nie eine Freundin gehabt und kein Mädchen geküsst! Das ist einfach megapeinlich.

In diesem Augenblick knallte es ohrenbetäubend laut. Wie ein Schuss! Einen Moment lang glaubte Troy, er hätte sich den Knall nur eingebildet. Wäre nicht das erste Mal, dass er sich so sehr in einem Comic verlor, dass ihm die Geschichte wahrhaftiger vorkam als die wirkliche Welt ringsum. Aber als er zur nächsten Seite blätterte, auf der Batman gerade einen von Jokers Kumpanen ausschaltete, hörte er weitere Schüsse, gefolgt von lautem Schreien.

Schlagartig wurde ihm klar, dass diese Schüsse nur zu real waren.

Der Ladenbesitzer, ein kleiner, dicker Mann mit Pferdeschwanz und einer Brille mit halbmondförmigen Gläsern, rannte zur Ladentür und spähte vorsichtig in den breiten, hell erleuchteten Korridor des Shoppingcenters hinaus. Eine Frau rannte vorbei, mit vor Entsetzen verzerrtem Gesicht und vor Angst weit aufgerissenen Augen.

Troy ließ das Comic-Heft fallen und flitzte zum Schaufenster neben der Tür. »Was ist da draußen los?«, fragte er aufgeregt.

Der Ladenbesitzer hob die Schultern und schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung.«

Beide zuckten zusammen, als weitere Schüsse durch das Einkaufszentrum hallten. Troy und der Ladenbesitzer standen wie erstarrt, unfähig, sich zu rühren. Männer, Frauen und Kinder rannten vorbei und flohen in alle Richtungen. Die wenigen Kunden in der Buchhandlung waren wie vom Donner gerührt. Draußen im Korridor suchten die Leute verzweifelt nach Deckung, kauerten sich hinter Säulen und große Pflanzenkübel oder duckten sich sogar hinter die viel zu kleinen Abfallbehälter.

Noch mehr Schüsse krachten. Der Imbissstand gegenüber war mit einem Schlag wie leer gefegt. Auf ihrer Flucht rempelten sich die Menschen gegenseitig aus dem Weg und rannten Tische und Stühle um. Im Imbissstand blieb nur ein Mann zurück. Er lag quer über einem Tisch. Ketchup rann über die Tischplatte und tropfte auf den Boden.

Sekundenlang weigerte sich Troys Verstand zu glauben, was er sah. Dass es kein Ketchup war. Sondern Blut.

Erschüttert und geschockt wurde Troy allmählich klar, was gerade passierte: ein Anschlag auf das Einkaufszentrum! Panik packte ihn – Was soll ich tun? Seine Eltern saßen in einem Café auf der oberen Etage. Sollte er sie suchen gehen? Oder war es sicherer, wenn er blieb, wo er war? Oder sollte er wie alle anderen zu fliehen versuchen?

Troy presste das Gesicht gegen die Glasscheibe und suchte in der fliehenden Menge nach seinen Eltern. Aber überall herrschte das totale Chaos. Er wollte gerade aufgeben, als er sie auf der Rolltreppe entdeckte. Doch die Rolltreppe war ihnen zu langsam; sie kamen herabgesprungen, zwei Stufen auf einmal nehmend, und rannten geradewegs auf die Buchhandlung zu.

»Die AF!«, hörte er seinen Vater brüllen. »Lauf, Troy, lauf!«

2 – Die Armee der Freiheit

Troy wusste aus den Fernsehnachrichten, was die Abkürzung AF bedeutete: Armee der Freiheit – eine Terroristengruppe, die äußerst brutale Anschläge in Terminus City verübte. Er selbst war noch nie Zeuge einer ihrer Operationen gewesen – so etwas Schreckliches passiert nur anderen Menschen, hatte er immer gedacht. Aber doch niemals ihm und seiner Familie!

Doch jetzt geschah es direkt vor seinen Augen! Vor Entsetzen wie gelähmt, starrte er durch das Schaufenster der Buchhandlung, als fünf völlig schwarz gekleidete Gestalten – schwarze Kampfstiefel, Kampfhosen und Kapuzenpullover – auftauchten und den hell erleuchteten, glänzenden Korridor des Einkaufszentrums entlangmarschierten. Ihre Gesichter waren hinter weißen Plastikmasken verborgen, nur die Augen schimmerten durch die Schlitze im Plastik.

Der offensichtliche Anführer der Terroristen marschierte daher wie ein gesichtsloser Terminator und feuerte mit seinem F4000-Sturmgewehr auf alles, was sich bewegte.

Hilflos, schockiert, zu Tode erschrocken musste Troy mitansehen, wie seine Eltern von der Rolltreppe in den Korridor sprangen … wie der Terrorist die Waffe herumschwenkte … und auf seine Eltern richtete.

»NEIN!«, schrie er verzweifelt. »LAUFT!«

Aber die Warnung kam zu spät.

Die Mündung der F4000 blitzte auf. Kugeln flogen.

Troys Mutter fiel zuerst.

Sein Vater blieb stehen, wollte ihr wieder auf die Beine helfen. Eine Kugel streifte seinen Arm und schleuderte ihn herum. Aber er schaffte es trotzdem, sich über sie zu werfen, um sie zu schützen.

Kalt drückte der Terrorist erneut den Abzug.

Troys Eltern lagen nun still da.

Aus Troys Kehle stieg ein entsetzlicher Schrei hoch, Schmerz, Trauer, rot glühende Wut vermischten sich. In unbändiger Verzweiflung hämmerte er mit beiden Fäusten gegen die Glasscheibe. Der Terrorist wirbelte zu ihm herum und feuerte erneut. Troy konnte sich gerade noch auf den Boden werfen, als die Schaufensterscheibe über ihm zerbarst. Tausende Glassplitter prasselten auf ihn herab.

Erst jetzt drangen die Schreie der anderen Kunden im Laden in sein Bewusstsein. Alle flohen zum Hinterausgang. Doch Troy war wie versteinert und verharrte in Schockstarre, wo er war.

Der Ladenbesitzer schlug die Eingangstür zu und versuchte sie zu verriegeln. In seiner Panik hatte er wohl vergessen, dass ihm eine Glastür gegen eine Automatik, die 10 Runden in der Sekunde abfeuerte, keinen Schutz bieten konnte. Die Kugeln zerschmetterten auch die Tür, trafen den Ladenbesitzer und schleuderten ihn rückwärts in seinen Laden. Er prallte gegen den Verkaufstresen und sackte in sich zusammen.

Der Terrorist schlug mit dem Gewehrkolben die letzte große Scherbe aus dem Türrahmen und trat in den Laden.

Jetzt erst setzte Troys Überlebensinstinkt wieder ein und trieb ihn an, sich zu retten.

Er sprang auf, stieß einen fahrbaren Ständer mit Comic-Heften zur Seite und stürzte zum Hinterausgang.

Der Ständer rollte durch den Laden, kippte um, schlitterte dem Terroristen vor die Füße und brachte ihn im selben Moment, in dem er auf Troy schoss, aus dem Gleichgewicht. Die Kugel verfehlte ihr Ziel und schlug stattdessen in ein Regal voller Magazine ein.

Instinktiv hatte sich Troy umgedreht. Er sah, dass dem brutalen Angreifer die Kapuze vom Kopf gerutscht war.

Eine Sekunde lang konnte er kurze blonde Haare erkennen und ein kleines schwarzes Tattoo hinter dem linken Ohr.

Schon kickte der Terrorist den Comic-Ständer zur Seite und riss die Waffe erneut hoch.

Doch jetzt zielte das hässliche schwarze Mündungsloch nicht mehr auf Troy, sondern auf das nette Mädchen, das ihn noch vor einer Minute angelächelt hatte.

Es kauerte auf dem Boden, zusammengekrümmt wie ein Embryo, den Kopf mit den Armen schützend. Und es zitterte vor Todesangst.

Ohne nachzudenken, sprang Troy mit zwei riesigen Sätzen zu dem Mädchen hinüber, hechtete vorwärts und landete genau auf ihm. Die Maschinenpistole des Terroristen ratterte los. Troy spürte nur noch die erste der acht tödlichen Kugeln, die mit unglaublicher Gewalt in seinen Körper einschlugen.

3 – Medusa

Troy wurde von einem merkwürdigen elektronischen Ton aufgeweckt. Piep … Piep …

Mühsam öffnete er die verschwollenen Augen und blinzelte in die Helligkeit. Er lag in einem Krankenhausbett, in einem weißen Zimmer ohne Fenster. Zwei Elektroden klebten auf seinem nackten Oberkörper. Eine Reihe medizinischer Hightechmonitore zeigten seinen Herzrhythmus und Signale anderer wichtiger Lebenszeichen an. Die Bildschirme schimmerten in sanftem Grün.

Als Troy den Blick endlich fokussieren konnte, entdeckte er eine Frau, die am Fußende des Bettes stand. Sie war ungewöhnlich groß, doch das Auffälligste war ihre Frisur – ein Wust weiß gefärbter, steil in die Höhe ragender Stachel. Die ausgeflippte Frisur passte nicht zu ihrem schicken silbergrauen Hosenanzug, den eleganten Lederhandschuhen und den langen silbernen Ohrringen. Ihre dünnen Lippen lächelten freundlich, aber die Wärme dieses Lächelns reichte nicht bis zu den grauen Augen, die ihn hart und kalt musterten.

»Wie fühlst du dich, Troy?«, fragte sie mit starkem Akzent.

»Ganz okay … glaube ich.« Er setzte sich mühsam auf. Arme, Beine, Rücken – alles war steif und schmerzte. Als Troy an sich hinunterblickte, entdeckte er mehrere dunkel verfärbte Prellungen auf der linken Seite des Brustkorbs. Das schienen aber auch schon die schlimmsten Verletzungen zu sein.

»Ein Wunder, nach allem, was mit dir passiert ist«, sagte die Frau, der sein Blick nicht entgangen war. Dann nahm sie ein hauchdünnes Tablet aus Glas aus ihrer Tasche und drückte auf ein Symbol. »Das ist …«

»Wer sind Sie?«, unterbrach Troy die Frau. »Sind Sie Ärztin?«

»Nein. Ich heiße Medusa.« Sie streckte ihm ihre behandschuhte Rechte entgegen, als hätte sie sich jetzt erst wieder an ihre Manieren erinnert. Dann deutete sie auf ihr Tablet.

»Was ich gerade sagen wollte – ich habe hier die Aufzeichnung des Angriffs, aufgenommen von einer Überwachungskamera im Shoppingcenter.«

Troy blickte auf das Display. Er sah einen schlaksigen weißen Jungen mit dunklem, kurz geschnittenem Haar in einer Buchhandlung. Das war er selbst – kein Wunder, dass er bei den Mädchen nicht landen konnte!

Auf dem Display war zu sehen, wie das Schaufenster zu Bruch ging und Troy sich blitzschnell auf den Boden fallen ließ.

»Sehr schnelle Reaktion«, bemerkte Medusa.

Jetzt betrat der Terrorist den Laden, Troy stieß ihm den Comic-Ständer in den Weg und rannte zum Hinterausgang.

»Gute Idee, so den Schützen von seinem Ziel abzulenken«, kommentierte Medusa und nickte anerkennend.

Allerdings hatte Troy gar nicht beabsichtigt, den Terroristen zu treffen. Der Ständer hatte ihm einfach nur im Weg gestanden. Aber das musste sie ja nicht wissen.

Als Nächstes sah Troy, wie er sich auf das Mädchen warf.

»Es war sehr mutig von dir, dass du versucht hast, sie zu retten«, sagte Medusa.

»Aber … das habe ich doch gar nicht«, stotterte Troy.

Medusa lächelte nachsichtig. »Nur keine falsche Bescheidenheit«, sagte sie. »Das Mädchen hat überlebt. Es geht ihm gut. Und das hat es nur dir zu verdanken.«

Auf dem Display war nun eine heftige Schießerei zu sehen und zu hören. Troys Herz raste, als er mitansehen musste, wie ein Geschoss nach dem anderen in seinen liegenden Körper einschlug.

»Schalten Sie das ab! Bitte!«, flehte er. Keine Sekunde länger konnte er das ertragen! Es erinnerte ihn daran, was seinen Eltern zugestoßen war.

Medusa wischte über das Display und das Bild verschwand.

»Ich bin froh, dass es dem Mädchen gut geht«, sagte Troy mit belegter Stimme. »Aber was ich nicht verstehe … wie kommt es, dass ich so viele Schüsse überlebt habe?«

»Mein lieber Junge«, antwortete Medusa ernst, »du hast überlebt, weil du gegen Kugeln gefeit bist.«

Troy starrte sie an. »Soll das ein Witz sein?«

Die mysteriöse Frau sah allerdings nicht aus, als würde sie jemals Scherze machen.

»Du hast es doch selbst gesehen«, sagte sie. »Der Terrorist hat dich aus kürzester Entfernung mit acht Hochgeschwindigkeitsgeschossen des Kalibers 45 getroffen. Nicht mal die beste kugelsichere Weste hätte solchen Projektilen standhalten können.«

»Aber das ist doch unmöglich!«, rief Troy. Er war jetzt überzeugt davon, dass er entweder tot war oder träumte – oder womöglich war er einfach übergeschnappt. Er zwickte sich kräftig in den Arm: Es tat ganz normal weh.

»Nein, das ist nicht unmöglich«, versicherte ihm Medusa. »Du bist anders als die meisten Menschen. Die Zellen deiner Haut haben einen ungewöhnlich hohen Anteil an Kohlenstoff und sind wabenförmig angelegt. Wenn du von einer Kugel getroffen wirst, verdichtet sich deine Haut blitzschnell und verteilt die kinetische Energie auf eine größere Fläche. Das bedeutet, dass dein Körper im Vergleich mit Stahl einen zehnfach stärkeren Impuls aushalten kann.«

Troy blieb buchstäblich der Mund offen stehen. Zehnfach stärker als Stahl? Plötzlich fiel ihm sein Unfall im vergangenen Jahr wieder ein: Ein Auto hatte ihn erfasst und mitgerissen, als er vor einer Straßengang hatte abhauen wollen. Der Rettungssanitäter meinte, er hätte eigentlich tot sein müssen. Aber wie sich dann herausstellte, hatte Troy sich keinen einzigen Knochen gebrochen. Damals hatten alle einfach gedacht, er hätte unverschämt großes Glück gehabt.

»Soll das heißen, dass ich wie … wie Superman bin?«, fragte er.

Medusa lachte kurz auf. »Nein, mein Lieber, du siehst weder so aus noch bist du so stark wie er, tut mir leid. Aber mit dem richtigen Training können wir aus dir einen Superboy machen.«

Troy runzelte die Stirn. »Training? Was meinen Sie damit?«

Medusa lächelte kalt. »Troy«, sagte sie, »ich bin hier, weil ich dich als Super Bodyguard anwerben möchte.«

4 – Einzige Chance

»Ich leite SPEAR, eine geheime Agentur für Personenschutz«, erklärte Medusa. Troy hatte sich mittlerweile kerzengerade im Bett aufgesetzt und hörte ihr voller Verwunderung zu. »SPEAR bietet den Reichen und Mächtigen von Terminus City Schutz und Sicherheit. Unsere Klienten sind zum größten Teil die Söhne und Töchter von einflussreichen oder berühmten Eltern. Seit einiger Zeit können wir uns vor Aufträgen kaum retten, weil Terroristenangriffe wie die der AF ständig zunehmen und immer brutaler werden. Was bedeutet, dass wir weitere Mitarbeiter anwerben müssen …«

»Heißt das, es gibt noch mehr Leute wie mich?«, fragte Troy.

Medusa nickte. »Ja, aber sie haben alle ganz unterschiedliche Talente.«

Troy ließ sich wieder auf das Kissen zurücksinken, überwältigt von dem, was er gerade zu hören bekommen hatte.

»Du hast den natürlichen Instinkt und die körperlichen Fähigkeiten, um ein Super Bodyguard zu werden«, stellte Medusa ungerührt fest. »Alles, was du jetzt tun musst, ist, diese Einverständniserklärung zu unterschreiben, sodass wir bald mit dem Training beginnen können.«

Sie legte ihr Tablet vor ihn auf die Bettdecke. Auf dem Display war ein digitaler Vertrag zu sehen. Troy las ihn langsam durch, während sein Gehirn auf Hochtouren lief, um das zu verarbeiten, was sie gerade gesagt hatte.

»Das geht doch gar nicht!«, protestierte er schließlich und schob das Tablet von sich. »Ich kann kein Bodyguard werden, Sie haben sich den Falschen ausgesucht. In Sport bin ich die totale Null, immer werde ich als Letzter in ein Team gewählt! Niemand würde mich als Super Bodyguard haben wollen. Im Shoppingcenter hab ich mir vor Angst fast in die Hose gemacht. Ich wollte einfach nur abhauen.«

»In einer solchen Situation ist das die klügste Entscheidung«, antwortete Medusa gelassen.

»In die Hose machen?«, fragte Troy spöttisch.

Sie verzog keine Miene. »Nein, fliehen – um dich und den VIP so schnell wie möglich in Sicherheit zu bringen.«

»Ich … ich kann kein Super Bodyguard werden«, sagte Troy stur. »Ich gehe ja noch zur Schule.«

»Und wer wird dich jetzt jeden Tag zur Schule fahren?«, fragte Medusa kaltherzig.

»Meine Mu…«, begann Troy. Doch dann stieg ihm ein Kloß in die Kehle, als er sich an das erinnerte, was er bei dem Angriff hatte mitansehen müssen. Seine Eltern waren tot. Kaltblütig ermordet durch einen Terroristen der AF. Er war allein. Troy unterdrückte ein Schluchzen und starrte an die Decke, um die Tränen zurückzudrängen.

»Es tut mir sehr leid, was mit deinen Eltern passiert ist«, sagte Medusa. Sie setzte sich auf die Bettkante und berührte sanft seinen Arm. »Das muss sehr schmerzlich für dich sein. Wir haben Informationen über dich eingeholt. Daraus geht hervor, dass du hier in der Stadt keine weiteren Verwandten hast. Du bist völlig allein auf der Welt. Was willst du jetzt machen? Deine Eltern sind aus Polen eingewandert, aber dorthin kannst du nicht zurück. Denn auch dort hast du keine Familie mehr. Wo wirst du wohnen? Hast du Geld? Wo willst du schlafen, woher bekommst du etwas zu essen?«

Troy schluckte und kämpfte gegen die Tränen an. Auf keine dieser Fragen wusste er eine Antwort.

»Mach dir nichts vor, Troy: Du bist jetzt Vollwaise. Deine Eltern waren Einwanderer«, sprach Medusa ungerührt weiter. »In dieser Stadt überleben Kinder wie du nicht sehr lange. Niemand wird dich adoptieren. Nicht, solange hier das Gesetz gilt, dass jede Familie nur ein einziges Kind haben darf. Aber SPEAR kann dich aufnehmen und für dich sorgen.«

Sie schob das Tablet mit dem Vertrag wieder zu ihm hin.

»Ich … ich weiß nicht, was ich tun soll«, stieß Troy mühsam hervor, verunsichert, verloren und verzweifelt.

»Doch, du weißt es. Komm zu SPEAR. Das ist deine beste Chance«, drängte Medusa. »Deine einzige Chance.«

Troy starrte sie an. Ihre steingrauen Augen wichen seinem Blick nicht aus. Sie hat recht, dachte er. Ich habe keine andere Wahl.

5 – S.P.E.A.R.

»Willkommen im SPEAR-Hauptquartier«, sagte Medusa, als das Auto vor einem alten, heruntergekommenen Gebäude anhielt.

Nachdem Troy den Vertrag mit seinem Fingerabdruck »unterschrieben« hatte, war er von Medusa zur winzigen Mietwohnung seiner Eltern gefahren worden. Dort hatte Troy einige Sachen gepackt, während Medusa mit ein paar Telefonaten dafür gesorgt hatte, dass der armselige Besitz seiner Familie in Kisten verpackt und irgendwo eingelagert wurde. Außer seinen Kleidern hatte Troy nur einen Gegenstand mitgenommen, der ihm wertvoll genug erschienen war: ein Foto, das ihn zusammen mit seinen Eltern zeigte. Mit Tränen in den Augen hatte er es in die Reisetasche gelegt und dann die Wohnung verlassen, um ein völlig neues, unerwartetes Leben als Super Bodyguard zu beginnen.

Troy spähte durch die dunkel getönte Windschutzscheibe auf die rote, bröckelnde Backsteinfassade.

»Das ist ja eine Bücherei!«, sagte er verwundert.

»Richtig«, nickte Medusa. »Die optimale Tarnung. Heutzutage gibt es alles online, wer geht da noch in Büchereien?«

»Ich zum Beispiel«, gab Troy zu. Und kam sich wie ein Streber vor.

Medusa hob eine ihrer dünnen, sorgfältig gezupften Augenbrauen. »Das habe ich mir gedacht. Komm mit.«

Die Autotüren öffneten sich automatisch und Medusa führte Troy die Steintreppe hinauf. Innen war das Gebäude vollkommen leer – es gab nur einen technisch veralteten Bibliotheks-Roboter.

Der Roboter verfolgte jede ihrer Bewegungen, als Medusa und Troy zum Aufzug gingen. Im Lift legte Medusa den Daumen auf einen Fingerabdruckscanner. Mit sanftem Ruck setzte sich die Kabine abwärts in Bewegung. Troy beobachtete, wie die Stockwerksanzeige von 0 auf –1, dann auf –2 sprang … und erlosch. Doch der Aufzug fuhr immer noch weiter nach unten.

Troy wollte gerade fragen, ob die Stockwerksanzeige kaputt sei, als die Tür aufglitt. Sie traten in einen silberweiß glitzernden Empfangsbereich. Dezentes violett-blaues Licht schimmerte, und an den Wänden hingen große Displays, die aktuelle Nachrichten und Sicherheits-Updates aus aller Welt anzeigten. Die gesamte Lobby war Hightech und so makellos sauber und steril, dass Troy momentan glaubte, er hätte sich in ein Raumschiff verirrt.

Ein Sicherheitsmann hinter einem Tresen blickte ihnen aufmerksam entgegen und begrüßte Medusa wie eine Vorgesetzte. Hinter ihm zeigte ein Überwachungsmonitor den Eingangsbereich der Bibliothek, durch den sie gerade gekommen waren. Dann war der Roboter also in Wirklichkeit eine Überwachungskamera!

Medusa blickte sich um. »Wo bleibt Kasia?«, wollte sie wissen.

»Sie ist auf dem Weg hierher«, antwortete der Sicherheitsmann. »Ich habe sie bereits angefunkt, mehrmals.«

Medusa presste verärgert die Lippen zusammen. Doch bevor sie etwas sagen konnte, schlenderte aus dem in weitem Bogen verlaufenden Flur ein Mädchen herbei. Es trug ein rosa Sportshirt und eine graue Jogginghose. Troy konnte kaum seinen Blick von ihm losreißen. Das Mädchen hatte platinblondes Haar, schneeweiße Haut und bezaubernde eisblaue Augen. Sie sah aus wie eine Finnin.

»Zeit ist kostbar, Kasia«, sagte Medusa streng. »Das solltest du als Super Bodyguard eigentlich wissen.«

»Zeit ist, was man daraus macht«, gab Kasia so cool zurück, wie sie aussah.

Medusa betrachtete sie mit schmalen Augen. »Kasia, zeig unserem neuen Rekruten alles und stelle ihn den anderen vor«, blaffte sie das Mädchen an. »Und komm nie wieder zu spät!«

Dann wandte sie sich an Troy, erklärte ihm, dass er sie später wiedersehen würde, und ging durch den Flur davon. Ihre High Heels klapperten über den polierten Marmorboden.

Kasia salutierte spöttisch hinter ihr her. »Jawohl, General«, aber das flüsterte sie nur. Sie grinste Troy kumpelhaft an. »Medusa ist eigentlich ganz in Ordnung, nur manchmal muss sie unbedingt den strengen Boss raushängen.« Sie betrachtete Troy von oben bis unten. »Also du bist dieser Troy?«

Troy nickte.

»Stimmt das, was sie erzählen? Hast du wirklich Kugeln gestoppt?«, fragte sie.

Troy nickte noch einmal.

Kasia pfiff leise durch die Zähne. »Echt cool! Bin beeindruckt. Aber kannst du auch schon sprechen?«

Wieder konnte Troy nur nicken. Ihre eisblauen Augen fesselten ihn so sehr, dass er kein Wort herausbrachte.

Kasia lachte. »Na, dann freue ich mich schon mal darauf. Komm mit. Je schneller wir die Tour hinter uns bringen, desto länger können wir abhängen.«

Sie führte ihn den Flur entlang und blieb vor einer Tür stehen, auf der ein smaragdgrünes Logo angebracht war. Es zeigte den grafischen Umriss einer Speerspitze, auf der senkrecht die Buchstaben S. P. E. A. R. standen.

Troy hatte sich inzwischen wieder so weit unter Kontrolle, dass er fragen konnte: »Wofür steht SPEAR?«

»Sicherheit, Protektion und ElementareAngriffs-Reaktion«, antwortete Kasia.

»Elementar?«

»Das bezieht sich auf die natürlichen Superkräfte, die ein Super Bodyguard wie du besitzt«, erklärte sie und legte den Zeigefinger auf den Fingerabdruckscanner.

Die Tür glitt auf und sie traten in einen großen runden Raum. Sie standen oben auf einer Galerie von der sie den gesamten Raum überblicken konnten. Drei Reihen bequem gepolsterter Stühle waren kreisförmig angeordnet; der Boden fiel zur Mitte des Raumes hin ab, wo ein großer Hologrammtisch stand. Darüber hingen vier Mega-Monitore von der Decke.

»Das ist der Besprechungsraum für unsere Missionen«, erklärte Kasia. Sie wies auf eine Türreihe an der gegenüberliegenden Seite der Kammer. »Dort drüben befinden sich unsere Unterkünfte. Deine Schlafzelle ist die Tür ganz rechts mit dem blauen Rahmen.«

Sie führte ihn die Galerie entlang, von der ihrerseits mehrere Türen abgingen. »Das ist unser Unterrichtsraum … und das hier sind Fitnessstudio und Kampfsportraum.«

Troy spähte durch ein schmales Fenster in der Tür und sah Geräte mit schweren Gewichten, eine Reihe Kraftstationen, mehrere Crosstrainer und sechs Laufbänder sowie eine riesige Kampfsportmatte. »Wozu brauchen wir ein Fitnessstudio?«, fragte er. »Heute nimmt doch jeder nur noch Fitnesspillen?«

»Schön wär’s!«, lachte Kasia. »Unser Kampfsporttrainer ist einer von der ganz altmodischen Sorte. Er behauptet steif und fest, dass man nur wirklich fit werden kann, wenn man jeden Tag stundenlang Blut und Wasser schwitzt und vor Schmerzen stöhnt. Merk dir gleich mal sein Motto: Ohne Schweiß kein Preis. Ohne Blut kein Mut. Mach dich also darauf gefasst, beim Training zu bluten. Ich meine das wortwörtlich!«