TANAR VON PELLUCIDAR - Edgar Rice Burroughs - E-Book

TANAR VON PELLUCIDAR E-Book

Edgar Rice Burroughs

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Beschreibung

Abner Perry schätzt, dass fünfzehn Jahre vergangen sind, seit er und David Innes Pellucidar entdeckt haben. Diese Schätzung ist allerdings ungenau, da David Innes etwas herausgefunden hat, das die Zeit in der Innenwelt außer Kraft setzt. Abner Perry hat am inneren Greenwich und in der Hauptstadt des Reiches von Pellucidar Radiosender eingerichtet, um wichtige Meldungen schneller verbreiten zu können. Die Mahar-Reptilien und ihre Gorilla-ähnlichen Sagoths werden von einer fremden, wilden Rasse attackiert und sind aus den Grenzen ihres Reiches vertrieben worden. Auch das Königreich Thoria im Land der furchtbaren Schatten wird angegriffen. Beide Rassen erbitten Davids Hilfe, und er schickt Tanar aus, den Sohn von Ghak, um den Abzug der Invasoren zu verlangen. Mit zehntausend Kriegern, welche mit modernen Schusswaffen ausgerüstet wurden, folgt David Innes: Er will den Thorianern bei ihrem Kampf gegen die dunkelhäutigen, bärtigen Wilden beistehen... Der Roman TANAR VON PELLUCIDAR erschien erstmals von März bis August 1929 als sechsteilige Fortsetzungs-Geschichte im THE-BLUE-BOOK-Magazin. Der Apex-Verlag veröffentlicht TANAR VON PELLUCIDAR in der neuen deutschen Übersetzung von Chris Bucher.

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EDGAR RICE BURROUGHS

 

Tanar von Pellucidar

Dritter Band der PELLUCIDAR-Serie

 

 

 

Roman

 

 

Apex-Verlag

Impressum

 

 

Copyright 1929 © by Edgar Rice Burroughs.

Der Roman Tanar Of Pellucidar ist gemeinfrei.

Copyright dieser Ausgabe © by Apex-Verlag.

Übersetzung: Chris Bucher (OT: Tanar Of Pellucidar). 

Lektorat: Dr. Birgit Rehberg.

Cover: Roy Krenkel/Christian Dörge/Apex-Graphixx.

Satz: Apex-Verlag.

 

Verlag: Apex-Verlag, Winthirstraße 11, 80639 München.

Verlags-Homepage: www.apex-verlag.de

E-Mail: [email protected]

 

Alle Rechte vorbehalten.

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Der Autor 

 

TANAR VON PELLUCIDAR 

Prolog 

Einführung 

Kapitel 1: Stellara 

Kapitel 2: Unglück 

Kapitel 3: Amiocap 

Kapitel 4: Letari 

Kapitel 5: Der Tandor-Jäger 

Kapitel 6: Die Insel der Liebe 

Kapitel 7: »Korsaren!« 

Kapitel 8: Mow 

Kapitel 9: Liebe und Verrat 

Kapitel 10: Verfolgung 

Kapitel 11: Gura 

Kapitel 12: »Ich hasse dich!« 

Kapitel 13: Gefangene 

Kapitel 14: Zwei Sonnen 

Kapitel 15 : Wahnsinn 

Kapitel 16: Die Dunkelheit dahinter 

Kapitel 17: Runter ans Meer 

Kapitel 18: Abschluss 

 

Das Buch

 

 

Abner Perry schätzt, dass fünfzehn Jahre vergangen sind, seit er und David Innes Pellucidar entdeckt haben. Diese Schätzung ist allerdings ungenau, da David Innes etwas herausgefunden hat, das die Zeit in der Innenwelt außer Kraft setzt.

Abner Perry hat am inneren Greenwich und in der Hauptstadt des Reiches von Pellucidar Radiosender eingerichtet, um wichtige Meldungen schneller verbreiten zu können. Die Mahar-Reptilien und ihre Gorilla-ähnlichen Sagoths werden von einer fremden, wilden Rasse attackiert und sind aus den Grenzen ihres Reiches vertrieben worden. Auch das Königreich Thoria im Land der furchtbaren Schatten wird angegriffen. Beide Rassen erbitten Davids Hilfe, und er schickt Tanar aus, den Sohn von Ghak, um den Abzug der Invasoren zu verlangen. Mit zehntausend Kriegern, welche mit modernen Schusswaffen ausgerüstet wurden, folgt David Innes: Er will den Thorianern bei ihrem Kampf gegen die dunkelhäutigen, bärtigen Wilden beistehen... 

 

Der Roman Tanar von Pellucidar erschien erstmals von März bis August 1929 als sechsteilige Fortsetzungs-Geschichte im The-Blue-Book-Magazin. 

Der Apex-Verlag veröffentlicht Tanar von Pellucidar in der neuen deutschen Übersetzung von Chris Bucher. 

  Der Autor

 

Edgar Rice Burroughs - * 01. September 1875, † 19. März 1950.

 

Edgar Rice Burroughs war ein US-amerikanischer Schriftsteller, der bekannt wurde als Erzähler diverser Abenteuergeschichten, die sich vor allem dem frühen Fantasy- und Science-Fiction-Genre zuordnen lassen. Die bekanntesten von ihm eingeführten - und in der Folge von anderen in zahlreichen Filmen und Comics etablierten -  Heldencharaktere sind Tarzan, John Carter, Carson Napier.

Der Sohn des Fabrikanten und Bürgerkriegsveteranen Major George Tyler Burroughs (1833–1913) und der Lehrerin Mary Evaline Zieger (1840–1920) verlebte nach dem Besuch mehrerer Privatschulen den Großteil seiner Jugend auf der Ranch seiner Brüder in Idaho.

Nach seinem Abschluss auf der Michigan Military Academy im Jahr 1895 trat Burroughs in die 7. US-Kavallerie ein. Als ein Armeearzt bei ihm einen Herzfehler diagnostizierte und er deshalb nicht Offizier werden konnte, verließ Burroughs die Armee vorzeitig im Jahr 1897 und arbeitete bis 1899 wieder auf der Ranch seines Bruders. Danach ging er zurück nach Chicago und arbeitete in der Firma seines Vaters.

Am 1. Januar 1900 heiratete Burroughs seine Jugendliebe Emma Centennia Hulbert. Das Paar bekam drei Kinder: Joan Burroughs Pierce (1908–1972), Hulbert Burroughs (1909–1991) und John Coleman Burroughs (1913–1979). Da die tägliche Routine in der Fabrik seines Vaters Burroughs nicht zufriedenstellte, verließ das Ehepaar 1904 Chicago, um abermals in Idaho zu leben. Mit seinen Brüdern, die inzwischen ihre Ranch aufgegeben hatten, versuchte er sich erfolglos als Goldgräber. Kurze Zeit später arbeitete er als Eisenbahnpolizist in Salt Lake City. Auch diesen Job gab Burroughs auf und zog mit seiner Frau wieder zurück nach Chicago, wo er eine Reihe Jobs annahm, unter anderem als Vertreter. 1911 investierte er sein letztes Geld in einer Handelsagentur für Bleistiftanspitzer und scheiterte.

Burroughs, der zu dieser Zeit an schweren Depressionen litt und, nach einigen seiner Biographen, an Selbstmord dachte, kam auf die Idee, eine Geschichte für ein Magazin zu schreiben, in dem er zuvor Anzeigen für seine Bleistiftanspitzer geschaltet hatte. Seine erste Erzählung Dejah Thoris, Princess of Mars (unter dem Pseudonym Normal Bean für das All-Story-Magazin von Thomas Metcalf geschrieben) wurde zwischen Februar und Juli 1912 als Fortsetzung veröffentlicht.

Metcalf hatte sein Pseudonym in Norman Bean geändert, und auch der Titel seiner Geschichte wurde zu Under the Moon of Mars abgewandelt. Auf Burroughs Beschwerde bezüglich der Änderungen, lenkte Metcalf ein und bot an, Burroughs nächste Geschichte unter seinem richtigen Namen zu drucken. Eine weitere Beschwerde Burroughs betraf den Zusatz For all Rights auf seinem Honorarscheck. Nach längerem Briefwechsel erreichte er, dass die 400 Dollar nur für den Erstabdruck galten.

Burroughs zweite Geschichte, The Outlaw of Torn, wurde jedoch von All-Story abgelehnt. Der große Erfolg kam mit Burroughs drittem Anlauf, Tarzan of the Apes.

Die Geschichte von Tarzan wurde ebenfalls 1912 von All-Story veröffentlicht. Burroughs schrieb in der Folgezeit immer wieder neue Tarzan-Geschichten und konnte sich - kaum zehn Jahre nach der Veröffentlichung von Tarzan of the Apes - ein riesiges Stück Land in der Nähe von Los Angeles kaufen. Selbst nach Burroughs Tod im Jahr 1950 erschienen weitere Tarzan-Geschichten. Das Landstück bei Los Angeles ist heute die Gemeinde Tarzana.

In den frühen 1930er Jahren wurde sein schriftstellerischer Erfolg allerdings immer mehr von privaten Problemen überschattet. 1934 ließ er sich scheiden und heiratete ein Jahr später Florence Dearholt. Doch schon 1942 wurde auch diese Ehe geschieden. Nach der Bombardierung von Pearl Harbor begab sich Burroughs 1941 als Kriegsreporter nach Hawaii. Nach dem Krieg kehrte er nach Kalifornien zurück, wo er, nach vielen gesundheitlichen Problemen, 1950 einem Herzanfall erlag.

 

 In Burroughs Werk vermischen sich Science Fiction und Fantasy. Er etablierte Geschichten vor einem planetarischen Hintergrund in der Science Fiction. Dabei war Burroughs bewusst, dass seine Literatur bei den Kritikern nicht ankam. Er machte auch nie ein Hehl daraus, dass er schrieb, um Geld zu verdienen.

Die Helden seiner Romane und Erzählungen haben keine Alltagsprobleme. Bei den Charakterzeichnungen schwach, sprudeln Burroughs Geschichten über vor Ideen und Action. Die Helden seiner Romane haben verschiedene Merkmale gemeinsam, beispielsweise das Geheimnis um ihre Herkunft. Entweder haben die Helden nie eine Kindheit erlebt, oder können sich nicht daran erinnern, oder aber sie sind wie Tarzan und The Cave Girl Waisen. Ein weiteres Merkmal von Burroughs Geschichten ist der, wie Brian W. Aldiss es nennt, ausgeprägte sexuelle Dimorphismus. Das jeweils dominante Geschlecht ist hässlich.

Obwohl es in den Romanen und Geschichten Burroughs von schönen, nackten Frauen nur so wimmelt, werden sexuelle Beziehungen weder angedeutet noch erwähnt. Burroughs Welt scheint eine präpubertäre zu sein. Doch ist die Jungfräulichkeit immer in Gefahr (vgl. Aldiss). Fast schon zwanghaft mutet an, dass es in den Geschichten Burroughs, die zwischen 1911 und 1915 geschrieben wurden, nicht weniger als 76 Mal zu Vergewaltigungsdrohungen kommt, die natürlich alle abgewendet werden können. Zu den Bedrohern der weiblichen Unschuld gehören verschiedene Marsianer, Sultane, Höhlenmenschen, japanische Kopfjäger und Affen.

E. F. Bleiler schreibt über Burroughs, seine Texte seien „Fantasien von Erotik und Macht.“

 

Der Apex-Verlag veröffentlicht Burroughs' Venus-Romane (in der deutschen Übersetzung von Thomas Schlück), Neu-Übersetzungen des Tarzan- und des John Carter-Zyklus sowie als deutsche Erstveröffentlichung die Pellucidar-Serie.

TANAR VON PELLUCIDAR

 

  

 

 

 

  Prolog

 

 

Jason Gridley ist ein Funk-Narr. Wäre er das nicht, wäre diese Geschichte nie geschrieben worden. Jason ist dreiundzwanzig und unverschämt gutaussehend – zu gutaussehend, um ein Narr irgendeiner Art zu sein. Tatsächlich wirkt er überhaupt nicht wie ein Narr, sondern wie ein normaler, gesunder, junger Amerikaner, der nebst Funk auch noch viel über andere Dinge weiß – beispielsweise über die Luftfahrt, Golf, Tennis und Polo.

Aber dies ist nicht Jasons Geschichte – er ist nur ein Zwischenfall – ein wichtiger Zwischenfall in meinem Leben, der diese Geschichte möglich gemacht hat, und so werden wir Jason nach ein paar weiteren Worten der Erklärung seinen Röhren und Wellen und Verstärkern überlassen, über die er alles weiß und ich nichts.

Jason ist ein Waisenkind mit einem Vermögen und kam, nachdem er seinen Abschluss in Stanford gemacht hatte, in den Süden und kaufte ein paar Hektar Land in Tarzana, wo ich ihn dann kennenlernte.

Während er baute, verwandelte er mein Büro zu seinem Hauptquartier und war oft in meinem Arbeitszimmer zugange. Im Gegenzug war ich später oft in seinem neuen Labor zu Besuch – ein ziemlich großer Raum im hinteren Teil seines Hauses, ein ruhiger, erholsamer Raum in einem ruhigen, erholsamen Haus vom Typ einer spanisch-amerikanischen Farm – oder wir gingen zusammen in den kühlen Morgenstunden in den Santa Monica Mountains reiten.

Jason experimentiert mit irgendeiner neuen Funk-Technik herum, über die ich besser schweigen sollte, wenn mir mein Ruf etwas wert ist, weil ich nämlich überhaupt nichts davon verstehe – und wohl auch nie werde.

Vielleicht bin ich zu alt, vielleicht bin ich zu dumm, vielleicht bin ich einfach nicht interessiert – ich ziehe es vor, meine abgrundtiefe und anhaltende Unwissenheit über alles, was mit Funk zu tun hat, dem letzten Zustand zuzuschreiben, dem der Interesselosigkeit, weil das meinen Stolz bewahrt.

Ich weiß jedoch, weil Jason mir das erzählt hat, dass die Idee, mit der er hantiert, eine völlig neue und ungeahnte – nun, nennen wir sie Welle – betrifft.

Er sagt, dass ihn die statischen Störungen auf seine Idee gebracht haben, und er auf der Suche nach einem Gerät, das diese beseitigen kann, im Äther eine Unterströmung entdeckt hat, die nach keinen bisher bekannten wissenschaftlichen Gesetzen funktioniert.

In seinem Haus in Tarzana hat er eine Station errichtet und ein paar Meilen entfernt, auf der Rückseite meiner Ranch, eine weitere. Zwischen diesen Stationen sprechen wir miteinander durch ein seltsames, ätherisches Gerät, das alle anderen Wellen und alle anderen Stationen zu durchdringen scheint, unerwartet und völlig harmlos – so harmlos, dass es nicht die geringste Auswirkung auf Jasons reguläre Maschine hat, die im selben Raum steht und über dieselbe Antenne empfängt.

Aber das ist für niemanden außer Jason sehr interessant, um zum Anfang der erstaunlichen Erzählung der Abenteuer von Tanar von Pellucidar zu kommen.

Jason und ich saßen eines Abends in seinem "Labor" und diskutierten wie so oft über unzählige Themen und kamen, wie für Jason üblich, auf die Gridley-Welle zurück, wie wir sie genannt hatten.

Die meiste Zeit über behielt Jason seine Kopfhörer an, was die Konversation erheblich erschwerte. Aber das störte mich weit weniger als die meisten Gespräche, die man sich im Leben sonst anhören muss. Ich mag lange Stille und meine eigenen Gedanken.

Plötzlich nahm Jason die Kopfhörer ab. »Nicht zu fassen!«, rief er aus.

»Was?«, fragte ich

»Ich bekomme wieder dasselbe Zeug rein«, sagte er. »Ich höre Stimmen, ganz schwach, aber unverkennbar menschlich. Sie sprechen eine völlig unbekannte Sprache. Es ist zum Verrücktwerden.«

»Mars vielleicht«, schlug ich vor, »oder Venus.«

Er zog die Brauen zusammen und lächelte dann plötzlich sein schelmisches Lächeln. »Oder Pellucidar.« Ich zuckte mit den Schultern.

»Wissen Sie, Admiral«, sagte er (er nennt mich Admiral wegen der Segelmütze, die ich am Strand zu tragen pflege), »dass ich als Kind jedes Wort Ihrer verrückten Geschichten über den Mars und Pellucidar geglaubt habe. Die innere Welt im Erdkern war für mich so real wie die High Sierras, das San Joaquin Valley oder die Golden Gate, und ich hatte das Gefühl, dass ich die Zwillingsstädte von Helium besser kannte als Los Angeles. Ich sah überhaupt nichts Unwahrscheinliches an dieser Reise von David Innes und dem alten Perry durch die Erdkruste nach Pellucidar. Ja, Sir, das war mein Evangelium, als ich ein Kind war.«

»Und jetzt sind Sie dreiundzwanzig und wissen, dass es nicht wahr sein kann«, sagte ich grinsend.

»Wollen Sie mir etwa sagen, dass es wahr ist?«, fragte er lachend.

»Ich habe noch nie jemandem gesagt, dass es wahr ist«, antwortete ich. »Ich lasse die Leute denken, was sie wollen, aber ich behalte mir das Recht vor, das gleiche zu tun.«

»Sie wissen doch ganz genau, dass es unmöglich ist, dass dieser eiserne Maulwurf von Perry fünfhundert Meilen durch die Erdkruste gedrungen ist, Sie wissen, dass es keine Welt im Innern gibt, die von seltsamen Reptilien und Steinzeitmenschen bevölkert ist, Sie wissen, dass es keinen Kaiser von Pellucidar gibt.« Jason wurde langsam aufgeregt, aber sein Sinn für Humor kam uns zu Hilfe und er begann zu lachen.

»Ich möchte aber glauben, dass es die schöne Dian gibt«, sagte ich.

»Ja«, stimmte er zu, »aber es tut mir leid, dass Sie Hooja den Schlauen, getötet haben. Er war ein klasse Schurke.«

»Es gibt noch viele Schurken«, erinnerte ich ihn.

»Sie helfen den Mädchen, ihr Figürchen und ihren Schulmädchen-Teint zu behalten«, sagte er.

»Wie?«, fragte ich.

»Durch die Übung, die sie bekommen, wenn sie verfolgt werden.«

»Sie machen sich über mich lustig«, warf ich ihm vor, »aber bedenken Sie bitte, dass ich nur ein einfacher Erzähler bin. Wenn Jungfrauen fliehen und Schurken sie verfolgen, muss ich das wahrheitsgemäß beschreiben.«

»Quatsch!«, rief er im reinsten amerikanischen Universitätsenglisch aus.

Jason setzte seine Kopfhörer wieder auf und ich wandte mich wieder der Lektüre eines uralten Lügners zu, der aus der Leichtgläubigkeit der Buchleser ein Vermögen hätte machen müssen, es aber anscheinend nicht tat. So saßen wir eine Zeit lang.

Plötzlich nahm Jason seine Kopfhörer ab und wandte sich mir zu. »Ich habe Musik gehört«, sagte er, »seltsame, unheimliche Musik. Und dann hörte ich plötzlich laute Rufe, dann etwas, das wie Schläge klang, Schreie und das Geräusch von Schüssen.«

»Wie Sie wissen, hat Perry da unten in Pellucidar mit Schießpulver experimentiert«, erinnerte ich Jason mit einem Grinsen; aber er blieb ernst und antwortete trocken:

»Sie wissen natürlich«, sagte er, »dass es tatsächlich seit vielen Jahren eine Theorie über eine Welt im Innern gibt.

»Ja«, antwortete ich, »ich habe Werke gelesen, die eine solche Theorie darlegen und verteidigen.«

 

»Sie geht von polaren Öffnungen aus, die ins Innere der Erde führen«, sagte Jason.

»Und sie wird durch viele scheinbar unwiderlegbare wissenschaftliche Fakten untermauert«, erinnerte ich ihn, »wie ein offenes Polarmeer, wärmeres Wasser ganz im Norden, tropische Vegetation, die aus den Polarregionen nach Süden treibt, das Nordlicht, der Magnetpol, die hartnäckigen Geschichten der Eskimos, dass sie von einer Rasse abstammen, die aus einem warmen Land weit im Norden kam.«

»Ich würde gerne einen Versuch bei einer der polaren Öffnungen wagen«, sinnierte Jason, während er die Kopfhörer wieder aufsetzte.

Erneut herrschte eine lange Stille, die schliesslich durch einen lauten Ausruf von Jason gebrochen wurde. Er schob mir einen zusätzlichen Kopfhörer hin.

»Hören Sie!«, rief er.

Als ich die Kopfhörer zurechtrückte, hörte ich etwas, das wir noch nie auf der Gridley-Welle empfangen hatten – Morsecode! Kein Wunder, dass Jason Gridley aufgeregt war, denn es gab auf der Erde keine andere Station außer seiner eigenen, die auf die Gridley-Welle abgestimmt war.

Morsecode! Was hatte das zu bedeuten? Ich war hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, die Kopfhörer abzunehmen und mit Jason über diese erstaunliche Sache zu diskutieren, und dem Wunsch, sie anzubehalten und zuzuhören.

Ich bin nicht das, was man einen Morse-Experten nennen könnte, aber ich hatte keine Schwierigkeiten, das einfache Signal aus zwei Buchstaben zu verstehen, die in Dreiergruppen wiederholt wurden, mit einer Pause nach jeder Gruppe: »D.I., D.I., D.I.«, Pause; »D.I., D.I., D.I.«, Pause.

Ich blickte zu Jason auf. Seine Augen, erfüllt von irritierter Verwunderung, trafen meine, als wollte er fragen, was das zu bedeuten hatte.

Die Signale hörten auf und Jason berührte seine eigene Sende-Taste um seine Initialen »J.G., J.G., J.G.« in der gleichen Gruppierung zu senden, in der wir das D.I.-Signal empfangen hatten. Fast augenblicklich wurde er unterbrochen – man konnte die Aufregung des Absenders spüren.

»D.I., D.I., D.I., Pellucidar«, ratterte gegen unsere Trommelfelle wie Maschinengewehrfeuer. Jason und ich saßen in stummem Erstaunen da und starrten uns gegenseitig an.

»Es ist ein Scherz!«, rief ich aus, und Jason, der meine Lippen las, schüttelte den Kopf.

 

»Wie kann es ein Scherz sein?«, fragte er. »Es gibt keine andere Station auf der Erde, die in der Lage wäre, über die Gridley-Welle zu senden oder zu empfangen, also ist ein Schwindel ausgeschlossen.«

Unser geheimnisvoller Sender war wieder auf Sendung: »Wenn Sie das hören, wiederholen Sie mein Signal«, sendete er zurück und meldete sich mit »D.I., D.I., D.I.« ab.

»Das wäre dann David Innes«, überlegte Jason.

»Kaiser von Pellucidar«, fügte ich hinzu.

Jason schickte die Nachricht: »D.I., D.I., D.I.«, gefolgt von: »Welche Station ist das?« und »Wer sendet?«

»Hier ist das Kaiserliche Observatorium in Greenwich, Pellucidar; Abner Perry sendet. Wer sind Sie?«

»Hier ist das private Experimentallabor von Jason Gridley, Tarzana, Kalifornien; Gridley sendet«, antwortete Jason.

»Ich möchte mit Edgar Rice Burroughs in Verbindung treten. Kennen Sie ihn?«

»Er sitzt hier und hört mit«, gab Jason zurück.

»Gott sei gedankt, wenn das wahr ist. Aber woher soll ich wissen, dass es wahr ist?«, fragte Perry.

Hastig kritzelte ich eine Notiz für Jason: »Fragen Sie ihn, ob er sich an den Brand in seiner ersten Schießpulverfabrik erinnert und daran, dass das Gebäude zerstört worden wäre, hätten sie nicht sein eigenes Schiesspulver auf das Feuer geschaufelt, um es zu löschen?«

Jason grinste, als er die Notiz las und schickte sie ab.

»Es war unhöflich von David, das zu erzählen«, kam als Antwort zurück, »aber jetzt weiß ich, dass Burroughs tatsächlich dort ist, denn nur er konnte von diesem Vorfall wissen. Ich habe eine lange Nachricht für ihn. Sind Sie bereit?«

»Ja«, antwortete Jason.

»Dann bleiben Sie dran.«

 

Und dies ist die Botschaft, die Abner Perry aus den Eingeweiden der Erde schickte; aus dem Reich von Pellucidar.

 

 

 

  Einführung

 

 

Es müssen etwa fünfzehn Jahre vergangen sein, seit David Innes und ich die innere Oberfläche der Erdkruste durchbrachen und im wilden Pellucidar auftauchten, aber wenn eine stationäre Sonne ewig am Himmel hängt und es keinen Mond und keine Sterne gibt, ist die Zeit unbedeutend, und so mag es vor hundert Jahren gewesen sein oder vor einem. Wer weiß das schon?

Natürlich haben wir, seit David auf die Erde zurückgekehrt ist und viele der Annehmlichkeiten der Zivilisation mitgebracht hat, die Möglichkeit, die Zeit zu messen, aber die Menschen hier mochten das nicht. Sie fanden, dass es ihnen Einschränkungen und Begrenzungen auferlegte, die sie nie zuvor gespürt hatten, und sie begannen die Zeit zu hassen und zu ignorieren, bis David in der Güte seines Herzens einen Erlass verabschiedete, der die Zeitmessung in Pellucidar wieder abschaffte.

Es schien mir ein Rückschritt zu sein, aber ich habe mich damit abgefunden und bin vielleicht sogar glücklicher, denn schließlich ist die Zeit ein harter Herr, wie ihr von der äußeren Welt, die ihr Sklaven der Sonne seid, zugeben müsstet, wenn ihr über diese Sache nachdenken würdet.

Hier in Pellucidar essen wir, wenn wir hungrig sind, wir schlafen, wenn wir müde sind, wir gehen auf Reisen, wenn wir aufbrechen und wir kommen am Ziel an, wenn wir ankommen. Wir sind auch nicht alt, weil wir nicht wissen, dass die Erde seit unserer Geburt siebzigmal die Sonne umkreist hat.

Vielleicht bin ich schon fünfzehn Jahre hier, aber was macht das schon. Als ich hierher kam, wußte ich nichts über Funk – meine Forschungen und Studien gingen in andere Richtungen – aber als David aus der äußeren Welt zurückkam, brachte er viele wissenschaftliche Werke mit, aus denen ich alles lernte, was ich heute über das Funken weiß, was mir erlaubte, zwei erfolgreiche Stationen zu errichten: eine hier in Greenwich und eine in der Hauptstadt des Imperiums von Pellucidar.

Aber so sehr ich mich auch bemühte, ich konnte nie etwas aus der äußeren Welt empfangen, und nach einer Weile gab ich den Versuch auf, weil ich überzeugt war, dass die Erdkruste für Funkwellen undurchlässig war.

Tatsächlich benutzten wir unsere Sender nur selten, denn schließlich beginnt Pellucidar gerade erst aus der Steinzeit aufzusteigen, und im Leben der Steinzeit scheint es keinen grossen Bedarf für Funk zu geben.

Aber manchmal spielte ich damit herum und bei mehreren Gelegenheiten glaubte ich, Stimmen und andere Geräusche zu hören, die nicht von Pellucidar stammten. Sie waren zu schwach, um mehr als vage Andeutungen von faszinierenden Möglichkeiten zu sein, aber dennoch deuteten sie auf etwas höchst Verlockendes hin und so machte ich mich daran, Änderungen und Anpassungen vorzunehmen, bis diese wunderbare Sache, die sich eben ereignete, möglich gemacht wurde.

Und meine Freude darüber, mit Ihnen zu sprechen, wird nur noch von meiner Erleichterung übertroffen, Sie um Hilfe bitten zu können. David ist in Schwierigkeiten. Er ist ein Gefangener im Norden, oder was er und ich Norden nennen, denn die Pellucidarier kennen keine Himmelsrichtungen.

Ich habe jedoch von ihm gehört. Er hat mir eine Nachricht geschickt, in welcher er eine verblüffende Theorie vorschlägt, wie man Hilfe von der Erdoberfläche holen könnte, wenn man – aber lassen Sie mich Ihnen zuerst die ganze Geschichte erzählen, welches Unglück David Innes widerfuhr und wie es dazu kam, dann werden Sie eher urteilen können, ob es möglich ist, David von der äußeren Kruste aus Hilfe zu schicken.

Das Ganze geht auf unsere Siege über die Mahar zurück, die einst dominierende Rasse von Pellucidar. Als wir mit unseren gut organisierten Armeen, ausgerüstet mit Gewehren und anderen Waffen, die den Mahars und den Sagoths, ihren gorillaähnlichen Söldnern, unbekannt waren, einen Sieg gegen diese Reptilienmonster davontrugen und ihre schleimigen Horden aus den Grenzen des Imperiums vertrieben, nahm die menschliche Rasse der inneren Welt zum ersten Mal in ihrer Geschichte ihren rechtmäßigen Platz in der Schöpfung ein.

Aber unsere Siege legten den Grundstein für die Katastrophe, die uns schliesslich überrollt hatte.

Eine Zeit lang gab es keine Mahar mehr in den Königreichen, die das Imperium von Pellucidar bilden; aber bald hörten wir hier und da von ihnen – kleine Gruppen, die an den Ufern des Meeres oder der Seen lebten, weit weg von den Städten und Dörfern der Menschen.

Sie bereiteten uns keine Schwierigkeiten – ihre alte Macht war unwiederbringlich zerfallen; ihre Sagoths zählten nun zu den Heeren des Imperiums; die Mahars konnten uns nicht mehr schaden und dennoch wollten wir sie nicht unter uns haben. Sie ernähren sich von Menschenfleisch und wir hatten keine Gewissheit, dass einsame Jäger vor ihrem unersättlichen Appetit sicher sein würden.

Wir wollten, dass sie verschwinden, weswegen David eine Streitmacht mit dem Befehl losschickte, mit ihnen zu verhandeln und sie zu überreden, das Königreich friedlich zu verlassen, anstatt einen weiteren Krieg zu riskieren, der ihre totale Ausrottung bedeuten könnte.

Sagoths begleiteten die Expedition, denn von allen Kreaturen Pellucidars können nur sie sich in der Sprache der Mahars – dem sechsten Sinn und der vierten Dimension – unterhalten.

Die Geschichte, die die Expedition zurückbrachte, war ziemlich bedauernswert und weckte Davids Sympathien, wie es Geschichten von Verfolgung und Unglück immer tun.

 

Nachdem die Mahars aus dem Königreich vertrieben worden waren, hatten sie einen Zufluchtsort gesucht, wo sie in Frieden leben konnten. Sie versicherten uns, dass sie das Unvermeidliche akzeptiert hätten und nicht daran dächten, ihre Kriegsführung gegen die menschliche Rasse wieder aufzunehmen oder in irgendeiner Weise zu versuchen, ihre verlorene Vorherrschaft zurückzugewinnen.

Weit weg an den Ufern eines mächtigen Ozeans, wo es keine Anzeichen von Menschen gab, ließen sie sich in Frieden nieder, aber ihr Frieden war nicht von langer Dauer.

Ein großes Schiff kam und erinnerte die Mahars an die ersten Schiffe, die sie je gesehen hatten – die Schiffe, die David und ich gebaut hatten – die ersten Schiffe, soweit wir wussten, die jemals auf den ruhigen Meeren von Pellucidar gesegelt waren.

Natürlich war es für uns eine Überraschung zu erfahren, dass es in der Welt im Innern eine Rasse gab, die so weit fortgeschritten war, dass sie Schiffe bauen konnte, aber bei dieser einen Überraschung blieb es nicht. Die Mahars versicherten uns, dass diese Menschen Feuerwaffen besaßen und dass sie aufgrund ihrer Schiffe und ihrer Bewaffnung genauso furchterregend waren wie wir, aber um ein Vielfaches grausamer. Sie töteten aus reiner Freude am Gemetzel.

Nachdem das erste Schiff weggesegelt war, dachten die Mahars, sie könnten weiter in Frieden leben, aber dieser Traum war nur von kurzer Dauer, denn bald kehrte das Schiff zurück und mit ihm viele andere, bemannt mit Tausenden von blutrünstigen Feinden, gegen deren Waffen die großen Reptilien sich kaum verteidigen konnten.

Auf der Flucht vor den Menschen verließen die Mahar ihre neue Heimat und zogen sich ein Stück zurück in Richtung des Imperiums, doch ihre Feinde verfolgten und jagten sie weiter und als sie sie eingeholt hatten, waren die Mahar erneut gezwungen, sich vor der Grausamkeit ihrer andauernden Angriffe zurückzuziehen.

Schließlich suchten sie innerhalb der Grenzen des Imperiums Zuflucht, und kaum war Davids Expedition zu ihnen mit diesem Bericht zurückgekehrt, erhielten wir den definitiven Beweis für die Richtigkeit ihrer Erzählung durch Nachrichten von unserer nördlichsten Grenze, die von einer Invasion durch eine seltsame, wilde Rasse weißer Männer berichteten.

Die Nachricht von Goork, dem König von Thuria, dessen weit entfernte Grenze sich über das Land des Schrecklichen Schattens hinaus erstreckt, klang verzweifelt.

Einige seiner Jäger waren von den Eindringlingen überrascht und bis auf eine Handvoll getötet oder gefangen genommen worden.

Er hatte daraufhin Krieger gegen sie ausgesandt, aber auch diese erlitten ein ähnliches Schicksal, da sie zahlenmäßig weit unterlegen waren, und so schickte er einen Läufer zu David, flehend, er möge ihm mit Truppen zu Hilfe zu eilen.

Kaum war der erste Bote angekommen, kam ein weiterer mit der Nachricht von der Einnahme und Plünderung der königlichen Hauptstadt von Thuria. Ihm folgte ein dritter, dieser aber kam vom Befehlshaber der Angreifer selbst und verlangte, dass David einen Tribut entrichten soll, oder sein Land würde zerstört und die Gefangenen getötet werden.

Als Antwort entsandte David Tanar, den Sohn von Ghak, um die Freilassung aller Gefangenen und den Abzug der Angreifer zu fordern.

Sofort wurden Läufer in die nächstgelegenen Königreiche des Imperiums geschickt und noch bevor Tanar das Land des Grossen Schattens erreicht hatte, marschierten zehntausend Krieger denselben Weg entlang, um die Forderungen des Kaisers durchzusetzen und den wilden Feind aus Pellucidar zu vertreiben.

Als David sich dem Land des Grossen Schattens näherte, das unter dem geheimnisvollen Trabanten von Pellucidar liegt, war in der horizontlosen Ferne eine große Rauchsäule zu sehen.

Es war nicht nötig, die unermüdlichen Krieger zu größerer Geschwindigkeit anzuspornen, denn alle ahnten, dass die Eindringlinge ein weiteres Dorf eingenommen und in Brand gesteckt hatten.

Und dann kamen die Flüchtlinge – nur Frauen und Kinder – und hinter ihnen eine spärliche Reihe von Kriegern, die sich bemühten, dunkelhäutige, bärtige Fremde zurückzuhalten, die mit seltsamen Waffen ausgerüstet waren, die antiken Arkebusen mit glockenförmigen Mündungen ähnelten – riesige, unhandliche Dinger, die Rauch und Flammen und Steine und Metallstücke spuckten.

Dass die um ein Zehnfaches unterlegenen Pellucidarier ihre wilden Feinde überhaupt zurückhalten konnten, lag an den moderneren Feuerwaffen, deren Herstellung und Handhabung David und ich ihnen beigebracht hatten.

Rund die Hälfte der Krieger von Thuria waren damit bewaffnet, und damit alles, was sie vor der absoluten Niederlage und vielleicht sogar der totalen Vernichtung bewahrte.

Laut waren die Jubelschreie, als die ersten Flüchtlinge die Verstärkung entdeckten und erkannten, wer ihnen da zur Hilfe geeilt war.

Goork und sein Volk hatten in ihrer Loyalität gegenüber dem Imperium geschwankt, wie auch einige andere weit entfernte Königreiche, aber ich glaube, dass diese praktische Demonstration der Föderation ihre Zweifel für immer beseitigte und die Menschen im Land des Grossen Schattens mit ihrem König zu den loyalsten Untertanen machte, die David besaß.

Die Wirkung, die das Erscheinen von zehntausend gut bewaffneten Kriegern auf den Feind hatte, war eindeutig. Sie hielten inne und als wir vorrückten, zogen sie sich zurück, aber selbst im Rückzug lieferten sie uns einen harten Kampf.

David erfuhr von Goork, dass Tanar als Geisel festgehalten wurde, und obwohl er mehrere Versuche unternahm, um mit dem Feind zu verhandeln und einige Gefangene, die uns in die Hände gefallen waren, gegen Tanar und andere Pellucidarier auszutauschen, gelang ihm das nicht.

Unsere Streitkräfte trieben die Invasoren weit über die Grenzen des Imperiums hinaus bis zu den Ufern eines fernen Meeres, wo es ihnen schließlich mit Mühe und unter dem Verlust vieler Männer gelang, ihre dezimierten Truppen in Schiffe unterzubringen, die in ihrer Bauweise so archaisch waren wie ihre antiken Arkebusen.

Diese Schiffe ragten an Bug und Steven übertrieben hoch auf, die Hecks waren mehrstöckig aufgebaut oder beherbergten Decks, die übereinander lagen. Oberhalb der Wasserlinie gab es überall viele Schnitzereien in scheinbar komplizierten Mustern und jedes Schiff trug an seinem Bug eine Galionsfigur, die, wie der Mittelsteven des Schiffes, in knalligen Farben bemalt war – meistens die überlebensgroße Figur einer nackten Frau oder einer Meerjungfrau.

Die Männer selbst waren ebenso bizarr und farbenfroh, trugen bunte Tücher um den Kopf, breite Schärpen in leuchtenden Farben und riesige Stiefel mit flatternden Oberteilen – zumindest diejenigen, die nicht halb nackt und barfuß waren.

Neben ihren Arkebusen trugen sie in ihren Gürteln riesige Pistolen und Messer und an ihren Hüften hingen Entermesser. Alles in allem waren sie mit ihren buschigen Schnurrbärten und erbarmungslosen Gesichtern ein grimmig aussehender und zugleich bunter Haufen.

Von einigen der Gefangenen, die er während der Kämpfe an der Küste gemacht hatte, erfuhr David, dass Tanar noch am Leben war und dass der Anführer der Invasoren beschlossen hatte, ihn mit nach Hause zu nehmen, in der Hoffnung, dass er von Tanar die Geheimnisse unserer überlegenen Waffen und unseres Schießpulvers lernen könnte, denn trotz meiner ersten Misserfolge hatte ich schließlich – nicht ohne Stolz – ein Schießpulver erschaffen, das nicht nur bannte, sondern auch mit einer solchen Kraft zündete, dass es ganz zufriedenstellend war. Ich bin jetzt dabei, ein geräusch- und rauchloses Pulver zu perfektionieren, obwohl ich der Ehrlichkeit halber zugeben muss, dass meine ersten Experimente nicht ganz das waren, was ich mir erhofft hatte, denn die erste Charge hat mir bei einer Explosion fast die Trommelfelle zertrümmert und meine Augen so sehr mit Rauch gefüllt, dass ich dachte, ich sei geblendet worden.

Als David die feindlichen Schiffe mit Tanar wegsegeln sah, war er krank vor Kummer, denn Tanar war immer ein besonderer Liebling des Regenten und seiner gnädigen Kaiserin Dian der Schönen gewesen. Er war wie ein Sohn für die beiden.

Wir hatten keine Schiffe auf diesem Meer und darum konnte David mit seiner Armee nicht hinterhersegeln, aber er konnte auch nicht den Sohn seines besten Freundes einem wilden Feind überlassen, bevor er alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel zur Rettung ausgeschöpft hatte.

Zusätzlich zu den Gefangenen, die ihm in die Hände gefallen waren, hatte David eines der kleinen Boote erbeutet, die der Feind für die Einschiffung seiner Truppen benutzt hatte, und das brachte David auf den verrückten Plan, auf den er sich einließ.

Das Boot war etwa sechzehn Fuß lang und war sowohl mit Rudern als auch mit einem Segel ausgestattet. Es war breit und machte den Eindruck, stabil und seetüchtig zu sein, obwohl es erbärmlich klein schien, um den Gefahren eines unbekannten Meeres zu begegnen, das wohl wie alle Gewässer von Pellucidar, mit riesigen Ungeheuern bevölkert war, die ein wildes Temperament und großen Appetit hatten.

Am Ufer stehend, den immer kleiner werdenden Umrissen der abfahrenden Schiffe nachblickend, traf David seine Entscheidung. Um ihn herum standen die Kapitäne und die Könige der Vereinten Königreiche von Pellucidar und hinter ihnen zehntausend Krieger, die sich auf ihre Waffen stützten. Auf der einen Seite blickten die schwer bewachten Gefangenen mürrisch ihren abreisenden Kameraden nach, mit einer Hoffnungslosigkeit und Neid in den Augen, die man bloss erraten konnte.

David wandte sich an seine Leute. »Diese Schiffe haben Tanar, den Sohn von Ghak, und vielleicht noch eine ganze Reihe weiterer junger Männer von Pellucidar weggetragen. Es ist nicht zu erwarten, dass der Feind unsere Kameraden jemals zu uns zurückbringen wird, aber es ist leicht vorstellbar, welche Behandlung sie in den Händen dieser wilden, blutrünstigen Rasse erfahren werden. Wir dürfen sie nicht aufgeben, solange uns noch ein einziger Weg der Verfolgung offen steht. Hier ist dieser Weg.« Er winkte mit der Hand über den weiten Ozean. »Und hier ist das Mittel, ihn zu überqueren.« Er zeigte auf das kleine Boot.

»Es würde kaum zwanzig Mann tragen«, rief einer, der neben dem Kaiser stand.

»Es muss nur drei tragen«, erwiderte David, »denn wir segeln nicht in den Krieg, sondern zu einer Rettung und sei es nur, um die Festung des Feindes ausfindig zu machen, damit wir mit einer ausreichenden Streitmacht zurückkehren können, um sie zu überwältigen. Ich werde gehen«, schloss der Kaiser. »Wer wird mich begleiten?«

Sofort hob jeder Mann, in Hörweite – außer den Gefangenen natürlich – seine Waffe über den Kopf und drängte sich vor, um seine Dienste anzubieten. David lächelte.

»Das habe ich befürchtet«, sagte er, »aber ich kann euch nicht alle mitnehmen. Ich werde nur einen brauchen, und das wird Ja von Anoroc sein, der beste Seemann von Pellucidar.«

Ein großer Jubel erhob sich, denn Ja, der König von Anoroc, der auch der oberste Offizier der Marine von Pellucidar ist, ist im ganzen Reich sehr beliebt, und obwohl alle enttäuscht waren, nicht ausgewählt worden zu sein, wussten sie doch die Weisheit von Davids Auswahl zu schätzen.

»Aber zwei sind eine zu geringe Zahl, um auf Erfolg zu hoffen«, argumentierte Ghak, »und ich als Vater von Tanar sollte dich begleiten dürfen.«

»Mehr Leute in diesem kleinen Boot zusammenzudrängen, würde uns nichts nützen«, erwiderte David, »warum also ein einziges zusätzliches Leben riskieren? Wenn zwanzig die unbekannten Gefahren, die vor uns liegen, überstehen können, so können zwei dasselbe tun, während wir mit weniger Männern einen weit größeren Vorrat an Nahrung und Wasser mit uns tragen können, um dem unbekannten Meer, dem wir gegenüberstehen, und den Zeiten der Ruhe und der langen Suche zu trotzen.«

»Aber zwei sind zu wenig, um das Boot zu bemannen«, wandte ein anderer ein, »und Ghak hat recht – der Vater von Tanar sollte unter seinen Rettern sein.«

»Ghak wird vom Imperium gebraucht«, antwortete David. »Er muss bis zu meiner Rückkehr hier bleiben, um die Armeen für die Kaiserin zu befehligen, aber es wird einen Dritten geben, der mit uns an Bord gehen wird.«

»Wer?«, fragte Ghak.

»Einer der Gefangenen«, antwortete David. »Für seine Freiheit werden wir leicht einen finden, der uns in das Land des Feindes führen kann.«

Das war wirklich nicht schwer, denn jeder Gefangene meldete sich freiwillig, als ihnen der Vorschlag unterbreitet wurde.

David wählte einen jungen Burschen, der sagte, sein Name sei Fitt, und der ein offeneres und ehrlicheres Gesicht hatte als alle seine Gefährten.

Und dann ging es an die Versorgung des Bootes. Beutel wurden mit frischem Wasser und grosse Mengen von Mais, getrocknetem Fisch und Dörrfleisch sowie Gemüse und Früchte gefüllt und im Boot verstaut, bis es den Anschien hatte aus allen Nähten zu platzen. Für drei Männer auf der Erdoberfläche, wo die Zeit noch eine Bedeutung hatte, hätten diese Vorräte für ein ganzes Jahr gereicht

Der Gefangene Fitt, der David und Ja begleiten sollte, versicherte David, dass ein Viertel der Vorräte ausreichen würde, weil es entlang der Route Punkte gäbe, an denen sie ihre Wasservorräte auffüllen konnten und wo es reichlich Wild sowie einheimische Früchte, Nüsse und Gemüse gab, aber David verringerte die Vorräte um kein einziges Gramm.

Als die drei im Begriff waren abzulegen, sprach David ein letztes Wort mit Ghak.

»Du hast die Größe und die Bewaffnung der feindlichen Schiffe gesehen, Ghak«, sagte er. »Meine letzte Anweisung an dich ist, sofort eine Flotte zu bauen, die es mit diesen großen Schiffen des Gegners aufnehmen kann, und während diese Flotte gebaut wird – und sie muss an den Ufern dieses Meeres gebaut werden – schicke Expeditionen aus, um nach einem Wasserweg von diesem Ozean zu unserem eigenen zu suchen. Wenn du ihn findest, können unsere eigenen Schiffe und die Werft von Anoroc dazu genutzt werden, um den Bau der großen Flotte zu beschleunigen. Wenn du fünfzig Schiffe fertiggestellt und bemannt hast und wir bis dahin noch nicht zurückgekehrt sind, brich zu unserer Rettung auf. Töte diese Gefangenen nicht, sondern verwahre sie sicher, denn nur sie können euch in ihr Land führen.«

Und dann bestiegen David I., Kaiser von Pellucidar, und Ja, König von Anoroc, mit dem Gefangenen Fitt das winzige Boot. Freundliche Hände schoben sie hinaus auf die öligen Wogen des pellucidarischen Meeres; zehntausend Kehlen jubelten ihnen zu und zehntausend Augenpaare sahen ihnen nach, bis sie im Nebel der sich wölbenden, horizontlosen Ferne dieser pellucidarischen Meereslandschaft verschwunden waren.

David war zu einem vergeblichen, aber glorreichen Abenteuer aufgebrochen, und in der fernen Hauptstadt des Kaiserreichs würde Dian die Schöne weinen.

 

 

 

  Kapitel 1: Stellara

 

 

Das große Schiff zitterte unter dem Rückstoß der Kanonen; dem Rasseln der Musketen. Das Donnern der Kanonen an Bord ihrer Schwesterschiffe und das Donnern ihrer eigenen waren ohrenbetäubend. Unter Deck roch die Luft nach verbranntem Pulver.

Tanar von Pellucidar, der mit anderen Gefangenen unten angekettet war, hörte diese Geräusche und roch den Rauch. Er hörte das Rasseln der Ankerkette; er spürte das Zerren des Mastes, an dem seine Fesseln befestigt waren, und die schaukelnden Bewegungen des Rumpfes sagten ihm, dass das Schiff unterwegs war.

Bald hörten die Schüsse auf, und das regelmäßige Auf und Ab des Schiffes verriet, dass es auf Kurs war. In der Dunkelheit des Laderaums konnte Tanar nichts sehen. Manchmal sprachen die Gefangenen miteinander, aber ihre Gedanken waren nicht fröhlich, und so schwiegen sie die meiste Zeit und warteten. Aber auf was?

Sie wurden sehr hungrig und sehr durstig. Daran erkannten sie, dass sie schon lange unterwegs waren. Sie wussten nichts von der Zeit. Sie wussten nur, dass sie hungrig und durstig waren und dass das Schiff weit draussen auf dem Meer sein musste – einem unbekannten Meer, mit Kurs auf einen unbekannten Hafen.

Bald wurde eine Luke hochgezogen und Männer brachten Essen und Wasser – schlechtes, matschiges Essen und Wasser, das schlecht roch und noch schlechter schmeckte; aber es war Wasser, und sie konnten damit ihren Durst stillen.

Einer der Männer sagte: «Wo ist der, der Tanar genannt wird?»

»Ich bin Tanar«, antwortete der Sohn von Ghak.

»Du wirst an Deck verlangt«, sagte der Mann und öffnete mit einem grossen Schlüssel das massive, handgeschmiedete Schloss, mit dem Tanar an den Mast gekettet war. »Folge mir!«

Das helle Licht von Pellucidars ewigem Tag blendete den Sarier, als er aus dem dunklen Loch, in dem er eingesperrt gewesen war, an Deck kletterte, und es dauerte eine ganze Minute, bis seine Augen das Licht ertragen konnten, aber sein Bewacher drängte ihn grob weiter und Tanar stolperte bereits die lange Treppe hinauf, die zum hohen Deck am Steven des Schiffes führte, als sich seine Augen an das Licht gewöhnt hatten.

Als er das oberste Deck erklomm, sah er die Häuptlinge der Korsar-Horde versammelt, und bei ihnen waren zwei Frauen. Die eine wirkte alt und unglücklich, die andere war jung und schön, aber für beide hatte Tanar keine Augen – er interessierte sich nur für die feindlichen Männer, denn diese konnte er bekämpfen, diese konnte er töten, was das einzige Interesse war, das ein Feind für Tanar, den Sarier, haben konnte, und da er so war, wie er war, konnte Tanar nicht gegen Frauen kämpfen, nicht einmal gegen feindliche Frauen; aber er konnte sie ignorieren, und das tat er.

Er wurde zu einem riesigen Kerl geführt, dessen buschiger Schnurrbart fast sein Gesicht verbarg – ein großer, brutaler Kerl mit einem scharlachroten Schal, der um seinen Kopf gebunden war. Bis auf eine bestickte, ärmellose Jacke, die vorne offen war, war der Mann oberhalb der Taille nackt, um die eine weitere bunte Schärpe gewickelt war, in die zwei Pistolen und viele lange Messer gesteckt waren, während an seiner Hüfte ein Entermesser baumelte, dessen Griff reich mit Einlagen aus Perlen und Halbedelsteinen verziert war.

Der Cid, Häuptling der Korsaren war ein mächtiger Mann – ein stämmiger, stürmischer, tyrannischer Mann, dessen Position unter den rauen und streitsüchtigen Korsaren nur von solchen wie ihm gehalten werden konnte.

Um ihn herum, auf dem hohen Deck seines Schiffes, befand sich eine Schar kräftiger Raufbolde von ähnlicher Erscheinung, während weiter unten, im Bauch des Schiffes, eine Schar kleinerer Halsabschneider, gewöhnliche Matrosen, den Gefahren und Anforderungen eines anstrengenden Feldzuges entkommen waren und sich nach ihren verschiedenen Launen entspannten.

Die meisten von ihnen waren harte Kerle, nackt bis auf die kurzen Hosen und die unvermeidlichen bunten Schärpen und Kopfbedeckungen - eine unschöne, aber malerische Gesellschaft.

An der Seite des Cid stand ein jüngerer Mann, der ein so abscheuliches Antlitz hatte, wie es noch keine Sonne je gesehen hatte, denn quer über das Gesicht, das selbst die Liebe einer Mutter herausgefordert hätte, verlief eine abstoßende Narbe von oberhalb des linken Auges bis unterhalb des rechten Mundwinkels, die die Nase mit einer tiefen, roten Spalte teilte. Das linke Auge war lidlos und trüb und starrte ständig nach oben und außen, während die Oberlippe an der rechten Seite in einem höhnischen Grinsen ständig nach oben gezogen war, das einen einzelnen hauerähnlichen Zahn entblößte. Nein, Bohar der Blutige war keine Schönheit.

Vor diese beiden, dem Cid und dem Blutigen, wurde Tanar grob geschleift.

»Sie nennen dich Tanar?«, brüllte der Cid.

Tanar nickte.

»Und du bist der Sohn eines Königs!« Er lachte laut. »Mit einer einzigen Schiffsbesatzung könnte ich das ganze Königreich deines Vaters vernichten und einen Sklaven aus ihm machen, so wie ich es mit seinem Sohn getan habe.«

»Du hattest viele Schiffsbesatzungen«, erwiderte Tanar, »aber ich habe keine von ihnen gesehen, die das Königreich von Sari zerstört hätte. Das Heer, das sie zurück in den Ozean jagte, wurde von meinem Vater befehligt, unter dem Kaiser.«

Der Cid runzelte die Stirn. »Ich habe Männer für weniger als das über die Planke gehen lassen«, knurrte er.

»Ich weiß nicht, was du meinst«, sagte Tanar.

»Das wirst du«, bellte der Cid; »und dann, beim Bart des Meeresgottes, wirst du eine höfliche Zunge bewahren. He!«, rief er einem seiner Offiziere zu, »lass einen Gefangenen holen und über die Planke gehen. Wir werden diesem Königssohn zeigen, wer der Cid ist und dass er sich jetzt unter echten Männern befindet.«

»Warum einen anderen holen?«, fragte Bohar der Blutige. »Dieser Bursche kann gehen und seine Lektion gleich lernen.«

»Aber er könnte nicht davon profitieren«, antwortete der Cid.

»Seit wann verhätschelt ist der Cid seine Feinde?«, fragte Bohar spöttisch.

Wortlos drehte sich der Cid um und versetzte Bohar einen üblen Schlag gegen das Kinn, und als der Mann zu Boden ging, riss der Häuptling eine große Pistole aus seiner Schärpe und stellte sich über ihn, die Mündung auf Bohars Kopf gerichtet.

»Vielleicht wird das dein schiefes Gesicht geraderücken oder dir etwas Hirn in deinen Dickschädel hämmern«, brüllte der Cid.

Bohar lag auf dem Rücken und starrte zu seinem Anführer hoch.

»Wer ist dein Herr?«, fragte der Cid.

»Du«, knurrte Bohar.

»Dann steh auf und bleib schön höflich«, befahl der Cid.

Als Bohar aufstand, wandte er Tanar einen finsteren Blick zu. Es war, als hätte sein gutes Auge den ganzen Hass, die Wut und das Gift im bösen Herzen des Mannes gesammelt und auf den Sarier konzentriert, den indirekten Grund für seine Demütigung, und von diesem Moment an wusste Tanar, dass Bohar der Blutige ihn mit einer persönlichen Abscheu hasste, die sich von jeder natürlichen Antipathie unterschied, die er für einen Fremden und einen Feind hätte empfinden können.

Auf dem Unterdeck waren Männer eifrig dabei, eine lange Planke über die Steuerbordreling zu legen und das innere Ende mit dicken Leinen an den Klampen zu befestigen.

Aus einer geöffneten Luke zogen andere einen gefesselten Gefangenen aus dem Königreich Thuria, der in den frühen Kämpfen im Land des Grossen Schattens gefangen genommen worden war.

Der primitive Krieger hielt seinen Kopf hoch und zeigte keine Angst vor seinen rauen Entführern. Tanar, der vom Oberdeck auf ihn herabblickte, war stolz auf diesen Mitstreiter des Imperiums. Auch der Cid sah zu.

»Dieser Stamm muss gezähmt werden«, sagte er.

Die jüngere der beiden Frauen, die beide an den Rand des Decks getreten waren und auf die Szene auf dem unteren Deck herabblickten, wandte sich an den Cid.

»Sie scheinen tapfere Männer zu sein; jeder einzelne«, sagte sie. »Es ist schade, einen von ihnen unnötig zu töten.«

»Schnauze! Mädchen«, rief der Cid aus. »Was weißt du schon von solchen Dingen? Aus dir spricht das Blut deiner Mutter. Bei den Bärten der Götter, ich wünschte, du hättest mehr vom Blut deines Vaters in deinen Adern.«

»Es ist tapferes Blut, das Blut meiner Mutter«, antwortete das Mädchen, »denn es fürchtet sich nicht, sich selbst zu sein. Das Blut meines Vaters wagt es nicht, sein Gutes vor den Augen der Menschen zu offenbaren, weil es den Spott fürchtet. Es brüstet sich mit seinem Mut, um seine Feigheit zu verbergen.«

Der Cid sprach eine Drohung aus: »Du nutzt unsere Beziehung aus, Stellara«, sagte er, »aber vergiss nicht, dass es eine Grenze gibt, die auch du nicht überschreiten darfst, denn der Cid duldet keine Beleidigungen.«

Das Mädchen lachte. »Spar dir dieses Gerede für diejenigen, die dich fürchten«, sagte sie.