Süßer die Herzen nie klingen - Debbie Macomber - E-Book

Süßer die Herzen nie klingen E-Book

Debbie Macomber

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Beschreibung

Eine wunderbare Kindheitserinnerung, die Magie der schönsten Zeit des Jahres – und eine neue Chance auf die Liebe ...

Lindys Weihnachtsstimmung lässt zu wünschen übrig, als sie über die Festtage zu ihrer Familie nach Hause fährt. Ihr Freund hat sie betrogen, und in ihrem Job als Grafikdesignerin fehlt ihr jegliche Kreativität. Doch dann zeigt Lindys Mutter ihr einen Stapel alter Briefe. Es sind ihre längst vergessenen Kindheitswünsche an den Weihnachtsmann. Kurzentschlossen schreibt Lindy ihm einen neuen Brief, um an die Unbeschwertheit von damals anzuknüpfen und ihre Hoffnungen für die Zukunft auf Papier zu bringen. Als Lindy kurze Zeit später auf ihren attraktiven ehemaligen Klassenkameraden Billy trifft, ahnt sie noch nicht, dass sich ihre Wünsche diesmal vielleicht auf wundersamste Weise erfüllen könnten …

Debbie Macombers wundervolle Weihnachtsromane bei Blanvalet:
Leise rieselt das Glück
Schneeflockenträume
Winterwunderzeit
Süßer die Herzen nie klingen

Alle Romane sind eigenständig lesbar.

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Seitenzahl: 225

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Buch

Lindys Weihnachtsstimmung lässt zu wünschen übrig, als sie über die Festtage zu ihrer Familie nach Hause fährt. Ihr Freund hat sie betrogen, und in ihrem Job als Grafikdesignerin fehlt ihr jegliche Kreativität. Doch dann zeigt Lindys Mutter ihr einen Stapel alter Briefe. Es sind ihre längst vergessenen Kindheitswünsche an den Weihnachtsmann. Kurzentschlossen schreibt Lindy ihm einen neuen Brief, um an die Unbeschwertheit von damals anzuknüpfen und ihre Hoffnungen für die Zukunft auf Papier zu bringen. Als Lindy kurze Zeit später auf ihren attraktiven ehemaligen Klassenkameraden Billy trifft, ahnt sie noch nicht, dass sich ihre Wünsche diesmal vielleicht auf wundersamste Weise erfüllen könnten …

Autorin

Debbie Macomber begeistert mit ihren Romanen Millionen Leserinnen weltweit und gehört zu den erfolgreichsten Autorinnen überhaupt. Wenn sie nicht gerade schreibt, strickt sie oder verbringt mit Vorliebe viel Zeit mit ihren Enkelkindern. Sie lebt mit ihrem Mann in Port Orchard, Washington, und im Winter in Florida.

Debbie Macombers wundervolle Weihnachtsromane bei Blanvalet:

Leise rieselt das Glück · Schneeflockenträume · Winterwunderzeit · Süßer die Herzen nie klingen

Weitere Informationen unter: www.debbiemacomber.com

Besuchen Sie uns auch auf www.instagram.com/blanvalet.verlag und www.facebook.com/blanvalet.

DEBBIEMACOMBER

ROMAN

Aus dem Amerikanischen

von Nina Bader

Die Originalausgabe erschien 2021 unter dem Titel »Dear Santa« bei Ballantine Books, New York.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Copyright der Originalausgabe © 2021 by Debbie Macomber

This translation is published by arrangement with Ballantine Books, an imprint of Random House, a division of Penguin Random House LLC.

Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2022

by Blanvalet in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Straße 28, 81673 München

Redaktion: Susann Rehlein

Umschlaggestaltung und -motiv: © www.buerosued.de

LA · Herstellung: sam

Satz: KCFG – Medienagentur, Neuss

ISBN 978-3-641-29323-9V001

www.blanvalet.de

Für Patt und Steve Boothe,

wunderbare Nachbarn und sogar noch

bessere Freunde

1

»Endlich zu Hause.« Lindy Carmichael bog in die Apple Orchard Lane in Wenatchee, Washington, ein und stieß einen wohligen Seufzer aus. Ab jetzt hatte sie zwei ganze Wochen Urlaub, um mit ihrer Familie Weihnachten und Silvester zu feiern. Wenn sie je eine Auszeit gebraucht hatte, dann dieses Jahr. Es war ein absolut furchtbares, zermürbendes Jahr gewesen.

Vor drei Jahren hatte Lindy, nachdem sie für einige kleine Firmen gearbeitet hatte, ihren Traumjob im Bereich Marketing- und Webdesign bekommen. Ihr Diplom in Informatik mit Spezialgebiet Grafik und Visualisation war zusammen mit ihrer Berufserfahrung wie maßgeschneidert für Media Blast. Davon überzeugt, dass ihr kreatives Talent sich als großes Plus für das Unternehmen erweisen würde, war sie sicher gewesen, sich dort gut einzufügen. Doch es war anders gekommen. Zwar liebte sie ihren Job und die Möglichkeiten, die er ihr bot, aber sie kam nicht gegen das Gefühl an, nicht genug geschätzt zu werden. Kurz bevor Lindy ihren Urlaub antrat, hatte sie eine Kampagne für die Ferguson-Gruppe eingereicht, einen der größten Kunden von Media Blast. Diese Gelegenheit, ihren Wert unter Beweis zu stellen, war genau das, worauf sie gewartet hatte. Wurde ihr Vorschlag ausgewählt, würde sie endlich die Anerkennung ernten, die sie verdiente. Lindy war nie ein Mensch gewesen, der schnell aufgab. Ihr Dad hatte ihr einmal geraten, stets mehr zu tun als nur das, wofür sie bezahlt wurde. Am Ende des Tages würden sich ihre harte Arbeit und ihre Leistungen bezahlt machen. Lindy hielt sich an diese Philosophie und hatte dementsprechend für diesen Job alles gegeben.

Sie verdrängte den Gedanken an ihre Probleme im Job und bog in die Einfahrt des Hauses ein, in dem sie den größten Teil ihres Lebens verbracht hatte. Blinkende Lichter, die sich an der Dachrinne entlangzogen, begrüßten sie gemeinsam mit den Zwillingsrentieren, die auf dem schneebedeckten Rasen Wache standen. Ein großer Weihnachtskranz, besetzt mit silbernen und blauen Kugeln, hing an der Tür. Weihnachten zu Hause. Das war genau das, was sie brauchte, um dem Trübsinn zu entkommen, der sie in den letzten sechs Monaten im Klammergriff gehabt hatte.

Lindy war noch nicht ganz aus ihrem Auto ausgestiegen, als die Tür schon aufflog und Beau, der Familienhund, über die frisch freigeschippte Einfahrt auf sie zuschoss. Ihre Mutter streckte die Arme nach ihr aus, während Beau schwanzwedelnd die Vorderpfoten gegen ihre Oberschenkel stemmte und ihre ungeteilte Aufmerksamkeit forderte. Ihr blieb kaum genug Zeit, die erschreckend kalte Luft einzuatmen, so schnell wurde sie von ihrer Mutter in das warme Haus und dann in eine feste Umarmung gezogen. Beau bellte seine Begrüßung, rannte um sie herum und hechelte vor Aufregung.

»Ich dachte schon, du kommst überhaupt nicht mehr hier an«, sagte Ellen Carmichael, als sie Lindy aus dem Mantel half. »Wie war der Pass? Ich habe den Wetterbericht gecheckt, und über Snoqualmie hat es geschneit. Hattest du irgendwelche Probleme? Unfassbar, dass du keine Schneeketten hast … Wahrscheinlich brauchst du in Seattle keine, aber auf dieser Seite der Berge sind sie ein Muss.«

»Mom, um Himmels willen, lass mich doch erst mal ankommen«, erwiderte Lindy kichernd. Endlich zu Hause. Von lieben Menschen umgeben zu sein war das, was sie gerade am dringendsten brauchte. Die Küche war warm, und auf der Arbeitsplatte stand ein Blech mit frisch gebackenen Plätzchen. Backen war in Lindys Familie ein Ausdruck von Liebe. Für das alljährliche Heiligabendtreffen mit langjährigen Freunden fing ihre Mutter immer Tage vorher mit dem Backen an. Jede Familie würde mit einem überquellenden Plätzchenteller nach Hause gehen.

»Hast du gefrühstückt?«, fragte ihre Mutter sie, als sie nach der Kaffeekanne griff.

»Nein. Ich wollte sehen, dass ich auf die Straße komme, sowie es hell wird.« Im Winter konnte es problematisch werden, über den Snoqualmie-Pass zu fahren, und er war oft wegen Lawinengefahr gesperrt. Lindy hatte gedacht, je eher sie aus Seattle hinaus und auf die andere Seite des Berges kam, desto besser.

»Dann setz dich hin, und ich mache dir schnell was …«

Lindy, die die Kekse auf der Arbeitsplatte bewunderte, winkte ab. »Kaffee und ein paar von diesen Vogelnestplätzchen reichen mir bis zum Mittagessen.«

Ihre Mutter öffnete den Schrank, um einen Becher herauszunehmen, während sich Lindy an ihren Lieblingsweihnachtsplätzchen bediente.

Als sie ihr gegenübersaß, lächelte sie ihre Mutter an. Das war es, woran sie sich die letzten paar Monate geklammert hatte, während sie den Stürmen trotzte, die das Leben ihr schickte. Zu Hause sein, und Weihnachten. Die perfekte Kombination, um ihr aus diesem emotionalen Tief herauszuhelfen.

Ihre unsichere Position bei Media Blast war nur die Spitze des sprichwörtlichen Eisbergs. Da sie nicht wollte, dass ihre Mutter sich Sorgen machte, hatte Lindy seit Monaten den größten Teil ihrer Probleme für sich behalten. Sie beabsichtigte auch nicht, sofort damit herauszuplatzen. Vielleicht würde sie in ein paar Tagen, wenn sie den heimatlichen Frieden in sich aufgesaugt hatte, in der Lage sein, etwas zu erzählen.

Als sie das erste Plätzchen probierte, schloss Lindy genießerisch die Augen. »Ich schwöre, dass ich davon ein Dutzend essen könnte.«

»Aber das wirst du nicht. Sonst hast du beim Mittagessen keinen Hunger.«

Erst jetzt bemerkte Lindy den brodelnden Topf auf dem Herd. »Hast du Pasta e fagioli gemacht?« Die Suppe, die aus Cannellinibohnen, Kidneybohnen und kleinen Nudeln in einer sämigen Tomatensoße bestand, war eine Familientradition.

»Mit Sauerteigbrötchen«, fügte ihre Mutter hinzu. Das Rezept stammte noch vom Großvater ihres Vaters, der einst in Alaska gelebt hatte. Er behauptete, es stamme von einem alten Klondike-Goldschürfer, irgendwann um 1890.

»Mom«, stöhnte Lindy. »Du wirst mich wieder zu sehr verwöhnen.«

»Genau das habe ich vor. Du warst viel zu lange nicht mehr zu Hause.«

»Ich war am vierten Juli hier«, erinnerte Lindy sie. Sie war gekommen, kurz nachdem sie ein eigenes Apartment bezogen hatte und kurz bevor sie die furchtbare Wahrheit über … Sie rief sich zur Ordnung; weigerte sich, an all das Schlimme zu denken.

»Ja, und das ist Monate her. Es ist ja nicht so, als würden uns tausend Meilen trennen. Seattle ist kaum drei Autostunden entfernt.«

»Ich weiß, ich weiß, aber ich bin umgezogen, vergiss das nicht, und dann war da dieses Projekt für die Firma, das fast jedes Wochenende in Anspruch genommen hat. Doch es hat sich gelohnt, denn ich habe zwei Wochen herausgeschlagen, um die Feiertage mit dir, Dad, Chad, Ashley und Peter zu verbringen.« Ihr jüngerer Bruder hatte vor ein paar Jahren seine Highschoolliebe geheiratet und arbeitete als Lieferkettenmanager für den Apfelgroßmarkt. Innerhalb eines Jahres hatten Ashley und Chad ihren Eltern einen hinreißenden Enkel geschenkt. Lindy war verrückt nach dem vierjährigen Peter. Sie sprachen jede Woche über FaceTime miteinander, und sie schickte ihm so oft Geschenke, dass Chad sie gebeten hatte, damit aufzuhören. Zurzeit war Ashley mit einem kleinen Mädchen schwanger, das sie Grace nennen wollten. Sie sollte in der ersten Märzwoche zur Welt kommen.

Als Lindy mit Kaffee und Plätzchen fertig war, lud sie ihr Auto aus und brachte ihren Koffer in ihr Zimmer. Auf der Schwelle zu dem vertrauten Raum stehend, stellte sie fest, dass alles noch genauso aussah wie damals, als sie aufs College gegangen war. Sie setzte sich auf die Bettkante, blickte sich um und erinnerte sich daran, wie unbeschwert ihr Leben als Teenager gewesen war.

Ein Poster der Jonas Brothers hing an der Wand, die Pompons von der Tanzgruppe klemmten an der Ecke der Pinnwand, und die Korsage, die sie zu ihrem Oberstufenball getragen hatte, war auch daran befestigt.

Endlich zu Hause.

Tiefer Frieden überkam sie, als sie sich in all das Vertraute ringsum einhüllte wie in eine wärmende Decke.

»Essen ist gleich fertig«, rief ihre Mutter aus der Küche, da hatte Lindy gerade ausgepackt. Sie legte die Geschenke, die sie mitgebracht hatte, unter den Weihnachtsbaum, der das Wohnzimmer schmückte. Er stand vor dem Panoramafenster, das auf die Apple Orchard Lane hinausging.

»Ich komme schon.« Nachdem sie den Baum bewundert hatte, gesellte sich Lindy zu ihrer Mutter, die bereits zwei dampfende Suppenschalen auf den Küchentisch gestellt hatte. Der Brotkorb stand zusammen mit einem Butterschälchen in der Mitte.

Nach dem Tischgebet hob Lindy ihren Löffel. »Ich habe nachts von dieser Suppe geträumt. Obwohl ich mich haargenau an das Rezept halte, kriege ich sie nie so gut hin. Irgendwie schmeckt sie immer besser, wenn du sie kochst.«

»Das liegt daran, dass sie mit Liebe zubereitet wird.«

Lindy hatte so ihre Zweifel, was diese zusätzliche Zutat anging, aber anscheinend gab es keine andere Erklärung.

Ihre Mutter wartete, bis Lindy aufgegessen hatte. Dann sah sie Lindy direkt an und sagte: »Ich warte.«

»Worauf?«, fragte Lindy.

»Darauf, dass du mir erzählst, was mit dir los ist, und bitte versuch nicht, es abzustreiten. Du sagst es mir am besten gleich, bevor …«

»Mom … nichts ist mit mir los. Alles in Ordnung.«

Ihre Mutter kniff die Augen zusammen und bewegte den Zeigefinger in der Luft hin und her. »Lindy Rose, ich bin deine Mutter. Niemand kennt dich besser als ich. Ich habe schon eine ganze Weile vermutet, dass du nicht glücklich bist. Und jetzt raus mit der Sprache.«

Lindy fürchtete, vielleicht weinen zu müssen, wenn sie erst einmal anfing zu erzählen.

»Es geht um mehr als nur die Arbeit, nicht wahr?«

Ihre Mutter kannte sie einfach zu gut. »Ja«, bestätigte Lindy. »Die Trennung von Brian war auch nicht so einfach.« Sie hatte ihren Eltern erzählt, dass sie und Brian nicht mehr zusammen waren, hatte aber keine Einzelheiten erwähnt. Sie hatte es nicht übers Herz gebracht. Es hatte damals zu wehgetan, und inzwischen war es nur unwesentlich leichter.

»Du hast dich bezüglich der Gründe nur sehr vage geäußert.«

Aus gutem Grund. Bei dem größten Teil dessen, was passiert war, handelte es sich um Demütigungen, die sie lieber für sich behalten würde.

»Hat es etwas damit zu tun, dass du umgezogen bist?«

Offenbar konnten ihre Eltern gut zwischen den Zeilen lesen. Lindy nickte. Es lag daran und an so vielem mehr.

»Ich erinnere mich, dass du im Juli angedeutet hast, deine Beziehung zu Brian hätte sich geändert. Und nicht lange danach hast du beschlossen, deinen eigenen Weg zu gehen.«

Kurz nach ihrer Rückkehr nach Seattle hatte Lindy die Wahrheit über Brian und Celeste erfahren und war am Boden zerstört gewesen.

»Du hast ihn sehr gern gehabt. Richtig?«

»Ja.« Das hatte sie allerdings. Am Anfang ihrer Beziehung hatte sie sich vorstellen können, dass sie heirateten und sich ein gemeinsames Leben aufbauten, sowie sie ihre Karriereziele erreicht hatte. Sie fühlte sich mit ihm wohl, aber im Laufe der Zeit wurde ihr klar, dass Brian für eine Heirat noch nicht bereit war und sie vielleicht auch nicht.

»Tut es dir leid, dass ihr euch getrennt habt?«

»Eindeutig nicht«, erwiderte sie mit Nachdruck.

Die Brauen ihrer Mutter schossen hoch. »Deine Reaktion verrät mir, dass da noch mehr ist. Du verschweigst mir doch etwas.«

Lindys Schultern sackten nach unten. Sie hatte nicht beabsichtigt, so bald schon auf dieses Thema zu sprechen zu kommen. Doch nun, wo ihre Mutter nach Antworten bohrte, konnte sie es genauso gut hinter sich bringen. Aber was Celeste, ihre einstmals beste Freundin, und Brian getan hatten, war nichts, was sie ihrer Mutter gerne anvertraute.

Ihre Mutter schwieg. Lindy wusste, dass sie ihr Zeit geben wollte, bis sie innerlich bereit war, alles zu erklären.

»Als der Mietvertrag von Celestes und meiner Wohnung kurz vor dem Auslaufen stand«, sagte sie nach einigen schmerzerfüllten Momenten, »wussten wir, dass es an der Zeit war, uns jede etwas Eigenes zu suchen.«

Lindy tat das Herz weh, als sie sich an die Ereignisse des Sommers erinnerte.

»Celeste arbeitete in Edmonds. Das hieß, dass sie jeden Tag fast eine Stunde durch den dichten Verkehr in Seattle fahren musste. Es machte Sinn, dass sie sich nach einem Apartment näher bei ihrem Arbeitsplatz umsah. Apartments sind in Seattle ein Sechser im Lotto, aber ich habe ziemlich schnell eines gefunden.« Eine Freundin, die umzog, hatte ihr davon erzählt, und Lindy hatte sofort zugegriffen. »Celeste hatte nicht so viel Glück. Wir haben Wochen gebraucht, etwas zu finden, das sie sich leisten konnte. Sie besichtigte ein Apartment, das ihr gefiel, aber ihr Budget überstieg, und nahm es trotzdem. Ich ging davon aus, dass sie mit ihren Finanzen besser haushalten konnte, als mir bewusst gewesen war.«

Ihre Mutter hörte zu, ohne Fragen zu stellen, wofür Lindy ihr dankbar war. Das Ganze war schwer genug.

»Wir machten Umzugspläne und schworen uns, in Kontakt zu bleiben, egal was kommt.« Sie waren seit ihrer Collegezeit Zimmergenossinnen und beste Freundinnen gewesen. Es würde das erste Mal sein, dass sie getrennt lebten, seit sie achtzehn waren.

Rückblickend betrachtet, hätte Lindy wissen sollen, dass etwas nicht stimmte.

»Celeste hat einen Mietvertrag für ein Apartment unterschrieben, das sie sich nicht leisten konnte?«

Lindy nickte und blickte zu Boden.

»Wie hat sie das denn geschafft?«

»Sie hat einen Mitbewohner gefunden«, entgegnete Lindy.

»Für ein Einzimmerapartment?«

Lindy blickte auf. »Sie hatte einen Mann kennengelernt.«

»Ich wusste gar nicht, dass Celeste in einer festen Beziehung lebt.«

»Ich auch nicht.« Das war der springende Punkt bei der ganzen Sache. Lindy hatte nichts von dem mitbekommen, was sich zwischen ihrer besten Freundin und Brian abspielte.

Ihre Mutter runzelte die Stirn. »Erzähl weiter, Liebes.«

»Ihr Mitbewohner ist Brian. Die zwei sind wochenlang hinter meinem Rücken auf Apartmentsuche gegangen. Ich war total blind; ich habe beiden vertraut.«

»Nein!« Ihre Mutter schnappte nach Luft. »Brian ist mit Celeste zusammengezogen?«

Obwohl sie die Wahrheit schon vor Monaten erfahren hatte, setzte in Lindys Magen ein Brennen ein.

»So eine Hexe.«

»Das ist noch lange nicht das Schlimmste. Vorher, als Celeste und ich beschlossen haben, dass es an der Zeit für uns ist, jede eine eigene Wohnung zu finden, hat Brian vorgeschlagen, dass wir beide zusammenziehen. Ich habe abgelehnt. Für diese Art von Bindung war ich noch nicht bereit. Daraufhin hat er einige unserer Dates abgesagt. Ich dachte, das wäre seine passiv-aggressive Art, es mir heimzuzahlen.«

»Er ist ein Mistkerl, Lindy. Ein echter Mistkerl.«

Verglichen mit dem, was Lindy vom Verhalten ihres Exfreundes hielt, waren die Worte ihrer Mutter noch milde gewählt. »Kurz nachdem wir ausgezogen waren, schaute ich bei Celeste vorbei, um ihr beim Einrichten zu helfen. Ich hatte seit dem Umzug nichts mehr von ihr gehört und wusste, dass sie lange arbeiten musste und die Hilfe wahrscheinlich brauchen konnte. Ich hatte ihr etliche Textnachrichten geschickt, auf die sie nicht geantwortet hatte, und ich machte mir Sorgen. Stell dir meine Überraschung vor, als ich dort ankam und mir Brian die Tür aufmachte.«

»Oh, Lindy, das tut mir so leid.«

Schlimm genug, dass Brian sie mit Celeste betrogen hatte, aber dass ihre beste Freundin sie hintergangen hatte, wog noch schwerer. Liebeskummer wegen einer in die Brüche gegangenen Beziehung hatte sie schon früher durchgemacht. Johnny Bemis hatte ihr das Herz gebrochen, als sie in der Highschool war. Ihre Freundinnen hatten sie aufgemuntert, und sie war schnell über ihn hinweggekommen.

Hier verhielt es sich anders. Ihre beste Freundin zu verlieren, ihre Vertraute, den einen Menschen in Seattle, der ihr beistand und an sie glaubte, war ein schlimmer Schlag. Sie vermisste Celeste weit mehr als Brian. Selbst jetzt fiel es ihr schwer zu glauben, dass Celeste es fertiggebracht hatte, sie auf diese Weise zu betrügen und zu täuschen. So viel zum Ehrenkodex unter Freundinnen.

»Das stinkt zum Himmel«, sagte Lindy. »Tatsache ist, Mom, dass ich in puncto Romantik eine komplette Niete bin.«

»Sag doch so was nicht.«

»Aber es stimmt leider. Mardelle und Nate sind verlobt und haben schon einen Hund adoptiert, den sie Oscar genannt haben. Sie hat mich gebeten, bei ihrer Hochzeit in diesem Sommer ihre Brautjungfer zu sein. Und Mardelle ist nicht die einzige meiner Collegefreundinnen, die eine feste Beziehung hat.«

»Ich weiß, dass der Verrat von Brian und Celeste schmerzt.«

»Sehr sogar.« Sie hatte nicht vorgehabt, mit dem ganzen Drama herauszuplatzen, kaum dass sie zur Tür hereingekommen war. Lindy hatte gehofft, all das hinter sich zu lassen und die Feiertage mit ihrer Familie zu genießen. Je weniger sie an Brian und Celeste dachte, desto besser.

»Tut mir leid, dass du das durchmachen musstest.«

»Danke, Mom. Obwohl mein Kopf weiß, dass die Trennung, und zwar von beiden, der richtige Weg ist, fällt es meinem Herzen schwer, das zu akzeptieren.«

»Das kann ich gut verstehen.«

»Ich bin selber schuld. Ich habe gestern Abend den Fehler gemacht, Celestes Facebookseite zu checken, und während ich meine Wochenenden alleine verbracht habe, waren die beiden zum Skifahren auf dem White Pass und bei einem Spiel der Seahawks. Am meisten trifft mich, dass Brian und ich letzten Winter genau dasselbe getan haben. Ich bin so ein Loser.«

»Du bist ganz sicher kein Loser, Lindy Rose Carmichael.«

»Ich habe meinen Freund und meine beste Freundin verloren. Brian zu verlieren ist nicht so schlimm, aber Celeste? Ich habe viele Freundinnen, doch Celeste und ich standen uns so nahe. Wir haben alles geteilt. Ich habe nur nicht damit gerechnet, auch meinen Freund mit ihr teilen zu müssen.«

»Die beiden verdienen sich gegenseitig«, sagte ihre Mutter streng.

Lindy hatte gewusst, dass ihre Mutter sich auf ihre Seite schlagen würde.

»Was mich betrifft, ist Brian nicht einmal ansatzweise der Mann, für den wir ihn gehalten haben«, fuhr ihre Mutter fort. »Jetzt ist das schmerzlich für dich … Ich erinnere mich da …« Sie hielt inne.

»Du erinnerst dich an was?«

Die Augen ihrer Mutter verdunkelten sich vor Kummer. »Ich erinnere mich, wie mir zumute war, als dein leiblicher Vater mich verlassen hat … Es kam mir so vor, als würde meine ganze Welt zusammenbrechen. Sowie er erfahren hat, dass ich mit dir schwanger war, hat er sich aus dem Staub gemacht. Er konnte gar nicht schnell genug das Weite suchen.«

»Oh, Mom«, flüsterte Lindy. Von der Warte ihrer Mutter aus betrachtet, war sie selbst noch glimpflich davongekommen.

Ellen schob ihren Stuhl zurück und bedeutete Lindy, zu bleiben, wo sie war. »Da gibt es etwas, was ich dir zeigen möchte.«

»Was denn?«

»Etwas, was bewirken wird, dass du dich besser fühlst.«

Obwohl das vielversprechend klang, war Lindy nicht sicher, ob irgendetwas, was ihre Mutter ihr zeigen konnte, ihre Laune wieder heben würde.

Ihre Mutter verschwand und kam ein paar Minuten später wieder zurück. Mit einem breiten Lächeln reichte sie Lindy einen Kinderschuhkarton. Ihr Gesicht glühte vor Aufregung. »Ich habe ein paar der Kartons durchgesehen, die ich in der Garage verstaut hatte, und dabei dies hier gefunden. Ich dachte, das muss ich dir zeigen. Das, meine liebe Tochter, sind deine Briefe an Santa.«

»Mom, über die werde ich vielleicht lachen, aber ich bezweifle, dass sie irgendwie dazu beitragen werden, den Schmerz aus meinem Herz zu vertreiben.«

»Ich denke, du könntest eine Überraschung erleben«, beharrte ihre Mutter. »Jetzt mach den Karton auf und lies den ersten Brief.«

Lindy konnte sich nicht vorstellen, dass irgendetwas, was sie geschrieben hatte, als sie noch an Santa geglaubt hatte, über die Macht verfügte, ihr jetziges Leben zu beeinflussen.

»Vertrau mir«, sagte ihre Mutter leise. »Lies den obersten. Du hast ihn geschrieben, als du fünf warst.«

»Das ist doch albern.« Trotzdem war sie unwillkürlich neugierig.

»Sei dir da nicht so sicher«, erwiderte ihre Mutter mit einem Augenzwinkern.

2

Lindy fiel es schwer zu glauben, dass ihre Kindheitsbriefe an Santa sich irgendwie auf ihr momentan aus den Fugen geratenes Leben auswirken könnten. Aber schaden konnte es auch nicht sie zu lesen, und so griff sie nach dem ersten Brief.

Sie öffnete den Umschlag, zog ein einzelnes Blatt heraus und breitete es auf dem Tisch aus. In ihrer kindlichen, unbeholfenen Kleinmädchenschrift hatte sie geschrieben:

Lieber Santa,

bitte bring mir einen Daddy.

Lindy

Lindy blickte ihre Mutter an und lächelte. »Ich habe mir kein Spielzeug gewünscht? Ich kann mich erinnern, dass ich um diese Zeit herum ein Fahrrad haben wollte.«

»Das kam später. Alles, was du an diesem Weihnachten wolltest, war ein Dad.«

»Das wusste ich überhaupt nicht mehr.«

»Liebes, du warst erst fünf. Du bist in den Kindergarten gekommen und hast zum ersten Mal gemerkt, dass die anderen Kinder Väter hatten und du nicht.«

Lindy schüttelte erstaunt den Kopf und versuchte, sich zu erinnern. Ihr war von diesem Weihnachten wenig im Gedächtnis geblieben. Was sie vor Augen hatte, war dieses Fahrrad. Als sie an damals zurückdachte, wurde ihr klar, dass ihre Mutter recht damit hatte, dass sie sich nichts außer einem Dad gewünscht hatte.

»Ich hatte keine Möglichkeit, dir einen Vater zu verschaffen. Mir blutete das Herz«, sagte ihre Mutter. »Der einzige Mann, den ich je geliebt hatte, hatte mich verlassen. Ich hatte seit dem Tag, an dem ich ihm gesagt hatte, dass ich schwanger war, nichts mehr von ihm gehört. Von Freunden erfuhr ich, dass er kurz nach deiner Geburt eine andere geheiratet hatte.«

»Wir waren ohne ihn besser dran.« Lindy glaubte das von ganzem Herzen. Wenn dieser Samenspender geblieben wäre, hätte sie ihren heutigen Vater nicht bekommen, der sie geliebt und großgezogen hatte. Obwohl sie gleichzeitig verstand, dass die Zurückweisung ihre Mutter tief getroffen hatte. Im Lauf der Jahre hatte Lindy selbst keinen Gedanken an den Mann verschwendet. Weil der Dad, der sie adoptiert hatte, sie liebte, hatte sie nie das Bedürfnis gehabt, etwas über den Mann in Erfahrung zu bringen, der für ihre Geburt verantwortlich war.

»Wir sind viel besser ohne ihn dran«, stimmte ihre Mutter zu. »Von all den Dingen, die du dir hättest wünschen können, war ein Vater das Einzige, das ich dir nicht schenken konnte. Es hat mir das Herz gebrochen.«

»Oh, Mom, es tut mir so leid.«

»Du musst das verstehen. In diesem Jahr war Weihnachten eine trübe Angelegenheit. Meine Eltern verbrachten die Feiertage bei meinem Bruder in Kansas, und wir beide waren alleine. Ich wollte das Fest zu etwas Besonderem für dich machen, weil du deine Großeltern vermissen würdest.«

Lindy wusste, wie sehr ihre Mutter Weihnachten liebte und wie schwer es für sie gewesen sein musste, alleine zu feiern statt mit ihrer Familie. Und dann musste sich Lindy auch noch ausgerechnet das Einzige wünschen, was ihre Mutter ihr nicht verschaffen konnte.

Ellen lehnte sich entspannt zurück. Ihre Gedanken wanderten zu jenem schicksalhaften Weihnachten zurück. Da ihre Eltern nicht da waren, war sie zum ersten Mal in ihrem Leben über die Feiertage allein. Sie hatte alles getan, was ihr eingefallen war, um sie für ihr kleines Mädchen so perfekt wie möglich zu gestalten. Mit nur einem Einkommen war es schwierig, über die Runden zu kommen.

Heiligabend blieb sie fast bis Mitternacht auf und packte die wenigen Geschenke ein, die sie Lindy unter den Baum legen konnte. Dabei bedauerte sie die ganze Zeit, dass sie ihrer geliebten Tochter nicht das eine würde schenken können, was die Kleine sich so sehnlich wünschte – einen Daddy.

Nach dem, was ihr mit Robbie passiert war, hatte sie Probleme, jemandem zu vertrauen. Robbie hatte all die richtigen Dinge gesagt, sie mit Komplimenten überschüttet, sie verführt und dann sitzengelassen, als sie feststellte, dass sie schwanger war.

Wie dankbar Ellen für ihre Eltern war, die sie liebten, ihr während der Schwangerschaft beistanden und sie unterstützten! Nach Lindys Geburt halfen sie ihr, wo sie konnten. Robbie jedoch wollte nichts mit seiner Tochter zu tun haben. Angesichts dieser Haltung traf Ellen die schmerzhafte Entscheidung, ihn komplett aus ihrer beider Leben zu streichen. Robbie war mehr als bereit, auf alle elterlichen Rechte zu verzichten, zumal das hieß, dass er keinen Unterhalt zahlen musste. Als Folge davon hatte Ellen finanziell sehr zu kämpfen.

Trotzdem war sie entschlossen, ihrer Tochter ein schönes Weihnachtsfest zu bereiten. Dank der Großzügigkeit ihrer Eltern lagen zahlreiche Geschenke zum Auspacken für Lindy unter dem Baum.

Am Weihnachtsmorgen schoss Lindy aus dem Bett, rannte barfuß zum Weihnachtsbaum und schlitterte darauf zu. »Können wir jetzt die Geschenke aufmachen?«, bettelte sie.

Ellen machte sich eine Tasse Tee und sah lächelnd zu, wie Lindy ein kleines Geschenk nach dem anderen auspackte.

»Mommy, schau mal, von Grandma und Grandpa habe ich einen Backofen bekommen!«

»Wunderbar. Dann kannst du ja für unseren Nachtisch einen Kuchen backen.«

Lindy schob das Geschenk zur Seite und griff nach einem weiteren Päckchen. Als sie das Papier aufriss, stöhnte sie. »Das ist Unterwäsche.«

»Ja, sieh nur, wie hübsch sie ist.«

»Aber niemand sollte sie sehen.«

Ellen verbarg ihre Erheiterung. »Du hast recht. Du solltest niemandem deine hübsche neue Unterwäsche zeigen.«

Nach drei oder vier Päckchen kauerte sich Lindy auf die Fersen und sah Ellen erwartungsvoll an.

»Was ist denn, Liebes, gefallen dir deine Geschenke nicht?«

Lindy beeilte sich zu nicken. »Doch. Den Backofen wünsche ich mir schon ewig, und ich liebe das neue Spiel und mein Puzzle. Aber Santa hat nicht auf meinen Brief geantwortet.«

»Ich weiß, Liebes, und es tut mir leid. Möchtest du mit deinem neuen Spiel spielen?«

Lindy willigte sofort ein, und sie beide spielten ein paar Runden, bevor Ellen ihnen Frühstück machte. Danach sahen sie sich Ellens Lieblingsweihnachtsfilme an und telefonierten mit ihren Eltern und ihrem Bruder in Kansas. Joe fragte, ob seine Geschenke angekommen wären, und als sie verneinte, entschuldigte er sich dafür, sie so spät abgeschickt zu haben.

Als sie aufgelegt hatten, briet Ellen ein Hähnchen zum Dinner. Der Duft zog durch ihr Apartment.