Tage- und Notizbücher - Patricia Highsmith - E-Book

Tage- und Notizbücher E-Book

Patricia Highsmith

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Beschreibung

Soviel Patricia Highsmith geschrieben hat, eines hat sie immer ausgeklammert: sich selbst. Deshalb war es eine Sensation, als nach ihrem Tod 1995 in ihrem Wäscheschrank 18 Tage- und 38 Notizbücher gefunden wurden, die sie nahtlos seit ihrer College-Zeit geführt hatte. Eine Frau, die um die halbe Welt reiste, mindestens zwei Leben gleichzeitig führte und aus einer kühlen Halbdistanz psychologische Romane über elementare Themen schrieb wie Liebe, Fremdsein und Mord.

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Seitenzahl: 2396

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Patricia Highsmith

Tage- und Notizbücher

Aus dem Amerikanischen von Melanie Walz, pociao, Anna-Nina Kroll, Marion Hertle und Peter Torberg

Mit einem Nachwort von Joan Schenkar

Herausgegeben von Anna von Planta in enger Zusammenarbeit mit Friederike Kohl, Kati Hertzsch, Marie Hesse und Marion Hertle

Diogenes

Für Gloria Kate Kingsley Skattebol

und für Daniel Keel

»Ich wollte, ich könnte ein Leben lang so gierig bleiben. Weder nach Reichtum noch nach Wissen oder Liebe, das nie. Sondern gierig wie ein muskulöses Pferd, das nach dem Willen seiner Meisterin, der Kunst, übermütig davonstürmt, bis ihm das Herz bricht.«

Notizbuch 12,20.6.1945

 

»Schreiben ist natürlich ein Ersatz für das Leben, das ich nicht leben kann, das zu leben ich nicht in der Lage bin.«

Notizbuch 19,17.5.1950

 

»Für ein korrektes Bild seiner selbst braucht man zwei Spiegel.«

Notizbuch 29,23.2.1968

Vorwort

wie es zu diesem buch kam

Ihr letztes Haus wirkte nach außen wie eine Festung, abweisend und kahl. Bei Interviews waren ihre einsilbigen Antworten gefürchtet. Eine Biographie zu Lebzeiten hat sie immer abgelehnt. Wer Patricia Highsmith nahekommen wollte, war lange Zeit allein auf ihr Werk angewiesen. Umso überraschender war es, als nach ihrem Tod neben einer Vielzahl unveröffentlichter Kurzgeschichten auch eine lange Reihe von 56 aufrecht nebeneinanderstehenden dicken Heften gefunden wurde, 18 Tagebücher und 38 Notizbücher, geschätzte 8000 Seiten Selbstzeugnisse – in ihrem Wäscheschrank. Damit gibt es zum ersten Mal die Möglichkeit zu erfahren, wie Patricia Highsmith sich selbst sah. Und zwar, nachdem sie schon in sehr jungen Jahren mit dem Schreiben begonnen hatte, quer durch fast alle Phasen ihres Lebens.

Patricia Highsmith plante schon früh, ihre Notizbücher zu veröffentlichen. Dafür sprechen die Einheitlichkeit der verwendeten Columbia-Hefte sowie der Umstand, dass sie immer wieder Umdatierungen, Kommentare und Streichungen vornahm. Vor allem aber gibt es schriftliche Anweisungen: Einem in ihr 19. Notizbuch geklebten Zettel kann man entnehmen, dass zuerst Collegefreundin Kate Kingsley Skattebol eine Auswahl herausgeben sollte. Auf dem Zettel steht beim Eintrag vom 2. April 1950: »Kingsley, bitte hab etwas Geschmack, wenigstens so viel Geschmack, wie ich 1950 habe, das auszujäten, was schon geschrieben ist und was erst kürzlich geschrieben wurde.« Zwischendurch erwog die Autorin auch, die Notizbücher zu verbrennen oder sie den Lesbian Herstory Archives in Brooklyn zu übergeben. Stattdessen nahm sie ihre Tage- und Notizbücher ausdrücklich als Teil ihres Werks in den Generalvertrag mit auf, in dem sie Anfang der 1990er Jahre die Weltrechte an ihrem literarischen Nachlass dem Diogenes Verlag übertrug – ein Vertrauensbeweis nicht nur an den Verlag, sondern auch an ihren Freund Daniel Keel, den sie zu ihrem literarischen Nachlassverwalter ernannte und dem sie die Aufgabe übertrug, in ihrem Sinne auch über die Herausgabe der Tage- und Notizbücher zu bestimmen.

Der Gründer des Schweizer Diogenes Verlags war seit 1967 Patricia Highsmiths deutschsprachiger Verleger. Als junger Mann hatte Keel Hitchcocks Verfilmung von Zwei Fremde im Zug im Kino gesehen und war sitzen geblieben, bis der Name der Autorin im Abspann zu sehen war. Er war entschlossen, ihre Bücher im Hardcover zu veröffentlichen, weil er sie, obwohl zumeist im Spannungsgenre angesiedelt, für große Literatur hielt. Der Erfolg gab ihm recht, und nachdem ihr Roman Ediths Tagebuch1978 den Sprung auf die Spiegel-Bestsellerliste schaffte, ernannte Highsmith den Diogenes Verlag zu ihrem internationalen Agenten. Als dann ihr langjähriger US-Verleger Larry Ashmead 1983 zwei ihrer Romane ablehnte, übertrug sie Diogenes die Weltrechte.

Ich selbst lernte Patricia Highsmith 1984 kennen, als Daniel Keel mir das Manuskript von Found in the Street/Elsie’s Lebenslust auf den Tisch legte und sagte, er habe in einem nahen Hotel für einen der folgenden Tage einen Termin mit der Autorin vereinbart, deren Lektorin ich hiermit sei. Pat empfing mich zurückhaltend, ließ meine zum Gruß ausgestreckte Hand unbeachtet in der Luft hängen, bestellte ein Bier und schwieg. Erst nach einer halben Stunde gelang es mir, über das Manuskript, das zwar im heutigen New York spielte, aber sich für mich sehr nach den 1950er Jahren anfühlte, ein flüssiges Gespräch in Gang zu bringen. Zuletzt lachte sie sogar. Zurück im Verlag, berichtete ich dem Verleger von dem zuerst sehr stockenden Kennenlernen. Zu meinem Erstaunen gratulierte er mir überschwenglich mit der Begründung, er selbst habe Jahre gebraucht, um ihr mehr als ein Ja oder Nein zu entlocken.

Als Daniel Keel und Patricia Highsmith vor ihrem Tod zusammen ihre Papiere sichteten, wurden die Tage- und Notizbücher explizit als Teil ihres literarischen Nachlasses aufgelistet, zusammen mit ihren noch unveröffentlichten Romanen und Kurzgeschichten. Daniel Keel sah in ihnen von Anfang an einen immensen Schatz, der in seiner Verschränkung als Ganzes gehoben werden sollte – eine Aufgabe, die er mir als ihrer langjährigen Lektorin und später Mitherausgeberin ihrer Werkausgabe in dreißig Bänden (Zürich, Diogenes 2002–2006) übertrug.

editorische notiz

Aus geschätzt 8000 Seiten ein Buch zu machen und dem Material dabei gerecht zu werden, war eine enorme Herausforderung. Zuerst mussten die handschriftlichen Seiten transkribiert werden – allein schon die Arbeit vieler Jahre. Kate Kingsley Skattebol hat die Transkriptionen mit den handschriftlichen, oft schwer zu entziffernden Originalen abgeglichen und mit hilfreichen Anmerkungen versehen. Schon die schiere Masse legt nahe, eine Auswahl zu treffen, die Essenz dieses »Werks hinter dem veröffentlichten Werk« herauszuarbeiten. Die Autorin hatte ja bereits selbst erkannt: Die Tage- und Notizbücher Wort für Wort vorzulegen, dafür gibt es zu viele Redundanzen, Indiskretionen, zu viel Klatsch und Tratsch. Besonders in den 1940er Jahren, als die junge Highsmith noch jedes Detail festhielt; die Einträge aus dieser Zeit sind mit Abstand die umfangreichsten, über die Hälfte des gesamten Materials. Wir haben dieses Verhältnis bei unserer Auswahl beibehalten. Auch inhaltlich haben wir uns bemüht, die Proportionen zu wahren und den Themen und Personen, mit denen sich die meisten von Highsmiths Einträgen befassen, ebenfalls den größten Raum einzuräumen. So bleibt nicht nur erkennbar, in welchen Lebensphasen Highsmith mehr und in welchen sie weniger geschrieben hat, sondern auch mit welchen Fragen sie sich wann am meisten beschäftigt hat.

Der Aufbau des vorliegenden Buches ist chronologisch und in größere Zeitabschnitte aufgeteilt, basierend auf Highsmiths jeweiligem Lebensmittelpunkt: von den Anfängen in den USA über verschiedene Stationen in Europa in ihren mittleren Jahren bis zu ihrem Alterswohnsitz in der Schweiz.

Auch wenn es noch frühere Notizbucheinträge gibt, setzt diese Auswahl 1941 ein, als Patricia Highsmith auch mit dem Tagebuchschreiben begann. Ab da gibt es eine doppelte Buchführung ihres Lebens: Sie nutzte die Tagebücher, um ihre vielen Erlebnisse festzuhalten, die Notizbücher, um sie intellektuell und literarisch zu verarbeiten. Die Notizbücher sind Arbeitshefte; sie enthalten Überlegungen und sind Spielwiesen für Einfälle, die Highsmith mit dem deutschen Wort »Keime« bezeichnet, oder »Keimchen«, Ideen und ganze Passagen für mögliche Kurzgeschichten und Romane. Die Tagebücher helfen beim Verstehen der Notizbücher, sie liefern einen persönlichen Kontext, eine biographische Verortung.

Tage- und Notizbucheintragungen sind deshalb in diesem Buch nicht voneinander getrennt, sondern miteinander verwoben und verzahnt. Man erkennt sie an den unterschiedlichen Datumsformaten: die Tagebucheinträge mit ausgeschriebenem Monat, die Notizbücher in numerischer Form, so wie Highsmith selbst es hielt.

Die Tage- und Notizbücher können unabhängig voneinander bestehen, aber nur zusammen ergeben sie ein in ihren eigenen Worten formuliertes Gesamtbild von Patricia Highsmith, einer Autorin, die die persönlichen Quellen ihrer Stoffe ein Leben lang verschwieg und deren Romane scheinbar eher von ihrer Person ablenkten, als zu ihr hinzuführen.

Im Unterschied zu den Notizbüchern, die fast ausschließlich auf Englisch geschrieben sind, sind die Tagebücher bis 1952 in bis zu fünf Sprachen verfasst. Die Autodidaktin Highsmith, die sich Französisch, Deutsch, Spanisch und Italienisch weitgehend selbst beibrachte, nannte sie »Übungen in Sprachen, die ich nicht beherrsche«. Highsmith, zu deren Lieblingsbüchern Wörterbücher gehörten, liebte das Spiel mit Worten, und mit jeder neuen Sprache stand ihr ein neues Spielfeld zur Verfügung, auf dem sie sich austoben konnte. Ihre Lernbegeisterung hängt sicher auch mit dem früh gehegten Wunsch zusammen zu reisen, ihrem Selbstbild als Frau von Welt. Und mit Sicherheit diente die Übung auch dazu, die intimeren Notate zu verschlüsseln und so vor Blicken unbefugter Leserinnen zu schützen.

Fremdsprachige Passagen in den Tagebüchern wurden übersetzt, im Original deutsche Passagen ebenfalls aus Highsmith-Deutsch in eine verständlichere Form. An der Markierung durch hochgestellte Buchstaben lässt sich die Originalsprache eines Eintrags erkennen: Einträge, die mit D/DD eingefasst sind, wurden original auf Deutsch verfasst, solche mit F/FF auf Französisch, mit IT/ITIT auf Italienisch und mit SP/SPSP auf Spanisch. (Im Anhang finden sich ein paar beispielhafte Originaleinträge in jeder der Fremdsprachen.)

Wir haben uns entschieden, zugunsten der Lesbarkeit die Vielzahl an Kürzungen nicht kenntlich zu machen. Es ist offensichtlich, dass in diesem Buch nur ein Bruchteil von Patricia Highsmiths gesamten Aufzeichnungen abgedruckt werden konnte. So sind zum Beispiel die meisten ihrer rein fiktionalen Einträge nicht enthalten, von denen sich viele in ihrem veröffentlichten Werk wiederfinden, aber auch solche Einfälle, die sie wieder verworfen hat. Auslassungen und Flüchtigkeitsfehler der Autorin wurden behoben, für das Verständnis notwendige Ergänzungen in eckigen Klammern hinzugefügt. Umfassendere Erläuterungen sowie Hinweise zu erwähnten Personen befinden sich in einer Fußnote, außer in den Fällen, in denen zu einer erwähnten Person nicht mehr bekannt war als das, was wir ohnehin von Highsmith selbst erfahren. Besonders in den 1940ern begegnet Patricia Highsmith einer Vielzahl von Menschen; diejenigen, die in ihrem Leben eine Rolle spielen werden, werden Leserinnen und Lesern bald vertraut sein, andere werden vielleicht nur wenige Male erwähnt.

Bei nichtöffentlichen Personen wurden zum Schutz der Privatsphäre nur Vornamen oder Initialen angegeben – es sei denn, sie wurden bereits von Highsmiths Biographen namentlich erwähnt –, auch wenn die meisten von ihnen inzwischen verstorben sind. Aus demselben Grund haben wir auch keine zusätzlichen Annotationen in den Fällen beigefügt, wo sie dabei helfen könnten, die Person zu identifizieren. Ein paar für Highsmith besonders wichtige Privatpersonen wurden von den Biographen mit Pseudonymen versehen, so etwa ihre große Liebe in England in den 1960ern, die ihr Biograph Andrew Wilson nur X nennt und ihre Biographin Joan Schenkar »Caroline Besterman«, oder auch Camilla Butterf‌ield, Schenkars Pseudonym für eine andere Freundin, ebenfalls aus den 1960ern. Wir haben mit Joan Schenkars Einwilligung ihre Pseudonyme beibehalten; die Namen von Caroline Bestermans Familienmitgliedern wurden ebenfalls anonymisiert. Umgekehrt wurde bei bereits namentlich eingeführten und eindeutig zuzuordnenden öffentlichen Personen bei Bedarf der volle Name in eckigen Klammern ergänzt.

Die Tage- und Notizbücher sind Patricia Highsmiths private Aufzeichnungen und enthalten damit natürlich ihre persönlichen Ansichten über Personen und Ereignisse, die von ihren eigenen Vorurteilen und denen ihrer Zeit beeinflusst sind. Highsmith war widersprüchlich und kantig, und Leserinnen und Leser werden einige ihrer abfälligen Äußerungen als beleidigend empfinden, insbesondere wenn sie sich, wie es zuweilen der Fall ist, gegen ohnehin schon marginalisierte Gruppen wie Afroamerikaner oder Juden richten. In frühen Einträgen ist es häufig ein vor allem sprachliches Problem, wenn Highsmith Ausdrücke verwendet, die zu der Zeit üblich waren, inzwischen jedoch als abfällig gelten. Dessen war sich die Autorin selbst bewusst, wie aus ihrer Bitte hervorgeht, das Wort »negroes« für die neue Ausgabe von Carol von 1990 in »Schwarze« zu ändern (so haben wir es auch in dieser Ausgabe gehalten). Besonders in späteren Jahren ist es jedoch manchmal nicht nur Highsmiths Sprache, sondern sind ihre Ansichten selbst beleidigend, gehässig und menschenfeindlich. Wir wollten Highsmith so getreu wie möglich abbilden; in wenigen extremeren Fällen empfanden wir es aber als unsere redaktionelle Pflicht, ihr eine Bühne zu verweigern, so wie wir auch gehandelt hätten, als sie noch lebte. Die Wurzeln ihrer Ressentiments sind schwer zu bestimmen, insbesondere im Fall ihres wachsenden Antisemitismus, der umso mehr zu einem Mysterium wird, als wir in diesem Band erfahren, wie viele Jüdinnen und Juden unter den für sie wichtigsten Personen, ihren engen Freundinnen und Freunden, Liebhaberinnen und Lieblingskünstlern waren.

Wie viele, die ein Tagebuch führen, neigte Highsmith dazu, in schwierigen Zeiten mehr zu schreiben, was zu einer verzerrten Darstellung ihres Lebens führt. Andere Quellen zeigen, dass dieses Leben nicht ganz so düster war, wie es hier manchmal scheinen mag. Und natürlich ist, wie bei jedem Selbstporträt, die Person, der wir begegnen, nicht unbedingt die »echte«, sondern die, für die sie selbst sich hielt oder halten wollte. Der Akt der Erinnerung ist auch ein Akt der Interpretation – von sich selbst ebenso wie von anderen. Viele Menschen haben das Bild der finsteren, bissigen späten Highsmith vor Augen, und dieser Band wird ihre erste Begegnung mit der Autorin als fröhliche junge Frau sein, mit optimistischem, ehrgeizigem Blick auf die Zukunft. Er sollte nicht als Autobiographie gelesen werden. Stattdessen soll diese Auswahl aus ihren Tage- und Notizbucheintragungen es ermöglichen, in den eigenen Worten der Autorin zu erkennen, wie aus Patricia Highsmith Patricia Highsmith wurde.

 

Zürich, im Juli 2021

Anna von Planta

in enger Zusammenarbeit mit Friederike Kohl, Kati Hertzsch, Marie Hesse und Marion Hertle

1921–1940

Die frühen Jahre zwischen Texas und New York

Patricia Highsmith, geboren 1921 als Mary Patricia Plangman in Fort Worth, Texas, ist Einzelkind und wird früh zur Einzelgängerin. Bereits vor ihrer Geburt lassen sich die Eltern scheiden, und da die Mutter, eine Graphikerin, tagsüber arbeitet, verbringt das Kind seine ersten Lebensjahre zusammen mit dem älteren, früh verwaisten Cousin Dan Coates in der Obhut der liebevollen, aber streng calvinistischen Großmutter, die ein Gästehaus führt. 1924 heiratet die Mutter den Graphiker und Fotografen Stanley Highsmith, in den Augen der Tochter ein Eindringling.

Damals, mit drei Jahren, kann die kleine Pat lesen, mit neun sind ihre Lieblingsautoren Dickens, Dostojewski, Conan Doyle, außerdem ein von der Mutter für ihre Arbeit benutztes illustriertes Anatomiebuch sowie Karl MenningersThe Human Mind, eine Sammlung populärwissenschaftlicher Studien über abnorme menschliche Verhaltensweisen, die ihre Fantasie wecken: »Ich kann mir nichts vorstellen, was die Phantasie mehr beflügelt, zum Skizzieren, Erschaffen drängt, als die Vorstellung – die Tatsache –, dass jeder, dem man auf der Straße begegnet, ein Sadist, ein zwanghafter Dieb oder sogar ein Mörder sein kann.«1

1927 zieht die dreiköpfige Familie nach New York, doch wegen finanzieller, psychischer und ehelicher Krisen wird Pat immer wieder in das großmütterliche Gästehaus zurückgeschickt, einmal sogar für fünfzehn Monate – »das traurigste Jahr meines Lebens«. Sie fühlt sich im Stich gelassen, was sie ihrer Mutter nie verzeihen wird, umso mehr, als die ihr eigentlich versprochen hatte, sich von Stanley scheiden zu lassen.

1933 besucht Pat eine einmonatige Sommerfreizeit unweit von West Point, New York, von der sie den Eltern täglich berichtet. Pats Briefe nach Hause erscheinen zwei Jahre später in Form eines Artikels im Women’s World Magazine – ihre erste Veröffentlichung, Honorar 25US-Dollar. Im selben Jahr begegnet sie auch erstmals ihrem leiblichen Vater, dem deutschstämmigen Graphiker Jay Bernard Plangman; er ist einer der Gründe, warum sie später Deutsch lernt.

Nach ihrer Rückkehr nach New York besucht Pat die Julia Richman High School, eine Mädchenschule mit 8000 Schülerinnen, die meisten davon katholisch oder jüdisch. Während dieser Zeit kristallisieren sich weitere literarische Vorlieben heraus: Edgar Allan Poe (mit dem sie den Geburtstag teilt) und Joseph Conrad. Was ihre eigenen schriftstellerischen Ambitionen angeht, so fühlt sie sich vom Topos der Schuld, von Sühne und Verbrechen angezogen. Schon als 15-Jährige in der Highschool füllt sie dicke Hefte, in die sie literarische Entwürfe sowie Beobachtungen und Reflexionen über die Menschen in ihrem Umfeld und ihre Beziehungen zu ihnen einträgt. Parallel dazu entstehen erste Kurzgeschichten, die zum Teil in der Schulzeitschrift Bluebird erscheinen. Patricia Highsmith ist als Teenagerin attraktiv, intelligent, zielstrebig und phantasiebegabt, empfindet aber wegen ihrer gleichgeschlechtlichen Neigungen Schuldgefühle und wirkt auf viele Menschen ernst und verschlossen. Gleichzeitig ist sie eine enorm fleißige Schülerin, was ihr 1938 eine Zulassung an das Ivy-League-Frauen-College Barnard einbringt. Ihre Schwerpunktfächer sind Zoologie, Anglistik, Stückeschreiben, Latein, Altgriechisch, Deutsch sowie Logik. Und sie beginnt ernsthaft damit, Notizbuch zu führen. Das erste ihrer Cahiers beginnt sie mit den Worten: »Das träge, geisterhafte Mädchen, das zu einem Tschaikowsky-Walzer tanzt.«

1941–1950

Leben und Schreiben in New York

1941

Im Jahr 1941 beginnt Patricia Highsmith das erste ihrer Tagebücher, die sie von da an parallel zu den Notizbüchern führen wird. Am 14. April 1941 schreibt sie: »Je suis fait[e] de deux appétits; l’amour et la pensée [Mein Appetit ist ein zweifacher: Ich hungere nach Liebe und nach Ideen].« Als Schriftstellerin noch kaum geboren, kreisen ihre Gedanken schon darum, wie viel Erfahrung es wohl braucht, um genug Stoff zum Schreiben zu haben, und inwieweit das eine vom anderen zehrt. Und so sind die Grenzen zwischen ihren Tage- und Notizbüchern fließend, beide nehmen immer wieder Bezug aufeinander. In diesem ersten Jahr ihrer Chronik füllt Highsmith insgesamt 450 Seiten, beinahe minutiös berichtet sie auf Englisch, Französisch und Deutsch über alles, was einer jungen Studentin wichtig scheint – üblicherweise spätabends oder frühmorgens, bevor sie zu Bett geht.

Anfang 1941 ist die 20-jährige Patricia Highsmith in ihrem dritten Jahr auf dem College. Das universitäre Pensum verlangt ihr einiges ab, zu ihrer ehrgeizigen privaten Lektüreliste kommen die Hausaufgaben, außerdem engagiert sie sich in linken Studentenverbänden, der Young Communist League (YCL) und der American Student Union (ASU). Als ihr die endlosen Sitzungstreffen zu langweilig werden, schwindet auch ihr politischer Eifer und mit ihm das Engagement. Viel wichtiger ist Highsmith die Ernennung zur Chefredakteurin des studentischen Literaturmagazins Barnard Quarterly, in dem sie auch eigene Kurzgeschichten veröffentlicht, darunter »Die Legende des Klosters von Saint Fotheringay«. Die Geschichte liest sich wie ein persönliches Manifest der jungen Highsmith zu den Themen Religion, Gender, aber auch zu ihrer Berufung als Schriftstellerin: Sie handelt von einem Waisenjungen, den Nonnen als Mädchen verkleiden und aufziehen. Der Junge hält sich für ein Genie und sprengt im Alter von dreizehn Jahren das Kloster in die Luft, um frei von Religion als Mann zu leben und zu Ruhm und Ehre zu gelangen, wie es ihm seiner Überzeugung nach vorherbestimmt ist.

Schon bald beginnen Highsmiths Collegenoten zu leiden. Daran hat neben der Zeit, die sie fürs Schreiben aufwendet, vor allem ihr reges Sozialleben Schuld. Die Highsmiths leben in einer kleinen Wohnung in der Grove Street 48, im Herzen von Greenwich Village, wo die junge Pat auf dem Bettsofa im Wohnzimmer schläft. Schon lange ist das Village als Bohemeviertel bekannt und bekommt weiter Zulauf von europäischen Emigranten wie Anaïs Nin oder Mascha Kaléko, die es als »Brutstätte der Genies« bezeichnet. (So illuster sie auch sein mögen, sind die Neuankömmlinge aber nicht allseits gern gesehen: Die amerikanische Flüchtlingspolitik ist restriktiv und Antisemitismus in allen gesellschaftlichen Schichten weit verbreitet.)

Bekannt ist Greenwich Village auch für sein ausschweifendes Nachtleben, besonders für eine Vielzahl von einschlägigen Bars und Clubs, in denen Frauen in Hosen ungehindert Zärtlichkeiten austauschen können. Gleichzeitig wird Homosexualität zu der Zeit noch als Verbrechen geahndet, häufige Razzien gehören für die Szenebars (die oft von der Maf‌ia »beschützt« werden) zur Tagesordnung. Patricia Highsmith geht damit für eine Zwanzigjährige beeindruckend gelassen um und schlägt sich in der MacDougal Street die Nächte um die Ohren.

Dort macht sie spannende Bekanntschaften und wird Teil einer verschworenen Gemeinschaft erfolgreicher, größtenteils lesbischer Künstlerinnen und Journalistinnen. Durch Mary Sullivan, die im Hotel Waldorf Astoria einen Buchladen führt, lernt Highsmith schon als Studentin Frauen wie die Fotografin Berenice Abbott oder die Malerin Buf‌f‌ie Johnson kennen. Johnson wiederum stellt ihr die britische Journalistin Rosalind Constable vor, rechte Hand des Zeitschriftenmagnaten Henry Luce, des Gründers von Time und Life, und Geliebte der Künstlerin und Kunsthändlerin Betty Parsons.2 Highsmith ist mindestens zehn Jahre jünger als all diese Frauen, vielleicht üben sie gerade deshalb einen starken Einfluss auf sie aus. Und genau das wird zu einem wiederkehrenden Streitthema zwischen Highsmith und ihren Eltern, die diesen Lebenswandel verurteilen und sogar drohen, die Zahlung der Studiengebühren einzustellen.

***

»The painfullest feeling is that of your own feebleness; ever as the English Milton says, to be weak is the true misery. And yet of your strength there is and can be no clear feeling, save by what you have prospered in, by what you have done. Between vague wavering capability and indubitable performance, what a dif‌ference!«3

And here is my diary,

containing the body –4

 

6. Januar 1941FErster Tag [nach den Ferien]. Stück über eine Frau, in dem ich einen Mann spielte. Helen5 war meine Freundin. Es lief sehr gut. +6 Heute Morgen Brief von Roger [F.]7. Er sagt, er liebt mich! Ein bisschen jung, oder?? + Abends Sitzung bei Elwyn8. Nur 5 Mädchen waren da. Wir werden was draus machen! + Bin jetzt Kassenwartin der ASU. Ich hoffe inständig, dass niemand davon erfährt! + Mutter ist mir sehr feindlich gesonnen. Vor allem, weil ich nicht feminin genug bin.FF

 

6.1.1941 Ein schamloser, selbstgefälliger, dekadenter, verachtenswerter, rückschrittlicher Gedanke zum heutigen Tag: Ich verlor mich in einem bodenlosen Traum, sah das Leben wie aus der Schwebe, dreidimensional, meine Freundinnen und ihr Wesen – die Leute und ihre Gesichter namenlose Platzhalter –, und jede Einzelne war da, wo man sie auch erwartet hätte, und das Bild, das wir »Leben« oder »Erfahrung« nennen, war vollständig, und ich sah mich selbst – auch genau da, wo es zu erwarten war –, und niemand sah genauso aus oder verhielt sich genauso wie ich.

Und von dieser kleinen Gruppe (die beileibe nicht die ganze Welt war) gefiel ich mir am besten, und ich fand, dass etwas grässlich fehlen würde, wenn es mich nicht gäbe.

 

7. Januar 1941FHabe [Stalins] Über die Grundlagen des Leninismus gelesen. Sehr wichtig, einschließlich der Taktik.FF

 

9. Januar 1941FGestern Abend [Shakespeares] Der Widerspenstigen Zähmung gelesen. Mrs. Bailey9 sehr unpünktlich und sehr charmant. Ich möchte jede Lektion aus dem Grammatikbuch abschreiben, um bei ihrer Prüfung perfekt abzuschneiden. + »Die Legende des Klosters von Saint Fotheringay« erscheint in der nächsten Ausgabe [des Barnard Quarterly]. Georgia S.10 sagte heute, es sei die beste Geschichte seit Jahren! Sturtevant11 mochte mein »Movie Date«12 vom letzten Jahr nicht, und sie gibt diesen Monat die Quarterly-Besprechung heraus! + Heute Abend kommt Arthur13. Wir werden eine Mannerheim-Linie14 haben. Mutter will ihn nicht einmal sehen! Arthur erzählte mir, dass Keller mein »House on Morton St.«15 gelesen hat und es nicht überzeugend fand. Ich hatte es befürchtet. Dass Keller merken würde, dass eine Collegestudentin es geschrieben hat. Ist das nicht schrecklich?FF

 

10. Januar 1941FViolet um 9:3016 hier. Mutter wollte wissen, was sie vom Kommunismus hält – Violet zögerte: »Alle jungen Menschen interessieren sich für den Kommunismus – das ist gut – dann haben sie etwas zu tun.« (!) Bomben werfen zum Beispiel. Stimmt’s?

+ Zum Schreien! Der Volleyballkurs. Ich würde gern eine Geschichte wie »Die Legende« über diesen Kurs schreiben. Die Leute! Sagenhaft! + Habe Fanny B. ein wenig in Logik geholfen. Sie gibt sich nicht viel Mühe mit ihrer Arbeit. Sie will heiraten. »Ted«, er wird Lehrer. Ihre Mutter hat kein Geld, und Fanny geht nächstes Jahr nicht zur Uni. Aber sie ist damit vollkommen zufrieden!FF

 

11. Januar 1941FIch habe Karten für Lenins Gedenkfeier im Madison Square Garden17 am Montagabend gekauft. Zwei für Arthur und mich. Im Workers’ Shop18 war es gestern lustig. Mother Bloor19 war da und hat ihre Bücher für die Stammgäste signiert. Es gab eine Schlange für die Lenin-Karten, und alle haben gelächelt wie auf einem Propagandafoto.

+ Bailey um 9. Sie sagte, ihr habe meine Geschichte gefallen und Sturtevants Kritik sei lächerlich. Vielleicht mag ich die Geschichte in einem Jahr nicht mehr – aber jetzt gerade schäme ich mich nicht dafür.

+ Virginia20 rief um 7:30 an. Ich war sehr froh. Ich traf sie um 9 bei Rocco21, zusammen mit Jack, einem schwulen Burschen, und Curtis und Jean, zwei lesbischen Mädchen. Waren im Jumble Shop22 usw. Bier und Martinis, und jetzt bin ich betrunken. Aber Va. hat mich geküsst!! Ich habe sie zwei-, drei-, vier-, fünfmal auf der Damentoilette im Jumble geküsst – und sogar auf dem Gehweg!! Dem Gehweg! Jack ist sehr lieb, und Va. würde gern mit ihm schlafen – aber vorher möchte sie am Wochenende einen Ausflug mit mir machen. Sie liebt mich. Sie wird mich immer lieben. Das hat sie mir gesagt, und sie verhält sich auch so.FF

 

12. Januar 1941FGroße Überraschung! Mutter und S. [Stanley] haben John und Grace23 überzeugt, morgen Abend zur Lenin-Gedenkfeier mitzukommen! Zuerst wollte Stanley noch nicht einmal, dass Mutter mitkommt, weil sie ja dort jemand sehen könnte! Aber als sie dann erzählten, sie kämen mit, wurde John auch neugierig! + Habe Ergebnisse des 7. Weltkongresses24 gelesen, was mir sehr geholfen hat. Außerdem [Shakespeares] Viel Lärm um nichts, das sehr gut ist. [James Joyces] Finnegans Wake angefangen.FF

 

13. Januar 1941FAch – die Küsse gestern Abend – sie waren süß, sie waren himmlisch! O seltener Freude Spitze!25 Shakespeare, du hattest recht! + Diskussion mit Latham26. Sie mag die Auf‌lösung der spanischen Situation [in meinem Stück] nicht: »Sie hatten die perfekte dramatische Situation – und dann haben Sie diesen kommunistischen Mist aufgetischt!« (Dabei habe ich doch nur geschrieben, dass die Revolutionäre die Adligen besiegen!) Sie hat mir geraten, mich an die Arbeit zu machen (Legen Sie einen ordentlichen Gang zu!), und mir noch ein Stück zum Schreiben aufgegeben. Dabei habe ich schon so viel Arbeit! + Browder heute sehr geistreich und überzeugend. Wir sangen »Die Internationale«.FF

 

14. Januar 1941FOh, James Joyce ist tot. Ich erfuhr die Neuigkeiten gestern Morgen. + Die Herald Tribune brachte einen wunderbaren Nachruf! Browder erhielt einen zwanzigminütigen Beifallssturm. 20000 vor Ort usw. David Elwyn sagt, es liegt daran, dass sie Roosevelt hassen! + An meinem Stück gearbeitet. Zweiter Entwurf für den ersten Akt fertig. [Babs] B.27 mag es und auch meine Geschichten, und ihre Meinung ist mehr wert als die der ganzen Uni! + Ludwig Bemelmans28 hat ein neues Buch geschrieben: The Donkey Inside. Großartig wie alle seine Bücher. Ich frage mich, ob er wohl meine Geschichte im Quarterly lesen wird.FF

 

15. Januar 1941FIch wollte mit Anna Karenina anfangen, aber ein neues Buch, Ein Sechstel der Erde,29 liegt so hübsch ordentlich auf meinem Tisch: Wie kann man in Zeiten wie diesen Anna Karenina lesen?! – Ach, ich träume! Ich würde gern mit [Babs] B. nach Russland reisen. Solche Zeiten kommen nie wieder. Ich bin genau wie jemand in Amerika 1917. Was sollte man gelesen haben? Nichts außer Sachen über den Krieg. Alles andere ist eine Flucht.FF

 

16. Januar 1941FIch bin glücklich – so glücklich! Aus vielen Gründen! Zuerst einmal hat Sturtevant meine Geschichte gefallen (»Alena«)30 – Und ich habe mein Stück heute Abend fertiggestellt. Mutter mag es und sagt, es sei weniger kalt als die anderen Stücke und Geschichten, die ich geschrieben habe. + Brief von Jeannot31 vom 24. November. Hatte gerade meinen Brief vom 17. September erhalten! Hat während eines Bombenangriffs Artie Shaw32in Boston gehört! + Meine Großmutter hat mir zwei Dollar zum Geburtstag geschickt.FF

 

17. Januar 1941FSamstagabend findet eine Party statt, eigentlich war ich mit Ernst33 verabredet! Armer Ernst! + [Marijann] K.34 scheint mich sehr zu mögen. So sehr wie die anderen in ihrem Kurs – um es einmal vorsichtig auszudrücken. Wenn sie mich doch nur noch mehr mögen würde! Mein Stück ist gut. Es wird mir nicht unangenehm sein, es irgendwem zu zeigen: [Babs] B. oder Judy35 oder Latham! + Das Buch des Dekans von Canterbury[Ein Sechstel der Erde] ist größtenteils eine Zusammenstellung russischer Wachstumsstatistiken. Wird sehr einflussreich sein – unschätzbar. Es wäre schön, wenn Großmutter vor ihrem Tod noch zur Einsicht kommt. + Mit John und Grace und Eltern um 10 im Vanguard36. Judy war da, aber ich brachte sie nicht an unseren Tisch, wofür Mutter mich schwer gescholten hat. Ich mag Judy. (Eddy ist bei den Kommunisten und bei der Polizei!37)FF

 

18. Januar 1941FHeute Morgen schickte mir John die Rezension eines antikommunistischen Buchs. Von einem Deserteur, immer diese Deserteure, denen die Zeitungen so gern ein Forum geben. + Abends bei Hilda. Die üblichen Verdächtigen waren da – aber auch Mary H. und Ruth. Sie ist reizend! Eine richtige Persönlichkeit. Heute war ein wichtiger Tag, weil ich sie getroffen habe. Mary H. hat Ruth erzählt, dass ich die Intelligenteste aus der ganzen Truppe sei, und ich habe viele Einladungen von guten, anständigen Leuten bekommen. Ich würde Mutter zu gern davon erzählen, aber ich werde ihr nur von Mary H. erzählen, und da vielleicht nicht alles.FF

 

19. Januar 1941FJetzt bin ich zwanzig! Es ist toll! Geschenke nach dem Frühstück. So viele wie zu Weihnachten. Eine Polaroidlampe. Und ein Dreieckskissen zum Lernen. + Eigentlich hätte ich heute Abend mit Ernst essen gehen sollen, aber ich musste lernen. Cocktails um 5 im Fifth Avenue H.38 mit John und Grace. Dann Champagner für Mutter und mich. Sehr gut.FF

 

20. Januar 1941FDavid Jeannot hat mir gestern ein Radiogramm geschickt.FF Happy Birthday! + DGestern fiel mir auf, dass England, auch wenn man dort im Moment keine Verstärkung braucht, die US-Armee um Unterstützung bitten wird, sobald sie anfangen, in Frankreich zu kämpfen.DD + FShakespeare erschöpft mich! Es gibt so viel, das ich nicht weiß! + Tage ohne irgendeine kreative Arbeit sind verlorene Tage. Ein Künstler39, ein echter Künstler, würde arbeiten.FF

 

21. Januar 1941FSüß die Momente, in denen ich nicht an Shakespeare denke! Ich denke an Mary H. oder an Abende in der herrlichen Zukunft, oder an die Jahre, die noch vor mir liegen, oder an die Menschen, die ich kennenlernen werde. [William] SaroyansMein Name ist Aram sowie Sapphira und das Sklavenmädchen [von Willa Cather] gelesen – Shakespeare den ganzen Tag. Jetzt will ich nie wieder Shakespeare lesen!FF

 

23. Januar 1941FBrief von R. R.40 Habe ihn noch nicht gelesen. Er langweilt mich schrecklich. + Habe mir den gesamten Plot für eine wichtige, aber einfache und kurze Geschichte überlegt, die ich bald schreiben möchte. Sie steckt in meinem Körper wie ein ungeborenes Kind. + O Gott! Das Wichtigste! Ich habe den höchsten Durchschnitt in meinem Griechischkurs! Hirst41 hat es höchstpersönlich verkündet! Es ist eine Schande, dass ich nicht genug in mein Tagebuch schreibe. Im Sommer habe ich jeden Tag etwas hineingeschrieben. Wenn man Freizeit hat, fließen die Gedanken wie herrlichstes Wasser.FF

 

25. Januar 1941FKatastrophe! Latham hat mir eine Drei plus gegeben! Ich verstehe das nicht. Ich hätte ehrlich lieber eine Sechs als eine Drei plus! Das wäre wenigstens etwas Besonderes. Es ist schrecklich – schlimmer, als splitterfasernackt vor dem Kurs zu stehen! Schlechter Nachmittag wegen der Note. Virginia hat angerufen. Wollte den Abend mit mir verbringen und hat gesagt, dass sie mich liebt. Wir gehen nächste Woche Ski fahren. + Peter um 7 im Jumble. Drei Drinks für mich. (Drei zu viel.) Peter ist sehr intelligent. Weiß schnell alles über Leute. Und hat auch noch Ahnung von Shakespeare, Tanzen usw. Aber sie bringt nichts hervor. Sie ist vier Jahre älter als ich. Ich glaube, in vier Jahren werde ich auch so reif sein wie sie. Noch reifer hoffentlich.FF

 

27. Januar 1941FHeute war der erste Tag, an dem ich mit einer gewissen Sicherheit Klavier gespielt habe. Ermutigend. + Ich frage mich, ob ich besser abgeschnitten hätte, wenn ich nicht so viel aktuelle Literatur gelesen hätte, sondern stattdessen Stücke für Latham? Zwei Gründe, warum Latham mir eine Drei gegeben hat: 1. Mochte es nicht, dass der Süden in einem Stück schlecht dargestellt wird. 2. Hält mich für eine Kommunistin. 3. Weil ich mit so großen Empfehlungen kam. Marijann K. – was wird sie nur sagen?! O Gott!FF

 

29. Januar 1941FHeute Morgen Französischprüfung. Es war schwierig, und ich glaube, bei allen Fragen, bei denen ich raten musste, habe ich mich geirrt. Schrecklich! Jetzt hoffe ich auf eine Zwei. + Habe mit Latham gesprochen, die sehr freundlich war. Sie sagte, mein Stück sei sehr gut, es fehle nicht mehr viel. Dass mir das Theater jetzt Schwierigkeiten bereite, liege wohl gerade daran, dass ich so viele Kurzgeschichten geschrieben hätte usw. Aber ich mache weiter. + Abends Ernst. Champagner und Essen im Jumble Shop. + M.H. (Ruth) angerufen. Sie hat erzählt, dass Mary uns letzten Samstag beobachtet hat und dass sie uns gern zusammen malen würde. Wir bilden einen guten Kontrast, findet sie. Es wäre mir eine Ehre.FF

 

30. Januar 1941FSehr krank. Das liegt an den Prüfungen, kein Zweifel. Ich habe sehr hart gearbeitet, und heute ist mein erster freier Tag. Mir tun alle Knochen weh. + Meine Krankheit – heute und gestern – hat mir ein wenig dieses unwirkliche Gefühl gegeben, mit dem Proust so vertraut war. Habe ein oder zwei Absätze einfach geschrieben, wie es mir gefiel. Es ist anders – es fließt, ohne jeden Ehrgeiz, reiner Selbstzweck. Man ist froh, wenn man auf die Uhr schaut und zwei Stunden vergangen sind, als ob es eine feste Uhrzeit gäbe, zu der man dann wieder gesund ist. Hat Proust das schon gesagt? Wahrscheinlich. Aber so erging es mir heute.FF

 

30.1.1941 Mein Stiefvater war mir vom ersten Moment an unsympathisch. Ich war ungefähr vier, als ich ihm zum ersten Mal begegnete, und konnte schon seit über einem Jahr lesen. Ich kann mich erinnern, dass ich an diesem Tag ein Märchenbuch las. »Was steht da?«, fragte mein Stiefvater und deutete mit einem langen, krummen behaarten Zeigefinger auf den magischsten Ausdruck, den ich kannte.

»Sessamm, öffne dich!«, rief ich aus.

»Sesam, öffne dich«, korrigierte mein Stiefvater schulmeisterlich.

»Sesam, öffne dich«, wiederholte ich leise.

Mein Stiefvater sah mild lächelnd auf mich herab und presste dabei seine vollen roten Lippen zu einem ganz dünnen Strich zusammen, der dadurch breiter wurde als sein Schnurrbart. Ich wusste, dass er recht hatte, und ich hasste ihn dafür, dass er recht hatte und weil er mein Zauberwort »Sessamm, öffne dich« kaputtgemacht und mir das Bild geraubt hatte, das etwas bedeutete und das sich zuvor mit dem Ausdruck verband, der nun leer, abstoßend und fremd geworden war.

 

31. Januar 1941FFühle mich viel besser, aber bin immer noch krank. Habe [George Bernard Shaws] Der Kaiser von Amerika, Shadow and Substance [von Paul Vincent Carroll] und ein Theaterbuch gelesen. Ich stürze mich ins Theater! Ich werde gut, gut, gut sein!!! Man wird mich fürchten! + Italienisches Konzert mit Wanda Landowska gekauft.42 Mutter wartet darauf. Sie ist etwas genervt. Ziemlich klar, warum. Sie hat mir erzählt, dass Stanley abends manchmal die schlimmsten Dinge von sich gibt. Die meisten witzig gemeint, aber so seltsam, dass sie sich fragt, ob er nicht doch einer ganz anderen Spezies angehört als wir.FF

 

1. Februar 1941FHabe weiße Socken (für Männer!) gekauft, die lang genug sind – endlich. Tja, von den Knien abwärts bin ich jetzt angezogen wie ein Mann. (Das stört mich nicht.) + Grandpa ,ist krank: eine Nierenkrankheit. Sie müssen mit einem Schlauch entleert werden, manchmal schafft er das nicht allein. Es ist schwierig.FF

 

2. Februar 1941FBei Mary H. um 11. Sie waren noch im Bett und standen schnell auf, als ich klingelte. Es ist bezaubernd, Mary zuzusehen (ich wünschte nur, sie hieße nicht »Mary«!). Sie hat einen guten Anfang gemacht. Mit Kohle. Große Leinwand. Wir sind lebensgroß, ich mit den Händen vor dem Körper, Ruthie Manuskripte lesend links. Wir sitzen. Mary ist sehr konzentriert, wenn sie arbeitet. Sie vergisst alles um sich herum. Samstag oder Sonntag sitzen wir wieder für sie. Leider trage ich Jacke und Hemd, und meine Haltung ist sehr maskulin. Was wird Mutter sagen, wenn sie das sieht? Irgendwas ganz sicher!FF

 

3. Februar 1941FHabe eine Eins in Französisch. Und es gab nur zwei Einsen im ganzen Kurs. Bin sehr zufrieden mit dem Anfang des neuen Semesters. Immer noch voller Hoffnung für mein Schreiben. Habe jede Menge Ideen! Jetzt, mit 20, habe ich ein etwas schlechtes Gewissen. So viel Zeit ist vergangen, und ich habe so wenig geschafft.FF

 

5. Februar 1941FHabe Sturtevant in Französisch. Wie das Bild einer Frau aus einem Kochbuch. Oh, Mrs. Bailey! – Was war sie dagegen für eine Inspiration! Aber diese Frau! Wie meine Großmutter!

+ Quarterly wird eine Menge Arbeit. Rita R.43 ist im Krankenhaus. Georgia S. und ich besuchten sie um 5. Brachte ihr Blumen mit. Ich mag Georgia S. Ich wünschte, sie würde mich zu sich einladen. (Sie wohnt allein.) Sie hat mir erzählt, dass sie nur noch Geschichten über Homosexuelle schreibt, damit Sturtevant ihr Einsen gibt! Kaiser Jones [von Eugene O’Neill] gelesen.FF

 

6. Februar 1941FO Freude über Freude! Ich kann in Mrs. Baileys Kurs wechseln! Miriam G. ist auch darin, aber immerhin hatten wir beide eine Eins. Ich hätte nicht in einem Raum mit ihr sitzen können, wenn ich eine schlechtere Note als sie bekommen hätte. + Die Schatten der Giebel von [Dorothy Miller] Richardson ausgelesen. Solche Bücher können nur von Frauen geschrieben worden sein. Sie langweilen mich. Sie sind sehr »munter«, geschäftig, wie Frauen, wenn sie einander besuchen. + [Katherine] Mansf‌ield und [Virginia] Woolf sind genauso.FF

 

7. Februar 1941FWelch Überraschung! Brewster hat mir eine Zwei gegeben – in der Prüfung! Marijann K. hat eine Drei und hat allen ihren Freunden eine Limo bei Tilson ausgegeben! Logiknoten noch immer im Dunkeln. + Habe Helen im Regen getroffen. »Hättest du Lust, eine Liebesszene mit mir zu spielen?« – »Liebend gern!« – aber ich wollte eigentlich sagen: für mich. Ich habe in letzter Zeit oft an H.M. gedacht. Ob ich mich in sie verliebe? Es könnte schlimmer sein! Sie ist eine atemberaubende Frau.

Habe Russia without Illusions [von Pat Sloan] angefangen und eine Biografie über Samuel Butler. Er war homosexuell, hat Ruth L. mir erzählt.FF

 

12. Februar 1941FBailey hat einen Brief im [Barnard] Bulletin veröffentlicht, in dem sie fordert, dass Mädchen, die ohne offizielle Genehmigung als Delegierte zu politischen Versammlungen gehen, »Beobachterinnen« genannt werden. Wahrscheinlich war es Doris B., die uns angeschwärzt hat!

+ Habe »Die Heldin«44 an Diogenes45 geschickt, wie Ruth vorgeschlagen hat.FF

 

12.2.1941 Wenn ich anfange, Kleidung mit großzügigem Saum zu kaufen; wenn ich auf einen Blick die Mängel eines (potentiellen) Apartments erkenne; wenn ich aufhöre, etwas zu essen, das ich mag, weil ich finde, dass ich genug gegessen habe; wenn ich mich nicht in jemanden verliebe, weil ich finde, dass dieser jemand nicht wirklich gut genug ist; wenn ich anfange zu einer vernünftigen Uhrzeit ins Bett zu gehen, damit ich am nächsten Tag meine beste Leistung erbringen kann; wenn ich anfange zuzugeben, dass die Liberalismusgegner auch nicht völlig unrecht haben; wenn ich ohne Verlangen an dich denken kann, ohne Hoffnung und ohne Sehnsucht – dann weiß ich, dass ich alt werde. Dass ich alt bin.

 

13. Februar 1941FQuarterly um 4 zur Druckerei gebracht. Marie T. hat ein wenig geholfen. Sie zeichnet sehr schlecht – wirklich! Das könnte ich besser! Vielleicht übernehme ich ab jetzt die Zeichnungen. + Die Zeit vergeht mir zu schnell. Ich habe die Geschichten, meine Bildhauerei, meine Freunde, meine Bücher, meine Verabredungen, meine Gedanken, Projekte – Projekte! Es wäre kein Stück besser, wenn ich Christian Science46 praktizieren würde! Da bin ich ganz sicher. Sonst würde ich es tun.FF

 

14. Februar 1941FLeague-Sitzung um 8 bei Coryl. Es war ein außergewöhnliches Mädchen da: Marcella, von der [Babs] B. mir erzählt hat. Sie ist wunderschön, wenn sie spricht. Ich könnte mich beim Hingucken allein in sie verlieben! + Habe für Mutter ein Fläschchen Badeschaum zum Valentinstag gekauft.FF

 

15. Februar 1941FMary hat gerade einmal meine Hand gemalt. Aber R.s Kopf ist am Mittwoch fertig geworden, sehr dürftig – das ganze Bild ist mäßig –, zu viel Blau jetzt in den Figuren.FF

 

17. Februar 1941FIch sollte in meinem Alter kreativer, origineller sein. Ich zittere, wenn ich daran denke, dass ich 20 Jahre alt bin. – Nichts! Bis auf wirre Gefühle. Ich bin nicht einmal verliebt! Ich muss die Ideen zu Ende bringen, die ich bereits habe. Dann werden die anderen kommen wie ein reißender Fluss.FF

 

17.2.1941 Ich bin auch nicht mehr zufrieden mit bloßen »Plot«- und Spannungsgeschichten wie früher. Ich mache mir jetzt mehr Gedanken über das, was ich schreibe, und das Ergebnis ist, dass ich weniger schreibe. Ich neige zudem mehr zum Längeren – zum Roman. Ich habe Schwierigkeiten, selbst in den besten Kurzgeschichten echten »Wert« zu erkennen. Weiß nicht, wo das hinführen soll.

 

19. Februar 1941FEs geht bergauf. + Madeleine Bemelmans47 sprach mich im Seminar an und wirkte sehr freundlich. Hat erzählt, dass Ludwig im Bett seine eigenen Bücher liest und dabei laut lacht! Brachte mich (mit dem Auto) nach Hause. Madeleine sagte, sie glaubt, ihre Heirat sei nicht die beste Idee gewesen – für sie zumindest. Aber ich glaube, das hat sie vielen Leuten an der Uni erzählt. Sie redet wirklich zu viel. Vielleicht lädt sie mich einmal auf einen Drink bei sich zu Hause ein.FF

 

20. Februar 1941FWar heute Abend an der Uni, um Rita R. mit dem Quarterly zu helfen. Wir sind beide voller Selbstbewusstsein. R. hat mir erzählt, alle hätten mich für unabhängig und selbstsicher gehalten, als ich an die Uni kam. Lustig, das zu hören, denn das war ich überhaupt nicht. Seitdem hätte ich mich völlig verändert, sagte sie. Und auch, dass ich die Einzige sei, die nächstes Jahr Chefredakteurin werden könne. + Heute Morgen etwas Thomas Wolfe48 gelesen. Das hat meinen ganzen Tag beeinflusst.FF

 

21. Februar 1941FHabe Mrs. B. gesehen, nur kurz, ohne mit ihr zu sprechen. Aus der Ferne – ich glaube, ich könnte mich leicht in sie verlieben. (NB: Mutter erzählte gestern, Bernard P. [Plangman] hätte einmal gesagt, er brauche überhaupt keine Frau. Ich frage mich, ob ich auch so bin? Das wird sich wohl zeigen.)FF

 

22. Februar 1941FMary und Ruth kamen zum Daiquiri-Trinken vorbei. Mary sah sich das ganze Apartment an. Mutter beobachtete sie ganz genau, aber hätte nie erraten, dass sie lesbisch49 ist, hat sie gesagt. Mutter mochte Mary und Ruth. Wir tranken viel, legten Schallplatten auf, tanzten. Ruth ist die bessere Tänzerin. Aber beim Abendessen sagte sie aus heiterem Himmel: »Du magst mich nicht, stimmt’s, Pat?« Ich habe die unselige Angewohnheit, mir das zu leicht anmerken zu lassen – muss es mir abgewöhnen.FF

 

22.2.1941 Ich will die erlesenste meiner weltlichen Offenbarungen niederschreiben: den Kitzel, dieses unsagbare Glücksgefühl, geliebt zu werden. Unerwidert zu lieben ist ein Privileg. Zu träumen und zu hoffen, eine Freude, die himmlischer kaum sein könnte, aber: Sich selbst geliebt zu wissen, es aus fremdem Munde zu hören – das ist wahrlich himmlisch. (Und wenn du meinst, es wäre nicht der Himmel auf Erden, dann nimm deinen dämlichen Himmel und scher dich zum Teufel!)

 

24. Februar 1941FIch habe meine Verabredung mit Ernst gebrochen und bin um 9 zu Judy gegangen. Va. rief vorher an und sagte, sie kränkele etwas – sehr enttäuschend. Hätte sie gern gesehen. Helen, Paula, Ruth, Mary und Ruth, Eddy, Saul B. Alle ein bisschen betrunken. Judy sehr attraktiv. Mary redet zu viel. Ganz was Neues. Irgendwie ist sie auch eine alte Schrulle. Aber wir haben sie trotzdem gern. + Ich habe mich sehr nach Va. gesehnt – keine war so schön wie sie! Habe ihr ein kleines Briefchen geschrieben. Wir müssen uns besser vertragen.FF

 

24.2.1941 Was sich jeder von uns vor allem wünscht, ist Schmeichelei, ist Wertschätzung – oder zuallermindest schnelle Anerkennung. Aber wonach wir sonst auch streben, wir sollten auf uns selbst hören. Alles, worauf wir uns verlassen können – Staunen und Wert und Schönheit und Liebe und Glaube und Genie, Freud und Leid, Hoffnung, Leidenschaft, Verständnis –, all das ist in uns, in unseren Herzen und Hirnen. Und nirgendwo anders.

 

24.2.1941 Wir müssen uns selbst als fruchtbares Land betrachten, von dem wir zehren können. Und wenn wir das nicht tun, fangen wir an zu gären wie die ungemolkene Kuh. Wenn wir etwas ungenutzt lassen, stirbt es verschwendet in uns ab. Seine Kräfte immer bis aufs Maximum auszureizen – das ist überhaupt die einzige Art zu leben, im eigentlichen Sinne des Wortes.

 

25. Februar 1941FHelen hat von Enid F. ein Foto von Jo Carstairs50 bekommen. Wie diese Mädchen um den heißen Brei herumtanzen! Sie sind beide reif wie Äpfel, die vom Baum gepflückt werden müssen – aber nicht von mir! + Habe mit Nina D.51 darüber gesprochen, mein Engagement zurückzufahren. Es muss sein. Selbst zwei Abende die Woche sind ein großer Teil meines Lebens. + S. Butlers Notizbücher sind reizend. Und ziemlich dämlich, genau wie meine manchmal.FF

 

26.2.1941 Neulich Abend bei J. Als ich sehr einsam und selbst ganz lustlos war, stand ich neben dem Klavier, während P. & J. spielten. P. probierte an der Grundmelodie herum, und sie wandte sich an mich und fragte: »Stimmt es so? – Stimmt es so, Pat?« Es war so wundervoll, meinen Namen aus ihrem Mund zu hören. Meinen Namen in einem solchen Moment aus irgendjemandes Mund zu hören. Ich kann auf so knappem Raum nicht zum Ausdruck bringen, was diese kleine Geste für mich an Wärme und DMenschlichkeitDD barg.

 

27. Februar 1941FElmer Rice52 im Theater sprechen hören. Er kritisierte das amerikanische Theater gnadenlos, ebenso wie unseren Verstand. Er sprach, als wäre er auf einer Kommunistenversammlung! Es war wundervoll! + Abends Virginia. Waren in Die Nacht vor der Hochzeit. Kino amüsiert mich nicht mehr. Hinterher auf ein paar Bier in unserem Lieblingscafé. Sie besucht jetzt immer das Caravan53 auf der MacDougal Street, wo die besten Leute aus der Schwulenszene hingehen. Sie sucht eine Frau, die älter ist als ich. Aber sie liebt mich trotzdem mehr als jede andere Person, die sie je getroffen hat. Ich weiß es, und sie hat es mir gesagt: Wir gehen an irgendeinen zufälligen Ort und entdecken uns dort neu. Überlass das nur mir!FF

 

28. Februar 1941FHabe ein Exemplar von Ein Sechstel der Erde an B. verkauft. Ich darf sie nur mit an die Uni nehmen, wenn ich sicher bin, dass jemand sie kauft.FF

 

28.2.1941 Die ernste Seite zu erhalten, die unserem gesamten Lebensverlauf zugrunde liegt, ist wichtig, aber ebenso wichtig ist es, sie mit Hilfe der leichteren Seite abzumildern. Ohne sie wäre alles steril, mangelte es an Vorstellungskraft und an Fortschritt. Andererseits sind durch und durch ernsthafte Menschen so lachhaft, dass ich mich frage, ob ihre Einstellung nicht letztendlich doch der leichten Seite zuzuordnen ist. Entsprechend wären die leichtfertigsten Menschen – mit einer guten Grundintelligenz – die ernsthaftesten, philosophischsten und nachdenklichsten. Man braucht Beobachtungs- und Urteilsvermögen und Unabhängigkeit, um über Dinge zu lachen, über die gelacht werden sollte. Dennoch wird die schwere Seite bei mir immer an der einflussreicheren Stelle stehen, weil ich einfach grundsätzlich so bin. Ich muss darüber nicht nachdenken, und es würde mir auch nicht guttun.

Jetzt gerade kommt mir dies hier wichtig und gut beobachtet vor. Die Zeit wird es zeigen. Ich frage mich, ob ich diese Notizen jemals überarbeiten und ordnen werde wie Samuel Butler. Und mich dann, wenn ich es tue, in vielen Jahren auf diese jugendlichen Beiträge zurückbeziehe.

 

1. März 1941FGuten Tag! Guter Tag! Den Morgen mit Schreiben verbracht und die Morton-Street-Geschichte abgeschlossen. Sie ist jetzt komplett anders. In der Uni mag man sie. + Ich denke oft an Madeleine [Bemelmans]. Ob ich sie wohl am Donnerstag zum Reiten einladen kann? Dude Ranch in der 98th Street. Habe Wolf Solentvon [John Cowper] Powys angefangen. Das Buch gehört Mary H. Sie haben viele Bücher, die ich mir gern ausleihen würde. + Oh, wie gern ich doch mit Madeleine aufs Land fahren würde! Wenn sie mich am Montag nicht nach Hause bringt, bin ich todtraurig! + Jede Menge Projekte im Kopf.FF

 

2. März 1941FHeute war mein letzter Tag. Mein Teil des Bildes ist fertig. Ich mag den Rock nicht. Ruth kam im Negligé aus dem Bad – nur in Unterhosen! – und wollte so Cocktails machen. Sie wurde sauer auf Mary, als die vorschlug, dass sie sich etwas anziehen sollte! Ziemlich interessante Diskussion allein mit Ruth. Ob man bei jemandem bleiben sollte, den man liebt, wenn er (oder sie) eine Affäre mit jemand anderem hat oder hatte. Ich würde gehen. Ruth würde bleiben. Eine solche Situation würde meine Liebe töten, da habe ich keinen Zweifel. + Habe jede Menge feine Ideen – Bruchstücke, aber gute. Ich bin glücklich damit. + Mein Stück wird morgen aufgeführt. O mein armes Herz! Ich bin voller Energie. Würde gern etwas Großes tun – mit dem Körper oder dem Geist. + Gute Nacht! Gute Nacht, Madeleine! Wie schön du bist!FF

 

3. März 1941FGuter Tag. Aber ich habe nur 89% in meiner Griechischprüfung bekommen. Das ist zu schlecht! + Madeleine redet nicht genug. Ich frage mich, was mein nächster Schritt sein sollte. Ich fühle mich im Frühjahr immer stärker – voller Energie, Ehrgeiz. Liebe, dieses Frühjahr ganz sicher. Wer? Jemand Neues. Helen M. oder – weiß nicht. Madeleine! Ja. + Wie dieses Gefühl der Energie, der Hoffnung sich wohl mit der Zeit entwickeln wird – wenn die Zukunft kürzer wird. Jetzt gerade ist das Gefühl so stark und schön.FF

 

3.3.1941 Mir fallen keine großen Schriftsteller, Denker oder Erfinder ein, die notorische Säufer gewesen wären. Poe natürlich. Aber der rosige Schleier der Trunkenheit ist überaus unproduktiv – scheinbar fruchtvoll zunächst –, aber setzt man seine Ideen in die konkrete Praxis um, platzen sie wie Seifenblasen.

 

4. März 1941FDie Mädchen in meinem Stück wollten nach 11:00 nicht mehr auf der Bühne bleiben. Sie haben sich richtig schlecht aufgeführt. Würde gern einige Kehlen aufschlitzen! Ich mag Der Schattenfischer [von Jean Sarment] sehr. + Meine neue Morton-Street-Geschichte ist nur 6 Seiten lang. Sie ist gut, ich bin stolz darauf. + Rose M. hat mich gebeten, heute Abend ins ASU-Büro zu kommen. Habe die Zeit einfach nicht. + Ernst rief um 10:30 an. Er machte gerade eine Flasche Haig & Haig mit Fauge und seiner Freundin auf. Ich verstehe diese Liebe zum Alkohol nicht – zumindest nicht zum Scotch. Champagner, ja.FF

 

4.3.1941 Menschen sind wie bodenlose Ozeane, ewig unergründlich, ewig im Wandel. Sie sind eine enorme Wissenschaft, die nie ganz gemeistert werden kann. Allem voran sind sie faszinierend und für sich selbst das Wichtigste auf der Welt. Jeder neue Schriftsteller hat einen kleineren oder größeren Beitrag zu leisten.

 

5. März 1941FFranzösisch geschwänzt, um mein Stück zu proben. Es war ein Flop! Stört mich nicht. Der Soldat war eher blass. Der Kommunist redete zu viel. Lauter Sachen, die mir nicht auf‌fallen konnten, als ich es das eine Mal bei der Probe gesehen habe. + Habe in einem Stück mit Helen gespielt. Oh, wie ich sie lieben könnte! Und sie mich auch, vielleicht. Ich werde es versuchen. + Madeleine war nicht da. Umso besser! + Abends Sitzung bei Flora. Coryl kritisierte mich, weil mein Bericht nicht ausführlich genug war. Sie hat recht. Sie ist sehr militaristisch. Das ist auch gut. Ich war faul. Werde es nächstes Mal besser machen.FF

 

5.3.1941 Es ist zur Plattitüde geworden, dass das Leben des Künstlers hart zu sein hat, Blut und Schweiß, Tränen und Enttäuschung, Kampf und Erschöpfung. Ich glaube, diese Anstrengung sollte in seiner Haltung gegenüber der Welt bestehen: Für ihn liegt die Schwierigkeit immer darin, Distanz zu wahren, intellektuell und künstlerisch, seine eigene Identität zu erhalten und sich zugleich mit der Gesellschaft zu identifizieren. Aber in seiner Arbeit sollte nichts von diesem Schmerz aufscheinen. Er erschafft etwas, weil er es gemeistert hat und damit vertraut ist. Hat er seine Idee einmal in sich aufgenommen, setzt er sie leicht um. Hat er große Mühe bei der Komposition, merkt man es seinem Werk an, merkt, dass es etwas Künstliches, Fremdes ist und vor allem etwas Schwaches und Ungewisses. Große Arbeit ist leicht von der Hand gegangen: Ich meine nicht flüssig, sondern leicht, eben aufgrund jener Meisterschaft, und wenn nötig, ist sie hinterher noch poliert und angepasst worden, mit Muße und mit Frohsinn.

 

5.3.1941 Ich weiß nicht, ob ich mehr Einträge in dieses Notizbuch mache, wenn ich mit Leuten ausgehe oder wenn ich allein zu Hause bleibe. Manchmal ist Gesellschaft anregend, manchmal macht sie stumpfsinnig. Ich bin immer sehr glücklich, wenn ich an Abenden, die ich mit anderen verbracht habe, etwas Gutes schreibe, und ich fühle mich elend an Abenden, an denen ich allein gewesen bin und nichts zustande gebracht habe. Aber ich kann nicht sagen, an welchen Abenden ich mich am produktivsten fühle.

 

6. März 1941FAuf dem Weg zur Uni traf ich zufällig Marijann K., und auf dem Weg zu Shakespeare sangen wir im Rennen »Alouette«54. Es ist unwichtig, aber ich schreibe es auf, weil es in ein paar Jahren nicht mehr passieren wird. Selbst wenn die proletarische Revolution kommt. Ich rege mich auf, wenn ich an einem Tag nichts Wichtiges tue. Ich könnte wenigstens in einem Sessel sitzen und nachdenken. + In der Finnish Hall55 gewesen. YCL. Haben im Treppenhaus Mannerheim-Linie gespielt. Was für ein Krach!FF

 

7. März 1941FWas für ein Tag! Erst eine Griechischprüfung (gut gelaufen!), in der ich ohne Grund viel gelacht habe! + In letzter Sekunde einen Aufsatz für le Duc56 geschrieben. Es heißt, Mrs. Baileys Mann sei verrückt geworden. + Habe meine Kurzgeschichte über die Uni57 angefangen. Abends drei Kritiker: sehr gut! + Dann Peter und Helen, beide sehr betrunken. Helen machte jede Menge Annäherungsversuche. Wir gingen ins Caravan. Ich tanzte mit Helen, und wir hielten unter dem Tisch Händchen. Curtis beobachtete uns und holte uns an ihren Tisch. Sehr beeindruckt von Helen: Natürlich dachte sie, sie wäre meine Geliebte. Curtis sagte, ich sei süß. »Das liegt an der Gesellschaft«, erwiderte ich. Curtis wird es Virginia erzählen. Das wird was geben! Debbie B. sehr streng, beendete den Abend zeitig. Helen übernachtet heute dort. O Gott, wie gern sie heute Abend in meinen Armen liegen würde. Curtis fragte mich, ob ich überhaupt zum Studieren komme mit Helen an der Uni! Das wird sich wohl zeigen.FF

 

9. März 1941FIch denke an Helen. Ich bin glücklich. Ich stelle mir Abende an einem Tisch vor – trinkend, tanzend. Alles Mögliche. + Habe meine Holzbüste fertiggestellt. Zu viel weggeschnitten. Macht nichts. Das Holz war nicht so gut. + Die Eltern und ich haben heute über Religion gesprochen, natürlich ohne zu irgendeiner Erkenntnis zu kommen. Mutter sagt, dies sei eine Welt der Träume usw. Es ist unmöglich, mit ihr zu diskutieren, wenn sie sagt, dass ich ein Mensch bin, der die Dinge noch nicht sorgfältig genug durchdacht hat.FF

 

10. März 1941FMein erster Gedanke war, Helen zu besuchen. Als ich ihr meine gut vorbereitete Entschuldigung vortrug, sagte sie: »Ach, mir hat es gefallen.« »Wenn das so ist«, sagte ich, »wiederholen wir es doch bald.« + Quarterly ist da.FF

 

12. März 1941FMadeleine hat sich gestern geweigert, ein Quarterly anzunehmen: Will ihre Geschichte nicht sehen.58 Aber ich will, dass sie meine liest! + Helen ist kühl. Das tut mir weh. Sie nennt mich nicht mehr »Darling«, wie sie es bei Peter tut. Daran bin ich ganz allein schuld. Beim nächsten Mal wird es schwieriger, weil sie vorsichtig sein wird. Ach, ich würde gern einmal mit Cecilia E. gehen. Einer erfahrenen Frau. + Haben die Sitzung gestern Abend hier abgehalten. Nur 7 kamen. Wir verlieren unseren Enthusiasmus. Diesen Samstag findet eine Friedenskonferenz an der Columbia statt, auf der ich sprechen werde.FF

 

13. März 1941FVon 8:30–9:00 Flugblätter verteilt. Man hat mich »Rote« geschimpft! McGuire59 kam zufällig vorbei. (!) Hat mich gesehen und gelächelt. Was macht das schon? Sie wird es den anderen Lehrkräften sagen. + Langer Beitrag gegen die ASU in der Zeitung (World Telegram), sei von Roten dominiert usw. Auf‌listungen unserer Taktiken, als wären sie illegal! + Sehr müde heute Abend – zu müde zum Schreiben eigentlich: Rauche auf der Couch, denke über ein Stück nach. – Curtis rief mit einer Partyeinladung für morgen Abend an. Von einem Mädchen namens »Mary«, die mich im Caravan »bewundert« habe. Werde Helen einladen, mit mir hinzugehen. Denke dauernd daran – ich hoffe, sie hat morgen noch keine Verabredung. Sie kann hier übernachten!FF

 

14. März 1941FHelen ist heute schon verabredet, sonst wäre sie mitgegangen, und sie fragte, ob ich noch andere Einladungen bekäme! Aber klar! + Die Party war aus zwei Gründen wundervoll: die Gastgeberin (Mary S.60) war wirklich reizend – erinnert mich an Bailey. Und es war eine gewisse Billie B. da, die sogar noch viel attraktiver ist als Streng61! Mein Gott! Wir saßen eine Weile zusammen auf dem Diwan. Beide betrunken. Hielten Händchen usw. Sonst nichts. Sie ist sehr erwachsen (35?), anständig, schön – wirklich schön, und kleidet sich wie Streng. Billie B. flüsterte mir ins Ohr, ich solle sie heute anrufen. (5:30 zu Hause.) Ach! Und ob ich das tue!FF

 

15. März 1941FKann nur noch an Billie B. denken. Was für eine Frau! Mary hat mir gestern Abend erzählt, sie hätte gesagt, dass sie mich mag. Wir beide und Mary waren die Besten der ganzen Truppe. + Drei Stunden geschlafen. Ein bisschen gearbeitet, aber bin nicht zur Friedenskonferenz gegangen! Billie B. um 1 angerufen. Sie war nicht zu Hause. Und dann – !!!!!!! rief sie mich um 4 zurück. Hatte sogar Mary angerufen, um nach meinem Namen zu fragen. Oh, was für eine Frau, dass sie sich meinetwegen solche Umstände macht! Nein, nein, das ist nicht die richtige Einstellung! Ach, ich bin so glücklich, ich kann nur noch an sie denken!! + Heute Abend geschrieben, dann um 10 ins Blue Bowl62. Billie war da, ganz in Schwarz. Wir tranken Gin vor dem Restaurant. Sie ist 30–31. Ihr Mann (!) ist Journalist. Sie wohnt mit einer Mary R. zusammen. Ich habe zu viel getrunken. Ich weiß nicht, wie ich zu der Entscheidung kam, mit ihr nach Hause zu gehen. Vielleicht hat sie entschieden. Sind mit dem Taxi hin. Dann musste ich mich übergeben. Wurde eine Menge los. Einen Schluck Kaffee und dann – ins Bett. Marys Pyjamas! Mein Gott!FF

 

16. März 1941F[Billie] hat das nicht ganz richtig gemacht mit mir. Es war unvollständig. Sie ist zärtlich, leidenschaftlich, süß und feminin. (!) Was man nicht alles erst erfährt, wenn man mit jemandem schläft! Es wirkte wie echte Liebe. Aber ich bin zu dem Schluss gekommen, dass sie ein Nichtsnutz ist. Das erzähle ich Peter morgen: »Ich habe einen schönen Nichtsnutz kennengelernt.« 12:30 zu Hause. Ein bisschen gelernt. Billie hat zweimal gesagt, dass sie heute Abend um 9 zu Hause ist. Sie erwartet, dass ich sie anrufe. Das werde ich nicht tun. Sie soll ruhig warten! Meine ganze Aufregung ist verpufft wie die Luft aus einem Kinderballon: Sie war nicht zurückhaltend genug. Entweder liebt sie mich wirklich, oder sie ist leicht zu haben und oberflächlich – und ein bisschen dumm. Ich glaube, sie ist nicht so spirituell, wie ich dachte. In Deutschland geboren. 1,73 groß.FF

 

17. März 1941FPeter sehr beeindruckt von meinem Wochenende. + Lorna M. hat mir heute gesagt, dass ihr meine Geschichte63 gefallen hat – gut geschrieben. Aber zwei Mädchen seien zu ihr ins Büro gekommen und wollten einen Brief ans Bulletin schreiben, weil die Geschichte gegen das Bildungssystem sei! + Billie nicht um 9 angerufen, wie sie angeregt hatte. Erst um 12. Sie ist immer noch charmant. Wann sie mich wiedersehen könne? Freitag, sagte ich. Sie will nicht ins Caravan. Aber Curtis rief an und sagte, wir würden Freitag hingehen: Mary, Curtis usw. Vielleicht Va. Wie wird Billie ihr wohl gefallen?!FF

 

18. März 1941FIch bin nervös. Kann tagsüber nicht lernen. Helen